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IFT-Berichte Bd. 116

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Kraus, Shaw, Augustin & Ritz, Analyse der Drogentodesfälle in Bayern<br />

Drogentod nach Phasen der Abstinenz. Bei der Betrachtung von Serumkonzentration<br />

und Todesursache ist zu berücksichtigen, dass die Konzentration alleine wenig aussa-<br />

gekräftig ist (Schmidt-Kittler & von Meyer, 2000). Zu berücksichtigen sind die<br />

individuelle Opiattoleranz, die nach Haftstrafen, Entgiftungen und<br />

Entwöhnungsbehandlungen aufgehoben ist, und die Interaktion mit anderen Drogen.<br />

Nach fünf Tagen ohne Opiateinnahme ist davon auszugehen, dass eine bestehende<br />

Opiattoleranz aufgehoben ist (BAS, 1999). Bei knapp 50% der untersuchten<br />

Drogentoten konnte in den letzten drei Monaten vor Drogentod eine Abstinenzphase<br />

beobachtet werden. Dieser hohe Anteil, der bei der Betrachtung des Zeitraums von bis<br />

zu vier Wochen vor Drogentod noch 22% beträgt, weist deutlich auf einen<br />

Zusammenhang zwischen reduzierter bzw. aufgehobener Opiattoleranz und letaler<br />

Überdosierung hin. In wie weit letale Intoxikationen im Zusammenhang mit<br />

aufgehobener Opiattoleranz gegenüber den Vorjahren zugenommen haben, muss<br />

offen bleiben.<br />

Vergleich mit Daten aus Bremen. Für einen Vergleich der Entwicklung der Drogento-<br />

deszahlen sowie der Hintergrundinformation in Bremen mit den Erkenntnissen aus<br />

Bayern stehen Daten von 19991/92 (Heckmann et al, 1993), 1998 und 1999 (Bartling &<br />

Guba, 2000) zur Verfügung. In Bremen ist die absolute Zahl der Drogentoten von 1997<br />

(n=43) auf 1999 (n=64) um 49% gestiegen. Der Anteil der Verstorbenen, die sich vor<br />

Drogentod aktuell in einer Substitutionsbehandlung befanden ist von 13% in 1991/92<br />

auf 48% in 1999 gestiegen. Ebenso hat die Erreichbarkeit der Verstorbenen durch das<br />

Drogenhilfesystem zugenommen. Der Anteil der vor Drogentod vom Drogenhilfesystem<br />

Betreuten ist von 37% in 1991/92 auf 50% in 1999 gestiegen. Gleichzeitig hat der An-<br />

teil der Personen, bei denen krisenhafte Situationen vor Drogentod auftraten im glei-<br />

chen Zeitraum von 36% auf 45% zugenommen. Diese Entwicklung ist durchaus in Ü-<br />

bereinstimmung mit der in Bayern. Deutlich höhere Belastungszahlen finden sich je-<br />

doch in Bremen in Bezug auf somatische Begleiterkrankungen sowie psychische Stö-<br />

rungen. Der Anteil HIV/AIDS Infektionen wird mit 17% bei männlichen Drogentoten und<br />

66% bei weiblichen Drogentoten angegeben. Erkrankungen mit Hepatitiden werden mit<br />

96% bei Männern und 77% bei Frauen berichtet. Psychische Störungen lagen bei 60%<br />

der Männer und 88% der Frauen vor. Aus den Erfahrungen in Bayern zeigt sich, dass<br />

die Prävalenzwerte Minimalschätzungen darstellen, da sich die Angaben zu psychi-<br />

schen Störungen nur in wenigen Fällen auf diagnostische Kriterien wie ICD oder DSM<br />

beziehen. Die Daten sind daher vorsichtig zu interpretieren und es ist davon auszuge-<br />

hen, dass ein Großteil der Störungen nicht erkannt wird (Krausz, Verthein & Degkwitz,<br />

2000).

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