Vollversion (6.59 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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SB. Jr, 0. Hrrr 4. 1096<br />
ner Öffentlichkeits- und Pressearbeit:<br />
„Die Überlegungen, bei<br />
BanaFair einen Pressebereich aufzubauen,<br />
setzten 1991/92 ein.<br />
Ausschlaggebend war das Erkennen,<br />
daß wir einige Jahre sehr<br />
intensiv an einem Thema gearbeitet<br />
haben und auch eine sehr<br />
große Kompetenz bei uns vereint<br />
hatten, aber daß es jenseits<br />
der Dritte Welt-Gruppen keine bis<br />
kaum eine öffentliche Wahrnehmung<br />
gab." (Pfeifer 1996)<br />
Ziel war es nun, dem öffentlichen<br />
Interesse am Bananenthema<br />
mit gezielter, entwicklungspolitisch<br />
qualifizierter Pressearbeit<br />
zu begegnen. Denn gegenüber<br />
der breiten Allianz der Befürworterinnen<br />
- bestehend u.a.<br />
aus Verbraucherverbänden,<br />
Fruchthandel sowie Bundesregierung<br />
- sollte versucht werden, einen<br />
Akzent zu setzen. Doch mit<br />
der Schaffung eines eigenen Arbeitsbereiches<br />
'Pressearbeit' bei<br />
BanaFair betrat man ein für kleinere<br />
und mittlere NRO weitgehend<br />
unbekanntes Terrain.<br />
Unterschiedliche Ziele wurden<br />
mit diesem Vorstoß verbunden.<br />
Zum einen soll die 'klassische'<br />
'Dritte-Welt' -Öffentlichkeit (Solimedien,<br />
Aktionsgruppen etc.)<br />
über die Entwicklung des Projektes<br />
BanaFair informiert sowie<br />
dessen Ergebnisse diskutiert werden.<br />
Zum anderen soll die Auseinandersetzung<br />
über die Bananenproblematik<br />
in der bürgerlichen<br />
Medienöffentlichkeit um einen<br />
entwicklungspolitisch motivierten<br />
Beitrag ergänzt werden.<br />
Zentrale Informationen und Hintergründe<br />
zu Entwicklungen in<br />
den bananenproduzierenden Ländern<br />
und im Bereich des fairen<br />
Handels sollen publik gemacht,<br />
negative Auswirkungen der<br />
GMO thematisiert werden. Bei<br />
der Zielgruppe wird eine nachhaltige<br />
Veränderung der Einstellungs-<br />
und Verhaltensmuster beabsichtigt.<br />
Dabei geht es weniger<br />
darum, die Angesprochenen<br />
an ein Produkt heranzuführen,<br />
das sie politisch und ethisch korrekt<br />
verspeisen können, sondern<br />
von der Notwendigkeit des strukturellen<br />
Eingreifens zu überzeugen.<br />
Dabei verschränken sich die<br />
unterschiedlichen Formen der Informationsarbeit<br />
gegenseitig:<br />
Pressearbeit muß einen integralen<br />
Bestandteil der bewußtseinsverändernden<br />
Bildungsarbeit darstellen.<br />
Aber auch unter strategischen<br />
Gesichtspunkten stellt die Etablierung<br />
einer gezielten Pressearbeit<br />
einen wichtigen Aspekt<br />
dar. Durch die breitere Medienpräsenz<br />
sollen die politischen<br />
Vorstöße der Bananen-Kampagne<br />
2<br />
in Bonn und Brüssel fruchtbar<br />
unterstützt werden. Und auch<br />
in der sich ausbreitenden gesellschaftlichen<br />
Diskussion über Sinn<br />
und Nutzen des 'fairen Handels'<br />
gilt es, einen Akzent zu setzen<br />
und den alternativen Bananenhandel<br />
als weiteres Modell mit<br />
deutlichen entwicklungspolitischen<br />
Vorzügen darzustellen 3<br />
.<br />
Denn anders als von manchen<br />
Siegelinitiativen (z.B. Transfair)<br />
suggeriert, kann man nicht allein<br />
durch den Genuß gerechter gehandelter<br />
Konsumgüter die Welt<br />
ein wenig 'fairändern'. Denn fairer<br />
Handel - will er tatsächlich<br />
jenseits individueller Unterstützungsleistung<br />
etwas bewirken -<br />
muß nicht nur produkt- und handelsbezogene<br />
Kriterien erfüllen,<br />
sondern darf die politischen und<br />
wirtschaftlichen Strukturen nicht<br />
aus den Augen verlieren.<br />
Bilanz der Entwicklung<br />
Versucht man heute eine vorläufige<br />
Bilanz zu ziehen, lassen sich<br />
folgende Tendenzen erkennen.<br />
Zunächst: Eine erkennbare Ausweitung<br />
des Absatzes fairer gehandelter<br />
Bananen konnte bisher<br />
nicht festgestellt werden. Diese<br />
Tatsache kann allerdings nur jene<br />
enttäuschen, die Pressearbeit in<br />
erster Linie als Instrument der<br />
Verkaufsförderung verstanden<br />
wissen wollen.<br />
Interessanter ist eine andere Entwicklung:<br />
Knapp zweieinhalb<br />
Jahre nach Etablierung des Bereiches<br />
Pressearbeit ist die Präsenz<br />
des Bananenthemas aus entwicklungspolitischer<br />
Perspektive<br />
deutlich gestiegen. Alleine in<br />
knapp 200 Radio- und TV-Beiträgen<br />
bzw. Zeitungsartikeln wurde<br />
seitdem über die Problematik<br />
des Anbaus und des Handels der<br />
Früchte sowie den fairen Bananenhandel<br />
informiert und dessen<br />
Sinn und Zweck diskutiert. Gerade<br />
durch die gezielte Kontaktaufnahme<br />
mit der 'bürgerlichen'<br />
Medienöffentlichkeit konnte vor<br />
allem ein breiteres Publikum aus<br />
der klassischen 'Dritte-Welt'-Öffentlichkeit<br />
mit dem Thema vertraut<br />
gemacht und - so bleibt zu<br />
hoffen- verstärkt für entwicklungspolitische<br />
Fragestellungen<br />
sensibilisiert werden.