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Der Zürcher Cercle auf Goldkurs - Hotel & Gastro Union

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Regionalequipen – Teil 1<br />

<strong>Der</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Cercle</strong> <strong>auf</strong><br />

<strong>Goldkurs</strong><br />

Wer stellt die nächste Kochnationalmannschaft? Vier bis fünf Regionalmannschaften<br />

gehen ins Rennen und wollen sich an Wettbewerben von ihrer besten Seite zeigen.<br />

Eine der ambitionierten Mannschaften ist die Kochkunstequipe des <strong>Cercle</strong> des Chefs<br />

de Cuisine Zürich (CCCZ). Food & Beverage stellt sie näher vor.<br />

Von links: Andy Bettler, Alessandro Mordasini,<br />

Claudia Schmid und Frank Poschmann.<br />

Von links: Thomas Kuster, Andreas Altorfer<br />

und Heinz Vorhofer.


Gold in der kalten Show und<br />

Gesamtsieg an der European<br />

Culinary Challenge – das <strong>Zürcher</strong><br />

<strong>Cercle</strong>-Team präsentierte sich an<br />

den zwei Kochwettbewerben der diesjährigen<br />

ZAGG-Messe in Luzern in glänzender<br />

Verfassung.<br />

«In der warmen Küche ist das Team<br />

<strong>auf</strong> Kurs. Bei der kalten Show müssen<br />

sich die <strong>Zürcher</strong> für Luxemburg noch<br />

steigern», erklärt Werner Schuhmacher.<br />

Konkret spricht der Präsident der Wettbewerbskommission<br />

des Schweizer<br />

Kochverbands damit die «expogast» an.<br />

Ein internationaler Kochwettbewerb, der<br />

am 19. November in Luxemburg beginnt<br />

und bei dem neben Nationalteams<br />

die besten Regionalmannschaften der<br />

Welt antreten.<br />

Das ambitionierte <strong>Zürcher</strong> <strong>Cercle</strong>-<br />

Team (CCCZ) will in Luxemburg unbedingt<br />

<strong>auf</strong> die vorderen Ränge. Wohlwissend,<br />

dass, wer an der «expogast» ausgezeichnet<br />

abschneidet, beste Chancen<br />

hat, die nächste Nationalmannschaft zu<br />

stellen.<br />

Food & Beverage stellt den «harten<br />

Kern» der <strong>Zürcher</strong> Regionalmannschaft<br />

näher vor.<br />

Captain Thomas Kuster (31), Leiter<br />

Küche Theorie im Belvoirpark Zürich<br />

«Als 2003 die <strong>Zürcher</strong> <strong>Cercle</strong>-Mannschaft<br />

zur Nati <strong>auf</strong>gestiegen war, such-<br />

te man neue Köche für die Regionalequipe.<br />

Anton Pfefferle, Vizedirektor der<br />

Belvoirpark-Schule, fragte mich damals,<br />

ob ich nicht mitmachen wolle. Ich sagte<br />

zu. Im selben Jahr stellte ich noch als<br />

Einzelaussteller aus, ein Jahr später hatten<br />

wir schon ein neues Team mit Dani<br />

Schär, Andy Bettler und mir. Von da an<br />

war ich auch Captain.<br />

Bis Andi Altorfer zum Team gestossen<br />

ist, habe ich mich praktisch um die<br />

gesamte Organisation gekümmert.<br />

Heute bin ich als Captain unter anderem<br />

für die Mannschaftskoordination, den<br />

Lebensmitteleink<strong>auf</strong> und den Kontakt<br />

zu den Sponsoren zuständig. Konkret<br />

heisst das: telefonieren und E-Mails beantworten<br />

ohne Ende. Ich mache das alles<br />

in meiner Freizeit und zum Teil in den<br />

Ferien. Oft trainiere ich an Wochenenden<br />

in der Küche im Belvoirpark, dafür bin ich<br />

meinem Betrieb sehr dankbar.<br />

Kochen ist mir in die Wiege gelegt<br />

worden. Ich setze die Berufstradition der<br />

Kusters nun schon in der vierten Generation<br />

fort. Angefangen habe ich übrigens<br />

in der ‹Taverne zum Kreuz› in<br />

Olten. Nach einer Station im ‹Schloss<br />

Hallwil› hat es mich 2000 nach Zürich<br />

gezogen. Ich war Commis im ‹Baur au<br />

Lac›, später kochte ich im Restaurant<br />

Flühgasse. Seit 2003 bin ich im Belvoirpark.<br />

Kochvorbilder habe ich keine.<br />

Manchmal schaue ich mir etwas von<br />

Stars wie Caminada oder Rochat ab.<br />

Was ich in zehn Jahren mache? Vielleicht<br />

Berufsschullehrer oder Lebensmitteltechnologe.<br />

Aber das ist noch<br />

offen.»<br />

Teamchef Andi Altorfer (41), verantwortlich<br />

für die Warenbeschaffung<br />

bei der Dörig & Brandl AG, Schlieren<br />

«Ich kenne das Wettbewerbskochen<br />

schon lange. Vier Jahre lang war ich<br />

Mitglied bei den ‹Copains des Alpes›.<br />

Eines Tages hat es für mich nicht mehr<br />

gestimmt. Lange kam für mich Kochkunst<br />

mit einem Team nicht mehr in Frage,<br />

bis ich Frank Poschmann, heute Organisator<br />

des <strong>Zürcher</strong> <strong>Cercle</strong>-Teams,<br />

kennen lernte. Er arbeitete für mich im<br />

‹Meal & More› in Regensdorf. Vor zwei<br />

Jahren fragte er mich, ob ich nicht im<br />

<strong>Zürcher</strong> <strong>Cercle</strong>-Team aushelfen könnte.<br />

Und zwar am Pass beim warmen Kochen<br />

an der ZAGG. ‹Okay›, sagte ich,<br />

‹ich helfe euch.› Na ja, so bin ich wieder<br />

reingerutscht. Ich habe sofort gemerkt,<br />

dass das Team super ist. Die helfen einander<br />

und haben die Ware immer dabei.<br />

Aber so richtig mitmachen, kam<br />

nicht in Frage. Gelieren und so ist vorbei.<br />

Ich bin offiziell heute Teamchef, übernehme<br />

viel Organisatorisches und bin<br />

Schnittstelle zwischen Team und Juroren<br />

sowie Kochverband. Wenn ich so<br />

Kochen in der Wettbewerbsbox. Hinter Glas bereitete die <strong>Zürcher</strong> Regionalmannschaft an der European Culinary Challenge in<br />

Luzern (ZAGG) in gut fünf Stunden ihr warmes Dreigangmenü zu. In der Endabrechnung holte das Team Gold und Platz eins.<br />

46 Food & Beverage 4/2010<br />

Kritischer Jury-Blick. ZAGG-Juror Giovanni Beltramini nimmt das warme Wettbewerbsmenü<br />

des <strong>Zürcher</strong> <strong>Cercle</strong> genau unter die Lupe.<br />

<strong>auf</strong> meine Kochl<strong>auf</strong>bahn zurückschaue,<br />

habe ich viel bei Erwin Leo Stocker im<br />

‹Victoria-Jungfrau› in Interlaken gelernt.<br />

Das war ein harter Hund! Vom Kochen<br />

her imponierte mir Marc Zimmermann<br />

im ‹Zunfthaus zum Königsstuhl› in Zürich.»<br />

Pâtissière Claudia Schmid (33), Chef<br />

Konditor-Confiseur,Confiserie Sprüngli<br />

in Dietikon<br />

«2005 und 2006 zeigte ich als Einzelausstellerin<br />

an der ZAGG Schokoladenschaustücke.<br />

Danach ermutigte mich<br />

eine Freundin, mich beim CCCZ zu melden,<br />

da der Pâtissier-Posten der Mannschaft<br />

neu zu besetzen war. Für mich<br />

war das ein Schritt in eine völlig neue<br />

Welt. Bis dahin staunte ich nur über die<br />

Leute, die mit Pinzetten, Zahnstochern<br />

und Wattestäbchen hantierten, und<br />

plötzlich war ich mittendrin. An der Igeho<br />

2007 stellte ich zum ersten Mal mit<br />

der Mannschaft ein kaltes Programm<br />

aus. Wenn ich mich an mein Schaustück<br />

von damals erinnere, kann ich mir<br />

ein Lächeln nicht verkneifen. Das Schaustück<br />

war golden von oben bis unten<br />

und stellte einen Bacchus-Brunnen dar,<br />

in dem dank eingebauter Zirkulationspumpe<br />

Wein floss. Auch der Rest meiner<br />

Kreation war ziemlich crazy.<br />

Vorbilder sind für mich heute Rolf<br />

Mürner, Bernd Siefert und Fabian<br />

Sänger, der ‹Swiss Chocolate Master›<br />

von 2009. Mich fasziniert die Leichtigkeit,<br />

mit der sie ans Werk gehen, die Ruhe,<br />

die sie ausstrahlen, wenn sie zum<br />

Beispiel über Schokolade reden. Ideen<br />

hole ich mir aus Büchern französischer<br />

Pâtissiers wie Pierre Hermé und natürlich<br />

Gaston Lenôtre.<br />

Ich gehe an keine Ausstellung, ohne<br />

meine Kreationen mit meiner Arbeitskollegin<br />

Regina von Däniken zu besprechen.<br />

Die ehemalige Nati-Pâtissière und<br />

Kurze Geschichte des <strong>Cercle</strong><br />

des Chefs de Cuisine Zürich<br />

Es ist der 16. Mai 1935. Im Restaurant<br />

«Weisses Kreuz» in Zürich treffen sich 15<br />

heimische Küchenchefs und gründen<br />

eine Gruppierung, die sie kurzerhand<br />

<strong>Cercle</strong> des Chefs de Cuisine Zürich<br />

(CCCZ) nennen. Als ersten Präsidenten<br />

wählen sie Charles Waser, damals Küchenchef<br />

im <strong>Hotel</strong> Habis-Royal am<br />

Bahnhofplatz Zürich.<br />

<strong>Der</strong> neu gegründete <strong>Cercle</strong> setzt sich<br />

zum Ziel, den beruflichen Austausch zu<br />

fördern, aber auch Kameradschaft und<br />

Geselligkeit zu pflegen.<br />

1968 bildet der CCCZ eine erste<br />

Kochkunstequipe, die fortan an nationalen<br />

wie internationalen Wettbewerben<br />

teilnimmt. Erster grosser Erfolg ei-<br />

langjährige Jurorin setzt meinen Ideen<br />

oft noch das fehlende i-Pünktchen <strong>auf</strong>.»<br />

Heinz Vorhofer (31), Küchenchef im<br />

Tertianum Bellerive in Luzern<br />

«Angefangen hat alles mit der Teilnahme<br />

am Finale Swiss Culinary Cup 2003. Da<br />

ist bei mir das Interesse für Wettkämpfe<br />

geweckt worden. Zum CCCZ bin ich<br />

über Thomas Kuster, mit dem ich die<br />

Ausbildung zum <strong>Gastro</strong>nomiekoch absolviert<br />

habe, gekommen. Das war<br />

2007. Das Team suchte damals ein neues<br />

Mitglied. Zwei interessierten sich dafür.<br />

Die Wahl fiel <strong>auf</strong> mich, was mich<br />

glücklich machte.<br />

An der ZAGG in Luzern war ich beim<br />

warmen Kochen zusammen mit Andy<br />

Bettler für den Hauptgang zuständig. In<br />

Luxemburg, wo wir ja nur kalt ausstellen,<br />

werde ich für das Fünfgangmenü<br />

zuständig sein.<br />

Dieses Jahr bin ich mit der Kochkunst<br />

<strong>auf</strong> eine harte Probe gestellt worden.<br />

Mit der Chance, eine Betriebsneueröffnung<br />

mitzuerleben und gleichzeitig<br />

im Tertianum Bellerive in Luzern meine<br />

erste Küchenchefstelle antreten zu können,<br />

wusste ich nicht, ob und wie es mit<br />

der Kochkunst weitergehen kann. Nun<br />

habe ich mich entschieden. Ich probie-<br />

ner <strong>Zürcher</strong> Regionalmannschaft ist der<br />

Gesamtsieg an der Internationalen<br />

Kocholympiade 1976 in Frankfurt am<br />

Main. Stolz nimmt das Team die Gratulation<br />

von Sigmund Widmer, damaliger<br />

Stadtpräsident von Zürich, entgegen.<br />

Bis Mitte der 80er-Jahre treten immer<br />

mehr <strong>Zürcher</strong> Küchenchefs dem <strong>Cercle</strong><br />

bei. 1985 zählt man 380 Mitglieder.<br />

2003 gewinnt die <strong>Zürcher</strong> <strong>Cercle</strong>-<br />

Mannschaft die Qualifikation zur<br />

Schweizer Kochnati. Das Team um<br />

Captain Stephan Marolf vertritt die<br />

Schweiz bis 2006 an grossen Wettbewerben.<br />

Nun hofft der <strong>Zürcher</strong> <strong>Cercle</strong><br />

wieder <strong>auf</strong> eine «<strong>Zürcher</strong>» Nationalmannschaft.<br />

«Vielleicht klappt es ja 2013<br />

wieder einmal», so Manfred Stevens,<br />

seit 13 Jahren Präsident des CCCZ.<br />

Food & Beverage 4/2010 47


Vorspeise, mit der die <strong>Zürcher</strong> in Luzern Gold gewannen. Geräucherte Kombination von<br />

Lachs und Zander, in Olivenöl gegartes Zanderfilet, Apfelgelee und <strong>Cercle</strong>-Salat.<br />

re, Familie, Beruf und Kochkunst unter<br />

einen Hut zu bringen. Meine Frau unterstützt<br />

mich dabei sehr. Sie und die<br />

Kinder haben mich im September an der<br />

ZAGG das erste Mal an einer Kochkunstausstellung<br />

besucht. Für sie war es<br />

schön zu sehen, was der Mann und der<br />

Papa immer so macht, wenn er mit dem<br />

CCCZ unterwegs ist.»<br />

Andy Bettler (35),Sous-chef im Fahrsicherheitszentrum<br />

des TCS in Hinwil<br />

«Angefangen habe ich im Team als Fahrer.<br />

Vor der ZAGG 2003 war die damalige<br />

Mannschaft nach nächtelanger<br />

Arbeit nicht mehr in der Lage, selber<br />

nach Luzern zu fahren. So bin ich eingesprungen.<br />

Als dann noch einer die<br />

Mannschaft verliess, wurde ich festes<br />

Mitglied. Während der Probeläufe und<br />

Ausstellungen mache ich für die kalte<br />

Show vor allem die Gelierarbeiten und<br />

die Garnituren. Daneben bin ich für das<br />

Laden des Camions und die Sicherung<br />

der Ladung verantwortlich.<br />

Für eine Ausstellung warm zu kochen,<br />

ist immer spannend. Vor allem die<br />

Vorbereitungen. Am Probel<strong>auf</strong> weiss<br />

man nie genau, was der andere mitbringt,<br />

wie es aussieht, wie es schmeckt.<br />

Die ersten Kompositionen sehen teilweise<br />

zusammengewürfelt, ja abenteuerlich<br />

aus. Geschmacklich sind sie ent-<br />

weder fade oder überladen. Wie das<br />

Ganze dann nach Diskussionen, Kompromissen<br />

und Änderungen zusammenwächst,<br />

ist schon spannend. Am<br />

Tag der Ausstellung ist jeder angespannt.<br />

Habe ich alles Material, stimmen<br />

die Abläufe, wie ist das Timing? Gefällt<br />

das Menü den Gästen und der Jury? All<br />

die Dinge machen für mich den Reiz<br />

Kochkunst aus.<br />

Spezielle Vorbilder habe ich keine.<br />

Ich habe jedoch grosse Achtung vor<br />

Menschen, die täglich 16 bis 18 Stunden<br />

in der Küche stehen. Das über<br />

Jahre hinweg und <strong>auf</strong> einem Top-Niveau.<br />

Was ich in zehn Jahren mache? Da<br />

ich zurzeit eine Ausbildung zum<br />

Ernährungstherapeuten mache, werde<br />

ich wohl neben dem Kochen noch Therapiestunden<br />

in Sachen Ernährung<br />

geben.»<br />

Alessandro Mordasini (19), Chef de<br />

partie entremetier, Restaurant Meridiano<br />

in Bern<br />

«Ich bin der Jüngste und Unerfahrenste<br />

im Team, wurde aber super <strong>auf</strong>genommen.<br />

Den ersten Kontakt zur Mannschaft<br />

hatte ich 2008. An der ZAGG<br />

stellte ich in der Kategorie Lehrlinge aus.<br />

Im L<strong>auf</strong>e des Tages kam das CCCZ-<br />

Team an meinen Tisch und fragte mich,<br />

ob ich zum ersten Mal ausstelle. Wir kamen<br />

ins Gespräch. Am Schluss luden<br />

sie mich ein, ihnen beim Aufstellen ihres<br />

kalten Programms zuzuschauen. Im Oktober<br />

2008 durfte ich dann schon mit<br />

dem Team an die Kocholympiade nach<br />

Erfurt.<br />

Heute bin ich festes Teammitglied.<br />

Im kalten Programm bin ich für das vegetarische<br />

Dreigangmenü verantwortlich.<br />

Zusammen mit Andy Bettler gebe<br />

ich den Tellern und Platten den letzten<br />

Schliff. Das heisst: Garnituren setzen<br />

und nachpinseln. Im warmen Programm<br />

bereite ich mit Thomas Kuster die Vorspeise<br />

zu und helfe Claudia Schmid in<br />

der Pâtisserie.<br />

Kochkunst ist mein Hobby, der Betrieb<br />

kommt natürlich an erster Stelle.<br />

Wir haben es streng, aber das ist gut so.<br />

Ich lerne jeden Tag dazu. Manchmal arbeiten<br />

mein Chef Markus Arnold und ich<br />

bis in die tiefe Nacht, um neue, coole<br />

Ideen auszuprobieren.<br />

Vorbilder habe ich zwei. Das eine ist<br />

mein Berufsschullehrer Werner Schuhmacher.<br />

Ohne ihn wäre ich nie zur Kochkunst<br />

gekommen. Das zweite Vorbild ist<br />

Grant Achatz aus Chicago. <strong>Der</strong> Style seiner<br />

Küche spricht mich an. Auch als<br />

Person ist er beeindruckend. Grant<br />

Achatz hatte Zungenkrebs. Heute führt<br />

er das beste Restaurant der USA.»<br />

Interviews: joerg.ruppelt@gastronews.ch<br />

Fotos: René Frauenfelder<br />

Die Helfer des <strong>Zürcher</strong><br />

<strong>Cercle</strong>-Teams<br />

Frank Poschmann, Küchenchef in<br />

Zürich, kümmert sich um die Organisation,<br />

den Dekor und Transport.<br />

Murat Kirbeci und Bernhard Müller,<br />

beide Konditor-Confiseur bei Sprüngli<br />

in Dietikon, unterstützen Pâtissière<br />

Claudia Schmid bei ihrer Arbeit.<br />

Michele Bernasconi ist gelernter Koch,<br />

arbeitet aber zurzeit als Barkeeper in<br />

Zürich. Er unterstützt das Team in der<br />

kalten Show genauso wie Thomas<br />

Moral, der gegenwärtig Wirtschaft in<br />

Luzern studiert.<br />

48 Food & Beverage 4/2010<br />

Was macht eigentlich …?<br />

Ex-Natikoch Richard Lang:<br />

«Ich habe jetzt mehr vom Leben!»<br />

Richard Lang (38) war Mitglied der Kochnationalmannschaft und<br />

kochte in grossen Häusern wie dem «Maison Blanche» in Leukerbad,<br />

dem Designhotel Al Porto in Lachen und dem «Panorama & Spa»<br />

in Feusisberg. Nun hat er von <strong>Hotel</strong>küchen genug. Seit Mai 2010 ist<br />

er Küchenchef einer Seniorenresidenz.<br />

F&B: Was war der Grund, im Frühjahr 2010<br />

ein so renommiertes <strong>Hotel</strong> wie das «Panorama»<br />

in Feusisberg Knall <strong>auf</strong> Fall zu<br />

verlassen?<br />

Direktor Paul Rüegg und ich hatten<br />

einfach nicht mehr die gleichen Visionen.<br />

Ich habe mir dann lange überlegt, ob ich<br />

weiter in der <strong>Hotel</strong>lerie arbeiten will, ob<br />

ich mich selbständig machen soll. Ich bin<br />

dann zum Schluss gekommen, dass ein<br />

neuer Arbeitsort wie die Seniorenresidenz<br />

Tertianum in Zürich genau das<br />

Richtige für mich ist.<br />

F&B: Hand <strong>auf</strong>s Herz, vom Viersternehotel<br />

in eine Seniorenresidenz. Ist das für Sie als<br />

erfolgreicher und bekannter Küchenchef<br />

kein Abstieg?<br />

Überhaupt nicht! Die Qualitätsansprüche<br />

in der Tertianum-Gruppe sind genauso<br />

hoch wie im <strong>Hotel</strong> Panorama,<br />

wenn nicht sogar höher.<br />

F&B: Wirklich?<br />

Ja. Ein Beispiel: Man setzt hohe Erwartungen<br />

an Qualität, Frische und kreative<br />

Zubereitung von Fleisch und Fisch. Im<br />

Unterschied zu einem <strong>Hotel</strong> bekoche<br />

ich 365 Tage im Jahr dieselben Gäste.<br />

Sie erwarten alles, von gutbürgerlichen<br />

über mediterrane bis zu exotischen<br />

Speisen. Woche für Woche muss ich etwas<br />

Neues bieten, vor allem im A-lacarte-Restaurant.<br />

Das ist eine enorme<br />

Herausforderung.<br />

F&B: Worin besteht der grundlegende Unterschied<br />

zur <strong>Hotel</strong>küche?<br />

Im <strong>Hotel</strong> weisst du nie, mit wie vielen<br />

Gästen du rechnen kannst. Und was sie<br />

bestellen. Hier in der Seniorenresidenz<br />

kann ich als Küchenchef sicher besser<br />

planen. Ich weiss beispielsweise, dass<br />

ab 12 Uhr mittags jeden Tag rund 60 Senioren<br />

ins Restaurant kommen. Ausserdem<br />

achten wir bei der Zubereitung<br />

der Gerichte dar<strong>auf</strong>, dass einzelne Komponenten<br />

weich gekocht, gut abgeschmeckt<br />

und nicht allzu scharf sind.<br />

F&B: Fehlt Ihnen nicht die Highclass-Küche<br />

eines grossen <strong>Hotel</strong>s?<br />

Nein, das ist ja gerade das Spannende<br />

für mich, nicht nur Edelstücke zuzubereiten,<br />

sondern auch mal einen schönen<br />

Rindsschmorbraten oder Hacktätschli<br />

zu kochen. Einfache Gerichte, aber mit<br />

hoher Qualität. Ausserdem bereite ich<br />

von Grund <strong>auf</strong> selber Jus, Fonds, Demiglacen,<br />

Bouillons zu. Ich mache meine<br />

Gnocchi und Schupfnudeln. Genauso<br />

wie im <strong>Hotel</strong>.<br />

F&B: Wie steht es mit der Lebensqualität?<br />

Die Hektik, das Ungewisse, die enorm<br />

langen Präsenzzeiten … Das alles ist<br />

vorbei. Ich habe jetzt mehr vom Leben.<br />

Ich kann planen, habe geregelte Arbeitszeiten<br />

und muss keine Abstriche<br />

bei der Kreativität beim Kochen machen.<br />

Das sagt alles.<br />

Chef von elf Mitarbeitenden. Richard Lang,<br />

Küchenchef in der Seniorenresidenz<br />

Tertianum in Zürich-Enge.<br />

F&B: Sie waren lange in der Kochkunstszene<br />

aktiv. Fehlt Ihnen nicht die Wettbewerbsherausforderung?<br />

(lacht) Im Moment nicht. Ich war im September<br />

an der ZAGG in Luzern und habe<br />

es sehr genossen, entspannt die<br />

Ausstellungstische anzuschauen.<br />

F&B: Pflegen Sie noch Kontakt zu ehemaligen<br />

Nati-Kochkollegen?<br />

Wie das so ist. Mal mehr, mal weniger.<br />

F&B: Und was ist mit Ihren Engagements<br />

in der Berufsbildung?<br />

Ich nehme immer noch bei den <strong>Gastro</strong>nomieköchen<br />

die Prüfungen ab, engagiere<br />

mich als Instruktor bei <strong>Gastro</strong>Aargau<br />

in Unterentfelden und nehme im<br />

Kanton Schwyz LAP-Prüfungen ab.<br />

Interview: joerg.ruppelt@gastronews.ch<br />

Food & Beverage 4/2010 1

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