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Sensomotorische Integration von Armbewegungen und Kontrolle ...

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Interaktion zwischen Anforderungen an die aufgabenspezifische Genauigkeit <strong>von</strong><br />

<strong>Armbewegungen</strong> <strong>und</strong> der <strong>Kontrolle</strong> der Körperbalance bei Heranwachsenden<br />

Hintergr<strong>und</strong><br />

Jede Willkürhandlung mit einem Segment des Körpers muss mit einer Korrektur der<br />

Körperhaltung einhergehen ansonsten droht der Verlust des Gleichgewichtes, besonders im<br />

Stehen. Beim Erwachsenen wird diese notwendige Adjustierung der Körperhaltung in<br />

Antizipation der Handlung vor dem eigentlichem Beginn bereits eingeleitet, so dass die<br />

resultierende Störung des Körpergleichgewichtes minimiert wird. Wird zum Beispiel ein Arm<br />

nach vorne ausgestreckt <strong>und</strong> so der Masseschwerpunkt des Körpers (CoM) nach vorne<br />

verlagert, so hat bei Beginn der Ausstreckbewegung bereits eine Verlagerung des CoM nach<br />

rückwärtig, zum Beispiel durch Plantarflexion, stattgef<strong>und</strong>en.<br />

Eine Voraussetzung für die obenbeschriebene Prädiktionsleistung ist, dass das posturale<br />

Kontrollsystem über eine Repräsentation der Dynamiken des eigenen Körper verfügt.<br />

Allerdings ist anzunehmen, dass diese Repräsentation im Verlauf des Heranwachsens erst<br />

erworben wird bzw. kontinuierlich an Grösse <strong>und</strong> Gewicht des Körpers angepasst werden<br />

muss.<br />

Da die meisten unserer Alltagshandlungen jedoch nicht isolierte Bewegungen unserer<br />

Gliedmassen darstellen, sondern in ihrer Ausführung durch den Bezug auf ein<br />

Handlungsobjekt komplexer sind, müssen zusätzliche Vorgaben an das posturale<br />

Kontrollsystem bestehen. Beispielsweise wäre dieses die Anforderung beim Anheben eines<br />

Tabletts mit Trinkbechern sicherzustellen, dass die Getränke nicht verschüttet werden. Das<br />

bedeutet, dass nicht nur die Dynamiken des eigenen Körpers, sondern auch die des<br />

Handlungsobjektes sowie bestimmte Anforderungen an die Handlungsgenauigkeit vor<br />

Beginn der Ausführung bzw während der Ausführung repräsentiert <strong>und</strong> berücksichtigt<br />

werden müssen.<br />

Über den Zusammenhang zwischen Anforderungen an die Genauigkeit einer willkürlichen<br />

Handlung der oberen Extremitäten <strong>und</strong> den dazugehörigen Anpassungen des<br />

Körpergleichgewichtes ist bisher nicht viel bekannt.<br />

Ziel dieser Studie ist es, das Auftreten sogenannter antizipatorischer posturaler<br />

Anpassungen der Körperhaltung während einer objektbezogenen Armbewegung bei jungen<br />

Heranwachsenden zu untersuchen. Desweiteren sollte ermittelt werden, ob spezifische<br />

Aufgabenbedingungen <strong>und</strong> Genauigkeitsanforderungen die posturale <strong>Kontrolle</strong><br />

beeinflussen.<br />

1


Methode<br />

Eine Gruppe junger Erwachsener wird mit einer Gruppe Heranwachsender kontrastiert.<br />

Die Probanden werden gebeten beidhändig ein Tablett mit 3 Wasser gefüllten Bechern zu<br />

balancieren <strong>und</strong> dabei eine möglichst schnelle, nach vorwärts reichende <strong>Armbewegungen</strong><br />

auszuführen (siehe Figur 1).<br />

Figur 1.<br />

Sechs Testbedingungen werden in mehreren Durchgängen erfasst (siehe Figur 2 für<br />

Bedingungen iii bis vi):<br />

(i) Bewegung nur mit der leeren Hand<br />

(ii) Bewegung nur mit Tablett ohne Becher<br />

(iii) Bewegung mit Tablett <strong>und</strong> zentriert angeordneten, geschlossenen Bechern<br />

(iv) Bewegung mit an der Peripherie des Tabletts angeordneten, geschlossenen<br />

Bechern<br />

(v) Bewegung mit zentriert angeordneten, offenen Bechern<br />

(vi) Bewegung mit an der Peripherie angeordneten, offenen Bechern.<br />

2


Figur 2.<br />

Gemessen wird die anterior-posteriore Position <strong>und</strong> Veränderungsrate der Armbewegung<br />

<strong>und</strong> die Schwankung des Oberkörpers mittels kinematischen Messsystems (Zebris CMS20;<br />

60 Hz), ausserdem Fluktuationen des Ansatzpunktes der Bodenreaktionskraft (Bertec 4060;<br />

600 Hz; Centre-of-Pressure, CoP).<br />

Ausgewerten werden die Koppelung zwischen <strong>Armbewegungen</strong> <strong>und</strong> CoP-Anpassungen<br />

sowie die zeitliche Relation der beiden Parameter in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Komplexität bzw<br />

den Genauigkeitsanforderungen an die Willkürhandlung der Arme.<br />

Zu bestimmten Zeitpunkten werden mittels eines Zugsystems ausserdem kleine Störungen<br />

der <strong>Armbewegungen</strong> bzw des Köpergleichgewichtes induziert, um zentrale Prozesse der<br />

Gleichgewichtskompensation zu charakterisieren.<br />

Erwartungen<br />

Heranwachsende generieren weniger optimale antizipatorische posturale Anpassungen, da<br />

sie weiterhin signifikanten körperlichen Veränderungen als auch Veränderungen in der<br />

kognitiven Kapazität unterliegen, so dass ihre Vorhersagen zu externen oder internen<br />

Störungen ihres Körpergleichgewichtes nicht mit derselben Genauigkeit wie bei<br />

Erwachsenen repräsentiert werden.<br />

Studentische Voraussetzungen <strong>und</strong> Arbeitsaufgaben<br />

Intrinsische Motivation <strong>und</strong> Interesse an der motorischen Entwicklung<br />

Heranwachsender<br />

3


Keine Vorerfahrung mit quantitativen Bewegungsmessverfahren vorausgesetzt,<br />

allerdings Voraussetzung der Erfahrung numerische Daten mithilfe MS Excel oder<br />

SPSS (oder ähnliche software) zu verarbeiten<br />

Studentische Aufgaben umfassen:<br />

o Eventuelle Generierung ergänzender Forschungsfragestellungen<br />

o Rekrutierung <strong>und</strong> Testung <strong>von</strong> heranwachsenden <strong>und</strong> erwachsenen<br />

Probanden<br />

o Datenaufbereitung <strong>und</strong> statistische Auswertung unter Aufsicht des Betreuers<br />

o Schriftliche Anfertigung einer Abschlussarbeit<br />

Literatur:<br />

1. Papegaaij, S., de Lima-Pardini, A. C., Smith, B. A., Otten, E., Cohen, R. G., & Horak, F.<br />

B. Keeping your balance while balancing a cylinder: interaction between postural and<br />

voluntary goals. Exp.Brain Res. 2012; in press.<br />

2. Girolami GL, Shiratori T, Aruin AS. Anticipatory postural adjustments in children with<br />

typical motor development. Exp Brain Res. 2010;205(2):153-65.<br />

3. Aimola E, Santello M, La Grua G, Casabona A. Anticipatory postural adjustments in<br />

reach-to-grasp: effect of object mass predictability. Neurosci Lett. 2011;502(2):84-8.<br />

4. Krishnan V, Aruin AS, Latash ML. Two stages and three components of the postural<br />

preparation to action. Exp Brain Res. 2011;212(1):47-63.<br />

5. Klous M, Mikulic P, Latash ML. Two aspects of feedforward postural control:<br />

anticipatory postural adjustments and anticipatory synergy adjustments. J<br />

Neurophysiol. 2011;105(5):2275-88.<br />

Bitte Anfragen an:<br />

Leif Johannsen, Dr rer nat, Dipl-Psych<br />

Lehrstuhl für Bewegungswissenschaft<br />

Fakultät für Sport- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitswissenschaft<br />

Technische Universität München<br />

Georg-Brauchle Ring 60/62<br />

80992 München<br />

Tel.: 089/289-24552<br />

Email: Leif.Johannsen@tum.de<br />

www.bewegungswissenschaft.sp.tum.de<br />

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