Broschüre: "Mach mal Zukunft"
Broschüre: "Mach mal Zukunft"
Broschüre: "Mach mal Zukunft"
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ihr könnt diese und weitere Materialien bestellen bei:<br />
Arbeitsgemeinschaft der<br />
Evangelischen Jugend<br />
in Deutschland e.V. (aej)<br />
Otto-Brenner-Straße 9<br />
30159 Hannover<br />
Telefon: 0511 1215-167<br />
Fax: 0511 1215-267<br />
cg@aej-online.de<br />
www.evangelische-jugend.de<br />
Brot für die Welt<br />
Zentraler Vertrieb<br />
Postfach 101142<br />
70010 Stuttgart<br />
Telefon: 0711 2159-777<br />
Fax: 0711 7977502<br />
vertrieb@diakonie.de<br />
www.brot-fuer-die-welt.de<br />
Evangelischer<br />
Entwicklungsdienst e.V.<br />
Öffentlichkeitsreferat<br />
Ulrich-von-Hassell-Straße 76<br />
53123 Bonn<br />
Telefon: 0228 81 01-0<br />
Fax: 0228 8101-160<br />
vertrieb@eed.de<br />
www.eed.de<br />
Gestaltung:<br />
www.dieprojektoren.de, Berlin<br />
Druck:<br />
ZB! Kunstdruck und grafi sche<br />
Innovationsgesellschaft mbH.<br />
Hannover, Berlin, Bonn,<br />
Stuttgart, 2009<br />
Zukunft fair teilen<br />
Herausgeber:<br />
BUNDjugend<br />
Am Köllnischen Park 1A<br />
10179 Berlin<br />
Telefon: 030 27586-50<br />
Fax: 030 275 86-55<br />
bundjugend@bund.net<br />
www.bundjugend.de<br />
Arbeitsgemeinschaft A<br />
der evangelischen Jugend in<br />
Deutschland (aej), BUNDjugend, Brot für die Welt,<br />
Evangelischer Entwicklungsdienst e.V.<br />
Internet:<br />
www.evangelische-jugend.de<br />
www.bundjugend.de<br />
www.brot-fuer-die-welt.de<br />
www.eed.de<br />
www.zukunftsfaehiges-deutschland.de<br />
Bildnachweis:<br />
DIE.PROJEKTOREN, Bilder BUNDjugend (Jörg<br />
Farys, www.dieprojektoren.de), Birgit Weindl,<br />
Madeleine Dietz, Fotolia (arnowssr, 2jenn,<br />
Kaarsten, Kseniya Abramova, Ralf Kraft, Scott<br />
Hancock, Marek, Surrender, Ulrich Willmünder,<br />
utfl ytter, Yuri Arcurs, kernel), Pixelio (manwalk,<br />
Rike-mad-max, wrw), photocase (secrets)<br />
Redaktionsteam:<br />
Katja Breyer (verantwortlich), Hans-Heiner Heuser,<br />
Veit V Laser, Johannes Küstner, Gert Sanders, Anke<br />
Schütze<br />
Autor(inn)en:<br />
A<br />
Katja Breyer (EED), Michael Frein (EED), Andreas<br />
Joppich, J Veit Laser (aej), Birgit Weindl<br />
Lektorat:<br />
Andreia A dos Santos, DIE.PROJEKTOREN<br />
Art. Nr. 117110030<br />
<strong>Mach</strong> <strong>mal</strong><br />
Zukunft!<br />
>> Eine Aktionsmappe für die Jugendarbeit zur Studie<br />
„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“
Die Einfuhrung<br />
>> in die Aktionsmappe „<strong>Mach</strong> <strong>mal</strong> Zukunft!“, erstellt für die Jugendarbeit zur<br />
Studie „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />
Einf hrung<br />
WORUM GEHT´S?<br />
in der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland in einer<br />
globalisierten Welt“<br />
DIE AKTIONSMAPPE „MACH MAL ZUKUNFT!“<br />
Ideen zum Mitdenken – Einmischen – Loslegen!<br />
KONSUM – Heft 1<br />
Besser – Anders – Weniger<br />
AKTIONSTIPPS<br />
„NICHTS“ verkaufen<br />
Konsumkritischer Stadtrundgang<br />
SPIELETIPP<br />
Kleidungs-Pferderennen<br />
IHR KÖNNT HANDELN!<br />
Tipps für das eigene Leben<br />
GUTE ARGUMENTE!<br />
Mitmischen – Mitreden<br />
WORUM GEHT´S?<br />
Fakten und Zusammenhänge – in 5 Minuten<br />
ZUM THEMA KONSUM<br />
Ansehen, Informieren, Nachlesen<br />
WELTHANDEL – Heft 2<br />
Gerechte Regeln braucht die Welt<br />
AKTIONSTIPP<br />
Unfaire Sportwettbewerbe<br />
SPIELETIPPS<br />
Unfaire Gesellschaftsspiele<br />
Bamboleo<br />
IHR KÖNNT HANDELN!<br />
Tipps für das eigene Leben<br />
GUTE ARGUMENTE!<br />
Mitmischen – Mitreden<br />
WORUM GEHT´S?<br />
Fakten und Zusammenhänge – in 5 Minuten<br />
ZUM THEMA WELTHANDEL<br />
Ansehen, Informieren, Nachlesen<br />
KLimawandel – Heft 3<br />
Solarparty statt Klimachaos<br />
AKTIONSTIPP<br />
Klima-Walk<br />
Solarparty und Klimacheck<br />
SPIELETIPP<br />
Wen es trifft – Die Folgen des Klimawandels<br />
IHR KÖNNT HANDELN!<br />
Tipps für das eigene Leben<br />
GUTE ARGUMENTE!<br />
Mitmischen – Mitreden<br />
WORUM GEHT´S?<br />
Fakten und Zusammenhänge – in 5 Minuten<br />
ZUM THEMA KLIMAWANDEL<br />
Ansehen, Informieren, Nachlesen<br />
ENERGIERESSOURCEN EN NERGIERESSOURCEN – Heft Heft 4<br />
Wer WWer<br />
bekommt bekommt b kommt was was was vom vom vom Kuchen? Kuc Kuchen?<br />
AKTIONSTIPP<br />
AK KTIONSTIPP<br />
Konfl Ko onfl ikt ikt um um Energieressourcen Energieressourcen – ein ein Geländespiel<br />
Geländespiel ell<br />
SPIELETIPP<br />
SPIELETIPP<br />
Energieverteilungsspiel<br />
Energieverteilungsspiel<br />
IHR IH HR KÖNNT KÖNNT HANDELN! HANDELN!<br />
Tipps Tipps T für für das das eigene eigene Leben Leben<br />
GUTE GUTE G ARGUMENTE!<br />
ARGUMENTE!<br />
Mitmischen Mitmischen – Mitreden Mitreden<br />
WORUM WORUM GEHT´S? GEHT´S?<br />
Fakten Fakten und und Zusammenhänge Zusammenhänge – – in in 5 5 Minuten Minuten<br />
ZUM ZUM THEMA THEMA ENERGIERESSOURCEN<br />
ENERGIERESSOURCEN<br />
Ansehen, Ansehen, A Informieren, Informieren, Nachlesen Nachlesen<br />
ERN ERN HRUNG HRUNG H – Heft Heft 5<br />
Neue Neue Rezepte Rezepte braucht braucht das das Land! Land!<br />
AKTIONSTIPPS<br />
AKTIONSTIPPS<br />
Neue Neue Rezepte Rezepte braucht braucht das das Land Land<br />
Nacht-Mahl<br />
Nacht-Mahl<br />
Über Über den den Tellerrand Tellerrand<br />
Das Das 1x1 1x1 der der Agroenergie<br />
Agroenergie<br />
SPIELETIPP<br />
SPIELETIPP<br />
Fischereiwirtschaft Fischereiwirtschaft – – wenn wenn alle alle zu zu viel viel wollen wollen<br />
und und einige einige noch noch mehr! mehr!<br />
IHR IHR KÖNNT KÖNNT HANDELN! HANDELN!<br />
Tipps Tipps für für das das eigene eigene Leben Leben<br />
GUTE GUTE ARGUMENTE!<br />
ARGUMENTE!<br />
Mitmischen Mitmischen – – Mitreden Mitreden<br />
WORUM WORUM GEHT´S? GEHT´S?<br />
Fakten Fakten und und Zusammenhänge Zusammenhänge – – in in 5 5 Minuten Minuten<br />
ZUM ZUM ZUM THEMA THEMA THEMA ERNÄHRUNG<br />
ERNÄHRUNG<br />
Ansehen, Ansehen, Informieren, Informieren, Nachlesen Nachlesen<br />
Zukunftsf Zukunftsf higkeit higkeit h –<br />
theologisch theologisch –<br />
k nstleriscH nstleriscH –<br />
informativ informativ – Heft Heft 6<br />
THEOLOGISCH<br />
THEOLOGISCH<br />
Anregungen Anregungen für für ein ein Gruppengespräch<br />
Gruppengespräch<br />
KÜNSTLERISCH<br />
KÜNSTLERISCH<br />
<strong>Mach</strong>en <strong>Mach</strong>en – – Schaffen Schaffen – – Gestalten Gestalten mit mit dem dem Material Material Erde Erde<br />
INFORMATIV<br />
INFORMATIV<br />
Podiumsdiskussion Podiumsdiskussion di sdiskussion organisieren<br />
organisieren<br />
organis<br />
service service – Heft Heft 7<br />
Was für fü eure Arbeit Arbeit wichtig wichtig ist ist<br />
MIT ZUKUNFTSFÄHIGKEIT SCHLAGZEILEN MACHEN!<br />
Pressearbeits-ABC<br />
ZUKUNFTSFAHIGKEIT MÖGLICH MACHEN!<br />
Hier gibt es Unterstützung für eure Arbeit<br />
<strong>Mach</strong> <strong>mal</strong> Zukunft! – Heft 8<br />
Besser – Anders – Weniger<br />
AKTIONSTIPP<br />
Zukunft anfangen! – „Besser – Anders – Weniger“!<br />
ZEITFENSTER<br />
Ein Blick in das Jahr 2022<br />
Inhalt Innnnnhaaaaalttttt
Worum geht´s?<br />
IN DER STUDIE „ZUKUNFTSFÄHIGES DEUTSCHLAND<br />
IN EINER GLOBALISIERTEN WELT“<br />
Für eilige Leser(innen)<br />
Anlass für diese Aktions- und Ideensammlung ist die Studie „Zukunftsfähiges<br />
Deutschland in einer globalisierten Welt“ 1 , die im Oktober<br />
2008 erschienen ist. Sie wurde von „Brot für die Welt“, dem<br />
Evangelischen Entwicklungsdienst und dem BUND herausgegeben.<br />
Mit dieser Studie setzen die Herausgeber angesichts von Klimawandel,<br />
Rohstoffknappheit und Ernährungskrise Impulse für die dringend<br />
nötigen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen.<br />
Denn Nachhaltigkeit darf keine Worthülse bleiben und Gerechtigkeit<br />
und Umweltverträglichkeit müssen nicht erst morgen, sondern<br />
schon heute mit konkreten Schritten verwirklicht werden. Besonders<br />
Jugendliche sind angesprochen. Denn sie sind nicht nur die<br />
Betroffenen von unzureichenden politischen und wirtschaftlichen<br />
Weichenstellungen, sondern vor allem auch die Entscheiderinnen<br />
und Entscheider in der Zukunft. Junge Menschen sollen motiviert<br />
und ermutigt werden, kritisch hinzusehen, Fragen zu stellen und<br />
Antworten zu fi nden. Es ist ihr Recht eine lebenswerte Zukunft einzufordern,<br />
sich einzumischen, Handlungsmöglichkeiten zu entdecken<br />
und selbst Verantwortung zu übernehmen.<br />
Mit der hier vorliegenden Aktions- und Ideensammlung sollen vor<br />
allem Jugendliche angesprochen werden, sich für ein zukunftsfähiges<br />
und nachhaltiges Deutschland einzusetzen.<br />
Für Leserinnen und Leser mit mehr Zeit<br />
Warum eine Studie zur Zukunftsfähigkeit? Mit großer Resonanz und<br />
zum Teil heftigen Debatten wurde 1996 die Studie „Zukunftsfähiges<br />
Deutschland“ 2 aufgenommen. Zwölf Jahre später haben sich die<br />
politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen stark verändert,<br />
wie z. B. das rasante Wachstum in den Schwellenländern,<br />
die zunehmende weltweite Verfl echtung der Warenströme.<br />
Der Handlungsbedarf ist angesichts des Klimawandels, des Verlustes<br />
der Artenvielfalt und des Erreichens des peak oil (Ölfördermaximum)<br />
noch dringlicher geworden. Deshalb haben „Brot für die<br />
Welt“, Evangelischer Entwicklungsdienst und BUND eine Nachfolgestudie<br />
„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“ 3<br />
in Auftrag gegeben.<br />
Nachhaltigkeit ist gesellschaftsfähig ...<br />
Der Begriff Nachhaltigkeit ist im Jahr 2008 nicht nur Allgemeingut, er<br />
ist auch salonfähig geworden. Akteure aus Politik, Wirtschaft und<br />
Gesellschaft verwenden ihn, allerdings mit sehr unterschiedlichen<br />
Interessen und Sachkenntnissen. Kaum ein Unternehmen, das nicht<br />
einen Umwelt- oder Nachhaltigkeitsbericht herausgibt und entsprechende<br />
Managementsysteme eingeführt hat.<br />
Die Bundesregierung hat eine Nachhaltigkeitsstrategie erarbeitet<br />
und den „Rat für nachhaltige Entwicklung“ einberufen, der an der<br />
Umsetzung der Strategie mitarbeitet. Rückenwind gibt es von den<br />
Vereinten Nationen, die die Jahre 2005 bis 2014 zur Dekade der Bildung<br />
für nachhaltige Entwicklung ausgerufen haben.<br />
Doch nicht nur der Begriff selbst hat Konjunktur, auch das öffentliche<br />
Bewusstsein hat sich geändert: Al Gore gewinnt mit seinem Film<br />
„Eine unbequeme Wahrheit“ einen Oscar und gemeinsam mit dem<br />
UN-Klimarat (IPCC) 4 2007 den Friedensnobelpreis. Der Absatz von<br />
fair und biologisch gehandelten Produkten steigt. Der Anteil erneuerbarer<br />
Energien bei der Stromproduktion liegt in Deutschland bei<br />
17 %. Hollywoodstars fahren Hybridautos. Selbst die „Bild“-Zeitung<br />
nimmt sich des Klimaschutzes an. Kurz: Nachhaltigkeit ist angesagt,<br />
zumindest, wenn sie nicht stört, in gewohnte Lebensformen passt<br />
und nicht an den bisherigen Wirtschaftsstrukturen kratzt.<br />
Das sagt die Studie:<br />
Seit der 1998er Enquete-Kommission des Bundestags<br />
zum „Schutz der Menschen und der Umwelt“ hat<br />
sich die Rede vom ‚Dreieck der Nachhaltigkeit’ eingebürgert. Sie<br />
fordert, dass wirtschaftliches Wachstum, soziale Sicherheit und<br />
ökologische Verträglichkeit als gleichberechtigte Ziele zu betrachten<br />
seien, die miteinander in Balance zu bringen sind. Doch<br />
diese Gleichstellung verkennt die Absolutheit ökologischer Grenzen<br />
– und auch der Menschenrechte. Deshalb wird eine Politik<br />
der Zukunftsfähigkeit vordringlich die Grenzen der Tragfähigkeit<br />
der Ökosysteme beachten und von dort aus Leitplanken für Wirtschaft<br />
und soziale Sicherheit formulieren … Weder ist er (der<br />
Markt) imstande, den Naturverbrauch auf einem zuträglichen<br />
Niveau zu halten, noch kann er eine faire Verteilung der Güter<br />
unter den Marktteilnehmern und darüber hinaus herstellen. Er ist<br />
blind für die Sache der Ökologie wie auch der Gerechtigkeit.<br />
Deshalb ist es im weiten Sinne die Politik, welche dafür die Regeln<br />
zu setzen hat. Gemeinwohl vor Markt, anders geht es gar<br />
nicht, um ökologischen Leitplanken und fairer Teilhabe gegenüber<br />
dem Ziel der Wettbewerbsfähigkeit Geltung zu verschaffen.<br />
... aber die Gesellschaft nicht nachhaltig<br />
Alle Versuche das Leitbild „Nachhaltigkeit“ durch Begriffsverwässerung<br />
und Selbstbeweihräucherung zum Tarnmantel einer nicht<br />
nachhaltigen Gesellschaft zu machen, können nicht über die Fakten<br />
hinwegtäuschen. Sie zeigen, wie wenig Nachhaltigkeit realisiert<br />
wurde. Fast eine Milliarde Menschen hungern immer noch. Das Artensterben<br />
geht ungemindert weiter und seit dem Jahr 2000 ist die<br />
CO 2-Konzentration in der Atmosphäre vier Mal schneller gestiegen<br />
als im Jahrzehnt davor. Die Dringlichkeit für konsequente Maßnahmen<br />
wächst. Die Berichte des UN-Weltklimarates (IPCC) stellen klar,<br />
dass die Folgen des Klimawandels katastrophal sein werden, wenn<br />
in den nächsten zehn bis 15 Jahren die Trendwende zu konsequentem<br />
Klimaschutz und der Ausstieg aus der fossilen Energiegewinnung<br />
nicht gelingen. Der Klimawandel zerstört bereits heute<br />
Lebens räume, lässt Menschen sterben und untergräbt Entwicklungsmöglichkeiten.<br />
Dieser Trend ist nicht mehr aufzuhalten, aber<br />
die Heftigkeit der Folgen deutlich reduzierbar. Das Platzen der<br />
Finanzblase hat nur einen kleinen Vorgeschmack geliefert, welche<br />
Krisen die Welt erwarten, wenn die Gier nach Geld oder fossilen<br />
Rohstoffen anhält.<br />
1 Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst (Hrsg.): Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten<br />
Welt: Ein Anstoß zur gesellschaftlichen Debatte. Eine Studie des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main<br />
2008. Mehr unter www.zukunftsfaehiges-deutschland.de<br />
2 Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, MISEREOR: Zukunftsfähiges Deutschland – Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung. Birkhäu-<br />
ser Verlag, Basel 1996. 3 Siehe unter 1. 4 www.ipcc.ch<br />
„Der Begriff «nachhaltiges Wachstum» wird von allen verwendet<br />
und von niemandem verstanden. Wer sagt, er handle nachhaltig,<br />
meint meistens, dass er einige nicht nachhaltige Dinge<br />
reduziert. Er verschwendet etwas weniger Energie oder vergiftet<br />
die Meere etwas weniger. Aber das ist noch keine Änderung<br />
der Haltung, die man gegenüber der Natur und gegenüber<br />
anderen Menschen einnimmt.“<br />
Dennis Meadows, US-amerikanischer Ökonom<br />
CO 2-1<br />
Den Gewinnern des Wirtschaftsprozesses stehen immer mehr<br />
Verlierer gegenüber. Wachstum, das auf ökologischen und sozialen<br />
Verlusten beruht, ist „unwirtschaftlich“ und dieses Wachstum ist<br />
nicht mehr die Ausnahme, sondern der Nor<strong>mal</strong>fall.<br />
So häuft die Wachstumsgesellschaft gegenwärtig mehr Kosten als<br />
Nutzen an. Zur Beseitigung dieser Kosten ruft sie wieder nach neuem<br />
Wachstum.<br />
Dieser Teufelskreis bleibt bestehen, weil genug einfl ussreiche<br />
Menschen kurzfristig von diesem unwirtschaftlichen Wachstum profi<br />
tieren, indem sie die Gewinne privatisieren und die Verluste der<br />
Gesellschaft aufbürden und weil die meisten Verluste wie z. B. ausgestorbene<br />
Arten oder klimawandelbedingte Katastrophen in keiner<br />
betriebs- und volkswirtschaftlichen Bilanz auftauchen.<br />
Kettenreaktionen (tipping-points) …<br />
ausgelöst durch den Klimawandel, sind zu erwarten, wenn der Kredit<br />
platzt, den die Industrieländer und zunehmend auch Schwellenländer<br />
bei der Natur nehmen. Doch noch ist Zeit, dies zu vermeiden. Der<br />
Ausstoß von Treibhausgasen muss dafür radikal verringert werden.<br />
Zu dieser Aufgabe haben sich Bundesregierung und die EU mit ehrgeizigen<br />
Zielen bekannt. Aber die Widerstände für konsequenten Klimaschutz<br />
sind riesig, weil es die Grundlagen unseres Wirtschaftssystems<br />
trifft und es auch um viel Einfl uss, <strong>Mach</strong>t und Geld geht. So bleibt es<br />
zu oft bei folgenlosen politischen Absichtserklärungen. Statt Klimaschutz<br />
umzusetzen, werden neue Kohlekraftwerke und Landebahnen<br />
gebaut, Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen nicht durchgesetzt,<br />
energiezehrende Industriezweige weltweit vor der Versteigerung<br />
von Emissionszertifi katen bewahrt, Nachtspeicherheizungen<br />
nicht verboten und Heizpilze strahlen vor vielen Restaurants. Für den<br />
Klimaschutz kann man von einem glücklichen Umstand sprechen,<br />
dass die knapper werdenden fossilen Energieressourcen und damit<br />
der direkte ökonomische Druck zum Ausstieg aus dem fossilen Zeitalter<br />
zwingen. So haben z. B. Niedrigenergiehäuser, Solaranlagen und<br />
Treibstoff sparende Autos schon aus Kostengründen Konjunktur. Allerdings<br />
führt dies im nationalen und im weltweiten Maßstab zu Wohlstand bedeutet nicht nur Geld …<br />
wachsender Ungerechtigkeit, weil die Ärmeren unter den wachsen- Die Studie zeigt, dass zum Wohlstand nicht nur die Geldökonomie,<br />
den Kosten am meisten leiden, sie nicht die entsprechenden Mittel sondern ebenfalls die Natur wie auch die Gesellschaft beitragen.<br />
besitzen, um in Ressourceneinsparung zu investieren und sie auf- Wenn der freie Wettbewerb jedoch ökologische und soziale Kosten<br />
grund fehlender <strong>Mach</strong>t bei der Verteilung chancenlos bleiben. Die verursacht und diese auf die Allgemeinheit abwälzt, dann läuft das<br />
Gefahr gewalttätiger Konfl ikte um die Verteilung der knappen Güter Wirken des Marktes dem Gemeinwohl zuwider. Das geht zu einem<br />
wächst.<br />
erheblichen Teil auf Kosten der Gemeingüter: zum einen auf Kosten<br />
Eine weitere treibende Kraft für die Zuspitzung der Entwicklung ist das des Naturkapitals wie Klima, Boden, Luft, Biodiversität, Gewässer.<br />
rasante Wachstum in Schwellenländern wie China und Indien und der Zum anderen geht es auf Kosten der gesellschaftlichen Gemeingüter<br />
damit immens steigende Bedarf an Energie und Rohstoffen.<br />
wie soziale Gerechtigkeit und sozialer Zusammenhalt, einschließlich<br />
der familiären, nachbarschaftlichen und ehrenamtlichen Netzwerke<br />
Ausstieg aus der Wachstumsfalle …<br />
(in der Studie wird dies mit dem Begriff „Lebensweltwirtschaft“ cha-<br />
Die Studie zeigt deutlich: Für einen Kurswechsel wird eine zurakterisiert). Eine nachhaltige Wirtschaft muss ernst nehmen, dass<br />
kunftsfähige Entwicklung benötigt. Sie zeigt aber auch, welche das Marktgeschehen eingebettet ist in die natürliche und die soziale<br />
Hindernisse bestehen und welche Weichenstellungen auf ver- Mitwelt. Dazu müssen die Natur, ihre Güter und Dienstleistungen und<br />
schiedenen politischen Ebenen und bei<br />
die Lebensweltwirtschaft wie Eigenarbeit, Versorgungs- und<br />
verschiedenen gesellschaftlichen<br />
Betreuungsarbeit aufgewertet werden. Und da ist es<br />
Akteuren notwendig sind. Die<br />
Sache der Politik und des Staates, die Marktpro-<br />
Studie kritisiert die gegenwärzesse<br />
nach Maßgabe des Allgemeinwohls zu<br />
tige Wachstumsideologie als<br />
nicht zukunftsfähig, da sie die<br />
Begrenztheit der Umweltressourcen<br />
nicht akzeptiert<br />
Beispiel China:<br />
Zwischen 2000 und 2005 stieg die<br />
Zahl der Autos von 4 auf 26 Millionen,<br />
alle drei bis fünf Tage wird ein neues Kohle-<br />
gestalten. So kann der Staat Grenzen setzen,<br />
z. B. im Emissionshandel für CO2- Emissionen und er kann fi nanzielle Anreize<br />
einführen, wie z. B. bei der Förderung<br />
und zu einem Raubbau an<br />
kraftwerk gebaut und China ist bereits heute der erneuerbarer Energien. Ökologisch und<br />
der Natur und Ausbeutung<br />
von Menschen führt.<br />
Diese Ideologie verzehrt unwiederbringlich<br />
Bodenschätze,<br />
Wälder, die Vielfalt der Arten<br />
und verursacht den Klimawandel.<br />
weltweit größte Emittent an CO2. Diese absoluten<br />
Zahlen relativieren sich angesichts der Pro-Kopf-<br />
Werte: So kommen in China ca. 2 Autos auf 100<br />
Einwohner, in den Industrienationen sind es 50. In<br />
China werden 4 t CO2/Kopf und Jahr emittiert, in<br />
Deutschland dagegen 10 t CO2/Kopf. Das heißt,<br />
die Aufholjagd ist noch nicht zu Ende und<br />
sozial schädigende Subventionen müssen<br />
abgebaut werden. Steuern müssen<br />
die Arbeit entlasten und Umweltverbrauch<br />
belasten. Im Kern geht es darum,<br />
dem Markt ein politisch gewolltes Ziel zu<br />
geben, weil der Markt allein blind für Ökolo-<br />
Menschen leiden unter schlech-<br />
die Folgen werden noch schwerwiegie<br />
und Gerechtigkeit ist.<br />
ten Arbeitsbedingungen.<br />
gender sein.<br />
„Die Ökonomie muss die fundamentalen menschlichen Bedürfnisse<br />
befriedigen. Und die fundamentalen Bedürfnisse<br />
sind Selbstversorgung, Schutz, Liebe, Partizipation, Identität,<br />
Kreativität, Muße, Freiheit. Und das kann man bloß im ‚menschlichen<br />
Maß‘ auf lokaler oder regionaler Ebene machen. Das<br />
funktioniert zu Hause, in der Schule, in der Gemeinschaft, in<br />
der kleinen Gesellschaft.“<br />
CO2-2<br />
Manfred Max-Neef, Ökonom, Chile<br />
333<br />
Worum geht´s?
Die Aktionsmappe „<strong>Mach</strong> <strong>mal</strong> Zukunft!“<br />
IDEEN ZUM MITDENKEN – EINMISCHEN – LOSLEGEN!<br />
Zukunft muss und kann gestaltet werden! Wir wollen Möglich Möglichkeiten keiten welchen Zeiten fi finden nden sich Menschen an diesem diese Platz ein? (Eine<br />
aufzeigen, wie ihr euch im eigenen Umfeld für eine zukunftsfähige Veranstaltung auf öffentlichen Plätzen muss immer angemeldet<br />
Entwicklung einsetzen könnt: von Aktionen über Kunstprojekte bis werden. Erfragt bei der örtlichen Polizei oder dem Ordnungsamt<br />
hin zum praktischen Handeln. So fi ndet ihr in den Aktionsheften die Vorgehensweise.)<br />
Ideen, die die Öffentlichkeit aufhorchen lassen, Bilder, die in den<br />
Köpfen der Menschen bleiben und Aktionen, die neugierig machen<br />
auf mehr und Lust wecken mitzumachen. Zum Beispiel ein „Klima-<br />
Walk“ in der Stadt oder eine „Zukunft-Ausstellung“ in der Fußgängerzone.<br />
Und natürlich auch ganz einfache Möglichkeiten zum Mitmachen,<br />
die nicht viel Zeit kosten und trotzdem wirkungsvoll sind.<br />
„Sei die Veränderung, die du dir für diese Welt wünschst.“<br />
Mahatma Gandhi<br />
Bevor wir euch aber einige interessante Aktionen vorstellen, stehen<br />
am Anfang einer Aktion immer die sogenannten W-Fragen, die<br />
es euch erleichtern, eure Möglichkeiten und Ziele abzustecken<br />
und die ihr vor jeder Aktion für euch beantwortet haben solltet: 5<br />
Bevor wir euch aber einige interessante Aktionen vorstellen ste-<br />
WAS wollt ihr erreichen? Was sind eure Ziele und welche Ergebnisse<br />
wollt ihr sehen?<br />
WARUM macht ihr die Aktion? Was versprecht ihr euch davon?<br />
WEN wollt ihr erreichen? Überlegt euch genau, wen ihr ansprechen<br />
wollt – zum Beispiel Passant(inn)en in der Innenstadt, eure<br />
Kirchen gemeinde oder andere Jugendliche.<br />
WIE könnt ihr euer Anliegen am besten vermitteln? Denkt darüber<br />
nach, welche Aktionsform am besten zu eurer Zielgruppe und<br />
zu euch passt. Was müsst ihr tun, damit es verwirklicht wird?<br />
Unser Tipp…<br />
Eine detaillierte Checkliste mit Aufgabenverteilung<br />
und Terminen hilft euch, alles gut durchzuplanen<br />
und nichts zu vergessen. Auch hier helfen<br />
euch die W-Fragen: Wer, Was, Wie, Wann, ... ?<br />
WER arbeitet b i mit i und d wie i organisiert i i ihr ih euch? h Wer kann k euch<br />
helfen und welche andere Gruppe bzw. Personen könnten noch<br />
mitmachen? Je mehr Leute sich beteiligen, desto weniger Zeit,<br />
Material, Aufwand und Geld müssen alle aufbringen und desto<br />
größer ist die Wirkung. Denkt nicht nur in euren eigenen Kreisen,<br />
sondern überlegt euch auch, welche Entscheidungsträger(innen)<br />
aus Politik und Gesellschaft für euer Vorhaben wichtig sein könnten.<br />
Auch die Presse kann bei manchen Aktionen schon im Vorfeld<br />
unterstützen. Versucht auch Sponsoren zu fi nden (z. B. Ökobäckerei,<br />
umweltfreundliche Druckerei).<br />
WO wollt ihr die Aktion durchführen? Der Ort sollte gut gewählt<br />
sein. Passt der Ort zu eurem Anliegen? <strong>Mach</strong>t es Sinn, sich einen<br />
neutralen Ort (Marktplatz) auszusuchen oder sich einen Termin<br />
im Rathaus geben zu lassen? Gibt es Laufpublikum und zu<br />
WAS bbenötigt i ih ihr ffür di die Umsetzung ( (Geld, ld Material, i l personelle ll<br />
Unterstützung)? Mit einer Kostenplanung im Vorfeld vermeidet<br />
ihr unliebsame Überraschungen.<br />
WANN soll eure Aktion stattfi nden? Am wirksamsten sind eure Aktivitäten,<br />
wenn auch anderswo Veranstaltungen stattfi nden (Gemeinde-<br />
oder Stadtfest) oder wenn es vor Ort einen aktuellen Anlass gibt.<br />
Nutzt z. B. auch bundesweite und internationale Aktionswochen oder<br />
-tage 6 , z. B. Klimaaktionstag, Faire Woche, Tag der Artenvielfalt.<br />
„Jeder kann ein Loch graben und einen Baum pfl anzen, dafür<br />
braucht man nicht <strong>mal</strong> ein Diplom.“<br />
Dieses Heft ist Bestandteil der Publikation Publikation „<strong>Mach</strong> <strong>Mach</strong> <strong>mal</strong> Zukunft“<br />
– Die Aktionsmappe für die Jugendarbeit zur Studie<br />
„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />
Herausgeber:<br />
Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland (aej),<br />
BUNDjugend, Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst e.V.<br />
Hannover, Berlin, Stuttgart, Bonn 2009<br />
Autor/in dieses Heftes:<br />
Katja Breyer (EED) und Veit Laser (aej)<br />
5 Gerechtigkeit Jetzt! Welthandelskampagne/EED Hrsg.: Aktionshandbuch WTO – Weltweit Taube Ohren?, Bonn 2006.<br />
6 Eine Übersicht fi ndet ihr z. B. unter www.bundestag.de oder www.dgvn.de<br />
Unser Tipp…<br />
Für die Medien sind Termine am Vormittag am<br />
besten geeignet, weil vor allem Zeitungsredaktionen<br />
in der Regel am Nachmittag Redaktionsschluss<br />
haben!<br />
Wangari Maathai, Friedensnobelpreisträgerin aus Kenia<br />
Unser Tipp…<br />
Abgucken ist (meistens) erlaubt und das Rad<br />
muss nicht zum zweiten Mal neu erfunden werden!<br />
Wenn ihr von einer Aktion hört, die anderswo gut<br />
gelaufen ist, überlegt, ob sie nicht auch zu eurem<br />
Anliegen gut passen könnte. Nehmt Kontakt zu<br />
denen auf, die die Aktion durchgeführt haben, und<br />
profi tiert von ihren Erfahrungen.<br />
Gebt eure Erfolgsstory natürlich auch weiter.<br />
Internet:<br />
www.evangelische-jugend.de<br />
www.bundjugend.de<br />
www.brot-fuer-die-welt.de<br />
www.eed.de<br />
www.zukunftsfaehiges-deutschland.de Zukunft fair teilen<br />
Gestaltung: www.dieprojektoren.de Art. Nr. 117110030
BESSER – ANDERS – WENIGER<br />
KONSUM<br />
>> Das Aktionsheft 1 für die Jugendarbeit zur Studie<br />
„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />
Es gibt keinen Tag, an dem ihr nicht konsumiert. Es geht mit<br />
dem Weckruf des Handys los, danach fl ießt das Wasser zum<br />
Zähneputzen aus dem Wasserhahn, es gibt K akao oder den<br />
Orangensaft zum F rühstück, die Tageszeitung zum L esen, die<br />
Schuhe w erden angez ogen und mit dem F ahrrad geht es zur<br />
Schule, in den Betrieb oder zur Uni. Dort wird der Collegeblock<br />
beschrieben, der Taschenrechner verwendet und Mittag gegessen.<br />
Alles Alltäglichkeiten, denen wir wenig Beachtung schenken.<br />
Doch was steckt dahinter?<br />
Auf den folgenden S eiten fi ndet ihr verschiedene Aktions- und<br />
Spieletipps und viele Hintergrundinfos zum Thema. >>
KLIMA-WALK<br />
KLIMA-WALK<br />
NICHTS VERKAUFEN<br />
Aktionstipps<br />
Aktionstipps<br />
Aktionstipps<br />
Warum?<br />
Den Stellenwert des Konsums in unserer Gesellschaft verdeutlichen<br />
und hinterfragen.<br />
Ökologische und soziale Folgen/Kosten bei der Herstellung<br />
von Konsumgütern aufzeigen.<br />
Wirkung und Umgang von und mit Markenprodukten, Werbung<br />
und Marketing refl ektieren, bestehende <strong>Mach</strong>tstrukturen<br />
aufzeigen, die durch Konsum gestärkt werden.<br />
Grenzen und Möglichkeiten eigenen Handelns erkennen.<br />
Anregen, bewusst zu konsumieren.<br />
Über eine Gesellschaft des „Genug“ ins Gespräch kommen,<br />
damit eine umweltfreundlichere und gerechtere Welt möglich ist.<br />
Wie anfangen?<br />
In der Vorbereitung solltet ihr euch mit dem Thema Konsum und<br />
seinen F olgen auseinandersetz en. Als Einstieg könnt ihr euch<br />
z. B. einen Film ansehen wie „The story of stuff“ 1 oder euren ökologischen<br />
Fußabdruck berechnen. 2<br />
Warum? Ges Gestaltet einen kleinen Werbefl yer, mit dem ihr euer Produkt anpreist.<br />
Erklärt in kurzen Sätzen, mit eingängigen Bildern die Vorzüge<br />
des Produktes „NICHTS“.<br />
Zum Beispiel<br />
„NICHTS… aus Leidenschaft am Leben!“<br />
Jedes Schnitzel, was wir weniger essen, lässt Wälder<br />
leben, da sie sonst für Futtermittel abgeholzt werden!<br />
Jedes T-Shirt weniger verringert den Verbrauch kostbaren<br />
W assers!<br />
Jeder Papierkarton weniger lässt mehr Bäume stehen!<br />
Jedes neue Handy weniger verkleinert den Müllberg!<br />
Wenn ihr alles vorbereitet habt, baut ihr euren Verkaufsstand auf,<br />
z. B. an einem Samstagvormittag in der Innenstadt oder in einem<br />
Einkaufszentrum. Informiert vorher die Presse!<br />
So geht’s:<br />
Legt zunächst fest, w elchen Aspekt des „K onsums“ ihr besonders<br />
betonen wollt und wie eure Hauptbotschaft heißt, z. B.:<br />
Erst weniger konsumieren eröffnet Lebenschancen für alle.<br />
Wir sind Menschen, keine Konsument(inn)en.<br />
Nicht für alle Güter, die wir konsumieren, bezahlen wir (z. B. Luft).<br />
Konsumorientierung kann Menschen aus der Gesellschaft<br />
ausschließen.<br />
Das Meiste ist überfl üssig.<br />
Entwickelt dar aus eine „Marketingstr ategie“ für das P rodukt<br />
„NICHTS“. Denkt euch einen pfi ffi gen Werbespruch aus, mit dem<br />
ihr das Thema auf den Punkt bringt und das Produkt „NICHTS“<br />
anpreist.<br />
Beispiel<br />
Beispiel<br />
Zum Beispiel<br />
„NICHTS“…<br />
umweltfreundlich durch Zero-Emission (keine CO 2-Emissionen,<br />
keine Massentierhaltung, kein Bodenverbrauch,<br />
kein Müll, keine Lebensraumvernichtung etc.)!<br />
für 80 % mehr drin!<br />
aus Leidenschaft am Leben! !<br />
überwindet Grenzen!<br />
ein Gefühl von Freiheit!<br />
einfach unvergänglich!<br />
is good for you!<br />
lebe die Vielfalt!<br />
was brauchen Sie mehr?<br />
individuell wie Sie!<br />
konsumierst du noch oder<br />
lebst du schon?<br />
da weiß man, was man hat!<br />
kostet nicht die Welt!<br />
1 www.storyofstuff.com<br />
2 www.footprint.at<br />
Beispiel<br />
Beispiel<br />
Werbt nun lautstark für euer P rodukt. Geht auf die L eute zu und<br />
gebt ihnen einen Flyer in die Hand. Erklärt ihnen die Vorzüge eures<br />
Produktes. Bringt sie zum Nachdenken und kommt mit ihnen ins<br />
Gespräch.<br />
Es ist hilfr eich, w enn ihr Hinter grundinformationen zum Thema<br />
Konsum wie Produktionsbedingungen, Vorteile öko-fairer Produkte<br />
oder der ökologische Fußabdruck parat habt und Interessierten<br />
mitgeben könnt. 3<br />
Wer macht´s?<br />
2–6 Leute (oder auch mehr, dann können weitere<br />
Verkaufsstände betrieben werden)<br />
Wie teuer?<br />
Kosten für:<br />
➜ den Stand<br />
➜ evtl. Verpackung<br />
➜ die selbstgestalteten und gedruckten Werbefl yer<br />
Womit?<br />
Material:<br />
➜ Verkaufsstand (Tapeziertisch, Pappkisten mit Decken<br />
behängt o. ä.)<br />
➜ Etwas zum Verpacken von NICHTS (leere Schuhkartons,<br />
alte Tüten, Zeitungspapier, Bananenkisten, einfach nur<br />
einen Strick)<br />
➜ Flyer, mit dem ihr euer Produkt NICHTS vorstellt<br />
(und damit vor allem zum Nachdenken anregt)<br />
➜ Sprechtüte/Glocke/Trillerpfeife, um auf euch und<br />
euer Produkt aufmerksam zu machen<br />
Wie lange?<br />
1 –3 Stunden (je nachdem)<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
Folgender Hinweis sollte auf dem Flyer abgedruckt sein:<br />
Mehr ist möglich mit „Besser–Anders–Weniger“:<br />
So wie wir benötigen Sie mehr als unser Produkt „NICHTS“.<br />
Suchen Sie nach Alternativen (wie Sachen tauschen, Gebrauchtes<br />
kaufen) oder kaufen Sie das Richtige. Lassen<br />
Sie sich von dem Prinzip „Besser–Anders–Weniger“ leiten.<br />
Das Richtige erkennen Sie an Labels wie der „Blaue Engel“,<br />
„Bio“ oder „Fair“.<br />
Wenn Sie mehr wissen wollen, machen Sie mit bei einem<br />
alternativen, konsumkritischen Stadtrundgang. Den führen<br />
wir am XX um YY Uhr durch. Treffpunkt ist XY. Melden Sie<br />
sich bitte bei uns an.<br />
Wenn Sie an diesem Termin keine Zeit haben sollten, informieren<br />
Sie sich, z. B. unter www.footprint.at, www.konsumglobal.de<br />
oder www.forum-fairer-handel.de.<br />
Sie werden sehen: Es ist mehr (als nichts) möglich. Und es<br />
geht auch besser, anders und weniger.<br />
So kann es weitergehen:<br />
1. Geht auf Entdeckungstour nach Gütern und Dienstleistungen,<br />
für die nichts bezahlt wird, z. B. Luft, grüne Wiese, eine schöne<br />
Landschaft, Eltern, die ihr e Kinder betr euen und Kinder , die<br />
sich um ihre alt gewordenen Eltern kümmern. Fotografi ert und<br />
beschreibt, was ihr gefunden habt. Diskutier t anschließend<br />
über die Bilder . Warum wird dafür nichts bezahlt? Sind diese<br />
Güter und Dienstleistungen nichts wert? Welche Bereiche sind<br />
durch die geldbez ogene Wirtschaft nicht abgedeckt? Welche<br />
Probleme bringt das mit sich?<br />
2. Recherchiert nach K osten, die nicht im P reis eines Produktes<br />
enthalten sind (so genannte externe Kosten), z. B.:<br />
Landschaftszerstörung durch Braunkohletagebau, um<br />
Strom zu produzieren.<br />
Artenarmut durch intensive Landwirtschaft<br />
(Pestizideinsatz, Düngemittel).<br />
Fischsterben und fehlende Einkommen für Fischer<br />
(z. B. wegen eines Giftunfalls in einem Betrieb, der<br />
Farben herstellt).<br />
Wirbelstürme und Trockenheit durch CO 2-Emissionen<br />
im Verkehrsbereich (LKW, Flugzeug).<br />
Wusstet ihr…?<br />
Die Trägerin des alternativ en Nobelpreises Vandana Shiva<br />
hat für Indien ber echnet, dass jedem Dollar , der mit dem<br />
Export von Fleisch, Blumen oder Krabben verdient wird, ein ökologischer<br />
Schaden oder ein Wertverlust für die einheimische<br />
Ökonomie in Höhe von fünf bis zehn Dollar gegenübersteht.<br />
3 z. B. das „Pixiheft“ oder Postkarten des Projektes KonsumGlobal (www.konsum-global.de).<br />
Kostenlos zu beziehen bei der BUNDjugend (www.bundjugend.de).<br />
Das sagt die Studie:<br />
Wir leben auf zu grossem Fuss!<br />
Der ökologische Fußabdruck zeigt, in welchem Maße<br />
die Menschen die R essourcen nutz en. In seine Ber echnung<br />
gehen die verschiedenen Nutzungsformen von Biomasse, wie<br />
Pfl anzen, Wälder und Fische, sowie die Emissionen von fossilem<br />
CO 2 in die Atmosphär e ein. Um eine einzige Maßzahl zu<br />
erhalten, werden die verschiedenen Nutzungsarten in Fläche<br />
übersetzt – sogenannte globale Hektare (gha).<br />
Zwischen 1960 und 2000 hat sich der globale ökologische Fußabdruck<br />
um 80 Prozent vergrößert. Setzt man ihn in Beziehung<br />
zur biologisch pr oduktiven Weltfl äche – ausgeschlossen also<br />
Wüsten, Eisfl ächen und tiefe Meer e –, dann z eigt sich, dass er<br />
seit Mitte der 1970er Jahr e die biologisch pr oduktive Fläche<br />
deutlich an Größe über trifft, derz eit um etwa 20 P rozent. So<br />
lebt die Menschheit auf zu gr oßem Fuß: Im globalen Dur chschnitt<br />
nutzt zurz eit jeder Er denbürger etwa 2,2 gha, ob wohl<br />
aber lediglich eine globale Biokapazität v on etwa 1,7 gha pr o<br />
Person zur Verfügung steht. Mit anderen Worten: Die Welt verbraucht<br />
Jahr für Jahr mehr R essourcen, als die Natur erneuern<br />
kann, zurzeit den Gegenwert von jährlich 1,2 Planeten. Würden<br />
zudem die Bedürfnisse ander er Lebewesen ebenfalls einbezogen,<br />
wäre die Überbelastung der Biosphär e noch höher anzusetzen.<br />
Hinzu kommt die ungleiche Verteilung der Ressourcennutzung.<br />
Im Jahre 2003 gingen auf die Industrieländer, mit nur 14<br />
Prozent der Weltbevölkerung, 36 P rozent des ökologischen<br />
Fußabdrucks der Menschheit zurück, währ end der R est der<br />
Welt, also 86 P rozent der Weltbevölkerung, mit 64 P rozent<br />
des globalen Fußabdrucks auskommen musste.<br />
Der ökologische Fußabdruck in gha/Person:<br />
Industrieländer: 6,6<br />
(USA, EU-15, Kanada, Japan, Australien)<br />
Schwellenländer: 2,8<br />
Länder Afrikas: 1,1<br />
Da das Umw eltkonto insgesamt ber eits überzogen<br />
ist, nimmt die ungleiche Verteilung der<br />
Ressourcen bedr ohliche Züge an. Der Nor den<br />
nimmt mit seiner überpr oportionalen Nutzung<br />
des Umweltraums dem Süden das Recht auf mehr<br />
Wohlstand und <strong>Mach</strong>t. Und ebenso tr eibt der<br />
Drang des Südens zu nachholender Entwicklung<br />
die Welt ins ökologische Verhängnis.<br />
Zukunftsfähiges Deutschland in einer<br />
globalisierten Welt, S. 123<br />
33<br />
Aktionstipps
Warum?<br />
So geht’s:<br />
Herstellungsbedingungen von Konsumgütern und die welt- Bei einem konsumkritischen S tadtspaziergang<br />
weiten Verfl echtungen aufzeigen.<br />
Die Folgen unseres Konsums verdeutlichen.<br />
Handlungsalternativen aufzeigen.<br />
7 Warum? So<br />
w erden die Teilnehmenden<br />
durch ihre eigene S tadt geführ t und z. B. vor einem<br />
Bekleidungsgeschäft über die Herstellung v on Kleidung infor -<br />
miert. Durch diesen konkreten Alltagsbezug könnt ihr Bewusstsein<br />
für weltweite Zusammenhänge, Gerechtigkeit und Verantwortung<br />
schaffen.<br />
Wie anfangen?<br />
Um euren Wissensstand abzurufen und euer eigenes Nachdenken<br />
zu aktivieren, empfi ehlt sich eine Mindmap oder Collage zum<br />
Thema „K onsum“ anzufer tigen. Ihr könnt zum Einstieg auch<br />
einen Film zum Thema ansehen.<br />
Mindmap „Konsum“ (oder Collage)<br />
1. Schreibt das Wort „Konsum“ oder zeichnet einen Einkaufswagen<br />
bzw. Shoppingtüte in die Mitte eines großen Blattes<br />
(Tapetenrolle, Rückseite eines Plakates).<br />
2. Jetzt notiert ihr um das Wort „Konsum“ bzw. „in den Einkaufswagen“<br />
Produkte, die ihr konsumiert.<br />
3. Überlegt dann an ein oder zwei Produktbeispielen (z. B. Schokoriegel,<br />
Collegeblock), wie und wo das Produkt hergestellt wird<br />
und welche sozialen und ökologischen Folgen die Produktion hat.<br />
Auf einer Weltkarte 4 könnt ihr die Produktionsorte markieren.<br />
Diskutiert anschließend den Zusammenhang zwischen unser em<br />
Konsum, dem zunehmend globalisierten Warenhandel und den<br />
Folgen für Mensch und Natur. (In welchen Ländern stehen heute<br />
unsere Fabrikanlagen, Produktionshallen? Welche Auswirkungen<br />
hat das?). Dabei können zur Unterstützung Filme gezeigt werden,<br />
z. B. „story of stuff“ 5 , „We feed the world“. 6<br />
Nach der Einführung beginnt nun die „kritische Reise“ durch die<br />
Konsumwelt.<br />
Jeans<br />
Schokoriegel<br />
Mindmap<br />
Konsum<br />
Aktionstipps<br />
KONSUMKRITISCHER STADTRUNDGANG<br />
Reis<br />
Cola<br />
Kaffee<br />
Notizblock<br />
Spirale<br />
Die Gruppe startet ihren Spaziergang durch die Einkaufsstraße der<br />
(nächstgelegenen) Stadt. Ein Bummel dur ch ein Shoppingcenter<br />
ist natürlich auch möglich.<br />
1. Station<br />
Bekleidungs-Shop 8<br />
Den ersten „kritischen Tour-Stopp“ könnt ihr v or dem Schaufenster<br />
eines Bekleidungsgeschäftes einlegen, wie z. B. H&M, New<br />
Yorker, C&A.<br />
Vor dem Schaufenster wird über die Produktion und die Herstellungs-<br />
und Vertriebswege einer Jeans diskutier t. Als Beispiel<br />
können auch andere Kleidungsstücke, wie z. B. ein Turnschuh<br />
oder ein T-Shirt, dienen.<br />
Die globale Jeans 9<br />
:<br />
Am Beispiel einer Jeans könnt ihr die F olgen der Produktion veranschaulichen:<br />
Die Produktion einer Jeans ist heute über den ganz en Globus verteilt.<br />
Eine Jeans besteht aus Baumwolle, die nur in warmen Ländern<br />
wächst. Für eine Jeans w erden gut 600 Gr amm Baumwolle<br />
benötigt, die vor allem in China, den U SA, Indien, Usbekistan und<br />
Kasachstan angebaut wird. Insgesamt dient dem Baumwollbedarf<br />
weltweit eine Anbaufl äche so gr oß wie ganz Deutschland, ca.<br />
34 Mio. Hektar. Baumwollpfl anzen verbrauchen extrem viel Wasser.<br />
Wusstet ihr…?<br />
Ungefähr 26 Kilogramm Textilien pro Person<br />
werden jährlich von uns Deutschen konsumiert.<br />
1950 waren es noch fünf Kilogramm.<br />
Weltweit liegt der dur chschnittliche Verbrauch<br />
bei fünf bis sieben Kilogramm pro Kopf und Jahr.<br />
Papier<br />
Holz<br />
Druckfarbe<br />
4 5 6 zu beziehen bei www.bmz.de www.storyofstuff.com www.we-feed-the-world.at<br />
7 Quelle: Material der BUNDjugend/Janun, www.konsumglobal.de und dem BDKJ/Diözesanstelle Rottenburg-Stuttgart, Fachstelle Globales Lernen,<br />
Aktionsheft „Dein Geld regiert die Welt“, 2008/erstellt unter Mitarbeit von Katrin Jaskulski.<br />
8 Weitere Informationen z. B. unter www.saubere-kleidung.de. Download der <strong>Broschüre</strong>: „Wer bezahlt unsere Kleidung bei Lidl und KiK? Arbeitskraft<br />
zum Discountpreis – Schnäppchen für alle?“.<br />
9 Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH (Hrsg.) KURS 21-Lernmodul 2: „Produkte, Dienstleistungen, und Nachhaltigkeit“, Wuppertal 2004.<br />
Pro Kilogramm Baumwolle werden, je nach Niederschlag und Boden,<br />
bis zu 20.000 Liter Wasser zur Bewässerung der F elder verwendet.<br />
Dies hat weitreichende Folgen. In Usbekistan und Kasachstan<br />
hat insbesonder e der intensiv betriebene Baumwollanbau<br />
dazu geführ t, dass sich das Wasservolumen des Ar alsees innerhalb<br />
von 35 Jahren auf 10 % der ursprünglichen Menge reduzierte.<br />
Außerdem müssen Baumwollpfl anzen mit Giften vor Schädlingen<br />
und Unkraut geschützt werden. 10 % des weltweiten Pestizid- und<br />
Düngemittelverbrauchs gehen auf das Konto der Baumwolle. Diese<br />
Gifte v erbreiten Kr ankheiten unter den Erntehelfern, die nur<br />
wenig geschützt und sehr oft Kinder sind und nur ca. zwei Euro am<br />
Tag verdienen. Darüber hinaus entstehen Umweltschäden, da das<br />
Grundwasser verseucht wird.<br />
Nach der Ernte und Entkörnung wird Baumwolle (Rohbaumwolle)<br />
per Schiff in ander e Länder (auch nach Deutschland) tr ansportiert.<br />
Dort werden die Fasern versponnen, zu Stoffen gewebt bzw.<br />
gestrickt und schließlich v eredelt. Auch hierbei w erden Ener gie<br />
und viele Chemikalien v erbraucht sowie erneut sehr viel Wasser<br />
eingesetzt. Mit Hilfe Umwelt belastender Farbstoffe (z. B. synthetischer<br />
Indigo) und Hilfsmittel färbt man nun den Jeansstoff,<br />
verleiht ihm Glanz und Weichheit.<br />
Wer macht´s?<br />
2 – 6 L eute, die die S tadtrundgänge anbieten (oder auch mehr ,<br />
dann können weitere Stadtrundgänge angeboten werden).<br />
Die Gruppe für den S tadtrundgang sollte max. aus 20 P ersonen bestehen,<br />
sonst wird es ein bisschen schwer ins Gespräch zu kommen.<br />
Wie teuer?<br />
Kosten für:<br />
➜ die selbstgestalteten und gedruckten Werbefl yer oder<br />
sonstiges Werbematerial.<br />
Womit?<br />
Material:<br />
➜ Flyer, falls ihr euren Stadtrundgang bewerben möchtet<br />
(nutzt aber bitte auch Ressourcen schonendere Wege).<br />
➜ Anschauungsmaterial, wie z. B. Grafi ken, Bilder.<br />
test tes es e t<br />
Wusstet ihr…?<br />
Wenn eine Jeans 50 Euro kostet, fl ießen …<br />
25 Euro in den Einzelhandel (Verwaltung, Miete,<br />
Personal und Gewinn)<br />
12,50 Euro zur Markenfi rma (Entwicklung, Verkauf,<br />
Verwaltung, Werbung, Geschäftsgewinn)<br />
5,50 Euro zur Transportfi rma und ans Finanzamt<br />
6,70 Euro zur Jeans-Fabrik (Materialkosten, Miete,<br />
Maschinen)<br />
0,30 Euro Lohn zu den Arbeiterinnen<br />
Die ungleiche Verteilung könnt ihr an einer ausrangierten<br />
Jeans demonstrieren. Zerschneidet die Jeans entsprechend<br />
der Größe der „Gewinnanteile“. Ihr könnt das natürlich<br />
auch an einem Papiermodell darstellen.<br />
Wie lange?<br />
1 –3 Stunden (je nachdem)<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
Die globale Jeans<br />
Baumwoll-<br />
Anbau<br />
USA, Indien, China<br />
Deponie<br />
Veredelung<br />
Spinnerei in<br />
Deutschland<br />
Altkleidersammlung<br />
Verbraucher<br />
Second-Hand-Laden<br />
Jeans-Herstellungg<br />
in Tunesien<br />
„Der einzige Weg zur Lösung eines globalen P roblems sind<br />
weltweite lokale Lösungen. Ich glaube, es gibt eigentlich überhaupt<br />
nichts, was ausschließlich global wäre. Alles Globale hat<br />
vielmehr lokale Wurzeln. Die globale Umw eltverschmutzung<br />
entsteht im Lokalen.“<br />
Vandana Shiva, Umweltschützerin, Indien<br />
Der Stoff wird schließlich zur eigentlichen Jeansherstellung (Konfektionierung)<br />
wieder in ein anderes Land transportiert, z. B. nach<br />
Tunesien, w eil die P roduktionskosten dor t viel niedriger sind.<br />
Nicht nur der Jeansstoff hat bis dahin schon einen w eiten Weg<br />
hinter sich, sondern auch die Knöpfe, R eißverschlüsse und das<br />
Nähgarn. Das gewünschte lässige Aussehen oder die gebrauchte<br />
Optik bei einer Jeans w erden dur ch Sandstr ahlen oder mittels<br />
verschiedener Waschverfahren (wie S tonewash, Softwash, Enzymwash,<br />
Moonwash) erzielt – aber<strong>mal</strong>s kommen also v erschiedene<br />
Chemikalien und Wasser zum Einsatz. Eingepackt in K unststoff,<br />
wird die fertige Jeans nach Deutschland verschifft und über<br />
den Großhandel verteilt. In einem Geschäft kann man sie schließlich<br />
kaufen und dann tr agen. Hier endet der L ebensweg jedoch<br />
nicht. Jeans werden nach dem Tragen gewaschen und getrocknet.<br />
Das v erbraucht nicht nur enorm viel Ener gie und Waschmittel,<br />
sondern auch wieder beträchtliche Mengen Wasser. Irgendwann<br />
wird die Jeans w eggeworfen oder landet in der Altkleidersammlung.<br />
Transport und Deponierung verbrauchen dann noch ein<strong>mal</strong><br />
Energie, Material und Fläche.<br />
Wusstet ihr…?<br />
Insgesamt werden für eine Jeans benötigt:<br />
8000 Liter Wasser (Bewässerung, Waschen der Jeans u. a.)<br />
16 m 2 Anbaufl äche<br />
14 Minuten Nähzeit<br />
6 g Pestizide<br />
…<br />
Handel/Vertrieb<br />
Handel/Vertrieb<br />
5<br />
Aktionstipps
Aktionstipps<br />
Aktionstipps<br />
Aktionstipps<br />
2. 2 Station<br />
Fleischerei/Metzgerei Fle<br />
– deine Currywurst/Döner…<br />
Im 19. Jahrhundert war das Essen von Fleisch ein Luxus, den sich<br />
nur nu wenige leisten konnten. Heute ist der Fleischverzehr für alle,<br />
ob arm, r eich, jung oder alt, zur Selbstv erständlichkeit geworden.<br />
de Noch nie wur de soviel Fleisch v erzehrt wie heute. Um das<br />
Jahr Jah 1800 lag der K opfverbrauch noch bei 20 Kilogr amm im Jahr<br />
und un stieg in den 1950er Jahr en auf 26 Kilogramm. Heute isst der<br />
Bundesbürger Bu<br />
etwa 63 Kilogr amm Fleisch im Jahr. Eine ähnliche<br />
Entwicklung vollzieht sich derzeit in Schwellenländern wie China.<br />
Dort stieg der Fleischkonsum in den letzten 20 Jahren von 20 auf<br />
ca. 50 Kilogr amm/Kopf. Doch was sind die F olgen dieses enor -<br />
men Fleischkonsums?<br />
Das sagt die Studie:<br />
Eine Wirtschaftsentwicklung, die einer wachsenden<br />
Weltbevölkerung insgesamt einen w estlichen<br />
Lebensstil bescheren möchte, wird ökologisch nicht durchzuhalten<br />
sein. Mehr Ger echtigkeit in der Welt ist auf dem Verbrauchsniveau<br />
der Industrieländer nicht zu err eichen, denn<br />
die dafür benötigten Ressourcenmengen sind zu groß, zu teuer<br />
und zu z erstörerisch. … Es ist nicht erkennbar , wie etwa der<br />
automobile Verkehr, der klimatisier te Bungalow oder ein auf<br />
einem hohen Fleischanteil gegründetes Nahrungssystem allen<br />
Weltbewohnern zugänglich werden können. … Entweder<br />
bleibt wir tschaftliches Wohlergehen für eine Minderheit auf<br />
der Erde reserviert, weil das herrschende Wohlstandsmodell<br />
nicht mehr her gibt. Oder r essourcen-leichte Wohlstandsstile<br />
gewinnen R aum und halten die Chance auf eine Welt auskömmlichen<br />
Wohlergehens für alle offen. Gerechtigkeitsfähig<br />
werden jedenfalls nur Wohlstandsmodelle sein können, w elche<br />
der Biosphär e nicht zu viel ab verlangen. Ohne Ökologie<br />
ist im 21. Jahrhundert keine Gerechtigkeit mehr zu haben. 10<br />
Hoher Fleischkonsum und Ernährung<br />
der Weltbevölkerung<br />
Um 1 kg Fleisch zu pr oduzieren, müssen 6–16 kg Getr eide verfüttert<br />
werden. Das heißt Fleischproduktion und auch Fleischkonsum ist eine<br />
Verschwendung wertvoller Nahrungsmittel, die gr oße Teile der Weltbevölkerung<br />
dringend bräuchten.<br />
Dieses Problem wird veranschaulicht. Dazu wird eine Fläche von 2 m 2<br />
markiert. (Ihr könnt die Fläche mit quadratischen Pappen auf den Boden<br />
darstellen oder ihr nehmt euch Draht, eine Schnur etc.).<br />
In Abhängigkeit von dem Standort könnten auf dieser Fläche ca. 1,2 kg<br />
Getreide pro Jahr erzeugt werden. Die Gruppe soll sich nun überlegen,<br />
welche Menge an Rindfl eisch pr o Jahr pr oduziert w erden könnte,<br />
wenn diese Fläche zur Fütterung von Mastrindern verwendet wird.<br />
Lösung: ca. 120 Gramm.<br />
Produktion der Futtermittel<br />
Lasst die Teilnehmenden überlegen, wo das F uttermittel für in<br />
der EU konsumiertes Fleisch angebaut wird. Sie sollen angeben,<br />
wie viel Prozent der 2 m 2 in der EU und wie viel außerhalb der EU<br />
liegen.<br />
10 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 89.<br />
Von den knapp 60 Millionen Tonnen eiw eißhaltiger F uttermittel<br />
wird nur etwas über ein Drittel in der EU produziert. Eiweißreiche<br />
Futtermittel werden insbesondere für die Gefl ügel- und Schweinehaltung<br />
in die E U impor tiert. D. h. nur jedes dritte eur opäische<br />
Schnitzel kommt wirklich aus E uropa. Deutschland impor tiert<br />
etwa 4,2 Millionen Tonnen Eiweiß-Futtermittel auch aus Ländern,<br />
in denen Menschen hungern, so z. B. jährlich über dr ei Millionen<br />
Tonnen Soja aus Brasilien.<br />
Lösung: ca. 1,35 m 2 der Fläche liegen außerhalb der EU.<br />
Fleischkonsum –<br />
Klimawandel<br />
Ein vielleicht weniger bekanntes Problem<br />
des enormen Fleischkonsums<br />
ist die Tatsache, dass er zur Klimaerwärmung<br />
beiträgt. So w erden<br />
durch Viehhaltung große<br />
Mengen der klima relevanten<br />
Gase Methan und Lachgas<br />
freigesetzt. Insgesamt geht<br />
man dav on aus, dass die<br />
Viehhaltung zu mindestens<br />
10 % zur Er d erwärmung<br />
beiträgt. Dies entspricht unge<br />
fähr dem Anteil an der Erderwärmung,<br />
der dem Straßenverkehr<br />
zugeschrieben wird.<br />
Die Teilnehmenden sollen raten,<br />
wer einen größeren Beitrag zum<br />
Klimawandel leistet: der S traßenverkehr<br />
oder der Fleischkonsum?<br />
Lösung: Der Straßenverkehr,<br />
wie auch die Viehhaltung<br />
tr agen jew eils<br />
zu mehr als 10 % zur<br />
Klima erwärmung bei.<br />
ÖkologischerFußabdruck<br />
und Fleisch<br />
Legt bzw . z eichnet einen symbolischen<br />
F ußabdruck in die Mitte. Ihr<br />
könnt auch einen Schuh verwenden.<br />
Erklärt kurz das P rinzip des ökologischen<br />
Fußabdrucks. Lasst die Teilnehmenden<br />
schätzen, wie viel unseres Fußabdrucks<br />
auf Ernährung basiert. In einem zweiten<br />
Schritt sollen sie angeben, wie<br />
viel Anteil innerhalb der Ernährung<br />
auf den Konsum tierischer<br />
Produkte entfallen.<br />
Lösung: Etwas mehr als<br />
ein Drittel unseres ökologischen<br />
Fußabdrucks wird<br />
für die Er nährung benötigt.<br />
Ca. 75 % davon entfallen auf<br />
den Konsum tierischer Produkte<br />
wie Fleisch, Käse, Milch<br />
und Milchprodukte sowie Eier.<br />
Informationen zum ökologischen<br />
Fußabdruck:<br />
www.footprint.at<br />
Diskutiert w elche K onsequenzen ihr aus diesen Erkenntnissen<br />
zieht. Sollen wir alle Vegetarier werden? Was ist mit anderen<br />
tierischen Produkten wie Butter, Milch und Eier?<br />
Ein bewusster Umgang mit Fleisch als Nahrungsmittel ist ein Anfang.<br />
Wie oft kommt Fleisch und Wurst auf den Tisch? Stammt das<br />
Tier aus der Massentierhaltung? Kommt es aus deiner Region? Ist<br />
es ökologisch erzeugt?<br />
Wusstet ihr…?<br />
Die Menschheit v erbraucht insgesamt ber eits 25 %<br />
mehr, als die Erde hergeben kann.<br />
3. Station<br />
Elektronikladen – Handygeschäft<br />
Die Elektroindustrie lockt mit neuen Inno vationen. Klar, dass da<br />
das ehe<strong>mal</strong>s topmoderne Handy nach einem Jahr schon v eraltet<br />
scheint. Mobiltelefone sind die elektronischen Geräte, die v on<br />
ihren Besitzern am häufi gsten gegen die allerneuesten Modelle<br />
ausgetauscht werden. 11 Das ist mittlerw eile ein gewaltiges Umweltproblem.<br />
So landen alleine in Europa ca. 100 Mio. Handysets<br />
jährlich auf den Müllhalden. Der Handy-Müll wächst schneller als<br />
der allgemeine Müllberg. Und dieser Handy-Müll ist eine ökologische<br />
Zeitbombe: Hier fi nden sich gr oße Mengen an Arsen, Blei<br />
und Quecksilber.<br />
Ein Handy besteht aus vielen Kleinteilen u. a. aus: Lithium-Ionen-<br />
Akku, Gehäuse-V orderseite, K ontaktschiene (Anschlüsse), Gehäuse-Rückwand,<br />
Leitplatte mit Chips, Display , Mikrofon, Lautsprecher,<br />
Tastaturmatte mit Druckpunkten, Tastenfeld, Antenne,<br />
Chassie-Blech mit K artenschacht. In den meisten dieser Handyteilstücke<br />
ist das Metall Tantal enthalten. Dies wir d aus Coltan,<br />
einem wertvollen Erz, gewonnen. Coltan wir d z. B. im Kongo gefördert.<br />
Coltanabbau im Kongo 12<br />
Die Demokratische Republik Kongo (DR Kongo) verfügt über r eiche<br />
Vorkommen der Rohstoffe Kupfer, Kobalt, Gold, Zinn und Coltan. Coltan<br />
enthält das seltene und teur e Metall Tantal, das im chemischen<br />
Anlagenbau, in der R aumfahrtindustrie und in der Computer -<br />
und K ommunikationstechnologie v erarbeitet wir d.<br />
Tantal begegnet uns im täglichen L eben als unverzichtbarer<br />
Bestandteil von Mobil telefonen<br />
oder Spiel konsolen. Etwa zwei Drittel des<br />
weltweiten Vorkommens von Coltan liegen<br />
in der DR Kongo.<br />
Arbeitsbedingungen im<br />
Bergbau in der DR Kongo<br />
Die Arbeiter w erden für mini<strong>mal</strong>e<br />
Löhne oder P reise ausgebeutet,<br />
Kinderarbeit und uner trägliche Ar -<br />
beitsbedingungen sind alltäglich.<br />
Im südlichen Katanga gibt es z. B. ca.<br />
60.000 Männer und Jungen (teilweise<br />
erst sieben Jahr e alt), die als L ohnarbeiter<br />
in den Minen arbeiten. Die Jungen<br />
werden häufi g als Träger eingesetzt. Der<br />
Verdienst liegt zwischen einem bis 40 Dollar<br />
pro Tag, abhängig v om Metallgehalt des Erz es.<br />
Wie mineralhaltig das Gestein ist, das die Schürfer an<br />
die Mittelsmänner verkaufen, kann von ihnen selbst nicht<br />
bestimmt werden. Damit besteht die gr oße Gefahr, dass die Minenarbeiter<br />
v on den Ankäufern betr ogen w erden. Es wir d per<br />
Hand geschürft, eine Schicht dauert zwölf Stunden. Es gibt kaum<br />
Schutzkleidung, erleichternde Maschinen oder Geräte sowie Begrenzungen<br />
der erlaubten Arbeitsz eit. Im Umfeld der Abbaugebiete<br />
gibt es nur w enige Gesundheitsdienste, Schulen oder<br />
andere staatliche Angebote und diese v erlangen für ihre Dienstleistungen<br />
viel Geld, so dass die Familien der Arbeiter meist keine<br />
ausreichende Versorgung erhalten.<br />
Gewalt und Vertreibung<br />
Neben den har ten Arbeitsbedingungen zerstören vor allem militärische<br />
Auseinandersetzungen das Leben der örtlichen Bevölkerung:<br />
Diejenigen Truppen, die ein Gebiet er obern oder v erteidigen<br />
wollen, nutzen alle Elemente des Terrors, um die Menschen<br />
gefügig zu machen und Zugriff auf deren Ressourcen zu erhalten.<br />
Dörfer werden geplündert, um die Armeen zu ernähren. Widerständische<br />
Bewohner w erden v ertrieben oder sofor t getötet.<br />
Kinder, z. T. noch unter z ehn Jahre alt, werden in großer Zahl gewaltsam<br />
oder mit Versprechungen als Soldaten rekrutiert. Frauen<br />
und Mädchen w erden systematisch v ergewaltigt, um Angst und<br />
Kooperationswilligkeit in den Gemeinden zu erzeugen. Seit 1998<br />
sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen ca. 4,5 Mio. Menschen<br />
im Osten der D R Kongo durch direkte Kriegshandlungen<br />
oder in F olge v on Vertreibung, z erstörten Ernten, blockier ten<br />
Wegen und behandelbar en Krankheiten ums Leben gekommen.<br />
Fast die Hälfte davon waren Kinder unter zwölf Jahren.<br />
Ca. 800 000 Menschen sind derzeit allein in den Provinzen Nord-<br />
und Südkivu auf der Flucht v or Kriegshandlungen. Sie können<br />
deshalb ihre Felder nicht bestellen und sind auf internationale<br />
Hilfe angewiesen, die sie jedoch in vielen Fällen nicht rechtzeitig<br />
erreicht.<br />
Zusammensetzung<br />
eines Handys<br />
11 Studie des Marktforschungs-Softwareanbieters GMI, www.gmipoll.com<br />
12 Auer-Frege, Ilona: Coltanabbau im Kongo, in: EIRENE-Rundbrief „Konfl ikte um Ressourcen“, 3/2008, www.eirene.org<br />
7<br />
Aktionstipps
Aktionstipps<br />
Lest an der Station Stimmen aus dem Kongo zum<br />
Coltan abbau vor: 13<br />
Le<br />
Co<br />
„Coltanförderung „C<br />
ist ein Phänomen, das gr oße Geldfl üsse in<br />
un unser Gebiet lenkt, aber das hat negative Folgen, wie fallende<br />
Ein Einschulungsquoten (die Hochschule v on Walikale mit sechs<br />
Fak Fakultäten hat nur 34 Schüler) und steigende Preise für Dinge<br />
des des täglichen Bedarfs. Man sieht nicht, dass Coltangeld zum<br />
Beispiel für die Verbesserung der Lebensverhältnisse der Bergleute<br />
investiert wird.“<br />
Bernard Luanda, Präsident der Bushenge/Bahunde Selbsthilfegruppe<br />
„Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf Umweltschäden lenken.<br />
Ganze Hügel w erden z erstört und manche Wasserwege w erden<br />
umgeleitet, um För dergebiete fr eizulegen, was früher e<br />
Flussbetten in einem beklagenswerten Zustand hinterlässt. Es<br />
gibt zunehmende Gewalt zwischen Bergleuten, die aus irgendwelchen<br />
Gründen ihr e S treitereien mit Brutalität austr agen.<br />
Leichtes Geld führt auch zu Jugendkriminalität und Prostitution<br />
mit dem Risiko einer Ausbreitung des Aidsvirus.“<br />
Bitota, Coltanhändler<br />
„Kinder und einige Lehrer verlassen die Schulen, um Coltan zu<br />
fördern. Es gibt viele Erdrutsche. Vor kurzem wurden in einem<br />
Erdrutsch bei Luwowo zwanzig Menschen begraben, darunter<br />
sieben Soldaten. Es gibt auch Umweltzerstörung: Wasserwege<br />
werden umgeleitet, Weideland wird von ungeplantem Schür -<br />
fen zerstört. Die meisten L ebensmittel werden in den Coltanminen<br />
verkauft und nicht mehr in den tr aditionellen Märkten.<br />
Es gibt auch Angriffe bewaffneter Gruppen, die nicht nur die<br />
Bergleute angreifen, sondern auch die nor<strong>mal</strong>en Leute.“<br />
Safari Lupfutso, Dorfchef Matanda<br />
„Coltanförderung „Coltanförderung ist ist eine eine beispiellose beispiellose Einkommensquelle Einkommensque lle für ffür<br />
viele Männer und dF Frauen rauen, so dass dassganz ganze e Haushalte Haushalte in die die<br />
Minen ziehen und ihre Kinder aus der Schule heraushalten. Die i<br />
Leute denken, dass Coltan die Lösung ihrer Probleme sei, aber<br />
bald w erden wir überr ascht feststellen, dass unser e Märkte<br />
leer sind. Nur F rauen betr eiben Ackerbau. Das P roblem ist,<br />
dass die L ebensbedingungen der Ber gleute nicht besser geworden<br />
sind. Manche haben nicht ein<strong>mal</strong> eine Unterlage zum<br />
Schlafen, ihre Dächer sind immer kaputt, aber sie träumen davon,<br />
eines Tages viel Geld zu v erdienen, um sich alles zu kaufen.<br />
Doch w egen dem Banditentum und Er drutschen werden<br />
viele ihre Träume nicht erfüllt sehen. Der Dr ang zur Coltanförderung<br />
hat schon steigende Lebensmittelpreise verursacht. Es<br />
ist Zeit für die Leute, zur Landwirtschaft zurückzukehren.“<br />
Christine Kizimana, Leiterin einer lokalen Nichtregierungsorganisation<br />
13 EED (Hrsg.): Coltanfi eber. Wie ein seltenes Metall das Leben im kriegsgeschüttelten Osten der<br />
Demokratischen Republik Kongo verändert hat. Studie, Bonn 2002. Download unter www.eed.de<br />
14 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 488.<br />
„Unsere Eltern konnten das Schulgeld nicht mehr zahlen, wir<br />
hatten keine L ust mehr, andauernd heimgeschickt zu w erden<br />
und so sind wir gegangen. Jetzt leben wir in den Minen, wo wir<br />
als Bergleute arbeiten. … Es ist har te Arbeit, aber wir haben<br />
keine Wahl, denn wir müssen Geld v erdienen. Manch<strong>mal</strong> v erdienen<br />
wir 100 Dollar, mehr als unsere Eltern je verdient haben.<br />
Wir kaufen R adios und Kleidung und mit Gottes Hilfe w erden<br />
wir in zwei Jahren heiraten können. Das ist noch lange genug<br />
hin, dass wir etwas spar en können… Die, der en Eltern das<br />
Schul geld nicht zahlen können, können zu uns kommen und<br />
mitmachen. Man verdient seinen Lebensunterhalt ja nicht nur<br />
mit Lernen. Gucken Sie sich ein paar dieser Händler an, die nie<br />
zur Schule gegangen sind; sie sind r eicher als die L ehrer, die<br />
studiert haben.“<br />
Halera (16) und Safari (17), ehe<strong>mal</strong>ige Schulkinder<br />
Diskutiert D anschließend, welche Folgen der Coltanabbau hat und<br />
wer besonders davon betroffen ist. Überlegt auch, welche Probleme<br />
m die gewaltigen Mengen an Elektr oschrott mit sich bringen<br />
(neben Handys auch Computer) und wie dem begegnet w erden<br />
kann. k Mehr Infos fi ndet ihr bei: www.makeitfair.org<br />
Das sagt die Studie:<br />
Die materielle Seite der virtuellen Welt<br />
Der ökologische R ucksack der P roduktion eines<br />
2,8 kg schweren Notebooks wiegt über 400 kg. Dur ch eine intensive<br />
Nutzung und den S tromverbrauch kann der R ucksack<br />
noch ein<strong>mal</strong> über 600 kg Gewicht zulegen. Insbesonder e die<br />
hinter einem Computer stehende Infr astruktur (dazu gehör en<br />
Server, Router, G ateways, Repeater, S witches und Backbone<br />
Networks) und die Kühlung der ununterbr ochen betriebenen<br />
Hardware sind hierfür v erantwortlich. Nach Schätzungen w erden<br />
für das deutsche Internet 2 % des gesamten deutschen<br />
Stromverbrauchs benötigt, mit steigender Tendenz. Bis 2010<br />
könnte der Anteil auf 7 % ansteigen, was der Ener gieleistung<br />
von etwa vier Atomkraftwerken entspricht.<br />
Nicholas Carr, ehe<strong>mal</strong>iger E xecutive Editor des Har vard Business<br />
Reviews, hat ein<strong>mal</strong> die Energiebilanz der virtuellen Charaktere<br />
im Internetspiel Second Life (Av atare) aufgestellt. Danach<br />
hinterlässt ein nur virtuell existierender Avatar in Second<br />
Life einen C O 2-Fußabdruck wie ein Dur chschnittsbrasilianer.<br />
Schließlich ist auch die Entsorgung von Computern und anderen<br />
elektr onischen Geräten w egen der r asch wachsenden<br />
Mengen von Elektronikschrott problematisch. Allein nach China<br />
w erden jährlich vier Millionen PCs als Computerschr ott<br />
transportiert. Der größte Teil des weltweit anfallenden Elektronikabfalls<br />
wird heute in ärmer en Ländern „entsor gt“. Gefährlich<br />
sind dabei einige to xische Inhaltsstoffe wie zum Beispiel<br />
Schwermetalle und ihr e Verbindungen so wie halogenier te<br />
Flammschutzmittel wie etwa Tetrabrombisphenol A (TBB) oder<br />
polybromierter Diphenylether (PBDE). 14<br />
4. Station<br />
Bäckerei und/oder Supermarkt<br />
Gebt an der S tation eine kurz e Einleitung dazu, wie Br ot hergestellt<br />
wird. Weist auf die wachsende Konkurrenz für traditionelle<br />
Bäckereien durch Discount-Bäckereien hin.<br />
Seit den 1950er Jahr en ist die Anzahl der Bäcker eibetriebe von<br />
ca. 55.000 (im alten Bundesgebiet) auf rund 16.000 Betriebe<br />
(Stand: 31.12.2007) in ganz Deutschland zurückgegangen. 15<br />
4. Station<br />
Jährlich müssen etwa 600 bis 800 weitere Bäckereien wegen des<br />
enormen P reisdrucks aufgeben. Die Discount-Filialen handeln<br />
mit eingefl ogener Ware oder v oll automatisier t her gestellten<br />
Teiglingen aus Billiglohnländern. Auf dem Spiel stehen nicht<br />
nur die L ebensqualität, sondern auch Arbeitsplätz e und Wertschöpfung.<br />
Doch auch in den kleinen und mittelständischen<br />
Bäckereien haben neue Techniken Einzug gehalten, so w erden<br />
auch hier automatisier te Bäcker eimaschinen eingesetzt. Des<br />
Weiteren wir d auch bei Kleinbäcker eien immer öfter die Kältetechnik<br />
in Anspruch genommen, mit der Teiglinge pr oduziert<br />
werden können, die dann im Laden direkt gebacken werden, um<br />
laufend frische Backwaren anbieten zu können.<br />
Bildet zwei Gruppen: Die Discount-Bäckerei und die traditionelle<br />
Bäckerei. Jede Gruppe wir d v on je einer Teamerin oder einem<br />
Teamer angeleitet und bekommt als Symbol ein Dosencroissant/<br />
abgepacktes Brot (Discount-Bäckerei) bzw. einen Laib Br ot (traditionelle<br />
Bäcker ei). Als R epräsentant(inn)en der Discount-<br />
Bäckerei bzw. der traditionellen Bäckerei wird den Gruppen kurz<br />
Zeit gegeben, um Ar gumente für den K auf des Dosencr oissants<br />
bzw. des tr aditionell her gestellten Br otlaibes zu fi nden. Die<br />
Teamleitung gibt ihr er Gruppe bei Bedarf Ar gumentationshilfen<br />
mit. Anschließend versuchen die Gruppen, sich von den Vorteilen<br />
des Kaufes ihres Brotes zu überz eugen (Bsp.: Das Dosencr oissant<br />
sagt: „Ich werde gekauft, weil ...“).<br />
Übersicht über mögliche Argumente:<br />
Argumente für das Dosenbaguette & Discounter<br />
Kostengünstig (z. T. 50 % billiger).<br />
Zeitsparend (Ihr könnt es zusammen mit den anderen<br />
Lebensmitteln in einem Supermarkt kaufen, ohne zusätzlich<br />
in eine Bäckerei gehen zu müssen).<br />
Laufend ofenfrisches Brot während des gesamten Tages.<br />
Fertigwaren zum Aufbacken sind praktisch, weil ich sie je<br />
nach Bedarf aufbacken kann und sie nicht schlecht werden.<br />
Personalkosten liegen nur bei 20 % (bei handwerklichen<br />
Betrieben bei 40 – 50 %).<br />
15 Angaben des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks e.V.<br />
16 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 431.<br />
Unser Tipp<br />
„LateNightShoppingTour“ im Sitzen<br />
Veranstaltet eine (K urz)-Filmacht, in der es rund um<br />
das Thema Einkaufen und Konsum geht – vielleicht mit<br />
öko-fairen Cocktails.<br />
Das sagt die Studie:<br />
Musste man 1960 im Durchschnitt noch 20<br />
Minuten arbeiten, um vom Arbeitslohn ein Kilogramm<br />
Brot kaufen zu können, bedarf es heute dafür nur<br />
noch der Hälfte der Arbeitszeit. 16<br />
Argumente für das traditionelle Brot<br />
Bessere Beratung, besserer Service.<br />
Bessere Qualität, gesünder, weniger künstliche Zusatzstoffe.<br />
Lokale Arbeitsplätze und Betriebe werden unterstützt.<br />
Das Brot wird zum großen Teil in Handarbeit hergestellt.<br />
Größere Wertschätzung des Brotes (weil man weiß, wo und<br />
wie es hergestellt wird).<br />
Die kulinarische Vielfalt bleibt erhalten (es gibt ca. 300<br />
Brotsorten in Deutschland).<br />
Kurze Transportwege erhalten die Frische.<br />
Handwerkliche Herstellung bietet mehr Transparenz.<br />
Nahversorgung und persönlicher Kontakt sind möglich.<br />
Wertet die Diskussion anschließend aus. Welches Brot ist besser?<br />
Weitere m gliche Stationen des<br />
konsumkritischen Stadtrundgangs<br />
und Diskussionspunkte<br />
Supermarkt – Tiefkühltheke – Hühnchenfl eisch – Folgen des<br />
Exports von Hühnchenfl ügeln in Entwicklungsländer<br />
(s. Informationen beim Thema „Handel“).<br />
Supermarkt – Konzentration von Handelsmacht – Marktbeherrschung<br />
durch einige große Ketten.<br />
Tankstelle – Erdölproduktion/Anbau und Produktion von<br />
Agrotreibstoffen – Folgen für Entwicklungsländer.<br />
Drogeriemarkt – Kosmetikprodukte/Waschmittel – Palmöl als<br />
Grundstoff – Palmölanbau und -produktion in Entwicklungsländern.<br />
Schuhgeschäft – Schuhproduktion in Entwicklungsländern<br />
Blumenladen – Folgen der Blumenproduktion in Entwicklungsländern<br />
– Blumen aus Fairem Handel.<br />
Banken – Geldanlagen in unökologische und unsoziale<br />
Vorhaben – Alternative: Ethisches Investment.<br />
Rathaus/Schule – Beschaffung der Kommune/Schule (Papier,<br />
Energie, Kaffee, Kleidung, Mobilität etc.).<br />
Baumarkt – Holzsortiment – Herkunft der Holzprodukte<br />
und Folgen ihrer Herstellung – Alternativen wie das Forest<br />
Stewardship Council-Label (FSC).<br />
Büro der/des Bundestags- bzw. Landtagsabgeordneten –<br />
Positionen/Engagement zu Umwelt- und Entwicklungspolitik.<br />
Stadtwerke – Produktion von Strom und Wärme.<br />
Computerladen – ökologischer Rucksack eines Computers.<br />
Am Ende noch<br />
ein Blitzlicht…<br />
Die Teilnehmenden geben kurz wieder , wie sie den Spaziergang<br />
empfunden haben, was sie Neues gelernt/entdeckt<br />
haben, was sie besonders bemerkensw ert fanden und<br />
welche persönlichen Schlussfolgerungen sie ziehen.<br />
9999999<br />
Aktionstipps
Spieletipp<br />
KLEIDUNGS-PFERDERENNEN 17<br />
Warum?<br />
Die Vorteile von öko-fairen Materialien aufzeigen.<br />
Vermeintliche Wettbewerbsnachteile gegenüber Markenkleidung<br />
relativieren.<br />
Wie anfangen?<br />
Einfach loslegen!<br />
So geht’s:<br />
Ein mit den neuesten Marken ausgestattetes Pferd tritt im Rennen<br />
gegen ein „Faires“ Pferd an, das mit Naturmaterialien ausgestattet<br />
wurde. Die Teilnehmenden bilden einen Kreis, die Pferderennbahn.<br />
Fünf Personen müssen als Hür den ihre Arme waager echt ausstrecken.<br />
Der Teamer oder die Teamerin geht in der Mitte des<br />
Kreises entlang und erzählt als Kommentator(in) den Rennverlauf.<br />
Hintergrundinfos können entweder am Schluss gegeben werden<br />
oder an der jeweiligen Hürde.<br />
Wer macht´s?<br />
7–20 Personen<br />
Wie teuer?<br />
Kosten für:<br />
Die Materialien sollten nicht extra gekauft werden<br />
müssen.<br />
Womit?<br />
Material:<br />
zwei Holzpferde oder Playmobilpferde, eins mit<br />
Logos von großen Marken, das andere mit Geschirr<br />
aus Naturmaterial. Wenn keine Pferde vorhanden<br />
sind, können auch Teilnehmende springen und<br />
wiehern.<br />
Wie lange?<br />
5–30 Minuten<br />
LEWIS<br />
17 aus: BDKJ/Diözesanstelle Rottenburg-Stuttgart, Fachstelle Globales Lernen, Aktionsheft „Dein Geld<br />
regiert die Welt“, 2008.<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
Rennverlauf (Vorschlag):<br />
Die beiden Pferde starten und sind erst noch gleichauf.<br />
Dann nähern sie sich der ersten Hürde , den funktionalen<br />
Materialien:<br />
Das Markenpferd nimmt die Hür de gelassen, während das Faire<br />
Pferd sich ersichtlich schw er tut mit diesem Hindernis. Beide<br />
Pferde nehmen letztlich diese Hürde und galoppieren weiter.<br />
Das Markenpferd hat nun natürlich einen Vorsprung.<br />
Wusstet ihr…?<br />
Funktionale Materialien<br />
Markenkleidung, vor allem Sportbekleidung, werden oft<strong>mal</strong>s aus<br />
hochfunktionalen Fasern gefertigt, welche die Feuchtigkeit des<br />
Körpers opti<strong>mal</strong> von der Haut wegtransportieren oder die windundurchlässig<br />
sind. Diese Fasern sind jedoch künstlich und verursachen<br />
schon bei ihr er P roduktion eine er hebliche Umw eltverschmutzung.<br />
Naturbekleidung besteht ausschließlich aus<br />
natürlichen Materialien, die für den Spor t nicht so geeignet sein<br />
mögen, da sie die Feuchtigkeit aufsaugen.<br />
Wusstet ihr…?<br />
Anzahl der Kollektionen<br />
Unternehmen werfen pro Jahr mehrere Kollektionen auf den Markt,<br />
um den K unden immer etwas Neues, noch Besseres anzubieten.<br />
Dadurch entstehen viele Restposten und in den Produk-tionsländern<br />
muss häufi g sehr kurzfristig die P roduktion umgestellt oder<br />
es müssen sehr hohe Stückzahlen in sehr kurzer Zeit gefertigt<br />
werden. Dies führ t zu Überstunden und Wegfall von freien Tagen<br />
und Urlaub der Näherinnen. Faire Kleidung oder Naturbekleidung<br />
trägt dem schnellen Leben nicht so stark Rechnung, dafür kann es<br />
seinen P roduzenten sicher e Abnahmezahlen und dadur ch auch<br />
die Möglichkeit zur Planung geben.<br />
Dann geht es auch schon auf die zweite Hürde zu:<br />
Die Anzahl der Kollektionen, die pro Jahr auf den Markt kommen,<br />
bildet die zweite Hürde. Das Markenpferd überspringt diese Hürde<br />
mit Leichtigkeit, während das Faire Pferd deutlich strauchelt.<br />
Droht das R ennen etwa schon v orzeitig v orbei zu sein? Nein,<br />
wieder schaffen es beide Pferde, das Hindernis zu überspringen<br />
und galoppieren weiter. Das Faire Pferd ist mittlerweile natürlich<br />
deutlich abgeschlagen unterwegs. Knapp die Hälfte des Rennens<br />
ist um und es geht schon wieder auf ein neues Hindernis zu.<br />
Nanu, schon beim Erblicken des dritten Hindernisses, der ökologisch-nachhaltigen<br />
Produktion, bekommt das Markenpferd Probleme<br />
– das F aire Pfer d holt auf . Das Markenpfer d nimmt diese<br />
Hürde nur mit Mühe, währ end das F aire Pfer d darüber hinw egfegt.<br />
Der Abstand wird immer kleiner, aber das Markenpferd liegt<br />
immer noch vorne. Nun kommt die letzte und wohl alles entscheidende<br />
Hürde in Sicht.<br />
Wusstet ihr…?<br />
Produktion<br />
Bekleidung besteht oft<strong>mal</strong>s aus künstlichen F asern, die ber eits<br />
bei ihr er Herstellung umw eltschädliche S toffe benötigen und<br />
freisetzen. Auch die verwendete Baumwolle wird fast ausschließlich<br />
im konv entionellen Anbau gewonnen, bei dem gr oße Mengen<br />
v on Chemikalien für eine opti<strong>mal</strong>e P roduktion v erwendet<br />
werden. Zudem sind viele Baumwollpfl anzen gentechnisch manipuliert.<br />
F aire Kleidung oder Naturbekleidung wir d nur aus<br />
Stoffen genäht, die nach biologischen Kriterien pr oduziert wurden.<br />
Schw er abbaubar e Pfl anzenschutzmittel sind auf ökologisch<br />
bewir tschafteten Flächen ebenso v erboten wie Entlaubungsmittel,<br />
die im konv entionellen Baumwoll-Anbau die Ernte<br />
der Samenkapseln erleichtern.<br />
Beim Anblick des vierten Hindernisses, den fairen Arbeitsbedingungen,<br />
scheut das Markenpferd und die Reiterin oder der Reiter<br />
kann es nur sehr mühsam dazu bringen, die Hürde zu überspringen.<br />
Alternativ kann sich das Pfer d auch aufbäumen und den<br />
Reiter oder die R eiterin ab werfen. Das F aire Pfer d nimmt auch<br />
diese mit der ihm zuletzt eigenen L eichtigkeit – und oh Wunder<br />
– es kann das Rennen für sich entscheiden.<br />
Wusstet ihr…?<br />
Arbeitsbedingungen<br />
Viele Unternehmen lassen den größten Teil ihrer Kleidung in Billiglohnländern<br />
pr oduzieren. Sie for dern sehr hohe Absatzzahlen und<br />
drücken den S tückpreis immer w eiter. Die L eidtragenden sind die<br />
Näherinnen. Die größtenteils jungen Frauen arbeiten in großen Fabriken<br />
oft<strong>mal</strong>s 12–16 S tunden pr o Tag, mit nur einer halben S tunde<br />
Pause, die auch wegfallen kann, wenn es einen Engpass gibt. Wegen<br />
des Zwanges, ohne lange Pausen zu arbeiten, trinken die Arbeiterinnen<br />
oft zu wenig und werden krank. Arbeitsverträge kann der Arbeitgeber<br />
meist fristlos kündigen. Wer sich in einer Gew erkschaft engagieren<br />
möchte, um an der Situation etwas zu ändern, wir d noch<br />
schlechter behandelt, gekündigt oder schon auch <strong>mal</strong> geschlagen.<br />
Also sagen die meisten Arbeiterinnen nichts und arbeiten w eiter für<br />
einen Lohn, von dem sie nicht leben können.<br />
Faire Kleidung dagegen wird nur aus ökologisch angebauter und<br />
handgepfl ückter Baumwolle gefer tigt. Es w erden den Liefer anten<br />
feste Absatzmengen und Absatzpreise garantiert. Außerdem<br />
werden die Arbeitszeitvorgaben eingehalten und ein fair er Lohn<br />
bezahlt.<br />
11<br />
Spieletipp
Ihr k nnt handeln!<br />
TIPPS FÜR DAS EIGENE LEBEN 18<br />
Wir haben für euch einige Tipps zusammengestellt, die ihr in<br />
eurem Alltag schon heute umsetz en könnt. Diese Tipps könnt<br />
ihr auch während des konsumkritischen Stadtrundgangs in die<br />
Gruppe geben.<br />
Für jeden Konsum und jedes Produkt – egal ob Kleidung, Handy,<br />
Papier, Essen, Ener gie – gilt dieselbe Grundformel: „Besser –<br />
Anders – Weniger“.<br />
Das Wichtigste ist, den Konsum, wenn möglich, zu vermeiden.<br />
Wenn ihr doch etwas kaufen müsst, dann<br />
langlebige Produkte. Teilt diese mit anderen,<br />
verwendet sie wieder und repariert sie. Stellt<br />
euch immer wieder die Frage vor dem Einkauf:<br />
Brauche ich dieses Produkt, dieses<br />
Handy oder Kleidungsstück wirklich?<br />
Orientiert euch beim Kauf von Produkten<br />
an Siegeln wie „Fair“, „Bio“ oder „Blauer<br />
Engel“.<br />
Nutzt Second Hand Läden, organisiert<br />
mit der eigenen Jugendgruppe einen<br />
Flohmarkt oder veranstaltet eine Tauschbörse.<br />
Verringert euren Fleischkonsum<br />
Verwendet Recycling-Papier, das schont die Wälder und ist<br />
auch durch den deutlich geringeren Energieeinsatz ein<br />
Beitrag zum Klimaschutz.<br />
Unterstützt Aktionen wie z. B. „Saubere Kleidung“ 19 .<br />
Klärt andere über die Zusammenhänge auf! Thematisiert es<br />
in der Schule, im Seminar, in Gruppenstunden.<br />
18 Greenpeace: Footprint – der ökologische Fußabdruck Deutschlands, Hamburg 2008, www.greenpeace.de<br />
19 www.saubere-kleidung.de<br />
20 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 570.<br />
Das sagt die Studie:<br />
Das historische P rojekt, eine solar -solidarische<br />
Gesellschaft zu bauen, lebt von der Initiative einer<br />
Vielzahl von Menschen. Auch durch die eigene Lebensführung<br />
kann jeder Einfl uss auf den G ang des Geschehens ausüben.<br />
Wer achtsam einkauft, wird über den Preis hinaus ein Augenmerk<br />
für die ökologische und soziale Qualität v on Produkten<br />
haben. Als K onsument, der sich gleichermaßen als Bür ger<br />
versteht, wir d er dar auf schauen, dass sein K aufakt so wohl<br />
zur Umweltentlastung als auch zur Solidarität mit Schlechtergestellten<br />
beiträgt. Wer überdies seinen Kopf über der Warenschwemme<br />
halten möchte, wir d die hohe K unst der Einfachheit<br />
pfl egen, ansonsten z erfasert sein L eben. Sparsam im<br />
Haben, aber gr oßzügig im Sein, so lautet die Devise der Zukunftsfähigkeit<br />
für einen selbst wie für die Gesellschaft. 20<br />
Neben dem individuellen Beitr ag bedarf es v or allem<br />
grundsätz licher Änderungen auf gesellschaftlicher Ebene.<br />
Auch dazu kann jede(r) Einzelne beitragen durch:<br />
die Nachfr age nach ökologischen, zukunftssicher en P rodukten<br />
und Dienstleistungen und<br />
ein politisches Wahlverhalten, orientiert an zukunftsfähigen<br />
Programmen.<br />
Gute Argumente!<br />
MITMISCHEN – MITREDEN<br />
In Gesprächen br aucht ihr fundier te Fakten, um euer Anliegen<br />
glaubhaft zu machen. Deshalb haben wir für euch einige gute<br />
Argumentationshilfen zum Thema Konsum zusammengestellt.<br />
Warum soll ich weniger konsumieren? 21<br />
Der Fußabdruck der Menschheit misst gegenwärtig 2,2 globale<br />
Hektar (gha). R echnerisch würden jedem Menschen 1,8 gha zustehen.<br />
Der Verbrauch der Menschen übersteigt die Tragfähigkeit<br />
der Erde also um etwa 25 %.<br />
Ein(e) US-Amerikaner(in) beansprucht dur chschnittlich 9,6 gha,<br />
ein(e) Inder(in) 0,8 gha, ein(e) Deutsche(r) 4,2 gha.<br />
Der größte Teil des deutschen F ußabdrucks (50 %) wir d dur ch<br />
den Verbrauch fossiler Ener gieträger v erursacht, z. B. für das<br />
Heizen der Wohnung. Bei der Ernährung werden 75 % des Fußabdrucks<br />
dur ch den Verbrauch tierischer Nahrungsmittel v erursacht.<br />
Den ökologischen Fußabdruck verringern z. B. durch:<br />
Umstieg auf Ökostrom: Er bringt minus 90 % Fußabdruck im<br />
Bereich Stromversorgung.<br />
Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel: Ein Flug von Berlin<br />
nach Wien und zurück hat einen 26-<strong>mal</strong> höher en Fußabdruck<br />
als die Fahrt mit der Bahn. Eine Person, die mit der Bahn statt<br />
mit dem Auto v on Hambur g nach F rankfurt fähr t, v erringert<br />
den Fußabdruck der Reise um 94 %.<br />
Verringerung des durchschnittlichen Fleischkonsums um rund<br />
20 %. Ihr ernährt euch gesünder und reduziert euren ökologischen<br />
Fußabdruck im Bereich Ernährung um 15 %. Mit ausschließlich<br />
vegetarischer Ernährung lässt er sich mehr als<br />
halbieren.<br />
Einen konsequenten Umstieg auf R ecyclingpapier: Er v erringert<br />
den Fußabdruck im Bereich der Konsumgüter um zehn bis<br />
20 %.<br />
Wusstet ihr…?<br />
Der Fußabdruck wird in „globalen Hektar“ (gha) gemessen<br />
= ein Hektar weltweit durchschnittlicher biologischer Produktivität,<br />
etwa für Ackerbau, Holzwir tschaft, Ener giegewinnung und<br />
ist eine einheitliche „Währung“, die die unterschiedliche Fruchtbarkeit<br />
von Böden berücksichtigt. So werden verschiedene Länder<br />
oder Gebiete v ergleichbar. Bei fossilen Ener gieträgern wird<br />
die Fläche err echnet, die nötig ist, um die bei der Verbrennung<br />
entstehenden Emissionen v on K ohlendioxid dur ch Wälder und<br />
Ozeane zu binden, ohne das Klima zu gefährden. 22<br />
Warum bio kaufen? Es ist so teuer! 23<br />
Ein Kilo herkömmliches Schnitz el kostet sieben E uro – im Vergleich<br />
zu 13 E uro für ein Kilo Ökoschnitz el. Damit kostet das<br />
Ökoprodukt fast das Doppelte. Das konv entionelle Schnitzel ist<br />
billig, w eil hohe K osten für Umw eltschäden nicht einger echnet<br />
werden.<br />
21 Greenpeace: Footprint – Der ökologische Fußabdruck Deutschlands, Hamburg 2008, www.greenpeace.de<br />
22 www.foodprintnetwork.org<br />
23 www.foodwatch.de<br />
24 www.fair4you-online.de<br />
Bei der Erzeugung von einem Kilogramm Ökoschnitzel werden im<br />
Vergleich zur konventionellen Produktion eingespart:<br />
1/4 der Energie<br />
3/4 der Stickstoffbelastungen<br />
3/4 der Treibhausgase<br />
100 Gramm Mineraldünger<br />
1,5 Gramm Pfl anzenschutzmittel<br />
Dafür fällt ein Mehrbedarf an von etwa der Hälfte an Futter-Anbaufl<br />
äche und 40 bis 95 % an Arbeitszeit. Deswegen ist bio teurer. Der<br />
Marktanteil von Bioprodukten lag in Deutschland im Jahr 2007 nur<br />
bei etwa 4 %.<br />
Warum fair kaufen? Es ist so teuer! 24<br />
Weil sonst ...<br />
die Produzent(inn)en so wenig verdienen, dass sie nicht<br />
davon leben können,<br />
das Geld der Produzenten so knapp ist, dass die Kinder keine<br />
Schule besuchen können und damit keine Zukunftschancen<br />
haben,<br />
ständige Preisschwankungen auf dem Weltmarkt für die<br />
Produzent(inn)en Unsicherheit und Armut bedeuten,<br />
die Spielregeln des Welthandels von den reichen Ländern<br />
aufgestellt werden.<br />
Weil ...<br />
faire Handelsbeziehungen langfristig, zuverlässig und partnerschaftlich<br />
sind,<br />
ökologische Landwirtschaft und umweltfreundliche Produktion<br />
gefördert wird – ebenso wie besonders benachteiligte<br />
Produzent(inn)en wie z. B. Frauengruppen,<br />
Produzentenorganisationen eine Vorfi nanzierung erhalten<br />
können, damit sie z. B. Saatgut oder Material einkaufen<br />
können und damit arbeitsfähig werden,<br />
höhere Preise bessere Löhne bedeuten, mit denen Eltern die<br />
Schulbildung ihrer Kinder bezahlen können,<br />
eine Gesundheits- und Altersvorsorge sowie soziale Projekte<br />
fi nanziert werden können.<br />
Warum W sich politisch einmischen?<br />
Weil W letztlich die R egeln des Marktes und des Welthandels bestimmen,<br />
s wie Produktion und Handel gestaltet werden. Politik<br />
muss Vorgaben und R egeln setzen, damit eine sozial- und umweltverträgliche<br />
w<br />
P roduktion und ein entspr echender K onsum<br />
möglich wird.<br />
13
Worum geht´s?<br />
FAKTEN UND ZUSAMMENHÄNGE – IN 5 MINUTEN 25<br />
Besser – anders – weniger<br />
so lautet die F austformel für den Weg zu einer<br />
zukunfts fähigen Wirtschaft in Deutschland, die in der<br />
Studie „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisier ten<br />
Welt“ wie folgt umrissen wird.<br />
Zukunftsfähigkeit bedeutet in erster Linie, den R essourcenverbrauch<br />
in den Industrieländern zu reduzieren. Etwa ein Drittel der<br />
Menschheit lebt direkt von der Natur, von der Savanne, Wäldern,<br />
Flüssen und Feldern. Diese werden jedoch zu einem gr oßen Teil<br />
von der reichen Konsumentenklasse genutzt (Ananas- und Baumwollplantagen,<br />
Papierproduktion, etc.). D. h. erst wenn die Nachfrage<br />
nach Öl sinkt, lohnt es nicht mehr , Förderzonen im Urwald<br />
zu erschließen, erst w enn der Wasserdurst v on Plantagen und<br />
Fabriken abklingt, bleibt genügend Grundwasser für Trinkwasserbrunnen<br />
in den Dörfern, erst w enn der Wunsch nach Rindersteaks<br />
zurückgeht, br aucht nicht mehr Boden für Weiden und<br />
Futtermittelanbau vereinnahmt zu werden.<br />
Es ist die F rage, ob eine Wirtschaftsweise vernünftig ist, die in<br />
Zeiten umfassender Naturknappheit wertvolle Ressourcen dafür<br />
einsetzt,<br />
fortschreitend mehr Bedürfnisse über Marktprodukte zu<br />
befriedigen,<br />
von jedem Marktprodukt hundert Varianten anzubieten,<br />
alle hundert Varianten in kurzen Zeitzyklen veralten zu lassen,<br />
um sie wieder durch brandneue Produkte zu ersetzen.<br />
Nachhaltige L ebensstile sind die K unst des richtigen<br />
Verhaltens in falschen S trukturen. Deshalb br aucht es<br />
beides: Politik von oben und Handeln v on unten. Nur zusammen<br />
entstehen nachhaltige Produktions-, K onsum-<br />
und Wirtschaftsstrukturen. 26<br />
25 zusammengestellt aus Texten der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland<br />
in einer globalisierten Welt“.<br />
26 Spangenberg, Joachim H./Lorek, Sylvia: Sozio-ökonomische Aspekte<br />
nachhaltigkeitsorientierten Konsumwandels. Aus: Politik und Zeitgeschichte<br />
B24/2001.<br />
Es ist an der Zeit, dass ...<br />
Auswahl statt Masse, Qualität statt Billigstücke, dauerhafte<br />
Güter statt Wegwerfware, und statt Neueinkauf ein Reparaturservice<br />
angeboten wir d. Aller dings liegt eine S trategie des<br />
Genugs quer zu den Antrieben des K apitalismus; daher wir d<br />
dieses Jahrhundert für den Kapitalismus einen Elchtest besonderer<br />
Art bereithalten: Nur wenn er es schafft, Wertschöpfung<br />
bei sinkenden Gütermengen zu betr eiben, kann er sich eine<br />
Chance auf Zukunftsfähigkeit ausrechnen.<br />
HHeute<br />
zielen viele Produkte darauf ab, Gefühle zu vermitteln, sei<br />
ees<br />
Abenteuer, Zugehörigkeit oder S tolz. Doch es z eigt sich: Mit<br />
iihrer<br />
Endlosfabrikation von Bedürfnissen verlässt die Konsumge-<br />
ssellschaft<br />
ihr en eigentlichen Z weck, das L eben der Menschen<br />
ggelungener<br />
zu machen. Denn Überfülle und schnelle Verschleiß-<br />
zzyklen<br />
neigen dazu, Orientierungsfähigkeit und Entscheidungs-<br />
kkraft<br />
zu überfordern. Kaum einer fühlt sich mehr durch die Explo-<br />
ssion<br />
der Möglichkeiten befr eit, vielmehr walten Verunsicherung<br />
und Verwirrung. Wer unter solchen Umständen noch einen Überblick<br />
über seine Bedürfnisse behalten möchte, tut gut daran,<br />
Dinge abzuwählen, sie auszuwählen, und „Nein“ zu sagen. „Von<br />
nichts zuviel“ – selten hat wohl in den vergangenen zweieinhalbtausend<br />
Jahren der antike Leitspruch aus Delphi so ins Schwarze<br />
getroffen wie in unserer Konsumgesellschaft.<br />
Und er [Jesus] sprach zu ihnen: „Seht zu und<br />
hütet euch vor aller Habgier; denn niemand<br />
lebt davon, dass er viele Güter hat.“<br />
Lukas 12, 15<br />
zum Thema KONSUM<br />
ANSEHEN, INFORMIEREN, NACHLESEN<br />
Multimedia-DVD<br />
King Cotton oder Baumwolle als Schicksal<br />
Medienpaket mit zw ei Dokumentarfi lmen (D VD, Video) und<br />
ausführlichem Zusatzmaterial (D VD, CD-R OM) zum Thema<br />
Baumwolle.<br />
Dokumentarfi lm, 2006, geeignet ab 16 Jahren<br />
Filme<br />
Eine anständige Firma – Nokia made in China<br />
Unter welchen Bedingungen arbeiten Menschen in den chinesischen<br />
Zulieferfi rmen von Nokia?<br />
Dokumentarfi lm, 2004, geeignet ab 16 Jahre, 56 Min.<br />
Footprint – Große Ansprüche an einen kleinen Planeten<br />
Die Menschen in den industrialisierten Ländern leben auf viel<br />
zu „großem Fuß“. Der Film r egt an über unser e Wirtschafts-<br />
und Lebensweise nachzudenken.<br />
Dokumentarfi lm, 2007, geeignet ab 14 Jahre, 36 Min.<br />
Jeans – Baumwolle im Zeichen der Globalisierung<br />
Der Film macht die Auswirkungen der Globalisierung am Beispiel<br />
der Jeans in Deutschland, Tansania und R ussland v erständlich.<br />
Dokumentarfi lm, 2002, geeignet ab 12 Jahre, 19 Min.<br />
The Story Of Stuff<br />
Der Film wirft einen kritischen Blick auf unser e Produktions-<br />
und K onsumgewohnheiten. Er z eigt die Verbindungen zwischen<br />
vielen Umwelt- und Sozialthemen auf.<br />
Download: www.storyofstuff.com, geeignet ab 12 Jahre,<br />
20 Min., in englischer Sprache<br />
Unser Planet<br />
Der Film illustrier t die Zusammenhänge zwischen den Menschen,<br />
ihrem Konsum, dem Raubbau und dem System Planet.<br />
Wie viel hat K onsum mit L ebensstandard zu tun? Wie wir d<br />
unsere Er de aussehen, w enn im Jahr 2050 neun Milliar den<br />
Menschen den Planeten teilen?<br />
Dokumentarfi lm, 2006, ab 16 Jahre, 82 Min.<br />
We feed the World – Essen global<br />
Der Film schilder t, wie K onzerne und Gr oßindustrie unser e<br />
Ernährung steuern, wie Massenviehzucht, ausufernde Subventionen<br />
und Monokulturen für viele Menschen weltweit immer<br />
mehr zu einem Ernährungspr oblem w erden. Es ist ein<br />
Film über Ernährung und Globalisierung, Warenströme und<br />
Geldfl üsse, den Mangel im Überfl uss.<br />
Dokumentarfi lm, 2005, geeignet ab 16 Jahre, 96 Min.<br />
Weitere Informationen<br />
zu den Filmen:<br />
Evangelisches Zentrum für Entwicklungsbezogene Filmarbeit<br />
Kniebisstraße 29, 70188 Stuttgart<br />
Telefon: 0711 28 47-243, www.ezef.de<br />
Links<br />
www.brot-fuer-die-welt.de/ernaehrung:<br />
Informationen und Aktionsvorschläge zum<br />
globalen Agrarhandel.<br />
www.bundjugend.de: Informationen zu Umweltthemen.<br />
www.eed.de/welthandel: Die Welthandelsseite des E ED mit<br />
zahlreichen Publikationen und aktuellen Berichten zur Welthandelspolitik.<br />
www.fair4you-online.de: Informationen für Jugendliche zu<br />
fair gehandelten Produkten und Fairem Handel.<br />
www.forum-fairer-handel.de und www.eed.de/fairerhandel:<br />
Infos zu fair gehandelten Produkten und Fairem Handel.<br />
www.footprint.at: untersucht die F olgen unser es K onsums<br />
und misst den ökologischen Fußabdruck.<br />
www.ich-habs-papiert.de: Infos zum Papier sparen und Recyclingpapier.<br />
www.konsum-global.de: Die Stadtführung „Konsum Global“<br />
(von JA NUN und der B UNDjugend) z eigt die Auswirkungen<br />
unseres Konsums auf Mensch und Natur und stellt (Konsum)-<br />
Alternativen v or: mit vir tueller S tadtführung, Informationen,<br />
Tipps und Alternativen für den nächsten Einkauf.<br />
www.oekolandbau.de/jugendliche: Bio und lecker präsentiert.<br />
www.zukunft-einkaufen.de: Informationsplattform und Kampagne<br />
für eine öko-fair e Beschaffung in Kir chengemeinden<br />
und kirchlichen Einrichtungen.<br />
15
Brosch ren/B cher<br />
BUND, Brot für die Welt, EED (Hrsg.)<br />
Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt.<br />
Frankfurt, 2008.<br />
Die Kurzfassung der Studie „Wegmarken für einen K urswechsel“<br />
enthält auf 40 Seiten komprimiert die wichtigsten Aussagen<br />
und Inhalte der S tudie (Download bzw. Bestellung bei den Her -<br />
ausgebern sowie unter www.zukunftsfaehiges-deutschland.de)<br />
Brot für die Welt (Hrsg.):<br />
Nahrung. Eine globale Zukunftsfrage. Grundlagenbroschüre<br />
der Kampagne „Niemand isst für sich allein“.<br />
Infoblätter zu einzelnen Lebensmitteln (Tomaten, Mais,<br />
Hühnchen etc.). Infos: www.brot-fuer-die-welt.de/ernaehrung<br />
Brot für die Welt und EED (Hrsg.):<br />
Nachhaltig wirtschaften mit fair gehandelten und<br />
biologischen Produkten.<br />
Handreichung, Bonn 2008. Download: www.eed.de<br />
EED (Hrsg.):<br />
Coltanfi eber. Wie ein seltenes Metall das Leben im<br />
kriegsgeschüttelten Osten der Demokratischen Republik<br />
Kongo verändert hat.<br />
Studie, Bonn 2002. Download: www.eed.de<br />
EED, Brot für die Welt et.al (Hrsg.):<br />
Fairtrade-Baumwolle – für alle ein Gewinn.<br />
Köln 2008. Download unter www.eed.de<br />
Forum Umwelt und Entwicklung und EED (Hrsg.):<br />
Supermärkte auf dem Vormarsch im Süden<br />
– Bedrohung für Kleinbauern?<br />
Bonn und Berlin 2007. Download: www.supermarktmacht.de<br />
Dieses Heft ist Bestandteil der Publikation „<strong>Mach</strong> <strong>mal</strong> Zukunft“<br />
– Die Aktionsmappe für die Jugendarbeit zur Studie<br />
„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />
Herausgeber:<br />
Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland (aej),<br />
BUNDjugend, Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst e.V.<br />
Hannover, Berlin, Stuttgart, Bonn 2009<br />
Fromm, Erich:<br />
Vom Haben zum Sein. Wege und Irrwege der Selbsterfahrung.<br />
Ullstein Verlag, Berlin 2005.<br />
Grimm, Fred:<br />
Shopping hilft die Welt verbessern.<br />
Der andere Einkaufsführer.<br />
Goldmann Verlag, München 2006.<br />
Klaus, Werner/Weiss, H.:<br />
Das neue Schwarzbuch Markenfi rmen.<br />
Ullstein Verlag, Berlin 2006.<br />
Lasn, Kalle:<br />
Culture Jamming. Das Manifest der Anti-Werbung.<br />
Orange Press, Freiburg 2006.<br />
Le Monde diplomatique: Atlas der Globalisierung.<br />
taz Verlags- und Vertriebs GmbH, Berlin 2006.<br />
Rivoli, Pietra:<br />
Reisebericht eines T-Shirts. Ein Alltagsprodukt erklärt<br />
die Weltwirtschaft.<br />
Econ Verlag, Berlin 2006.<br />
Autorin dieses Heftes:<br />
Katja Breyer (EED)<br />
Notizen<br />
Internet:<br />
www.evangelische-jugend.de<br />
www.bundjugend.de<br />
www.brot-fuer-die-welt.de<br />
www.eed.de<br />
www.zukunftsfaehiges-deutschland.de<br />
Zukunft fair teilen<br />
Gestaltung: www.dieprojektoren.de Art. Nr. 117110030
GERECHTE REGELN BRAUCHT DIE WELT<br />
Welthandel<br />
>> Das Aktionsheft 2 für die Jugendarbeit zur Studie<br />
„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />
In den letzten Jahr en ist der Welthandel rapide gewachsen.<br />
Und er wächst w eiter. Der Anteil der Entwicklungsländer an<br />
ihm ist sehr gering. F ast der gesamte Welthandel wir d heute<br />
durch die Abkommen der Welthandelsorganisation WTO aber<br />
auch durch bilater ale Abkommen geregelt. Und oft bedeuten<br />
„Solange Armut existiert, gibt es keinen wirklichen F rieden.<br />
Die Schritte, die v on den Industrieländern gemacht w erden<br />
müssen, sind klar: Der erste ist, für einen ger echten Welthandel<br />
sorgen.“<br />
Nelson Mandela<br />
diese R egeln Vorteile für den Norden und Nachteile für den<br />
Süden. Der Welthandel hat keine gerechten Regeln.<br />
Auf den folgenden S eiten fi ndet ihr verschiedene Aktions- und<br />
Spieletipps und viele Hintergrundinfos zum Thema. >>
Aktionstipps<br />
UNFAIRE SPORTWETTBEWERBE<br />
Das sagt die Studie:<br />
Das geltende R egelwerk des Welthandels ist darauf<br />
zugeschnitten, allenthalben auf der Welt das<br />
Gesetz der ökonomischen Effi zienz dur chzusetzen, mit nur<br />
marginaler Beachtung ökologischer oder sozialer P robleme.<br />
Verhandlungen im R ahmen der WTO sind geprägt v om weltweiten<br />
Wettkampf der S tarken um Marktanteile; die Inter essen<br />
der Schwächeren haben dabei einen schweren Stand. 1<br />
Unfaire Sportwettbewerbe<br />
Warum?<br />
Ungerechtigkeit im Welthandel und ihre Folgen verdeutlichen.<br />
Notwendigkeit der Änderung des Handelsregimes darstellen.<br />
Wie anfangen?<br />
Mit „Unfairen Sportwettbewerben“ 2 können die Ungerechtigkeiten<br />
im Welthandel sehr anschaulich aufgez eigt werden. (Vorher<br />
solltet ihr euch inhaltlich mit der Thematik des Welthandels auseinandersetzen.)<br />
Das Muster ist stets das gleiche:<br />
Zwei Teams stehen sich gegenüber – die Industrie- und die Entwicklungsländer.<br />
Das Spielfeld ist der Welthandel. Wer Tore<br />
schießt oder punktet, hat mehr Geld und Gewinn für sein Land<br />
aus dem Handel herausgeholt.<br />
Die Spieler(innen) starten ungleich, aber es gelten die gleichen<br />
Regeln. Auch die S tartvoraussetzungen der Länder sind ungleich,<br />
die Schiedsrichter(innen) sind par teiisch, Menschenrechte<br />
und Umw elt spielen für die R egeln, die die WTO (Welthandelsorganisation)<br />
aufstellt, keine Rolle.<br />
Wer macht´s?<br />
2–20 Personen<br />
Wie teuer?<br />
Geringe Kosten<br />
Womit?<br />
Je nach Spiel: ein dickes Seil, Boxhandschuhe, ein Absperrseil<br />
(für den Boxring), Tennisschläger<br />
Wie lange?<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
Je nach Sportart unterschiedlich. Versucht aber die Spannung<br />
zu halten und den Wettkampf nicht ewig in die Länge zu ziehen.<br />
Hier fi ndet ihr Vorschläge für unfaires Tauziehen, Boxen, Tennis-<br />
und F ußballspielen. Aber auch ander e Spor tarten (Handball,<br />
Volleyball, R adrennen, Laufw ettbewerbe, Dr achenbootrennen,<br />
Triathlon, Schach) können in der Öffentlichkeit unfair insz eniert<br />
werden.<br />
1 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 209.<br />
2 EED (Gerechtigkeit Jetzt! Welthandelskampagne) Hrsg.: Aktionshandbuch<br />
WTO – Weltweit Taube Ohren? Bonn 2006. Download unter: www.eed.de<br />
Unfaires Tauziehen,<br />
Boxen oder Tennis<br />
So geht’s:<br />
Ihr benötigt auf jeden F all eine gut vorbereitete Moderation, die<br />
den Zuschauer(innen) das gewählte Spiel und den Zusammenhang<br />
mit dem Welthandel erklärt. Ihr braucht Spieler(innen) und<br />
viel Phantasie, wie ihr die ungleichen Startvoraussetzungen darstellen<br />
wollt.<br />
Beim Tauziehen steht ein Team gut ausgerüstet und v or allem<br />
gut genährt da, während die Gegenpartei die Füße zusammengebunden<br />
hat, in einer Hand noch einen schweren Sack halten<br />
muss oder nur mit einem kleinen Team den Wettkampf bestreiten<br />
kann, weil es anderen Team-Mitgliedern an Fahrgeld gefehlt hat.<br />
Es können aber auch Kinder gegen Erwachsene spielen.<br />
„Totale Liberalisierung, das hieße doch, den Boxweltmeister<br />
Mike Tyson gegen einen unter ernährten bengalischen Ar -<br />
beitslosen antreten zu lassen. Und dann wie die WTO zu sagen,<br />
es gelten doch für beide die selben R egeln und beide<br />
haben die selben Bo xhandschuhe, der Besser e wird schon<br />
gewinnen. Da sieht man, dass das gar nicht gehen kann,<br />
nach 400 Jahr en K olonisation und Ausbeutung dur ch den<br />
Norden. Der Neoliber alismus an sich ist ein mör derisches<br />
System.“<br />
Jean Ziegler, ehem. UN-Sonderberichterstatter, 2009<br />
Eine ähnliche Situation kann als Boxkampf in Szene gesetzt werden.<br />
Durch ein weißrotes Trennband wird ein Ring markier t. Die<br />
zwei Aktiv en sind sehr unter -<br />
schiedlich ausgestattet: Die<br />
eine Seite mit Trainer(in), einem<br />
Beraterstab und einem gr oßen<br />
Angebot an Getränken und Ausrüstung.<br />
Die andere Seite, vielleicht<br />
besonders dünn und<br />
klein, muss ohne Ausrüstung<br />
und Unterstützung v ersuchen,<br />
den Kampf zu bestehen.<br />
„Das bringt unser e Landwir tschaft um, damit gehen wir in<br />
die Knie. Es sind Millionen und Abermillionen von Produzenten,<br />
die in die Armut geraten.“<br />
Laurent Sedego, Agrarminister Burkina Fasos zu der Wiedereinführung<br />
von Milch-Exporthilfen in der EU, Januar 2009<br />
In Jamaika hatten mehr als 50 % der Milchbauern ihre Kühe verkauft und den<br />
Betrieb eingestellt, nachdem sub ventioniertes EU-Milchpulver Anfang 2000<br />
den Markt überschwemmte.<br />
Das unfair unfaire e Tennismatch ist schnell schnellerklär erklärtt. Die eine Seite hat<br />
einfach von Anfang an gar keine Chance, weil der Schläger kaputt<br />
ist. Das macht ebenfalls deutlich, wer hier keine Aussicht auf den<br />
Spielgewinn hat.<br />
Unfaires Fussballspiel<br />
So geht’s:<br />
Zunächst stellt ihr die Gruppe zusammen und verteilt die Rollen:<br />
Gebraucht w erden: eine P erson für die Moder ation, eine/ein<br />
Schiedsrichter(in) und Trainer(in), vier Personen als „Volk“, zwei<br />
Konzerne als F anblock „Industrieländer“, mindestens sechs<br />
Spieler(innen) (mehr ist besser).<br />
Das Gewinnerteam könnte der „1. FC F reihandel“ sein: tr ansnationale<br />
Konzerne und Regierungsvertreter(innen) der Industrieländer.<br />
Das Team ist natürlich professionell ausgestattet. Die<br />
Spieler(innen) tragen Anzüge, auf denen die L ogos von großen<br />
Konzernen kleben. Sie können auch Riesenohrstöpsel in den<br />
Ohren haben, dann hören sie die Rufe des Volkes und des anderen<br />
Teams nicht. Während des gesamten Spiels begeht der „1. FC<br />
Freihandel“ viele auffällig gr obe F ouls. Die Trainerin oder der<br />
Trainer des „1. FC F reihandel“, Giovanni oder Gina Sub ven tioni,<br />
hat eine r eichlich besetzte R eservebank und kann ständig auswechseln.<br />
In der gr oßen Coaching-Z one kümmer t sich der<br />
Wer macht´s?<br />
Mindestens 14 Personen<br />
Wie teuer?<br />
Geringe Kosten<br />
Womit?<br />
Material:<br />
➜ Fußball<br />
➜ Megafon<br />
➜ kreative Trikots (selbst gebastelt)<br />
➜ To re<br />
➜ Riesen-Dopingspritzen (aus Pappe) mit der Aufschrift<br />
„Agrarsubventionen“<br />
➜ Tafel für den Spielstand<br />
➜ große rote Karte<br />
➜ Trillerpfeife<br />
Wie lange?<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
Ihr könnt die klassische Zeit von 90 Minuten auch nach eurem<br />
Ermessen verkürzen.<br />
Fanblock der K onzerne um das Wohl der Spieler(innen). Die<br />
Riesen konzerne Gayer, Tiefst, Bestle und Bonsanto sor gen notfalls<br />
v om R and des Spielfeldes aus mit Riesenspritz en für das<br />
nötige Doping der Industrieländer. Und sie stimmen Unterstützungschöre<br />
an.<br />
Das Verliererteam „3. FC Hungerleider“ besteht aus P ersonen,<br />
die die Entwicklungsländer v ertreten so wie symbolhaften<br />
Spieler(inne)n für die geschädigte Umw elt und v erletzten Menschenrechte.<br />
Sie haben Klötz e am Bein, spielen barfuß, tr agen<br />
schwere Rucksäcke und je nach Figur ein grünes Trikot mit Blumen<br />
(Umwelt), eine Hacke in der Hand (Kleinbäuerin oder -bauer)<br />
oder ein weißes Gewand mit Paragraphen (Menschenrechte).<br />
Die Schiedsrichterin oder der Schiedsrichter v erkörpert das<br />
Schiedsgericht der WTO und ist parteiisch. Im Zweifel wird gegen<br />
Umwelt, Menschenr echte und Entwicklungsländer gepfi ffen.<br />
Grobe F ouls an der Umw elt w erden ebenso übersehen wie<br />
schwere Missachtungen der Menschenrechte.<br />
Die Person, die moderiert, kommentiert den Spielverlauf und<br />
macht damit die Unger echtigkeiten, die auf dem Spielfeld passieren,<br />
deutlich. Wichtig ist: sie oder er muss den Bezug zur<br />
Wirklichkeit herstellen.<br />
„Internationaler Handel zwischen meinem Land und dem<br />
Westen ist wie der K ampf einer Antilope und einer Gir affe<br />
um Nahrung in einer Baumkr one. Wenn man den Boden<br />
unter den Füßen ebnet, wir d der Wettkampf immer noch<br />
nicht fair sein.“<br />
Robert Abogye-Mensa, ehem. Generalsekretär<br />
des Christenrates von Ghana<br />
Nun gilt es einen Platz zu organisieren – in der Stadt, in der Schule<br />
oder an einem anderen öffentlichen Ort. Für einen öffentlichen<br />
Platz muss das Or dnungsamt der Stadt oder die Poliz ei kontaktiert<br />
w erden, damit die w eitere Vorgehensweise abgestimmt<br />
werden kann. Die Größe des Spielfelds richtet sich nach der Anzahl<br />
der Spieler(innen). Zu groß sollte es nicht sein, sonst verlieren<br />
die Zuschauenden den Überblick. Dann geht das Spiel los:<br />
Der Moder ator oder die Moder atorin stellt die Teams v or, die<br />
Hymnen werden gesungen (beispielsw eise „Wir haben Hunger ,<br />
Hunger, Hunger“ und „money, money, money“).<br />
Lasst das Spiel so laufen, dass die Entwicklungsländer keine<br />
Chance haben. Die “Unpar teiischen“ sind par teiisch, das Menschenrecht<br />
auf Nahrung wird schwer verletzt vom Platz getragen,<br />
die Umwelt wird vom Platz verwiesen, ein Entwicklungsland verhungert<br />
und der „1. FC Freihandel“ macht Tore, sprich riesige Exportgewinne.<br />
nne.<br />
Unser Tipp:<br />
Versucht pr ominente P ersonen<br />
fürs Mitmachen zu gewinnen!<br />
3<br />
Aktionstipps
Aktionstipps<br />
Je ungerechter das Spiel verläuft und je weniger der „3. FC Hungerleider“<br />
Aussicht auf Gewinn hat, desto mehr beginnt das Publikum<br />
am Rand jedoch zu protestieren, buht die Industrieländer<br />
aus und fordert gerechte Regeln.<br />
Abpfiff f r ungerechten<br />
Welthandel!<br />
Ihr könnt auch mit geringer em Aufwand dem unger echten Welthandel<br />
per Abpfi ff eine Absage er teilen: Verkleidet euch als<br />
Schiedsrichter(in) und pfeift den unger echten Welthandel mit<br />
Trillerpfeifen ab. Fordert stattdessen neue und ger echte Regeln.<br />
Trillerpfeifen sind laut und erzeugen Aufmerksamkeit.<br />
So geht’s:<br />
Verkleidet euch entspr echend und stellt euch auf einen öffentlichen<br />
Platz. Ein Banner mit eur er Botschaft (zum Beispiel „R ote<br />
Karte für den ungerechten Welthandel – faire Spielregeln für den<br />
Welthandel!“), ein Infostand und vielleicht eine oder ein lokaler<br />
Schiedsrichter(in) oder F ußballer(in) v ervollständigen das Bild.<br />
Ihr könnt auch P assant(inn)en dazu einladen, mitzupfeifen und<br />
gleichzeitig abzupfeifen. Zu diesem offi ziellen Abpfi ff solltet ihr<br />
die lokale Presse zu einem bestimmten Zeitpunkt einladen – und<br />
das Radio: So ein Abpfi ff ist ja vor allem zu hören.<br />
Wer macht´s?<br />
Mindestens 3 Personen<br />
Wie teuer?<br />
Eine einfache Trillerpfeife bekommt ihr ab 20 Cent.<br />
Womit?<br />
Material:<br />
➜ Trillerpfeifen<br />
➜ schwarzweiße Schiedsrichterverkleidung<br />
Wie lange?<br />
5–10 Minuten Pfeifkonzert, aber macht<br />
dazwischen auch Pausen.<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
Unfaires Spiel mit Subven tionsspritze<br />
Unfaires Fußballspiel p<br />
Spieletipps<br />
UNFAIRE GESELLSCHAFTSSPIELE – BAMBOLEO<br />
die Klassiker<br />
Die Ungerechtigkeit des Welthandels könnt ihr auch mit unfair en<br />
Gesellschaftsspielen v eranschaulichen. Nutzt dafür bekannte<br />
Spiele wie z. B. „Rommé“, „Monopoly“, „Mensch ärgere dich<br />
nicht“, „Jenga“, „Mikado“, „Hütchen“. Diese Spiele können mit<br />
ungleichen Ausgangsbedingungen gespielt w erden und so die<br />
großen Unterschiede zwischen Entwicklungs- und Industrieländern<br />
simulieren.<br />
Diese Aktion könnt ihr entweder für euch als Spiel oder ebenfalls<br />
offen auf dem Marktplatz (über dimensioniertes Spielfeld, große<br />
Mikadostäbe) umsetzen.<br />
Wer macht´s?<br />
2–10 Personen<br />
Wie teuer?<br />
Geringe Kosten<br />
Womit?<br />
Je nach Spiel: Karten, Mikado, etc.<br />
Wie lange?<br />
So geht’s:<br />
Im L osverfahren w erden die R ollen „Entwicklungsländer“ und<br />
„Industrieländer“ unter den Teilnehmenden aufgeteilt. So erhalten<br />
„Entwicklungsländer“ z. B. weniger Karten oder Spielfi guren;<br />
sie star ten mit Rückstand; erhalten einen Würfel, der nur 1, 2<br />
oder 3 würfeln kann; haben zusammengebundene Hände o .ä.<br />
„Industrieländer“ erhalten z. B. mehr Figur en oder einen w eiteren<br />
Würfel. Es können auch unfaire Regeln von den „Industrieländern“<br />
festgelegt werden. Parteiische Schiedsrichter(innen)<br />
(WTO) überwachen die Einhaltung der unfair en R egeln. Solche<br />
Regeln können sein, dass für die „Industrieländer“ gewürfelte<br />
Punkte doppelt zählen; dass die schwache Gruppe nur würfeln<br />
darf, wenn die starke Gruppe mindestens fünf Würfelpunkte erreicht<br />
hat; dass die stärker e Gruppe prinzipiell Anspruch auf<br />
hohe Punktzahl bzw. Mikadostäbe hat.<br />
Bamboleo<br />
Warum?<br />
Erfahren, dass jeder Mensch mit seinem Handeln auf dieser Welt<br />
mitverantwortlich ist. (Dieses Spiel kann auch bei ander en Themen<br />
verwendet werden.)<br />
Wie anfangen?<br />
Einfach loslegen!<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
Je nach Spiel unterschiedlich. Versucht aber die Spannung zu<br />
halten und den Wettkampf nicht ewig in die Länge zu ziehen.<br />
So geht´s:<br />
Vor Spielbeginn wird die<br />
dünne Holzplatte auf eine<br />
Kugel gelegt, die in der Vertiefung des kegelförmigen<br />
Ständers liegt. Die Platte befi ndet sich im labilen<br />
Gleichgewicht. Sie verkör pert mit ihren Ecken<br />
die „Eine Welt“ mit Norden, Süden, Westen und<br />
Osten. Nun geht es darum, die Bausteine so auf<br />
der Holzplatte zu platzier en, dass diese im<br />
Gleichgewicht bleibt. R eihum setzt jede(r)<br />
Spieler(in) einen Baustein<br />
s auf die Platte und<br />
sagt s dabei seinen (ihren)<br />
Wunsch W für „Eine Welt“. Es<br />
dürfen d auch S teine aufeinander gesetzt<br />
s w erden oder zw ei Teilnehmende können kooperieren<br />
r und gleichzeitig die gegenüberliegenden Ecken bebauen.<br />
Auswertung<br />
A<br />
Die D Gruppe erlebt symbolisch, dass alle einen Beitr ag leisten<br />
können k bzw. müssen, um Ungleichv erteilungen in der Welt zu<br />
begegnen. b Das eigene Handeln bzw . das eines Landes ist entscheidend.<br />
s<br />
Zeigt Z in einem zweiten Schritt, wie ungleich die Verteilung aber in<br />
der d Realität ist. Unter www.worldmapper.org fi ndet ihr Weltkarten,<br />
t die das plastisch, z. B. anhand der Einkommensverteilung,<br />
Energieverbrauch, E<br />
Ernährung u. ä. darstellen (ihr könnt dies auch<br />
mit m dem Energieverteilungsspiel nachvollziehen, s. „Aktionsheft<br />
Energieressourcen“). Diskutier t die Ursachen für diese ungerechte<br />
Verteilung. Welche Folgen hat das? Wer muss an welchen<br />
Stellen handeln, damit diese Ungleichverteilung behoben wird?<br />
Bezug<br />
Das Spiel kann käufl ich (Spielehandel/Internet) erworben w erden.<br />
Bei größeren Gruppen empfi ehlt sich eine Platte mit 80 cm<br />
Durchmesser.<br />
Wer macht´s?<br />
5–20 Personen<br />
Wie teuer?<br />
Falls die Materialien noch nicht vorhanden sind, ca. 10 Euro,<br />
wenn man es selbst baut.<br />
Womit?<br />
Sperrholzplatte, Kugel, Holzkegel mit einer Vertiefung für die<br />
Kugel, kleine Bauklötzchen (mind. eines pro Person).<br />
Wie lange?<br />
20 Minuten<br />
Bamboleo<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
5
Ihr k nnt handeln!<br />
TIPPS FÜR DAS EIGENE LEBEN<br />
Wir haben hier für euch einige Tipps, die ihr in eur em A lltag<br />
schon heute umsetzen könnt:<br />
Wenn ihr im Fairen Handel aktiv werden möchtet, könnt ihr<br />
euch am besten bei eur er Kirc hengemeinde oder im Weltladen<br />
erkundigen. Informationen zum F airen Handel gibt es<br />
auch beim Weltladendachverband 3 oder beim F orum F airer<br />
Handel. 4<br />
Für F ortgeschrittene im Themenfeld Welthandel bietet die<br />
„Arbeitsgruppe Handel“ des Forums Umwelt und Entwicklung 5<br />
die Möglichkeit der Mitarbeit und Vernetzung.<br />
Nehmt an einem globalisierungskritischen Stadtrundgang<br />
teil oder organisiert selbst einen. Informiert euch bei entwicklungspolitischen<br />
Gruppen, wo dieser in der Nähe durchgeführt<br />
wird. 6<br />
3 www.weltladen.de 4 www.forum-fairer-handel.de<br />
5 www.forumue.de, Kontakt: tobias.reichert@germanwatch.org<br />
6 www.konsum-global.de 7 www.brot-fuer-die-welt.de/ernaehrung 8 www.zukunft-einkaufen.de<br />
Beteiligt euch an K ampagnen für einen ger echten Welthandel,<br />
wie z. B. „Niemand isst für sich allein“ (Br ot für die<br />
Welt). 7<br />
Richtet euren Einkauf ökofair aus. <strong>Mach</strong>t euch auch in eur er<br />
Kirchengemeinde, Schule und Kommune für ökofaire Beschaffung<br />
stark. 8<br />
Führt Diskussionsv eranstaltungen oder Filmv orführungen<br />
zum Thema „Welthandel“ durch. Ladet dazu R eferent(inn)en<br />
ein. Klärt über die Folgen von Subventionen und ungerechten<br />
Welthandelsregeln auf.<br />
Schreibt an P olitiker(innen), wie z. B. an die Abgeor dneten<br />
eures Wahlkreises/-bezirkes und for dert sie auf , sich z. B. im<br />
Bundestag oder im E U-Parlament für einen ger echten Welthandel<br />
einzusetzen.<br />
Organisiert euer eigenes „Unfaires Monopoly“<br />
Gute Argumente!<br />
MITMISCHEN – MITREDEN<br />
In Gesprächen br aucht ihr Ar gumente, um euer Anliegen zu<br />
vertreten. Deshalb haben wir für euch einige Ar gumentationshilfen<br />
zum Thema Welthandel zusammengestellt. 9 Für<br />
eine v ertiefte Diskussion müsst ihr euch intensiv er mit dem<br />
Thema beschäftigen. Weiterführende Informationen fi ndet ihr<br />
in dem Beitrag „Welthandel – wir sind mitten drin“.<br />
Das Volumen des w eltweiten Handels lag 1948 bei 124 Milliarden<br />
U S-Dollar, 2005 war en es etwa 20.670 Milliar den<br />
US-Dollar.<br />
Afrika südlich der Sahar a hat in den v ergangenen 20 Jahr en<br />
durch Handelsliberalisierung ungefähr so viel Geld v erloren,<br />
wie es Entwicklungshilfe erhalten hat, nämlich 272 Milliarden<br />
US-Dollar. 10<br />
48 % der ärmsten Länder der Er de haben heute w eniger als<br />
0,5 % Anteil am Weltmarkt.<br />
Entwicklungsländern muss gestattet w erden, ihr e Unternehmen<br />
vorübergehend vor ausländischer Konkurrenz durch Zölle<br />
zu schützen. Indonesien beispielsweise hatte vor rund einem<br />
Jahrzehnt noch ein gut funktionier endes Agr arwesen, das<br />
weitgehend die Selbstv ersorgung des Landes gar antierte.<br />
Durch eine Handelsliberalisierung, die dem Land im Zuge der<br />
asiatischen Finanzkrise aufgenötigt wur de, stieg die Gesamteinfuhr<br />
von Lebensmitteln stark an, bei Sojabohnen sogar um<br />
50 %. Allein im Bereich der Sojaproduktion haben daraufhin zwei<br />
Millionen Menschen den Sojaanbau aufgeben müssen.<br />
Eine völlige Liberalisierung der Agrarmärkte würden auch die<br />
meisten deutschen Bauern wirtschaftlich nicht überleben. Die<br />
Konzentration in der deutschen Landwir tschaft und das S terben<br />
kleiner er und mittler er Betriebe wür den w eiter v oranschreiten.<br />
In der WTO w erden alle Länder , ob gr oß oder klein, ob arm<br />
oder r eich, ob mächtig oder schwach, mehr oder w eniger<br />
gleich behandelt. Aber w enn ungleiche Partner gleich behandelt<br />
w erden, ist das unger echt. Denn es v erschärft die Ungleichheiten.<br />
Es müssen Regeln geschaffen werden, die die Schwachen besonders<br />
stärken und die zu Umw eltschutz, der Einhaltung<br />
bzw. Durchsetzung von Menschenrechten und Armutsbekämpfung<br />
beitragen.<br />
9 Aktionshandbuch WTO, Hrsg.: Gerechtigkeit Jetzt! Welthandelskampagne/EED, Bonn 2006 sowie<br />
Informationen des BMZ (www.bmz.de)<br />
10 Christian Aid: The economics of failure. The real cost of ‚free‘ trade for poor countries. A Christian Aid<br />
Briefi ng Paper. London 2005.<br />
„Es ist nicht in Ordnung, dass Europa pro subventionierter<br />
Kuh mehr ausgibt, als ein Afrikaner zum Leben hat.“<br />
Bundespräsident Horst Köhler, 2006<br />
Exportsubventionen sind für Entwicklungsländer besonders<br />
verheerend. Unsere subventionierten Produkte werden künstlich<br />
verbilligt exportiert und zerstören im Süden lokale Märkte,<br />
da die einheimischen Bauern mit diesen P reisen nicht mithalten<br />
können.<br />
Viele Reisbauern verloren in Haiti ihre Existenzgrundlage, weil<br />
aus den USA billiger Reis importiert wurde.<br />
Es gibt die Welt nicht 3x !<br />
7
for for<br />
Made Huhn<br />
Huhn<br />
Kamerun<br />
Kamerun<br />
Billigware<br />
Billigware<br />
Kamerun<br />
Kamerun<br />
Huhn<br />
Huhn<br />
Made for for<br />
Made<br />
Worum geht´s?<br />
FAKTEN UND ZUSAMMENHÄNGE – IN 5 MINUTEN<br />
Welthandel –<br />
wir sind mitten drin<br />
von Michael Frein, Evangelischer Entwicklungsdienst (EED)<br />
Ob es der Kaffee ist, den wir trinken, der R eis, den wir essen,<br />
die Kleider, die wir tragen oder der Computer, an dem wir täglich<br />
arbeiten – ohne w eltweiten Handel könnten wir diese<br />
Produkte nicht oder nur sehr eingeschränkt nutzen. Viele Rohstoffe,<br />
Nahrungsmittel und Konsumgüter stammen aus Entwicklungsländern.<br />
Gleichzeitig ist Deutschland E xportweltmeister und als solcher<br />
ständig auf der Suche nach neuen Absatzmärkten für<br />
seine Waren: Autos, Maschinen, aber auch Agrarprodukte wie<br />
Milch. Im Visier der deutschen Exportindustrie sind dabei neben<br />
den ander en E U-Mitgliedern und den U SA oder Japan<br />
auch Entwicklungsländer , insbesonder e die nachfr agekräftigen<br />
Schw ellenländer. Dabei gehen die Inter essen häufig in<br />
unterschiedliche Richtungen: Während die Industrieländer in<br />
den Entwicklungsländern neue Absatzmärkte erschließen wollen,<br />
um so ihre Exporte zu erhöhen, möchten diese ihre Märkte<br />
v or billigen Impor ten schütz en, um zunächst die eigene<br />
Wirtschaft konkurrenzfähig zu machen.<br />
In der Regel sind die Industrieländer die stärker en Akteure, ihre<br />
Unternehmen sind w ettbewerbsfähiger. Und sie besitz en die<br />
politische <strong>Mach</strong>t, bei der Welthandelsorganisation (WTO) und in<br />
bilateralen Verhandlungen ihre Interessen durchzusetzen, indem<br />
sie die anderen Länder zu Z ollsenkungen verpfl ichten. Je niedriger<br />
diese dur ch Abkommen gebundenen Zölle sind, desto<br />
weniger können sich die Importländer zur Wehr setzen und desto<br />
eher sind sie der K onkurrenz mit w ettbewerbsstärkeren ausländischen<br />
Anbietern ausgesetzt.<br />
Dies gilt auch für den Ber eich Landwirtschaft. Nur, dass hier die<br />
Industrieländer in der Rolle sind, sich gegen überlegene Konkurrenz<br />
wehren zu müssen. So schützt etwa die E U ihre Bauern vor<br />
Zucker aus Brasilien oder Rindfl eisch aus Argentinien.<br />
Dies geschieht entw eder dur ch Zölle oder aber dur ch Subventionen.<br />
Während<br />
die reichen Länder<br />
die Möglichkeit<br />
haben das Einkommen<br />
ihrer<br />
Bauern dur ch<br />
solche Beihilfen zu<br />
sichern, stehen die armen<br />
Länder mit leeren Händen<br />
da. Ihnen bleibt nur die<br />
Möglichkeit, ihr e Impor tzölle<br />
zu erhöhen, was die<br />
Industrie länder jedoch mit<br />
Hilfe v on Handelsabkommen<br />
zu beschränken oder gar zu v erbieten<br />
v ersuchen. So öffnen sie<br />
fremde Märkte für ihre Agrarprodukte gegebenenfalls, wie jüngst<br />
bei Milch, mit Exportsubventionen.<br />
Von daher fordern der EED und „Brot für die Welt“ von den Industrieländern<br />
eine Subventionspolitik zu beenden, die den Entwicklungsländern<br />
schadet und in internationalen Handelsv ereinbarungen<br />
Spielräume zu schaffen, die es Entwicklungsländern<br />
erlauben, ihr e Märkte v or allem dur ch Z ollerhöhungen effektiv<br />
vor überlegener ausländischer Konkurrenz zu schützen.<br />
Zum Beispiel: Hahnchen<br />
Ein Supermarkt in Deutschland, im Sonder angebot:<br />
Hähnchenbrustfi let. Ein stattlicher Ber g frischer Ware wartet<br />
in der Fleischtheke auf Käuferinnen und Käufer . Und die greifen<br />
zu. Hähnchenbrust ist beliebt. Viel beliebter als Chicken<br />
Wings oder Schenkel. Allerdings hat die Natur es so eingerichtet,<br />
dass ein Hähnchen nur im G anzen aufwächst, mit Flügeln<br />
und Schenkeln. Diese sind in Deutschland jedoch schwer verkäufl<br />
ich, die Verbraucher verlangen nach den Filetstücken.<br />
Beispiel<br />
Beispiel<br />
Was also tun mit dem R est v om Huhn? Entsor gen ist teuer .<br />
Günstiger ist es zu expor tieren. Beispielsw eise nach Westafrika,<br />
nach K amerun oder Ghana, wo Hähnchenfl eisch auch<br />
sehr beliebt ist. Seit einigen Jahr en tauchen auf den Märkten<br />
etwa in Jaunde, der Hauptstadt Kameruns, europäische Hähnchenteile<br />
auf , tiefgefr oren und sehr viel pr eiswerter als ein<br />
Hahn aus heimischer Produktion. Die Folge: Lokale Produzenten<br />
können nicht mehr mithalten und w erden vom Markt verdrängt,<br />
Hähnchenzüchter, Händler, P roduzenten v on F uttermitteln,<br />
sie alle werden arbeitslos.<br />
Warum wehrte sich die R egierung Kameruns zunächst nicht?<br />
Die Antwort ist einfach: Ihr sind die Hände gefesselt. Die wirksamste<br />
Methode, einheimische P roduzenten vor der Flut europäischer<br />
Billig-Hähnchenteile zu schützen, wäre eine Zollerhöhung.<br />
Aller dings ist der Internationale Währungsfonds<br />
(IWF) dagegen. Kamerun hat sich dem IWF gegenüber zu weitgehend<br />
offenen Märkten mit niedrigen Zöllen verpfl ichtet. Nur<br />
so konnte das hoch v erschuldete Land neue Kr editzusagen<br />
erwirken und den völligen Bankrott abwehren.<br />
Was der IWF v ormacht, macht die WTO (Welthandelsorganisation)<br />
nach. E U, Austr alien, die U SA und ander e Industrieländer,<br />
aber auch gr oße Agr arexporteure wie Br asilien und<br />
Argentinien drängen auf Vereinbarungen in der WTO zu<br />
weiteren Z ollsenkungen. Sollten sich Länder wie K amerun<br />
irgendwann aus der Schuldenfalle befr eien, könnten sie dadurch<br />
ihre handelspolitischen Spielräume nicht erweitern.<br />
Dennoch hat Kamerun inzwischen Einfuhrquoten für Hähnchenteile<br />
eingeführt. Ob dies mit WTO-Regeln vereinbar ist,<br />
ist eher zw eifelhaft. Aller dings hält bislang der Druck der<br />
europäischen Zivilgesellschaft, v on Kirchen und Nichtr egierungsorganisationen,<br />
die E U davon ab, vor der WTO gegen<br />
Kamerun zu klagen. Ghana hingegen hat sich bislang dem<br />
internationalen Druck gebeugt und sich zu einem solchen<br />
Schritt nicht durchringen können.<br />
Das Hähnchen-Problem verdeutlicht: Entwicklungsländer sind<br />
sehr viel v erwundbarer als die r eichen Länder. Dies betrifft<br />
insbesondere die Armen, wenn ihre einzige Einkommensquelle<br />
durch ausländische Billigkonkurrenz bedroht wird. In Kamerun<br />
beispielsweise mussten zuerst die kleinen Gefl ügelzüchter<br />
aufgeben. Für die Betr offenen spielt es auch keine R olle,<br />
ob der IWF oder die WTO die Schuld an ihrer Misere trägt.<br />
Wusstet ihr…?<br />
ACDIC – Eine Bürgerbewegung kämpft für das Huhn aus<br />
Kamerun: Der Widerstand der Menschen wächst. ACDIC steht<br />
für Association Citoyenne de Défense des Intérêts Collectifs,<br />
was so viel heißt wie Bür gerbewegung zur Verteidigung gemeinschaftlicher<br />
Interessen.<br />
ACDIC hat in K amerun eine erfolgreiche Kampagne gestartet<br />
und fordert dazu auf, kein europäisches Hähnchenfl eisch<br />
mehr zu kaufen. Er gebnis: Es werden wieder mehr einheimische<br />
Hühner konsumiert.<br />
Und die Opfer der Hähnchenexporte aus der EU können aufatmen.<br />
Vekwusi Mar garet Nkume beispielsw eise. Sie hat v or<br />
zehn Jahren 100 Euro investiert, damit in zwei Monaten 100<br />
Hühner gezüchtet, die sie für 230 E uro verkauft hat. „Ein gutes<br />
Geschäft”, wie sie selbst sagt. Solange bis die EU im Jahre<br />
2000 mit ihren Hähnchenexporten begann. „Ich bin auf meiner<br />
P roduktion sitz en geblieben und habe alles v erloren”,<br />
klagt Frau Nkume. Das Schulgeld für ihre Kinder kann sie bereits<br />
nicht mehr bezahlen. Aber nun, so glaubt sie, wir d es<br />
besser. „Ich habe wieder Hoffnung, seit A CDIC die Regierung<br />
dazu gebracht hat, den Import der gefrorenen Hühner zu verringern.<br />
Ich bin ber eit. Ich will wieder mit meiner Gefl ügelzucht<br />
beginnen und will in der Lage sein, meinen Kredit abzuzahlen.”<br />
Der Fall zeigt, wie schädlich sich niedrige Zölle und fi xe Obergrenzen<br />
für Importzölle auswirken können. Ein ausreichender<br />
Schutz des heimischen Marktes ist für K amerun nicht möglich.<br />
Anders in Industrieländern wie der E U und Deutschland:<br />
Hier werden die Bauern nicht nur durch hohe Zölle vor ausländischer<br />
Billigkonkurr enz geschützt. Auch Sub ventionen,<br />
etwa bei Weizen, dienen dazu, sich v or preiswerterer Importware<br />
zu schützen. Das Geld, das ein Bauer über Subventionen<br />
und ander e staatliche Unterstützungsleistungen<br />
erhält, muss er nicht mehr mit seinen Erz eugnissen<br />
verdienen; Fleisch, Gemüse und Obst können billiger angeboten<br />
werden.<br />
„Jeder Mensch hat das R echt auf eine gesunde Umw elt,<br />
sauberes Trinkwasser, Luft und Nahrung. Doch um diese<br />
Rechte dur chzusetzen, br aucht es zw eierlei: zum einen<br />
eine R egierung, die diese und auch alle ander en Menschenrechte<br />
anerkennt. Zum ander en Bür gerinnen und<br />
Bürger, die ihre Rechte kennen, einfordern und dabei auch<br />
Eigenverantwortung zeigen.“<br />
Wangari Maathai, Friedensnobelpreisträgerin, Kenia<br />
Ausgerechnet die Armen in Entwicklungsländern sind die Verlierer<br />
einer Welthandelspolitik, die einseitig auf Liber alisierung<br />
setzt und die Bedürfnisse der Menschen dabei aus den Augen<br />
verliert. Ger ade Entwicklungsländer benötigen ein ausr eichendes<br />
Maß an Flexibilität, um ländliche Entwicklung zu unterstützen<br />
und Ernährung zu sichern.<br />
9<br />
Worum geht´s?
zum Thema welthandel<br />
ANSEHEN, INFORMIEREN, NACHLESEN<br />
Multimedia-DVD<br />
King Cotton oder Baumwolle als Schicksal<br />
Medienpaket mit zw ei Dokumentarfi lmen (D VD, Video) und<br />
ausführlichem Zusatzmaterial (D VD, CD-R OM) zum Thema<br />
Baumwolle.<br />
Dokumentarfi lm, 2006, ab 16 Jahre<br />
Süßhunger – Globalisierung in der Zuckerdose<br />
Das Medienpaket will am Beispiel des Weltmarktproduktes<br />
„Zucker“ in eine Vielfalt von Facetten der Nord-Süd-Beziehungen<br />
einführen.<br />
Medienpaket mit zwei Dokumentarfi lmen und ausführlichem<br />
Zusatzmaterial, 2002, ab 16 Jahre, 45 Min.<br />
Filme<br />
Hühnerwahnsinn.<br />
Wie Europas Exporte Afrika schaden<br />
Zu Dumpingpreisen werden in Mittel- und Zentralafrika gefrorene<br />
Hühnerteile aus Europa angeboten. Die Folgen, die in<br />
dem Film geschilder t w erden, sind für die dor tigen Hühnerzüchter<br />
fatal.<br />
Dokumentarfi lm, 2007, ab 14 Jahre, 28 Min.<br />
Vergiftete Geschenke –<br />
Wie die Europäer Afrika in die Armut treiben<br />
Wer im Senegal einkauft, fi ndet auf den Märkten kaum einheimisches<br />
Obst und Gemüse: Die Tomaten kommen aus Italien, die<br />
Kartoffeln und Z wiebeln aus Holland. In den Geschäften steht<br />
Trockenmilch, importiert aus Europa. In Afrika, wo 85 % der Bevölkerung<br />
von der Landwir tschaft und Viehzucht leben, können<br />
lokale Milchproduzenten ihre Milch nicht mehr v erkaufen, weil<br />
die importierte Trockenmilch erheblich billiger ist. Der Grund<br />
liegt in der Sub ventionspolitik der E U. Dieser Film hat den<br />
Medienpreis Entwicklungspolitik 2008 des B MZ erhalten. Er<br />
kann bisher nur unter www.youtube. de eingesehen werden.<br />
Dokumentarfi lm, SPIEGEL TV Special, 2007, 93 Min.<br />
Alptraum im Fischerboot<br />
Die Menschen an Afrikas Westküste sind machtlos gegen die<br />
hoch subventionierte europäische Fischindustrie. Ihnen bleibt<br />
nur noch die Flucht.<br />
Dokumentarfi lm, 2008, ab 14 Jahre, 45 Min.<br />
Balljungs – woher kommen die Fußbälle?<br />
In Sialkot in P akistan werden jährlich rund 20 Millionen Bälle<br />
für alle gr oßen Spor tartikelhersteller pr oduziert. Dor t leben<br />
auch die beiden Jungen Assan und Sagir. Die beiden Jungen erzählen<br />
von ihrem Alltag, ihren Sorgen, Nöten und Hoffnungen.<br />
Dokumentarfi lm, 1999, ab 14 Jahre, 28 Min.<br />
Chronik einer Plünderung (Memoria del saqueo)<br />
Der Film z eichnet die ar gentinische Krise der letzten Jahr e<br />
nach und zeigt beispielhaft auch für andere Länder die Folgen<br />
neoliberaler Politik.<br />
Dokumentarfi lm, 2004, ab 14 Jahre, 118 Min.<br />
Eine anständige Firma – Nokia made in China<br />
Unter welchen Bedingungen arbeiten Menschen in den chinesischen<br />
Zulieferfi rmen von Nokia?<br />
Dokumentarfi lm, 2004, geeignet ab 16 Jahre, 56 Min.<br />
Eisenfresser<br />
Die jährliche Hungersnot zwingt die Menschen, ihre Heimat im<br />
Norden Bangladeschs zu v erlassen, um auf den Schiffsabwrack-Werften<br />
im Süden anzuheuern. Der Film konfr ontiert<br />
uns mit einem ausgeklügelten S ystem von Ausbeutung und<br />
Abhängigkeit.<br />
Dokumentarfi lm, 2007, ab 16 Jahre, 85 Min.<br />
Weitere Informationen<br />
zu den Filmen:<br />
Evangelisches Zentrum für Entwicklungsbezogene Filmarbeit<br />
Kniebisstraße 29, 70188 Stuttgart<br />
Telefon: 0711 2847-243, www.ezef.de<br />
Links<br />
www.brot-fuer-die-welt.de/ernaehrung:<br />
Kampagnenwebsite, unter anderem mit Informationen<br />
und Aktionsvorschlägen zum globalen Agrarhandel.<br />
www.eed.de/welthandel: Die Welthandelsseite des EED, mit<br />
zahlreichen Publikationen und aktuellen Berichten zur Welthandelspolitik.<br />
www.eed.de/fairerhandel: Die EED-Seite mit Informationen<br />
zum Fairen Handel.<br />
www.fairer-agrarhandel.de: Website mit vielen Informationen<br />
und kritischen Kommentaren zur Welthandelspolitik, der<br />
Schwerpunkt liegt auf Agrarfragen.<br />
www.germanwatch.org: Informationen und kritische K ommentare<br />
zur Welthandelspolitik, insbesondere zur Frage des<br />
Schutzes der kleinbäuerlichen Landwir tschaft in Entwicklungsländern.<br />
www.oxfam.de: Unter dem Stichwort Kampagnen fi nden sich<br />
Informationen zur Welthandelspolitik.<br />
www.weed-online.org: Informationen und kritische Kommentare<br />
zur internationalen Handels- und Investitionspolitik.<br />
Brosch ren/B cher<br />
BUND, Brot für die Welt, EED (Hrsg.)<br />
Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt.<br />
Frankfurt, 2008.<br />
Die Kurzfassung der Studie „Wegmarken für einen K urswechsel“<br />
enthält auf 40 Seiten komprimiert die wichtigsten Aussagen<br />
und Inhalte der S tudie (Download bzw. Bestellung bei den Herausgebern<br />
sowie unter www.zukunftsfaehiges-deutschland.de)<br />
Brot für die Welt,<br />
Evangelischer Entwicklungsdienst,<br />
Deutsche Welthungerhilfe, Transfair (Hrsg.):<br />
FairTrade-Baumwolle. Ein Gewinn für alle.<br />
Köln 2008.<br />
Evangelischer Entwicklungsdienst, Arbeitsgemeinschaft der<br />
Evangelischen Jugend in Deutschland (Hrsg.):<br />
Märkte, Mächte und Moneten. Welthandel im Alltagstest.<br />
2. Aufl ., Bonn, Hannover 2007.<br />
Evangelischer Entwicklungsdienst, Brot für die Welt (Hrsg.):<br />
EPAs – was ist das? Zehn Fragen – Zehn Antworten.<br />
Bonn, Stuttgart 2007.<br />
Evangelischer Entwicklungsdienst, Forum Umwelt und<br />
Entwicklung, Greenpeace, WEED (Hrsg.):<br />
Das NAMA-Drama. Wie die WTO-Verhandlungen über<br />
Industriegüter Entwicklung und Umwelt bedrohen.<br />
Bonn 2005.<br />
Evangelischer Entwicklungsdienst, Forum Umwelt und<br />
Entwicklung (Hrsg.):<br />
Fortschritt durch Stillstand: Die Dauerkrise der WTO-<br />
Verhandlungen aus entwicklungspolitischer Sicht.<br />
Bonn 2008.<br />
Mari, Francisco und Buntzel, Rudolf:<br />
Das globale Huhn.<br />
Verlag Brandes & Apsel, Frankfurt 2007.<br />
11<br />
Materialien
Notizen<br />
Dieses Heft ist Bestandteil der Publikation „<strong>Mach</strong> <strong>mal</strong> Zukunft“<br />
– Die Aktionsmappe für die Jugendarbeit zur Studie<br />
„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />
Herausgeber:<br />
Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland (aej),<br />
BUNDjugend, Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst e.V.<br />
Hannover, Berlin, Stuttgart, Bonn 2009<br />
Autor/in dieses Heftes:<br />
Michael Frein (EED) und Katja Breyer (EED)<br />
Internet:<br />
www.evangelische-jugend.de<br />
www.bundjugend.de<br />
www.brot-fuer-die-welt.de<br />
www.eed.de<br />
www.zukunftsfaehiges-deutschland.de<br />
Zukunft fair teilen<br />
Gestaltung: www.dieprojektoren.de Art. Nr. 117110030
KLIMA-WALK<br />
Aktionstipps<br />
SOLARPARTY STATT KLIMACHAOS<br />
KLimawandel<br />
>> Das Aktionsheft 3 für die Jugendarbeit zur Studie<br />
„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />
Mit dem Hurrikan Kathrina, Hitzewellen in Europa, ausbleibenden<br />
Schneefällen und schmelzenden Eisbergen ist die<br />
Herausforderung des Klimawandels für alle erkennbar und<br />
auch spürbar geworden. Leider ist vielen immer noch nicht klar,<br />
wie dringlich es ist, r adikal Emissionen zu r eduzieren und<br />
welche große Änderungen in Politik, Wirtschaft aber auch bei<br />
jeder und jedem Einz elnen dafür notw endig sind, wie z. B. der<br />
Aufbau einer dezentralen Energieversorgung, die Steigerung<br />
der Energie effi zienz, die Verringerung des Ener gieverbrauchs,<br />
die Stärkung der ökologischen Landwir tschaft, eine klimav erträgliche<br />
Mobilität – aber eben auch zu einem Ökostromanbieter<br />
w echseln, die Ener giesparlampe einschr auben, nicht mit<br />
dem Flugz eug und dem Auto v erreisen oder auch w eniger<br />
Fleisch essen.<br />
Auf den folgenden S eiten fi ndet ihr verschiedene Aktions- und<br />
Spieletipps und Hintergrundinfos zum Thema. >><br />
Aktionstipps
Aktionstipps<br />
Aktionstipps<br />
Aktionstipps<br />
KLIMA-WALK<br />
KLIMA-WALK<br />
KLIMA-WALK<br />
Warum?<br />
Ursachen des Klimawandels darstellen.<br />
Aufzeigen, welche gravierenden Folgen der Klimawandel in<br />
allen Lebensbereichen haben wird und dass Anpassungen<br />
notwendig sind.<br />
Handlungsmöglichkeiten für Klimaschutz vermitteln.<br />
Wie anfangen?<br />
Informiert euch in eurer Gruppe zunächst über das Thema Klimawandel.<br />
Ihr könnt z. B. ein Brainstorming machen, um so Begriffe<br />
und Zusammenhänge aufzuz eigen, die euch dazu einfallen. Ihr<br />
werdet feststellen, dass einiges dabei zusammen kommt. Ihr<br />
könnt aber auch eine Mindmap anfertigen oder einen Film sehen.<br />
Ladet euch Expertinnen und Experten ein, die sich mit dem Thema<br />
auskennen, z. B. aus Umw eltzentren, der Energieberatung,<br />
Umwelt-/Eine-Welt-Initiativen.<br />
So geht’s:<br />
Veranstaltet während eines Gemeindefestes, in der Einkaufspassage<br />
oder auf dem S tadtfest einen „Klima-W alk“. Lasst bei der<br />
Auswahl und Ausstattung der „Models“ und der Darbeitung des<br />
„Klima-Walks“ eurer Fantasie freien Lauf. Wichtig ist, dass ihr bei<br />
dem Spaß an der Sache nicht v ergesst, die Chance zu nutz en,<br />
den Passant(inn)en zu v erdeutlichen, welche Folgen der Klimawandel<br />
für uns alle haben wird, dass es aber auch viele Möglichkeiten<br />
gibt, etwas zu tun. Dafür können Leute aus eurer Gruppe,<br />
die nicht als Model aktiv sind, inter essierte Passant(inn)en aufklären<br />
und dabei Handzettel oder Flyer zum Thema verteilen. Ihr<br />
könnt euch für die Veranstaltung noch Unter stützung holen, z. B.<br />
bei Ener gieberatern oder Ökostr om-Anbietern. Diese können<br />
dann mit den Fachinformationen und Handlungsangeboten eure<br />
Darstellungen begleitend ergänzen.<br />
Wer macht´s?<br />
4–10 Leute (oder auch mehr)<br />
Wie teuer?<br />
Kosten für<br />
➜ die Requisiten, Utensilien<br />
➜ die selbstgestalteten und gedruckten Werbeprospekte<br />
Womit?<br />
Material:<br />
➜ für Requisiten, Utensilien<br />
➜ Markierung für den „Laufsteg“<br />
➜ Flyer, mit dem ihr über Klimawandel, Klimaschutz informiert<br />
➜ Sprechtüte/Glocke/Trillerpfeife/Trommel, um auf eure<br />
Show aufmerksam zu machen<br />
Wie lange?<br />
1–3 Stunden (je nachdem) Wer<br />
wie<br />
womit<br />
Ihr könnt auf dem „Klima-Walk“ sowohl die Ursachen und Folgen<br />
des Klimawandels thematisier en als auch Möglichkeiten, das<br />
Klima zu schütz en. Es ist eur e Entscheidung, ob alle Aspekte<br />
(Ursachen, Folgen, Alternativen) gleichberechtigt betrachtet werden<br />
oder ob ihr euch auf einen Bereich konzentriert.<br />
Ihr br aucht neben den Models v or allem eine r edegewandte<br />
Person (Moderation), die den Zuschauenden die Models und ihren<br />
inhaltlichen Bezug zum Klimawandel erläutert. Erarbeitet im<br />
Vorfeld gemeinsam die Rollen.<br />
Überlegt euch:<br />
Was wollt ihr zeigen? Eher die Ursachen, die<br />
Folgen – oder was jede(r) Einzelne tun kann?<br />
Welche Kostüme/Utensilien braucht ihr<br />
dafür?<br />
Wo bekommt ihr die notwendigen Dinge<br />
her? (Denkt dabei auch an Kostümverleih,<br />
Theatergruppen in eurer Stadt, Karnevalsverein).<br />
Welcher Text wird zu den einzelnen Models<br />
gesprochen?<br />
Welche Musik passt vielleicht als Hintergrund?<br />
(Denkt dabei aber auch an Nutzungsrechte, GEMA).<br />
Beachtet auch folgendes:<br />
Probt vor eurem Auftritt den „Klima-Walk“. Es muss nicht<br />
perfekt sein, aber ihr solltet es ein<strong>mal</strong> durchgespielt haben.<br />
Meldet eure Aktion vorher beim Ordnungsamt/Polizei an.<br />
Besorgt euch vor dem Auftritt eine Sprechtüte, damit euch<br />
alle hören können. Wenn ihr Musik dazu laufen lassen wollt,<br />
braucht ihr dafür die technische Ausstattung. Ihr könnt auch<br />
fragen, ob euch jemand mit handgemachter Musik unterstützt<br />
(Trommeln, Posaune).<br />
Gestaltet nun einen Laufsteg, z. B. mit Europaletten aus dem<br />
Baumarkt, Holzbrettern, Pappen, Zeitungspapier, Tapetenrollen<br />
o. ä. oder markiert einfach mit Straßenkreide oder<br />
Absperrband den Laufsteg.<br />
Ihr braucht wahrscheinlich für die Models auch eine kleine<br />
„Umziehkabine“. Spannt dafür Bettlaken auf.<br />
Dann kann es losgehen. P räsentiert eur e „Klima-Models“ und<br />
erklärt dem Publikum, was sie auf dem „Klima-Walk“ sehen. (Die<br />
Show kann auch dur ch eine Miss/Mister-Wahl noch gekür t werden,<br />
z. B. der schlimmste „Sünder“ oder die beste „Retterin“).<br />
Zum Beispiel<br />
Models „Klimasünder(innen)“<br />
Verkehr: Kette mit Matchboxautos hinter sich herziehend<br />
oder einen Geländewagen mit Pappkisten nachbauen.<br />
Fossile Energien (z. B. Kohle): Kohlesack hinter sich<br />
herziehend – Verbrennung fossiler Energien oder einen<br />
Schornstein mit einem Drahtgerüst und bespannten<br />
Bettlaken nachbilden und um sich herum bauen.<br />
Konsument(in): einen übermäßig gefüllter Einkaufswagen<br />
mit Produkten aus aller Welt über den Laufsteg schieben<br />
(frische Ananas u. ä.).<br />
Tourist(in): Flugreisen sind umweltschädlich – in einem<br />
Karibik-/Mallorca-Kostüm und einem typischen Rollkoffer<br />
mit Flugtickets in der Hand.<br />
Griller(in): übermäßiger Fleischkonsum – mit Schürze,<br />
Fleischzange und Grill sowie einer Packung Bratwürstchen<br />
ausgestattet.<br />
Politiker(in): Versagen der Politik – Aktenordner haltend<br />
und große Maßnahmen ankündigend, aber es passiert nur<br />
wenig.<br />
Resignierte(r): da sitzend und die Hände in den Schoß<br />
legend: „Wir können ja doch nichts tun“.<br />
Wegwerfer(in): braucht ständig die neuesten Handy- und<br />
Computermodelle.<br />
Lobbyist(in): Aufsichtsratmitglied eines Energiekonzerns,<br />
die/der <strong>Mach</strong>t und Einfl uss behalten will.<br />
Finanzinvestor(in): möchte möglichst schnell viel Geld<br />
verdienen, das geht mit fast abgeschriebenen Kraftwerken<br />
am besten. Also versucht sie/er durch Gespräche und<br />
Drohungen (Abzug von Geld) die eigenen Interessen und<br />
die der anderen Aktionär(innen) in Politik und Wirtschaft<br />
durchzusetzen.<br />
Bundestagsabgeordnete(r): ist auf vier Jahre gewählt, im<br />
dritten Jahr macht sie/er sich Gedanken, was wohl danach<br />
kommt, wenn die Stimmen nicht für ein neues Mandat<br />
reichen. Ein Energieunternehmen, das in Kohle und Atom<br />
investiert, bietet einen gut bezahlten Job für die „Zeit<br />
danach“ an. Bedingung: Die/Der Bundestagsabgeordnete<br />
sollte sich aber auch in der eigenen Fraktion für eine<br />
passende Energiepolitik stark machen.<br />
„Ich wünsche mir , dass wir <strong>mal</strong> wieder richtige Schlittschuh<br />
und Schlitten fahren können, auch an der Nordsee. Wir können<br />
im Winter nicht mehr Schlitten fahr en. F rüher gab es immer<br />
eine Gruppenaktion am Deich mit Backblechen. Aber die letzten<br />
drei Jahre konnten wir das nicht mehr machen, w eil kein<br />
Schnee gekommen ist.“<br />
Levke (15), Insel Pellworm<br />
Beispiel<br />
Beispiel<br />
3<br />
Aktionstipps
Aktionstipps<br />
Zum Beispiel<br />
Models „Folgen des Klimawandels“<br />
Überschwemmung: Gummistiefel, Regenschirm,<br />
Wasserkanister (Trinkwasser).<br />
Hitzewellen: leicht bekleidet z. B. im Badekostüm und<br />
T-Shirt auf steigende Tempera turen hinweisen.<br />
Aussterbende/bedrohte Arten: in einem Vogelkäfi g (oder<br />
einem ähnlichen symbolischen Behältnis), der markiert ist<br />
mit dem Naturschutz-Zeichen (Eule) oder einer Aufschrift<br />
wie „Rote Liste“/„Vom Aussterben bedroht“, werden<br />
verschiedene Tiere/Pfl anzen getragen, die durch den<br />
Klimawandel vom Aussterben bedroht sind. Dafür können<br />
z. B. Plüsch-Pinguine, Eisbären o. ä. verwendet werden.<br />
Auch der Fichte werden bei abnehmenden Niederschlägen<br />
in Deutschland nicht mehr hohe Lebenschancen gegeben.<br />
Begünstigte Pfl anzen: z. B. ein Teller mit Weintrauben, die<br />
in Brandenburg geerntet wurden oder eine Flasche Wein<br />
mit Etiketten, auf denen Namen wie „Lübecker Dornfelder“<br />
oder „Potsdamer Spätburgunder“ notiert sein können.<br />
Tourismus: Karibik-Kostüm mit Werbeaufschrift „Sonne<br />
satt unter Palmen am Nordseestrand“ oder Person, in<br />
Beduinenumhang gehüllt, mit einer Werbeansage: „Reiterferien:<br />
Auf dem Rücken unserer Kamele erleben Sie die<br />
Fläming-Wüste.“<br />
Sich ausbreitende Krankheiten: eine Ärztin oder ein Arzt,<br />
ausgerüstet mit einem riesigen Medizinkoffer und großen<br />
Spritzen, auf denen in unseren Breiten bislang unbekannte<br />
Krankheiten notiert sind.<br />
„Ausgestorbene“ Aktivitäten/Berufe: Schild mit Aufschrift<br />
„Ausgestorben“. Dies tragen z. B. Skifahrer(innen),<br />
Gletscherforscher(innen), Korallenriffforscher(innen).<br />
Berufe der Zukunft: Deichbauer(in), Bewässerungsanlagenbauer(in),<br />
Architekt(in) für orkanfeste Gebäude, Wasserlieferant(in)<br />
im Sommer.<br />
Beispiel<br />
Beispiel<br />
„Ich wünsche mir, dass sich alles besser t und nicht, dass wir<br />
hier nicht mehr leben können w eil alles überfl utet ist. Sonst<br />
gibt es die Insel bald nicht mehr.“<br />
Sören (16), Insel Pellworm<br />
„Wir möchten eine nor<strong>mal</strong>e R egenzeit,<br />
aber keine Überschwemmungen mehr.“<br />
Prince Katunzi (12), Dar es Salaam<br />
Zum Beispiel<br />
Models „Klimaretter(innen)“<br />
Die Models „Klimar etter(innen)“ zeigen die neuesten Trends<br />
in Sachen Klimaschutz wie z. B. Energiesparen, energieeffi ziente<br />
Geräte, regenerative Energien, aber auch veränderte Lebensstile<br />
und Konsumgewohnheiten.<br />
Vegetarier(in): eine Person mit einem Korb gefüllt mit<br />
Gemüse und Obst läuft auf und ab. Die Sprecherin oder<br />
der Sprecher erklärt die Vorteile fl eischloser Ernährung für<br />
das Klima.<br />
Radfahrer(in)/Inlineskater(in): es wird nur noch Rad oder<br />
Inliner gefahren.<br />
Energiesparer(in): ausstaffi ert mit abschaltbaren Steckerleisten<br />
und Energiesparlampen werden die Vorzüge des<br />
Energiesparens erläutert. Andere Variante: warm angezogen<br />
mit Pullover, Mütze, Handschuh und einem Schild mit<br />
der Aufschrift „20 °C reicht!“ (Zimmertemperatur).<br />
Klimaschutz-Tourist(in): mit Wanderklamotten bekleidet,<br />
verbringt sie oder er die Ferien in der Umgebung, da auf<br />
das Fliegen verzichtet wird.<br />
Beispiel<br />
Beispiel<br />
Die oder der Grüne: mit Symbolen für erneuerbare Energien<br />
(EE) ausgestattet (kleines Windrad, Solarzellen, Sonnennenblume, Sonne), wird für den Bezug von grünem Strom m und<br />
EE geworben.<br />
Nichtstuer(in): Entschleunigung, Buchlesen, auf der Wiese<br />
liegen – verbraucht wenig Energie und tut dem Klima gut.<br />
Konsumverweigerer(in): leerer Einkaufswagen oder<br />
Einkaufstüte mit Aufschrift wie z. B. „Ich kaufe nichts Überfl<br />
üssiges.“<br />
Ausborger(in): in dem untereinander Geräte ausgeborgt orgt<br />
werden, kann man das Klima schützen, da weniger Prorodukte hergestellt werden müssen (kann z. B. von zwei ei<br />
Personen dargestellt werden).<br />
Handarbeiter(in): Einfach <strong>mal</strong> den Kuchenteig mit der Hand<br />
rühren, also auf ein elektrisches Rührgerät verzichten.<br />
Politiker(in): Unverdrossen setzt sie/er sich für erneuerbare rbare<br />
Energien und Energiesparen ein und muss dafür Anfeindunndungen einstecken.<br />
Wohnungsbauchef(in): hat jahrelang bereits in gute<br />
Wärmedämmung für die Mietwohnungen investiert. Das<br />
zahlt sich jetzt aus, weil die Warmmiete trotz steigender der<br />
Preise noch zu bezahlen ist.<br />
„Klima“-Banker(in): versorgt besonders Projekte, die in n<br />
Klimaschutz investieren, mit günstigen Krediten. Dadurch ch<br />
können mehr Menschen, z. B. in Wärmedämmung investieren. tieren.<br />
Demonstrant(in): mit Pappschildern stellt sie/er sich h auf<br />
den „Walk“ und fordert mehr Klimaschutz ein, z. B.<br />
„Stoppt Kohlekraftwerke“.<br />
test te tes te t es est<br />
Aktionstipps<br />
KURZ UND KNAPP 1<br />
Eure Gruppen-Fete wird eine<br />
Solar-Party<br />
Richtet eine Solar-Party aus. Als Eintrittskarte bringen eure Gäste<br />
ihre Stromrechnung mit. Auf der Solar-Party ladet ihr eure Gäste<br />
ein, auf Ökostr om umzusteigen. Während sie zu klimafr eundlicher<br />
und atomstr omfreier Musik tanz en und essen, fi ndet ihr<br />
den günstigsten Ökostr omanbieter heraus. In Liegestühlen und<br />
unter Sonnenschirmen können es sich die P artygäste auf der<br />
Solar-Party bequem machen.<br />
Niemand verlässt die Party ohne Strom spar tipps sowie Flyer und<br />
Vertragsformular v om besten Anbieter . Wer sich schon auf der<br />
Party per Unterschrift zum Umstieg ber eit erklär t, erhält einen<br />
leckeren Cocktail und nimmt an einer Verlosung teil.<br />
Klimacheck der Schule,<br />
Kirchengemeinde, zu Hause<br />
oder Kommune<br />
Z. B. Schule: <strong>Mach</strong>t es zu eurem Ziel, Klimaschutz in die Schule zu<br />
bringen. In Mathe analysiert ihr den Energieverbrauch der letzten<br />
Jahre und ber echnet die Einsparpotenziale. Im Physikunterricht<br />
macht ihr einen Energierundgang und informiert euch über technische<br />
Möglichkeiten, den Ener gieverbrauch zu senken. Plakate<br />
und Aufkleber, um Lehrkräfte und Schüler(innen) für’s Mit machen<br />
zu begeistern, entwickelt ihr im Fach Kunst. In der Deutschstunde<br />
Wusstet ihr…?<br />
Der Bericht von Sir Nicholas S tern an die britische R egierung<br />
bezifferte die K osten des Handels gegen den Klimawandel<br />
auf ca. ein Prozent des globalen Bruttosozialprodukts,<br />
die Kosten des Nicht-Handelns jedoch auf das fünf- bis zwanzigfache.<br />
D.h. „Klimaschutz jetzt“ lohnt sich!<br />
formuliert ihr P ressemitteilungen und übt Inter views mit der<br />
Lokalpresse, um ander e Schulen zum Nachahmen zu bew egen.<br />
In Politik r echerchiert ihr die Positionen der Bundes- und<br />
Landespolitiker(innen) und entwickelt ein Schreiben mit eigenen<br />
Forderungen zum Klimaschutz. Im F ach Erdkunde informier t ihr<br />
euch über die F olgen des Klimawandels in Entwicklungsländern<br />
oder die Gefahren von „Agrosprit“.<br />
Energie für den Klimaschutz einsetzen!<br />
1 Ideen aus<br />
der Klima-Aktionsmappe der BUNDjugend<br />
Schleswig-Holstein. Schleswig<br />
Zu bestellen unter: www.klimaretter-sh.de<br />
5
Spieletipp<br />
WEN ES TRIFFT – DIE FOLGEN DES KLIMAWANDELS<br />
Warum?<br />
Darstellung der unterschiedlichen Betroffenheit durch den Klimawandel<br />
aufgrund unterschiedlicher Möglichkeiten, sich anzupassen,<br />
auf Veränderungen zu r eagieren. (Die unterschiedliche<br />
Wirkung des Klimawandels in den Regionen – wie z. B. ein höherer<br />
Temperaturanstieg oder stärker e Wetterextreme in Entwicklungsländern<br />
– wird in dem Spiel nicht thematisiert).<br />
Wie anfangen?<br />
Je nach gewählten Aufgaben wir d das Spielfeld v orbereitet, indem<br />
die Aktionsor te entspr echend präparier t w erden. Wichtig<br />
ist, dass sich die Or te im regelmäßigen Abstand weit genug entfernt<br />
voneinander befi nden.<br />
1. Ort: Wasser (z. B. Wassereimer, oder blaues Kreppband im Kreis)<br />
2. Ort: Deiche (Tische/Bänke/Bäume – zum hinauf steigen)<br />
3. Ort: festes Haus (Tisch zum darunter kriechen)<br />
4. Ort: Krankenstation (Erste-Hilfe-Kasten)<br />
5. Ort: Die Felder der Industrieländer<br />
(z. B. eine Packung Weizenmehl, Brot)<br />
6. Ort: Die Felder der Entwicklungsländer<br />
(z. B. eine Packung Reis, Mehl)<br />
Wer macht´s?<br />
Max. 30 Personen<br />
Wie teuer?<br />
Geringe Kosten<br />
Womit?<br />
Abhängig von den dargestellten Problemfeldern, z. B. einige<br />
größere Gegenstände wie Bänke, Tische, Stühle, Wassereimer,<br />
Erste-Hilfe-Kasten sowie Bänder/Kreide/Äste – um<br />
Felder der Länder zu markieren<br />
Wie lange?<br />
Ca. 1 Stunde<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
So geht’s:<br />
Dieses Spiel ist eine Variante des bekannten Bew egungsspiels<br />
„Feuer, Wasser, Sturm“. Es kann in Turnhallen aber auch draußen<br />
oder im Gemeindehaus gespielt werden.<br />
Die Gruppe wir d in zw ei Teams eingeteilt (die Teams können<br />
durch Abzählen oder L oseziehen gebildet w erden). Ein Team<br />
steht für die Industrieländer , das ander e Team für die Entwicklungsländer.<br />
Als K ennzeichnung kann ein Team ein S tirnband<br />
tragen, die Hosenbeine hochkrempeln oder barfuss laufen.<br />
Die Mitglieder der „Entwicklungs länder“ haben schlechter e Ausgangsbedingungen,<br />
weil sie keinen Zugang zu technischen Hilfsmitteln<br />
haben, kein Geld, um Schäden zu begegnen oder sie auszugleichen,<br />
keine Transportmöglichkeiten besitzen, keine Unterstützung<br />
durch technische Hilfsw erke haben, Kr ankenstationen w eit entfernt<br />
sind oder sie über keine Bewässerungsanlagen verfügen.<br />
„Der Klimawandel bedr oht das Menschenr echt auf Nahrung,<br />
Wasser und Land. Der Monsun wir d immer v errückter. Ernten<br />
werden durch starke Regenfälle zerstört oder verdorren in unbekannter<br />
Trockenheit. Dies trifft besonders die, die schon<br />
jetzt am Rande der Gesellschaft stehen.“<br />
Nafi sa Goga D’ Souza, Indien<br />
Diese schlechten Ausgangsbedingungen werden in dem Spiel so<br />
symbolisiert, dass die Mitglieder der Entwicklungsländer sich<br />
z. B. nur mit K affeebohnen-Schritten bew egen dürfen. Es kann<br />
dann auch noch innerhalb der Länderkategorien eine Abstufung<br />
erfolgen. So sind Frauen aufgrund der Aufgaben- und R ollenverteilung<br />
meist stärker von den Folgen des Klimawandels betroffen<br />
als Männer. D. h. sie müssen in dem Spiel z. B. noch einen mittelschweren<br />
Rucksack tragen, als Symbol für die Sorgearbeit um die<br />
Kinder, Alte oder kranke Familienangehörige.<br />
Die Spielenden bewegen sich – entsprechend ihrer Möglichkeiten<br />
– im Raum umher. Keine(r) darf still stehen. Die Spielleitung ruft<br />
nun eine der zuvor ausgemachten Katastrophenwarnungen,<br />
z. B. „Feuer” oder „Überschwemmung”. Diese Katastrophen stehen<br />
für Er eignisse, die dur ch den Klimawandel her vorgerufen<br />
werden. Die Spieler(innen) müssen entsprechend reagieren. Wer<br />
als letztes die Aufgabe schafft, scheidet aus (oder muss ein<br />
Pfand abgeben etc.). Anschließend bew egen sich wieder alle<br />
durch den Raum.<br />
Mögliche Katastrophenmeldungen:<br />
Feuer ausgebrochen: Die Teams müssen<br />
eine Wasserstelle erreichen, um den Brand<br />
auf ihren Feldern bzw. Häusern zu löschen.<br />
Flut: Keine(r) darf auf dem fl achen Boden<br />
bleiben, alle müssen sich also auf Tische,<br />
Bänke, Bäume etc. retten.<br />
Sturm: Alle müssen in einem festen Haus Schutz<br />
suchen (unter einen Tisch kriechen).<br />
Dürre: Die Spieler(innen) müssen die Wasserstelle<br />
erreichen, um ihre Felder zu wässern.<br />
Überschwemmung der Felder: Die Teams müssen versuchen<br />
Tische und Bänke zu ergattern und sie zu ihren Feldern zu<br />
bringen, damit sie diese vor Überschwemmungen schützen.<br />
Malariaausbruch: Die Spieler(innen) müssen schnell zur<br />
Krankenstation (Erste-Hilfe-Kasten).<br />
Auswertung<br />
Die Spielenden diskutieren im Anschluss über die gesammelten<br />
Erfahrungen, z. B. anhand folgender Fragen:<br />
Wer ist am stärksten vom Klimawandel betroffen und warum?<br />
Warum ist es notwendig, dass Industrie länder die Entwicklungsländer<br />
fi nanziell unterstützen?<br />
Wie kann den Betroffenen in Entwicklungsländern<br />
geholfen werden?<br />
„In den v ergangenen 10 Jahr en hatten 2,6 Milliar den Menschen<br />
unter den Folgen von Naturkatastrophen zu leiden. Das<br />
sind mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung. Die meisten davon<br />
lebten in Entwicklungsländern. Die humanitär en F olgen<br />
sind offensichtlich. Nicht ganz so offensichtlich ist, in welchem<br />
Maße diese klimatischen Er eignisse positiv e Entwicklungen,<br />
die über Jahrz ehnte errungen wur den, wieder zunichte machen.<br />
Dürr en und Fluten z erstören nicht nur L eben sondern<br />
auch Schulen und Ökonomien, sie vernichten Chancen.“<br />
Desmond Tutu, „This fatal complacency”, 11. Mai 2007<br />
Ihr k nnt handeln!<br />
2 www.wir-klimaretter.de<br />
3 www.atmosfair.de<br />
TIPPS FÜR DAS EIGENE LEBEN<br />
Wir haben hier für euch einige Tipps, die ihr in eur em A lltag<br />
schon heute umsetzen könnt 2 :<br />
Wechselt zu einem „echten” Ökostr om-Lieferanten (oder<br />
bringt eure Eltern, Schule, Kommune, Kirchengemeinde dazu).<br />
1,9 Tonnen CO 2 kann so eine Familie im Jahr sparen.<br />
Verdient Geld – zum Beispiel mit Ener giesparlampen. Die<br />
Glühbirne verwandelt lediglich 5 % der Energie in Licht, 95 %<br />
dagegen in Wärme. Den höheren Preis der Energiesparlampen<br />
habt ihr schon im ersten Jahr über den eingespar ten S trom<br />
wieder rein.<br />
Fliegt nicht – Eine Flugr eise ist der größte Klimafr evel überhaupt.<br />
Ein<strong>mal</strong> Frankfurt –Teneriffa und zurück verursacht soviel<br />
Klimaschaden wie ein ganz es Jahr Autofahr en. Müsst ihr<br />
dennoch fl iegen, dann neutr alisiert unbedingt das dadur ch<br />
verursachte Kohlendioxid. 3 Vermeidet Kurzstreckenfl üge.<br />
Spart Papier – Die P apierindustrie rangiert auf Platz 4 der ener -<br />
gieintensivsten Herstellungstechnologien. Wenn ihr P apierprodukte<br />
kauft, dann achtet dar auf, dass es Recyclingpapier ist (Label:<br />
Blauer Engel), denn es verbraucht nur halb so viel Energie.<br />
Halbiert euren Fleischkonsum (oder esst vegetarisch) – Wenn<br />
ihr künftig nur noch halb so viel Fleisch esst wie bisher, schützt<br />
ihr das Klima, denn die w eltweite Viehwirtschaft trägt nach Berechnungen<br />
der Welternährungsorganisation Food and Agriculture<br />
Organization of the United Nations (F AO) mit ca. 18 % zum<br />
Treibhauseffekt bei. Wenn ihr Fleisch und Wurst esst, dann aus<br />
biologischer Landwir tschaft. Dieses ist nicht nur besser für<br />
Mensch und Tier, sondern auch für das Klima.<br />
Zu Fuß, per Rad, mit Bus und Bahn – Der Verkehr<br />
v erursacht der zeit etwa ein Fünftel<br />
der gesamten C O 2-Emissionen Deutschlands.<br />
Das P roblem ist, dass die Emissionen<br />
hier immer w eiter ansteigen.<br />
Seid klimafreundlich mobil. Plant für<br />
eure nächste Freizeit eine Radtour in<br />
die näher e Umgebung. Und w er<br />
wandert, entdeckt noch mehr.<br />
Dreht eur e Heizung zurück – Dr ei Viertel seines Ener gieverbrauchs<br />
w endet ein dur chschnittlicher P rivathaushalt fürs<br />
Heizen auf. Mit dem PowerPakt der Deutschen Energie-Agentur<br />
(dena) schließt ihr mit eur en Eltern einen P akt. Ihr erklär t<br />
euch bereit, den S trom- und Heiz energieverbrauch zu Hause<br />
zu kontrollieren und zu senken.<br />
Beteiligt euch an politischen Aktionen für Klimaschutz (und<br />
gegen Atomenergie) wie Protestmails an Verantwortliche in<br />
Politik und Wirtschaft, Bür gerinitiativen, Demonstr ationen,<br />
z. B. im Rahmen der Klima-Allianz.<br />
„Jeder kann ein L och graben und einen Baum pfl anzen,<br />
dafür braucht man nicht <strong>mal</strong> ein Diplom.“<br />
Wangari Maathai, Friedensnobelpreisträgerin aus Kenia<br />
7
Gute Argumente!<br />
MITMISCHEN – MITREDEN<br />
In Gesprächen braucht ihr fundierte Fakten, um euer Anliegen<br />
glaubhaft zu machen. Deshalb haben wir für euch einige gute<br />
Argumentationshilfen zum Thema Klimawandel zusammengestellt.<br />
Die bereits eingetretene Erwärmung v on ca. 0,7 °C ist schon<br />
heute verantwortlich für mindestens 300.000 Tote, z. B. durch<br />
sich ausbr eitende Kr ankheiten und eine gefähr dete Wasserversorgung.<br />
Ein Temperaturanstieg v on 2°C – das internationale Klimaschutzziel<br />
– löst noch dr amatischere Folgen aus: 20 bis 30 %<br />
weniger verfügbares Wasser im Mittelmeerr aum und im südlichen<br />
Afrika; bis zu 10 % Ernterückgang in Afrika; 40 bis 60<br />
Millionen Menschen mehr in Afrika, die der Malaria ausgesetzt<br />
sind; bis zu 10 Millionen Menschen, die zusätzlich v on Sturmfl<br />
uten betr offen sind; etwa 15 bis 40 % aller Ar ten könnten<br />
vom Aussterben bedroht sein.<br />
„Es macht mich wütend, dass jetzt alle v orwurfsvoll auf den<br />
CO 2-Ausstoß Indiens und Chinas schauen, obwohl die größten<br />
Verschmutzer nach wie vor im Norden leben. Seit 20 Jahren ist<br />
doch klar: Europa und die USA müssen radikal runter mit ihren<br />
Emissionen, damit den Entwicklungsländern R aum bleibt, ihren<br />
Energieverbrauch zu steigern. Aber was haben sie getan?<br />
Mit w enigen Ausnahmen ist ihr Ener gieverbrauch w eiter gestiegen.<br />
Beim Klimawandel geht es um Ger echtigkeit. Darum,<br />
die Ressourcen fair zu teilen.“<br />
4 www.konsum-global.de<br />
Sunita Narain, Die ZEIT, 10.08.2006<br />
Zwischen 2000 und 2005 stieg die Zahl der Autos in China von<br />
4 auf 26 Millionen, alle drei bis fünf Tage wird ein neues Kohlekraftwerk<br />
gebaut, das R eich der Mitte ist ber eits heute der<br />
weltweit größte Emittent an CO 2. Allerdings: den 1,2 Autos pro<br />
100 Einwohner in China stehen in den Industrienationen 50<br />
Autos gegenüber, in China werden 4 Tonnen CO 2/Kopf und Jahr<br />
emittiert, in Deutschland 10 Tonnen/Kopf und Jahr.<br />
Ein erheblicher Teil des Kohlendioxidausstoßes in Europa ist<br />
auf den explosionsar tig gestiegenen Flugv erkehr in den<br />
vergangenen 10 Jahren zurückzuführen.<br />
Der Anteil des als Ökostr om verkauften Stroms am gesamten<br />
S tromabsatz in Deutschland betrug im Jahr<br />
2007 mit 2,9 Milliar den Kilo wattstunden (kWh) etwa<br />
2 %. (Erhebung Energie & Management).<br />
2008 haben erneuerbare Energien allein im Strom bereich<br />
fast 87 Millionen Tonnen Kohlendioxid vermieden.<br />
Im Jahr 2006 sind 24.000 neue Arbeitsplätze im Bereich<br />
der r egenerativen Ener gien entstanden. Inzwischen<br />
arbeiten 214.000 Menschen in der Br anche, bis 2020<br />
werden es eine halbe Millionen Menschen sein.<br />
Klimaschutz würde Deutschland rund 4 Milliar den Euro<br />
im Jahr kosten (Umw eltbundesamt). Wenn die Temperatur<br />
um 4,5°C ansteigt, r echnet das Deutsche Institut für<br />
Wirtschaftsforschung (DIW) damit, dass bis 2050 aufgrund<br />
„Der Klimawandel ist die größte Her ausforderung der<br />
Menschheit.“<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Weltwirtschaftsforum<br />
2007 in Davos<br />
von Dürren, Überschwemmungen und Stürmen der Klimawandel<br />
alleine in Deutschland 330 Milliarden Euro kosten würde<br />
(Tourismus, Landwirtschaft, Versicherungswirtschaft).<br />
Etwa 700 Milliarden Tonnen CO 2 könnten in diesem Jahrhundert<br />
durch die Steigerung der Energieeffi zienz (Wärmedämmung an<br />
Gebäuden, effi zientere Fahrzeuge) eingespart werden.<br />
Kohlekraftwerke sind der Klimakiller Nr. 1. Dennoch planen die<br />
großen Energieversorger neue Kohlekraftwerke in Deutschland.<br />
Die vom Bundesumweltministerium (BMU) in Auftrag gegebene<br />
Leitstudie kommt 2008 zu dem Er gebnis, dass zusätzlich zu<br />
den bereits im Bau befi ndlichen Kohlekraftwerken (Boxberg,<br />
Datteln, Duisbur g, Hamm/W estfalen, Neur ath, K arlsruhe,<br />
Hamburg-Moorburg, Wilhelmshaven) keine w eiteren K ohlekraftwerke<br />
mehr gebaut werden dürfen. Nur dann sind die von<br />
der Bundesr egierung zugesagten Klimaschutzziele für 2020<br />
(-40 % CO 2 im Vergleich zu 1990) für Deutschland erreichbar.<br />
Die Landwirtschaft ist für 13% der klimaschädlichen Gase verantwortlich,<br />
die in Deutschland insgesamt entstehen. Besonders<br />
Fleisch ist problematisch für das Klima: 300 bis 500 Liter<br />
Methangas stoßen Kühe jeden Tag aus! Umger echnet v erursacht<br />
ein Kilo Fleisch 36 Kilogramm Kohlendioxid, das entspricht<br />
300 Kilometer Autofahrt! 4<br />
Ca. 2,5 Milliarden Menschen auf unser er Erde haben keinen Zugang<br />
zu modernen Energien, zum Beispiel elektrischer Energie.<br />
Worum geht´s?<br />
Worum Worum geht´s?<br />
geht´s?<br />
XXXX XXXX<br />
FAKTEN UND ZUSAMMENHÄNGE – IN 5 MINUTEN<br />
Klima und Energie –<br />
Was geht es mich an?<br />
Der UN-Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change<br />
– I PCC, www.ipcc.ch) schätzt, dass die Temperatur bis zum Jahr<br />
2100 global zwischen 1,1 bis 6,4 °C steigen wird. Wissenschaftliche<br />
Prognosen zeigen, dass eine Erderwärmung über 2°C ein Massenaussterben<br />
von Tier- und Pfl anzenarten mit sich bringen wir d. Bei<br />
einem weiterem Temperaturanstieg um 1°C dr oht der Kollaps von<br />
Ökosystemen. Die Warnungen, dass uns die Z eit dav onläuft,<br />
werden deshalb immer dringender. Im Höchstfall bleiben zehn bis<br />
15 Jahr e, um die w eltweiten Emissionen an Treibhausgasen zu<br />
senken und so die schlimmsten F olgen des Klimawandels zu v erhindern.<br />
„Der Klimawandel ist die Summe aller Fehler.“<br />
Sunita Narain, indische Umweltschützerin<br />
Die Industriestaaten sind aufgrund der intensiven Nutzung fossiler<br />
Energien die Hauptv erursacher des Klimawandels. Aber der<br />
Klimawandel trifft alle – egal wie viele Tonnen CO 2 pro Jahr von<br />
wem genau produziert werden.<br />
Als die am stärksten v om Klimawandel betr offenen Staaten<br />
nennen Expert(inn)en<br />
Die am schwächsten entwickelten Länder , da sie nicht über<br />
Mittel für Schutzmaßnahmen verfügen.<br />
Kleine Inselstaaten: Sie liegen oft nur knapp über dem<br />
Meeresspiegel, der weiter steigt.<br />
Länder Afrikas: Der Kontinent gilt dem ZUN-Weltklimarat als der<br />
„gegenüber dem Klimawandel am stärksten verwundbare“.<br />
Zunehmende klimabedingte Änderungen in Temperatur- und Niederschlagsmustern<br />
sowie häufi gere und stärker e Extremwetterereignisse,<br />
Dürren und Überschwemmungen führen zu erschwerten<br />
Bedingungen für die Landwirtschaft. Folge sind wachsende<br />
Ernährungsunsicherheit und Hungersnöte, viele Menschen w erden<br />
zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen. Weitere Folgen des<br />
Klimawandels vor allem in tr opischen Ländern sind Trinkwasserknappheit<br />
sowie die Ausbreitung von Krankheiten wie<br />
Malaria und Dengue-Fieber.<br />
Die armen Menschen in den Entwicklungsländern leiden<br />
am meisten unter den F olgen des Klimawandels, obwohl<br />
sie am wenigsten dazu beigetragen haben. Denn<br />
sie verfügen nicht über die notwendigen Ressourcen<br />
und Möglichkeiten wie Technik, Finanzen und politischen<br />
Einfl uss um den Folgen zu begegnen.<br />
Die amerikanische P ublizistin<br />
Susan George brachte es wie folgt<br />
auf den P unkt: „Wir sind alle an<br />
Bord der Titanic, und nur manche<br />
reisen Erster Klasse.“<br />
5 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 25.<br />
Das sagt die Studie:<br />
Der Klimawandel ruft nach einem Zivilisationswandel.<br />
Der Übergang zu einer postfossilen Zivilisation<br />
wird das bestimmende Vorhaben dieses Jahrhunder ts sein –<br />
vor allem für die Industriegesellschaften. 5<br />
Beim Klimawandel sitzen alle im selben Boot.<br />
„Die Verschmutzung der Erdatmosphäre wird systematisch<br />
globalisiert, während der Nutzen daraus regionalisiert und<br />
privatisiert wird.“<br />
Prof. Dr. Klaus Töpfer<br />
9
Worum geht´s?<br />
Auf was kommt es an?<br />
Die Industrieländer sind die Hauptv erantwortlichen für den Klimawandel,<br />
bei dem im Interesse kurzfristiger Gewinne und einer<br />
ressourcenintensiven Lebensweise die ökologischen Begrenzungen<br />
missachtet wur den. Jede(r) Deutsche stößt im Jahr dur chschnittlich<br />
zehn Tonnen CO 2 aus (das 2,5-fache des w eltweiten<br />
Durchschnitts). Unser Klima v erträgt aber max. zw ei Tonnen pro<br />
Erdenbürger(in). Deutschland, wie auch allen anderen Industrieländern,<br />
erwächst von daher eine globale Verantwortung.<br />
Deutschland muss den Ausstoß der Treibhausgase bis 2020 um<br />
40 % – bez ogen auf das Niv eau v on 1990 – r eduzieren dur ch:<br />
Vorfahrt für Energieeinsparung und effi ziente Energienutzung,<br />
Vorrang für eine Klima schonende, dezentrale Stromerzeugung,<br />
Ausstieg aus der hochriskanten Atomener gienutzung, zügigen<br />
Ausbau der erneuerbaren Energien und Eindämmung des Emissionswachstums<br />
im Verkehr durch fi nanzielle Anreize. Außerdem<br />
muss Deutschland die Entwicklungsländer bei Klimaschutz und<br />
Anpassung an die Folgen des Klimawandels politisch und fi nanziell<br />
unterstützen.<br />
Das sagt die Studie:<br />
Einerseits ist die Gesellschaft und auch die Politik<br />
zu der Einsicht erwacht, dass das dr ohende Klimachaos<br />
eine Umkehr erfor dert. Andererseits jedoch geht vieles<br />
weiter seinen gewohnten Gang. Die Flughäfen in München und<br />
Frankfurt pr ojizieren ansteigenden Flugv erkehr und planen<br />
eine weitere Start- und Landebahn, die S tromkonzerne möchten<br />
unter Andr ohung einer S tromlücke 25 K ohlekraftwerke<br />
bauen, Billigfl ieger stärken sich durch Fusionen und rüsten für<br />
den Interkontinentalverkehr, vor Restaurants sprießen Heizpilze<br />
aus dem Boden… Was bislang allenfalls läuft, ist eine Erweiterung<br />
des Angebots, um der aufkommenden Ökosensibilität<br />
zu entsprechen: Auf dem Flughafen München fahr en Wasserstoff-Busse,<br />
die Stromkonzerne verkaufen im Nischensegment<br />
auch grünen S trom, die Billigfl ieger w erben mit Öko-F erien,<br />
und unter den Heizpilzen werden Gerichte aus Bio-Lebensmitteln<br />
serviert. Insgesamt sieht so aus, als sei in Klimasachen mit<br />
einer Art systemischer Bewusstseinsspaltung zu r echnen: Im<br />
Überbau sind alle – v on BILD („Wer rettet die Pinguine?“) bis<br />
zur Kanzlerin – Fürspr echer eines konsequenten Klimaschutzes,<br />
im Unterbau der materiellen Verhältnisse jedoch treibt die<br />
Expansion der Energieansprüche weiter. 6<br />
konzerne möch-<br />
Kohlekraftwerke<br />
n und rüsten für<br />
prießen Heizpilt,<br />
ist eine Erwei-<br />
Ökosensibilität<br />
fahren Wasser-<br />
Nischensegment<br />
mit Öko-Ferien,<br />
Bio-Lebensmit-<br />
Klimasachen mit<br />
zu rechnen: Im<br />
Wir Pinguine?“) bis<br />
ten Klimaschutedoch<br />
treibt die<br />
6 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 20.<br />
sind für<br />
Klimaschutz! *<br />
* Aber nur, wenn es kein Tempolimit gibt,<br />
wir weiter in den Urlaub fl iegen können .....<br />
zum Thema Klimawandel<br />
zum zum Thema Thema KLIMA KLIMA<br />
MATERIALIEN MATERIALIEN UND UND LINKS LINKS<br />
ANSEHEN, INFORMIEREN, NACHLESEN<br />
Brosch ren/B cher<br />
BUND, Brot für die Welt, EED (Hrsg.):<br />
Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt.<br />
Frankfurt, 2008.<br />
Die Kurzfassung der Studie „Wegmarken für einen K urswechsel“<br />
enthält auf 40 Seiten komprimiert die wichtigsten Aussagen<br />
und Inhalte der S tudie (Download bzw. Bestellung bei den Her -<br />
ausgebern sowie unter www.zukunftsfaehiges-deutschland.de)<br />
Bals, Christoph/Hamm, Horst/Jerger, Ilona:<br />
Die Welt am Scheideweg: Wie retten wir das Klima?<br />
Rowohlt Verlag, Hamburg 2008.<br />
Le Monde diplomatique (Hrsg.):<br />
Atlas der Globalisierung spezial – Klima.<br />
taz Verlag, Berlin 2008.<br />
Staud, Toralf/Reimer, Nick:<br />
Wir Klimaretter – So ist die Wende noch zu schaffen.<br />
Verlag Kiepenheuer und Witsch, Köln 2007.<br />
Links<br />
www.bundjugend.de: Homepage der Jugend im Bund<br />
für Umwelt und Naturschutz mit vielen Tipps und Infos.<br />
www.brot-fuer-die-welt.de/klima: Informationen zu Klimaprojekten<br />
und -aktivitäten.<br />
www.bmu.de und www.uba.de: Informationen zum Klimaschutz<br />
vom Bundesministerium für Umw elt, Naturschutz und<br />
Reaktorsicherheit und vom Umweltbundesamt.<br />
www.die-klima-allianz.de: bundesweites Bündnis für Klimaschutz<br />
von Kirchen, Entwicklungsorganisationen, Umweltverbänden<br />
und vielen weiteren Organisationen.<br />
www.eed.de/klima: Arbeitsstelle Klima und Energie des Evangelischen<br />
Entwicklungsdienstes.<br />
www.germanwatch.org: Engagement für eine ger echte, ökologisch<br />
verträgliche und ökonomisch tr agfähige globale Entwicklung.<br />
Schwerpunktthema: Klimapolitik.<br />
www.greenpeace-hamburg.de: Unterschiedliche Angebote zum<br />
Thema Klimaschutz. Fühlt eurer Schule auf den Zahn: Ist dort alles<br />
klimafreundlich? Gibt es Ökostr om? Weiß euer Hausmeister, was<br />
zum Energiesparen dazugehört? Mit Checkliste und Ener gie-Logbuch:<br />
Die Infobr oschüre „Tatort Schule – alles klimafr eundlich“<br />
zum Download.<br />
www.gruener-hahn.net, www.gruener-gockel.de und www.<br />
kirum.org: Infos, Erfahrungsberichte, Materialien und K ontakte<br />
zur Einführung des Kirchlichen Umweltmanagements.<br />
www.ipcc.ch: Der UN-Weltklimarat (IPCC) veröffentlicht Sachstandsberichte<br />
zu v erschiedenen Aspekten des Klimawandels.<br />
Diese Berichte w erden von hochspezialisierten Arbeitsgruppen<br />
verfasst. Die K urzzusammenfassungen der Berichte<br />
sind auch in deutscher Sprache erhältlich.<br />
www.klimagerechtigkeit.de: Die Infostelle Klimager echtigkeit,<br />
eine Einrichtung des Nor delbischen Missionsz entrums<br />
(NMZ), macht den Zusammenhang zwischen Klimawandel,<br />
globaler Gerechtigkeit und Armutsbekämpfung sichtbar.<br />
www.klimaschuetzen.de: Hintergrundinformationen und Handlungstipps<br />
des Umweltbundesamtes.<br />
www.wir-klimaretter.de: Nachrichten, Meinungen, Aktionen<br />
und Tipps zum Klimawandel.<br />
www.wbgu.de: Der Wissenschaftliche Beir at der Bundesr egierung<br />
Globale Umweltveränderungen (WBGU) ist ein unabhängiges<br />
Beratergremium. Er analysiert globale Umwelt- und<br />
Entwicklungsprobleme und erstellt dazu Gutachten. Diese<br />
stehen zum Download bereit.<br />
www.zukunftsenergie.org: Das Jugendbündnis Zukunftsenergie<br />
– ein bundesweites Netzwerk von Jugendorganisationen<br />
und Jugendlichen – setzt sich für 100 %ige Energieversorgung<br />
aus erneuerbaren Energien ein – mit Informationen<br />
und Aktionen zum Mitmachen, z. B. „Energiemärchen“.<br />
11
Multimedia-DVD<br />
Den Klimawandel bekämpfen<br />
Die DVD mit mehr als 20 Videos, vielen Fotos und interaktiven<br />
Grafi ken sowie aufwändigen Animationen gibt Einblick<br />
in die Zusammenhänge des Klimawandels. Es w erden Hintergrundinformationen<br />
visualisiert, die der U N-Bericht über<br />
die menschliche Entwicklung 2007/2008 liefert. Dazu zählen<br />
unter anderem Videos, Berichte, Inter views, Reden, Zeitraffer-Sequenzen<br />
und 3D-Animationen.<br />
Gegen Portoerstattung kostenlos zu bestellen bei:<br />
Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen (www.dgvn.de).<br />
Informationen unter: www.klimawandel-bekaempfen.de<br />
Filme<br />
Hotspot Afrika – Die Folgen des Klimawandels<br />
Kein Kontinent ist so sehr vom Klimawandel betroffen wie Afrika.<br />
Unregelmäßige Regenfälle, Überschwemmungen, Dürren<br />
und zunehmende Verwüstung haben das Angesicht des Kontinents<br />
bereits entscheidend verändert.<br />
Ein Dokumentarfi lm im Auftrag der Heinrich-Böll-Stiftung,<br />
2007, 25 Min.<br />
www.boell.de/weltweit/afrika/afrika-537.html<br />
Über Wasser<br />
Der Film erzählt von der existentiellen Bedeutung des Elements<br />
Wasser für die Menschheit. Ein scheinbar banales<br />
Faktum wird so zu einer spannenden Erzählung v om alltäglichen<br />
Kampf ums Überleben.<br />
Dokumentarfi lm, 2007, ab 14 Jahre, 85 Min.<br />
Weitere Informationen<br />
zu Filmen:<br />
Evangelisches Zentrum für Entwicklungsbezogene Filmarbeit<br />
Kniebisstraße 29, 70188 Stuttgart<br />
Telefon: 0711 2847-243, www.ezef.de<br />
Dieses Heft ist Bestandteil der Publikation „<strong>Mach</strong> <strong>mal</strong> Zukunft“<br />
– Die Aktionsmappe für die Jugendarbeit zur Studie<br />
„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />
Herausgeber:<br />
Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland (aej),<br />
BUNDjugend, Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst e.V.<br />
Hannover, Berlin, Stuttgart, Bonn 2009<br />
Notizen<br />
Autorin dieses Heftes:<br />
Katja Breyer (EED)<br />
Internet:<br />
www.evangelische-jugend.de<br />
www.bundjugend.de<br />
www.brot-fuer-die-welt.de<br />
www.eed.de<br />
www.zukunftsfaehiges-deutschland.de<br />
Zukunft fair teilen<br />
Gestaltung: www.dieprojektoren.de Art. Nr. 117110030
WER BEKOMMT WAS VOM KUCHEN?<br />
ENERGIERESSOURCEN<br />
>> Das Aktionsheft 4 für die Jugendarbeit zur Studie<br />
„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />
Die fossilen Ener giereserven der Er de (Öl, Gas, K ohle) sind<br />
nicht unbegrenzt verfügbar und es wird zunehmend schwieriger<br />
die Vorkommen abzubauen. Der Verbrauch jedoch steigt. In der<br />
Vergangenheit haben die Industrieländer wie die Länder der EU<br />
oder die USA die Energievorkommen der Erde unter sich aufgeteilt.<br />
Sie verbrauchen ein Vielfaches von dem, was sie selber för dern,<br />
ein Vielfaches von dem, was vergleichbar viele Menschen in anderen<br />
Teilen der Welt verbrauchen und ein Vielfaches von dem, was<br />
für das Klima verträglich wär e. Durch das enorme Wirtschaftswachstum<br />
in den Schwellenländern sind weitere Länder, z. B. China,<br />
als Nachfrager hinzugekommen. Dies erhöht den Druck auf die<br />
verbliebenen Vorräte. Doch was bedeutet diese wachsende R essourcenknappheit<br />
für unser en Alltag? Welche Schritte sind erfor -<br />
derlich um eine verantwortungsbewusste Energieversorgung zu<br />
sichern? Auf den folgenden Seiten fi ndet ihr verschiedene Aktions-<br />
und Spieletipps und viele Hintergrundinfos zum Thema. >>
Aktionstipps<br />
KONFLIKT UM ENERGIERESSOURCEN – EIN GELÄNDESPIEL 1<br />
Warum?<br />
Darstellung der Knappheit der Energierohstoffe und der<br />
daraus resultierenden Verteilungskonfl ikte<br />
Nachvollziehen von politischen Entscheidungsprozessen<br />
Wie anfangen?<br />
Ihr solltet euch vorher mit dem Thema Knappheit fossiler Energien<br />
auseinandersetzen.<br />
Kurz und knapp…<br />
Geländespiele bestehen aus einer Mischung aus F antasie,<br />
Bewegung und Strategie. Sie beziehen das Gelände mit in das<br />
Spiel ein. Es geht um den Wettkampf v erschiedener Teams<br />
und um eine Aufgabe, die zum Ende gelöst w erden muss.<br />
Diese ist in eine Geschichte eingebunden, die der Aufgabe einen<br />
Sinn gibt. Um die Aufgabe zu erfüllen, gibt es Regeln zum<br />
Scoring (Wettkampfregeln), die bestimmen, wie die einzelnen<br />
Teams die Aufgabe lösen können. Ein großer Vorteil bei Geländespielen<br />
besteht darin, dass sie auch mit einer sehr gr oßen<br />
Zahl von Teilnehmenden gespielt w erden können und einen<br />
eher spielerischen Char akter haben. Sie sind desw egen besonders<br />
für Kinder- und Jugendfreizeiten geeignet.<br />
So geht’s:<br />
In dem Geländespiel stellen dr ei Teams die gr oßen Nachfr ageländer/-regionen<br />
USA, EU und China dar und versuchen, von den<br />
abnehmenden Ener gieressourcen möglichst viel für sich zu<br />
sichern. Dazu haben sie verschiedene Möglichkeiten. Sie können<br />
Öl- und Gasfelder durch militärische Maßnahmen erkämpfen, mit<br />
Geld kaufen oder diese sich über Verhandlungen mit der<br />
Regierung des För derlandes und eine politische Zusammenarbeit<br />
sichern.<br />
Wer macht´s?<br />
9–30 Personen, 5 Teamer(innen)<br />
Wie teuer?<br />
Geringe Kosten<br />
Womit?<br />
1 Spielidee und -text von Andreas Joppich, Haus Sonnenberg. Entwickelt gemeinsam mit Jugendlichen<br />
Gruppenleiter(inne)n. Weitere Geländespielideen zu entwicklungspolitischen Themen sowie Spielanleitungen,<br />
Videos (z. B. Integrationslabyrinth, Klimawandel und Gerechtigkeit) unter: www.globalisierung-freizeit.de<br />
➜ Moderationskarten für die Kennzeichnung<br />
der Öl- und Gasquellen<br />
➜ Einen Tisch als Spieltisch zum Ausspielen der Quellen<br />
➜ Zwei Spielbögen mit allen Quellen<br />
➜ Ein Kartenspiel (Skatspiel)<br />
➜ Fähnchen = pro Team ca. 20 kleine Klebeetiketten mit<br />
den Flaggen der drei Länder (oder einfach in 3 Farben)<br />
zur Markierung der Quellen<br />
➜ Im Idealfall Flaggen um den Besprechungsort der<br />
Teams zu kennzeichnen<br />
Für einzelne Spiele braucht man:<br />
➜ Farbige Bauklötze/Boccia Kugeln oder ähnliches und<br />
Markierungen für die Startpunkte der Teams (Seile<br />
oder Hulahoop-Reifen) sowie etwa 30 Meter Seile/<br />
Schnur<br />
➜ Papier und ein Flipchartblatt mit verschiedenen<br />
Begriffen rund um Rohstoffe<br />
➜ 15 Wäscheklammern<br />
➜ …<br />
Wie lange?<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
Die erste Runde: 90 Minuten, für die nächsten Runden nur<br />
noch etwa 45 Minuten. Empfehlung: 4–5 Runden spielen.<br />
Aufgabe A f b dder TTeamleiter(innen): l it (i )<br />
1. Begleitung der Teams<br />
2. Einsatz am zentralen Spieltisch<br />
3. Erleichterung der Kommunikation zwischen den einzelnen Teams<br />
Jede einzelne Runde besteht aus drei Phasen:<br />
1. Phase: Aneignung von Einfl usskarten durch Wettkampfspiele<br />
2. Phase: Suchen der Öl- und Gasquellen<br />
3. Phase: Ausspielen der Öl- und Gasquellen als Pokerspiel<br />
Die Gruppe wird in drei Teams (USA, EU, China) aufgeteilt.<br />
Die erste Runde dauert etwa 90 Minuten. Die nächsten Runden<br />
werden aufgrund des eingespielten Ablaufs sowie einer geringeren<br />
Suchzeit der Quellen nur noch etwa 45 Minuten dauern. Es<br />
empfi ehlt sich 4–5 Runden zu spielen.<br />
Für das Spiel wir d eine große zentrale Freifl äche gebraucht. Auf<br />
dieser muss (z. B. an der Seite) ein Tisch für die Spielleitung aufgestellt<br />
werden. Um die Freifl äche (ggf. auch nur an einer Seite)<br />
sollte ein unübersichtliches Waldgelände sein, das dur chaus<br />
auch r echt schw er zu dur chdringen sein kann. Der Zutritt zum<br />
Wald muss vorher mit dem F orstamt bzw. dem Waldbesitzer abgestimmt<br />
werden.<br />
Der Spielbogen<br />
Die Spielleitung besitzt den Spielbogen. In die F elder setzen in<br />
Phase 3 die Teams ihre Karten.<br />
Die Spielleitung hat eine zw eite Kopie des Bogens, wo markier t<br />
wird, wie viele Fähnchen das jew eilige Team auf der Quelle gewonnen<br />
hat.<br />
Ölquelle Quelle A Quelle B<br />
Wert der<br />
Quelle<br />
4 6<br />
USA<br />
China<br />
EU<br />
Gasquelle Quelle I Quelle II<br />
Wert der<br />
Quelle<br />
USA<br />
China<br />
EU<br />
5 2<br />
Vorbereitung<br />
In dem Waldgelände w erden einz elne Öl- und G asquellen v ersteckt.<br />
Die Öl- und G asquellen w erden mit Moder ationskarten<br />
gekennzeichnet (Öl – rot, Gas – blau). Alle Quellen haben einen<br />
Namen und einen Wert zwischen 1 und 6.<br />
Auf dem Auswertungstisch befi ndet sich der Spielbogen, in dem<br />
alle Quellen (mit Wertigkeit) aufgelistet sind – mit den fr eien Feldern<br />
für das Setzen der Karten duch die Länder bzw. Regionen.<br />
Feldersuche im Unterholz<br />
Wusstet ihr…?<br />
Noch v erbraucht China pr o K opf deutlich<br />
weniger Energieressourcen als die USA und Europa.<br />
Aber dur ch die gr oße Bevölkerungszahl v on<br />
1,3 Mrd. Menschen und das enorme Wirtschaftswachstum<br />
sind sie ber eits jetzt ein bedeutender<br />
Konkurrent.<br />
Spielziel<br />
Spielziel ist es, am Ende das meiste Erdöl und Gas für sich in Besitz<br />
gebracht zu haben.<br />
Dabei zählt nicht die absolute Zahl der Quellen, sondern die<br />
Summe der Wertigkeiten.<br />
Es können auch Zwischenwertungen eingeführt werden, die<br />
dann schrittweise aufaddiert werden, so dass am Ende ein Ergebnis<br />
über die Spielzeit entsteht.<br />
Anleitung zur Phase 1:<br />
Erwerb von Mitteln zum Aneignen<br />
von Rohstofffeldern<br />
Zum Erw erb von Mitteln wir d in jeder R unde ein ander es Spiel<br />
gespielt. Die Spiele sollten möglichst unterschiedliche Fähigkeiten<br />
for dern. Die erlangte P unktzahl der Teams bestimmt die<br />
Mittel (Karten), die ihnen zur Aneignung der Quellen zur Verfügung<br />
stehen. Jedes Team kann sich entspr echend der Anzahl an<br />
Punkten aus dem Kartenspiel beliebige Karten auswählen: Militär<br />
(=Kreuz), Diplomatie (=Herz), Geld (= Karo), Ausbau (=Pique).<br />
Moderationskarte Gas<br />
3<br />
Aktionstipps
Aktionstipps<br />
Spielvarianten f r Phase 1<br />
Spiel 1 – Ballverteilung:<br />
Jedes Team hat einen eigenen Kreis, in dem es stehen muss. Ein<br />
vierter Kreis ist in gleichem Abstand von allen Teams in der Mitte<br />
positioniert. Im mittleren Kreis liegen für jedes Team vier spezifi -<br />
sche Objekte (z. B. Bälle, durch Farbe unterschieden). Alle Teams<br />
müssen nun versuchen, so viele ihrer Objekte wie möglich in ihren<br />
Bereich zu bekommen. Pro Objekt gibt es eine Karte.<br />
Dabei gilt:<br />
es darf nur ein Mitglied des Teams außerhalb des eigenen<br />
Bereichs unterwegs sein,<br />
es darf immer nur ein Gegenstand auf ein<strong>mal</strong> transportiert<br />
werden,<br />
jeder Gegenstand (auch der von anderen Gruppen) darf<br />
genommen werden,<br />
Gegenstände dürfen von jedem Ort (auch aus den Bereichen<br />
der anderen) genommen werden,<br />
diese Gegenstände müssen in den eigenen Bereich gebracht<br />
werden.<br />
Spiel 2 – Montags<strong>mal</strong>er:<br />
Zwölf Begriffe rund um Energie und Erdölprodukte sollen von einem<br />
Mitglied aus einem Team gezeichnet werden. Die ander en<br />
Mitspieler aus allen Teams müssen sie err aten. Das Team, welches<br />
als erstes den Begriff errät, erhält dafür einen Punkt.<br />
Spiel 3 – Klammernfangen:<br />
Jedes Team bekommt fünf Wäscheklammern, die es an den<br />
Körpern der Spieler(innen) befestigt. Nun geht die Jagd auf die<br />
Wäscheklammern des anderen Teams los. Entscheidend ist, wie<br />
viele Wäscheklammern man den ander en abjagen konnte. P ro<br />
erbeuteter Wäscheklammer gibt es einen Punkt.<br />
Spiel 4 – Begriffe merken:<br />
Aus einer Liste rund um das Thema Energie soll sich das Team in<br />
20 Sekunden so viele Begriffe merken wie möglich. Für jeden<br />
Begriff (ggf. jeden zweiten), an den es sich erinnert, kann es eine<br />
Karte aussuchen. hen.<br />
Merkbegriffe…<br />
Benzinverbrauch<br />
Ölteppich<br />
Regenerative Energien<br />
Ökosteuer<br />
Ölpreis<br />
Raumwärme<br />
Peak Oil<br />
Flüssiggas<br />
Spiel 5 – Bällefreiheit:<br />
Jedes Team hat am Anfang 6 Bälle. Nun müssen sie die Bälle in<br />
das Feld des Nachbar teams werfen, bekommen aber wiederum<br />
Bälle von ihrem Nachbarteam. Ziel des Spieles ist es nach 3 Minuten<br />
möglichst wenige Bälle im eigenen Feld zu haben. Die<br />
Teams bekommen so viele Punkte, wie sie weniger als 9 Bälle im<br />
Feld haben (z. B. 9–5 Bälle = 4 Punkte).<br />
Spiel 6 – Dinge bergen:<br />
Auf einem Gelände mit einigen Hindernissen (Schnür en) sind 15<br />
Gegenstände positioniert. Nun dürfen alle Teams gleichzeitig<br />
eine(n) Gesandte(n) ausschicken, die oder der Gegenstände<br />
holt. Dabei muss sie/er aber mit v erbundenen Augen durch das<br />
Gelände gelotst werden und darf kein Hindernis berühr en. Wohl<br />
gemerkt, es darf pr o Team nur ein(e) Gesandte(r) das Gelände<br />
betreten. Pro Gegenstand gibt es einen Punkt.<br />
Anleitung zur Phase 2:<br />
Suchen von Rohstofffeldern und Überprüfen der<br />
<strong>Mach</strong>tsituation an den einzelnen Quellen<br />
In dieser Phase gehen die Teams in das Waldgebiet um Quellen zu<br />
suchen. Sie müssen sich dabei die Namen merken. Wenn sie sich<br />
auch die Wertigkeit der Quellen merken können so wie die Anzahl<br />
fremder Fähnchen, hilft dies für strategische Entscheidungen.<br />
Beim ersten Durchlauf geht es nur um das Finden der Quellen, in<br />
den weiteren Runden auch um die Chancen, die das Team noch<br />
auf die einzelnen Quellen hat. Je nach Größe des Geländes sollten<br />
hierfür 5–10 Minuten gegeben werden.<br />
Das sagt die Studie:<br />
Peak Oil und seine Folgen<br />
Sei es zwischen Industrie- und Schwellenländern, zwischen<br />
reichen und armen Nationen oder zwischen reichen und<br />
armen Klassen – in all diesen Ar enen der Ungleichheit fi ndet<br />
ein Tauziehen um Naturr essourcen statt. Dies entscheidet…,<br />
welche Länder und w elche Menschen im 21. Jahrhunder t das<br />
Rennen machen und welche deklassiert werden. An der Ressourcenfrage<br />
spitzt sich die Ger echtigkeitsfrage zu. Denn die<br />
wahre Frage ist nicht mehr , ob es genügend R essourcen geben<br />
wird oder nicht, sondern an wen und wofür sie verteilt<br />
werden, wenn sie knapp w erden. Je mehr wichtige Naturr essourcen<br />
zur Neige gehen, umso dringender wir d die Frage ihrer<br />
Verteilung. Wem gehört, was übrig ist von den Ölvorräten,<br />
dem Wasser, den Wäldern, der Atmosphäre? Nur den Reichen<br />
oder ebenso den Armen? 2<br />
Anleitung zur Phase 3:<br />
Wettbewerb um die einzelnen Quellen<br />
Die Teams können nun ihre Karten auf einzelne Quellen setzen.<br />
Das erfolgt, in dem sie auf den Spielbogen in ihr Länderfeld<br />
verdeckt eine K arte (Diplomatie, Krieg, Geld, Ausbau) setz en.<br />
Gewinnen sie das Spiel um die Quelle, bekommen sie ein Fähnchen.<br />
Das kleben sie am Ende der Runde auf die Quelle (Moderationskarte<br />
im Wald). Dabei müssen sie sich str ategisch überlegen,<br />
für w elche Quellen es Sinn macht, die eigenen K arten zu<br />
verwenden. Es kann auch auf Quellen gesetzt werden, auf denen<br />
andere Teams schon Fähnchen haben. So können Quellen auch<br />
übernommen werden, in dem man selber mehr Fähnchen auf der<br />
Quelle hat als der ander e. R unde für R unde sammeln sich so<br />
2 Studie „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“, S. 84.<br />
verschiedene Fähnchen auf den jeweiligen Quellen an. Gewonnen<br />
hat nach der letzten R unde der die Quelle, der die meisten<br />
Fähnchen, auf dieser erhalten hat. Ein<strong>mal</strong> gesetzte K arten werden<br />
von der/dem Spielleiter(in) einbehalten, egal ob das Team<br />
gewonnen oder verloren hat.<br />
Es gilt:<br />
Krieg gewinnt gegen Geld. Beispiel aus der R ealität: China hatte einen<br />
Vertrag über Öllieferungen mit dem Ir ak geschlossen, kurz danach<br />
marschierten die USA ein und setzten Saddam Hussein ab.<br />
Geld gewinnt gegen Diplomatie.<br />
Diplomatie gewinnt gegen Krieg.<br />
Ausbau unterliegt immer.<br />
Den Spielbogen der Spielleiterin oder des Spielleiters einzusehen<br />
ist nicht erlaubt.<br />
Die Auswertung erfolgt wie folgt:<br />
Setzt nur ein Team auf diese Quelle, erhalten sie ein Fähnchen.<br />
Auf das Fähnchen ihr es Landes wir d der Name der Quelle geschrieben.<br />
Setzen zw ei Teams auf dieselbe Quelle, wir d nach dem oben<br />
bestimmten Verfahren bestimmt, w er die Quelle gewinnt und<br />
ein Fähnchen bekommt. Dasselbe gilt, w enn drei Teams setzen<br />
und eine derartige Auswertung möglich ist, weil ein Team beide<br />
anderen besiegt (z. B. Diplomatie – Krieg – Krieg oder Diplomatie<br />
– Ausbau – Krieg).<br />
Setzen drei Teams und es kommt zu einem Patt (Diplomatie,<br />
Geld, Krieg), wir d in einem Wettkampfspiel das Gewinner team<br />
ausgespielt.<br />
Wurde nur eine Ausbaukar te auf eine Quelle gesetzt, die dem<br />
Team schon gehört, dann erhöht sich der Wert der Quelle um einen<br />
Punkt.<br />
Mögliche Wettkampfspiele sind bei Patt-Situationen:<br />
Die Spielleitung ruft drei Zahlen laut aus. Die erste benennt die<br />
Zahl der P ersonen in den Unter gruppen, die zw eite die Anzahl<br />
an Füßen, die in einer Untergruppe den Boden berühren dürfen,<br />
die dritte die Anzahl der Hände. Ander e Körperteile dürfen den<br />
Boden nicht berühren. Gewonnen hat das Team, das zuerst die<br />
Aufgabe erfüllt und mindestens 10 Sekunden in den Untergruppen<br />
stehen kann, so dass je Unter gruppe nur die festgelegte<br />
Zahl an Händen und Füßen den Boden berührt.<br />
Die Gruppen stellen sich jeweils in einer Schlange auf. Die letzte<br />
Person bekommt ein Tuch in die Hose gesteckt. Aufgabe ist es<br />
nun, den anderen Schlangen das Tuch zu klauen, ohne dass das<br />
eigene Tuch geklaut wir d oder die Schlange z erbricht. Gewonnen<br />
hat das Team, welches als letztes noch sein Tuch besitzt.<br />
Die Teams stellen sich so auf , dass sie Kreise à 3–4 Personen<br />
bilden und pr o Kreis 2 Personen übrig bleiben. Einer der Verbleibenden<br />
geht in die Mitte des Kr eises, einer zu einem der<br />
Kreise des gegnerischen Teams. Auf „L os“ versuchen die äußeren<br />
Spieler(innen) den in der Mitte des Kr eises stehenden<br />
zu berühren. Dabei bemüht sich der Kreis, dies zu verhindern.<br />
5<br />
Aktionstipps
Aktionstipps<br />
Das Team gewinnt, v on dem zuerst jemand eine(n)<br />
gegnerische(n) Mittelspieler(in) berühr en konnte. (Alternativ<br />
geht das auch mit „Katz und Maus“).<br />
Schätzspiel: In einem Glas befi ndet sich eine bestimmte Anzahl<br />
von Murmeln o. ä. Die Teams sollen nun schätzen, wie<br />
viele Murmeln in diesem Glas sind. Das Team, das näher dran<br />
ist, gewinnt.<br />
„Erst waren wir etwas unsicher, wie das Spiel wohl wir d, aber<br />
als wir es dann ausprobierten, lief es einfach Klasse. Wir hatten<br />
eine Menge gute Ideen für das Spiel.“<br />
Fabian Bertram (15), Gruppenleiter des DJK<br />
Die Teams machen ein Sackhüpfen um die Wette. Dabei gewinnt<br />
das Team, das zuerst alle Teammitglieder hinter die<br />
Ziellinie bringt.<br />
Die Spielleitung markier t sinnvollerweise auf ihr em oder seinem<br />
Spielbogen mit einem S trich, w elches Team die Quelle<br />
gewonnen hat.<br />
Die Fähnchen können v on den einz elnen Teams am Ende der<br />
Runde an den von ihnen gewonnen Quellen angebracht werden.<br />
Achtung, ggf. kommen ander e Teams auf die Idee ein Team zu<br />
„Ich habe so etwas noch nie erlebt. Das ist ein ganz ander es<br />
Lernen als wir es gewohnt sind. Ich bin begeistert.“<br />
Li Jingling (China, 16) Teilnehmerin einer<br />
internationalen Jugendbegegnung<br />
verfolgen, v on daher sollten die Fähnchen geheim unter unter den den<br />
Teammitgliedern v erteilt w erden. Alternativ können die<br />
Teamleiter(innen) die Fähnchen anbringen, währ end die Teams<br />
um neue Mittel (Karten) kämpfen.<br />
Auswertung<br />
Eine Auswertung kann am Ende des Spieles oder nach der Hälfte<br />
des Spieles bzw. jeder zweiten Runde durchgeführt werden. Dabei<br />
wird die Summe der Wertigkeiten der Rohstoffquellen errech-<br />
„Mit Geländespielen politische Themen anzuspr echen, hat<br />
mich neugierig gemacht. Ich muss sagen, ein gelungenes<br />
Konzept.“<br />
Jan Fragel, Mitglied des Kirchenvorstands<br />
der ev. Gemeinde Bovenden<br />
net. Eine Quelle gilt als im Besitz eines Teams, w enn sie die<br />
Mehrheit der Fähnchen auf dieser hat. Eine Quelle, auf der zw ei<br />
Teams gleich viele F ahnen haben, wird entweder nicht gewertet<br />
oder für beide halb gew ertet. Bei mehr eren Wertungsrunden<br />
werden die Ergebnisse schrittweise aufaddiert.<br />
Spielvarianten<br />
S<br />
a) Nach jeder Runde werden einige Quellen ausgewürfelt, deren Wert<br />
sich dann um einen Punkt reduziert.<br />
b) Erneuerbare Energiequellen: Am Spielleitertisch werden nach<br />
der zweiten Runde auch erneuerbar e Energie-Quellen-Karten<br />
(z. B. grüne Moderationskarten) ausgelegt, die von den Teams<br />
erworben werden können. Die Teams können die Geldkar ten<br />
auf erneuerbare Energie-Quellen setzen. Hier verbrauchen sie<br />
zwar ihre Karte, sie erhalten aber auf jeden F all eine erneuerbare<br />
Energiequelle mit dem Wert 1, die ihnen nicht mehr streitig<br />
gemacht werden kann. Ggf. können, wenn 10 erneuerbare<br />
Energiequellen ausgegeben w erden, der Wert weiterer Quellen<br />
auf 2 erhöht werden.<br />
c) Krieg schadet allen Beteiligten. Sollte um eine Quelle gekämpft<br />
werden, weil zwei Teams die K arte „Krieg“ gelegt haben,<br />
so r eduziert sich der Wert der Quelle um 1 und beide<br />
Teams müssen in der nächsten Runde eine Geldkarte abgeben,<br />
bevor sie auf andere Quellen setzen können.<br />
Nachbesprechung<br />
N<br />
Je J nach Alter der Teilnehmenden und Kontext des Einsatzes kann<br />
eine e mehr oder weniger intensive Nachbesprechung stattfi nden.<br />
FFür<br />
den Kontext eines sehr offenen Settings empfehlen sich fol-<br />
ggende<br />
Methoden:<br />
4 Wände: An 4 Wänden sind jeweils leere Plakate aufgehängt,<br />
mit je einer z entralen Fragestellung: 1. Was habe ich im Spiel<br />
über Energieressourcen erfahren? 2. Was vom Spiel erkenne<br />
ich in der aktuellen Politik wieder? 3. Welche Schlüsse ziehe<br />
ich für den eigenen Umgang mit Ener gie? 4. Was wär e eine<br />
gerechte Verteilung?<br />
Die Teilnehmenden dürfen nun mit einem Stift auf die Plakate<br />
ihre Meinung schreiben.<br />
Abstimmung: Einfache F ragen wie: „Glaubt ihr , dass dieses<br />
Spiel der Realität entspricht?“, „Glaubt ihr, dass diese Konfl ikte<br />
unser Leben gefährden?“ können in eine Abstimmung gegeben<br />
werden.<br />
Ggf. muss auch eine Auswertung zum Thema Gewalt stattfi nden,<br />
wenn Gruppen massiv auf militärische Aktionen setzen.<br />
Spieletipp<br />
ENERGIEVERTEILUNGSSPIEL<br />
Wer eignet sich die<br />
Energieressourcen an?<br />
Warum?<br />
Das Spiel verdeutlicht, wie ungleich der Verbrauch an Energieressourcen<br />
verteilt ist.<br />
Wie anfangen?<br />
Einfach loslegen!<br />
So geht´s:<br />
Bunte Karten mit folgenden R egionen beschriften: E uropa inkl.<br />
Russland und Türkei, Nordamerika, Mittel- und Südamerika, Naher<br />
Osten, Afrika, Asien, Australien und Neuseeland. Die „Regionenkarten“<br />
werden auf den Boden gelegt: Erklärt, dass die anwesenden<br />
Teilnehmenden die Weltbevölkerung repräsentieren. Nun<br />
sollen sie sich so auf die R egionen verteilen, wie sie die Verteilung<br />
der Weltbevölkerung einschätz en. Danach korrigier t die<br />
Teamleitung die Personenverteilung (siehe Tabelle).<br />
Anschließend wir d die Wirtschaftsleistung dar gestellt, indem<br />
Stühle entsprechend verteilt werden. Die Personen der jeweiligen<br />
Regionen nehmen sich so viele S tühle, wie sie glauben, dass ihr e<br />
Region anteilig am w eltweiten Bruttonationaleinkommen erwir tschaftet.<br />
Danach korrigiert die Teamleitung die Verteilung erneut.<br />
In einem dritten Schritt wir d der Verbrauch an Er döl nach dem<br />
gleichen Muster v eranschaulicht. Dies kann mit Bauklötz en,<br />
Kisten o. ä. erfolgen.<br />
Europa inkl.<br />
Russland und<br />
Türkei<br />
Nordamerika<br />
(USA, Kanada)<br />
Mittel- und<br />
Südamerika<br />
Bevölkerung in Mio Anteil in % 10 15 20 25 30<br />
876 13,6% 1 2 3 4 4<br />
329 5,1% 1 1 1 1 2<br />
554 8,6% 1 2 2 2 3<br />
Naher Osten 187 2,9% 0 0 1 1 1<br />
Afrika 893 13,9% 1 2 3 4 4<br />
Asien 3567 55,5% 6 8 10 13 16<br />
Australien/<br />
Neuseeland<br />
25 0,4% 0 0 0 0 0<br />
Summe 6431 100,0%<br />
Europa inkl.<br />
Russland und<br />
Türkei<br />
Nordamerika<br />
(USA, Kanada)<br />
Mittel- und<br />
Südamerika<br />
Bruttonationaleinkommen<br />
in<br />
1000 Mrd $ (2004,<br />
Quelle IEA 2006)<br />
Anteil in % 10 15 20 25 30<br />
10,45 28,8% 3 5 6 7 9<br />
11,82 32,6% 3 5 7 8 10<br />
2,26 6,2% 1 1 1 1 1<br />
Naher Osten 0,79 2,2% 0 0 0 1 1<br />
Afrika 0,73 2,0% 0 0 0 1 1<br />
Asien 9,70 26,7% 3 4 6 7 8<br />
Australien/<br />
Neuseeland<br />
0,53 1,5% 0 0 0 0 0<br />
Summe 36,28 100,0%<br />
Europa inkl.<br />
Russland und<br />
Türkei<br />
Nordamerika<br />
(USA, Kanada)<br />
Mittel- und<br />
Südamerika<br />
Ölverbrauch in<br />
1000 Barrel<br />
täglich (BP, 2004)<br />
Anteil in % 10 15 20 25 30<br />
20111 24,5% 2 4 5 6 8<br />
22979 28,0% 3 4 6 7 8<br />
6862 8,4% 1 1 1 2 3<br />
Naher Osten 5507 6,7% 1 1 1 2 2<br />
Afrika 2644 3,2% 0 1 1 1 1<br />
Asien 23002 28,0% 3 4 6 7 8<br />
Australien/<br />
Neuseeland<br />
1006 1,2% 0 0 0 0 0<br />
Summe 82111,00 100,0%<br />
Lasst die Gruppe danach ihr e Meinung zu der aufgez eigten<br />
Situation äußern.<br />
Variante des Spiels<br />
Ihr könnt auch mit Spielfi guren wie Halma, Spielgeld, Bausteinen<br />
o. ä. die w eltweite Verteilung der Bevölkerung, der Wirtschaftskraft<br />
und der Ener gieressourcen v eranschaulichen.<br />
Wenn ihr z. B. für die Energieressourcen Bausteine verwendet,<br />
könnt ihr den P ro-Kopf-Verbrauch in den R egionen sehr gut<br />
aufzeigen. Verteilt dazu entspr echend die Spielfi guren auf<br />
den Bausteinen.<br />
Wer macht´s?<br />
Max. 30 Personen<br />
Wie teuer?<br />
Geringe Kosten<br />
Womit?<br />
➜ Moderationskarten o. ä.<br />
➜ Stifte<br />
➜ Ausreichend Stühle<br />
➜ Bauklötzer, Kisten, Luftballons<br />
Wie lange?<br />
20 Minuten<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
7
Ihr k nnt handeln!<br />
TIPPS FÜR DAS EIGENE LEBEN<br />
Wir haben hier für euch einige Tipps, die ihr in eur em A lltag<br />
schon heute umsetzen könnt:<br />
Setzt euch für eine Reduzierung unseres Energieverbrauchs und<br />
den Ausbau erneuerbar er Ener gien ein. Im Verkehrssektor ist<br />
der Ausbau der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur, Tempolimits,<br />
CO 2-Höchstemissionsgrenzen für F ahr zeuge, Anr eize für v erbrauchsarme<br />
Autos so wie eine Besteuerung v on Flugbenzin<br />
notwendig.<br />
Agrartreibstoffe sind derzeit kein Ersatz für Erdöl, denn sie erhöhen<br />
die K onkurrenz um begr enzte Flächen und gefähr den<br />
die Ernährung von vielen Menschen. Zudem ist ihre Nutzung in<br />
derzeitigen Verbrennungsmotoren sehr ineffi zient. Biomasse<br />
kann einen wichtigen Beitr ag zu einer nachhaltigen Ener gieversorgung<br />
leisten. Aber sie sollte in der energieeffi zientesten<br />
Form genutzt werden. So kann Biomasse bei Stromerzeugung<br />
und Kraft-Wärme-Kopplung viel effi zienter und kostengünstiger<br />
eingesetzt werden.<br />
Engagiert euch dafür, dass der enorme Er dölreichtum in Ländern<br />
wie Nigeria auch der Zivilbevölkerung zugute kommt.<br />
Transnationale Konzerne u. a. Unternehmen müssen nationale<br />
Gesetze so wie international anerkannte Menschenr echtsabkommen<br />
und Umweltstandards respektieren.<br />
Auf energieintensive Konsumgüter zu v erzichten, muss nicht<br />
zwangsläufi g eine Einschränkung unser er Freiheit und Entfaltungsmöglichkeiten<br />
bedeuten. Es kann mit einer Neuentdeckung<br />
von mehr Lebensqualität (z. B. regional und ökologisch<br />
erzeugte Nahrungsmittel) so wie materiellen Ersparnissen<br />
(niedrigere S trom- und Benzinausgaben) v erbunden sein.<br />
Erprobt über einen bestimmten Zeitraum gemeinsame mit euren<br />
F reund(inn)en oder eur er F amilie eine ener giesparsame<br />
Lebensweise. Tauscht euch über eure gesammelten Erfahrungen<br />
aus: Was habt ihr neues erfahr en? Was hat euch gefehlt?<br />
Was könnt ihr für immer übernehmen? Wo liegen Möglichkeiten<br />
und Hindernisse für ein energiesparsames Leben?<br />
Engagiert euch!<br />
Gute Argumente!<br />
MITMISCHEN – MITREDEN<br />
In Gesprächen br aucht ihr fundier te F akten um euer Anliegen<br />
glaubhaft zu machen. Deshalb haben wir für euch einige gute<br />
Argumentationshilfen zum Thema Ener gieressourcen zusammengestellt.<br />
3<br />
Gegenwärtig verbraucht die Menschheit in einem Jahr etwa so viel<br />
fossile Energie, wie während einer Million Jahre gebildet wurde.<br />
Die U SA hatten 2007 den größten Anteil am w eltweiten Ölv erbrauch,<br />
28,7 % bei einem Weltbevölkerungsanteil von 4,3 %. Der<br />
Anteil der E U am w eltweiten Ölv erbrauch lag bei knapp 18 %,<br />
wobei 6,8 % der Weltbevölkerung in E uropa leben. China hat<br />
hingegen einen Anteil von 4,1 % am weltweiten Ölverbrauch, mit<br />
knapp 20 % der Weltbevölkerung.<br />
Ein US-Amerikaner verbrauchte im Jahr 2004 dur chschnittlich<br />
335 Giga Joule Ener gie, ein Afrikaner im Dur chschnitt 21 Giga<br />
Joule pro Jahr.<br />
Weltweite Transporte beruhen zu 97 % auf Erdöl (Benzin, Diesel,<br />
Kerosin) oder Er dgas. 95 % der globalen Handelsströme<br />
werden von diesel- und schwerölbetriebenen Fracht- und Containerschiffen<br />
auf den Weltmeeren bewältigt.<br />
40 % des Gesamtenergieverbrauchs in Deutschland beruht auf<br />
Erdöl.<br />
In Afrika sind allein in den letzten 10 Jahren die Fördermengen<br />
von Erdöl um über 36 % gestiegen.<br />
Öl ist häufi g Finanzierungsquelle für Bür gerkriege in Afrika.<br />
Kriegsparteien verschaffen sich Zugang zu Ölfeldern, setzen die<br />
Förder- bzw. Abbauprodukte auf dem internationalen Markt ab<br />
und sichern sich so einen steten Finanzierungsfl uss für die Beschaffung<br />
von Kriegsmaterial wie Waffen<br />
und Munition.<br />
Nigeria ist der größte Erdölproduzent<br />
Afrikas. 2006 ging die Hälfte der E xporte<br />
in die USA. Der Ölsektor ist entscheidend<br />
für die Wirtschaft Nigerias:<br />
Mit dem R ohstoff nimmt das Land<br />
über 90 % seiner Devisen ein.<br />
Trotz dieser Einnahmen befi ndet<br />
sich Nigeria heute unter den zwanzig<br />
ärmsten Ländern der Welt.<br />
Ein Gr oßteil der Bevölkerung muss<br />
mit w eniger als einem Dollar pr o<br />
Kopf am Tag auskommen. Es herr -<br />
schen extrem hohe Korruption sowie<br />
Geldwäschemechanismen.<br />
„So, wie die soziale Gerechtigkeit im 20. Jahrhundert die Achse<br />
der sozialen Kämpfe war , so wir d dies im 21. Jahrhunder t immer<br />
mehr die Umw eltgerechtigkeit sein, mit der Natur als<br />
Rechtssubjekt.“<br />
aus der Verfassung Ecuadors, ein weltweites Novum,<br />
denn erst<strong>mal</strong>s sind die Rechte der Natur festgeschrieben.<br />
Über Jahre sind so Milliar den von „Petro dollars“ aus der Er dölförderung<br />
der Entwicklung des Landes verloren gegangen.<br />
Die Er dölförderung hat zudem gr oße ökologische Schäden<br />
angerichtet so wie gewalttätige K onfl ikte in der Bevölkerung<br />
ausgelöst. In Nigeria waren in 2004 nur 40 % der Menschen an<br />
das Stromnetz angeschlossen.<br />
Rund 2,5 Mrd. Menschen haben derzeit keinen Zugang zu bezahlbaren<br />
und sicheren Energieformen (z. B. Elektrizität, G as)<br />
zur Deckung ihrer Grundbedürfnisse.<br />
Der fehlende Zugang zu Ener gie bedeutet für viele F rauen und<br />
Mädchen, dass sie einen Gr oßteil des Tages mit dem Sammeln<br />
von Feuerholz verbringen. Das Kochen mit Feuerholz und Dung in<br />
geschlossenen Räumen ist gesundheitsschädigend; 1,6 Millionen<br />
Menschen sterben jährlich verfrüht an den Folgen.<br />
Der Verkehrssektor trägt zu etwa 20 % zu den energiebedingten<br />
Treibhausgasemissionen in Deutschland bei.<br />
Der weltweite Verbrauch an Primärenergien stieg 2007 um 2,4 %.<br />
Der Anteil Chinas am Anstieg des w eltweiten Ener gieverbrauchs<br />
lag 2007 bei 52 %.<br />
3 Quelle: BP Statistical Review of World Energy, 2008; www.wikipedia.de; Bundeszentrale für politische Bildung, Factsheet Afrika;<br />
BICC: Armer reicher Kontinent, Konfl iktressourcen in Afrika, Bonn; Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt.<br />
9
Worum geht´s?<br />
FAKTEN UND ZUSAMMENHÄNGE – IN 5 MINUTEN 4<br />
Die fossilen Ressourcen Erdöl, Erdgas, Kohle und Ölsande galten<br />
lange Zeit als so reichlich vorhanden, dass ihre Begrenzung erst<br />
lange nach dem Klimapr oblem auftr eten wür de. Inzwischen ist<br />
eine Situation eingetreten, die dieser Erwar tung widerspricht:<br />
Die fossilen Ener gieträger wur den seit Ende der 1990er Jahr e<br />
wegen des starken globalen Wirtschaftswachstums viel stärker<br />
verbraucht als erwar tet. Daher hat sich ber eits jetzt bei einem<br />
der fossilen Energieträger, dem Erdöl, die Situation grundlegend<br />
„Der Hunger der Menschen in v erschiedenen Teilen der Welt<br />
rührt daher, dass viele von uns viel zu viel mehr nehmen als sie<br />
brauchen.“<br />
Mahatma Gandhi<br />
geändert. Rekordpreise für Öl auf dem Weltmarkt, auch wenn<br />
Spekulation und Kriegsrisiken eine R olle spielen, weisen darauf<br />
hin, dass die Z eit des billigen Öls der Vergangenheit angehör t.<br />
Die Weltölproduktion erreicht einen Scheitelpunkt, jenseits dessen<br />
sich eine Scher e zum weiter wachsenden Bedarf auftut, die<br />
sich noch weiter öffnet, wenn, wie es absehbar ist, jährlich weniger<br />
Öl geför dert wir d. In einem Satz: Es handelt sich um ein<br />
Strukturproblem, nicht um ein Tagesphänomen. Zeitversetzt trifft<br />
dies auch für die ander en fossilen Ener gieträger Er dgas und<br />
selbst Kohle zu.<br />
Während die Tagesproduktion aus erschlossenen Ölquellen<br />
jedes Jahr um ca. zw ei bis vier Millionen Barr el sinkt,<br />
steigt die Nachfrage jährlich um zwei bis drei Millionen<br />
Tagesbarrel. Es müssten also jedes Jahr neue Quellen<br />
in Höhe von vier bis sieben Millionen Barrel Tagesproduktion<br />
in Betrieb genommen werden.<br />
Konfl ikte um Wirtschaftsmacht<br />
Sobald Ressourcen knapp werden, steigen die Rivalitäten.<br />
An der R essource Öl lässt sich dies gut v erdeutlichen.<br />
60 % des international gehandelten Öls ging im<br />
Jahre 2001 in die Industrieländer, Tendenz steigend.<br />
Diese Nachfr age trifft auf ein zunehmend<br />
begrenztes Angebot, weil, wie Klimakrise<br />
und P eak Oil z eigen, die Z eit des<br />
billig zugänglichen Öls ber eits vorüber<br />
ist. Zusätzlich zu dieser ohnehin zugespitzen<br />
Situation, melden nun auch<br />
weitere Länder ihr en Anspruch auf<br />
Öl an, noch dazu mit der Legitimität<br />
des bislang Zukurzgekommenen.<br />
Indien, Korea, Brasilien, Südafrika<br />
und allen v oran China sind in die<br />
Konkurrenz um Öl eingestiegen.<br />
Gerade asiatische Schw ellenländer<br />
verfügen ohnehin nur über w enige<br />
eigene Ölvorkommen. Und die Spir ale<br />
4 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 42 und S. 84.<br />
der Rivalität dreht sich weiter: China, der nach den U SA mittlerweile<br />
zweitgrößte Importeur von Öl in der Welt, richtet seine Absichten<br />
auf Zentralasien und Afrika, paktiert mit Diktaturen, intrigiert<br />
und investiert ohne große Rücksichten auf lokale Umstände.<br />
Die aufsteigenden Länder pochen auf ihre Ansprüche, die Altverbraucher<br />
wollen von ihnen nicht lassen, und gleichzeitig schwinden<br />
die Vorkommen – ein Bilderbuch-Szenario für die Rivalitätskämpfe<br />
der nächsten Jahrzehnte.<br />
Das Nachsehen w erden jene Länder haben, die w eder über Öl<br />
noch über Geld verfügen. Nirgends bewahrheitet sich die afrikanische<br />
Spruchweisheit, dass, wo Elefanten kämpfen, zuerst das<br />
Gras zertrampelt wird, so wie beim K ampf um Öl. Schon heute<br />
müssen impor tabhängige arme S taaten einen größer en Anteil<br />
mehr ihrer Devisen ausgeben, um sich Öl für vitale Bedürfnisse<br />
zu beschaffen. Bereits 2005 beliefen sich die Mehr ausgaben für<br />
die Erdöl importierenden Entwicklungsländer auf eine Summe,<br />
die jener der gesamten internationalen Mittel für Entwicklungszusammenarbeit<br />
entspricht. Stromabschaltungen, höhere Preise<br />
für Transport, Kochgas, Nahrung sind die F olge, und die Armen<br />
die unmittelbar Leidtragenden. Die Verluste müssen Länder wie<br />
Mali oder Zambia, Bangladesch oder K ambodscha tr agen. Den<br />
Gewinn aber können neben den Ölfi rmen die Öl expor tierenden<br />
Länder einstreichen, also der Nahe Osten, Venezuela und R ussland.<br />
Wahrlich schlechte Aussichten für die Armen.<br />
zum Thema Energieressourcen<br />
Brosch ren/B cher<br />
ANSEHEN, INFORMIEREN, NACHLESEN<br />
BUND, Brot für die Welt, EED (Hrsg.)<br />
Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt.<br />
Frankfurt, 2008.<br />
Die Kurzfassung der Studie „Wegmarken für einen K urswechsel“<br />
enthält auf 40 Seiten komprimiert die wichtigsten Aussagen<br />
und Inhalte der S tudie (Download bzw. Bestellung bei den Her -<br />
ausgebern sowie unter www.zukunftsfaehiges-deutschland.de)<br />
Aktionsbündnis Rohstoffe für eine gerechte Welt (Hrsg.):<br />
Rohstoffe für eine ger echte Welt. Informationen zu Gold,<br />
Diamanten, Holz u. a.<br />
Berlin 2007<br />
amnesty international (Hrsg.):<br />
Der Fluch des schwarzen Goldes. Erdöl und Menschenrechte.<br />
Berlin. Heft 10/2007<br />
Brot für die Welt (Hrsg.):<br />
Bodenschätze – Wirtschaftsfaktor oder Konfl iktpotenzial?<br />
Dritte Welt-Information. 14-16/2007. Stuttgart.<br />
Download unter: www.brot-fuer-die-welt.de<br />
EED, Brot für die Welt u. a. :<br />
Energie vom Acker – Wie viel Bioenergie verträgt die Erde?<br />
2008, download unter www.eed.de<br />
Inkota-Netzwerk e.V. (Hrsg.):<br />
Der neue Rohstoffboom: Krisen und Konfl ikte.<br />
Inkota-Brief – Ausgabe 140. Berlin 2007. Bezug: www.inkota.de<br />
Medico international und DGB Bildungswerk/Nord-Süd-Netz<br />
(Hrsg.):<br />
Der Stoff aus dem Kriege sind –<br />
Rohstoffe und Konfl ikte in Afrika.<br />
Frankfurt 2005, Download unter: www.medico.de<br />
Misereor (Hrsg.):<br />
Themenheft „Erdöl“. Reichtum, der arm macht.<br />
Aachen 2007. Bezug: www.misereor-medien.de<br />
Petry, Martin:<br />
Wem gehört das schwarze Gold?<br />
Frankfurt 2003<br />
Weed (Hrsg.):<br />
Arbeitspapier Investitionspolitik für<br />
zukunftsfähige Entwicklung.<br />
Berlin 2006, download: www.weedonline.org<br />
Links<br />
www.bundjugend.de und www.bund.net:<br />
Informationen zu Energieverbrauch und Mobilität.<br />
www.deutschebp.de: Inormationen zum weltweiten Öl-<br />
und Energieverbrauch, z. B. der Welt-Energiebericht.<br />
www.erdoel-tschad.de: Eine Arbeitsgruppe gegen<br />
Verarmung, Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen<br />
durch Ausbeutung von Erdölvorkommen.<br />
www.greenpeace.de: Informationen zu F olgen des Abbaus<br />
und Nutzung von Erdöl.<br />
www.medico.de: K ampagne F atal Transactions. Informationen<br />
zu Rohstoffen, Rohstoffhandel und Krieg in Afrika.<br />
www.misereor.de/themen/rohstoffe-energie.html: Informationen,<br />
z. B. zur Erdölförderung und ihren Folgen.<br />
www.rohstoffgerechtigkeit.de: Informationen zu einz elnen<br />
Rohstoffen Soja, Uran, Edelsteine, Erdöl, Kakao, Tropenholz.<br />
www.urgewald.de: Informationen und Kampagnen zu Folgen<br />
des Erdölabbaus („Fluch des Öls“).<br />
www.zukunftsenergie.org: Das Jugendbündnis Zukunftsenergie<br />
– ein bundesw eites Netzw erk v on Jugendor ganisationen und<br />
Jugendlichen – setzt sich für 100 %ige Energieversorgung aus erneuerbaren<br />
Energien ein – mit Informationen und Aktionen zum<br />
Mitmachen, z. B. „Energiemärchen“.<br />
11
Notizen<br />
Dieses Heft ist Bestandteil der Publikation „<strong>Mach</strong> <strong>mal</strong> Zukunft“<br />
– Die Aktionsmappe für die Jugendarbeit zur Studie<br />
„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />
Herausgeber:<br />
Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland (aej),<br />
BUNDjugend, Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst e.V.<br />
Hannover, Berlin, Stuttgart, Bonn 2009<br />
Autor/in dieses Heftes:<br />
Andreas Joppich und Katja Breyer (EED)<br />
Internet:<br />
www.evangelische-jugend.de<br />
www.bundjugend.de<br />
www.brot-fuer-die-welt.de<br />
www.eed.de<br />
www.zukunftsfaehiges-deutschland.de<br />
Zukunft fair teilen<br />
Gestaltung: www.dieprojektoren.de Art. Nr. 117110030
NEUE REZEPTE BRAUCHT DAS LAND<br />
ERNaHRUNG<br />
>> Das Aktionsheft 5 für die Jugendarbeit zur Studie<br />
„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />
In der Küche, im Kühlschr ank, am Her d und auf dem Tisch<br />
fängt Zukunft an. Denn was auf den Tisch kommt, was wir<br />
essen – sei es Br ot, Käse, Wurst, Salat, Pizza, Zucker , Saft,<br />
Schokolade oder K augummis – hat Wirkungen w eit über<br />
unseren Tellerrand hinaus. So ist der Klimawandel auch ein<br />
Ergebnis unser es Essens. Jede(r) Deutsche v erursacht allein<br />
aufgrund der Ernährung Treibhausgasemissionen von rund zwei<br />
Tonnen C O2-Äquivalente pr o Jahr . 1 Um die F olgen unser er<br />
Essgewohnheiten zu begr enzen gilt es, die einfache F austformel<br />
„Besser – Anders – Weniger“ umzusetzen. So gewinnt z. B.<br />
das Klima schon, wenn weniger Fleisch- und Milchprodukte auf<br />
den Tisch kommen.<br />
Wir haben für euch Aktions- und S pieletipps zusammen gestellt,<br />
mit denen ihr auf die F olgen unserer Ernährung hinw eisen<br />
könnt. Und w eil das „Land neue R ezepte braucht“, gibt es<br />
dafür auch Vorschläge. >>
Aktionstipps<br />
NEUE REZEPTE BRAUCHT DAS LAND<br />
Warum?<br />
Folgen der P roduktionsmethoden in der Landwir tschaft, der<br />
Nahrungsmittelindustrie und unser er Ernährungsgewohnheiten<br />
aufzeigen.<br />
Ernährung als Handlungsfeld für Zukunftsfähigkeit entdecken.<br />
So geht’s:<br />
Mit Kochwettbewerben w erden „neue“, nachhaltige R ezepte für<br />
das Land gesucht.<br />
Eine Gruppe wird in kleine Teams von ca. vier Personen aufgeteilt.<br />
Alle erhalten das gleiche fi nanzielle Budget. Mit diesem Budget<br />
soll jedes Team ein Essen / Menü für vier Personen zubereiten.<br />
1. Variante<br />
Jede Gruppe erhält den Auftr ag ein „Menü mit bzw . der Zukunft“<br />
(klimafreundlich, fair) zu kochen. Das beste Menü wird prämiert.<br />
Wer macht´s?<br />
4–20 Personen<br />
Wie teuer?<br />
Pro Gruppe (à 4 Personen) ca. 10 Euro<br />
Womit?<br />
Material:<br />
➜ Küchenutensilien<br />
➜ Evtl. Herd<br />
➜ Unterschiedliche Lebensmittel<br />
➜ Anschauungsmaterial, wie z. B. Grafi ken, Bilder<br />
Wie lange?<br />
Mit Einkauf ca. 2–3 Stunden Wer<br />
wie<br />
womit<br />
2. Variante i<br />
Es werden jedem Team spezifi sche Menü-Aufgaben zugeteilt,<br />
z. B.:<br />
„Die CO2-Armen“: klimafreundliches Menü<br />
(kein Fleisch, regio-bio Produkte)<br />
„Die Nor<strong>mal</strong>en“: nor<strong>mal</strong>es Supermarktmenü<br />
„Die Patrioten“: regionales Menü<br />
„Die Globalen“: Menü mit Rezepten aus Asien, Afrika<br />
oder Lateinamerika<br />
„Die Bio-Fairen“: Bio-Faires Menü<br />
„Die Bequemen“ : Fertig-,Tiefkühl- oder Dosen-Menü oder<br />
( „Die Eiligen“) eine Kombinationen aus diesen Menüs<br />
„Die Unverbesserlichen“: Fleischplatte o. ä.<br />
„Die Naturnahen“: Menü aus Wildkräutern<br />
(Dafür müsst ihr euch gut mit<br />
Wildkräutern auskennen und wissen<br />
bzw. euch informieren, welche<br />
essbar sind und welche nicht.)<br />
1 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 146.<br />
2 ebenda, S. 154.<br />
Das sagt die Studie:<br />
Als typisches Industrieland eignet sich Deutschland<br />
einen überproportional hohen Anteil des global<br />
begrenzten Umweltraumes an und die Konsum- und Produktionsmuster<br />
sind nach wie vor mit deutlich zu hohen Ressourcenverbräuchen<br />
und Umweltbelastungen verknüpft.<br />
Deutschland ist somit aktiv beteiligt an der global ökologischen<br />
Krise und Ungerechtigkeitssituation. 2<br />
Die Teams v ersuchen mit ihr en Möglichkeiten und Zutaten das<br />
beste Menü zusammenzustellen. Dann wir d in den jew eiligen<br />
Gruppen gemeinsam gekocht, verkostet und ausgewertet.<br />
Welches Menü hat am besten geschmeckt?<br />
Woran lag es (Zutaten, Rezept)? Was kann man verbessern?<br />
<br />
Wie schwer war es, die Zutaten und gute Rezepte zu<br />
bekommen?<br />
<br />
Ist es teurer, sich Öko-Fair zu ernähren?<br />
<br />
Hat euch die Zubereitung Spaß gemacht?<br />
<br />
Woher kommen die Zutaten? Welche Folgen hat deren Herstellung<br />
/ Transport / Verpackung? Welche K osten sind nicht im<br />
Preis eines Produktes enthalten?<br />
<br />
Was gewinnen wir , wenn wir auf bestimmte L ebensmittel verzichten<br />
oder weniger konsumieren?<br />
Lasst L eure Zutaten sprechen<br />
Zeigt Ze nun, was eigentlich hinter eur en Zutaten/R ezepten steckt<br />
und un somit auf eure Teller kommt.<br />
Zum Beispiel<br />
Schnitzel – Sojafelder in Brasilien – Futtermittel für<br />
Schweinefl eisch<br />
Tomaten – CO 2-Emissionen bei Gewächshausanbau/Transport<br />
oder Verpackung, Wasser für Bewässerung – Wassermangel<br />
auf umliegenden Feldern<br />
Ananas – Pestizideinsatz – Vergiftung von Tieren und Pfl anzen<br />
Apfelsaft von der Streuobstwiese – Artenvielfalt<br />
Zeichnet diese negativ en bzw. positiven Folgen auf oder symbolisiert<br />
diese, z. B. mit Luftballons (für CO 2), Sprechblasen, Bildern. So<br />
kann z. B. zur Veranschaulichung der C O 2-Emissionen bei Bio-Nudeln<br />
ein kleiner L uftballon aufgeblasen w erden, bei nor<strong>mal</strong>en Nudeln<br />
aus konv entionellem Anbau ein größer er. Wenn die „Sauce<br />
Bolognese“ Schweinefl eisch und Tomaten aus einem Gewächshaus<br />
in Spanien enthält, wir d ein noch größer er Luftballon aufgeblasen<br />
etc. Es geht dabei nicht um wissenschaftlich exakte Angaben, sondern<br />
darum die Folgen unserer Ernährung zu veranschaulichen.<br />
Ihr könnt R ezept- und Menükar ten gestalten, auf denen ihr die<br />
wahren Zutaten benennt oder die C O 2-Emissionen, die bei der<br />
Herstellung entstanden sind.<br />
Wusstet ihr…?<br />
Ein(e) Landwirt(in) bekommt heute weniger für ein Kilogramm<br />
Weizen als vor 50 Jahren – da<strong>mal</strong>s waren es 66 Prozent,<br />
heute sind es nur fünf P rozent des Br otpreises. Während ein<br />
Haushalt in den 1960er Jahr en noch circa 40 Prozent des Einkommens<br />
für L ebensmittel aufw endete, sind es derz eit nur<br />
noch rund zehn Prozent.<br />
Aktionstipps<br />
Nacht-Mahl<br />
Ladet zu einem Nacht-Mahl ein, bei dem die Gäste eur e gekochten<br />
Menüs mit verbunden Augen essen und dann erraten sollen,<br />
was es war.<br />
Diskutiert anschließend auch darüber , was uns alles v erborgen<br />
bleibt, was wir auch mit offenen Augen nicht sehen, wenn wir essen,<br />
z. B. den Wasserverbrauch bei der Produktion.<br />
ber den Tellerrand<br />
Auf einem abgegrenzten Platz, z. B. 3m x 3m, in der Fußgängerpassage<br />
oder auf dem Marktplatz, w erden Teller platzier t. Das können<br />
ausrangierte Teller / Pappteller / Plastikteller o. ä. sein oder einfach<br />
aus Papier ausgeschnittene Kreise. (Mit Tischtüchern, Besteck, Gläsern/Bechern<br />
und Ser vietten könnt ihr die Ausgestaltung noch v ervollkommnen).<br />
Auf diese Teller werden Nahrungsmittel wie K artoffeln,<br />
Fleisch, Obst, Gemüse etc. gelegt oder dur ch Nachbildungen<br />
symbolisiert. Zwischen den Tellern (sozusagen „über den Tellerrand<br />
hinaus“) w erden die F olgen der Nahrungspr oduktion deutlich gemacht<br />
mittels Installationen bzw. beschrifteten Karten (siehe Kasten<br />
„Zum Beispiel“).<br />
Zum Beispiel<br />
Stöcke – gerodete Wälder für Futtermittelanbau<br />
Sandhaufen – ausgetrocknete Gegenden<br />
(Wasserverbrauch für Exportlandwirtschaft)<br />
Thermometer – Treibhausgasemissionen durch Tierhaltung<br />
Bild von einem toten Käfer o. a. – Pestizid-Einsatz<br />
Drei Cent – Anteil des Lohns für Orangenpfl ücker(innen),<br />
wenn ein Liter Orangensaft ein Euro kostet<br />
Zwei Euro – ungefährer Arbeitslohn pro Stunde für<br />
Wanderarbeiter(innen) in den Gewächshäusern Spaniens<br />
(T omaten, Paprika)<br />
LKW’s oder Schiffe (Spielzeug) – weltweiter Transport<br />
dreckiges Wasser – Bodenerosion<br />
Ein Wassereimer – ungefähr die Menge an Wasser, die<br />
für die Herstellung einer Tomate benötigt wird<br />
Erklärt den Passant(inn)en, was zu sehen ist. Ihr könnt auch einen<br />
kleinen Informationsfl yer mit von euch zusammen gestellten Fakten<br />
verteilen, auf denen als Alternativ e eur e „neuen R ezepte für das<br />
Land“ vorgestellt sind. Eine Verkostung eines solchen „neuen Essens“,<br />
z. B. selbstgebackenes Brot, kommt natürlich auch gut an.<br />
Wusstet ihr…?<br />
KURZ UND KNAPP<br />
Die/Der z eitgenössische Dur chschnittsverbraucher(in)<br />
ernährt sich heute nur noch v on 130 Pfl anzenarten. Von<br />
den Tausenden von Nahrungspfl anzen, die ein<strong>mal</strong> genutzt wurden,<br />
wird in der industriellen Landwirtschaft nur noch ein knappes<br />
Dutz end angebaut. Und v on diesen decken ganz e neun<br />
Pfl anzen, nämlich Weizen, Reis, Mais, Gerste, Sor ghum/Hirse,<br />
Kartoffel / Süßkartoffel, Yam, Zuckerrohr und Soja bis zu 75 %<br />
des menschlichen Nahrungsbedarfs.<br />
Wasser wird<br />
während der<br />
Produktionskette eines<br />
bestimmten Produktes verbraucht,<br />
verdunstet oder verschmutzt.<br />
Dieser virtuelle Wasserverbrauch<br />
liegt in Deutschland bei<br />
4.000 Litern pro Person und Tag, während<br />
der „nor<strong>mal</strong>e“ Wasserverbrauch bei<br />
ca. 130 Liter Wasser liegt. Mehr als die<br />
Hälfte dieser virtuellen Wassermenge<br />
wird importiert. (Quelle: WWF)<br />
200 ml<br />
Orangensaft<br />
170 Liter<br />
1 Hamburger<br />
2.400 Liter<br />
1 Tomate<br />
13 Liter<br />
VIRTUELLES WASSER<br />
1 kg Steak<br />
14.000 Liter<br />
1 kg Zucker<br />
1.500 Liter<br />
33<br />
Aktionstipps<br />
1 Tasse Kaffee<br />
140 Liter
Aktionstipps<br />
Traditionelles Rezept für<br />
„Strom und Wärme“<br />
Zutaten: Steinkohle, Braunkohle, Erdöl, Erdgas, Uran<br />
Abfall: ca. 60 % der ursprünlichen Energie (Verluste durch<br />
Umwandlung, Transport), Millionen Tonnen CO 2, Abraumhalden,<br />
r adioaktiver M üll, K limawandel, au sgeräumte<br />
Landschaften, abg ebaggerte D örfer, Gr undwasserabsenkung,<br />
heiße Flüsse<br />
Köche: große Energieunternehmen an zentralen Kraftwerken<br />
Neues Rezept für „Strom und Wärme“<br />
Zutaten: Sonne, Wind, Biomasse, Stromsparen,<br />
Kraft-Wärme-Kopplung, Energiefresser abschalten<br />
Abfall: 5–10 % d er ur sprünglichen E nergie, L andschaftsveränderung<br />
durch Windräder und Agroenergieanbau<br />
Köche: unzählig viele Köche in vielen, unterschiedlich ausgestatteten<br />
Kleinküchen (je nach Zutat)<br />
Das essen wir bisher:<br />
Zutaten einer<br />
Fertig-Hühner-Nudel-Suppe 3<br />
100 Gramm Pulver einer handelsüblichen Fertigsuppe für<br />
4 Teller, z. B. „Hühner-Nudel-Suppe“, enthalten u.a.: 35 g Eiernudeln:<br />
Weizenmehl aus Hartweizen (Italien, USA), Trockenei-Pulver (Holland,<br />
Deutschland). 6 g Salz: Kochsalz (Deutschland, Polen). 5 g Würze: Proteinhydrolysat;<br />
gewonnen durch Aufl ösen von Eiweißresten in Salzsäure, Eiweißreste<br />
(z. B. Fischmehl (Norwegen, Dänemark, USA, Chile), Weizenkleber (USA), Sojaeiweiß<br />
(Brasilien). 5 g Stärke: Maisstärke (USA). 4 g Würzzubereitung: aus Gewürzeextrakten<br />
und Spezialaromen (europaweit), z. B. Cysteinhydrochlorid (aus chinesischem Menschenhaar<br />
oder Schweineborsten gewonnen), Glycinhydrochlorid, Traubenzucker, Arabinose.<br />
3 g Geschmacksverstärker: Mischung aus Glutamat (2,7 g) mit Inosinat und Guanylat<br />
(zusammen 0,3 g) (Chemische Industrie Europa und USA). 3 g Huhn: Hühnerklein aus<br />
Massentierhaltung; 5mm stark, gefriergetrocknet (europaweit). 3 g Zucker: Glucosesirup<br />
(europaweit). 3 g Fett: Fettpulver für Instantsuppen; z. B. auf der Basis von<br />
gehärtetem Sojaöl und Rindertalg (Verarbeitung teils USA, teils Deutschland).<br />
2 g Gemüse: kurzzeitblanchiertes Gemüse, anschließend gefrier- oder explosionsgetrocknet<br />
(europaweit). 0,1 g Farbstoff: Beta-Carotin oder Zuckercouleur<br />
(E 150), Farbstoffe, Antioxidantien (Chem. Industrie europaweit). 0,05 g<br />
Antioxidantien: E 310 Propylgallat und E 320 Butylhydroxyanisol<br />
(die verhindern, dass das Fett ranzig wird und stabilisieren die<br />
Aromen), E 330 Zitronensäure (Chemische Industrie).<br />
So kann es weitergehen…<br />
Überlegt, wo Deutschland noch nicht zukunftsfähig ist, z. B. Verkehr,<br />
E nergieversorgung un d - verbrauch, s oziale U ngerechtigkeit,<br />
Arbeitsverteilung. Wo benötigt unser Land neue Rezepte?<br />
Wie können und s ollen diese au ssehen? Welche „ Zutaten“ sind<br />
notwendig (Gesetze, Regeln)? Wer muss „mitkochen“ - wer muss,<br />
was tun, damit es gelingt? Schreibt diese Rezepte auf un d stellt<br />
sie z. B. in der Lokalpresse vor.<br />
Rezepte mit Zukunft<br />
(Angaben für 4 Personen) 4<br />
Wald- und Wiesenquiche<br />
Für den Teig:<br />
250 g Dinkelvollkornmehl, 150 g Quark, 4 EL Rapsöl,<br />
50 ml Wasser, 1/2 TL Salz<br />
Für den Belag:<br />
1 kleine Zwiebel, etwas Öl, 1 Brokkoli, 1 Stange Porree, etwas<br />
Suppe<br />
Für den Guß<br />
3 Eier, 100 ml Sahne, 4 E L klein gehackte Wildkräuter (z. B.<br />
Brennnessel, Löwenzahn, Giersch), Salz, Pfeffer<br />
Backofen auf 1 80 ° C v orheizen. A us d en Z utaten e inen Teig<br />
kneten, eine Kugel f ormen un d im Kühlschrank eine St unde<br />
ruhen lassen. Dann eine Quicheform mit dem Teig auskleiden<br />
und mit der Gabel mehr<strong>mal</strong>s einstechen. Zwiebel<br />
k lein s chneiden un d im Ö l r östen, B rokkoli p utzen<br />
und i n k leine Rö schen te ilen. P orree i n R inge s chneiden,<br />
hinzufügen und anbraten. Mit etwas Suppe ablöschen.<br />
Rund 10 Minuten zugedeckt dünsten. Danach,<br />
falls Wasser übrig bleibt, abgießen. Teig mit dem Gemüse<br />
b edecken. E ier m it R ahm un d W ildkräutern<br />
vermischen. Mit Pfeffer und Salz abschmecken.<br />
Dieses G emisch n un üb er d en B elag g ießen, s o<br />
dass alles gut bedeckt ist. Rund 20 bis 30 Minuten<br />
bei 180 °C backen.<br />
Vollkornmehl<br />
3 Brucker, G.: Ökologie und Umweltschutz. Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001.<br />
4 www.klimaaktionstag.at<br />
5 Brot für die Welt (Hrsg.): Niemand isst für sich allein. Stuttgart 2008, www.brot-fuer-die-welt.de<br />
Zwiebel-Walnuss Brotaufstrich<br />
2 Zwiebeln und 1 Apfel schälen, klein schneiden und in einer<br />
Pfanne mit Butter dünsten. 10 Walnüsse knacken und in den<br />
Mixer geben. A pfel-Zwiebel-Mischung dazugeben und alles<br />
pürieren. M it 1 00 g w eicher B utter v errühren un d m it S alz<br />
und Zitronenpfeffer abschmecken. 5<br />
Wraps<br />
Für die Füllung:<br />
könnt ih r a lles n ach e urem G eschmack v erwenden ( herzhaft-mexikanisch<br />
bis süß-fruchtig).<br />
Für den Teig (für 8 Wraps):<br />
200 g Weizenmehl, 150 ml Wasser oder Milch, 1 TL Backpulver<br />
(oder 2 E ier), 1/2 TL Salz, Öl zum Ausbacken. Die Teigzutaten<br />
in eine Schüssel geben und zu einem fl üssigen Teig<br />
verrühren. In einer großen P fanne das Öl erhitzen und aus<br />
dem Teig portionsweise 8 dünne Teigfl aden backen.<br />
Gefülltes Riesen-Landbrot<br />
Für den Teig:<br />
150 g Roggenmehl, 450 g Weizenvollkornmehl, 100 g Kürbis-<br />
oder S onnenblumenkerne, 3 0 g H efe ( oder T rockenhefe),<br />
3/8 Liter lauwarmes Wasser, 1 T L Honig, 1–2 TL Salz, etwas<br />
Wasser (zum Bestreichen)<br />
Für die Füllung:<br />
5 gekochte, geschälte, geviertelte Eier<br />
100 g fein geschnittener Käse (Emmentaler)<br />
150 g getrocknete Tomaten (in Öl) oder 250 g frische,<br />
halbierte Tomaten<br />
2 Handvoll frisch gehackte Gartenkräuter (bevorzugt<br />
Basilikum, Schnittlauch, Petersilie, Bärlauch)<br />
Kräutersalz, Pfeffer<br />
2 EL Rapsöl<br />
Hefe und Honig in lauwarmem Wasser aufl ösen und mit Vollkornmehl<br />
un d den üb rigen Z utaten z u einem g eschmeidigen<br />
Teig verkneten. Einige Kürbis- oder Sonnenblumenkerne zum<br />
Bestreuen auf heben. 3 0 M inuten r uhen l assen, z wischendurch<br />
e in<strong>mal</strong> durc hkneten. B ackofen auf 22 5 ° C v orheizen.<br />
Aus dem Teig ein Rechteck in Backblechgröße auswalken. Auf<br />
die vorbereitete Teigplatte werden alle Zutaten auf einer Hälfte<br />
fl ach auf gelegt. K äse, d ie g eviertelten E ier un d d ie h albierten<br />
Tomaten, Kräuter und Gewürze darüber streuen, mit Rapsöl beträufeln<br />
und zusammenklappen. Mit etwas Wasser bestreichen,<br />
mit e inigen Ke rnen b estreuen un d e twa 4 5 M inuten k nusprig<br />
backen. Nach der Hälfte der Backzeit die Temperatur auf 200 °C<br />
reduzieren. Stellt auf den Backofenboden ein Gefäß mit Wasser,<br />
so wird die Kruste nicht so schnell hart.<br />
5
ernahrungstipps<br />
Erdbeerknödel Er E db<br />
(4 Dessertportionen)<br />
250 g Quark<br />
30 g Butter<br />
1 EL<br />
Staubzucker<br />
Zitr Zitronenschale<br />
Pris Prise Salz<br />
60 g Semmelbrösel<br />
2 Eigelb E<br />
300 g Erdbeeren<br />
Butterbrösel: Bu<br />
3 EL Butter, 2 EL Semmelbrösel<br />
Zimmerwarme Zimm Butter, Zucker, Salz, und Eigelb gut verrühren.<br />
Dann vorsichtig Quark und Semmelbrösel einrühren. Masse<br />
30 Minuten M ruhen lassen. Erdbeeren waschen, Stiele entfernen<br />
und abtropfen lassen. 8 mittelgroße Erdbeeren beiseite<br />
geben, restliche Erdbeeren pürieren. Eventuell das Erdbeermark<br />
leicht zuckern. Die 8 mittelgroßen Erdbeeren mit Quarkmasse<br />
umhüllen, in kochendes Wasser legen, 2–3 Minuten<br />
lang leicht köcheln lassen, herausnehmen, auf einem Tuch<br />
abtropfen lassen. Brösel in Butter anrösten, Knödel in Butterbrösel<br />
wälzen und mit dem Erdbeermark anrichten.<br />
Kartoffelecken und Ofengemüse<br />
(für 6 Personen)<br />
5 EL Olivenöl<br />
Salz, Pfeffer, Paprikapulver<br />
1 kg mehlig kochende Kartoffeln<br />
250 g Gemüse der Saison (feste Gemüsearten, z. B. Möhren,<br />
Zucchini, Paprikaschoten oder Zwiebeln)<br />
Das Ö l m it G ewürzen z u e iner M arinade v errühren. D ie<br />
Kartoffeln gründlich schrubben. Das Gemüse waschen und<br />
putzen, je nach Sorte schälen. Die Kartoffeln mit der Schale<br />
in Spalten, das Gemüse in mundgerechte Stücke, Scheiben<br />
oder Streifen schneiden. Den Backofen auf 200 °C vorheizen.<br />
Die K artoffelspalten un d d ie G emüsestücke i n e ine g roße<br />
Schüssel g eben, m it d em g ewürzten Ö l b egießen un d d arin<br />
wenden. D iese Z utaten g roßzügig auf e inem B ackblech v erteilen<br />
und je nach Geschmack mit Sesam, Oregano oder Rosmarin<br />
bestreuen. Das vorbereitete Blech in den Ofen schieben<br />
und alles bei 180 bis 200 °C backen, zwischendurch Kartoffeln<br />
und Gemüse ein<strong>mal</strong> wenden. Garzeit für die Kartoffeln: etwa 40<br />
Minuten, Zucchini: etwa 20 Minuten.<br />
6 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 147.<br />
Bio-Fairer Bananen-Milchshake<br />
1 Liter Bio-Milch aus der Region und 2 biofaire Bananen<br />
aus Mittelamerika. Nach Geschmack Zucker und Zitronensaft<br />
dazugeben und alle Zutaten mit dem Stabmixer<br />
pürieren. Anstelle von Milch kann auch Joghurt<br />
verwendet werden.<br />
Bio Vollmilch<br />
Nahrungsmittel<br />
Geflügel<br />
Geflügel, tiefgekühlt<br />
Rindfleisch, tiefgekühlt<br />
Schweinefleisch<br />
Gemüse, frisch<br />
Tomaten, frisch<br />
Brötchen, Weißbrot<br />
Brot, gemischt<br />
Feinbackwaren<br />
Teigwaren<br />
Butter<br />
Joghurt<br />
Käse<br />
Milch<br />
Quark, Frischkäse<br />
Sahne<br />
Eier<br />
Zur Planung eurer Menüs fi ndet ihr hier eine T abelle mit Infos über die M enge an<br />
Treibhausgasen, die bei der Produktion von Nahrungsmitteln emittiert werden. 6<br />
Rindfleisch<br />
Schweinefleisch, tiefgekühlt<br />
Gemüse, Konserve<br />
Gemüse, tiefgekühlt<br />
Kartoffeln, frisch<br />
Kartoffeln, getrocknet<br />
Pommes frites, tiefgekühlt<br />
339<br />
661<br />
768<br />
938<br />
919<br />
23794<br />
1231<br />
8512<br />
940<br />
1929<br />
7631<br />
1931<br />
in g CO 2 Äquivalent/kg Produkt<br />
konventioneller Anbau ökologischer Anbau<br />
3508<br />
4538<br />
14341<br />
3252<br />
4382<br />
153<br />
511<br />
415<br />
199<br />
3776<br />
5728<br />
13311<br />
228<br />
553<br />
653<br />
838<br />
770<br />
22089<br />
1159<br />
7951<br />
883<br />
1804<br />
7106<br />
1542<br />
3039<br />
4069<br />
12402<br />
3039<br />
4069<br />
130<br />
479<br />
378<br />
138<br />
3354<br />
5568<br />
11374<br />
7<br />
ernahrungstipps
Aktionstipps<br />
DAS 1X1 DER AGROENERGIE 7<br />
Warum?<br />
Aufzeigen der Potenziale und K onkurrenzproblematik bei der<br />
Produktion von Agroenergie.<br />
Diskussionen über das Thema Agroenergie anregen.<br />
Auf einem kleinen Parcours mit drei Stationen sollen Passant(inn)en<br />
angeregt w erden, über Möglichkeiten und P robleme der Nutzung<br />
von Agroenergie nachzudenken.<br />
Wie anfangen?<br />
Beschäftigt euch im Vorfeld mit dem Thema. Schaut einfach <strong>mal</strong><br />
unter unseren Links und Materialien.<br />
Wer macht´s?<br />
3–10 Personen<br />
Wie teuer?<br />
Geringe Kosten<br />
Womit?<br />
Material:<br />
➜ 3 Säcke/Schüsseln, gefüllt mit 1 kg, 2,5 kg und 5 kg Getreide<br />
➜ Papier, Stifte<br />
➜ 1 Flasche mit der Aufschrift „1 Liter Heizöl“<br />
➜ 1 Holzpodest als Unterlage, z. B. Biertische mit Backsteinen<br />
unterlegt und farbiger Decke darüber<br />
➜ Poster mit Aufschrift „Das 1x1 der Agroenergie“<br />
➜ Pappen, Straßen<strong>mal</strong>kreide<br />
Wie lange?<br />
2–3 Stunden<br />
1. Aufgabe:<br />
Frage:<br />
Welche Menge an Getreide entspricht dem<br />
Energiegehalt von 1 Liter Heizöl?<br />
> 1 kg? > 2,5 kg? > 5 kg?<br />
Richtige Antwort:<br />
2,5 kg<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
2. Aufgabe:<br />
Frage:<br />
Lasst schätz en, wie viele Brötchen aus 2,5 kg Getr eide her gestellt<br />
werden können.<br />
Aus 10 kg Weizen werden in der Mühle 7,5 kg Mehl so wie 2,5 kg<br />
Kleie, Grieskleie und Nachmehl gewonnen (die letztgenannten<br />
Bestandteile wandern überwiegend als so genanntes Kr aftfutter<br />
in den Tiertrog). Die 7,5 kg Mehl (aus den 10 kg Weizen) reichen<br />
aus für die Produktion von rund 200 Brötchen.<br />
Richtige Antwort:<br />
Aus 2,5 kg Getreide können 50 Brötchen hergestellt werden.<br />
7 Mit Ideen der Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugend im ländlichen Raum, www.bagejl.de<br />
3. Aufgabe<br />
Zeichnet sechs gleich große Felder von 2x2 m auf oder nutzt entsprechend<br />
große Felder aus Pappe. Auf diesen 4 m 2 können ca.<br />
2,5 kg Getr eide geerntet w erden. Aus diesem Getr eide kann<br />
Mehl, F uttermittel oder Ener gie gewonnen w erden. Die Fläche<br />
kann auch für den Naturschutz ungenutzt bleiben, damit z. B. in<br />
einer Hecke Pfl anzen und Tiere einen Lebensraum fi nden. Stellt<br />
diese verschiedenen Nutzungsoptionen anschaulich in den F eldern<br />
dar (Objekte, Zeichnungen):<br />
1. Feld Wärmeenergie – 1 Liter Heizöl (entspricht dem Energiewert<br />
von 2,5 kg Getreide) reicht für: 1 Vollbad oder 1 Dusche<br />
2. Feld Agrotreibstoffe – ca. 12 km Autofahrt<br />
3. Feld Ernährung – 50 Brötchen oder ca. 2 kg Brot<br />
4. Feld Futtermittel – 250 g Rindfl eisch (oder: 600 g Schw einefl<br />
eisch, 750 g Hühnerfl eisch)<br />
5. Feld Futtermittel – 1/2 Liter Milch<br />
6. Feld Naturschutz – kein Getr eideanbau, sondern Hecke für<br />
Vögel und Insekten (Natur- und Landschaftsschutz)<br />
Den Passant(inn)en wird gesagt, dass sie vier der sechs F elder<br />
bewirtschaften können. Sie müssen nun vier Nutzungsv arianten<br />
auswählen und sich so entscheiden, wie sie das Land nutz en<br />
würden. (Sie können auch angeben, w elche Nutzungsoption ihnen<br />
fehlt, z. B. Erholung.) Ihre Auswahl kann durch Punkte/Kreuze<br />
auf den Feldern o. ä. sichtbar gemacht werden.<br />
Diskutiert mit ihnen ihr e Auswahl. Warum haben sie diese Auswahl<br />
getroffen? Welche Kriterien spielten für sie eine R olle? Vor<br />
welchen Her ausforderungen stehen wir , w enn Er döl knapper<br />
wird, die Weltbevölkerung wächst, der Fleischkonsum steigt,<br />
aber die Landfl äche begrenzt ist? Wie gehen wir mit dieser Begrenztheit<br />
um? Welche Veränderungen sind bei uns notw endig,<br />
um den Druck auf die Landfl ächen zu verkleinern? Unter welchen<br />
Bedingungen kann Agroenergie eine Option sein?<br />
„Die Agr okraftstoffe sind eine gr oße Gefahr für die Ernährungssicherheit<br />
unserer Länder. Zum Beispiel in El Salv ador:<br />
Kleinbauern bekommen keine Kredite, kein Saatgut und keine<br />
technische Hilfestellung. Wir müssen schon jetzt fast die Hälfte<br />
unseres Getreidebedarfs importieren, Tendenz steigend. Unsere<br />
Regierung unternimmt überhaupt nichts, um die Nahrungsmittelproduktion<br />
zu fördern. Nur wer Zuckerrohr anbaut, erhält<br />
Unterstützung. Agr okraftstoffe statt Mais und Bohnen. Die<br />
Autos sind in dieser Logik wichtiger als die Menschen.“<br />
Javier Rivera, El Salvador<br />
aus: INKOTA: Aktionszeitung Biosprit macht Hunger, 2008 www.inkota.de<br />
Spieletipp<br />
FISCHEREIWIRTSCHAFT – WENN ALLE ZU VIEL WOLLEN!<br />
UND EINIGE NOCH MEHR! 8<br />
Warum?<br />
Mit dem Spiel werden am Beispiel der Fischerei die Probleme verdeutlicht,<br />
die bei der Nutzung öffentlicher Güter bestehen. So<br />
macht kurzfristiger Gewinn einen langfristigen Erfolg zunichte,<br />
natürliche Ressourcen werden schnell und unerwartet verbraucht.<br />
Es zeigt, dass der P rofi t einiger Weniger auf K osten anderer und<br />
eines langfristigen Erfolges geht. Von Allen getr agene Lösungen<br />
sowie Regeln und Kontrolle zur Einhaltung sind notwendig.<br />
Wie anfangen?<br />
Einfach loslegen! S tudiert v or dem Spiel aller dings genau die<br />
Spielregeln.<br />
Wer macht´s?<br />
10–30 Personen<br />
Wie teuer?<br />
Geringe Kosten<br />
Womit?<br />
Material:<br />
➜ Ausreichend großer Raum, der während des Spiels genügend<br />
Platz lässt, dass Teams von 2 - 6 Personen weit genug<br />
voneinander sitzen oder stehen können, so dass sie nicht die<br />
Gespräche der anderen hören.<br />
➜ Einen Korb o.ä., der 50 „ Fische“ aufnehmen kann<br />
➜ 200 „ Fische“ der gleichen Größe (Perlen, Steinchen, Knöpfe,<br />
Zapfen, Holzstäbchen o.ä.)<br />
➜ Ein Behälter pro Team, z. B. Pappbecher, Joghurtbecher,<br />
kleinen Korb o.ä., beschriftet mit der Gruppennummer<br />
➜ 10 leere Papierstreifen oder Karteikarten pro Team<br />
➜ Für jede Gruppe eine Kopie der Spielregeln<br />
Wie lange?<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
30–60 Minuten (je nach Länge der anschließenden Diskussion)<br />
So S geht‘s: g ht‘<br />
Spielregeln<br />
Ihr seid Mitglieder eines Unternehmens, das vom Fischfang lebt.<br />
Die Aufgabe eures Unternehmens ist es, den Fang bis zum Ende<br />
des Spiels zu maximier en. Das gleiche Ziel haben auch die anderen<br />
Fischereiunternehmen, die in dem selben Ozean fi schen.<br />
Im Ozean können maxi<strong>mal</strong> 50 Fische leben.<br />
Wir spielen 6–10 Jahre mit einer Entscheidungsrunde pro Jahr.<br />
In jeder R unde entscheidet euer Unternehmen, wie viele Fische<br />
es in diesem Jahr fi schen will.<br />
Ihr gebt die gewünschte Zahl an, indem ihr diese auf einen<br />
Papierstreifen schreibt, diesen in euer Schiff steckt und das<br />
Schiff bei der Spielleitung abgebt.<br />
Die Spielleitung füllt die Schiffe in zufälliger Reihenfolge solange<br />
Fische im Meer vorhanden sind. Falls ein Unternehmen mehr<br />
Fische wünscht als noch vorhanden sind, geht es leer aus.<br />
Nach der Ausgabe der Fänge r egeneriert sich der Fisch entsprechend<br />
der Regenerationskurve.<br />
Spielverlauf<br />
1. Überlegt euch eine langfristige Strategie für das Spiel.<br />
2. Entscheidet in jedem Jahr, wie viele Fische ihr fangen wollt.<br />
3. Schreibt die Zahl auf einen P apierstreifen, steckt diesen in<br />
euer Schiff und gebt es bei der Spielleitung ab.<br />
4. Der Fang wird in zufälliger Reihenfolge ausgegeben.<br />
5. Ihr erhaltet euer Schiff zurück.<br />
25<br />
Neu hinzugefügter Fisch am Jahresende<br />
Das sagt die Studie:<br />
Was Entnahmen aus der Natur anlangt, so kann<br />
man von einer Politik der Begrenzung beim Jagd- und<br />
Sammelverbot für gefähr dete Ar ten oder bei der Defi nition<br />
von Fischfangquoten sprechen. … Jede Begrenzung allerdings<br />
wirft die F rage auf, wie die zugelassene Menge an Naturnutzung<br />
zwischen den Wirtschaftsteilnehmern aufgeteilt werden<br />
kann. Wenn das Angebot an Boden, Fisch, Öl, atmosphärischer<br />
Deponie begrenzt werden muss, wer soll dann wie viel<br />
vom Rest bekommen? 9<br />
S<br />
v<br />
w<br />
z<br />
s<br />
v<br />
Vorbereitung<br />
V<br />
Legt L 50 „Fische“ in den O zean, z. B. in einen K orb. Den R est belasst<br />
la ihr in einem anderen Behältnis. Teilt euch in ungefähr gleich<br />
sstarke<br />
Unternehmen (Teams) auf und gebt jedem Team ein Schiff<br />
(B (Becher) mit 10 P apierstreifen. Jedes Team bekommt eine Num-<br />
mmer,<br />
die auf dem Becher notiert ist (falls Zeit ist, können die Unter-<br />
nnehmen<br />
ihren Schiffen auch Namen geben.)<br />
EErklärt,<br />
dass jede(r) ein Mitglied eines Fischer eiunternehmens<br />
is ist und dass es Ziel ihr es Fischereiunternehmens ist, den F ang<br />
bbis<br />
zum Ende des Spiels zu maximieren. Zu diesem Zweck verfü-<br />
ggen<br />
sie über einen supermodernen Fischtrawler.<br />
0<br />
Anzahl der Fische nach dem Fang<br />
8 Booth Sweeney, L.; Meadows, D. (2001): The Systems Thinking Playbook, Vol. III. New Hampshire: The Institute for Policy and Social Science Research<br />
(zu bestellen unter www.unh.edu/ipssr). Übersetzung und Überarbeitung: Tobias Thiele und Hilla Metzner, aus Werkstattmaterialien von Transfer-21<br />
(Winfried Hamacher und Stephan Paulus).<br />
9 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 288.<br />
9<br />
50
Spieletipp<br />
Erläutert die Spielregeln und die Regenerationskurve:<br />
Es können nicht mehr als 50 Fische in dem Ozean leben. Wenn es<br />
nach dem Fischen keinen Fisch mehr gibt, kommen auch keine<br />
neuen dazu. Wenn es noch 25 gibt, kommen 25 hinzu, so dass<br />
die maxi<strong>mal</strong>e K apazität von 50 err eicht wird. Wenn es noch 38<br />
gibt kommen 12 hinzu usw. Wir spielen 6–10 Runden. Eine Runde<br />
entspricht einem Jahr. Jede Runde dauert ungefähr 5 Minuten.<br />
Gebt nun den Teams einige Minuten Z eit, um ihr e Strategie zu<br />
diskutieren, die Höhe ihrer Fangmenge auf dem Papierstreifen zu<br />
notieren und ihr Schiff mit dem Papierstreifen abzugeben.<br />
Ordnet die Schiffe in zufälliger R eihenfolge. Schließt hierzu die<br />
Augen und mischt die abgegebenen Schiffe. S tellt sie in einer<br />
Reihe auf, so dass alle sehen, dass die Anordnung zufällig ist.<br />
Das sagt die Studie:<br />
Moderne Landwir tschaft, F orstwirtschaft und zunehmend<br />
auch Fischer ei ist nichts ander es als Aneignung<br />
von Nettoprimärproduktion und Biomasse. Die aber ist<br />
begrenzt. Eine einfache R egel der Nachhaltigkeit sagt, dass<br />
nur so viele r egenerative Ressourcen genutzt w erden sollten<br />
wie nachwachsen. So steht zum Beispiel die Überfi schung der<br />
Meere im Widerspruch zu dieser Regel; aus diesem Grund hat<br />
sich nach Schätzungen zwischen Anfang der 1970er Jahre und<br />
Ende der 1990er Jahre der weltweite Gesamtfi schbestand nahezu<br />
halbiert. 10<br />
Füllt die Schiffe der Reihe nach entsprechend der Zahlen auf dem<br />
Papierstreifen mit gefangenen Fischen. Wenn eine Forderung die<br />
Zahl der noch v orhandenen Fische übersteigt, geht dieses Team<br />
leer aus und ihr fahr t mit dem nächsten Team in der R eihe fort.<br />
Wenn alle durch sind, gebt die Schiffe zurück.<br />
Nun treffen die Teams ihre Entscheidungen für die nächste R unde.<br />
Ihr füllt „das Meer“ entspr echend der R egenerationskurve<br />
auf. Sind z. B zwischen 25 und 50 Fische im „Ozean“ wird so viel<br />
hinzugegeben, dass es insgesamt 50 sind. Wenn weniger als 25<br />
Fische v orhanden sind, gebt ihr einfach genau so viele Fische<br />
hinzu, wie im „Ozean“ vorhanden sind.<br />
Sammelt die Schiffe für das zw eite Jahr ein, gebt die Fische aus<br />
usw. Wenn die Teilnehmenden das Meer schnell leer fi schen,<br />
spielt ihr noch zwei bis drei Runden, damit alle die Konsequenzen<br />
ihres Verhaltens spüren – kein Fang mehr!<br />
Dann könnt ihr das Spiel beenden. Auch wenn die gesamte Gruppe<br />
eine Strategie entwickelt, die die Anzahl der Fische im Bereich<br />
der maxi<strong>mal</strong>en R egeneration hält, könnt ihr abbr echen. In der<br />
Regel müssen 6–8 R unden gespielt w erden, bis alle die F olgen<br />
ihrer Entscheidungen zu spüren bekommen.<br />
10 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 118.<br />
11 ebenda, S. 88 f.<br />
12 Food and Agriculture Organization of the United Nations, 2009.<br />
Das sagt die Studie:<br />
Die Lebensrechte vieler Armer in der Welt werden sich<br />
nur sichern lassen, wenn die globale Klasse der Hochverbraucher<br />
ihre Nachfrage nach Naturressourcen zurückbaut. …<br />
Gerechtigkeitsfähig werden nur Wohlstandsmodelle sein können,<br />
w elche der Biosphär e nicht zu viel ab verlangen. Ohne<br />
Ökologie ist im 21. Jahrhunder t keine Ger echtigkeit mehr zu<br />
haben. 11<br />
Auswertung<br />
Nach der Regenerationskurve gibt es in einem Jahr höchstens 25<br />
neue Fische. So können nachhaltig jährlich maxi<strong>mal</strong> 25 Fische<br />
gefangen werden. Über 10 Jahr e wäre die maxi<strong>mal</strong>e nachhaltige<br />
Fangmenge 250 Fische. Teilt man diese Zahl durch die Anzahl der<br />
Teams, erhält man den maxi<strong>mal</strong>en F ang, den ein Team erreichen<br />
kann. Falls ein Team diesen Wert nicht err eicht, liegt das in der<br />
Regel an der Überfi schung. Lasst die Teams ihre Geschäftsergebnisse<br />
vorstellen und kommentieren.<br />
Anschließend sollten folgende Punkte diskutiert werden:<br />
Was ist in dem Spiel passiert?<br />
Was war für das Er gebnis verantwortlich – die Spieler(innen)<br />
oder die Spielstruktur?<br />
Was wäre das höchste Einkommen für ein Unternehmen gewesen<br />
und was haben die Unternehmen tatsächlich erreicht? Wer<br />
„gewinnt“ in dem Spiel?<br />
Welche Strategie wäre zum Erreichen maxi<strong>mal</strong>er Gewinne aller<br />
Teams nötig gewesen? Warum wurde sie nicht umgesetzt?<br />
Wie verändert sich die Situation, wenn den Fischereiunternehmen<br />
unterschiedliche Fischfang-K apazitäten zur Verfügung<br />
stehen, z. B. kleines Fischerboot – Hochseefi schereiboot?<br />
Was kann man dem Markt überlassen und wo muss Politik<br />
eingreifen? Warum ist eine gesellschaftliche Abstimmung und<br />
politische Rahmensetzung wichtig?<br />
Wusstet ihr…?<br />
Hätten sich die E U-Länder rechtzeitig auf eine nachhaltige<br />
Bewirtschaftung der Kabeljaubestände in der Nordsee<br />
verständigt, wäre die Population dor t heute so gr oß,<br />
dass die Fischer gefahrlos 140.000 Tonnen im Jahr fangen<br />
könnten – anstatt der gegenwärtigen 24.000 Tonnen. 12<br />
Ihr konnt handeln!<br />
TIPPS FÜR DAS EIGENE LEBEN<br />
Wir haben hier für euch einige Tipps, die ihr in eur em Alltag<br />
schon heute umsetzen könnt:<br />
Regionale und saisonale P rodukte sind klimafr eundlicher.<br />
Transport macht bei Gemüse fast 15 % der Emissionen aus.<br />
Wird z. B. K opfsalat in einem beheizten Gewächshaus gez ogen,<br />
werden 4,4 kg C O 2 je kg Salat emittier t. Der F reilandanbau<br />
produziert dagegen nur 140 g – also nur den dr eißigsten<br />
Teil. Flugtransporte aus Übersee sind extrem klimaschädlich!<br />
Bioprodukte sind umwelt- und klimafreundlicher. Ökologisch<br />
bewirtschaftete Böden binden mehr C O 2 und erspar en uns<br />
auch den Ener gieaufwand für P roduktion und Transport v on<br />
Mineraldünger. Bei der Erzeugung von einem Kilo Weizenmehl<br />
fallen „konventionell“ 600 g CO 2 an, „biologisch“ dagegen nur<br />
450 g.<br />
Fair gehandelter K affee, Tee und Schokolade leisten einen<br />
Beitrag zur Armutsbekämpfung. Wenn sie aus biologischem<br />
Anbau stammen, schützen sie zudem noch die Natur.<br />
Weniger Fleisch- und Milchpr odukte essen. In Deutschland<br />
wird pro Kopf mehr Getreide an Vieh verfüttert, als ein Mensch<br />
zum Leben braucht. Um 1 kg Brot herzustellen werden ca. 1 kg<br />
Weizen benötigt, für 1 kg Hühnerfl eisch 3 kg Weizen, für 1 kg<br />
Schweinefl eisch 4 kg Weizen, für 1 kg Rindfl eisch 10 kg Weizen.<br />
Die Reduktion der Fleisch- aber auch der Milchproduktion<br />
ist deshalb auch für die Bewältigung der Hungerkrise wichig.<br />
Frisches statt Fertiggerichte essen. Fertiggerichte, insbesondere<br />
Tiefkühlgerichte, sind sehr ener gieaufwändig. Denn fast<br />
alle Fertiggerichte werden vorgegart, aufwändig verpackt und<br />
schockgefrostet. Hinzu kommt dann die notw endige Kühlung<br />
im LKW, im Supermarkt und anschließend im eigenen Gefrier -<br />
schrank.<br />
Unnötige Geräte in der Küche v ermeiden.<br />
Teigkneten macht auch in Handarbeit<br />
Spaß. Wenn, dann energieeffi ziente<br />
Geräte nutzen.<br />
Verpackung beim Einkauf vermeiden.<br />
Zu Fuß, mit Rad, Bus oder Bahn<br />
einkaufen gehen.<br />
Zu Hause essen – denn „Essen gehen“<br />
macht fast ein Viertel der Klimabelastung<br />
im Bereich Ernährung aus.<br />
Engagiert euch bei Initiativen. Beteiligt euch an Kampagnen<br />
und Unterschriftsaktionen. Informier t<br />
andere! Schreibt an eure Abgeordnete, dass<br />
ihr z. B. mehr Unterstützung für den ökologischen<br />
Landbau (Fördermittel) wollt.<br />
13 Quelle: www.foodwatch.de<br />
Setzt euch für Verbraucherrechte ein. 13 Fordert z. B. eine klare<br />
Kennzeichnung von Lebensmitteln ein. Denn selbst w enn die<br />
Kuh ihr ganzes Leben lang Gen-Soja gefressen hat, erfahrt ihr<br />
beim Kauf von Milch, Eiern und Fleisch nichts davon. Denn für<br />
tierische L ebensmittel gibt es keine K ennzeichnungspfl icht.<br />
Wir br auchen R egeln und Gesetz e, die den Wettbewerb um<br />
echte Qualität för dern und entspr echend engagierte Hersteller<br />
belohnen. Damit man billige Kunstfarbe von echter Fruchtfarbe<br />
unterscheiden kann. Damit man w eiß, welche Pestizide<br />
in w elchen Mengen in w elcher Winterpaprika oder F rüherdbeere<br />
stecken. Damit wir auf der Verpackung sehen, unter<br />
welchen Bedingungen Fleisch, Milch oder Eier in Wahrheit erzeugt<br />
wurden. Damit wir unterscheiden können, wann ein billiges<br />
oder teures Angebot wirklich preiswert ist.<br />
Setzt euch kritisch mit der Werbung für Nahrungsmittel auseinander.<br />
Gegenwär tig darf ungestr aft mit Qualitätsv ersprechen<br />
wie „gesund“, „natürlich“ oder „aus ar tgerechter Tierhaltung“<br />
geworben w erden, ohne dass diese Begriffe klar<br />
defi niert und geschützt sind. Beschwert euch direkt beim Hersteller<br />
über dreiste Werbelügen.<br />
Mit der Wahl unserer Lebensmittel können wir Einfl uss nehmen.<br />
Wenn wir uns informieren, haben wir die Wahl zwischen<br />
unterschiedlichen Produktionsweisen, zwischen unterschiedlichen<br />
Herstellern und Herkunftsländern. Wir können nicht nur<br />
Kalorienzufuhr und Fettanteil steuern, sondern auch den Verarbeitungsgrad<br />
eines L ebensmittels und seinen Ener gieverbrauch.<br />
Firmen sind sich der <strong>Mach</strong>t der K onsumentinnen und<br />
Konsumenten dur chaus bewusst und r eagieren deshalb äußerst<br />
empfi ndlich auf öffentliche Kritik, mit der ihr e ökologischen<br />
oder sozialen Sünden offengelegt werden.<br />
11
Gute Argumente!<br />
MITMISCHEN – MITREDEN<br />
In Gesprächen br aucht ihr fundier te Fakten um euer Anliegen<br />
glaubhaft zu machen. Deshalb haben wir für euch noch einige<br />
gute Argumentationshilfen zum Thema Ernährung zusammengestellt.<br />
14<br />
Etwas mehr als ein Drittel unseres ökologischen Fußabdrucks<br />
wird für die Ernährung benötigt. Ca. 75 % davon entfallen auf<br />
den Konsum tierischer P rodukte wie Fleisch, Käse, Milch und<br />
Milchprodukte sowie Eier.<br />
Die P roduktion v on pfl anzlichen P rodukten im Bio-Landbau<br />
hat aufgrund des bedeutend geringer en Mittel- und Ener gieeinsatzes<br />
einen um etwa 20 % geringeren Naturverbrauch als<br />
die konventionelle Produktion.<br />
Der Marktanteil von Bioprodukten lag im Jahr 2007 in Deutschland<br />
nur bei etwa vier Prozent.<br />
Wir importieren etwa 4,2 Millionen Tonnen Eiweiß-Futtermittel<br />
auch aus Ländern, in denen Menschen hungern! Auf 1/3 der<br />
weltweiten Ackerfl äche wird Viehfutter angebaut.<br />
Weltweit würden 850 Millionen Hektar für den Anbau von Energiepfl<br />
anzen benötigt, nur um den Energiebedarf des Transportsektors<br />
zu decken. Dies entspricht der gesamten derz eitigen<br />
Anbaufl äche in den Entwicklungsländern – für Nahrung und<br />
agrarische Rohstoffe wie Baumwolle.<br />
Brandrodungen in Indonesien oder Br asilien<br />
zugunsten neuer Ölpalmen- oder Sojaplantagen<br />
verursachen heute schon<br />
einige hundert Mal so viel Kohlendioxid<br />
wie der später dar aus gewonnene<br />
Biosprit einsparen hilft.<br />
Fast eine Mr d. Menschen müssen<br />
hungern.<br />
Ackerland wir d knapp . 1970 wur -<br />
den w eltweit rund 0,18 Hektar<br />
Ackerfl äche pro Kopf bebaut, heute<br />
sind es noch knapp 0,11 ha.<br />
Durch Erosion, Versalzung oder<br />
Austrocknung gehen jährlich<br />
zwischen fünf und sieben Millionen<br />
Hektar landwir tschaftlicher<br />
Nutzfl äche verloren – alle fünf bis<br />
sechs Jahr e eine Fläche in der<br />
Größe Deutschlands.<br />
Orangensaft<br />
Orangensaft<br />
14 Greenpeace (Hrsg.): Footprint – der ökologische Fußabdruck Deutschlands. Hamburg 2008,<br />
www.greenpeace.de, www.welthungerhilfe.de<br />
15 Umweltservice Salzburg: Bio-Produkte – Leitfaden zur Bio-Umstellung in Großküchen.<br />
Apfelsaft<br />
Apfelsaft<br />
Orangensaft<br />
für EU-Staaten<br />
zu 80 % aus Brasilien<br />
Apfelsaft 15<br />
lokal verfügbar<br />
Zurückgelegte Distanzen 12.000 km 200 km<br />
Verbrauch fossiler<br />
Energie pro Liter Saft<br />
0,1 Liter Öl 0,001 Liter Öl<br />
Produktionsschritte Ernte, Pressen,<br />
Konzentrat, Abfüllung,<br />
tiefgekühlter<br />
Transport, Verdünnung,<br />
Abfüllung<br />
Wasserverbrauch<br />
pro Liter Saft<br />
Ernte, Pressen,<br />
Abfüllen<br />
22 Liter Wasser 1,8 Liter Wasser<br />
Schon heute importieren die Entwicklungsländer fast dr ei<strong>mal</strong><br />
soviel Getreide wie sie ihr erseits verkaufen und dieser Nettobedarf<br />
wird weiter steigen.<br />
Viele Entwicklungsländer müssen für Nahrungseinkäufe aus dem<br />
Ausland heute rund 90 % mehr ausgeben als noch im Jahr<br />
2000. Vergleich: Nahrungsimpor te kosteten Industrieländer<br />
im gleichen Zeitraum lediglich 22 % mehr als zuvor.<br />
Worum geht´s?<br />
FAKTEN UND ZUSAMMENHÄNGE – IN 5 MINUTEN 16<br />
Ernahrung mit Beigeschmack<br />
Deutschland im Herbst: Ein Er dbeerkuchen zier t die K affeetafel.<br />
Drei bis vier Liter Flugbenzin waren für die weite Reise der Erdbeeren<br />
aus Kenia nötig, doch erstaunlicherweise kosten sie nicht viel<br />
mehr als heimische Z wetschgen. G anze Heere von Lastern, Seefrachtern<br />
und Flugzeugen befördern in weltumspannenden Transportketten<br />
tonnenw eise L ebensmittel kr euz und quer über den<br />
Globus und befriedigen den wachsenden Heißhunger auf Fleisch<br />
und frische oder v eredelte L ebensmittel. Ob wohl die Menge an<br />
Lebensmitteln, die jede(r) Einzelne hier konsumiert, gleich geblieben<br />
ist, hat sich das Transportaufkommen in den letzten 30 Jahren<br />
um 20 % erhöht. In den R egalen der Supermärkte landen nur solche<br />
Produkte, die billig produziert werden können.<br />
Das sagt die Studie:<br />
Die Menschheit übernutzt die Biosphär e, und das<br />
Jahr für Jahr. Weil vor allem die globale Landfl äche<br />
sowie die Atmosphär e in ihr er Tragfähigkeit überstr apaziert<br />
werden, treten vielfältige ökologische Krisen auf. Dabei ist die<br />
Nutzung des globalen Umweltraums ungleich verteilt: Es sind<br />
besonders die Industrieländer , w elche sich die natürlichen<br />
Ressourcen der Erde aneignen, neuerdings rasch gefolgt von<br />
den Schwellenländern, und die arme Mehrheit der Weltbevölkerung<br />
hat weitgehend das Nachsehen. 17<br />
In den Ländern des Südens verdrängt der Anbau von Futterpfl anzen<br />
für die Fleischpr oduktion oder von Energiepfl anzen den Anbau<br />
v on Grundnahrungsmitteln und v ernichtet letzte Bestände<br />
von ursprünglichen Regenwäldern.<br />
Doch der soziale und ökologische Raubbau hinterlässt tiefe Spuren.<br />
G anze Landstriche v eröden, w eil die intensiv e Landwir tschaft<br />
die Böden ausgelaugt hat, ihr immenser Wasserverbrauch<br />
die Brunnen versiegen lässt.<br />
Das sagt die Studie:<br />
Für die Landwir tschaft ist der Rückzug aus der<br />
energieintensiven Bewirtschaftung der Felder überfällig.<br />
Ökologische Landwir tschaft, die auf Miner aldünger und<br />
Pestizide v erzichtet und damit der Gesundheit v on Böden,<br />
Gewässern und biologischer Vielfalt gut tut, wird so gefördert,<br />
dass sie in w enigen Jahrzehnten die Intensivbewir tschaftung<br />
ablöst. Ölknappheit und Klimachaos v erlangen, was v on der<br />
Gesundheit der Menschen und Natur her schon lange gefor -<br />
dert ist: den Übergang zu einer regenerativen Land- und Viehwirtschaft.<br />
18<br />
16 Brot für die Welt (Hrsg.): Grundlagenbroschüre der Kampagne „Niemand isst für sich allein“. August 2006.<br />
17 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 116.<br />
18 ebenda, S. 604.<br />
Die Intensiv-Landwirtschaft verbraucht zu viele R essourcen. Zugleich<br />
w erden immer mehr Flächen dur ch künstliche Bewässerung<br />
und Terrassierung, dur ch Abholz en und den Einsatz v on<br />
Dünger urbar gemacht. Doch damit sind meist gr avierende Eingriffe<br />
in den Naturhaushalt v erbunden. Oft sind so gewonnene<br />
Ackerfl ächen nach w enigen Jahr en schon wieder ausgelaugt.<br />
Mittlerweile gelten mehr als ein Viertel aller genutzten Böden als<br />
gefährdet.<br />
„Die Landwirtschaft des Nordens ist für uns keine Alternativ e.<br />
Sie z erstört die Böden, v erseucht das Grundwasser , das bei<br />
uns das Trinkwasser ist. Wir können zwar Kunstdünger einsetzen<br />
aber immer so, dass die Bodenqualität v erbessert und<br />
nicht zerstört wird. Alle Methoden müssen einen entscheidenden<br />
Test bestehen: Sie dürfen die natürlichen P rozesse und<br />
Kreisläufe nicht zerstören. Öko-Landbau ist für uns kein Luxus,<br />
sondern unsere einzige Chance.“<br />
Tewolde Egziabher, Direktor der Umweltbehörde, Äthiopien<br />
Bis Bi zum Jahr J h 2050 wiri d d sich i h die di w eltweite l i Nachfrage N hf nach h Nah- N h<br />
rungsmitteln wahrscheinlich verdoppeln und damit die Nachfr age<br />
nach Flächen.<br />
Aufgrund wachsender Nachfrage steigen bereits jetzt die Lebensmittelpreise.<br />
So haben sich die P reise für Getreide im Jahr 2008<br />
verdoppelt. Ein Grund dafür ist auch die drastisch steigende Produktion<br />
von Agrokraftstoffen weltweit. Leidtragende des Preisanstiegs<br />
sind vor allem die Armen in den Entwicklungsländern. Sie<br />
können sich oft kaum noch die wichtigsten Grundnahrungsmittel<br />
leisten und profi tieren nicht vom boomenden Geschäft mit landwirtschaftlichen<br />
Produkten.<br />
Was kann ich eigentlich tun?<br />
13
zum Thema ernahrung<br />
Filme<br />
ANSEHEN, INFORMIEREN, NACHLESEN<br />
Alptraum im Fischerboot –<br />
Afrikas Flüchtlinge und Europas Fischereipolitik<br />
Für die Fangrechte vor Mauretanien zahlt die Europäische Union<br />
86 Millionen Euro im Jahr, der gefangene Fisch ist aber Milliarden<br />
wert. Die Menschen an Afrikas Westküste gehen leer aus. Ein<br />
Film über Afrikas Flüchtlinge und Europas Fischereipolitik.<br />
Dokumentarfi lm, 2007, ab 14 Jahre, 60 Min.<br />
Biofl eisch statt Rinderwahn<br />
Die Landwirtschaft steckt in Krise. Rinderwahn, kaputte Böden,<br />
verseuchtes Trinkwasser, Gift im Essen, sub ventionierte Über -<br />
schüsse. Der Film z eigt wie bis zum Jahr e 2030 in Deutschland<br />
und der E uropäischen Union die ökologische Landbauw ende<br />
vollendet sein kann.<br />
Dokumentarfi lm, 1996, ab 14 Jahre, 45 Min.<br />
Bitter Orange<br />
Der Film beschäftigt sich mit sozialen P roblemen, wie z. B. dem<br />
Einsatz von Kindern als Arbeitskräfte bei der Ernte, die durch die<br />
Produktion von Orangensaft in Brasilien entstehen.<br />
Dokumentarfi lm, 1997, ab 14 Jahre, 29 Min.<br />
Darwins Alptraum<br />
Versuchsweise wurden in den 60er Jahren Nilbarsche im Viktoriasee<br />
ausgesetzt. Heute hat der Fisch viele einheimische Ar ten<br />
verdrängt und ist zum E xportschlager aus Ostafrika gewor den.<br />
Eindringlich schilder t der Film die Auswirkungen des globalen<br />
Handels auf Tanzania.<br />
Dokumentarfi lm, 2004, ab 14 Jahre, 107 Min.<br />
Unser täglich Brot<br />
Der Film zeigt das System der industriellen Nahrungsmittelproduktion,<br />
wobei er die Bilder für sich sprechen lässt und auf<br />
jegliche Kommentare verzichtet.<br />
Dokumentarfi lm, 2005, ab 12 Jahre, 92 Min.<br />
Das Vieh und die Moral – Wenn Tiere zur Ware werden<br />
Der Film schildert unterschiedliche Weisen der Fleischproduktion<br />
von der Massentierhaltung bis zur ar tgerechten Zucht auf dem<br />
Biobauernhof, spürt den ethischen Begründungen unser es Umgangs<br />
mit Tieren nach und for dert ein grundlegendes Umdenken.<br />
Dokumentarfi lm, 2001, ab 14 Jahre, 28 Min.<br />
Die Multi-Knolle – Karriere einer Ackerfrucht<br />
Die Optimierung der Kartoffel zum Industrie- und Handelsprodukt<br />
hat zu einer Verödung der Sortenvielfalt beigetragen. Im<br />
Film wird die Ambivalenz einer industriellen Nutzung der<br />
Kartoffel aufgezeigt.<br />
Dokumentarfi lm, 1998, ab 14 Jahre, 44 Min.<br />
Eine Welt für alle: Developing Stories 04: Saat des<br />
Reichtums – Saat des Elends<br />
Der Film zeigt die dunkle Kehrseite der grünen Revolution in<br />
Indien. Drei Geschichten berichten von den Schäden, die in den<br />
sozialen Strukturen und der Umwelt angerichtet wurden.<br />
Dokumentarfi lm, 1992, ab 16 Jahre, 49 Min.<br />
Essverhalten und Umweltschutz – Mangrovenkiller<br />
Krabbenzucht<br />
Die industriellen Garnelenzüchter haben die Pazifi kküste<br />
Ecuadors in dramatische soziale und ökologische Konfl ikte<br />
gestürzt. Die Abholzung ist zwar verboten, die Regierung<br />
jedoch nicht in der Lage, die Mangroven zu schützen. Entscheidend<br />
ist ein verändertes Konsumverhalten in den Abnehmerländern.<br />
Dokumentarfi lm, 2004, ab 14 Jahre, 23 Min.<br />
Future Of Food – Nichts ist, wie es schmeckt<br />
Essen bestimmt unser Leben und hat Auswirkungen auf unsere<br />
Gesundheit. Aber wo kommt es her, unter welchen Umständen<br />
ist es entstanden? Der Film dokumentiert die Zusammenhänge<br />
zwischen politischen und marktwirtschaftlichen Faktoren und<br />
beleuchtet die <strong>Mach</strong>enschaften multinationaler Unternehmen.<br />
Dokumentarfi lm, 2004, ab 14 Jahre, 88 Min.<br />
Hühnerwahnsinn – Wie Europas Exporte Afrika schaden<br />
Zu Dumpingpreisen werden in Mittel- und Zentralafrika gefrorene<br />
Hühnerteile aus Europa angeboten. Die Folgen, die in dem<br />
Film geschildert werden, sind für die dortigen Hühnerzüchter<br />
fatal.<br />
Dokumentarfi lm, 2006, ab 14 Jahre, 27 Min.<br />
Monsanto – Mit Gift und Genen<br />
Der Film erkundet das Reich des US-amerikanischen Konzerns<br />
“Monsanto Chemical Works”, dem weltweiten Marktführer für<br />
Biotechnologie. Heute sind 90% der angebauten gentechnisch<br />
veränderten Organismen “Monsanto”-Patente.<br />
Dokumentarfi lm, 2007, ab 16 Jahre, 109 Min.<br />
Reis – das goldene Korn<br />
Die Gentechnik schuf das „Goldene Korn“. Am Beispiel der Philippinen<br />
wird den Fragen nachgegangen: Bringt das „Goldene<br />
Korn“ die Freiheit von Hunger und Not?<br />
Dokumentarfi lm, 2005, ab 14 Jahre, 30 Min.<br />
Septemberweizen<br />
Der Film zeigt die Mythen, die sich um Weizen und Hunger<br />
ranken. Er forscht nach den Ursachen des Hungers in einer Zeit<br />
des Überfl usses, er fragt nach den Motiven, die Weizen zur<br />
Ware und zur Waffe, Menschen zu Opfern des Wohlstandes,<br />
Natur zum Feind werden lassen.<br />
Dokumentarfi lm, 1980, ab 12 Jahre, 96 Min.<br />
Tote Ernte – Der Krieg um‘s Saatgut<br />
Der Film zeigt die Methoden, mit denen der Konzern<br />
Monsanto selbständige Bauern von seinen Produkten<br />
abhängig macht und damit auf lange Sicht nicht nur<br />
die gesamte Welternährung, sondern zugleich uns als<br />
Verbraucher(innen).<br />
Dokumentarfi lm, 2001, ab 14 Jahre, 44 Min.<br />
Vergiftete Geschenke – Wie die Europäer Afrika in die<br />
Armut treiben<br />
Auf den Märkten Senegals fi ndet sich kaum einheimisches<br />
Obst und Gemüse. In Afrika, wo 85% der Bevölkerung von der<br />
Landwirtschaft und Viehzucht leben, können lokale Milchproduzenten<br />
ihre Milch nicht mehr verkaufen, weil die importierte<br />
Trockenmilch erheblich billiger ist. Der Grund liegt in der<br />
Subventionspolitik der EU. (Dieser Film hat den Medienpreis<br />
Entwicklungspolitik 2008 des BMZ erhalten. Er kann bisher<br />
nur unter www.youtube.de eingesehen werden.)<br />
Dokumentarfi lm, 2007, SPIEGEL TV Special, ab 12 Jahre, 93 Min.<br />
We feed the world – Essen global<br />
Der Dokumentarfi lm schildert, wie Konzerne und Großindustrie<br />
unsere Ernährung steuern, wie Massenviehzucht, ausufernde<br />
Subventionen und Monokulturen für viele Menschen<br />
weltweit immer mehr zu einem Ernährungsproblem werden.<br />
Es ist ein Film über Ernährung und Globalisierung, Warenströme<br />
und Geldfl üsse, über den Mangel im Überfl uss.<br />
Dokumentarfi lm, 2005, ab 16 Jahre, 96 Min.<br />
Weitere Informationen<br />
zu den Filmen:<br />
Evangelisches Zentrum für Entwicklungsbezogene Filmarbeit<br />
Kniebisstraße 29, 70188 Stuttgart<br />
Telefon: 0711 2847-243, www.ezef.de<br />
Brosch ren/B cher<br />
BUND, Brot für die Welt, EED (Hrsg.)<br />
Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt.<br />
Frankfurt, 2008.<br />
Die Kurzfassung der Studie „Wegmarken für einen K urswechsel“<br />
enthält auf 40 Seiten komprimiert die wichtigsten Aussagen<br />
und Inhalte der S tudie (Download bzw. Bestellung bei den Her -<br />
ausgebern sowie unter www.zukunftsfaehiges-deutschland.de)<br />
Brot für die Welt (Hrsg.):<br />
Entwicklungspolitische Folgen des Welthandels<br />
mit Agroenergie.<br />
Stuttgart 2008. Download unter www.brot-fuer-die-welt.de<br />
Brot für die Welt:<br />
Niemand isst für sich allein. Grundlagenbroschüre.<br />
Stuttgart 2008. www.brot-fuer-die-welt.de<br />
Brot für die Welt, EED und andere (Hrsg.):<br />
Energie vom Acker – Wie viel Bioener gie verträgt die Er de?<br />
Bonn 2009. www.eed.de<br />
EED (Hrsg.):<br />
Wer ernährt die Welt? Bäuerliche Landwirtschaft hat Zukunft.<br />
Bonn 2008. www.eed.de<br />
EKD-Texte 95:<br />
Ernährungssicherung vor Energieerzeugung – Kriterien<br />
für die nachhaltige Nutzung von Biomasse. www.ekd.de<br />
Forum Umwelt und Entwicklung (Hrsg.):<br />
Ökologische Landwirtschaft – ein Beitrag zur<br />
nachhaltigen Armutsbekämpfung in Entwicklungsländern.<br />
Bonn 2005. Download unter www.forumue.de<br />
Jäger, Sabine; Schulz, Hermann; Jörg Mühle:<br />
Schmeckt´s? – Alles über Essen.<br />
Sauerländer Verlag, Oberentfelden 2008.<br />
Mayer-Tasch, Peter C. (Hrsg.):<br />
Meer ohne Fische? Profi t und Welternährung.<br />
Campus Verlag, Frankfurt/M. 2007.<br />
Wagenhofer, Erwin:<br />
We feed the world: Was uns das Essen wirklich kostet.<br />
Orange Press, Freiburg 2006.<br />
Ziegler, Jean: Wie kommt der Hunger in die Welt? –<br />
Ein Gespräch mit meinem Sohn.<br />
CBT Verlag, Kaarst 2007.<br />
Links<br />
www.brot-fuer-die-welt.de/ernaehrung<br />
Informationen und Aktionsvorschläge zum globalen<br />
Agrarhandel.<br />
www.bundjugend.de und www.bund.net: Informationen zur<br />
ökologischen Landwirtschaft, Ernährung u.v.m.<br />
15<br />
Materialien
www.eed.de/landwirtschaft<br />
Die Landwirtschaftsseite des EED, mit zahlreichen Publikationen<br />
und aktuellen Berichten.<br />
www.foodwatch.de<br />
setzt sich mit Rechten von Verbrauchern und der Qualität von<br />
Lebensmitteln auseinander.<br />
www.footprint.at<br />
untersucht die Folgen unseres Konsums und misst den ökologischen<br />
Fußabdruck.<br />
www.fi an.de<br />
Informationen der internationalen Menschenr echtsorganisation<br />
zu dem Recht auf Nahrung.<br />
www.konsum-global.de<br />
Die S tadtführung „K onsum Global“ (v on JA NUN und der<br />
BUNDjugend) zeigt die Auswirkungen unser es Konsums auf<br />
Mensch und Natur und stellt (K onsum)-Alternativen vor. Online<br />
gibt es eine vir tuelle S tadtführung, w eitere Informationen,<br />
Tipps und Alternativen für den nächsten Einkauf.<br />
www.oekolandbau.de/jugendliche<br />
Bio, lecker und lässig präsentiert.<br />
www.fair4you-online.de<br />
Infos zu Fairen Produkten und Fairem Handel.<br />
www.oeko-fair.de<br />
Infos zu ökologischen und fairen Produkten.<br />
Dieses Heft ist Bestandteil der Publikation „<strong>Mach</strong> <strong>mal</strong> Zukunft“<br />
– Die Aktionsmappe für die Jugendarbeit zur Studie<br />
„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />
Herausgeber:<br />
Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland (aej),<br />
BUNDjugend, Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst e.V.<br />
Hannover, Berlin, Stuttgart, Bonn 2009<br />
www.slowfood.de<br />
Die Intitiative will aus unseren Nahrungsmitteln wieder<br />
Lebens-Mittel machen.<br />
www.verbraucherzentralen.de<br />
Informationen zu unseren Nahrungsmitteln.<br />
Notizen<br />
Autorin dieses Heftes:<br />
Katja Breyer (EED)<br />
Internet:<br />
www.evangelische-jugend.de<br />
www.bundjugend.de<br />
www.brot-fuer-die-welt.de<br />
www.eed.de<br />
www.zukunftsfaehiges-deutschland.de<br />
Zukunft fair teilen<br />
Gestaltung: www.dieprojektoren.de Art. Nr. 117110030
Zukunftsf higkeit – theologisch<br />
– k nstleriscH – informativ<br />
>> Das Aktionsheft 6 für die Jugendarbeit zur Studie<br />
„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />
Auf den nachfolgenden Seiten haben wir euch Ideen zusammengestellt,<br />
die ihr für verschiedene Themen anwenden<br />
könnt. Wir möchten euch dabei drei Zugänge vorstellen. Zu Beginn<br />
fi ndet ihr Anregungen, wie ihr euch dem Thema Zukunftsfähigkeit<br />
von einem theologischen Hinter grund nähern könnt.<br />
Danach w erden Ideen für einen künsterlischen Umgang mit<br />
dem Material Er de v orgestellt. Und als drittes fi ndet ihr Hin -<br />
weise, wie ihr eine Informationsv eranstaltung bzw. P odiumsdiskussion<br />
durchführen könnt.<br />
Werdet selber kreativ und überlegt, auf w elchem Weg ihr euch<br />
gerne dem Thema „Zukunftsfähigkeit“ widmen würdet. >>
Theologisch<br />
GESPRÄCHE UND GEDANKEN ZUM THEMA<br />
Die Theologie bietet viele Impulse, um über „Zukunftsfähigkeit“ nachzudenken<br />
und mit ander en in das Gespräch zu kommen. Wie hängt<br />
der christliche Glauben mit ökologischem und sozialem Handeln zusammen?<br />
Welche ethischen Regeln leiten sich aus dem Glauben ab?<br />
Was bedeutet dies für mein Leben, für mein alltägliches Handeln?<br />
„Gott, nahm den Menschen und setzte ihn in den G arten<br />
Eden, ihn zu bebauen und ihn zu bewahren.“<br />
Gottesdienst<br />
Warum?<br />
Mit Predigten, Gebeten und Liedern zum Thema Zukunftsfähigkeit<br />
können wir viele Menschen erreichen. Gestaltet also einen<br />
Gottes dienst (und am Ausgang der Kirche kann zusätzlich ein Informationsstand<br />
aufgebaut werden).<br />
So geht’s:<br />
Wenn ihr den Gottesdienst nicht selbst konzipieren wollt, bieten<br />
euch Gottesdienstentwürfe mit Textpassagen und Liedv orschlägen<br />
Anregungen. Sorgt außerdem für zusätzliches Infomaterial,<br />
damit die Gemeinde sich informier en kann. Plant den Gottesdienst<br />
zusammen mit der Gemeinde und natürlich der Pfarrerin<br />
oder dem Pfarr er. Or ganisiert Spr echer(innen) und sor gt für<br />
(Live-)Musik, schmückt den Raum mit Symbolen für eine zukunftsfähige<br />
Entwicklung. Kündigt den Gottesdienst frühzeitig in<br />
eurer Gemeinde an. <strong>Mach</strong>t etwas Besonderes daraus, ladet auch<br />
andere Gemeinden ein. In der P redigt sollte nicht v ersucht werden,<br />
zu viele Themen zu integrieren: Das Thema Zukunftsfähigkeit<br />
ist sehr kompliziert, wenn man sich noch nie damit beschäftigt<br />
hat. Arbeitet eher mit Bildern und eingängigen Botschaften.<br />
Wer macht´s?<br />
2–6 Leute und 1 interessierte(r) Pfarrer(in)<br />
Wie teuer?<br />
Geringe Kosten, nur für die<br />
Infofl yer und evtl. Ausschmücken<br />
Womit?<br />
Auf v erschiedenen Websiten fi ndet ihr Anr egungen<br />
für die Gestaltung eines Gottesdienstes, z. B.<br />
www.umdenken.de („nachhaltig pr edigen“) oder<br />
www.umwelt.elk-wue.de<br />
Wie lange?<br />
Länge eines Gottesdienstes, Vorbereitungszeit<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
1. Mose 2,15<br />
Gewohnheiten ndern! oder<br />
was brauchen wir wirklich,<br />
um gut zu leben?<br />
Ein Vorschlag fur<br />
eine Gruppenstunde<br />
von Veit Laser, Referent für entwicklungsbezogene Bildung der aej<br />
Warum?<br />
Anhand der Auseinandersetzung mit einer biblischen Geschichte<br />
entdecken die Teilnehmenden, dass w eniger materieller Wohlstand<br />
ein Gewinn an Lebensqualität bedeuten kann.<br />
Wie anfangen?<br />
Eine Auseinandersetzung mit einer biblischen Geschichte bedarf<br />
zur Vorbereitung Denkarbeit. Deshalb nehmt euch Zeit, um den<br />
Text gründlich zu durchdenken.<br />
Wer macht´s?<br />
5–30 Personen<br />
Wie teuer?<br />
Geringe Kosten<br />
Womit?<br />
➜ 1 DIN A4-Blatt pro Teilnehmenden<br />
➜ Rote und grüne Moderationskarten<br />
➜ Dicke Farbstifte<br />
➜ Eine Pinnwand<br />
Wie lange?<br />
1–2 Stunden<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
„Nach uns die Sintfl ut! Das kann unser Lebensmotto nicht sein.<br />
Die Freiheit, zu der uns Christus befr eit hat (G al. 5.1), ist auch<br />
eine Befreiung, eine Freiheit zur Selbstbegrenzung. Eine Selbstbegrenzung,<br />
die die Würde und die Freiheit anderer Menschen,<br />
zukünftiger Generationen und die Bewahrung der Schöpfung<br />
zum Maßstab hat. Sie ist eine F reiheit zu einer nachhaltigen,<br />
zukunftsfähigen Entwicklung.“<br />
Alfred Buß, Präses der EKvW<br />
Die Gefahr des Reichtums<br />
(Der reiche Jüngling, Mt 19, 16–26) 1<br />
Und siehe, einer trat zu ihm und fragte: Meister, was soll ich<br />
Gutes tun, damit ich das ewige Leben habe? Er aber sprach zu<br />
ihm: Was fr agst du mich nach dem, was gut ist? Gut ist nur<br />
Einer. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote.<br />
Da fragte er ihn: Welche? Jesus aber spr ach: »Du sollst nicht<br />
töten; du sollst nicht ehebr echen; du sollst nicht stehlen; du<br />
sollst nicht falsch Zeugnis geben; ehre Vater und Mutter«; und:<br />
»Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«. Da sprach<br />
der Jüngling zu ihm: Das habe ich alles gehalten; was fehlt mir<br />
noch? Jesus antwortete ihm: Willst du vollkommen sein, so geh<br />
hin, verkaufe, was du hast, und gib‘ s den Armen, so wirst du<br />
einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!<br />
Als der Jüngling das Wort hörte, ging er betrübt davon; denn er<br />
hatte viele Güter. Jesus aber spr ach zu seinen Jüngern: Wahrlich,<br />
ich sage euch: Ein R eicher wird schwer ins Himmelr eich<br />
kommen. Und w eiter sage ich euch: Es ist leichter , dass ein<br />
Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich<br />
Gottes komme. Als das seine Jünger hörten, entsetzten sie sich<br />
sehr und sprachen: Ja, wer kann dann selig werden? Jesus aber<br />
sah sie an und spr ach zu ihnen: Bei den Menschen ist‘ s unmöglich;<br />
aber bei Gott sind alle Dinge möglich.<br />
„Ein Zivilisationswandel ist angesagt“, so steht es in der Studie<br />
„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“. Zivilisationswandel<br />
heißt: Wir müssen komplett umdenken und anders<br />
handeln. Es genügt nicht, fair e Schokoriegel zu kaufen und<br />
den Wasserhahn beim Zähneputz en abzudrehen. Beides ist gut<br />
und wichtig, aber nicht ausreichend. Wir müssen lernen, mit weniger<br />
Energie und Rohstoffen auszukommen. Nur dann haben wir<br />
als Menschen auf der Er de eine Zukunft. Das ist eine ziemlich<br />
große Her ausforderung. Vielleicht habt ihr euch schon ein<strong>mal</strong><br />
gefragt: Warum sollen wir auf ein<strong>mal</strong> alles anders machen? Warum<br />
soll ich nicht alle zw ei Jahre ein nagelneues Handy haben?<br />
Die Erwachsenen tun das doch auch! Das kann schon sein. Aber:<br />
Nur wenn wir weniger Rohstoffe verbrauchen und keinen S trom<br />
verschwenden, nur dann r eicht es für alle Menschen und nur<br />
dann können wir den Klimawandel aufhalten. Also wird sich eine<br />
Menge ändern müssen.<br />
Der Gruppenstundenentwurf z eigt, wie man anfangen kann,<br />
nämlich mit der F rage: Was brauchen wir wirklich und was können<br />
wir tun, um gut zu leben?<br />
Diese Frage fi ndet sich in der biblischen Geschichte vom reichen<br />
Jüngling. Ein junger Mann fr agt nach dem ewigen L eben. Was<br />
muss er tun, um das ewige Leben zu erlangen? Sein Lebenswandel<br />
ist nicht zu beanstanden, er orientiert sich an den zehn Geboten.<br />
Aber nach dem Gespräch mit Jesus geht er tr aurig dav on.<br />
Denn Jesus for dert, dass er seinen Besitz mit den Armen teilen<br />
und ihm folgen soll. Der junge Mann ist tr aurig, weil er sehr viel<br />
besitzt.<br />
Matthäus erzählt, wie schwer es ist, ein Lebensmuster zu ändern,<br />
das sich an materiellem Wohlstand ausrichtet. Wer viel hat, ist<br />
noch lange nicht glücklich. Im Gegenteil. Der junge r eiche Mann<br />
1 (Mt 19,16-26; vgl. Mk 10, 17–27 und Lk 18,18-27)<br />
ist traurig. Eigentlich will er Jesus auf seinem Weg folgen, der ein<br />
Weg der Nächstenliebe und der sozialen Ger echtigkeit ist. Das<br />
bedeutet, das zu teilen, was man hat. Und genau das will dem<br />
jungen Mann nicht gelingen. Er hängt an dem, was er besitzt. Er<br />
ist es gewohnt, viel zu haben. Damit kommt diese Geschichte der<br />
Suche nach einem zukunftsfähigen Leben sehr nahe. Die Frage<br />
des Jünglings nach dem ewigen L eben ist auch eine F rage nach<br />
einem gelingenden Leben bereits zu Lebzeiten. Daher könnte sie<br />
heute lauten: Was müssen wir tun, damit wir eine Zukunft auf der<br />
Erde haben?<br />
So geht´s:<br />
Das Gruppengespräch fängt bewusst nicht mit dieser Geschichte<br />
an. Am Anfang steht die Aufgabe, die eigenen Lebensgewohnheiten<br />
zu überprüfen. Was brauchen wir, damit wir gut leben können?<br />
Erst dann kommt die Geschichte v om reichen Jüngling ins<br />
Spiel. Jedoch nicht als die Moralkeule, denn das Gespräch will<br />
die F rage nach dem guten L eben stark machen. Die biblische<br />
Geschichte kann dabei wie ein Spiegel sein: Wo geht es uns wie<br />
dem r eichen Jüngling? Warum fällt es uns schw er, Gewohntes<br />
aufzugeben und Neues zu wagen? Wie können wir mit dem r eichen<br />
Jüngling das versuchen, was Jesus fordert? Denn eigentlich<br />
kennen wir so wie der r eiche Jüngling längst die Antwor t: Es ist<br />
nicht nur schw er, v on dem abzugeben, was man hat. Es lohnt<br />
sich, die Stolpersteine materiellen Wohlstands beiseite zu schaffen.<br />
Denn dann ist die Sicht fr ei für einen Lebensstil, der uns am<br />
Ende froh macht.<br />
1. Schritt:<br />
Jede und jeder notiert für sich auf einem Blatt Papier maxi<strong>mal</strong><br />
sieben Dinge, die sie oder er für ein gutes L eben unbedingt<br />
braucht. cht.<br />
Tipp…<br />
Ihr könnt auch die Dinge zeichnen oder<br />
mit Collagen bzw . pantomimisch präsentieren.<br />
2. Schritt: Schritt<br />
In Zweiergruppen stellen die Teilnehmer(innen) sich ihre Notizen<br />
vor. Sie stellen Über einstimmungen und Unterschiede fest und<br />
tauschen sich darüber aus, warum sie bestimmte Sachen unbedingt<br />
benötigen.<br />
Danach überlegen sie, ob und wie es möglich ist, auf bestimmte<br />
Dinge zu verzichten. Die Dinge, die unverzichtbar sind, schreiben<br />
sie auf r ote Moder ationskarten. Auf die grünen K arten w erden<br />
die unnötigen Dinge notiert. Je mehr Dinge die Zweiergruppe für<br />
unnötig hält, umso besser.<br />
3. Schritt<br />
In der Gruppe werden die Arbeitsergebnisse zusammengetragen<br />
und die K arten an eine Wand gepinnt. Auch dabei w erden zunächst<br />
Übereinstimmungen und Unterschiede bestimmt.<br />
3<br />
Theologisch
Theologisch<br />
Die Gruppe tauscht sich darüber aus, welche Dinge unnötig sind<br />
und worauf nicht v erzichtet werden kann. Dabei entwickelt die<br />
Gruppe Ideen, die Liste mit den grünen K arten so gering wie<br />
möglich zu halten. Vielleicht ist es möglich, etwas gemeinsam zu<br />
nutzen. Oder im Gespräch stellt sich heraus, dass ein bestimmter<br />
Gegenstand nicht wirklich gebraucht wird. Dinge, über die keine<br />
Übereinkunft erzielt w erden kann, w erden in eine Sonderspalte<br />
gepinnt.<br />
4. Schritt<br />
Jetzt erzählt die Gruppenleitung die Geschichte v om r eichen<br />
Jüngling. Mögliche Fragen für das nachfolgende Gespräch sind:<br />
Wo fi nden sich die Teilnehmenden in der Geschichte wieder?<br />
Kennen sie das Gefühl des reichen Jünglings oder ist es ihnen<br />
fremd?<br />
Empfi nden sie die Geschichte vor dem Hintergrund des<br />
vorangegangenen Gesprächs als hilfreich?<br />
Warum ist es schwer, auf materiellen Wohlstand zu<br />
verzichten?<br />
Liegt darin eine Chance oder ist es nur eine unangenehme<br />
Maßregelung?<br />
Was würden sie dem reichen Jüngling sagen?<br />
Wie es weitergehen kann…<br />
Die Ergebnisse des Gruppengesprächs könnt ihr für die Gestaltung<br />
eines Gottesdienstes nutz en. Erzählt die Geschichte aus<br />
heutiger und eurer Sicht neu. Erarbeitet ein Fürbittengebet.<br />
Oder trefft eine Vereinbarung, wie bestimmte Dinge geteilt und<br />
künftig gemeinsam benutzt werden können oder wie auf bestimmte<br />
Dinge im Alltag ganz v erzichtet w erden kann. Tauscht<br />
euch in r egelmäßigen Abständen über eur e Erfahrungen aus.<br />
Beobachtet, wo und warum ihr den Verzicht als Einschränkung<br />
empfi ndet und welche neuen Entdeckungen ihr macht. 2<br />
„Der Mensch ist sich der Liebe Gottes, die aller Kreatur gilt und<br />
von der alles lebt, bewusst und aus diesem Bewusstsein<br />
erwächst seine Verantwortung, Fähigkeit und Verpfl ichtung<br />
diese Erde treuhänderisch zu bebauen und zu bewahren.“<br />
Ich brauche:<br />
Wasser, Wärme,<br />
Nahrung ...<br />
Prof. Dr. Günter Altner, Biologe und Theologe<br />
2 Wenn ihr mehr Hintergrundinformationen und Anregungen sucht, wie der sparsamere Umgang mit den Gütern der Erde als Gewinn erfahren werden<br />
kann, dann lest zum Beispiel das 8. Kapitel der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“. In dem Arbeitsmaterial „Den Kurs<br />
wechseln – neue Wege gehen – Zukunft fair teilen“ fi ndet ihr zu verschiedenen Themen der Studie weitere theologische und inhaltliche Anregungen.<br />
(Download und Bestellung bei „Brot für die Welt“ und EED sowie unter www.zukunftsfaehiges-deutschland.de). Anregungen fi ndet ihr auch im Aufruf<br />
des OEKT-Netzwerkes zum Ökumenischen Kirchentag 2010 „ Fair Teilen statt Sozial Spalten“, www.oekt-netz.de<br />
K nstlerisch<br />
MACHEN – SCHAFFEN – GESTALTEN<br />
von Birgit Weindl, Referentin für Ästhetische Bildung<br />
Gestaltungen mit dem<br />
Material Erde<br />
Was ist das Spezifi sche eines künstlerischen Zugangs? Im Gegensatz<br />
zu Wissenschaftler(inne)n, die im Umgang mit der Natur<br />
zu analytisch-objektiv er Vorgehensweise v erpfl ichtet sind, lassen<br />
Künstler(innen) bei ihrer subjektiven Wahrnehmung der Natur,<br />
der Naturz erstörung und der F rage nach der Zukunft der<br />
Menschheit individuelle Intuition und Phantasie walten. Sie deuten<br />
das Wahrgenommene subjektiv und beziehen Position auf<br />
unterschiedliche Weise und mit den v erschiedenartigsten Materialien.<br />
Ger ade dur ch die Naturferne des Menschen tauchen in<br />
der Kunst der letzten Jahrzehnte Natur elemente wie z. B. Erde auf<br />
und fi nden Zugang in ihren Ausdrucksformen.<br />
Da die individuelle künstlerische Her angehensweise euch anregt,<br />
eigene Positionen zu formulieren und Gestaltungen zu entwickeln,<br />
können eure Handlungsoptionen erweitert und differenziert<br />
w erden. Das ermutigt, eigene Ideen zu entwickeln und<br />
auszuprobieren. Lasst euch bei der Ideenfi ndung, der Materialbeschaffung<br />
und der Erprobung der Technik von einer erfahrenen<br />
Projektleiterin oder einem P rojektleiter unterstütz en. Das sinnliche<br />
Erleben und das spielerische Vorgehen stehen dabei im<br />
Mittelpunkt, das Er gebnis ist offen und soll auch zunächst keinem<br />
besonderen Z weck dienen. Aus diesem Grund enthält der<br />
folgende Text verschiedene Anregungen und Impulse, die aus der<br />
zeitgenössischen Kunst entnommen sind und die zu Nachahmung,<br />
zu Ab wandlung und Eigengestaltungen anr egen können.<br />
Dabei ist die Entwicklung eigener Ideen wichtiger als standar disierte<br />
Ergebnisse, die nach Anleitung hergestellt werden.<br />
Der Gestaltungsprozess wird inspiriert und begonnen durch Material,<br />
welches Lust auf Handhabung macht oder dur ch die Lust,<br />
eine künstlerische Technik auszuprobieren.<br />
Produktive wie z erstörerische Kräfte der Einz elnen kommen dabei<br />
zum Ausdruck und können zum Ausgangspunkt von Refl exion<br />
und kontroversen Diskussionen werden.<br />
Trotz der P rozessoffenheit ist es wichtig, die vielfältigen Er gebnisse<br />
öffentlichkeitswirksam zu zeigen.<br />
Warum?<br />
Erde soll mit allen Sinnen erfahrbar gemacht und die Achtsamkeit<br />
gegenüber dem Material soll entwickelt werden.<br />
Die Ausdrucksformen der Einzelnen sollen entfaltet und<br />
erweitert werden.<br />
Öffentlichkeitswirksame Präsentations- oder Aktionsformen<br />
sollen erprobt werden, um ein Thema zu transportieren und<br />
zu veranschaulichen.<br />
Wie anfangen?<br />
Keine Scheu vor dem Material. Einfach loslegen und ein bisschen<br />
mit verschiedenen Formen experimentieren. Falls ihr Inspir ationen<br />
oder Ideen braucht, schaut einfach <strong>mal</strong> unter den Punkt Ideenfi<br />
ndung.<br />
Ausgangsmaterial für die folgenden Gestaltungen und E xperimente<br />
ist Erde von einem Acker oder aus dem Garten, am besten<br />
lehmhaltige.<br />
Sollte die gefundene Er de nicht lehmhaltig sein und damit auch<br />
nicht leicht formbar , so kann sie mit gekauftem Ton v ermischt<br />
werden. Auch Sand kann man beimischen. Vom Mischverhältnis<br />
der Erde sind die Ergebnisse der Gestaltungen abhängig. Es kann<br />
auch gemahlener Lehm für Wandputz verwendet werden, den es<br />
z. B. in Ökobaumärkten zu kaufen gibt.<br />
Unser Tipp…<br />
Alle Vorschläge lassen sich unter einander kombinier en.<br />
Wenn man lieber ergebnisorientiert arbeiten will, ist es möglich,<br />
sich gezielt eine Aktion auszusuchen und diese durchzuführen.<br />
Lässt man Raum für individuelle Abänderungen, wir d<br />
dann auch das Er gebnis dur ch eine auffallende Vielfalt an<br />
Ausdrucksformen überraschen.<br />
Einstimmung auf<br />
das Material „Erde“<br />
So geht´s:<br />
Für dieses Experiment, das mit dem Material Ton vertraut macht,<br />
braucht man pro Person eine Stange (das entspricht 10 kg; mindestens<br />
jedoch 5 kg) aufbereiteten, nicht zu festen Ton, den man<br />
im Künstlerbedarf kaufen kann. Die Aufgabe besteht darin, den<br />
Ton zu formen und zu gestalten, ohne dabei die Hände zu benutzen.<br />
Alles andere ist erlaubt.<br />
Wer macht´s?<br />
5–10 Personen<br />
Wie teuer?<br />
Geringe Kosten<br />
Womit?<br />
➜ Ton, ca. 6 bis 8 Euro<br />
➜ Plastikfolie, ca. 4 Euro<br />
Womit?<br />
➜ Erde<br />
➜ 1 Stange Ton pro Person<br />
➜ 1 Plastikfolie für 2–4 Personen<br />
Wie lange?<br />
Ca. 2 Stunden<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
5
K nstlerisch<br />
Ideenfindung f r Erd- Kunstwerke<br />
mit Impulsen aus der<br />
Kunst<br />
Die Ideenfi ndung in der Gruppe wir d erleichter t, w enn man zunächst<br />
Fotos von Kunstwerken zeigt. Handelt es sich um F otoabzüge,<br />
nimmt sich jede Person das Foto, das sie am meisten positiv<br />
oder negativ beeindruckt. Auf Z ettel schr eibt sie alles, was sie<br />
sieht und w elche Gedanken ihr beim Betr achten einfallen. Bev or<br />
sie jetzt aber ihr e Auswahl v orstellt, nennen die ander en<br />
Gruppenteilnehmer(innen) ihr e Assoziationen zu diesem Bild.<br />
Wichtig ist, den Pool an unsor tierten Einfällen zu erw eitern und<br />
sich keine Denkschranken aufzuerlegen, um die P erson mit einer<br />
Vielzahl von Anregungen zu unterstütz en. Diese schr eibt die v on<br />
den anderen genannten Stichworte auf und sucht sich dar aus die<br />
interessantesten aus. Dieser Sammlungspr ozess wir d mit jeder<br />
Person und deren Bildauswahl durchgeführt.<br />
Das sagt die Studie:<br />
Die gebaute Welt muss sich v erdichten, um nichtmenschlichen<br />
Lebewesen wie Boden, Pfl anzen und<br />
Tieren einen angemessenen R aum zur gedeihlichen Entwicklung<br />
zu überlassen. Selbstbegrenzung im Raum heißt zuallererst,<br />
dem galoppierenden Flächenverbrauch Einhalt gebieten.<br />
Aber auch in diesem Fall erweist sich die Grenze nicht nur als<br />
Beschränkung, sondern als R essource. Denn eine Absage an<br />
weitere Wohnsiedlungen, Einkaufszentren und Bürokomplexe<br />
ist die Voraussetzung, damit zukünftige Gener ationen noch<br />
auf die Präsenz von unversehrter Landschaft und wilder Natur<br />
zählen können. Außerdem rächt es sich, wenn die fundamentalste<br />
aller Unterscheidungen eingeebnet wir d, nämlich jene<br />
zwischen menschenbebautem und naturbelassenem Land –<br />
denn letztendlich ist auch die S tadt auf die lebensdienlichen<br />
Leistungen angewiesen, welche die freie Natur durch Wasserbereitstellung,<br />
Luftreinigung, Bestäubung oder Artenreichtum<br />
bietet.<br />
Eine Erweiterung der Assoziationen und eine Hinführung zu einer<br />
eigenen Idee sind auch durch ein Schneeballgedicht möglich.<br />
Man nimmt dazu ein DI N A 4-Blatt im Hochformat und schr eibt<br />
einen Titel, der zum ausgesuchten Bild passt, ganz oben auf das<br />
Blatt. Dieser darf nur aus einem Wort bestehen. Danach gibt man<br />
das Blatt im Uhrzeigersinn weiter. Die nächste Person schreibt darunter<br />
zwei Wörter oder ein Satzfragment, die ihr zu diesem Titel/<br />
Wort einfallen. Dann knickt sie das erste Wort nach hinten und gibt<br />
das Blatt wieder w eiter. Die nächste P erson darf nur zw ei Wörter<br />
sehen und schreibt nun drei Wörter, die ihr irgendwie dazu einfallen,<br />
knickt die v orletzte Z eile nach hinten, so dass die oder der<br />
Nächste nur die letzten dr ei Wörter sieht. Das geht so w eiter bis<br />
die Zeile aus 5 Wörtern besteht, dann geht das G anze rückwärts<br />
bis es nur noch ein Wort ist. Am Schluss hat jede(r) ein Gedicht zu<br />
seinem Ausgangswort, das viele Assoziationen enthält.<br />
An diesem Punkt des Prozesses ist es notwendig, aus dem Gedankensammelsurium<br />
Ideen herauszufi ltern und Bezüge zum<br />
eigenen Lebensumfeld herzustellen, so dass jede und jeder einen<br />
Ausgangspunkt hat, um von dort aus seine eigene Gestaltungsidee<br />
in Tat umzusetzen.<br />
Ein ähnliches Vorgehen empfi ehlt sich auch, w enn das Material<br />
„Erde“ der Ausgangspunkt ist. Das Material ist im R aum ausgebreitet<br />
oder angehäuft und kann angefasst werden.<br />
Jede Person der Gruppe sucht nach Tätigkeiten, was man alles<br />
mit diesem Material machen kann. Gehen die spontanen Ideen<br />
aus, versucht man durch das Hinzufügen scheinbar unpassender<br />
Verben und Bearbeitungswerkzeuge, die aus einem anderen<br />
Kontext stammen, das Handlungsr epertoire zu erw eitern. Z. B.<br />
werden Tätigkeiten aus dem Kochbereich in den Bereich der Erdarbeiten<br />
über tragen, es entstehen K ombinationen wie „Matsch<br />
pürieren“ oder „Erde einwickeln“.<br />
Bei einer solchen Herangehensweise ist es auch möglich, dass einige<br />
aus der Gruppe andere Materialien zur Erde hinzunehmen.<br />
Fotoaktion – Erdinstallation<br />
– Subversiver Garten<br />
Möglicher Fotoimpuls:<br />
„The New York Earth Room“ von<br />
Walther de Maria<br />
Die Installation „New York Ear th R oom“ 3 besteht aus<br />
127.300 kg schwarzbrauner Erde in einem ganz in Weiß gehaltenen<br />
G alerieraum. Die 197 K ubikmeter Erde bilden eine 56<br />
cm dicke Schicht, die den Raum gleichmäßig bedeckt. Das seit<br />
1980 ausgestellte Werk nimmt eine Fläche v on 335 Quadr atmetern<br />
in bester Lage in Soho/New York ein. Der Ausstellungsbesucher<br />
betr achtet die Installation, indem er wie v or<br />
einem Gemälde steht und über den mit Er de gefüllten R aum<br />
schaut, die Erde riecht und ihre Feuchtigkeit spürt.<br />
In der Bildbetrachtung können Fragen nach dem menschlichen<br />
Umgang mit (der) Erde auftauchen, die Unterscheidung von lebendiger<br />
und toter Erde, die Frage nach der Erde in der Stadt.<br />
Wo ist sie sichtbar? An welchen Orten ist Erde nicht erwünscht<br />
in unserem heutigen Leben? Wird Erde dann zu „Dreck“? Wo<br />
zeigt sich der Kontrast zwischen Natur und Kultur?<br />
Fotoaktion<br />
Nach der Bildbetrachtung und dem F ormulieren von Fragen und<br />
Anmerkungen kann sich eine F otoaktion anschließen, bei der<br />
Erde in der Stadt fotografi ert wird:<br />
Wo kommt wirkliche Erde vor?<br />
Wo Ersatzstoffe? Wo gar keine?<br />
Kleinere Gruppen gehen auf Motivsuche, die Fotos werden abgezogen<br />
und geordnet.<br />
Die Frage nach der Versiegelung der Landschaft und den Lebensbedingungen<br />
in der Stadt könnte sich anschließen.<br />
3 Könnt ihr euch anschauen unter: www.earthroom.org<br />
Wer macht´s?<br />
ca. 8–12 Personen<br />
Wie teuer?<br />
Kosten für Fotoabzüge<br />
Womit?<br />
➜ Digitalkameras oder Handys<br />
Wie lange?<br />
ca. 2 <strong>mal</strong> eine Stunde<br />
Erdinstallationen<br />
Auch Erdinstallationen können entwickelt werden. Man kann die<br />
Erde an Orten zeigen, wo sie unerwünscht oder fremd ist, z. B. auf<br />
einer PC-Tastatur, in einem gekachelten Bad, auf der Windschutzscheibe<br />
eines Autos, im Geldbeutel.<br />
Welche Kontrastpaare entstehen?<br />
Welches Verständnis von Erde wird formuliert?<br />
Auch davon können Fotos und Fotoserien gemacht werden.<br />
Wer macht´s?<br />
ca. 8–12 Personen<br />
Wie teuer?<br />
Kosten für Fotoabzüge<br />
Womit?<br />
➜ Digitalkameras oder Handys<br />
Wie lange?<br />
ca. 2 <strong>mal</strong> eine Stunde<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
7<br />
K nstlerisch
K nstlerisch<br />
Subversiver Garten<br />
Eine andere Aktion kann das Anlegen von temporären „subversiven<br />
oder wilden“ Miniaturgärten sein. Sucht euch Orte in der Stadt aus,<br />
die besonders trist zubetonier t sind. Auf Br achfl ächen und in ausrangierten<br />
ungewöhnlichen Gefäßen (Gießkannen, Schubkarr en,<br />
Mülleimer, Schuhen, Handtaschen) könnten schnell wachsende und<br />
rankende Gewächse eingepfl anzt w erden: K apuzinerkresse, Weizen,<br />
Trichterwinden oder anderes.<br />
Wer macht´s?<br />
6–10 Personen<br />
Wie teuer?<br />
Geringe Kosten<br />
Womit?<br />
➜ Unterschiedliches Saatgut oder Pfl anzen<br />
➜ Ausrangierte Gefäße oder Gegenstände<br />
Wie lange?<br />
Es ist sinnvoll sich über einen längeren Zeitraum zu<br />
treffen, mindestens ein paar Wochen.<br />
Beachtet dabei die Anfor derungen der jeweiligen Pfl anzenarten an<br />
Lichtangebot, Bodenverhältnisse etc. und kümmer t euch um einen<br />
Pfl egedienst. Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit, auf einem kleinen<br />
Stückchen Erde mit Genehmigung wirklich einen längerfristigen<br />
Garten anzulegen.<br />
Kapuzinerkresse<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
4 Könnt ihr euch anschauen unter: www.madeleinedietz.de<br />
Erdkasten – Texturen –<br />
Erdsammlungen<br />
Möglicher Fotoimpuls:<br />
„ohne Titel“ von Madeleine Dietz 4<br />
Madeleine Dietz str eicht naturbelassene Er de<br />
aus der Gegend, in der sie lebt, auf einem steinernen Unter -<br />
grund aus und war tet, bis diese tr ocknet und in v erschieden<br />
große Stücke reißt.<br />
Diese Stücke schichtet sie in unterschiedlicher Weise in Stahlkästen.<br />
„Schatzkästen“ nennt sie diese. Die Er de wird geborgen<br />
und geschützt. Sie ist der Anfang, aus dem wir kommen<br />
und das Ende, in das wir gehen. In ihren Arbeiten thematisiert<br />
sie somit Leben und Tod.<br />
Madeleine Dietz: ohne Titel<br />
Erdkasten<br />
Mit einer Gruppe kann man entweder aus lehmhaltiger Erde oder<br />
gekauftem Ton, den man mit Erde oder auch feinem Sand vermischt,<br />
einen Erdkasten in einer alten Schublade oder einem aus einfachen<br />
Latten selbstgezimmer ten Holzkasten herstellen. Man str eicht die<br />
Erde ein, gestaltet das Profi l der Oberfl äche vielleicht wie eine Land-<br />
Wer macht´s?<br />
max. 12 Personen<br />
Wie teuer?<br />
Ton, ca. 6 bis 8 Euro<br />
Womit?<br />
➜ Dachlatten<br />
➜ lehmhaltige Erde bzw. Ton<br />
➜ Schubladen, Latten<br />
Wie lange?<br />
ca. 2 bis 3 Stunden<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
schaft, ritzt Figur en oder Schriftz eichen ein oder legt Gegenstände<br />
hinein. Die Dynamik der trocknenden und sich dabei zusammenziehenden<br />
Erde führt zu ganz überraschenden Ergebnissen.<br />
Texturen von Erdoberfl ächen<br />
Eine F otoaktion kann sich er geben: nämlich Texturen v on Er doberfl<br />
ächen zu sammeln: tr ockene Er de im Sommer , frisch gepfl<br />
ügte Erdschollen, nasser Sand, krümelige Er de oder anderes.<br />
Die Fotos kann man dicht an dicht zu einem F ototeppich zusammensetzen.<br />
Hier sind auch Schwarz-Weiß-Fotoabzüge reizvoll.<br />
Möglicher Fotoimpuls:<br />
„side by side” von Madeleine Dietz<br />
Madeleine Dietz hat im R ahmen ihr es P rojektes<br />
„side by side“ Erde von Friedhöfen aus allen Ländern der<br />
Erde gesammelt. Die Erdproben werden in kleinen Holzkästen, die<br />
man öffnen kann, gezeigt. Hinzugefügt sind Schriftstücke von den<br />
Menschen, die diese Erde mitgebracht oder geschickt haben. 5<br />
Madeleine Dietz: side by side<br />
5 Könnt ihr euch anschauen unter: www.madeleinedietz.de<br />
Wer macht´s?<br />
8–12 Personen<br />
Wie teuer?<br />
Fotoabzüge<br />
Womit?<br />
➜ Digitalkamera oder Handy<br />
Wie lange?<br />
ca. 1–2 Stunden und 1 Stunde<br />
Erdsammlungen<br />
Sammelt Erde aus v erschiedenen Orten, z. B. von eurem Wohnort,<br />
eurem Gebur tsort, dem Urlaubsor t. Ihr könntet die Er de in<br />
einem durchsichtigen Gefäß (z. B. einem Plexiglaszylinder) aufschichten<br />
oder die einz elnen Erdproben in Einmachgläsern aufbewahren<br />
und diese mit einem Etikett beschriften. Durch die<br />
Beschäftigung mit diesem K unstwerks könnte auch das Thema<br />
„beerdigt-werden“ zur Sprache kommen.<br />
Wer macht´s?<br />
5–20 Personen<br />
Wie teuer?<br />
Evtl. für dicke Plexiglasfolie, ca. 10 Euro<br />
Womit?<br />
➜ Erde<br />
➜ Unterschiedliche Gefäße<br />
Wie lange?<br />
Je nach Aufgabenstellung<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
Texturbeispiel: Erdscholle<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
9<br />
K nstlerisch
K nstlerisch<br />
Ein Quadratmeter Erdboden<br />
Möglicher Fotoimpuls:<br />
„Die Beschaffenheit des Bodens“<br />
von Jean Dubuffet 6<br />
Einige Bilder von Jean Dubuffet widmen sich der intensiven<br />
Erforschung des Er dbodens. Dubuffet geht es dabei um eine<br />
„höhere K onkretisierungsebene, auf der die materielle und<br />
geistige Welt zu einem einzigen Ausdruck v erschmelzen und<br />
die materielle Substanz durch graphische Mittel verdeutlicht<br />
wird“.<br />
Wer macht´s?<br />
6–8 Personen<br />
Wie teuer?<br />
Geringe Kosten<br />
Womit?<br />
➜ Forschungsutensilien wie z. B. Papier, Stifte,<br />
Kamera, kleine Schaufel<br />
Wie lange?<br />
3–6 Stunden<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
Eine Gruppe kann im Freien pro Person einen Quadratmeter Erdboden<br />
abmessen, mit Holzlatten umranden und diesen zum ganz<br />
persönlichen F orschungsbereich ernennen. Alles, was sich in<br />
diesem Quadratmeter befi ndet, wird zum Ausgangsmaterial für<br />
Gestaltungen. Jede P erson erstellt die R egeln für die eigene<br />
Forschungsarbeit, z. B. w erden die Einzelteile, die vorkommen<br />
sortiert, gezählt, aufgelistet, konser viert, abfrottiert oder aneinander<br />
genäht, foto grafi ert. Grundr egel sollte sein, dass L eben<br />
dabei nicht zerstört wird.<br />
Vielleicht wird auch etwas vergraben, das man nach einer gewissen<br />
Zeit wieder ausgraben will, um den Verfallsprozess zu beobachten<br />
oder es wird einfach ein Loch gegraben bzw. Erde aufgeschüttet.<br />
6 Kunstwerke von Jean Dubufett könnt ihr euch anschauen unter: www.jean-dubuffet.de<br />
Beschaffenheit des Bodens<br />
Nach dem F orschungsprozess, der in einem begleitenden Tagebuch<br />
festgehalten w erden kann, w erden die einz elnen Ar eale<br />
betrachtet und fotogr afi sch dokumentier t. Danach w erden die<br />
Forschungsergebnisse z. B. in Vitrinen ähnlich derer in archäologischen<br />
Museen ausgestellt und zur Kenntnis genommen.<br />
Welche Erkenntnisse über den Er dboden sind dabei her ausgekommen?<br />
Welche Spuren hinterlässt der Mensch?<br />
Erdmasken<br />
Möglicher Fotoimpuls:<br />
„Erdmasken“<br />
von Jean Dubuffet<br />
Das Repertoire von Jean Dubuffet umfasst auch gr oteske,<br />
witzige oder fur chteinfl ößende Figur en, die an Kinderz eichnungen<br />
erinnern und zum Teil wie in Er de geritzt aussehen.<br />
Markant sind in diesen Bildern Spuren, Risse und Linien.<br />
Legt selbst „Er dmasken“ an. Aus Kieseler de und etwas Wasser<br />
lassen sich Gesichtsmasken herstellen, die heilsam sind für die<br />
Haut. Es handelt sich um eine sehr fein gemahlene Erde, die man<br />
sogar essen kann. Auf die Haut aufgetr agen, trocknet sie innerhalb<br />
von ca. 20 bis 30 Minuten, v erändert die F arbe von mittelbraun<br />
bis beige und trocknet so auf der Haut, dass diese spannt<br />
und unendlich viele Furchen und Risse bildet.<br />
Man sieht steinalt aus wie trockene Wüstenerde (Fotoimpuls:<br />
Erdmaske). Dar aus könnte eine F otoserie entstehen, v or allem<br />
auch von den Gesichtern, wenn man unter dieser Erdschicht Fratzen<br />
zieht.<br />
Die Er de lässt sich ganz leicht ab waschen und hinterlässt eine<br />
zarte Haut.<br />
Fotoimpuls: Erdmaske<br />
Aus den F otos kann eine Por traitserie entstehen, ev entuell auch<br />
als Kontrast „Vorher – nachher“, zwei Fotos mit derselben Haltung,<br />
die man nebeneinander montiert.<br />
Im Sommer macht es auch gr oßen Spaß, sich am ganzen Körper<br />
mit Erde einzureiben, sie tr ocknen zu lassen und dann mit dem<br />
Schlauch abzuspritzen.<br />
Wer macht´s?<br />
8–12 Personen<br />
Wie teuer?<br />
➜ Fotoabzüge<br />
➜ Heilerde, ca.6 Euro<br />
Womit?<br />
➜ Kieselerde<br />
➜ Kamera<br />
Wie lange?<br />
Ca. 1,5 Stunden<br />
Vorher<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
Nachher<br />
11<br />
K nstlerisch
K nstlerisch<br />
Erdwesen<br />
Möglicher Fotoimpuls:<br />
Figuren von Jean Dubufett,<br />
z. B. „Der Schnutenzieher“<br />
Jean Dubuffet hat auch mehr ere archaisch anmutende Kopfobjekte<br />
und Büsten gemacht, die Themen haben wie zum<br />
Beispiel „Schnutenzieher“ 7 (1960).<br />
Wer macht´s?<br />
6–8 Personen<br />
Wie teuer?<br />
Geringe Kosten, ggf. für die Plastikfolie<br />
Womit?<br />
➜ Viel lehmhaltige Erde<br />
➜ Äste, Steine, Draht oder Jutesäcke<br />
➜ Ggf. Plastikfolie<br />
➜ 1kg Magerquark pro Figur<br />
➜ 1kg gelöschter Kalk pro Figur<br />
Wie lange?<br />
Mehrere Tage<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
Inspiriert von Jean Dubuffets Objekten kann sich die Gestaltung<br />
von großen Lehmfi guren anbieten, w enn man in der Umgebung<br />
eine L ehmgrube ausfi ndig machen kann, da diese Aktion eine<br />
Menge Material erfordert. Aus im Boden v erankerten Ästen und<br />
Steinen wird ein stabiles Grundgerüst erstellt, das ungefähr die<br />
Grundstruktur der zukünftigen Figur darstellt. Das Gerüst wir d<br />
zusammengebunden oder anders fi xiert. Danach wir d dieses<br />
Gerüst mit feinmaschigem Hasendraht und Jutesäcken verkleidet<br />
und in Form gebracht. Darüber wird die lehmhaltige Erde aufgetragen,<br />
wobei man am Boden beginnen muss und sich Schicht für<br />
Schicht w eiter nach oben arbeitet. Die F einheiten w erden am<br />
Ende gestaltet. Steht die Figur im F reien, muss sie bei der Bear -<br />
beitung mit einer Plastikfolie vor Regen geschützt werden. Um<br />
ihre Haltbarkeit zu v erlängern, wird sie nach dem Trocknen 3 x<br />
mit einer Mischung aus 1 kg L ehmschlämme, 1 kg Mager quark<br />
und 1 kg gelöschten K alk sorgfältig bestrichen. Dieser Anstrich<br />
kann in Abständen wiederholt werden, um die Figur vor dem Verfall<br />
zu bewahren.<br />
Malerei mit Erde<br />
Mögliche Fotoimpulse:<br />
Helmut Dirnaichner, z. B. „Chilam<br />
Balam, Erdbuch“, „Terre“ 8<br />
Antoni Tapies z. B. “Materie-Spirale”,<br />
„Spuren auf weißem Grund“, „ Zinnen“ 9<br />
Die genannten Künstler arbeiten mit unterschiedlichen Zielsetzungen<br />
direkt mit Er de auf einem Malgrund entw eder auf<br />
Leinwand, Papier oder K arton. Dabei spielen die v erschiedenen<br />
Farbnuancen der Er dtöne eine R olle, ihre Struktur, aber<br />
auch die aus Steinen und Halbedelsteinen gewonnenen Farbpigmente.<br />
Interessant ist es, aus Er de und aus S teinen (z. B. roter und gelber<br />
Sandstein) selbst F arbe herzustellen. Er de kann man dir ekt<br />
auf P apier auftr agen, auch auf L einwand. Ist die Er dschicht jedoch<br />
etwas dicker, ist es von Vorteil, zuerst eine Schicht Tapetenkleister<br />
aufzutragen oder unter die Erde zu mischen. Er wird beim<br />
Trocknen völlig unsichtbar.<br />
Um Steine zu verarbeiten, raspelt man den S tein auf einer alten<br />
Küchenreibe und zerstampft das grobe Pulver in einem schweren<br />
Mörser zu einer feineren Konsistenz. Mit dem zerstoßenen Stein<br />
und der Erde können zu allen Themen Bilder ge<strong>mal</strong>t werden.<br />
Wer macht´s?<br />
Bis ca. 20 Personen<br />
Wie teuer?<br />
➜ Tapetenkleister, ca. 3 Euro<br />
➜ Papier, z. B. Büttenpapier und evtl. mit L einwand<br />
bespannte K eilrahmen (K osten je nach F ormat<br />
und Qualität)<br />
Womit?<br />
➜ Steine<br />
➜ Leinwand<br />
➜ Papier oder Karton<br />
➜ Küchenreibe<br />
➜ Mörser<br />
➜ Tapetenkleister<br />
➜ Evtl. mit Leinwand bespannter Keilrahmen<br />
Wie lange?<br />
Ca. 2–3 Stunden<br />
Erdschuhe<br />
Möglicher Fotoimpuls:<br />
Jannis Kounellis (Ohne Titel) 10<br />
Ein Werk von Jannis Kounellis stellt ein paar<br />
gebrauchte Schuhe dar, deren Schuhsohlen mit Erde/Ton eingestrichen<br />
sind. Dies z eigt die Verbundenheit des Menschen<br />
mit der Erde, die im Alltag oft nicht wahrnehmbar und spürbar<br />
ist. Fragen stellen sich: Wann und wo berühre ich mit den Füßen<br />
die Erde, wann fühle ich mich ihr als Fundament, auf dem<br />
ich stehe, verbunden? Was ziehe ich aus ihr? Was gebe ich an<br />
sie ab? Welcher Austausch herrscht da und was fehlt, wenn er<br />
nicht gegeben ist?<br />
7 Könnt ihr euch anschauen unter: www.jean-dubuffet.de test tes te test 8 www.helmutdirnaichner.de<br />
9 www.fundaciotapies.com und unter www.picsearch.de<br />
10 Bilder von Jannis Kounellis unter www.picsearch.de<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
Malerei mit Erde<br />
Wer macht´s?<br />
Bis 20 Personen<br />
Wie teuer?<br />
➜ Dispersionsfarbe, ca. 12 Euro<br />
➜ Ton, ca. 6–8 Euro<br />
➜ Tapetenkleister, ca. 3 Euro<br />
Womit?<br />
➜ alte Schuhe<br />
➜ Farbe<br />
➜ Tapetenkleister<br />
➜ Erde/Ton<br />
Wie lange?<br />
Ca. 3–4 Stunden<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
13<br />
K nstlerisch
Mit einer Gruppe kann man ähnliche Objekte gestalten. So könnte<br />
man ausrangierte eigene Schuhe mit Dispersionsfarbe außen<br />
weißeln, die Sohlen zuerst mit Tapetenkleister und dann mit Ton<br />
oder Erde bestreichen. Die weißen Flächen der Schuhe bieten die<br />
Möglichkeit der individuellen Gestaltung. So könnte man zum<br />
Thema „W as gibt mir S tandfestigkeit im L eben? Was ist mein<br />
Fundament?“ arbeiten.<br />
Auch andere Aktionen bieten sich an: Mit den gestalteten Schuhen<br />
einen Weg zurücklegen und Spur en hinterlassen oder Spuren<br />
setzen zu einem besonderen (persönlichen) Ort.<br />
Erdbewegungen<br />
Mögliche Fotoimpulse:<br />
Werke von Andy Goldsworthy 11<br />
Wer auf dem Land wohnt, hat erw eiterte Möglichkeiten,<br />
mit Erde zu arbeiten. Vielfältige Anregungen<br />
bietet der Land-Ar t-Künstler Andy Goldswor thy, der ausschließlich<br />
mit Naturmaterialien arbeitet und seine vergänglichen<br />
Werke durch Fotografi en dokumentiert.<br />
Ihr könnt mit eurer Gruppe mit der Unterstützung einer Landwirtin<br />
oder eines Landwir ts eine gr oße Schlange aus Er de aufhäufen,<br />
ein Labyrinth bauen, etwas groß in Erde schreiben/stampfen<br />
oder ein Zeichen auf die Erde setzen, das man „vom Weltall aus“<br />
sehen kann.<br />
Wer macht´s?<br />
Bis 30 Personen<br />
Wie teuer?<br />
Geringe Kosten<br />
Womit?<br />
➜ Erde, Materialien eurer Wahl<br />
Wie lange?<br />
Je nach konkretem Projekt<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
11 Bilder von Andy Goldsworthy unter www.picsearch.de<br />
„Natur ist sich selber genug und soll dem Menschen auch<br />
genug sein. Was wir v on der Natur noch um uns fi nden<br />
können (ich sage bewußt nicht ‚haben‘) hat keine menschlichen<br />
Zufügungen nötig. Sie ist sich selbst – und für uns<br />
eine Offenbarung…“<br />
Pr sentation<br />
Der/die P rozessleiter(in) sollte auf jeden F all schon im Vorfeld<br />
eventuelle Präsentationsformen, Präsentationsorte oder Veranstaltungen<br />
ins Auge gefasst haben.<br />
Die Präsentation sollte sich nicht bescheiden im Hinter grund halten,<br />
sondern die Öffentlichkeit und den öffentlichen Raum, zumindest<br />
den kirchlichen Raum, suchen. Dabei können sich die Präsentationsformen<br />
an denen v on Kunstausstellungen orientieren. Gut<br />
wirkt eine einheitliche Form beim Zeigen von Fotos: gleiche Rahmen,<br />
gleiche Passepartouts oder gleich gr oße casani-Kästen, auf<br />
deren Oberseite die Fotos aufgeklebt werden können. Von Außenarbeiten<br />
soll es großformatige Dokumentationsfotos geben oder<br />
einen zusammen geschnittenen 3-Minuten- Film.<br />
Ziel der P räsentationen ist es stets, Aufmerksamkeit zu err egen<br />
und mit anderen ins Gespräch zu kommen. Deshalb ist es gut, den<br />
eigenen Gestaltungen Titel, z. B. in Form von Satzfragmenten, zu<br />
geben und der Präsentation eine Projektbeschreibung beizufügen,<br />
die auch Grundlage für einen Presseartikel sein kann.<br />
Brosch ren/B cher<br />
Brot für die Welt, EED und BUND (Hrsg.):<br />
Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt.<br />
Frankfurt, 2008,<br />
Die Kurzfassung der Studie „Wegmarken für einen K urswechsel“<br />
enthält auf 40 Seiten komprimiert die wichtigsten Aussagen<br />
und Inhalte der S tudie (Download bzw. Bestellung bei den Her -<br />
ausgebern sowie unter www.zukunftsfaehiges-deutschland.de)<br />
Kathke, Petra:<br />
Sinn und Eigensinn des Materials. Projekte.<br />
Anregungen. Aktionen. Band 1.<br />
Beltz Verlag, Weinheim 2001<br />
Links<br />
Unser Tipp …<br />
www.aesthetische-bildung.de<br />
Herman de Vries<br />
Es gibt noch viele Möglichkeiten, sich dem Thema<br />
Zukunftsfähigkeit kreativ zu nähern: Komponieren von<br />
Liedern, Verfassen von Texten und Gedichten, Dr ehen<br />
von Filmen (auch Trickfi lme) und Videospots, Aufführen<br />
von Theaterstücken, Musicals, Erstellen von Kunstwerken<br />
aus Müll, Malen von Wandbildern u.v.m.<br />
Probiert es einfach aus.<br />
Informativ<br />
PODIUMSDISKUSSION ORGANISIEREN<br />
Wer sich vor allem informieren will und vertiefende Diskussionen<br />
und Debatten anr egen möchte, kann eine Podiumsdiskussion<br />
organisieren und die derz eitige „Zukunftsfähigkeit“ kritisch unter<br />
die Lupe nehmen.<br />
Podiumsdiskussion/<br />
Informationsveranstaltung 12<br />
Warum?<br />
Mit einer Podiumsdiskussion oder einer Informationsv eranstaltung<br />
könnt ihr:<br />
über bestimmte Themen informieren,<br />
Menschen für ein bestimmtes Thema interessieren und<br />
sensibilisieren,<br />
unterschiedliche Ansichten zur Diskussion stellen,<br />
verschiedene Personen oder Gruppen zusammenbringen, um<br />
aktuelle Konfl ikte anzusprechen und Lösungen zu suchen.<br />
Wer macht´s?<br />
Ein kleines Organisationsteam von 2–5 Personen<br />
Wie teuer?<br />
Kosten für:<br />
➜ Raummiete<br />
➜ Honorar und Anfahrt der Referent(inn)en<br />
➜ Verpfl egung<br />
➜ Plakate oder Flyer<br />
Womit?<br />
➜ (Öffentlicher) Raum<br />
➜ Plakate oder Flyer zur Bewerbung<br />
➜ Getränke und Snacks<br />
Wie lange?<br />
1–2 Stunden (ohne Vorbereitung)<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
Wie anfangen?<br />
Überlegt euch, zu w elchem inhaltlichen Schw erpunkt ihr eine<br />
Veranstaltung or ganisieren wollt. Nutzt als Aufhänger aktuelle<br />
Ereignisse, die viele Menschen bew egen, so fi ndet ihr leichter<br />
interessierte Zuhörer. Welche R eferent(inn)en könnten miteinander<br />
diskutier en? Könnt ihr eine bekannte P ersönlichkeit für<br />
eure Veranstaltung gewinnen? Podien sind dann spannend, wenn<br />
die Teilnehmenden das Thema kontrovers debattieren.<br />
So geht´s:<br />
Wenn ihr das Thema gefunden habt, überlegt euch einen guten<br />
Ort. Soll die Veranstaltung an einem öffentlichen Platz oder an<br />
einem bestimmten Ort mit Bezug zum Thema (z. B. Rathaus, Ökobäckerei,<br />
Schule, S tadtwerke) stattfi nden? Or ganisiert einen<br />
Raum/Fläche für die Veranstaltung (groß genug für die erwartete<br />
12 aus: Aktionshandbuch WTO, Hrsg.: Gerechtigkeit Jetzt! Welthandelskampagne/EED, Bonn 2006<br />
Personenanzahl, gut zu erreichen und in dem ein Podium von bis<br />
zu fünf Leuten ausreichend Platz hat).<br />
Kündigt die Podiumsdiskussion r echtzeitig in eur er R egion an.<br />
Nutzt dazu die lokalen Medien und hängt die Plakate in der Stadt<br />
auf. <strong>Mach</strong>t euch für den Tag der Veranstaltung eine Checkliste,<br />
damit alles bereit ist, was ihr benötigt – zum Beispiel die Getränke<br />
und Mikrofone für die Redner(innen), fair gehandelte Blumen<br />
für das Podium, Infomaterial, ausreichend Stühle, etc. Ladet zum<br />
Beispiel die oder den lokale(n) Bundestagsabgeor dnete(n) ein,<br />
eine(n) Vertreter(in) aus der Industrie und eine(n) R eferent(in)<br />
aus einer Nichtr egierungsorganisation. Vielleicht möchte auch<br />
jemand aus eurer Gruppe auf dem Podium sitzen. Kümmert euch<br />
um eine pr ofessionelle Moderation, denn eine gute Gesprächsführung<br />
mit pointier ten Fragen ist wichtig. Mehr als fünf P ersonen<br />
sollten nicht auf dem Podium sitz en, sonst kommen die<br />
Gäste kaum zu Wort und die Diskussion wird unübersichtlich.<br />
15
Und das ist meine Idee:<br />
Dieses Heft ist Bestandteil der Publikation „<strong>Mach</strong> <strong>mal</strong> Zukunft“<br />
– Die Aktionsmappe für die Jugendarbeit zur Studie<br />
„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />
Herausgeber:<br />
Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland (aej),<br />
BUNDjugend, Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst e.V.<br />
Hannover, Berlin, Stuttgart, Bonn 2009<br />
Autor/in dieses Heftes:<br />
Birgit Weindl und Veit Laser (aej)<br />
Internet:<br />
www.evangelische-jugend.de<br />
www.bundjugend.de<br />
www.brot-fuer-die-welt.de<br />
www.eed.de<br />
www.zukunftsfaehiges-deutschland.de<br />
Zukunft fair teilen<br />
Gestaltung: www.dieprojektoren.de Art. Nr. 117110030
WAS FÜR EURE ARBEIT WICHTIG IST<br />
service<br />
>> Das Aktionsheft 7 für die Jugendarbeit zur Studie<br />
„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />
I<br />
hr habt eine gute guteIdee, Ideewas was ihr ihr zum zum Thema Zukunftsfähigkeit<br />
machen wollt und auch engagierte Leute, die mitziehen. Damit<br />
Manch<strong>mal</strong> fehlt es aber auch noch an anderweitiger anderweitiger UnterstütUnterstützung, seien es fachkundige Referent(inn)en, Materialien oder<br />
euer Projekt gut ankommt, ist es wichtig, dass ihr dafür sor gt, dass auch einfach das nötige „Kleingeld“.<br />
es möglichst viele mitbekommen, d. h. eine gute Presse- und Öffent- Überlegt, wer euch unterstützen oder sponsern könnte, auf w elche<br />
lichkeitsarbeit ist wichtig. Für die P ressearbeit gilt: Nicht kleckern, Posten ihr verzichten könnt, was sich improvisieren oder basteln<br />
sondern klotzen. Rührt die Werbetrommel, erzählt allen v on euren lässt und was kostengünstig aber effektiv ist.<br />
Plänen, ruft direkt bei den Medien mit eurer Idee an. Überlegt immer Auf den nachfolgenden S eiten haben wir für euch hilfr eiche<br />
bei euren Projekten, welcher Aspekt für die Medien interessant sein<br />
könnte. Baut Kontakte und Netzwerke auf!<br />
Tipps zusammengestellt. >>
Mit Zukunftsfahigkeit<br />
Schlagzeilen machen!<br />
PRESSEARBEITS-ABC 1<br />
Der „Klima-Walk“ auf dem Marktplatz war ein v oller Publikumserfolg,<br />
und auch nach dem konsumkritischen S tadtrundgang<br />
haben sich viele Kontakte zu Interessierten ergeben.<br />
Aber die P resse hat wieder ein<strong>mal</strong> nicht darüber berichtet und<br />
auch im R adio war nichts zu hör en. Das sinnv ollste Engagement<br />
nutzt w enig, w enn kaum jemand etwas dav on erfähr t. Und<br />
Journalist(inn)en können nicht über etwas berichten, v on dem sie<br />
selbst nichts oder zu spät erfahr en haben. Wer Menschen err eichen<br />
will, muss Presse- und Öffentlichkeitsarbeit machen. Und die<br />
darf nicht erst dann auf dem Plan stehen, w enn alles „W ichtige“<br />
erledigt wurde. Damit Pressearbeit für euch künftig ein Leichtes<br />
wird, haben wir auf den nächsten Seiten einige Tipps zusammengestellt,<br />
wie ihr mit eurer Aktion in die Medien kommt.<br />
Das unbekannte Land der Medien<br />
Wer in die Medien kommen will, sollte es Pressemenschen so leicht<br />
wie möglich machen. Medienarbeit beginnt – w eit vor der ersten<br />
Aktion – mit einer Analyse der Möglichkeiten vor Ort: Welche<br />
Zeitungen gibt es? Welche S tadtmagazine und Anz eigenblätter?<br />
Fallen euch andere Publikationen am Kiosk oder in Geschäften auf<br />
– zum Beispiel Vereinsmagazine oder Publikationen von Verbänden?<br />
Gibt es lokale R adiosender und Bür gerfunk? In w elchen<br />
Sendungen wird im Fernsehen über euren Ort und eure Region berichtet<br />
– in Fensterprogrammen oder in Landesschauen?<br />
Der erste Kontakt<br />
Wenn ihr eur e Medienliste aufgestellt habt, br aucht ihr An sprechpartner(innen),<br />
an die ihr eure Informationen weiter leitet. Wie aber<br />
die richtigen L eute fi nden, damit die P ressemitteilung nicht im P apierkorb<br />
landet? Bei P rintmedien liefer t das Impr essum die erste<br />
Kontaktmöglichkeit. Dor t stehen die Namen der R edakteurinnen<br />
und Redakteure sowie die Telefonnummer der Zentrale. Bei Radio-<br />
und Fernsehsendern geben der Internetauftritt sowie das Programmheft<br />
Auskunft über K ontaktdaten. Es ist wichtig, in einem<br />
Presseverteiler die Kontakte zu sammeln, die für das Thema zuständig<br />
sind. Auch hier hilft wieder der genaue Blick ins Medium:<br />
Welches Ressort berichtet in der lokalen Z eitung über das Thema?<br />
In w elcher R adiosendung tauchen ähnliche Aktionen auf? Und in<br />
welcher Fernsehsendung wird über vergleichbares Engagement berichtet?<br />
Anschließend kann man telefonisch erfragen, wer zuständig<br />
ist und die Kontaktdaten einholen.<br />
Die R edakteurinnen und R edakteure sind die wichtigsten<br />
Ansprechpartner(innen) für eure Presseinformation. Sie wählen die<br />
Themen aus, beauftr agen fr eie Journalist(inn)en und r edigieren<br />
Unser Tipp …<br />
Vergesst nicht die freien Journalistinnen und Journalisten.<br />
Sie arbeiten häufig für verschiedene Medien und können Themen<br />
daher vielfältig unterbringen. R atsam ist es, K ontakt mit<br />
Freien zu pflegen, die thematisch spezialisier t sind. Adressen<br />
und Telefonnummern findet ihr beispielsw eise im Internet in<br />
der freien Datenbank des Deutschen Journalisten-Verbandes.<br />
1 Quelle: Aktionshandbuch WTO, Hrsg.: Gerechtigkeit Jetzt! Welthandelskampagne/EED, Bonn 2006 (gekürzt)<br />
Mehr Informationen fi ndet ihr in dem Medienhandbuch „Schlagzeilen – Presse-Praxis für Jugendliche“,<br />
erhältlich beim Deutschen Bundesjugendring, www.dbjr.de<br />
zugelieferte Texte. Volontärinnen und Volontäre sind „Journalismus-<br />
Azubis“. Die Redaktionsassistenz kann Auskünfte über das „Wie und<br />
Wann“ einer Presseaussendung geben.<br />
Das richtige Timing<br />
Gute Pressearbeit hängt v om richtigen Z eitpunkt ab. An manchen<br />
Tagen stehen die Chancen für eine Veröffentlichung besser als an<br />
anderen – auch hier hilft ein prüfender Blick: Gibt es an bestimmten<br />
Tagen feste Rubriken, wo die Infos gut passen? Stehen die Chancen<br />
montags eher gut, w eil der Lokalteil dünn ist – oder eher schlecht,<br />
weil der Spor tteil den meisten R aum einnimmt? Und ganz wichtig:<br />
Nutzt das Sommerloch und die Ferienzeit – in solchen Phasen ist die<br />
Presse dankbar für „Futter“.<br />
Nicht jede Tageszeit ist gut für einen Anruf in der R edaktion. Der<br />
Vormittag ist die beste Z eit für einen Kontaktanruf, einen (angekündigten)<br />
Redaktionsbesuch oder das telefonische Nachfassen<br />
einer Presseaussendung.<br />
Unser Tipp …<br />
Beachtet die verschiedenen Vorlaufzeiten bei Medien. Bei<br />
Zeitungen, Hörfunk- und F ernsehsendungen wir d meist<br />
tagesaktuell oder v on einem Tag auf den nächsten geplant.<br />
Zeitschriften und Magazine jedoch haben im Schnitt einen<br />
Vorlauf von sechs bis acht Wochen. Da es hier häufig Terminkalender<br />
und Vorschauen gibt, in denen eure Aktion angekündigt<br />
werden kann, lohnt sich eine Extra-Presseaussendung für<br />
diesen Medienbereich – und zwar einige Wochen bevor ihr an<br />
die anderen Medien herantretet.<br />
Die Pressemitteilung: kurz, knapp, umfassend<br />
Journalist(inn)en haben wenig Zeit. Und sie bekommen viele Texte<br />
auf den Tisch. Deswegen ist es wichtig, dass ihr in eurer Presseinformation<br />
schnell auf den P unkt kommt. Fasst euch kurz, glieder t<br />
klar und schreibt verständlich. Fachausdrücke und wenig gängige<br />
Abkürzungen haben hier ebenso wenig zu suchen wie Schwafelei.<br />
Entscheidend ist, ob die Presseinformation einen Nachrichtenwert<br />
hat. Bietet einen aktuellen Anlass an, der die Aufmerksamkeit<br />
weckt. Die P resse arbeitet nach dem Grundsatz: Von hinten wir d<br />
gekürzt. Deswegen gehört das Wichtigste an den Anfang der Pressemitteilung,<br />
am besten in den ersten Satz.<br />
Insgesamt sollte die P ressemitteilung nicht länger als eine DI N-<br />
A4-Seite (25 bis 30 Zeilen) sein und folgende Punkte beachten:<br />
Die Information ist als Pressemitteilung gekennzeichnet.<br />
Alle wichtigen Fragen sind beantwortet (W-Fragen: Wer, was,<br />
wann, wo, wie, warum).<br />
Der Einstieg bzw. der Titel sind prägnant, besser noch<br />
ungewöhnlich und sie können ruhig frech sein.<br />
Es ist deutlich, von wem die Information stammt. Die Kontaktdaten<br />
müssen im Briefkopf genannt sein und der Absender<br />
der Nachricht muss im Text als Quelle auftauchen.<br />
Die Sprache ist schnörkellos und faktenorientiert, die Schlagzeile<br />
klar und aussagekräftig.<br />
Politische Forderungen, Kommentierungen und Wertungen<br />
werden als Zitate eingestreut – im Journalistendeutsch O-Ton<br />
genannt. Die/Der O-Ton-Geber(in), die/der in der Pressemitteilung<br />
auftaucht, sollte auch für Interviews bereit stehen.<br />
Bilder werden stärker beachtet als Texte, deswegen ist es<br />
hilfreich, Bildmaterial mitzuliefern oder anzubieten.<br />
Auch die Form ist entscheidend: Benennt die Textlänge („x Zeilen<br />
à y Anschläge“), schr eibt das Datum aus und v ermeidet Zahlenkolonnen.<br />
P ersonen und O-T on-Geber(innen) sollten stets mit<br />
Vor- und Zunamen sowie Funktion genannt werden.<br />
Vor allem für Radio und TV ist es wichtig, gute O-Töne zu haben.<br />
Schreibt also direkt dazu, wer bei eurer Organisation/Gruppe für<br />
Unser Tipp …<br />
Der Aufbau einer P ressemitteilung folgt der F austformel:<br />
interessant statt chronologisch. Also direkt mit dem Wichtigsten<br />
oder einem „Aufmerksamkeitsw ecker“ beginnen. Man<br />
nennt das auch das AHA-Prinzip:<br />
Aufmerksamkeit: interessanter Anfang<br />
Hauptsache: die wichtigsten Informationen<br />
Alles Weitere: Einzelheiten, nähere Umstände<br />
weitere i Interviews I i bereit b i steht h – oder d bietet bi ein i P Pressegespräch ä h<br />
vor oder nach der Aktion an. Dort könnt ihr auch in einer Pressemappe<br />
w eiteres Material – zum Beispiel Hinter grundpapiere –<br />
verteilen. Wichtig ist auch hier eine professionelle Aufbereitung.<br />
Der/die Autor(in) einer solchen Pressemappe muss für die Presse<br />
einen Teil der „Übersetzungsarbeit“ leisten – spr achlich wie<br />
inhaltlich. Dicke P apiere mit wissenschaftlichem Anspruch landen<br />
eher im Papierkorb.<br />
Gute Texte sind Texte, die gelesen werden<br />
Weil sie<br />
verständlich sind und keine Rätsel aufgeben,<br />
Interesse wecken und nicht langweilen,<br />
neugierig machen und nicht abschrecken.<br />
Trennt euch v on akademischer P rosa, v on Bür okratendeutsch<br />
und Or ganisationsjargon. Schr eiben ist schr eiben für ander e.<br />
Behaltet eure potenziellen Leser(innen) im Auge. Geht von praktischen<br />
Beispielen aus, lasst Menschen für euer Thema sprechen.<br />
Prüft eure Gliederung und eur e Textdramaturgie: Ist sie logisch<br />
und ohne Brüche?<br />
Und ebenfalls wichtig: Unterstützt die optische Aufmachung<br />
euren Text?<br />
Der Blickfang: Fotos, Bildmaterial und Grafiken<br />
Die Ber eitschaft, aus einer P ressemitteilung einen Beitr ag zu<br />
machen, wächst, wenn der Blickfang mitgeliefert wird. Das können<br />
Fotos oder Gr afi ken sein. Voraussetzung ist pr ofessionelle<br />
Bildqualität. Wenn Amateurinnen oder Amateur e Fotos machen,<br />
gelten (neben den Anfor derungen wie Bildschärfe, Farbrichtigkeit,<br />
Kontrast, ausreichende Auflösung) vier wichtige Regeln:<br />
Unser Tipp …<br />
Gute Schreibende sind Um-Schr eibende. Auch P rofis gelingen<br />
selten auf Anhieb verständliche und interessante Texte<br />
– sie pr oduzieren mehrere Entwürfe, aus denen ein gelungener<br />
Text werden kann. Und manch<strong>mal</strong> muss man sich einfach<br />
auch von einem Text trennen und neu anfangen.<br />
1. So nahe wie möglich heran an das Motiv.<br />
2. Nicht immer in Augenhöhe v on v orn fotogr afi eren, sondern<br />
ungewöhnliche Bildperspektiven suchen.<br />
3. Motive mit Menschen werden gern genommen.<br />
4. Oft ist es attr aktiv, wenn das Bild eine „Geschichte erzählt“,<br />
also eine Handlung zu erkennen ist.<br />
Wenn ihr eurer Presseinformationen Bilder beilegen wollt, sind<br />
außerdem folgende Punkte wichtig:<br />
Papierabzüge mindestens 13 x 18 Zentimeter, farbig, hoch<br />
glänzend.<br />
Zu jedem Motiv eine ausformulierte Bildunterschrift/Bildlegende<br />
mit Copyright-/Urheberangaben auf der Abzug-<br />
Rückseite (aufgeklebt, nicht mit Kugelschreiber).<br />
Digitalfassungen auf CD-ROM oder als Datei zum Herunterladen.<br />
Die Bildlegende wird als Textdatei hinzugefügt.<br />
Kontaktpflege: Der richtige Umgang mit der Presse<br />
Damit P ressearbeit langfristig erfolgr eich ist, solltet ihr euch<br />
über den Tag hinaus als K ommunikationspartner(innen) verstehen.<br />
Nicht die Masse macht’s – lieber weniger, dafür informatives<br />
Material. Ein guter Dr aht zu Journalist(inn)en sor gt dafür, dass<br />
den eigenen P ressemitteilungen mehr Beachtung geschenkt<br />
wird. R uft ruhig <strong>mal</strong> in der R edaktion an und v ereinbart einen<br />
Besuch oder ein Redaktionsgespräch. Keine Lokalredaktion wird<br />
ein solches Angebot ablehnen, sondern sich eher über das Angebot<br />
freuen.<br />
Unser Tipp …<br />
Bietet Informationen an und pflegt Kontakte auch dann,<br />
wenn es nichts K onkretes zu bespr echen gibt. Umso höher<br />
ist die Wahrscheinlichkeit, dass ihr als E xpert(inn)en für<br />
Interviews herangezogen und als medienkompetent wahrgenommen<br />
werdet.<br />
Last but not least: die Auswertung<br />
Beobachtet kontinuierlich eur e lokalen Medien – auch um zu<br />
checken, ob und wie über eur e Aktionen berichtet wir d. Eine<br />
regel mäßige Medienauswertung ist wichtig,<br />
um die Besonderheiten einzelner Medien kennen und nutzen<br />
zu lernen (Gibt es eine Jugendseite? Wird über Aktivitäten vor<br />
allem dann berichtet, wenn Lokalprominenz beteiligt ist?),<br />
um ein Gespür für „Themenkonjunkturen“ zu entwickeln<br />
(Werden lokale Initiativen stärker beachtet, wenn ihr Thema<br />
bundesweit in der Diskussion ist?),<br />
für einen Überblick, wer worüber berichtet.<br />
3<br />
Pressearbeit
Zukunftsfahigkeit moglich machen<br />
Hier gibt es Unterstützung für eure Arbeit<br />
Lasst euch in eurem<br />
Engagement unterstutzen<br />
Mit Geld<br />
Das Aktionsgruppenprogramm des Bundesministeriums für<br />
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützt<br />
mit bis zu 510 E uro Aktionen v on Gruppen, auch w enn diese<br />
kein eingetr agener Verein sind. Die Gelder w erden quar talsmäßig<br />
v ergeben, 25 % der beantr agten Aktionskosten muss<br />
die Gruppe selbst tr agen. Der Antr ag sollte mindestens acht<br />
Wochen vor der Aktion bei InWent vorliegen. Mehr Informationen<br />
unter www.inwent.org<br />
Der Bundesverband Deutscher Stiftungen vertritt die Interessen<br />
der S tiftungen in Deutschland gegenüber Öffentlichkeit,<br />
Politik und Verwaltung. Auf der Seite www.stiftungen.org fi ndet<br />
ihr viele Stiftungen mit Kontaktdaten.<br />
Bei der Stiftung Umverteilen gibt es für eingetragene Vereine<br />
einen Topf (AG Dritte Welt – Hier!), mit dem Sachmittel, Honorare,<br />
Publikationen und Veranstaltungen von Basisgruppen<br />
gefördert werden. Besondere Antragsfristen existieren nicht.<br />
Mehr Informationen unter: www.umverteilen.de<br />
Die Stiftung Nord-Süd-Brücken unterstützt ostdeutsche Gruppen.<br />
Hier müssen Antr agsfristen beachtet werden, die ihr bei<br />
der Stiftung erfahrt. Mehr Informationen unter:<br />
www.nord- sued-bruecken.de<br />
Auch der Katholische Fonds vergibt Gelder an Aktionsgruppen,<br />
Gemeinden usw . für Seminar e, Aktionen und P ublikationen.<br />
Die Anträge für kleine Aktionen (bis 1.500 E uro) müssen spätestens<br />
Mitte des Vormonats v or P rojektbeginn eingetr offen<br />
sein. Mehr Informationen unter: www.katholischer-fonds.de<br />
Der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) fördert entwicklungspolitische<br />
Bildungsarbeit in Deutschland. E ure Unterlagen<br />
sollten mindestens sechs Wochen vor Beginn der Aktion<br />
beim EED eintreffen. Mehr Informationen unter www.eed.de<br />
Eine sehr gute Übersicht zu Fördermöglichkeiten für Vorhaben<br />
im Umwelt- und Eine-Welt-Bereich fi ndet ihr unter:<br />
www.mehrmoeglichmachen.de<br />
Mit Informationen,<br />
Materialien,<br />
Referent(inn)en und un Filmen<br />
Informations- und Arbeitsmaterialien für eur e Arbeit gibt es bei<br />
den bereits aufgeführten Organisationen. Weitere gute Informationsquellen<br />
sind Ministerien z. B. das B MZ (www.bmz.de) oder<br />
das B MU ( www.bmu.de), die Bundesz entrale für politische Bildung<br />
( www.bpb.de), die entwicklungspolitischen Landesnetzwerke<br />
( www.agl-einewelt.de), das F orum Umw elt und Entwicklung<br />
( www.forumue.de), die kir chlichen Entwicklungsdienste<br />
u.v.m.<br />
Beim Deutschen Entwicklungsdienst ( www.ded.de) könnt ihr im<br />
Rahmen des P rogramms „Bildung trifft Entwicklung“ ehe<strong>mal</strong>ige<br />
Entwicklungshelfer(innen) als R eferent(inn)en zu eur en Veranstaltungen<br />
einladen.<br />
Bei den E vangelischen Medienzentralen könnt ihr Filme zu v erschiedenen<br />
Themen ausleihen. Adressen fi ndet ihr unter:<br />
www.evangelische-medienzentralen.de<br />
Dieses Heft ist Bestandteil der Publikation „<strong>Mach</strong> <strong>mal</strong> Zukunft“<br />
– Die Aktionsmappe für die Jugendarbeit zur Studie<br />
„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />
Herausgeber:<br />
Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland (aej),<br />
BUNDjugend, Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst e.V.<br />
Hannover, Berlin, Stuttgart, Bonn 2009<br />
Redaktion dieses Heftes:<br />
Katja Breyer (EED)<br />
Internet:<br />
www.evangelische-jugend.de<br />
www.bundjugend.de<br />
www.brot-fuer-die-welt.de<br />
www.eed.de<br />
www.zukunftsfaehiges-deutschland.de<br />
Zukunft fair teilen<br />
Gestaltung: www.dieprojektoren.de Art. Nr. 117110030
BESSER – ANDERS – WENIGER<br />
<strong>Mach</strong> <strong>mal</strong><br />
Zukunft!<br />
>> Das Aktionsheft 8 für die Jugendarbeit zur Studie<br />
„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />
Bevor wir euch mit einem Blick aus unser en Zeitfenstern<br />
in da s Jahr 2022 entführ en, möcht en wir euch einen<br />
Aktionstipp geben, mit dem ihr eur e direkte Umgebung auf<br />
Zukunftsfähigkeit überprüfen und auch einen K urswechsel<br />
an einigen Stellen anstoßen könnt. >><br />
„Wo kämen wir hin, w enn alle sagten, wo kämen wir<br />
hin und niemand ginge, um ein<strong>mal</strong> zu schauen, wohin<br />
man käme, wenn man ginge.“<br />
Kurt Marti, Schweizer Theologe und Schriftsteller
1 www.footprint.at<br />
Aktionstipp<br />
ZUKUNFT ANFANGEN – „BESSER – ANDERS – WENIGER“!<br />
Warum?<br />
Vor Ort prüfen, wie es um die „Zukunftsfähigkeit“ eurer Gemeinde,<br />
Schule, Uni, Betrieb, Kommune steht.<br />
Zeigt, dass es „Besser – Anders – Weniger“ geht.<br />
Eigenes Zukunftsprojekt anfangen und Verantwortliche wie<br />
Pfarrer(in), Direktor(in), Gemeindekirchenrat, Stadtrat u. a.<br />
einbinden.<br />
Wie anfangen?<br />
Ihr solltet euch im Vorfeld der Aktion mit dem Thema beschäftigt<br />
haben, da Hintergrundwissen zu ausgewählten Inhalten wie Energie,<br />
Konsum notwendig ist („Man sieht nur, was man weiß.“).<br />
Ein Einstieg kann z. B. die Berechnung eures „ökologischen Fußabdrucks“<br />
sein. Mit dessen Hilfe w erden die übermäßige Umweltnutzung<br />
und die dafür besonders auschlaggebenden F aktoren<br />
sehr deutlich. 1<br />
Wer macht´s?<br />
5–30 Personen<br />
Wie teuer?<br />
Geringe Kosten<br />
Womit?<br />
➜ Stifte<br />
➜ Große Pappen oder Plakate<br />
➜ Foto- oder Videokameras<br />
Wie lange?<br />
Wer<br />
wie<br />
womit<br />
Je nach Thema und Zeit, die ihr investieren könnt.<br />
So geht´s: ´<br />
Wählt euch ein Thema oder einen Or t/eine Einrichtung aus, die<br />
ihr auf ihre „Zukunftsfähigkeit“ untersuchen wollt und wo ihr ein<br />
„Besser – Anders – Weniger“ realisieren möchtet, z. B.<br />
den Konsum in eurer Kommune,<br />
den Klimaschutz in eur er Kirchengemeinde, Schule, Uni oder<br />
eurem Betrieb.<br />
Die Auswahl eines Bereiches kann mit einem Brainstorming und<br />
anschließender Bew ertung (W as ist für euch das Wichtigste?)<br />
erreicht werden.<br />
Sammelt nun weitere Informationen zu eurem gewählten Thema<br />
bzw. Ort/Einrichtung und bearbeitet dabei folgende Punkte:<br />
1. Warum bzw. was ist daran nicht zukunftsfähig? Welche Folgen,<br />
Ursachen hat das?<br />
2. Wer ist daran beteiligt, wer sind die Akteure?<br />
3. Worauf könnt ihr Einfl uss nehmen? Wo bedarf es Änderungen<br />
im politischen Bereich?<br />
Warum ist die Formel „Besser – Anders – Weniger“ so wichtig, um<br />
die Probleme zu lösen? Wie würde Deutschland, eure Kommune,<br />
euer Zuhause aussehen, wenn „Besser – Anders – Weniger“ realisiert<br />
wird wir d, z.B. bei der Energienutzung und -erzeugung<br />
(Strom), Ernährung und Landwirtschaft, Urlaub?<br />
In der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten<br />
Welt“ fi ndet ihr dazu Informationen, z. B. in folgenden Kapiteln:<br />
Klimachaos, Peak Oil und die Krise der Biodiversität, S.34–62<br />
Eine Welt mit Nachholbedarf, S.63–90<br />
Deutschland im Weltumweltraum, S.115–156<br />
Ökologischer Wohlstand, S.216–249 – hier wird die Faustformel<br />
„Besser – Anders – Weniger“ erläutert!<br />
Basis wechseln: Auf Solarwirtschaft umsteigen, S. 306–334<br />
Überfl üssig machen: Von den Chancen der Ressourceneffi<br />
zienz, S. 335–364<br />
Kreisläufe schließen: Die Renaissance der Regionen, S. 395–426<br />
Engagement E<br />
vor Ort, S. 539–600<br />
Komprimiert Kom fi ndet ihr die Informationen in der K urzfassung der<br />
Studie: Stu „W egmarken für einen K urswechsel“ (Do wnload bzw .<br />
Bestellung Bes bei den Her ausgebern so wie unter www .zukunftsfaehiges-deutschland.de).<br />
fae<br />
Viele Vie Informationen findet ihr im Internet. Ihr könnt auch<br />
Expert(inn)en Exp einladen, die euch dabei helfen und euch wichtige<br />
Informationen Info geben können, z. B. vom kirchlichen Entwicklungsdienst,<br />
die der kir chlichen Umw eltarbeit, der B UNDJugend, Umw eltzentren,<br />
zen „Eine Welt“-Initiativen, Verbraucherzentrale o. ä.<br />
„Besser „B – Anders – Weniger“<br />
BBesser<br />
= Dematerialisierung = Effi zienz = höher er Ertrag bei<br />
geringerem g Aufwand: Effi zienz strebt nach einem geringer en<br />
Einsatz E von Stoffen und Energie pro Ware oder Dienstleistung<br />
und u damit nach einem geringer en Natur verbrauch. Das geschieht<br />
dur ch v erbesserte Technik und Or ganisation, also<br />
durch Einsparung, Wiederverwendung, Abfallvermeidung, den<br />
Einsatz erneuerbarer Energie usw.<br />
Anders = Natur verträglichkeit = K onsistenz = Mit der Natur<br />
wirtschaften: Der Ansatz sieht die Natur nicht mehr als Werkzeug,<br />
sondern als P artner. P rodukte w erden nicht mit dem<br />
Denkmuster „v on der Wiege zur Bahr e“, sondern „v on der<br />
Wiege zur Wiege“ konzipiert und hergestellt. Produkte sollten<br />
sich entweder in den natürlichen Kr eislauf integrieren lassen<br />
oder zumindest innerhalb geschlossener technischer Kreisläufe<br />
zirkulier en. In solchen intelligenten S ystemen w erden die<br />
Überreste der einen P roduktion zum Ausgangsmaterial der<br />
nächsten. Ökolandbau oder erneuerbar e Ener gien sind Beispiele<br />
dafür.<br />
„Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht<br />
mehr salzt, womit soll man salz en? Es ist zu nichts<br />
mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es<br />
von den Leuten zertreten.“<br />
Matthäus 5,13<br />
Weniger = Selbstbegr enzung = Suffi zienz = Maßhalten: Es<br />
geht darum, dass wir unser e Nachfr age nach Gütern und<br />
Dienstleistungen und damit nach R essourcen r eduzieren, in<br />
dem wir unser Verhalten, unser en Lebensstil ändern. Es bedeutet<br />
ein Nachdenken über das, was Wohlstand ist, was ein<br />
gelingendes L eben ausmacht und wie viele Güter ich dafür<br />
benötige.<br />
Zeigt jetzt auf, wie „Besser – Anders – Weniger“ realisiert werden<br />
kann, z. B. Energieverwendung in der Kirchengemeinde, Konsum<br />
bei euch zu Hause, der nächste Gruppenausfl ug, euer Urlaub mit<br />
Freunden oder der Familie.<br />
Erstellt eine Liste mit relevanten Handlungsbereichen und den<br />
Rubriken „Besser – Anders – Weniger“. Erkundet und erforscht,<br />
wie es anders gehen kann.<br />
Ihr könnt euch dabei auch in Kleingruppen aufteilen und in den<br />
Gruppen ein spezielles Thema erarbeiten, z. B. Küche, Ener gienutzung,<br />
Gestaltung von Freizeiten.<br />
Nehmt euch einen Notizblock, S tift, vielleicht auch eine K amera<br />
und geht los. Schr eibt auf und haltet fest, was „Besser – Anders<br />
– Weniger“ gestaltet werden kann, z. B. das Essen in der K antine<br />
bzw. Mensa, das Angebot an R eisen bei einem R eisebüro in eurem<br />
Ort, die Versorgung auf dem Stadtfest, der Grillabend mit<br />
Freunden, der Betrieb des Kopierers, das Verkehrskonzept eurer<br />
Kommune. S tellt diese Er gebnisse in einer Tabelle zusammen.<br />
Notiert darin, in welchem Handlungsfeld was getan werden kann.<br />
Dabei können/müssen nicht bei jedem Handlungsfeld alle drei<br />
Punkte berücksichtigt werden.<br />
Beispiel: „Energieverwendung in der Kirchengemeinde“<br />
Beim Thema Energieverwendung in der Kir chengemeinde könnt<br />
ihr z. B. folgenden Fragen nachgehen:<br />
1. Besser: Wie effi zient wird Strom und Wärme genutzt, gibt es<br />
z. B. Steckerleisten, Energiesparlampen oder wird die Heizung<br />
bedarfsreguliert? Wie warm ist es im Gruppenzimmer? Wie erfolgt<br />
die Anreise zu Gottesdiensten, Gruppentreffen, Freizeiten<br />
– mit dem Auto, Bus oder Bahn? Gibt es gute Möglichkeiten mit<br />
dem F ahrrad zu kommen? Wo w erden R essourcen (Ener gie,<br />
Wasser, Papier, Lebensmittel) verschwendet? Was kann eingespart<br />
werden? Stehen die Fenster lange offen?<br />
2. Anders: Wird Ökostr om bez ogen? Wird R ecyclingpapier, biofairer<br />
Kaffee/Tee verwendet? Ist das Essen auf Gemeindefesten<br />
klimafr eundlich (ökologische P rodukte, r egional, w enig<br />
Fleisch)? Werden F reizeiten umw eltfreundlich v eranstaltet?<br />
Wieviel Müll entsteht bei euch?<br />
3. Weniger: Wie kann das nächste Gemeindefest mit weniger<br />
Materialaufwand trotzdem gut gefeiert werden? Brauchen wir<br />
z. B. Orangensaft?<br />
Checkliste „Zukunft – Kirchengemeinde“<br />
Handlungsbereich<br />
Beleuchtung<br />
Besser!<br />
Wie können wir<br />
einen höheren<br />
Ertrag bei geringerem<br />
Auf wand<br />
erreichen?<br />
Energiesparlampen,<br />
Lampen<br />
anders ausrichten<br />
(Lichtausbeute<br />
erhöhen)<br />
Wärme Reduzierung der<br />
Raumtemperatur,<br />
Stoßlüften<br />
Freizeiten Bus oder Bahn<br />
statt Auto oder<br />
Flugzeug<br />
Küche Welche Kühlschränke<br />
bzw.<br />
Heizplatten sind<br />
überfl üssig?<br />
Wieviel Essen wird<br />
weggeworfen?<br />
Anders!<br />
Wie können wir<br />
mit der Natur<br />
wirtschaften?<br />
Weniger!<br />
Brauchen wir<br />
das?<br />
Ökostrom Muss der Kirch -<br />
turm nachts<br />
beleuchtet sein?<br />
Ist Erdwärmenutzung<br />
oder Biomasseheizung<br />
möglich? Kann die<br />
Gemeinde an ein<br />
lokales BHKW<br />
angeschlossen<br />
werden?<br />
Können wir uns<br />
mit ökologisch<br />
erzeugten<br />
Nahrungsmitteln<br />
verpfl egen?<br />
Werden öko-faire<br />
Produkte angeboten?<br />
Muss es sein,<br />
dass der Gottesdienst<br />
im Winter<br />
in der Kirche<br />
stattfi ndet?<br />
Muss das Ziel für<br />
die Freizeit so weit<br />
weg sein? Kann es<br />
nicht ein Ziel in<br />
der Nähe sein?<br />
Müssen es die<br />
hoch verarbeiteten<br />
Produkte bzw.<br />
die Bananen sein?<br />
Oder geht es auch<br />
einfacher?<br />
Diskutiert in der Kleingruppe, was ihr gefunden habt und stellt es<br />
so zusammen, dass es für die ander en nachvollziehbar ist. Zeigt<br />
eure Er gebnisse dann den ander en Gruppen. Wer hat was herausgefunden?<br />
Entscheidet, w elche P unkte euch besonders<br />
wichtig sind, die „Besser – Anders – Weniger“ werden müssen, die<br />
ihr mit den verantwortlichen Akteur(inn)en besprechen wollt und<br />
die ihr auch selbst ändern wollt. Lasst die einen P unkte aber<br />
nicht links liegen, sondern nehmt sie in einen „Nicht- Zukunft-<br />
Speicher“ auf, um sie später zu bearbeiten.<br />
Um ander e zu informier en, könnt ihr eine (F oto)-Ausstellung<br />
Zukunft anfangen – „Besser – Anders – Weniger“ zu euren Ergebnissen<br />
gestalten. Fokussiert diese dabei auf die euch wichtigsten<br />
Handlungspunkte. Denn eine Fülle erschlägt die, die ihr err eichen<br />
wollt.<br />
Stellt an einem Aktionstag eur e F otos mit kurz en erklär enden<br />
Texten aus, z. B. am Sonntag zum Gottesdienst – hängt sie z. B.<br />
an die große Linde vor dem Pfarrhaus, an den Zaun oder die Kir -<br />
chenmauer. Z eigt und erklär t den Gemeindemitgliedern nach<br />
dem Gottesdienst die Ausstellung und sagt ihnen, was sich eurer<br />
Meinung nach ändern muss.<br />
Oder nutzt in der S tadt Or te wie die Einkaufspassage, den<br />
Bahnhof oder das R athaus für eur e Präsentation. Spannt z. B.<br />
Wäscheleinen auf und hängt eur e Er gebnisse mit Klammern<br />
3<br />
Aktionstipps
Aktionstipps<br />
daran oder befestigt die Bilder auf dem Boden, so dass sie die<br />
Form eines Fußabdrucks ergeben. So werdet ihr am Shopping-<br />
Sonnabend sicher mit vielen Menschen ins Gespräch kommen.<br />
Positiver Abschluss einer solchen Ausstellung kann ein Bild mit<br />
Blick in die Zukunft sein, ein „Z eitfenster“. Erstellt dafür eine<br />
Collage, die z eigt, wie sich was v erändert hat, w enn das L eitprinzip<br />
„Besser – Anders – Weniger“ realisiert ist .<br />
Wie kann euer „Besser – Anders – Weniger“ – Ort in Zukunft aussehen,<br />
wenn z. B.:<br />
die Energieversorgung auf solarer Basis beruht,<br />
es nur noch öffentliche Verkehrsmittel in der Kommune gibt,<br />
die Preise der Produkte ökologische und soziale Kosten<br />
beinhalten,<br />
Unser Tipp …<br />
Ihr könnt aus den Bildern auch eine P ressemitteilung,<br />
Präsentation oder Internetseite erstellen, die ihr<br />
dann den Verantwortlichen zukommen lasst und ihnen<br />
zeigt. Videospots sind natürlich auch geeignet.<br />
das Statussymbol nicht das Auto, sondern der energiesparendste<br />
Haushalt ist,<br />
Geld nur noch in klimaschonende Projekte investiert werden<br />
darf,<br />
Politiker(innen) abtreten müssen, wenn z. B. die Klimaschutzziele<br />
verfehlt werden,<br />
der/die zehn Tage mehr Ferien oder Urlaub erhält, wenn sie<br />
zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Zug unterwegs sind,<br />
alle Menschen 30 Stunden in der Woche arbeiten,<br />
Unser Tipp …<br />
Versucht das Zukunftsbild im Internet oder in eur er<br />
Lokalpresse zu veröffentlichen. Ihr könnt auch reale Fenster<br />
(z. B. in der Schule, Gemeindehaus oder im R athaus)<br />
in „Zukunftsfenster“ v erwandeln. Beklebt sie mit eur en<br />
Collagen oder Zeichnungen aus der Zukunft 2022.<br />
jede und jeder eine fi nanzielle Grundsicherung erhält und darüber<br />
hinaus arbeiten oder sich ehrenamtlich engagieren kann,<br />
Unternehmen, die gegen Menschenrechte und Umweltschutz<br />
verstoßen, hohe Strafen an die EU bzw. WTO zahlen müssen.<br />
Wie viel möglich ist, wenn jetzt die richtigen Weichen gestellt<br />
werden, darauf machen die „Zeitfenster 2022“ 2 aufmerksam.<br />
2 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, Frankfurt, 2008<br />
„Die Angst vor einer Zukunft, die wir fürchten, können<br />
wir nur überwinden dur ch Bilder v on einer Zukunft,<br />
die wir wollen.“<br />
Wilhelm Ernst Barkhoff<br />
Damit Zukunft anfangen kann …<br />
Geht nun mit euren Ergebnissen zum Pfarrer(in), Bürgermeister(in),<br />
oder den Abgeordneten und fordert Verbesserungen<br />
ein. Lasst euch einladen in eine Versammlung z. B. des Stadtrates<br />
oder Gemeindekirche, zeigt ihnen die Handlungsnotw endigkeit<br />
und -dringlichkeit und stellt eur e Ergebnisse vor. Benennt dabei<br />
die aus eur er Sicht wichtigsten Missstände, die behoben bzw .<br />
verbessert werden müssen. (Erwähnt aber ruhig, dass ihr noch<br />
mehr gefunden habt). F ordert Veränderungen ein, z. B. Wechsel<br />
zu einem Ökostr omanbieter, K onsum ökofair er P rodukte in<br />
Schule/Rathaus/Betrieb, Nutzung v on Recyclingpapier, Verbesserung<br />
der Radwege.<br />
Das sagt die Studie:<br />
Der Wandel ist schon im G ange. Er war tet nicht auf<br />
Regierungsbeschlüsse und EU-Richtlinien, er greift Platz durch<br />
große und kleine Initiativen vielerorts in der Gesellschaft.<br />
Fordert die Verantwortlichen auf, sich mit diesen Vorschlägen zu<br />
beschäftigen und einen Plan für der en Umsetzung zu er arbeiten.<br />
Bekundet eure Unterstützung, an einer Lösung aktiv mitzuarbeiten,<br />
damit diese am Ende auch r ealisiert wird. So kann z. B. eure<br />
Kirchengemeinde beschließen, den „Grünen Hahn/Grünen Gockel“<br />
einzuführen. Mit dem S ystem können Schritt für Schritt die<br />
Umweltbelastungen v erringert w erden (W eitere Informationen<br />
z. B. unter www.kirum.org bzw. www.gruener-hahn.net).<br />
Da könnt ihr mitmachen und euer eigenes Zukunftspr ojekt realisieren,<br />
z. B. dafür sorgen, dass nur noch Fairer Kaffee getrunken<br />
oder beim nächsten Gemeindefest nicht Wegwerfgeschirr v erwendet<br />
wir d. Sucht dafür Gleichgesinnte, w eil es gemeinsam<br />
besser geht. Plant gemeinsam die Umsetzung und erstellt dazu<br />
einen Plan entlang der Fragen:<br />
Was möchtet ihr err eichen und warum? Wer macht was? Bis<br />
wann? Mit wem? Was brauchen wir? Wer muss uns unterstützen?<br />
Und dann bringt das Vorhaben ins Rollen, auch wenn die anderen<br />
sich nicht bewegen! <strong>Mach</strong>t eure Aktivitäten bekannt, z. B. auf der<br />
Homepage der Gemeinde, im Kirchenblatt, in der Zeitung, im Radio<br />
oder Lokalfernsehen.<br />
Überlegt euch dabei auch pfi ffi ge Aktionen, um ander e für ein<br />
Mitmachen zu gewinnen. So könntet ihr in der Küche einen Koch-<br />
oder Snackwettbewerb organisieren, z. B. unter dem Titel „Neue<br />
Rezepte br aucht das Land“ oder „Die dr ei Zutaten: Besser –<br />
Anders – Weniger“.<br />
„Nur w er die Zukunft im Vorausgriff erfi ndet, kann<br />
hoffen, sie wirksam zu beeinfl ussen.“<br />
Robert Jungk<br />
Zeitfenster der Studie<br />
EIN BLICK IN DAS JAHR 2022<br />
Deutsche essen weniger Fleisch – Weniger<br />
Der heute v eröffentlichte Jahr esbericht des Deutschen<br />
Fleischer verbandes bestätigt, was wir eigentlich schon seit<br />
vielen Jahren wissen: Die einstige Fleischnation Deutschland<br />
isst immer w eniger tierische Nahrungsmittel. P ro Kopf werden<br />
durchschnittlich 500 Gramm pro Woche verzehrt.<br />
So entspricht der heutige Fleischkonsum erst<strong>mal</strong>s seit 1950<br />
wieder den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für<br />
Ernährung v on 300 bis 600 Gr amm Fleisch- und Wurstverzehr<br />
pro Woche.<br />
Ein- bis zw ei<strong>mal</strong> pro Woche Fleisch auf den Tisch: Was für<br />
uns heute ganz nor<strong>mal</strong> klingt, war vor 15 Jahr en noch für<br />
viele unv orstellbar. „Die Bundesbür ger aßen 2006 dur chschnittlich<br />
1100 Gr amm Fleisch pr o Woche“, erinner t sich<br />
Sebastian Schnittiger vom Bundesforschungsinstitut für Er -<br />
nährung und L ebensmittel. Über 60 P rozent der insgesamt<br />
17,4 Millionen Hektar landwir tschaftliche Nutz fl äche in<br />
Deutschland war en da<strong>mal</strong>s dur ch den F uttermittelanbau<br />
besetzt – 1,5 Millionen zudem im Ausland; v or allem durch<br />
Importe von Ölkuchen und -schroten für Kraftfutter und Gefl<br />
ügel.<br />
Nach Schätzungen des Bundesministeriums für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Verbraucherschutz (B MELV) hat die<br />
Halbierung des K onsums tierischer Nahrungsmittel in<br />
Deutschland im Vergleich zu 2006 über fünf Millionen Hektar<br />
landwirtschaftliche Fläche für den ökologischen Landbau<br />
freigeräumt. Außerdem kann Deutschland nun alle noch benötigten<br />
Futtermittel im Inland an bauen. Doch die Auseinandersetzung<br />
mit den eingefl eischten Essgewohnheiten war<br />
kein einfacher Weg.<br />
Die Erfolgs story begann mit einer K ampagne, initiier t v on<br />
einer Allianz aus über 40 Akteuren aus den Bereichen Umwelt,<br />
Entwicklungszusammenarbeit, Gesundheit und Landbau,<br />
die für einen fl eischärmeren Lebensstil warben. Plötzlich<br />
präsentier ten sich beliebte P rominente als Anhänger<br />
eines fl eischarmen L ebensstils. Dann spr angen S tarköche<br />
wie Jamie O liver und Tim Mälzer auf und machten in ihr en<br />
Fernsehsendungen und Büchern v or, wie man mit w enig<br />
Fleisch ebenso schmack hafte Gerichte zuber eiten kann.<br />
2012 beschloss die Bundesregierung einen mutigen Aktionsplan<br />
Umwelt und Gesundheit. S tatt industrieller Fleischproduktion<br />
wurden fortan ökologisch wirtschaftende Bauernhöfe<br />
geför dert, und die nichtar tgerechte Massentierhaltung<br />
wurde Schritt für Schritt v erboten. Das erhöhte zwar den<br />
Preis von Fleisch, die Mehrkosten ließen sich jedoch durch<br />
die verringerten Fleischverzehr ausgleichen.<br />
Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 574.<br />
5
Zeitfenster Jahr 2022<br />
Moderate Mo Mobilisierung – Besser<br />
Umweltschonende Um<br />
Fahrzeuge haben einen bislang in Deutschland<br />
la lan beispiellosen Erfolgskurs eingeschlagen. Was noch bis<br />
vor vo vor zehn Jahren unumkehrbarer Trend zu sein schien, hat sich<br />
heute he heu in das Gegenteil gewandelt: Statt immer größerer Autos<br />
mit mi mit immer mehr PS und Ener giebedarf bestimmen heute<br />
smarte sm PKWs mit weniger Masse, weniger Leistung und weniger<br />
ge ger Verbrauch das deutsche S traßenbild. Nahezu 70 P rozent<br />
aller al alle le F ahrzeuge in Deutschland stellen kleiner e Typen mit<br />
durchschnittlich du dur<br />
30 PS und einem Verbrauch von drei Litern<br />
Diesel Di Die auf 100 Kilometer, weitere 20 Prozent sind mittlere<br />
Typen T TTyp<br />
yp mit 40 PS und vier Litern Verbrauch und nur noch zehn<br />
Prozent Pr Pro größere mit 50 PS und fünf Litern.<br />
Vorangegangen Vo Vor<br />
war diesem bemerkenswerten Fortschritt ein<br />
in der Geschichte bislang ein<strong>mal</strong>iger Ansehensv erlust der<br />
großen gr gro Autokonzerne bei K unden wie Anlegern: Die K unden<br />
hatten ha hat immer weniger daran geglaubt, dass die Autoindustrie<br />
die di die ökologische Inno vationsträgerin ist, wie sie es jahr elang<br />
behauptet hatte; bei den Anlegern war die Reputation gesunken,<br />
weil immer deutlicher wur de, dass global agier ende Unternehmen,<br />
die für den Weltmarkt keine v erbrauchsarmen<br />
PKWs anbieten, auf Dauer keinen Erfolg haben.<br />
Vor diesem Hinter grund star tete eine ausgeprägte Inno vationsoffensive,<br />
die im Jahr 2015 ihren Höhepunkt erreichte. Mit<br />
der bereits bis dahin erreichten Technik im Fahrzeug- und<br />
Motorenbau und weiteren Verbesserungen konnte sukzessive<br />
die gesamte Autofl otte so umgerüstet w erden, dass Energieverbrauch<br />
und Emissionen mit dem Jahr 2021 im Z ehnjahresvergleich<br />
nahezu halbier t wur den. Die seit 2011 massiv en<br />
staatlichen Maßnahmen wie die Einführung des Tempolimits<br />
und der C O 2-basierten Kfz-S teuer taten ein Übriges: Tempo<br />
120 auf deutschen Autobahnen br achte v ergangenes Jahr<br />
mehr als zwei Millionen Tonnen CO 2 weniger und lässt zudem<br />
250 PS heute ziemlich unsinnig erscheinen. Insofern kommt<br />
der gestrige Kabinettsbeschluss kaum überraschend, wonach<br />
PKWs zukünftig baubedingt nicht schneller als 120 km/h fahren<br />
dürfen.<br />
Auch die Werbung hat ihr en Anteil am Dur chbruch der umweltschonenden<br />
Autos: Setzten die Spots noch v or zehn Jahren<br />
auf Power und große Autos, so zelebrieren heute „S<strong>mal</strong>l is<br />
beautiful“-Kampagnen den cleveren Kleinwagen, der nur das<br />
an Energie verbraucht, was er wirklich benötigt. „Meine per -<br />
sönliche Mobilität sehe ich in keiner Weise eingeschränkt“,<br />
sagt Autofahrerin Clara S. (37), „im Gegenteil: ich konnte mir<br />
meinen BMW 0.5er sogar einfacher leisten, fühlte mich beim<br />
Kauf gut und schaffe damit immer noch pr oblemlos die Autobahnhöchstgeschwindigkeit.<br />
Am Ende br auche ich ihn auch<br />
immer w eniger, w eil inzwischen ja nahezu in allen Ecken<br />
Deutschlands diese öffentlich v erfügbaren MobiCars zur Verfügung<br />
stehen.“<br />
Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 240.<br />
Ökologischer Landbau überschreitet<br />
die 40-Prozent-Marke – Anders<br />
Nach inzwischen sieben E U-Aktionsplänen für ökologische<br />
Landwirtschaft in Folge überschreitet der ökologische Landbau<br />
in diesem Jahr in Deutschland erst<strong>mal</strong>ig die 40-P rozent-Marke.<br />
Maßgeblich dafür war, dass es seit 2012 jährlich nationale Aktionspläne<br />
mit klar en Zielen und Z eitplänen gab. Auch die Umstellungs-<br />
und Beibehaltungszahlungen, die Landwir ten den<br />
Übergang in die ökologische Landwir tschaft erleichtern, sind<br />
seit 2010 drastisch erhöht worden.<br />
Anfangs hatten nur fünf Bundesländer v on diesen Möglichkeiten<br />
Gebr auch gemacht, inzwischen beteiligen sich alle<br />
Bundesländer daran. Heute wirtschaften fast 80.000 deutsche<br />
Betriebe ökologisch und der Umsatz mit Öko-P rodukten<br />
erreicht bei einer Wachstumsrate von 15 Prozent einen Jahresumsatz<br />
von rund 20 Milliarden Euro.<br />
Aus dem einstigen Nischensegment Bio ist S tandard geworden,<br />
wobei die P reise infolge der br eiten Produktion auf ein für fast<br />
alle bezahlbar es Niv eau gesunken sind. K aum ein R estaurant<br />
kommt mehr ohne eine Biospalte auf der Speisekar te aus. „Aus<br />
heutiger Sicht erscheint es unzumutbar, dass Patienten noch vor<br />
15 Jahren in deutschen Krankenhäusern durchweg chemisch behandelte<br />
L ebensmittel zu essen bekamen“, erinner t sich ein<br />
Bio Bio<br />
Bio Bio<br />
Vo<br />
Vo<br />
Vollmilch<br />
Vollmilch<br />
VV llmi<br />
Berliner Krankenhausleiter in der Z DF-Sendung „Öko und fair“.<br />
Neben der erhöhten L ebensmittelsicherheit wur de mit diesem<br />
Durchbruch gleich ein ganzes Bündel an weiteren gesellschaftlichen<br />
Zielen err eicht. Aufgrund der w eitgehend geschlossenen<br />
Betriebskreisläufe, des Verzichts auf chemisch-synthetische<br />
Pfl anzenschutz- und Düngemittel, des geringer en Tierbesatzes<br />
sowie einer nachhaltiger en Bodenbearbeitung konnten bedeutende<br />
Beiträge zum Umwelt- und Klimaschutz geleistet werden.<br />
Allein die Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft sind um<br />
etwa 60 Prozent gegenüber der Zeit vor 2012 zurückgegangen. Die<br />
Verluste an Ar tenvielfalt konnten deutlich gebr emst werden. Seit<br />
2015 werden alle Tiere artgerecht im Auslauf und auf Stroh gehalten,<br />
Leistungsförderer im Futter sind gesetzlich verboten.<br />
Durch die arbeitsintensiv e P roduktion entstanden seit 2012<br />
jährlich mehr als 20.000 neue Arbeitsplätz e in der Landwir tschaft.<br />
Ein Ende der Erfolgsstory ist bislang nicht abzusehen. Im<br />
Gegenteil, zw ei w eitere Bundesländer sind nach den gr oßen<br />
Genmais-Skandalen von 2013 und 2017 dem Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns<br />
gefolgt, haben Ökolandbau fl ächendeckend<br />
eingeführt und r eihen sich damit ebenfalls in den Kr eis<br />
der „Ökologischen Modell regionen“ ein.<br />
Bio Vollmilch<br />
VV llmilch<br />
Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 229.<br />
Bio Vollmilch<br />
Bio Vollmilch<br />
Vo<br />
V<br />
Bio Vollmilch<br />
7<br />
Zeitfenster Jahr 2022<br />
ilchh<br />
Bio Bio Vo Vollmil<br />
VV llmil<br />
Bio Vollm
Notizen<br />
Dieses Heft ist Bestandteil der Publikation „<strong>Mach</strong> <strong>mal</strong> Zukunft“<br />
– Die Aktionsmappe für die Jugendarbeit zur Studie<br />
„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />
Herausgeber:<br />
Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland (aej),<br />
BUNDjugend, Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst e.V.<br />
Hannover, Berlin, Stuttgart, Bonn 2009<br />
Autorin dieses Heftes:<br />
Katja Breyer (EED)<br />
Internet:<br />
www.evangelische-jugend.de<br />
www.bundjugend.de<br />
www.brot-fuer-die-welt.de<br />
www.eed.de<br />
www.zukunftsfaehiges-deutschland.de<br />
Zukunft fair teilen<br />
Gestaltung: www.dieprojektoren.de Art. Nr. 117110030