Der Zürcher Cercle auf Goldkurs - Hotel & Gastro Union
Der Zürcher Cercle auf Goldkurs - Hotel & Gastro Union
Der Zürcher Cercle auf Goldkurs - Hotel & Gastro Union
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Regionalequipen – Teil 1<br />
<strong>Der</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Cercle</strong> <strong>auf</strong><br />
<strong>Goldkurs</strong><br />
Wer stellt die nächste Kochnationalmannschaft? Vier bis fünf Regionalmannschaften<br />
gehen ins Rennen und wollen sich an Wettbewerben von ihrer besten Seite zeigen.<br />
Eine der ambitionierten Mannschaften ist die Kochkunstequipe des <strong>Cercle</strong> des Chefs<br />
de Cuisine Zürich (CCCZ). Food & Beverage stellt sie näher vor.<br />
Von links: Andy Bettler, Alessandro Mordasini,<br />
Claudia Schmid und Frank Poschmann.<br />
Von links: Thomas Kuster, Andreas Altorfer<br />
und Heinz Vorhofer.
Gold in der kalten Show und<br />
Gesamtsieg an der European<br />
Culinary Challenge – das <strong>Zürcher</strong><br />
<strong>Cercle</strong>-Team präsentierte sich an<br />
den zwei Kochwettbewerben der diesjährigen<br />
ZAGG-Messe in Luzern in glänzender<br />
Verfassung.<br />
«In der warmen Küche ist das Team<br />
<strong>auf</strong> Kurs. Bei der kalten Show müssen<br />
sich die <strong>Zürcher</strong> für Luxemburg noch<br />
steigern», erklärt Werner Schuhmacher.<br />
Konkret spricht der Präsident der Wettbewerbskommission<br />
des Schweizer<br />
Kochverbands damit die «expogast» an.<br />
Ein internationaler Kochwettbewerb, der<br />
am 19. November in Luxemburg beginnt<br />
und bei dem neben Nationalteams<br />
die besten Regionalmannschaften der<br />
Welt antreten.<br />
Das ambitionierte <strong>Zürcher</strong> <strong>Cercle</strong>-<br />
Team (CCCZ) will in Luxemburg unbedingt<br />
<strong>auf</strong> die vorderen Ränge. Wohlwissend,<br />
dass, wer an der «expogast» ausgezeichnet<br />
abschneidet, beste Chancen<br />
hat, die nächste Nationalmannschaft zu<br />
stellen.<br />
Food & Beverage stellt den «harten<br />
Kern» der <strong>Zürcher</strong> Regionalmannschaft<br />
näher vor.<br />
Captain Thomas Kuster (31), Leiter<br />
Küche Theorie im Belvoirpark Zürich<br />
«Als 2003 die <strong>Zürcher</strong> <strong>Cercle</strong>-Mannschaft<br />
zur Nati <strong>auf</strong>gestiegen war, such-<br />
te man neue Köche für die Regionalequipe.<br />
Anton Pfefferle, Vizedirektor der<br />
Belvoirpark-Schule, fragte mich damals,<br />
ob ich nicht mitmachen wolle. Ich sagte<br />
zu. Im selben Jahr stellte ich noch als<br />
Einzelaussteller aus, ein Jahr später hatten<br />
wir schon ein neues Team mit Dani<br />
Schär, Andy Bettler und mir. Von da an<br />
war ich auch Captain.<br />
Bis Andi Altorfer zum Team gestossen<br />
ist, habe ich mich praktisch um die<br />
gesamte Organisation gekümmert.<br />
Heute bin ich als Captain unter anderem<br />
für die Mannschaftskoordination, den<br />
Lebensmitteleink<strong>auf</strong> und den Kontakt<br />
zu den Sponsoren zuständig. Konkret<br />
heisst das: telefonieren und E-Mails beantworten<br />
ohne Ende. Ich mache das alles<br />
in meiner Freizeit und zum Teil in den<br />
Ferien. Oft trainiere ich an Wochenenden<br />
in der Küche im Belvoirpark, dafür bin ich<br />
meinem Betrieb sehr dankbar.<br />
Kochen ist mir in die Wiege gelegt<br />
worden. Ich setze die Berufstradition der<br />
Kusters nun schon in der vierten Generation<br />
fort. Angefangen habe ich übrigens<br />
in der ‹Taverne zum Kreuz› in<br />
Olten. Nach einer Station im ‹Schloss<br />
Hallwil› hat es mich 2000 nach Zürich<br />
gezogen. Ich war Commis im ‹Baur au<br />
Lac›, später kochte ich im Restaurant<br />
Flühgasse. Seit 2003 bin ich im Belvoirpark.<br />
Kochvorbilder habe ich keine.<br />
Manchmal schaue ich mir etwas von<br />
Stars wie Caminada oder Rochat ab.<br />
Was ich in zehn Jahren mache? Vielleicht<br />
Berufsschullehrer oder Lebensmitteltechnologe.<br />
Aber das ist noch<br />
offen.»<br />
Teamchef Andi Altorfer (41), verantwortlich<br />
für die Warenbeschaffung<br />
bei der Dörig & Brandl AG, Schlieren<br />
«Ich kenne das Wettbewerbskochen<br />
schon lange. Vier Jahre lang war ich<br />
Mitglied bei den ‹Copains des Alpes›.<br />
Eines Tages hat es für mich nicht mehr<br />
gestimmt. Lange kam für mich Kochkunst<br />
mit einem Team nicht mehr in Frage,<br />
bis ich Frank Poschmann, heute Organisator<br />
des <strong>Zürcher</strong> <strong>Cercle</strong>-Teams,<br />
kennen lernte. Er arbeitete für mich im<br />
‹Meal & More› in Regensdorf. Vor zwei<br />
Jahren fragte er mich, ob ich nicht im<br />
<strong>Zürcher</strong> <strong>Cercle</strong>-Team aushelfen könnte.<br />
Und zwar am Pass beim warmen Kochen<br />
an der ZAGG. ‹Okay›, sagte ich,<br />
‹ich helfe euch.› Na ja, so bin ich wieder<br />
reingerutscht. Ich habe sofort gemerkt,<br />
dass das Team super ist. Die helfen einander<br />
und haben die Ware immer dabei.<br />
Aber so richtig mitmachen, kam<br />
nicht in Frage. Gelieren und so ist vorbei.<br />
Ich bin offiziell heute Teamchef, übernehme<br />
viel Organisatorisches und bin<br />
Schnittstelle zwischen Team und Juroren<br />
sowie Kochverband. Wenn ich so<br />
Kochen in der Wettbewerbsbox. Hinter Glas bereitete die <strong>Zürcher</strong> Regionalmannschaft an der European Culinary Challenge in<br />
Luzern (ZAGG) in gut fünf Stunden ihr warmes Dreigangmenü zu. In der Endabrechnung holte das Team Gold und Platz eins.<br />
46 Food & Beverage 4/2010<br />
Kritischer Jury-Blick. ZAGG-Juror Giovanni Beltramini nimmt das warme Wettbewerbsmenü<br />
des <strong>Zürcher</strong> <strong>Cercle</strong> genau unter die Lupe.<br />
<strong>auf</strong> meine Kochl<strong>auf</strong>bahn zurückschaue,<br />
habe ich viel bei Erwin Leo Stocker im<br />
‹Victoria-Jungfrau› in Interlaken gelernt.<br />
Das war ein harter Hund! Vom Kochen<br />
her imponierte mir Marc Zimmermann<br />
im ‹Zunfthaus zum Königsstuhl› in Zürich.»<br />
Pâtissière Claudia Schmid (33), Chef<br />
Konditor-Confiseur,Confiserie Sprüngli<br />
in Dietikon<br />
«2005 und 2006 zeigte ich als Einzelausstellerin<br />
an der ZAGG Schokoladenschaustücke.<br />
Danach ermutigte mich<br />
eine Freundin, mich beim CCCZ zu melden,<br />
da der Pâtissier-Posten der Mannschaft<br />
neu zu besetzen war. Für mich<br />
war das ein Schritt in eine völlig neue<br />
Welt. Bis dahin staunte ich nur über die<br />
Leute, die mit Pinzetten, Zahnstochern<br />
und Wattestäbchen hantierten, und<br />
plötzlich war ich mittendrin. An der Igeho<br />
2007 stellte ich zum ersten Mal mit<br />
der Mannschaft ein kaltes Programm<br />
aus. Wenn ich mich an mein Schaustück<br />
von damals erinnere, kann ich mir<br />
ein Lächeln nicht verkneifen. Das Schaustück<br />
war golden von oben bis unten<br />
und stellte einen Bacchus-Brunnen dar,<br />
in dem dank eingebauter Zirkulationspumpe<br />
Wein floss. Auch der Rest meiner<br />
Kreation war ziemlich crazy.<br />
Vorbilder sind für mich heute Rolf<br />
Mürner, Bernd Siefert und Fabian<br />
Sänger, der ‹Swiss Chocolate Master›<br />
von 2009. Mich fasziniert die Leichtigkeit,<br />
mit der sie ans Werk gehen, die Ruhe,<br />
die sie ausstrahlen, wenn sie zum<br />
Beispiel über Schokolade reden. Ideen<br />
hole ich mir aus Büchern französischer<br />
Pâtissiers wie Pierre Hermé und natürlich<br />
Gaston Lenôtre.<br />
Ich gehe an keine Ausstellung, ohne<br />
meine Kreationen mit meiner Arbeitskollegin<br />
Regina von Däniken zu besprechen.<br />
Die ehemalige Nati-Pâtissière und<br />
Kurze Geschichte des <strong>Cercle</strong><br />
des Chefs de Cuisine Zürich<br />
Es ist der 16. Mai 1935. Im Restaurant<br />
«Weisses Kreuz» in Zürich treffen sich 15<br />
heimische Küchenchefs und gründen<br />
eine Gruppierung, die sie kurzerhand<br />
<strong>Cercle</strong> des Chefs de Cuisine Zürich<br />
(CCCZ) nennen. Als ersten Präsidenten<br />
wählen sie Charles Waser, damals Küchenchef<br />
im <strong>Hotel</strong> Habis-Royal am<br />
Bahnhofplatz Zürich.<br />
<strong>Der</strong> neu gegründete <strong>Cercle</strong> setzt sich<br />
zum Ziel, den beruflichen Austausch zu<br />
fördern, aber auch Kameradschaft und<br />
Geselligkeit zu pflegen.<br />
1968 bildet der CCCZ eine erste<br />
Kochkunstequipe, die fortan an nationalen<br />
wie internationalen Wettbewerben<br />
teilnimmt. Erster grosser Erfolg ei-<br />
langjährige Jurorin setzt meinen Ideen<br />
oft noch das fehlende i-Pünktchen <strong>auf</strong>.»<br />
Heinz Vorhofer (31), Küchenchef im<br />
Tertianum Bellerive in Luzern<br />
«Angefangen hat alles mit der Teilnahme<br />
am Finale Swiss Culinary Cup 2003. Da<br />
ist bei mir das Interesse für Wettkämpfe<br />
geweckt worden. Zum CCCZ bin ich<br />
über Thomas Kuster, mit dem ich die<br />
Ausbildung zum <strong>Gastro</strong>nomiekoch absolviert<br />
habe, gekommen. Das war<br />
2007. Das Team suchte damals ein neues<br />
Mitglied. Zwei interessierten sich dafür.<br />
Die Wahl fiel <strong>auf</strong> mich, was mich<br />
glücklich machte.<br />
An der ZAGG in Luzern war ich beim<br />
warmen Kochen zusammen mit Andy<br />
Bettler für den Hauptgang zuständig. In<br />
Luxemburg, wo wir ja nur kalt ausstellen,<br />
werde ich für das Fünfgangmenü<br />
zuständig sein.<br />
Dieses Jahr bin ich mit der Kochkunst<br />
<strong>auf</strong> eine harte Probe gestellt worden.<br />
Mit der Chance, eine Betriebsneueröffnung<br />
mitzuerleben und gleichzeitig<br />
im Tertianum Bellerive in Luzern meine<br />
erste Küchenchefstelle antreten zu können,<br />
wusste ich nicht, ob und wie es mit<br />
der Kochkunst weitergehen kann. Nun<br />
habe ich mich entschieden. Ich probie-<br />
ner <strong>Zürcher</strong> Regionalmannschaft ist der<br />
Gesamtsieg an der Internationalen<br />
Kocholympiade 1976 in Frankfurt am<br />
Main. Stolz nimmt das Team die Gratulation<br />
von Sigmund Widmer, damaliger<br />
Stadtpräsident von Zürich, entgegen.<br />
Bis Mitte der 80er-Jahre treten immer<br />
mehr <strong>Zürcher</strong> Küchenchefs dem <strong>Cercle</strong><br />
bei. 1985 zählt man 380 Mitglieder.<br />
2003 gewinnt die <strong>Zürcher</strong> <strong>Cercle</strong>-<br />
Mannschaft die Qualifikation zur<br />
Schweizer Kochnati. Das Team um<br />
Captain Stephan Marolf vertritt die<br />
Schweiz bis 2006 an grossen Wettbewerben.<br />
Nun hofft der <strong>Zürcher</strong> <strong>Cercle</strong><br />
wieder <strong>auf</strong> eine «<strong>Zürcher</strong>» Nationalmannschaft.<br />
«Vielleicht klappt es ja 2013<br />
wieder einmal», so Manfred Stevens,<br />
seit 13 Jahren Präsident des CCCZ.<br />
Food & Beverage 4/2010 47
Vorspeise, mit der die <strong>Zürcher</strong> in Luzern Gold gewannen. Geräucherte Kombination von<br />
Lachs und Zander, in Olivenöl gegartes Zanderfilet, Apfelgelee und <strong>Cercle</strong>-Salat.<br />
re, Familie, Beruf und Kochkunst unter<br />
einen Hut zu bringen. Meine Frau unterstützt<br />
mich dabei sehr. Sie und die<br />
Kinder haben mich im September an der<br />
ZAGG das erste Mal an einer Kochkunstausstellung<br />
besucht. Für sie war es<br />
schön zu sehen, was der Mann und der<br />
Papa immer so macht, wenn er mit dem<br />
CCCZ unterwegs ist.»<br />
Andy Bettler (35),Sous-chef im Fahrsicherheitszentrum<br />
des TCS in Hinwil<br />
«Angefangen habe ich im Team als Fahrer.<br />
Vor der ZAGG 2003 war die damalige<br />
Mannschaft nach nächtelanger<br />
Arbeit nicht mehr in der Lage, selber<br />
nach Luzern zu fahren. So bin ich eingesprungen.<br />
Als dann noch einer die<br />
Mannschaft verliess, wurde ich festes<br />
Mitglied. Während der Probeläufe und<br />
Ausstellungen mache ich für die kalte<br />
Show vor allem die Gelierarbeiten und<br />
die Garnituren. Daneben bin ich für das<br />
Laden des Camions und die Sicherung<br />
der Ladung verantwortlich.<br />
Für eine Ausstellung warm zu kochen,<br />
ist immer spannend. Vor allem die<br />
Vorbereitungen. Am Probel<strong>auf</strong> weiss<br />
man nie genau, was der andere mitbringt,<br />
wie es aussieht, wie es schmeckt.<br />
Die ersten Kompositionen sehen teilweise<br />
zusammengewürfelt, ja abenteuerlich<br />
aus. Geschmacklich sind sie ent-<br />
weder fade oder überladen. Wie das<br />
Ganze dann nach Diskussionen, Kompromissen<br />
und Änderungen zusammenwächst,<br />
ist schon spannend. Am<br />
Tag der Ausstellung ist jeder angespannt.<br />
Habe ich alles Material, stimmen<br />
die Abläufe, wie ist das Timing? Gefällt<br />
das Menü den Gästen und der Jury? All<br />
die Dinge machen für mich den Reiz<br />
Kochkunst aus.<br />
Spezielle Vorbilder habe ich keine.<br />
Ich habe jedoch grosse Achtung vor<br />
Menschen, die täglich 16 bis 18 Stunden<br />
in der Küche stehen. Das über<br />
Jahre hinweg und <strong>auf</strong> einem Top-Niveau.<br />
Was ich in zehn Jahren mache? Da<br />
ich zurzeit eine Ausbildung zum<br />
Ernährungstherapeuten mache, werde<br />
ich wohl neben dem Kochen noch Therapiestunden<br />
in Sachen Ernährung<br />
geben.»<br />
Alessandro Mordasini (19), Chef de<br />
partie entremetier, Restaurant Meridiano<br />
in Bern<br />
«Ich bin der Jüngste und Unerfahrenste<br />
im Team, wurde aber super <strong>auf</strong>genommen.<br />
Den ersten Kontakt zur Mannschaft<br />
hatte ich 2008. An der ZAGG<br />
stellte ich in der Kategorie Lehrlinge aus.<br />
Im L<strong>auf</strong>e des Tages kam das CCCZ-<br />
Team an meinen Tisch und fragte mich,<br />
ob ich zum ersten Mal ausstelle. Wir kamen<br />
ins Gespräch. Am Schluss luden<br />
sie mich ein, ihnen beim Aufstellen ihres<br />
kalten Programms zuzuschauen. Im Oktober<br />
2008 durfte ich dann schon mit<br />
dem Team an die Kocholympiade nach<br />
Erfurt.<br />
Heute bin ich festes Teammitglied.<br />
Im kalten Programm bin ich für das vegetarische<br />
Dreigangmenü verantwortlich.<br />
Zusammen mit Andy Bettler gebe<br />
ich den Tellern und Platten den letzten<br />
Schliff. Das heisst: Garnituren setzen<br />
und nachpinseln. Im warmen Programm<br />
bereite ich mit Thomas Kuster die Vorspeise<br />
zu und helfe Claudia Schmid in<br />
der Pâtisserie.<br />
Kochkunst ist mein Hobby, der Betrieb<br />
kommt natürlich an erster Stelle.<br />
Wir haben es streng, aber das ist gut so.<br />
Ich lerne jeden Tag dazu. Manchmal arbeiten<br />
mein Chef Markus Arnold und ich<br />
bis in die tiefe Nacht, um neue, coole<br />
Ideen auszuprobieren.<br />
Vorbilder habe ich zwei. Das eine ist<br />
mein Berufsschullehrer Werner Schuhmacher.<br />
Ohne ihn wäre ich nie zur Kochkunst<br />
gekommen. Das zweite Vorbild ist<br />
Grant Achatz aus Chicago. <strong>Der</strong> Style seiner<br />
Küche spricht mich an. Auch als<br />
Person ist er beeindruckend. Grant<br />
Achatz hatte Zungenkrebs. Heute führt<br />
er das beste Restaurant der USA.»<br />
Interviews: joerg.ruppelt@gastronews.ch<br />
Fotos: René Frauenfelder<br />
Die Helfer des <strong>Zürcher</strong><br />
<strong>Cercle</strong>-Teams<br />
Frank Poschmann, Küchenchef in<br />
Zürich, kümmert sich um die Organisation,<br />
den Dekor und Transport.<br />
Murat Kirbeci und Bernhard Müller,<br />
beide Konditor-Confiseur bei Sprüngli<br />
in Dietikon, unterstützen Pâtissière<br />
Claudia Schmid bei ihrer Arbeit.<br />
Michele Bernasconi ist gelernter Koch,<br />
arbeitet aber zurzeit als Barkeeper in<br />
Zürich. Er unterstützt das Team in der<br />
kalten Show genauso wie Thomas<br />
Moral, der gegenwärtig Wirtschaft in<br />
Luzern studiert.<br />
48 Food & Beverage 4/2010<br />
Was macht eigentlich …?<br />
Ex-Natikoch Richard Lang:<br />
«Ich habe jetzt mehr vom Leben!»<br />
Richard Lang (38) war Mitglied der Kochnationalmannschaft und<br />
kochte in grossen Häusern wie dem «Maison Blanche» in Leukerbad,<br />
dem Designhotel Al Porto in Lachen und dem «Panorama & Spa»<br />
in Feusisberg. Nun hat er von <strong>Hotel</strong>küchen genug. Seit Mai 2010 ist<br />
er Küchenchef einer Seniorenresidenz.<br />
F&B: Was war der Grund, im Frühjahr 2010<br />
ein so renommiertes <strong>Hotel</strong> wie das «Panorama»<br />
in Feusisberg Knall <strong>auf</strong> Fall zu<br />
verlassen?<br />
Direktor Paul Rüegg und ich hatten<br />
einfach nicht mehr die gleichen Visionen.<br />
Ich habe mir dann lange überlegt, ob ich<br />
weiter in der <strong>Hotel</strong>lerie arbeiten will, ob<br />
ich mich selbständig machen soll. Ich bin<br />
dann zum Schluss gekommen, dass ein<br />
neuer Arbeitsort wie die Seniorenresidenz<br />
Tertianum in Zürich genau das<br />
Richtige für mich ist.<br />
F&B: Hand <strong>auf</strong>s Herz, vom Viersternehotel<br />
in eine Seniorenresidenz. Ist das für Sie als<br />
erfolgreicher und bekannter Küchenchef<br />
kein Abstieg?<br />
Überhaupt nicht! Die Qualitätsansprüche<br />
in der Tertianum-Gruppe sind genauso<br />
hoch wie im <strong>Hotel</strong> Panorama,<br />
wenn nicht sogar höher.<br />
F&B: Wirklich?<br />
Ja. Ein Beispiel: Man setzt hohe Erwartungen<br />
an Qualität, Frische und kreative<br />
Zubereitung von Fleisch und Fisch. Im<br />
Unterschied zu einem <strong>Hotel</strong> bekoche<br />
ich 365 Tage im Jahr dieselben Gäste.<br />
Sie erwarten alles, von gutbürgerlichen<br />
über mediterrane bis zu exotischen<br />
Speisen. Woche für Woche muss ich etwas<br />
Neues bieten, vor allem im A-lacarte-Restaurant.<br />
Das ist eine enorme<br />
Herausforderung.<br />
F&B: Worin besteht der grundlegende Unterschied<br />
zur <strong>Hotel</strong>küche?<br />
Im <strong>Hotel</strong> weisst du nie, mit wie vielen<br />
Gästen du rechnen kannst. Und was sie<br />
bestellen. Hier in der Seniorenresidenz<br />
kann ich als Küchenchef sicher besser<br />
planen. Ich weiss beispielsweise, dass<br />
ab 12 Uhr mittags jeden Tag rund 60 Senioren<br />
ins Restaurant kommen. Ausserdem<br />
achten wir bei der Zubereitung<br />
der Gerichte dar<strong>auf</strong>, dass einzelne Komponenten<br />
weich gekocht, gut abgeschmeckt<br />
und nicht allzu scharf sind.<br />
F&B: Fehlt Ihnen nicht die Highclass-Küche<br />
eines grossen <strong>Hotel</strong>s?<br />
Nein, das ist ja gerade das Spannende<br />
für mich, nicht nur Edelstücke zuzubereiten,<br />
sondern auch mal einen schönen<br />
Rindsschmorbraten oder Hacktätschli<br />
zu kochen. Einfache Gerichte, aber mit<br />
hoher Qualität. Ausserdem bereite ich<br />
von Grund <strong>auf</strong> selber Jus, Fonds, Demiglacen,<br />
Bouillons zu. Ich mache meine<br />
Gnocchi und Schupfnudeln. Genauso<br />
wie im <strong>Hotel</strong>.<br />
F&B: Wie steht es mit der Lebensqualität?<br />
Die Hektik, das Ungewisse, die enorm<br />
langen Präsenzzeiten … Das alles ist<br />
vorbei. Ich habe jetzt mehr vom Leben.<br />
Ich kann planen, habe geregelte Arbeitszeiten<br />
und muss keine Abstriche<br />
bei der Kreativität beim Kochen machen.<br />
Das sagt alles.<br />
Chef von elf Mitarbeitenden. Richard Lang,<br />
Küchenchef in der Seniorenresidenz<br />
Tertianum in Zürich-Enge.<br />
F&B: Sie waren lange in der Kochkunstszene<br />
aktiv. Fehlt Ihnen nicht die Wettbewerbsherausforderung?<br />
(lacht) Im Moment nicht. Ich war im September<br />
an der ZAGG in Luzern und habe<br />
es sehr genossen, entspannt die<br />
Ausstellungstische anzuschauen.<br />
F&B: Pflegen Sie noch Kontakt zu ehemaligen<br />
Nati-Kochkollegen?<br />
Wie das so ist. Mal mehr, mal weniger.<br />
F&B: Und was ist mit Ihren Engagements<br />
in der Berufsbildung?<br />
Ich nehme immer noch bei den <strong>Gastro</strong>nomieköchen<br />
die Prüfungen ab, engagiere<br />
mich als Instruktor bei <strong>Gastro</strong>Aargau<br />
in Unterentfelden und nehme im<br />
Kanton Schwyz LAP-Prüfungen ab.<br />
Interview: joerg.ruppelt@gastronews.ch<br />
Food & Beverage 4/2010 1