Gute Führung in der Pflege - Initiative Neue Qualität der Arbeit
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Praxisbeispiel: Das Luisenhospital <strong>in</strong> Aachen<br />
E<strong>in</strong> Interview mit <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>dienstleitung Frau Mauer<br />
Frage: Wie gehen Sie vor, wenn wichtige Entscheidungen<br />
getroffen werden müssen?<br />
Frau Mauer: Für mich als PDL ist es wichtig,<br />
strukturiert vorzugehen und wo immer<br />
s<strong>in</strong>nvoll und möglich, Feedback aus <strong>der</strong> Praxis<br />
e<strong>in</strong>zuholen. E<strong>in</strong> Beispiel dazu: Kürzlich sollte<br />
e<strong>in</strong> neues Infusionssystem e<strong>in</strong>geführt werden.<br />
Ich habe das System zunächst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stationsleitungsrunde<br />
vorgestellt. Danach habe ich<br />
die Mitarbeiter aufgefor<strong>der</strong>t, Argumente pro<br />
und contra zu sammeln. Im nächsten Schritt<br />
konnten die Mitarbeiter das Pro und Contra<br />
diskutieren. In solchen Diskussionsrunden<br />
halte ich mich <strong>in</strong>haltlich zurück. Ich möchte<br />
die Argumente <strong>der</strong> Mitarbeiter wirklich<br />
kennenlernen. Wichtig ist für mich aber auch,<br />
Diskussionen zu begrenzen, denn irgendwann<br />
s<strong>in</strong>d alle Argumente genannt. Dann<br />
steht die Entscheidung an.<br />
Wie gestalten Sie die Beziehungen zu Ihren<br />
Mitarbeitern?<br />
Ich trenne sehr deutlich Privates und<br />
Berufliches. Ich weiß nicht, ob das unbed<strong>in</strong>gt<br />
se<strong>in</strong> muss. Aber mir hilft es, e<strong>in</strong>e Beziehung<br />
aus e<strong>in</strong>er guten und professionellen Distanz<br />
aufzubauen. Das irritiert vielleicht manche<br />
Mitarbeiter. Aber je länger sie mich kennen,<br />
umso mehr können sie diese Form <strong>der</strong> Beziehung<br />
akzeptieren o<strong>der</strong> sogar wertschätzen.<br />
Wie gehen Sie vor, wenn Sie bei Mitarbeitern<br />
Defizite erkennen?<br />
Wichtig f<strong>in</strong>de ich, offen und ehrlich zu<br />
kommunizieren. Gerade auch, wenn ich bei<br />
Mitarbeitern Defizite erkenne, spreche ich<br />
diese offen an. Aber nicht anklagend, son<strong>der</strong>n<br />
so, dass ich versuche, Impulse zu setzen, Ent-<br />
wicklungen anzustoßen. Damit habe ich gute<br />
Erfahrungen gemacht. Langfristig führt das<br />
dazu, dass die Mitarbeiter sich zunehmend<br />
selber trauen, Lernbedarfe anzumelden. Wichtig<br />
ist, dass sie die Verantwortung für ihr Tun<br />
behalten.<br />
Möglichst selbstständig und eigenverantwortlich<br />
arbeitende Mitarbeiter wünscht sich wohl jede<br />
<strong>Führung</strong>skraft. Welche Erfahrungen haben Sie<br />
<strong>in</strong> Ihrer <strong>Führung</strong>spraxis mit dieser Thematik<br />
gemacht?<br />
Man kann die Mitarbeiter nicht ݟber e<strong>in</strong>en<br />
Kamm scheren‹. Will ich gut führen, muss ich<br />
mich auf die Mitarbeiter e<strong>in</strong>stellen. Grundsätzlich<br />
ist mir wichtig, dass die Mitarbeiter<br />
ihr Potenzial e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen können, dass sie<br />
so weit wie möglich selbstständig arbeiten<br />
können. Wenn es klappt, dann kann ich<br />
den nächsten Schritt gehen und noch mehr<br />
Verantwortung übertragen. Aber auch <strong>in</strong> die<br />
an<strong>der</strong>e Richtung: Wenn es nicht klappt, Mitarbeiter<br />
überfor<strong>der</strong>t s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> Verantwortung<br />
nicht wahrnehmen können o<strong>der</strong> wollen, muss<br />
ich e<strong>in</strong>en Schritt zurückgehen.<br />
Was sollte e<strong>in</strong>e gute <strong>Führung</strong>skraft <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong><br />
noch mitbr<strong>in</strong>gen?<br />
Die D<strong>in</strong>ge sachlich und gerecht betrachten<br />
zu können und aufgeschlossen zu se<strong>in</strong> für die<br />
Argumente <strong>der</strong> Mitarbeiter. Sich nicht unter<br />
Druck setzen zu lassen und damit eigene<br />
Emotionen möglichst im Griff zu haben.<br />
Denn wenn Sie als <strong>Führung</strong>skraft unter Druck<br />
geraten, werden Sie von Ihren Emotionen<br />
gesteuert. Das führt meist dazu, dass Sie<br />
unbesonnen handeln, zu früh ›loslegen‹ o<strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong>fach selber ›kopflos‹ werden.<br />
<strong>Gute</strong> <strong>Führung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong><br />
Was bedeutet ›Wertschätzung‹ für Sie?<br />
Ich versuche, den Mitarbeitern mit e<strong>in</strong>er<br />
wertschätzenden Haltung zu begegnen.<br />
Wichtig f<strong>in</strong>de ich, dass ich mich wirklich für<br />
die Mitarbeiter <strong>in</strong>teressiere. Damit me<strong>in</strong>e ich<br />
nicht, private Geschichten zu erzählen. Für<br />
mich bedeutet, Mitarbeiter wertzuschätzen,<br />
wenn ich mich für ihre Potenziale <strong>in</strong>teressiere,<br />
ihre Me<strong>in</strong>ung zu fachlichen Themen ernsthaft<br />
anhöre und wenn ich den Mitarbeiter<br />
unterstütze, sich noch weiterzuentwickeln.<br />
Auf diesem Weg wächst langsam auch das<br />
Vertrauen, persönliche Themen anzusprechen<br />
und sich näher kennenzulernen. Das ist me<strong>in</strong>e<br />
Art zu führen. Damit habe ich bislang gute<br />
Erfahrungen gemacht.<br />
Machen Sie alles mit sich selber aus o<strong>der</strong> gibt<br />
es auch für Sie Orte, wo Sie sich von an<strong>der</strong>en<br />
Unterstützung holen?<br />
Ich habe gelernt, mir selber Unterstützung<br />
zu holen durch Coach<strong>in</strong>g o<strong>der</strong> kollegiale<br />
Beratung, wenn ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Frage nicht<br />
weiterkomme. Ich brauche immer wie<strong>der</strong> die<br />
Reflexion und den Blick von außen auf me<strong>in</strong>e<br />
<strong>Führung</strong>stätigkeit.<br />
Können Sie uns noch e<strong>in</strong> ›Erfolgsgeheimnis‹<br />
verraten?<br />
Kont<strong>in</strong>uität ist wichtig. Geplant vorzugehen.<br />
E<strong>in</strong>en langen Atem haben und D<strong>in</strong>ge, die<br />
man für wichtig hält auch konsequent umsetzen.<br />
Damit wird man auch für die Mitarbeiter<br />
berechenbar. Nichts ist schlimmer, als immer<br />
wie<strong>der</strong> neue D<strong>in</strong>ge anzufangen und nichts<br />
zu Ende zu br<strong>in</strong>gen. Damit unterm<strong>in</strong>iert man<br />
die Motivation <strong>der</strong> Mitarbeiter ganz entscheidend.<br />
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