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Vollversion (7.42 MB) - Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen

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Unterstützung der Umweltbewegung: 35<br />

Mahnwachen und Platzbesetzungen. Für die<br />

Frage der Mobilisierungskraft der Umweltbewegung<br />

scheinen uns die Proteste besonders<br />

interessant, bei denen die Teilnehmerinnen physisch<br />

zusammenkommen müssen (.Versammlungsproteste').<br />

Die durchschnittliche Teilnehmerinnerizahl<br />

bei national berichteten Versammlungsprotesten<br />

schwankt zwischen 700<br />

und 1.700. Unterschritten wird diese Spannbreite<br />

allein im Jahr 1991, als auch die Anzahl<br />

der Protestereignisse einen Tiefpunkt erreichte.<br />

Überraschenderweise lag 1996 die durchschnittliche<br />

Teilnehmerzahl für national berichtete<br />

Versammlungsproteste bei knapp 6.000 -<br />

ein in keinem anderen Jahr auch nur annähernd<br />

erreichter Wert. Mit entscheidend hierfür<br />

dürften mehrere große Proteste gegen Atomkraftwerke<br />

und Nukleartransporte sein; aber<br />

auch andere Versammlungsproteste konnten<br />

1996 mehr Teilnehmelnnen als in den übrigen<br />

Jahren verzeichnen. Ein Rückgang der durchschnittlichen<br />

Teilnehmerzahlen bei national berichteten<br />

Versammlungsprotesten lässt sich für<br />

das Ende des Untersuchungszeitraumes nicht<br />

feststellen.<br />

Bei den Versammlungsprotesten, die im Berliner<br />

Lokalteil berichtet werden, liegen die<br />

durchschnittlichen Teilnehmerzahlen bis 1994<br />

meist deutlich unter 1.000. Allerdings kommt<br />

es ab 1997 zu einem deutlichen Anstieg mit<br />

durchschnittlich 4.533 Teilnehmerinnen bei<br />

Versammlungsprotesten in Berlin im Jahr 2000.<br />

Somit ergeben sich für die Teilnahme an Protest<br />

gegenläufige Trends. Bei national berichteten<br />

Protesten sind sowohl die Häufigkeiten<br />

als auch die Teilnehmerzahlen in der Summe<br />

wie im Durchschnitt gegen Ende der Beobachtungszeit<br />

(1998-2000) rückläufig. Die durchschnittliche<br />

Teilnehmerzahl bei Versammlungsprotesten<br />

weist keinen Trend auf, woraus sich<br />

schließen lässt, dass keine Konzentration auf<br />

wenige große Proteste stattfindet. Insgesamt<br />

scheint bundesweit die Bereitschaft zum Engagement<br />

in Umweltprotesten abzunehmen.<br />

Proteste, die im Berliner Lokalteil berichtet<br />

werden, nehmen dagegen eine andere Entwicklung.<br />

Zwar gehen die berichteten Protestereignisse<br />

ab 1996 zurück, doch steigen die Teilnehmerzahlen<br />

am Ende unseres Beobachtungszeitraumes,<br />

insbesondere 1999 und 2000. Dies<br />

gilt für die Proteste insgesamt wie für die Teilmenge<br />

der Versammlungsproteste.<br />

5 Fazit und Perspektiven<br />

5.1 Die bisherigen Entwicklung<br />

Annahmen zur Entwicklung der Unterstützung<br />

für die Umweltbewegung in der Bundesrepublik<br />

lassen sich auf der Basis der vorgestellten<br />

Daten beurteilen, wobei die Datenlage zum<br />

Teil unbefriedigend ist.<br />

Ergebnisse von Bevölkerungsumfragen legen<br />

nahe, dass das Umweltthema relativ zu anderen<br />

Themen an Bedeutung verloren hat, aber<br />

keineswegs zu den marginalen Themen zählt.<br />

Auffallend ist dabei die hohe Konstanz der<br />

zugemessenen Bedeutung des Umweltthemas<br />

sowie das unterschiedliche Niveau in West (relativ<br />

hoch) und Ost (relativ gering). Umweltgruppen<br />

und -Organisationen genießen im allgemeinen<br />

eine hohe Wertschätzung und Zustimmung.<br />

Allerdings fehlen Informationen<br />

darüber, wie sich diese Zustimmung nach den<br />

1980er Jahren entwickelt hat.<br />

Aussagekräftiger und zugleich dichter sind unsere<br />

Daten zur Mitgliederentwicklung und Protestaktivität.<br />

Die Zahl der formellen Mitglieder<br />

der Umweltorganisationen in Deutschland<br />

hat in den 1990er Jahren deutlich zugenommen.<br />

In erster Linie konnten die großen, etablierten<br />

Umweltverbände ihre Mitgliederbasis<br />

ausbauen. Doch auch viele mittlere und kleine<br />

Organisationen sind gewachsen. Das Gleiche<br />

gilt für die Gruppen in Berlin. Auch wenn wir

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