Bälle, Tore und Finanzen VI (2009) - Sponsors.de

Bälle, Tore
und Finanzen VI

Die Autoren
Das SCORE-Team von
Ernst & Young
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45131 Essen
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Telefax +49 181 3943 21956
arnd.hovemann@de.ey.com
Ansprechpartner für die Medien:
Dag-Stefan Rittmeister
Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Ernst & Young GmbH
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Mittlerer Pfad 15
70499 Stuttgart
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dag-stefan.rittmeister@de.ey.com
Prof. Christoph Ehrhardt
Partner
Dipl.-Ingenieur, Architekt
Dipl.-Wirtschaftsingenieur
Ernst & Young Real Estate GmbH
Arnd Hovemann
Manager
Dipl.-Sportwissenschaftler
Ökonomie und Management
European Master in Sport Management
Ernst & Young GmbH
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Wissenschaftliche Unterstützung:
Deutsche Sporthochschule Köln
Institut für Sportökonomie und Sport-
management
Univ.-Prof. Dr. Christoph Breuer
Tim Pawlowski

Inhalt
Die Kernergebnisse im Überblick 4
Das Design der Studie 6
Umfrage zur wirtschaftlichen Lage des Profifußballs
in Deutschland 7
Die Competitive Balance in den europäischen Top-Ligen 15
Ausgeglichener Wettbewerb versus internationaler Erfolg 49
Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
3

Die Kernergebnisse im Überblick
Erstmalige Verschlechterung
der Stimmungslage
Nach fünf Jahren stetiger Verbesserung
ist 2009 erstmals eine Verschlechterung
der Stimmungslage festzustellen. Da aber
nahezu die Hälfte der befragten Manager
(47 %) die Situation der Branche weiterhin
als „gut“ und weitere 44 % sie als „eher
gut“ bewerten, kann die Grundstimmung in
der Branche nach wie vor als optimistisch
bezeichnet werden. Allerdings hat die Zahl
der „eher schlechten“ Bewertungen von
3 auf 9 % deutlich zugenommen.
Ein Drittel der Klubs rechnet 2008/2009
mit Verlusten
Bezüglich der Frage nach dem erwarteten
finanziellen Ergebnis nach Steuern in der
abgelaufenen Saison 2008/2009 sind die
Erwartungen im Vergleich zum Vorjahr
deutlich verhaltener ausgefallen. Gut ein
Drittel der Klubs (35 %) erwarten sogar
geringe oder hohe Verluste zum Abschluss
der Saison 2008/2009. Im vergangenen
Jahr hatten dies nur sieben Prozent der
befragten Klubs zu Protokoll gegeben.
Eine schwierige Saison steht bevor –
aber Licht am Ende des Tunnels
Die Klubs stellen sich auf eine wirtschaftlich
schwierige Saison 2009/2010 ein. Die
Mehrheit der Manager (56 %) erwartet
eine Verschlechterung der wirtschaftlichen
Lage. Es wird ein Rückgang der Einnahmen,
vorwiegend aus Medienrechten und
Sponsoring, befürchtet. In der Fünfjahresperspektive
rechnet man jedoch wieder
überwiegend mit einer Expansion.
Klubs wollen beim Personal sparen
Die Klubs werden versuchen, vor allem
Aufwendungen für Transfers und Personal zu
reduzieren. An der Nachwuchsförderung soll
nicht gespart werden, jedoch ist die Expansion
der Ausgaben für Nachwuchsförderung
geringer als in den vergangenen Jahren.
Bundesliga ist robuster als Konkurrenzligen
Zwei Drittel der Manager erwarten negative
Impacts der Wirtschaftskrise auf die
deutsche Bundesliga. Die französische
Ligue 1 und die Bundesliga werden aber
im Vergleich zu den anderen europäischen
Top-Ligen als robuster gegenüber der Krise
eingeschätzt.
Europas Top-Ligen werden immer
vorhersehbarer
Im Verlauf der letzten 15 Jahre gibt es
deutliche Anzeichen für einen zum Teil
starken Rückgang der Wettbewerbsintensität
in den europäischen Top-5-Ligen.
Die Spitzenklubs in den meisten Nationen
setzen sich zum einen zunehmend vom
Rest des Feldes ab und erzielen zum anderen
immer konstantere Ergebnisse über die
Spielzeiten hinweg. Eine zentrale Begründung
dafür ist die immer größer werdende
Einnahmenspreizung zwischen den Top-
Klubs und dem Rest der Liga.
Insbesondere die Champions League
teilt die Ligen in zwei Klassen
In der Vergangenheit wurde das Auseinanderdriften
zwischen „Arm“ und „Reich“ vor
allem durch die kontinuierliche Teilnahme
der Top-Klubs an der Champions League
verstärkt. Insbesondere seit der Modusänderung
zur Jahrtausendwende sind in
diesem Wettbewerb die Prämienausschüttungen
stark angestiegen. Eine Veränderung
der Ausschüttungsmodalitäten scheint
dringend nötig zu sein, um diesen Trend zu
stoppen.
Bundesliga und Ligue 1 mit Abstand
am spannendsten und abwechslungsreichsten
Es gibt zwischen den Top-5-Nationen
deutliche Unterschiede hinsichtlich der
Wettbewerbssituation innerhalb der Ligen.
Der umfassenden Analyse zufolge, welche
4 Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI

die unterschiedlichsten Indikatoren zur
Bestimmung der Competitive Balance in
den nationalen Ligen herangezogen hat,
sind die Ligen in Deutschland und Frankreich
mit Abstand am ausgeglichensten.
Während die Ligen in Italien und Spanien
bereits mit deutlichem Abstand folgen, ist
die englische Premier League bei Weitem
am einseitigsten. Entscheidende Gründe für
das erfreuliche Abschneiden der Bundesliga
und der französischen Ligue 1 sind die
zentrale Vermarktung der Medienrechte
und die anschließende relativ gleichmäßige
Verteilung der Einnahmen unter den Klubs.
In England haben die hohen Mittelzuflüsse
von Investoren den Wettbewerb entscheidend
beeinflusst.
Finanzielles Fair Play nötig
Die UEFA hat bereits angekündigt, eine
Kommission zu bilden, die Maßnahmen
zur Schaffung eines finanziellen Fair Play
zwischen den europäischen Klubs erarbeiten
soll. Dabei soll das deutsche Lizenzierungsverfahren,
das ein weiterer Grund für
den ausgeglichenen Wettbewerb innerhalb
der Bundesliga ist, als Basis herangezogen
werden. Dies erscheint im Sinne der
Competitive Balance sowohl auf nationaler
als auch auf internationaler Ebene sinnvoll.
Auch eine zentrale Vermarktung der
Medienrechte in Italien und Spanien brächte
einen ausgeglicheneren nationalen Wettbewerb
mit sich. In Italien ist die Umstellung
ab 2010 geplant.
Spannender nationaler Wettbewerb
kostet internationalen Erfolg (und umgekehrt)
Deutsche (und französische) Top-Klubs
erzielen aus der Verwertung der Medienrechte
deutlich weniger Einnahmen als
dezentral vermarktende Spitzenklubs
aus Italien und Spanien. Des Weiteren
schreiben einige europäische Spitzenklubs
hohe Verluste, die von Klubeignern bzw.
Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
-präsidenten durch Zuwendungen aus dem
Privatvermögen ausgeglichen werden.
Auch dies benachteiligt jene Klubs, die ihren
Spielerkader lediglich aus ihren eigenen
Einnahmen finanzieren. Dies erklärt die
schwache Performance deutscher (und
französischer) Mannschaften in der Champions
League zum großen Teil. Es zeigt aber
auch, dass ein spannender und abwechslungsreicher
nationaler Wettbewerb in der
Regel zulasten des internationalen Erfolgs
geht und umgekehrt.
5

Das Design der Studie
Bereits zum sechsten Mal wurden die
Manager der Bundesliga und 2. Bundesliga
zur wirtschaftlichen Situation ihrer Klubs
und der Liga und zu den damit verbundenen
Erwartungen und Perspektiven befragt.
Um eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu
gewährleisten und mögliche Veränderungen
identifizieren zu können, bestanden rund
zwei Drittel des Fragebogens aus Fragen
und Antwortvorgaben, die bereits Bestandteil
der Erhebungen in den letzten Jahren
waren. Die Interviews führte ein unabhängiges
Marktforschungsinstitut zwischen dem
02.06.2009 und dem 19.06.2009 durch.
34 der 36 Klubs der beiden Ligen erklärten
sich zu einem Interview bereit, was nicht
nur einer Beteiligungsquote von 94 % entspricht,
sondern auch einen neuen Rekord
seit Beginn der Erhebung darstellt. Mit
je 17 Klubs aus der Bundesliga und der
2. Bundesliga war die Teilnahmebereitschaft
in den beiden Ligen ausgeglichen.
Aus diesem guten und gleichmäßig verteilten
Rücklauf ergibt sich eine hohe Qualität
des Datenmaterials im Hinblick auf den
Entwurf eines wirklichkeitsnahen Abbilds
der Situation in den beiden Ligen.
Ligazugehörigkeit
Bis 10 Mio.
Euro
Über 10 bis
20 Mio. Euro
Die befragten Manager sind zu 35 % Geschäftsführer
der Klubs. Darüber hinaus
haben Mitglieder des Vorstands (18 %),
Leiter der Finanzen (21 %) und andere
Führungskräfte (26 %) an der Studie mitgewirkt.
Tabelle 2 zeigt die Rechtsformen
der Lizenzspielerabteilungen der Klubs.
Die Hälfte der befragten Klubs werden
in der Rechtsform eines eingetragenen
Vereins, die andere Hälfte als Kapitalgesellschaften
geführt.
6 Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
Höhe des Umsatzes
Über 20 bis
50 Mio. Euro
Über 50 bis
100 Mio. Euro
Über 100 Mio.
Euro
Bundesliga 0 0 6 6 5 17
2. Bundesliga 4 6 6 1 0 17
Gesamt 4 6 12 7 5 34
Tabelle 1: Umsatzhöhe der befragten Klubs
Rechtsform Absolut Prozent
e. V. 17 50
Kapitalgesellschaften 17 50
Gesamt 34 100
Tabelle 2: Rechtsformen der befragten Klubs
Gesamt
Der Fragebogen für diese Untersuchung
wurde gemeinsam von Wissenschaftlern
des Instituts für Sportökonomie und
Sportmanagement der Deutschen Sporthochschule
Köln und von Experten des
SCORE-Teams der Ernst & Young GmbH
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft entwickelt.
Zielsetzung war es, neben der Beurteilung
der aktuellen wirtschaftlichen Lage in der
Fußballbranche durch die Manager auch
die Einschätzung der Entwicklungen in der
kommenden Saison sowie in den kommenden
fünf Jahren zu erfragen. Entsprechend
zielten die Fragen auf die Entwicklung
sowohl auf der Einnahmen- als auch auf
der Ausgabenseite der Vereine ab.
Nach Auswertung der Umfrage haben wir
wiederum eigene Analysen zu verschiedenen
Themen im Fußballbusiness angefertigt.
Dabei haben wir uns bemüht, die
Fragen zu beantworten, die die Vereine am
meisten beschäftigen.

Umfrage zur wirtschaftlichen Lage des Profifußballs
in Deutschland
Auch in diesem Jahr sind die Manager der
Klubs der Bundesliga und der 2. Bundesliga
nach ihrer Einschätzung bezüglich der aktuellen
wirtschaftlichen Situation der Branche
und ihrer Klubs, der erwarteten wirtschaftlichen
Entwicklung und nach einigen aktuellen
Themen befragt worden.
Da die Manager auch in den vergangenen
Jahren zu ihrer Einschätzung befragt worden
sind, können interessante Veränderungen
und Entwicklungen aufgezeigt werden.
Dabei beschränken wir uns im Folgenden
auf einen Vergleich mit den beiden Vorjahren.
Die Ergebnisse aus den ersten drei
Erhebungsjahren können in den Studien
„Bälle, Tore und Finanzen“ I–III nachgelesen
werden.
Einschätzung der wirtschaftlichen Lage
Nahezu die Hälfte der befragten Manager
(47 %) bewerten die Situation der Branche
als gut. Hier ist ein leichter Rückgang zu
verzeichnen: Im Vorjahr haben noch 54 %
der Befragten die Situation der Branche als
gut bewertet. Dies war allerdings ein Rekordwert.
2007 haben nur 37 % eine solch
positive Bewertung abgegeben. Da aktuell
weitere 44 % die Lage als eher gut bewerten,
kann gefolgert werden, dass die wirtschaftliche
Krise derzeit (noch) nicht auf
den professionellen Fußball wirkt. Allerdings
hat die Zahl der eher schlechten Bewertungen
von 3 auf 9 % deutlich zugenommen.
Die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage
in der kommenden Saison weicht von den
Umfrageergebnissen aus den Vorjahren
schon deutlicher ab und unterscheidet
sich auch von der Bewertung der aktuellen
Situation. Nicht einmal die Hälfte der
Befragten (44 %) erwartet, dass die Lage
unverändert bleibt. Alle anderen erwarten
eine Verschlechterung. Somit gilt auch im
Wirtschaftliche Lage: Einschätzung erstmalig verhaltener
„Wie beurteilen Sie die gegenwärtige wirtschaftliche Lage der Fußballbranche in Deutschland
insgesamt?”
(Grafik 1)
2009
2008
Gut Eher gut Eher schlecht Schlecht Keine Antwort
Angaben in Prozent, gerundet
Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
47 44 9
54 43 3
2007 37 63
Schwierige Saison steht bevor
„Wie wird sich die wirtschaftliche Lage Ihrer Meinung nach in der kommenden Saison
in der Fußballbranche in Deutschland entwickeln?“
(Grafik 2)
2009
2008
Deutlich verbessern Etwas verbessern Unverändert bleiben Etwas verschlechtern
Deutlich verschlechtern
Angaben in Prozent, gerundet
professionellen Fußball, dass die „Psychologie
der Krise“ wirkt. Im vergangenen Jahr
haben noch 73 % eine deutliche Verbesserung
der Situation prognostiziert.
44 53 3
73 27
2007 50 47 3
7

Einschätzung der Entwicklung der
Einnahmen
Dazu passt, dass ebenfalls 53 % der Befragten
von einem Rückgang der Einnahmen
in der kommenden Saison ausgehen, aber
lediglich 12 % eine Zunahme der Gesamteinnahmen
prognostizieren. Allerdings
unterstellen die Manager einen nur kurzfristigen
Rückgang der Einnahmen. In der
längerfristigen Betrachtung von fünf Jahren
erwartet eine deutliche Mehrheit der Manager
(76 %) ein Ansteigen der Einnahmen
und nur 6 % erwarten einen Rückgang.
Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil
positiver Einschätzungen insgesamt damit
zwar zurückgegangen, jedoch ist die Grundstimmung
in der Branche nach wie vor
optimistisch.
8 Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
Licht am Ende des Tunnels in Sicht
„Wie werden sich Ihrer Meinung nach die Gesamteinnahmen in der Fußballbranche in der
kommenden Saison/in den kommenden fünf Jahren im Vergleich zum Vorjahr entwickeln?“
(Grafik 3)
Werden
zunehmen
Werden
gleich bleiben
Werden
zurückgehen
Kann ich nicht
beurteilen
0
0
In der kommenden Saison
In den kommenden fünf Jahren
Angaben in Prozent, gerundet
6
12
18
35
53
76

Die Beurteilung der Situation des eigenen
Klubs unterscheidet sich von den Gesamtbewertungen.
Während in der letzten
Erhebung die individuelle Situation schlechter
als die Gesamtlage bewertet wurde, wird
in diesem Jahr eine gegenläufige Tendenz
deutlich.
26 % der Befragten erwarten für ihren Klub
bereits in der kommenden Saison eine
Verbesserung der Einnahmen. Offensichtlich
rechnen diese Manager damit, dass die
eigenen Mehreinnahmen durch Mindereinnahmen
anderer Klubs insgesamt überkompensiert
werden. Im Vorjahr hatten noch
50 % der Befragten steigende Einnahmen
für den eigenen Klub erwartet.
Die Befragten wurden im Anschluss daran
um eine Einschätzung gebeten, wie sie die
Entwicklung der Einnahmen aus verschiedenen
Erlösquellen für ihren Klub bewerten.
Bei den Einnahmen aus dem Spielbetrieb
wird mehrheitlich (53 %) eine Zunahme erwartet,
was kaum eine Veränderung im Vergleich
zu den Ergebnissen der letzten Jahre
(2008: 57 % und 2007: 50 %) darstellt.
Ähnlich erwarten auch die Hälfte der Befragten
eine Zunahme der Einnahmen aus
dem Merchandising, was ebenfalls kaum
einen Unterschied zu den Erwartungen der
Vorjahre (2008: 47 %; 2007: 57 %) ergibt.
Verhaltener sind die Erwartungen hinsichtlich
der Sponsoringeinnahmen: Für die
kommende Saison erwarten 38 % einen Anstieg
(2008: 67 %; 2007: 57 %); hingegen
rechnen 30 % der Klubs mit einem Rückgang
der Sponsoringeinnahmen (2008
und 2007: 10 %). Es ist somit festzustellen,
dass die Entscheider in den Klubs die
gegenwärtigen negativen Entwicklungen
Einnahmekategorien
„Wie schätzen Sie die Entwicklung in den folgenden Einnahmebereichen für Ihren Klub
in der kommenden Saison im Vergleich zur vergangenen ein?“
(Grafik 4)
Spielbetrieb 2009
2008
2007
Merchandising 2009
2008
2007
Medienrechte 2009
2008
2007
Sponsoring 2009
2008
2007
Transfers 2009
2008
2007
Werden zunehmen Werden gleich bleiben Werden zurückgehen Keine Bewertung
Angaben in Prozent, gerundet
auf dem allgemeinen Werbemarkt auf den
Fußball übertragen.
Hinsichtlich der Transfererlöse zeigt sich
analog zu den Vorjahren ein symmetrisches
Resultat: Einem Anteil von 20 % der
Klubs, die höhere Transfererlöse erwarten,
steht ein gleich großer Anteil von Klubs
gegenüber, die geringere Transfererlöse
Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
53 32 15
57 23 20
50 33
17
50 38 12
47 40 13
57 33 10
41 15 44
37 33 30
43 40 17
38 32 30
67 23 10
57 33 10
20 45 20 15
23 40 27 10
30 33 33 4
erwarten. Ähnlich stellt sich die Situation
bei den Medienrechten dar: 41 % der Klubs
rechnen mit steigenden, 44 % mit sinkenden
Einnahmen.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass bei
den Sponsoringeinnahmen eine markante
Änderung der Erwartungen im Vergleich zu
den Vorjahren eingetreten ist.
9

Befragte, die für ihren Klub mit steigenden
Einnahmen rechnen, wurden weiter gefragt,
für welche Zwecke sie diese Mehreinnahmen
verwenden werden.
Investitionen in neue Spielerkader und
in Sachanlagen (je 78 %) sowie die Verbesserung
der Nachwuchsförderung
(56 %) wurden dabei am häufigsten genannt.
Die Rückführung der Verschuldung
ist mit 33 % der Nennungen nachrangig. Im
Vergleich zum Vorjahr ist festzustellen, dass
die Mehreinnahmen breiter gefächert verwendet
werden. Der strategische Schwerpunkt
des Vorjahres (Investition in neue
Spielerkader mit 93 % der Nennungen) hat
an Dominanz verloren.
Einschätzung der Entwicklung der
Ausgaben
Auch auf der Aufwandsseite wurde zunächst
gefragt, wie die Manager die
Entwicklung der Gesamtaufwendungen
der Ligen in der kommenden Saison und
in den kommenden fünf Jahren allgemein
einschätzen.
Während 41 % der Befragten davon ausgehen,
dass die Fußballbranche ihr Ausgabenniveau
in der kommenden Saison beibehalten
wird, erwarten 38 % sinkende und 21 %
steigende Ausgaben. In der längerfristigen
Fünfjahresperspektive erwarten 59 % einen
Anstieg der Ausgaben und nur 15 % einen
Rückgang. Zwar überwiegen die Erwartungen
steigender Ausgaben, jedoch sind diese
deutlich verhaltener als im Vorjahr. Damals
hatten 93 % steigende Ausgaben und keiner
der Befragten sinkende Ausgaben der Fußballbranche
prognostiziert.
10 Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
Mehreinnahmen fließen wieder in Steine und Beine
„Wozu werden diese Mehreinnahmen schwerpunktmäßig verwendet?“
(Mehrfachnennung)
(Grafik 5)
Investitionen in
den Spielerkader
Investitionen in
Sachanlagen/
Infrastruktur
Verbesserung der
Nachwuchsförderung
Tilgung von
Verbindlichkeiten
Angaben in Prozent, gerundet
2009
2008
2007
2009
2008
2007
2009
2008
2007
2009
2008
2007
33
33
29
53
56
60
67
78
78
82
93
88
Ausgaben: Klubs treten auf die Kostenbremse
„Wie werden sich Ihrer Meinung nach die Gesamtaufwendungen in der Fußballbranche in der
kommenden Saison/in den kommenden fünf Jahren im Vergleich zum Vorjahr entwickeln?“
(Grafik 6)
Werden
zunehmen
Werden
gleich bleiben
Werden
zurückgehen
Kann ich nicht
beurteilen
0
0
In der kommenden Saison In den kommenden fünf Jahren
Angaben in Prozent, gerundet
15
21
26
38
41
59

Wie bei der erwarteten Einnahmeentwicklung
fällt auf, dass auch bezüglich
der Aufwendungen das Urteil deutlich
differenzierter ausfällt, wenn nicht nach
der Branche insgesamt, sondern nach dem
eigenen Klub gefragt wird. Bezogen auf den
eigenen Klub erwarten nämlich je ein Drittel
der Befragten steigende, gleich bleibende
und sinkende Ausgaben in der kommenden
Saison.
In der folgenden Abbildung sind Ausgaben
nach dem Verwendungszweck systematisiert.
Die erwartete Entwicklung der
Personalaufwendungen entspricht ungefähr
der Drittelteilung der Gesamtaufwendungen
(siehe oben). Dies ist ein erheblicher
Kontrast zu den Vorjahren, in denen je 70 %
der Befragten steigende Personalaufwendungen
prognostizierten. Somit scheint
innerhalb dieser Aufwandskategorie das
Sparmotiv deutlich an Relevanz gewonnen
zu haben.
Interessant ist, dass ungeachtet der aktuellen
Schlagzeilen vergleichsweise viele
Klubs (35 %) von einem Rückgang der
Transferaufwendungen ausgehen. Somit
wird deutlich, dass der sich abzeichnende
Transferrekord eher durch einige wenige
Klubs verursacht wird als durch die breite
Masse. Diese Tendenz deutete sich bereits
im Jahr 2008 an (40 % der Nennungen
erwarteten rückläufige Transferaufwendungen;
im Jahr 2007: 7 %).
Die Hälfte der Befragten erwarten eine
Konstanz der Kosten für den Spielbetrieb,
je rund ein Viertel eine Zu- oder Abnahme,
was wiederum einen Kontrast zum Vorjahr
bildet, da im Jahr 2008 43 % der Befragten
Ausgabekategorien: Klubs sparen beim Personal
„Wie schätzen Sie die Entwicklung in den folgenden Aufwandskategorien für Ihren Klub
in der kommenden Saison im Vergleich zur vergangenen ein?“
(Grafik 7)
Personalaufwand 2009
2008
2007
Nachwuchsförderung 2009
2008
2007
Aufwand für 2009
Spielbetrieb 2008
2007
Transferaufwand 2009
Angaben in Prozent, gerundet
2008
2007
Werden zunehmen Werden gleich bleiben Werden zurückgehen Keine Bewertung
steigende Aufwendungen für den Spielbetrieb
erwarteten. Das Sparmotiv zeigt
sich nicht nur hier, sondern auch bei der
Nachwuchsförderung: 26 % rechnen mit
steigenden Aufwendungen für die Nachwuchsförderung,
im Jahr 2008 lag dieser
Anteil noch bei 47 %. Erfreulicherweise
rechnet keiner der Befragten mit sinken-
den Aufwendungen für die Nachwuchsförderung.
Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
38 32 30
70 7 23
70 13 17
26 74
47 50
57 40
26 50 24
43 43 14
24 63 13
12 47 35 6
20 37 40
3
40 53 7
3
3
11

Bezüglich der Frage nach dem erwarteten
finanziellen Ergebnis nach Steuern in der
abgelaufenen Saison 2008/2009 sind die
Erwartungen im Vergleich zum Vorjahr
deutlich verhaltener ausgefallen. 12 % der
Klubs rechnen mit einem hohen Gewinn
(2008: 27 %). Einen geringen Gewinn erwarten
26 % (2008: 36 %). 18 % erwarten
ein ausgeglichenes Ergebnis zum Saisonende
(2008: 23 %). Nahezu ein Drittel der
Klubs rechnet mit geringen Verlusten in der
abgelaufenen Saison (2008: 7 %) und ein
Klub prognostiziert sogar hohe Verluste.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass
die Klubs sich auf eine wirtschaftlich
schwierige Saison einstellen. Gespart wird
eher am Personal und an den Transferaufwendungen
als an der Nachwuchsförderung.
Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf
den Profifußball
In diesem Jahr wollten wir von den Fußballmanagern
wissen, welche Auswirkungen
die allgemeine Wirtschaftskrise auf den
Fußball bzw. auf die Klubs der europäischen
Top-Ligen hat. 59 % der Befragten erwarten
einen leicht negativen, 6 % sogar einen
stark negativen Impact auf die finanzielle
Situation der Bundesligaklubs. Die folgen-
de Abbildung zeigt einen Vergleich der
erwarteten Auswirkungen auf die Klubs
der anderen Top-Ligen. Insbesondere
auf die englische, die spanische und die
italienische Liga werden deutlich stärkere
Krisenein-flüsse im Vergleich zum Impact
auf die Bundesliga erwartet. Zusammen-
fassend wird die deutsche Bundesliga also
als vergleichsweise robust gegenüber der
Krise eingeschätzt.
12 Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
Ein Drittel der Klubs macht Verluste
„Welches Ergebnis (nach Steuern) werden Sie mit Ihrem Klub in der abgelaufenen Saison
voraussichtlich erzielen?“
(Grafik 8)
2009
2008
2007
Hoher Gewinn Geringer Gewinn ± null
Geringer Verlust Hoher Verlust Keine Angaben
Angaben in Prozent, gerundet
Frankreich,
Ligue 1
Deutsche
Bundesliga
Spanien,
La Liga
Italien,
Serie A
England,
FA Premier
League
12 26 18 32 3 9
27 36 23 7 7
20 40 20 13 7
Bundesliga robust in der Krise
„Wie wird sich die weltweite Wirtschaftskrise Ihrer Meinung nach auf die finanzielle
Situation der Klubs der Top-5-Ligen auswirken?”
(Grafik 9)
Eher positiv Gar nicht Eher leicht negativ Stark negativ Keine Angabe
Angaben in Prozent, gerundet
3 12 47 12 26
35 59 6
17 41 30 12
15 35 38 12
12 29 50 9

Finanzierungsformen
In einem weiteren Themenkomplex fragten
wir die Experten in Anlehnung an unsere
Fußballstudien aus den Jahren 2004 und
2007, wie sie die Bedeutung unterschiedlicher
Finanzierungsformen einschätzen.
Die Finanzierungsmöglichen, die einem
Klub offenstehen, hängen von der Rechtsform,
in der die finanzierende Einheit
verfasst ist, ab. Hervorzuheben ist, dass die
klassische Kreditfinanzierung weiterhin das
wichtigste Finanzierungsinstrument bleibt
und von fast drei Vierteln der Befragten als
sehr wichtig oder wichtig eingestuft wurde.
Private-Equity-Finanzierungen und Anleihen
werden von einer klaren Mehrheit der
Befragten als weniger relevant eingestuft
und liegen deutlich unter den Befragungsergebnissen
aus den Jahren 2004 und 2007
(diese Frage wurde nicht in allen Jahren
der Datenerhebung gestellt). Börsengang
sowie Asset-Backed Securities spielen weiterhin
nur eine untergeordnete Rolle.
Klassische Kreditfinanzierung deutlich vorne
„Wie wichtig ist die jeweilige Finanzierungsform für Ihren Klub?“
(Grafik 10)
Klassische Kreditfinanzierung
Mezzanine-
Formen
Private Equity
Anleihen
allgemein
Börsengang
Asset-Backed
Securities
2009 2007 2004
0
Kategorien „Sehr wichtig“ und „Wichtig“ addiert.
Angaben in Prozent, gerundet
Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
3
9
9
10
18
21
25
25
29
27
30
30
38
47
57
59
73
13

Gastkommentar
Dr. Peter Rohlmann, Herausgeber des
Fanartikel-Barometers, zur Entwicklung
der Einnahmen aus dem Merchandising
Der Fußball – insbesondere der in den deutschen
Profiligen – scheint selbst in diesen
turbulenten Zeiten eine „Insel der Seligen“
zu sein. Trotz der größten Finanz- und Wirtschaftskrise
seit Kriegsende scheinen die
Fans für Fußball immer noch sehr ausgabefreudig
zu bleiben und der Fanartikelboom
nimmt offenbar kein Ende. Obwohl in vielen
Sportarten und zahlreichen unterklassigen
Vereinen die Krise längst ihre Spuren in den
Sportvermarktungsfeldern hinterlassen hat,
ist die Stimmung unter den Spitzenvereinen
bezüglich der Merchandising-Entwicklung
noch ausgesprochen positiv.
Bei der Analyse der Umfrageergebnisse ist
die Tatsache zu berücksichtigen, dass sich
die Merchandising-Einnahmen der beiden
Fußball-Bundesligen inzwischen auf einem
recht hohen Niveau bewegen und in der
abgelaufenen Saison über 150 Mio. Euro an
Eigenumsätzen und Lizenzeinnahmen für die
36 Vereine erbracht haben. Dieses Volumen
wurde möglich, weil zum einen das Fußballinteresse
der Deutschen ständig gestiegen
ist und zum anderen die Klubs sehr professionell
arbeiten. Bedenkt man zudem, dass
die Merchandising-Einnahmen praktisch ausschließlich
auf die Fans bzw. Endverbraucher
und damit auf breite Bevölkerungsschichten
zurückzuführen sind, muss es besondere
Gründe für die Erwartung eines konstanten
bzw. sogar gesteigerten Ausgabeverhaltens
in der jetzigen Wirtschaftslage seitens der
Bundesliga-Manager geben.
Für eine Fortsetzung des Fanartikelbooms
müssten ein weiteres Wachstum der Fange-
Merchandising-Einnahmen
der Top-Fußballklubs in Europa
Eigenverkauf und Lizenzen in Mio. Euro
(Grafik 11)
8,6
20 Klubs
Premier
League
7,3 7,1
20 Klubs 18 Klubs 20 Klubs 20 Klubs 18 Klubs
Primera
División
Bundesliga
meinde mit Erhöhung der Käuferzahl und/
oder erhöhte Ausgaben für Merchandising-
Produkte pro kaufenden Fan ursächlich
sein. Inwieweit das zutreffen könnte, soll im
Folgenden unter strukturellen und konjunkturellen
Aspekten beleuchtet werden.
Was eine Zunahme des Fußballinteresses in
der Bevölkerung betrifft, so befinden wir uns
in Deutschland in einer überaus komfortablen
Situation bzw. Marktabdeckung. Bereits
78 % der Bevölkerung über 14 Jahre bzw.
fast 53 Millionen Personen interessieren sich
für Fußball, die Zuschauer in den Bundesliga-
Stadien haben mit über 17,5 Millionen gerade
einen neuen Besucherrekord aufgestellt
und über 20 Millionen Menschen besitzen
Fußballfanartikel. Selbst für ein Premiumprodukt
wie die Bundesliga sind das herausragende
Werte, insbesondere im Vergleich
zu den übrigen Top-Fußballländern Europas.
Das Merchandising-Wachstum wird jedoch
an Grenzen stoßen, wenn der Anteil der
inländischen Fanartikelbesitzer an den Fußballinteressierten
nicht steigt und/oder sich
die (bislang geringe) Zahl ausländischer
Fans deutscher Fußballvereine nicht erhöht.
Neben der Attraktivität des Bundesliga-
Fußballs könnten auch externe Faktoren wie
mediale und unternehmerische Aktivitäten
im Vorfeld der Fußball-WM 2010 entsprechende
Vorfreude und Kaufstimmung bei
den Fans auslösen.
Der zweite wesentliche Einflussfaktor wäre
eine Steigerung der durchschnittlichen
Ausgaben für Merchandising-Artikel in der
kommenden Saison, bei denen die Deutschen
im europäischen Vergleich noch
deutlich hinterherhinken (siehe Grafik).
Ob das aber unter den relativ ungünstigen
konjunkturellen Vorzeichen erfolgreich sein
wird, bleibt abzuwarten. Kommt es dennoch
so, liegt dies eventuell daran, dass Fußballfans
gerade in dieser Krisensituation noch
Lique 1 Serie A Eredivisie
Quelle: Sport+Markt/PR MARKETING, Europäischer Merchandising Report 2008
4,3
14 Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
3,2
1,2
enger an ihren Klub heranrücken und ihre
Zugehörigkeit durch zusätzliche Fanartikel
noch stärker herausstellen wollen.
Ungeachtet der schärfsten Rezession seit
60 Jahren haben die Deutschen offenbar
wieder Lust am Geldausgeben. Der GfK-
Konsumklimaindex für Juli 2009 verbesserte
sich überraschend auf den höchsten
Stand seit einem Jahr, wobei sicherlich
auch die derzeit niedrige Inflation (nahezu
null) die Kaufkraft der Konsumenten stärkt.
Allerdings gehen viele Experten davon aus,
dass die Bewährungsprobe für den Konsum
noch bevorsteht. Insbesondere ist zu
befürchten, dass im Herbst mit der zweiten
Krisenwelle ein starker Anstieg der Arbeitslosenzahlen
unvermeidlich wird. Angst vor
Arbeitslosigkeit bremst jedoch jedes Ausgabeverhalten
radikal.
Auch wenn dann der Fußball die letzte zum
Sparen erklärte Bastion sein sollte, ganz
ohne Einschränkungen bei den Fanausgaben
wird es wohl die ganze Saison 2009/10
nicht bleiben. Es ist zu davon auszugehen,
dass die Kaufbereitschaft in Abhängigkeit
vom Fan-Typus variieren wird. Der (langjährige)
Fan mit hohem Bindungsfaktor
(High Commitment) verzichtet vielleicht
gar nicht, während der relativ neue oder
„Erlebnis“-Fan (Low Commitment) sich
schon viel früher zurückhalten wird. Auf
jeden Fall sollten sich alle Klubs auf ein im
Laufe der Saison zunehmend schwieriges
Konsumumfeld einstellen, das auch das
Merchandising-Business tangieren und
besondere Maßnahmen erfordern wird.
Fazit: Wachstumsperspektiven im Merchandising
ja – kurzfristige Bremsspuren
wahrscheinlich.
Durchschnittliche Ausgaben der Fußballfans
für Merchandisingartikel in den vergangenen
12 Monaten
(Grafik 12)
England
Niederlande
Spanien
Frankreich
Deutschland
Italien
Käufer/Besitzer
23,30
35,40
42,60
46,50
44,90
Basis: Befragte, die Fanartikel besitzen oder gekauft haben
Quelle: European Merchandising Report 2008
65,40
10
8
6
4
2
0

Die Competitive Balance in den europäischen Top-Ligen
Ausgangslage
Der Fokus der diesjährigen Studie liegt
auf der Analyse der Wettbewerbssituation
(Competitive Balance) in den europäischen
Top-5-Ligen (Deutschland, England,
Frankreich, Italien, Spanien). Dabei geht
es zum einen um eine Aktualisierung der
in der Studie „Bälle, Tore und Finanzen IV“
gefundenen Erkenntnisse auf Basis der
beiden letzten Saisons. Darüber hinaus sind
zwei wesentliche Erweiterungen enthalten:
Einerseits wird die Betrachtung auf einzelne
Spieltage ausgedehnt, um zu untersuchen,
ob sich die jeweilige Wettbewerbssituation
zum Ende einer Saison hin in den betrachteten
Nationen unterschiedlich entwickelt.
Zum anderen wird mithilfe von zahlreichen
Messinstrumenten der Fokus verstärkt auf
die dynamische Team-Komponente gelegt.
Bedeutung und Dimensionen der
Competitive Balance
Unter Competitive Balance (CB) im Teamsport
wird die Ausgeglichenheit des sport-
lichen Wettbewerbs zwischen verschiedenen
Ligen einer Sportart oder innerhalb
einer Liga bzw. eines Wettbewerbs verstanden.
Bei längerfristiger Betrachtung
beinhaltet die CB zwei Komponenten.
Die sogenannte Saison-Komponente
bezieht sich auf die Wettbewerbssituation
innerhalb einer Saison. Hierbei geht es um
die Frage, wie groß die Leistungsunterschiede
zwischen den Teams innerhalb der
Saison sind. Dabei können beispielsweise
die Unsicherheiten des Spielausgangs,
des Saisonausgangs, der Meisterschaft,
des Abstiegskampfs oder der Qualifikation
für die internationalen Klubwettbewerbe
(UEFA Euro League, UEFA Champions
League) unterschieden werden. Im Fokus
der Betrachtung steht demnach die Knappheit
des Ausgangs, also die Spannung des
Wettbewerbs. Bei der Team-Komponente
geht es um die Leistungsentwicklung eines
Teams in einem bestimmten Zeitraum
(mehrere Saisons). Hier stellt sich die
Frage, ob die einzelnen Teams jede Saison
ihre Leistungen reproduzieren. Im Fokus der
Betrachtung steht demnach der Grad der
Abwechslung innerhalb der Liga.
Die Competitive Balance wird für Sportligen
häufig als unabdingbarer Erfolgsfaktor
gesehen. Das zentrale Argument, das diese
Ansicht stützt, geht aus empirischen Studien
hervor. Sie belegen, dass die Competitive
Balance bzw. die daraus abgeleitete
Ergebnisoffenheit vor einer Partie einen
positiven Einfluss auf die Anzahl der Zuschauer
im Stadion und vor dem Fernseher
hat. Diese Erkenntnis bringt der ehemalige
portugiesische Sportminister José Luís
Arnaut in seinem 2006 erschienenen und
vielfach zitierten Report über den europäischen
Sport auf den Punkt:
„An ‚unbalanced’ league will not maximise
the number of its spectators/viewers.”
José Luís Arnaut
Weitere wissenschaftliche Studien zeigen
zudem drei Risiken im Zusammenhang mit
unausgeglichenen („unbalanced“) Ligen
auf:
(1) Fortwährendes, verstärktes Auseinanderdriften
der finanziellen Situation
einzelner Klubs und die Tendenz zur
Überinvestition in Spielerkader,
(2) Insolvenzgefahr der schwächeren
Klubs,
(3) Gefahr der Abspaltung der Top-Klubs
und Reorganisation in einer Konkurrenzliga.
Sowohl die Kreierung der Nordic League,
eines jährlichen Turniers für die besten
Teams aus den skandinavischen Ländern,
Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
als auch die diskutierte Aufnahme der
beiden schottischen Teams (Celtic Glasgow
und Glasgow Rangers) in die Premier
League sind aktuelle Beispiele für eine
derartige Abspaltung.
Eine Besonderheit des Sports ist es, dass
Teams, die in einen organisierten Wettbewerb
(einer Liga) integriert sind, im Gegensatz
zu Industrie-Unternehmen grundsätzlich
ein „angeborenes“ Interesse an der
Wettbewerbsfähigkeit und am „Überleben“
der Konkurrenten haben. Obwohl die Teams
miteinander um Titel und Plätze konkurrieren,
müssen sie daher zudem kooperieren,
um die Spannung im Wettbewerb (und
damit einhergehend die Attraktivität des
Wettbewerbs) aufrechterhalten zu können.
Wie die folgenden Ausführungen zeigen
werden, existieren jedoch zahlreiche Faktoren,
die die Wett-bewerbssituation innerhalb
einer Liga beeinflussen und somit die CB
innerhalb einer Liga gefährden.
Die Competitive Balance stellt also im
Fußball ein bedeutendes Element dar, das
zu Recht im Fokus der Öffentlichkeit steht.
Aktuelle Berichte und Diskussionsbeiträge
zum Thema von José Luís Arnaut und Ivo
Belet sowie das „White Paper on Sport“ der
EU-Kommission unter Führung von Kultur-
und Sport-Kommissar Jan Figuel verdeutlichen
die Brisanz des Themas.
15

Einflussfaktoren und Instrumente zur
Aufrechterhaltung der Competitive
Balance
Die Competitive Balance hängt vorrangig
von der Verteilung der Spielerqualitäten
und folglich von den finanziellen Möglichkeiten
der einzelnen Klubs ab. Dass sich
also ein zahlungskräftiger Klub – effektives
und effizientes Handeln vorausgesetzt –
durch Spielerkauf sportliche Vorteile gegenüber
finanziell schwächeren Klubs verschaffen
kann, dürfte unbestritten sein. Dies wird
durch Grafik 13 verifiziert, da dort beispielhaft
für die Bundesliga-Saison 2008/2009
der Zusammenhang zwischen Personalaufwendungen
für den Spielbetrieb (laut
Presse) und erreichten Punkten dargestellt
wird. Somit ist klar, dass die Einnahme-
situation der Klubs einer der zentralen Einflussfaktoren
auf die Competitive Balance ist.
Ein weiterer Aspekt ist die unterschiedlich
ausgeprägte Neigung, Investitionen in den
Spielerkader über Kredite zu finanzieren.
Neben dem direkten CB-Einfluss können zudem
einige Faktoren, die indirekten Einfluss
auf die CB nehmen, ausgemacht werden.
Dazu gehört beispielsweise der nicht einheitliche
Zugang zu öffentlich (durch Bund,
Länder, Kommune) geförderter Infrastruktur.
Wird die öffentliche Förderung (z. B.
beim Stadionbau) nicht in gleichem Umfang
allen Klubs zuteil, steht ggf. unterschied-
lich viel Kapital für Spieler zur Verfügung.
Darüber hinaus können fehlende Integrität
Bundesliga: Geld schießt Tore
(Grafik 13)
Logarithmischer Trend
Quelle Personalaufwand: Presse
„6+5 is all about putting the ‚contest’ back into competitions.“
Jérôme Champagne, FIFA-Direktor für internationale Beziehungen
16 Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
Punkte Saison 2008/2009
80
70
60
50
40
30
20
10
0
10 20 30 40 50 60 70 80 90
Personalaufwand Spielbetrieb
von Klubmitgliedern, wie sie beispielsweise
beim Bestechungsskandal in Italien zu
beobachten war, oder Doping zu Wettbewerbsverzerrungen
führen und damit einen
Einfluss auf die CB haben.
Zu den Einflussfaktoren auf die CB gehören
darüber hinaus die unmittelbar den sportlichen
Wettbewerb betreffenden Aspekte
wie Abstiegsregelungen oder die Ligen-
größe. Insbesondere in der letzten Zeit ist
zudem die sogenannte 6+5-Regelung in den
Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Hierbei
wird kontrovers diskutiert, inwiefern eine
Limitierung von ausländischen Spielern,
die in der Anfangsformation eines Klubs bei
Ligaspielen stehen, die Wettbewerbssituation
in den nationalen Ligen verbessern
könnte. Die Ansichten der FIFA scheinen in
diesem Zusammenhang eindeutig:

Festzuhalten ist des Weiteren, dass bestimmte
vermeintliche Verbesserungsvorschläge
des Fußballspiels bei tatsächlicher
Umsetzung in den meisten Fällen tenden-
ziell zulasten der Competitive Balance
gehen würden. Dazu zählen z. B. die Einführung
eines vierten Schiedsrichters, die
Einführung des Videobeweises, die Vergrößerung
der Tore, die Einführung eines Chips
im Ball etc. Diese Neuerungen würden dazu
führen, dass Zufälle minimiert und sich stärkere
Mannschaften häufiger durchsetzen
würden, was einer Abnahme der Competitive
Balance gleichkäme.
Es gibt vielfältige Instrumente zur Aufrechterhaltung
der Competitive Balance,
die zumindest bei den genannten direkten
Einflussfaktoren greifen. Beispielhaft seien
an dieser Stelle die folgenden erwähnt:
Instrumente zur Aufrechterhaltung
der Competitive Balance
Salary Caps
Umverteilung von Einnahmen
(z. B. der Medieneinnahmen)
Lizenzierungsverfahren
Tabelle 3
Diese Instrumente sind in der jüngeren
Vergangenheit immer wieder in den Mittelpunkt
von Diskussionen zur Wettbewerbssituation
in Fußballligen gerückt. Näheres
dazu entnehmen Sie bitte der Studie „Bälle,
Tore und Finanzen IV“. Das Klublizenzierungsverfahren
der UEFA ist hingegen
Gegenstand unserer Studie „Bälle, Tore
und Finanzen III“; Näheres dazu kann dort
nachgelesen werden.
Darüber hinaus ist es zumindest diskutabel,
inwiefern auch die in Deutschland vielfach
zitierte „50+1-Regelung“, die es Investoren
untersagt, eine Mehrheitsbeteiligung an
einem deutschen Klub zu erwerben, einen
Beitrag zur Aufrechterhaltung der Competitive
Balance leistet.
Berechnung der Competitive Balance
Zur Berechnung von Instrumenten, die die
CB in Sportligen messen, können grundsätzlich
Siegquoten, Rangplätze und Punkte
als Merkmale herangezogen werden.
Siegquoten werden vorrangig zur Messung
der CB in nordamerikanischen Ligen
verwendet, wo Spiele nur gewonnen oder
verloren werden können. Bei Sportarten mit
Unentschieden (wie im Fußball) können
Siegquoten jedoch zu Verzerrungen führen.
Rangplätze sind als Merkmal zur CB-
Messung innerhalb einer Liga grundsätzlich
geeignet. Ein interdivisionaler Vergleich
wird jedoch erschwert. Dennoch werden die
Rangplätze im Rahmen einer späteren CB-
Betrachtung herangezogen. Werden Punkte
zur Berechnung der CB-Maße verwendet,
sollten zur intersaisonalen Vergleichbarkeit
die Ergebnisse aus der Zeit, als ein Sieg mit
zwei Punkten honoriert wurde (in Frankreich
bis einschließlich zur Saison 1993/94;
in Deutschland, Spanien und Italien bis
einschließlich zur Saison 1994/95), auf ein
Drei-Punkte-System hochgerechnet werden.
Problematisch bei diesem Vorgehen ist
jedoch, dass sich die tatsächlichen Rangplätze
(aus Zeiten des Zwei-Punkte-Systems)
einiger Teams bei der Umrechnung
verschieben. Insgesamt bleibt festzuhalten,
dass alle Merkmale spezifische Vor- und
Nachteile aufweisen, deren Verwendung im
Einzelfall geprüft werden sollte.
Bei der Analyse der Wettbewerbssituation
in Sportligen finden in Analogie zur allgemeinen
empirischen Wettbewerbsanalyse
verschiedene Streuungs- und Konzentrationsmaße
Anwendung. Detaillierten
Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
Aufschluss bezüglich der Wettbewerbssituation
innerhalb einer Gruppe von Teams
einer Liga gibt die Konzentrationsrate
(CRi). Sie gibt an, welchen Anteil die
Top-Klubs an den in einer Liga insgesamt
erreichbaren Punkten haben. Zur Ermittlung
der CB in Sportligen werden häufig
Konzentrationsraten der fünf besten Klubs
in einer Liga (CR5) berechnet. Die CR ist
intuitiv verständlich und trägt außerdem
dem Umstand Rechnung, dass sich diese
Klubs in internationalen Wettbewerben zusätzliche
Gelder aneignen können (was die
CB tendenziell senkt). Um Größenveränderungen
innerhalb der Liga beachten zu
können, kann das Maß modifiziert werden.
Beim sogenannten Verhältnis der Konzentrationsraten
(VCR) wird die tatsächliche
CR ins Verhältnis zur idealen CR (einer
komplett ausgeglichenen Liga) gesetzt.
Für alle bisher beschriebenen Maße gilt:
Je höher der ermittelte Wert ist, desto unausgeglichener
ist die Liga. Da dies intuitiv
nicht logisch ist (häufig wird mit höheren
Werten auch etwas „Besseres“ assoziiert),
kann der Kehrwert des VCR gebildet
werden. Wird dieser Wert ins Verhältnis
zum Wert einer vollkommen ausgeglichenen
Liga gesetzt, ergibt sich der bereits
ausführlich in der Studie „Bälle, Tore und
Finanzen IV“ beschriebene und empirisch
getestete EY-Spannungsgrad.
Eine Liga ist aus wettbewerbsökonomischer
Sicht jedoch ebenfalls unausgeglichen,
wenn jährlich die gleichen Teams um
die Meisterschaft, die Qualifikationsplätze
für die internationalen Wettbewerbe und
gegen den Abstieg spielen. Die Beachtung
dieser Komponente fand unter dem Begriff
„dynamische Wettbewersbsanalyse“
Einzug in die Wissenschaft. Abgebildet
werden kann die sogenannte Team-
Komponente beispielsweise mithilfe der
saisonalen Standardabweichung (SA)
17

der teamindividuellen Gesamtpunktzahl
vom Durchschnitt des Teams über den
betrachteten Zeitraum. Zur Abbildung der
Team-Komponente wird zudem häufig die
Anzahl der verschiedenen Teams in einem
bestimmten Cluster (z. B. Top 5) über
einen bestimmten Zeitraum herangezogen.
Je größer die Zahl, desto ausgeglichener
der Wettbewerb.
Im Rahmen dieser Studie kommen verschiedene
Maße und Indikatoren zur Anwendung.
Durch diese Diversifikation wird gewährleistet,
dass die verschiedensten Effekte aufgedeckt
werden können. Die Ausführungen
beginnen mit dem EY-Spannungsgrad sowie
der Standardabweichung der teamindividuellen
Gesamtpunkte der Top-5-Teams
innerhalb der letzten 15 Jahre. Um einen
detaillierten Einblick in die Wettbewerbs-
situation mit Team-Identitäten zu bekommen,
wird anschließend die Anzahl der
verschiedenen Teams in den relevanten
Unterwettbewerben (Meisterschaft, CL-
Qualifikation, Auf-/Abstieg) eingehend
analysiert. Die Betrachtung zur Entwicklung
der CB zum Ende einer Saison hin bezieht
sich auf die Anzahl der Teams, die noch in
einen relevanten Unterwettbewerb eingreifen
können.
18 Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI

Die Wettbewerbssituation in den
Top-5-Ligen
Die Saison-Komponente
Als Datengrundlage für den bereits in
der Studie „Bälle, Tore und Finanzen IV“
entwickelten Spannungsgrad dienen die
Punktanteile der jeweils fünf bestplatzierten
Klubs im Vergleich zur gesamten Liga. Der
Spannungsgrad basiert auf den Kehrwerten
der VCR-Maßzahl. Dabei wird untersucht,
wie nahe eine Liga basierend auf diesen
Die Spannung nimmt ab
Die Spannungskurven der nationalen Ligen in den letzten 15 Jahren
(Grafik 14)
65
60
55
50
45
40
35
30
25
20
94/95
95/96
96/97
97/98
98/99
99/00
5 Perioden, gleitender Durchschnitt Deutschland
5 Perioden, gleitender Durchschnitt England
5 Perioden, gleitender Durchschnitt Frankreich
5 Perioden, gleitender Durchschnitt Italien
5 Perioden, gleitender Durchschnitt Spanien
Werten an einer komplett ausgeglichenen
Liga ist (entspricht auf der y-Achse dem
Wert 100 %). In einer vollkommen ausgeglichenen
Liga hätten am Saisonende
alle Mannschaften die gleiche Punktzahl,
während in einer gänzlich unausgeglichenen
Liga der Erste ausschließlich Siege und
der Letzte ausschließlich Niederlagen (also
null Punkte) zu verzeichnen hätte. Dies
verdeutlicht, dass die Extremwerte nur in
der Theorie existieren.
00/01
01/02
02/03
03/04
Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
04/05
05/06
Aufgrund der starken saisonalen Schwankung
der Werte wurden die gleitenden
Durchschnittswerte der einzelnen Länder
berechnet und deren Verläufe abgebildet.
Der gleitende Durchschnitt berechnet sich
dabei als arithmetisches Mittel aus den
Werten der jeweils fünf vorangegangenen
Spielzeiten. Je höher der erreichte Prozentwert
einer Liga ist, desto näher befindet
man sich an der optimal ausgeglichenen
Liga, sprich: desto spannender ist der
Wettbewerb.
06/07
07/08
08/09
Frankreich
Spanien
Deutschland
Italien
England
Angaben in Prozent
19
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0

In der Saison 1998/99 ist die (durchschnittliche)
Spreizung zwischen den Ligen
sehr gering. Dem Maß zufolge herrscht in
dieser Saison in den fünf Top-Ligen eine
ähnliche Wettbewerbssituation, da in den
betrachteten Ländern die jeweils fünf
besten Klubs einen ähnlich großen Punktevorsprung
vor der restlichen Liga auf sich
vereinen. Danach driften die Werte der
einzelnen Länder auseinander. Lediglich in
Frankreich ist eine leichte Steigerung der
Spannung (bzw. Abnahme der Punktanteile
der Top-5-Klubs) innerhalb der letzten
15 Jahre zu verzeichnen. Die letzten beiden
(und in der Studie „Bälle, Tore und Finanzen
IV“ noch nicht betrachteten) Saisons
weisen jedoch auch für Frankreich einen
Abwärtstrend der Spannung aus: Dem
Maß zufolge sackte die Spannungskurve
in Frankreich innerhalb der letzten beiden
Jahre sehr stark ab. Dieser starke Abwärtstrend
fällt im abgebildeten Fünfjahresschnitt
jedoch noch verhältnismäßig gering aus.
In den übrigen Ländern nimmt die Spannung
innerhalb der 15 letzten Saisons
ab. Während die Spannungsabnahme in
Deutschland und Spanien verhältnismäßig
langsam vonstatten geht, hat sich insbesondere
in Italien und in England dem Maß
zufolge die Wettbewerbssituation innerhalb
der Liga stark verschlechtert. Im Vergleich
zur gesamten Liga konnten dort die jeweils
fünf besten Klubs immer mehr Punkte
sammeln, folglich sinkt die Spannungskurve
stark ab. Während die Spannungskurve in
England seit der letzten Betrachtung in der
Lique 1 am spannendsten
15-Jahres-Durchschnitt des erreichten Spannungsgrads
(Grafik 15)
Studie IV noch einmal stärker abgesackt ist,
hat sich die Spannung in Italien auf einem
vergleichsweise niedrigen Niveau eingependelt.
Fasst man die Kurvenverläufe zu einem
15-Jahres-Durchschnittswert zusammen,
fallen die Unterschiede zwischen den Ligen
noch deutlicher auf. Dem Maß zufolge ist
die französische Liga am ausgeglichensten
und weist den höchsten Spannungsgrad
20 Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
46,6
Frankreich
Angaben in Prozent
43,5
Spanien
41,1
Deutschland
34,8
Italien
34,4
England
auf, gefolgt von Spanien und Deutschland.
Die Ligen in Italien und England weisen den
geringsten Spannungsgrad auf. In beiden
Ländern liegen die fünf besten Teams im
Durchschnitt am weitesten vor ihren Verfolgern,
der restlichen Liga.

Die Team-Komponente
Wie bereits diskutiert, ist neben der Saison-
Komponente auch die Team-Komponente
zu betrachten. Eine Liga ist aus wettbewerbsökonomischer
Sicht nämlich ebenfalls
unausgeglichen, wenn jährlich die
gleichen Teams um die Meisterschaft, die
Qualifikationsplätze für die internationalen
Wettbewerbe und gegen den Abstieg
spielen. Abgebildet werden kann die
Team-Komponente beispielsweise mithilfe
der saisonalen Standardabweichung (SA)
der teamindividuellen Gesamtpunktzahl
von der durchschnittlichen Punktzahl des
Teams über einen betrachteten Zeitraum.
Je höher der Wert dieser Komponente ist,
desto abwechslungsreicher ist eine Liga.
Größere Schwankungen einzelner Teams
über die Jahre hinweg bedeuten schließlich,
dass immer wieder andere Klubs um die
vorderen Plätze kämpfen. Konnten die Top-
5-Klubs ihre guten Ergebnisse jedoch immer
konstanter reproduzieren, so fällt der Wert
umso niedriger aus.
Die Abwechslung in der Performance der
Top-5-Klubs ist in Italien besonders groß.
Hierbei müssen jedoch auch die Effekte aus
den Sanktionierungsmaßnahmen des Manipulationsskandals
in Italien (2005/06)
beachtet werden. So wurden für die Berechnungen
die von Juventus Turin in der
Saison 2005/06 erreichten Punkte in die
Saison 2006/2007 übertragen (interpoliert)
und der Zwangsabstieg wurde somit
nicht berücksichtigt. Ansonsten würde das
Monotonie in Spanien
Die Standardabweichung der jeweils fünf besten Teams
(Grafik 16)
10,3
Italien
Angaben in Punkten
15-Jahresschnitt
9,6
Deutschland
Bild zu stark verzerrt werden. Die Punktabzüge
für den AC Mailand (8 Punkte)
und Lazio Rom (3 Punkte) in der Saison
2006/07 haben wir hingegen belassen.
Eine Korrektur (also ein Hinzuaddieren)
der Punktabzüge würde die (relativ hohe)
durchschnittliche „Saison“-Standardabweichung
weiter absenken. Es folgen Deutschland,
England, Frankreich und Spanien auf
den weiteren Plätzen.
Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
9,4
England
9,3
Frankreich
7,6
Spanien
21

Die Spannung der Unterwettbewerbe
Dominieren bestimmte Teams einzelne
Unterwettbewerbe bzw. sind es immer
wieder die gleichen Teams, die um die
Meisterschaft, die CL-Qualifikationsplätze
und gegen den Abstieg kämpfen? Basierend
auf den Daten der letzten 15 Saisons werden
(1) die Meister, (2) die Champions-League-
Qualifikanten, (3) die Absteiger und
(4) die Aufsteiger in den einzelnen Nationen
dargestellt. Dabei wird untersucht, ob
länderspezifische Unterschiede bestehen.
# Meister
1994/1995
1995/1996
22 Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
1996/1997
1997/1998
1998/1999
1999/2000
1 Bayern München x x x x x x x x 8
2 Bor. Dortmund x x x 3
3 1. FC Kaiserslautern x 1
4 Werder Bremen x 1
5 VfB Stuttgart x 1
6 VfL Wolfsburg x 1
Tabelle 4: Die Meister der letzten 15 Jahre in Deutschland
# Meister
1994/1995
1995/1996
1996/1997
1997/1998
1998/1999
1999/2000
1 Manch. United x x x x x x x x x 9
2 Arsenal London x x x 3
3 FC Chelsea x x 2
4 Blackburn Rovers x 1
Tabelle 5: Die Meister der letzten 15 Jahre in England
Der Kampf um die Meisterschaft
Mit jeweils sechs Mannschaften stellen
Frankreich und Deutschland, gefolgt von
Spanien (fünf), Italien (fünf) und England
(vier), die größte Anzahl verschiedener
Teams, die innerhalb der letzten
Jahre Meister geworden sind. Während
die Meisterschaftsserie des erfolgreichsten
deutschen Vereins FC Bayern München
immer wieder durch einen anderen
nationalen Meister unterbrochen wurde,
sind in den letzten Jahren insbesondere
2000/2001
2000/2001
2001/2002
2001/2002
2002/2003
2002/2003
2003/2004
2003/2004
in Frankreich (Olympique Lyon: sieben),
Italien (Inter Mailand: vier) und England
(Manchester United: drei) vergleichsweise
lang anhaltende Meisterschaftsdominanzen
zu beobachten.
Auf Basis dieser Ergebnisse ist der Kampf
um die Meisterschaft in Deutschland als
am abwechslungsreichsten zu beurteilen.
Es folgen Spanien und Frankreich auf den
Plätzen 2 und 3 sowie Italien und England
auf den weiteren Plätzen.
2004/2005
2004/2005
2005/2006
2005/2006
2006/2007
2006/2007
2007/2008
2007/2008
2008/2009
2008/2009
∑
∑

# Meister
# Meister
1994/1995
1994/1995
1995/1996
1995/1996
1996/1997
1996/1997
1997/1998
1997/1998
1998/1999
1998/1999
1999/2000
1 Juventus Turin x x x x x x 6
2 Inter Mailand x x x x 4
3 AC Mailand x x x 3
4 Lazio Rom x 1
5 AS Rom x 1
Tabelle 6: Die Meister der letzten 15 Jahre in Italien
1999/2000
1 Olympique Lyonnais x x x x x x x 7
2 FC Nantes x x 2
3 AS Monaco FC x x 2
4 Girondins de Bordeaux x x 2
5 AJ Auxerre x 1
6 RC Lens x 1
Tabelle 7: Die Meister der letzten 15 Jahre in Frankreich
# Meister
1994/1995
1995/1996
1996/1997
1997/1998
1998/1999
1999/2000
1 Real Madrid x x x x x x 6
2 FC Barcelona x x x x x 5
3 FC Valencia x x 2
4 Atlético Madrid x 1
5 Deportivo La Coruña x 1
Tabelle 8: Die Meister der letzten 15 Jahre in Spanien
2000/2001
2000/2001
2000/2001
2001/2002
2001/2002
2001/2002
Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
2002/2003
2002/2003
2002/2003
2003/2004
2003/2004
2003/2004
2004/2005
2004/2005
2004/2005
2005/2006
2005/2006
2005/2006
2006/2007
2006/2007
2006/2007
2007/2008
2007/2008
2007/2008
2008/2009
2008/2009
2008/2009
∑
∑
∑
23

Der Kampf um die Champions-League-
Qualifikationsplätze
In jedem der betrachteten Länder gibt
es eine geringe Anzahl Vereine, die eine
große Anzahl Qualifikationen innerhalb der
letzten 15 Jahre zu verzeichnen haben. Zu
den Klubs, die sich auf nationaler Ebene
am häufigsten für die Champions League
qualifizieren konnten, gehören Manchester
United (14), Real Madrid (14), FC Barcelona
(12), Bayern München (12), Arsenal
London (12), Juventus Turin (12),
Olympique Lyon (11) sowie AC und Inter
Mailand (je 10).
Die folgende Abbildung zeigt, wie unterschiedlich
stark die Konzentration einzelner
Teams hinsichtlich des Erreichens der
CL-Qualifikationsplätze ausfällt. Betrachtet
werden dabei die drei auf nationaler Ebene
am häufigsten für die CL qualifizierten
Klubs im Durchschnitt der letzten 15 Jahre
in den jeweiligen Ländern. Die Erfolgsquote
ist der Quotient aus der theoretisch
möglichen maximalen Häufigkeit, mit der
ein CL-Qualifikationsplatz erreicht werden
kann, und der tatsächlichen Häufigkeit. Die
theoretisch maximal mögliche Häufigkeit
wird dabei aus dem Produkt von „Anzahl
der betrachteten Jahre“ und „Anzahl der
betrachteten Teams“ gebildet (15 [Jahre]
× 3 [Teams] = 45). Um die Länder untereinander
vergleichen zu können, wird von
länderspezifischen Unterschieden abgesehen.
Der Wert der theoretisch maximal
möglichen Häufigkeit der Qualifikation
für die Champions League wird für alle
Länder vereinfachend als gleich groß angenommen
(= 3).
Während im 15-Jahresschnitt die drei am
häufigsten qualifizierten Klubs in Frankreich
und Deutschland nur 47 bzw. 56 Prozent
der maximal möglichen Qualifikationsplätze
auf sich vereinen, sind es in Italien, Spanien
und England jeweils über 70 Prozent.
Unabhängig von der Liga sind im
Zeitverlauf steigende Konzentrationsraten
hinsichtlich der CL-Qualifikation
zu beobachten. Dies kann dahin gehend
interpretiert werden, dass insbesondere
in den letzten Jahren immer wieder die
gleichen Teams einen CL-Qualifikationsplatz
in der nationalen Liga erreichen
konnten. Insbesondere in England ist
diese Verdichtung bei einer Verkürzung
des Betrachtungszeitraums extrem: Die
drei am häufigsten für die CL qualifizierten
Teams konnten innerhalb der letzten
fünf Jahre ohne Unterbrechung einen
Platz zur Qualifikation erreichen. Die
Konzentrationsquote würde im Fünf-
jahresschnitt dementsprechend bei
1,00 liegen. Auch wenn diese Betrachtung
eigentlich auf die drei Teams
24 Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
Langjährige englische Phalanx in der CL
Die Konzentrationsraten der drei am häufigsten für die CL qualifizierten Klubs
(Grafik 17)
46,7
Frankreich
Angaben in Prozent
15-Jahresschnitt
55,6
Deutschland
71,1
Italien
71,1
Spanien
75,6
England
gerichtet ist, die sich am häufigsten qualifiziert
haben, sollte erwähnt werden, dass
(vorausgesetzt, Arsenal London schafft dieses
Jahr die Qualifikation für die Gruppenphase
der Champions League) Manchester
United, Arsenal, Chelsea und Liverpool seit
sechs Saisons (einschließlich der aktuellen)
alle nationalen Qualifikationsplätze auf sich
vereinen.
Hinsichtlich dieses CB-Indikators erreicht
Frankreich im Ligenvergleich den ersten
Platz vor Deutschland. Italien und Spanien
teilen sich den dritten Platz. England liegt
abermals abgeschlagen am Tabellenende.
Die folgenden Tabellen enthalten detaillierte
Übersichten zu den CL-Qualifikationen
innerhalb der letzten 15 Saisons.

# CL-Qualifikanten
1994/1995
1995/1996
1996/1997
1997/1998
1998/1999
1999/2000
1 Bayern München x x x x x x x x x x x x 12
2 Borussia Dortmund x x x x x x o 7
3 Bayer Leverkusen x x x x x x 6
4 SV Werder Bremen x x x x x 5
5 FC Schalke 04 x x x o 4
6 VfB Stuttgart x x o 3
7 Hamburger SV x x 2
8 1. FC K’lautern x 1
9 Hertha BSC Berlin x 1
10 1860 München o 1
11 VfL Wolfsburg x 1
Tabelle 9: Die Verteilung der nationalen Champions-League-Qualifikationsplätze der letzten 15 Jahre in Deutschland (Betrachtung: Jahr der Qualifikation, x = direkte nationale
Qualifikation für die Gruppenphase der Folgesaison; o = nationale Qualifikation ohne Erreichen der Gruppenphase der Champions League der Folgesaison bzw. Qualifikation hat
noch nicht stattgefunden [2008/09])
# CL-Qualifikanten
1994/1995
1995/1996
1996/1997
1997/1998
1998/1999
1999/2000
1 Manchester United x x x x x x x x x x x x x x 14
2 Arsenal London x x x x x x x x x x x o 12
3 FC Chelsea London x x x x x x x x 8
4 FC Liverpool x x x x x x x x 8
5 Newcastle United x x o 3
6 Blackburn Rovers x 1
7 Leeds United x 1
8 FC Everton o 1
Tabelle 10: Die Verteilung der nationalen Champions-League-Qualifikationsplätze der letzten 15 Jahre in England (Betrachtung: Jahr der Qualifikation, x = direkte nationale
Qualifikation für die Gruppenphase der Folgesaison; o = nationale Qualifikation ohne Erreichen der Gruppenphase der Champions League der Folgesaison bzw. Qualifikation hat
noch nicht stattgefunden [2008/09])
2000/2001
2000/2001
2001/2002
2001/2002
Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
2002/2003
2002/2003
2003/2004
2003/2004
2004/2005
2004/2005
2005/2006
2005/2006
2006/2007
2006/2007
2007/2008
2007/2008
2008/2009
2008/2009
∑
∑
25

# CL-Qualifikanten
1994/1995
1995/1996
26 Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
1996/1997
1997/1998
1998/1999
1999/2000
1 Juventus Turin x x x x x x x x x x x x 12
2 AC Mailand x x x x x x x x x x 10
3 Inter Mailand x o x x x x x x x x 10
4 AS Rom x x x x x x 6
5 Lazio Rom x x x x x 5
6 AC Florenz x o x o 4
7 AC Parma x o o 3
8 Udinese Calcio x 1
Tabelle 11: Die Verteilung der nationalen Champions-League-Qualifikationsplätze der letzten 15 Jahre in Italien (Betrachtung: Jahr der Qualifikation, x = direkte nationale Qualifikation
für die Gruppenphase der Folgesaison; o = nationale Qualifikation ohne Erreichen der Gruppenphase der Champions League der Folgesaison bzw. Qualifikation hat noch
nicht stattgefunden [2008/09])
# CL-Qualifikanten
1994/1995
1995/1996
1996/1997
1997/1998
1998/1999
1999/2000
1 Olympique Lyon o x x x x x x x x x o 11
2 Olympique Marseille x x x x x 5
3 AS Monaco x x x x o 5
4 Girondins Bordeaux x x x x 4
5 Paris St. Germain x x x 3
6 OSC Lille x x x 3
7 FC Nantes x x 2
8 AJ Auxerre x x 2
9 Racing Club Lens x x 2
10 FC Metz o 1
11 FC Toulouse o 1
Tabelle 12: Die Verteilung der nationalen Champions-League-Qualifikationsplätze der letzten 15 Jahre in Frankreich (Betrachtung: Jahr der Qualifikation, x = direkte nationale
Qualifikation für die Gruppenphase der Folgesaison; o = nationale Qualifikation ohne Erreichen der Gruppenphase der Champions League der Folgesaison bzw. Qualifikation hat
noch nicht stattgefunden [2008/09])
2000/2001
2000/2001
2001/2002
2001/2002
2002/2003
2002/2003
2003/2004
2003/2004
2004/2005
2004/2005
2005/2006
2005/2006
2006/2007
2006/2007
2007/2008
2007/2008
2008/2009
2008/2009
∑
∑

# CL-Qualifikanten
1994/1995
1995/1996
1996/1997
1997/1998
1998/1999
1999/2000
1 Real Madrid x x x x x x x x x x x x x x 14
2 FC Barcelona x x x x x x x x x x x x 12
3 FC Valencia x x x x x x 6
4 Dep. La Coruña x x x x x 5
5 Atlético Madrid x x o 3
6 FC Villarreal x x 2
7 Real CD Mallorca o x 2
8 FC Sevilla x x 2
9 Real S. San Sebastián x 1
10 Celta Vigo x 1
11 Betis Sevilla x 1
12 Atletic Bilbao x 1
13 CA Osasuna o 1
Tabelle 13: Die Verteilung der nationalen Champions-League-Qualifikationsplätze der letzten 15 Jahre in Spanien (Betrachtung: Jahr der Qualifikation, x = direkte nationale
Qualifikation für die Gruppenphase der Folgesaison; o = nationale Qualifikation ohne Erreichen der Gruppenphase der Champions League der Folgesaison bzw. Qualifikation hat
noch nicht stattgefunden [2008/09])
2000/2001
2001/2002
Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
2002/2003
2003/2004
2004/2005
2005/2006
2006/2007
2007/2008
2008/2009
∑
27

Der Kampf um Auf- und Abstieg
Die je 45 Auf- und Abstiege der letzten
15 Jahre in Deutschland verteilen sich
auf 25 verschiedene Teams. Von den
45 Aufsteigern stiegen zwölf im ersten und
sieben im zweiten Jahr aus der Bundesliga
direkt wieder ab. Die durchschnittliche
„Schnellrelegations“-Quote (Anzahl der
Aufsteiger, die innerhalb der ersten beiden
1.-Liga-Jahre direkt wieder abstiegen, im
Vergleich zur gesamten Anzahl der Aufsteiger)
beträgt 42,2 Prozent.
In Frankreich verteilen sich die insgesamt
43 Auf- und 45 Abstiege innerhalb der letzten
15 Jahre auf 33 verschiedene Mannschaften.
Hiervon stiegen 14 im ersten und
sechs im zweiten Jahr aus der 1. Liga direkt
wieder ab. Die „Schnellrelegations“-Quote
beträgt 43,5 Prozent.
In Italien verteilen sich die insgesamt
54 Auf- und 52 Abstiege innerhalb der
letzten 15 Jahre auf 38 verschiedene
Mannschaften. Hiervon stiegen 13 im ersten
und elf im zweiten Jahr aus der 1. Liga
direkt wieder ab. Die „Schnellrelegations“-
Quote beträgt 44,4 Prozent.
In Spanien verteilen sich die insgesamt
46 Auf- und 48 Abstiege innerhalb der
letzten 15 Jahre ebenfalls auf 33 verschiedene
Mannschaften. Hiervon stiegen
16 im ersten und acht im zweiten Jahr
aus der 1. Liga direkt wieder ab. Die
„Schnellrelegations“-Quote beträgt 52,2
Prozent.
In England verteilen sich die insgesamt
44 Auf- und 46 Abstiege innerhalb der
letzten 15 Jahre auf 34 verschiedene
Mannschaften. Hiervon stiegen 21 im
ersten und fünf im zweiten Jahr aus der
1. Liga direkt wieder ab. Die durchschnittliche
„Schnellrelegations“-Quote
beträgt 59,1 Prozent.
Grafik 18 gibt einen vergleichenden
Überblick zu den durchschnittlichen
länderspezifischen „Schnellrelegations“-
Quoten.
Insbesondere in England und Spanien
ist im 15-Jahresschnitt die Wahrscheinlichkeit
für einen schnellen Wiederabstieg
der Aufsteiger sehr hoch. In
Frankreich und Deutschland haben die
Aufsteiger dagegen eine vergleichsweise
hohe Wahrscheinlichkeit, sich
zumindest mittelfristig in der 1. Liga
zu etablieren. Dies kann beispielsweise
28 Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
Deutsche Aufsteiger haben größte Überlebenschancen
Die „Schnellrelegations“-Quoten im 15-Jahresdurchschnitt
(Grafik 18)
42,2
Deutschland
Angaben in Prozent
15-Jahresschnitt
43,5
Frankreich
44,4
Italien
52,2
Spanien
59,1
England
damit erklärt werden, dass in Deutschland
und Frankreich eine Umverteilung der
medialen Vermarktungserlöse zwischen der
1. und der 2. Liga durchgeführt wird. Auf
diese Weise ist der Unterschied zwischen
den verfügbaren finanziellen Mitteln der
„schlecht“ platzierten Klubs in der 1. Liga
und der „gut“ platzierten Klubs in der
2. Liga geringer. Bei einem Aufstieg sind
demnach im Durchschnitt geringere finanzielle
Anstrengungen vonnöten als in anderen
Ländern wie beispielsweise England, wo
große Unterschiede zwischen 1. und 2. Liga
hinsichtlich der TV-Einnahmen vorliegen.
Die folgenden Tabellen geben einen detaillierten
Überblick über die Auf- und Absteiger
sowie über deren (im ersten Jahr nach
dem Aufstieg) erzielte Punkte.

#
Absteiger/
Aufsteiger
1994/1995
1995/1996
1996/1997
1997/1998
1998/1999
Tabelle 14: Die Auf- und Absteiger der letzten 15 Jahre in Deutschland (grau: Abstieg, gelb: Aufstieg, Zahl: erreichte Punkte im ersten Jahr nach dem Aufstieg)
1999/2000
1 1. FC Kaiserslautern 68 2 1
2 1. FC Köln 46 23 30 39 4 4
3 1. FC Nürnberg 37 34 38 3 4
4 1. FSV Mainz 05 43 1 2
5 1860 München 1 0
6 Alemannia Aachen 34 1 1
7 Arminia Bielefeld 40 30 36 40 4 4
8 Borussia M‘gladbach 39 31 2 2
9 Dynamo Dresden 1 0
10 Eintracht Frankfurt 37 32 36 3 3
11 Energie Cottbus 39 41 2 2
12 FC St. Pauli 38 22 2 2
13 Fortuna Düsseldorf 40 1 1
14 Hannover 96 43 0 1
15 Hansa Rostock 49 30 2 2
16 Hertha BSC 43 0 1
17 Karlsruher SC 43 2 1
18 KFC Uerdingen 05 1 0
19 MSV Duisburg 4 27 29 4 3
20 SC Freiburg 39 38 3 3
21 SpVgg Unterhaching 44 1 1
22 SSV Ulm 1846 35 1 1
23 TSG 1899 Hoffenheim 55 0 1
24 VfL Bochum 53 27 45 45 4 4
25 VfL Wolfsburg 39 0 1
# Aufsteiger 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3
2000/2001
2001/2002
Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
2002/2003
2003/2004
2004/2005
2005/2006
2006/2007
2007/2008
2008/2009
# Abstiege
# Aufstiege
29

#
Absteiger/
Aufsteiger
1994/1995
1995/1996
Tabelle 15: Die Auf- und Absteiger der letzten 15 Jahre in England (grau: Abstieg, gelb: Aufstieg, Zahl: erreichte Punkte im ersten Jahr nach dem Aufstieg)
30 Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
1996/1997
1997/1998
1998/1999
1999/2000
1 AFC Sunderl. 58 15 39 2 3
2 Birmingham C. 48 35 2 3
3 B. Rovers 46 1 1
4 B. Wanderers 39 40 40 2 3
5 Bradford City 36 1 1
6 Ch. Athletic 36 52 2 2
7 Coventry City 1 0
8 Crystal Palace 33 33 3 2
9 Derby County 46 11 2 2
10 FC Barnsley 35 1 1
11 Middlesbrou. 43 51 2 2
12 FC Reading 55 1 1
13 FC South.’ton 1 0
14 FC Watford 24 28 2 2
15 FC Portsmouth 45 0 1
16 Fulham FC 44 0 1
17 Hull City 35 0 1
18 Ipswich Town 66 2 1
19 Leeds United 1 0
20 Leicester City 47 33 3 2
21 Manch. City 34 51 2 2
22 Newcastle U. 1 0
23 Norwich City 33 2 1
24 N. Forest 30 2 1
25 Queens Park 1 0
26 Sheffield Unit. 38 1 2
27 Sh. Wednes. 1 0
28 Stoke City 45 0 1
29 Sunderland 40 1 1
30 W. Bromwich 26 34 32 3 3
31 W. Ham Unit. 55 1 1
32 Wigan Athletic 51 0 1
33 Wimbledon FC 1 0
34 Wolverhampton 33 1 2
# Aufsteiger 2 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3
2000/2001
2001/2002
2002/2003
2003/2004
2004/2005
2005/2006
2006/2007
2007/2008
2008/2009
# Abstiege
# Aufstiege

#
Absteiger/
Aufsteiger
1994/1995
1995/1996
1996/1997
1997/1998
1998/1999
Tabelle 16: Die Auf- und Absteiger der letzten 15 Jahre in Italien (grau: Abstieg, gelb: Aufstieg, Zahl: erreichte Punkte im ersten Jahr nach dem Aufstieg)
1999/2000
1 AC Ch. Verona 54 38 1 2
2 AC Florenz 42 1 1
3 AC Perugia 37 39 2 2
4 AC Reggiana 19 2 1
5 AC Siena 34 0 1
6 AC Venedig 42 18 2 2
7 Ancona Calcio 13 1 1
8 AS Bari 38 2 2
9 AS Livorno Cal. 45 1 2
10 Ascoli Cal. 1898 43 1 1
11 Atal. Bergamo 39 44 35 50 3 4
12 Brescia Calcio 35 44 3 2
13 Cagliari Calcio 41 44 2 2
14 Calcio Catania 41 0 1
15 Calcio Padova 1 0
16 Como Calcio 24 1 1
17 FBC Treviso 21 1 1
18 FC Bologna 49 37 1 2
19 FC Empoli 37 38 45 3 3
20 FC Genua 93 48 0 1
21 FC Messina 48 1 1
22 FC Modena 38 1 1
23 FC Parma 1 1
24 FC Turin 36 43 40 4 3
25 Genoa CFC 1 0
26 Hellas Verona 27 43 2 2
27 Juventus Turin 72 1 1
28 Piacenza Calcio 37 42 2 2
29 Reggina Calcio 40 38 2 2
30 Salernit. Sport 38 1 1
31 Sampd. Genua 46 1 1
32 SSC Neapel 36 50 2 2
33 Udinese Calcio 41 0 1
34 US Cremonese 1 0
35 US Foggia 1 0
36 US Lecce 26 40 41 30 4 4
37 US Palermo 53 0 1
38 Vicenza Calcio 49 36 2 2
# Aufsteiger 4 4 4 4 4 4 4 4 4 6 3 3 3 3 3
2000/2001
2001/2002
Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
2002/2003
2003/2004
2004/2005
2005/2006
2006/2007
2007/2008
2008/2009
# Abstiege
# Aufstiege
31

#
Absteiger/
Aufsteiger
1994/1995
1995/1996
Tabelle 17: Die Auf- und Absteiger der letzten 15 Jahre in Frankreich (grau: Abstieg, gelb: Aufstieg, Zahl: erreichte Punkte im ersten Jahr nach dem Aufstieg)
32 Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
1996/1997
1997/1998
1998/1999
1999/2000
1 AC Ajaccio 39 1 1
2 AC Le Havre 38 26 3 2
3 AS Cannes 1 0
4 AS Nancy 37 39 48 2 3
5 AS St.-Etienne 48 53 2 2
6 CS Sedan 48 35 2 2
7 EA Guingamp 53 44 2 2
8 ES Troyes AC 43 39 2 2
9 FC Gueugnon 38 1 1
10 FC Istres 32 1 1
11 FC Lorient 35 31 49 2 3
12 FC Martigues 1 0
13 FC Metz 42 24 3 2
14 FC Nantes 37 2 1
15 FC Sochaux 33 46 2 2
16 FC Toulouse 36 34 39 2 3
17 Grenoble Foot 38 44 0 1
18 HSC Montpellier 40 2 2
19 LB Châteauroux 31 1 1
20 Le Mans UC 72 38 52 1 2
21 OGC Nice 1 0
22 Olymp. Marseille 49 0 1
23 OSC Lille 59 1 1
24 Racing Straßburg 45 35 3 2
25 RC Lens 1 1
26 SC Bastia 1 0
27 SM Caen 37 42 51 4 3
28 US Boulogne 0 1
29 Valenciennes-Anzin 43 0 1
# Aufsteiger 2 3 2 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3
2000/2001
2001/2002
2002/2003
2003/2004
2004/2005
2005/2006
2006/2007
2007/2008
2008/2009
# Abstiege
# Aufstiege

#
Absteiger/
Aufsteiger
1994/1995
1995/1996
1996/1997
1997/1998
1998/1999
Tabelle 18: Die Auf- und Absteiger der letzten 15 Jahre in Spanien (grau: Abstieg, gelb: Aufstieg, Zahl: erreichte Punkte im ersten Jahr nach dem Aufstieg)
1999/2000
1 Alb. Balompie 47 2 1
2 Atletico Madrid 47 1 1
3 CA Osasuna 42 0 1
4 CD Logroñés 33 2 1
5 CD Numancia 45 29 35 3 3
6 CD Teneriffa 38 2 2
7 Celta Vigo 64 2 1
8 CP Mérida 42 39 2 2
9 Dep. Alaves 40 39 2 2
10 Dep. Xerez 0 1
11 DU Almería 52 0 1
12 Extremadura 44 39 2 2
13 FC Cadiz 36 1 1
14 FC Getafe 47 0 1
15 FC Malaga 48 55 1 2
16 FC Sevilla 28 53 2 2
17 FC Villarreal 36 57 1 2
18 Tarragona 28 1 1
19 Hércules CF 41 1 1
20 Rac. Santander 44 1 1
21 Rayo Vallecano 44 52 2 2
22 Real B. Sevilla 59 2 1
23 R. CD Mallorca 60 0 1
24 Real Murcia 26 30 2 2
25 Real Oviedo 1 0
26 Real Saragossa 48 2 2
27 Real Sociedad 1 0
28 Real Valladolid 45 1 1
29 Recreat. Huelva 36 54 2 2
30 SD Compostela 1 0
31 Sport. de Gijón 43 1 1
32 UD Las Palmas 46 1 1
33 UD Levante 37 42 2 2
34 UD Salamanca 33 45 2 2
# Aufsteiger 3 3 3 3 4 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3
2000/2001
2001/2002
Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
2002/2003
2003/2004
2004/2005
2005/2006
2006/2007
2007/2008
2008/2009
# Abstiege
# Aufstiege
33

Die Spannung während der Saison
In bisherigen Studien stand insbesondere
die Betrachtung der Abschlusstabellen
innerhalb einer Liga im Untersuchungsfokus.
Es sollen jedoch kontinuierlich, sprich:
über eine Saison hinweg, hohe Zuschauerzahlen
generiert werden. Wie bereits im
vorangegangenen Abschnitt erläutert, sind
es insbesondere die Unterwettbewerbe, die
die Spannung einer Liga ausmachen. Die
Spannung ist dabei umso größer, je mehr
Teams in die Unterwettbewerbe involviert
sind (theoretisch noch eingreifen können)
und je knapper die Performanceabstände
zwischen diesen Teams sind. Zum Ende
einer Saison rücken die Entscheidungen der
Unterwettbewerbe immer näher. Die Spannung
nimmt demnach zu. Neben den über
eine Saison hinweg verteilten Highlights
(Derbys, Topspiele) ist es daher wichtig,
dass die Unterwettbewerbe Abstiegskampf
oder Qualifikation für die internationalen
Klubwettbewerbe (UEFA Europa League,
UEFA Champions League) zum Saisonende
hin lange offen gestaltet werden. Nur
so ist ein reges Zuschauerinteresse
garantiert.
Gegenstand dieses Abschnitts ist daher
die Analyse, wie sich die Spannung der
Unterwettbewerbe während der Saison
entwickelt.
Dabei wird zum einen untersucht, wie
viele Teams (theoretisch gesehen) vor
dem viertletzten, drittletzten, vorletzten
oder letzten Spieltag am Saisonende
noch Chancen haben, bei maximaler
(12, 9, 6, 3 Punkte) oder minimaler
(0 Punkte) Punktausbeute in vordefinierte
Performance-Cluster am Saisonende
zu gelangen. Als Performance-
Cluster werden dabei die fünf am besten
(Top 5) und die drei am schlechtesten
platzierten Teams (Bottom 3) herangezogen.
Diese Platzierungen sind (zumindest
näherungsweise) für die Wettbewerbe
in allen betrachteten Ligen
34 Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
relevant, da sie entweder mit der Qualifikation
für den europäischen Wettbewerb oder
mit dem Abstieg verbunden sind. Basierend
auf der Punktausbeute des jeweils fünftplatzierten
bzw. drittletztplatzierten Teams wird
vor den einzelnen Spieltagen untersucht,
wie viele Teams theoretisch (bei maximaler
bzw. minimaler Punktausbeute, s. o.) noch
auf die besten fünf bzw. die letzten drei
Plätze kommen können. Dabei werden nur
noch die letzten 14 Saisons herangezogen
(1995/96–2008/09), um mögliche Verzerrungen
auf Basis der unterschiedlichen
Punkteregime in der Saison 1994/95 zu
vermeiden. Darüber hinaus wird ein Vergleich
zwischen dem 14-Jahresschnitt und
dem aktuellen Saisonverlauf angestrebt.
Zum anderen wird analysiert, wie sich
der Kampf um die Top-5-Plätze sowie die
Bottom-3-Plätze während der Saison entwickelt.
Dabei steht die Saison 2008/09 im
Fokus der Untersuchung.

Der Kampf um die Top-5-Plätze
Die folgende Abbildung zeigt die Anzahl
Teams, die bei maximaler Punkteausbeute
vor dem viertletzten, drittletzten, vorletzten
und letzten Spieltag noch in die Top-5-Positionen
rutschen können und folglich den
Kampf um die Meisterschaft, die CL-Qualifikation
sowie die Euro-League-Qualifikation
unter sich ausmachen.
Während im 14-Jahresschnitt über elf
Teams in Deutschland, Spanien und
Frankreich am viertletzten Spieltag noch
die Qualifikationschance zur Teilnahme in
einem internationalen Wettbewerb haben,
sind es in England nur zehn, in Italien sogar
nur neun Teams. Über die betrachteten vier
Spieltage hinweg sind es in Frankreich und
Deutschland im Durchschnitt die meisten
Teams, die noch um die besagten Qualifikationsplätze
wettstreiten. Nationenunabhängig
liegen fast alle Werte der aktuellen
Saison 2008/09 unterhalb der 14-Jahres-
Durchschnittswerte. Demnach ist zum Ende
der Saison hin eine unterdurchschnittliche
Anzahl an Teams in den Kampf um die Top-
5-Plätze involviert. Während in Spanien und
Italien vor dem letzten Spieltag der abgelaufenen
Saison die fünf besten Plätze bereits
vergeben waren, sind es in Deutschland und
England immerhin noch jeweils sechs, in
Frankreich sogar sieben Teams, die vor dem
letzten Spieltag noch in die Top 5 rutschen
konnten.
Die Anzahl der Klubs mit Chancen, auf die besten
fünf Plätze zu kommen
(Grafik 19)
Klubs
12
11
10
9
8
7
6
5
viertletzter
Spieltag
Deutschland Ø 14 Saisons
England Ø 14 Saisons
Frankreich Ø 14 Saisons
Italien Ø 14 Saisons
Spanien Ø 14 Saisons
Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
drittletzter
Spieltag
vorletzter
Spieltag
Deutschland 08/09
England 08/09
Frankreich 08/09
Italien 08/09
Spanien 08/09
letzter
Spieltag
35

Neben der Anzahl an involvierten Teams ist
zudem interessant, wie abwechslungsreich
die Positionierungen der Teams aus der
Die Tabellenplatzierungen der Top-5-Klubs innerhalb der Saison 2008/09
Die Tabellenplatzierungen der Top-5-Klubs innerhalb der Saison 2008/09
(Grafik 20)
(Grafik 20)
Platzierung
Platzierung
1
21
32
43
54
65
76
87
98
109
11 10
12 11
13 12
14 13
15 14
16 15
17 16
18 17
18
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34
VfL Wolfsburg
VfL Wolfsburg
Spitzengruppe innerhalb einer Saison sind.
Ein Unterwettbewerb ist ebenfalls unausgeglichen,
wenn die Teams ihre Positionen lan-
Bayern München VfB Stuttgart Hertha BSC Hamburger SV
Bayern München VfB Stuttgart Hertha BSC Hamburger SV
1 2 3 4 5 6 7 8 9 1011121314151617181920212223242526272829303132333435363738
1
21
32
43
54
65
76
87
98
109
11 10
12 11
13 12
14 13
15 14
16 15
17 16
18 17
19 18
20 19
1 2 3 4 5 6 7 8 9 1011121314151617181920212223242526272829303132333435363738
20
Inter Mailand
Juventus Turin AC Mailand AC Florenz CFC Genua
Inter Mailand
Juventus Turin AC Mailand AC Florenz CFC Genua
36 Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
ge halten können. Die folgende Abbildung
zeigt die Positionierungen der Top-5-Teams
innerhalb der Saison 2008/09:
Spieltag
Spieltag
Spieltag
Spieltag

Platzierung
Platzierung
Platzierung
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
Girondins
Bordeaux
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 3132333435363738
FC Barcelona
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 3132333435363738
Manchester United
Real Madrid FC Sevilla Atletico Madrid FC Villarreal
Olympique
Marseille
Olympique
Lyon
Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
FC Toulouse OSC Lille
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 3132333435363738
FC Liverpool FC Chelsea FC Arsenal FC Everton
Spieltag
Spieltag
Spieltag
37

Den Verlaufsgrafen zufolge konnten die
Top-5-Teams in den einzelnen Nationen
etwa ab der Saisonmitte bereits ihre
Platzierung unter den Top-5 festigen. Eine
Ausnahme bilden OSC Lille und FC Toulouse
in Frankreich, CFC Genua in Italien, Everton
in England, FC Villareal und Atlético Madrid
in Spanien und insbesondere VfL Wolfsburg,
VfB Stuttgart und der Hamburger SV in
Deutschland. Auffällig ist darüber hinaus,
dass viele Top-Teams ihre endgültige Ligenpositionen
bereits relativ lange Zeit vor
Saisonende innehatten. Seit dem neunten
Spieltag ist der FC Barcelona ohne Unterbrechung
Tabellenführer. Gleiches gilt für
Inter Mailand in Italien ab dem elften und
für Manchester United in England ab dem
22. Spieltag. Dagegen gab es in Deutschland
bis neun Spieltage vor Schluss und in
Frankreich sogar noch bis drei Spieltage vor
Schluss einen Wechsel an der Tabellenspitze.
Ähnliche länderspezifischen Tendenzen
lassen sich auch hinsichtlich der übrigen
Plätze 2 bis 5 ausmachen. Insbesondere in
Spanien und England gab es kaum Abwechslung
innerhalb der Spitzengruppe.
Besonders ausgeprägt ist dagegen der
Positionswechsel innerhalb der Spitzengruppe
der deutschen Bundesliga. Ein
Blick auf die durchschnittlichen länder-
spezifischen Standardabweichungen der
Plätze innerhalb der Spitzengruppe ab der
Rückrunde verdeutlicht diese Beobachtung
(s. Grafik 21): Mit einem durchschnittlichen
Wert von 1,5 ist die Standardabwei-
38 Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
Deutsche Spitzenklubs am volatilsten
Die durchschnittliche Standardabweichung der Platzierungen der Top-5-Klubs
in der Rückrunde 2008/09
(Grafik 21)
1,5
Deutschland
Angaben in Rangplätzen
1,0
Frankreich
chung der Klubplatzierungen unter den
Top 5 in Deutschland am größten. Der
Wettkampf innerhalb der Top-5-Plätze ist
in Deutschland damit am abwechslungsreichsten,
da die Klubs am volatilsten sind.
Weniger spannend ist es in Frankreich
(zumindest auf alle fünf Plätze bezogen).
Mit 0,5 bzw. 0,4 misst die durchschnittliche
Standardabweichung in England, Italien und
Spanien sogar nur ein Drittel des Werts von
Deutschland.
0,5 0,5
Italien England
0,4
Spanien

Der Kampf gegen den Abstieg
Schaut man sich die Situation am Tabellenende
an, so lassen sich im 14-Jahresdurchschnitt
ebenfalls länderspezifische Unterschiede
erkennen. Am viertletzten Spieltag
können in Spanien durchschnittlich mehr als
elf Teams noch auf die letzten drei Plätze
rutschen. Am wenigsten sind es dagegen
in England. Zu diesem Saisonzeitpunkt sind
es durchschnittlich nur noch acht Teams,
die auf die letzten drei Plätze abrutschen
können und demnach potenziell abstiegsbedroht
sind. Die Werte von Deutschland
liegen genau dazwischen. Im Vergleich zum
Kampf um die Top-5-Positionen sind zum
Ende der Saison hin eher konvergierende
Ergebnisse zwischen den Ländern festzustellen,
sodass im Durchschnitt etwa noch
vier Teams in den Kampf gegen den Abstieg
verwickelt sind. Die Ergebnisse der aktuellen
Saison 2008/09 weichen wiederum
relativ deutlich vom 14-Jahresdurchschnitt
ab. Während in Frankreich und insbesondere
in Spanien durchweg mehr Teams in den
Kampf gegen den Abstieg verwickelt waren,
sind es in Deutschland und insbesondere in
Italien deutlich weniger Teams.
Die Anzahl der Klubs, die Gefahr laufen, auf die letzten
drei Plätze zu rutschen
(Grafik 22)
Klubs
13
12
11
10
9
8
7
6
5
4
3
viertletzter
Spieltag
Deutschland Ø 14 Saisons
England Ø 14 Saisons
Frankreich Ø 14 Saisons
Italien Ø 14 Saisons
Spanien Ø 14 Saisons
Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
drittletzter
Spieltag
vorletzter
Spieltag
Deutschland 08/09
England 08/09
Frankreich 08/09
Italien 08/09
Spanien 08/09
letzter
Spieltag
39

Wiederum soll untersucht werden, wie
abwechslungsreich die Positionierungen der
drei letztplatzierten Teams innerhalb einer
Die Tabellenplatzierungen der Bottom-3-Klubs innerhalb der Saison 2008/09
(Grafik 23)
Platzierung
Platzierung
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
Energie Cottbus
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10111213141516 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38
FC Turin
Karlsruher SC Arminia Bielefeld
Reggina Calcio US Lecce
Saison sind. Die folgende Abbildung zeigt
die Positionierungen der Bottom-3-Teams
innerhalb der Saison 08/09:
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34
40 Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
Spieltag
Spieltag

Platzierung
Platzierung
Platzierung
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38
Real Betis Sevilla
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38
SM Caen
Newcastle United
CD Numancia Recreativo Huelva
FC Nantes AC Le Havre
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38
FC Middlesborough West Bromwich Albion
Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
Spieltag
Spieltag
Spieltag
41

Den Verlaufsgrafen zufolge fielen insbesondere
die Bottom-3-Teams in Deutschland,
Italien, Frankreich und England etwa
im letzten Saisondrittel bereits auf die
Abstiegsplätze oder zumindest ins untere
Tabellendrittel der Liga zurück. In Spanien
ist der saisonale Verlauf der Platzierungen
von Betis Sevilla dagegen atypisch. In allen
Ligen gibt es mindestens ein Team, das
bereits frühzeitig und kontinuierlich am
Tabellenende zu finden ist. Im Vergleich zu
den Top-5-Teams haben die Bottom-3-Teams
grundsätzlich eine größere Abwechslung innerhalb
ihrer Platzierungen zu verzeichnen.
Dies bestätigt ein Blick auf die durchschnittlichen
länderspezifischen Standardabweichungen
der Plätze innerhalb der Bottom-3-
Gruppe in der Rückrunde.
Mit einem durchschnittlichen Wert von 1,7
ist die Standardabweichung der Klubplatzierungen
unter den Bottom-3-Klubs in Spanien
am größten. Mit 0,7 misst die durchschnittliche
Standardabweichung in Italien
etwas mehr als ein Drittel im Vergleich zu
Spanien. Der Wert für Deutschland liegt im
internationalen Vergleich im Mittelfeld. Dem
Wert zufolge ist die Abstiegsspannung in
Spanien zum Ende der Saison hin besonders
hoch, in England dagegen vergleichsweise
niedrig.
42 Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
Spanischer Abstiegskampf am abwechslungsreichsten
Die durchschnittliche Standardabweichung der Platzierungen der Bottom-3-Klubs
in der Rückrunde 2008/09
(Grafik 24)
1,7
Spanien
Angaben in Rangplätzen
1,3
Frankreich
1,0
0,9
England Deutschland
0,7
Italien

Zusammenfassung
Im Rahmen dieser detaillierten Analyse wurden
die unterschiedlichsten Indikatoren zur
Bestimmung der CB in den nationalen Ligen
herangezogen. Damit wurden bisherige Studien
gezielt erweitert und auf den aktuellen
Stand gebracht. Die folgende tabellarische
Darstellung zeigt abschließend den Rangplatz
aller sieben gemessenen Indikatoren,
den die jeweilige Liga im interdivisionalen
Vergleich erreichen konnte. Auf Basis dieser
Daten ist es möglich, den durchschnittlichen
Rangplatz der Ligen in Bezug auf sämtliche
Indikatoren zu bestimmen.
# Spannungsgrad
Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
SA der Top-5-Klubs 15 Jahre
Dem umfassenden durchschnittlichen Rangplatz
zufolge ist die Wettbewerbssituation
in der deutschen Bundesliga am ausgeglichensten.
Ebenfalls im Fünfländervergleich
sehr gut schneidet die französische Liga
ab. Sie belegt knapp hinter der Bundesliga
den zweiten Platz. Bereits mit deutlichem
Abstand folgen Spanien und Italien. Die
englische Premier League ist bei Betrachtung
aller Indikatoren abgeschlagener
Letzter. Demnach ist die Liga in England im
Vergleich zu den übrigen Top-Nationen am
unausgeglichensten.
1 Deutschland 3 2 1 2 1 1 4 2,0
2 Frankreich 1 4 3 1 2 2 2 2,1
3 Spanien 2 5 2 3,5 4 5 1 3,2
4 Italien 4 1 4,5 3,5 3 3 5 3,4
5 England 5 3 4,5 5 5 4 3 4,2
Tabelle 19: Die Rangplätze der Nationen in den jeweiligen CB-Indikatoren sowie der erreichte durchschnittliche
Ranglatz
Meisterschaftskampf
Champions League-Qualifikation
„Schnellrelegations“-Quote
Volatilität Top-5-Klubs 2008/09
Volatilität Absteiger 2008/09
Durchschnittlicher Rangplatz
43

Personalaufwand Spielbetrieb Bundesliga: Schere öffnet sich
(Grafik 25)
70.000
60.000
50.000
40.000
30.000
20.000
10.000
0
Angaben in TEUR
1994/1995
1995/1996
1996/1997
Durchschnitt Top 5-Klubs Durchschnitt Bottom-13-Klubs
1997/1998
Fazit und Ausblick
Im Verlauf der letzten 15 Jahre gibt es
deutliche Anzeichen für einen zum Teil
starken Rückgang der Wettbewerbsintensität
bzw. der Competitive Balance.
Betroffen sind hierbei insbesondere die
Unterwettbewerbe der Top-Vereine, also
der Kampf um die Meisterschaft und die
Champions–League-Qualifikationsplätze.
Hier setzten sich die Spitzenklubs in den
meisten Ländern zum einen zunehmend
vom Rest des Feldes ab und erzielen zum
anderen immer konstantere Ergebnisse
über die Spielzeiten hinweg. Eine zentrale
Begründung dafür ist die immer größer werdende
Einnahmenspreizung zwischen den
44 Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
1998/1999
1999/2000
2000/2001
2001/2002
2002/2003
2003/2004
Top-Klubs und dem Rest der Liga. Grafik 25
zeigt diesen Trend bzw. die daraus resultierenden
Personalaufwendungen für den
Spielbetrieb der Bundesligaklubs in den letzten
15 Jahren eindeutig. Darüber hinaus
werden Spielermärkte durch ausgefeiltere
Scouting-Systeme immer transparenter und
Ausländerbeschränkungen wurden über die
Jahre liberalisiert. Beides führt dazu, dass
sich finanzielle Mittel immer effektiver in
Spielstärke umwandeln lassen (siehe auch
Grafik 13: „Geld schießt Tore“). Die derzeit
stattfindenden Transfer-Exzesse einiger
europäischer Top-Klubs lassen nicht vermuten,
dass dieser Trend in deren Heimatligen
kurzfristig gestoppt wird.
2004/2005
2005/2006
2006/2007
2007/2008
Saison
70
60
50
40
30
20
10

Die in unserer Umfrage befragten Klubmanager
sind geteilter Meinung darüber, ob die
gegenwärtige Wirtschaftskrise dazu führen
wird, dass „Arm“ und „Reich“ noch weiter
auseinanderdriften werden, was einem
noch stärkeren Absinken der Competitive
Balance gleichkäme.
In der Vergangenheit wurde das Ausein-
anderdriften vor allem durch die kontinuierliche
Teilnahme der Top-Klubs an der
Champions League verstärkt. Insbesondere
seit der Modusänderung zur Jahrtausendwende
sind in diesem Wettbewerb die
Prämienausschüttungen stark angestiegen.
Eine Veränderung der Ausschüttungsmodalitäten
scheint dringend nötig zu sein,
um diesen Trend zu stoppen. Es bleibt
abzuwarten, ob die Neustrukturierung
und die zentrale Vermarktung der Europa
League (ehemals UEFA-Cup) einen Beitrag
zu einem fließenderen Übergang zu den
Champions-League-Teilnehmern leisten
oder das Absinken der Competitive Balance
noch verstärken werden.
Geteilte Meinung zu den Auswirkungen der Krise
(Grafik 26)
Die weltweite Wirtschaftskrise wird dazu führen,
dass „Arm“ und „Reich“ der Lizenzfußballklubs
weiter auseinanderdriften.
Stimme voll zu (1) Stimme eher zu (2)
Stimme eher nicht zu (3) Stimme nicht zu (4)
Angaben in Prozent, gerundet
Die Top-Verdiener der Champions League
seit der Saison 1999/2000
Manchester United 272 Mio. EUR
Bayern München 245 Mio. EUR
Arsenal London 234 Mio. EUR
Real Madrid 228 Mio. EUR
FC Barcelona 209 Mio. EUR
Olympique Lyon 201 Mio. EUR
AC Mailand 198 Mio. EUR
FC Chelsea 184 Mio. EUR
FC Liverpool 166 Mio. EUR
Juventus Turin 148 Mio. EUR
Quelle: UEFA bzw. eigene Berechnung
Tabelle 20
Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
21 26 44 9
45

Insgesamt scheint die Wettbewerbssituation
im Abstiegskampf im Vergleich zur Wettbewerbssituation
der Unterwettbewerbe der
Top-Klubs (Meisterschaft und Champions-
League-Qualifikationsplätze) ausgeglichener
zu sein. Dies kann darauf zurückgeführt
werden, dass die Einnahmenunterschiede
im unteren Tabellendrittel der Liga nicht
so groß sind. In den Ländern, in denen die
Medienrechte dezentral vermarktet werden,
kommen eine Vielzahl von Klubs auf ähnlich
hohe Einnahmen, was einen tendenziell
eher spannenden Abstiegskampf in deren
Ligen erklärt. Von den Ländern mit zentraler
Vermarktung findet in Deutschland
und Frankreich eine Einnahmenverteilung
zwischen 1. und 2. Liga statt, was im Gegensatz
zu England zu einem fließenderen
Übergang zwischen den beiden Ligen sorgt.
So tritt die Bundesliga 21 Prozent ihrer
Medieneinnahmen an die 2. Bundesliga ab,
was wesentlich mehr sein dürfte, als das
„Unterhaus“ der Bundesliga bei eigener
Vermarktung der Medienrechte erzielen
würde. Entsprechend ist in Deutschland
und Frankreich die „Lebenserwartung“
der Aufsteiger in der höchsten Spielklasse
wesentlich höher als in England.
Wie die Ergebnisse zeigen, gibt es deutliche
Unterschiede zwischen den Top-5-Nationen
hinsichtlich der Wettbewerbssituation innerhalb
der Ligen. Der umfassenden Analyse
zufolge sind die Ligen in Deutschland und
Frankreich mit Abstand am ausgeglichensten.
Während die Ligen in Italien und Spa-
nien bereits mit deutlichem Abstand folgen,
ist die englische Premier League mit Abstand
am unausgeglichensten. Entscheidende
Gründe für das erfreuliche Abschneiden
der Bundesliga und der französischen
Ligue 1 sind die zentrale Vermarktung der
Medienrechte und die anschließende relativ
gleichmäßige Verteilung der Einnahmen
(siehe Tabelle 21).
Vermarktung der Medieneinnahmen BL-Saison 2008/2009
Tabelle 21
46 Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
Inlandsvermarktung
in Mio. Euro
Auslands-
vermarktung
in Mio. Euro
Gesamt
in Mio. Euro
1 FC Bayern München 25,11 3,00 28,11
2 FC Schalke 04 24,42 0,69 25,11
3 Hamburger SV 23,73 1,00 24,73
5 VfB Stuttgart 22,34 2,00 24,34
8 VfL Wolfsburg 20,26 4,00 24,26
4 Werder Bremen 23,04 0,69 23,73
6 Bayer 04 Leverkusen 21,65 0,69 22,34
7 Hertha BSC Berlin 20,96 1,00 21,96
9 Borussia Dortmund 19,53 0,75 20,28
10 Hannover 96 18,79 0,69 19,48
11 Eintracht Frankfurt 18,06 0,69 18,75
12 VfL Bochum 17,28 0,69 17,97
13 Arminia Bielefeld 16,50 0,69 17,19
14 FC Energie Cottbus 15,67 0,69 16,36
15 Karlsruher SC 14,85 0,69 15,54
16 Borussia Mönchengladbach 14,03 0,69 14,72
17 1. FC Köln 13,29 0,69 13,98
18 1899 Hoffenheim 12,56 0,75 13,31

Im Vergleich zu den dezentral vermarktenden
Ländern ergeben sich erhebliche
Unterschiede in der Spannweite zwischen
dem Klub mit den höchsten zu demjenigen
mit den niedrigsten Einnahmen. Während
in den zentral vermarktenden Ländern die
am schlechtesten gestellten Klubs immerhin
ungefähr die Hälfte der Einnahmen der am
besten gestellten Klubs erhalten, zeigt sich
in Italien und Spanien ein deutlich anderes
Bild: Dort erhalten die „kleinen“ Klubs nur
sieben bzw. sechs Prozent der Einnahmen
der „großen“ Klubs. In Italien wird man ab
der Saison 2010/2011 jedoch die Medienrechte
wieder zentral vermarkten. Ein Verteilschlüssel
ist ebenfalls bereits erdacht
und wird die Einnahmen der „Geringverdiener“
auf ca. ein Viertel der „Besserverdiener“
ansteigen lassen. Dies wird einen
positiven Einfluss auf die Competitive
Balance der Serie A haben.
Das schlechte Abschneiden der englischen
Premier League passt jedoch weniger in
diese Argumentation. Allerdings haben dort
die hohen Mittelzuflüsse von Investoren
(Abramowitsch & Co.) den Wettbewerb
entscheidend beeinflusst. Ähnliches gilt
für allzu spendable Klubpräsidenten in
den südeuropäischen Ligen, die häufig die
hohen Verluste einiger Spitzenklubs aus
ihrem Privatvermögen ausgeglichen haben.
Somit kann man die Meinung vertreten,
dass die DFL-Statuten und insbesondere
das Festhalten an der vielfach diskutierten
„50+1-Regel“, die Mehrheitsbeteiligungen
von Investoren an Klubs untersagt, ebenfalls
einen positiven Einfluss auf die Compe-
titive Balance in der Bundesliga ausüben.
Auf der anderen Seite hat in der vergangenen
Saison mit dem VfL Wolfsburg ausgerechnet
ein Klub für eine Überraschung
gesorgt, für den diese Regelung (ebenso
für Bayer Leverkusen) außer Kraft gesetzt
Spreizung der Medieneinnahmen in den einzelnen Ligen
2008/2009
(Grafik 26)
Mio. EUR
180
160
140
120
100
80
60
40
20
0
59 %
England
max. Einnahme
Quelle: EY-Research und Schätzungen
56 %
Frankreich
Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
47 %
Deutschland Italien
Verhältnis von min. Einnahmen zu max. Einnahmen in der Liga
min. Einnahme
ist, was folglich der Competitive Balance
zuträglich war.
Ein weiterer Grund für das gute Abschneiden
der Bundesliga dürfte das relativ strikte
Lizenzierungsverfahren der DFL sein.
Grundlage für die Entscheidung über die
wirtschaftliche Leistungsfähigkeit innerhalb
dieses Verfahrens bildet dabei die
Liquiditätsberechnung eines jeden Bewerbers,
die an strenge Kriterien gebunden
ist. So werden Mittelzuflüsse in der Regel
nur dann berücksichtigt, wenn sie ausreichend
dokumentiert sind. Somit sind auch
die Ausgaben der Klubs limitiert und ein
finanzielles Fair Play unter den Klubs wird
sichergestellt.
7 %
6 %
Spanien
Die UEFA hat bereits angekündigt, eine
Kommission zu bilden, die Maßnahmen zur
Schaffung eines finanziellen Fair Play zwischen
den europäischen Klubs erarbeiten
soll. Dabei soll das deutsche Lizenzierungsverfahren
als Basis herangezogen werden.
Dies erscheint im Sinne der Competitive
Balance sinnvoll.
Inwiefern die ab 2013 geplante 6+5-Regel,
welche den Einsatz von sechs einheimischen
Spielern vorschreibt, einen
signifikanten, positiven Einfluss auf die
Competitive Balance nehmen wird, bleibt
abzuwarten. Vielfach geforderte Neuerungen
wie der „Video-Beweis“ oder der „Chip
im Ball“ würden hingegen sicher zu einer
47

weiteren Abnahme der Wettbewerbsintensität
führen. Mit diesem Wissen erscheint
die ablehnende Haltung des für sämtliche
Regelfragen der Fußballwelt zuständigen
International Football Association Board
dem ein oder anderen sicherlich ein Stück
weit verständlicher.
Und so sind die Einschätzungen der von uns
befragten Manager zum Thema Competitive
Balance: Nahezu vollständige Zustimmung
bei den Befragten findet die Aussage,
dass nur eine zentrale Vermarktung und
die Umverteilung der Einnahmen aus den
Medienrechten zu mehr Chancengleichheit
im sportlichen Wettbewerb führen (79 %
stimmen voll zu, 18 % stimmen eher zu).
53 % der Befragten stimmten darüber
hinaus der Aussage voll zu, dass eine
Abnahme der Competitive Balance negative
Auswirkungen auf die Zuschauerzahlen hätte,
weitere 32 % stimmen der Aussage eher
zu. Somit ist eine ausgeglichene Spielstärke
innerhalb der Bundesliga grundlegend im
Interesse der Klubs.
48 Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
Manager einig: Einnahmen teilen, um Zuschauer zu halten
(Grafik 28)
Nur durch die Zentralvermarktung und
Umverteilung der Einahmen aus den Medienrechten
an alle Klubs kann mehr Chancengleichheit
im sportlichen Wettbewerb entstehen.
Eine Abnahme der sportlichen Ausgeglichenheit
(Competitive Balance) inerhalb der Bundesliga
hätte negative Auswirkungen auf die
Zuschauerzahl.
Stimme voll zu (1)
Angaben in Prozent, gerundet
Stimme eher zu (2)
Stimme eher nicht zu (3) Stimme nicht zu (4) Keine Angabe
79 18 3
53 32 12 3
Literatur
• Andreff, W. & Bourg, J.-F. (2006). Broadcasting rights and competition in European football. In C. Jeanrenaud & S. Késenne (Eds.),
The economics of sport and the media (37–70). Cheltenham (UK) & Northampton MA (USA): Edward Elgar.
• Groot, L.F.M. (2008). Economics, uncertainty and European football: Trends in competitive balance. Cheltenham (UK) & Northampton
MA (USA): Edward Elgar.
• Michie, J. & Oughton, C. (2004). Competitive balance in football: Trends and effects (Research Paper 2004 No. 2). University of
London: Football Governance Research Centre.

Ausgeglichener Wettbewerb versus internationaler Erfolg
Der Blick auf die UEFA-Fünfjahreswertung,
die das Abschneiden der einzelnen Nationen
in den beiden europäischen Klubwettbewerben
misst, stellt aus deutscher
Sicht neuerdings wieder zufrieden. Doch
der Schein trügt, denn die Performance
deutscher Klubs ausschließlich in der UEFA
Champions League spricht eine andere
Sprache. Dies wurde auch bei der verheerenden
Niederlage des FC Bayern München
in Barcelona im diesjährigen Wettbewerb
offenbar. Die sogenannte Königsklasse wird
zunehmend von nur einigen wenigen Klubs
aus England, Spanien und (mit Abstrichen)
Italien beherrscht, für deutsche Klubs ist
meist schon vor dem Viertelfinale Endstation
(siehe Tabelle und „Bälle, Tore und Finanzen
V“). Beim Forschen nach Erklärungen
stellt man fest, dass diese Entwicklung
aus finanziellen Vorteilen der ausländischen
Wettbewerber resultiert.
• In Spanien und Italien werden im Gegensatz
zu den meisten übrigen europäischen
Ländern die TV-Rechte seit
Ende der 90er-Jahre dezentral durch
die einzelnen Klubs vermarktet. Real
Madrid und der FC Barcelona erlösen so
jeweils mehr als 150 Mio. Euro pro Jahr,
die italienischen Spitzenklubs immerhin
noch weit über 100 Mio. Euro. Somit ist
es offensichtlich, dass eine dezentrale
Vermarktung zu finanziellen Vorteilen
dieser Spitzenklubs auf europäischer
Ebene führt. Dass eine weitere Folge der
dezentralen Vermarktung allerdings auch
ein relativ einseitiger nationaler Ligawettbewerb
ist, wie das vorangehende
Kapitel eindeutig beweist, soll an dieser
Stelle ebenfalls nicht unerwähnt bleiben.
• Im internationalen Wettbewerb um die
Top-Spieler bieten einige europäische
Länder darüber hinaus Steuervorteile für
zuziehende Steuerausländer. In Spanien
z. B. können ausländische Fußballspieler
in den ersten fünf Jahren ihre Einkünfte
UEFA-Fünfjahreswertung
Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
2004/05 2005/06 2006/07 2007/08 2008/09
1. England 15.571 14.428 16.625 17.875 15.000 79.499
2. Spanien 12.437 15.642 19.000 13.875 13.312 74.266
3. Italien 14.000 15.357 11.928 10.250 11.375 62.910
4. Deutschland 10.571 10.437 9.500 13.500 12.687 56.695
5. Frankreich 11.428 10.812 10.000 6.928 11.000 50.168
6. Russland 10.000 10.000 6.625 11.250 9.750 47.625
7. Ukraine 8.100 5.750 6.500 4.875 16.625 41.850
8. Niederlande 12.000 7.583 8.214 5.000 6.333 39.130
9. Rumänien 5.500 16.833 11.333 2.600 2.642 38.908
Tabelle 22
UEFA-Champions-League-Finalisten
Tabelle 23
2004/2005 2005/2006 2006/2007 2007/2008 2008/2009
Sieger FC Liverpool FC Barcelona AC Mailand
Manchester
United
2. Platz AC Mailand FC Arsenal FC Liverpool FC Chelsea
Halbfinalisten
FC Chelsea
PSV Eindhoven
FC Villarreal
AC Mailand
pauschal zu einem äußerst günstigen
Prozentsatz versteuern. In Großbritannien
können ausländische Fußballspieler
unter gewissen Voraussetzungen in den
Genuss der sogenannten Remittance-
Basisbesteuerung kommen. Damit sind
zwar ihre Spielereinkommen in Großbritannien
voll steuerbar, die Einkünfte aus
übrigen Einkommen wie Werbung und
Zinsen jedoch nicht. Bei fachkundiger
Handhabung bringt dieser Umstand enorme
Steuervorteile für die Profifußballer
und damit wiederum erhebliche Wettbewerbsnachteile
für deutsche Starter in
den UEFA-Wettbewerben mit sich.
FC Chelsea
Manchester
United
FC Liverpool
FC Barcelona
FC Barcelona
Manchester
United
FC Chelsea
FC Arsenal
• Des Weiteren verschaffen sich einige
ausländische Klubs Vorteile durch
teilweise erhebliche Zuwendungen von
großzügigen Klubeignern bzw. -präsidenten
oder durch hohe Verschuldung. Auch
diese künstlich erhöhten „Kriegskassen“
benachteiligen deutsche Klubs, die ihren
Spielerkader in der Regel lediglich aus
ihren „klassisch“ verdienten Einnahmen
finanzieren. Und ebenso wie die dezentrale
Vermarktung der Medienrechte
führen auch diese Zuwendungen der
Klubeigner bzw. -präsidenten zu einem
ungleichen Wettbewerb auf nationaler
Ebene.
49

Um die Siegchancen deutscher Klubs in
der Champions League zu erhöhen, wären
signifikante Einnahmensteigerungen nötig.
Jedoch sind dem deutschen Fußball dabei
durch die Entscheidung des Kartellamts
hinsichtlich der zentralen Vermarktung
der Medienrechte aus dem Jahr 2008 und
durch das Werbeverbot für Wettanbieter
enge Ketten angelegt. Ohne diese Regelungen
juristisch zu werten, stellt man dennoch
fest, dass auch sie eine starke Benachteiligung
deutscher Klubs gegenüber den
europäischen Wettbewerbern bedeuten.
Dem deutschen Fußballfan muss ebenfalls
klar sein, dass der wirtschaftliche und
sportliche Erfolg der englischen Klubs –
von den hohen Vermarktungserlösen für
Auslandsmedienrechte der Premier League
einmal abgesehen – vor allem unmittelbar
zulasten des verfügbaren Einkommens der
Zuschauer im eigenen Land geht: Stadion-
Eintrittspreise und Pay-TV-Gebühren übertreffen
das deutsche Preisniveau deutlich.
Ein Nachahmen der englischen Erfolgsstory
bekäme der deutsche Fan sehr deutlich im
eigenen Portemonnaie zu spüren.
50 Ernst & Young Bälle, Tore und Finanzen VI
Eine stärkere Verteilung der Medieneinnahmen
zugunsten der Spitzenklubs oder
gar die Einführung einer dezentralen Vermarktung
müsste die Bundesliga hingegen
sehr teuer, nämlich mit der Spannung und
Abwechslung des eigenen, nationalen
Wettbewerbs bezahlen. Somit wird deutlich,
dass eine ausgeglichene nationale Liga
in der Regel zulasten des internationalen
Erfolgs geht und umgekehrt.

Ernst & Young – SCORE
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