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Das Vermächtnis der Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 - Die ...

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wurde, dass Christen keinem an<strong>der</strong>en Herrn zu gehorchen haben, als<br />

ihrem Herrn Jesus Christus und dies in allen Bereichen <strong>des</strong> Lebens, also<br />

nicht nur im geistlichen Bereich nach lutherischem Verständnis. Es hat<br />

einen Martin Niemöller gegeben, <strong>der</strong> selbstkritisch, in persönlicher Haft<br />

<strong>des</strong> Führers sitzend, sagen konnte: „An mich geht <strong>der</strong> Vorwurf eines<br />

Menschen, <strong>der</strong> in die Partei gegangen ist und SS-Mann geworden ist“,<br />

<strong>der</strong> Vorwurf <strong>der</strong> da lautet: „Ich habe dich predigen hören, du hat mich<br />

1933/34 vor nichts gewarnt.“ Niemöller konnte hieraus folgern, dass die<br />

Kirche schuldiger ist als alle an<strong>der</strong>en, weil sie im Wissen um Wahrheit<br />

und Recht geschwiegen habe. 1945 hat die evangelische Kirche mit <strong>der</strong><br />

Stuttgarter Schul<strong>der</strong>klärung die Möglichkeit geschaffen, wie<strong>der</strong> in den<br />

ökumenischen Kontext zurückzukehren. <strong>Das</strong> Darmstädter Wort <strong>des</strong><br />

Bru<strong>der</strong>rates tat ein gleiches. Es hat eine Reihe Menschen gegeben,<br />

gerade auch im Umfeld <strong>des</strong> <strong>20.</strong> Juni, so den Gefängnispfarrer Harald<br />

Poelchau, die in ganz erstaunlicher Weise dazu beigetragen haben, dass<br />

Menschen, denen <strong>der</strong> Unrechtsstaat das Leben ruinierte, einigermaßen<br />

in dieser Phase <strong>der</strong> Haft überleben konnten und <strong>der</strong> sie begleitete auf<br />

ihren letzten, schwersten Gang. <strong>Die</strong> Kirche hat gelernt aus ihrem<br />

Versagen, sie hat auch ihre Predigtpraxis überprüft und nach<br />

Antijudaismen gefragt, die in <strong>der</strong> Exegese biblischer Texte, speziell<br />

neutestamentlicher Texte, nicht aufgedeckt worden sind und zu einem<br />

latenten Antisemitismus beigetragen haben. <strong>Die</strong> Kirche hat ihr Verhältnis<br />

zum Judentum überdacht, sie hat sich zu einer in kritischer Solidarität<br />

dem Staat gegenüber wirkenden, den demokratischen Prinzipien<br />

verpflichtenden Größe entwickelt und sie scheut heute nicht – wenn<br />

nötig – um <strong>der</strong> Würde <strong>des</strong> Menschen Willen und um <strong>der</strong> Werte <strong>des</strong><br />

freiheitlich demokratischen Staates Willen, für die einzutreten, die auch<br />

in einem Rechtsstaat an den Rand geraten können. Es geht hier um eine<br />

Kultur <strong>der</strong> Anerkennung und Wertschätzung <strong>des</strong> Lebens, die nicht<br />

bestimmte Entwicklungsstadien <strong>des</strong> Lebens, bestimmte gesellschaftliche<br />

Gruppen wie Behin<strong>der</strong>te, Kranke, Alte, Arme und Zugewan<strong>der</strong>te<br />

ausgrenzt. Und letztendlich haben sich gerade in diesen Tagen die<br />

evangelischen Kirchen in Sachsen-Anhalt, zu denen auch die ev.lutherische<br />

Lan<strong>des</strong>kirche in Braunschweig zählt, mit einem<br />

gemeinsamen Wort gegen einen neuen Rechtsextremismus gewendet<br />

und deutlich gemacht, dass unsere Gemeinschaft Menschen braucht, die<br />

Verantwortung für sie übernehmen. Deswegen sehe ich es als<br />

zunehmend unerträglich an, wie Politiker und Politikerinnen pauschal<br />

auch in unserem Land diffamiert werden dürfen.<br />

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