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Cologne Economic History Paper 01-2007 - Universität zu Köln

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<strong>Cologne</strong> <strong>Economic</strong> <strong>History</strong> <strong>Paper</strong> <strong>01</strong>-<strong>2007</strong> 15<br />

kies und Vitriolerz gefördert, in Giehren bei Fleinsberg gab es einen bescheidenen Zinnbergbau und im Waldenburger<br />

Revier wurde nach Blei und Silber gegraben. Die alten, ehemals bedeutenden Bergstädte betrieben<br />

den Bergbau nur noch <strong>zu</strong>m Schein, um ihre Privilegien als Bergstädte nicht <strong>zu</strong> verlieren. Bei Waldenburg<br />

und in der Grafschaft Glatz wurde Steinkohle abgebaut, im Fürstentum Neiße gab es Vitriolgräberei, bei<br />

Tarnowitz eine Galmeigewinnung und an zahlreichen anderen Orten verstreut die Gewinnung von Raseneisenerz<br />

und Eisenstein. Beim Übergang der Provinz an Preußen wurden 25 Bergwerke gezählt, davon allerdings<br />

19 Steinkohlenbergwerke, höchstens vier davon in Oberschlesien. 112<br />

Im späteren oberschlesischen Kernrevier, im Bereich des Zabrze-Myslowitzer-Haupt<strong>zu</strong>ges des Steinkohlengebirges<br />

mit den mächtigen Sattelflözen, begann eine fachgerechte Erschließung der Lagerstätten erst relativ<br />

spät. In Oberschlesien soll 1750 auf der Brandenburggrube bei Ruda die erste Steinkohle bergmännisch gewonnen<br />

worden sein, 113 obschon eine einfache Steinkohlengräberei schon weitaus früher belegt ist. 114 Die<br />

bergmännische Erschließung der Steinkohlegrube Emanuelssegen in Pleß, die häufig als erste derartige Grube<br />

genannt wird und deren Beginn irrtümlich auf 1754 festgelegt wurde, lässt sich nach neueren Forschungsergebnissen<br />

erst auf 1768 datieren, 115 d.h. sie entstand erst nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges.<br />

Ein blühender Bergbau in Schlesien existiert also beim Übergang der Provinz an Preußen noch nicht. Während<br />

der Erzbergbau gänzlich daniederlag, befand sich der Steinkohlebergbau höchstens in seinen Anfängen.<br />

Zudem lag das Hauptfördergebiet auch noch in Niederschlesien. „In den riesigen Steinkohlenanlagen Oberschlesiens<br />

gab es damals noch keinen `Bergbau`.“ 116 Für dessen Entwicklung war <strong>zu</strong>nächst eine angemessene<br />

Bergordnung eine wichtige Vorausset<strong>zu</strong>ng. Am 6. Juni 1769 trat die „Revidierte Bergordnung für das<br />

souveräne Herzogtum Schlesien und die Grafschaft Glatz“ per königlichem Erlass in Kraft, 117 die auf eine<br />

einheitliche Ordnung für den Bergbau und die Aufhebung aller bestehenden Spezialgesetze zielte. Dies betraf<br />

insbesondere das Bergregal des Königs betreffend die Steinkohlen, da ein Teil der Grundherren hier Privilegien<br />

besessen hatten, die das Regal des Königs in Frage stellten, 118 und die Frage ob sich diese auch auf<br />

den Erzbergbau bezog. 119 Ebenfalls wurde wie im übrigen Preußen eine eigenständige Bergbauverwaltung<br />

geschaffen und deren Befugnisse aus dem Zuständigkeitsbereich der Kriegs- und Domänenkammern gelöst.<br />

120<br />

Die Geschichte der Eisenindustrie reicht in Schlesien weit in die Vergangenheit <strong>zu</strong>rück. 1328 soll ein erster<br />

Eisenhammer bei Freiwaldau 121 gestanden und 1365 ein Luppenfeuer bei Tarnowitz existiert haben; 122 bis ins<br />

15. und 16. Jahrhundert lassen sich zahlreiche weitere Eisenhämmer- und hütten an den Flüssen und Bächen<br />

112 Schmeißer, Vergangenheit (1911), 731-752, hier: 738. Es handelte sich um fünf Kupfer- und Arsenikbergwerke, zwölf<br />

Steinkohlegruben in der Grafschaft Glatz, drei bei Beuthen und Ruda, eine in der Grafschaft Pleß und eine Galmeigrube bei Deutsch-<br />

Piekar. Tätig waren dort insgesamt nur 247 Personen.<br />

113 Schmeißer, Vergangenheit (1911), 739; vgl. auch Kuhn, Siedlungsgeschichte (1954), 235.<br />

114 Vgl. <strong>zu</strong> den Problemen der Datierung Skibicki, Industrie (2002), 72f. und 84f.<br />

115 Skibicki, Industrie (2002), 85.<br />

116 Treue, Wirtschafts- und Technikgeschichte (1984), 60.<br />

117 Schmeißer, Vergangenheit (1911), 739f.<br />

118 Zu den Privilegien im einzelnen Rynsch, Erwerb (1871), 136-152.<br />

119<br />

Bis dahin bestanden außerordentlich vielfältige Rechtsverhältnisse in Schlesien. Die Iglauer Bergordnung aus Böhmen, ebenso wie<br />

die Kultenberger Bergordnung, die um 1300 von König Wenzel erlassen worden war, wie auch die Joachimsthaler Bergordnung von<br />

1548 galten als subsidiares Recht, vgl. Schmeißer, Vergangenheit (1911), 737.<br />

120<br />

Formberg, Entwicklung (1913), 697-730; Schulz-Briesen, Staatsbergbau (1933), insbes. Bd. 1, 55f.; Büchel, Rechts- und<br />

Sozialgeschichte (1941).<br />

121<br />

Kuhn, Siedlungsgeschichte (1954), 155.<br />

122 Schmeißer, Vergangenheit (1911), 737.

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