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Verstehen heißt Wiedererfinden - Freinet-Kooperative eV

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möglich zu beherrschen. Und obendrein weiß jeder, dass<br />

man die anderen sehr oft benötigt um aus der Klemme zu<br />

kommen. Denn oft ist der eigene Kopf nicht ganz so frei.<br />

Hier und da und vielleicht auch noch dort gibt es Reibungen<br />

und Widerstände, die ihren Ursprung mögli cherweise<br />

in der psychischen Vergangenheit, dem fami liären Hintergrund,<br />

den verkrusteten Gewohnheiten, den automatischen<br />

Taktiken, den durchlittenen Umständen, der Blindheit<br />

gegenüber anderen Möglichkeiten ... und vielleicht<br />

sogar in den Erfolgen hat, die man bereits erzielt hat, weil<br />

dadurch das Forschen auf den Bereich beschränkt wird, in<br />

dem man bereits Freude erfahren hat.<br />

Dank der Gruppe kann man glücklicherweise neue<br />

Perspektiven gewinnen, neue Strategien entwickeln, sei ne<br />

festen Gewohnheiten überprüfen. Sehr schnell wird man<br />

feststellen, dass die anderen die Welt ganz anders sehen.<br />

Sie haben nicht die gleichen Wahrnehmungsstruk turen.<br />

Anfangs lässt sich das nur schwer akzeptieren. Die anderen<br />

scheinen nicht normal zu sein. Aber dann ge wöhnt<br />

man sich daran. Langsam wird es sogar interes sant und<br />

man versucht genauso wahrzunehmen, wie sie es tun. Die<br />

neue Sache gefällt und man gefällt sich selbst dabei. Und<br />

so macht man daraus sogar eine neue Gewohnheit. Und<br />

wenn man Glück hat, bekommt man wieder einen neuen<br />

Anstoß. Und so wird man viel freier in seinem Kopf.<br />

Viel freier, also viel intelligenter; freier, um viel breiter<br />

und genauer wahrzunehmen; fähiger, einen großen Fang<br />

aus den Netzen zu holen, die man in den Ozean der Welt<br />

taucht. Diese Art der Arbeit in der Gruppe ist so neu,<br />

dass es sich lohnt, die verschiedenen Elemente genauer zu<br />

untersuchen.<br />

Das Lachen<br />

Eigentlich müsste der Titel für dieses Kapitel ‚Die intellektuelle<br />

Gesundheit‘ lauten. Aber das wäre zu ernsthaft<br />

und stimmte überhaupt nicht mit den Inhalten überein, die<br />

ich behandeln möchte.<br />

Das Lachen begleitet mich ständig auf meinen Seminaren.<br />

Ich kann wohl sagen, dass ich mich intensiv darum<br />

bemühe, weil ich eine bestimmte Zielvorstellung habe: Ich<br />

möchte im Seminar zeigen, dass man sich die Elemen te,<br />

die beim Lernen eine Rolle spielen, unbedingt bewusst<br />

machen muss, wenn man erfolgreich sein will. Aber wenn<br />

ich mich darauf beschränken würde, sie vortragend aufzuzählen,<br />

dann würde nichts passieren. Die Teil nehmer<br />

sollen aber davon Besitz ergreifen, dafür müssen sie ganz<br />

aufnahmebereit sein. Deshalb arrangiere ich eine Art<br />

Schau, ungefähr so, wie es ein französischer Fernsehmoderator<br />

(Bernard Pivot) anfängt. Er wollte, dass man<br />

sich für die Literatur interessiert. Also setzte er den Kreis<br />

sei ner Teilnehmer sorgfältig zusammen, so dass sich<br />

Gegen sätze zeigen, Oppositionen bilden und Gleichartigkeiten<br />

herauskristallisieren konnten. Kurzum, es wurde<br />

leben dig, weil es dialogisch (Ergänzung, Widerspruch und<br />

An tagonismus) war, ein typisches Merkmal für Lebendigkeit.<br />

Auch die Fernsehzuschauer wirkten mit, nahmen teil.<br />

Und das versuche ich auch: Die anwesenden Perso nen sollen<br />

Teilnehmer sein. Sie sollen sich sehr stark engagieren,<br />

sie müssen das Problem (er)leben, damit sie es später für<br />

sich annehmen können. Damit das möglich wird, müssen<br />

sie ohne Zurückhaltung dabei sein, sich darauf einlassen,<br />

sich einfach hingeben.<br />

Trotzdem braucht man sich keine Sorgen zu machen:<br />

Das Lachen wird sich auf jeden Fall durchsetzen - vor<br />

allem, wenn vier oder fünf Männer in der Gruppe sind.<br />

Tatsächlich fühlen sich die Männer in unserer Gesellschaft<br />

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