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URLAUB & ABENTEUER<br />
Kräftemessen<br />
Kuba<br />
<strong>vor</strong> 50 Zentimeter lange Snapper kämpften wie<br />
30-Pfund-Karpfen. Spielend rissen sie Schnur von<br />
der Rolle, obwohl die Bremse zugedreht war. HENNING STÜHRING drillte<br />
in der Karibik, was das Zeug hielt. Und manchmal auch ein bisschen mehr...<br />
86 FISCH & FANG 1/2006<br />
Pewe drillt einen kampfstarken Barrakuda.
Tarpon, Jack, Königsmakrele,<br />
Barrakuda, Snapper, Grouper<br />
und viele Spezies mehr lauern<br />
unter unserem Kleinboot. So viel weiß<br />
ich schon <strong>vor</strong> dem ersten Wurf. Unbekannt<br />
ist nur, wie die Räuber tatsächlich<br />
kämpfen werden. Noch kann ich<br />
mir nicht so recht <strong>vor</strong>stellen, dass bereits<br />
ein halbmeterlanger Snapper eine<br />
Viertelstunde lang Schnur von einer<br />
Rolle zieht, die bis zum Anschlag dicht<br />
gedreht ist. Aber immerhin war ich<br />
durch Peter-Werner Wilhelm („Pewe“)<br />
vom <strong>Fishermen</strong> <strong>Travel</strong> <strong>Club</strong> (FTC), ein<br />
renommierter Angelreiseveranstalter<br />
aus der Schweiz, <strong>vor</strong>gewarnt: „Diese<br />
Kampfkraft der tropischen Fische ist<br />
einfach unglaublich. Wer die nicht<br />
selbst erlebt hat, glaubt es nicht!“<br />
Und da ich es noch nicht selbst erlebt<br />
habe, präperiere ich mein Geschirr wie<br />
aus Europa gewohnt. Gefischt wird mit<br />
schweren Spinnruten von 2,40 bis 3,00<br />
Meter Länge, die Wurfgewichte liegen<br />
zwischen 100 und 150 Gramm. Als Rollen<br />
kommen nur robuste Modelle mit<br />
mindestens 300 Meter 0,25er Schnurfassung<br />
und absolut ruckfrei arbeitende<br />
Bremsen in Frage. Ich selbst spule<br />
eine 0,20er Geflochtene der Marke Climax<br />
auf. Bis hierhin ist unser Guide<br />
Mario noch recht zufrieden mit meinen<br />
Vorbereitungen. Das ändert sich<br />
50-Pfund-Tarpon.<br />
Einen Biss dieser<br />
Räuber zu kassieren,<br />
ist schon gut,<br />
ihn zu haken, noch<br />
besser, aber ihn<br />
auch zu landen,<br />
spitze!<br />
jedoch, als ich die Bremse einstelle,<br />
nämlich so, dass ich gerade noch mit allerletzter<br />
Kraft Schnur von der Rolle<br />
ziehen kann. Darüber schüttelt er nur<br />
den Kopf: „Noch viel härter -- die Fische<br />
haben mehr Kraft als du und werden<br />
schon Leine nehmen, und zwar<br />
richtig viel!“ Sein Wort in Petrus Ohr,<br />
denke ich nur und sehe den Materialbruch<br />
schon <strong>vor</strong> Augen. Andererseits<br />
fährt der Mann fast täglich raus und<br />
wird schon wissen, was Sache ist.<br />
Als Köder dienen uns in erster Linie<br />
blau-silberne Wobbler, die Beutefische<br />
wie Sardinen besonders gut imitieren.<br />
Auf Grund der enormen Kampfkraft<br />
der Fische tauschen wir allerdings alle<br />
Sprengringe und Drillinge gegen robusteres<br />
Salzwassermaterial aus. Tief tauchen<br />
müssen die Wobbler nicht, „denn<br />
die Räuber kommen oft vom Grund<br />
hoch und packen die Köder direkt<br />
an der Oberfläche“, versichert Mario.<br />
Um auch <strong>vor</strong> dem Furcht erregenden<br />
Gebiss der Barrakudas gewappnet zu<br />
sein, schalten wir ein zirka 70 Zentimeter<br />
langes Stück Hardmono <strong>vor</strong>, das<br />
mindestens 60 lb trägt. Alternativ kann<br />
auch ein Stahl<strong>vor</strong>fach zum Einsatz<br />
kommen. Allerdings empfiehlt unser<br />
Guide Hardmono.<br />
Zu dritt beginnen wir zu werfen. Aber<br />
schon nach wenigen Versuchen wird<br />
unser Bootsführer nervös: „Da, Seevögel<br />
stoßen aufs Wasser. Dort rauben Fische.“<br />
Ruck, zuck sind wir am Ort des<br />
Schlachtfestes. Allerdings ist der Spuk<br />
genauso plötzlich beendet, wie er begonnen<br />
hat. Wir werfen trotzdem weiter,<br />
bis Mario erneut auf die Horizontlinie<br />
weist und „Tarpon!“ ruft. Wir sehen<br />
es, massige grün-silberne Fischleiber<br />
buckeln an der Oberfläche, vielleicht<br />
20, 30 Exemplare. Aber auch<br />
hier gelangen wir leider nicht in Wurfweite<br />
- unsere großen Tarponstunden<br />
sollten noch ein bisschen auf sich warten<br />
lassen...<br />
Schließlich probieren wir es mit<br />
Schleppfischen. Schon nach wenigen<br />
Minuten steigt bei mir ein Räuber ein,<br />
und zwar so heftig, dass ich die Rute<br />
kaum fest halten kann. Und tatsächlich:<br />
Die Schnur ratscht von der dicht<br />
geknallten Bremse runter wie nichts!<br />
Automatisch fährt meine Rute nach<br />
oben, und der Fisch steigt aus. Ein typischer<br />
Anfängerfehler. Unser Guide<br />
ist sich sicher: „Tarpon! Aber mit einem<br />
solchen Spontan-Anhieb ist der<br />
nicht zu haken.“ Denn Tarpon und Co.<br />
sind weit weniger empfindlich als unsere<br />
heimischen Räuber, wenn sie den<br />
Köder nehmen. Sie spucken ihn nicht<br />
sofort aus. Zudem, und das ist der entscheidende<br />
Punkt, sind die Mäuler<br />
FISCH & FANG 11/2004 89
URLAUB & ABENTEUER<br />
knochenhart. Erst wenn der Köder<br />
richtig im Maul sitzt und die Rucke des<br />
Fisches deutlich zu spüren sind, muss<br />
man „unmittelbar nacheinander zwei<br />
bis drei kurze, aber harte Anhiebe platzieren“.<br />
Das will wirklich erst einmal verinnerlicht<br />
sein. Denn auch der nächste<br />
Anhieb geht ins Leere.<br />
Süß- und Salzwassererfahrungen<br />
aus europäischen<br />
Revieren gelten<br />
hier eben nur sehr bedingt.<br />
Pewe, der bereits über<br />
Kuba-Erfahrungen verfügt, macht es<br />
auf Anhieb effektiver. Er hat einen<br />
schönen Barrakuda gehakt, der bis zur<br />
Landung gehörig Gas gibt. Im Drill sehe<br />
ich eine Biegekurve der Rute, dass<br />
mir Angst und Bange wird -- wie soll das<br />
erst bei einem Tarpon oder großen<br />
Snapper werden?<br />
Ich bin wohl nicht der Einzige, der so<br />
ehrfürchtig denkt. Zu unserer Gruppe<br />
zählen auch drei weitere Schweizer, die<br />
in den beiden Nachbarbooten sitzen:<br />
Ruedi Brumann und Erich Kesselring,<br />
zwei renommierte Fischereiartikelhändler,<br />
sowie Sam Leutenegger. Als<br />
Sam einen Großräuber hakt, ist er so<br />
perplex ob der brutalen Gewalt am anderen<br />
Ende, dass er seine Rute Hilfe<br />
suchend an den Guide weiterreicht!<br />
Und Erich kassiert einen Megabiss, gefolgt<br />
von einer Flucht über 100, 200,<br />
300 Meter -- bis die Rolle leer ist und es<br />
„Peng“ macht ...<br />
„Biegekurven, dass<br />
einem Angst und<br />
Bange wird“<br />
Beim Wurfangeln auf die bärenstarken Räuber sollten nur<br />
qualitativ hochwertige Rollen und Vorfachmaterialien<br />
zum Einsatz kommen.<br />
Mir reichen schon als Vorgeschmack<br />
für die noch zu erwartenden Hammererlebnisse<br />
die ersten Barrakuda-Drills.<br />
Nach vier Stunden und bereits denkwürdigen<br />
Erlebnissen ist unser erster<br />
Angeltag beendet. Denn wegen der<br />
großen Hitze, die tagsüber herrscht,<br />
wird nur morgens, von zirka sechs Uhr<br />
bis gegen Mittag, raus-<br />
gefahren.<br />
Danach geht es zum<br />
Relaxen in unser Hotel,<br />
dam 5-Sterne-Komplex<br />
Melia Cayo Santa Maria.<br />
Angereist sind wir per<br />
Flugzeug über Varadero an der Nordwestküste<br />
Kubas. Von dort aus geht es<br />
per Kleinbus etwa vier Stunden lang in<br />
östlicher Richtung bis zum Hotel, das<br />
in Caibarién bei Villa Clara liegt. Ob<br />
am Pool, Strand oder abends in den<br />
verschiedenen Bars, bei den entspannenden<br />
Klängen kubanischer Musik,<br />
erfrischenden Cock-<br />
tails und guten Cohibas<br />
lässt man den<br />
stets erlebnisreichen<br />
Vormittag am Wasser<br />
Revue passieren.<br />
Am zweiten Tag empfängt<br />
uns im Hafen der<br />
anbrechende Tag mit einem der unvergleichlichen<br />
karibischen Sonnenaufgänge.<br />
Jeden Morgen strahlt der<br />
Himmel in anderen Farben: Mal klar<br />
und blutrot, dann wieder mit gold<br />
geränderten, bizarren Wolkenformationen.<br />
Begleitet von Delphinen und<br />
„Eine<br />
Megaflucht:<br />
100, 200, 300<br />
Meter - peng!“<br />
Film ab!<br />
Die beiliegende DVD veranschaulicht<br />
die einmalige Kampfkraft der<br />
kubanischen Meeresräuber. Der<br />
Film zeigt beinharte Drills und faszinierende<br />
Naturaufnahmen.<br />
Pelikanen steuern wir die Fanggründe<br />
an, die nur eine gute Viertelstunde<br />
Bootsfahrt entfernt liegen.<br />
Die ersten Würfe folgen, noch herrscht<br />
eine himmlische Ruhe. Plötzlich<br />
zerreißt wieder der markante Ruf „Tarpon!“<br />
die Stille. Mario sekundiert kurz<br />
und knapp: „Sie fressen!“ Elektrisiert<br />
von dem spekatkulären Anblick der<br />
buckelnden 40-, 50-, 60-, 70- und „Gottweiß-wie-viel“-Pfünder<br />
starren wir auf<br />
die Horitzontlinie. Und jetzt passt unser<br />
Timing, wir gelangen in Wurfweite<br />
zu den Räubern, die wie auf dem<br />
Präsentierteller <strong>vor</strong> uns liegen.<br />
Diesmal habe ich einen Gummifisch<br />
montiert und visiere den<br />
Schwarm an. Exakt zwischen die<br />
Riesenrücken setzt der Shad auf.<br />
Gerade mal drei, vier Kurbelumdrehungen<br />
kann ich machen, da<br />
ruckt es auch schon am anderen Ende.<br />
Diesmal beherrsche ich mich, unterdrücke<br />
den „Spontan-Anhieb“ und<br />
kann den Tarpon tatsächlich haken.<br />
Im selben Augenblick katapultiert sich<br />
der silberne Riese, vielleicht 40, 50<br />
Pfund schwer, meterhoch aus dem<br />
Wasser. Wahnsinn! Es ist wohl mit der<br />
spektakulärste Anblick, den die Angelei<br />
überhaupt bieten kann. Und erst<br />
das Gefühl: Irre, diese Kampfkraft! Eine<br />
absolute Garantie für erhöhten Adrenalinausstoß.<br />
Unser Guide hat nur<br />
kurz nach mir seinen Wobbler in den<br />
Schwarm gefeuert und ruft jetzt ebenfalls<br />
„Fisch on!“ Doppeldrill, der Hammer!<br />
Urplötzlich steigt mein Fisch aus,<br />
aber allein dieser kurze Kontakt war<br />
schon eine ganze Weltreise wert.<br />
Schließlich übergibt unser Guide die<br />
Rute an Pewe, der damit eine anstrengende<br />
Frühschicht <strong>vor</strong> sich hat. Immer<br />
wieder schraubt sich der Tarpon aus<br />
dem Wasser und klatscht wie eine Granate<br />
auf die Oberfläche. Fantastische<br />
Bilder, die ich mit der Foto- und Filmkamera<br />
einzufangen versuche. Endlich,<br />
nach zirka halbstündiger, voller<br />
Kraftaufbietung, ist der Tarpon am
Boot und kann gelandet werden. „Petri!<br />
Der wird seine 50 Pfund haben.“<br />
Was für ein Auftakt an diesem zweiten<br />
Angeltag! In der Folge fangen wir<br />
noch einige Barrakudas<br />
sowie halbstarke Jacks<br />
und Snapper, die sich<br />
aber ebenfalls gehörig<br />
und buchstäblich ins<br />
Zeug legen. Man muss<br />
es immer wieder betonen:<br />
In Bezug auf die<br />
Körpergrößen kämpfen<br />
diese Spezies wie kaum irgendwelche<br />
anderen Arten. Als Mitteleuropäer<br />
muss man sich das in etwa so <strong>vor</strong>stellen:<br />
Ein 30 Zetimeter langer Flussbarsch<br />
hat gebissen und legt Preschfluchten<br />
hin wie ein 30-pfündiger Karpfen.<br />
Wenn ein größerer Snapper, Jack oder<br />
Tarpon einsteigt, ist der Ausgang des<br />
Drills stets völlig offen. Diese Kampfmaschinen<br />
haben selbst beim Einsatz<br />
modernsten und robustesten Geräts<br />
immer eine reelle Chance, die Oberhand<br />
zu behalten.<br />
Was mir hier <strong>vor</strong> Kubas Küste besonders<br />
gut gefällt, ist der bescheidene<br />
Materialeinsatz. Ganz anders als beim<br />
hoch technisierten Big Game. An Bord<br />
der Kleinboote gibt es keine Echolote<br />
oder Downrigger, die Guides peilen<br />
die Hot Spots nach Erfahrung und<br />
bloßem Gespür -- oft genug mit Auge<br />
und Ohr -- an, und die Angler halten<br />
nur ihre schweren Spinnruten zum<br />
Casten und Trollen in der Hand. Fangen<br />
muss man noch selbst; das ist wirklich<br />
Fischen pur!<br />
Der nächste Tag bringt mir einen regelrechten<br />
Blitzstart. In einem kanalartigen<br />
Mangrovengewässer buckeln<br />
plötzlich einige Riesenräuber keine<br />
20 Meter <strong>vor</strong> unserem Bug. Klarer<br />
Fall: „Tarpon!“ Mein Wobbler klatscht<br />
zwischen die silber-grünen Buckel.<br />
Ganze zwei Würfe braucht es. Dann<br />
ein Schwall, gefolgt von ein paar<br />
Rucken, der dreifache Anhieb, und da<br />
springt der gehakte Riese auch schon -<br />
und was für einer! Marios Kennerblick<br />
schätzt den Tarpon auf 80 Pfund. Es ist<br />
schon beängstigend, wie die Geflochtene<br />
von der Rolle fliegt. Zum Glück<br />
„Absolute<br />
Garantie für<br />
erhöhten<br />
Adrenalinausstoß“<br />
Man weiß nie so recht, was gerade<br />
gebissen hat: Diverse Snapper-,<br />
Jack- und Makrelenarten sorgen<br />
allesamt für schweißnasse Fänger.<br />
zeigt sich der silberne Riese etwas richtungslos<br />
und prescht in einer langen<br />
Kurve rund ums Boot. Bei einer geraden<br />
Flucht wären sonst schon nach der<br />
ersten Minute Drill an die 200 Meter<br />
KRÄFTEMESSEN VOR KUBA<br />
Schnur von der Spule gerissen. So sind<br />
„nur“ 80 Meter verloren, und die Kontrolle<br />
fällt auf diese Distanz sehr viel<br />
leichter. Nun wiederholt sich das schon<br />
bekannte Spiel: Erst zieht die Schnur<br />
FISCH & FANG 1/2006 89<br />
Fotos:Verfasser
URLAUB & ABENTEUR<br />
✔ Reiseveranstalter: Spezial-Angelreisen<br />
inklusive An- und Abreise<br />
(Flug Zürich-Varadero), Bus-<br />
Transfer, all-Inklusive (Vollpension)<br />
im 5-Sterne-Hotel Melia<br />
Cayo Santa Maria, Organisation<br />
von Angelbooten und Guiding,<br />
bietet: <strong>Fishermen</strong> <strong>Travel</strong> <strong>Club</strong><br />
(FTC AG), Albisstrasse 28, CH-<br />
8038 Zürich, Tel. ab Deutschland<br />
0041/444820030, Fax 0041/<br />
444820848, Internet: www.fisher<br />
men-travel-club.ch, E-Mail: ftc@<br />
bluewin.ch<br />
Richtung Oberfläche -das<br />
Signal zum Sprung<br />
-- und dann heißt es:<br />
Rute runter! Hernach<br />
bohrt der<br />
Fisch wieder schräg in<br />
die Tiefe, wobei die Schnur nur so<br />
von der Rolle fliegt. Schließlich<br />
steht der Tarpon stur im tieferen<br />
Wasser, und die Pumparbeit<br />
beginnt -- bis zum nächsten<br />
Sprung. So wogt der Kampf eine<br />
Viertelstunde hin und her, langsam<br />
gewinne ich<br />
Meter um Meter<br />
Leine zurück, bis<br />
plötzlich der Zug er-<br />
90 FISCH & FANG 1/2006<br />
Reise-Check<br />
✔ Bestimmungen: Für Tarpon gilt<br />
striktes Catch & Release. Das gesamte<br />
Angelgerät ist selbst mitzubringen.<br />
Es ist üblich, die Guides<br />
mit einem guten Trinkgeld<br />
zu entlohnen, auch für Köder<br />
und Kleinzubehör, das auf Kuba<br />
schwer erhältlich ist, sind die Angelführer<br />
sehr dankbar. Für das<br />
vergleichsweise sehr bescheidene<br />
Entgeld wird eine Betreuung<br />
der absoluten Spitzenklasse geboten.<br />
Kalte Getränke an Bord<br />
werden extra abgerechnet.<br />
✔ Allgemeine Infos:<br />
Alles nötige Wissen<br />
über Land, Leute<br />
und Angelei vermittelt<br />
Ihnen gern<br />
der <strong>Fishermen</strong> <strong>Travel</strong><br />
<strong>Club</strong> (s. Reiseveranstalter).<br />
Das 5-Sterne-<br />
Hotel Melia Cayo<br />
Santa Maria.<br />
schlafft. „Mist, ausgestiegen!“ Als ich<br />
den Wobbler eingekurbelt habe und<br />
auf die Drillinge starre, bin ich völlig<br />
perplex: „Einfach aufgebogen und gerade<br />
gezogen!“ Auch das gehört <strong>vor</strong><br />
Kubas Küsten dazu: Selbst das beste<br />
Gerät gelangt hier an seine Grenzen.<br />
Wir wechseln den Platz und steuern<br />
wieder die offenen Küstenabschnitte<br />
an. Der Anblick der buckelnden<br />
Tarponschwärme ist uns mittlerweile<br />
bekannt. Aber was wir heute<br />
hier draußen zu sehen<br />
bekommen, verschlägt<br />
uns denn doch die Sprache:<br />
Tarpone an der<br />
Oberfläche, so weit das<br />
Auge reicht! Ich blicke<br />
Mario entgeistert an<br />
und versuche die Zahl der Fische grob<br />
zu schätzen: „Vielleicht Einhundert?“<br />
„Nein, nein, 500!“ Unfassbar, ein halbes<br />
Tausend großer Tarpone rund ums<br />
Boot!<br />
Auch unsere Nachbarboote haben’s<br />
registriert, und schon nach wenigen<br />
Würfen steht bei Erich die Rute<br />
krumm. Zwischenzeitlich haben sie so-<br />
„Ein halbes Tausend<br />
großer Tarpone rund<br />
ums Boot“<br />
KRÄFTEMESSEN VOR KUBA<br />
gar einen Doppeldrill an Bord, jedoch<br />
steigt der zweite Tarpon wieder aus.<br />
Aber Erich behält die Ruhe und kann<br />
den 50-Pfünder nach einer halben<br />
Stunde landen. Was für ein Tag!<br />
Viel zu schnell vergeht die Zeit mit<br />
weiteren einmaligen Drill- und Fangerlebnissen.<br />
Guide Mario mag es besonders<br />
gern spektakulär und greift zum<br />
Popper. Barrakudas und Snapper<br />
schlagen brachial die Oberflächenköder,<br />
fast wie Raubvögel im Sturzflug ihre<br />
Beute, nur verläuft die Stoßrichtung<br />
in diesem Fall von unten nach oben.<br />
Am letzten Tag wollen wir es dann<br />
noch einmal gezielt auf Snapper, Jack<br />
und Königsmakrele probieren. In Tiefen<br />
zwischen zehn und 15 Metern kann<br />
man im glasklaren Wasser sogar auf<br />
Sicht fischen. Ich montiere einen Federjig<br />
und lasse ihn nach dem Wurf bis<br />
in Grundnähe durchsacken. Schon<br />
nach wenigen Auf- und Abbewegungen<br />
sehe ich, wie ein Snapper dem Köder<br />
folgt - und ihn schließlich in Sekundenbruchteilen<br />
einsaugt. Und was<br />
dann folgt, sind Urgewalten pur! Die<br />
Rute wird mit einer solchen Vehemenz<br />
runtergerissen, dass einem schon nach<br />
einer Minute Drill der Schweiß in Strömen<br />
läuft - und so geht das dann 15, 20<br />
Minuten lang, und wir haben es noch<br />
nicht einmal mit den „richtig kapitalen“<br />
Exemplaren zu tun, wie Mario<br />
trocken meint; und überhaupt seien<br />
„die ganzen Fänge bisher, was Zahl und<br />
Größe betrifft, eher unterdurchschnittlich!“<br />
In den Nachbarbooten die gleichen<br />
Bilder. Drills auf Biegen und Brechen.<br />
Mal behält der Angler die Oberhand,<br />
mal der Fisch. Beim abschließenden<br />
Schleppen gelingen Pewe und Ruedi<br />
noch einmal zwei beeindruckende<br />
Fänge: Während Pewe<br />
einen dicken Jack ans<br />
Boot pumpt, bezwingt<br />
Ruedi eine herrliche<br />
Königsmakrele von<br />
1,20 Meter Länge.<br />
Nach einer Woche<br />
Kuba steht für mich fest: Ich komme<br />
wieder - aber das nächste Mal nicht im<br />
September, sondern im Mai, zur besten<br />
Großtarpon- und Jackzeit, und zwar<br />
mit Fliegenfischergeschirr. Denn das<br />
soll sogar noch eine Spur heftiger<br />
sein -- ich kann’s mir jetzt zumindest<br />
ein bisschen besser<br />
<strong>vor</strong>stellen...