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Annette Leos Motiv, diese biographische Untersuchung zu schreiben, ist schon erwähnt<br />

wor<strong>de</strong>n. Wie beantwortet sie am En<strong>de</strong> ihre Fragen? <strong>Wolfgang</strong> <strong>Steinitz</strong>’ Verhältnis<br />

zur kommunistischen Bewegung bleibt ein „Rätsel“. Leo resümiert auf <strong>de</strong>r<br />

letzten Seite ihrer Abhandlung (S. 354): „Vielleicht war es das Rätsel, das er selbst<br />

nicht lösen wollte, eine Frage, die offen bleiben musste, weil er keine Antwort darauf<br />

zuließ. [...] Seinem Schwiegersohn Jochen Schädlich soll er geraten haben, nie in diese<br />

Partei [SED] einzutreten, eine Äußerung, die immerhin <strong>de</strong>utlich ist. Er selbst aber<br />

vollführte bis zum Schluss seinen Balance-Akt zwischen Geist und Macht, zwischen<br />

Gläubigkeit und intellektueller Autonomie, zwischen I<strong>de</strong>al und Wirklichkeit.“<br />

Mag sein, daß die Autorin mit diesen fast sentimental geratenen und in die Diktion<br />

<strong>de</strong>r Nach-Wen<strong>de</strong>-Zeiten passen<strong>de</strong>n Zeilen ein wesentliches Moment trifft. Informativer<br />

und konkreter ist ihre Schil<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Vita <strong>Steinitz</strong>’, ausgehend von Kindheit<br />

und Jugend in Breslau, seinem Studium in Berlin, seiner Berührung mit <strong>de</strong>r Jugendbewegung<br />

und seinem frühen Interesse für Finnland. In <strong>de</strong>n zwanziger Jahren geht<br />

er auf die kommunistische Seite über, 1928 ist er Assistent am Ungarischen Institut in<br />

Berlin. Erwähnt wird ein geheimer kommunistischer Auftrag (S. 66 f.). 1929 ist er als<br />

Agitpropleiter für Thälmann aktiv, wird nach <strong>de</strong>m „Blutmai“ verhaftet. Ab 1929 reist<br />

er nach Finnland, Tallinn, Riga, übersetzt. Seine Dissertation erscheint 1934 in Finnland.<br />

1933/1934 leistet <strong>Steinitz</strong> illegale Arbeit für die KPD, En<strong>de</strong> 1934 gelangt er, mit<br />

Erlaubnis <strong>de</strong>r Berliner Parteileitung, nach Leningrad. Leo vermutet Aufträge für einen<br />

sowjetischen „Geheimdienst“ (S. 110, 114), um welchen es sich han<strong>de</strong>lt, konnte<br />

nicht geklärt wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Sowjetunion konnte er über drei Jahre auch wissenschaftlich<br />

arbeiten, und mit Glück konnte er sie im November 1937 über Estland<br />

Richtung Schwe<strong>de</strong>n verlassen. Das Kapitel „Die schwedischen Jahre (1937–1945)“ ist,<br />

ohne daß dies auf <strong>de</strong>r Titelseite o<strong>de</strong>r im Impressum vermerkt wird, von Michael F.<br />

Scholz verfaßt. Auch Scholz weist auf geheime kommunistische Aufträge hin, Konkretes<br />

läßt bzw. ließ sich nicht sagen (S. 154, 172). Immerhin wur<strong>de</strong> <strong>Steinitz</strong> zur Last<br />

gelegt, sowjetischer Spion zu sein. Aktiv war er nicht nur in <strong>de</strong>r KPD-<br />

Auslandsorganisation, son<strong>de</strong>rn auch in <strong>de</strong>r Emigrantenselbsthilfe, in <strong>de</strong>r schriftstellerisch-kulturellen<br />

Bewegung und für das Nationalkomitee Freies Deutschland. Allgemein<br />

wird er von Scholz als „unermüdliche[r] Sowjetpropagandist“ (S. 177) charakterisiert.<br />

Seinem Antrag auf Remigration wur<strong>de</strong> vom sowjetischen Gesandten und<br />

von <strong>de</strong>r KPD-Leitung stattgegeben. Im Januar 1946 kommt <strong>Steinitz</strong> nach Berlin<br />

(S. 214 ff.). Er wird zum Professor ernannt und entfaltet eine reiche und fruchtbare<br />

Tätigkeit – dazu ist schon oben einiges angemerkt wor<strong>de</strong>n. Chruschtschows sog. Geheimre<strong>de</strong><br />

versetzte ihm einen Schlag, tagelang war er krank (S. 283: „Mein Mann war<br />

von diesem Moment an ein sehr kritischer Mensch“). Konflikte mit <strong>de</strong>r SED-Führung<br />

– er hatte auch Kontakte z. B. mit Bloch und Havemann – lassen ihn einen „Kniefall<br />

vor <strong>de</strong>m Politbüro“ vollziehen (S. 299 f.). Zu solchen zentralen Punkten <strong>de</strong>r Darstellung<br />

wür<strong>de</strong> man gern authentische Texte von <strong>Steinitz</strong> lesen, zumin<strong>de</strong>st längere und<br />

konsistente Auszüge aus Re<strong>de</strong>n, Vorträgen, Briefen o<strong>de</strong>r Notizen.<br />

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