27.10.2013 Aufrufe

Vollversion (6.59 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

Vollversion (6.59 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

Vollversion (6.59 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

FORSCHUNGSJOURNAL NSB, JG. 9, HEFT 4, 1996<br />

seinen eigenen Analysen herauszuhalten.<br />

So wechselt sich<br />

an einigen Stellen eine sehr<br />

differenzierte Betrachtung der<br />

Sachverhalte mit teilweise fahrlässig<br />

pauschalen Urteilen ab:<br />

z.B. wenn unvermittelt 'rechts'<br />

mit 'antiemanzipatorisch'<br />

gleichgesetzt und darunter<br />

gleichzeitig alles neurechte bis<br />

demokratisch-konservative<br />

Denken subsummiert wird. Die<br />

Gesamteinschätzung über Potential<br />

und Einflußmöglichkeiten<br />

der Neuen Rechten droht<br />

bei einer solchen Sichtweise<br />

zu verzerren. Diese Schwierigkeit<br />

ist jedoch für einen großen<br />

Ausschnitt der wissenschaftlichen<br />

Diskussion zu diesem<br />

Thema symptomatisch.<br />

Die Beschreibung der für den<br />

Gesamtzusammenhang relevanten<br />

programmatischen Eckpfeiler<br />

neurechten Denkens<br />

werden gut nachvollziehbar<br />

dargelegt. Dabei gelingt es<br />

Geden trefflich, den gefährlichenHintersinnmancherharmlos<br />

erscheinenden Konzepte zu<br />

offenbaren.<br />

Als sehr aussagekräftig erweist<br />

sich der Teil über die Strukuren<br />

und Praxis der 'ökologischen<br />

Rechten'. Organisatorische<br />

Entwicklungslinien werden<br />

differenziert umrissen und<br />

Protagonisten in ihremWirken<br />

und Einfluß nachgezeichnet. In<br />

die Untersuchung werden auch<br />

Organisationen mit einbezogen,<br />

die eindeutig dem demokratischen<br />

Lager zuzurechnen<br />

sind, in denen jedoch Versatz­<br />

stücke neurechten Denkens<br />

immer wieder einmal auftauchen,<br />

bzw. von Einzelpersonen<br />

hineingetragen werden.<br />

Geden bemängelt, daß, wie im<br />

Falle des Bund für Umwelt und<br />

Naturschutz Deutschland<br />

(BUND), die Mitglieder solche<br />

Erscheinungen kritiklos akzeptieren<br />

und sich am liebsten<br />

darauf zurückziehen, nur an<br />

Sachfragen interessiert zu sein.<br />

Geden verweilt aber nicht bei<br />

der Beschäftigung mit einem<br />

eindeutig ökologisch ausgerichteten<br />

Bereich, zu dem Organisationen<br />

wie die Ökologisch<br />

Demokratische-Partei<br />

(ÖDP), die Unabhängigen<br />

Ökologen Deutschlands<br />

(UÖD), oder auch der BUND,<br />

sowie Personen wie Herbert<br />

Gruhl, Baidur Springmann,<br />

Konrad Buchwald, u.a.m. gehören.<br />

Er schließt benachbarte<br />

Bereiche, wie Esoterik, Neuheidentum,<br />

Anthroposophie<br />

oder Lebensschutz in seine<br />

Überlegungen mit ein. Dieser<br />

erweiterte Blickwinkel ist unerläßlich,<br />

um die Breite des<br />

rechtsökologischen Spektrums<br />

zu beschreiben. Damit treten<br />

Weltanschauungen in den Untersuchungszusammenhang,<br />

die erst ein vollständiges Begreifen<br />

des antirationalistischen<br />

und mystifizierenden<br />

Habitus der rechten Ökologieszene<br />

ermöglichen.<br />

Eine Hauptfrage, die dem ganzen<br />

Buch zugrunde liegt, aber<br />

erst in der Schlußbewertung<br />

eigenständig behandelt wird,<br />

zielt auf den Einfluß neurechter<br />

Ökologiekonzeptionen auf<br />

den Mehrheitsdiskurs. Das<br />

Buch belegt eindeutig, daß dieser<br />

grundsätzlich vorhanden ist.<br />

Ebenso schwierig wie entscheidend<br />

ist es aber einzuschätzen,<br />

welchen Anteil rechtsökologische<br />

Ideen am Gesamtdiskurs<br />

haben und in welchem Ausmaß<br />

die aus ihm resultierende<br />

Praxis 'von rechts' beeinflußt<br />

wird. Hier zeigen sich Schwächen<br />

in Gedens Argumentation,<br />

einige seinerAussagen bleiben<br />

hypothetisch. Hätte er einen<br />

knappen Überblick über<br />

den ökologischen Mehrheitsdiskurs<br />

gegeben, wären ihm<br />

verschiedene Punkte aufgefallen,<br />

die seine abschließende Bewertung<br />

sicherlich etwas modifiziert<br />

oder weniger kategorisch<br />

hätte ausfallen lassen. So<br />

gibt es zahlreiche Diskursstränge,<br />

in denen keinerlei neurechte<br />

Denkansätze vorkommen.<br />

Dort, wo sie auftauchen, sind<br />

sie oftmals so peripher, daß man<br />

selbst bei einem Anwachsen<br />

(noch?) vonkeiner Einflußnahme<br />

sprechen kann. Beispielsweise<br />

ist die Verknüpfung von<br />

ökologischer Frage mit Flüchtlings-<br />

und Einwanderungspolitik<br />

im Mehrheitsdiskurs ebenso<br />

wenig Thema wie die Forderung<br />

nach einem starken<br />

Staat oder einer Diktatur. Durch<br />

solche Aussagen geraten sehr<br />

zutreffende Einschätzungen,<br />

wie etwa zu den Gefahren einer<br />

'Bioethik', wie sie vehement<br />

von entsprechender Seite

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!