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Jakob von Falke, Die Kunstindustrie auf der Wiener Weltausstellung ...

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Pressglas-Korrespondenz 2013-2<br />

und das geschah hier bei uns durch die Gründung des<br />

»österreichischen Museums für Kunst und Industrie«,<br />

das im Frühjahr 1864 eröffnet wurde. Sie war die<br />

erste Anstalt des Continents, welche, mit dem Beispiel<br />

des South-Kensington-Museums als Vorbild, die Hebung<br />

des Geschmacks und die Unterstützung <strong>der</strong><br />

<strong>Kunstindustrie</strong> des Landes zum ausgesprochenen und<br />

alleinigen Zwecke hatte. Sie war sich vom Anfang an<br />

ihres Weges und ihrer Ziele klar bewusst und richtete<br />

vor Allem <strong>von</strong> vornherein, was <strong>von</strong> ihren Nachfolgern<br />

zum Theil vernachlässigt wurde, ihr Bewusstsein eben<br />

so wohl <strong>auf</strong> das Publicum wie <strong>auf</strong> die Industrie. Sie<br />

hat die eingeschlagenen Wege unverrückt eingehalten<br />

und erweiterte sie nur, als ihr einige Jahre später eine<br />

Kunstschule für die Zwecke und Aufgaben <strong>der</strong> Industrie<br />

angefügt wurde.<br />

Das Beispiel des österreichischen Museums, dessen<br />

frühe Erfolge man bereits an <strong>der</strong> guten Haltung zu erkennen<br />

glaubte, welche die österreichische <strong>Kunstindustrie</strong><br />

1867 <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Pariser Ausstellung einnahm,<br />

ermunterte vielfach zur Nachfolge, erst in Deutschland,<br />

dann auch in an<strong>der</strong>n Län<strong>der</strong>n, wie Russland, später<br />

Schweden und Italien. In Deutschland rührte es sich<br />

seit dem Jahre 1864 und dann namentlich nach dem<br />

Kriege <strong>von</strong> 1866 vieler Orten, zunächst in Berlin, dann<br />

in Köln, Dresden, München, Nürnberg, Hamburg,<br />

Offenbach, Hanau, Pforzheim, Stuttgart, Karlsruhe<br />

und an<strong>der</strong>swo; überall aber schien irgend eine Ursache<br />

zu sein, dass die Bestrebungen nicht zu frischer<br />

Blüthe kommen konnten o<strong>der</strong> ganz und gar umsonst<br />

waren. Das österreichische Museum hatte vor den<br />

an<strong>der</strong>n als eine Staatsanstalt den Vorzug einer gesicherten<br />

Stellung und daneben einer einheitlichen Leitung;<br />

die übrigen Anstalten kämpften, als Privatunternehmungen<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> Opferwilligkeit abhängig, mit <strong>der</strong><br />

Unzulänglichkeit <strong>der</strong> Mittel o<strong>der</strong> konnten bei <strong>der</strong> Vielköpfigkeit<br />

<strong>der</strong> Comites, <strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong> nur zum geringen<br />

Theile sachverständig waren und mit ihren Ansichten<br />

auseinan<strong>der</strong> gingen, den rechten Weg nicht<br />

finden. Sie schwankten z.B. un<strong>auf</strong>hörlich in ihrer<br />

Neigung zur reinen Industrie o<strong>der</strong> zur <strong>Kunstindustrie</strong>,<br />

zur gewerblich-technischen ö<strong>der</strong> ästhetischen Seite,<br />

obwohl sie schon durch die Beschränktheit ihrer Mittel<br />

gezwungen gewesen wären, nur die eine o<strong>der</strong> die an<strong>der</strong>e<br />

Seite zu verfolgen.<br />

Abb. 2013-2/09-05<br />

J. & L. Lobmeyr <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Weltausstellung</strong> Paris 1867; Ausschnitt aus einer zeitgenössische Photographie<br />

aus Neuwirth, Lobmeyr - Schöner als Bergkristall, Wien 1999, S. 222, Abb. 551<br />

Neuerdings gestaltet sich die Sache mannigfach günstiger.<br />

In München wächst die Thätigkeit und scheint<br />

sich einheitlicher anzulassen; bis dahin, und es ist wohl<br />

noch <strong>der</strong> Fall, krankten dort die Bestrebungen an zu<br />

vielen Vereinen. In Berlin ist das deutsche Gewerbemuseum<br />

zum Theil in die Hände des Staates überge-<br />

gangen und bedeutende Sammlungen sind für dasselbe<br />

erworben; es ist aber abzuwarten, ob diese Doppelstellung<br />

einer Staats- und Privatanstalt, welche wie<strong>der</strong>um<br />

<strong>der</strong> Einheit ermangelt, sich bewähren wird. In jedem<br />

Falle sind die Mittel dieses Museums bedeutend gewachsen.<br />

Zu schönen Hoffnungen berechtigt das<br />

Seite 4 <strong>von</strong> 30 Seiten PK 2013-2/09 Stand 14.05.2013

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