27.10.2013 Aufrufe

Erste Weltkonferenz der Frauenhäuser in Edmonton (Alberta, Kan

Erste Weltkonferenz der Frauenhäuser in Edmonton (Alberta, Kan

Erste Weltkonferenz der Frauenhäuser in Edmonton (Alberta, Kan

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Geschlechtsverkehrs e<strong>in</strong>. Da es e<strong>in</strong> Stigma ist, wenn Frauen außerhalb ihrer Familie leben,<br />

werden <strong>Frauenhäuser</strong> we<strong>der</strong> ausreichend bekannt gemacht, noch können Frauen sie im Notfall<br />

nutzen, ohne zusätzliche Probleme zu bekommen. Dass sie so wenig bekannt s<strong>in</strong>d, hat zur<br />

Folge, dass selbst Polizei und Sozialarbeit oft nicht von <strong>der</strong> Existenz e<strong>in</strong>es Schutzangebots<br />

wissen.<br />

Wie Farida Deif berichtete, s<strong>in</strong>d die Aufnahmekriterien <strong>in</strong> diesen staatlichen E<strong>in</strong>richtungen<br />

streng, oft s<strong>in</strong>d ganze Gruppen ausgeschlossen, z.B. müssen <strong>in</strong> Ägypten Frauen geschieden<br />

o<strong>der</strong> verwitwet se<strong>in</strong>, sie müssen jünger als 50 Jahre alt se<strong>in</strong> und nicht wegen sexueller Gewalt<br />

Schutz suchen. Den E<strong>in</strong>richtungen geht es um e<strong>in</strong>e Versöhnung und Zusammenführung, nicht<br />

um Schutz und Unterstützung e<strong>in</strong>es eigenständigen Lebens. Frauen <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a können das<br />

Frauenhaus nicht verlassen, ohne dass sie <strong>in</strong> die Obhut ihrer Familie gehen o<strong>der</strong> heiraten. Es<br />

ist fast unmöglich für Frauen unverheiratet alle<strong>in</strong>e zu leben. Die Referent<strong>in</strong> plädierte dafür,<br />

dass <strong>Frauenhäuser</strong> nur dann s<strong>in</strong>nvolle Arbeit leisten, wenn sie frauenfe<strong>in</strong>dliche,<br />

unterdrückende Traditionen und kulturelle Muster nicht übernehmen. Ziel muss se<strong>in</strong>,<br />

Selbstbestimmung zu för<strong>der</strong>n und Menschenrechte zu respektieren.<br />

Der Menschenrechtsdiskurs erweist sich immer wie<strong>der</strong> als <strong>der</strong> geeignete Rahmen, wenn es<br />

darum geht, sog. kulturelle Aspekte von Gewalt gegen Frauen zu h<strong>in</strong>terfragen. In diesem<br />

Kontext wurde e<strong>in</strong> kritischer Kulturbegriff vertreten und betont, dass die Beziehung <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>zelnen zu ihrer Kultur von Ambivalenz geprägt sei. Bei <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit<br />

Frauen an<strong>der</strong>er Kulturen dürfe es nicht um Festlegungen auf kulturelle Muster und Normen<br />

gehen, son<strong>der</strong>n es um Toleranz für die Wi<strong>der</strong>sprüche <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Kulturen und <strong>der</strong><br />

Individuen mit ihrer Kultur. E<strong>in</strong>e Praxis, die sich diesen Problemen stellt, brauche e<strong>in</strong>e Vision<br />

von Unabhängigkeit UND Verbundenheit. Jede habe das Recht, <strong>in</strong> ihrer Kultur zu leben, aber<br />

ebenso das Recht, diese zu verlassen.<br />

Vielfalt <strong>der</strong> Inhalte<br />

Der politische Kontext, die globale Entwicklung – also auch Fragen von Armut und Migration<br />

– waren für viele Referent<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong> Thema. Vertreter<strong>in</strong>nen aus <strong>der</strong> Ukra<strong>in</strong>e und Russland aber<br />

auch <strong>der</strong> Türkei, stellten ihre Arbeit für Betroffene von Menschenhandel vor – e<strong>in</strong> Problem,<br />

das sie im unmittelbaren Zusammenhang mit <strong>der</strong> Arbeitsmigration aus ihren Län<strong>der</strong>n und <strong>der</strong><br />

Fem<strong>in</strong>isierung <strong>der</strong> Armut diskutierten. Der Krieg im Irak wurde immer wie<strong>der</strong> von den<br />

Vertreter<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> USA und <strong>Kan</strong>ada <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en destruktiven sozialen und f<strong>in</strong>anziellen Folgen<br />

thematisiert. Folgen von Bürgerkrieg und Völkermord beschrieb die Vertreter<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Krisene<strong>in</strong>richtung aus Ruanda, die e<strong>in</strong> Frauenhaus zur Unterstützung traumatisierter Frauen<br />

vorstellte. Folgen von Bürgerkrieg s<strong>in</strong>d aber auch <strong>in</strong> Westeuropa spürbar. Die Vertreter<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>es Frauenhauses <strong>in</strong> Belfast berichtete, dass Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Bewohner<strong>in</strong>nen<br />

geme<strong>in</strong>sam monatelang vor dem Gericht demonstrierten, um zu erreichen, dass ihnen e<strong>in</strong><br />

geschützter Raum für Zeug<strong>in</strong>nen im Gerichtsgebäude zugeteilt würde. Sie wollten damit<br />

verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, dass die Frauen, die e<strong>in</strong> Verfahren gegen den Misshandler o<strong>der</strong> Vergewaltiger<br />

führen, während <strong>der</strong> Wartezeit bis zu ihrer Aussage vor e<strong>in</strong>er Konfrontation mit ihm und<br />

se<strong>in</strong>en Angehörigen geschützt werden. Endlich waren ihre Anstrengungen von Erfolg gekrönt<br />

und e<strong>in</strong> Zeug<strong>in</strong>nenschutzraum e<strong>in</strong>gerichtet. Kurz darauf sprengte die IRA das<br />

Gerichtsgebäude. Als Jahre später e<strong>in</strong> neues Gericht eröffnet wurde, war <strong>der</strong><br />

Zeug<strong>in</strong>nenschutzraum wie<strong>der</strong> vergessen worden.<br />

Rosa Logar als Vertreter<strong>in</strong> des Europäischen Netzwerks WAVE, präsentierte e<strong>in</strong>e sorgfältige<br />

und sehr politische Reflektion <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Frauenhausbewegung <strong>in</strong> Europa und rief<br />

<strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung, welcher E<strong>in</strong>schnitt die Öffnung <strong>der</strong> Grenzen und die Osterweiterung für die<br />

län<strong>der</strong>übergreifende Zusammenarbeit <strong>der</strong> Frauenorganisationen bedeutet haben. Neben <strong>der</strong><br />

erfreulichen Entwicklung von Vernetzung und gegenseitiger Unterstützung sprach sie auch<br />

die Probleme <strong>der</strong> „Festung Europa“ mit ihren Folgen für Migrant<strong>in</strong>nen aus Drittstaaten an. Sie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!