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Das Magazin für Abenteuer in Der Stadt und Wildnes

W herein enn mich das Schneeschippgeräusch meines Nachbarn am Morgen weckt, ist der Antrieb da! Schneller als sonst sitze ich beim Frühstück und zack – bin ich draußen. Flocken, die liegen bleiben! Nun ist man hier im hohen Norden der Republik nicht sonderlich oft von der weißen Pracht umgeben. Und überhaupt, Berge gibt’s hier doch sowieso keine, höre ich immer wieder. Tatsächlich aber sind es doch die kleinen Dinge, die ausreichen, um großes Vergnügen zu bereiten. Wie gerade am Bungsberg, 168 majestätische Meter über null, wo Deutschlands nördlichste „Skiliftanlage“ und die steilen Felder der Holsteinischen Schweiz viele raus aus ihren Häusern locken.

W herein enn mich das Schneeschippgeräusch meines Nachbarn am Morgen weckt, ist der Antrieb da! Schneller als sonst sitze ich beim Frühstück und zack – bin ich draußen. Flocken, die liegen bleiben! Nun ist man hier im hohen Norden der Republik nicht sonderlich oft von der weißen Pracht umgeben. Und überhaupt, Berge gibt’s hier doch sowieso keine, höre ich immer wieder. Tatsächlich aber sind es doch die kleinen Dinge, die ausreichen, um großes Vergnügen zu bereiten. Wie gerade am Bungsberg, 168 majestätische Meter über null, wo Deutschlands nördlichste „Skiliftanlage“ und die steilen Felder der Holsteinischen Schweiz viele raus aus ihren Häusern locken.

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nachgefragt<br />

waS faSz<strong>in</strong>iert dicH So am ewigen eiS? <strong>Das</strong> war immer<br />

der große weiße Fleck auf der landkarte. Als ich mit den Ex-<br />

peditionen angefangen habe, fuhr ke<strong>in</strong> Mensch nach Grön-<br />

land. Ende der 70er-Jahre war Grönland so weit entfernt<br />

wie der Mond. Zu diesem Zeitpunkt gab es ganz wenige<br />

Expeditionen <strong>in</strong> die Arktis. Als ich zum ersten Mal dort war,<br />

hat mich die landschaft sofort <strong>in</strong> ihren Bann geschlagen.<br />

de<strong>in</strong>e expeditionen wirken auf auSSenSteHende extrem.<br />

waS treiBt dicH an, dicH immer wieder den Strapazen<br />

SolcHer unterneHmungen auSzuSetzen? Es ist nicht die<br />

Suche nach Gefahren, aber ich mag dieses unmittelbare<br />

Erlebnis. Wenn wir mit dem Segelschiff durchs Eis fahren,<br />

wissen wir: Wenn wir e<strong>in</strong>en Fehler machen, dann kostet<br />

uns das unser Schiff <strong>und</strong> vielleicht noch mehr. Diese Unmit-<br />

telbarkeit des Erlebnisses ist es, die ich suche. Heute stellt<br />

sich nicht mehr die Frage, ob ich zum Nordpol komme. Es<br />

stellt sich die Frage: Wie komme ich dah<strong>in</strong>? Deshalb mag<br />

ich auch nicht diesen Extremtourismus, zum Beispiel bis<br />

100 Kilometer an den Nordpol zu fliegen, das letzte Stück<br />

mit viel Brimborium zurückzulegen <strong>und</strong> zu sagen: Ich b<strong>in</strong><br />

am Nordpol gewesen. <strong>Das</strong> ist ke<strong>in</strong>e Nordpol-Expedition,<br />

sondern <strong>in</strong> dem Fall e<strong>in</strong>e touristische Dest<strong>in</strong>ation. Wenn es<br />

um das Naturerlebnis <strong>und</strong> -verständnis geht, kann es auch<br />

der Brocken im Harz se<strong>in</strong>. Man muss mit den Aufgaben<br />

wachsen. Wenn ich merke, dass ich es mental <strong>und</strong> physisch<br />

nicht leisten kann, dann liegt me<strong>in</strong> persönlicher Nordpol<br />

woanders. Es geht darum, den E<strong>in</strong>klang zu f<strong>in</strong>den mit sich,<br />

se<strong>in</strong>em Vermögen <strong>und</strong> dem Naturerlebnis.<br />

waS zieHSt du <strong>für</strong> dicH perSönlicH auS de<strong>in</strong>en expe-<br />

ditionen <strong>und</strong> dem leBen im freien? Es ist <strong>für</strong> mich e<strong>in</strong><br />

permanenter lernprozess, besonders im Zusammenle-<br />

ben <strong>und</strong> Zusammenarbeiten mit Menschen auf engstem<br />

Raum. Gerade e<strong>in</strong> Schiff ist e<strong>in</strong> Mikrokosmos, wo ke<strong>in</strong>er<br />

weg kann <strong>und</strong> wo man 24 St<strong>und</strong>en mite<strong>in</strong>ander lebt <strong>und</strong><br />

arbeitet. Dieses besondere Zusammense<strong>in</strong> setzt besondere<br />

76 raus-magaz<strong>in</strong> 4 / 2012<br />

Persönlichkeiten voraus. Es macht mir Spaß, so e<strong>in</strong> Team<br />

zu führen, da ich gern mit Menschen zusammenarbeite.<br />

Dabei lerne ich pausenlos.<br />

waS Bedeutet dir daS leBen im freien? <strong>Das</strong> Draußen-<br />

leben ist <strong>für</strong> mich etwas ganz Selbstverständliches. Ich<br />

wollte nie aussteigen. Wenn ich jedoch hier fünf Monate<br />

gelebt <strong>und</strong> gearbeitet habe, muss ich raus. Dann brau-<br />

che ich den Szenenwechsel, wo ich mich unterordnen<br />

muss <strong>in</strong> die Natur. Die Natur macht die Vorgaben, <strong>und</strong><br />

ich lebe mit ganz wenigen schlichten Mitteln. Da<strong>für</strong> lebe<br />

<strong>und</strong> erlebe ich ganz <strong>in</strong>tensiv <strong>und</strong> spüre, wer<br />

ich b<strong>in</strong>. Mit kalten Händen, Hunger <strong>und</strong> Mü-<br />

digkeit oder mit Glücksmomenten, weil man<br />

bestimmte Sachen erlebt. Wenn ich e<strong>in</strong> paar<br />

Monate draußen gewesen b<strong>in</strong>, freue ich mich<br />

wieder auf das leben hier, zu arbeiten, zu le-<br />

ben, auf das kulturelle leben, die Menschen, die mir hier<br />

etwas bedeuten. Dadurch, dass man diese Wechselseitig-<br />

keit hat, weiß man immer das andere, was gerade nicht<br />

da ist, zu wertschätzen. Ich möchte weder das e<strong>in</strong>e noch<br />

das andere ausschließlich machen; ich möchte beides.<br />

WEITERE INFOS UNTER www.arved-fuchs.de<br />

„mir geht es nicht<br />

um rekorde, sondern<br />

um den <strong>in</strong>halt.“<br />

Foto www.exPeditioNsmaLer.de – raiNer uLLrich<br />

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