DER BIEBRICHER - Gerich
DER BIEBRICHER - Gerich
DER BIEBRICHER - Gerich
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Henkell & Co. feiert Stammhaus-Jubiläum in Biebrich<br />
Ein Jahrhundert ist es her, das am<br />
27. November 1909 die feierliche<br />
Eröffnung des neu erbauten<br />
Kellereigebäudes der Henkell<br />
& Co. Sektkellerei im damals<br />
noch selbstständi-<br />
gen Biebrich stattfand.<br />
Noch heute ist der<br />
ebenso repräsentative<br />
wie äußerst funktionale<br />
Bau Stammsitz des<br />
inzwischen in zehn europäischen<br />
Ländern mit eigenen<br />
Tochterunternehmen aktiven Unternehmens.<br />
Den hundertjährigen<br />
Geburtstag seines Sitzes in<br />
Wiesbaden feierte die Sektkellerei<br />
auf den Tag genau einhundert<br />
Jahre später mit einer Feierstunde<br />
im Marmorsaal des vom renommierten<br />
Architekten Paul Bonatz<br />
entworfenen Bauwerks.<br />
100 Jahre<br />
Henkellsfeld<br />
Die Initiative zum Bau eines neuen<br />
Firmensitzes ging von Otto<br />
Henkell aus. Der Enkel des Unternehmensgründers<br />
Adam Henkell<br />
trat 1891 in das Familienunternehmen<br />
ein, das<br />
bereits 1832 als Weinhandlung<br />
in Mainz<br />
begann und seit 1856<br />
mit der Herstellung von<br />
Sekt fl oriert. Enkel Otto<br />
überraschte mit besonders<br />
fortschrittlichen Marketingideen<br />
und zählte damit zu den Vorreitern<br />
seiner Zeit. So erkannte er<br />
die Bedeutung des Markenartikels<br />
und führte die bis heute erfolgreiche<br />
Marke „Henkell Trocken“ ein.<br />
Dementsprechend setzte Otto<br />
Henkell auch auf Werbung und<br />
investierte ein für damalige Zeit<br />
enorm hohes „Reklamebudget“,<br />
Feierstunde „100 Jahre Henkellsfeld“ im Marmorsaal der<br />
Sektkellerei.<br />
6 <strong>DER</strong> <strong>BIEBRICHER</strong> / DEZEMBER 2009<br />
FRANK HENNIG<br />
das schon 1904 stolze 100 000<br />
Mark betrug. Dank seiner innovativen<br />
Strategien steigerte Henkell<br />
& Co. seine Geschäftserfolge in<br />
Dimensionen, die das Raumangebot<br />
des alten Stammhauses in<br />
Mainz schließlich überforderten.<br />
Immer wieder mussten in Mainz<br />
zusätzliche Keller angemietet<br />
werden. Zum Schluss waren es<br />
50 Keller, die über das gesamte<br />
Mainzer Stadtgebiet verteilt waren.<br />
Bereits 1906 fasste der Visionär<br />
Otto Henkell daher den Beschluss<br />
zu einem umfangreichen<br />
Kellereineubau, der Produktion,<br />
Verwaltung und Repräsentation<br />
unter einem Dach vereinen sollte.<br />
Übrigens: Die für jeden Besucher<br />
immer wieder beeindruckende<br />
Treppe, die vom Marmorsaal direkt<br />
in das 15 Meter tiefer liegende<br />
siebente Kellergeschoss führt,<br />
zählt 50 Stufen – eine Erinnerung<br />
an die Mainzer Keller.<br />
Nachdem man sich für ein Gelände<br />
auf dem Areal einer ausgebeuteten<br />
Kiesgrube in Biebrich<br />
entschieden hatte – dies ersparte<br />
das aufwendige Ausschachten<br />
der Baustelle für die tiefen Kellergeschosse<br />
–, suchte das Unternehmen<br />
nach einem optimalen<br />
Entwurf für das neue Gebäude.<br />
Dabei war Otto Henkell das Beste<br />
gerade gut genug: Sieben namhafte<br />
Architekten wurden zu einem<br />
Wettbewerb eingeladen. Im<br />
August 1907 vergab Otto Henkell<br />
den Auftrag an den damals gerade<br />
30-jährigen Architekten Paul<br />
Bonatz. Sein Entwurf umfasste<br />
eine fünfstöckige Kelleranlage, in<br />
der zukünftig Weine ausgebaut<br />
sowie Cuvées zusammengestellt<br />
Bonatz-Enkel Peter Dübbers<br />
(links) erhält einen Sektpokal<br />
von Dr. Hans-Henning Wiegmann<br />
überreicht.<br />
und zu Sekt veredelt werden sollten.<br />
Seither haben Hunderte Millionen<br />
von Sektfl aschen das Haus<br />
in alle Welt verlassen.<br />
Der auffälligste Gebäudeteil im<br />
Innenbereich war und ist bis heute<br />
der prächtige Marmorsaal: ein<br />
repräsentatives Foyer, ursprünglich<br />
streng klassizistisch, das vom<br />
Unternehmen bis heute für Repräsentation,<br />
Empfänge, Feste<br />
und Konzerte genutzt wird. Erst<br />
zwei Jahrzehnte nach Eröffnung<br />
der Kellerei wurde der Marmorsaal<br />
im Auftrag Otto Henkells mit<br />
zahlreichen neoklassizistischen<br />
Stuck-Elementen und Rokoko-<br />
Rocaillen in seine heutige schlossartige<br />
Atmosphäre versetzt.<br />
In Rekordzeit wurde der neue<br />
Unternehmenssitz fertiggestellt:<br />
Etwa zwei Jahre nach Baubeginn,<br />
im Oktober 1909, konnten die<br />
ersten Teile der Sektkellerei in<br />
ihr neues Domizil einziehen. Die<br />
enorm rasche Realisierung des<br />
FRANK HENNIG