Gutachten zur Abwehr von Vögeln in der ... - Starenabwehr
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Diskussion Seite 83<br />
größeren Starene<strong>in</strong>flügen wie beispielsweise <strong>in</strong> den Jahren 1995 und 1996 (SLFA NEUSTADT<br />
1997). Trotz <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Entspannung <strong>der</strong> Starensituation kommt es nach wie vor zu<br />
e<strong>in</strong>zelbetrieblich erheblichen Problemen und Ertragse<strong>in</strong>bußen. Sie treten <strong>in</strong> <strong>der</strong> späteren<br />
Traubenerntephase o<strong>der</strong> bei höherwertigen Sorten, die <strong>zur</strong> Erzeugung <strong>von</strong> Prädikatswe<strong>in</strong>en<br />
bestimmt s<strong>in</strong>d, auf. Dies könnte folgende Ursachen haben. Seit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> 1980er Jahre<br />
wurde das Ernteverfahren <strong>in</strong> ebenen weitläufigen We<strong>in</strong>anbauflächen (z.B. Rhe<strong>in</strong>hessen)<br />
zunehmend auf Vollerntemasch<strong>in</strong>en umgestellt. Der Effekt, dass die dortige We<strong>in</strong>lese<br />
erheblich beschleunigt wurde und <strong>in</strong> den <strong>der</strong>art bearbeiteten Flächen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel Ende<br />
Oktober (HILL 2002, mündl.) abgeschlossen ist, könnte die nutzbaren Nahrungsressourcen<br />
für Stare verän<strong>der</strong>t und verschoben haben. In <strong>der</strong> Folge wird <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> ab Mitte<br />
Oktober (vgl. Abb. 1) e<strong>in</strong>treffenden Stare mit e<strong>in</strong>em anwachsenden Nahrungsengpass<br />
konfrontiert. Im Umkehrschluss bed<strong>in</strong>gt <strong>der</strong> rasche Entzug <strong>von</strong> großflächig verfügbaren<br />
Nahrungsgrundlagen e<strong>in</strong>e räumliche Konzentration <strong>von</strong> (noch) nutzbaren Kulturen. Zu<br />
Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Ernte ist <strong>der</strong> Fraßdruck auf <strong>der</strong> Gesamtfläche eher ger<strong>in</strong>g. Die Stare können<br />
zwischen e<strong>in</strong>er hohen Anzahl verfügbarer Nahrungsflächen wählen, so dass die dort<br />
e<strong>in</strong>fallenden Starentrupps vermutlich eher kle<strong>in</strong> bleiben. Fehlt o<strong>der</strong> mangelt es im regionalen<br />
Umfeld an nutzbaren Nahrungsressourcen, erhöht sich <strong>der</strong> Fraßdruck auf die e<strong>in</strong>zelnen<br />
Rebflächen und durch die anwachsenden Starenschwärme. In <strong>der</strong> Folge werden späte und<br />
höherwertige Sorten stärker geschädigt (SOMERS & MORRIS 2002).<br />
Die bekannten Fälle, bei denen Fraßschäden zu wesentlichen Ertrags- und<br />
E<strong>in</strong>kommense<strong>in</strong>bußen geführt haben, lassen sich monokausal nicht begründen. Sie wurden<br />
durch verschiedene, stellenweise auch menschlich bed<strong>in</strong>gte Faktoren begünstigt (vgl. Kap<br />
5.1). Wie die Berichte aus dem Jahr 1996 verdeutlichen (SLFA NEUSTADT 1997), führten<br />
fehlende o<strong>der</strong> unwirksame <strong>Abwehr</strong>methoden, überdurchschnittlich <strong>in</strong>dividuenreiche<br />
Starentrupps, e<strong>in</strong>e witterungsbed<strong>in</strong>gte Reifeverzögerung <strong>der</strong> Trauben und die damit<br />
gegebene zeitliche Überlagerung erntereifer Früchte und kopfstarker Starengesellschaften<br />
zu den erheblichen Schädigungen. In <strong>der</strong>artigen Situationen wäre die Erfassung und<br />
Dokumentation <strong>von</strong> Fraßschäden för<strong>der</strong>lich, woraus sich genauere Aussagen zum<br />
großräumlichen Auftreten, <strong>zur</strong> Zeitnutzung, zu beson<strong>der</strong>s gefährdeten Anbaubereichen und<br />
zu kle<strong>in</strong>räumigen Präferenzen (Mikrohabitate und bevorzugten Kultursorten) ableiten ließen<br />
(vgl. SOMERS & MORRIS 2002). Mit Hilfe gut-achterlicher Schätzungen und exakter monetärer<br />
Bilanzierungen könnten Modelle und Prognosen über zu erwartende Schäden und<br />
Schadensschwerpunkte <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>zur</strong> Starenzahl und Ertragslage/-vorhersage erstellt<br />
werden. Darüber h<strong>in</strong>aus ließen sich die Ergebnisse nutzen, neue Ansätze für e<strong>in</strong><br />
Starenmanagement mit gezielten und effizienteren <strong>Abwehr</strong>maßnahmen zu entwickeln<br />
(SOMERS & MORRIS 2002).