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NOK.SH - das Kiel Canal Magazin - My Holstein

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www.nok.sh 1 Nr. 1


Impressum<br />

V.i.S.d.P.: Olaf Francke dvpj Nr.: BPA 12 A 9088-017<br />

EVENT HORIZON – Olaf Francke PF 1131 in 25555 Hademarschen info@event-horizon.de<br />

www.<strong>NOK</strong>.<strong>SH</strong> - Redaktionsbüro: Olaf Francke; Im Kloster 8, 25557 Hanerau-Hademarschen;<br />

Das Online-<strong>Magazin</strong> "<strong>NOK</strong>.<strong>SH</strong>" erscheint unter dieser Domain als kostenloser PDF Download zum Selbstausdrucken.<br />

Das Speichern und Ausdrucken zu rein privaten Zwecken ist gestattet, nicht jedoch jegliche Art kommerzieller<br />

Verwendung. Die Schaltung von Werbung in unserem Online-<strong>Magazin</strong> ist kostenpflichtig möglich und bedarf der<br />

individuellen Absprache mit dem Herausgeber. Angeschlossen an <strong>das</strong> <strong>Magazin</strong> ist die große Internetplattform<br />

www.<strong>My</strong><strong>Holstein</strong>.de mit zahlreichen Bildergalerien und Informationen von Binnenland und Waterkant. Von Zeit zu<br />

Zeit finden Sie unter www.nok.sh Ergänzungen und weiteres Material zum Download für Ihren privaten Gebrauch.<br />

Namen:<br />

• Kaiser-Wilhelm-<strong>Canal</strong> (bis 1948)<br />

• Nord-Ostsee-Kanal (aktuell)<br />

• <strong>Kiel</strong> <strong>Canal</strong> (international, Seefahrt)<br />

Bauzeit: 1887-1895; Erweiterung 1909-1914 und ab 1965,<br />

Sanierung und Erweiterungsbauten geplant (aktuell)<br />

Kosten (aus heutiger Sicht) :<br />

Bau: 2.114.119.683 €<br />

(156.000.000 Goldmark, umgerechnet 7,8 Mio Münzen á 20<br />

Goldmark zu je 7,1685g Feingold zum heutigen Kurs von 37,81<br />

€/g = 2.114.119.683 €)<br />

1. Erweiterung: 3.279.595.918,5 €<br />

(242.000.000 Goldmark, umgerechnet 12,1 Mio Münzen á 20<br />

Goldmark zu je 7,1685g Feingold zum heutigen Kurs von 37,81<br />

€/g = 3.279.595.918,5 €)<br />

2. Erweiterung: 485.000.000 €<br />

(953.025.000 D-Mark zum Wechselkurs 1€=1,956 DM)<br />

3. Erweiterung und Sanierung (geplant)<br />

1.250.000.000 €<br />

Verlauf:<br />

Von der Elbmündung, Brunsbüttel Hafen (km 0,38) nach<br />

<strong>Kiel</strong> Holtenau (km 98,64) über Rendsburg (ca. km 61);<br />

Länge: 98,29km, Luftlinie: 85,5km, Passagezeit ca 8h.<br />

Fließgewässerkennziffer: 5978 (Elbsystem)<br />

Flußverbindungen: Elbe (km 0,38)<br />

Eider (km 40,66)<br />

Schleusen:<br />

Brunsbüttel: 2 kleine, 2 große Schleusen<br />

<strong>Kiel</strong>: 2 kleine, 2 große Schleusen<br />

Gieselaukanal: 1 kleine Schleuse<br />

Kurzübersicht<br />

Kanalquerungen:<br />

a) Brücken<br />

• Straßenhochbrücke Brunsbüttel (B5)- km 5<br />

• Eisenbahnhochbrücke Hochdonn - km 19<br />

• Autobahnhochbrücke Hohenhörn (A23) - km24<br />

• Zug- & Straßenhochbrücke Grünental – km 31<br />

• Zughochbrücke Rendsburg – km 62<br />

• Autobahnhochbrücke Rade (A7) – km 68<br />

• Zug- & Straßenhochbrücke Levensau – km 94<br />

• Neue Straßenhochbrücke Levensau – km 94<br />

• 2 Straßenhochbrücken Holtenau – km 97<br />

b) Fähren<br />

• Brunsbüttel - km 2,1<br />

• Ostermoor - km 4,3<br />

• Kudensee - km 7,4<br />

• Burg - km 14,8<br />

• Hochdonn - km 19,0<br />

• Hohenhörn - km 24,0<br />

• Fischerhütte - km 35,6<br />

• Oldenbüttel - km 41,1<br />

• Breiholz - km 50,0<br />

• Rendsburg (Schwebefähre) - km 62,6<br />

• Nobiskrug - km 65,3<br />

• Sehestedt - km 75,3<br />

• Landwehr (km 86,7)<br />

• <strong>Kiel</strong>-Holtenau (Personenfähre, 25 Pers. - km 97,3<br />

c) Tunnel<br />

• Versorgungstunnel Brunsbüttel – km 1<br />

• Autotunnel Rendsburg (B 77) – km 61<br />

• Fußgängertunnel Rendsburg – km 61<br />

• Versorgungstunnel Holtenau – km 98<br />

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Der Nord-Ostsee-Kanal (kurz: <strong>NOK</strong>) gehört zu den<br />

spiegelgleichen Seekanälen und wird an beiden Enden<br />

durch Schleusen gegen die wechselnden Wasserstände<br />

(verursacht durch Gezeiten oder Windstau) der Nordsee<br />

und der Ostsee abgeschlossen, es werden<br />

Pegelunterschiede von bis zu ca. 1 m ausgeglichen. Die<br />

Endpunkte des <strong>NOK</strong> befinden sich in Brunsbüttel an der<br />

Elbe und in <strong>Kiel</strong>-Holtenau an der <strong>Kiel</strong>er Förde. Die<br />

Fahrstrecke beträgt ca. 98 km, eine Kanalpassage dauert<br />

ca. 8-10 Stunden (je nach Verkehrsaufkommen. Mit der<br />

Fließgewässerkennziffer 5978 gehört der <strong>NOK</strong> offiziell zum<br />

Flusssystem der Elbe.<br />

Der Kanal verläuft durch verschiedene Landschaftszonen<br />

Schleswig-<strong>Holstein</strong>s, zunächst durchquert er die Marsch<br />

und durchschneidet dann einen Geestrücken. Auf dieser<br />

Strecke orientiert sich der Verlauf zwischen Burg<br />

(Dithmarschen) und Schafstedt am Verlauf der Holstenau<br />

und von Kilometer 41 dann bis über Rendsburg hinaus an<br />

der Eiderniederung, in deren Flussbett er nordöstlich von<br />

Rendsburg verläuft. Bei Kilometer 40 zweigt nach Norden<br />

der Gieselaukanal ab als Verbindung zur Untereider. Bis<br />

1913 mündete die Obereider durch den Flemhuder See,<br />

seitdem fließt <strong>das</strong> Wasser durch den Achterwehrer<br />

Schifffahrtskanal in den Nord-Ostsee-Kanal ein. Der Kanal<br />

entwässert insgesamt ein Gebiet von 1580 km², wovon 250<br />

km² durch Schöpfwerke künstlich entwässert werden. Das<br />

Wasser fließt vor allem bei Brunsbüttel in die Elbe. Acht<br />

Straßen und vier Eisenbahnstrecken überqueren den Nord-<br />

Ostsee-Kanal auf insgesamt zehn Brücken, dreizehn<br />

Fahrzeug- und eine Personenfähre ermöglichen den<br />

Wie alles begann...<br />

Datenquelle: www.wikipedia.de & www.kiel-canal.org<br />

Transport auf die andere Seite, und bei Rendsburg<br />

existieren seit 1961 ein Straßen- und ein Fußgängertunnel.<br />

Bekannt ist die in Rendsburg befindliche<br />

Eisenbahnhochbrücke mit der darunter hängenden<br />

Schwebefähre. Alle Brücken haben die gleiche lichte Höhe<br />

von 42 Metern, weil der Kanal beim Bau für die<br />

Linienschiffe der Deutschlandklasse der kaiserlichen<br />

Marine ausgelegt wurde. Die maximal erlaubte<br />

Durchfahrthöhe für Schiffe liegt bei 40 Metern.<br />

Länge 98,26 km<br />

Breite im Wasserspiegel 162 m<br />

(teilweise noch 102,5 m)<br />

Breite in der Sohle 90 m (teilweise noch 44 m)<br />

Wassertiefe 11 m<br />

Durchfahrthöhe der Brücken 42 m<br />

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Die Entstehung des <strong>NOK</strong><br />

Pläne für einen Kanal quer durch <strong>das</strong> heutige Schleswig-<br />

<strong>Holstein</strong> reichen wahrscheinlich bis in <strong>das</strong> 7. Jahrhundert<br />

zurück. Von der damals blühenden Handelsstadt Haithabu<br />

an der Schlei waren zwischen der Ostsee und der Nordsee<br />

nur 16 km Landweg zu überbrücken, denn die hier<br />

fließende Treene mündet über die Eider in die Nordsee.<br />

Die Waren und auch die leichten Schiffe der Wikinger<br />

wurden über diese Landbrücke von Ochsen getragen bzw.<br />

gezogen. Der direkte Vorläufer des Nord-Ostsee-Kanals<br />

war der Eiderkanal, den der dänische König Christian VII.<br />

von 1777 bis 1784 errichten ließ. Er begann in <strong>Kiel</strong> und<br />

mündete bei Rendsburg in die Eider, die bei Tönning die<br />

Nordsee erreicht. Jedoch dauerte eine Fahrt durch Kanal<br />

und Eider noch drei bis vier Tage.<br />

Eine ausführliche Abwägung möglicher Streckenführungen<br />

samt einer Hochrechnung der Kosten und des Nutzens<br />

eines Kanalbaus bot <strong>das</strong> 1863 im Verlag der Buchhandlung<br />

Heiberg in Schleswig anonym erschienene Buch<br />

Durchstich der <strong>Holstein</strong>ischen Landenge zwischen Ostsee<br />

und Nordsee. Den Anstoß dafür gab die „Projectirung<br />

einer <strong>Canal</strong>anlage durch <strong>Holstein</strong> von der Elbmündung …<br />

bis zur Ostsee“, die <strong>das</strong> Königlich-Dänische Ministerium<br />

für die Herzogtümer <strong>Holstein</strong> und Lauenburg 1862 in<br />

Auftrag gegeben hatte. 1864, zu Beginn des Deutsch-<br />

Dänischen Krieges, erteilte der preußische Kanzler Otto<br />

von Bismarck den Auftrag, Ermittlungen über eine<br />

Verbindung zwischen Nord- und Ostsee anzustellen,<br />

„welche alle Kriegs- Handels- und Dampfschiffe gut<br />

passieren können“. Der deutschen Flotte sollte die<br />

Möglichkeit gegeben werden, „jederzeit von der Ostsee in<br />

die Nordsee zu gelangen, ohne unter dänischen Kanonen<br />

passieren zu müssen“. Damit wurde der zunächst<br />

vorrangig militärisch-strategische Charakter des<br />

Kanalprojekts deutlich angesprochen. Die Generäle Moltke<br />

und Albrecht von Roon sprachen sich allerdings gegen <strong>das</strong><br />

von Bismarck forcierte Kanalprojekt aus. Generalstabschef<br />

Helmuth Karl Bernhard von Moltke verfasste sogar ein<br />

Pamphlet: „Rede gegen den Kanalbau“.<br />

1878 legten der Hamburger Reeder Hermann Dahlström,<br />

auch „Kanalström“ genannt, und der Wasserbauinspektor<br />

Fritz Boden einen Plan für einen Kanal vor, der weitgehend<br />

entlang der heutigen Streckenführung von <strong>Kiel</strong>-Holtenau<br />

nach Brunsbüttel führen sollte. Bismarck gelang es in der<br />

Folge, Kaiser Wilhelm I. für den Kanalbau zu gewinnen.<br />

1883 erließ der Kaiser den Auftrag, Beratungen über einen<br />

Bau des Kanals anzustellen, und zwar ausdrücklich „mit<br />

den für die Flotte notwendigen Ausmaßen“. Obwohl<br />

zunächst eine Einmündung in die Eckernförder Bucht zur<br />

Debatte stand, wurde trotz erheblicher Mehrkosten 1887<br />

die <strong>Kiel</strong>er Lösung beschlossen im selben Jahr legte der<br />

Kaiser den Grundstein für den Kanalbau.<br />

1886 hatte der Reichstag ein Gesetz zum Bau des Nord-<br />

Ostsee-Kanals gebilligt und am 3. Juni 1887 erfolgte die<br />

Grundsteinlegung durch Kaiser Wilhelm I. in <strong>Kiel</strong>-<br />

Holtenau; leitender Ingenieur war Otto Baensch. Bis zu<br />

8900 Arbeiter bewegten circa 80 Mio. m³ Erdreich. Der<br />

Kanal war in dieser ersten Ausbaustufe 67 m breit und 9 m<br />

tief. Am 21. Juni 1895 konnte nach acht Jahren Bauzeit<br />

Kaiser Wilhelm II. den nach seinem Großvater „Kaiser-<br />

Wilhelm-Kanal“ benannten neuen Wasserweg eröffnen.<br />

Betrieb wurde am 1. Juli 1895 aufgenommen. Sein Bau<br />

kostete 156 Mio. Goldmark. Damit überschritt der Bau,<br />

ungewöhnlich für ein Projekt dieser Größenordnung, nicht<br />

die veranschlagten Kosten. Die 1902 von Wilhelm II.<br />

eingeführte Schaumweinsteuer diente auch zur<br />

Finanzierung des Kanals. Der Kanal wurde vom<br />

Kaiserlichen Kanalamt in <strong>Kiel</strong> verwaltet. Einige nach 1900<br />

gebaute Großkampfschiffe der Kaiserlichen Marine<br />

konnten den Kanal wegen ihrer Größe nicht durchfahren.<br />

Von 1907 bis 1914 wurde der Kanal <strong>das</strong> erste Mal<br />

ausgebaut. Die Breite wurde auf 102 m erhöht und die<br />

Tiefe auf 11 m. Außerdem wurden in <strong>Kiel</strong> und in<br />

Brunsbüttel je zwei neue Schleusen gebaut. Diese sind mit<br />

310 m Länge und 42 m Breite deutlich größer als die alten<br />

Schleusen mit 125 m Länge und 22 m Breite. Der Ausbau<br />

kostete 242 Mio. Goldmark und war damit deutlich teurer<br />

als der gesamte Kanalbau vor 1895.<br />

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Der <strong>NOK</strong> als Fracht-Autobahn<br />

Das Frachtaufkommen im Nord-Ostsee-Kanal steigt in einer Art und Weise an, <strong>das</strong>s diese<br />

Wasserstraße bald einer gründlichen Erweiterung bedarf, um die Menge und Größe der Schiffe<br />

weiterhin bewältigen zu können.<br />

Der <strong>NOK</strong> ist die Anbindung der Ostsee -und damit der<br />

Anrainerstaaten- an den Welthandel. Hamburger Hafen,<br />

Elbfahrwasser und <strong>NOK</strong> ermöglichen es, <strong>das</strong>s die riesigen<br />

Gütermengen, die aus aller Herren Länder mit<br />

Großcontainerschiffen (z.T. bis zu 20.000 Container an<br />

Bord) herangeschafft werden, im Ostseegebiet verteilt<br />

werden. Seit dem Ende des zweiten Weltkriegs spielt der<br />

<strong>NOK</strong> hier eine nicht wegzudenkende wichtige Rolle. Auf<br />

diesem Kanal werden Millionen Tonnen Frachtgut<br />

ökonomisch sinnvoll per Schiff transportiert, diese<br />

Frachtautobahn erspart dem Bürgern Schleswigs-<strong>Holstein</strong><br />

sicherlich einen LKW-Verkehrs-Super-GAU. Man stelle<br />

sich vor, all diese tausende von Containern, Öl & Gas,<br />

Chemikalien und Gefahrgüter würden mit Lastwagen zu<br />

den Fährhäfen transportiert!<br />

15-Jahres-Übersicht Schiffskapazitäten des <strong>NOK</strong><br />

Jahr Schiffe Ladung (t) BRZ<br />

1996 37.055 047.922.302 068.481.989<br />

1997 36.945 049.257.439 086.578.570<br />

1998 37.589 048.655.707 084.251.621<br />

1999 35.482 045.988.623 080.208.728<br />

2000 38.377 057.861.599 095.083.667<br />

2001 38.406 062.471.257 100.750.615<br />

2002 38.562 064.592.312 103.578.354<br />

2003 39.797 072.296.794 111.958.178<br />

2004 41.682 080.646.258 124.888.100<br />

2005 42.552 088.186.330 138.706.223<br />

2006 41.472 095.780.633 149.849.714<br />

2007 43.231 099.600.730 168.201.536<br />

2008 42.811 105.869.136 175.159.970<br />

2009 30.314 070.495.647 115.884.540<br />

2010 31.933 083.848.769 133.038.209<br />

2011 33.522 098.036.571 154.488.820<br />

So veränderte sich statistisch gesehen die Schiffsgröße in<br />

diesem Zeitraum von 1.848 BRZ nach 4.608 BRZ und die<br />

Beförderungsmenge von durchschnittlich 1.293t nach<br />

2.924t pro Schiff. Auch im Jahr 2012 wurde die Bestmarke<br />

von 2008 im Bereich Tonnage wieder erreicht. Im Juli<br />

2012 sagte Jörg Heinrich, der Leiter des Dezernats<br />

Schiffahrt bei der Wasser- und Schiffahrtsdirektion Nord:<br />

"Im Durchschnitt bewegen 95 Schiffe an einem Tag<br />

300.000 Tonnen Ladung durch den Kanal. Dafür wären<br />

auf der Straße bis zu 15.000 LKW notwendig." Auch die<br />

Zunahme von Schiffen mit mehr als 8,50m Tiefgang ist<br />

erheblich. Im Jahr 2007 befuhren ca. 90 solcher Schiffe<br />

monatlich den Kanal, 2012 waren es über 300.<br />

"Dickschiffe"<br />

Das längste Schiff mit eigenem Antrieb im <strong>NOK</strong> war am<br />

21.03.1998 die "Nürnberg Express" mit 240m (2009<br />

verschrottet). Am 25.09.2000 wurde der Rohbau des<br />

Kreuzfahrtschiffes "Norwegian Sun" von zwei Schleppern<br />

durch den Kanal gezogen, mit über 258m Länge und<br />

78.309 BRZ der größte Schiffskörper, der je den <strong>NOK</strong><br />

passiert hat.<br />

Das größte im Dienst stehende Passagierschiff im <strong>NOK</strong> war<br />

die "Norwegian Dream" mit ca. 230m Länge und 50.764<br />

BRZ (1998 bis 2007). Am 15.04.2012 dann passierte der<br />

Bulker "Aeolian Vision" mit 229x32,24m und 43.767 BRZ<br />

als "dickster Pott" den Kanal.<br />

Bild: Bulk Carrier AEOLIAN VISION am 15.04.2012<br />

im <strong>NOK</strong> an der Grünentaler Hochbrücke; Foto: Olaf Francke<br />

Um auch weiterhin die Wettbewerbsfähigkeit der<br />

meistbefahrenen künstlichen Wasserstraße der Welt zu<br />

gewährleisten, ist es zwingend notwendig, <strong>das</strong>s der <strong>NOK</strong><br />

saniert und ausgebaut wird. Wichtigste Projekte sind hier:<br />

• Vertiefung des Kanals um mind. 1m<br />

• Ausbau und Erweiterung der Oststrecke<br />

• Neubau der Levensauer Eisenbahnhochbrücke<br />

• Begradigung von Kurven bei Schwartenbek<br />

• Bau der fünften Schleuse in Brunsbüttel<br />

• Sanierung aller vorhandenen Schleusenkammern<br />

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Verkehrslenkung im <strong>NOK</strong><br />

Der Nord-Ostsee-Kanal ist zwar eine Wasserstraße, aber eben auch eine Straße. Um eine sichere und<br />

unfallfreie Nutzung zu gewährleisten, gibt es Verkehrsvorschriften, -lenkung und -überwachung.<br />

Auf der Binnenwasserstraße Nord-Ostsee-Kanal gilt die<br />

Seeschifffahrtsstraßen-Ordnung. Da der Kanal von sehr<br />

vielen Schiffen der unterschiedlichsten Größenklassen<br />

befahren wird, gelten auf ihm sehr umfangreiche<br />

Verkehrsvorschriften. Es gibt spezielle Regeln für <strong>das</strong><br />

Begegnen und Überholen: In Abhängigkeit von Länge,<br />

Breite und Tiefgang werden die Schiffe in sechs<br />

Verkehrsgruppen unterteilt, deren Einteilung dem Wasser-<br />

und Schifffahrtsamt Brunsbüttel obliegt (siehe Grafik<br />

"Verkehrsgruppen" nächste Seite). Eine Feststellung des<br />

Tiefgangs erfolgt durch <strong>das</strong> Schleusenpersonal, die Passage<br />

muss durch den Schiffsführer selbst angemeldet werden.<br />

Fahrzeuge der Verkehrsgruppe 1 dürfen den Kanal als<br />

sogenannte Freifahrer passieren. Darunter fallen auch<br />

kleine Schiffseinheiten wie Segel- oder Motoryachten.<br />

Jedes größere Schiff, <strong>das</strong> den Nord-Ostsee-Kanal<br />

durchfährt, ist verpflichtet, einen Kanallotsen<br />

aufzunehmen. Fahrzeuge der Verkehrsgruppen 2 und 3<br />

können als Freifahrer passieren, wenn der Schiffsführer<br />

eine entsprechende Prüfung abgelegt hat. Die Kanallotsen<br />

werden in den Schleusen Holtenau bzw. Brunsbüttel<br />

aufgenommen und in der Kanalmitte an der Station<br />

Rüsterbergen gewechselt.<br />

Bild: Lotsenboote in Rüsterbergen; Foto: Olaf Francke<br />

Der Verkehrsfluss auf dem Nord-Ostsee-Kanal wird von<br />

einer zentralen Leitstelle aus geregelt, diese befindet sich<br />

zwischen den beiden großen Schleusen in Brunsbüttel.<br />

Dort sitzen erfahrene Navigatoren, die routiniert und<br />

professionell den gesamten Schiffsverkehr zwischen<br />

Brunsbüttel und <strong>Kiel</strong> steuern, so <strong>das</strong>s alle Schiffe möglichst<br />

zügig und sicher den <strong>NOK</strong> passieren können. Um<br />

sicherzustellen, <strong>das</strong>s es im Kanal nicht zu unbeabsichtigten<br />

Begegnungen von Schiffen kommt, deren addierte<br />

Verkehrsgruppenzahlen eventuell die für die einzelnen<br />

Kanalabschnitte vorgeschriebenen maximalen Werte (z.B.<br />

8) übersteigen, ist es für die Verkehrslenker wichtig, eine<br />

genaue Übersicht über die Verkehrssituation im gesamten<br />

Revier zu haben. Hierzu wird eine grafische Darstellung<br />

des Verkehrsablaufes, die AIS Daten der Schiffe und der<br />

permanente Funkverkehr mit Losten, Kanalsteuerern und<br />

Schiffsführern genutzt. Wenn zu große Schiffe oder solche<br />

mit beiderseits hohem Tiefgang aufeinander zu fahren, so<br />

lenkt die Verkehrsleitstelle entsprechend der aktuellen<br />

Situation einen Teil des Verkehrs in großräumige<br />

Ausweichstellen, wovon es im <strong>NOK</strong> insgesamt 12 gibt. Dort<br />

lassen diese Schiffe den Gegenverkehr passieren und<br />

setzen ihre Fahrt dann fort.<br />

Bei größerem Aufkommen bildet der Verkehrslenker<br />

Konvois. Manchmal ist es nötig, auf Besonderheiten der<br />

Schiffe Rücksicht zu nehmen in der Weichenplanung. So<br />

hat man bisweilen den Eindruck, die "Traumschiffe"<br />

würden im <strong>NOK</strong> quasi "durchgewinkt", während alle<br />

anderen "in die Weiche müssen", jedoch liegt <strong>das</strong> meist<br />

daran, <strong>das</strong>s die Kreuzfahrtschiffe mit riesigen Aufbauten<br />

wesentlich windanfälliger sind, als z.B. ein beladener<br />

Tanker, der leichter in der Weiche auf Position zu halten<br />

ist. Aus diesem Grunde führen die großen Cruiser auch<br />

öfter einen Sicherungsschlepper mit sich. Mit einer Wind-<br />

Angriffsfläche, die größer ist als die der voll aufgetakelten<br />

Gorch Fock, ist es bei Windaufkommen nicht leicht, mit<br />

einen Manövrierspielraum von 50 Meter in jede Richtung<br />

ein 40.000 BRZ Schiff ruhig auf Kurs zu halten. Im <strong>NOK</strong><br />

Revier herrschen z.T. stark schwankende Seitenwindverhältnisse<br />

mit unberechenbaren Böen. Die Kanalsteurer<br />

leisten hier Präzisionsarbeit und werden von den Verkehrslenkern<br />

unterstützt, indem diese "die Bahn frei machen".<br />

Damals wie heute: Der Kurs, die Geschwindigkeit und<br />

mögliche Begegnungen der Schiffe im Nord-Ostsee-Kanal<br />

werden in einem sogenannten Weg-Zeit-Diagramm erfasst.<br />

Bild oben: Handfertigung 1959; Bild unten: Neue Computerversion 2012<br />

Nur durch absolut professionelles Teamwork ist es<br />

möglich, hier alle Verkehrsteilnehmer sicher durch "den<br />

großen Graben" zu bringen.<br />

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Zunächst die Antwort auf die wohl meistgestellte Frage am<br />

Nord-Ostsee-Kanal: NEIN! Die Queen Mary 2 wird<br />

niemals durch den Kanal fahren. Und falls doch, würde<br />

<strong>das</strong> in etwa so enden:<br />

Fotos & Montage: Olaf Francke<br />

Bedingt durch die baulichen Einrichtungen (z.B. Brücken)<br />

und die Streckenführung ist die Passage von Schiffen im<br />

Nord-Ostsee-Kanal (<strong>NOK</strong>) nur begrenzt möglich. Schiffe<br />

über 235 Meter Länge, über 32 Meter Breite oder mit mehr<br />

als 9,5 Meter Tiefgang können nur in Ausnahmefällen den<br />

Kanal durchfahren. Die maximale Höhe der Schiffe ist auf<br />

40 Meter begrenzt. Für die meisten Frachtschiffe ist <strong>das</strong><br />

kein Problem, selbst Bulk-Carrier der Panamax-Klasse<br />

(230x32m) können teilentladen durch den Kanal fahren,<br />

die Höhe dieser Schiffe übersteigt selten 30 Meter.<br />

Schwieriger ist <strong>das</strong> bei den Kreuzfahrtschiffen. Diese haben<br />

eher geringen Tiefgang, dafür jedoch meist sehr hohe<br />

Aufbauten. Das größte Kreuzfahrtschiff, <strong>das</strong> den <strong>NOK</strong><br />

bislang mit eigenem Antrieb passierte, war die MS<br />

NORWEGIAN DREAM von NCL Cruises.<br />

Kreuzfahrtschiffe im <strong>Kiel</strong> <strong>Canal</strong><br />

Eine Besonderheit der Norwegian Dream, die mit 42<br />

Metern Höhe eigentlich nicht durch den Kanal paßte, war,<br />

daß der Mast auf dem Oberdeck und der Schornstein<br />

umgeklappt werden konnten, um die maximale Höhe von<br />

40 Metern einhalten zu können. Bis 2007 fuhr <strong>das</strong> Schiff<br />

im Sommer oft durch den <strong>NOK</strong> und verursachte<br />

regelrechte Volksaufläufe, teilweise kamen tausende<br />

Menschen auf den Brücken und an den Ufern zusammen,<br />

um den „Dicken Pott“ zu sehen. Wenn die „Dream“ durch<br />

den Kanal fuhr, herrschte stets Volksfestcharakter am<br />

Wasser. Heute sind die Dickschiffe etwas kleiner, die<br />

derzeit größten und beliebtesten Traumschiffe im <strong>NOK</strong><br />

sind die<br />

• BALMORAL (218x27x7,25m; 43.537 BRZ)<br />

• AIDAcara (193x32x6,2m; 38.557 BRZ)<br />

• PRINSENDAM (204x30x7,3m; 37.983 BRZ)<br />

• THOMSON SPIRIT (214x28x8m; 33.930 BRZ)<br />

• EUROPA (199x26x6,3m; 28.890 BRZ)<br />

• ALBATROS (205x25x7,5m; 28.518 BRZ)<br />

Die MS BALMORAL im <strong>NOK</strong> bei Grünental; Foto: Olaf Francke<br />

Derzeit gibt es jährlich ca. 100 Traumschiffpassagen im<br />

<strong>NOK</strong>, die Saison dauert etwa von Mitte April bis Ende<br />

September. Die meisten Passagen finden am Tage statt,<br />

aber auch in der Nacht gibt es einige spektakuläre<br />

Eindrücke von bunt beleuchteten „Musikdampfern“ zu<br />

sammeln. Im Sommer treffen sich „Shipspotter“ und<br />

Kreuzfahrtschiff-Freunde am <strong>NOK</strong>, um hier aus nächster<br />

Nähe tolle Fotos zu schießen oder einfach nur den „weißen<br />

Riesen“ zuzuschauen und den Gästen an Bord zu winken.<br />

Das „Schiffegucken“ ist ein speziell deutsches Phänomen;<br />

bei der ersten Ankunft der Queen Mary 2 in der<br />

Elbmündung im Jahr 2004 säumten insgesamt über 2<br />

Millionen Menschen die Elbdeiche. Ebenfalls 2004, als die<br />

Norwegian Dream durch den <strong>NOK</strong> fuhr, fanden sich<br />

anderthalb Tausend Menschen zum Schiffgucken auf der<br />

Grünentaler Hochbrücke ein, zeitweilig brach der<br />

Autoverkehr zusammen. Auf der Hochdonner<br />

Eisenbahnhochbrücke fahren die Züge langsamer, wenn<br />

ein Cruiser im Kanal unterwegs ist, damit die Fahrgäste<br />

sich <strong>das</strong> Schiff ansehen können, und auf den beiden<br />

Autobahnbrücken über den <strong>NOK</strong> kommt es bisweilen zu<br />

Verkehrsstaus, verursacht durch langsam fahrende Seh-<br />

Leute.<br />

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Für Besucher und einheimische Interessierte ist es gar<br />

nicht schwer, die Termine der Schiffspassagen abzupassen,<br />

um <strong>das</strong> Vorbeiziehen der Traumschiffe hautnah erleben zu<br />

können. Fast alle Schiffe melden ihre beabsichtigte<br />

Kanalpassage bei der Kanalverwaltung frühzeitig an, so<br />

daß diese in der Lage ist, einen ungefähren „Fahrplan“ für<br />

Kreuzfahrtschiffe zu veröffentlichen. Diesen Plan kann<br />

man z.B. unter der Internet-Adresse<br />

http://traumschiffe.myholstein.de<br />

einsehen bzw. zum Ausdrucken kostenlos herunterladen.<br />

In vielen Ferienwohnungen und Gastronomiebetrieben am<br />

<strong>NOK</strong> liegt dieser Plan auch in gedruckter Form aus,<br />

herausgegeben von verschiedenen Anbietern, meist wird er<br />

kostenlos abgegeben. Da der Plan regulär im Frühjahr<br />

veröffentlicht wird und natürlich <strong>NOK</strong>-Baumaßnahmen,<br />

Wetter, Verkehrsaufkommen usw. nicht berücksichtigen<br />

kann, kommt es immer wieder vor, daß Schiffe mit<br />

Verspätung oder sogar zu früh in den <strong>NOK</strong> einlaufen.<br />

Selbstverständlich ist es ärgerlich, wenn man hier im<br />

Norden Urlaub macht, und <strong>das</strong> Schiff „verpasst“, deshalb<br />

gibt es auch die Chance, die aktuelle Position von Schiffen<br />

im am Computer live zu verfolgen. Dabei ist es möglich, die<br />

Schiffsbewegungen auf einer detaillierten Karte zu sehen,<br />

so lässt sich der Trip zum Schiffegucken hervorragend<br />

planen. Für Smartphone-User bieten die App-Stores auch<br />

mobile Lösungen an.<br />

Das AIS (Automatic Information System) muß seit 2008<br />

von allen Berufsschiffen über 300 BRZ betrieben werden.<br />

Dabei sendet <strong>das</strong> Schiff im VHF Seefunkbereich in<br />

Intervallen seine Schiffs-und Positionsdaten, was zu einer<br />

Erhöhung der Sicherheit im internationalen Seeverkehr<br />

geführt hat. Diese AIS Daten werden dann von<br />

Empfangsstationen GPS-genau auf Karten projiziert und<br />

sind über <strong>das</strong> Internet abrufbar. Wenn man in der Karte<br />

auf die Schiffssymbole klickt, werden Daten wie Art des<br />

Schiffes, Name, Größe, Tempo, Kurs usw. angezeigt. So<br />

läßt sich die Ankunft eines Traumschiffes z.B. an der<br />

Grünentaler Hochbrücke fast auf die Minute genau planen,<br />

und Fotografen wie Schau-Lustige können gemeinsam<br />

Freude daran haben, die Schiffe im Kanal zu sehen.<br />

Besonders interessant für Kreuzfahrtschiff-Fans sind die<br />

Schiffsbegegnungen, die gewöhnlich in den beiden<br />

Schleusen und in den 12 Kanalweichen stattfinden.<br />

Unter Zuhilfenahme des AIS kann der wahrscheinliche<br />

Begegnungspunkt zweier Kreuzfahrtschiffe, die im Kanal in<br />

unterschiedlichen Richtungen unterwegs sind, relativ gut<br />

errechnet werden. In den Weichen kommen die Schiffe<br />

dann so nah ans Ufer, daß man meint, sie berühren zu<br />

können. Für Schiffsfotografen ist ein solches<br />

Elefantentreffen ein äußerst beliebtes Motiv.<br />

Die beste Gelegenheit, gute Fotos zu machen, ist natürlich<br />

auf den begehbaren Brücken in Holtenau, Levensau und<br />

Grünental, hier kann man quasi direkt über den Schiffen<br />

stehen, wenn sie unter den Brücken hindurchfahren. Aber<br />

auch Standpunkte wie der Rendsburger Kreishafen an der<br />

Hochbrücke (mit WoMo Stellplatz) oder die Umgebung der<br />

Hochdonner Eisenbahnbrücke bieten wunderbare Kulissen<br />

für schöne Fotos. Um den Schiffsverkehr in aller Ruhe zu<br />

beobachten, lohnt es sich, in einen der vielen<br />

Gastronomiebetriebe längs des Kanals einzukehren, und<br />

technisch interessierte Besucher werden viel Freude an den<br />

Aussichtsplattformen und geführten Begehungen der<br />

Schleusen haben. Da die Traumschiffe mit<br />

Geschwindigkeiten zwischen 12 und 15 km/h im Kanal<br />

unterwegs sind, ist es problemlos möglich, auf den<br />

Wirtschaftswegen am Kanalufer eine Fahrradbegleitfahrt<br />

zu unternehmen. Auch die Personenschifffahrt auf dem<br />

<strong>NOK</strong> bietet mitunter Begleitfahrten an, Schiffe wie die<br />

Adler Prinzess, die Germania oder die Freya sind<br />

gelegentlich in der Nähe der Cruiser zu sehen. Der<br />

Campingplatz „Klein Westerland“ bei Hochdonn bietet mit<br />

der Nordufer-Badestelle im Sommer eine besonders<br />

angenehme Möglichkeit des Schiffeguckens, hier können<br />

die Musikdampfer vom Badelaken aus betrachtet werden.<br />

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Der Nord-Ostsee-Kanal als militärische Route<br />

Die erste künstliche Wasserstraße zwischen Nord- und<br />

Ostsee war der 1784 in Betrieb genommene und 1853 in<br />

Eiderkanal umbenannte Schleswig-<strong>Holstein</strong>ische <strong>Canal</strong>,<br />

den der dänische König Christian VII. von 1777 bis 1784<br />

errichten ließ. Er begann in <strong>Kiel</strong> und mündete bei<br />

Rendsburg in die Eider, die bei Tönning die Nordsee<br />

erreicht. Jedoch dauerte eine Fahrt durch Kanal und Eider<br />

noch drei bis vier Tage und die Passage war für Seeschiffe<br />

unmöglich. Um die wachsende Flotte der kaiserlichen<br />

Marine ohne den Umweg um Skagen herum von Ost nach<br />

West verlegen zu können, wurde der Neubau eines<br />

militärisch nutzbaren Kanals quer durch Schleswig-<br />

<strong>Holstein</strong> unumgänglich.<br />

1864, zu Beginn des Deutsch-Dänischen Krieges, hatte der<br />

preußische Kanzler Otto von Bismarck den Auftrag<br />

erteilt, Ermittlungen über eine Verbindung zwischen Nord-<br />

und Ostsee anzustellen, „welche alle Kriegs- Handels- und<br />

Dampfschiffe gut passieren können ohne unter dänischen<br />

Kanonen passieren zu müssen“. Die Generäle Moltke und<br />

Albrecht von Roon sprachen sich allerdings (erfolglos)<br />

gegen <strong>das</strong> von Bismarck forcierte Kanalprojekt aus. Der<br />

heutige Nord-Ostsee-Kanal wurde dann 1895 als Kaiser-<br />

Wilhelm-Kanal eröffnet und trug diesen Namen bis 1948.<br />

Heute wird der Kanal international als <strong>Kiel</strong> <strong>Canal</strong><br />

bezeichnet. 1886 billigte der Reichstag ein Gesetz zum Bau<br />

des Nord-Ostsee-Kanals. Hier der Wortlaut des Gestzes:<br />

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen etc.<br />

verordnen im Namen des Reichs, nach erfolgter Zustimmung des Bundesraths<br />

und des Reichstags, was folgt:<br />

§. 1.<br />

Es wird ein für die Benutzung durch die deutsche Kriegsflotte geeigneter<br />

Seeschiffahrtskanal von der Elbmündung über Rendsburg nach der <strong>Kiel</strong>er<br />

Bucht unter der Voraussetzung hergestellt, daß Preußen zu den auf<br />

156.000.000 Mark veranschlagten Gesammtherstellungskosten desselben den<br />

Betrag von 50.000.000 Mark im Voraus gewährt.<br />

§. 2.<br />

Der Reichskanzler wird ermächtigt, die Mittel zur Deckung der vom Reich zu<br />

bestreitenden Kosten bis zum Betrage von 106.000.000 Mark im Wege des<br />

Kredits zu beschaffen und zu diesem Zweck eine verzinsliche, nach den<br />

Bestimmungen des Gesetzes vom 19. Juni 1868 (Bundes-Gesetzbl. S. 339) zu<br />

verwaltende Anleihe aufzunehmen und Schatzanweisungen auszugeben. Die<br />

Bestimmungen in den §§. 2 bis 5 des Gesetzes vom 27. Januar 1875, betreffend<br />

die Aufnahme einer Anleihe für die Zwecke der Marine- und<br />

Telegraphenverwaltung (Reichs-Gesetzbl. S. 18), finden auch auf die nach dem<br />

gegenwärtigen Gesetze aufzunehmende Anleihe und auszugebenden<br />

Schatzanweisungen Anwendung.<br />

§. 3.<br />

Von den nicht zur Kaiserlichen Marine und zur Bauverwaltung gehörigen<br />

Schiffen, welche den Kanal benutzen, ist eine entsprechende Abgabe zu<br />

entrichten. Die Festsetzung des hierfür zu erlassenden Tarifs wird weiterer<br />

gesetzlicher Regelung vorbehalten. Bis zum Ablauf des ersten Jahres nach<br />

Inbetriebsetzung der ganzen Kanalstrecke wird dem Kaiser im Einvernehmen<br />

mit dem Bundesrath die Festsetzung des Tarifs überlassen. [59]<br />

§. 4.<br />

Die vom Reich auf Grund dieses Gesetzes alljährlich zu verwendenden Beträge<br />

sind in den Reichshaushalts-Etat des betreffenden Jahres aufzunehmen.<br />

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und<br />

beigedrucktem Kaiserlichen Insiegel.<br />

Gegeben Berlin, den 16. März 1886.<br />

Wilhelm.Fürst von Bismarck.<br />

Am 3. Juni 1887 erfolgte die Grundsteinlegung durch<br />

Kaiser Wilhelm I. in <strong>Kiel</strong>-Holtenau, die Eröffnung fand am<br />

21.06.1895 offiziell statt. Der Kanal stand im Eigentum des<br />

Reiches, war somit die erste Reichswasserstraße und wurde<br />

vom Kaiserlichen Kanalamt in <strong>Kiel</strong> verwaltet.<br />

Kaiserl. Marine im Schleusenbereich Brunsbüttel / Elbe; ca. 1914<br />

Bedingt durch die Einführung von Großkampfschiffen in<br />

der Kaiserlichen Marine reichte der KWK allerdings schon<br />

bald nicht mehr aus, um diesen die Passage zu<br />

ermöglichen. Von 1907 bis 1914 wurde der Kanal<br />

ausgebaut, die Breite wurde auf 102 m erhöht und die Tiefe<br />

auf 11 m. Zudem wurden sowohl in <strong>Kiel</strong> als auch in<br />

Brunsbüttel je zwei neue Schleusen gebaut. Diese sind mit<br />

310 m Länge und 42 m Breite deutlich größer als die alten<br />

Schleusen mit 125 m Länge und 22 m Breite.<br />

Linienschiff Kaiser Wilhelm II.<br />

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Nach dem verlorenen ersten Weltkrieg wurde der Kanal<br />

1919 für die internationale Schiffahrt freigegeben.<br />

Zitat Versailler Vertrag, Artikel 380:<br />

Der <strong>Kiel</strong>-Kanal [Nord-Ostsee-Kanal] und seine Zugänge stehen den Kriegs- und<br />

Handelsschiffen aller mit Deutschland in Frieden lebenden Nationen auf dem<br />

Fuße völliger Gleichberechtigung dauernd frei und offen.<br />

Diese Regelung wurde 1923 vor dem Ständigen<br />

Internationalen Gerichtshof beklagt, der sog. "Wimbledon-<br />

Fall": Am 21.03.1923 wurde der S.S. Wimbledon, beladen<br />

mit Kriegsgerät für Polen, <strong>das</strong> Krieg mit Rußland führte,<br />

die Durchfahrt verweigert. Der StIGH entschied am<br />

17.08.1923 gegen Deutschland und bekräftigte den Artikel<br />

380. Mit Erklärung vom 14.11.1936 erklärte die deutsche<br />

Reichsregierung den durch den Versailler Vertrag<br />

begründeten Rechtszustand für beendet.<br />

Schwerer Kreuzer Lützow im KWK 1940<br />

Ebenso wichtig wie für <strong>das</strong> Kaiserreich war für Hitlers<br />

Flotte die geschützte Passage zwischen Nord- und Ostsee.<br />

Bis hin zu den schweren Panzerkreuzern ließ sich alles an<br />

Schiffen so relativ unbehelligt von feindlichem Militär fix<br />

von hier nach da verlegen.<br />

Mit Ende des Krieges verlor der Kanal nicht seine<br />

militärische Bedeutung. 1948 erhielt der Kaiser-Wilhelm-<br />

Kanal den aus der Planungsphase bekannten Namen<br />

Nord-Ostsee-Kanal, den er noch heute trägt neben der<br />

in der Seefahrt gebräuchlichen Bezeichnung <strong>Kiel</strong> <strong>Canal</strong>. Im<br />

gleichen Jahr wurde der Nordatlantikvertrag geschlossen.<br />

Niederländische Fregatte F804 De Ruyter im <strong>NOK</strong> am 20.06.2011<br />

Dieser institutionalisierte Bündnisvertrag bildete eine<br />

Vorstufe der späteren NATO, in die 1955 die noch junge<br />

Bundesrepublik Deutschland eintrat, was unmittelbar die<br />

Gründung des Warschauer Paktes zur Folge hatte. Der<br />

Nord-Ostsee-Kanal wurde in diesem Zuge ein wichtiges<br />

Verbindungsglied im maritimen Netzwerk der NATO. Im<br />

Vordergrund des Auftrages der Bundesmarine stand stets<br />

die Sicherung der Ostseezugänge und die Bekämpfung<br />

feindlichen Schiffsverkehrs in der westlichen Ostsee sowie<br />

die Sicherung der eigenen Handelswege in der Nordsee,<br />

dem Skagerrak, Kattegat und der westlichen Ostsee sowie<br />

die beschränkte Beteiligung an der Sicherung der<br />

Seeverbindungen im Atlantik. Die Aufgaben der Marine<br />

lauten nach den Zusammenbruch des Ostblocks heute<br />

etwas anders: Landes- und Bündnisverteidigung stehen<br />

zwar an erster Stelle, sind aber eher unwahrscheinlich<br />

geworden. Die Marine gewährleistet durch die Teilnahme<br />

an NATO-Manövern und Kooperationsübungen in diesem<br />

Zusammenhang eine "Verteidigungsbereitschaft im<br />

Bündnis".<br />

Gemeinsame NATO Manöver sind einer der Hauptgründe<br />

für Marineverkehr im Nord-Ostsee-Kanal. Großmanöver<br />

wie NOCO und DANEX im Jahr 2011 fordern stets<br />

erhebliche Schiffsbewegungen, ein Umstand, den<br />

Interessierte und Fotografen von überall her an den Nord-<br />

Ostsee-Kanal zieht. Zu jeder Jahreszeit laufen<br />

Marineeinheiten aus aller Herren Länder im Kanal.<br />

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Stille am Nord-Ostsee-Kanal. Der einsame Shipspotter<br />

lümmelt an der Grünentaler Hochbrücke herum, wartet<br />

auf Schiffe, die es mit der Kamera zu "verhaften" gilt. Das<br />

AIS Meldesystem, <strong>das</strong> auf dem Smartphone stets präsent<br />

ist, meldet gähnende Leere von Breiholz bis Hochdonn. Nix<br />

los im "Großen Graben". Vögel zwitschern, Autos rauschen<br />

über die Hochbrücke, vereinzelt ruft ein LKW oder<br />

Schlepper <strong>das</strong> gewohnte padong-padong der<br />

Dehnungsfugenabdeckungen hervor.<br />

Helikopter 89-54 unter der Grünentaler Hochbrücke am 14.04.2010<br />

Unterflugmanöver aus westlicher Richtung<br />

Mit einem Mal spitzt der Fotograf die Ohren. Ein kaum<br />

wahrnehmbares duk-duk-duk dringt an sein Ohr. Ein<br />

Schiffsdiesel? Irgendwie zu langsam. Weg. Doch, da ist es<br />

wieder! Duk-Duk-Duk-Duk... kein weiches Tuckern, nicht<br />

<strong>das</strong> asthmatische Klötern der Saga Schiffe, ein hartes,<br />

kurzes Klopfen. Das Geräusch ist selten, aber bekannt.<br />

Verdammt! HUBSCHRAUBER IN BODENNÄHE!<br />

Flinke Finger machen die Kamera einsatzbereit, es muß<br />

schnell gehen. Wenn Du ihn hörst, ist er schon fast da.<br />

Halbautomatik. Zeitvorwahl: 1/200 sec. (So entsteht die<br />

Rotorenunschärfe in den Bildern), Blendenautomatik und<br />

automatischer Weißabgleich. Akku? Voll. Speicherkarte?<br />

Aktiv. Mit einem Mal ist er da. Von jetzt auf gleich. Der<br />

Hubschrauber donnert von Westen mit über 100km/h<br />

heran. Nun muß alles schnell gehen. Anvisieren,<br />

fokussieren, abdrücken. Piep-klack. Piep-klack. Piep-klack.<br />

Piep-klack-klack-klack. Und weg ist er wieder.<br />

Flugbewegungen am Nord-Ostsee-Kanal<br />

In der Tat kommt es gerade an der Grünentaler<br />

Hochbrücke bei km 31 nicht selten zu Unterflugmanövern<br />

der Heeres- und Marineflieger. Hier werden<br />

Piloten mit der besonderen Enge eines solchen Bauwerkes<br />

vertraut gemacht. Was von Land aus relativ simpel<br />

aussieht, ist für einen Hubschrauberpiloten eine echte<br />

Streßsituation, denn auch eine 160m breite Öffnung kann<br />

vor der Frontscheibe eines Hubschraubers durchaus auf<br />

Nadelöhrgröße schrumpfen, zumal es hier zu völlig<br />

unerwarteten Luftströmungen kommen kann. Die Piloten,<br />

die hier fliegen, beweisen gute Konzentration und fliegen<br />

solche Situationen üblicherweise routiniert und cool.<br />

Die Sea King Helikopter fliegen gelegentlich tatsächlich mit<br />

AIS Kennung, aber auch ein wachsames Ohr am Puls von<br />

<strong>Kiel</strong> Kanal 2&3 könnte bei der "Hubschrauberjagd"<br />

durchaus von Nutzen sein. Manchmal ist es aber einfach<br />

nur Glück, eine dieser übergroßen Kaffeemühlen am Kanal<br />

zu sichten und mit der Kamera zu erwischen.<br />

Helikopter 84-90 an der Grünentaler Hochbrücke am 09.05.2011<br />

Unterflugmanöver aus östlicher Richtung<br />

Wer geduldig ist und aufmerksam, der hat hin und wieder<br />

gute Chancen, einen Helikopter beim Unterflugmanöver zu<br />

sehen. Übrigens: Neuerdings überfliegen die Piloten die<br />

Brücke zunächst, um die Sicherheit für <strong>das</strong> Flugmanöver<br />

zu gewährleisten. Wenn also ein Heli die Grünentaler<br />

Hochbrücke relativ dicht und langsam überfliegt, ist die<br />

Wahrscheinlichkeit relativ hoch, daß er wendet und die<br />

Brücke danach unterfliegt!<br />

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Werbeseite Din A 4 € 1.199,-<br />

Kontakt: Olaf Francke info@event-horizon.de<br />

www.nok.sh 17 Nr. 1


Mit der TRICA durch den Nord-Ostsee-Kanal<br />

- Ein Bericht von Olaf Francke und Michael Teshmar -<br />

Es gibt gutes und sehr gutes Essen. Es gibt hübsche und sehr hübsche Frauen. Und es gibt schöne<br />

und sehr geile Schiffe. Die TRICA ist solch ein sehr geiles Schiff. Am 29.04.2012 bin ich mit der<br />

Trica durch den Nord-Ostsee-Kanal (kurz: "<strong>NOK</strong>"; int.: "<strong>Kiel</strong> <strong>Canal</strong>") gefahren und berichte hier über<br />

meine Erlebnisse während der Fahrt.<br />

Teil 1: DAS SCHIFF<br />

Eigentümer der mv TRICA ist die Spliethoff Gruppe, für<br />

deren Tochterunternehmen TRANSFENNICA (mit Sitz<br />

in Amsterdam) die TRICA und ihre 5 Schwesternschiffe<br />

laufen. Die Schiffe wurden in den Spezifikationen auch auf<br />

die Passage des Nord-Ostsee-Kanals zugeschnitten und in<br />

der Stettiner Werft gebaut. 2006 wurden Kraftca und<br />

Timca gebaut, 2007 die Genca und die Trica, 2008 die<br />

Pulpca und 2009 die Plyca.<br />

Rohbau der mv TRICA – Foto: Wlodek Sulkowski<br />

Schiffsdaten der Spliethoff ConRo Klasse:<br />

Eisklasse: 100 A1 (1A Super)<br />

Länge ü.A.: 205,00m<br />

Breite a.S.: 25,50m<br />

Tiefgang max.: 8,54m<br />

Tiefgang reg.: 7,20m<br />

BRZ: 28.300<br />

Bruttolast: 17.700<br />

Lademeter: 2.950<br />

Deckfläche brutto: 8.564 m 2<br />

Container Plätze: 643 (20'); 303 (40');<br />

Kühlanschlüsse: 116<br />

max. Gew. Trailer 15-33t /Achse<br />

max. Gew. Container 93t /box<br />

Hauptmaschine: 2x 12.600 kw 12V46<br />

Seitenstrahlruder: 2x 1.250 kw<br />

Fassungsvermögen Tanks: 1.850 m³ Treibstoff<br />

475 m³ Schiffsdiesel<br />

7.100 m³ Ballast<br />

Geschwindigkeit max.: 22,7 kn<br />

IMO / MMSI (Trica): 9307384 / 244912000<br />

Rufzeichen: PHLV<br />

Die TRICA auf der Elbe vor Brunsbüttel – Foto: O. Francke<br />

Die Spliethoff ConRo Schiffe verfügen zusätzlich über 6<br />

Doppelkabinen (Stockbett) für insges. 12 Passagiere,<br />

angeboten werden Reisen z. B. Zeebrügge/Bilbao schon ab<br />

ca. 400,- € pro Person. Reisedauer 3 Tage (einf.) oder 6<br />

Tage (hin&rück). Die Kabinen verfügen über Aircondition,<br />

Dusche, WC, TV/DVD, bequeme Sitzmöbel, freie Sicht;<br />

außerdem gibt es eine Sauna, Fitnessraum, Messe.<br />

Bordwährung ist Euro, 22oV Anschlüsse sind überall<br />

vorhanden. Fahrzeugmitnahme möglich (PKW, Bike,<br />

WoMo & WoWa b. 12m ab 260,- €). Der Umgangston an<br />

Bord (engl.) ist sehr freundlich, der Service sehr gut. Die<br />

Firma Kapitän Zylmann GmbH bietet diese Reisen an.<br />

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Teil 2: KLEIDER MACHEN LEUTE<br />

Alles begann damit, <strong>das</strong>s ich einmal mehr eine dieser<br />

spleenigen Ideen hatte. So oft schon hatte ich die Schiffe<br />

im <strong>NOK</strong> fotografiert (ich habe derzeit über 20.000 Bilder<br />

online), aber eigentlich noch nie den <strong>NOK</strong> vom Schiff aus.<br />

Als wieder einmal einer der "weißen Riesen" von<br />

Transfennica durch den großen Graben in Schleswig-<br />

<strong>Holstein</strong> pflügte, faßte ich den Entschluß. Das wird<br />

gemacht!<br />

Wie <strong>das</strong> bei mir so ist. Gesagt, getan, rief ich bei der<br />

Reederei an und nach einigen sehr netten Telefonaten<br />

hatten wir den 29.04. als Termin für eine <strong>NOK</strong> Passage<br />

festgemacht, um eine hübsche Reportage über eines der<br />

ConRo Schiffe von Transfennica zu machen. Der für die<br />

Trica bzw. Nordsee zuständige Mitarbeiter in Helsinki hat<br />

meinen Redakteur und mich flink und unbürokratisch auf<br />

dem Schiff angemeldet, und so brachen wir am Sonntag<br />

früh nach Brunsbüttel auf, um dort mit dem<br />

Lotsenversetzboot auf die Trica zu kommen.<br />

Der Kollege Teshmar war sehr schneidig angezogen, mit<br />

schicker Hose, Hemd und guten Schuhen, während ich<br />

(wie immer) unterwegs mit Tarnfleck-Dress,<br />

Sicherheitsschuhen und wetterfester Warnweste nebst<br />

Matrosenmütze und prall befülltem Ausrüstungsrucksack,<br />

behängt mit Kamera, aufmarschierte. Zweckgekleidet, wie<br />

ich war, erregte ich zunächst einen gewissen Unmut seitens<br />

meines Mitstreiters, der meinte, ich sei vielleicht etwas zu<br />

leger gekleidet, was mich kurz in Erstaunen versetzte, im<br />

Angesicht der Vorstellung, wie ich betucht mit feinstem,<br />

dünnen Stoff in 30 Metern Höhe bei vier bis fünf<br />

Windstärken auf der Nock rumturne oder in den ehernen<br />

Gekrösen des Schiffes umherkrabbele auf der Jagd nach<br />

guten Bildern. Nach kurzer, disputierlicher Erörterung<br />

blieb ich bei meiner Entscheidung zur Arbeitskleidung. Ich<br />

hielt diese Sache damit für erledigt. Ein Fehler, wie sich<br />

herausstellen sollte.<br />

Gegen zehn Uhr morgens kamen wir in Brunsbüttel an der<br />

Mole eins an, wo <strong>das</strong> Lotsenhaus steht. Nach kurzer<br />

Orientierung begaben wir uns zur Lotsenwache der<br />

Kanallotsen im ersten Stock, wo ich mich noch nicht mal<br />

ganz vorgestellt hatte, als mir der Operator schon eine<br />

Gardinenpredigt á la "Mutti sagt" halten wollte.<br />

"Zieh Dich mal an-stän-dich an. Wie du rumläufst, da<br />

würd ich als Lotse dich nicht mit raus aufs Schiff<br />

nehmen!"<br />

Nachdem ich ihm auch einen guten Tag gewünscht hatte,<br />

klärte ich ihn höflich, aber bestimmt darüber auf, <strong>das</strong>s es<br />

keine Butterfahrt auf der MS Europa wäre, die ich<br />

anstrebte, sondern ein Arbeitsaufenthalt auf einem<br />

Frachtschiff. Er zeigte sich leider diesbezüglich völlig<br />

aufklärungsresistent und meinte: "Du trittst da dem<br />

Käpt'n gegenüber, Mann. Der steht da mit seinen vier<br />

Streifen und Du? Guck mal Deinen Kumpel an, der sieht<br />

ordentlich aus. Zieh Dich mal um!"<br />

Ich bot ihm an, <strong>das</strong>s ich statt des Wüstentarnfleck auch BW<br />

Tarnfleck oder wahlweise Russentarnfleck aus meinem<br />

Kleiderschrank wählen könnte und versicherte ihm, <strong>das</strong>s<br />

ich beim nächsten Mal sicherlich eine feine Garderobe zur<br />

Anwendung bringen würde. Wie auch immer, ich<br />

bedeutete ihm, <strong>das</strong>s wir auf dem Schiff erwartet würden,<br />

und <strong>das</strong>s ich es als überaus freundlich empfände, wenn wir<br />

mit dem Lotsenboot dorthin übersetzen könnten,<br />

ungeachtet der möglicherweise maßgeblichen<br />

Kleiderordnung.<br />

Nunja, um <strong>das</strong> Ende der Kleiderdebatte hier kurz vorweg<br />

zu nehmen, an Bord der Trica war mein Kollege im feinen<br />

Zwirn der einzige, der so bekleidet war. Der Kapitän hatte<br />

seine vier Streifen wohl gerade gegen Jeans und Pulli<br />

getauscht, die Ruderwache trug Jeans und Sweater, und<br />

weder diensthabende Lotsen noch Kanalsteuerer störten<br />

sich an meiner Kleidung (gepierced, der Steuermann. Ist<br />

<strong>das</strong> angemessen? Egal.). Wie auch immer, während der fast<br />

8 Stunden, die ich draußen auf dem Brückendeck und auf<br />

der Nock verbrachte, um zu fotografieren, habe nicht in<br />

einer Minute bereut, mich derart bequem und vor allem<br />

dick angezogen zu haben.<br />

Mein Kollege Teshmar wurde allerdings von der UCA<br />

Agentin, die in der Schleuse an Bord kam, ob seines<br />

Bekleidungsstils irrtümlich für den Kapitän gehalten, weil<br />

er fein bezwirnt am Kommunikationstisch saß. Tja, Kleider<br />

machen Leute... Übrigens: der richtige Kapitän, Arie van<br />

Walraven, nahm es souverän und gelassen mit einem<br />

äußerst entspannten Grinsen.<br />

Michael Teshmar am ComTerm der Trica – Foto: O. Francke<br />

Nachdem nun alle Klarheiten beseitigt waren und der<br />

Operator sich wieder eingekriegt hatte, konnte es endlich<br />

losgehen. Unser Ablaufplan sah vor, auf der Elbe an Bord<br />

zu gehen und in Holtenau wieder auszusteigen. Der Kollege<br />

Teshmar wollte ein Protokoll in der Art einer Timeline<br />

erstellen, während ich Kamera und Akkus heiß laufen<br />

lassen wollte. Eine dreiviertel Stunde nach der ersten<br />

Meldung der Trica (11:45h) ging es dann endlich los!<br />

Teil 3: CRUISING ON THE KIEL CANAL<br />

Um 12:30h ging es an Bord des Lotsenversetzbootes<br />

OSTERIFF, Baujahr 1959 mit einem 750 kw starken,<br />

hämmernden Diesel, der <strong>das</strong> Boot unerbittlich Richtung<br />

Elbefahrwasser trieb.<br />

Lotsenversetzboot OSTERIFF – Foto: O. Francke<br />

Nach einer relativ ruhigen Fahrt von etwa zehn Minuten<br />

erreichten wir <strong>das</strong> Fahrwasser, in dem sich uns die Trica<br />

näherte, die nun rasch an Größe in unserem Gesichtsfeld<br />

zunahm.<br />

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Ein beeindruckendes, weißes Konstrukt aus Stahl, <strong>das</strong> sich<br />

da vor einem auftürmt, wenn man mal etwas dichter als 50<br />

Meter rankommt... ;-)<br />

Die Bordwand der Trica – Foto: O. Francke<br />

Gegen 12:45h stiegen wir gemeinsam mit dem Elbe-<br />

Lotsen um auf die Trica, wobei uns die ersten Brecher<br />

gleich mal etwas frisch machten. Wir betraten <strong>das</strong> Schiff<br />

durch eine Backbordluke etwas über Wasserhöhe, üblich<br />

ist an sich, <strong>das</strong>s der Lotse an Steuerbord einsteigt. Dieser<br />

Lotse begleitete <strong>das</strong> Schiff auf der Elbe bis in die Schleuse,<br />

dort stieg dann der Kanallotse der Weststrecke mit den<br />

beiden Kanalsteurern zu, die <strong>das</strong> Schiff im Schichtwechsel<br />

bis nach <strong>Kiel</strong> steuerten. Unter dem Kommando von<br />

Kapitän van Walraven lief die Trica dann in die<br />

Südkammer der "neuen" Schleusen ein.<br />

Einschleusen am <strong>NOK</strong> – Foto: O. Francke<br />

13:15h – Festmachen in der Schleusenkammer, der<br />

Kanallotse kam an Bord und übernahm mit den<br />

Kanalsteurern <strong>das</strong> Schiff. Zwar ist der Kapitän formell<br />

natürlich immer noch der Schiffsführer, doch werden die<br />

nautischen Aufgaben hier delegiert. Das Ganze passiert<br />

natürlich nicht umsonst. Die Kosten für eine Kanalpassage<br />

der Trica belaufen sich auf ca. € 7.253,- davon:<br />

• Lotsabgaben € 516,-<br />

• Lotsgelder € 2.840,-<br />

• Kanalsteuerer € 1.551,-<br />

• Befahrungsabgabe € 2.346,-<br />

• Quelle: kiel-canal.org<br />

Info: Ein Wort muß noch gesagt werden zu den Schleusen.<br />

Zwar werden die beiden größeren Schleusenkammern<br />

(310x42x14m) gelegentlich als die "neuen" Schleusen<br />

bezeichnet, doch sind diese auch bereits einhundert Jahre<br />

alt, während die älteren, kleinen Schleusen (125x22x9,8m)<br />

noch aus der Bauzeit des Kaiser-Wilhelm-Kanals (1887-95)<br />

stammen. Die Jahrzehnte mit steigendem Betrieb sind an<br />

den grundsätzlich solide gebauten Schleusen nicht spurlos<br />

vorbei gegangen, und so mach ein Kapitän, der mit dem<br />

Gashebel etwas zu forsch umging, hat den Zerfall durch<br />

Metallberührungen beschleunigt. Fakt ist, <strong>das</strong>s die<br />

Schleusen, die immer häufiger wegen dringender<br />

Notreparaturen geschlossen werden müssen, unbedingt<br />

der Erneuerung bedürfen bzw. <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Projekt des Baus<br />

einer Großschleuse unumgänglich ist. Wenn der <strong>Kiel</strong> <strong>Canal</strong><br />

wettbewerbsfähig bleiben soll, müssen dringendst<br />

Bundesmittel für Instandsetzung und Ausbau fließen, sonst<br />

macht der Verkehr auf der meistbefahrenen künstlichen<br />

Wasserstraße der Welt nämlich <strong>das</strong> genaue Gegenteil, er<br />

kommt zum Erliegen. Die Schiffe, die den <strong>NOK</strong> passieren<br />

werden immer größer, immer mehr Schiffe der<br />

Verkehrsgruppe Sechs (VG 6; Länge bis 235m, Breite bis<br />

32,5m, Tiefgang max. 9,5m) kommen durch den <strong>Kiel</strong> <strong>Canal</strong><br />

und er ist als Wasserstraße für den europäischen und<br />

weltweiten Gütertransport absolut unverzichtbar und nicht<br />

wegzudenken.<br />

Schleusentor Neue Südkammer in Brunsbüttel – Foto: O. Francke<br />

Wußten Sie, <strong>das</strong>s die noch heute erhobene<br />

Schaumweinsteuer (136,- € /hl) 1902 eingeführt wurde,<br />

um u.a. den Ausbau und Unterhalt des für die<br />

kaiserliche Flotte kriegswichtigen Kaiser-Wilhelm-<br />

Kanals (seit 1948: <strong>NOK</strong> oder <strong>Kiel</strong> <strong>Canal</strong>) zu<br />

finanzieren?<br />

Wulstbug der Bjorg in der Schleuse – Foto: O. Francke<br />

Neben uns in der Nordkammer lagen die Bjorg und die<br />

Orateca. Um 13:45h öffnete sich <strong>das</strong> kanalseitige<br />

Schleusentor und die Trica schob sich majestätisch aus<br />

dem Wasserbecken in den Brunsbütteler Hafen hinein, wo<br />

bereits ein weiteres Transfennica Schiff, die Elisabeth Russ<br />

(VG 5) in der Hafenweiche auf uns wartete. Hinter dem<br />

Schiff der Stena Klasse gingen wir in die Weiche, um den<br />

Gegenverkehr durchzulassen, nämlich die<br />

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Estraden (VG 5), Crystal Topas (VG 4), Faustina (VG 3),<br />

Thebe (VG 2), Paper Moon (VG 3), Trans Alrek (VG 3) und<br />

Patani (VG 5)<br />

Gegenverkehr in der Hafenweiche Brunsbüttel – Foto: O. Francke<br />

14:15h - "Grün" an der Hafengrenze, unser Pulk bestehend<br />

aus Orateca (VG 4), Elisabeth Russ (VG 5), Trica (VG 6)<br />

und Bjorg (Vg 4) setzte sich in Richtung <strong>Kiel</strong> in Bewegung,<br />

der Beginn der Reise durch den <strong>NOK</strong>.<br />

14:25h – Wir passierten die Fähre Kudensee und 10<br />

Minuten später die Weiche, um 15:00h ging es an der<br />

Fähre Burg vorbei, ohne <strong>das</strong>s uns nennenswerter<br />

Gegenverkehr behinderte. Mit guten 8 Knoten marschierte<br />

die Trica ruhig und zielstrebig gen Osten.<br />

Info: Im Nord-Ostsee-Kanal beträgt die mittlere<br />

Reisegeschwindigkeit ca. 15 km/h (8kn), besonders tief<br />

liegende oder große Schiffe müssen als sog.<br />

„Langsamläufer“ ihr Tempo auf 12 km/h (6,5kn) drosseln,<br />

um die Uferböschung nicht durch auftretende Strömungen<br />

zu beschädigen. Die Passage der großen Schiffe (VG 5 und<br />

größer) verursacht durch die Verdrängung mächtige<br />

Wasserbewegungen, so „zieht“ <strong>das</strong> Schiff Wasser vom Ufer<br />

ab, <strong>das</strong> <strong>das</strong> hinter dem Schiff wieder auf die Böschung<br />

aufläuft. Die Absenkung des Wasserspiegels kann in<br />

Relation zur Schiffsgröße bis zu einen Meter betragen. Auf<br />

dem Bild unten sieht man recht gut, wie <strong>das</strong> Schiff in der<br />

Wasseroberfläche eine solche „Delle“ erzeugt.<br />

Absenkung des Wasserspiegels im <strong>NOK</strong> – Foto: O. Francke<br />

Eine Maßnahme, die zur Vermeidung von<br />

Strömungsschäden an Grund und Ufern des Kanals dienen<br />

soll, ist <strong>das</strong> Ausweichen der Schiffe. Auf bestimmten<br />

Strecken gibt es sogenannte „höchste Begegnungszahlen“<br />

d.h., die Verkehrsgruppenzahlen der aneinander<br />

vorbeifahrenden Schiffe dürfen in der Summe z.B. 8 nicht<br />

überschreiten (5&3, 4&4, 6&2 o.ä. Bei 162m Kanalbreite).<br />

Begegnen sich nun voraussichtlich zwei Schiffe, deren VG-<br />

Zahlen zusammen über 8 liegen, so muß eines der Schiffe<br />

in einer sog. „Weiche“ halten, bis der Gegenverkehr<br />

passiert hat. Auf der Oststrecke des <strong>NOK</strong>, wo der Kanal<br />

sehr eng ist (teilw. u. 100m), kommt es nur zu wenigen<br />

Schiffsbegegnungen. Die 12 Weichen des <strong>NOK</strong> befinden<br />

sich in Brunsbüttel (3.348m), Kudensee (840m),<br />

Dückerswisch (1.230m), Fischerhütte (814m), Oldenbüttel<br />

(586m), Breiholz (1.115m), Schülp (1.506m), Audorf<br />

(5.656m), Königsförde (712m), Großnordsee (1.303m),<br />

Schwartenbeck (908m) und Holtenau (2.480m).<br />

Die Verkehrslenkung wird in der<br />

Leitzentrale per Funk geregelt, und<br />

an den Weichen gibt es zusätzlich<br />

Lichtsignale (wie „Schiffsampeln“ -<br />

siehe Abbildung rechts), die Ein- und<br />

Ausfahrt an den Weichen regeln. Bei<br />

einem Schiffsaufkommen von über<br />

30.000 Einheiten mit weit über 100<br />

Millionen Tonnen Transportgut ist<br />

eine effiziente Verkehrslenkung<br />

unverzichtbar, und es ist den<br />

Mitarbeitern des Wasser- und<br />

Schiffahrtsamtes sowie den Lotsen<br />

und Kanalsteurern im <strong>NOK</strong> hoch<br />

anzurechnen, <strong>das</strong>s auf der Strecke nur äußerst selten<br />

schwere Unfälle zu verzeichnen sind.<br />

15:15h – Eisenbahnhochbrücke und Fähre Hochdonn in<br />

Sicht!<br />

Hochdonn, Kanalkilometer 23 – Foto: O. Francke<br />

Info: 1913-20 wurde die Marschbahnbrücke bei<br />

Hochdonn gebaut, sie ist 2.218m lang, wiegt ca. 14.725t<br />

und wurde als Ersatz für die alte Drehbrücke bei Kudensee<br />

errichtet. 2006 wurde der mittlere Schwebeträger über<br />

dem <strong>NOK</strong> ausgetauscht und bis 2008 wurde die Brücke<br />

saniert. Sie ist seit dem wieder voll lastfähig.<br />

Hochdonner Brücke aus Richtung Norden – Foto: O. Francke<br />

In der Weiche Dückerswisch hatte die Trica freie Fahrt, in<br />

der Weiche (Nordseite) warteten Josephine (VG<br />

2) ,Ardesco (VG 3), Robijn (VG 3), Fehn Coral (VG 3),<br />

Capri (VG 4), Paivi (VG 3) und Vitali Kohzin (VG 3). Am<br />

Ende der Weiche zog es einen <strong>Kiel</strong>er Segler ("Rosa B")<br />

immer wieder vor den Bug der Trica, die Dame des<br />

Herzens steuerte <strong>das</strong> Segelboot wieder und wieder dem<br />

28.000er Frachter vor die Nase. Der Kanallotse war<br />

darüber verständlicherweise alles andere als erfreut, denn<br />

ein solch rücksichtsloses Verhalten stellt durchaus eine<br />

Gefährdung der Transportschifffahrt dar. Nicht, <strong>das</strong>s der<br />

Plastikpott dem Frachter irgendwelchen Schaden zufügen<br />

könnte, doch wenn dem leichtsinnigen Freizeitmatrosen<br />

die Maschine streikt, bekommt er ziemlich fix<br />

unangenehme Berührung mit dem Eisklasse-1-Bug, der ihn<br />

die eine reife Gurke zermalmen würde.<br />

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Glücklicherweise ging alles gut, und der fröhlich winkende<br />

Skipper wird sich gewundert haben, <strong>das</strong>s an der Schleuse<br />

in Brunsbüttel einige uniformierte Leute auf ihn warteten,<br />

um sich kostenpflichtig nach seiner Befindlichkeit zu<br />

erkundigen.<br />

Um 15:35h erreichten wir die Fähre Hohenhörn, fünf<br />

Minuten später die Hochbrücke Schafstedt. Hier wird in<br />

42m Höhe die 89km lange Autobahn 23 (Hamburg/Heide)<br />

über den <strong>NOK</strong> geführt.<br />

BAB 23 Kanalbrücke – Foto: O. Francke<br />

Info: Die beiden norddeutschen Autobahnen (A7 &<br />

A23)werden auf den in den Siebziger Jahren errichteten<br />

Brücken bei Rade (sog. "Europabrücke", 1.498m lang) und<br />

Schaftstedt (ca. 390m lang) über den Nord-Ostsee-Kanal<br />

geführt, täglich passieren hier tausende von Fahrzeugen<br />

den Kanal.<br />

Gegen 15:35h passierten wir dann die Grünentaler<br />

Hochbrücke, wo wir von Freunden stürmisch begrüßt<br />

wurden. Hier an der Grünentaler Hochbrücke findet der<br />

geneigte Shipspotter beste Möglichkeiten, hervorragende<br />

Fotos zu schießen, denn diese Brücke ist bis <strong>Kiel</strong> hin die<br />

einzige, welche zu Fuß betreten werden darf. Sie ist auch<br />

Heimat des Kanalkiosk, wo es die wahrscheinlich schärfste<br />

Currywurst nördlich der Elbe gibt. Die alte Sichelbrücke<br />

(Baujahr 1893, 156m Länge) wurde im Zuge der<br />

Kanalverbreiterung 1986 durch die 405m lange aktuelle<br />

Strebenfachwerkbrücke abgelöst, in den Jahren 1984-1986<br />

verliefen die beiden Brücken parallel zueinander, wie es<br />

zur Zeit auch in Levensau der Fall ist.<br />

Grünentaler Hochbrücken 1986 – Foto: Privatarchiv Horst G.<br />

Um 16:15h passierten wir die Fähre und Weiche<br />

Fischerhütte, hier lagen die Nordstern (VG 1) und die<br />

Andrea (VG 3)vor Signal. Auf der Strecke zur nächsten<br />

Weiche und Fähre in Oldenbüttel (16:40h) trafen wir auf<br />

<strong>das</strong> Zollboot Brunsbüttel. Die Kanalstrecke war bis dahin<br />

weitgehend leer, so <strong>das</strong>s die Trica schnell vorankam. Gegen<br />

17:00h passierten wir an der Einmündung der Haaler Au<br />

den Bereich Claustal, dort liegen direkt am Wasser einige<br />

touristisch sehr interessante und beliebte Feriendomizile.<br />

Die Familie Kühl begrüßte unser Schiff mit Fahnen und<br />

Jubel, was den Kapitän veranlasste, mit dem Signalhorn<br />

weit hörbar zu antworten. Es war immer wieder interessant<br />

zu sehen, mit welcher Freude und Begeisterung die<br />

Menschen am Kanal dem Schiffsverkehr vor der eigenen<br />

Haustüre begegnen. Nicht nur zahlreiche Schiffsfans und<br />

professionelle Shipspotter säumen häufig die Ufer auf der<br />

Jagd nach guten Bildern, auch Anwohner und Gäste,<br />

Besucher und die Beschäftigten in Kanalnähe zieht es<br />

immer wieder ans Ufer, um die "Dickschiffe" zu bestaunen<br />

und zu begrüßen.<br />

Ferienwohnung Kühl in Claustal – Foto: O. Francke<br />

Die Menschen, die hier leben und arbeiten, haben den<br />

Wert des Nord-Ostsee-Kanals für ihre Region erkannt, sie<br />

schätzen ihn als wirtschaftlichen Faktor und als<br />

touristisches Highlight. Neben den jährlich ca. 100<br />

Kreuzfahrtschiffen sind es u.a. die Frachtriesen der<br />

Spliethoff-Gruppe, die von den Seh-Leuten und Schau-<br />

Lustigen bewundert werden. Jedes Jahr kommen mehr<br />

Interessierte an den Nord-Ostsee-Kanal, um Schiffe zu<br />

sehen, die man sonst nur aus Fernsehberichten oder<br />

großen Frachthäfen wie Hamburg oder Bremerhaven<br />

kennt. Auch passieren besonders zur <strong>Kiel</strong>er Woche und zu<br />

den NATO Manöverzeiten viele Militärschiffe<br />

verschiedenster Nationalitäten häufig den Kanal, was<br />

weitere Akzente setzt. Auf unserer Tour konnten wir<br />

miterleben, <strong>das</strong>s es auch der Besatzung der Trica immer<br />

wieder Freude bereitete, <strong>das</strong>s trotz kalten Wetters und<br />

heftigen Windes viele Menschen am Kanal waren, um sich<br />

den "weißen Riesen" anzuschauen.<br />

Um 17:00h fuhren wir in die Weiche Breiholz ein, dort<br />

"gingen wir vor Signal", wie es heißt, wenn ein Schiff quasi<br />

vor der "roten Ampel" stehen und warten muß. Der<br />

Steuermann war so freundlich, uns in der Pause zum Essen<br />

einzuladen, Zeit, die niederländischen Kombüsenkünste<br />

ausgiebig zu testen. Einige Decks unterhalb der Brücke<br />

befindet sich eine exzellent ausstaffierte Küche und eine<br />

hübsch eingerichtete Messe, und der äußerst<br />

zuvorkommende und freundliche Smutje kümmerte sich<br />

sogleich um uns.Der Tisch war mit frischen Brotsorten,<br />

Aufschnitt, Konfitüren, Käse u.v.m. gedeckt, und es<br />

wurden holländische Frikadellenwürstchen gereicht, die<br />

wir aufgeschnitten mit Dips und Zwiebeln gewürzt<br />

verzehrten. Sehr schmackhaft, dazu wurde frisch gebrühter<br />

Kaffee gereicht, und wir hatten Gelegenheit, uns mit dem<br />

einzigen Passagier der Reise zu unterhalten. Der nette Herr<br />

war auf dem Weg von Zeebrügge (Antwerpen) nach<br />

Paldiski (Estland) und berichtete, seine Reise hätte ihm<br />

bisher sehr viel Spaß gemacht und er sei äußerst zufrieden<br />

mit dem Leben an Bord der Trica. Es fiel dem Kollegen<br />

Teshmar und mir nicht schwer, <strong>das</strong> zu glauben, denn alle<br />

an Bord waren unglaublich freundlich und zuvorkommend,<br />

ohne irgendwie aufdringlich zu wirken.<br />

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In der Weiche Breiholz überholte uns Walter Hammann<br />

(VG 2), und die Svedica Hav (VG 3), Islandica Hav (VG 3)<br />

und Anke Ehler (VG 4) kamen uns entgegen. Gegen<br />

17:35h verließen wir die Weiche dann mit Kurs auf <strong>das</strong><br />

nächste Etappenziel, Rüsterbergen. Dort fand der<br />

Lotsenwechsel statt.<br />

Lotsenstation Rüsterbergen – Foto: O. Francke<br />

17:00h – Ankunft an der Lotsenstation Rüsterbergen.<br />

Hier kam der Kanallotse für die Oststrecke an Bord. Die<br />

Lotsenversetzboote Breiholz, Nübbel und Schülp bringen<br />

hier Tag und Nacht den Lotsen zum Schiff und holen den<br />

Lotsen der Weststrecke ab (bzw. umgekehrt).<br />

Lotsenversetzboote bei Rüsterbergen – Foto: O. Francke<br />

Die Versetzer gehen bei dem Manöver steuerbord<br />

längsseits und in voller Fahrt steigt der Lotse dann um.<br />

Glücklicherweise verfügt die Trica über Einstiege<br />

annähernd in Höhe der Wasserlinie, ich konnte auf<br />

Fahrten mit der Nübbel jedoch auch beobachten, <strong>das</strong>s der<br />

Lotse nachts 10-12 m auf einer Jakobsleiter an der<br />

Bordwand eines Bulkers emporklettern mußte. In solchen<br />

Situationen ist der Job des Lotsen nicht eben bequem.<br />

Info: Seit 1895 sind die Lotsenbrüder dem Nord-Ostsee-<br />

Kanal (früher: Kaiser-Wilhelm-Kanal) verbunden und<br />

verrichten hier unermüdlich ihre Arbeit im Dienste der<br />

Verkehrssicherheit. Das Revier <strong>NOK</strong> I erstreckt sich von<br />

der Elbe vor Brunsbüttel bis nach Rüsterbergen<br />

(Kanalkilometer 55), Revier <strong>NOK</strong> II von dort bis in die<br />

<strong>Kiel</strong>er Förde.<br />

Lotsenübergang bei Rüsterbergen - Foto: O. Francke<br />

links: Bulker Sanko Orion / rechts: ConRo Trica<br />

Bereits 1325 wurden erstmals Lotsen in Lübeck erwähnt,<br />

1761 erschien die erste bestimmte Lotsordnung. 1856<br />

erging <strong>das</strong> erste Reglement für die Lotsen in Laboe und<br />

Bülk, und 1895 wurde die Abteilung Holtenau der<br />

kaiserlichen Lotsen gegründet. 1922 verzichteten die<br />

Lotsen auf den Beamtenstand und arbeiten fortan als<br />

bestallte Seelotsen freiberuflich unter staatlicher Aufsicht.<br />

In der Lotsenbrüderschaft <strong>NOK</strong> I sind derzeit 135 Lotsen<br />

aktiv (Quelle: pilotservices.de). Vor der Einfahrt in den<br />

Kanal (hier: bei km Null) geht der Elblotse an Bord, er<br />

bringt <strong>das</strong> Schiff sicher aus dem Strömungsgewässer der<br />

Elbe in die Schleusenkammer. Dort steigt er aus und wird<br />

durch den Lotsen der Weststrecke (Brunsbüttel bis<br />

Rüsterbergen) ersetzt, auch die Kanalsteurer steigen hier<br />

zu, wenn die Abmessungen des Schiffes 100m Länge /<br />

15,5m Breite / 6,10m Tiefgang überschritten werden. Es<br />

sind jeweils 2 Kanalsteuerer an Bord, die sich im laufenden<br />

Betrieb abwechseln.<br />

Kanalsteurer und Lotse auf der Brücke der Trica – Foto: O. Francke<br />

Die Kanalsteurer wurden bereits in der frühen<br />

Nutzungsphase des Kaiser-Wilhelm-Kanals auf Bestreben<br />

des Baumeisters Carl Loewe eingesetzt, da es in 20% der<br />

Passagen zu Havarien kam. Der Steurer übernimmt <strong>das</strong><br />

Ruder beim Verlassen der Kanaleintrittsschleuse und gibt<br />

es an den Crew-Steuermann beim Erreichen der<br />

Kanalaustrittsschleuse wieder ab. Die Kanalsteurer sorgen<br />

noch heute, über 100 Jahre nach Inbetriebnahme des<br />

Kanals für Verkehrssicherheit im heimischen Revier. Der<br />

Berufsstand des Kanalsteurers ist in Deutschland einmalig<br />

und nur im <strong>NOK</strong> anzutreffen.<br />

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Die Trica passiert Rendsburg – Foto: O. Francke<br />

Auf unserer Kanalfahrt passierten wir dann um 18:15h<br />

ohne Gegenverkehr die Weiche Schülp und steuerten<br />

Rendsburg an, wo wir um 18:35h an der<br />

Eisenbahnhochbrücke von Schiffsfreunden und dem<br />

Schiffsbegrüßer freundlich empfangen wurden.<br />

Bau der Rendsburger Hochbrücke ca. 1912; Postkartenmotiv<br />

Info: Die Rendsburger Hochbrücke wurde in den Jahren<br />

1911-13 von 350 Arbeitern aus 17.740 Tonnen Stahl und 3,2<br />

Millionen Nieten unter der Leitung von Ing. Friedrich Voß<br />

errichtet. Mitsamt den Auffahrrampen ist sie 7,5 Kilometer<br />

lang, wobei der Stahlbau 2.486m mißt. Die eigentliche<br />

Hochbrücke ist 317m lang, wobei die Stützpfeiler an den<br />

Kanalufern 140m auseinander liegen. Der Bau kostete<br />

damals 3,4 Millionen Mark und wird seit gut zehn Jahren<br />

aufwändig saniert, um den modernen Verkehrsanforderungen<br />

auch weiterhin gerecht zu werden.<br />

Sanierungsarbeiten an der Hochbrücke 2009 – Foto: O. Francke<br />

Die Eisenbahnhochbrücke ist ein Wahrzeichen der Stadt<br />

Rendsburg und kann in geführten Begehungen besichtigt<br />

werden. Für Technikfreunde ist die Rendsburger<br />

Hochbrücke aus mehrerlei Hinsicht interessant.<br />

Rendsburger Hochbrücke ohne Rampenbrücken – Foto: O. Francke<br />

Zunächst ist da <strong>das</strong> wirklich beeindruckende technische<br />

Bauwerk selbst, <strong>das</strong> nicht nur von Zügen zur Kanalquerung<br />

genutzt wird, sondern auch von Kfz, Radfahrern und<br />

Fußgängern. Unter der Brücke hängt an Stahlseilen die<br />

einhundert Jahre alte sog. Schwebefähre", eine der letzten<br />

neun weltweit erhaltenen Gewässerquerungen dieser Art.<br />

Sie verkehrt im Viertelstundentakt zwischen den Ufern des<br />

Kanals und bringt Passanten von einer auf die andere<br />

Seite. Eine Fahrt mit der Schwebefähre gehört zu den<br />

"must have" Ereignissen eines Urlaubs in der Mitte des<br />

Nordens! Sie ist neben der Oste-Schwebefähre ein<br />

Wahrzeichen der sog. "Deutschen Fährstraße" von <strong>Kiel</strong><br />

nach Bremervörde.<br />

Ein weiteres Highlight an der<br />

Rendsburger Hochbrücke ist die<br />

beliebte Schiffsbegrüßungsanlage am<br />

Restaurant/Café Brückentrassen,<br />

direkt unter der Brücke. Hier werden<br />

alle vorbeifahrenden Schiffe von 5<br />

ehrenamtlichen Mitarbeitern mit der<br />

jeweiligen Nationalhymne des<br />

Heimathafens (wo <strong>das</strong> Schiff<br />

registriert ist) und Flaggenstreichung<br />

begrüßt, und die Besucher werden im<br />

witzig-freundlichen Plauderton über<br />

eine Lautsprecheranlage mit Daten<br />

und Fakten zu den Schiffen, sowie mit<br />

allerlei Döntjes und auch Seemannsgarn versorgt. Gerne<br />

erteilen die gut informierten Mitarbeiter dort Auskünfte zu<br />

den Schiffen und zum Kanal, und wer sich für Schifffahrt<br />

interessiert, kann hier durchaus einen netten und<br />

informativen Nachmittag verbringen.<br />

Schwebefähre und Schiffsbegrüßung (rechter Bildrand)<br />

in Rendsburg, <strong>NOK</strong> Nordufer – Foto: O. Francke<br />

Um 18:50h dann erreichten wir die Großweiche Audorf-<br />

Rade, mit über fünf Kilometern Länge die geräumigste<br />

Ausweichstelle im Nord-Ostsee-Kanal. Dort ist auch die<br />

bekannte Lürssen-Werft angesiedelt, die hochwertige<br />

Luxusyachten herstellt. Die hier gebauten und<br />

ausgestatteten Megayachten bewegen sich preislich<br />

durchaus im dreistelligen Millionenbereich und gehören<br />

bei den Shipspottern zu den begehrtesten Jagd-Objekten.<br />

Bei unserer Passage lagen gerade 2 Yachten dort am Kai,<br />

die Titania und die Ace. (s.Abb. unten)<br />

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In der Weiche warteten auf uns JRS Alster (VG 4), Ida<br />

Rambow (VG 5) und Nordic Chantal (VG 3), die wir um<br />

19:10h passierten, um unseren Weg nach Sehestedt<br />

fortzusetzen. Um 19:10h, als wir die Fähre in Sehestedt<br />

passiert hatten, wurde es eng. Hier beginnt der enge Teil<br />

der Oststrecke, in dem Schiffsbegegnungen mit der Trica<br />

überhaupt nicht mehr möglich sind. Der Kanalsteurer und<br />

der Lotse müssen hier besonders aufmerksam sein und <strong>das</strong><br />

Schiff exakt in der Mitte des Fahrwasser manövrieren, um<br />

nicht durch die Sogwirkung die Böschung zu beschädigen.<br />

Die Trica auf der Oststrecke des <strong>NOK</strong> – Foto: O. Francke<br />

19:40h: in der Weiche Königsförde erwarteten uns<br />

Aldebaran (VG 4), Marstan (VG 4) und Cimbris (VG 3),<br />

gegen 20:05h, passierten wir im schwindenden Tageslicht<br />

die Weiche Groß-Nordsee, von wo aus der Lotse die Trica<br />

per Funk bei der Schleuse anmeldete. 20:12h dann<br />

Passage der Fähre Landwehr, und um 20:30h erwarteten<br />

uns in der letzten Kanalweiche (Schwartenbeck) die<br />

Mikhail Lomonosov (VG 4) und die Barmbek (VG 5). Um<br />

20:40h ließen wir die Levensauer Hochbrücken hinter<br />

uns und erreichten <strong>Kiel</strong> Suchsdorf. Das Ende unserer<br />

schönen Fahrt näherte sich unaufschiebbar, unsere nächste<br />

Station war der <strong>NOK</strong> Hafen und die Schleusenanlage<br />

Holtenau.<br />

Hochbrücken bei Levensau – Foto: O. Francke<br />

Info: Die alte Levensauer Sichelbogenbrücke von 1893 war<br />

die erste Brücke, die über den noch im Bau befindlichen<br />

Kaiser-Wilhelm-Kanal geschlagen wurde, und zwar, um die<br />

Bahn- und Wegstrecke <strong>Kiel</strong>-Eckernförde aufrecht zu<br />

erhalten. Sie ist bauähnlich mit der wenig später<br />

errichteten Grünentaler Hochbrücke und spannt sich 163m<br />

über den <strong>NOK</strong>. In den mächtigen Pylonen der Brücke gab<br />

es zu Kaisers Zeiten Schankwirtschaft und sogar einen<br />

kleinen Bahnhof, bis in die frühen Sechziger Jahre hielt<br />

hier die Bahn. In den Widerlagern der Brücke überwintern<br />

größere Kolonien Fledermäuse, was den geplanten Abriß<br />

der Brücke bislang aus Naturschutzgründen verzögerte. Da<br />

die im Kanal übliche lichte Durchfahrthöhe von 42m<br />

bauartbedingt hier lediglich in der Mitte der Brücke<br />

erreicht wird, ist dies die engste Stelle des <strong>NOK</strong>. 1984<br />

wurde parallel für Kfz (B 76) eine neue Brücke errichtet,<br />

ähnlich, wie es bei der "Schwesterbrücke" in Grünental<br />

gemacht wurde. Geplant ist, zwischen den Brücken eine<br />

dritte zu errichten, um die alte Brücke dann rückbauen zu<br />

können. Wenn dieses Vorhaben umgesetzt ist, stehen aus<br />

der Kaiserzeit dann nur noch die Brücken in Hochdonn<br />

und Rendsburg.<br />

Um 20:50h erreichten wir nach der Elisabeth Russ den<br />

<strong>Kiel</strong>er Nordhafen, hier lag die Vera Rambow (VG 5) vor<br />

Signal, um uns passieren zu lassen. Während die Elisabeth<br />

Russ in die große Nordkkammer einlief, wartete unser<br />

Steuermann, der inzwischen <strong>das</strong> Ruder wieder vom<br />

Kanalsteurer übernommen hatte, noch die Räumng der<br />

Südkammer ab, von dort liefen Alane Evita (VG 3) und<br />

Nordic Nadja (VG 4) in den <strong>NOK</strong> ein.<br />

Nordhafen, Holtenauer Hochbrücke – Foto: O. Francke<br />

Mit dem Einlaufen und Festmachen in der Schleuse<br />

Holtenau um 21:00h war unser Besuch an Bord der Trica<br />

nach ziemlich genau 8 Stunden Fahrt beendet, Kapitän<br />

und Brückenbesatzung verabschiedeten uns herzlich und<br />

wir stiegen mit dem Lotsen und den Kanalsteurern aus. Ein<br />

letzter Blick zurück über die Schulter, und dann ging es für<br />

uns schweren Herzens auch schon wieder auf Heimatkurs.<br />

Mein besonderer Dank gilt dem Kapitän der Trica, Arie<br />

van Walraven und seiner Crew, die uns überaus höflich<br />

und zuvorkommend an Bord der Trica beherbergt haben,<br />

ebenso der Transfennica Reederei, hier speziell Frau<br />

Herrlich-Unger in Lübeck und Herrn Hejnsbroek in<br />

Helsinki. Ebenso bedanke ich mich auch im Namen meines<br />

Kollegen Michael Teshmar bei den Lotsen des Nord-<br />

Ostsee-Kanals für ihre Bereitschaft, uns zum Schiff zu<br />

bringen und uns keine Frage unbeantwortet zu lassen.Ich<br />

gelobe auch feierlich, <strong>das</strong>s, sollte ich einmal eine Reportage<br />

von einem Kreuzfahrtschiff aus machen, ich mich etwas<br />

eleganter kleiden werde. ;-)<br />

Teil 4: NETZEMPFEHLUNGEN<br />

www.nok.sh – <strong>Kiel</strong> <strong>Canal</strong> Info & Bilder online<br />

trica.nok.sh – Große Bildergalerie zur <strong>NOK</strong> Passage<br />

www.spliethoff.com – Schiffseigner der mv TRICA<br />

www.transfennica.com - Liner Service Amsterdam<br />

www.seatravel.nl – Transfennica Frachtschiffreisen<br />

www.pilotservices.de - Lotsenbrüderschaft, <strong>NOK</strong> I<br />

www.kielpilot.de – Lotsenbrüderschaft, <strong>NOK</strong> II<br />

www.kanalsteurer.de – Verein Kanalsteurer e.V.<br />

www.fewo-kanalblick.de Urlaub direkt am <strong>NOK</strong><br />

www.brueckenterrassen.de Schiffsbegrüßungsanlage<br />

www.nok.sh 25 Nr. 1


Abdrift<br />

Seitliche Versetzung (Abtreiben) vom angestrebten Kurs,<br />

beispielsweise durch die Einwirkung von seitlichem Wind,<br />

seitlicher See oder auch seitlichem Strom<br />

Abschiedssignal<br />

Ein Schiff, <strong>das</strong> binnen 24 Stunden den Hafen verlässt, setzt<br />

die Signalflagge P, genannt „der blaue Peter“<br />

Absoluter<br />

Veralteter Begriff aus der Schiffslenkung im Nord-Ostsee-<br />

Kanal, heute: Fahrzeug der Verkehrsgruppe 6<br />

Achteraus<br />

Alles, was hinter dem Heck liegt (konstruktionsbezogen,<br />

nicht nach der Fahrtrichtung)<br />

Adenauer<br />

Bezeichnung der Bundesflagge, in Anlehnung an den<br />

ersten Bundeskanzler, Konrad Adenauer<br />

Ahming<br />

Ahmings sind Tiefgangsmarken, die am Bug und Heck<br />

eines Seeschiffes und mitunter auch mittschiffs angebracht<br />

sind. Die Tiefgangsangabe wird von der Unterkante des<br />

<strong>Kiel</strong>s nach oben gerechnet und in Dezimetern und/oder<br />

englischen Fuß angegeben.<br />

Ahoi<br />

Anruf eines anderen Fahrzeugs („Schiff ahoi“ oder „(Name)<br />

ahoi“), kein Gruß<br />

AIS<br />

Automatic Identification System (Automatisches<br />

Identifikationssystem). Funksystem, für den Austausch<br />

von Navigations- und anderen Daten zwischen Schiffen.<br />

AIS dient der Standortbestimmung ("Fleet Monitoring")<br />

Aufkommer<br />

1. sich ein von achtern (hinten) näherndes Fahrzeug 2. ein<br />

in einen Fluss oder Hafen einfahrendes Fahrzeug<br />

Ausflaggen<br />

Verlagerung des Heimathafens eines Schiffes ins Ausland<br />

aus steuerlichen oder rechtlichen Gründen<br />

Äußerste Kraft (A. K.)<br />

Größtmögliche Fahrstufe, die für eine bestimmte Zeit von<br />

der Hauptmaschine geleistet werden kann<br />

Maritimes Glossarium<br />

Backbord<br />

Backbord (engl. „Portside“) bezeichnet, vom Heck zum Bug<br />

(in Fahrtrichtung) betrachtet, die linke Seite des Schiffes.<br />

Die rechte Seite wird mit Steuerbord bezeichnet. An den<br />

Drachenbooten der Wikinger befand sich <strong>das</strong> Ruder zum<br />

Steuern an der rechten Seite der Bordwand, wo es<br />

festgebunden wurde. Da nun der Steuermann Blick auf<br />

Steuerbord (rechts) hat, befindet sich hinter (back) ihm<br />

Backbord. Die Farbe des Backbord-Positionslichtes ist rot.<br />

BACO-Carrier<br />

(BArge-COntainer-Carrier) Schiffstyp, der in seiner<br />

Konzeption sowohl dem System des Containerschiffes als<br />

auch dem System des Barge-Carriers weitgehend<br />

entspricht und daher für den Transport von Ladung aller<br />

Art in Leichtern und Containern geeignet ist<br />

Bilge<br />

Unterster Raum eines Schiffes, nach unten von <strong>Kiel</strong> und<br />

Boden begrenzt. Aussprache: "Bildsch"<br />

Billigflagge<br />

Flag of convenience – Flagge eines ausgeflaggten Schiffes.<br />

Bö - Boe<br />

Kurzer Windstoß<br />

BRT - BruttoRegisterTonne<br />

Die Registertonne ist ein (seit 1969 in Deutschland, in<br />

Österreich später) veraltetes Raummaß, also keine<br />

Massenangabe. Eine Registertonne entspricht 100<br />

englischen Kubikfuß bzw. 2,8316846592 m³. Man<br />

unterschied Bruttoregistertonnen, kurz BRT (engl. GRT,<br />

Gross Registered Tons), von Nettoregistertonnen bzw.<br />

NRT (engl. Net Registered Tons).<br />

BRZ - BruttoRaumZahl<br />

Während Schiffsgrößen früher in BRT angegeben wurden,<br />

ist man dazu übergegangen, <strong>das</strong> BRZ- bzw. NRZ- Maß zu<br />

verwenden. Die Bruttoraumzahl wird auch als Gross-<br />

Tonnage (GT) bezeichnet. Nach BRZ oder NRZ berechnen<br />

sich die tonnage dues, Hafengebühren, Kanal- oder<br />

Schleusendurchfahrt und Lotsen. Formel:<br />

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V ist <strong>das</strong> Kubikmetervolumen aller geschlossenen Räume<br />

vom <strong>Kiel</strong> bis zum Schornstein. K1 ist ein Wert, der<br />

zwischen 0,22 und 0,32 liegt und abhängig von der<br />

Schiffsgröße ist (d.h. V zwischen 10 und 1 Mio. m³). Hat<br />

ein Schiff ein Volumen von 10.000 m³, so ergibt sich<br />

daraus K1=0,28 und damit eine BRZ von 2800.<br />

Bugstrahlruder<br />

Querliegende Propeller in vorderen Schiffsrumpf oder im<br />

Wulstbug, der zum Manövrieren auf engem Raum<br />

eingesetzt wird.<br />

Bulker, Bulkie<br />

Bulk Carrier - Massengutfrachter für Schüttgut wie Kohle,<br />

Erz, Getreide<br />

Bunkern<br />

Treibstoff übernehmen; auch: Lebensmittel, Wasser etc.<br />

bunkern<br />

Call Sign<br />

Vierstelliger Buchstabencode zur Identifikation im<br />

Funkverkehr<br />

Cargo<br />

Die Ladung eines Schiffes<br />

Casco<br />

Schwimmfähiger Schiffsrumpf ohne Technik (Antrieb oder<br />

Takelage)<br />

CONDOCK Carrier<br />

CONtainer and DOCK Carrier: Container- und<br />

Dockschiff: Schiffstyp, der durch <strong>das</strong> Fluten von Tanks<br />

abgesenkt werden kann und über die geöffnete Heckklappe<br />

schwimmfähige Ladung übernehmen kann<br />

CONRO Carrier<br />

CONtainer & ROll on-Roll off Carrier für Container und<br />

LKW Sattelzüge mit Auffahrrampen und Contaierdeck.<br />

Containerschiffe<br />

Schiffstyp zum Transport von ISO Containern, deren<br />

Gfrachtkapazität gewöhnlich in TEU angegeben wird. Es<br />

gibt verschiedene Klassen von V´Containerschiffen:<br />

• Reefer – Kühlcontainerschiffe, 1.000-5.000 TEU<br />

• Feeder – bis 3.000 TEU, Zubringerschiffe<br />

• Panamax – bis 294m Länge; bis ca. 5000 TEU<br />

• Post Panamax – bis 7.000 TEU<br />

• Super Post Panamax – bis 11.000 TEU<br />

• New Panamax – über 11.000 TEU<br />

• ULCS (Ultra Large Container Ships oder Tiple E<br />

Class); Schiffe mit bis zu 400m Länge, 60m Breite,<br />

16m Tiefgang und bis zu 18.000 TEU Zuladung<br />

Dalben<br />

Pfahl oder Pfahlgruppe im Hafen zum Festmachen des<br />

Schiffes<br />

Dampferlicht<br />

Bezeichnung für <strong>das</strong> von Maschinenfahrzeugen nachts zu<br />

führende weiße Topplicht<br />

Dead Weight Tonnage<br />

Für Handelsschiffe ist die Tragfähigkeit wichtig. Diese wird<br />

mit den englischen Begriffen dead weight tonnage (dwt)<br />

oder tons dead weight (tdw) bezeichnet. Die Angabe Tons<br />

Deadweight All Told (tdwat, auch TDWAT, T dwat oder<br />

einfach tdw) bezeichnet die Gesamt-Tragfähigkeit eines<br />

Handelsschiffes. Errechnet wird dieses Maß aus der<br />

Differenz der Wasserverdrängung des bis zur<br />

höchstzulässigen Lademarke (s.u.) belasteten Schiffes und<br />

jener des unbelasteten Schiffes.<br />

Deck<br />

Ebene im Schiffskörper, gleichbedeutend mit „Etage“. Die<br />

Decks werden vom <strong>Kiel</strong> an aufwärts nummeriert und<br />

haben z.T. spezielle und schiffsspezifische Namen.<br />

Dichtholen<br />

Maximales Durchholen einer Leine<br />

Dickschiff<br />

Großes Seeschiff, Kriegsschiff, auch Vier- oder Fünfmaster<br />

Dippen<br />

Grüßen von einem Schiff zu einem anderen, wobei die<br />

Flagge halb niedergeholt wird<br />

Drempeltiefe<br />

Begriff aus der Schleusentechnik an Kanal- oder<br />

Flussschleusen. Der Drempel (mittelhochdt.: Drempel =<br />

Türschwelle) ist die Schwelle des bergseitigen<br />

Schleusentores als Anschlag für <strong>das</strong> geschlossene Tor<br />

(Definition nach DIN 4054) zum wasserdichten Abschluss,<br />

um ein Auslaufen der Schleuse zu verhindern. Der Abstand<br />

zwischen Drempel und der Wasseroberfläche wird als<br />

Drempeltiefe bezeichnet. Das Maß bestimmt den<br />

maximalen Tiefgang der Schiffe, die die Schleuse<br />

durchfahren können.<br />

Dwarslöper<br />

Quer zur eigenen Fahrtrichtung laufendes Schiff<br />

Dwarswind<br />

Wind, der seitlich am Schiffskörper auftrifft (Seitenwind)<br />

Einklarieren<br />

Erledigen der Zoll- und sonstigen Behördenformalitäten<br />

beim Einlaufen in einen Hafen<br />

ETA<br />

Expected Time of Arrival – gemeldete bzw. erwartete<br />

Ankunftszeit eines Schiffes<br />

FdW<br />

Fahrt durch Wasser - Geschwindigkeritsangabe bei<br />

Schiffen, die jedoch nicht zwangsläufig der<br />

Fortbewegungsgeschwindigkeit entspricht. FdW wurde<br />

früher durch Knoten in der Leine des Logscheits gemessen.<br />

Feeder<br />

Zubringerfrachtschiff, z.B. Containerfeeder (bis ca. 3000<br />

TEU)<br />

Fender<br />

Gepolsterter Puffer, schützt den Schiffsrumpf am<br />

Liegeplatz oder beio Längssseitsmanövern<br />

Festholen<br />

(dichtholen) – festbinden<br />

Flaggenalphabet<br />

Das Flaggenalphabet wird in der Schifffahrt verwendet, um<br />

Nachrichten auf optischem Wege durch Signalflaggen<br />

zwischen Schiffen auszutauschen. Diese Nachricht wird<br />

Signal (Fachausdruck: „Heiß“) genannt.<br />

www.nok.sh 27 Nr. 1


Mit der Auflage des Internationalen Signalbuches von 1901<br />

wurde es erstmalig allgemeingültig eingeführt und seit dem<br />

mehrfach verändert. Aktuelle Signalzuordnung:<br />

Außerdem gibt es noch diverse Hilfsstander. Die Flaggen<br />

haben auch bestimmte inhaltlich festgeschriebene<br />

Bedeutungen, so. z.B. bedeutet Flagge "A": "Taucher im<br />

Wasser"<br />

Floatainer<br />

Floating Container, schwimmender Container. Diese<br />

Container werden in Vierergruppen durch Leichtgewicht-<br />

Krane an Bord der Schiffe zu Wasser gelassen und von<br />

Schleppkähnen an Land gezogen. Ihre Be- und Entladung<br />

erfolgt von oben. Die Deckel sind wasserdicht verschlossen<br />

Freibord- / Lademarke<br />

Freibord ist der mittschiffs senkrecht nach unten<br />

gemessene Abstand von der Oberkante des Deckstrichs in<br />

Höhe des Freiborddecks bis zur Oberkante der<br />

entsprechenden Lademarke oder bis zur tatsächlichen<br />

Wasserlinie. Die Freibordmarke (auch Plimsoll-Marke<br />

nach Samuel Plimsoll) gibt die Grenze für den infolge<br />

Beladung veränderlichen Freibord des Schiffsrumpfes an.<br />

Sie befindet sich bei Handelsschiffen auf halber<br />

Schiffslänge in der Nähe des Hauptrahmenspantes<br />

beidseitig am Rumpf des Schiffes, genau unterhalb des<br />

Decksstrichs, der die Lage des Freiborddecks markiert. Die<br />

Freibordmarke besteht aus einem Ring von 300 Millimeter<br />

(12 Zoll) Außendurchmesser und 25 Millimeter (1 Zoll)<br />

Breite, der durch einen waagerechten Strich von 450<br />

Millimeter (18 Zoll) Länge und 25 Millimeter (1 Zoll) Breite<br />

geschnitten wird; die Oberkante des Striches geht durch<br />

den Mittelpunkt des Ringes.<br />

Die Lademarken, die den zulässigen Mindestfreibord<br />

kennzeichnen, sind waagerechte Striche von 230<br />

Millimeter (9 Zoll) Länge und 25 Millimeter (1 Zoll) Breite,<br />

die von einem 25 Millimeter (1 Zoll) breiten senkrechten<br />

Strich, der 540 Millimeter (21 Zoll) vor dem Mittelpunkt<br />

des Ringes der Freibordmarke angebracht ist, im rechten<br />

Winkel und, sofern nicht ausdrücklich etwas anderes<br />

bestimmt ist, nach vorne abgesetzt sind. Die Lademarken<br />

berücksichtigen <strong>das</strong> unterschiedliche spezifische Gewicht<br />

von Frischwasser (Süßwasser der Binnengewässer) und<br />

Seewasser im Winter und im Sommer sowie in tropischen<br />

Gebieten.<br />

Die Lademarken sind wie folgt gekennzeichnet:<br />

• TF = Freibord Frischwasser Tropen,<br />

• F = Freibord in Frischwasser,<br />

• T = Freibord in tropischem Seewasser,<br />

• S = Sommerlademarke (Freibordmarke nach<br />

Freibordzeugnis),<br />

• W = Freibord in Seewasser im Winter,<br />

• WNA = Freibord in Seewasser im Winter im<br />

Nordatlantik.<br />

Die Buchstaben am Ring der Lademarke bezeichnen die<br />

Klassifikationsgesellschaft:<br />

• GL – Germanischer Lloyd<br />

• AB – American Bureau of Shipping<br />

• LR – Lloyd’s Register of Shipping<br />

• BV – Bureau Veritas<br />

• NV – Det Norske Veritas<br />

Gast<br />

(Mehrzahl Gasten) – Teil einer Bezeichnung für einen<br />

Seemann im Mannschaftsdienstgrad mit bestimmter<br />

Tätigkeit (Funkgast, Signalgast, Zentralegast)<br />

Gastlandflagge<br />

Flagge des Landes, in dessen Hoheitsgewässern sich ein<br />

Schiff befindet. Seeschiffe führen sie im Vortopp bzw. an<br />

der Brückenrahnock, Yachten an der Steuerbord-Saling<br />

Germanischer Lloyd GL<br />

Deutsche Schiffsklassifikationsgesellschaft; 1867 in<br />

Hamburg gegründet<br />

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Gieren<br />

Bewegung des Schiffs um die Hochachse, von der<br />

Fahrtrichtung abweichen<br />

GüG<br />

Geschwindigkeit über Grund - Einheit, die per GPS /<br />

GLONASS bestimmt wird, entspricht der<br />

Annäherungsgeschwindigkeit an ein fixes Ziel.<br />

Hamburg Rules<br />

Konvention der Vereinten Nationen über die Beförderung<br />

von Gütern auf dem Seewege<br />

Hartruder<br />

Ruderlage, die für <strong>das</strong> Schiff die größte Wirkung hat, am<br />

härtesten anfasst; sie liegt zwischen 35 und 40 Grad. Als<br />

Kommando z.B.: „Hart Backbord!“<br />

Havarie<br />

Unglücke wie Grundberührungen, Zusammenstöße, große<br />

Schäden an Schiffen<br />

IMO<br />

International Maritime Organisation Unterabteilung der<br />

UNO, mit Sitz in London, legt internationale Regeln für<br />

Seenotfall, Ausbildungsrichtlinien und andere wichtige<br />

Regeln der Seeschifffahrt fest. Die IMO vergibt individuelle<br />

IMO Nummern für registrierte Schiffe (meist am Heck<br />

angebracht)<br />

Jakobsleiter<br />

Eine aus Tauen und z.T. mit Holzsprossen versehene<br />

Leiterkontruktion, die genutzt wird, um z.B. Lotsen<br />

während der Fahrt an der Bordwand aufentern zu lassen.<br />

Kavitation<br />

Kavitationskräfte können ein<br />

Aufschütteln des Schiffskörpers<br />

und mitunter schwere Schäden<br />

an der Konstruktion bewirken.<br />

Ursache für Kavitation sind<br />

schnell bewegte Objekte im<br />

Wasser wie zum Beispiel<br />

Propeller. Nach dem Gesetz von<br />

Bernoulli ist der statische Druck<br />

einer Flüssigkeit umso geringer,<br />

je höher die Geschwindigkeit<br />

ist. Fällt der statische Druck unter den<br />

Verdampfungsdruck der Flüssigkeit, bilden sich<br />

Dampfblasen. Diese werden anschließend meist, mit der<br />

strömenden Flüssigkeit, in Gebiete höheren Druckes<br />

mitgerissen. Mit dem erneuten Ansteigen des statischen<br />

Drucks über den Dampfdruck kondensiert der Dampf in<br />

den Hohlräumen schlagartig. Dabei treten extreme Druck-<br />

und Temperaturspitzen auf. Tritt Kavitation an der<br />

Oberfläche fester Körper (wie zum Beispiel eines<br />

Schiffspropellers) auf, kommt es unter Umständen zu<br />

sogenanntem Kavitationsfraß. Das Oberflächenmaterial<br />

wird durch die hohen mechanischen Beanspruchungen in<br />

mikroskopisch kleinen Teilen deformiert. Nach einiger Zeit<br />

brechen aus der Oberfläche größere Partikel heraus, was<br />

bei Propellern zum Preis von z.T. 1 Mio € pro Stück ein<br />

echter Kostenfaktor ist.<br />

<strong>Kiel</strong>linie fahren<br />

Es laufen mehrere Schiffe hintereinander<br />

<strong>Kiel</strong>wasser<br />

Im Kurs verlaufende Oberflächenveränderung im Wasser,<br />

die <strong>das</strong> fahrende Schiff hinter sich läßt.<br />

Knoten<br />

Geschwindigkeitsmaß in der Seefahrt, <strong>das</strong> auf der<br />

Längeneinheit Seemeile (sm oder NM, nmi, n.mi. für<br />

nautische Meile) beruht, Einheitszeichen: kn. Definition: 1<br />

Knoten = 1 Seemeile/h = 1,852 km/h ≈ 0,514444 m/s. Da<br />

die Seemeile einem Unterschied der geographischen Breite<br />

von einer Minute (1') entspricht, bedeutet z.B. eine<br />

Schiffsgeschwindigkeit von 30 Knoten, <strong>das</strong>s auf Nord- oder<br />

Südkurs in einer Stunde ein halber Breitengrad<br />

zurückgelegt wird.<br />

Krängung<br />

Neigung eines Schiffs zur Seite (auch: Überholen des<br />

Schiffs / <strong>das</strong> Schiff holt über)<br />

Kümo<br />

Abkürzung für Küsten-Motorschiff<br />

Laufen<br />

Ein Schiff fährt nicht; es läuft ein oder aus, es läuft eine<br />

bestimmte Fahrt; in der Schleuse „kommt es zum Laufen“.<br />

Jedoch läuft oder fährt es nicht nach irgendwo, sondern es<br />

geht dorthin.<br />

League<br />

Englisches Längenmaß: drei Seemeilen (5,55 km)<br />

Lee<br />

Dem Wind abgewandte Seite (abfallen: nach Lee drehen),<br />

Luv: dem Wind zugewandte Seite<br />

Leichter<br />

Antriebsloser, schwimmender Großbehälter, der nur in<br />

Schub- oder Schleppverbänden bewegt wird.<br />

Lotse<br />

Nautischer Beirat, den ein Schiff bei schwierigen Passagen,<br />

Einfahrten, Kanälen erhält. In einigen Gewässern besteht<br />

Lotsenpflicht. Für ein Revier zuständige Lotsen sind in der<br />

Lotsenbrüderschaft zusammengeschlossen.<br />

LR<br />

Lloyd’s Register of Shipping, Britische<br />

Klassifikationsgesellschaft mit Sitz in London<br />

Luv<br />

Dem Wind zugewandte Seite (anluven: nach Luv, in<br />

Windrichtung drehen); Lee: dem Wind abgewandte Seite<br />

MMSI<br />

Rufnummer des mobilen Seefunkdienstes (engl. Maritime<br />

Mobile Service Identity, daher auch im Deutschen häufig<br />

abgekürzt mit MMSI) bezeichnet eine zehnstellige,<br />

weltweit gültige Rufnummer des mobilen Seefunkdienstes<br />

zur Kennzeichnung einer See- oder Küstenfunkstelle im<br />

Global Maritime Distress Safety System (GMDSS). Diese<br />

Nummern werden neben IMO Nummern auch Schiffen<br />

zugeordnet.<br />

MS / MV<br />

Motor Ship / Motor Vessel; Präfix für Schiffsnamen.<br />

Weitere Beispiele: CS=Club Ship; CV=Container Vessel;<br />

DSV=Deep Submergence Vessel; FB,F/B=Ferry boat;<br />

F/V=Fishing Vessel; HMS=His/Her Majesty Ship;<br />

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MSY=Motor Sailing Yacht; MT,M/T=Motor Tanker;<br />

RV=Research Vessel; SS,S/V=Sailing Ship, Sailing Vessel<br />

Morse Code<br />

Der Morsecode, manchmal auch Morsealphabet genannt,<br />

ist ein Verfahren zur Übermittlung von Buchstaben und<br />

Zeichen. Dabei wird ein konstantes Signal ein- und<br />

ausgeschaltet. Es besteht aus drei Symbolen: kurzes Signal,<br />

langes Signal und Pause. Der Code kann als Tonsignal, als<br />

Funksignal, als elektrischer Puls mit einer Morsetaste über<br />

eine Telefonleitung, mechanisch oder optisch (etwa mit<br />

blinkendem Licht) übertragen werden – oder auch mit<br />

jedem sonstigen Medium, mit dem zwei verschiedene<br />

Zustände (wie etwa Ton oder kein Ton) eindeutig und in<br />

der zeitlichen Länge variierbar dargestellt werden können.<br />

Man spricht auch von Morsetelegrafie. Nachdem Samuel<br />

Morse 1833 den ersten brauchbaren elektromagnetischen<br />

Schreibtelegrafen gebaut hatte, fand der erste Testbetrieb<br />

1837 statt. Der verwendete Code umfasste damals nur die<br />

zehn Ziffern; Alfred Lewis Vail, ein Mitarbeiter Morses,<br />

entwickelte ab 1838 den ersten Code, der auch Buchstaben<br />

umfasste. Friedrich Clemens Gerke aktualisierte ihn 1848<br />

zur Inbetriebnahme der elektromagnetischen<br />

Telegrafenverbindung zwischen Hamburg und Cuxhaven.<br />

Dieser Code wurde nach einigen weiteren kleinen<br />

Änderungen 1865 auf dem Internationalen<br />

Telegraphenkongress in Paris standardisiert.<br />

Musikdampfer<br />

Spottname für Passagierschiff<br />

Nock<br />

Die Nock (Brückennock) ist ein Teil der Schiffsbrücke und<br />

ragt Steuerbord wie Backbord aus den Aufbauten heraus<br />

und markiert somit meist die breiteste Stelle des Schiffes.<br />

Es gibt die offene und geschlossene Brückennock, meist ist<br />

hier bei größeren Schiffen auch ein Fahrstand integriert.<br />

Bei Seglern gibt es noch die Rah- und Baumnock.<br />

<strong>NOK</strong>, N-O-K<br />

Nord-Ostsee-Kanal; 98 km lange, meistbefahrene<br />

künstliche Wasserstraße zwischen Brunsbüttel und <strong>Kiel</strong>,<br />

führt quer durch Schleswig-<strong>Holstein</strong> und verkürzt den<br />

Seeweg in die Ostsee um fast 500km. Eröffnet 1895 als<br />

Kaiser-Wilhelm-Kanal, führt er seit 1948 den Namen <strong>NOK</strong>,<br />

international auch <strong>Kiel</strong> <strong>Canal</strong>.<br />

Nordsee-Garage<br />

Fregatten der Bremen-Klasse der Deutschen Marine<br />

Nordwester<br />

Ölzeug bestehend aus Ölhose, Öljacke und Südwester<br />

(Mütze)<br />

OBO-Carrier<br />

Ore Bulk Oil Carrier: Mehrzweckschiff, <strong>das</strong> wechselweise<br />

Massen-Schüttgut (z. B. Getreide, Kohle, Erze usw.) oder<br />

Öl transportieren kann<br />

Ölzeug<br />

Nordwester, Ostfriesennerz oder Friesennerz; wasserdichte<br />

Oberbekleidung für Seeleute<br />

Ostsee-Rocker<br />

Schnellbootfahrer der Deutschen Marine<br />

Panikwinkel<br />

Krängungswinkel kleinerer Fahrgastschiffe, der von den<br />

Fahrgästen durch Zusammenströmen auf einer Schiffsseite<br />

selbst verursacht wird, beginnt unter den Fahrgästen<br />

Unruhe auszulösen. Der Panikwinkel liegt bei etwa 12°<br />

Schlagseite<br />

Paxe<br />

Seemännisch für: Passagiere<br />

Pod-Antrieb<br />

(pod; engl. = Gondel) ist eine moderne Antriebsform für<br />

Schiffe. Die zusammen mit den Propellern drehbaren<br />

Gondeln sind dabei am Schiffsrumpf angebracht und<br />

erhöhen Manövrierbarkeit.<br />

Poller<br />

Kurzer Pfahl auf der Hafenpier aus Metall oder Holz zum<br />

Festmachen eines Schiffes<br />

Radeffekt<br />

Seitlicher Versatz eines Schiffes durch die Querkräfte des<br />

Propellers<br />

Reede<br />

Ankerplatz außerhalb des Hafens<br />

RORO Carrier<br />

ROll on-ROll off Carrier; Frachtschiff, <strong>das</strong> rollende<br />

Ladung (z.B. LKW Sattelzüge) über spezielle<br />

Auffahrrampen aufnimmt und transportiert. Eine<br />

Sonderform des RoRo Carriers sind Auto Carrier, die<br />

ausschließlich bis zu mehrere Tausend PKW<br />

transportieren.<br />

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Schauerleute<br />

Hafenarbeiter zum Beladen und Entladen von<br />

Frachtschiffen<br />

Schokoladenseite<br />

Seite eines Schiffes, mit der man den Radeffekt ausnutzend<br />

einfach anlegen kann<br />

Schubverband<br />

Zusammengekoppelter Schubleichter und Schubschiff<br />

Schwarzwareschiff<br />

Tanker für schmutzige Öle, wie Rohöl, Kesselöl etc<br />

Schwarze Gang<br />

Bezeichnung für Beamte vom Zoll, die an Bord kommen,<br />

um ein Schiff nach Schmuggelware etc. durchsuchen.<br />

Seemeile<br />

Die nautische Meile ist ein in der Schiff- und Luftfahrt<br />

gebräuchliches Längenmaß und entspricht 1,85201 km<br />

Shiptainer<br />

Schiffseigenes Container-Umschlaggerät<br />

SOLAS<br />

International Convention for the Safety of Life at Sea<br />

(Internationales Übereinkommen zum Schutz des<br />

menschlichen Lebens auf See) ist eine UN-Konvention zur<br />

Schiffssicherheit<br />

Sonar<br />

Technik zur Echoortung (aktives Sonar) oder Lokalisation<br />

(passives Sonar) von Objekten mittels akustischer Signale;<br />

<strong>das</strong> Wort ist ein englisches Akronym von sound navigation<br />

and ranging, was soviel heißt wie Navigation und<br />

Distanzmessung durch Wasserschall. Dabei nutzt man die<br />

Tatsache, <strong>das</strong>s Schall sich unter Wasser viermal schneller<br />

als in der Luft ausbreitet<br />

Sonnenbrenner<br />

Am Mastarm angebrachter Tiefstrahler zur<br />

Decksbeleuchtung beim Laden und Löschen<br />

Sonnenschuss<br />

Ungewolltes Anluven oder Abfallen eines Segelschiffes in<br />

Folge zu starker Krängung<br />

SOS - Save Our Souls / Ship<br />

International standardisierter Morse-Notruf. Ab 1904<br />

benutzten Funker der Firma Marconi <strong>das</strong> Kürzel CQD [CQ<br />

ausgesprochen als „Seek you“, was soviel wie „Suche<br />

dich/euch“ heißt und D für Distress (englisch für Seenot)]<br />

als Notrufzeichen. Als umgangssprachliche Auslegung und<br />

Eselsbrücke wurde dies als „Come quick – Danger!“<br />

(wörtlich: „Kommt schnell – Gefahr!“) interpretiert. Auf<br />

der Internationalen Funkkonferenz in Berlin am 3.<br />

Oktober 1906 wurde SOS (drei kurz, drei lang, drei kurz,<br />

gesprochen: Didididahdahdahdididit) als internationales<br />

Notrufzeichen festgelegt und nach der Bestätigung durch<br />

alle seefahrenden Nationen ab dem 1. Juli 1908 offiziell<br />

eingeführt.<br />

Staffkapitän<br />

Auf großen Fahrgastschiffen ein abwechselnder Kapitän,<br />

der seinen Vorgesetzten einen Teil der gesellschaftlichen<br />

Pflichten abnimmt<br />

Steuerbord<br />

Steuerbord (engl. „Starboard“) bezeichnet, vom Heck zum<br />

Bug (in Fahrtrichtung) betrachtet, die rechte Seite des<br />

Schiffes. Die linke Seite wird mit Backbord bezeichnet. Die<br />

Farbe des Steuerbord-Positionslichts ist grün. Der Kapitän<br />

wohnt auf der Steuerbordseite, damit er Schiffe, die von<br />

Steuerbord kommen, eher sehen kann und ausweichen<br />

kann. Auch die Gastlandflagge in Auslandshäfen wird an<br />

Steuerbordseite gehisst.<br />

Strangklemme<br />

Damit wird der Schleppdraht an Bord des Schleppers<br />

festgesetzt<br />

Strangwinde<br />

Darauf sind die Schleppdrähte aufgewickelt, bis zu 1500 m<br />

lang<br />

Strich<br />

32. Teil eines Kompasskreises = 11,25°<br />

Tender<br />

Hilfs-, Verkehrs- und Versorgungsfahrzeug für ein Schiff<br />

oder einen Schiffsverband<br />

TEU<br />

Bei Containerschiffen wird die Lade- bzw.<br />

Stellplatzkapazität in Anzahl der Container angegeben.<br />

Maßeinheit ist die TEU (Twenty-foot Equivalent Unit).<br />

Damit ist ein Standard-Container von 20 Fuß Länge<br />

gemeint. Um ein genaueres Bild von der Ladefähigkeit zu<br />

vermitteln, wird in Fachkreisen zusätzlich die 14mt<br />

homogeneous load verwendet. Dieser Wert gibt an, wie<br />

viele Container mit einem Gewicht von je 14 metrischen<br />

Tonnen ein Schiff laden kann.<br />

Tiefgang<br />

Der Tiefgang eines Schiffes ist definiert als der Abstand<br />

von der Wasseroberfläche bis zum tiefsten Punkt des<br />

Schiffs (i.d.R. also der Unterkante des <strong>Kiel</strong>s) bei stabiler<br />

unbewegter Schwimmlage in ruhigem Wasser.<br />

Tonnage<br />

Der Begriff entstand zu einer Zeit, als Schiffe nach der<br />

Anzahl der „Tonnen“, der Fässer, die sie transportieren<br />

konnten, vermessen wurden.<br />

Tutta Forza<br />

ital.: "Volle Kraft voraus", im Sprachgebrauch: „Nun aber<br />

tutta forza“<br />

Überläufer<br />

Gebogene Stahlbügel auf dem Achterschiff von Schleppern<br />

die quer zum Schiff verlaufen und <strong>das</strong> Verheddern der<br />

Schleppdrähte an den Aufbauten verhindern<br />

Überwasserschiff<br />

Teil des Schiffsrumpfes, der oberhalb der<br />

Konstruktionswasserlinie liegt<br />

UHL<br />

Ultra Heavy Lift Hebesystem für schwere und überschwere<br />

Lasten z. B. Schiffssektionen<br />

ULCC<br />

Ultra Large Crude Carrier; Öltanker mit 320.000 -<br />

549.000 Tonnen Tragfähigkeit<br />

www.nok.sh 31 Nr. 1


Unterwasserschiff<br />

Teil des Schiffsrumpfes, der unterhalb der<br />

Konstruktionswasserlinie liegt<br />

VCM-Tanker<br />

Vinylchlorid-monomer-Tanker<br />

Verdrängung<br />

Die Verdrängung entspricht der Masse des Schiffes.Ein<br />

10.000-Tonnen-Schiff verdrängt also 10.000 Tonnen<br />

Wasser. Dies entspricht etwa 10.000 m³ Süßwasser bei<br />

3,98 °C. Da sich die Verdrängung in Abhängigkeit von<br />

Salzgehalt und Temperatur und damit der Dichte des<br />

Wassers ändert, ändert sich auch der Tiefgang des Schiffes.<br />

Verdrängungstonnage<br />

Deplacement, Deplacementtonnage, ist eine<br />

Fehlbezeichnung und wird für Kriegsschiffe gebraucht, die<br />

nicht vermessen sind, sondern bei denen die Hafen-,<br />

Kanal-, und ähnliche Gebühren nach der Verdrängung<br />

berechnet werden<br />

Verholung<br />

Ein Schiff auf einen anderen Liegeplatz oder Ankerplatz<br />

fahren<br />

Verkehrsgruppen<br />

Im Nord-Ostsee-Kanal werden die Schiffe in bestimmte<br />

Verkehrsgruppen eingeteilt, um einen geordneten<br />

Verkehrsablauf gewährleisten zu können (z.B. in den<br />

Weichen). Die Verkehrsgruppenzuordnung richtet sich<br />

nach Länge, Breite und Tiefgang des Wasserfahrzeuges.<br />

Verkehrslenkung<br />

In Nord-Ostsee-Kanal werden die Schiffsbewegungen von<br />

einer zentralen Leitstelle aus geregelt, hier werden Ein-<br />

und Ausfahrten an den Schleusen und Weichen sowie<br />

sonstige Schiffsbewegungen auf dem Kanal gesteuert.<br />

Verschanzung<br />

Der feste Teil der Reling<br />

VLOOC<br />

Very Large Ore Oil Carrier; sehr großer Erz-Ölfrachter,<br />

mit einer Schwerguttragfähigkeit von 150000 Tonnen bis<br />

320000 Tonnen.<br />

Vorleine (Bugleine)<br />

Ein Schiff benötigt pro Seite vier Festmacherleinen, zwei<br />

seitlich vorne und zwei seitlich am Heck. Liegt <strong>das</strong> Schiff<br />

längs des Kais, so zeigt die betreffende seitliche Vorleine<br />

vom Bug aus schräg nach vorn zum Kai<br />

Wahrschau<br />

1. Warnruf: „Achtung!“, „Vorsicht!“ Wahrscheinlich eine<br />

Fehladaption des englischen Warnrufes „Watch out!“ (oder<br />

die Abkürzung für „Wahrnehmen und schauen“). Davon<br />

abgeleitet wahrschauen: warnen, instruieren,<br />

benachrichtigen 2. Ortsfeste Warneinrichtung, z. B. eine<br />

Boje an einem Wrack, besonders bei der Binnenschifffahrt<br />

Wechselfeuer<br />

Festfeuer, <strong>das</strong> abwechselnd Lichtzeichen von verschiedener<br />

Farbe zeigt<br />

Wegerung<br />

Innere Verkleidung des Schiffes, dient Hauptsächlich der<br />

Isolierung<br />

Weiche<br />

Eine Weiche ist ein verbreiterter Bereich im Nord-Ostsee-<br />

Kanal, versehen mit Dalbenreihen, in dem Schiffe einer<br />

bestimmten Größe sich ohne Gefahr der Kollision bzw. der<br />

Böschungsschädigung begegnen können. Die Ein- und<br />

Ausfahrten werden von der zentralen Verkehrslenkung<br />

organisiert<br />

Windstärke<br />

Einteilung der Luftbewegungen in 12 Klassen nach einer<br />

Skala von Francis Beaufort (1774-1857). Die Skala reicht<br />

von 0 (Flaute; 0 km/h) bis 12 (Orkan, über 120 km/h).<br />

Übersicht der 12er Skala:<br />

• 0; Windstille; 0-2 km/h; völlig ruhige, glatte See; keine<br />

Luftbewegung, Rauch steigt senkrecht empor<br />

• 1; leiser Zug; 2-5 km/h; ruhige, gekräuselte See; Rauch<br />

treibt leicht ab, Windflügel und Windfahnen unbewegt<br />

• 2; leichte Brise; 6-11 km/h;schwach bewegte See, kleine,<br />

kurze Wellen, Oberfläche glasig; Blätter rascheln, Wind<br />

im Gesicht spürbar<br />

• 3; schwache Brise; 12-19 km/h; schwach bewegte See,<br />

Anfänge der Schaumbildung; Blätter und dünne Zweige<br />

bewegen sich, Wimpel werden gestreckt<br />

• 4; mäßige Brise; 20-28 km/h; leicht bewegte See, kleine,<br />

länger werdende Wellen, überall Schaumköpfe; Zweige<br />

bewegen sich, loses Papier wird vom Boden gehoben<br />

• 5; frische Brise; 29-38 km/h; mäßig bewegte See,<br />

mäßige Wellen (2-3m) von großer Länge, überall<br />

Schaumköpfe; größere Zweige und Bäume bewegen sich,<br />

Wind deutlich hörbar<br />

• 6; starker Wind; 39-50 km/h; grobe See, größere Wellen<br />

mit brechenden Köpfen (3-4m), überall weiße<br />

Schaumflecken; dicke Äste bewegen sich, hörbares<br />

Pfeifen an Drahtseilen, an Telefonleitungen<br />

• 7; steifer Wind; 51-61 km/h; sehr grobe See, weißer<br />

Schaum von den brechenden Wellenköpfen (4-5m) legt<br />

sich in Schaumstreifen in die Windrichtung; Bäume<br />

schwanken, Widerstand beim Gehen gegen den Wind<br />

• 8; stürmischer Wind; 62-74 km/h; mäßig hohe See,<br />

ziemlich hohe Wellenberge (5-7m), deren Köpfe verweht<br />

werden, überall Schaumstreifen; große Bäume werden<br />

bewegt, Fensterläden werden geöffnet, Zweige brechen<br />

von Bäumen, beim Gehen erhebliche Behinderung<br />

• 9; Sturm; 75-88 km/h; hohe See, hohe Wellen (7-10m)<br />

mit verwehter Gischt, Brecher beginnen sich zu bilden;<br />

Äste brechen, kleinere Schäden an Häusern, Ziegel und<br />

Rauchhauben werden von Dächern gehoben,<br />

Gartenmöbel werden umgeworfen und verweht, beim<br />

Gehen erhebliche Behinderung<br />

• 10; schwerer Sturm; 89-102 km/h; sehr hohe See, sehr<br />

hohe Wellen (9-12m), weiße Flecken auf dem Wasser,<br />

lange, überbrechende Kämme, schwere Brecher; Bäume<br />

werden entwurzelt, Baumstämme brechen, Gartenmöbel<br />

werden weggeweht, größere Schäden an Häusern; selten<br />

im Landesinneren<br />

• 11; orkanartiger Sturm; 103-117 km/h; schwere See,<br />

brüllende See, starke Brecher (12-16m), Wasser wird<br />

waagerecht weggeweht, starke Sichtverminderung;<br />

heftige Böen, schwere Sturmschäden, schwere Schäden<br />

an Wäldern (Windbruch), Dächer werden abgedeckt,<br />

Autos werden aus der Spur geworfen, dicke Mauern<br />

werden beschädigt, Gehen ist unmöglich; sehr selten im<br />

Landesinneren<br />

• 12;Orkan; >118 km/h; außergewöhnlich schwere See,<br />

(Wellenhöhe bis zu 30m), See vollkommen weiß, Luft<br />

mit Schaum und Gischt gefüllt, keine Sicht mehr;<br />

schwerste Sturmschäden und Verwüstungen; sehr selten<br />

im Landesinneren<br />

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Winkeralphabet<br />

(Semaphore) dient zur optischen Nachrichtenübermittlung<br />

zwischen Schiffen<br />

Wulstbug<br />

"Nase" - Ausstülpung des Schiffsbugs meist unterhalb der<br />

Wasserlinie, verbessert nachhaltig die<br />

Strömungseigenschaften und spart bis zu 10% Treibstoff<br />

gegenüber herkömmlichem Bugschnitt. Die meisten<br />

modernen Schiffe verfügen über einen Wulstbug, der z.T.<br />

sehr unterschiedliche, individuelle Formen aufweist.<br />

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