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Broschüre: "Mach mal Zukunft"

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Evangelischen Jugend<br />

in Deutschland e.V. (aej)<br />

Otto-Brenner-Straße 9<br />

30159 Hannover<br />

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www.brot-fuer-die-welt.de<br />

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Entwicklungsdienst e.V.<br />

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Gestaltung:<br />

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Druck:<br />

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Innovationsgesellschaft mbH.<br />

Hannover, Berlin, Bonn,<br />

Stuttgart, 2009<br />

Zukunft fair teilen<br />

Herausgeber:<br />

BUNDjugend<br />

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10179 Berlin<br />

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bundjugend@bund.net<br />

www.bundjugend.de<br />

Arbeitsgemeinschaft A<br />

der evangelischen Jugend in<br />

Deutschland (aej), BUNDjugend, Brot für die Welt,<br />

Evangelischer Entwicklungsdienst e.V.<br />

Internet:<br />

www.evangelische-jugend.de<br />

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www.brot-fuer-die-welt.de<br />

www.eed.de<br />

www.zukunftsfaehiges-deutschland.de<br />

Bildnachweis:<br />

DIE.PROJEKTOREN, Bilder BUNDjugend (Jörg<br />

Farys, www.dieprojektoren.de), Birgit Weindl,<br />

Madeleine Dietz, Fotolia (arnowssr, 2jenn,<br />

Kaarsten, Kseniya Abramova, Ralf Kraft, Scott<br />

Hancock, Marek, Surrender, Ulrich Willmünder,<br />

utfl ytter, Yuri Arcurs, kernel), Pixelio (manwalk,<br />

Rike-mad-max, wrw), photocase (secrets)<br />

Redaktionsteam:<br />

Katja Breyer (verantwortlich), Hans-Heiner Heuser,<br />

Veit V Laser, Johannes Küstner, Gert Sanders, Anke<br />

Schütze<br />

Autor(inn)en:<br />

A<br />

Katja Breyer (EED), Michael Frein (EED), Andreas<br />

Joppich, J Veit Laser (aej), Birgit Weindl<br />

Lektorat:<br />

Andreia A dos Santos, DIE.PROJEKTOREN<br />

Art. Nr. 117110030<br />

<strong>Mach</strong> <strong>mal</strong><br />

Zukunft!<br />

>> Eine Aktionsmappe für die Jugendarbeit zur Studie<br />

„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“


Die Einfuhrung<br />

>> in die Aktionsmappe „<strong>Mach</strong> <strong>mal</strong> Zukunft!“, erstellt für die Jugendarbeit zur<br />

Studie „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />

Einf hrung<br />

WORUM GEHT´S?<br />

in der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland in einer<br />

globalisierten Welt“<br />

DIE AKTIONSMAPPE „MACH MAL ZUKUNFT!“<br />

Ideen zum Mitdenken – Einmischen – Loslegen!<br />

KONSUM – Heft 1<br />

Besser – Anders – Weniger<br />

AKTIONSTIPPS<br />

„NICHTS“ verkaufen<br />

Konsumkritischer Stadtrundgang<br />

SPIELETIPP<br />

Kleidungs-Pferderennen<br />

IHR KÖNNT HANDELN!<br />

Tipps für das eigene Leben<br />

GUTE ARGUMENTE!<br />

Mitmischen – Mitreden<br />

WORUM GEHT´S?<br />

Fakten und Zusammenhänge – in 5 Minuten<br />

ZUM THEMA KONSUM<br />

Ansehen, Informieren, Nachlesen<br />

WELTHANDEL – Heft 2<br />

Gerechte Regeln braucht die Welt<br />

AKTIONSTIPP<br />

Unfaire Sportwettbewerbe<br />

SPIELETIPPS<br />

Unfaire Gesellschaftsspiele<br />

Bamboleo<br />

IHR KÖNNT HANDELN!<br />

Tipps für das eigene Leben<br />

GUTE ARGUMENTE!<br />

Mitmischen – Mitreden<br />

WORUM GEHT´S?<br />

Fakten und Zusammenhänge – in 5 Minuten<br />

ZUM THEMA WELTHANDEL<br />

Ansehen, Informieren, Nachlesen<br />

KLimawandel – Heft 3<br />

Solarparty statt Klimachaos<br />

AKTIONSTIPP<br />

Klima-Walk<br />

Solarparty und Klimacheck<br />

SPIELETIPP<br />

Wen es trifft – Die Folgen des Klimawandels<br />

IHR KÖNNT HANDELN!<br />

Tipps für das eigene Leben<br />

GUTE ARGUMENTE!<br />

Mitmischen – Mitreden<br />

WORUM GEHT´S?<br />

Fakten und Zusammenhänge – in 5 Minuten<br />

ZUM THEMA KLIMAWANDEL<br />

Ansehen, Informieren, Nachlesen<br />

ENERGIERESSOURCEN EN NERGIERESSOURCEN – Heft Heft 4<br />

Wer WWer<br />

bekommt bekommt b kommt was was was vom vom vom Kuchen? Kuc Kuchen?<br />

AKTIONSTIPP<br />

AK KTIONSTIPP<br />

Konfl Ko onfl ikt ikt um um Energieressourcen Energieressourcen – ein ein Geländespiel<br />

Geländespiel ell<br />

SPIELETIPP<br />

SPIELETIPP<br />

Energieverteilungsspiel<br />

Energieverteilungsspiel<br />

IHR IH HR KÖNNT KÖNNT HANDELN! HANDELN!<br />

Tipps Tipps T für für das das eigene eigene Leben Leben<br />

GUTE GUTE G ARGUMENTE!<br />

ARGUMENTE!<br />

Mitmischen Mitmischen – Mitreden Mitreden<br />

WORUM WORUM GEHT´S? GEHT´S?<br />

Fakten Fakten und und Zusammenhänge Zusammenhänge – – in in 5 5 Minuten Minuten<br />

ZUM ZUM THEMA THEMA ENERGIERESSOURCEN<br />

ENERGIERESSOURCEN<br />

Ansehen, Ansehen, A Informieren, Informieren, Nachlesen Nachlesen<br />

ERN ERN HRUNG HRUNG H – Heft Heft 5<br />

Neue Neue Rezepte Rezepte braucht braucht das das Land! Land!<br />

AKTIONSTIPPS<br />

AKTIONSTIPPS<br />

Neue Neue Rezepte Rezepte braucht braucht das das Land Land<br />

Nacht-Mahl<br />

Nacht-Mahl<br />

Über Über den den Tellerrand Tellerrand<br />

Das Das 1x1 1x1 der der Agroenergie<br />

Agroenergie<br />

SPIELETIPP<br />

SPIELETIPP<br />

Fischereiwirtschaft Fischereiwirtschaft – – wenn wenn alle alle zu zu viel viel wollen wollen<br />

und und einige einige noch noch mehr! mehr!<br />

IHR IHR KÖNNT KÖNNT HANDELN! HANDELN!<br />

Tipps Tipps für für das das eigene eigene Leben Leben<br />

GUTE GUTE ARGUMENTE!<br />

ARGUMENTE!<br />

Mitmischen Mitmischen – – Mitreden Mitreden<br />

WORUM WORUM GEHT´S? GEHT´S?<br />

Fakten Fakten und und Zusammenhänge Zusammenhänge – – in in 5 5 Minuten Minuten<br />

ZUM ZUM ZUM THEMA THEMA THEMA ERNÄHRUNG<br />

ERNÄHRUNG<br />

Ansehen, Ansehen, Informieren, Informieren, Nachlesen Nachlesen<br />

Zukunftsf Zukunftsf higkeit higkeit h –<br />

theologisch theologisch –<br />

k nstleriscH nstleriscH –<br />

informativ informativ – Heft Heft 6<br />

THEOLOGISCH<br />

THEOLOGISCH<br />

Anregungen Anregungen für für ein ein Gruppengespräch<br />

Gruppengespräch<br />

KÜNSTLERISCH<br />

KÜNSTLERISCH<br />

<strong>Mach</strong>en <strong>Mach</strong>en – – Schaffen Schaffen – – Gestalten Gestalten mit mit dem dem Material Material Erde Erde<br />

INFORMATIV<br />

INFORMATIV<br />

Podiumsdiskussion Podiumsdiskussion di sdiskussion organisieren<br />

organisieren<br />

organis<br />

service service – Heft Heft 7<br />

Was für fü eure Arbeit Arbeit wichtig wichtig ist ist<br />

MIT ZUKUNFTSFÄHIGKEIT SCHLAGZEILEN MACHEN!<br />

Pressearbeits-ABC<br />

ZUKUNFTSFAHIGKEIT MÖGLICH MACHEN!<br />

Hier gibt es Unterstützung für eure Arbeit<br />

<strong>Mach</strong> <strong>mal</strong> Zukunft! – Heft 8<br />

Besser – Anders – Weniger<br />

AKTIONSTIPP<br />

Zukunft anfangen! – „Besser – Anders – Weniger“!<br />

ZEITFENSTER<br />

Ein Blick in das Jahr 2022<br />

Inhalt Innnnnhaaaaalttttt


Worum geht´s?<br />

IN DER STUDIE „ZUKUNFTSFÄHIGES DEUTSCHLAND<br />

IN EINER GLOBALISIERTEN WELT“<br />

Für eilige Leser(innen)<br />

Anlass für diese Aktions- und Ideensammlung ist die Studie „Zukunftsfähiges<br />

Deutschland in einer globalisierten Welt“ 1 , die im Oktober<br />

2008 erschienen ist. Sie wurde von „Brot für die Welt“, dem<br />

Evangelischen Entwicklungsdienst und dem BUND herausgegeben.<br />

Mit dieser Studie setzen die Herausgeber angesichts von Klimawandel,<br />

Rohstoffknappheit und Ernährungskrise Impulse für die dringend<br />

nötigen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen.<br />

Denn Nachhaltigkeit darf keine Worthülse bleiben und Gerechtigkeit<br />

und Umweltverträglichkeit müssen nicht erst morgen, sondern<br />

schon heute mit konkreten Schritten verwirklicht werden. Besonders<br />

Jugendliche sind angesprochen. Denn sie sind nicht nur die<br />

Betroffenen von unzureichenden politischen und wirtschaftlichen<br />

Weichenstellungen, sondern vor allem auch die Entscheiderinnen<br />

und Entscheider in der Zukunft. Junge Menschen sollen motiviert<br />

und ermutigt werden, kritisch hinzusehen, Fragen zu stellen und<br />

Antworten zu fi nden. Es ist ihr Recht eine lebenswerte Zukunft einzufordern,<br />

sich einzumischen, Handlungsmöglichkeiten zu entdecken<br />

und selbst Verantwortung zu übernehmen.<br />

Mit der hier vorliegenden Aktions- und Ideensammlung sollen vor<br />

allem Jugendliche angesprochen werden, sich für ein zukunftsfähiges<br />

und nachhaltiges Deutschland einzusetzen.<br />

Für Leserinnen und Leser mit mehr Zeit<br />

Warum eine Studie zur Zukunftsfähigkeit? Mit großer Resonanz und<br />

zum Teil heftigen Debatten wurde 1996 die Studie „Zukunftsfähiges<br />

Deutschland“ 2 aufgenommen. Zwölf Jahre später haben sich die<br />

politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen stark verändert,<br />

wie z. B. das rasante Wachstum in den Schwellenländern,<br />

die zunehmende weltweite Verfl echtung der Warenströme.<br />

Der Handlungsbedarf ist angesichts des Klimawandels, des Verlustes<br />

der Artenvielfalt und des Erreichens des peak oil (Ölfördermaximum)<br />

noch dringlicher geworden. Deshalb haben „Brot für die<br />

Welt“, Evangelischer Entwicklungsdienst und BUND eine Nachfolgestudie<br />

„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“ 3<br />

in Auftrag gegeben.<br />

Nachhaltigkeit ist gesellschaftsfähig ...<br />

Der Begriff Nachhaltigkeit ist im Jahr 2008 nicht nur Allgemeingut, er<br />

ist auch salonfähig geworden. Akteure aus Politik, Wirtschaft und<br />

Gesellschaft verwenden ihn, allerdings mit sehr unterschiedlichen<br />

Interessen und Sachkenntnissen. Kaum ein Unternehmen, das nicht<br />

einen Umwelt- oder Nachhaltigkeitsbericht herausgibt und entsprechende<br />

Managementsysteme eingeführt hat.<br />

Die Bundesregierung hat eine Nachhaltigkeitsstrategie erarbeitet<br />

und den „Rat für nachhaltige Entwicklung“ einberufen, der an der<br />

Umsetzung der Strategie mitarbeitet. Rückenwind gibt es von den<br />

Vereinten Nationen, die die Jahre 2005 bis 2014 zur Dekade der Bildung<br />

für nachhaltige Entwicklung ausgerufen haben.<br />

Doch nicht nur der Begriff selbst hat Konjunktur, auch das öffentliche<br />

Bewusstsein hat sich geändert: Al Gore gewinnt mit seinem Film<br />

„Eine unbequeme Wahrheit“ einen Oscar und gemeinsam mit dem<br />

UN-Klimarat (IPCC) 4 2007 den Friedensnobelpreis. Der Absatz von<br />

fair und biologisch gehandelten Produkten steigt. Der Anteil erneuerbarer<br />

Energien bei der Stromproduktion liegt in Deutschland bei<br />

17 %. Hollywoodstars fahren Hybridautos. Selbst die „Bild“-Zeitung<br />

nimmt sich des Klimaschutzes an. Kurz: Nachhaltigkeit ist angesagt,<br />

zumindest, wenn sie nicht stört, in gewohnte Lebensformen passt<br />

und nicht an den bisherigen Wirtschaftsstrukturen kratzt.<br />

Das sagt die Studie:<br />

Seit der 1998er Enquete-Kommission des Bundestags<br />

zum „Schutz der Menschen und der Umwelt“ hat<br />

sich die Rede vom ‚Dreieck der Nachhaltigkeit’ eingebürgert. Sie<br />

fordert, dass wirtschaftliches Wachstum, soziale Sicherheit und<br />

ökologische Verträglichkeit als gleichberechtigte Ziele zu betrachten<br />

seien, die miteinander in Balance zu bringen sind. Doch<br />

diese Gleichstellung verkennt die Absolutheit ökologischer Grenzen<br />

– und auch der Menschenrechte. Deshalb wird eine Politik<br />

der Zukunftsfähigkeit vordringlich die Grenzen der Tragfähigkeit<br />

der Ökosysteme beachten und von dort aus Leitplanken für Wirtschaft<br />

und soziale Sicherheit formulieren … Weder ist er (der<br />

Markt) imstande, den Naturverbrauch auf einem zuträglichen<br />

Niveau zu halten, noch kann er eine faire Verteilung der Güter<br />

unter den Marktteilnehmern und darüber hinaus herstellen. Er ist<br />

blind für die Sache der Ökologie wie auch der Gerechtigkeit.<br />

Deshalb ist es im weiten Sinne die Politik, welche dafür die Regeln<br />

zu setzen hat. Gemeinwohl vor Markt, anders geht es gar<br />

nicht, um ökologischen Leitplanken und fairer Teilhabe gegenüber<br />

dem Ziel der Wettbewerbsfähigkeit Geltung zu verschaffen.<br />

... aber die Gesellschaft nicht nachhaltig<br />

Alle Versuche das Leitbild „Nachhaltigkeit“ durch Begriffsverwässerung<br />

und Selbstbeweihräucherung zum Tarnmantel einer nicht<br />

nachhaltigen Gesellschaft zu machen, können nicht über die Fakten<br />

hinwegtäuschen. Sie zeigen, wie wenig Nachhaltigkeit realisiert<br />

wurde. Fast eine Milliarde Menschen hungern immer noch. Das Artensterben<br />

geht ungemindert weiter und seit dem Jahr 2000 ist die<br />

CO 2-Konzentration in der Atmosphäre vier Mal schneller gestiegen<br />

als im Jahrzehnt davor. Die Dringlichkeit für konsequente Maßnahmen<br />

wächst. Die Berichte des UN-Weltklimarates (IPCC) stellen klar,<br />

dass die Folgen des Klimawandels katastrophal sein werden, wenn<br />

in den nächsten zehn bis 15 Jahren die Trendwende zu konsequentem<br />

Klimaschutz und der Ausstieg aus der fossilen Energiegewinnung<br />

nicht gelingen. Der Klimawandel zerstört bereits heute<br />

Lebens räume, lässt Menschen sterben und untergräbt Entwicklungsmöglichkeiten.<br />

Dieser Trend ist nicht mehr aufzuhalten, aber<br />

die Heftigkeit der Folgen deutlich reduzierbar. Das Platzen der<br />

Finanzblase hat nur einen kleinen Vorgeschmack geliefert, welche<br />

Krisen die Welt erwarten, wenn die Gier nach Geld oder fossilen<br />

Rohstoffen anhält.<br />

1 Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst (Hrsg.): Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten<br />

Welt: Ein Anstoß zur gesellschaftlichen Debatte. Eine Studie des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main<br />

2008. Mehr unter www.zukunftsfaehiges-deutschland.de<br />

2 Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, MISEREOR: Zukunftsfähiges Deutschland – Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung. Birkhäu-<br />

ser Verlag, Basel 1996. 3 Siehe unter 1. 4 www.ipcc.ch<br />

„Der Begriff «nachhaltiges Wachstum» wird von allen verwendet<br />

und von niemandem verstanden. Wer sagt, er handle nachhaltig,<br />

meint meistens, dass er einige nicht nachhaltige Dinge<br />

reduziert. Er verschwendet etwas weniger Energie oder vergiftet<br />

die Meere etwas weniger. Aber das ist noch keine Änderung<br />

der Haltung, die man gegenüber der Natur und gegenüber<br />

anderen Menschen einnimmt.“<br />

Dennis Meadows, US-amerikanischer Ökonom<br />

CO 2-1<br />

Den Gewinnern des Wirtschaftsprozesses stehen immer mehr<br />

Verlierer gegenüber. Wachstum, das auf ökologischen und sozialen<br />

Verlusten beruht, ist „unwirtschaftlich“ und dieses Wachstum ist<br />

nicht mehr die Ausnahme, sondern der Nor<strong>mal</strong>fall.<br />

So häuft die Wachstumsgesellschaft gegenwärtig mehr Kosten als<br />

Nutzen an. Zur Beseitigung dieser Kosten ruft sie wieder nach neuem<br />

Wachstum.<br />

Dieser Teufelskreis bleibt bestehen, weil genug einfl ussreiche<br />

Menschen kurzfristig von diesem unwirtschaftlichen Wachstum profi<br />

tieren, indem sie die Gewinne privatisieren und die Verluste der<br />

Gesellschaft aufbürden und weil die meisten Verluste wie z. B. ausgestorbene<br />

Arten oder klimawandelbedingte Katastrophen in keiner<br />

betriebs- und volkswirtschaftlichen Bilanz auftauchen.<br />

Kettenreaktionen (tipping-points) …<br />

ausgelöst durch den Klimawandel, sind zu erwarten, wenn der Kredit<br />

platzt, den die Industrieländer und zunehmend auch Schwellenländer<br />

bei der Natur nehmen. Doch noch ist Zeit, dies zu vermeiden. Der<br />

Ausstoß von Treibhausgasen muss dafür radikal verringert werden.<br />

Zu dieser Aufgabe haben sich Bundesregierung und die EU mit ehrgeizigen<br />

Zielen bekannt. Aber die Widerstände für konsequenten Klimaschutz<br />

sind riesig, weil es die Grundlagen unseres Wirtschaftssystems<br />

trifft und es auch um viel Einfl uss, <strong>Mach</strong>t und Geld geht. So bleibt es<br />

zu oft bei folgenlosen politischen Absichtserklärungen. Statt Klimaschutz<br />

umzusetzen, werden neue Kohlekraftwerke und Landebahnen<br />

gebaut, Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen nicht durchgesetzt,<br />

energiezehrende Industriezweige weltweit vor der Versteigerung<br />

von Emissionszertifi katen bewahrt, Nachtspeicherheizungen<br />

nicht verboten und Heizpilze strahlen vor vielen Restaurants. Für den<br />

Klimaschutz kann man von einem glücklichen Umstand sprechen,<br />

dass die knapper werdenden fossilen Energieressourcen und damit<br />

der direkte ökonomische Druck zum Ausstieg aus dem fossilen Zeitalter<br />

zwingen. So haben z. B. Niedrigenergiehäuser, Solaranlagen und<br />

Treibstoff sparende Autos schon aus Kostengründen Konjunktur. Allerdings<br />

führt dies im nationalen und im weltweiten Maßstab zu Wohlstand bedeutet nicht nur Geld …<br />

wachsender Ungerechtigkeit, weil die Ärmeren unter den wachsen- Die Studie zeigt, dass zum Wohlstand nicht nur die Geldökonomie,<br />

den Kosten am meisten leiden, sie nicht die entsprechenden Mittel sondern ebenfalls die Natur wie auch die Gesellschaft beitragen.<br />

besitzen, um in Ressourceneinsparung zu investieren und sie auf- Wenn der freie Wettbewerb jedoch ökologische und soziale Kosten<br />

grund fehlender <strong>Mach</strong>t bei der Verteilung chancenlos bleiben. Die verursacht und diese auf die Allgemeinheit abwälzt, dann läuft das<br />

Gefahr gewalttätiger Konfl ikte um die Verteilung der knappen Güter Wirken des Marktes dem Gemeinwohl zuwider. Das geht zu einem<br />

wächst.<br />

erheblichen Teil auf Kosten der Gemeingüter: zum einen auf Kosten<br />

Eine weitere treibende Kraft für die Zuspitzung der Entwicklung ist das des Naturkapitals wie Klima, Boden, Luft, Biodiversität, Gewässer.<br />

rasante Wachstum in Schwellenländern wie China und Indien und der Zum anderen geht es auf Kosten der gesellschaftlichen Gemeingüter<br />

damit immens steigende Bedarf an Energie und Rohstoffen.<br />

wie soziale Gerechtigkeit und sozialer Zusammenhalt, einschließlich<br />

der familiären, nachbarschaftlichen und ehrenamtlichen Netzwerke<br />

Ausstieg aus der Wachstumsfalle …<br />

(in der Studie wird dies mit dem Begriff „Lebensweltwirtschaft“ cha-<br />

Die Studie zeigt deutlich: Für einen Kurswechsel wird eine zurakterisiert). Eine nachhaltige Wirtschaft muss ernst nehmen, dass<br />

kunftsfähige Entwicklung benötigt. Sie zeigt aber auch, welche das Marktgeschehen eingebettet ist in die natürliche und die soziale<br />

Hindernisse bestehen und welche Weichenstellungen auf ver- Mitwelt. Dazu müssen die Natur, ihre Güter und Dienstleistungen und<br />

schiedenen politischen Ebenen und bei<br />

die Lebensweltwirtschaft wie Eigenarbeit, Versorgungs- und<br />

verschiedenen gesellschaftlichen<br />

Betreuungsarbeit aufgewertet werden. Und da ist es<br />

Akteuren notwendig sind. Die<br />

Sache der Politik und des Staates, die Marktpro-<br />

Studie kritisiert die gegenwärzesse<br />

nach Maßgabe des Allgemeinwohls zu<br />

tige Wachstumsideologie als<br />

nicht zukunftsfähig, da sie die<br />

Begrenztheit der Umweltressourcen<br />

nicht akzeptiert<br />

Beispiel China:<br />

Zwischen 2000 und 2005 stieg die<br />

Zahl der Autos von 4 auf 26 Millionen,<br />

alle drei bis fünf Tage wird ein neues Kohle-<br />

gestalten. So kann der Staat Grenzen setzen,<br />

z. B. im Emissionshandel für CO2- Emissionen und er kann fi nanzielle Anreize<br />

einführen, wie z. B. bei der Förderung<br />

und zu einem Raubbau an<br />

kraftwerk gebaut und China ist bereits heute der erneuerbarer Energien. Ökologisch und<br />

der Natur und Ausbeutung<br />

von Menschen führt.<br />

Diese Ideologie verzehrt unwiederbringlich<br />

Bodenschätze,<br />

Wälder, die Vielfalt der Arten<br />

und verursacht den Klimawandel.<br />

weltweit größte Emittent an CO2. Diese absoluten<br />

Zahlen relativieren sich angesichts der Pro-Kopf-<br />

Werte: So kommen in China ca. 2 Autos auf 100<br />

Einwohner, in den Industrienationen sind es 50. In<br />

China werden 4 t CO2/Kopf und Jahr emittiert, in<br />

Deutschland dagegen 10 t CO2/Kopf. Das heißt,<br />

die Aufholjagd ist noch nicht zu Ende und<br />

sozial schädigende Subventionen müssen<br />

abgebaut werden. Steuern müssen<br />

die Arbeit entlasten und Umweltverbrauch<br />

belasten. Im Kern geht es darum,<br />

dem Markt ein politisch gewolltes Ziel zu<br />

geben, weil der Markt allein blind für Ökolo-<br />

Menschen leiden unter schlech-<br />

die Folgen werden noch schwerwiegie<br />

und Gerechtigkeit ist.<br />

ten Arbeitsbedingungen.<br />

gender sein.<br />

„Die Ökonomie muss die fundamentalen menschlichen Bedürfnisse<br />

befriedigen. Und die fundamentalen Bedürfnisse<br />

sind Selbstversorgung, Schutz, Liebe, Partizipation, Identität,<br />

Kreativität, Muße, Freiheit. Und das kann man bloß im ‚menschlichen<br />

Maß‘ auf lokaler oder regionaler Ebene machen. Das<br />

funktioniert zu Hause, in der Schule, in der Gemeinschaft, in<br />

der kleinen Gesellschaft.“<br />

CO2-2<br />

Manfred Max-Neef, Ökonom, Chile<br />

333<br />

Worum geht´s?


Die Aktionsmappe „<strong>Mach</strong> <strong>mal</strong> Zukunft!“<br />

IDEEN ZUM MITDENKEN – EINMISCHEN – LOSLEGEN!<br />

Zukunft muss und kann gestaltet werden! Wir wollen Möglich Möglichkeiten keiten welchen Zeiten fi finden nden sich Menschen an diesem diese Platz ein? (Eine<br />

aufzeigen, wie ihr euch im eigenen Umfeld für eine zukunftsfähige Veranstaltung auf öffentlichen Plätzen muss immer angemeldet<br />

Entwicklung einsetzen könnt: von Aktionen über Kunstprojekte bis werden. Erfragt bei der örtlichen Polizei oder dem Ordnungsamt<br />

hin zum praktischen Handeln. So fi ndet ihr in den Aktionsheften die Vorgehensweise.)<br />

Ideen, die die Öffentlichkeit aufhorchen lassen, Bilder, die in den<br />

Köpfen der Menschen bleiben und Aktionen, die neugierig machen<br />

auf mehr und Lust wecken mitzumachen. Zum Beispiel ein „Klima-<br />

Walk“ in der Stadt oder eine „Zukunft-Ausstellung“ in der Fußgängerzone.<br />

Und natürlich auch ganz einfache Möglichkeiten zum Mitmachen,<br />

die nicht viel Zeit kosten und trotzdem wirkungsvoll sind.<br />

„Sei die Veränderung, die du dir für diese Welt wünschst.“<br />

Mahatma Gandhi<br />

Bevor wir euch aber einige interessante Aktionen vorstellen, stehen<br />

am Anfang einer Aktion immer die sogenannten W-Fragen, die<br />

es euch erleichtern, eure Möglichkeiten und Ziele abzustecken<br />

und die ihr vor jeder Aktion für euch beantwortet haben solltet: 5<br />

Bevor wir euch aber einige interessante Aktionen vorstellen ste-<br />

WAS wollt ihr erreichen? Was sind eure Ziele und welche Ergebnisse<br />

wollt ihr sehen?<br />

WARUM macht ihr die Aktion? Was versprecht ihr euch davon?<br />

WEN wollt ihr erreichen? Überlegt euch genau, wen ihr ansprechen<br />

wollt – zum Beispiel Passant(inn)en in der Innenstadt, eure<br />

Kirchen gemeinde oder andere Jugendliche.<br />

WIE könnt ihr euer Anliegen am besten vermitteln? Denkt darüber<br />

nach, welche Aktionsform am besten zu eurer Zielgruppe und<br />

zu euch passt. Was müsst ihr tun, damit es verwirklicht wird?<br />

Unser Tipp…<br />

Eine detaillierte Checkliste mit Aufgabenverteilung<br />

und Terminen hilft euch, alles gut durchzuplanen<br />

und nichts zu vergessen. Auch hier helfen<br />

euch die W-Fragen: Wer, Was, Wie, Wann, ... ?<br />

WER arbeitet b i mit i und d wie i organisiert i i ihr ih euch? h Wer kann k euch<br />

helfen und welche andere Gruppe bzw. Personen könnten noch<br />

mitmachen? Je mehr Leute sich beteiligen, desto weniger Zeit,<br />

Material, Aufwand und Geld müssen alle aufbringen und desto<br />

größer ist die Wirkung. Denkt nicht nur in euren eigenen Kreisen,<br />

sondern überlegt euch auch, welche Entscheidungsträger(innen)<br />

aus Politik und Gesellschaft für euer Vorhaben wichtig sein könnten.<br />

Auch die Presse kann bei manchen Aktionen schon im Vorfeld<br />

unterstützen. Versucht auch Sponsoren zu fi nden (z. B. Ökobäckerei,<br />

umweltfreundliche Druckerei).<br />

WO wollt ihr die Aktion durchführen? Der Ort sollte gut gewählt<br />

sein. Passt der Ort zu eurem Anliegen? <strong>Mach</strong>t es Sinn, sich einen<br />

neutralen Ort (Marktplatz) auszusuchen oder sich einen Termin<br />

im Rathaus geben zu lassen? Gibt es Laufpublikum und zu<br />

WAS bbenötigt i ih ihr ffür di die Umsetzung ( (Geld, ld Material, i l personelle ll<br />

Unterstützung)? Mit einer Kostenplanung im Vorfeld vermeidet<br />

ihr unliebsame Überraschungen.<br />

WANN soll eure Aktion stattfi nden? Am wirksamsten sind eure Aktivitäten,<br />

wenn auch anderswo Veranstaltungen stattfi nden (Gemeinde-<br />

oder Stadtfest) oder wenn es vor Ort einen aktuellen Anlass gibt.<br />

Nutzt z. B. auch bundesweite und internationale Aktionswochen oder<br />

-tage 6 , z. B. Klimaaktionstag, Faire Woche, Tag der Artenvielfalt.<br />

„Jeder kann ein Loch graben und einen Baum pfl anzen, dafür<br />

braucht man nicht <strong>mal</strong> ein Diplom.“<br />

Dieses Heft ist Bestandteil der Publikation Publikation „<strong>Mach</strong> <strong>Mach</strong> <strong>mal</strong> Zukunft“<br />

– Die Aktionsmappe für die Jugendarbeit zur Studie<br />

„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />

Herausgeber:<br />

Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland (aej),<br />

BUNDjugend, Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst e.V.<br />

Hannover, Berlin, Stuttgart, Bonn 2009<br />

Autor/in dieses Heftes:<br />

Katja Breyer (EED) und Veit Laser (aej)<br />

5 Gerechtigkeit Jetzt! Welthandelskampagne/EED Hrsg.: Aktionshandbuch WTO – Weltweit Taube Ohren?, Bonn 2006.<br />

6 Eine Übersicht fi ndet ihr z. B. unter www.bundestag.de oder www.dgvn.de<br />

Unser Tipp…<br />

Für die Medien sind Termine am Vormittag am<br />

besten geeignet, weil vor allem Zeitungsredaktionen<br />

in der Regel am Nachmittag Redaktionsschluss<br />

haben!<br />

Wangari Maathai, Friedensnobelpreisträgerin aus Kenia<br />

Unser Tipp…<br />

Abgucken ist (meistens) erlaubt und das Rad<br />

muss nicht zum zweiten Mal neu erfunden werden!<br />

Wenn ihr von einer Aktion hört, die anderswo gut<br />

gelaufen ist, überlegt, ob sie nicht auch zu eurem<br />

Anliegen gut passen könnte. Nehmt Kontakt zu<br />

denen auf, die die Aktion durchgeführt haben, und<br />

profi tiert von ihren Erfahrungen.<br />

Gebt eure Erfolgsstory natürlich auch weiter.<br />

Internet:<br />

www.evangelische-jugend.de<br />

www.bundjugend.de<br />

www.brot-fuer-die-welt.de<br />

www.eed.de<br />

www.zukunftsfaehiges-deutschland.de Zukunft fair teilen<br />

Gestaltung: www.dieprojektoren.de Art. Nr. 117110030


BESSER – ANDERS – WENIGER<br />

KONSUM<br />

>> Das Aktionsheft 1 für die Jugendarbeit zur Studie<br />

„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />

Es gibt keinen Tag, an dem ihr nicht konsumiert. Es geht mit<br />

dem Weckruf des Handys los, danach fl ießt das Wasser zum<br />

Zähneputzen aus dem Wasserhahn, es gibt K akao oder den<br />

Orangensaft zum F rühstück, die Tageszeitung zum L esen, die<br />

Schuhe w erden angez ogen und mit dem F ahrrad geht es zur<br />

Schule, in den Betrieb oder zur Uni. Dort wird der Collegeblock<br />

beschrieben, der Taschenrechner verwendet und Mittag gegessen.<br />

Alles Alltäglichkeiten, denen wir wenig Beachtung schenken.<br />

Doch was steckt dahinter?<br />

Auf den folgenden S eiten fi ndet ihr verschiedene Aktions- und<br />

Spieletipps und viele Hintergrundinfos zum Thema. >>


KLIMA-WALK<br />

KLIMA-WALK<br />

NICHTS VERKAUFEN<br />

Aktionstipps<br />

Aktionstipps<br />

Aktionstipps<br />

Warum?<br />

Den Stellenwert des Konsums in unserer Gesellschaft verdeutlichen<br />

und hinterfragen.<br />

Ökologische und soziale Folgen/Kosten bei der Herstellung<br />

von Konsumgütern aufzeigen.<br />

Wirkung und Umgang von und mit Markenprodukten, Werbung<br />

und Marketing refl ektieren, bestehende <strong>Mach</strong>tstrukturen<br />

aufzeigen, die durch Konsum gestärkt werden.<br />

Grenzen und Möglichkeiten eigenen Handelns erkennen.<br />

Anregen, bewusst zu konsumieren.<br />

Über eine Gesellschaft des „Genug“ ins Gespräch kommen,<br />

damit eine umweltfreundlichere und gerechtere Welt möglich ist.<br />

Wie anfangen?<br />

In der Vorbereitung solltet ihr euch mit dem Thema Konsum und<br />

seinen F olgen auseinandersetz en. Als Einstieg könnt ihr euch<br />

z. B. einen Film ansehen wie „The story of stuff“ 1 oder euren ökologischen<br />

Fußabdruck berechnen. 2<br />

Warum? Ges Gestaltet einen kleinen Werbefl yer, mit dem ihr euer Produkt anpreist.<br />

Erklärt in kurzen Sätzen, mit eingängigen Bildern die Vorzüge<br />

des Produktes „NICHTS“.<br />

Zum Beispiel<br />

„NICHTS… aus Leidenschaft am Leben!“<br />

Jedes Schnitzel, was wir weniger essen, lässt Wälder<br />

leben, da sie sonst für Futtermittel abgeholzt werden!<br />

Jedes T-Shirt weniger verringert den Verbrauch kostbaren<br />

W assers!<br />

Jeder Papierkarton weniger lässt mehr Bäume stehen!<br />

Jedes neue Handy weniger verkleinert den Müllberg!<br />

Wenn ihr alles vorbereitet habt, baut ihr euren Verkaufsstand auf,<br />

z. B. an einem Samstagvormittag in der Innenstadt oder in einem<br />

Einkaufszentrum. Informiert vorher die Presse!<br />

So geht’s:<br />

Legt zunächst fest, w elchen Aspekt des „K onsums“ ihr besonders<br />

betonen wollt und wie eure Hauptbotschaft heißt, z. B.:<br />

Erst weniger konsumieren eröffnet Lebenschancen für alle.<br />

Wir sind Menschen, keine Konsument(inn)en.<br />

Nicht für alle Güter, die wir konsumieren, bezahlen wir (z. B. Luft).<br />

Konsumorientierung kann Menschen aus der Gesellschaft<br />

ausschließen.<br />

Das Meiste ist überfl üssig.<br />

Entwickelt dar aus eine „Marketingstr ategie“ für das P rodukt<br />

„NICHTS“. Denkt euch einen pfi ffi gen Werbespruch aus, mit dem<br />

ihr das Thema auf den Punkt bringt und das Produkt „NICHTS“<br />

anpreist.<br />

Beispiel<br />

Beispiel<br />

Zum Beispiel<br />

„NICHTS“…<br />

umweltfreundlich durch Zero-Emission (keine CO 2-Emissionen,<br />

keine Massentierhaltung, kein Bodenverbrauch,<br />

kein Müll, keine Lebensraumvernichtung etc.)!<br />

für 80 % mehr drin!<br />

aus Leidenschaft am Leben! !<br />

überwindet Grenzen!<br />

ein Gefühl von Freiheit!<br />

einfach unvergänglich!<br />

is good for you!<br />

lebe die Vielfalt!<br />

was brauchen Sie mehr?<br />

individuell wie Sie!<br />

konsumierst du noch oder<br />

lebst du schon?<br />

da weiß man, was man hat!<br />

kostet nicht die Welt!<br />

1 www.storyofstuff.com<br />

2 www.footprint.at<br />

Beispiel<br />

Beispiel<br />

Werbt nun lautstark für euer P rodukt. Geht auf die L eute zu und<br />

gebt ihnen einen Flyer in die Hand. Erklärt ihnen die Vorzüge eures<br />

Produktes. Bringt sie zum Nachdenken und kommt mit ihnen ins<br />

Gespräch.<br />

Es ist hilfr eich, w enn ihr Hinter grundinformationen zum Thema<br />

Konsum wie Produktionsbedingungen, Vorteile öko-fairer Produkte<br />

oder der ökologische Fußabdruck parat habt und Interessierten<br />

mitgeben könnt. 3<br />

Wer macht´s?<br />

2–6 Leute (oder auch mehr, dann können weitere<br />

Verkaufsstände betrieben werden)<br />

Wie teuer?<br />

Kosten für:<br />

➜ den Stand<br />

➜ evtl. Verpackung<br />

➜ die selbstgestalteten und gedruckten Werbefl yer<br />

Womit?<br />

Material:<br />

➜ Verkaufsstand (Tapeziertisch, Pappkisten mit Decken<br />

behängt o. ä.)<br />

➜ Etwas zum Verpacken von NICHTS (leere Schuhkartons,<br />

alte Tüten, Zeitungspapier, Bananenkisten, einfach nur<br />

einen Strick)<br />

➜ Flyer, mit dem ihr euer Produkt NICHTS vorstellt<br />

(und damit vor allem zum Nachdenken anregt)<br />

➜ Sprechtüte/Glocke/Trillerpfeife, um auf euch und<br />

euer Produkt aufmerksam zu machen<br />

Wie lange?<br />

1 –3 Stunden (je nachdem)<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

Folgender Hinweis sollte auf dem Flyer abgedruckt sein:<br />

Mehr ist möglich mit „Besser–Anders–Weniger“:<br />

So wie wir benötigen Sie mehr als unser Produkt „NICHTS“.<br />

Suchen Sie nach Alternativen (wie Sachen tauschen, Gebrauchtes<br />

kaufen) oder kaufen Sie das Richtige. Lassen<br />

Sie sich von dem Prinzip „Besser–Anders–Weniger“ leiten.<br />

Das Richtige erkennen Sie an Labels wie der „Blaue Engel“,<br />

„Bio“ oder „Fair“.<br />

Wenn Sie mehr wissen wollen, machen Sie mit bei einem<br />

alternativen, konsumkritischen Stadtrundgang. Den führen<br />

wir am XX um YY Uhr durch. Treffpunkt ist XY. Melden Sie<br />

sich bitte bei uns an.<br />

Wenn Sie an diesem Termin keine Zeit haben sollten, informieren<br />

Sie sich, z. B. unter www.footprint.at, www.konsumglobal.de<br />

oder www.forum-fairer-handel.de.<br />

Sie werden sehen: Es ist mehr (als nichts) möglich. Und es<br />

geht auch besser, anders und weniger.<br />

So kann es weitergehen:<br />

1. Geht auf Entdeckungstour nach Gütern und Dienstleistungen,<br />

für die nichts bezahlt wird, z. B. Luft, grüne Wiese, eine schöne<br />

Landschaft, Eltern, die ihr e Kinder betr euen und Kinder , die<br />

sich um ihre alt gewordenen Eltern kümmern. Fotografi ert und<br />

beschreibt, was ihr gefunden habt. Diskutier t anschließend<br />

über die Bilder . Warum wird dafür nichts bezahlt? Sind diese<br />

Güter und Dienstleistungen nichts wert? Welche Bereiche sind<br />

durch die geldbez ogene Wirtschaft nicht abgedeckt? Welche<br />

Probleme bringt das mit sich?<br />

2. Recherchiert nach K osten, die nicht im P reis eines Produktes<br />

enthalten sind (so genannte externe Kosten), z. B.:<br />

Landschaftszerstörung durch Braunkohletagebau, um<br />

Strom zu produzieren.<br />

Artenarmut durch intensive Landwirtschaft<br />

(Pestizideinsatz, Düngemittel).<br />

Fischsterben und fehlende Einkommen für Fischer<br />

(z. B. wegen eines Giftunfalls in einem Betrieb, der<br />

Farben herstellt).<br />

Wirbelstürme und Trockenheit durch CO 2-Emissionen<br />

im Verkehrsbereich (LKW, Flugzeug).<br />

Wusstet ihr…?<br />

Die Trägerin des alternativ en Nobelpreises Vandana Shiva<br />

hat für Indien ber echnet, dass jedem Dollar , der mit dem<br />

Export von Fleisch, Blumen oder Krabben verdient wird, ein ökologischer<br />

Schaden oder ein Wertverlust für die einheimische<br />

Ökonomie in Höhe von fünf bis zehn Dollar gegenübersteht.<br />

3 z. B. das „Pixiheft“ oder Postkarten des Projektes KonsumGlobal (www.konsum-global.de).<br />

Kostenlos zu beziehen bei der BUNDjugend (www.bundjugend.de).<br />

Das sagt die Studie:<br />

Wir leben auf zu grossem Fuss!<br />

Der ökologische Fußabdruck zeigt, in welchem Maße<br />

die Menschen die R essourcen nutz en. In seine Ber echnung<br />

gehen die verschiedenen Nutzungsformen von Biomasse, wie<br />

Pfl anzen, Wälder und Fische, sowie die Emissionen von fossilem<br />

CO 2 in die Atmosphär e ein. Um eine einzige Maßzahl zu<br />

erhalten, werden die verschiedenen Nutzungsarten in Fläche<br />

übersetzt – sogenannte globale Hektare (gha).<br />

Zwischen 1960 und 2000 hat sich der globale ökologische Fußabdruck<br />

um 80 Prozent vergrößert. Setzt man ihn in Beziehung<br />

zur biologisch pr oduktiven Weltfl äche – ausgeschlossen also<br />

Wüsten, Eisfl ächen und tiefe Meer e –, dann z eigt sich, dass er<br />

seit Mitte der 1970er Jahr e die biologisch pr oduktive Fläche<br />

deutlich an Größe über trifft, derz eit um etwa 20 P rozent. So<br />

lebt die Menschheit auf zu gr oßem Fuß: Im globalen Dur chschnitt<br />

nutzt zurz eit jeder Er denbürger etwa 2,2 gha, ob wohl<br />

aber lediglich eine globale Biokapazität v on etwa 1,7 gha pr o<br />

Person zur Verfügung steht. Mit anderen Worten: Die Welt verbraucht<br />

Jahr für Jahr mehr R essourcen, als die Natur erneuern<br />

kann, zurzeit den Gegenwert von jährlich 1,2 Planeten. Würden<br />

zudem die Bedürfnisse ander er Lebewesen ebenfalls einbezogen,<br />

wäre die Überbelastung der Biosphär e noch höher anzusetzen.<br />

Hinzu kommt die ungleiche Verteilung der Ressourcennutzung.<br />

Im Jahre 2003 gingen auf die Industrieländer, mit nur 14<br />

Prozent der Weltbevölkerung, 36 P rozent des ökologischen<br />

Fußabdrucks der Menschheit zurück, währ end der R est der<br />

Welt, also 86 P rozent der Weltbevölkerung, mit 64 P rozent<br />

des globalen Fußabdrucks auskommen musste.<br />

Der ökologische Fußabdruck in gha/Person:<br />

Industrieländer: 6,6<br />

(USA, EU-15, Kanada, Japan, Australien)<br />

Schwellenländer: 2,8<br />

Länder Afrikas: 1,1<br />

Da das Umw eltkonto insgesamt ber eits überzogen<br />

ist, nimmt die ungleiche Verteilung der<br />

Ressourcen bedr ohliche Züge an. Der Nor den<br />

nimmt mit seiner überpr oportionalen Nutzung<br />

des Umweltraums dem Süden das Recht auf mehr<br />

Wohlstand und <strong>Mach</strong>t. Und ebenso tr eibt der<br />

Drang des Südens zu nachholender Entwicklung<br />

die Welt ins ökologische Verhängnis.<br />

Zukunftsfähiges Deutschland in einer<br />

globalisierten Welt, S. 123<br />

33<br />

Aktionstipps


Warum?<br />

So geht’s:<br />

Herstellungsbedingungen von Konsumgütern und die welt- Bei einem konsumkritischen S tadtspaziergang<br />

weiten Verfl echtungen aufzeigen.<br />

Die Folgen unseres Konsums verdeutlichen.<br />

Handlungsalternativen aufzeigen.<br />

7 Warum? So<br />

w erden die Teilnehmenden<br />

durch ihre eigene S tadt geführ t und z. B. vor einem<br />

Bekleidungsgeschäft über die Herstellung v on Kleidung infor -<br />

miert. Durch diesen konkreten Alltagsbezug könnt ihr Bewusstsein<br />

für weltweite Zusammenhänge, Gerechtigkeit und Verantwortung<br />

schaffen.<br />

Wie anfangen?<br />

Um euren Wissensstand abzurufen und euer eigenes Nachdenken<br />

zu aktivieren, empfi ehlt sich eine Mindmap oder Collage zum<br />

Thema „K onsum“ anzufer tigen. Ihr könnt zum Einstieg auch<br />

einen Film zum Thema ansehen.<br />

Mindmap „Konsum“ (oder Collage)<br />

1. Schreibt das Wort „Konsum“ oder zeichnet einen Einkaufswagen<br />

bzw. Shoppingtüte in die Mitte eines großen Blattes<br />

(Tapetenrolle, Rückseite eines Plakates).<br />

2. Jetzt notiert ihr um das Wort „Konsum“ bzw. „in den Einkaufswagen“<br />

Produkte, die ihr konsumiert.<br />

3. Überlegt dann an ein oder zwei Produktbeispielen (z. B. Schokoriegel,<br />

Collegeblock), wie und wo das Produkt hergestellt wird<br />

und welche sozialen und ökologischen Folgen die Produktion hat.<br />

Auf einer Weltkarte 4 könnt ihr die Produktionsorte markieren.<br />

Diskutiert anschließend den Zusammenhang zwischen unser em<br />

Konsum, dem zunehmend globalisierten Warenhandel und den<br />

Folgen für Mensch und Natur. (In welchen Ländern stehen heute<br />

unsere Fabrikanlagen, Produktionshallen? Welche Auswirkungen<br />

hat das?). Dabei können zur Unterstützung Filme gezeigt werden,<br />

z. B. „story of stuff“ 5 , „We feed the world“. 6<br />

Nach der Einführung beginnt nun die „kritische Reise“ durch die<br />

Konsumwelt.<br />

Jeans<br />

Schokoriegel<br />

Mindmap<br />

Konsum<br />

Aktionstipps<br />

KONSUMKRITISCHER STADTRUNDGANG<br />

Reis<br />

Cola<br />

Kaffee<br />

Notizblock<br />

Spirale<br />

Die Gruppe startet ihren Spaziergang durch die Einkaufsstraße der<br />

(nächstgelegenen) Stadt. Ein Bummel dur ch ein Shoppingcenter<br />

ist natürlich auch möglich.<br />

1. Station<br />

Bekleidungs-Shop 8<br />

Den ersten „kritischen Tour-Stopp“ könnt ihr v or dem Schaufenster<br />

eines Bekleidungsgeschäftes einlegen, wie z. B. H&M, New<br />

Yorker, C&A.<br />

Vor dem Schaufenster wird über die Produktion und die Herstellungs-<br />

und Vertriebswege einer Jeans diskutier t. Als Beispiel<br />

können auch andere Kleidungsstücke, wie z. B. ein Turnschuh<br />

oder ein T-Shirt, dienen.<br />

Die globale Jeans 9<br />

:<br />

Am Beispiel einer Jeans könnt ihr die F olgen der Produktion veranschaulichen:<br />

Die Produktion einer Jeans ist heute über den ganz en Globus verteilt.<br />

Eine Jeans besteht aus Baumwolle, die nur in warmen Ländern<br />

wächst. Für eine Jeans w erden gut 600 Gr amm Baumwolle<br />

benötigt, die vor allem in China, den U SA, Indien, Usbekistan und<br />

Kasachstan angebaut wird. Insgesamt dient dem Baumwollbedarf<br />

weltweit eine Anbaufl äche so gr oß wie ganz Deutschland, ca.<br />

34 Mio. Hektar. Baumwollpfl anzen verbrauchen extrem viel Wasser.<br />

Wusstet ihr…?<br />

Ungefähr 26 Kilogramm Textilien pro Person<br />

werden jährlich von uns Deutschen konsumiert.<br />

1950 waren es noch fünf Kilogramm.<br />

Weltweit liegt der dur chschnittliche Verbrauch<br />

bei fünf bis sieben Kilogramm pro Kopf und Jahr.<br />

Papier<br />

Holz<br />

Druckfarbe<br />

4 5 6 zu beziehen bei www.bmz.de www.storyofstuff.com www.we-feed-the-world.at<br />

7 Quelle: Material der BUNDjugend/Janun, www.konsumglobal.de und dem BDKJ/Diözesanstelle Rottenburg-Stuttgart, Fachstelle Globales Lernen,<br />

Aktionsheft „Dein Geld regiert die Welt“, 2008/erstellt unter Mitarbeit von Katrin Jaskulski.<br />

8 Weitere Informationen z. B. unter www.saubere-kleidung.de. Download der <strong>Broschüre</strong>: „Wer bezahlt unsere Kleidung bei Lidl und KiK? Arbeitskraft<br />

zum Discountpreis – Schnäppchen für alle?“.<br />

9 Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH (Hrsg.) KURS 21-Lernmodul 2: „Produkte, Dienstleistungen, und Nachhaltigkeit“, Wuppertal 2004.<br />

Pro Kilogramm Baumwolle werden, je nach Niederschlag und Boden,<br />

bis zu 20.000 Liter Wasser zur Bewässerung der F elder verwendet.<br />

Dies hat weitreichende Folgen. In Usbekistan und Kasachstan<br />

hat insbesonder e der intensiv betriebene Baumwollanbau<br />

dazu geführ t, dass sich das Wasservolumen des Ar alsees innerhalb<br />

von 35 Jahren auf 10 % der ursprünglichen Menge reduzierte.<br />

Außerdem müssen Baumwollpfl anzen mit Giften vor Schädlingen<br />

und Unkraut geschützt werden. 10 % des weltweiten Pestizid- und<br />

Düngemittelverbrauchs gehen auf das Konto der Baumwolle. Diese<br />

Gifte v erbreiten Kr ankheiten unter den Erntehelfern, die nur<br />

wenig geschützt und sehr oft Kinder sind und nur ca. zwei Euro am<br />

Tag verdienen. Darüber hinaus entstehen Umweltschäden, da das<br />

Grundwasser verseucht wird.<br />

Nach der Ernte und Entkörnung wird Baumwolle (Rohbaumwolle)<br />

per Schiff in ander e Länder (auch nach Deutschland) tr ansportiert.<br />

Dort werden die Fasern versponnen, zu Stoffen gewebt bzw.<br />

gestrickt und schließlich v eredelt. Auch hierbei w erden Ener gie<br />

und viele Chemikalien v erbraucht sowie erneut sehr viel Wasser<br />

eingesetzt. Mit Hilfe Umwelt belastender Farbstoffe (z. B. synthetischer<br />

Indigo) und Hilfsmittel färbt man nun den Jeansstoff,<br />

verleiht ihm Glanz und Weichheit.<br />

Wer macht´s?<br />

2 – 6 L eute, die die S tadtrundgänge anbieten (oder auch mehr ,<br />

dann können weitere Stadtrundgänge angeboten werden).<br />

Die Gruppe für den S tadtrundgang sollte max. aus 20 P ersonen bestehen,<br />

sonst wird es ein bisschen schwer ins Gespräch zu kommen.<br />

Wie teuer?<br />

Kosten für:<br />

➜ die selbstgestalteten und gedruckten Werbefl yer oder<br />

sonstiges Werbematerial.<br />

Womit?<br />

Material:<br />

➜ Flyer, falls ihr euren Stadtrundgang bewerben möchtet<br />

(nutzt aber bitte auch Ressourcen schonendere Wege).<br />

➜ Anschauungsmaterial, wie z. B. Grafi ken, Bilder.<br />

test tes es e t<br />

Wusstet ihr…?<br />

Wenn eine Jeans 50 Euro kostet, fl ießen …<br />

25 Euro in den Einzelhandel (Verwaltung, Miete,<br />

Personal und Gewinn)<br />

12,50 Euro zur Markenfi rma (Entwicklung, Verkauf,<br />

Verwaltung, Werbung, Geschäftsgewinn)<br />

5,50 Euro zur Transportfi rma und ans Finanzamt<br />

6,70 Euro zur Jeans-Fabrik (Materialkosten, Miete,<br />

Maschinen)<br />

0,30 Euro Lohn zu den Arbeiterinnen<br />

Die ungleiche Verteilung könnt ihr an einer ausrangierten<br />

Jeans demonstrieren. Zerschneidet die Jeans entsprechend<br />

der Größe der „Gewinnanteile“. Ihr könnt das natürlich<br />

auch an einem Papiermodell darstellen.<br />

Wie lange?<br />

1 –3 Stunden (je nachdem)<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

Die globale Jeans<br />

Baumwoll-<br />

Anbau<br />

USA, Indien, China<br />

Deponie<br />

Veredelung<br />

Spinnerei in<br />

Deutschland<br />

Altkleidersammlung<br />

Verbraucher<br />

Second-Hand-Laden<br />

Jeans-Herstellungg<br />

in Tunesien<br />

„Der einzige Weg zur Lösung eines globalen P roblems sind<br />

weltweite lokale Lösungen. Ich glaube, es gibt eigentlich überhaupt<br />

nichts, was ausschließlich global wäre. Alles Globale hat<br />

vielmehr lokale Wurzeln. Die globale Umw eltverschmutzung<br />

entsteht im Lokalen.“<br />

Vandana Shiva, Umweltschützerin, Indien<br />

Der Stoff wird schließlich zur eigentlichen Jeansherstellung (Konfektionierung)<br />

wieder in ein anderes Land transportiert, z. B. nach<br />

Tunesien, w eil die P roduktionskosten dor t viel niedriger sind.<br />

Nicht nur der Jeansstoff hat bis dahin schon einen w eiten Weg<br />

hinter sich, sondern auch die Knöpfe, R eißverschlüsse und das<br />

Nähgarn. Das gewünschte lässige Aussehen oder die gebrauchte<br />

Optik bei einer Jeans w erden dur ch Sandstr ahlen oder mittels<br />

verschiedener Waschverfahren (wie S tonewash, Softwash, Enzymwash,<br />

Moonwash) erzielt – aber<strong>mal</strong>s kommen also v erschiedene<br />

Chemikalien und Wasser zum Einsatz. Eingepackt in K unststoff,<br />

wird die fertige Jeans nach Deutschland verschifft und über<br />

den Großhandel verteilt. In einem Geschäft kann man sie schließlich<br />

kaufen und dann tr agen. Hier endet der L ebensweg jedoch<br />

nicht. Jeans werden nach dem Tragen gewaschen und getrocknet.<br />

Das v erbraucht nicht nur enorm viel Ener gie und Waschmittel,<br />

sondern auch wieder beträchtliche Mengen Wasser. Irgendwann<br />

wird die Jeans w eggeworfen oder landet in der Altkleidersammlung.<br />

Transport und Deponierung verbrauchen dann noch ein<strong>mal</strong><br />

Energie, Material und Fläche.<br />

Wusstet ihr…?<br />

Insgesamt werden für eine Jeans benötigt:<br />

8000 Liter Wasser (Bewässerung, Waschen der Jeans u. a.)<br />

16 m 2 Anbaufl äche<br />

14 Minuten Nähzeit<br />

6 g Pestizide<br />

…<br />

Handel/Vertrieb<br />

Handel/Vertrieb<br />

5<br />

Aktionstipps


Aktionstipps<br />

Aktionstipps<br />

Aktionstipps<br />

2. 2 Station<br />

Fleischerei/Metzgerei Fle<br />

– deine Currywurst/Döner…<br />

Im 19. Jahrhundert war das Essen von Fleisch ein Luxus, den sich<br />

nur nu wenige leisten konnten. Heute ist der Fleischverzehr für alle,<br />

ob arm, r eich, jung oder alt, zur Selbstv erständlichkeit geworden.<br />

de Noch nie wur de soviel Fleisch v erzehrt wie heute. Um das<br />

Jahr Jah 1800 lag der K opfverbrauch noch bei 20 Kilogr amm im Jahr<br />

und un stieg in den 1950er Jahr en auf 26 Kilogramm. Heute isst der<br />

Bundesbürger Bu<br />

etwa 63 Kilogr amm Fleisch im Jahr. Eine ähnliche<br />

Entwicklung vollzieht sich derzeit in Schwellenländern wie China.<br />

Dort stieg der Fleischkonsum in den letzten 20 Jahren von 20 auf<br />

ca. 50 Kilogr amm/Kopf. Doch was sind die F olgen dieses enor -<br />

men Fleischkonsums?<br />

Das sagt die Studie:<br />

Eine Wirtschaftsentwicklung, die einer wachsenden<br />

Weltbevölkerung insgesamt einen w estlichen<br />

Lebensstil bescheren möchte, wird ökologisch nicht durchzuhalten<br />

sein. Mehr Ger echtigkeit in der Welt ist auf dem Verbrauchsniveau<br />

der Industrieländer nicht zu err eichen, denn<br />

die dafür benötigten Ressourcenmengen sind zu groß, zu teuer<br />

und zu z erstörerisch. … Es ist nicht erkennbar , wie etwa der<br />

automobile Verkehr, der klimatisier te Bungalow oder ein auf<br />

einem hohen Fleischanteil gegründetes Nahrungssystem allen<br />

Weltbewohnern zugänglich werden können. … Entweder<br />

bleibt wir tschaftliches Wohlergehen für eine Minderheit auf<br />

der Erde reserviert, weil das herrschende Wohlstandsmodell<br />

nicht mehr her gibt. Oder r essourcen-leichte Wohlstandsstile<br />

gewinnen R aum und halten die Chance auf eine Welt auskömmlichen<br />

Wohlergehens für alle offen. Gerechtigkeitsfähig<br />

werden jedenfalls nur Wohlstandsmodelle sein können, w elche<br />

der Biosphär e nicht zu viel ab verlangen. Ohne Ökologie<br />

ist im 21. Jahrhundert keine Gerechtigkeit mehr zu haben. 10<br />

Hoher Fleischkonsum und Ernährung<br />

der Weltbevölkerung<br />

Um 1 kg Fleisch zu pr oduzieren, müssen 6–16 kg Getr eide verfüttert<br />

werden. Das heißt Fleischproduktion und auch Fleischkonsum ist eine<br />

Verschwendung wertvoller Nahrungsmittel, die gr oße Teile der Weltbevölkerung<br />

dringend bräuchten.<br />

Dieses Problem wird veranschaulicht. Dazu wird eine Fläche von 2 m 2<br />

markiert. (Ihr könnt die Fläche mit quadratischen Pappen auf den Boden<br />

darstellen oder ihr nehmt euch Draht, eine Schnur etc.).<br />

In Abhängigkeit von dem Standort könnten auf dieser Fläche ca. 1,2 kg<br />

Getreide pro Jahr erzeugt werden. Die Gruppe soll sich nun überlegen,<br />

welche Menge an Rindfl eisch pr o Jahr pr oduziert w erden könnte,<br />

wenn diese Fläche zur Fütterung von Mastrindern verwendet wird.<br />

Lösung: ca. 120 Gramm.<br />

Produktion der Futtermittel<br />

Lasst die Teilnehmenden überlegen, wo das F uttermittel für in<br />

der EU konsumiertes Fleisch angebaut wird. Sie sollen angeben,<br />

wie viel Prozent der 2 m 2 in der EU und wie viel außerhalb der EU<br />

liegen.<br />

10 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 89.<br />

Von den knapp 60 Millionen Tonnen eiw eißhaltiger F uttermittel<br />

wird nur etwas über ein Drittel in der EU produziert. Eiweißreiche<br />

Futtermittel werden insbesondere für die Gefl ügel- und Schweinehaltung<br />

in die E U impor tiert. D. h. nur jedes dritte eur opäische<br />

Schnitzel kommt wirklich aus E uropa. Deutschland impor tiert<br />

etwa 4,2 Millionen Tonnen Eiweiß-Futtermittel auch aus Ländern,<br />

in denen Menschen hungern, so z. B. jährlich über dr ei Millionen<br />

Tonnen Soja aus Brasilien.<br />

Lösung: ca. 1,35 m 2 der Fläche liegen außerhalb der EU.<br />

Fleischkonsum –<br />

Klimawandel<br />

Ein vielleicht weniger bekanntes Problem<br />

des enormen Fleischkonsums<br />

ist die Tatsache, dass er zur Klimaerwärmung<br />

beiträgt. So w erden<br />

durch Viehhaltung große<br />

Mengen der klima relevanten<br />

Gase Methan und Lachgas<br />

freigesetzt. Insgesamt geht<br />

man dav on aus, dass die<br />

Viehhaltung zu mindestens<br />

10 % zur Er d erwärmung<br />

beiträgt. Dies entspricht unge<br />

fähr dem Anteil an der Erderwärmung,<br />

der dem Straßenverkehr<br />

zugeschrieben wird.<br />

Die Teilnehmenden sollen raten,<br />

wer einen größeren Beitrag zum<br />

Klimawandel leistet: der S traßenverkehr<br />

oder der Fleischkonsum?<br />

Lösung: Der Straßenverkehr,<br />

wie auch die Viehhaltung<br />

tr agen jew eils<br />

zu mehr als 10 % zur<br />

Klima erwärmung bei.<br />

ÖkologischerFußabdruck<br />

und Fleisch<br />

Legt bzw . z eichnet einen symbolischen<br />

F ußabdruck in die Mitte. Ihr<br />

könnt auch einen Schuh verwenden.<br />

Erklärt kurz das P rinzip des ökologischen<br />

Fußabdrucks. Lasst die Teilnehmenden<br />

schätzen, wie viel unseres Fußabdrucks<br />

auf Ernährung basiert. In einem zweiten<br />

Schritt sollen sie angeben, wie<br />

viel Anteil innerhalb der Ernährung<br />

auf den Konsum tierischer<br />

Produkte entfallen.<br />

Lösung: Etwas mehr als<br />

ein Drittel unseres ökologischen<br />

Fußabdrucks wird<br />

für die Er nährung benötigt.<br />

Ca. 75 % davon entfallen auf<br />

den Konsum tierischer Produkte<br />

wie Fleisch, Käse, Milch<br />

und Milchprodukte sowie Eier.<br />

Informationen zum ökologischen<br />

Fußabdruck:<br />

www.footprint.at<br />

Diskutiert w elche K onsequenzen ihr aus diesen Erkenntnissen<br />

zieht. Sollen wir alle Vegetarier werden? Was ist mit anderen<br />

tierischen Produkten wie Butter, Milch und Eier?<br />

Ein bewusster Umgang mit Fleisch als Nahrungsmittel ist ein Anfang.<br />

Wie oft kommt Fleisch und Wurst auf den Tisch? Stammt das<br />

Tier aus der Massentierhaltung? Kommt es aus deiner Region? Ist<br />

es ökologisch erzeugt?<br />

Wusstet ihr…?<br />

Die Menschheit v erbraucht insgesamt ber eits 25 %<br />

mehr, als die Erde hergeben kann.<br />

3. Station<br />

Elektronikladen – Handygeschäft<br />

Die Elektroindustrie lockt mit neuen Inno vationen. Klar, dass da<br />

das ehe<strong>mal</strong>s topmoderne Handy nach einem Jahr schon v eraltet<br />

scheint. Mobiltelefone sind die elektronischen Geräte, die v on<br />

ihren Besitzern am häufi gsten gegen die allerneuesten Modelle<br />

ausgetauscht werden. 11 Das ist mittlerw eile ein gewaltiges Umweltproblem.<br />

So landen alleine in Europa ca. 100 Mio. Handysets<br />

jährlich auf den Müllhalden. Der Handy-Müll wächst schneller als<br />

der allgemeine Müllberg. Und dieser Handy-Müll ist eine ökologische<br />

Zeitbombe: Hier fi nden sich gr oße Mengen an Arsen, Blei<br />

und Quecksilber.<br />

Ein Handy besteht aus vielen Kleinteilen u. a. aus: Lithium-Ionen-<br />

Akku, Gehäuse-V orderseite, K ontaktschiene (Anschlüsse), Gehäuse-Rückwand,<br />

Leitplatte mit Chips, Display , Mikrofon, Lautsprecher,<br />

Tastaturmatte mit Druckpunkten, Tastenfeld, Antenne,<br />

Chassie-Blech mit K artenschacht. In den meisten dieser Handyteilstücke<br />

ist das Metall Tantal enthalten. Dies wir d aus Coltan,<br />

einem wertvollen Erz, gewonnen. Coltan wir d z. B. im Kongo gefördert.<br />

Coltanabbau im Kongo 12<br />

Die Demokratische Republik Kongo (DR Kongo) verfügt über r eiche<br />

Vorkommen der Rohstoffe Kupfer, Kobalt, Gold, Zinn und Coltan. Coltan<br />

enthält das seltene und teur e Metall Tantal, das im chemischen<br />

Anlagenbau, in der R aumfahrtindustrie und in der Computer -<br />

und K ommunikationstechnologie v erarbeitet wir d.<br />

Tantal begegnet uns im täglichen L eben als unverzichtbarer<br />

Bestandteil von Mobil telefonen<br />

oder Spiel konsolen. Etwa zwei Drittel des<br />

weltweiten Vorkommens von Coltan liegen<br />

in der DR Kongo.<br />

Arbeitsbedingungen im<br />

Bergbau in der DR Kongo<br />

Die Arbeiter w erden für mini<strong>mal</strong>e<br />

Löhne oder P reise ausgebeutet,<br />

Kinderarbeit und uner trägliche Ar -<br />

beitsbedingungen sind alltäglich.<br />

Im südlichen Katanga gibt es z. B. ca.<br />

60.000 Männer und Jungen (teilweise<br />

erst sieben Jahr e alt), die als L ohnarbeiter<br />

in den Minen arbeiten. Die Jungen<br />

werden häufi g als Träger eingesetzt. Der<br />

Verdienst liegt zwischen einem bis 40 Dollar<br />

pro Tag, abhängig v om Metallgehalt des Erz es.<br />

Wie mineralhaltig das Gestein ist, das die Schürfer an<br />

die Mittelsmänner verkaufen, kann von ihnen selbst nicht<br />

bestimmt werden. Damit besteht die gr oße Gefahr, dass die Minenarbeiter<br />

v on den Ankäufern betr ogen w erden. Es wir d per<br />

Hand geschürft, eine Schicht dauert zwölf Stunden. Es gibt kaum<br />

Schutzkleidung, erleichternde Maschinen oder Geräte sowie Begrenzungen<br />

der erlaubten Arbeitsz eit. Im Umfeld der Abbaugebiete<br />

gibt es nur w enige Gesundheitsdienste, Schulen oder<br />

andere staatliche Angebote und diese v erlangen für ihre Dienstleistungen<br />

viel Geld, so dass die Familien der Arbeiter meist keine<br />

ausreichende Versorgung erhalten.<br />

Gewalt und Vertreibung<br />

Neben den har ten Arbeitsbedingungen zerstören vor allem militärische<br />

Auseinandersetzungen das Leben der örtlichen Bevölkerung:<br />

Diejenigen Truppen, die ein Gebiet er obern oder v erteidigen<br />

wollen, nutzen alle Elemente des Terrors, um die Menschen<br />

gefügig zu machen und Zugriff auf deren Ressourcen zu erhalten.<br />

Dörfer werden geplündert, um die Armeen zu ernähren. Widerständische<br />

Bewohner w erden v ertrieben oder sofor t getötet.<br />

Kinder, z. T. noch unter z ehn Jahre alt, werden in großer Zahl gewaltsam<br />

oder mit Versprechungen als Soldaten rekrutiert. Frauen<br />

und Mädchen w erden systematisch v ergewaltigt, um Angst und<br />

Kooperationswilligkeit in den Gemeinden zu erzeugen. Seit 1998<br />

sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen ca. 4,5 Mio. Menschen<br />

im Osten der D R Kongo durch direkte Kriegshandlungen<br />

oder in F olge v on Vertreibung, z erstörten Ernten, blockier ten<br />

Wegen und behandelbar en Krankheiten ums Leben gekommen.<br />

Fast die Hälfte davon waren Kinder unter zwölf Jahren.<br />

Ca. 800 000 Menschen sind derzeit allein in den Provinzen Nord-<br />

und Südkivu auf der Flucht v or Kriegshandlungen. Sie können<br />

deshalb ihre Felder nicht bestellen und sind auf internationale<br />

Hilfe angewiesen, die sie jedoch in vielen Fällen nicht rechtzeitig<br />

erreicht.<br />

Zusammensetzung<br />

eines Handys<br />

11 Studie des Marktforschungs-Softwareanbieters GMI, www.gmipoll.com<br />

12 Auer-Frege, Ilona: Coltanabbau im Kongo, in: EIRENE-Rundbrief „Konfl ikte um Ressourcen“, 3/2008, www.eirene.org<br />

7<br />

Aktionstipps


Aktionstipps<br />

Lest an der Station Stimmen aus dem Kongo zum<br />

Coltan abbau vor: 13<br />

Le<br />

Co<br />

„Coltanförderung „C<br />

ist ein Phänomen, das gr oße Geldfl üsse in<br />

un unser Gebiet lenkt, aber das hat negative Folgen, wie fallende<br />

Ein Einschulungsquoten (die Hochschule v on Walikale mit sechs<br />

Fak Fakultäten hat nur 34 Schüler) und steigende Preise für Dinge<br />

des des täglichen Bedarfs. Man sieht nicht, dass Coltangeld zum<br />

Beispiel für die Verbesserung der Lebensverhältnisse der Bergleute<br />

investiert wird.“<br />

Bernard Luanda, Präsident der Bushenge/Bahunde Selbsthilfegruppe<br />

„Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf Umweltschäden lenken.<br />

Ganze Hügel w erden z erstört und manche Wasserwege w erden<br />

umgeleitet, um För dergebiete fr eizulegen, was früher e<br />

Flussbetten in einem beklagenswerten Zustand hinterlässt. Es<br />

gibt zunehmende Gewalt zwischen Bergleuten, die aus irgendwelchen<br />

Gründen ihr e S treitereien mit Brutalität austr agen.<br />

Leichtes Geld führt auch zu Jugendkriminalität und Prostitution<br />

mit dem Risiko einer Ausbreitung des Aidsvirus.“<br />

Bitota, Coltanhändler<br />

„Kinder und einige Lehrer verlassen die Schulen, um Coltan zu<br />

fördern. Es gibt viele Erdrutsche. Vor kurzem wurden in einem<br />

Erdrutsch bei Luwowo zwanzig Menschen begraben, darunter<br />

sieben Soldaten. Es gibt auch Umweltzerstörung: Wasserwege<br />

werden umgeleitet, Weideland wird von ungeplantem Schür -<br />

fen zerstört. Die meisten L ebensmittel werden in den Coltanminen<br />

verkauft und nicht mehr in den tr aditionellen Märkten.<br />

Es gibt auch Angriffe bewaffneter Gruppen, die nicht nur die<br />

Bergleute angreifen, sondern auch die nor<strong>mal</strong>en Leute.“<br />

Safari Lupfutso, Dorfchef Matanda<br />

„Coltanförderung „Coltanförderung ist ist eine eine beispiellose beispiellose Einkommensquelle Einkommensque lle für ffür<br />

viele Männer und dF Frauen rauen, so dass dassganz ganze e Haushalte Haushalte in die die<br />

Minen ziehen und ihre Kinder aus der Schule heraushalten. Die i<br />

Leute denken, dass Coltan die Lösung ihrer Probleme sei, aber<br />

bald w erden wir überr ascht feststellen, dass unser e Märkte<br />

leer sind. Nur F rauen betr eiben Ackerbau. Das P roblem ist,<br />

dass die L ebensbedingungen der Ber gleute nicht besser geworden<br />

sind. Manche haben nicht ein<strong>mal</strong> eine Unterlage zum<br />

Schlafen, ihre Dächer sind immer kaputt, aber sie träumen davon,<br />

eines Tages viel Geld zu v erdienen, um sich alles zu kaufen.<br />

Doch w egen dem Banditentum und Er drutschen werden<br />

viele ihre Träume nicht erfüllt sehen. Der Dr ang zur Coltanförderung<br />

hat schon steigende Lebensmittelpreise verursacht. Es<br />

ist Zeit für die Leute, zur Landwirtschaft zurückzukehren.“<br />

Christine Kizimana, Leiterin einer lokalen Nichtregierungsorganisation<br />

13 EED (Hrsg.): Coltanfi eber. Wie ein seltenes Metall das Leben im kriegsgeschüttelten Osten der<br />

Demokratischen Republik Kongo verändert hat. Studie, Bonn 2002. Download unter www.eed.de<br />

14 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 488.<br />

„Unsere Eltern konnten das Schulgeld nicht mehr zahlen, wir<br />

hatten keine L ust mehr, andauernd heimgeschickt zu w erden<br />

und so sind wir gegangen. Jetzt leben wir in den Minen, wo wir<br />

als Bergleute arbeiten. … Es ist har te Arbeit, aber wir haben<br />

keine Wahl, denn wir müssen Geld v erdienen. Manch<strong>mal</strong> v erdienen<br />

wir 100 Dollar, mehr als unsere Eltern je verdient haben.<br />

Wir kaufen R adios und Kleidung und mit Gottes Hilfe w erden<br />

wir in zwei Jahren heiraten können. Das ist noch lange genug<br />

hin, dass wir etwas spar en können… Die, der en Eltern das<br />

Schul geld nicht zahlen können, können zu uns kommen und<br />

mitmachen. Man verdient seinen Lebensunterhalt ja nicht nur<br />

mit Lernen. Gucken Sie sich ein paar dieser Händler an, die nie<br />

zur Schule gegangen sind; sie sind r eicher als die L ehrer, die<br />

studiert haben.“<br />

Halera (16) und Safari (17), ehe<strong>mal</strong>ige Schulkinder<br />

Diskutiert D anschließend, welche Folgen der Coltanabbau hat und<br />

wer besonders davon betroffen ist. Überlegt auch, welche Probleme<br />

m die gewaltigen Mengen an Elektr oschrott mit sich bringen<br />

(neben Handys auch Computer) und wie dem begegnet w erden<br />

kann. k Mehr Infos fi ndet ihr bei: www.makeitfair.org<br />

Das sagt die Studie:<br />

Die materielle Seite der virtuellen Welt<br />

Der ökologische R ucksack der P roduktion eines<br />

2,8 kg schweren Notebooks wiegt über 400 kg. Dur ch eine intensive<br />

Nutzung und den S tromverbrauch kann der R ucksack<br />

noch ein<strong>mal</strong> über 600 kg Gewicht zulegen. Insbesonder e die<br />

hinter einem Computer stehende Infr astruktur (dazu gehör en<br />

Server, Router, G ateways, Repeater, S witches und Backbone<br />

Networks) und die Kühlung der ununterbr ochen betriebenen<br />

Hardware sind hierfür v erantwortlich. Nach Schätzungen w erden<br />

für das deutsche Internet 2 % des gesamten deutschen<br />

Stromverbrauchs benötigt, mit steigender Tendenz. Bis 2010<br />

könnte der Anteil auf 7 % ansteigen, was der Ener gieleistung<br />

von etwa vier Atomkraftwerken entspricht.<br />

Nicholas Carr, ehe<strong>mal</strong>iger E xecutive Editor des Har vard Business<br />

Reviews, hat ein<strong>mal</strong> die Energiebilanz der virtuellen Charaktere<br />

im Internetspiel Second Life (Av atare) aufgestellt. Danach<br />

hinterlässt ein nur virtuell existierender Avatar in Second<br />

Life einen C O 2-Fußabdruck wie ein Dur chschnittsbrasilianer.<br />

Schließlich ist auch die Entsorgung von Computern und anderen<br />

elektr onischen Geräten w egen der r asch wachsenden<br />

Mengen von Elektronikschrott problematisch. Allein nach China<br />

w erden jährlich vier Millionen PCs als Computerschr ott<br />

transportiert. Der größte Teil des weltweit anfallenden Elektronikabfalls<br />

wird heute in ärmer en Ländern „entsor gt“. Gefährlich<br />

sind dabei einige to xische Inhaltsstoffe wie zum Beispiel<br />

Schwermetalle und ihr e Verbindungen so wie halogenier te<br />

Flammschutzmittel wie etwa Tetrabrombisphenol A (TBB) oder<br />

polybromierter Diphenylether (PBDE). 14<br />

4. Station<br />

Bäckerei und/oder Supermarkt<br />

Gebt an der S tation eine kurz e Einleitung dazu, wie Br ot hergestellt<br />

wird. Weist auf die wachsende Konkurrenz für traditionelle<br />

Bäckereien durch Discount-Bäckereien hin.<br />

Seit den 1950er Jahr en ist die Anzahl der Bäcker eibetriebe von<br />

ca. 55.000 (im alten Bundesgebiet) auf rund 16.000 Betriebe<br />

(Stand: 31.12.2007) in ganz Deutschland zurückgegangen. 15<br />

4. Station<br />

Jährlich müssen etwa 600 bis 800 weitere Bäckereien wegen des<br />

enormen P reisdrucks aufgeben. Die Discount-Filialen handeln<br />

mit eingefl ogener Ware oder v oll automatisier t her gestellten<br />

Teiglingen aus Billiglohnländern. Auf dem Spiel stehen nicht<br />

nur die L ebensqualität, sondern auch Arbeitsplätz e und Wertschöpfung.<br />

Doch auch in den kleinen und mittelständischen<br />

Bäckereien haben neue Techniken Einzug gehalten, so w erden<br />

auch hier automatisier te Bäcker eimaschinen eingesetzt. Des<br />

Weiteren wir d auch bei Kleinbäcker eien immer öfter die Kältetechnik<br />

in Anspruch genommen, mit der Teiglinge pr oduziert<br />

werden können, die dann im Laden direkt gebacken werden, um<br />

laufend frische Backwaren anbieten zu können.<br />

Bildet zwei Gruppen: Die Discount-Bäckerei und die traditionelle<br />

Bäckerei. Jede Gruppe wir d v on je einer Teamerin oder einem<br />

Teamer angeleitet und bekommt als Symbol ein Dosencroissant/<br />

abgepacktes Brot (Discount-Bäckerei) bzw. einen Laib Br ot (traditionelle<br />

Bäcker ei). Als R epräsentant(inn)en der Discount-<br />

Bäckerei bzw. der traditionellen Bäckerei wird den Gruppen kurz<br />

Zeit gegeben, um Ar gumente für den K auf des Dosencr oissants<br />

bzw. des tr aditionell her gestellten Br otlaibes zu fi nden. Die<br />

Teamleitung gibt ihr er Gruppe bei Bedarf Ar gumentationshilfen<br />

mit. Anschließend versuchen die Gruppen, sich von den Vorteilen<br />

des Kaufes ihres Brotes zu überz eugen (Bsp.: Das Dosencr oissant<br />

sagt: „Ich werde gekauft, weil ...“).<br />

Übersicht über mögliche Argumente:<br />

Argumente für das Dosenbaguette & Discounter<br />

Kostengünstig (z. T. 50 % billiger).<br />

Zeitsparend (Ihr könnt es zusammen mit den anderen<br />

Lebensmitteln in einem Supermarkt kaufen, ohne zusätzlich<br />

in eine Bäckerei gehen zu müssen).<br />

Laufend ofenfrisches Brot während des gesamten Tages.<br />

Fertigwaren zum Aufbacken sind praktisch, weil ich sie je<br />

nach Bedarf aufbacken kann und sie nicht schlecht werden.<br />

Personalkosten liegen nur bei 20 % (bei handwerklichen<br />

Betrieben bei 40 – 50 %).<br />

15 Angaben des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks e.V.<br />

16 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 431.<br />

Unser Tipp<br />

„LateNightShoppingTour“ im Sitzen<br />

Veranstaltet eine (K urz)-Filmacht, in der es rund um<br />

das Thema Einkaufen und Konsum geht – vielleicht mit<br />

öko-fairen Cocktails.<br />

Das sagt die Studie:<br />

Musste man 1960 im Durchschnitt noch 20<br />

Minuten arbeiten, um vom Arbeitslohn ein Kilogramm<br />

Brot kaufen zu können, bedarf es heute dafür nur<br />

noch der Hälfte der Arbeitszeit. 16<br />

Argumente für das traditionelle Brot<br />

Bessere Beratung, besserer Service.<br />

Bessere Qualität, gesünder, weniger künstliche Zusatzstoffe.<br />

Lokale Arbeitsplätze und Betriebe werden unterstützt.<br />

Das Brot wird zum großen Teil in Handarbeit hergestellt.<br />

Größere Wertschätzung des Brotes (weil man weiß, wo und<br />

wie es hergestellt wird).<br />

Die kulinarische Vielfalt bleibt erhalten (es gibt ca. 300<br />

Brotsorten in Deutschland).<br />

Kurze Transportwege erhalten die Frische.<br />

Handwerkliche Herstellung bietet mehr Transparenz.<br />

Nahversorgung und persönlicher Kontakt sind möglich.<br />

Wertet die Diskussion anschließend aus. Welches Brot ist besser?<br />

Weitere m gliche Stationen des<br />

konsumkritischen Stadtrundgangs<br />

und Diskussionspunkte<br />

Supermarkt – Tiefkühltheke – Hühnchenfl eisch – Folgen des<br />

Exports von Hühnchenfl ügeln in Entwicklungsländer<br />

(s. Informationen beim Thema „Handel“).<br />

Supermarkt – Konzentration von Handelsmacht – Marktbeherrschung<br />

durch einige große Ketten.<br />

Tankstelle – Erdölproduktion/Anbau und Produktion von<br />

Agrotreibstoffen – Folgen für Entwicklungsländer.<br />

Drogeriemarkt – Kosmetikprodukte/Waschmittel – Palmöl als<br />

Grundstoff – Palmölanbau und -produktion in Entwicklungsländern.<br />

Schuhgeschäft – Schuhproduktion in Entwicklungsländern<br />

Blumenladen – Folgen der Blumenproduktion in Entwicklungsländern<br />

– Blumen aus Fairem Handel.<br />

Banken – Geldanlagen in unökologische und unsoziale<br />

Vorhaben – Alternative: Ethisches Investment.<br />

Rathaus/Schule – Beschaffung der Kommune/Schule (Papier,<br />

Energie, Kaffee, Kleidung, Mobilität etc.).<br />

Baumarkt – Holzsortiment – Herkunft der Holzprodukte<br />

und Folgen ihrer Herstellung – Alternativen wie das Forest<br />

Stewardship Council-Label (FSC).<br />

Büro der/des Bundestags- bzw. Landtagsabgeordneten –<br />

Positionen/Engagement zu Umwelt- und Entwicklungspolitik.<br />

Stadtwerke – Produktion von Strom und Wärme.<br />

Computerladen – ökologischer Rucksack eines Computers.<br />

Am Ende noch<br />

ein Blitzlicht…<br />

Die Teilnehmenden geben kurz wieder , wie sie den Spaziergang<br />

empfunden haben, was sie Neues gelernt/entdeckt<br />

haben, was sie besonders bemerkensw ert fanden und<br />

welche persönlichen Schlussfolgerungen sie ziehen.<br />

9999999<br />

Aktionstipps


Spieletipp<br />

KLEIDUNGS-PFERDERENNEN 17<br />

Warum?<br />

Die Vorteile von öko-fairen Materialien aufzeigen.<br />

Vermeintliche Wettbewerbsnachteile gegenüber Markenkleidung<br />

relativieren.<br />

Wie anfangen?<br />

Einfach loslegen!<br />

So geht’s:<br />

Ein mit den neuesten Marken ausgestattetes Pferd tritt im Rennen<br />

gegen ein „Faires“ Pferd an, das mit Naturmaterialien ausgestattet<br />

wurde. Die Teilnehmenden bilden einen Kreis, die Pferderennbahn.<br />

Fünf Personen müssen als Hür den ihre Arme waager echt ausstrecken.<br />

Der Teamer oder die Teamerin geht in der Mitte des<br />

Kreises entlang und erzählt als Kommentator(in) den Rennverlauf.<br />

Hintergrundinfos können entweder am Schluss gegeben werden<br />

oder an der jeweiligen Hürde.<br />

Wer macht´s?<br />

7–20 Personen<br />

Wie teuer?<br />

Kosten für:<br />

Die Materialien sollten nicht extra gekauft werden<br />

müssen.<br />

Womit?<br />

Material:<br />

zwei Holzpferde oder Playmobilpferde, eins mit<br />

Logos von großen Marken, das andere mit Geschirr<br />

aus Naturmaterial. Wenn keine Pferde vorhanden<br />

sind, können auch Teilnehmende springen und<br />

wiehern.<br />

Wie lange?<br />

5–30 Minuten<br />

LEWIS<br />

17 aus: BDKJ/Diözesanstelle Rottenburg-Stuttgart, Fachstelle Globales Lernen, Aktionsheft „Dein Geld<br />

regiert die Welt“, 2008.<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

Rennverlauf (Vorschlag):<br />

Die beiden Pferde starten und sind erst noch gleichauf.<br />

Dann nähern sie sich der ersten Hürde , den funktionalen<br />

Materialien:<br />

Das Markenpferd nimmt die Hür de gelassen, während das Faire<br />

Pferd sich ersichtlich schw er tut mit diesem Hindernis. Beide<br />

Pferde nehmen letztlich diese Hürde und galoppieren weiter.<br />

Das Markenpferd hat nun natürlich einen Vorsprung.<br />

Wusstet ihr…?<br />

Funktionale Materialien<br />

Markenkleidung, vor allem Sportbekleidung, werden oft<strong>mal</strong>s aus<br />

hochfunktionalen Fasern gefertigt, welche die Feuchtigkeit des<br />

Körpers opti<strong>mal</strong> von der Haut wegtransportieren oder die windundurchlässig<br />

sind. Diese Fasern sind jedoch künstlich und verursachen<br />

schon bei ihr er P roduktion eine er hebliche Umw eltverschmutzung.<br />

Naturbekleidung besteht ausschließlich aus<br />

natürlichen Materialien, die für den Spor t nicht so geeignet sein<br />

mögen, da sie die Feuchtigkeit aufsaugen.<br />

Wusstet ihr…?<br />

Anzahl der Kollektionen<br />

Unternehmen werfen pro Jahr mehrere Kollektionen auf den Markt,<br />

um den K unden immer etwas Neues, noch Besseres anzubieten.<br />

Dadurch entstehen viele Restposten und in den Produk-tionsländern<br />

muss häufi g sehr kurzfristig die P roduktion umgestellt oder<br />

es müssen sehr hohe Stückzahlen in sehr kurzer Zeit gefertigt<br />

werden. Dies führ t zu Überstunden und Wegfall von freien Tagen<br />

und Urlaub der Näherinnen. Faire Kleidung oder Naturbekleidung<br />

trägt dem schnellen Leben nicht so stark Rechnung, dafür kann es<br />

seinen P roduzenten sicher e Abnahmezahlen und dadur ch auch<br />

die Möglichkeit zur Planung geben.<br />

Dann geht es auch schon auf die zweite Hürde zu:<br />

Die Anzahl der Kollektionen, die pro Jahr auf den Markt kommen,<br />

bildet die zweite Hürde. Das Markenpferd überspringt diese Hürde<br />

mit Leichtigkeit, während das Faire Pferd deutlich strauchelt.<br />

Droht das R ennen etwa schon v orzeitig v orbei zu sein? Nein,<br />

wieder schaffen es beide Pferde, das Hindernis zu überspringen<br />

und galoppieren weiter. Das Faire Pferd ist mittlerweile natürlich<br />

deutlich abgeschlagen unterwegs. Knapp die Hälfte des Rennens<br />

ist um und es geht schon wieder auf ein neues Hindernis zu.<br />

Nanu, schon beim Erblicken des dritten Hindernisses, der ökologisch-nachhaltigen<br />

Produktion, bekommt das Markenpferd Probleme<br />

– das F aire Pfer d holt auf . Das Markenpfer d nimmt diese<br />

Hürde nur mit Mühe, währ end das F aire Pfer d darüber hinw egfegt.<br />

Der Abstand wird immer kleiner, aber das Markenpferd liegt<br />

immer noch vorne. Nun kommt die letzte und wohl alles entscheidende<br />

Hürde in Sicht.<br />

Wusstet ihr…?<br />

Produktion<br />

Bekleidung besteht oft<strong>mal</strong>s aus künstlichen F asern, die ber eits<br />

bei ihr er Herstellung umw eltschädliche S toffe benötigen und<br />

freisetzen. Auch die verwendete Baumwolle wird fast ausschließlich<br />

im konv entionellen Anbau gewonnen, bei dem gr oße Mengen<br />

v on Chemikalien für eine opti<strong>mal</strong>e P roduktion v erwendet<br />

werden. Zudem sind viele Baumwollpfl anzen gentechnisch manipuliert.<br />

F aire Kleidung oder Naturbekleidung wir d nur aus<br />

Stoffen genäht, die nach biologischen Kriterien pr oduziert wurden.<br />

Schw er abbaubar e Pfl anzenschutzmittel sind auf ökologisch<br />

bewir tschafteten Flächen ebenso v erboten wie Entlaubungsmittel,<br />

die im konv entionellen Baumwoll-Anbau die Ernte<br />

der Samenkapseln erleichtern.<br />

Beim Anblick des vierten Hindernisses, den fairen Arbeitsbedingungen,<br />

scheut das Markenpferd und die Reiterin oder der Reiter<br />

kann es nur sehr mühsam dazu bringen, die Hürde zu überspringen.<br />

Alternativ kann sich das Pfer d auch aufbäumen und den<br />

Reiter oder die R eiterin ab werfen. Das F aire Pfer d nimmt auch<br />

diese mit der ihm zuletzt eigenen L eichtigkeit – und oh Wunder<br />

– es kann das Rennen für sich entscheiden.<br />

Wusstet ihr…?<br />

Arbeitsbedingungen<br />

Viele Unternehmen lassen den größten Teil ihrer Kleidung in Billiglohnländern<br />

pr oduzieren. Sie for dern sehr hohe Absatzzahlen und<br />

drücken den S tückpreis immer w eiter. Die L eidtragenden sind die<br />

Näherinnen. Die größtenteils jungen Frauen arbeiten in großen Fabriken<br />

oft<strong>mal</strong>s 12–16 S tunden pr o Tag, mit nur einer halben S tunde<br />

Pause, die auch wegfallen kann, wenn es einen Engpass gibt. Wegen<br />

des Zwanges, ohne lange Pausen zu arbeiten, trinken die Arbeiterinnen<br />

oft zu wenig und werden krank. Arbeitsverträge kann der Arbeitgeber<br />

meist fristlos kündigen. Wer sich in einer Gew erkschaft engagieren<br />

möchte, um an der Situation etwas zu ändern, wir d noch<br />

schlechter behandelt, gekündigt oder schon auch <strong>mal</strong> geschlagen.<br />

Also sagen die meisten Arbeiterinnen nichts und arbeiten w eiter für<br />

einen Lohn, von dem sie nicht leben können.<br />

Faire Kleidung dagegen wird nur aus ökologisch angebauter und<br />

handgepfl ückter Baumwolle gefer tigt. Es w erden den Liefer anten<br />

feste Absatzmengen und Absatzpreise garantiert. Außerdem<br />

werden die Arbeitszeitvorgaben eingehalten und ein fair er Lohn<br />

bezahlt.<br />

11<br />

Spieletipp


Ihr k nnt handeln!<br />

TIPPS FÜR DAS EIGENE LEBEN 18<br />

Wir haben für euch einige Tipps zusammengestellt, die ihr in<br />

eurem Alltag schon heute umsetz en könnt. Diese Tipps könnt<br />

ihr auch während des konsumkritischen Stadtrundgangs in die<br />

Gruppe geben.<br />

Für jeden Konsum und jedes Produkt – egal ob Kleidung, Handy,<br />

Papier, Essen, Ener gie – gilt dieselbe Grundformel: „Besser –<br />

Anders – Weniger“.<br />

Das Wichtigste ist, den Konsum, wenn möglich, zu vermeiden.<br />

Wenn ihr doch etwas kaufen müsst, dann<br />

langlebige Produkte. Teilt diese mit anderen,<br />

verwendet sie wieder und repariert sie. Stellt<br />

euch immer wieder die Frage vor dem Einkauf:<br />

Brauche ich dieses Produkt, dieses<br />

Handy oder Kleidungsstück wirklich?<br />

Orientiert euch beim Kauf von Produkten<br />

an Siegeln wie „Fair“, „Bio“ oder „Blauer<br />

Engel“.<br />

Nutzt Second Hand Läden, organisiert<br />

mit der eigenen Jugendgruppe einen<br />

Flohmarkt oder veranstaltet eine Tauschbörse.<br />

Verringert euren Fleischkonsum<br />

Verwendet Recycling-Papier, das schont die Wälder und ist<br />

auch durch den deutlich geringeren Energieeinsatz ein<br />

Beitrag zum Klimaschutz.<br />

Unterstützt Aktionen wie z. B. „Saubere Kleidung“ 19 .<br />

Klärt andere über die Zusammenhänge auf! Thematisiert es<br />

in der Schule, im Seminar, in Gruppenstunden.<br />

18 Greenpeace: Footprint – der ökologische Fußabdruck Deutschlands, Hamburg 2008, www.greenpeace.de<br />

19 www.saubere-kleidung.de<br />

20 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 570.<br />

Das sagt die Studie:<br />

Das historische P rojekt, eine solar -solidarische<br />

Gesellschaft zu bauen, lebt von der Initiative einer<br />

Vielzahl von Menschen. Auch durch die eigene Lebensführung<br />

kann jeder Einfl uss auf den G ang des Geschehens ausüben.<br />

Wer achtsam einkauft, wird über den Preis hinaus ein Augenmerk<br />

für die ökologische und soziale Qualität v on Produkten<br />

haben. Als K onsument, der sich gleichermaßen als Bür ger<br />

versteht, wir d er dar auf schauen, dass sein K aufakt so wohl<br />

zur Umweltentlastung als auch zur Solidarität mit Schlechtergestellten<br />

beiträgt. Wer überdies seinen Kopf über der Warenschwemme<br />

halten möchte, wir d die hohe K unst der Einfachheit<br />

pfl egen, ansonsten z erfasert sein L eben. Sparsam im<br />

Haben, aber gr oßzügig im Sein, so lautet die Devise der Zukunftsfähigkeit<br />

für einen selbst wie für die Gesellschaft. 20<br />

Neben dem individuellen Beitr ag bedarf es v or allem<br />

grundsätz licher Änderungen auf gesellschaftlicher Ebene.<br />

Auch dazu kann jede(r) Einzelne beitragen durch:<br />

die Nachfr age nach ökologischen, zukunftssicher en P rodukten<br />

und Dienstleistungen und<br />

ein politisches Wahlverhalten, orientiert an zukunftsfähigen<br />

Programmen.<br />

Gute Argumente!<br />

MITMISCHEN – MITREDEN<br />

In Gesprächen br aucht ihr fundier te Fakten, um euer Anliegen<br />

glaubhaft zu machen. Deshalb haben wir für euch einige gute<br />

Argumentationshilfen zum Thema Konsum zusammengestellt.<br />

Warum soll ich weniger konsumieren? 21<br />

Der Fußabdruck der Menschheit misst gegenwärtig 2,2 globale<br />

Hektar (gha). R echnerisch würden jedem Menschen 1,8 gha zustehen.<br />

Der Verbrauch der Menschen übersteigt die Tragfähigkeit<br />

der Erde also um etwa 25 %.<br />

Ein(e) US-Amerikaner(in) beansprucht dur chschnittlich 9,6 gha,<br />

ein(e) Inder(in) 0,8 gha, ein(e) Deutsche(r) 4,2 gha.<br />

Der größte Teil des deutschen F ußabdrucks (50 %) wir d dur ch<br />

den Verbrauch fossiler Ener gieträger v erursacht, z. B. für das<br />

Heizen der Wohnung. Bei der Ernährung werden 75 % des Fußabdrucks<br />

dur ch den Verbrauch tierischer Nahrungsmittel v erursacht.<br />

Den ökologischen Fußabdruck verringern z. B. durch:<br />

Umstieg auf Ökostrom: Er bringt minus 90 % Fußabdruck im<br />

Bereich Stromversorgung.<br />

Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel: Ein Flug von Berlin<br />

nach Wien und zurück hat einen 26-<strong>mal</strong> höher en Fußabdruck<br />

als die Fahrt mit der Bahn. Eine Person, die mit der Bahn statt<br />

mit dem Auto v on Hambur g nach F rankfurt fähr t, v erringert<br />

den Fußabdruck der Reise um 94 %.<br />

Verringerung des durchschnittlichen Fleischkonsums um rund<br />

20 %. Ihr ernährt euch gesünder und reduziert euren ökologischen<br />

Fußabdruck im Bereich Ernährung um 15 %. Mit ausschließlich<br />

vegetarischer Ernährung lässt er sich mehr als<br />

halbieren.<br />

Einen konsequenten Umstieg auf R ecyclingpapier: Er v erringert<br />

den Fußabdruck im Bereich der Konsumgüter um zehn bis<br />

20 %.<br />

Wusstet ihr…?<br />

Der Fußabdruck wird in „globalen Hektar“ (gha) gemessen<br />

= ein Hektar weltweit durchschnittlicher biologischer Produktivität,<br />

etwa für Ackerbau, Holzwir tschaft, Ener giegewinnung und<br />

ist eine einheitliche „Währung“, die die unterschiedliche Fruchtbarkeit<br />

von Böden berücksichtigt. So werden verschiedene Länder<br />

oder Gebiete v ergleichbar. Bei fossilen Ener gieträgern wird<br />

die Fläche err echnet, die nötig ist, um die bei der Verbrennung<br />

entstehenden Emissionen v on K ohlendioxid dur ch Wälder und<br />

Ozeane zu binden, ohne das Klima zu gefährden. 22<br />

Warum bio kaufen? Es ist so teuer! 23<br />

Ein Kilo herkömmliches Schnitz el kostet sieben E uro – im Vergleich<br />

zu 13 E uro für ein Kilo Ökoschnitz el. Damit kostet das<br />

Ökoprodukt fast das Doppelte. Das konv entionelle Schnitzel ist<br />

billig, w eil hohe K osten für Umw eltschäden nicht einger echnet<br />

werden.<br />

21 Greenpeace: Footprint – Der ökologische Fußabdruck Deutschlands, Hamburg 2008, www.greenpeace.de<br />

22 www.foodprintnetwork.org<br />

23 www.foodwatch.de<br />

24 www.fair4you-online.de<br />

Bei der Erzeugung von einem Kilogramm Ökoschnitzel werden im<br />

Vergleich zur konventionellen Produktion eingespart:<br />

1/4 der Energie<br />

3/4 der Stickstoffbelastungen<br />

3/4 der Treibhausgase<br />

100 Gramm Mineraldünger<br />

1,5 Gramm Pfl anzenschutzmittel<br />

Dafür fällt ein Mehrbedarf an von etwa der Hälfte an Futter-Anbaufl<br />

äche und 40 bis 95 % an Arbeitszeit. Deswegen ist bio teurer. Der<br />

Marktanteil von Bioprodukten lag in Deutschland im Jahr 2007 nur<br />

bei etwa 4 %.<br />

Warum fair kaufen? Es ist so teuer! 24<br />

Weil sonst ...<br />

die Produzent(inn)en so wenig verdienen, dass sie nicht<br />

davon leben können,<br />

das Geld der Produzenten so knapp ist, dass die Kinder keine<br />

Schule besuchen können und damit keine Zukunftschancen<br />

haben,<br />

ständige Preisschwankungen auf dem Weltmarkt für die<br />

Produzent(inn)en Unsicherheit und Armut bedeuten,<br />

die Spielregeln des Welthandels von den reichen Ländern<br />

aufgestellt werden.<br />

Weil ...<br />

faire Handelsbeziehungen langfristig, zuverlässig und partnerschaftlich<br />

sind,<br />

ökologische Landwirtschaft und umweltfreundliche Produktion<br />

gefördert wird – ebenso wie besonders benachteiligte<br />

Produzent(inn)en wie z. B. Frauengruppen,<br />

Produzentenorganisationen eine Vorfi nanzierung erhalten<br />

können, damit sie z. B. Saatgut oder Material einkaufen<br />

können und damit arbeitsfähig werden,<br />

höhere Preise bessere Löhne bedeuten, mit denen Eltern die<br />

Schulbildung ihrer Kinder bezahlen können,<br />

eine Gesundheits- und Altersvorsorge sowie soziale Projekte<br />

fi nanziert werden können.<br />

Warum W sich politisch einmischen?<br />

Weil W letztlich die R egeln des Marktes und des Welthandels bestimmen,<br />

s wie Produktion und Handel gestaltet werden. Politik<br />

muss Vorgaben und R egeln setzen, damit eine sozial- und umweltverträgliche<br />

w<br />

P roduktion und ein entspr echender K onsum<br />

möglich wird.<br />

13


Worum geht´s?<br />

FAKTEN UND ZUSAMMENHÄNGE – IN 5 MINUTEN 25<br />

Besser – anders – weniger<br />

so lautet die F austformel für den Weg zu einer<br />

zukunfts fähigen Wirtschaft in Deutschland, die in der<br />

Studie „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisier ten<br />

Welt“ wie folgt umrissen wird.<br />

Zukunftsfähigkeit bedeutet in erster Linie, den R essourcenverbrauch<br />

in den Industrieländern zu reduzieren. Etwa ein Drittel der<br />

Menschheit lebt direkt von der Natur, von der Savanne, Wäldern,<br />

Flüssen und Feldern. Diese werden jedoch zu einem gr oßen Teil<br />

von der reichen Konsumentenklasse genutzt (Ananas- und Baumwollplantagen,<br />

Papierproduktion, etc.). D. h. erst wenn die Nachfrage<br />

nach Öl sinkt, lohnt es nicht mehr , Förderzonen im Urwald<br />

zu erschließen, erst w enn der Wasserdurst v on Plantagen und<br />

Fabriken abklingt, bleibt genügend Grundwasser für Trinkwasserbrunnen<br />

in den Dörfern, erst w enn der Wunsch nach Rindersteaks<br />

zurückgeht, br aucht nicht mehr Boden für Weiden und<br />

Futtermittelanbau vereinnahmt zu werden.<br />

Es ist die F rage, ob eine Wirtschaftsweise vernünftig ist, die in<br />

Zeiten umfassender Naturknappheit wertvolle Ressourcen dafür<br />

einsetzt,<br />

fortschreitend mehr Bedürfnisse über Marktprodukte zu<br />

befriedigen,<br />

von jedem Marktprodukt hundert Varianten anzubieten,<br />

alle hundert Varianten in kurzen Zeitzyklen veralten zu lassen,<br />

um sie wieder durch brandneue Produkte zu ersetzen.<br />

Nachhaltige L ebensstile sind die K unst des richtigen<br />

Verhaltens in falschen S trukturen. Deshalb br aucht es<br />

beides: Politik von oben und Handeln v on unten. Nur zusammen<br />

entstehen nachhaltige Produktions-, K onsum-<br />

und Wirtschaftsstrukturen. 26<br />

25 zusammengestellt aus Texten der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland<br />

in einer globalisierten Welt“.<br />

26 Spangenberg, Joachim H./Lorek, Sylvia: Sozio-ökonomische Aspekte<br />

nachhaltigkeitsorientierten Konsumwandels. Aus: Politik und Zeitgeschichte<br />

B24/2001.<br />

Es ist an der Zeit, dass ...<br />

Auswahl statt Masse, Qualität statt Billigstücke, dauerhafte<br />

Güter statt Wegwerfware, und statt Neueinkauf ein Reparaturservice<br />

angeboten wir d. Aller dings liegt eine S trategie des<br />

Genugs quer zu den Antrieben des K apitalismus; daher wir d<br />

dieses Jahrhundert für den Kapitalismus einen Elchtest besonderer<br />

Art bereithalten: Nur wenn er es schafft, Wertschöpfung<br />

bei sinkenden Gütermengen zu betr eiben, kann er sich eine<br />

Chance auf Zukunftsfähigkeit ausrechnen.<br />

HHeute<br />

zielen viele Produkte darauf ab, Gefühle zu vermitteln, sei<br />

ees<br />

Abenteuer, Zugehörigkeit oder S tolz. Doch es z eigt sich: Mit<br />

iihrer<br />

Endlosfabrikation von Bedürfnissen verlässt die Konsumge-<br />

ssellschaft<br />

ihr en eigentlichen Z weck, das L eben der Menschen<br />

ggelungener<br />

zu machen. Denn Überfülle und schnelle Verschleiß-<br />

zzyklen<br />

neigen dazu, Orientierungsfähigkeit und Entscheidungs-<br />

kkraft<br />

zu überfordern. Kaum einer fühlt sich mehr durch die Explo-<br />

ssion<br />

der Möglichkeiten befr eit, vielmehr walten Verunsicherung<br />

und Verwirrung. Wer unter solchen Umständen noch einen Überblick<br />

über seine Bedürfnisse behalten möchte, tut gut daran,<br />

Dinge abzuwählen, sie auszuwählen, und „Nein“ zu sagen. „Von<br />

nichts zuviel“ – selten hat wohl in den vergangenen zweieinhalbtausend<br />

Jahren der antike Leitspruch aus Delphi so ins Schwarze<br />

getroffen wie in unserer Konsumgesellschaft.<br />

Und er [Jesus] sprach zu ihnen: „Seht zu und<br />

hütet euch vor aller Habgier; denn niemand<br />

lebt davon, dass er viele Güter hat.“<br />

Lukas 12, 15<br />

zum Thema KONSUM<br />

ANSEHEN, INFORMIEREN, NACHLESEN<br />

Multimedia-DVD<br />

King Cotton oder Baumwolle als Schicksal<br />

Medienpaket mit zw ei Dokumentarfi lmen (D VD, Video) und<br />

ausführlichem Zusatzmaterial (D VD, CD-R OM) zum Thema<br />

Baumwolle.<br />

Dokumentarfi lm, 2006, geeignet ab 16 Jahren<br />

Filme<br />

Eine anständige Firma – Nokia made in China<br />

Unter welchen Bedingungen arbeiten Menschen in den chinesischen<br />

Zulieferfi rmen von Nokia?<br />

Dokumentarfi lm, 2004, geeignet ab 16 Jahre, 56 Min.<br />

Footprint – Große Ansprüche an einen kleinen Planeten<br />

Die Menschen in den industrialisierten Ländern leben auf viel<br />

zu „großem Fuß“. Der Film r egt an über unser e Wirtschafts-<br />

und Lebensweise nachzudenken.<br />

Dokumentarfi lm, 2007, geeignet ab 14 Jahre, 36 Min.<br />

Jeans – Baumwolle im Zeichen der Globalisierung<br />

Der Film macht die Auswirkungen der Globalisierung am Beispiel<br />

der Jeans in Deutschland, Tansania und R ussland v erständlich.<br />

Dokumentarfi lm, 2002, geeignet ab 12 Jahre, 19 Min.<br />

The Story Of Stuff<br />

Der Film wirft einen kritischen Blick auf unser e Produktions-<br />

und K onsumgewohnheiten. Er z eigt die Verbindungen zwischen<br />

vielen Umwelt- und Sozialthemen auf.<br />

Download: www.storyofstuff.com, geeignet ab 12 Jahre,<br />

20 Min., in englischer Sprache<br />

Unser Planet<br />

Der Film illustrier t die Zusammenhänge zwischen den Menschen,<br />

ihrem Konsum, dem Raubbau und dem System Planet.<br />

Wie viel hat K onsum mit L ebensstandard zu tun? Wie wir d<br />

unsere Er de aussehen, w enn im Jahr 2050 neun Milliar den<br />

Menschen den Planeten teilen?<br />

Dokumentarfi lm, 2006, ab 16 Jahre, 82 Min.<br />

We feed the World – Essen global<br />

Der Film schilder t, wie K onzerne und Gr oßindustrie unser e<br />

Ernährung steuern, wie Massenviehzucht, ausufernde Subventionen<br />

und Monokulturen für viele Menschen weltweit immer<br />

mehr zu einem Ernährungspr oblem w erden. Es ist ein<br />

Film über Ernährung und Globalisierung, Warenströme und<br />

Geldfl üsse, den Mangel im Überfl uss.<br />

Dokumentarfi lm, 2005, geeignet ab 16 Jahre, 96 Min.<br />

Weitere Informationen<br />

zu den Filmen:<br />

Evangelisches Zentrum für Entwicklungsbezogene Filmarbeit<br />

Kniebisstraße 29, 70188 Stuttgart<br />

Telefon: 0711 28 47-243, www.ezef.de<br />

Links<br />

www.brot-fuer-die-welt.de/ernaehrung:<br />

Informationen und Aktionsvorschläge zum<br />

globalen Agrarhandel.<br />

www.bundjugend.de: Informationen zu Umweltthemen.<br />

www.eed.de/welthandel: Die Welthandelsseite des E ED mit<br />

zahlreichen Publikationen und aktuellen Berichten zur Welthandelspolitik.<br />

www.fair4you-online.de: Informationen für Jugendliche zu<br />

fair gehandelten Produkten und Fairem Handel.<br />

www.forum-fairer-handel.de und www.eed.de/fairerhandel:<br />

Infos zu fair gehandelten Produkten und Fairem Handel.<br />

www.footprint.at: untersucht die F olgen unser es K onsums<br />

und misst den ökologischen Fußabdruck.<br />

www.ich-habs-papiert.de: Infos zum Papier sparen und Recyclingpapier.<br />

www.konsum-global.de: Die Stadtführung „Konsum Global“<br />

(von JA NUN und der B UNDjugend) z eigt die Auswirkungen<br />

unseres Konsums auf Mensch und Natur und stellt (Konsum)-<br />

Alternativen v or: mit vir tueller S tadtführung, Informationen,<br />

Tipps und Alternativen für den nächsten Einkauf.<br />

www.oekolandbau.de/jugendliche: Bio und lecker präsentiert.<br />

www.zukunft-einkaufen.de: Informationsplattform und Kampagne<br />

für eine öko-fair e Beschaffung in Kir chengemeinden<br />

und kirchlichen Einrichtungen.<br />

15


Brosch ren/B cher<br />

BUND, Brot für die Welt, EED (Hrsg.)<br />

Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt.<br />

Frankfurt, 2008.<br />

Die Kurzfassung der Studie „Wegmarken für einen K urswechsel“<br />

enthält auf 40 Seiten komprimiert die wichtigsten Aussagen<br />

und Inhalte der S tudie (Download bzw. Bestellung bei den Her -<br />

ausgebern sowie unter www.zukunftsfaehiges-deutschland.de)<br />

Brot für die Welt (Hrsg.):<br />

Nahrung. Eine globale Zukunftsfrage. Grundlagenbroschüre<br />

der Kampagne „Niemand isst für sich allein“.<br />

Infoblätter zu einzelnen Lebensmitteln (Tomaten, Mais,<br />

Hühnchen etc.). Infos: www.brot-fuer-die-welt.de/ernaehrung<br />

Brot für die Welt und EED (Hrsg.):<br />

Nachhaltig wirtschaften mit fair gehandelten und<br />

biologischen Produkten.<br />

Handreichung, Bonn 2008. Download: www.eed.de<br />

EED (Hrsg.):<br />

Coltanfi eber. Wie ein seltenes Metall das Leben im<br />

kriegsgeschüttelten Osten der Demokratischen Republik<br />

Kongo verändert hat.<br />

Studie, Bonn 2002. Download: www.eed.de<br />

EED, Brot für die Welt et.al (Hrsg.):<br />

Fairtrade-Baumwolle – für alle ein Gewinn.<br />

Köln 2008. Download unter www.eed.de<br />

Forum Umwelt und Entwicklung und EED (Hrsg.):<br />

Supermärkte auf dem Vormarsch im Süden<br />

– Bedrohung für Kleinbauern?<br />

Bonn und Berlin 2007. Download: www.supermarktmacht.de<br />

Dieses Heft ist Bestandteil der Publikation „<strong>Mach</strong> <strong>mal</strong> Zukunft“<br />

– Die Aktionsmappe für die Jugendarbeit zur Studie<br />

„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />

Herausgeber:<br />

Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland (aej),<br />

BUNDjugend, Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst e.V.<br />

Hannover, Berlin, Stuttgart, Bonn 2009<br />

Fromm, Erich:<br />

Vom Haben zum Sein. Wege und Irrwege der Selbsterfahrung.<br />

Ullstein Verlag, Berlin 2005.<br />

Grimm, Fred:<br />

Shopping hilft die Welt verbessern.<br />

Der andere Einkaufsführer.<br />

Goldmann Verlag, München 2006.<br />

Klaus, Werner/Weiss, H.:<br />

Das neue Schwarzbuch Markenfi rmen.<br />

Ullstein Verlag, Berlin 2006.<br />

Lasn, Kalle:<br />

Culture Jamming. Das Manifest der Anti-Werbung.<br />

Orange Press, Freiburg 2006.<br />

Le Monde diplomatique: Atlas der Globalisierung.<br />

taz Verlags- und Vertriebs GmbH, Berlin 2006.<br />

Rivoli, Pietra:<br />

Reisebericht eines T-Shirts. Ein Alltagsprodukt erklärt<br />

die Weltwirtschaft.<br />

Econ Verlag, Berlin 2006.<br />

Autorin dieses Heftes:<br />

Katja Breyer (EED)<br />

Notizen<br />

Internet:<br />

www.evangelische-jugend.de<br />

www.bundjugend.de<br />

www.brot-fuer-die-welt.de<br />

www.eed.de<br />

www.zukunftsfaehiges-deutschland.de<br />

Zukunft fair teilen<br />

Gestaltung: www.dieprojektoren.de Art. Nr. 117110030


GERECHTE REGELN BRAUCHT DIE WELT<br />

Welthandel<br />

>> Das Aktionsheft 2 für die Jugendarbeit zur Studie<br />

„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />

In den letzten Jahr en ist der Welthandel rapide gewachsen.<br />

Und er wächst w eiter. Der Anteil der Entwicklungsländer an<br />

ihm ist sehr gering. F ast der gesamte Welthandel wir d heute<br />

durch die Abkommen der Welthandelsorganisation WTO aber<br />

auch durch bilater ale Abkommen geregelt. Und oft bedeuten<br />

„Solange Armut existiert, gibt es keinen wirklichen F rieden.<br />

Die Schritte, die v on den Industrieländern gemacht w erden<br />

müssen, sind klar: Der erste ist, für einen ger echten Welthandel<br />

sorgen.“<br />

Nelson Mandela<br />

diese R egeln Vorteile für den Norden und Nachteile für den<br />

Süden. Der Welthandel hat keine gerechten Regeln.<br />

Auf den folgenden S eiten fi ndet ihr verschiedene Aktions- und<br />

Spieletipps und viele Hintergrundinfos zum Thema. >>


Aktionstipps<br />

UNFAIRE SPORTWETTBEWERBE<br />

Das sagt die Studie:<br />

Das geltende R egelwerk des Welthandels ist darauf<br />

zugeschnitten, allenthalben auf der Welt das<br />

Gesetz der ökonomischen Effi zienz dur chzusetzen, mit nur<br />

marginaler Beachtung ökologischer oder sozialer P robleme.<br />

Verhandlungen im R ahmen der WTO sind geprägt v om weltweiten<br />

Wettkampf der S tarken um Marktanteile; die Inter essen<br />

der Schwächeren haben dabei einen schweren Stand. 1<br />

Unfaire Sportwettbewerbe<br />

Warum?<br />

Ungerechtigkeit im Welthandel und ihre Folgen verdeutlichen.<br />

Notwendigkeit der Änderung des Handelsregimes darstellen.<br />

Wie anfangen?<br />

Mit „Unfairen Sportwettbewerben“ 2 können die Ungerechtigkeiten<br />

im Welthandel sehr anschaulich aufgez eigt werden. (Vorher<br />

solltet ihr euch inhaltlich mit der Thematik des Welthandels auseinandersetzen.)<br />

Das Muster ist stets das gleiche:<br />

Zwei Teams stehen sich gegenüber – die Industrie- und die Entwicklungsländer.<br />

Das Spielfeld ist der Welthandel. Wer Tore<br />

schießt oder punktet, hat mehr Geld und Gewinn für sein Land<br />

aus dem Handel herausgeholt.<br />

Die Spieler(innen) starten ungleich, aber es gelten die gleichen<br />

Regeln. Auch die S tartvoraussetzungen der Länder sind ungleich,<br />

die Schiedsrichter(innen) sind par teiisch, Menschenrechte<br />

und Umw elt spielen für die R egeln, die die WTO (Welthandelsorganisation)<br />

aufstellt, keine Rolle.<br />

Wer macht´s?<br />

2–20 Personen<br />

Wie teuer?<br />

Geringe Kosten<br />

Womit?<br />

Je nach Spiel: ein dickes Seil, Boxhandschuhe, ein Absperrseil<br />

(für den Boxring), Tennisschläger<br />

Wie lange?<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

Je nach Sportart unterschiedlich. Versucht aber die Spannung<br />

zu halten und den Wettkampf nicht ewig in die Länge zu ziehen.<br />

Hier fi ndet ihr Vorschläge für unfaires Tauziehen, Boxen, Tennis-<br />

und F ußballspielen. Aber auch ander e Spor tarten (Handball,<br />

Volleyball, R adrennen, Laufw ettbewerbe, Dr achenbootrennen,<br />

Triathlon, Schach) können in der Öffentlichkeit unfair insz eniert<br />

werden.<br />

1 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 209.<br />

2 EED (Gerechtigkeit Jetzt! Welthandelskampagne) Hrsg.: Aktionshandbuch<br />

WTO – Weltweit Taube Ohren? Bonn 2006. Download unter: www.eed.de<br />

Unfaires Tauziehen,<br />

Boxen oder Tennis<br />

So geht’s:<br />

Ihr benötigt auf jeden F all eine gut vorbereitete Moderation, die<br />

den Zuschauer(innen) das gewählte Spiel und den Zusammenhang<br />

mit dem Welthandel erklärt. Ihr braucht Spieler(innen) und<br />

viel Phantasie, wie ihr die ungleichen Startvoraussetzungen darstellen<br />

wollt.<br />

Beim Tauziehen steht ein Team gut ausgerüstet und v or allem<br />

gut genährt da, während die Gegenpartei die Füße zusammengebunden<br />

hat, in einer Hand noch einen schweren Sack halten<br />

muss oder nur mit einem kleinen Team den Wettkampf bestreiten<br />

kann, weil es anderen Team-Mitgliedern an Fahrgeld gefehlt hat.<br />

Es können aber auch Kinder gegen Erwachsene spielen.<br />

„Totale Liberalisierung, das hieße doch, den Boxweltmeister<br />

Mike Tyson gegen einen unter ernährten bengalischen Ar -<br />

beitslosen antreten zu lassen. Und dann wie die WTO zu sagen,<br />

es gelten doch für beide die selben R egeln und beide<br />

haben die selben Bo xhandschuhe, der Besser e wird schon<br />

gewinnen. Da sieht man, dass das gar nicht gehen kann,<br />

nach 400 Jahr en K olonisation und Ausbeutung dur ch den<br />

Norden. Der Neoliber alismus an sich ist ein mör derisches<br />

System.“<br />

Jean Ziegler, ehem. UN-Sonderberichterstatter, 2009<br />

Eine ähnliche Situation kann als Boxkampf in Szene gesetzt werden.<br />

Durch ein weißrotes Trennband wird ein Ring markier t. Die<br />

zwei Aktiv en sind sehr unter -<br />

schiedlich ausgestattet: Die<br />

eine Seite mit Trainer(in), einem<br />

Beraterstab und einem gr oßen<br />

Angebot an Getränken und Ausrüstung.<br />

Die andere Seite, vielleicht<br />

besonders dünn und<br />

klein, muss ohne Ausrüstung<br />

und Unterstützung v ersuchen,<br />

den Kampf zu bestehen.<br />

„Das bringt unser e Landwir tschaft um, damit gehen wir in<br />

die Knie. Es sind Millionen und Abermillionen von Produzenten,<br />

die in die Armut geraten.“<br />

Laurent Sedego, Agrarminister Burkina Fasos zu der Wiedereinführung<br />

von Milch-Exporthilfen in der EU, Januar 2009<br />

In Jamaika hatten mehr als 50 % der Milchbauern ihre Kühe verkauft und den<br />

Betrieb eingestellt, nachdem sub ventioniertes EU-Milchpulver Anfang 2000<br />

den Markt überschwemmte.<br />

Das unfair unfaire e Tennismatch ist schnell schnellerklär erklärtt. Die eine Seite hat<br />

einfach von Anfang an gar keine Chance, weil der Schläger kaputt<br />

ist. Das macht ebenfalls deutlich, wer hier keine Aussicht auf den<br />

Spielgewinn hat.<br />

Unfaires Fussballspiel<br />

So geht’s:<br />

Zunächst stellt ihr die Gruppe zusammen und verteilt die Rollen:<br />

Gebraucht w erden: eine P erson für die Moder ation, eine/ein<br />

Schiedsrichter(in) und Trainer(in), vier Personen als „Volk“, zwei<br />

Konzerne als F anblock „Industrieländer“, mindestens sechs<br />

Spieler(innen) (mehr ist besser).<br />

Das Gewinnerteam könnte der „1. FC F reihandel“ sein: tr ansnationale<br />

Konzerne und Regierungsvertreter(innen) der Industrieländer.<br />

Das Team ist natürlich professionell ausgestattet. Die<br />

Spieler(innen) tragen Anzüge, auf denen die L ogos von großen<br />

Konzernen kleben. Sie können auch Riesenohrstöpsel in den<br />

Ohren haben, dann hören sie die Rufe des Volkes und des anderen<br />

Teams nicht. Während des gesamten Spiels begeht der „1. FC<br />

Freihandel“ viele auffällig gr obe F ouls. Die Trainerin oder der<br />

Trainer des „1. FC F reihandel“, Giovanni oder Gina Sub ven tioni,<br />

hat eine r eichlich besetzte R eservebank und kann ständig auswechseln.<br />

In der gr oßen Coaching-Z one kümmer t sich der<br />

Wer macht´s?<br />

Mindestens 14 Personen<br />

Wie teuer?<br />

Geringe Kosten<br />

Womit?<br />

Material:<br />

➜ Fußball<br />

➜ Megafon<br />

➜ kreative Trikots (selbst gebastelt)<br />

➜ To re<br />

➜ Riesen-Dopingspritzen (aus Pappe) mit der Aufschrift<br />

„Agrarsubventionen“<br />

➜ Tafel für den Spielstand<br />

➜ große rote Karte<br />

➜ Trillerpfeife<br />

Wie lange?<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

Ihr könnt die klassische Zeit von 90 Minuten auch nach eurem<br />

Ermessen verkürzen.<br />

Fanblock der K onzerne um das Wohl der Spieler(innen). Die<br />

Riesen konzerne Gayer, Tiefst, Bestle und Bonsanto sor gen notfalls<br />

v om R and des Spielfeldes aus mit Riesenspritz en für das<br />

nötige Doping der Industrieländer. Und sie stimmen Unterstützungschöre<br />

an.<br />

Das Verliererteam „3. FC Hungerleider“ besteht aus P ersonen,<br />

die die Entwicklungsländer v ertreten so wie symbolhaften<br />

Spieler(inne)n für die geschädigte Umw elt und v erletzten Menschenrechte.<br />

Sie haben Klötz e am Bein, spielen barfuß, tr agen<br />

schwere Rucksäcke und je nach Figur ein grünes Trikot mit Blumen<br />

(Umwelt), eine Hacke in der Hand (Kleinbäuerin oder -bauer)<br />

oder ein weißes Gewand mit Paragraphen (Menschenrechte).<br />

Die Schiedsrichterin oder der Schiedsrichter v erkörpert das<br />

Schiedsgericht der WTO und ist parteiisch. Im Zweifel wird gegen<br />

Umwelt, Menschenr echte und Entwicklungsländer gepfi ffen.<br />

Grobe F ouls an der Umw elt w erden ebenso übersehen wie<br />

schwere Missachtungen der Menschenrechte.<br />

Die Person, die moderiert, kommentiert den Spielverlauf und<br />

macht damit die Unger echtigkeiten, die auf dem Spielfeld passieren,<br />

deutlich. Wichtig ist: sie oder er muss den Bezug zur<br />

Wirklichkeit herstellen.<br />

„Internationaler Handel zwischen meinem Land und dem<br />

Westen ist wie der K ampf einer Antilope und einer Gir affe<br />

um Nahrung in einer Baumkr one. Wenn man den Boden<br />

unter den Füßen ebnet, wir d der Wettkampf immer noch<br />

nicht fair sein.“<br />

Robert Abogye-Mensa, ehem. Generalsekretär<br />

des Christenrates von Ghana<br />

Nun gilt es einen Platz zu organisieren – in der Stadt, in der Schule<br />

oder an einem anderen öffentlichen Ort. Für einen öffentlichen<br />

Platz muss das Or dnungsamt der Stadt oder die Poliz ei kontaktiert<br />

w erden, damit die w eitere Vorgehensweise abgestimmt<br />

werden kann. Die Größe des Spielfelds richtet sich nach der Anzahl<br />

der Spieler(innen). Zu groß sollte es nicht sein, sonst verlieren<br />

die Zuschauenden den Überblick. Dann geht das Spiel los:<br />

Der Moder ator oder die Moder atorin stellt die Teams v or, die<br />

Hymnen werden gesungen (beispielsw eise „Wir haben Hunger ,<br />

Hunger, Hunger“ und „money, money, money“).<br />

Lasst das Spiel so laufen, dass die Entwicklungsländer keine<br />

Chance haben. Die “Unpar teiischen“ sind par teiisch, das Menschenrecht<br />

auf Nahrung wird schwer verletzt vom Platz getragen,<br />

die Umwelt wird vom Platz verwiesen, ein Entwicklungsland verhungert<br />

und der „1. FC Freihandel“ macht Tore, sprich riesige Exportgewinne.<br />

nne.<br />

Unser Tipp:<br />

Versucht pr ominente P ersonen<br />

fürs Mitmachen zu gewinnen!<br />

3<br />

Aktionstipps


Aktionstipps<br />

Je ungerechter das Spiel verläuft und je weniger der „3. FC Hungerleider“<br />

Aussicht auf Gewinn hat, desto mehr beginnt das Publikum<br />

am Rand jedoch zu protestieren, buht die Industrieländer<br />

aus und fordert gerechte Regeln.<br />

Abpfiff f r ungerechten<br />

Welthandel!<br />

Ihr könnt auch mit geringer em Aufwand dem unger echten Welthandel<br />

per Abpfi ff eine Absage er teilen: Verkleidet euch als<br />

Schiedsrichter(in) und pfeift den unger echten Welthandel mit<br />

Trillerpfeifen ab. Fordert stattdessen neue und ger echte Regeln.<br />

Trillerpfeifen sind laut und erzeugen Aufmerksamkeit.<br />

So geht’s:<br />

Verkleidet euch entspr echend und stellt euch auf einen öffentlichen<br />

Platz. Ein Banner mit eur er Botschaft (zum Beispiel „R ote<br />

Karte für den ungerechten Welthandel – faire Spielregeln für den<br />

Welthandel!“), ein Infostand und vielleicht eine oder ein lokaler<br />

Schiedsrichter(in) oder F ußballer(in) v ervollständigen das Bild.<br />

Ihr könnt auch P assant(inn)en dazu einladen, mitzupfeifen und<br />

gleichzeitig abzupfeifen. Zu diesem offi ziellen Abpfi ff solltet ihr<br />

die lokale Presse zu einem bestimmten Zeitpunkt einladen – und<br />

das Radio: So ein Abpfi ff ist ja vor allem zu hören.<br />

Wer macht´s?<br />

Mindestens 3 Personen<br />

Wie teuer?<br />

Eine einfache Trillerpfeife bekommt ihr ab 20 Cent.<br />

Womit?<br />

Material:<br />

➜ Trillerpfeifen<br />

➜ schwarzweiße Schiedsrichterverkleidung<br />

Wie lange?<br />

5–10 Minuten Pfeifkonzert, aber macht<br />

dazwischen auch Pausen.<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

Unfaires Spiel mit Subven tionsspritze<br />

Unfaires Fußballspiel p<br />

Spieletipps<br />

UNFAIRE GESELLSCHAFTSSPIELE – BAMBOLEO<br />

die Klassiker<br />

Die Ungerechtigkeit des Welthandels könnt ihr auch mit unfair en<br />

Gesellschaftsspielen v eranschaulichen. Nutzt dafür bekannte<br />

Spiele wie z. B. „Rommé“, „Monopoly“, „Mensch ärgere dich<br />

nicht“, „Jenga“, „Mikado“, „Hütchen“. Diese Spiele können mit<br />

ungleichen Ausgangsbedingungen gespielt w erden und so die<br />

großen Unterschiede zwischen Entwicklungs- und Industrieländern<br />

simulieren.<br />

Diese Aktion könnt ihr entweder für euch als Spiel oder ebenfalls<br />

offen auf dem Marktplatz (über dimensioniertes Spielfeld, große<br />

Mikadostäbe) umsetzen.<br />

Wer macht´s?<br />

2–10 Personen<br />

Wie teuer?<br />

Geringe Kosten<br />

Womit?<br />

Je nach Spiel: Karten, Mikado, etc.<br />

Wie lange?<br />

So geht’s:<br />

Im L osverfahren w erden die R ollen „Entwicklungsländer“ und<br />

„Industrieländer“ unter den Teilnehmenden aufgeteilt. So erhalten<br />

„Entwicklungsländer“ z. B. weniger Karten oder Spielfi guren;<br />

sie star ten mit Rückstand; erhalten einen Würfel, der nur 1, 2<br />

oder 3 würfeln kann; haben zusammengebundene Hände o .ä.<br />

„Industrieländer“ erhalten z. B. mehr Figur en oder einen w eiteren<br />

Würfel. Es können auch unfaire Regeln von den „Industrieländern“<br />

festgelegt werden. Parteiische Schiedsrichter(innen)<br />

(WTO) überwachen die Einhaltung der unfair en R egeln. Solche<br />

Regeln können sein, dass für die „Industrieländer“ gewürfelte<br />

Punkte doppelt zählen; dass die schwache Gruppe nur würfeln<br />

darf, wenn die starke Gruppe mindestens fünf Würfelpunkte erreicht<br />

hat; dass die stärker e Gruppe prinzipiell Anspruch auf<br />

hohe Punktzahl bzw. Mikadostäbe hat.<br />

Bamboleo<br />

Warum?<br />

Erfahren, dass jeder Mensch mit seinem Handeln auf dieser Welt<br />

mitverantwortlich ist. (Dieses Spiel kann auch bei ander en Themen<br />

verwendet werden.)<br />

Wie anfangen?<br />

Einfach loslegen!<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

Je nach Spiel unterschiedlich. Versucht aber die Spannung zu<br />

halten und den Wettkampf nicht ewig in die Länge zu ziehen.<br />

So geht´s:<br />

Vor Spielbeginn wird die<br />

dünne Holzplatte auf eine<br />

Kugel gelegt, die in der Vertiefung des kegelförmigen<br />

Ständers liegt. Die Platte befi ndet sich im labilen<br />

Gleichgewicht. Sie verkör pert mit ihren Ecken<br />

die „Eine Welt“ mit Norden, Süden, Westen und<br />

Osten. Nun geht es darum, die Bausteine so auf<br />

der Holzplatte zu platzier en, dass diese im<br />

Gleichgewicht bleibt. R eihum setzt jede(r)<br />

Spieler(in) einen Baustein<br />

s auf die Platte und<br />

sagt s dabei seinen (ihren)<br />

Wunsch W für „Eine Welt“. Es<br />

dürfen d auch S teine aufeinander gesetzt<br />

s w erden oder zw ei Teilnehmende können kooperieren<br />

r und gleichzeitig die gegenüberliegenden Ecken bebauen.<br />

Auswertung<br />

A<br />

Die D Gruppe erlebt symbolisch, dass alle einen Beitr ag leisten<br />

können k bzw. müssen, um Ungleichv erteilungen in der Welt zu<br />

begegnen. b Das eigene Handeln bzw . das eines Landes ist entscheidend.<br />

s<br />

Zeigt Z in einem zweiten Schritt, wie ungleich die Verteilung aber in<br />

der d Realität ist. Unter www.worldmapper.org fi ndet ihr Weltkarten,<br />

t die das plastisch, z. B. anhand der Einkommensverteilung,<br />

Energieverbrauch, E<br />

Ernährung u. ä. darstellen (ihr könnt dies auch<br />

mit m dem Energieverteilungsspiel nachvollziehen, s. „Aktionsheft<br />

Energieressourcen“). Diskutier t die Ursachen für diese ungerechte<br />

Verteilung. Welche Folgen hat das? Wer muss an welchen<br />

Stellen handeln, damit diese Ungleichverteilung behoben wird?<br />

Bezug<br />

Das Spiel kann käufl ich (Spielehandel/Internet) erworben w erden.<br />

Bei größeren Gruppen empfi ehlt sich eine Platte mit 80 cm<br />

Durchmesser.<br />

Wer macht´s?<br />

5–20 Personen<br />

Wie teuer?<br />

Falls die Materialien noch nicht vorhanden sind, ca. 10 Euro,<br />

wenn man es selbst baut.<br />

Womit?<br />

Sperrholzplatte, Kugel, Holzkegel mit einer Vertiefung für die<br />

Kugel, kleine Bauklötzchen (mind. eines pro Person).<br />

Wie lange?<br />

20 Minuten<br />

Bamboleo<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

5


Ihr k nnt handeln!<br />

TIPPS FÜR DAS EIGENE LEBEN<br />

Wir haben hier für euch einige Tipps, die ihr in eur em A lltag<br />

schon heute umsetzen könnt:<br />

Wenn ihr im Fairen Handel aktiv werden möchtet, könnt ihr<br />

euch am besten bei eur er Kirc hengemeinde oder im Weltladen<br />

erkundigen. Informationen zum F airen Handel gibt es<br />

auch beim Weltladendachverband 3 oder beim F orum F airer<br />

Handel. 4<br />

Für F ortgeschrittene im Themenfeld Welthandel bietet die<br />

„Arbeitsgruppe Handel“ des Forums Umwelt und Entwicklung 5<br />

die Möglichkeit der Mitarbeit und Vernetzung.<br />

Nehmt an einem globalisierungskritischen Stadtrundgang<br />

teil oder organisiert selbst einen. Informiert euch bei entwicklungspolitischen<br />

Gruppen, wo dieser in der Nähe durchgeführt<br />

wird. 6<br />

3 www.weltladen.de 4 www.forum-fairer-handel.de<br />

5 www.forumue.de, Kontakt: tobias.reichert@germanwatch.org<br />

6 www.konsum-global.de 7 www.brot-fuer-die-welt.de/ernaehrung 8 www.zukunft-einkaufen.de<br />

Beteiligt euch an K ampagnen für einen ger echten Welthandel,<br />

wie z. B. „Niemand isst für sich allein“ (Br ot für die<br />

Welt). 7<br />

Richtet euren Einkauf ökofair aus. <strong>Mach</strong>t euch auch in eur er<br />

Kirchengemeinde, Schule und Kommune für ökofaire Beschaffung<br />

stark. 8<br />

Führt Diskussionsv eranstaltungen oder Filmv orführungen<br />

zum Thema „Welthandel“ durch. Ladet dazu R eferent(inn)en<br />

ein. Klärt über die Folgen von Subventionen und ungerechten<br />

Welthandelsregeln auf.<br />

Schreibt an P olitiker(innen), wie z. B. an die Abgeor dneten<br />

eures Wahlkreises/-bezirkes und for dert sie auf , sich z. B. im<br />

Bundestag oder im E U-Parlament für einen ger echten Welthandel<br />

einzusetzen.<br />

Organisiert euer eigenes „Unfaires Monopoly“<br />

Gute Argumente!<br />

MITMISCHEN – MITREDEN<br />

In Gesprächen br aucht ihr Ar gumente, um euer Anliegen zu<br />

vertreten. Deshalb haben wir für euch einige Ar gumentationshilfen<br />

zum Thema Welthandel zusammengestellt. 9 Für<br />

eine v ertiefte Diskussion müsst ihr euch intensiv er mit dem<br />

Thema beschäftigen. Weiterführende Informationen fi ndet ihr<br />

in dem Beitrag „Welthandel – wir sind mitten drin“.<br />

Das Volumen des w eltweiten Handels lag 1948 bei 124 Milliarden<br />

U S-Dollar, 2005 war en es etwa 20.670 Milliar den<br />

US-Dollar.<br />

Afrika südlich der Sahar a hat in den v ergangenen 20 Jahr en<br />

durch Handelsliberalisierung ungefähr so viel Geld v erloren,<br />

wie es Entwicklungshilfe erhalten hat, nämlich 272 Milliarden<br />

US-Dollar. 10<br />

48 % der ärmsten Länder der Er de haben heute w eniger als<br />

0,5 % Anteil am Weltmarkt.<br />

Entwicklungsländern muss gestattet w erden, ihr e Unternehmen<br />

vorübergehend vor ausländischer Konkurrenz durch Zölle<br />

zu schützen. Indonesien beispielsweise hatte vor rund einem<br />

Jahrzehnt noch ein gut funktionier endes Agr arwesen, das<br />

weitgehend die Selbstv ersorgung des Landes gar antierte.<br />

Durch eine Handelsliberalisierung, die dem Land im Zuge der<br />

asiatischen Finanzkrise aufgenötigt wur de, stieg die Gesamteinfuhr<br />

von Lebensmitteln stark an, bei Sojabohnen sogar um<br />

50 %. Allein im Bereich der Sojaproduktion haben daraufhin zwei<br />

Millionen Menschen den Sojaanbau aufgeben müssen.<br />

Eine völlige Liberalisierung der Agrarmärkte würden auch die<br />

meisten deutschen Bauern wirtschaftlich nicht überleben. Die<br />

Konzentration in der deutschen Landwir tschaft und das S terben<br />

kleiner er und mittler er Betriebe wür den w eiter v oranschreiten.<br />

In der WTO w erden alle Länder , ob gr oß oder klein, ob arm<br />

oder r eich, ob mächtig oder schwach, mehr oder w eniger<br />

gleich behandelt. Aber w enn ungleiche Partner gleich behandelt<br />

w erden, ist das unger echt. Denn es v erschärft die Ungleichheiten.<br />

Es müssen Regeln geschaffen werden, die die Schwachen besonders<br />

stärken und die zu Umw eltschutz, der Einhaltung<br />

bzw. Durchsetzung von Menschenrechten und Armutsbekämpfung<br />

beitragen.<br />

9 Aktionshandbuch WTO, Hrsg.: Gerechtigkeit Jetzt! Welthandelskampagne/EED, Bonn 2006 sowie<br />

Informationen des BMZ (www.bmz.de)<br />

10 Christian Aid: The economics of failure. The real cost of ‚free‘ trade for poor countries. A Christian Aid<br />

Briefi ng Paper. London 2005.<br />

„Es ist nicht in Ordnung, dass Europa pro subventionierter<br />

Kuh mehr ausgibt, als ein Afrikaner zum Leben hat.“<br />

Bundespräsident Horst Köhler, 2006<br />

Exportsubventionen sind für Entwicklungsländer besonders<br />

verheerend. Unsere subventionierten Produkte werden künstlich<br />

verbilligt exportiert und zerstören im Süden lokale Märkte,<br />

da die einheimischen Bauern mit diesen P reisen nicht mithalten<br />

können.<br />

Viele Reisbauern verloren in Haiti ihre Existenzgrundlage, weil<br />

aus den USA billiger Reis importiert wurde.<br />

Es gibt die Welt nicht 3x !<br />

7


for for<br />

Made Huhn<br />

Huhn<br />

Kamerun<br />

Kamerun<br />

Billigware<br />

Billigware<br />

Kamerun<br />

Kamerun<br />

Huhn<br />

Huhn<br />

Made for for<br />

Made<br />

Worum geht´s?<br />

FAKTEN UND ZUSAMMENHÄNGE – IN 5 MINUTEN<br />

Welthandel –<br />

wir sind mitten drin<br />

von Michael Frein, Evangelischer Entwicklungsdienst (EED)<br />

Ob es der Kaffee ist, den wir trinken, der R eis, den wir essen,<br />

die Kleider, die wir tragen oder der Computer, an dem wir täglich<br />

arbeiten – ohne w eltweiten Handel könnten wir diese<br />

Produkte nicht oder nur sehr eingeschränkt nutzen. Viele Rohstoffe,<br />

Nahrungsmittel und Konsumgüter stammen aus Entwicklungsländern.<br />

Gleichzeitig ist Deutschland E xportweltmeister und als solcher<br />

ständig auf der Suche nach neuen Absatzmärkten für<br />

seine Waren: Autos, Maschinen, aber auch Agrarprodukte wie<br />

Milch. Im Visier der deutschen Exportindustrie sind dabei neben<br />

den ander en E U-Mitgliedern und den U SA oder Japan<br />

auch Entwicklungsländer , insbesonder e die nachfr agekräftigen<br />

Schw ellenländer. Dabei gehen die Inter essen häufig in<br />

unterschiedliche Richtungen: Während die Industrieländer in<br />

den Entwicklungsländern neue Absatzmärkte erschließen wollen,<br />

um so ihre Exporte zu erhöhen, möchten diese ihre Märkte<br />

v or billigen Impor ten schütz en, um zunächst die eigene<br />

Wirtschaft konkurrenzfähig zu machen.<br />

In der Regel sind die Industrieländer die stärker en Akteure, ihre<br />

Unternehmen sind w ettbewerbsfähiger. Und sie besitz en die<br />

politische <strong>Mach</strong>t, bei der Welthandelsorganisation (WTO) und in<br />

bilateralen Verhandlungen ihre Interessen durchzusetzen, indem<br />

sie die anderen Länder zu Z ollsenkungen verpfl ichten. Je niedriger<br />

diese dur ch Abkommen gebundenen Zölle sind, desto<br />

weniger können sich die Importländer zur Wehr setzen und desto<br />

eher sind sie der K onkurrenz mit w ettbewerbsstärkeren ausländischen<br />

Anbietern ausgesetzt.<br />

Dies gilt auch für den Ber eich Landwirtschaft. Nur, dass hier die<br />

Industrieländer in der Rolle sind, sich gegen überlegene Konkurrenz<br />

wehren zu müssen. So schützt etwa die E U ihre Bauern vor<br />

Zucker aus Brasilien oder Rindfl eisch aus Argentinien.<br />

Dies geschieht entw eder dur ch Zölle oder aber dur ch Subventionen.<br />

Während<br />

die reichen Länder<br />

die Möglichkeit<br />

haben das Einkommen<br />

ihrer<br />

Bauern dur ch<br />

solche Beihilfen zu<br />

sichern, stehen die armen<br />

Länder mit leeren Händen<br />

da. Ihnen bleibt nur die<br />

Möglichkeit, ihr e Impor tzölle<br />

zu erhöhen, was die<br />

Industrie länder jedoch mit<br />

Hilfe v on Handelsabkommen<br />

zu beschränken oder gar zu v erbieten<br />

v ersuchen. So öffnen sie<br />

fremde Märkte für ihre Agrarprodukte gegebenenfalls, wie jüngst<br />

bei Milch, mit Exportsubventionen.<br />

Von daher fordern der EED und „Brot für die Welt“ von den Industrieländern<br />

eine Subventionspolitik zu beenden, die den Entwicklungsländern<br />

schadet und in internationalen Handelsv ereinbarungen<br />

Spielräume zu schaffen, die es Entwicklungsländern<br />

erlauben, ihr e Märkte v or allem dur ch Z ollerhöhungen effektiv<br />

vor überlegener ausländischer Konkurrenz zu schützen.<br />

Zum Beispiel: Hahnchen<br />

Ein Supermarkt in Deutschland, im Sonder angebot:<br />

Hähnchenbrustfi let. Ein stattlicher Ber g frischer Ware wartet<br />

in der Fleischtheke auf Käuferinnen und Käufer . Und die greifen<br />

zu. Hähnchenbrust ist beliebt. Viel beliebter als Chicken<br />

Wings oder Schenkel. Allerdings hat die Natur es so eingerichtet,<br />

dass ein Hähnchen nur im G anzen aufwächst, mit Flügeln<br />

und Schenkeln. Diese sind in Deutschland jedoch schwer verkäufl<br />

ich, die Verbraucher verlangen nach den Filetstücken.<br />

Beispiel<br />

Beispiel<br />

Was also tun mit dem R est v om Huhn? Entsor gen ist teuer .<br />

Günstiger ist es zu expor tieren. Beispielsw eise nach Westafrika,<br />

nach K amerun oder Ghana, wo Hähnchenfl eisch auch<br />

sehr beliebt ist. Seit einigen Jahr en tauchen auf den Märkten<br />

etwa in Jaunde, der Hauptstadt Kameruns, europäische Hähnchenteile<br />

auf , tiefgefr oren und sehr viel pr eiswerter als ein<br />

Hahn aus heimischer Produktion. Die Folge: Lokale Produzenten<br />

können nicht mehr mithalten und w erden vom Markt verdrängt,<br />

Hähnchenzüchter, Händler, P roduzenten v on F uttermitteln,<br />

sie alle werden arbeitslos.<br />

Warum wehrte sich die R egierung Kameruns zunächst nicht?<br />

Die Antwort ist einfach: Ihr sind die Hände gefesselt. Die wirksamste<br />

Methode, einheimische P roduzenten vor der Flut europäischer<br />

Billig-Hähnchenteile zu schützen, wäre eine Zollerhöhung.<br />

Aller dings ist der Internationale Währungsfonds<br />

(IWF) dagegen. Kamerun hat sich dem IWF gegenüber zu weitgehend<br />

offenen Märkten mit niedrigen Zöllen verpfl ichtet. Nur<br />

so konnte das hoch v erschuldete Land neue Kr editzusagen<br />

erwirken und den völligen Bankrott abwehren.<br />

Was der IWF v ormacht, macht die WTO (Welthandelsorganisation)<br />

nach. E U, Austr alien, die U SA und ander e Industrieländer,<br />

aber auch gr oße Agr arexporteure wie Br asilien und<br />

Argentinien drängen auf Vereinbarungen in der WTO zu<br />

weiteren Z ollsenkungen. Sollten sich Länder wie K amerun<br />

irgendwann aus der Schuldenfalle befr eien, könnten sie dadurch<br />

ihre handelspolitischen Spielräume nicht erweitern.<br />

Dennoch hat Kamerun inzwischen Einfuhrquoten für Hähnchenteile<br />

eingeführt. Ob dies mit WTO-Regeln vereinbar ist,<br />

ist eher zw eifelhaft. Aller dings hält bislang der Druck der<br />

europäischen Zivilgesellschaft, v on Kirchen und Nichtr egierungsorganisationen,<br />

die E U davon ab, vor der WTO gegen<br />

Kamerun zu klagen. Ghana hingegen hat sich bislang dem<br />

internationalen Druck gebeugt und sich zu einem solchen<br />

Schritt nicht durchringen können.<br />

Das Hähnchen-Problem verdeutlicht: Entwicklungsländer sind<br />

sehr viel v erwundbarer als die r eichen Länder. Dies betrifft<br />

insbesondere die Armen, wenn ihre einzige Einkommensquelle<br />

durch ausländische Billigkonkurrenz bedroht wird. In Kamerun<br />

beispielsweise mussten zuerst die kleinen Gefl ügelzüchter<br />

aufgeben. Für die Betr offenen spielt es auch keine R olle,<br />

ob der IWF oder die WTO die Schuld an ihrer Misere trägt.<br />

Wusstet ihr…?<br />

ACDIC – Eine Bürgerbewegung kämpft für das Huhn aus<br />

Kamerun: Der Widerstand der Menschen wächst. ACDIC steht<br />

für Association Citoyenne de Défense des Intérêts Collectifs,<br />

was so viel heißt wie Bür gerbewegung zur Verteidigung gemeinschaftlicher<br />

Interessen.<br />

ACDIC hat in K amerun eine erfolgreiche Kampagne gestartet<br />

und fordert dazu auf, kein europäisches Hähnchenfl eisch<br />

mehr zu kaufen. Er gebnis: Es werden wieder mehr einheimische<br />

Hühner konsumiert.<br />

Und die Opfer der Hähnchenexporte aus der EU können aufatmen.<br />

Vekwusi Mar garet Nkume beispielsw eise. Sie hat v or<br />

zehn Jahren 100 Euro investiert, damit in zwei Monaten 100<br />

Hühner gezüchtet, die sie für 230 E uro verkauft hat. „Ein gutes<br />

Geschäft”, wie sie selbst sagt. Solange bis die EU im Jahre<br />

2000 mit ihren Hähnchenexporten begann. „Ich bin auf meiner<br />

P roduktion sitz en geblieben und habe alles v erloren”,<br />

klagt Frau Nkume. Das Schulgeld für ihre Kinder kann sie bereits<br />

nicht mehr bezahlen. Aber nun, so glaubt sie, wir d es<br />

besser. „Ich habe wieder Hoffnung, seit A CDIC die Regierung<br />

dazu gebracht hat, den Import der gefrorenen Hühner zu verringern.<br />

Ich bin ber eit. Ich will wieder mit meiner Gefl ügelzucht<br />

beginnen und will in der Lage sein, meinen Kredit abzuzahlen.”<br />

Der Fall zeigt, wie schädlich sich niedrige Zölle und fi xe Obergrenzen<br />

für Importzölle auswirken können. Ein ausreichender<br />

Schutz des heimischen Marktes ist für K amerun nicht möglich.<br />

Anders in Industrieländern wie der E U und Deutschland:<br />

Hier werden die Bauern nicht nur durch hohe Zölle vor ausländischer<br />

Billigkonkurr enz geschützt. Auch Sub ventionen,<br />

etwa bei Weizen, dienen dazu, sich v or preiswerterer Importware<br />

zu schützen. Das Geld, das ein Bauer über Subventionen<br />

und ander e staatliche Unterstützungsleistungen<br />

erhält, muss er nicht mehr mit seinen Erz eugnissen<br />

verdienen; Fleisch, Gemüse und Obst können billiger angeboten<br />

werden.<br />

„Jeder Mensch hat das R echt auf eine gesunde Umw elt,<br />

sauberes Trinkwasser, Luft und Nahrung. Doch um diese<br />

Rechte dur chzusetzen, br aucht es zw eierlei: zum einen<br />

eine R egierung, die diese und auch alle ander en Menschenrechte<br />

anerkennt. Zum ander en Bür gerinnen und<br />

Bürger, die ihre Rechte kennen, einfordern und dabei auch<br />

Eigenverantwortung zeigen.“<br />

Wangari Maathai, Friedensnobelpreisträgerin, Kenia<br />

Ausgerechnet die Armen in Entwicklungsländern sind die Verlierer<br />

einer Welthandelspolitik, die einseitig auf Liber alisierung<br />

setzt und die Bedürfnisse der Menschen dabei aus den Augen<br />

verliert. Ger ade Entwicklungsländer benötigen ein ausr eichendes<br />

Maß an Flexibilität, um ländliche Entwicklung zu unterstützen<br />

und Ernährung zu sichern.<br />

9<br />

Worum geht´s?


zum Thema welthandel<br />

ANSEHEN, INFORMIEREN, NACHLESEN<br />

Multimedia-DVD<br />

King Cotton oder Baumwolle als Schicksal<br />

Medienpaket mit zw ei Dokumentarfi lmen (D VD, Video) und<br />

ausführlichem Zusatzmaterial (D VD, CD-R OM) zum Thema<br />

Baumwolle.<br />

Dokumentarfi lm, 2006, ab 16 Jahre<br />

Süßhunger – Globalisierung in der Zuckerdose<br />

Das Medienpaket will am Beispiel des Weltmarktproduktes<br />

„Zucker“ in eine Vielfalt von Facetten der Nord-Süd-Beziehungen<br />

einführen.<br />

Medienpaket mit zwei Dokumentarfi lmen und ausführlichem<br />

Zusatzmaterial, 2002, ab 16 Jahre, 45 Min.<br />

Filme<br />

Hühnerwahnsinn.<br />

Wie Europas Exporte Afrika schaden<br />

Zu Dumpingpreisen werden in Mittel- und Zentralafrika gefrorene<br />

Hühnerteile aus Europa angeboten. Die Folgen, die in<br />

dem Film geschilder t w erden, sind für die dor tigen Hühnerzüchter<br />

fatal.<br />

Dokumentarfi lm, 2007, ab 14 Jahre, 28 Min.<br />

Vergiftete Geschenke –<br />

Wie die Europäer Afrika in die Armut treiben<br />

Wer im Senegal einkauft, fi ndet auf den Märkten kaum einheimisches<br />

Obst und Gemüse: Die Tomaten kommen aus Italien, die<br />

Kartoffeln und Z wiebeln aus Holland. In den Geschäften steht<br />

Trockenmilch, importiert aus Europa. In Afrika, wo 85 % der Bevölkerung<br />

von der Landwir tschaft und Viehzucht leben, können<br />

lokale Milchproduzenten ihre Milch nicht mehr v erkaufen, weil<br />

die importierte Trockenmilch erheblich billiger ist. Der Grund<br />

liegt in der Sub ventionspolitik der E U. Dieser Film hat den<br />

Medienpreis Entwicklungspolitik 2008 des B MZ erhalten. Er<br />

kann bisher nur unter www.youtube. de eingesehen werden.<br />

Dokumentarfi lm, SPIEGEL TV Special, 2007, 93 Min.<br />

Alptraum im Fischerboot<br />

Die Menschen an Afrikas Westküste sind machtlos gegen die<br />

hoch subventionierte europäische Fischindustrie. Ihnen bleibt<br />

nur noch die Flucht.<br />

Dokumentarfi lm, 2008, ab 14 Jahre, 45 Min.<br />

Balljungs – woher kommen die Fußbälle?<br />

In Sialkot in P akistan werden jährlich rund 20 Millionen Bälle<br />

für alle gr oßen Spor tartikelhersteller pr oduziert. Dor t leben<br />

auch die beiden Jungen Assan und Sagir. Die beiden Jungen erzählen<br />

von ihrem Alltag, ihren Sorgen, Nöten und Hoffnungen.<br />

Dokumentarfi lm, 1999, ab 14 Jahre, 28 Min.<br />

Chronik einer Plünderung (Memoria del saqueo)<br />

Der Film z eichnet die ar gentinische Krise der letzten Jahr e<br />

nach und zeigt beispielhaft auch für andere Länder die Folgen<br />

neoliberaler Politik.<br />

Dokumentarfi lm, 2004, ab 14 Jahre, 118 Min.<br />

Eine anständige Firma – Nokia made in China<br />

Unter welchen Bedingungen arbeiten Menschen in den chinesischen<br />

Zulieferfi rmen von Nokia?<br />

Dokumentarfi lm, 2004, geeignet ab 16 Jahre, 56 Min.<br />

Eisenfresser<br />

Die jährliche Hungersnot zwingt die Menschen, ihre Heimat im<br />

Norden Bangladeschs zu v erlassen, um auf den Schiffsabwrack-Werften<br />

im Süden anzuheuern. Der Film konfr ontiert<br />

uns mit einem ausgeklügelten S ystem von Ausbeutung und<br />

Abhängigkeit.<br />

Dokumentarfi lm, 2007, ab 16 Jahre, 85 Min.<br />

Weitere Informationen<br />

zu den Filmen:<br />

Evangelisches Zentrum für Entwicklungsbezogene Filmarbeit<br />

Kniebisstraße 29, 70188 Stuttgart<br />

Telefon: 0711 2847-243, www.ezef.de<br />

Links<br />

www.brot-fuer-die-welt.de/ernaehrung:<br />

Kampagnenwebsite, unter anderem mit Informationen<br />

und Aktionsvorschlägen zum globalen Agrarhandel.<br />

www.eed.de/welthandel: Die Welthandelsseite des EED, mit<br />

zahlreichen Publikationen und aktuellen Berichten zur Welthandelspolitik.<br />

www.eed.de/fairerhandel: Die EED-Seite mit Informationen<br />

zum Fairen Handel.<br />

www.fairer-agrarhandel.de: Website mit vielen Informationen<br />

und kritischen Kommentaren zur Welthandelspolitik, der<br />

Schwerpunkt liegt auf Agrarfragen.<br />

www.germanwatch.org: Informationen und kritische K ommentare<br />

zur Welthandelspolitik, insbesondere zur Frage des<br />

Schutzes der kleinbäuerlichen Landwir tschaft in Entwicklungsländern.<br />

www.oxfam.de: Unter dem Stichwort Kampagnen fi nden sich<br />

Informationen zur Welthandelspolitik.<br />

www.weed-online.org: Informationen und kritische Kommentare<br />

zur internationalen Handels- und Investitionspolitik.<br />

Brosch ren/B cher<br />

BUND, Brot für die Welt, EED (Hrsg.)<br />

Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt.<br />

Frankfurt, 2008.<br />

Die Kurzfassung der Studie „Wegmarken für einen K urswechsel“<br />

enthält auf 40 Seiten komprimiert die wichtigsten Aussagen<br />

und Inhalte der S tudie (Download bzw. Bestellung bei den Herausgebern<br />

sowie unter www.zukunftsfaehiges-deutschland.de)<br />

Brot für die Welt,<br />

Evangelischer Entwicklungsdienst,<br />

Deutsche Welthungerhilfe, Transfair (Hrsg.):<br />

FairTrade-Baumwolle. Ein Gewinn für alle.<br />

Köln 2008.<br />

Evangelischer Entwicklungsdienst, Arbeitsgemeinschaft der<br />

Evangelischen Jugend in Deutschland (Hrsg.):<br />

Märkte, Mächte und Moneten. Welthandel im Alltagstest.<br />

2. Aufl ., Bonn, Hannover 2007.<br />

Evangelischer Entwicklungsdienst, Brot für die Welt (Hrsg.):<br />

EPAs – was ist das? Zehn Fragen – Zehn Antworten.<br />

Bonn, Stuttgart 2007.<br />

Evangelischer Entwicklungsdienst, Forum Umwelt und<br />

Entwicklung, Greenpeace, WEED (Hrsg.):<br />

Das NAMA-Drama. Wie die WTO-Verhandlungen über<br />

Industriegüter Entwicklung und Umwelt bedrohen.<br />

Bonn 2005.<br />

Evangelischer Entwicklungsdienst, Forum Umwelt und<br />

Entwicklung (Hrsg.):<br />

Fortschritt durch Stillstand: Die Dauerkrise der WTO-<br />

Verhandlungen aus entwicklungspolitischer Sicht.<br />

Bonn 2008.<br />

Mari, Francisco und Buntzel, Rudolf:<br />

Das globale Huhn.<br />

Verlag Brandes & Apsel, Frankfurt 2007.<br />

11<br />

Materialien


Notizen<br />

Dieses Heft ist Bestandteil der Publikation „<strong>Mach</strong> <strong>mal</strong> Zukunft“<br />

– Die Aktionsmappe für die Jugendarbeit zur Studie<br />

„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />

Herausgeber:<br />

Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland (aej),<br />

BUNDjugend, Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst e.V.<br />

Hannover, Berlin, Stuttgart, Bonn 2009<br />

Autor/in dieses Heftes:<br />

Michael Frein (EED) und Katja Breyer (EED)<br />

Internet:<br />

www.evangelische-jugend.de<br />

www.bundjugend.de<br />

www.brot-fuer-die-welt.de<br />

www.eed.de<br />

www.zukunftsfaehiges-deutschland.de<br />

Zukunft fair teilen<br />

Gestaltung: www.dieprojektoren.de Art. Nr. 117110030


KLIMA-WALK<br />

Aktionstipps<br />

SOLARPARTY STATT KLIMACHAOS<br />

KLimawandel<br />

>> Das Aktionsheft 3 für die Jugendarbeit zur Studie<br />

„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />

Mit dem Hurrikan Kathrina, Hitzewellen in Europa, ausbleibenden<br />

Schneefällen und schmelzenden Eisbergen ist die<br />

Herausforderung des Klimawandels für alle erkennbar und<br />

auch spürbar geworden. Leider ist vielen immer noch nicht klar,<br />

wie dringlich es ist, r adikal Emissionen zu r eduzieren und<br />

welche große Änderungen in Politik, Wirtschaft aber auch bei<br />

jeder und jedem Einz elnen dafür notw endig sind, wie z. B. der<br />

Aufbau einer dezentralen Energieversorgung, die Steigerung<br />

der Energie effi zienz, die Verringerung des Ener gieverbrauchs,<br />

die Stärkung der ökologischen Landwir tschaft, eine klimav erträgliche<br />

Mobilität – aber eben auch zu einem Ökostromanbieter<br />

w echseln, die Ener giesparlampe einschr auben, nicht mit<br />

dem Flugz eug und dem Auto v erreisen oder auch w eniger<br />

Fleisch essen.<br />

Auf den folgenden S eiten fi ndet ihr verschiedene Aktions- und<br />

Spieletipps und Hintergrundinfos zum Thema. >><br />

Aktionstipps


Aktionstipps<br />

Aktionstipps<br />

Aktionstipps<br />

KLIMA-WALK<br />

KLIMA-WALK<br />

KLIMA-WALK<br />

Warum?<br />

Ursachen des Klimawandels darstellen.<br />

Aufzeigen, welche gravierenden Folgen der Klimawandel in<br />

allen Lebensbereichen haben wird und dass Anpassungen<br />

notwendig sind.<br />

Handlungsmöglichkeiten für Klimaschutz vermitteln.<br />

Wie anfangen?<br />

Informiert euch in eurer Gruppe zunächst über das Thema Klimawandel.<br />

Ihr könnt z. B. ein Brainstorming machen, um so Begriffe<br />

und Zusammenhänge aufzuz eigen, die euch dazu einfallen. Ihr<br />

werdet feststellen, dass einiges dabei zusammen kommt. Ihr<br />

könnt aber auch eine Mindmap anfertigen oder einen Film sehen.<br />

Ladet euch Expertinnen und Experten ein, die sich mit dem Thema<br />

auskennen, z. B. aus Umw eltzentren, der Energieberatung,<br />

Umwelt-/Eine-Welt-Initiativen.<br />

So geht’s:<br />

Veranstaltet während eines Gemeindefestes, in der Einkaufspassage<br />

oder auf dem S tadtfest einen „Klima-W alk“. Lasst bei der<br />

Auswahl und Ausstattung der „Models“ und der Darbeitung des<br />

„Klima-Walks“ eurer Fantasie freien Lauf. Wichtig ist, dass ihr bei<br />

dem Spaß an der Sache nicht v ergesst, die Chance zu nutz en,<br />

den Passant(inn)en zu v erdeutlichen, welche Folgen der Klimawandel<br />

für uns alle haben wird, dass es aber auch viele Möglichkeiten<br />

gibt, etwas zu tun. Dafür können Leute aus eurer Gruppe,<br />

die nicht als Model aktiv sind, inter essierte Passant(inn)en aufklären<br />

und dabei Handzettel oder Flyer zum Thema verteilen. Ihr<br />

könnt euch für die Veranstaltung noch Unter stützung holen, z. B.<br />

bei Ener gieberatern oder Ökostr om-Anbietern. Diese können<br />

dann mit den Fachinformationen und Handlungsangeboten eure<br />

Darstellungen begleitend ergänzen.<br />

Wer macht´s?<br />

4–10 Leute (oder auch mehr)<br />

Wie teuer?<br />

Kosten für<br />

➜ die Requisiten, Utensilien<br />

➜ die selbstgestalteten und gedruckten Werbeprospekte<br />

Womit?<br />

Material:<br />

➜ für Requisiten, Utensilien<br />

➜ Markierung für den „Laufsteg“<br />

➜ Flyer, mit dem ihr über Klimawandel, Klimaschutz informiert<br />

➜ Sprechtüte/Glocke/Trillerpfeife/Trommel, um auf eure<br />

Show aufmerksam zu machen<br />

Wie lange?<br />

1–3 Stunden (je nachdem) Wer<br />

wie<br />

womit<br />

Ihr könnt auf dem „Klima-Walk“ sowohl die Ursachen und Folgen<br />

des Klimawandels thematisier en als auch Möglichkeiten, das<br />

Klima zu schütz en. Es ist eur e Entscheidung, ob alle Aspekte<br />

(Ursachen, Folgen, Alternativen) gleichberechtigt betrachtet werden<br />

oder ob ihr euch auf einen Bereich konzentriert.<br />

Ihr br aucht neben den Models v or allem eine r edegewandte<br />

Person (Moderation), die den Zuschauenden die Models und ihren<br />

inhaltlichen Bezug zum Klimawandel erläutert. Erarbeitet im<br />

Vorfeld gemeinsam die Rollen.<br />

Überlegt euch:<br />

Was wollt ihr zeigen? Eher die Ursachen, die<br />

Folgen – oder was jede(r) Einzelne tun kann?<br />

Welche Kostüme/Utensilien braucht ihr<br />

dafür?<br />

Wo bekommt ihr die notwendigen Dinge<br />

her? (Denkt dabei auch an Kostümverleih,<br />

Theatergruppen in eurer Stadt, Karnevalsverein).<br />

Welcher Text wird zu den einzelnen Models<br />

gesprochen?<br />

Welche Musik passt vielleicht als Hintergrund?<br />

(Denkt dabei aber auch an Nutzungsrechte, GEMA).<br />

Beachtet auch folgendes:<br />

Probt vor eurem Auftritt den „Klima-Walk“. Es muss nicht<br />

perfekt sein, aber ihr solltet es ein<strong>mal</strong> durchgespielt haben.<br />

Meldet eure Aktion vorher beim Ordnungsamt/Polizei an.<br />

Besorgt euch vor dem Auftritt eine Sprechtüte, damit euch<br />

alle hören können. Wenn ihr Musik dazu laufen lassen wollt,<br />

braucht ihr dafür die technische Ausstattung. Ihr könnt auch<br />

fragen, ob euch jemand mit handgemachter Musik unterstützt<br />

(Trommeln, Posaune).<br />

Gestaltet nun einen Laufsteg, z. B. mit Europaletten aus dem<br />

Baumarkt, Holzbrettern, Pappen, Zeitungspapier, Tapetenrollen<br />

o. ä. oder markiert einfach mit Straßenkreide oder<br />

Absperrband den Laufsteg.<br />

Ihr braucht wahrscheinlich für die Models auch eine kleine<br />

„Umziehkabine“. Spannt dafür Bettlaken auf.<br />

Dann kann es losgehen. P räsentiert eur e „Klima-Models“ und<br />

erklärt dem Publikum, was sie auf dem „Klima-Walk“ sehen. (Die<br />

Show kann auch dur ch eine Miss/Mister-Wahl noch gekür t werden,<br />

z. B. der schlimmste „Sünder“ oder die beste „Retterin“).<br />

Zum Beispiel<br />

Models „Klimasünder(innen)“<br />

Verkehr: Kette mit Matchboxautos hinter sich herziehend<br />

oder einen Geländewagen mit Pappkisten nachbauen.<br />

Fossile Energien (z. B. Kohle): Kohlesack hinter sich<br />

herziehend – Verbrennung fossiler Energien oder einen<br />

Schornstein mit einem Drahtgerüst und bespannten<br />

Bettlaken nachbilden und um sich herum bauen.<br />

Konsument(in): einen übermäßig gefüllter Einkaufswagen<br />

mit Produkten aus aller Welt über den Laufsteg schieben<br />

(frische Ananas u. ä.).<br />

Tourist(in): Flugreisen sind umweltschädlich – in einem<br />

Karibik-/Mallorca-Kostüm und einem typischen Rollkoffer<br />

mit Flugtickets in der Hand.<br />

Griller(in): übermäßiger Fleischkonsum – mit Schürze,<br />

Fleischzange und Grill sowie einer Packung Bratwürstchen<br />

ausgestattet.<br />

Politiker(in): Versagen der Politik – Aktenordner haltend<br />

und große Maßnahmen ankündigend, aber es passiert nur<br />

wenig.<br />

Resignierte(r): da sitzend und die Hände in den Schoß<br />

legend: „Wir können ja doch nichts tun“.<br />

Wegwerfer(in): braucht ständig die neuesten Handy- und<br />

Computermodelle.<br />

Lobbyist(in): Aufsichtsratmitglied eines Energiekonzerns,<br />

die/der <strong>Mach</strong>t und Einfl uss behalten will.<br />

Finanzinvestor(in): möchte möglichst schnell viel Geld<br />

verdienen, das geht mit fast abgeschriebenen Kraftwerken<br />

am besten. Also versucht sie/er durch Gespräche und<br />

Drohungen (Abzug von Geld) die eigenen Interessen und<br />

die der anderen Aktionär(innen) in Politik und Wirtschaft<br />

durchzusetzen.<br />

Bundestagsabgeordnete(r): ist auf vier Jahre gewählt, im<br />

dritten Jahr macht sie/er sich Gedanken, was wohl danach<br />

kommt, wenn die Stimmen nicht für ein neues Mandat<br />

reichen. Ein Energieunternehmen, das in Kohle und Atom<br />

investiert, bietet einen gut bezahlten Job für die „Zeit<br />

danach“ an. Bedingung: Die/Der Bundestagsabgeordnete<br />

sollte sich aber auch in der eigenen Fraktion für eine<br />

passende Energiepolitik stark machen.<br />

„Ich wünsche mir , dass wir <strong>mal</strong> wieder richtige Schlittschuh<br />

und Schlitten fahren können, auch an der Nordsee. Wir können<br />

im Winter nicht mehr Schlitten fahr en. F rüher gab es immer<br />

eine Gruppenaktion am Deich mit Backblechen. Aber die letzten<br />

drei Jahre konnten wir das nicht mehr machen, w eil kein<br />

Schnee gekommen ist.“<br />

Levke (15), Insel Pellworm<br />

Beispiel<br />

Beispiel<br />

3<br />

Aktionstipps


Aktionstipps<br />

Zum Beispiel<br />

Models „Folgen des Klimawandels“<br />

Überschwemmung: Gummistiefel, Regenschirm,<br />

Wasserkanister (Trinkwasser).<br />

Hitzewellen: leicht bekleidet z. B. im Badekostüm und<br />

T-Shirt auf steigende Tempera turen hinweisen.<br />

Aussterbende/bedrohte Arten: in einem Vogelkäfi g (oder<br />

einem ähnlichen symbolischen Behältnis), der markiert ist<br />

mit dem Naturschutz-Zeichen (Eule) oder einer Aufschrift<br />

wie „Rote Liste“/„Vom Aussterben bedroht“, werden<br />

verschiedene Tiere/Pfl anzen getragen, die durch den<br />

Klimawandel vom Aussterben bedroht sind. Dafür können<br />

z. B. Plüsch-Pinguine, Eisbären o. ä. verwendet werden.<br />

Auch der Fichte werden bei abnehmenden Niederschlägen<br />

in Deutschland nicht mehr hohe Lebenschancen gegeben.<br />

Begünstigte Pfl anzen: z. B. ein Teller mit Weintrauben, die<br />

in Brandenburg geerntet wurden oder eine Flasche Wein<br />

mit Etiketten, auf denen Namen wie „Lübecker Dornfelder“<br />

oder „Potsdamer Spätburgunder“ notiert sein können.<br />

Tourismus: Karibik-Kostüm mit Werbeaufschrift „Sonne<br />

satt unter Palmen am Nordseestrand“ oder Person, in<br />

Beduinenumhang gehüllt, mit einer Werbeansage: „Reiterferien:<br />

Auf dem Rücken unserer Kamele erleben Sie die<br />

Fläming-Wüste.“<br />

Sich ausbreitende Krankheiten: eine Ärztin oder ein Arzt,<br />

ausgerüstet mit einem riesigen Medizinkoffer und großen<br />

Spritzen, auf denen in unseren Breiten bislang unbekannte<br />

Krankheiten notiert sind.<br />

„Ausgestorbene“ Aktivitäten/Berufe: Schild mit Aufschrift<br />

„Ausgestorben“. Dies tragen z. B. Skifahrer(innen),<br />

Gletscherforscher(innen), Korallenriffforscher(innen).<br />

Berufe der Zukunft: Deichbauer(in), Bewässerungsanlagenbauer(in),<br />

Architekt(in) für orkanfeste Gebäude, Wasserlieferant(in)<br />

im Sommer.<br />

Beispiel<br />

Beispiel<br />

„Ich wünsche mir, dass sich alles besser t und nicht, dass wir<br />

hier nicht mehr leben können w eil alles überfl utet ist. Sonst<br />

gibt es die Insel bald nicht mehr.“<br />

Sören (16), Insel Pellworm<br />

„Wir möchten eine nor<strong>mal</strong>e R egenzeit,<br />

aber keine Überschwemmungen mehr.“<br />

Prince Katunzi (12), Dar es Salaam<br />

Zum Beispiel<br />

Models „Klimaretter(innen)“<br />

Die Models „Klimar etter(innen)“ zeigen die neuesten Trends<br />

in Sachen Klimaschutz wie z. B. Energiesparen, energieeffi ziente<br />

Geräte, regenerative Energien, aber auch veränderte Lebensstile<br />

und Konsumgewohnheiten.<br />

Vegetarier(in): eine Person mit einem Korb gefüllt mit<br />

Gemüse und Obst läuft auf und ab. Die Sprecherin oder<br />

der Sprecher erklärt die Vorteile fl eischloser Ernährung für<br />

das Klima.<br />

Radfahrer(in)/Inlineskater(in): es wird nur noch Rad oder<br />

Inliner gefahren.<br />

Energiesparer(in): ausstaffi ert mit abschaltbaren Steckerleisten<br />

und Energiesparlampen werden die Vorzüge des<br />

Energiesparens erläutert. Andere Variante: warm angezogen<br />

mit Pullover, Mütze, Handschuh und einem Schild mit<br />

der Aufschrift „20 °C reicht!“ (Zimmertemperatur).<br />

Klimaschutz-Tourist(in): mit Wanderklamotten bekleidet,<br />

verbringt sie oder er die Ferien in der Umgebung, da auf<br />

das Fliegen verzichtet wird.<br />

Beispiel<br />

Beispiel<br />

Die oder der Grüne: mit Symbolen für erneuerbare Energien<br />

(EE) ausgestattet (kleines Windrad, Solarzellen, Sonnennenblume, Sonne), wird für den Bezug von grünem Strom m und<br />

EE geworben.<br />

Nichtstuer(in): Entschleunigung, Buchlesen, auf der Wiese<br />

liegen – verbraucht wenig Energie und tut dem Klima gut.<br />

Konsumverweigerer(in): leerer Einkaufswagen oder<br />

Einkaufstüte mit Aufschrift wie z. B. „Ich kaufe nichts Überfl<br />

üssiges.“<br />

Ausborger(in): in dem untereinander Geräte ausgeborgt orgt<br />

werden, kann man das Klima schützen, da weniger Prorodukte hergestellt werden müssen (kann z. B. von zwei ei<br />

Personen dargestellt werden).<br />

Handarbeiter(in): Einfach <strong>mal</strong> den Kuchenteig mit der Hand<br />

rühren, also auf ein elektrisches Rührgerät verzichten.<br />

Politiker(in): Unverdrossen setzt sie/er sich für erneuerbare rbare<br />

Energien und Energiesparen ein und muss dafür Anfeindunndungen einstecken.<br />

Wohnungsbauchef(in): hat jahrelang bereits in gute<br />

Wärmedämmung für die Mietwohnungen investiert. Das<br />

zahlt sich jetzt aus, weil die Warmmiete trotz steigender der<br />

Preise noch zu bezahlen ist.<br />

„Klima“-Banker(in): versorgt besonders Projekte, die in n<br />

Klimaschutz investieren, mit günstigen Krediten. Dadurch ch<br />

können mehr Menschen, z. B. in Wärmedämmung investieren. tieren.<br />

Demonstrant(in): mit Pappschildern stellt sie/er sich h auf<br />

den „Walk“ und fordert mehr Klimaschutz ein, z. B.<br />

„Stoppt Kohlekraftwerke“.<br />

test te tes te t es est<br />

Aktionstipps<br />

KURZ UND KNAPP 1<br />

Eure Gruppen-Fete wird eine<br />

Solar-Party<br />

Richtet eine Solar-Party aus. Als Eintrittskarte bringen eure Gäste<br />

ihre Stromrechnung mit. Auf der Solar-Party ladet ihr eure Gäste<br />

ein, auf Ökostr om umzusteigen. Während sie zu klimafr eundlicher<br />

und atomstr omfreier Musik tanz en und essen, fi ndet ihr<br />

den günstigsten Ökostr omanbieter heraus. In Liegestühlen und<br />

unter Sonnenschirmen können es sich die P artygäste auf der<br />

Solar-Party bequem machen.<br />

Niemand verlässt die Party ohne Strom spar tipps sowie Flyer und<br />

Vertragsformular v om besten Anbieter . Wer sich schon auf der<br />

Party per Unterschrift zum Umstieg ber eit erklär t, erhält einen<br />

leckeren Cocktail und nimmt an einer Verlosung teil.<br />

Klimacheck der Schule,<br />

Kirchengemeinde, zu Hause<br />

oder Kommune<br />

Z. B. Schule: <strong>Mach</strong>t es zu eurem Ziel, Klimaschutz in die Schule zu<br />

bringen. In Mathe analysiert ihr den Energieverbrauch der letzten<br />

Jahre und ber echnet die Einsparpotenziale. Im Physikunterricht<br />

macht ihr einen Energierundgang und informiert euch über technische<br />

Möglichkeiten, den Ener gieverbrauch zu senken. Plakate<br />

und Aufkleber, um Lehrkräfte und Schüler(innen) für’s Mit machen<br />

zu begeistern, entwickelt ihr im Fach Kunst. In der Deutschstunde<br />

Wusstet ihr…?<br />

Der Bericht von Sir Nicholas S tern an die britische R egierung<br />

bezifferte die K osten des Handels gegen den Klimawandel<br />

auf ca. ein Prozent des globalen Bruttosozialprodukts,<br />

die Kosten des Nicht-Handelns jedoch auf das fünf- bis zwanzigfache.<br />

D.h. „Klimaschutz jetzt“ lohnt sich!<br />

formuliert ihr P ressemitteilungen und übt Inter views mit der<br />

Lokalpresse, um ander e Schulen zum Nachahmen zu bew egen.<br />

In Politik r echerchiert ihr die Positionen der Bundes- und<br />

Landespolitiker(innen) und entwickelt ein Schreiben mit eigenen<br />

Forderungen zum Klimaschutz. Im F ach Erdkunde informier t ihr<br />

euch über die F olgen des Klimawandels in Entwicklungsländern<br />

oder die Gefahren von „Agrosprit“.<br />

Energie für den Klimaschutz einsetzen!<br />

1 Ideen aus<br />

der Klima-Aktionsmappe der BUNDjugend<br />

Schleswig-Holstein. Schleswig<br />

Zu bestellen unter: www.klimaretter-sh.de<br />

5


Spieletipp<br />

WEN ES TRIFFT – DIE FOLGEN DES KLIMAWANDELS<br />

Warum?<br />

Darstellung der unterschiedlichen Betroffenheit durch den Klimawandel<br />

aufgrund unterschiedlicher Möglichkeiten, sich anzupassen,<br />

auf Veränderungen zu r eagieren. (Die unterschiedliche<br />

Wirkung des Klimawandels in den Regionen – wie z. B. ein höherer<br />

Temperaturanstieg oder stärker e Wetterextreme in Entwicklungsländern<br />

– wird in dem Spiel nicht thematisiert).<br />

Wie anfangen?<br />

Je nach gewählten Aufgaben wir d das Spielfeld v orbereitet, indem<br />

die Aktionsor te entspr echend präparier t w erden. Wichtig<br />

ist, dass sich die Or te im regelmäßigen Abstand weit genug entfernt<br />

voneinander befi nden.<br />

1. Ort: Wasser (z. B. Wassereimer, oder blaues Kreppband im Kreis)<br />

2. Ort: Deiche (Tische/Bänke/Bäume – zum hinauf steigen)<br />

3. Ort: festes Haus (Tisch zum darunter kriechen)<br />

4. Ort: Krankenstation (Erste-Hilfe-Kasten)<br />

5. Ort: Die Felder der Industrieländer<br />

(z. B. eine Packung Weizenmehl, Brot)<br />

6. Ort: Die Felder der Entwicklungsländer<br />

(z. B. eine Packung Reis, Mehl)<br />

Wer macht´s?<br />

Max. 30 Personen<br />

Wie teuer?<br />

Geringe Kosten<br />

Womit?<br />

Abhängig von den dargestellten Problemfeldern, z. B. einige<br />

größere Gegenstände wie Bänke, Tische, Stühle, Wassereimer,<br />

Erste-Hilfe-Kasten sowie Bänder/Kreide/Äste – um<br />

Felder der Länder zu markieren<br />

Wie lange?<br />

Ca. 1 Stunde<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

So geht’s:<br />

Dieses Spiel ist eine Variante des bekannten Bew egungsspiels<br />

„Feuer, Wasser, Sturm“. Es kann in Turnhallen aber auch draußen<br />

oder im Gemeindehaus gespielt werden.<br />

Die Gruppe wir d in zw ei Teams eingeteilt (die Teams können<br />

durch Abzählen oder L oseziehen gebildet w erden). Ein Team<br />

steht für die Industrieländer , das ander e Team für die Entwicklungsländer.<br />

Als K ennzeichnung kann ein Team ein S tirnband<br />

tragen, die Hosenbeine hochkrempeln oder barfuss laufen.<br />

Die Mitglieder der „Entwicklungs länder“ haben schlechter e Ausgangsbedingungen,<br />

weil sie keinen Zugang zu technischen Hilfsmitteln<br />

haben, kein Geld, um Schäden zu begegnen oder sie auszugleichen,<br />

keine Transportmöglichkeiten besitzen, keine Unterstützung<br />

durch technische Hilfsw erke haben, Kr ankenstationen w eit entfernt<br />

sind oder sie über keine Bewässerungsanlagen verfügen.<br />

„Der Klimawandel bedr oht das Menschenr echt auf Nahrung,<br />

Wasser und Land. Der Monsun wir d immer v errückter. Ernten<br />

werden durch starke Regenfälle zerstört oder verdorren in unbekannter<br />

Trockenheit. Dies trifft besonders die, die schon<br />

jetzt am Rande der Gesellschaft stehen.“<br />

Nafi sa Goga D’ Souza, Indien<br />

Diese schlechten Ausgangsbedingungen werden in dem Spiel so<br />

symbolisiert, dass die Mitglieder der Entwicklungsländer sich<br />

z. B. nur mit K affeebohnen-Schritten bew egen dürfen. Es kann<br />

dann auch noch innerhalb der Länderkategorien eine Abstufung<br />

erfolgen. So sind Frauen aufgrund der Aufgaben- und R ollenverteilung<br />

meist stärker von den Folgen des Klimawandels betroffen<br />

als Männer. D. h. sie müssen in dem Spiel z. B. noch einen mittelschweren<br />

Rucksack tragen, als Symbol für die Sorgearbeit um die<br />

Kinder, Alte oder kranke Familienangehörige.<br />

Die Spielenden bewegen sich – entsprechend ihrer Möglichkeiten<br />

– im Raum umher. Keine(r) darf still stehen. Die Spielleitung ruft<br />

nun eine der zuvor ausgemachten Katastrophenwarnungen,<br />

z. B. „Feuer” oder „Überschwemmung”. Diese Katastrophen stehen<br />

für Er eignisse, die dur ch den Klimawandel her vorgerufen<br />

werden. Die Spieler(innen) müssen entsprechend reagieren. Wer<br />

als letztes die Aufgabe schafft, scheidet aus (oder muss ein<br />

Pfand abgeben etc.). Anschließend bew egen sich wieder alle<br />

durch den Raum.<br />

Mögliche Katastrophenmeldungen:<br />

Feuer ausgebrochen: Die Teams müssen<br />

eine Wasserstelle erreichen, um den Brand<br />

auf ihren Feldern bzw. Häusern zu löschen.<br />

Flut: Keine(r) darf auf dem fl achen Boden<br />

bleiben, alle müssen sich also auf Tische,<br />

Bänke, Bäume etc. retten.<br />

Sturm: Alle müssen in einem festen Haus Schutz<br />

suchen (unter einen Tisch kriechen).<br />

Dürre: Die Spieler(innen) müssen die Wasserstelle<br />

erreichen, um ihre Felder zu wässern.<br />

Überschwemmung der Felder: Die Teams müssen versuchen<br />

Tische und Bänke zu ergattern und sie zu ihren Feldern zu<br />

bringen, damit sie diese vor Überschwemmungen schützen.<br />

Malariaausbruch: Die Spieler(innen) müssen schnell zur<br />

Krankenstation (Erste-Hilfe-Kasten).<br />

Auswertung<br />

Die Spielenden diskutieren im Anschluss über die gesammelten<br />

Erfahrungen, z. B. anhand folgender Fragen:<br />

Wer ist am stärksten vom Klimawandel betroffen und warum?<br />

Warum ist es notwendig, dass Industrie länder die Entwicklungsländer<br />

fi nanziell unterstützen?<br />

Wie kann den Betroffenen in Entwicklungsländern<br />

geholfen werden?<br />

„In den v ergangenen 10 Jahr en hatten 2,6 Milliar den Menschen<br />

unter den Folgen von Naturkatastrophen zu leiden. Das<br />

sind mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung. Die meisten davon<br />

lebten in Entwicklungsländern. Die humanitär en F olgen<br />

sind offensichtlich. Nicht ganz so offensichtlich ist, in welchem<br />

Maße diese klimatischen Er eignisse positiv e Entwicklungen,<br />

die über Jahrz ehnte errungen wur den, wieder zunichte machen.<br />

Dürr en und Fluten z erstören nicht nur L eben sondern<br />

auch Schulen und Ökonomien, sie vernichten Chancen.“<br />

Desmond Tutu, „This fatal complacency”, 11. Mai 2007<br />

Ihr k nnt handeln!<br />

2 www.wir-klimaretter.de<br />

3 www.atmosfair.de<br />

TIPPS FÜR DAS EIGENE LEBEN<br />

Wir haben hier für euch einige Tipps, die ihr in eur em A lltag<br />

schon heute umsetzen könnt 2 :<br />

Wechselt zu einem „echten” Ökostr om-Lieferanten (oder<br />

bringt eure Eltern, Schule, Kommune, Kirchengemeinde dazu).<br />

1,9 Tonnen CO 2 kann so eine Familie im Jahr sparen.<br />

Verdient Geld – zum Beispiel mit Ener giesparlampen. Die<br />

Glühbirne verwandelt lediglich 5 % der Energie in Licht, 95 %<br />

dagegen in Wärme. Den höheren Preis der Energiesparlampen<br />

habt ihr schon im ersten Jahr über den eingespar ten S trom<br />

wieder rein.<br />

Fliegt nicht – Eine Flugr eise ist der größte Klimafr evel überhaupt.<br />

Ein<strong>mal</strong> Frankfurt –Teneriffa und zurück verursacht soviel<br />

Klimaschaden wie ein ganz es Jahr Autofahr en. Müsst ihr<br />

dennoch fl iegen, dann neutr alisiert unbedingt das dadur ch<br />

verursachte Kohlendioxid. 3 Vermeidet Kurzstreckenfl üge.<br />

Spart Papier – Die P apierindustrie rangiert auf Platz 4 der ener -<br />

gieintensivsten Herstellungstechnologien. Wenn ihr P apierprodukte<br />

kauft, dann achtet dar auf, dass es Recyclingpapier ist (Label:<br />

Blauer Engel), denn es verbraucht nur halb so viel Energie.<br />

Halbiert euren Fleischkonsum (oder esst vegetarisch) – Wenn<br />

ihr künftig nur noch halb so viel Fleisch esst wie bisher, schützt<br />

ihr das Klima, denn die w eltweite Viehwirtschaft trägt nach Berechnungen<br />

der Welternährungsorganisation Food and Agriculture<br />

Organization of the United Nations (F AO) mit ca. 18 % zum<br />

Treibhauseffekt bei. Wenn ihr Fleisch und Wurst esst, dann aus<br />

biologischer Landwir tschaft. Dieses ist nicht nur besser für<br />

Mensch und Tier, sondern auch für das Klima.<br />

Zu Fuß, per Rad, mit Bus und Bahn – Der Verkehr<br />

v erursacht der zeit etwa ein Fünftel<br />

der gesamten C O 2-Emissionen Deutschlands.<br />

Das P roblem ist, dass die Emissionen<br />

hier immer w eiter ansteigen.<br />

Seid klimafreundlich mobil. Plant für<br />

eure nächste Freizeit eine Radtour in<br />

die näher e Umgebung. Und w er<br />

wandert, entdeckt noch mehr.<br />

Dreht eur e Heizung zurück – Dr ei Viertel seines Ener gieverbrauchs<br />

w endet ein dur chschnittlicher P rivathaushalt fürs<br />

Heizen auf. Mit dem PowerPakt der Deutschen Energie-Agentur<br />

(dena) schließt ihr mit eur en Eltern einen P akt. Ihr erklär t<br />

euch bereit, den S trom- und Heiz energieverbrauch zu Hause<br />

zu kontrollieren und zu senken.<br />

Beteiligt euch an politischen Aktionen für Klimaschutz (und<br />

gegen Atomenergie) wie Protestmails an Verantwortliche in<br />

Politik und Wirtschaft, Bür gerinitiativen, Demonstr ationen,<br />

z. B. im Rahmen der Klima-Allianz.<br />

„Jeder kann ein L och graben und einen Baum pfl anzen,<br />

dafür braucht man nicht <strong>mal</strong> ein Diplom.“<br />

Wangari Maathai, Friedensnobelpreisträgerin aus Kenia<br />

7


Gute Argumente!<br />

MITMISCHEN – MITREDEN<br />

In Gesprächen braucht ihr fundierte Fakten, um euer Anliegen<br />

glaubhaft zu machen. Deshalb haben wir für euch einige gute<br />

Argumentationshilfen zum Thema Klimawandel zusammengestellt.<br />

Die bereits eingetretene Erwärmung v on ca. 0,7 °C ist schon<br />

heute verantwortlich für mindestens 300.000 Tote, z. B. durch<br />

sich ausbr eitende Kr ankheiten und eine gefähr dete Wasserversorgung.<br />

Ein Temperaturanstieg v on 2°C – das internationale Klimaschutzziel<br />

– löst noch dr amatischere Folgen aus: 20 bis 30 %<br />

weniger verfügbares Wasser im Mittelmeerr aum und im südlichen<br />

Afrika; bis zu 10 % Ernterückgang in Afrika; 40 bis 60<br />

Millionen Menschen mehr in Afrika, die der Malaria ausgesetzt<br />

sind; bis zu 10 Millionen Menschen, die zusätzlich v on Sturmfl<br />

uten betr offen sind; etwa 15 bis 40 % aller Ar ten könnten<br />

vom Aussterben bedroht sein.<br />

„Es macht mich wütend, dass jetzt alle v orwurfsvoll auf den<br />

CO 2-Ausstoß Indiens und Chinas schauen, obwohl die größten<br />

Verschmutzer nach wie vor im Norden leben. Seit 20 Jahren ist<br />

doch klar: Europa und die USA müssen radikal runter mit ihren<br />

Emissionen, damit den Entwicklungsländern R aum bleibt, ihren<br />

Energieverbrauch zu steigern. Aber was haben sie getan?<br />

Mit w enigen Ausnahmen ist ihr Ener gieverbrauch w eiter gestiegen.<br />

Beim Klimawandel geht es um Ger echtigkeit. Darum,<br />

die Ressourcen fair zu teilen.“<br />

4 www.konsum-global.de<br />

Sunita Narain, Die ZEIT, 10.08.2006<br />

Zwischen 2000 und 2005 stieg die Zahl der Autos in China von<br />

4 auf 26 Millionen, alle drei bis fünf Tage wird ein neues Kohlekraftwerk<br />

gebaut, das R eich der Mitte ist ber eits heute der<br />

weltweit größte Emittent an CO 2. Allerdings: den 1,2 Autos pro<br />

100 Einwohner in China stehen in den Industrienationen 50<br />

Autos gegenüber, in China werden 4 Tonnen CO 2/Kopf und Jahr<br />

emittiert, in Deutschland 10 Tonnen/Kopf und Jahr.<br />

Ein erheblicher Teil des Kohlendioxidausstoßes in Europa ist<br />

auf den explosionsar tig gestiegenen Flugv erkehr in den<br />

vergangenen 10 Jahren zurückzuführen.<br />

Der Anteil des als Ökostr om verkauften Stroms am gesamten<br />

S tromabsatz in Deutschland betrug im Jahr<br />

2007 mit 2,9 Milliar den Kilo wattstunden (kWh) etwa<br />

2 %. (Erhebung Energie & Management).<br />

2008 haben erneuerbare Energien allein im Strom bereich<br />

fast 87 Millionen Tonnen Kohlendioxid vermieden.<br />

Im Jahr 2006 sind 24.000 neue Arbeitsplätze im Bereich<br />

der r egenerativen Ener gien entstanden. Inzwischen<br />

arbeiten 214.000 Menschen in der Br anche, bis 2020<br />

werden es eine halbe Millionen Menschen sein.<br />

Klimaschutz würde Deutschland rund 4 Milliar den Euro<br />

im Jahr kosten (Umw eltbundesamt). Wenn die Temperatur<br />

um 4,5°C ansteigt, r echnet das Deutsche Institut für<br />

Wirtschaftsforschung (DIW) damit, dass bis 2050 aufgrund<br />

„Der Klimawandel ist die größte Her ausforderung der<br />

Menschheit.“<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Weltwirtschaftsforum<br />

2007 in Davos<br />

von Dürren, Überschwemmungen und Stürmen der Klimawandel<br />

alleine in Deutschland 330 Milliarden Euro kosten würde<br />

(Tourismus, Landwirtschaft, Versicherungswirtschaft).<br />

Etwa 700 Milliarden Tonnen CO 2 könnten in diesem Jahrhundert<br />

durch die Steigerung der Energieeffi zienz (Wärmedämmung an<br />

Gebäuden, effi zientere Fahrzeuge) eingespart werden.<br />

Kohlekraftwerke sind der Klimakiller Nr. 1. Dennoch planen die<br />

großen Energieversorger neue Kohlekraftwerke in Deutschland.<br />

Die vom Bundesumweltministerium (BMU) in Auftrag gegebene<br />

Leitstudie kommt 2008 zu dem Er gebnis, dass zusätzlich zu<br />

den bereits im Bau befi ndlichen Kohlekraftwerken (Boxberg,<br />

Datteln, Duisbur g, Hamm/W estfalen, Neur ath, K arlsruhe,<br />

Hamburg-Moorburg, Wilhelmshaven) keine w eiteren K ohlekraftwerke<br />

mehr gebaut werden dürfen. Nur dann sind die von<br />

der Bundesr egierung zugesagten Klimaschutzziele für 2020<br />

(-40 % CO 2 im Vergleich zu 1990) für Deutschland erreichbar.<br />

Die Landwirtschaft ist für 13% der klimaschädlichen Gase verantwortlich,<br />

die in Deutschland insgesamt entstehen. Besonders<br />

Fleisch ist problematisch für das Klima: 300 bis 500 Liter<br />

Methangas stoßen Kühe jeden Tag aus! Umger echnet v erursacht<br />

ein Kilo Fleisch 36 Kilogramm Kohlendioxid, das entspricht<br />

300 Kilometer Autofahrt! 4<br />

Ca. 2,5 Milliarden Menschen auf unser er Erde haben keinen Zugang<br />

zu modernen Energien, zum Beispiel elektrischer Energie.<br />

Worum geht´s?<br />

Worum Worum geht´s?<br />

geht´s?<br />

XXXX XXXX<br />

FAKTEN UND ZUSAMMENHÄNGE – IN 5 MINUTEN<br />

Klima und Energie –<br />

Was geht es mich an?<br />

Der UN-Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change<br />

– I PCC, www.ipcc.ch) schätzt, dass die Temperatur bis zum Jahr<br />

2100 global zwischen 1,1 bis 6,4 °C steigen wird. Wissenschaftliche<br />

Prognosen zeigen, dass eine Erderwärmung über 2°C ein Massenaussterben<br />

von Tier- und Pfl anzenarten mit sich bringen wir d. Bei<br />

einem weiterem Temperaturanstieg um 1°C dr oht der Kollaps von<br />

Ökosystemen. Die Warnungen, dass uns die Z eit dav onläuft,<br />

werden deshalb immer dringender. Im Höchstfall bleiben zehn bis<br />

15 Jahr e, um die w eltweiten Emissionen an Treibhausgasen zu<br />

senken und so die schlimmsten F olgen des Klimawandels zu v erhindern.<br />

„Der Klimawandel ist die Summe aller Fehler.“<br />

Sunita Narain, indische Umweltschützerin<br />

Die Industriestaaten sind aufgrund der intensiven Nutzung fossiler<br />

Energien die Hauptv erursacher des Klimawandels. Aber der<br />

Klimawandel trifft alle – egal wie viele Tonnen CO 2 pro Jahr von<br />

wem genau produziert werden.<br />

Als die am stärksten v om Klimawandel betr offenen Staaten<br />

nennen Expert(inn)en<br />

Die am schwächsten entwickelten Länder , da sie nicht über<br />

Mittel für Schutzmaßnahmen verfügen.<br />

Kleine Inselstaaten: Sie liegen oft nur knapp über dem<br />

Meeresspiegel, der weiter steigt.<br />

Länder Afrikas: Der Kontinent gilt dem ZUN-Weltklimarat als der<br />

„gegenüber dem Klimawandel am stärksten verwundbare“.<br />

Zunehmende klimabedingte Änderungen in Temperatur- und Niederschlagsmustern<br />

sowie häufi gere und stärker e Extremwetterereignisse,<br />

Dürren und Überschwemmungen führen zu erschwerten<br />

Bedingungen für die Landwirtschaft. Folge sind wachsende<br />

Ernährungsunsicherheit und Hungersnöte, viele Menschen w erden<br />

zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen. Weitere Folgen des<br />

Klimawandels vor allem in tr opischen Ländern sind Trinkwasserknappheit<br />

sowie die Ausbreitung von Krankheiten wie<br />

Malaria und Dengue-Fieber.<br />

Die armen Menschen in den Entwicklungsländern leiden<br />

am meisten unter den F olgen des Klimawandels, obwohl<br />

sie am wenigsten dazu beigetragen haben. Denn<br />

sie verfügen nicht über die notwendigen Ressourcen<br />

und Möglichkeiten wie Technik, Finanzen und politischen<br />

Einfl uss um den Folgen zu begegnen.<br />

Die amerikanische P ublizistin<br />

Susan George brachte es wie folgt<br />

auf den P unkt: „Wir sind alle an<br />

Bord der Titanic, und nur manche<br />

reisen Erster Klasse.“<br />

5 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 25.<br />

Das sagt die Studie:<br />

Der Klimawandel ruft nach einem Zivilisationswandel.<br />

Der Übergang zu einer postfossilen Zivilisation<br />

wird das bestimmende Vorhaben dieses Jahrhunder ts sein –<br />

vor allem für die Industriegesellschaften. 5<br />

Beim Klimawandel sitzen alle im selben Boot.<br />

„Die Verschmutzung der Erdatmosphäre wird systematisch<br />

globalisiert, während der Nutzen daraus regionalisiert und<br />

privatisiert wird.“<br />

Prof. Dr. Klaus Töpfer<br />

9


Worum geht´s?<br />

Auf was kommt es an?<br />

Die Industrieländer sind die Hauptv erantwortlichen für den Klimawandel,<br />

bei dem im Interesse kurzfristiger Gewinne und einer<br />

ressourcenintensiven Lebensweise die ökologischen Begrenzungen<br />

missachtet wur den. Jede(r) Deutsche stößt im Jahr dur chschnittlich<br />

zehn Tonnen CO 2 aus (das 2,5-fache des w eltweiten<br />

Durchschnitts). Unser Klima v erträgt aber max. zw ei Tonnen pro<br />

Erdenbürger(in). Deutschland, wie auch allen anderen Industrieländern,<br />

erwächst von daher eine globale Verantwortung.<br />

Deutschland muss den Ausstoß der Treibhausgase bis 2020 um<br />

40 % – bez ogen auf das Niv eau v on 1990 – r eduzieren dur ch:<br />

Vorfahrt für Energieeinsparung und effi ziente Energienutzung,<br />

Vorrang für eine Klima schonende, dezentrale Stromerzeugung,<br />

Ausstieg aus der hochriskanten Atomener gienutzung, zügigen<br />

Ausbau der erneuerbaren Energien und Eindämmung des Emissionswachstums<br />

im Verkehr durch fi nanzielle Anreize. Außerdem<br />

muss Deutschland die Entwicklungsländer bei Klimaschutz und<br />

Anpassung an die Folgen des Klimawandels politisch und fi nanziell<br />

unterstützen.<br />

Das sagt die Studie:<br />

Einerseits ist die Gesellschaft und auch die Politik<br />

zu der Einsicht erwacht, dass das dr ohende Klimachaos<br />

eine Umkehr erfor dert. Andererseits jedoch geht vieles<br />

weiter seinen gewohnten Gang. Die Flughäfen in München und<br />

Frankfurt pr ojizieren ansteigenden Flugv erkehr und planen<br />

eine weitere Start- und Landebahn, die S tromkonzerne möchten<br />

unter Andr ohung einer S tromlücke 25 K ohlekraftwerke<br />

bauen, Billigfl ieger stärken sich durch Fusionen und rüsten für<br />

den Interkontinentalverkehr, vor Restaurants sprießen Heizpilze<br />

aus dem Boden… Was bislang allenfalls läuft, ist eine Erweiterung<br />

des Angebots, um der aufkommenden Ökosensibilität<br />

zu entsprechen: Auf dem Flughafen München fahr en Wasserstoff-Busse,<br />

die Stromkonzerne verkaufen im Nischensegment<br />

auch grünen S trom, die Billigfl ieger w erben mit Öko-F erien,<br />

und unter den Heizpilzen werden Gerichte aus Bio-Lebensmitteln<br />

serviert. Insgesamt sieht so aus, als sei in Klimasachen mit<br />

einer Art systemischer Bewusstseinsspaltung zu r echnen: Im<br />

Überbau sind alle – v on BILD („Wer rettet die Pinguine?“) bis<br />

zur Kanzlerin – Fürspr echer eines konsequenten Klimaschutzes,<br />

im Unterbau der materiellen Verhältnisse jedoch treibt die<br />

Expansion der Energieansprüche weiter. 6<br />

konzerne möch-<br />

Kohlekraftwerke<br />

n und rüsten für<br />

prießen Heizpilt,<br />

ist eine Erwei-<br />

Ökosensibilität<br />

fahren Wasser-<br />

Nischensegment<br />

mit Öko-Ferien,<br />

Bio-Lebensmit-<br />

Klimasachen mit<br />

zu rechnen: Im<br />

Wir Pinguine?“) bis<br />

ten Klimaschutedoch<br />

treibt die<br />

6 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 20.<br />

sind für<br />

Klimaschutz! *<br />

* Aber nur, wenn es kein Tempolimit gibt,<br />

wir weiter in den Urlaub fl iegen können .....<br />

zum Thema Klimawandel<br />

zum zum Thema Thema KLIMA KLIMA<br />

MATERIALIEN MATERIALIEN UND UND LINKS LINKS<br />

ANSEHEN, INFORMIEREN, NACHLESEN<br />

Brosch ren/B cher<br />

BUND, Brot für die Welt, EED (Hrsg.):<br />

Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt.<br />

Frankfurt, 2008.<br />

Die Kurzfassung der Studie „Wegmarken für einen K urswechsel“<br />

enthält auf 40 Seiten komprimiert die wichtigsten Aussagen<br />

und Inhalte der S tudie (Download bzw. Bestellung bei den Her -<br />

ausgebern sowie unter www.zukunftsfaehiges-deutschland.de)<br />

Bals, Christoph/Hamm, Horst/Jerger, Ilona:<br />

Die Welt am Scheideweg: Wie retten wir das Klima?<br />

Rowohlt Verlag, Hamburg 2008.<br />

Le Monde diplomatique (Hrsg.):<br />

Atlas der Globalisierung spezial – Klima.<br />

taz Verlag, Berlin 2008.<br />

Staud, Toralf/Reimer, Nick:<br />

Wir Klimaretter – So ist die Wende noch zu schaffen.<br />

Verlag Kiepenheuer und Witsch, Köln 2007.<br />

Links<br />

www.bundjugend.de: Homepage der Jugend im Bund<br />

für Umwelt und Naturschutz mit vielen Tipps und Infos.<br />

www.brot-fuer-die-welt.de/klima: Informationen zu Klimaprojekten<br />

und -aktivitäten.<br />

www.bmu.de und www.uba.de: Informationen zum Klimaschutz<br />

vom Bundesministerium für Umw elt, Naturschutz und<br />

Reaktorsicherheit und vom Umweltbundesamt.<br />

www.die-klima-allianz.de: bundesweites Bündnis für Klimaschutz<br />

von Kirchen, Entwicklungsorganisationen, Umweltverbänden<br />

und vielen weiteren Organisationen.<br />

www.eed.de/klima: Arbeitsstelle Klima und Energie des Evangelischen<br />

Entwicklungsdienstes.<br />

www.germanwatch.org: Engagement für eine ger echte, ökologisch<br />

verträgliche und ökonomisch tr agfähige globale Entwicklung.<br />

Schwerpunktthema: Klimapolitik.<br />

www.greenpeace-hamburg.de: Unterschiedliche Angebote zum<br />

Thema Klimaschutz. Fühlt eurer Schule auf den Zahn: Ist dort alles<br />

klimafreundlich? Gibt es Ökostr om? Weiß euer Hausmeister, was<br />

zum Energiesparen dazugehört? Mit Checkliste und Ener gie-Logbuch:<br />

Die Infobr oschüre „Tatort Schule – alles klimafr eundlich“<br />

zum Download.<br />

www.gruener-hahn.net, www.gruener-gockel.de und www.<br />

kirum.org: Infos, Erfahrungsberichte, Materialien und K ontakte<br />

zur Einführung des Kirchlichen Umweltmanagements.<br />

www.ipcc.ch: Der UN-Weltklimarat (IPCC) veröffentlicht Sachstandsberichte<br />

zu v erschiedenen Aspekten des Klimawandels.<br />

Diese Berichte w erden von hochspezialisierten Arbeitsgruppen<br />

verfasst. Die K urzzusammenfassungen der Berichte<br />

sind auch in deutscher Sprache erhältlich.<br />

www.klimagerechtigkeit.de: Die Infostelle Klimager echtigkeit,<br />

eine Einrichtung des Nor delbischen Missionsz entrums<br />

(NMZ), macht den Zusammenhang zwischen Klimawandel,<br />

globaler Gerechtigkeit und Armutsbekämpfung sichtbar.<br />

www.klimaschuetzen.de: Hintergrundinformationen und Handlungstipps<br />

des Umweltbundesamtes.<br />

www.wir-klimaretter.de: Nachrichten, Meinungen, Aktionen<br />

und Tipps zum Klimawandel.<br />

www.wbgu.de: Der Wissenschaftliche Beir at der Bundesr egierung<br />

Globale Umweltveränderungen (WBGU) ist ein unabhängiges<br />

Beratergremium. Er analysiert globale Umwelt- und<br />

Entwicklungsprobleme und erstellt dazu Gutachten. Diese<br />

stehen zum Download bereit.<br />

www.zukunftsenergie.org: Das Jugendbündnis Zukunftsenergie<br />

– ein bundesweites Netzwerk von Jugendorganisationen<br />

und Jugendlichen – setzt sich für 100 %ige Energieversorgung<br />

aus erneuerbaren Energien ein – mit Informationen<br />

und Aktionen zum Mitmachen, z. B. „Energiemärchen“.<br />

11


Multimedia-DVD<br />

Den Klimawandel bekämpfen<br />

Die DVD mit mehr als 20 Videos, vielen Fotos und interaktiven<br />

Grafi ken sowie aufwändigen Animationen gibt Einblick<br />

in die Zusammenhänge des Klimawandels. Es w erden Hintergrundinformationen<br />

visualisiert, die der U N-Bericht über<br />

die menschliche Entwicklung 2007/2008 liefert. Dazu zählen<br />

unter anderem Videos, Berichte, Inter views, Reden, Zeitraffer-Sequenzen<br />

und 3D-Animationen.<br />

Gegen Portoerstattung kostenlos zu bestellen bei:<br />

Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen (www.dgvn.de).<br />

Informationen unter: www.klimawandel-bekaempfen.de<br />

Filme<br />

Hotspot Afrika – Die Folgen des Klimawandels<br />

Kein Kontinent ist so sehr vom Klimawandel betroffen wie Afrika.<br />

Unregelmäßige Regenfälle, Überschwemmungen, Dürren<br />

und zunehmende Verwüstung haben das Angesicht des Kontinents<br />

bereits entscheidend verändert.<br />

Ein Dokumentarfi lm im Auftrag der Heinrich-Böll-Stiftung,<br />

2007, 25 Min.<br />

www.boell.de/weltweit/afrika/afrika-537.html<br />

Über Wasser<br />

Der Film erzählt von der existentiellen Bedeutung des Elements<br />

Wasser für die Menschheit. Ein scheinbar banales<br />

Faktum wird so zu einer spannenden Erzählung v om alltäglichen<br />

Kampf ums Überleben.<br />

Dokumentarfi lm, 2007, ab 14 Jahre, 85 Min.<br />

Weitere Informationen<br />

zu Filmen:<br />

Evangelisches Zentrum für Entwicklungsbezogene Filmarbeit<br />

Kniebisstraße 29, 70188 Stuttgart<br />

Telefon: 0711 2847-243, www.ezef.de<br />

Dieses Heft ist Bestandteil der Publikation „<strong>Mach</strong> <strong>mal</strong> Zukunft“<br />

– Die Aktionsmappe für die Jugendarbeit zur Studie<br />

„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />

Herausgeber:<br />

Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland (aej),<br />

BUNDjugend, Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst e.V.<br />

Hannover, Berlin, Stuttgart, Bonn 2009<br />

Notizen<br />

Autorin dieses Heftes:<br />

Katja Breyer (EED)<br />

Internet:<br />

www.evangelische-jugend.de<br />

www.bundjugend.de<br />

www.brot-fuer-die-welt.de<br />

www.eed.de<br />

www.zukunftsfaehiges-deutschland.de<br />

Zukunft fair teilen<br />

Gestaltung: www.dieprojektoren.de Art. Nr. 117110030


WER BEKOMMT WAS VOM KUCHEN?<br />

ENERGIERESSOURCEN<br />

>> Das Aktionsheft 4 für die Jugendarbeit zur Studie<br />

„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />

Die fossilen Ener giereserven der Er de (Öl, Gas, K ohle) sind<br />

nicht unbegrenzt verfügbar und es wird zunehmend schwieriger<br />

die Vorkommen abzubauen. Der Verbrauch jedoch steigt. In der<br />

Vergangenheit haben die Industrieländer wie die Länder der EU<br />

oder die USA die Energievorkommen der Erde unter sich aufgeteilt.<br />

Sie verbrauchen ein Vielfaches von dem, was sie selber för dern,<br />

ein Vielfaches von dem, was vergleichbar viele Menschen in anderen<br />

Teilen der Welt verbrauchen und ein Vielfaches von dem, was<br />

für das Klima verträglich wär e. Durch das enorme Wirtschaftswachstum<br />

in den Schwellenländern sind weitere Länder, z. B. China,<br />

als Nachfrager hinzugekommen. Dies erhöht den Druck auf die<br />

verbliebenen Vorräte. Doch was bedeutet diese wachsende R essourcenknappheit<br />

für unser en Alltag? Welche Schritte sind erfor -<br />

derlich um eine verantwortungsbewusste Energieversorgung zu<br />

sichern? Auf den folgenden Seiten fi ndet ihr verschiedene Aktions-<br />

und Spieletipps und viele Hintergrundinfos zum Thema. >>


Aktionstipps<br />

KONFLIKT UM ENERGIERESSOURCEN – EIN GELÄNDESPIEL 1<br />

Warum?<br />

Darstellung der Knappheit der Energierohstoffe und der<br />

daraus resultierenden Verteilungskonfl ikte<br />

Nachvollziehen von politischen Entscheidungsprozessen<br />

Wie anfangen?<br />

Ihr solltet euch vorher mit dem Thema Knappheit fossiler Energien<br />

auseinandersetzen.<br />

Kurz und knapp…<br />

Geländespiele bestehen aus einer Mischung aus F antasie,<br />

Bewegung und Strategie. Sie beziehen das Gelände mit in das<br />

Spiel ein. Es geht um den Wettkampf v erschiedener Teams<br />

und um eine Aufgabe, die zum Ende gelöst w erden muss.<br />

Diese ist in eine Geschichte eingebunden, die der Aufgabe einen<br />

Sinn gibt. Um die Aufgabe zu erfüllen, gibt es Regeln zum<br />

Scoring (Wettkampfregeln), die bestimmen, wie die einzelnen<br />

Teams die Aufgabe lösen können. Ein großer Vorteil bei Geländespielen<br />

besteht darin, dass sie auch mit einer sehr gr oßen<br />

Zahl von Teilnehmenden gespielt w erden können und einen<br />

eher spielerischen Char akter haben. Sie sind desw egen besonders<br />

für Kinder- und Jugendfreizeiten geeignet.<br />

So geht’s:<br />

In dem Geländespiel stellen dr ei Teams die gr oßen Nachfr ageländer/-regionen<br />

USA, EU und China dar und versuchen, von den<br />

abnehmenden Ener gieressourcen möglichst viel für sich zu<br />

sichern. Dazu haben sie verschiedene Möglichkeiten. Sie können<br />

Öl- und Gasfelder durch militärische Maßnahmen erkämpfen, mit<br />

Geld kaufen oder diese sich über Verhandlungen mit der<br />

Regierung des För derlandes und eine politische Zusammenarbeit<br />

sichern.<br />

Wer macht´s?<br />

9–30 Personen, 5 Teamer(innen)<br />

Wie teuer?<br />

Geringe Kosten<br />

Womit?<br />

1 Spielidee und -text von Andreas Joppich, Haus Sonnenberg. Entwickelt gemeinsam mit Jugendlichen<br />

Gruppenleiter(inne)n. Weitere Geländespielideen zu entwicklungspolitischen Themen sowie Spielanleitungen,<br />

Videos (z. B. Integrationslabyrinth, Klimawandel und Gerechtigkeit) unter: www.globalisierung-freizeit.de<br />

➜ Moderationskarten für die Kennzeichnung<br />

der Öl- und Gasquellen<br />

➜ Einen Tisch als Spieltisch zum Ausspielen der Quellen<br />

➜ Zwei Spielbögen mit allen Quellen<br />

➜ Ein Kartenspiel (Skatspiel)<br />

➜ Fähnchen = pro Team ca. 20 kleine Klebeetiketten mit<br />

den Flaggen der drei Länder (oder einfach in 3 Farben)<br />

zur Markierung der Quellen<br />

➜ Im Idealfall Flaggen um den Besprechungsort der<br />

Teams zu kennzeichnen<br />

Für einzelne Spiele braucht man:<br />

➜ Farbige Bauklötze/Boccia Kugeln oder ähnliches und<br />

Markierungen für die Startpunkte der Teams (Seile<br />

oder Hulahoop-Reifen) sowie etwa 30 Meter Seile/<br />

Schnur<br />

➜ Papier und ein Flipchartblatt mit verschiedenen<br />

Begriffen rund um Rohstoffe<br />

➜ 15 Wäscheklammern<br />

➜ …<br />

Wie lange?<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

Die erste Runde: 90 Minuten, für die nächsten Runden nur<br />

noch etwa 45 Minuten. Empfehlung: 4–5 Runden spielen.<br />

Aufgabe A f b dder TTeamleiter(innen): l it (i )<br />

1. Begleitung der Teams<br />

2. Einsatz am zentralen Spieltisch<br />

3. Erleichterung der Kommunikation zwischen den einzelnen Teams<br />

Jede einzelne Runde besteht aus drei Phasen:<br />

1. Phase: Aneignung von Einfl usskarten durch Wettkampfspiele<br />

2. Phase: Suchen der Öl- und Gasquellen<br />

3. Phase: Ausspielen der Öl- und Gasquellen als Pokerspiel<br />

Die Gruppe wird in drei Teams (USA, EU, China) aufgeteilt.<br />

Die erste Runde dauert etwa 90 Minuten. Die nächsten Runden<br />

werden aufgrund des eingespielten Ablaufs sowie einer geringeren<br />

Suchzeit der Quellen nur noch etwa 45 Minuten dauern. Es<br />

empfi ehlt sich 4–5 Runden zu spielen.<br />

Für das Spiel wir d eine große zentrale Freifl äche gebraucht. Auf<br />

dieser muss (z. B. an der Seite) ein Tisch für die Spielleitung aufgestellt<br />

werden. Um die Freifl äche (ggf. auch nur an einer Seite)<br />

sollte ein unübersichtliches Waldgelände sein, das dur chaus<br />

auch r echt schw er zu dur chdringen sein kann. Der Zutritt zum<br />

Wald muss vorher mit dem F orstamt bzw. dem Waldbesitzer abgestimmt<br />

werden.<br />

Der Spielbogen<br />

Die Spielleitung besitzt den Spielbogen. In die F elder setzen in<br />

Phase 3 die Teams ihre Karten.<br />

Die Spielleitung hat eine zw eite Kopie des Bogens, wo markier t<br />

wird, wie viele Fähnchen das jew eilige Team auf der Quelle gewonnen<br />

hat.<br />

Ölquelle Quelle A Quelle B<br />

Wert der<br />

Quelle<br />

4 6<br />

USA<br />

China<br />

EU<br />

Gasquelle Quelle I Quelle II<br />

Wert der<br />

Quelle<br />

USA<br />

China<br />

EU<br />

5 2<br />

Vorbereitung<br />

In dem Waldgelände w erden einz elne Öl- und G asquellen v ersteckt.<br />

Die Öl- und G asquellen w erden mit Moder ationskarten<br />

gekennzeichnet (Öl – rot, Gas – blau). Alle Quellen haben einen<br />

Namen und einen Wert zwischen 1 und 6.<br />

Auf dem Auswertungstisch befi ndet sich der Spielbogen, in dem<br />

alle Quellen (mit Wertigkeit) aufgelistet sind – mit den fr eien Feldern<br />

für das Setzen der Karten duch die Länder bzw. Regionen.<br />

Feldersuche im Unterholz<br />

Wusstet ihr…?<br />

Noch v erbraucht China pr o K opf deutlich<br />

weniger Energieressourcen als die USA und Europa.<br />

Aber dur ch die gr oße Bevölkerungszahl v on<br />

1,3 Mrd. Menschen und das enorme Wirtschaftswachstum<br />

sind sie ber eits jetzt ein bedeutender<br />

Konkurrent.<br />

Spielziel<br />

Spielziel ist es, am Ende das meiste Erdöl und Gas für sich in Besitz<br />

gebracht zu haben.<br />

Dabei zählt nicht die absolute Zahl der Quellen, sondern die<br />

Summe der Wertigkeiten.<br />

Es können auch Zwischenwertungen eingeführt werden, die<br />

dann schrittweise aufaddiert werden, so dass am Ende ein Ergebnis<br />

über die Spielzeit entsteht.<br />

Anleitung zur Phase 1:<br />

Erwerb von Mitteln zum Aneignen<br />

von Rohstofffeldern<br />

Zum Erw erb von Mitteln wir d in jeder R unde ein ander es Spiel<br />

gespielt. Die Spiele sollten möglichst unterschiedliche Fähigkeiten<br />

for dern. Die erlangte P unktzahl der Teams bestimmt die<br />

Mittel (Karten), die ihnen zur Aneignung der Quellen zur Verfügung<br />

stehen. Jedes Team kann sich entspr echend der Anzahl an<br />

Punkten aus dem Kartenspiel beliebige Karten auswählen: Militär<br />

(=Kreuz), Diplomatie (=Herz), Geld (= Karo), Ausbau (=Pique).<br />

Moderationskarte Gas<br />

3<br />

Aktionstipps


Aktionstipps<br />

Spielvarianten f r Phase 1<br />

Spiel 1 – Ballverteilung:<br />

Jedes Team hat einen eigenen Kreis, in dem es stehen muss. Ein<br />

vierter Kreis ist in gleichem Abstand von allen Teams in der Mitte<br />

positioniert. Im mittleren Kreis liegen für jedes Team vier spezifi -<br />

sche Objekte (z. B. Bälle, durch Farbe unterschieden). Alle Teams<br />

müssen nun versuchen, so viele ihrer Objekte wie möglich in ihren<br />

Bereich zu bekommen. Pro Objekt gibt es eine Karte.<br />

Dabei gilt:<br />

es darf nur ein Mitglied des Teams außerhalb des eigenen<br />

Bereichs unterwegs sein,<br />

es darf immer nur ein Gegenstand auf ein<strong>mal</strong> transportiert<br />

werden,<br />

jeder Gegenstand (auch der von anderen Gruppen) darf<br />

genommen werden,<br />

Gegenstände dürfen von jedem Ort (auch aus den Bereichen<br />

der anderen) genommen werden,<br />

diese Gegenstände müssen in den eigenen Bereich gebracht<br />

werden.<br />

Spiel 2 – Montags<strong>mal</strong>er:<br />

Zwölf Begriffe rund um Energie und Erdölprodukte sollen von einem<br />

Mitglied aus einem Team gezeichnet werden. Die ander en<br />

Mitspieler aus allen Teams müssen sie err aten. Das Team, welches<br />

als erstes den Begriff errät, erhält dafür einen Punkt.<br />

Spiel 3 – Klammernfangen:<br />

Jedes Team bekommt fünf Wäscheklammern, die es an den<br />

Körpern der Spieler(innen) befestigt. Nun geht die Jagd auf die<br />

Wäscheklammern des anderen Teams los. Entscheidend ist, wie<br />

viele Wäscheklammern man den ander en abjagen konnte. P ro<br />

erbeuteter Wäscheklammer gibt es einen Punkt.<br />

Spiel 4 – Begriffe merken:<br />

Aus einer Liste rund um das Thema Energie soll sich das Team in<br />

20 Sekunden so viele Begriffe merken wie möglich. Für jeden<br />

Begriff (ggf. jeden zweiten), an den es sich erinnert, kann es eine<br />

Karte aussuchen. hen.<br />

Merkbegriffe…<br />

Benzinverbrauch<br />

Ölteppich<br />

Regenerative Energien<br />

Ökosteuer<br />

Ölpreis<br />

Raumwärme<br />

Peak Oil<br />

Flüssiggas<br />

Spiel 5 – Bällefreiheit:<br />

Jedes Team hat am Anfang 6 Bälle. Nun müssen sie die Bälle in<br />

das Feld des Nachbar teams werfen, bekommen aber wiederum<br />

Bälle von ihrem Nachbarteam. Ziel des Spieles ist es nach 3 Minuten<br />

möglichst wenige Bälle im eigenen Feld zu haben. Die<br />

Teams bekommen so viele Punkte, wie sie weniger als 9 Bälle im<br />

Feld haben (z. B. 9–5 Bälle = 4 Punkte).<br />

Spiel 6 – Dinge bergen:<br />

Auf einem Gelände mit einigen Hindernissen (Schnür en) sind 15<br />

Gegenstände positioniert. Nun dürfen alle Teams gleichzeitig<br />

eine(n) Gesandte(n) ausschicken, die oder der Gegenstände<br />

holt. Dabei muss sie/er aber mit v erbundenen Augen durch das<br />

Gelände gelotst werden und darf kein Hindernis berühr en. Wohl<br />

gemerkt, es darf pr o Team nur ein(e) Gesandte(r) das Gelände<br />

betreten. Pro Gegenstand gibt es einen Punkt.<br />

Anleitung zur Phase 2:<br />

Suchen von Rohstofffeldern und Überprüfen der<br />

<strong>Mach</strong>tsituation an den einzelnen Quellen<br />

In dieser Phase gehen die Teams in das Waldgebiet um Quellen zu<br />

suchen. Sie müssen sich dabei die Namen merken. Wenn sie sich<br />

auch die Wertigkeit der Quellen merken können so wie die Anzahl<br />

fremder Fähnchen, hilft dies für strategische Entscheidungen.<br />

Beim ersten Durchlauf geht es nur um das Finden der Quellen, in<br />

den weiteren Runden auch um die Chancen, die das Team noch<br />

auf die einzelnen Quellen hat. Je nach Größe des Geländes sollten<br />

hierfür 5–10 Minuten gegeben werden.<br />

Das sagt die Studie:<br />

Peak Oil und seine Folgen<br />

Sei es zwischen Industrie- und Schwellenländern, zwischen<br />

reichen und armen Nationen oder zwischen reichen und<br />

armen Klassen – in all diesen Ar enen der Ungleichheit fi ndet<br />

ein Tauziehen um Naturr essourcen statt. Dies entscheidet…,<br />

welche Länder und w elche Menschen im 21. Jahrhunder t das<br />

Rennen machen und welche deklassiert werden. An der Ressourcenfrage<br />

spitzt sich die Ger echtigkeitsfrage zu. Denn die<br />

wahre Frage ist nicht mehr , ob es genügend R essourcen geben<br />

wird oder nicht, sondern an wen und wofür sie verteilt<br />

werden, wenn sie knapp w erden. Je mehr wichtige Naturr essourcen<br />

zur Neige gehen, umso dringender wir d die Frage ihrer<br />

Verteilung. Wem gehört, was übrig ist von den Ölvorräten,<br />

dem Wasser, den Wäldern, der Atmosphäre? Nur den Reichen<br />

oder ebenso den Armen? 2<br />

Anleitung zur Phase 3:<br />

Wettbewerb um die einzelnen Quellen<br />

Die Teams können nun ihre Karten auf einzelne Quellen setzen.<br />

Das erfolgt, in dem sie auf den Spielbogen in ihr Länderfeld<br />

verdeckt eine K arte (Diplomatie, Krieg, Geld, Ausbau) setz en.<br />

Gewinnen sie das Spiel um die Quelle, bekommen sie ein Fähnchen.<br />

Das kleben sie am Ende der Runde auf die Quelle (Moderationskarte<br />

im Wald). Dabei müssen sie sich str ategisch überlegen,<br />

für w elche Quellen es Sinn macht, die eigenen K arten zu<br />

verwenden. Es kann auch auf Quellen gesetzt werden, auf denen<br />

andere Teams schon Fähnchen haben. So können Quellen auch<br />

übernommen werden, in dem man selber mehr Fähnchen auf der<br />

Quelle hat als der ander e. R unde für R unde sammeln sich so<br />

2 Studie „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“, S. 84.<br />

verschiedene Fähnchen auf den jeweiligen Quellen an. Gewonnen<br />

hat nach der letzten R unde der die Quelle, der die meisten<br />

Fähnchen, auf dieser erhalten hat. Ein<strong>mal</strong> gesetzte K arten werden<br />

von der/dem Spielleiter(in) einbehalten, egal ob das Team<br />

gewonnen oder verloren hat.<br />

Es gilt:<br />

Krieg gewinnt gegen Geld. Beispiel aus der R ealität: China hatte einen<br />

Vertrag über Öllieferungen mit dem Ir ak geschlossen, kurz danach<br />

marschierten die USA ein und setzten Saddam Hussein ab.<br />

Geld gewinnt gegen Diplomatie.<br />

Diplomatie gewinnt gegen Krieg.<br />

Ausbau unterliegt immer.<br />

Den Spielbogen der Spielleiterin oder des Spielleiters einzusehen<br />

ist nicht erlaubt.<br />

Die Auswertung erfolgt wie folgt:<br />

Setzt nur ein Team auf diese Quelle, erhalten sie ein Fähnchen.<br />

Auf das Fähnchen ihr es Landes wir d der Name der Quelle geschrieben.<br />

Setzen zw ei Teams auf dieselbe Quelle, wir d nach dem oben<br />

bestimmten Verfahren bestimmt, w er die Quelle gewinnt und<br />

ein Fähnchen bekommt. Dasselbe gilt, w enn drei Teams setzen<br />

und eine derartige Auswertung möglich ist, weil ein Team beide<br />

anderen besiegt (z. B. Diplomatie – Krieg – Krieg oder Diplomatie<br />

– Ausbau – Krieg).<br />

Setzen drei Teams und es kommt zu einem Patt (Diplomatie,<br />

Geld, Krieg), wir d in einem Wettkampfspiel das Gewinner team<br />

ausgespielt.<br />

Wurde nur eine Ausbaukar te auf eine Quelle gesetzt, die dem<br />

Team schon gehört, dann erhöht sich der Wert der Quelle um einen<br />

Punkt.<br />

Mögliche Wettkampfspiele sind bei Patt-Situationen:<br />

Die Spielleitung ruft drei Zahlen laut aus. Die erste benennt die<br />

Zahl der P ersonen in den Unter gruppen, die zw eite die Anzahl<br />

an Füßen, die in einer Untergruppe den Boden berühren dürfen,<br />

die dritte die Anzahl der Hände. Ander e Körperteile dürfen den<br />

Boden nicht berühren. Gewonnen hat das Team, das zuerst die<br />

Aufgabe erfüllt und mindestens 10 Sekunden in den Untergruppen<br />

stehen kann, so dass je Unter gruppe nur die festgelegte<br />

Zahl an Händen und Füßen den Boden berührt.<br />

Die Gruppen stellen sich jeweils in einer Schlange auf. Die letzte<br />

Person bekommt ein Tuch in die Hose gesteckt. Aufgabe ist es<br />

nun, den anderen Schlangen das Tuch zu klauen, ohne dass das<br />

eigene Tuch geklaut wir d oder die Schlange z erbricht. Gewonnen<br />

hat das Team, welches als letztes noch sein Tuch besitzt.<br />

Die Teams stellen sich so auf , dass sie Kreise à 3–4 Personen<br />

bilden und pr o Kreis 2 Personen übrig bleiben. Einer der Verbleibenden<br />

geht in die Mitte des Kr eises, einer zu einem der<br />

Kreise des gegnerischen Teams. Auf „L os“ versuchen die äußeren<br />

Spieler(innen) den in der Mitte des Kr eises stehenden<br />

zu berühren. Dabei bemüht sich der Kreis, dies zu verhindern.<br />

5<br />

Aktionstipps


Aktionstipps<br />

Das Team gewinnt, v on dem zuerst jemand eine(n)<br />

gegnerische(n) Mittelspieler(in) berühr en konnte. (Alternativ<br />

geht das auch mit „Katz und Maus“).<br />

Schätzspiel: In einem Glas befi ndet sich eine bestimmte Anzahl<br />

von Murmeln o. ä. Die Teams sollen nun schätzen, wie<br />

viele Murmeln in diesem Glas sind. Das Team, das näher dran<br />

ist, gewinnt.<br />

„Erst waren wir etwas unsicher, wie das Spiel wohl wir d, aber<br />

als wir es dann ausprobierten, lief es einfach Klasse. Wir hatten<br />

eine Menge gute Ideen für das Spiel.“<br />

Fabian Bertram (15), Gruppenleiter des DJK<br />

Die Teams machen ein Sackhüpfen um die Wette. Dabei gewinnt<br />

das Team, das zuerst alle Teammitglieder hinter die<br />

Ziellinie bringt.<br />

Die Spielleitung markier t sinnvollerweise auf ihr em oder seinem<br />

Spielbogen mit einem S trich, w elches Team die Quelle<br />

gewonnen hat.<br />

Die Fähnchen können v on den einz elnen Teams am Ende der<br />

Runde an den von ihnen gewonnen Quellen angebracht werden.<br />

Achtung, ggf. kommen ander e Teams auf die Idee ein Team zu<br />

„Ich habe so etwas noch nie erlebt. Das ist ein ganz ander es<br />

Lernen als wir es gewohnt sind. Ich bin begeistert.“<br />

Li Jingling (China, 16) Teilnehmerin einer<br />

internationalen Jugendbegegnung<br />

verfolgen, v on daher sollten die Fähnchen geheim unter unter den den<br />

Teammitgliedern v erteilt w erden. Alternativ können die<br />

Teamleiter(innen) die Fähnchen anbringen, währ end die Teams<br />

um neue Mittel (Karten) kämpfen.<br />

Auswertung<br />

Eine Auswertung kann am Ende des Spieles oder nach der Hälfte<br />

des Spieles bzw. jeder zweiten Runde durchgeführt werden. Dabei<br />

wird die Summe der Wertigkeiten der Rohstoffquellen errech-<br />

„Mit Geländespielen politische Themen anzuspr echen, hat<br />

mich neugierig gemacht. Ich muss sagen, ein gelungenes<br />

Konzept.“<br />

Jan Fragel, Mitglied des Kirchenvorstands<br />

der ev. Gemeinde Bovenden<br />

net. Eine Quelle gilt als im Besitz eines Teams, w enn sie die<br />

Mehrheit der Fähnchen auf dieser hat. Eine Quelle, auf der zw ei<br />

Teams gleich viele F ahnen haben, wird entweder nicht gewertet<br />

oder für beide halb gew ertet. Bei mehr eren Wertungsrunden<br />

werden die Ergebnisse schrittweise aufaddiert.<br />

Spielvarianten<br />

S<br />

a) Nach jeder Runde werden einige Quellen ausgewürfelt, deren Wert<br />

sich dann um einen Punkt reduziert.<br />

b) Erneuerbare Energiequellen: Am Spielleitertisch werden nach<br />

der zweiten Runde auch erneuerbar e Energie-Quellen-Karten<br />

(z. B. grüne Moderationskarten) ausgelegt, die von den Teams<br />

erworben werden können. Die Teams können die Geldkar ten<br />

auf erneuerbare Energie-Quellen setzen. Hier verbrauchen sie<br />

zwar ihre Karte, sie erhalten aber auf jeden F all eine erneuerbare<br />

Energiequelle mit dem Wert 1, die ihnen nicht mehr streitig<br />

gemacht werden kann. Ggf. können, wenn 10 erneuerbare<br />

Energiequellen ausgegeben w erden, der Wert weiterer Quellen<br />

auf 2 erhöht werden.<br />

c) Krieg schadet allen Beteiligten. Sollte um eine Quelle gekämpft<br />

werden, weil zwei Teams die K arte „Krieg“ gelegt haben,<br />

so r eduziert sich der Wert der Quelle um 1 und beide<br />

Teams müssen in der nächsten Runde eine Geldkarte abgeben,<br />

bevor sie auf andere Quellen setzen können.<br />

Nachbesprechung<br />

N<br />

Je J nach Alter der Teilnehmenden und Kontext des Einsatzes kann<br />

eine e mehr oder weniger intensive Nachbesprechung stattfi nden.<br />

FFür<br />

den Kontext eines sehr offenen Settings empfehlen sich fol-<br />

ggende<br />

Methoden:<br />

4 Wände: An 4 Wänden sind jeweils leere Plakate aufgehängt,<br />

mit je einer z entralen Fragestellung: 1. Was habe ich im Spiel<br />

über Energieressourcen erfahren? 2. Was vom Spiel erkenne<br />

ich in der aktuellen Politik wieder? 3. Welche Schlüsse ziehe<br />

ich für den eigenen Umgang mit Ener gie? 4. Was wär e eine<br />

gerechte Verteilung?<br />

Die Teilnehmenden dürfen nun mit einem Stift auf die Plakate<br />

ihre Meinung schreiben.<br />

Abstimmung: Einfache F ragen wie: „Glaubt ihr , dass dieses<br />

Spiel der Realität entspricht?“, „Glaubt ihr, dass diese Konfl ikte<br />

unser Leben gefährden?“ können in eine Abstimmung gegeben<br />

werden.<br />

Ggf. muss auch eine Auswertung zum Thema Gewalt stattfi nden,<br />

wenn Gruppen massiv auf militärische Aktionen setzen.<br />

Spieletipp<br />

ENERGIEVERTEILUNGSSPIEL<br />

Wer eignet sich die<br />

Energieressourcen an?<br />

Warum?<br />

Das Spiel verdeutlicht, wie ungleich der Verbrauch an Energieressourcen<br />

verteilt ist.<br />

Wie anfangen?<br />

Einfach loslegen!<br />

So geht´s:<br />

Bunte Karten mit folgenden R egionen beschriften: E uropa inkl.<br />

Russland und Türkei, Nordamerika, Mittel- und Südamerika, Naher<br />

Osten, Afrika, Asien, Australien und Neuseeland. Die „Regionenkarten“<br />

werden auf den Boden gelegt: Erklärt, dass die anwesenden<br />

Teilnehmenden die Weltbevölkerung repräsentieren. Nun<br />

sollen sie sich so auf die R egionen verteilen, wie sie die Verteilung<br />

der Weltbevölkerung einschätz en. Danach korrigier t die<br />

Teamleitung die Personenverteilung (siehe Tabelle).<br />

Anschließend wir d die Wirtschaftsleistung dar gestellt, indem<br />

Stühle entsprechend verteilt werden. Die Personen der jeweiligen<br />

Regionen nehmen sich so viele S tühle, wie sie glauben, dass ihr e<br />

Region anteilig am w eltweiten Bruttonationaleinkommen erwir tschaftet.<br />

Danach korrigiert die Teamleitung die Verteilung erneut.<br />

In einem dritten Schritt wir d der Verbrauch an Er döl nach dem<br />

gleichen Muster v eranschaulicht. Dies kann mit Bauklötz en,<br />

Kisten o. ä. erfolgen.<br />

Europa inkl.<br />

Russland und<br />

Türkei<br />

Nordamerika<br />

(USA, Kanada)<br />

Mittel- und<br />

Südamerika<br />

Bevölkerung in Mio Anteil in % 10 15 20 25 30<br />

876 13,6% 1 2 3 4 4<br />

329 5,1% 1 1 1 1 2<br />

554 8,6% 1 2 2 2 3<br />

Naher Osten 187 2,9% 0 0 1 1 1<br />

Afrika 893 13,9% 1 2 3 4 4<br />

Asien 3567 55,5% 6 8 10 13 16<br />

Australien/<br />

Neuseeland<br />

25 0,4% 0 0 0 0 0<br />

Summe 6431 100,0%<br />

Europa inkl.<br />

Russland und<br />

Türkei<br />

Nordamerika<br />

(USA, Kanada)<br />

Mittel- und<br />

Südamerika<br />

Bruttonationaleinkommen<br />

in<br />

1000 Mrd $ (2004,<br />

Quelle IEA 2006)<br />

Anteil in % 10 15 20 25 30<br />

10,45 28,8% 3 5 6 7 9<br />

11,82 32,6% 3 5 7 8 10<br />

2,26 6,2% 1 1 1 1 1<br />

Naher Osten 0,79 2,2% 0 0 0 1 1<br />

Afrika 0,73 2,0% 0 0 0 1 1<br />

Asien 9,70 26,7% 3 4 6 7 8<br />

Australien/<br />

Neuseeland<br />

0,53 1,5% 0 0 0 0 0<br />

Summe 36,28 100,0%<br />

Europa inkl.<br />

Russland und<br />

Türkei<br />

Nordamerika<br />

(USA, Kanada)<br />

Mittel- und<br />

Südamerika<br />

Ölverbrauch in<br />

1000 Barrel<br />

täglich (BP, 2004)<br />

Anteil in % 10 15 20 25 30<br />

20111 24,5% 2 4 5 6 8<br />

22979 28,0% 3 4 6 7 8<br />

6862 8,4% 1 1 1 2 3<br />

Naher Osten 5507 6,7% 1 1 1 2 2<br />

Afrika 2644 3,2% 0 1 1 1 1<br />

Asien 23002 28,0% 3 4 6 7 8<br />

Australien/<br />

Neuseeland<br />

1006 1,2% 0 0 0 0 0<br />

Summe 82111,00 100,0%<br />

Lasst die Gruppe danach ihr e Meinung zu der aufgez eigten<br />

Situation äußern.<br />

Variante des Spiels<br />

Ihr könnt auch mit Spielfi guren wie Halma, Spielgeld, Bausteinen<br />

o. ä. die w eltweite Verteilung der Bevölkerung, der Wirtschaftskraft<br />

und der Ener gieressourcen v eranschaulichen.<br />

Wenn ihr z. B. für die Energieressourcen Bausteine verwendet,<br />

könnt ihr den P ro-Kopf-Verbrauch in den R egionen sehr gut<br />

aufzeigen. Verteilt dazu entspr echend die Spielfi guren auf<br />

den Bausteinen.<br />

Wer macht´s?<br />

Max. 30 Personen<br />

Wie teuer?<br />

Geringe Kosten<br />

Womit?<br />

➜ Moderationskarten o. ä.<br />

➜ Stifte<br />

➜ Ausreichend Stühle<br />

➜ Bauklötzer, Kisten, Luftballons<br />

Wie lange?<br />

20 Minuten<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

7


Ihr k nnt handeln!<br />

TIPPS FÜR DAS EIGENE LEBEN<br />

Wir haben hier für euch einige Tipps, die ihr in eur em A lltag<br />

schon heute umsetzen könnt:<br />

Setzt euch für eine Reduzierung unseres Energieverbrauchs und<br />

den Ausbau erneuerbar er Ener gien ein. Im Verkehrssektor ist<br />

der Ausbau der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur, Tempolimits,<br />

CO 2-Höchstemissionsgrenzen für F ahr zeuge, Anr eize für v erbrauchsarme<br />

Autos so wie eine Besteuerung v on Flugbenzin<br />

notwendig.<br />

Agrartreibstoffe sind derzeit kein Ersatz für Erdöl, denn sie erhöhen<br />

die K onkurrenz um begr enzte Flächen und gefähr den<br />

die Ernährung von vielen Menschen. Zudem ist ihre Nutzung in<br />

derzeitigen Verbrennungsmotoren sehr ineffi zient. Biomasse<br />

kann einen wichtigen Beitr ag zu einer nachhaltigen Ener gieversorgung<br />

leisten. Aber sie sollte in der energieeffi zientesten<br />

Form genutzt werden. So kann Biomasse bei Stromerzeugung<br />

und Kraft-Wärme-Kopplung viel effi zienter und kostengünstiger<br />

eingesetzt werden.<br />

Engagiert euch dafür, dass der enorme Er dölreichtum in Ländern<br />

wie Nigeria auch der Zivilbevölkerung zugute kommt.<br />

Transnationale Konzerne u. a. Unternehmen müssen nationale<br />

Gesetze so wie international anerkannte Menschenr echtsabkommen<br />

und Umweltstandards respektieren.<br />

Auf energieintensive Konsumgüter zu v erzichten, muss nicht<br />

zwangsläufi g eine Einschränkung unser er Freiheit und Entfaltungsmöglichkeiten<br />

bedeuten. Es kann mit einer Neuentdeckung<br />

von mehr Lebensqualität (z. B. regional und ökologisch<br />

erzeugte Nahrungsmittel) so wie materiellen Ersparnissen<br />

(niedrigere S trom- und Benzinausgaben) v erbunden sein.<br />

Erprobt über einen bestimmten Zeitraum gemeinsame mit euren<br />

F reund(inn)en oder eur er F amilie eine ener giesparsame<br />

Lebensweise. Tauscht euch über eure gesammelten Erfahrungen<br />

aus: Was habt ihr neues erfahr en? Was hat euch gefehlt?<br />

Was könnt ihr für immer übernehmen? Wo liegen Möglichkeiten<br />

und Hindernisse für ein energiesparsames Leben?<br />

Engagiert euch!<br />

Gute Argumente!<br />

MITMISCHEN – MITREDEN<br />

In Gesprächen br aucht ihr fundier te F akten um euer Anliegen<br />

glaubhaft zu machen. Deshalb haben wir für euch einige gute<br />

Argumentationshilfen zum Thema Ener gieressourcen zusammengestellt.<br />

3<br />

Gegenwärtig verbraucht die Menschheit in einem Jahr etwa so viel<br />

fossile Energie, wie während einer Million Jahre gebildet wurde.<br />

Die U SA hatten 2007 den größten Anteil am w eltweiten Ölv erbrauch,<br />

28,7 % bei einem Weltbevölkerungsanteil von 4,3 %. Der<br />

Anteil der E U am w eltweiten Ölv erbrauch lag bei knapp 18 %,<br />

wobei 6,8 % der Weltbevölkerung in E uropa leben. China hat<br />

hingegen einen Anteil von 4,1 % am weltweiten Ölverbrauch, mit<br />

knapp 20 % der Weltbevölkerung.<br />

Ein US-Amerikaner verbrauchte im Jahr 2004 dur chschnittlich<br />

335 Giga Joule Ener gie, ein Afrikaner im Dur chschnitt 21 Giga<br />

Joule pro Jahr.<br />

Weltweite Transporte beruhen zu 97 % auf Erdöl (Benzin, Diesel,<br />

Kerosin) oder Er dgas. 95 % der globalen Handelsströme<br />

werden von diesel- und schwerölbetriebenen Fracht- und Containerschiffen<br />

auf den Weltmeeren bewältigt.<br />

40 % des Gesamtenergieverbrauchs in Deutschland beruht auf<br />

Erdöl.<br />

In Afrika sind allein in den letzten 10 Jahren die Fördermengen<br />

von Erdöl um über 36 % gestiegen.<br />

Öl ist häufi g Finanzierungsquelle für Bür gerkriege in Afrika.<br />

Kriegsparteien verschaffen sich Zugang zu Ölfeldern, setzen die<br />

Förder- bzw. Abbauprodukte auf dem internationalen Markt ab<br />

und sichern sich so einen steten Finanzierungsfl uss für die Beschaffung<br />

von Kriegsmaterial wie Waffen<br />

und Munition.<br />

Nigeria ist der größte Erdölproduzent<br />

Afrikas. 2006 ging die Hälfte der E xporte<br />

in die USA. Der Ölsektor ist entscheidend<br />

für die Wirtschaft Nigerias:<br />

Mit dem R ohstoff nimmt das Land<br />

über 90 % seiner Devisen ein.<br />

Trotz dieser Einnahmen befi ndet<br />

sich Nigeria heute unter den zwanzig<br />

ärmsten Ländern der Welt.<br />

Ein Gr oßteil der Bevölkerung muss<br />

mit w eniger als einem Dollar pr o<br />

Kopf am Tag auskommen. Es herr -<br />

schen extrem hohe Korruption sowie<br />

Geldwäschemechanismen.<br />

„So, wie die soziale Gerechtigkeit im 20. Jahrhundert die Achse<br />

der sozialen Kämpfe war , so wir d dies im 21. Jahrhunder t immer<br />

mehr die Umw eltgerechtigkeit sein, mit der Natur als<br />

Rechtssubjekt.“<br />

aus der Verfassung Ecuadors, ein weltweites Novum,<br />

denn erst<strong>mal</strong>s sind die Rechte der Natur festgeschrieben.<br />

Über Jahre sind so Milliar den von „Petro dollars“ aus der Er dölförderung<br />

der Entwicklung des Landes verloren gegangen.<br />

Die Er dölförderung hat zudem gr oße ökologische Schäden<br />

angerichtet so wie gewalttätige K onfl ikte in der Bevölkerung<br />

ausgelöst. In Nigeria waren in 2004 nur 40 % der Menschen an<br />

das Stromnetz angeschlossen.<br />

Rund 2,5 Mrd. Menschen haben derzeit keinen Zugang zu bezahlbaren<br />

und sicheren Energieformen (z. B. Elektrizität, G as)<br />

zur Deckung ihrer Grundbedürfnisse.<br />

Der fehlende Zugang zu Ener gie bedeutet für viele F rauen und<br />

Mädchen, dass sie einen Gr oßteil des Tages mit dem Sammeln<br />

von Feuerholz verbringen. Das Kochen mit Feuerholz und Dung in<br />

geschlossenen Räumen ist gesundheitsschädigend; 1,6 Millionen<br />

Menschen sterben jährlich verfrüht an den Folgen.<br />

Der Verkehrssektor trägt zu etwa 20 % zu den energiebedingten<br />

Treibhausgasemissionen in Deutschland bei.<br />

Der weltweite Verbrauch an Primärenergien stieg 2007 um 2,4 %.<br />

Der Anteil Chinas am Anstieg des w eltweiten Ener gieverbrauchs<br />

lag 2007 bei 52 %.<br />

3 Quelle: BP Statistical Review of World Energy, 2008; www.wikipedia.de; Bundeszentrale für politische Bildung, Factsheet Afrika;<br />

BICC: Armer reicher Kontinent, Konfl iktressourcen in Afrika, Bonn; Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt.<br />

9


Worum geht´s?<br />

FAKTEN UND ZUSAMMENHÄNGE – IN 5 MINUTEN 4<br />

Die fossilen Ressourcen Erdöl, Erdgas, Kohle und Ölsande galten<br />

lange Zeit als so reichlich vorhanden, dass ihre Begrenzung erst<br />

lange nach dem Klimapr oblem auftr eten wür de. Inzwischen ist<br />

eine Situation eingetreten, die dieser Erwar tung widerspricht:<br />

Die fossilen Ener gieträger wur den seit Ende der 1990er Jahr e<br />

wegen des starken globalen Wirtschaftswachstums viel stärker<br />

verbraucht als erwar tet. Daher hat sich ber eits jetzt bei einem<br />

der fossilen Energieträger, dem Erdöl, die Situation grundlegend<br />

„Der Hunger der Menschen in v erschiedenen Teilen der Welt<br />

rührt daher, dass viele von uns viel zu viel mehr nehmen als sie<br />

brauchen.“<br />

Mahatma Gandhi<br />

geändert. Rekordpreise für Öl auf dem Weltmarkt, auch wenn<br />

Spekulation und Kriegsrisiken eine R olle spielen, weisen darauf<br />

hin, dass die Z eit des billigen Öls der Vergangenheit angehör t.<br />

Die Weltölproduktion erreicht einen Scheitelpunkt, jenseits dessen<br />

sich eine Scher e zum weiter wachsenden Bedarf auftut, die<br />

sich noch weiter öffnet, wenn, wie es absehbar ist, jährlich weniger<br />

Öl geför dert wir d. In einem Satz: Es handelt sich um ein<br />

Strukturproblem, nicht um ein Tagesphänomen. Zeitversetzt trifft<br />

dies auch für die ander en fossilen Ener gieträger Er dgas und<br />

selbst Kohle zu.<br />

Während die Tagesproduktion aus erschlossenen Ölquellen<br />

jedes Jahr um ca. zw ei bis vier Millionen Barr el sinkt,<br />

steigt die Nachfrage jährlich um zwei bis drei Millionen<br />

Tagesbarrel. Es müssten also jedes Jahr neue Quellen<br />

in Höhe von vier bis sieben Millionen Barrel Tagesproduktion<br />

in Betrieb genommen werden.<br />

Konfl ikte um Wirtschaftsmacht<br />

Sobald Ressourcen knapp werden, steigen die Rivalitäten.<br />

An der R essource Öl lässt sich dies gut v erdeutlichen.<br />

60 % des international gehandelten Öls ging im<br />

Jahre 2001 in die Industrieländer, Tendenz steigend.<br />

Diese Nachfr age trifft auf ein zunehmend<br />

begrenztes Angebot, weil, wie Klimakrise<br />

und P eak Oil z eigen, die Z eit des<br />

billig zugänglichen Öls ber eits vorüber<br />

ist. Zusätzlich zu dieser ohnehin zugespitzen<br />

Situation, melden nun auch<br />

weitere Länder ihr en Anspruch auf<br />

Öl an, noch dazu mit der Legitimität<br />

des bislang Zukurzgekommenen.<br />

Indien, Korea, Brasilien, Südafrika<br />

und allen v oran China sind in die<br />

Konkurrenz um Öl eingestiegen.<br />

Gerade asiatische Schw ellenländer<br />

verfügen ohnehin nur über w enige<br />

eigene Ölvorkommen. Und die Spir ale<br />

4 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 42 und S. 84.<br />

der Rivalität dreht sich weiter: China, der nach den U SA mittlerweile<br />

zweitgrößte Importeur von Öl in der Welt, richtet seine Absichten<br />

auf Zentralasien und Afrika, paktiert mit Diktaturen, intrigiert<br />

und investiert ohne große Rücksichten auf lokale Umstände.<br />

Die aufsteigenden Länder pochen auf ihre Ansprüche, die Altverbraucher<br />

wollen von ihnen nicht lassen, und gleichzeitig schwinden<br />

die Vorkommen – ein Bilderbuch-Szenario für die Rivalitätskämpfe<br />

der nächsten Jahrzehnte.<br />

Das Nachsehen w erden jene Länder haben, die w eder über Öl<br />

noch über Geld verfügen. Nirgends bewahrheitet sich die afrikanische<br />

Spruchweisheit, dass, wo Elefanten kämpfen, zuerst das<br />

Gras zertrampelt wird, so wie beim K ampf um Öl. Schon heute<br />

müssen impor tabhängige arme S taaten einen größer en Anteil<br />

mehr ihrer Devisen ausgeben, um sich Öl für vitale Bedürfnisse<br />

zu beschaffen. Bereits 2005 beliefen sich die Mehr ausgaben für<br />

die Erdöl importierenden Entwicklungsländer auf eine Summe,<br />

die jener der gesamten internationalen Mittel für Entwicklungszusammenarbeit<br />

entspricht. Stromabschaltungen, höhere Preise<br />

für Transport, Kochgas, Nahrung sind die F olge, und die Armen<br />

die unmittelbar Leidtragenden. Die Verluste müssen Länder wie<br />

Mali oder Zambia, Bangladesch oder K ambodscha tr agen. Den<br />

Gewinn aber können neben den Ölfi rmen die Öl expor tierenden<br />

Länder einstreichen, also der Nahe Osten, Venezuela und R ussland.<br />

Wahrlich schlechte Aussichten für die Armen.<br />

zum Thema Energieressourcen<br />

Brosch ren/B cher<br />

ANSEHEN, INFORMIEREN, NACHLESEN<br />

BUND, Brot für die Welt, EED (Hrsg.)<br />

Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt.<br />

Frankfurt, 2008.<br />

Die Kurzfassung der Studie „Wegmarken für einen K urswechsel“<br />

enthält auf 40 Seiten komprimiert die wichtigsten Aussagen<br />

und Inhalte der S tudie (Download bzw. Bestellung bei den Her -<br />

ausgebern sowie unter www.zukunftsfaehiges-deutschland.de)<br />

Aktionsbündnis Rohstoffe für eine gerechte Welt (Hrsg.):<br />

Rohstoffe für eine ger echte Welt. Informationen zu Gold,<br />

Diamanten, Holz u. a.<br />

Berlin 2007<br />

amnesty international (Hrsg.):<br />

Der Fluch des schwarzen Goldes. Erdöl und Menschenrechte.<br />

Berlin. Heft 10/2007<br />

Brot für die Welt (Hrsg.):<br />

Bodenschätze – Wirtschaftsfaktor oder Konfl iktpotenzial?<br />

Dritte Welt-Information. 14-16/2007. Stuttgart.<br />

Download unter: www.brot-fuer-die-welt.de<br />

EED, Brot für die Welt u. a. :<br />

Energie vom Acker – Wie viel Bioenergie verträgt die Erde?<br />

2008, download unter www.eed.de<br />

Inkota-Netzwerk e.V. (Hrsg.):<br />

Der neue Rohstoffboom: Krisen und Konfl ikte.<br />

Inkota-Brief – Ausgabe 140. Berlin 2007. Bezug: www.inkota.de<br />

Medico international und DGB Bildungswerk/Nord-Süd-Netz<br />

(Hrsg.):<br />

Der Stoff aus dem Kriege sind –<br />

Rohstoffe und Konfl ikte in Afrika.<br />

Frankfurt 2005, Download unter: www.medico.de<br />

Misereor (Hrsg.):<br />

Themenheft „Erdöl“. Reichtum, der arm macht.<br />

Aachen 2007. Bezug: www.misereor-medien.de<br />

Petry, Martin:<br />

Wem gehört das schwarze Gold?<br />

Frankfurt 2003<br />

Weed (Hrsg.):<br />

Arbeitspapier Investitionspolitik für<br />

zukunftsfähige Entwicklung.<br />

Berlin 2006, download: www.weedonline.org<br />

Links<br />

www.bundjugend.de und www.bund.net:<br />

Informationen zu Energieverbrauch und Mobilität.<br />

www.deutschebp.de: Inormationen zum weltweiten Öl-<br />

und Energieverbrauch, z. B. der Welt-Energiebericht.<br />

www.erdoel-tschad.de: Eine Arbeitsgruppe gegen<br />

Verarmung, Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen<br />

durch Ausbeutung von Erdölvorkommen.<br />

www.greenpeace.de: Informationen zu F olgen des Abbaus<br />

und Nutzung von Erdöl.<br />

www.medico.de: K ampagne F atal Transactions. Informationen<br />

zu Rohstoffen, Rohstoffhandel und Krieg in Afrika.<br />

www.misereor.de/themen/rohstoffe-energie.html: Informationen,<br />

z. B. zur Erdölförderung und ihren Folgen.<br />

www.rohstoffgerechtigkeit.de: Informationen zu einz elnen<br />

Rohstoffen Soja, Uran, Edelsteine, Erdöl, Kakao, Tropenholz.<br />

www.urgewald.de: Informationen und Kampagnen zu Folgen<br />

des Erdölabbaus („Fluch des Öls“).<br />

www.zukunftsenergie.org: Das Jugendbündnis Zukunftsenergie<br />

– ein bundesw eites Netzw erk v on Jugendor ganisationen und<br />

Jugendlichen – setzt sich für 100 %ige Energieversorgung aus erneuerbaren<br />

Energien ein – mit Informationen und Aktionen zum<br />

Mitmachen, z. B. „Energiemärchen“.<br />

11


Notizen<br />

Dieses Heft ist Bestandteil der Publikation „<strong>Mach</strong> <strong>mal</strong> Zukunft“<br />

– Die Aktionsmappe für die Jugendarbeit zur Studie<br />

„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />

Herausgeber:<br />

Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland (aej),<br />

BUNDjugend, Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst e.V.<br />

Hannover, Berlin, Stuttgart, Bonn 2009<br />

Autor/in dieses Heftes:<br />

Andreas Joppich und Katja Breyer (EED)<br />

Internet:<br />

www.evangelische-jugend.de<br />

www.bundjugend.de<br />

www.brot-fuer-die-welt.de<br />

www.eed.de<br />

www.zukunftsfaehiges-deutschland.de<br />

Zukunft fair teilen<br />

Gestaltung: www.dieprojektoren.de Art. Nr. 117110030


NEUE REZEPTE BRAUCHT DAS LAND<br />

ERNaHRUNG<br />

>> Das Aktionsheft 5 für die Jugendarbeit zur Studie<br />

„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />

In der Küche, im Kühlschr ank, am Her d und auf dem Tisch<br />

fängt Zukunft an. Denn was auf den Tisch kommt, was wir<br />

essen – sei es Br ot, Käse, Wurst, Salat, Pizza, Zucker , Saft,<br />

Schokolade oder K augummis – hat Wirkungen w eit über<br />

unseren Tellerrand hinaus. So ist der Klimawandel auch ein<br />

Ergebnis unser es Essens. Jede(r) Deutsche v erursacht allein<br />

aufgrund der Ernährung Treibhausgasemissionen von rund zwei<br />

Tonnen C O2-Äquivalente pr o Jahr . 1 Um die F olgen unser er<br />

Essgewohnheiten zu begr enzen gilt es, die einfache F austformel<br />

„Besser – Anders – Weniger“ umzusetzen. So gewinnt z. B.<br />

das Klima schon, wenn weniger Fleisch- und Milchprodukte auf<br />

den Tisch kommen.<br />

Wir haben für euch Aktions- und S pieletipps zusammen gestellt,<br />

mit denen ihr auf die F olgen unserer Ernährung hinw eisen<br />

könnt. Und w eil das „Land neue R ezepte braucht“, gibt es<br />

dafür auch Vorschläge. >>


Aktionstipps<br />

NEUE REZEPTE BRAUCHT DAS LAND<br />

Warum?<br />

Folgen der P roduktionsmethoden in der Landwir tschaft, der<br />

Nahrungsmittelindustrie und unser er Ernährungsgewohnheiten<br />

aufzeigen.<br />

Ernährung als Handlungsfeld für Zukunftsfähigkeit entdecken.<br />

So geht’s:<br />

Mit Kochwettbewerben w erden „neue“, nachhaltige R ezepte für<br />

das Land gesucht.<br />

Eine Gruppe wird in kleine Teams von ca. vier Personen aufgeteilt.<br />

Alle erhalten das gleiche fi nanzielle Budget. Mit diesem Budget<br />

soll jedes Team ein Essen / Menü für vier Personen zubereiten.<br />

1. Variante<br />

Jede Gruppe erhält den Auftr ag ein „Menü mit bzw . der Zukunft“<br />

(klimafreundlich, fair) zu kochen. Das beste Menü wird prämiert.<br />

Wer macht´s?<br />

4–20 Personen<br />

Wie teuer?<br />

Pro Gruppe (à 4 Personen) ca. 10 Euro<br />

Womit?<br />

Material:<br />

➜ Küchenutensilien<br />

➜ Evtl. Herd<br />

➜ Unterschiedliche Lebensmittel<br />

➜ Anschauungsmaterial, wie z. B. Grafi ken, Bilder<br />

Wie lange?<br />

Mit Einkauf ca. 2–3 Stunden Wer<br />

wie<br />

womit<br />

2. Variante i<br />

Es werden jedem Team spezifi sche Menü-Aufgaben zugeteilt,<br />

z. B.:<br />

„Die CO2-Armen“: klimafreundliches Menü<br />

(kein Fleisch, regio-bio Produkte)<br />

„Die Nor<strong>mal</strong>en“: nor<strong>mal</strong>es Supermarktmenü<br />

„Die Patrioten“: regionales Menü<br />

„Die Globalen“: Menü mit Rezepten aus Asien, Afrika<br />

oder Lateinamerika<br />

„Die Bio-Fairen“: Bio-Faires Menü<br />

„Die Bequemen“ : Fertig-,Tiefkühl- oder Dosen-Menü oder<br />

( „Die Eiligen“) eine Kombinationen aus diesen Menüs<br />

„Die Unverbesserlichen“: Fleischplatte o. ä.<br />

„Die Naturnahen“: Menü aus Wildkräutern<br />

(Dafür müsst ihr euch gut mit<br />

Wildkräutern auskennen und wissen<br />

bzw. euch informieren, welche<br />

essbar sind und welche nicht.)<br />

1 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 146.<br />

2 ebenda, S. 154.<br />

Das sagt die Studie:<br />

Als typisches Industrieland eignet sich Deutschland<br />

einen überproportional hohen Anteil des global<br />

begrenzten Umweltraumes an und die Konsum- und Produktionsmuster<br />

sind nach wie vor mit deutlich zu hohen Ressourcenverbräuchen<br />

und Umweltbelastungen verknüpft.<br />

Deutschland ist somit aktiv beteiligt an der global ökologischen<br />

Krise und Ungerechtigkeitssituation. 2<br />

Die Teams v ersuchen mit ihr en Möglichkeiten und Zutaten das<br />

beste Menü zusammenzustellen. Dann wir d in den jew eiligen<br />

Gruppen gemeinsam gekocht, verkostet und ausgewertet.<br />

Welches Menü hat am besten geschmeckt?<br />

Woran lag es (Zutaten, Rezept)? Was kann man verbessern?<br />

<br />

Wie schwer war es, die Zutaten und gute Rezepte zu<br />

bekommen?<br />

<br />

Ist es teurer, sich Öko-Fair zu ernähren?<br />

<br />

Hat euch die Zubereitung Spaß gemacht?<br />

<br />

Woher kommen die Zutaten? Welche Folgen hat deren Herstellung<br />

/ Transport / Verpackung? Welche K osten sind nicht im<br />

Preis eines Produktes enthalten?<br />

<br />

Was gewinnen wir , wenn wir auf bestimmte L ebensmittel verzichten<br />

oder weniger konsumieren?<br />

Lasst L eure Zutaten sprechen<br />

Zeigt Ze nun, was eigentlich hinter eur en Zutaten/R ezepten steckt<br />

und un somit auf eure Teller kommt.<br />

Zum Beispiel<br />

Schnitzel – Sojafelder in Brasilien – Futtermittel für<br />

Schweinefl eisch<br />

Tomaten – CO 2-Emissionen bei Gewächshausanbau/Transport<br />

oder Verpackung, Wasser für Bewässerung – Wassermangel<br />

auf umliegenden Feldern<br />

Ananas – Pestizideinsatz – Vergiftung von Tieren und Pfl anzen<br />

Apfelsaft von der Streuobstwiese – Artenvielfalt<br />

Zeichnet diese negativ en bzw. positiven Folgen auf oder symbolisiert<br />

diese, z. B. mit Luftballons (für CO 2), Sprechblasen, Bildern. So<br />

kann z. B. zur Veranschaulichung der C O 2-Emissionen bei Bio-Nudeln<br />

ein kleiner L uftballon aufgeblasen w erden, bei nor<strong>mal</strong>en Nudeln<br />

aus konv entionellem Anbau ein größer er. Wenn die „Sauce<br />

Bolognese“ Schweinefl eisch und Tomaten aus einem Gewächshaus<br />

in Spanien enthält, wir d ein noch größer er Luftballon aufgeblasen<br />

etc. Es geht dabei nicht um wissenschaftlich exakte Angaben, sondern<br />

darum die Folgen unserer Ernährung zu veranschaulichen.<br />

Ihr könnt R ezept- und Menükar ten gestalten, auf denen ihr die<br />

wahren Zutaten benennt oder die C O 2-Emissionen, die bei der<br />

Herstellung entstanden sind.<br />

Wusstet ihr…?<br />

Ein(e) Landwirt(in) bekommt heute weniger für ein Kilogramm<br />

Weizen als vor 50 Jahren – da<strong>mal</strong>s waren es 66 Prozent,<br />

heute sind es nur fünf P rozent des Br otpreises. Während ein<br />

Haushalt in den 1960er Jahr en noch circa 40 Prozent des Einkommens<br />

für L ebensmittel aufw endete, sind es derz eit nur<br />

noch rund zehn Prozent.<br />

Aktionstipps<br />

Nacht-Mahl<br />

Ladet zu einem Nacht-Mahl ein, bei dem die Gäste eur e gekochten<br />

Menüs mit verbunden Augen essen und dann erraten sollen,<br />

was es war.<br />

Diskutiert anschließend auch darüber , was uns alles v erborgen<br />

bleibt, was wir auch mit offenen Augen nicht sehen, wenn wir essen,<br />

z. B. den Wasserverbrauch bei der Produktion.<br />

ber den Tellerrand<br />

Auf einem abgegrenzten Platz, z. B. 3m x 3m, in der Fußgängerpassage<br />

oder auf dem Marktplatz, w erden Teller platzier t. Das können<br />

ausrangierte Teller / Pappteller / Plastikteller o. ä. sein oder einfach<br />

aus Papier ausgeschnittene Kreise. (Mit Tischtüchern, Besteck, Gläsern/Bechern<br />

und Ser vietten könnt ihr die Ausgestaltung noch v ervollkommnen).<br />

Auf diese Teller werden Nahrungsmittel wie K artoffeln,<br />

Fleisch, Obst, Gemüse etc. gelegt oder dur ch Nachbildungen<br />

symbolisiert. Zwischen den Tellern (sozusagen „über den Tellerrand<br />

hinaus“) w erden die F olgen der Nahrungspr oduktion deutlich gemacht<br />

mittels Installationen bzw. beschrifteten Karten (siehe Kasten<br />

„Zum Beispiel“).<br />

Zum Beispiel<br />

Stöcke – gerodete Wälder für Futtermittelanbau<br />

Sandhaufen – ausgetrocknete Gegenden<br />

(Wasserverbrauch für Exportlandwirtschaft)<br />

Thermometer – Treibhausgasemissionen durch Tierhaltung<br />

Bild von einem toten Käfer o. a. – Pestizid-Einsatz<br />

Drei Cent – Anteil des Lohns für Orangenpfl ücker(innen),<br />

wenn ein Liter Orangensaft ein Euro kostet<br />

Zwei Euro – ungefährer Arbeitslohn pro Stunde für<br />

Wanderarbeiter(innen) in den Gewächshäusern Spaniens<br />

(T omaten, Paprika)<br />

LKW’s oder Schiffe (Spielzeug) – weltweiter Transport<br />

dreckiges Wasser – Bodenerosion<br />

Ein Wassereimer – ungefähr die Menge an Wasser, die<br />

für die Herstellung einer Tomate benötigt wird<br />

Erklärt den Passant(inn)en, was zu sehen ist. Ihr könnt auch einen<br />

kleinen Informationsfl yer mit von euch zusammen gestellten Fakten<br />

verteilen, auf denen als Alternativ e eur e „neuen R ezepte für das<br />

Land“ vorgestellt sind. Eine Verkostung eines solchen „neuen Essens“,<br />

z. B. selbstgebackenes Brot, kommt natürlich auch gut an.<br />

Wusstet ihr…?<br />

KURZ UND KNAPP<br />

Die/Der z eitgenössische Dur chschnittsverbraucher(in)<br />

ernährt sich heute nur noch v on 130 Pfl anzenarten. Von<br />

den Tausenden von Nahrungspfl anzen, die ein<strong>mal</strong> genutzt wurden,<br />

wird in der industriellen Landwirtschaft nur noch ein knappes<br />

Dutz end angebaut. Und v on diesen decken ganz e neun<br />

Pfl anzen, nämlich Weizen, Reis, Mais, Gerste, Sor ghum/Hirse,<br />

Kartoffel / Süßkartoffel, Yam, Zuckerrohr und Soja bis zu 75 %<br />

des menschlichen Nahrungsbedarfs.<br />

Wasser wird<br />

während der<br />

Produktionskette eines<br />

bestimmten Produktes verbraucht,<br />

verdunstet oder verschmutzt.<br />

Dieser virtuelle Wasserverbrauch<br />

liegt in Deutschland bei<br />

4.000 Litern pro Person und Tag, während<br />

der „nor<strong>mal</strong>e“ Wasserverbrauch bei<br />

ca. 130 Liter Wasser liegt. Mehr als die<br />

Hälfte dieser virtuellen Wassermenge<br />

wird importiert. (Quelle: WWF)<br />

200 ml<br />

Orangensaft<br />

170 Liter<br />

1 Hamburger<br />

2.400 Liter<br />

1 Tomate<br />

13 Liter<br />

VIRTUELLES WASSER<br />

1 kg Steak<br />

14.000 Liter<br />

1 kg Zucker<br />

1.500 Liter<br />

33<br />

Aktionstipps<br />

1 Tasse Kaffee<br />

140 Liter


Aktionstipps<br />

Traditionelles Rezept für<br />

„Strom und Wärme“<br />

Zutaten: Steinkohle, Braunkohle, Erdöl, Erdgas, Uran<br />

Abfall: ca. 60 % der ursprünlichen Energie (Verluste durch<br />

Umwandlung, Transport), Millionen Tonnen CO 2, Abraumhalden,<br />

r adioaktiver M üll, K limawandel, au sgeräumte<br />

Landschaften, abg ebaggerte D örfer, Gr undwasserabsenkung,<br />

heiße Flüsse<br />

Köche: große Energieunternehmen an zentralen Kraftwerken<br />

Neues Rezept für „Strom und Wärme“<br />

Zutaten: Sonne, Wind, Biomasse, Stromsparen,<br />

Kraft-Wärme-Kopplung, Energiefresser abschalten<br />

Abfall: 5–10 % d er ur sprünglichen E nergie, L andschaftsveränderung<br />

durch Windräder und Agroenergieanbau<br />

Köche: unzählig viele Köche in vielen, unterschiedlich ausgestatteten<br />

Kleinküchen (je nach Zutat)<br />

Das essen wir bisher:<br />

Zutaten einer<br />

Fertig-Hühner-Nudel-Suppe 3<br />

100 Gramm Pulver einer handelsüblichen Fertigsuppe für<br />

4 Teller, z. B. „Hühner-Nudel-Suppe“, enthalten u.a.: 35 g Eiernudeln:<br />

Weizenmehl aus Hartweizen (Italien, USA), Trockenei-Pulver (Holland,<br />

Deutschland). 6 g Salz: Kochsalz (Deutschland, Polen). 5 g Würze: Proteinhydrolysat;<br />

gewonnen durch Aufl ösen von Eiweißresten in Salzsäure, Eiweißreste<br />

(z. B. Fischmehl (Norwegen, Dänemark, USA, Chile), Weizenkleber (USA), Sojaeiweiß<br />

(Brasilien). 5 g Stärke: Maisstärke (USA). 4 g Würzzubereitung: aus Gewürzeextrakten<br />

und Spezialaromen (europaweit), z. B. Cysteinhydrochlorid (aus chinesischem Menschenhaar<br />

oder Schweineborsten gewonnen), Glycinhydrochlorid, Traubenzucker, Arabinose.<br />

3 g Geschmacksverstärker: Mischung aus Glutamat (2,7 g) mit Inosinat und Guanylat<br />

(zusammen 0,3 g) (Chemische Industrie Europa und USA). 3 g Huhn: Hühnerklein aus<br />

Massentierhaltung; 5mm stark, gefriergetrocknet (europaweit). 3 g Zucker: Glucosesirup<br />

(europaweit). 3 g Fett: Fettpulver für Instantsuppen; z. B. auf der Basis von<br />

gehärtetem Sojaöl und Rindertalg (Verarbeitung teils USA, teils Deutschland).<br />

2 g Gemüse: kurzzeitblanchiertes Gemüse, anschließend gefrier- oder explosionsgetrocknet<br />

(europaweit). 0,1 g Farbstoff: Beta-Carotin oder Zuckercouleur<br />

(E 150), Farbstoffe, Antioxidantien (Chem. Industrie europaweit). 0,05 g<br />

Antioxidantien: E 310 Propylgallat und E 320 Butylhydroxyanisol<br />

(die verhindern, dass das Fett ranzig wird und stabilisieren die<br />

Aromen), E 330 Zitronensäure (Chemische Industrie).<br />

So kann es weitergehen…<br />

Überlegt, wo Deutschland noch nicht zukunftsfähig ist, z. B. Verkehr,<br />

E nergieversorgung un d - verbrauch, s oziale U ngerechtigkeit,<br />

Arbeitsverteilung. Wo benötigt unser Land neue Rezepte?<br />

Wie können und s ollen diese au ssehen? Welche „ Zutaten“ sind<br />

notwendig (Gesetze, Regeln)? Wer muss „mitkochen“ - wer muss,<br />

was tun, damit es gelingt? Schreibt diese Rezepte auf un d stellt<br />

sie z. B. in der Lokalpresse vor.<br />

Rezepte mit Zukunft<br />

(Angaben für 4 Personen) 4<br />

Wald- und Wiesenquiche<br />

Für den Teig:<br />

250 g Dinkelvollkornmehl, 150 g Quark, 4 EL Rapsöl,<br />

50 ml Wasser, 1/2 TL Salz<br />

Für den Belag:<br />

1 kleine Zwiebel, etwas Öl, 1 Brokkoli, 1 Stange Porree, etwas<br />

Suppe<br />

Für den Guß<br />

3 Eier, 100 ml Sahne, 4 E L klein gehackte Wildkräuter (z. B.<br />

Brennnessel, Löwenzahn, Giersch), Salz, Pfeffer<br />

Backofen auf 1 80 ° C v orheizen. A us d en Z utaten e inen Teig<br />

kneten, eine Kugel f ormen un d im Kühlschrank eine St unde<br />

ruhen lassen. Dann eine Quicheform mit dem Teig auskleiden<br />

und mit der Gabel mehr<strong>mal</strong>s einstechen. Zwiebel<br />

k lein s chneiden un d im Ö l r östen, B rokkoli p utzen<br />

und i n k leine Rö schen te ilen. P orree i n R inge s chneiden,<br />

hinzufügen und anbraten. Mit etwas Suppe ablöschen.<br />

Rund 10 Minuten zugedeckt dünsten. Danach,<br />

falls Wasser übrig bleibt, abgießen. Teig mit dem Gemüse<br />

b edecken. E ier m it R ahm un d W ildkräutern<br />

vermischen. Mit Pfeffer und Salz abschmecken.<br />

Dieses G emisch n un üb er d en B elag g ießen, s o<br />

dass alles gut bedeckt ist. Rund 20 bis 30 Minuten<br />

bei 180 °C backen.<br />

Vollkornmehl<br />

3 Brucker, G.: Ökologie und Umweltschutz. Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001.<br />

4 www.klimaaktionstag.at<br />

5 Brot für die Welt (Hrsg.): Niemand isst für sich allein. Stuttgart 2008, www.brot-fuer-die-welt.de<br />

Zwiebel-Walnuss Brotaufstrich<br />

2 Zwiebeln und 1 Apfel schälen, klein schneiden und in einer<br />

Pfanne mit Butter dünsten. 10 Walnüsse knacken und in den<br />

Mixer geben. A pfel-Zwiebel-Mischung dazugeben und alles<br />

pürieren. M it 1 00 g w eicher B utter v errühren un d m it S alz<br />

und Zitronenpfeffer abschmecken. 5<br />

Wraps<br />

Für die Füllung:<br />

könnt ih r a lles n ach e urem G eschmack v erwenden ( herzhaft-mexikanisch<br />

bis süß-fruchtig).<br />

Für den Teig (für 8 Wraps):<br />

200 g Weizenmehl, 150 ml Wasser oder Milch, 1 TL Backpulver<br />

(oder 2 E ier), 1/2 TL Salz, Öl zum Ausbacken. Die Teigzutaten<br />

in eine Schüssel geben und zu einem fl üssigen Teig<br />

verrühren. In einer großen P fanne das Öl erhitzen und aus<br />

dem Teig portionsweise 8 dünne Teigfl aden backen.<br />

Gefülltes Riesen-Landbrot<br />

Für den Teig:<br />

150 g Roggenmehl, 450 g Weizenvollkornmehl, 100 g Kürbis-<br />

oder S onnenblumenkerne, 3 0 g H efe ( oder T rockenhefe),<br />

3/8 Liter lauwarmes Wasser, 1 T L Honig, 1–2 TL Salz, etwas<br />

Wasser (zum Bestreichen)<br />

Für die Füllung:<br />

5 gekochte, geschälte, geviertelte Eier<br />

100 g fein geschnittener Käse (Emmentaler)<br />

150 g getrocknete Tomaten (in Öl) oder 250 g frische,<br />

halbierte Tomaten<br />

2 Handvoll frisch gehackte Gartenkräuter (bevorzugt<br />

Basilikum, Schnittlauch, Petersilie, Bärlauch)<br />

Kräutersalz, Pfeffer<br />

2 EL Rapsöl<br />

Hefe und Honig in lauwarmem Wasser aufl ösen und mit Vollkornmehl<br />

un d den üb rigen Z utaten z u einem g eschmeidigen<br />

Teig verkneten. Einige Kürbis- oder Sonnenblumenkerne zum<br />

Bestreuen auf heben. 3 0 M inuten r uhen l assen, z wischendurch<br />

e in<strong>mal</strong> durc hkneten. B ackofen auf 22 5 ° C v orheizen.<br />

Aus dem Teig ein Rechteck in Backblechgröße auswalken. Auf<br />

die vorbereitete Teigplatte werden alle Zutaten auf einer Hälfte<br />

fl ach auf gelegt. K äse, d ie g eviertelten E ier un d d ie h albierten<br />

Tomaten, Kräuter und Gewürze darüber streuen, mit Rapsöl beträufeln<br />

und zusammenklappen. Mit etwas Wasser bestreichen,<br />

mit e inigen Ke rnen b estreuen un d e twa 4 5 M inuten k nusprig<br />

backen. Nach der Hälfte der Backzeit die Temperatur auf 200 °C<br />

reduzieren. Stellt auf den Backofenboden ein Gefäß mit Wasser,<br />

so wird die Kruste nicht so schnell hart.<br />

5


ernahrungstipps<br />

Erdbeerknödel Er E db<br />

(4 Dessertportionen)<br />

250 g Quark<br />

30 g Butter<br />

1 EL<br />

Staubzucker<br />

Zitr Zitronenschale<br />

Pris Prise Salz<br />

60 g Semmelbrösel<br />

2 Eigelb E<br />

300 g Erdbeeren<br />

Butterbrösel: Bu<br />

3 EL Butter, 2 EL Semmelbrösel<br />

Zimmerwarme Zimm Butter, Zucker, Salz, und Eigelb gut verrühren.<br />

Dann vorsichtig Quark und Semmelbrösel einrühren. Masse<br />

30 Minuten M ruhen lassen. Erdbeeren waschen, Stiele entfernen<br />

und abtropfen lassen. 8 mittelgroße Erdbeeren beiseite<br />

geben, restliche Erdbeeren pürieren. Eventuell das Erdbeermark<br />

leicht zuckern. Die 8 mittelgroßen Erdbeeren mit Quarkmasse<br />

umhüllen, in kochendes Wasser legen, 2–3 Minuten<br />

lang leicht köcheln lassen, herausnehmen, auf einem Tuch<br />

abtropfen lassen. Brösel in Butter anrösten, Knödel in Butterbrösel<br />

wälzen und mit dem Erdbeermark anrichten.<br />

Kartoffelecken und Ofengemüse<br />

(für 6 Personen)<br />

5 EL Olivenöl<br />

Salz, Pfeffer, Paprikapulver<br />

1 kg mehlig kochende Kartoffeln<br />

250 g Gemüse der Saison (feste Gemüsearten, z. B. Möhren,<br />

Zucchini, Paprikaschoten oder Zwiebeln)<br />

Das Ö l m it G ewürzen z u e iner M arinade v errühren. D ie<br />

Kartoffeln gründlich schrubben. Das Gemüse waschen und<br />

putzen, je nach Sorte schälen. Die Kartoffeln mit der Schale<br />

in Spalten, das Gemüse in mundgerechte Stücke, Scheiben<br />

oder Streifen schneiden. Den Backofen auf 200 °C vorheizen.<br />

Die K artoffelspalten un d d ie G emüsestücke i n e ine g roße<br />

Schüssel g eben, m it d em g ewürzten Ö l b egießen un d d arin<br />

wenden. D iese Z utaten g roßzügig auf e inem B ackblech v erteilen<br />

und je nach Geschmack mit Sesam, Oregano oder Rosmarin<br />

bestreuen. Das vorbereitete Blech in den Ofen schieben<br />

und alles bei 180 bis 200 °C backen, zwischendurch Kartoffeln<br />

und Gemüse ein<strong>mal</strong> wenden. Garzeit für die Kartoffeln: etwa 40<br />

Minuten, Zucchini: etwa 20 Minuten.<br />

6 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 147.<br />

Bio-Fairer Bananen-Milchshake<br />

1 Liter Bio-Milch aus der Region und 2 biofaire Bananen<br />

aus Mittelamerika. Nach Geschmack Zucker und Zitronensaft<br />

dazugeben und alle Zutaten mit dem Stabmixer<br />

pürieren. Anstelle von Milch kann auch Joghurt<br />

verwendet werden.<br />

Bio Vollmilch<br />

Nahrungsmittel<br />

Geflügel<br />

Geflügel, tiefgekühlt<br />

Rindfleisch, tiefgekühlt<br />

Schweinefleisch<br />

Gemüse, frisch<br />

Tomaten, frisch<br />

Brötchen, Weißbrot<br />

Brot, gemischt<br />

Feinbackwaren<br />

Teigwaren<br />

Butter<br />

Joghurt<br />

Käse<br />

Milch<br />

Quark, Frischkäse<br />

Sahne<br />

Eier<br />

Zur Planung eurer Menüs fi ndet ihr hier eine T abelle mit Infos über die M enge an<br />

Treibhausgasen, die bei der Produktion von Nahrungsmitteln emittiert werden. 6<br />

Rindfleisch<br />

Schweinefleisch, tiefgekühlt<br />

Gemüse, Konserve<br />

Gemüse, tiefgekühlt<br />

Kartoffeln, frisch<br />

Kartoffeln, getrocknet<br />

Pommes frites, tiefgekühlt<br />

339<br />

661<br />

768<br />

938<br />

919<br />

23794<br />

1231<br />

8512<br />

940<br />

1929<br />

7631<br />

1931<br />

in g CO 2 Äquivalent/kg Produkt<br />

konventioneller Anbau ökologischer Anbau<br />

3508<br />

4538<br />

14341<br />

3252<br />

4382<br />

153<br />

511<br />

415<br />

199<br />

3776<br />

5728<br />

13311<br />

228<br />

553<br />

653<br />

838<br />

770<br />

22089<br />

1159<br />

7951<br />

883<br />

1804<br />

7106<br />

1542<br />

3039<br />

4069<br />

12402<br />

3039<br />

4069<br />

130<br />

479<br />

378<br />

138<br />

3354<br />

5568<br />

11374<br />

7<br />

ernahrungstipps


Aktionstipps<br />

DAS 1X1 DER AGROENERGIE 7<br />

Warum?<br />

Aufzeigen der Potenziale und K onkurrenzproblematik bei der<br />

Produktion von Agroenergie.<br />

Diskussionen über das Thema Agroenergie anregen.<br />

Auf einem kleinen Parcours mit drei Stationen sollen Passant(inn)en<br />

angeregt w erden, über Möglichkeiten und P robleme der Nutzung<br />

von Agroenergie nachzudenken.<br />

Wie anfangen?<br />

Beschäftigt euch im Vorfeld mit dem Thema. Schaut einfach <strong>mal</strong><br />

unter unseren Links und Materialien.<br />

Wer macht´s?<br />

3–10 Personen<br />

Wie teuer?<br />

Geringe Kosten<br />

Womit?<br />

Material:<br />

➜ 3 Säcke/Schüsseln, gefüllt mit 1 kg, 2,5 kg und 5 kg Getreide<br />

➜ Papier, Stifte<br />

➜ 1 Flasche mit der Aufschrift „1 Liter Heizöl“<br />

➜ 1 Holzpodest als Unterlage, z. B. Biertische mit Backsteinen<br />

unterlegt und farbiger Decke darüber<br />

➜ Poster mit Aufschrift „Das 1x1 der Agroenergie“<br />

➜ Pappen, Straßen<strong>mal</strong>kreide<br />

Wie lange?<br />

2–3 Stunden<br />

1. Aufgabe:<br />

Frage:<br />

Welche Menge an Getreide entspricht dem<br />

Energiegehalt von 1 Liter Heizöl?<br />

> 1 kg? > 2,5 kg? > 5 kg?<br />

Richtige Antwort:<br />

2,5 kg<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

2. Aufgabe:<br />

Frage:<br />

Lasst schätz en, wie viele Brötchen aus 2,5 kg Getr eide her gestellt<br />

werden können.<br />

Aus 10 kg Weizen werden in der Mühle 7,5 kg Mehl so wie 2,5 kg<br />

Kleie, Grieskleie und Nachmehl gewonnen (die letztgenannten<br />

Bestandteile wandern überwiegend als so genanntes Kr aftfutter<br />

in den Tiertrog). Die 7,5 kg Mehl (aus den 10 kg Weizen) reichen<br />

aus für die Produktion von rund 200 Brötchen.<br />

Richtige Antwort:<br />

Aus 2,5 kg Getreide können 50 Brötchen hergestellt werden.<br />

7 Mit Ideen der Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugend im ländlichen Raum, www.bagejl.de<br />

3. Aufgabe<br />

Zeichnet sechs gleich große Felder von 2x2 m auf oder nutzt entsprechend<br />

große Felder aus Pappe. Auf diesen 4 m 2 können ca.<br />

2,5 kg Getr eide geerntet w erden. Aus diesem Getr eide kann<br />

Mehl, F uttermittel oder Ener gie gewonnen w erden. Die Fläche<br />

kann auch für den Naturschutz ungenutzt bleiben, damit z. B. in<br />

einer Hecke Pfl anzen und Tiere einen Lebensraum fi nden. Stellt<br />

diese verschiedenen Nutzungsoptionen anschaulich in den F eldern<br />

dar (Objekte, Zeichnungen):<br />

1. Feld Wärmeenergie – 1 Liter Heizöl (entspricht dem Energiewert<br />

von 2,5 kg Getreide) reicht für: 1 Vollbad oder 1 Dusche<br />

2. Feld Agrotreibstoffe – ca. 12 km Autofahrt<br />

3. Feld Ernährung – 50 Brötchen oder ca. 2 kg Brot<br />

4. Feld Futtermittel – 250 g Rindfl eisch (oder: 600 g Schw einefl<br />

eisch, 750 g Hühnerfl eisch)<br />

5. Feld Futtermittel – 1/2 Liter Milch<br />

6. Feld Naturschutz – kein Getr eideanbau, sondern Hecke für<br />

Vögel und Insekten (Natur- und Landschaftsschutz)<br />

Den Passant(inn)en wird gesagt, dass sie vier der sechs F elder<br />

bewirtschaften können. Sie müssen nun vier Nutzungsv arianten<br />

auswählen und sich so entscheiden, wie sie das Land nutz en<br />

würden. (Sie können auch angeben, w elche Nutzungsoption ihnen<br />

fehlt, z. B. Erholung.) Ihre Auswahl kann durch Punkte/Kreuze<br />

auf den Feldern o. ä. sichtbar gemacht werden.<br />

Diskutiert mit ihnen ihr e Auswahl. Warum haben sie diese Auswahl<br />

getroffen? Welche Kriterien spielten für sie eine R olle? Vor<br />

welchen Her ausforderungen stehen wir , w enn Er döl knapper<br />

wird, die Weltbevölkerung wächst, der Fleischkonsum steigt,<br />

aber die Landfl äche begrenzt ist? Wie gehen wir mit dieser Begrenztheit<br />

um? Welche Veränderungen sind bei uns notw endig,<br />

um den Druck auf die Landfl ächen zu verkleinern? Unter welchen<br />

Bedingungen kann Agroenergie eine Option sein?<br />

„Die Agr okraftstoffe sind eine gr oße Gefahr für die Ernährungssicherheit<br />

unserer Länder. Zum Beispiel in El Salv ador:<br />

Kleinbauern bekommen keine Kredite, kein Saatgut und keine<br />

technische Hilfestellung. Wir müssen schon jetzt fast die Hälfte<br />

unseres Getreidebedarfs importieren, Tendenz steigend. Unsere<br />

Regierung unternimmt überhaupt nichts, um die Nahrungsmittelproduktion<br />

zu fördern. Nur wer Zuckerrohr anbaut, erhält<br />

Unterstützung. Agr okraftstoffe statt Mais und Bohnen. Die<br />

Autos sind in dieser Logik wichtiger als die Menschen.“<br />

Javier Rivera, El Salvador<br />

aus: INKOTA: Aktionszeitung Biosprit macht Hunger, 2008 www.inkota.de<br />

Spieletipp<br />

FISCHEREIWIRTSCHAFT – WENN ALLE ZU VIEL WOLLEN!<br />

UND EINIGE NOCH MEHR! 8<br />

Warum?<br />

Mit dem Spiel werden am Beispiel der Fischerei die Probleme verdeutlicht,<br />

die bei der Nutzung öffentlicher Güter bestehen. So<br />

macht kurzfristiger Gewinn einen langfristigen Erfolg zunichte,<br />

natürliche Ressourcen werden schnell und unerwartet verbraucht.<br />

Es zeigt, dass der P rofi t einiger Weniger auf K osten anderer und<br />

eines langfristigen Erfolges geht. Von Allen getr agene Lösungen<br />

sowie Regeln und Kontrolle zur Einhaltung sind notwendig.<br />

Wie anfangen?<br />

Einfach loslegen! S tudiert v or dem Spiel aller dings genau die<br />

Spielregeln.<br />

Wer macht´s?<br />

10–30 Personen<br />

Wie teuer?<br />

Geringe Kosten<br />

Womit?<br />

Material:<br />

➜ Ausreichend großer Raum, der während des Spiels genügend<br />

Platz lässt, dass Teams von 2 - 6 Personen weit genug<br />

voneinander sitzen oder stehen können, so dass sie nicht die<br />

Gespräche der anderen hören.<br />

➜ Einen Korb o.ä., der 50 „ Fische“ aufnehmen kann<br />

➜ 200 „ Fische“ der gleichen Größe (Perlen, Steinchen, Knöpfe,<br />

Zapfen, Holzstäbchen o.ä.)<br />

➜ Ein Behälter pro Team, z. B. Pappbecher, Joghurtbecher,<br />

kleinen Korb o.ä., beschriftet mit der Gruppennummer<br />

➜ 10 leere Papierstreifen oder Karteikarten pro Team<br />

➜ Für jede Gruppe eine Kopie der Spielregeln<br />

Wie lange?<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

30–60 Minuten (je nach Länge der anschließenden Diskussion)<br />

So S geht‘s: g ht‘<br />

Spielregeln<br />

Ihr seid Mitglieder eines Unternehmens, das vom Fischfang lebt.<br />

Die Aufgabe eures Unternehmens ist es, den Fang bis zum Ende<br />

des Spiels zu maximier en. Das gleiche Ziel haben auch die anderen<br />

Fischereiunternehmen, die in dem selben Ozean fi schen.<br />

Im Ozean können maxi<strong>mal</strong> 50 Fische leben.<br />

Wir spielen 6–10 Jahre mit einer Entscheidungsrunde pro Jahr.<br />

In jeder R unde entscheidet euer Unternehmen, wie viele Fische<br />

es in diesem Jahr fi schen will.<br />

Ihr gebt die gewünschte Zahl an, indem ihr diese auf einen<br />

Papierstreifen schreibt, diesen in euer Schiff steckt und das<br />

Schiff bei der Spielleitung abgebt.<br />

Die Spielleitung füllt die Schiffe in zufälliger Reihenfolge solange<br />

Fische im Meer vorhanden sind. Falls ein Unternehmen mehr<br />

Fische wünscht als noch vorhanden sind, geht es leer aus.<br />

Nach der Ausgabe der Fänge r egeneriert sich der Fisch entsprechend<br />

der Regenerationskurve.<br />

Spielverlauf<br />

1. Überlegt euch eine langfristige Strategie für das Spiel.<br />

2. Entscheidet in jedem Jahr, wie viele Fische ihr fangen wollt.<br />

3. Schreibt die Zahl auf einen P apierstreifen, steckt diesen in<br />

euer Schiff und gebt es bei der Spielleitung ab.<br />

4. Der Fang wird in zufälliger Reihenfolge ausgegeben.<br />

5. Ihr erhaltet euer Schiff zurück.<br />

25<br />

Neu hinzugefügter Fisch am Jahresende<br />

Das sagt die Studie:<br />

Was Entnahmen aus der Natur anlangt, so kann<br />

man von einer Politik der Begrenzung beim Jagd- und<br />

Sammelverbot für gefähr dete Ar ten oder bei der Defi nition<br />

von Fischfangquoten sprechen. … Jede Begrenzung allerdings<br />

wirft die F rage auf, wie die zugelassene Menge an Naturnutzung<br />

zwischen den Wirtschaftsteilnehmern aufgeteilt werden<br />

kann. Wenn das Angebot an Boden, Fisch, Öl, atmosphärischer<br />

Deponie begrenzt werden muss, wer soll dann wie viel<br />

vom Rest bekommen? 9<br />

S<br />

v<br />

w<br />

z<br />

s<br />

v<br />

Vorbereitung<br />

V<br />

Legt L 50 „Fische“ in den O zean, z. B. in einen K orb. Den R est belasst<br />

la ihr in einem anderen Behältnis. Teilt euch in ungefähr gleich<br />

sstarke<br />

Unternehmen (Teams) auf und gebt jedem Team ein Schiff<br />

(B (Becher) mit 10 P apierstreifen. Jedes Team bekommt eine Num-<br />

mmer,<br />

die auf dem Becher notiert ist (falls Zeit ist, können die Unter-<br />

nnehmen<br />

ihren Schiffen auch Namen geben.)<br />

EErklärt,<br />

dass jede(r) ein Mitglied eines Fischer eiunternehmens<br />

is ist und dass es Ziel ihr es Fischereiunternehmens ist, den F ang<br />

bbis<br />

zum Ende des Spiels zu maximieren. Zu diesem Zweck verfü-<br />

ggen<br />

sie über einen supermodernen Fischtrawler.<br />

0<br />

Anzahl der Fische nach dem Fang<br />

8 Booth Sweeney, L.; Meadows, D. (2001): The Systems Thinking Playbook, Vol. III. New Hampshire: The Institute for Policy and Social Science Research<br />

(zu bestellen unter www.unh.edu/ipssr). Übersetzung und Überarbeitung: Tobias Thiele und Hilla Metzner, aus Werkstattmaterialien von Transfer-21<br />

(Winfried Hamacher und Stephan Paulus).<br />

9 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 288.<br />

9<br />

50


Spieletipp<br />

Erläutert die Spielregeln und die Regenerationskurve:<br />

Es können nicht mehr als 50 Fische in dem Ozean leben. Wenn es<br />

nach dem Fischen keinen Fisch mehr gibt, kommen auch keine<br />

neuen dazu. Wenn es noch 25 gibt, kommen 25 hinzu, so dass<br />

die maxi<strong>mal</strong>e K apazität von 50 err eicht wird. Wenn es noch 38<br />

gibt kommen 12 hinzu usw. Wir spielen 6–10 Runden. Eine Runde<br />

entspricht einem Jahr. Jede Runde dauert ungefähr 5 Minuten.<br />

Gebt nun den Teams einige Minuten Z eit, um ihr e Strategie zu<br />

diskutieren, die Höhe ihrer Fangmenge auf dem Papierstreifen zu<br />

notieren und ihr Schiff mit dem Papierstreifen abzugeben.<br />

Ordnet die Schiffe in zufälliger R eihenfolge. Schließt hierzu die<br />

Augen und mischt die abgegebenen Schiffe. S tellt sie in einer<br />

Reihe auf, so dass alle sehen, dass die Anordnung zufällig ist.<br />

Das sagt die Studie:<br />

Moderne Landwir tschaft, F orstwirtschaft und zunehmend<br />

auch Fischer ei ist nichts ander es als Aneignung<br />

von Nettoprimärproduktion und Biomasse. Die aber ist<br />

begrenzt. Eine einfache R egel der Nachhaltigkeit sagt, dass<br />

nur so viele r egenerative Ressourcen genutzt w erden sollten<br />

wie nachwachsen. So steht zum Beispiel die Überfi schung der<br />

Meere im Widerspruch zu dieser Regel; aus diesem Grund hat<br />

sich nach Schätzungen zwischen Anfang der 1970er Jahre und<br />

Ende der 1990er Jahre der weltweite Gesamtfi schbestand nahezu<br />

halbiert. 10<br />

Füllt die Schiffe der Reihe nach entsprechend der Zahlen auf dem<br />

Papierstreifen mit gefangenen Fischen. Wenn eine Forderung die<br />

Zahl der noch v orhandenen Fische übersteigt, geht dieses Team<br />

leer aus und ihr fahr t mit dem nächsten Team in der R eihe fort.<br />

Wenn alle durch sind, gebt die Schiffe zurück.<br />

Nun treffen die Teams ihre Entscheidungen für die nächste R unde.<br />

Ihr füllt „das Meer“ entspr echend der R egenerationskurve<br />

auf. Sind z. B zwischen 25 und 50 Fische im „Ozean“ wird so viel<br />

hinzugegeben, dass es insgesamt 50 sind. Wenn weniger als 25<br />

Fische v orhanden sind, gebt ihr einfach genau so viele Fische<br />

hinzu, wie im „Ozean“ vorhanden sind.<br />

Sammelt die Schiffe für das zw eite Jahr ein, gebt die Fische aus<br />

usw. Wenn die Teilnehmenden das Meer schnell leer fi schen,<br />

spielt ihr noch zwei bis drei Runden, damit alle die Konsequenzen<br />

ihres Verhaltens spüren – kein Fang mehr!<br />

Dann könnt ihr das Spiel beenden. Auch wenn die gesamte Gruppe<br />

eine Strategie entwickelt, die die Anzahl der Fische im Bereich<br />

der maxi<strong>mal</strong>en R egeneration hält, könnt ihr abbr echen. In der<br />

Regel müssen 6–8 R unden gespielt w erden, bis alle die F olgen<br />

ihrer Entscheidungen zu spüren bekommen.<br />

10 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 118.<br />

11 ebenda, S. 88 f.<br />

12 Food and Agriculture Organization of the United Nations, 2009.<br />

Das sagt die Studie:<br />

Die Lebensrechte vieler Armer in der Welt werden sich<br />

nur sichern lassen, wenn die globale Klasse der Hochverbraucher<br />

ihre Nachfrage nach Naturressourcen zurückbaut. …<br />

Gerechtigkeitsfähig werden nur Wohlstandsmodelle sein können,<br />

w elche der Biosphär e nicht zu viel ab verlangen. Ohne<br />

Ökologie ist im 21. Jahrhunder t keine Ger echtigkeit mehr zu<br />

haben. 11<br />

Auswertung<br />

Nach der Regenerationskurve gibt es in einem Jahr höchstens 25<br />

neue Fische. So können nachhaltig jährlich maxi<strong>mal</strong> 25 Fische<br />

gefangen werden. Über 10 Jahr e wäre die maxi<strong>mal</strong>e nachhaltige<br />

Fangmenge 250 Fische. Teilt man diese Zahl durch die Anzahl der<br />

Teams, erhält man den maxi<strong>mal</strong>en F ang, den ein Team erreichen<br />

kann. Falls ein Team diesen Wert nicht err eicht, liegt das in der<br />

Regel an der Überfi schung. Lasst die Teams ihre Geschäftsergebnisse<br />

vorstellen und kommentieren.<br />

Anschließend sollten folgende Punkte diskutiert werden:<br />

Was ist in dem Spiel passiert?<br />

Was war für das Er gebnis verantwortlich – die Spieler(innen)<br />

oder die Spielstruktur?<br />

Was wäre das höchste Einkommen für ein Unternehmen gewesen<br />

und was haben die Unternehmen tatsächlich erreicht? Wer<br />

„gewinnt“ in dem Spiel?<br />

Welche Strategie wäre zum Erreichen maxi<strong>mal</strong>er Gewinne aller<br />

Teams nötig gewesen? Warum wurde sie nicht umgesetzt?<br />

Wie verändert sich die Situation, wenn den Fischereiunternehmen<br />

unterschiedliche Fischfang-K apazitäten zur Verfügung<br />

stehen, z. B. kleines Fischerboot – Hochseefi schereiboot?<br />

Was kann man dem Markt überlassen und wo muss Politik<br />

eingreifen? Warum ist eine gesellschaftliche Abstimmung und<br />

politische Rahmensetzung wichtig?<br />

Wusstet ihr…?<br />

Hätten sich die E U-Länder rechtzeitig auf eine nachhaltige<br />

Bewirtschaftung der Kabeljaubestände in der Nordsee<br />

verständigt, wäre die Population dor t heute so gr oß,<br />

dass die Fischer gefahrlos 140.000 Tonnen im Jahr fangen<br />

könnten – anstatt der gegenwärtigen 24.000 Tonnen. 12<br />

Ihr konnt handeln!<br />

TIPPS FÜR DAS EIGENE LEBEN<br />

Wir haben hier für euch einige Tipps, die ihr in eur em Alltag<br />

schon heute umsetzen könnt:<br />

Regionale und saisonale P rodukte sind klimafr eundlicher.<br />

Transport macht bei Gemüse fast 15 % der Emissionen aus.<br />

Wird z. B. K opfsalat in einem beheizten Gewächshaus gez ogen,<br />

werden 4,4 kg C O 2 je kg Salat emittier t. Der F reilandanbau<br />

produziert dagegen nur 140 g – also nur den dr eißigsten<br />

Teil. Flugtransporte aus Übersee sind extrem klimaschädlich!<br />

Bioprodukte sind umwelt- und klimafreundlicher. Ökologisch<br />

bewirtschaftete Böden binden mehr C O 2 und erspar en uns<br />

auch den Ener gieaufwand für P roduktion und Transport v on<br />

Mineraldünger. Bei der Erzeugung von einem Kilo Weizenmehl<br />

fallen „konventionell“ 600 g CO 2 an, „biologisch“ dagegen nur<br />

450 g.<br />

Fair gehandelter K affee, Tee und Schokolade leisten einen<br />

Beitrag zur Armutsbekämpfung. Wenn sie aus biologischem<br />

Anbau stammen, schützen sie zudem noch die Natur.<br />

Weniger Fleisch- und Milchpr odukte essen. In Deutschland<br />

wird pro Kopf mehr Getreide an Vieh verfüttert, als ein Mensch<br />

zum Leben braucht. Um 1 kg Brot herzustellen werden ca. 1 kg<br />

Weizen benötigt, für 1 kg Hühnerfl eisch 3 kg Weizen, für 1 kg<br />

Schweinefl eisch 4 kg Weizen, für 1 kg Rindfl eisch 10 kg Weizen.<br />

Die Reduktion der Fleisch- aber auch der Milchproduktion<br />

ist deshalb auch für die Bewältigung der Hungerkrise wichig.<br />

Frisches statt Fertiggerichte essen. Fertiggerichte, insbesondere<br />

Tiefkühlgerichte, sind sehr ener gieaufwändig. Denn fast<br />

alle Fertiggerichte werden vorgegart, aufwändig verpackt und<br />

schockgefrostet. Hinzu kommt dann die notw endige Kühlung<br />

im LKW, im Supermarkt und anschließend im eigenen Gefrier -<br />

schrank.<br />

Unnötige Geräte in der Küche v ermeiden.<br />

Teigkneten macht auch in Handarbeit<br />

Spaß. Wenn, dann energieeffi ziente<br />

Geräte nutzen.<br />

Verpackung beim Einkauf vermeiden.<br />

Zu Fuß, mit Rad, Bus oder Bahn<br />

einkaufen gehen.<br />

Zu Hause essen – denn „Essen gehen“<br />

macht fast ein Viertel der Klimabelastung<br />

im Bereich Ernährung aus.<br />

Engagiert euch bei Initiativen. Beteiligt euch an Kampagnen<br />

und Unterschriftsaktionen. Informier t<br />

andere! Schreibt an eure Abgeordnete, dass<br />

ihr z. B. mehr Unterstützung für den ökologischen<br />

Landbau (Fördermittel) wollt.<br />

13 Quelle: www.foodwatch.de<br />

Setzt euch für Verbraucherrechte ein. 13 Fordert z. B. eine klare<br />

Kennzeichnung von Lebensmitteln ein. Denn selbst w enn die<br />

Kuh ihr ganzes Leben lang Gen-Soja gefressen hat, erfahrt ihr<br />

beim Kauf von Milch, Eiern und Fleisch nichts davon. Denn für<br />

tierische L ebensmittel gibt es keine K ennzeichnungspfl icht.<br />

Wir br auchen R egeln und Gesetz e, die den Wettbewerb um<br />

echte Qualität för dern und entspr echend engagierte Hersteller<br />

belohnen. Damit man billige Kunstfarbe von echter Fruchtfarbe<br />

unterscheiden kann. Damit man w eiß, welche Pestizide<br />

in w elchen Mengen in w elcher Winterpaprika oder F rüherdbeere<br />

stecken. Damit wir auf der Verpackung sehen, unter<br />

welchen Bedingungen Fleisch, Milch oder Eier in Wahrheit erzeugt<br />

wurden. Damit wir unterscheiden können, wann ein billiges<br />

oder teures Angebot wirklich preiswert ist.<br />

Setzt euch kritisch mit der Werbung für Nahrungsmittel auseinander.<br />

Gegenwär tig darf ungestr aft mit Qualitätsv ersprechen<br />

wie „gesund“, „natürlich“ oder „aus ar tgerechter Tierhaltung“<br />

geworben w erden, ohne dass diese Begriffe klar<br />

defi niert und geschützt sind. Beschwert euch direkt beim Hersteller<br />

über dreiste Werbelügen.<br />

Mit der Wahl unserer Lebensmittel können wir Einfl uss nehmen.<br />

Wenn wir uns informieren, haben wir die Wahl zwischen<br />

unterschiedlichen Produktionsweisen, zwischen unterschiedlichen<br />

Herstellern und Herkunftsländern. Wir können nicht nur<br />

Kalorienzufuhr und Fettanteil steuern, sondern auch den Verarbeitungsgrad<br />

eines L ebensmittels und seinen Ener gieverbrauch.<br />

Firmen sind sich der <strong>Mach</strong>t der K onsumentinnen und<br />

Konsumenten dur chaus bewusst und r eagieren deshalb äußerst<br />

empfi ndlich auf öffentliche Kritik, mit der ihr e ökologischen<br />

oder sozialen Sünden offengelegt werden.<br />

11


Gute Argumente!<br />

MITMISCHEN – MITREDEN<br />

In Gesprächen br aucht ihr fundier te Fakten um euer Anliegen<br />

glaubhaft zu machen. Deshalb haben wir für euch noch einige<br />

gute Argumentationshilfen zum Thema Ernährung zusammengestellt.<br />

14<br />

Etwas mehr als ein Drittel unseres ökologischen Fußabdrucks<br />

wird für die Ernährung benötigt. Ca. 75 % davon entfallen auf<br />

den Konsum tierischer P rodukte wie Fleisch, Käse, Milch und<br />

Milchprodukte sowie Eier.<br />

Die P roduktion v on pfl anzlichen P rodukten im Bio-Landbau<br />

hat aufgrund des bedeutend geringer en Mittel- und Ener gieeinsatzes<br />

einen um etwa 20 % geringeren Naturverbrauch als<br />

die konventionelle Produktion.<br />

Der Marktanteil von Bioprodukten lag im Jahr 2007 in Deutschland<br />

nur bei etwa vier Prozent.<br />

Wir importieren etwa 4,2 Millionen Tonnen Eiweiß-Futtermittel<br />

auch aus Ländern, in denen Menschen hungern! Auf 1/3 der<br />

weltweiten Ackerfl äche wird Viehfutter angebaut.<br />

Weltweit würden 850 Millionen Hektar für den Anbau von Energiepfl<br />

anzen benötigt, nur um den Energiebedarf des Transportsektors<br />

zu decken. Dies entspricht der gesamten derz eitigen<br />

Anbaufl äche in den Entwicklungsländern – für Nahrung und<br />

agrarische Rohstoffe wie Baumwolle.<br />

Brandrodungen in Indonesien oder Br asilien<br />

zugunsten neuer Ölpalmen- oder Sojaplantagen<br />

verursachen heute schon<br />

einige hundert Mal so viel Kohlendioxid<br />

wie der später dar aus gewonnene<br />

Biosprit einsparen hilft.<br />

Fast eine Mr d. Menschen müssen<br />

hungern.<br />

Ackerland wir d knapp . 1970 wur -<br />

den w eltweit rund 0,18 Hektar<br />

Ackerfl äche pro Kopf bebaut, heute<br />

sind es noch knapp 0,11 ha.<br />

Durch Erosion, Versalzung oder<br />

Austrocknung gehen jährlich<br />

zwischen fünf und sieben Millionen<br />

Hektar landwir tschaftlicher<br />

Nutzfl äche verloren – alle fünf bis<br />

sechs Jahr e eine Fläche in der<br />

Größe Deutschlands.<br />

Orangensaft<br />

Orangensaft<br />

14 Greenpeace (Hrsg.): Footprint – der ökologische Fußabdruck Deutschlands. Hamburg 2008,<br />

www.greenpeace.de, www.welthungerhilfe.de<br />

15 Umweltservice Salzburg: Bio-Produkte – Leitfaden zur Bio-Umstellung in Großküchen.<br />

Apfelsaft<br />

Apfelsaft<br />

Orangensaft<br />

für EU-Staaten<br />

zu 80 % aus Brasilien<br />

Apfelsaft 15<br />

lokal verfügbar<br />

Zurückgelegte Distanzen 12.000 km 200 km<br />

Verbrauch fossiler<br />

Energie pro Liter Saft<br />

0,1 Liter Öl 0,001 Liter Öl<br />

Produktionsschritte Ernte, Pressen,<br />

Konzentrat, Abfüllung,<br />

tiefgekühlter<br />

Transport, Verdünnung,<br />

Abfüllung<br />

Wasserverbrauch<br />

pro Liter Saft<br />

Ernte, Pressen,<br />

Abfüllen<br />

22 Liter Wasser 1,8 Liter Wasser<br />

Schon heute importieren die Entwicklungsländer fast dr ei<strong>mal</strong><br />

soviel Getreide wie sie ihr erseits verkaufen und dieser Nettobedarf<br />

wird weiter steigen.<br />

Viele Entwicklungsländer müssen für Nahrungseinkäufe aus dem<br />

Ausland heute rund 90 % mehr ausgeben als noch im Jahr<br />

2000. Vergleich: Nahrungsimpor te kosteten Industrieländer<br />

im gleichen Zeitraum lediglich 22 % mehr als zuvor.<br />

Worum geht´s?<br />

FAKTEN UND ZUSAMMENHÄNGE – IN 5 MINUTEN 16<br />

Ernahrung mit Beigeschmack<br />

Deutschland im Herbst: Ein Er dbeerkuchen zier t die K affeetafel.<br />

Drei bis vier Liter Flugbenzin waren für die weite Reise der Erdbeeren<br />

aus Kenia nötig, doch erstaunlicherweise kosten sie nicht viel<br />

mehr als heimische Z wetschgen. G anze Heere von Lastern, Seefrachtern<br />

und Flugzeugen befördern in weltumspannenden Transportketten<br />

tonnenw eise L ebensmittel kr euz und quer über den<br />

Globus und befriedigen den wachsenden Heißhunger auf Fleisch<br />

und frische oder v eredelte L ebensmittel. Ob wohl die Menge an<br />

Lebensmitteln, die jede(r) Einzelne hier konsumiert, gleich geblieben<br />

ist, hat sich das Transportaufkommen in den letzten 30 Jahren<br />

um 20 % erhöht. In den R egalen der Supermärkte landen nur solche<br />

Produkte, die billig produziert werden können.<br />

Das sagt die Studie:<br />

Die Menschheit übernutzt die Biosphär e, und das<br />

Jahr für Jahr. Weil vor allem die globale Landfl äche<br />

sowie die Atmosphär e in ihr er Tragfähigkeit überstr apaziert<br />

werden, treten vielfältige ökologische Krisen auf. Dabei ist die<br />

Nutzung des globalen Umweltraums ungleich verteilt: Es sind<br />

besonders die Industrieländer , w elche sich die natürlichen<br />

Ressourcen der Erde aneignen, neuerdings rasch gefolgt von<br />

den Schwellenländern, und die arme Mehrheit der Weltbevölkerung<br />

hat weitgehend das Nachsehen. 17<br />

In den Ländern des Südens verdrängt der Anbau von Futterpfl anzen<br />

für die Fleischpr oduktion oder von Energiepfl anzen den Anbau<br />

v on Grundnahrungsmitteln und v ernichtet letzte Bestände<br />

von ursprünglichen Regenwäldern.<br />

Doch der soziale und ökologische Raubbau hinterlässt tiefe Spuren.<br />

G anze Landstriche v eröden, w eil die intensiv e Landwir tschaft<br />

die Böden ausgelaugt hat, ihr immenser Wasserverbrauch<br />

die Brunnen versiegen lässt.<br />

Das sagt die Studie:<br />

Für die Landwir tschaft ist der Rückzug aus der<br />

energieintensiven Bewirtschaftung der Felder überfällig.<br />

Ökologische Landwir tschaft, die auf Miner aldünger und<br />

Pestizide v erzichtet und damit der Gesundheit v on Böden,<br />

Gewässern und biologischer Vielfalt gut tut, wird so gefördert,<br />

dass sie in w enigen Jahrzehnten die Intensivbewir tschaftung<br />

ablöst. Ölknappheit und Klimachaos v erlangen, was v on der<br />

Gesundheit der Menschen und Natur her schon lange gefor -<br />

dert ist: den Übergang zu einer regenerativen Land- und Viehwirtschaft.<br />

18<br />

16 Brot für die Welt (Hrsg.): Grundlagenbroschüre der Kampagne „Niemand isst für sich allein“. August 2006.<br />

17 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 116.<br />

18 ebenda, S. 604.<br />

Die Intensiv-Landwirtschaft verbraucht zu viele R essourcen. Zugleich<br />

w erden immer mehr Flächen dur ch künstliche Bewässerung<br />

und Terrassierung, dur ch Abholz en und den Einsatz v on<br />

Dünger urbar gemacht. Doch damit sind meist gr avierende Eingriffe<br />

in den Naturhaushalt v erbunden. Oft sind so gewonnene<br />

Ackerfl ächen nach w enigen Jahr en schon wieder ausgelaugt.<br />

Mittlerweile gelten mehr als ein Viertel aller genutzten Böden als<br />

gefährdet.<br />

„Die Landwirtschaft des Nordens ist für uns keine Alternativ e.<br />

Sie z erstört die Böden, v erseucht das Grundwasser , das bei<br />

uns das Trinkwasser ist. Wir können zwar Kunstdünger einsetzen<br />

aber immer so, dass die Bodenqualität v erbessert und<br />

nicht zerstört wird. Alle Methoden müssen einen entscheidenden<br />

Test bestehen: Sie dürfen die natürlichen P rozesse und<br />

Kreisläufe nicht zerstören. Öko-Landbau ist für uns kein Luxus,<br />

sondern unsere einzige Chance.“<br />

Tewolde Egziabher, Direktor der Umweltbehörde, Äthiopien<br />

Bis Bi zum Jahr J h 2050 wiri d d sich i h die di w eltweite l i Nachfrage N hf nach h Nah- N h<br />

rungsmitteln wahrscheinlich verdoppeln und damit die Nachfr age<br />

nach Flächen.<br />

Aufgrund wachsender Nachfrage steigen bereits jetzt die Lebensmittelpreise.<br />

So haben sich die P reise für Getreide im Jahr 2008<br />

verdoppelt. Ein Grund dafür ist auch die drastisch steigende Produktion<br />

von Agrokraftstoffen weltweit. Leidtragende des Preisanstiegs<br />

sind vor allem die Armen in den Entwicklungsländern. Sie<br />

können sich oft kaum noch die wichtigsten Grundnahrungsmittel<br />

leisten und profi tieren nicht vom boomenden Geschäft mit landwirtschaftlichen<br />

Produkten.<br />

Was kann ich eigentlich tun?<br />

13


zum Thema ernahrung<br />

Filme<br />

ANSEHEN, INFORMIEREN, NACHLESEN<br />

Alptraum im Fischerboot –<br />

Afrikas Flüchtlinge und Europas Fischereipolitik<br />

Für die Fangrechte vor Mauretanien zahlt die Europäische Union<br />

86 Millionen Euro im Jahr, der gefangene Fisch ist aber Milliarden<br />

wert. Die Menschen an Afrikas Westküste gehen leer aus. Ein<br />

Film über Afrikas Flüchtlinge und Europas Fischereipolitik.<br />

Dokumentarfi lm, 2007, ab 14 Jahre, 60 Min.<br />

Biofl eisch statt Rinderwahn<br />

Die Landwirtschaft steckt in Krise. Rinderwahn, kaputte Böden,<br />

verseuchtes Trinkwasser, Gift im Essen, sub ventionierte Über -<br />

schüsse. Der Film z eigt wie bis zum Jahr e 2030 in Deutschland<br />

und der E uropäischen Union die ökologische Landbauw ende<br />

vollendet sein kann.<br />

Dokumentarfi lm, 1996, ab 14 Jahre, 45 Min.<br />

Bitter Orange<br />

Der Film beschäftigt sich mit sozialen P roblemen, wie z. B. dem<br />

Einsatz von Kindern als Arbeitskräfte bei der Ernte, die durch die<br />

Produktion von Orangensaft in Brasilien entstehen.<br />

Dokumentarfi lm, 1997, ab 14 Jahre, 29 Min.<br />

Darwins Alptraum<br />

Versuchsweise wurden in den 60er Jahren Nilbarsche im Viktoriasee<br />

ausgesetzt. Heute hat der Fisch viele einheimische Ar ten<br />

verdrängt und ist zum E xportschlager aus Ostafrika gewor den.<br />

Eindringlich schilder t der Film die Auswirkungen des globalen<br />

Handels auf Tanzania.<br />

Dokumentarfi lm, 2004, ab 14 Jahre, 107 Min.<br />

Unser täglich Brot<br />

Der Film zeigt das System der industriellen Nahrungsmittelproduktion,<br />

wobei er die Bilder für sich sprechen lässt und auf<br />

jegliche Kommentare verzichtet.<br />

Dokumentarfi lm, 2005, ab 12 Jahre, 92 Min.<br />

Das Vieh und die Moral – Wenn Tiere zur Ware werden<br />

Der Film schildert unterschiedliche Weisen der Fleischproduktion<br />

von der Massentierhaltung bis zur ar tgerechten Zucht auf dem<br />

Biobauernhof, spürt den ethischen Begründungen unser es Umgangs<br />

mit Tieren nach und for dert ein grundlegendes Umdenken.<br />

Dokumentarfi lm, 2001, ab 14 Jahre, 28 Min.<br />

Die Multi-Knolle – Karriere einer Ackerfrucht<br />

Die Optimierung der Kartoffel zum Industrie- und Handelsprodukt<br />

hat zu einer Verödung der Sortenvielfalt beigetragen. Im<br />

Film wird die Ambivalenz einer industriellen Nutzung der<br />

Kartoffel aufgezeigt.<br />

Dokumentarfi lm, 1998, ab 14 Jahre, 44 Min.<br />

Eine Welt für alle: Developing Stories 04: Saat des<br />

Reichtums – Saat des Elends<br />

Der Film zeigt die dunkle Kehrseite der grünen Revolution in<br />

Indien. Drei Geschichten berichten von den Schäden, die in den<br />

sozialen Strukturen und der Umwelt angerichtet wurden.<br />

Dokumentarfi lm, 1992, ab 16 Jahre, 49 Min.<br />

Essverhalten und Umweltschutz – Mangrovenkiller<br />

Krabbenzucht<br />

Die industriellen Garnelenzüchter haben die Pazifi kküste<br />

Ecuadors in dramatische soziale und ökologische Konfl ikte<br />

gestürzt. Die Abholzung ist zwar verboten, die Regierung<br />

jedoch nicht in der Lage, die Mangroven zu schützen. Entscheidend<br />

ist ein verändertes Konsumverhalten in den Abnehmerländern.<br />

Dokumentarfi lm, 2004, ab 14 Jahre, 23 Min.<br />

Future Of Food – Nichts ist, wie es schmeckt<br />

Essen bestimmt unser Leben und hat Auswirkungen auf unsere<br />

Gesundheit. Aber wo kommt es her, unter welchen Umständen<br />

ist es entstanden? Der Film dokumentiert die Zusammenhänge<br />

zwischen politischen und marktwirtschaftlichen Faktoren und<br />

beleuchtet die <strong>Mach</strong>enschaften multinationaler Unternehmen.<br />

Dokumentarfi lm, 2004, ab 14 Jahre, 88 Min.<br />

Hühnerwahnsinn – Wie Europas Exporte Afrika schaden<br />

Zu Dumpingpreisen werden in Mittel- und Zentralafrika gefrorene<br />

Hühnerteile aus Europa angeboten. Die Folgen, die in dem<br />

Film geschildert werden, sind für die dortigen Hühnerzüchter<br />

fatal.<br />

Dokumentarfi lm, 2006, ab 14 Jahre, 27 Min.<br />

Monsanto – Mit Gift und Genen<br />

Der Film erkundet das Reich des US-amerikanischen Konzerns<br />

“Monsanto Chemical Works”, dem weltweiten Marktführer für<br />

Biotechnologie. Heute sind 90% der angebauten gentechnisch<br />

veränderten Organismen “Monsanto”-Patente.<br />

Dokumentarfi lm, 2007, ab 16 Jahre, 109 Min.<br />

Reis – das goldene Korn<br />

Die Gentechnik schuf das „Goldene Korn“. Am Beispiel der Philippinen<br />

wird den Fragen nachgegangen: Bringt das „Goldene<br />

Korn“ die Freiheit von Hunger und Not?<br />

Dokumentarfi lm, 2005, ab 14 Jahre, 30 Min.<br />

Septemberweizen<br />

Der Film zeigt die Mythen, die sich um Weizen und Hunger<br />

ranken. Er forscht nach den Ursachen des Hungers in einer Zeit<br />

des Überfl usses, er fragt nach den Motiven, die Weizen zur<br />

Ware und zur Waffe, Menschen zu Opfern des Wohlstandes,<br />

Natur zum Feind werden lassen.<br />

Dokumentarfi lm, 1980, ab 12 Jahre, 96 Min.<br />

Tote Ernte – Der Krieg um‘s Saatgut<br />

Der Film zeigt die Methoden, mit denen der Konzern<br />

Monsanto selbständige Bauern von seinen Produkten<br />

abhängig macht und damit auf lange Sicht nicht nur<br />

die gesamte Welternährung, sondern zugleich uns als<br />

Verbraucher(innen).<br />

Dokumentarfi lm, 2001, ab 14 Jahre, 44 Min.<br />

Vergiftete Geschenke – Wie die Europäer Afrika in die<br />

Armut treiben<br />

Auf den Märkten Senegals fi ndet sich kaum einheimisches<br />

Obst und Gemüse. In Afrika, wo 85% der Bevölkerung von der<br />

Landwirtschaft und Viehzucht leben, können lokale Milchproduzenten<br />

ihre Milch nicht mehr verkaufen, weil die importierte<br />

Trockenmilch erheblich billiger ist. Der Grund liegt in der<br />

Subventionspolitik der EU. (Dieser Film hat den Medienpreis<br />

Entwicklungspolitik 2008 des BMZ erhalten. Er kann bisher<br />

nur unter www.youtube.de eingesehen werden.)<br />

Dokumentarfi lm, 2007, SPIEGEL TV Special, ab 12 Jahre, 93 Min.<br />

We feed the world – Essen global<br />

Der Dokumentarfi lm schildert, wie Konzerne und Großindustrie<br />

unsere Ernährung steuern, wie Massenviehzucht, ausufernde<br />

Subventionen und Monokulturen für viele Menschen<br />

weltweit immer mehr zu einem Ernährungsproblem werden.<br />

Es ist ein Film über Ernährung und Globalisierung, Warenströme<br />

und Geldfl üsse, über den Mangel im Überfl uss.<br />

Dokumentarfi lm, 2005, ab 16 Jahre, 96 Min.<br />

Weitere Informationen<br />

zu den Filmen:<br />

Evangelisches Zentrum für Entwicklungsbezogene Filmarbeit<br />

Kniebisstraße 29, 70188 Stuttgart<br />

Telefon: 0711 2847-243, www.ezef.de<br />

Brosch ren/B cher<br />

BUND, Brot für die Welt, EED (Hrsg.)<br />

Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt.<br />

Frankfurt, 2008.<br />

Die Kurzfassung der Studie „Wegmarken für einen K urswechsel“<br />

enthält auf 40 Seiten komprimiert die wichtigsten Aussagen<br />

und Inhalte der S tudie (Download bzw. Bestellung bei den Her -<br />

ausgebern sowie unter www.zukunftsfaehiges-deutschland.de)<br />

Brot für die Welt (Hrsg.):<br />

Entwicklungspolitische Folgen des Welthandels<br />

mit Agroenergie.<br />

Stuttgart 2008. Download unter www.brot-fuer-die-welt.de<br />

Brot für die Welt:<br />

Niemand isst für sich allein. Grundlagenbroschüre.<br />

Stuttgart 2008. www.brot-fuer-die-welt.de<br />

Brot für die Welt, EED und andere (Hrsg.):<br />

Energie vom Acker – Wie viel Bioener gie verträgt die Er de?<br />

Bonn 2009. www.eed.de<br />

EED (Hrsg.):<br />

Wer ernährt die Welt? Bäuerliche Landwirtschaft hat Zukunft.<br />

Bonn 2008. www.eed.de<br />

EKD-Texte 95:<br />

Ernährungssicherung vor Energieerzeugung – Kriterien<br />

für die nachhaltige Nutzung von Biomasse. www.ekd.de<br />

Forum Umwelt und Entwicklung (Hrsg.):<br />

Ökologische Landwirtschaft – ein Beitrag zur<br />

nachhaltigen Armutsbekämpfung in Entwicklungsländern.<br />

Bonn 2005. Download unter www.forumue.de<br />

Jäger, Sabine; Schulz, Hermann; Jörg Mühle:<br />

Schmeckt´s? – Alles über Essen.<br />

Sauerländer Verlag, Oberentfelden 2008.<br />

Mayer-Tasch, Peter C. (Hrsg.):<br />

Meer ohne Fische? Profi t und Welternährung.<br />

Campus Verlag, Frankfurt/M. 2007.<br />

Wagenhofer, Erwin:<br />

We feed the world: Was uns das Essen wirklich kostet.<br />

Orange Press, Freiburg 2006.<br />

Ziegler, Jean: Wie kommt der Hunger in die Welt? –<br />

Ein Gespräch mit meinem Sohn.<br />

CBT Verlag, Kaarst 2007.<br />

Links<br />

www.brot-fuer-die-welt.de/ernaehrung<br />

Informationen und Aktionsvorschläge zum globalen<br />

Agrarhandel.<br />

www.bundjugend.de und www.bund.net: Informationen zur<br />

ökologischen Landwirtschaft, Ernährung u.v.m.<br />

15<br />

Materialien


www.eed.de/landwirtschaft<br />

Die Landwirtschaftsseite des EED, mit zahlreichen Publikationen<br />

und aktuellen Berichten.<br />

www.foodwatch.de<br />

setzt sich mit Rechten von Verbrauchern und der Qualität von<br />

Lebensmitteln auseinander.<br />

www.footprint.at<br />

untersucht die Folgen unseres Konsums und misst den ökologischen<br />

Fußabdruck.<br />

www.fi an.de<br />

Informationen der internationalen Menschenr echtsorganisation<br />

zu dem Recht auf Nahrung.<br />

www.konsum-global.de<br />

Die S tadtführung „K onsum Global“ (v on JA NUN und der<br />

BUNDjugend) zeigt die Auswirkungen unser es Konsums auf<br />

Mensch und Natur und stellt (K onsum)-Alternativen vor. Online<br />

gibt es eine vir tuelle S tadtführung, w eitere Informationen,<br />

Tipps und Alternativen für den nächsten Einkauf.<br />

www.oekolandbau.de/jugendliche<br />

Bio, lecker und lässig präsentiert.<br />

www.fair4you-online.de<br />

Infos zu Fairen Produkten und Fairem Handel.<br />

www.oeko-fair.de<br />

Infos zu ökologischen und fairen Produkten.<br />

Dieses Heft ist Bestandteil der Publikation „<strong>Mach</strong> <strong>mal</strong> Zukunft“<br />

– Die Aktionsmappe für die Jugendarbeit zur Studie<br />

„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />

Herausgeber:<br />

Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland (aej),<br />

BUNDjugend, Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst e.V.<br />

Hannover, Berlin, Stuttgart, Bonn 2009<br />

www.slowfood.de<br />

Die Intitiative will aus unseren Nahrungsmitteln wieder<br />

Lebens-Mittel machen.<br />

www.verbraucherzentralen.de<br />

Informationen zu unseren Nahrungsmitteln.<br />

Notizen<br />

Autorin dieses Heftes:<br />

Katja Breyer (EED)<br />

Internet:<br />

www.evangelische-jugend.de<br />

www.bundjugend.de<br />

www.brot-fuer-die-welt.de<br />

www.eed.de<br />

www.zukunftsfaehiges-deutschland.de<br />

Zukunft fair teilen<br />

Gestaltung: www.dieprojektoren.de Art. Nr. 117110030


Zukunftsf higkeit – theologisch<br />

– k nstleriscH – informativ<br />

>> Das Aktionsheft 6 für die Jugendarbeit zur Studie<br />

„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />

Auf den nachfolgenden Seiten haben wir euch Ideen zusammengestellt,<br />

die ihr für verschiedene Themen anwenden<br />

könnt. Wir möchten euch dabei drei Zugänge vorstellen. Zu Beginn<br />

fi ndet ihr Anregungen, wie ihr euch dem Thema Zukunftsfähigkeit<br />

von einem theologischen Hinter grund nähern könnt.<br />

Danach w erden Ideen für einen künsterlischen Umgang mit<br />

dem Material Er de v orgestellt. Und als drittes fi ndet ihr Hin -<br />

weise, wie ihr eine Informationsv eranstaltung bzw. P odiumsdiskussion<br />

durchführen könnt.<br />

Werdet selber kreativ und überlegt, auf w elchem Weg ihr euch<br />

gerne dem Thema „Zukunftsfähigkeit“ widmen würdet. >>


Theologisch<br />

GESPRÄCHE UND GEDANKEN ZUM THEMA<br />

Die Theologie bietet viele Impulse, um über „Zukunftsfähigkeit“ nachzudenken<br />

und mit ander en in das Gespräch zu kommen. Wie hängt<br />

der christliche Glauben mit ökologischem und sozialem Handeln zusammen?<br />

Welche ethischen Regeln leiten sich aus dem Glauben ab?<br />

Was bedeutet dies für mein Leben, für mein alltägliches Handeln?<br />

„Gott, nahm den Menschen und setzte ihn in den G arten<br />

Eden, ihn zu bebauen und ihn zu bewahren.“<br />

Gottesdienst<br />

Warum?<br />

Mit Predigten, Gebeten und Liedern zum Thema Zukunftsfähigkeit<br />

können wir viele Menschen erreichen. Gestaltet also einen<br />

Gottes dienst (und am Ausgang der Kirche kann zusätzlich ein Informationsstand<br />

aufgebaut werden).<br />

So geht’s:<br />

Wenn ihr den Gottesdienst nicht selbst konzipieren wollt, bieten<br />

euch Gottesdienstentwürfe mit Textpassagen und Liedv orschlägen<br />

Anregungen. Sorgt außerdem für zusätzliches Infomaterial,<br />

damit die Gemeinde sich informier en kann. Plant den Gottesdienst<br />

zusammen mit der Gemeinde und natürlich der Pfarrerin<br />

oder dem Pfarr er. Or ganisiert Spr echer(innen) und sor gt für<br />

(Live-)Musik, schmückt den Raum mit Symbolen für eine zukunftsfähige<br />

Entwicklung. Kündigt den Gottesdienst frühzeitig in<br />

eurer Gemeinde an. <strong>Mach</strong>t etwas Besonderes daraus, ladet auch<br />

andere Gemeinden ein. In der P redigt sollte nicht v ersucht werden,<br />

zu viele Themen zu integrieren: Das Thema Zukunftsfähigkeit<br />

ist sehr kompliziert, wenn man sich noch nie damit beschäftigt<br />

hat. Arbeitet eher mit Bildern und eingängigen Botschaften.<br />

Wer macht´s?<br />

2–6 Leute und 1 interessierte(r) Pfarrer(in)<br />

Wie teuer?<br />

Geringe Kosten, nur für die<br />

Infofl yer und evtl. Ausschmücken<br />

Womit?<br />

Auf v erschiedenen Websiten fi ndet ihr Anr egungen<br />

für die Gestaltung eines Gottesdienstes, z. B.<br />

www.umdenken.de („nachhaltig pr edigen“) oder<br />

www.umwelt.elk-wue.de<br />

Wie lange?<br />

Länge eines Gottesdienstes, Vorbereitungszeit<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

1. Mose 2,15<br />

Gewohnheiten ndern! oder<br />

was brauchen wir wirklich,<br />

um gut zu leben?<br />

Ein Vorschlag fur<br />

eine Gruppenstunde<br />

von Veit Laser, Referent für entwicklungsbezogene Bildung der aej<br />

Warum?<br />

Anhand der Auseinandersetzung mit einer biblischen Geschichte<br />

entdecken die Teilnehmenden, dass w eniger materieller Wohlstand<br />

ein Gewinn an Lebensqualität bedeuten kann.<br />

Wie anfangen?<br />

Eine Auseinandersetzung mit einer biblischen Geschichte bedarf<br />

zur Vorbereitung Denkarbeit. Deshalb nehmt euch Zeit, um den<br />

Text gründlich zu durchdenken.<br />

Wer macht´s?<br />

5–30 Personen<br />

Wie teuer?<br />

Geringe Kosten<br />

Womit?<br />

➜ 1 DIN A4-Blatt pro Teilnehmenden<br />

➜ Rote und grüne Moderationskarten<br />

➜ Dicke Farbstifte<br />

➜ Eine Pinnwand<br />

Wie lange?<br />

1–2 Stunden<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

„Nach uns die Sintfl ut! Das kann unser Lebensmotto nicht sein.<br />

Die Freiheit, zu der uns Christus befr eit hat (G al. 5.1), ist auch<br />

eine Befreiung, eine Freiheit zur Selbstbegrenzung. Eine Selbstbegrenzung,<br />

die die Würde und die Freiheit anderer Menschen,<br />

zukünftiger Generationen und die Bewahrung der Schöpfung<br />

zum Maßstab hat. Sie ist eine F reiheit zu einer nachhaltigen,<br />

zukunftsfähigen Entwicklung.“<br />

Alfred Buß, Präses der EKvW<br />

Die Gefahr des Reichtums<br />

(Der reiche Jüngling, Mt 19, 16–26) 1<br />

Und siehe, einer trat zu ihm und fragte: Meister, was soll ich<br />

Gutes tun, damit ich das ewige Leben habe? Er aber sprach zu<br />

ihm: Was fr agst du mich nach dem, was gut ist? Gut ist nur<br />

Einer. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote.<br />

Da fragte er ihn: Welche? Jesus aber spr ach: »Du sollst nicht<br />

töten; du sollst nicht ehebr echen; du sollst nicht stehlen; du<br />

sollst nicht falsch Zeugnis geben; ehre Vater und Mutter«; und:<br />

»Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«. Da sprach<br />

der Jüngling zu ihm: Das habe ich alles gehalten; was fehlt mir<br />

noch? Jesus antwortete ihm: Willst du vollkommen sein, so geh<br />

hin, verkaufe, was du hast, und gib‘ s den Armen, so wirst du<br />

einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!<br />

Als der Jüngling das Wort hörte, ging er betrübt davon; denn er<br />

hatte viele Güter. Jesus aber spr ach zu seinen Jüngern: Wahrlich,<br />

ich sage euch: Ein R eicher wird schwer ins Himmelr eich<br />

kommen. Und w eiter sage ich euch: Es ist leichter , dass ein<br />

Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich<br />

Gottes komme. Als das seine Jünger hörten, entsetzten sie sich<br />

sehr und sprachen: Ja, wer kann dann selig werden? Jesus aber<br />

sah sie an und spr ach zu ihnen: Bei den Menschen ist‘ s unmöglich;<br />

aber bei Gott sind alle Dinge möglich.<br />

„Ein Zivilisationswandel ist angesagt“, so steht es in der Studie<br />

„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“. Zivilisationswandel<br />

heißt: Wir müssen komplett umdenken und anders<br />

handeln. Es genügt nicht, fair e Schokoriegel zu kaufen und<br />

den Wasserhahn beim Zähneputz en abzudrehen. Beides ist gut<br />

und wichtig, aber nicht ausreichend. Wir müssen lernen, mit weniger<br />

Energie und Rohstoffen auszukommen. Nur dann haben wir<br />

als Menschen auf der Er de eine Zukunft. Das ist eine ziemlich<br />

große Her ausforderung. Vielleicht habt ihr euch schon ein<strong>mal</strong><br />

gefragt: Warum sollen wir auf ein<strong>mal</strong> alles anders machen? Warum<br />

soll ich nicht alle zw ei Jahre ein nagelneues Handy haben?<br />

Die Erwachsenen tun das doch auch! Das kann schon sein. Aber:<br />

Nur wenn wir weniger Rohstoffe verbrauchen und keinen S trom<br />

verschwenden, nur dann r eicht es für alle Menschen und nur<br />

dann können wir den Klimawandel aufhalten. Also wird sich eine<br />

Menge ändern müssen.<br />

Der Gruppenstundenentwurf z eigt, wie man anfangen kann,<br />

nämlich mit der F rage: Was brauchen wir wirklich und was können<br />

wir tun, um gut zu leben?<br />

Diese Frage fi ndet sich in der biblischen Geschichte vom reichen<br />

Jüngling. Ein junger Mann fr agt nach dem ewigen L eben. Was<br />

muss er tun, um das ewige Leben zu erlangen? Sein Lebenswandel<br />

ist nicht zu beanstanden, er orientiert sich an den zehn Geboten.<br />

Aber nach dem Gespräch mit Jesus geht er tr aurig dav on.<br />

Denn Jesus for dert, dass er seinen Besitz mit den Armen teilen<br />

und ihm folgen soll. Der junge Mann ist tr aurig, weil er sehr viel<br />

besitzt.<br />

Matthäus erzählt, wie schwer es ist, ein Lebensmuster zu ändern,<br />

das sich an materiellem Wohlstand ausrichtet. Wer viel hat, ist<br />

noch lange nicht glücklich. Im Gegenteil. Der junge r eiche Mann<br />

1 (Mt 19,16-26; vgl. Mk 10, 17–27 und Lk 18,18-27)<br />

ist traurig. Eigentlich will er Jesus auf seinem Weg folgen, der ein<br />

Weg der Nächstenliebe und der sozialen Ger echtigkeit ist. Das<br />

bedeutet, das zu teilen, was man hat. Und genau das will dem<br />

jungen Mann nicht gelingen. Er hängt an dem, was er besitzt. Er<br />

ist es gewohnt, viel zu haben. Damit kommt diese Geschichte der<br />

Suche nach einem zukunftsfähigen Leben sehr nahe. Die Frage<br />

des Jünglings nach dem ewigen L eben ist auch eine F rage nach<br />

einem gelingenden Leben bereits zu Lebzeiten. Daher könnte sie<br />

heute lauten: Was müssen wir tun, damit wir eine Zukunft auf der<br />

Erde haben?<br />

So geht´s:<br />

Das Gruppengespräch fängt bewusst nicht mit dieser Geschichte<br />

an. Am Anfang steht die Aufgabe, die eigenen Lebensgewohnheiten<br />

zu überprüfen. Was brauchen wir, damit wir gut leben können?<br />

Erst dann kommt die Geschichte v om reichen Jüngling ins<br />

Spiel. Jedoch nicht als die Moralkeule, denn das Gespräch will<br />

die F rage nach dem guten L eben stark machen. Die biblische<br />

Geschichte kann dabei wie ein Spiegel sein: Wo geht es uns wie<br />

dem r eichen Jüngling? Warum fällt es uns schw er, Gewohntes<br />

aufzugeben und Neues zu wagen? Wie können wir mit dem r eichen<br />

Jüngling das versuchen, was Jesus fordert? Denn eigentlich<br />

kennen wir so wie der r eiche Jüngling längst die Antwor t: Es ist<br />

nicht nur schw er, v on dem abzugeben, was man hat. Es lohnt<br />

sich, die Stolpersteine materiellen Wohlstands beiseite zu schaffen.<br />

Denn dann ist die Sicht fr ei für einen Lebensstil, der uns am<br />

Ende froh macht.<br />

1. Schritt:<br />

Jede und jeder notiert für sich auf einem Blatt Papier maxi<strong>mal</strong><br />

sieben Dinge, die sie oder er für ein gutes L eben unbedingt<br />

braucht. cht.<br />

Tipp…<br />

Ihr könnt auch die Dinge zeichnen oder<br />

mit Collagen bzw . pantomimisch präsentieren.<br />

2. Schritt: Schritt<br />

In Zweiergruppen stellen die Teilnehmer(innen) sich ihre Notizen<br />

vor. Sie stellen Über einstimmungen und Unterschiede fest und<br />

tauschen sich darüber aus, warum sie bestimmte Sachen unbedingt<br />

benötigen.<br />

Danach überlegen sie, ob und wie es möglich ist, auf bestimmte<br />

Dinge zu verzichten. Die Dinge, die unverzichtbar sind, schreiben<br />

sie auf r ote Moder ationskarten. Auf die grünen K arten w erden<br />

die unnötigen Dinge notiert. Je mehr Dinge die Zweiergruppe für<br />

unnötig hält, umso besser.<br />

3. Schritt<br />

In der Gruppe werden die Arbeitsergebnisse zusammengetragen<br />

und die K arten an eine Wand gepinnt. Auch dabei w erden zunächst<br />

Übereinstimmungen und Unterschiede bestimmt.<br />

3<br />

Theologisch


Theologisch<br />

Die Gruppe tauscht sich darüber aus, welche Dinge unnötig sind<br />

und worauf nicht v erzichtet werden kann. Dabei entwickelt die<br />

Gruppe Ideen, die Liste mit den grünen K arten so gering wie<br />

möglich zu halten. Vielleicht ist es möglich, etwas gemeinsam zu<br />

nutzen. Oder im Gespräch stellt sich heraus, dass ein bestimmter<br />

Gegenstand nicht wirklich gebraucht wird. Dinge, über die keine<br />

Übereinkunft erzielt w erden kann, w erden in eine Sonderspalte<br />

gepinnt.<br />

4. Schritt<br />

Jetzt erzählt die Gruppenleitung die Geschichte v om r eichen<br />

Jüngling. Mögliche Fragen für das nachfolgende Gespräch sind:<br />

Wo fi nden sich die Teilnehmenden in der Geschichte wieder?<br />

Kennen sie das Gefühl des reichen Jünglings oder ist es ihnen<br />

fremd?<br />

Empfi nden sie die Geschichte vor dem Hintergrund des<br />

vorangegangenen Gesprächs als hilfreich?<br />

Warum ist es schwer, auf materiellen Wohlstand zu<br />

verzichten?<br />

Liegt darin eine Chance oder ist es nur eine unangenehme<br />

Maßregelung?<br />

Was würden sie dem reichen Jüngling sagen?<br />

Wie es weitergehen kann…<br />

Die Ergebnisse des Gruppengesprächs könnt ihr für die Gestaltung<br />

eines Gottesdienstes nutz en. Erzählt die Geschichte aus<br />

heutiger und eurer Sicht neu. Erarbeitet ein Fürbittengebet.<br />

Oder trefft eine Vereinbarung, wie bestimmte Dinge geteilt und<br />

künftig gemeinsam benutzt werden können oder wie auf bestimmte<br />

Dinge im Alltag ganz v erzichtet w erden kann. Tauscht<br />

euch in r egelmäßigen Abständen über eur e Erfahrungen aus.<br />

Beobachtet, wo und warum ihr den Verzicht als Einschränkung<br />

empfi ndet und welche neuen Entdeckungen ihr macht. 2<br />

„Der Mensch ist sich der Liebe Gottes, die aller Kreatur gilt und<br />

von der alles lebt, bewusst und aus diesem Bewusstsein<br />

erwächst seine Verantwortung, Fähigkeit und Verpfl ichtung<br />

diese Erde treuhänderisch zu bebauen und zu bewahren.“<br />

Ich brauche:<br />

Wasser, Wärme,<br />

Nahrung ...<br />

Prof. Dr. Günter Altner, Biologe und Theologe<br />

2 Wenn ihr mehr Hintergrundinformationen und Anregungen sucht, wie der sparsamere Umgang mit den Gütern der Erde als Gewinn erfahren werden<br />

kann, dann lest zum Beispiel das 8. Kapitel der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“. In dem Arbeitsmaterial „Den Kurs<br />

wechseln – neue Wege gehen – Zukunft fair teilen“ fi ndet ihr zu verschiedenen Themen der Studie weitere theologische und inhaltliche Anregungen.<br />

(Download und Bestellung bei „Brot für die Welt“ und EED sowie unter www.zukunftsfaehiges-deutschland.de). Anregungen fi ndet ihr auch im Aufruf<br />

des OEKT-Netzwerkes zum Ökumenischen Kirchentag 2010 „ Fair Teilen statt Sozial Spalten“, www.oekt-netz.de<br />

K nstlerisch<br />

MACHEN – SCHAFFEN – GESTALTEN<br />

von Birgit Weindl, Referentin für Ästhetische Bildung<br />

Gestaltungen mit dem<br />

Material Erde<br />

Was ist das Spezifi sche eines künstlerischen Zugangs? Im Gegensatz<br />

zu Wissenschaftler(inne)n, die im Umgang mit der Natur<br />

zu analytisch-objektiv er Vorgehensweise v erpfl ichtet sind, lassen<br />

Künstler(innen) bei ihrer subjektiven Wahrnehmung der Natur,<br />

der Naturz erstörung und der F rage nach der Zukunft der<br />

Menschheit individuelle Intuition und Phantasie walten. Sie deuten<br />

das Wahrgenommene subjektiv und beziehen Position auf<br />

unterschiedliche Weise und mit den v erschiedenartigsten Materialien.<br />

Ger ade dur ch die Naturferne des Menschen tauchen in<br />

der Kunst der letzten Jahrzehnte Natur elemente wie z. B. Erde auf<br />

und fi nden Zugang in ihren Ausdrucksformen.<br />

Da die individuelle künstlerische Her angehensweise euch anregt,<br />

eigene Positionen zu formulieren und Gestaltungen zu entwickeln,<br />

können eure Handlungsoptionen erweitert und differenziert<br />

w erden. Das ermutigt, eigene Ideen zu entwickeln und<br />

auszuprobieren. Lasst euch bei der Ideenfi ndung, der Materialbeschaffung<br />

und der Erprobung der Technik von einer erfahrenen<br />

Projektleiterin oder einem P rojektleiter unterstütz en. Das sinnliche<br />

Erleben und das spielerische Vorgehen stehen dabei im<br />

Mittelpunkt, das Er gebnis ist offen und soll auch zunächst keinem<br />

besonderen Z weck dienen. Aus diesem Grund enthält der<br />

folgende Text verschiedene Anregungen und Impulse, die aus der<br />

zeitgenössischen Kunst entnommen sind und die zu Nachahmung,<br />

zu Ab wandlung und Eigengestaltungen anr egen können.<br />

Dabei ist die Entwicklung eigener Ideen wichtiger als standar disierte<br />

Ergebnisse, die nach Anleitung hergestellt werden.<br />

Der Gestaltungsprozess wird inspiriert und begonnen durch Material,<br />

welches Lust auf Handhabung macht oder dur ch die Lust,<br />

eine künstlerische Technik auszuprobieren.<br />

Produktive wie z erstörerische Kräfte der Einz elnen kommen dabei<br />

zum Ausdruck und können zum Ausgangspunkt von Refl exion<br />

und kontroversen Diskussionen werden.<br />

Trotz der P rozessoffenheit ist es wichtig, die vielfältigen Er gebnisse<br />

öffentlichkeitswirksam zu zeigen.<br />

Warum?<br />

Erde soll mit allen Sinnen erfahrbar gemacht und die Achtsamkeit<br />

gegenüber dem Material soll entwickelt werden.<br />

Die Ausdrucksformen der Einzelnen sollen entfaltet und<br />

erweitert werden.<br />

Öffentlichkeitswirksame Präsentations- oder Aktionsformen<br />

sollen erprobt werden, um ein Thema zu transportieren und<br />

zu veranschaulichen.<br />

Wie anfangen?<br />

Keine Scheu vor dem Material. Einfach loslegen und ein bisschen<br />

mit verschiedenen Formen experimentieren. Falls ihr Inspir ationen<br />

oder Ideen braucht, schaut einfach <strong>mal</strong> unter den Punkt Ideenfi<br />

ndung.<br />

Ausgangsmaterial für die folgenden Gestaltungen und E xperimente<br />

ist Erde von einem Acker oder aus dem Garten, am besten<br />

lehmhaltige.<br />

Sollte die gefundene Er de nicht lehmhaltig sein und damit auch<br />

nicht leicht formbar , so kann sie mit gekauftem Ton v ermischt<br />

werden. Auch Sand kann man beimischen. Vom Mischverhältnis<br />

der Erde sind die Ergebnisse der Gestaltungen abhängig. Es kann<br />

auch gemahlener Lehm für Wandputz verwendet werden, den es<br />

z. B. in Ökobaumärkten zu kaufen gibt.<br />

Unser Tipp…<br />

Alle Vorschläge lassen sich unter einander kombinier en.<br />

Wenn man lieber ergebnisorientiert arbeiten will, ist es möglich,<br />

sich gezielt eine Aktion auszusuchen und diese durchzuführen.<br />

Lässt man Raum für individuelle Abänderungen, wir d<br />

dann auch das Er gebnis dur ch eine auffallende Vielfalt an<br />

Ausdrucksformen überraschen.<br />

Einstimmung auf<br />

das Material „Erde“<br />

So geht´s:<br />

Für dieses Experiment, das mit dem Material Ton vertraut macht,<br />

braucht man pro Person eine Stange (das entspricht 10 kg; mindestens<br />

jedoch 5 kg) aufbereiteten, nicht zu festen Ton, den man<br />

im Künstlerbedarf kaufen kann. Die Aufgabe besteht darin, den<br />

Ton zu formen und zu gestalten, ohne dabei die Hände zu benutzen.<br />

Alles andere ist erlaubt.<br />

Wer macht´s?<br />

5–10 Personen<br />

Wie teuer?<br />

Geringe Kosten<br />

Womit?<br />

➜ Ton, ca. 6 bis 8 Euro<br />

➜ Plastikfolie, ca. 4 Euro<br />

Womit?<br />

➜ Erde<br />

➜ 1 Stange Ton pro Person<br />

➜ 1 Plastikfolie für 2–4 Personen<br />

Wie lange?<br />

Ca. 2 Stunden<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

5


K nstlerisch<br />

Ideenfindung f r Erd- Kunstwerke<br />

mit Impulsen aus der<br />

Kunst<br />

Die Ideenfi ndung in der Gruppe wir d erleichter t, w enn man zunächst<br />

Fotos von Kunstwerken zeigt. Handelt es sich um F otoabzüge,<br />

nimmt sich jede Person das Foto, das sie am meisten positiv<br />

oder negativ beeindruckt. Auf Z ettel schr eibt sie alles, was sie<br />

sieht und w elche Gedanken ihr beim Betr achten einfallen. Bev or<br />

sie jetzt aber ihr e Auswahl v orstellt, nennen die ander en<br />

Gruppenteilnehmer(innen) ihr e Assoziationen zu diesem Bild.<br />

Wichtig ist, den Pool an unsor tierten Einfällen zu erw eitern und<br />

sich keine Denkschranken aufzuerlegen, um die P erson mit einer<br />

Vielzahl von Anregungen zu unterstütz en. Diese schr eibt die v on<br />

den anderen genannten Stichworte auf und sucht sich dar aus die<br />

interessantesten aus. Dieser Sammlungspr ozess wir d mit jeder<br />

Person und deren Bildauswahl durchgeführt.<br />

Das sagt die Studie:<br />

Die gebaute Welt muss sich v erdichten, um nichtmenschlichen<br />

Lebewesen wie Boden, Pfl anzen und<br />

Tieren einen angemessenen R aum zur gedeihlichen Entwicklung<br />

zu überlassen. Selbstbegrenzung im Raum heißt zuallererst,<br />

dem galoppierenden Flächenverbrauch Einhalt gebieten.<br />

Aber auch in diesem Fall erweist sich die Grenze nicht nur als<br />

Beschränkung, sondern als R essource. Denn eine Absage an<br />

weitere Wohnsiedlungen, Einkaufszentren und Bürokomplexe<br />

ist die Voraussetzung, damit zukünftige Gener ationen noch<br />

auf die Präsenz von unversehrter Landschaft und wilder Natur<br />

zählen können. Außerdem rächt es sich, wenn die fundamentalste<br />

aller Unterscheidungen eingeebnet wir d, nämlich jene<br />

zwischen menschenbebautem und naturbelassenem Land –<br />

denn letztendlich ist auch die S tadt auf die lebensdienlichen<br />

Leistungen angewiesen, welche die freie Natur durch Wasserbereitstellung,<br />

Luftreinigung, Bestäubung oder Artenreichtum<br />

bietet.<br />

Eine Erweiterung der Assoziationen und eine Hinführung zu einer<br />

eigenen Idee sind auch durch ein Schneeballgedicht möglich.<br />

Man nimmt dazu ein DI N A 4-Blatt im Hochformat und schr eibt<br />

einen Titel, der zum ausgesuchten Bild passt, ganz oben auf das<br />

Blatt. Dieser darf nur aus einem Wort bestehen. Danach gibt man<br />

das Blatt im Uhrzeigersinn weiter. Die nächste Person schreibt darunter<br />

zwei Wörter oder ein Satzfragment, die ihr zu diesem Titel/<br />

Wort einfallen. Dann knickt sie das erste Wort nach hinten und gibt<br />

das Blatt wieder w eiter. Die nächste P erson darf nur zw ei Wörter<br />

sehen und schreibt nun drei Wörter, die ihr irgendwie dazu einfallen,<br />

knickt die v orletzte Z eile nach hinten, so dass die oder der<br />

Nächste nur die letzten dr ei Wörter sieht. Das geht so w eiter bis<br />

die Zeile aus 5 Wörtern besteht, dann geht das G anze rückwärts<br />

bis es nur noch ein Wort ist. Am Schluss hat jede(r) ein Gedicht zu<br />

seinem Ausgangswort, das viele Assoziationen enthält.<br />

An diesem Punkt des Prozesses ist es notwendig, aus dem Gedankensammelsurium<br />

Ideen herauszufi ltern und Bezüge zum<br />

eigenen Lebensumfeld herzustellen, so dass jede und jeder einen<br />

Ausgangspunkt hat, um von dort aus seine eigene Gestaltungsidee<br />

in Tat umzusetzen.<br />

Ein ähnliches Vorgehen empfi ehlt sich auch, w enn das Material<br />

„Erde“ der Ausgangspunkt ist. Das Material ist im R aum ausgebreitet<br />

oder angehäuft und kann angefasst werden.<br />

Jede Person der Gruppe sucht nach Tätigkeiten, was man alles<br />

mit diesem Material machen kann. Gehen die spontanen Ideen<br />

aus, versucht man durch das Hinzufügen scheinbar unpassender<br />

Verben und Bearbeitungswerkzeuge, die aus einem anderen<br />

Kontext stammen, das Handlungsr epertoire zu erw eitern. Z. B.<br />

werden Tätigkeiten aus dem Kochbereich in den Bereich der Erdarbeiten<br />

über tragen, es entstehen K ombinationen wie „Matsch<br />

pürieren“ oder „Erde einwickeln“.<br />

Bei einer solchen Herangehensweise ist es auch möglich, dass einige<br />

aus der Gruppe andere Materialien zur Erde hinzunehmen.<br />

Fotoaktion – Erdinstallation<br />

– Subversiver Garten<br />

Möglicher Fotoimpuls:<br />

„The New York Earth Room“ von<br />

Walther de Maria<br />

Die Installation „New York Ear th R oom“ 3 besteht aus<br />

127.300 kg schwarzbrauner Erde in einem ganz in Weiß gehaltenen<br />

G alerieraum. Die 197 K ubikmeter Erde bilden eine 56<br />

cm dicke Schicht, die den Raum gleichmäßig bedeckt. Das seit<br />

1980 ausgestellte Werk nimmt eine Fläche v on 335 Quadr atmetern<br />

in bester Lage in Soho/New York ein. Der Ausstellungsbesucher<br />

betr achtet die Installation, indem er wie v or<br />

einem Gemälde steht und über den mit Er de gefüllten R aum<br />

schaut, die Erde riecht und ihre Feuchtigkeit spürt.<br />

In der Bildbetrachtung können Fragen nach dem menschlichen<br />

Umgang mit (der) Erde auftauchen, die Unterscheidung von lebendiger<br />

und toter Erde, die Frage nach der Erde in der Stadt.<br />

Wo ist sie sichtbar? An welchen Orten ist Erde nicht erwünscht<br />

in unserem heutigen Leben? Wird Erde dann zu „Dreck“? Wo<br />

zeigt sich der Kontrast zwischen Natur und Kultur?<br />

Fotoaktion<br />

Nach der Bildbetrachtung und dem F ormulieren von Fragen und<br />

Anmerkungen kann sich eine F otoaktion anschließen, bei der<br />

Erde in der Stadt fotografi ert wird:<br />

Wo kommt wirkliche Erde vor?<br />

Wo Ersatzstoffe? Wo gar keine?<br />

Kleinere Gruppen gehen auf Motivsuche, die Fotos werden abgezogen<br />

und geordnet.<br />

Die Frage nach der Versiegelung der Landschaft und den Lebensbedingungen<br />

in der Stadt könnte sich anschließen.<br />

3 Könnt ihr euch anschauen unter: www.earthroom.org<br />

Wer macht´s?<br />

ca. 8–12 Personen<br />

Wie teuer?<br />

Kosten für Fotoabzüge<br />

Womit?<br />

➜ Digitalkameras oder Handys<br />

Wie lange?<br />

ca. 2 <strong>mal</strong> eine Stunde<br />

Erdinstallationen<br />

Auch Erdinstallationen können entwickelt werden. Man kann die<br />

Erde an Orten zeigen, wo sie unerwünscht oder fremd ist, z. B. auf<br />

einer PC-Tastatur, in einem gekachelten Bad, auf der Windschutzscheibe<br />

eines Autos, im Geldbeutel.<br />

Welche Kontrastpaare entstehen?<br />

Welches Verständnis von Erde wird formuliert?<br />

Auch davon können Fotos und Fotoserien gemacht werden.<br />

Wer macht´s?<br />

ca. 8–12 Personen<br />

Wie teuer?<br />

Kosten für Fotoabzüge<br />

Womit?<br />

➜ Digitalkameras oder Handys<br />

Wie lange?<br />

ca. 2 <strong>mal</strong> eine Stunde<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

7<br />

K nstlerisch


K nstlerisch<br />

Subversiver Garten<br />

Eine andere Aktion kann das Anlegen von temporären „subversiven<br />

oder wilden“ Miniaturgärten sein. Sucht euch Orte in der Stadt aus,<br />

die besonders trist zubetonier t sind. Auf Br achfl ächen und in ausrangierten<br />

ungewöhnlichen Gefäßen (Gießkannen, Schubkarr en,<br />

Mülleimer, Schuhen, Handtaschen) könnten schnell wachsende und<br />

rankende Gewächse eingepfl anzt w erden: K apuzinerkresse, Weizen,<br />

Trichterwinden oder anderes.<br />

Wer macht´s?<br />

6–10 Personen<br />

Wie teuer?<br />

Geringe Kosten<br />

Womit?<br />

➜ Unterschiedliches Saatgut oder Pfl anzen<br />

➜ Ausrangierte Gefäße oder Gegenstände<br />

Wie lange?<br />

Es ist sinnvoll sich über einen längeren Zeitraum zu<br />

treffen, mindestens ein paar Wochen.<br />

Beachtet dabei die Anfor derungen der jeweiligen Pfl anzenarten an<br />

Lichtangebot, Bodenverhältnisse etc. und kümmer t euch um einen<br />

Pfl egedienst. Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit, auf einem kleinen<br />

Stückchen Erde mit Genehmigung wirklich einen längerfristigen<br />

Garten anzulegen.<br />

Kapuzinerkresse<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

4 Könnt ihr euch anschauen unter: www.madeleinedietz.de<br />

Erdkasten – Texturen –<br />

Erdsammlungen<br />

Möglicher Fotoimpuls:<br />

„ohne Titel“ von Madeleine Dietz 4<br />

Madeleine Dietz str eicht naturbelassene Er de<br />

aus der Gegend, in der sie lebt, auf einem steinernen Unter -<br />

grund aus und war tet, bis diese tr ocknet und in v erschieden<br />

große Stücke reißt.<br />

Diese Stücke schichtet sie in unterschiedlicher Weise in Stahlkästen.<br />

„Schatzkästen“ nennt sie diese. Die Er de wird geborgen<br />

und geschützt. Sie ist der Anfang, aus dem wir kommen<br />

und das Ende, in das wir gehen. In ihren Arbeiten thematisiert<br />

sie somit Leben und Tod.<br />

Madeleine Dietz: ohne Titel<br />

Erdkasten<br />

Mit einer Gruppe kann man entweder aus lehmhaltiger Erde oder<br />

gekauftem Ton, den man mit Erde oder auch feinem Sand vermischt,<br />

einen Erdkasten in einer alten Schublade oder einem aus einfachen<br />

Latten selbstgezimmer ten Holzkasten herstellen. Man str eicht die<br />

Erde ein, gestaltet das Profi l der Oberfl äche vielleicht wie eine Land-<br />

Wer macht´s?<br />

max. 12 Personen<br />

Wie teuer?<br />

Ton, ca. 6 bis 8 Euro<br />

Womit?<br />

➜ Dachlatten<br />

➜ lehmhaltige Erde bzw. Ton<br />

➜ Schubladen, Latten<br />

Wie lange?<br />

ca. 2 bis 3 Stunden<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

schaft, ritzt Figur en oder Schriftz eichen ein oder legt Gegenstände<br />

hinein. Die Dynamik der trocknenden und sich dabei zusammenziehenden<br />

Erde führt zu ganz überraschenden Ergebnissen.<br />

Texturen von Erdoberfl ächen<br />

Eine F otoaktion kann sich er geben: nämlich Texturen v on Er doberfl<br />

ächen zu sammeln: tr ockene Er de im Sommer , frisch gepfl<br />

ügte Erdschollen, nasser Sand, krümelige Er de oder anderes.<br />

Die Fotos kann man dicht an dicht zu einem F ototeppich zusammensetzen.<br />

Hier sind auch Schwarz-Weiß-Fotoabzüge reizvoll.<br />

Möglicher Fotoimpuls:<br />

„side by side” von Madeleine Dietz<br />

Madeleine Dietz hat im R ahmen ihr es P rojektes<br />

„side by side“ Erde von Friedhöfen aus allen Ländern der<br />

Erde gesammelt. Die Erdproben werden in kleinen Holzkästen, die<br />

man öffnen kann, gezeigt. Hinzugefügt sind Schriftstücke von den<br />

Menschen, die diese Erde mitgebracht oder geschickt haben. 5<br />

Madeleine Dietz: side by side<br />

5 Könnt ihr euch anschauen unter: www.madeleinedietz.de<br />

Wer macht´s?<br />

8–12 Personen<br />

Wie teuer?<br />

Fotoabzüge<br />

Womit?<br />

➜ Digitalkamera oder Handy<br />

Wie lange?<br />

ca. 1–2 Stunden und 1 Stunde<br />

Erdsammlungen<br />

Sammelt Erde aus v erschiedenen Orten, z. B. von eurem Wohnort,<br />

eurem Gebur tsort, dem Urlaubsor t. Ihr könntet die Er de in<br />

einem durchsichtigen Gefäß (z. B. einem Plexiglaszylinder) aufschichten<br />

oder die einz elnen Erdproben in Einmachgläsern aufbewahren<br />

und diese mit einem Etikett beschriften. Durch die<br />

Beschäftigung mit diesem K unstwerks könnte auch das Thema<br />

„beerdigt-werden“ zur Sprache kommen.<br />

Wer macht´s?<br />

5–20 Personen<br />

Wie teuer?<br />

Evtl. für dicke Plexiglasfolie, ca. 10 Euro<br />

Womit?<br />

➜ Erde<br />

➜ Unterschiedliche Gefäße<br />

Wie lange?<br />

Je nach Aufgabenstellung<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

Texturbeispiel: Erdscholle<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

9<br />

K nstlerisch


K nstlerisch<br />

Ein Quadratmeter Erdboden<br />

Möglicher Fotoimpuls:<br />

„Die Beschaffenheit des Bodens“<br />

von Jean Dubuffet 6<br />

Einige Bilder von Jean Dubuffet widmen sich der intensiven<br />

Erforschung des Er dbodens. Dubuffet geht es dabei um eine<br />

„höhere K onkretisierungsebene, auf der die materielle und<br />

geistige Welt zu einem einzigen Ausdruck v erschmelzen und<br />

die materielle Substanz durch graphische Mittel verdeutlicht<br />

wird“.<br />

Wer macht´s?<br />

6–8 Personen<br />

Wie teuer?<br />

Geringe Kosten<br />

Womit?<br />

➜ Forschungsutensilien wie z. B. Papier, Stifte,<br />

Kamera, kleine Schaufel<br />

Wie lange?<br />

3–6 Stunden<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

Eine Gruppe kann im Freien pro Person einen Quadratmeter Erdboden<br />

abmessen, mit Holzlatten umranden und diesen zum ganz<br />

persönlichen F orschungsbereich ernennen. Alles, was sich in<br />

diesem Quadratmeter befi ndet, wird zum Ausgangsmaterial für<br />

Gestaltungen. Jede P erson erstellt die R egeln für die eigene<br />

Forschungsarbeit, z. B. w erden die Einzelteile, die vorkommen<br />

sortiert, gezählt, aufgelistet, konser viert, abfrottiert oder aneinander<br />

genäht, foto grafi ert. Grundr egel sollte sein, dass L eben<br />

dabei nicht zerstört wird.<br />

Vielleicht wird auch etwas vergraben, das man nach einer gewissen<br />

Zeit wieder ausgraben will, um den Verfallsprozess zu beobachten<br />

oder es wird einfach ein Loch gegraben bzw. Erde aufgeschüttet.<br />

6 Kunstwerke von Jean Dubufett könnt ihr euch anschauen unter: www.jean-dubuffet.de<br />

Beschaffenheit des Bodens<br />

Nach dem F orschungsprozess, der in einem begleitenden Tagebuch<br />

festgehalten w erden kann, w erden die einz elnen Ar eale<br />

betrachtet und fotogr afi sch dokumentier t. Danach w erden die<br />

Forschungsergebnisse z. B. in Vitrinen ähnlich derer in archäologischen<br />

Museen ausgestellt und zur Kenntnis genommen.<br />

Welche Erkenntnisse über den Er dboden sind dabei her ausgekommen?<br />

Welche Spuren hinterlässt der Mensch?<br />

Erdmasken<br />

Möglicher Fotoimpuls:<br />

„Erdmasken“<br />

von Jean Dubuffet<br />

Das Repertoire von Jean Dubuffet umfasst auch gr oteske,<br />

witzige oder fur chteinfl ößende Figur en, die an Kinderz eichnungen<br />

erinnern und zum Teil wie in Er de geritzt aussehen.<br />

Markant sind in diesen Bildern Spuren, Risse und Linien.<br />

Legt selbst „Er dmasken“ an. Aus Kieseler de und etwas Wasser<br />

lassen sich Gesichtsmasken herstellen, die heilsam sind für die<br />

Haut. Es handelt sich um eine sehr fein gemahlene Erde, die man<br />

sogar essen kann. Auf die Haut aufgetr agen, trocknet sie innerhalb<br />

von ca. 20 bis 30 Minuten, v erändert die F arbe von mittelbraun<br />

bis beige und trocknet so auf der Haut, dass diese spannt<br />

und unendlich viele Furchen und Risse bildet.<br />

Man sieht steinalt aus wie trockene Wüstenerde (Fotoimpuls:<br />

Erdmaske). Dar aus könnte eine F otoserie entstehen, v or allem<br />

auch von den Gesichtern, wenn man unter dieser Erdschicht Fratzen<br />

zieht.<br />

Die Er de lässt sich ganz leicht ab waschen und hinterlässt eine<br />

zarte Haut.<br />

Fotoimpuls: Erdmaske<br />

Aus den F otos kann eine Por traitserie entstehen, ev entuell auch<br />

als Kontrast „Vorher – nachher“, zwei Fotos mit derselben Haltung,<br />

die man nebeneinander montiert.<br />

Im Sommer macht es auch gr oßen Spaß, sich am ganzen Körper<br />

mit Erde einzureiben, sie tr ocknen zu lassen und dann mit dem<br />

Schlauch abzuspritzen.<br />

Wer macht´s?<br />

8–12 Personen<br />

Wie teuer?<br />

➜ Fotoabzüge<br />

➜ Heilerde, ca.6 Euro<br />

Womit?<br />

➜ Kieselerde<br />

➜ Kamera<br />

Wie lange?<br />

Ca. 1,5 Stunden<br />

Vorher<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

Nachher<br />

11<br />

K nstlerisch


K nstlerisch<br />

Erdwesen<br />

Möglicher Fotoimpuls:<br />

Figuren von Jean Dubufett,<br />

z. B. „Der Schnutenzieher“<br />

Jean Dubuffet hat auch mehr ere archaisch anmutende Kopfobjekte<br />

und Büsten gemacht, die Themen haben wie zum<br />

Beispiel „Schnutenzieher“ 7 (1960).<br />

Wer macht´s?<br />

6–8 Personen<br />

Wie teuer?<br />

Geringe Kosten, ggf. für die Plastikfolie<br />

Womit?<br />

➜ Viel lehmhaltige Erde<br />

➜ Äste, Steine, Draht oder Jutesäcke<br />

➜ Ggf. Plastikfolie<br />

➜ 1kg Magerquark pro Figur<br />

➜ 1kg gelöschter Kalk pro Figur<br />

Wie lange?<br />

Mehrere Tage<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

Inspiriert von Jean Dubuffets Objekten kann sich die Gestaltung<br />

von großen Lehmfi guren anbieten, w enn man in der Umgebung<br />

eine L ehmgrube ausfi ndig machen kann, da diese Aktion eine<br />

Menge Material erfordert. Aus im Boden v erankerten Ästen und<br />

Steinen wird ein stabiles Grundgerüst erstellt, das ungefähr die<br />

Grundstruktur der zukünftigen Figur darstellt. Das Gerüst wir d<br />

zusammengebunden oder anders fi xiert. Danach wir d dieses<br />

Gerüst mit feinmaschigem Hasendraht und Jutesäcken verkleidet<br />

und in Form gebracht. Darüber wird die lehmhaltige Erde aufgetragen,<br />

wobei man am Boden beginnen muss und sich Schicht für<br />

Schicht w eiter nach oben arbeitet. Die F einheiten w erden am<br />

Ende gestaltet. Steht die Figur im F reien, muss sie bei der Bear -<br />

beitung mit einer Plastikfolie vor Regen geschützt werden. Um<br />

ihre Haltbarkeit zu v erlängern, wird sie nach dem Trocknen 3 x<br />

mit einer Mischung aus 1 kg L ehmschlämme, 1 kg Mager quark<br />

und 1 kg gelöschten K alk sorgfältig bestrichen. Dieser Anstrich<br />

kann in Abständen wiederholt werden, um die Figur vor dem Verfall<br />

zu bewahren.<br />

Malerei mit Erde<br />

Mögliche Fotoimpulse:<br />

Helmut Dirnaichner, z. B. „Chilam<br />

Balam, Erdbuch“, „Terre“ 8<br />

Antoni Tapies z. B. “Materie-Spirale”,<br />

„Spuren auf weißem Grund“, „ Zinnen“ 9<br />

Die genannten Künstler arbeiten mit unterschiedlichen Zielsetzungen<br />

direkt mit Er de auf einem Malgrund entw eder auf<br />

Leinwand, Papier oder K arton. Dabei spielen die v erschiedenen<br />

Farbnuancen der Er dtöne eine R olle, ihre Struktur, aber<br />

auch die aus Steinen und Halbedelsteinen gewonnenen Farbpigmente.<br />

Interessant ist es, aus Er de und aus S teinen (z. B. roter und gelber<br />

Sandstein) selbst F arbe herzustellen. Er de kann man dir ekt<br />

auf P apier auftr agen, auch auf L einwand. Ist die Er dschicht jedoch<br />

etwas dicker, ist es von Vorteil, zuerst eine Schicht Tapetenkleister<br />

aufzutragen oder unter die Erde zu mischen. Er wird beim<br />

Trocknen völlig unsichtbar.<br />

Um Steine zu verarbeiten, raspelt man den S tein auf einer alten<br />

Küchenreibe und zerstampft das grobe Pulver in einem schweren<br />

Mörser zu einer feineren Konsistenz. Mit dem zerstoßenen Stein<br />

und der Erde können zu allen Themen Bilder ge<strong>mal</strong>t werden.<br />

Wer macht´s?<br />

Bis ca. 20 Personen<br />

Wie teuer?<br />

➜ Tapetenkleister, ca. 3 Euro<br />

➜ Papier, z. B. Büttenpapier und evtl. mit L einwand<br />

bespannte K eilrahmen (K osten je nach F ormat<br />

und Qualität)<br />

Womit?<br />

➜ Steine<br />

➜ Leinwand<br />

➜ Papier oder Karton<br />

➜ Küchenreibe<br />

➜ Mörser<br />

➜ Tapetenkleister<br />

➜ Evtl. mit Leinwand bespannter Keilrahmen<br />

Wie lange?<br />

Ca. 2–3 Stunden<br />

Erdschuhe<br />

Möglicher Fotoimpuls:<br />

Jannis Kounellis (Ohne Titel) 10<br />

Ein Werk von Jannis Kounellis stellt ein paar<br />

gebrauchte Schuhe dar, deren Schuhsohlen mit Erde/Ton eingestrichen<br />

sind. Dies z eigt die Verbundenheit des Menschen<br />

mit der Erde, die im Alltag oft nicht wahrnehmbar und spürbar<br />

ist. Fragen stellen sich: Wann und wo berühre ich mit den Füßen<br />

die Erde, wann fühle ich mich ihr als Fundament, auf dem<br />

ich stehe, verbunden? Was ziehe ich aus ihr? Was gebe ich an<br />

sie ab? Welcher Austausch herrscht da und was fehlt, wenn er<br />

nicht gegeben ist?<br />

7 Könnt ihr euch anschauen unter: www.jean-dubuffet.de test tes te test 8 www.helmutdirnaichner.de<br />

9 www.fundaciotapies.com und unter www.picsearch.de<br />

10 Bilder von Jannis Kounellis unter www.picsearch.de<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

Malerei mit Erde<br />

Wer macht´s?<br />

Bis 20 Personen<br />

Wie teuer?<br />

➜ Dispersionsfarbe, ca. 12 Euro<br />

➜ Ton, ca. 6–8 Euro<br />

➜ Tapetenkleister, ca. 3 Euro<br />

Womit?<br />

➜ alte Schuhe<br />

➜ Farbe<br />

➜ Tapetenkleister<br />

➜ Erde/Ton<br />

Wie lange?<br />

Ca. 3–4 Stunden<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

13<br />

K nstlerisch


Mit einer Gruppe kann man ähnliche Objekte gestalten. So könnte<br />

man ausrangierte eigene Schuhe mit Dispersionsfarbe außen<br />

weißeln, die Sohlen zuerst mit Tapetenkleister und dann mit Ton<br />

oder Erde bestreichen. Die weißen Flächen der Schuhe bieten die<br />

Möglichkeit der individuellen Gestaltung. So könnte man zum<br />

Thema „W as gibt mir S tandfestigkeit im L eben? Was ist mein<br />

Fundament?“ arbeiten.<br />

Auch andere Aktionen bieten sich an: Mit den gestalteten Schuhen<br />

einen Weg zurücklegen und Spur en hinterlassen oder Spuren<br />

setzen zu einem besonderen (persönlichen) Ort.<br />

Erdbewegungen<br />

Mögliche Fotoimpulse:<br />

Werke von Andy Goldsworthy 11<br />

Wer auf dem Land wohnt, hat erw eiterte Möglichkeiten,<br />

mit Erde zu arbeiten. Vielfältige Anregungen<br />

bietet der Land-Ar t-Künstler Andy Goldswor thy, der ausschließlich<br />

mit Naturmaterialien arbeitet und seine vergänglichen<br />

Werke durch Fotografi en dokumentiert.<br />

Ihr könnt mit eurer Gruppe mit der Unterstützung einer Landwirtin<br />

oder eines Landwir ts eine gr oße Schlange aus Er de aufhäufen,<br />

ein Labyrinth bauen, etwas groß in Erde schreiben/stampfen<br />

oder ein Zeichen auf die Erde setzen, das man „vom Weltall aus“<br />

sehen kann.<br />

Wer macht´s?<br />

Bis 30 Personen<br />

Wie teuer?<br />

Geringe Kosten<br />

Womit?<br />

➜ Erde, Materialien eurer Wahl<br />

Wie lange?<br />

Je nach konkretem Projekt<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

11 Bilder von Andy Goldsworthy unter www.picsearch.de<br />

„Natur ist sich selber genug und soll dem Menschen auch<br />

genug sein. Was wir v on der Natur noch um uns fi nden<br />

können (ich sage bewußt nicht ‚haben‘) hat keine menschlichen<br />

Zufügungen nötig. Sie ist sich selbst – und für uns<br />

eine Offenbarung…“<br />

Pr sentation<br />

Der/die P rozessleiter(in) sollte auf jeden F all schon im Vorfeld<br />

eventuelle Präsentationsformen, Präsentationsorte oder Veranstaltungen<br />

ins Auge gefasst haben.<br />

Die Präsentation sollte sich nicht bescheiden im Hinter grund halten,<br />

sondern die Öffentlichkeit und den öffentlichen Raum, zumindest<br />

den kirchlichen Raum, suchen. Dabei können sich die Präsentationsformen<br />

an denen v on Kunstausstellungen orientieren. Gut<br />

wirkt eine einheitliche Form beim Zeigen von Fotos: gleiche Rahmen,<br />

gleiche Passepartouts oder gleich gr oße casani-Kästen, auf<br />

deren Oberseite die Fotos aufgeklebt werden können. Von Außenarbeiten<br />

soll es großformatige Dokumentationsfotos geben oder<br />

einen zusammen geschnittenen 3-Minuten- Film.<br />

Ziel der P räsentationen ist es stets, Aufmerksamkeit zu err egen<br />

und mit anderen ins Gespräch zu kommen. Deshalb ist es gut, den<br />

eigenen Gestaltungen Titel, z. B. in Form von Satzfragmenten, zu<br />

geben und der Präsentation eine Projektbeschreibung beizufügen,<br />

die auch Grundlage für einen Presseartikel sein kann.<br />

Brosch ren/B cher<br />

Brot für die Welt, EED und BUND (Hrsg.):<br />

Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt.<br />

Frankfurt, 2008,<br />

Die Kurzfassung der Studie „Wegmarken für einen K urswechsel“<br />

enthält auf 40 Seiten komprimiert die wichtigsten Aussagen<br />

und Inhalte der S tudie (Download bzw. Bestellung bei den Her -<br />

ausgebern sowie unter www.zukunftsfaehiges-deutschland.de)<br />

Kathke, Petra:<br />

Sinn und Eigensinn des Materials. Projekte.<br />

Anregungen. Aktionen. Band 1.<br />

Beltz Verlag, Weinheim 2001<br />

Links<br />

Unser Tipp …<br />

www.aesthetische-bildung.de<br />

Herman de Vries<br />

Es gibt noch viele Möglichkeiten, sich dem Thema<br />

Zukunftsfähigkeit kreativ zu nähern: Komponieren von<br />

Liedern, Verfassen von Texten und Gedichten, Dr ehen<br />

von Filmen (auch Trickfi lme) und Videospots, Aufführen<br />

von Theaterstücken, Musicals, Erstellen von Kunstwerken<br />

aus Müll, Malen von Wandbildern u.v.m.<br />

Probiert es einfach aus.<br />

Informativ<br />

PODIUMSDISKUSSION ORGANISIEREN<br />

Wer sich vor allem informieren will und vertiefende Diskussionen<br />

und Debatten anr egen möchte, kann eine Podiumsdiskussion<br />

organisieren und die derz eitige „Zukunftsfähigkeit“ kritisch unter<br />

die Lupe nehmen.<br />

Podiumsdiskussion/<br />

Informationsveranstaltung 12<br />

Warum?<br />

Mit einer Podiumsdiskussion oder einer Informationsv eranstaltung<br />

könnt ihr:<br />

über bestimmte Themen informieren,<br />

Menschen für ein bestimmtes Thema interessieren und<br />

sensibilisieren,<br />

unterschiedliche Ansichten zur Diskussion stellen,<br />

verschiedene Personen oder Gruppen zusammenbringen, um<br />

aktuelle Konfl ikte anzusprechen und Lösungen zu suchen.<br />

Wer macht´s?<br />

Ein kleines Organisationsteam von 2–5 Personen<br />

Wie teuer?<br />

Kosten für:<br />

➜ Raummiete<br />

➜ Honorar und Anfahrt der Referent(inn)en<br />

➜ Verpfl egung<br />

➜ Plakate oder Flyer<br />

Womit?<br />

➜ (Öffentlicher) Raum<br />

➜ Plakate oder Flyer zur Bewerbung<br />

➜ Getränke und Snacks<br />

Wie lange?<br />

1–2 Stunden (ohne Vorbereitung)<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

Wie anfangen?<br />

Überlegt euch, zu w elchem inhaltlichen Schw erpunkt ihr eine<br />

Veranstaltung or ganisieren wollt. Nutzt als Aufhänger aktuelle<br />

Ereignisse, die viele Menschen bew egen, so fi ndet ihr leichter<br />

interessierte Zuhörer. Welche R eferent(inn)en könnten miteinander<br />

diskutier en? Könnt ihr eine bekannte P ersönlichkeit für<br />

eure Veranstaltung gewinnen? Podien sind dann spannend, wenn<br />

die Teilnehmenden das Thema kontrovers debattieren.<br />

So geht´s:<br />

Wenn ihr das Thema gefunden habt, überlegt euch einen guten<br />

Ort. Soll die Veranstaltung an einem öffentlichen Platz oder an<br />

einem bestimmten Ort mit Bezug zum Thema (z. B. Rathaus, Ökobäckerei,<br />

Schule, S tadtwerke) stattfi nden? Or ganisiert einen<br />

Raum/Fläche für die Veranstaltung (groß genug für die erwartete<br />

12 aus: Aktionshandbuch WTO, Hrsg.: Gerechtigkeit Jetzt! Welthandelskampagne/EED, Bonn 2006<br />

Personenanzahl, gut zu erreichen und in dem ein Podium von bis<br />

zu fünf Leuten ausreichend Platz hat).<br />

Kündigt die Podiumsdiskussion r echtzeitig in eur er R egion an.<br />

Nutzt dazu die lokalen Medien und hängt die Plakate in der Stadt<br />

auf. <strong>Mach</strong>t euch für den Tag der Veranstaltung eine Checkliste,<br />

damit alles bereit ist, was ihr benötigt – zum Beispiel die Getränke<br />

und Mikrofone für die Redner(innen), fair gehandelte Blumen<br />

für das Podium, Infomaterial, ausreichend Stühle, etc. Ladet zum<br />

Beispiel die oder den lokale(n) Bundestagsabgeor dnete(n) ein,<br />

eine(n) Vertreter(in) aus der Industrie und eine(n) R eferent(in)<br />

aus einer Nichtr egierungsorganisation. Vielleicht möchte auch<br />

jemand aus eurer Gruppe auf dem Podium sitzen. Kümmert euch<br />

um eine pr ofessionelle Moderation, denn eine gute Gesprächsführung<br />

mit pointier ten Fragen ist wichtig. Mehr als fünf P ersonen<br />

sollten nicht auf dem Podium sitz en, sonst kommen die<br />

Gäste kaum zu Wort und die Diskussion wird unübersichtlich.<br />

15


Und das ist meine Idee:<br />

Dieses Heft ist Bestandteil der Publikation „<strong>Mach</strong> <strong>mal</strong> Zukunft“<br />

– Die Aktionsmappe für die Jugendarbeit zur Studie<br />

„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />

Herausgeber:<br />

Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland (aej),<br />

BUNDjugend, Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst e.V.<br />

Hannover, Berlin, Stuttgart, Bonn 2009<br />

Autor/in dieses Heftes:<br />

Birgit Weindl und Veit Laser (aej)<br />

Internet:<br />

www.evangelische-jugend.de<br />

www.bundjugend.de<br />

www.brot-fuer-die-welt.de<br />

www.eed.de<br />

www.zukunftsfaehiges-deutschland.de<br />

Zukunft fair teilen<br />

Gestaltung: www.dieprojektoren.de Art. Nr. 117110030


WAS FÜR EURE ARBEIT WICHTIG IST<br />

service<br />

>> Das Aktionsheft 7 für die Jugendarbeit zur Studie<br />

„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />

I<br />

hr habt eine gute guteIdee, Ideewas was ihr ihr zum zum Thema Zukunftsfähigkeit<br />

machen wollt und auch engagierte Leute, die mitziehen. Damit<br />

Manch<strong>mal</strong> fehlt es aber auch noch an anderweitiger anderweitiger UnterstütUnterstützung, seien es fachkundige Referent(inn)en, Materialien oder<br />

euer Projekt gut ankommt, ist es wichtig, dass ihr dafür sor gt, dass auch einfach das nötige „Kleingeld“.<br />

es möglichst viele mitbekommen, d. h. eine gute Presse- und Öffent- Überlegt, wer euch unterstützen oder sponsern könnte, auf w elche<br />

lichkeitsarbeit ist wichtig. Für die P ressearbeit gilt: Nicht kleckern, Posten ihr verzichten könnt, was sich improvisieren oder basteln<br />

sondern klotzen. Rührt die Werbetrommel, erzählt allen v on euren lässt und was kostengünstig aber effektiv ist.<br />

Plänen, ruft direkt bei den Medien mit eurer Idee an. Überlegt immer Auf den nachfolgenden S eiten haben wir für euch hilfr eiche<br />

bei euren Projekten, welcher Aspekt für die Medien interessant sein<br />

könnte. Baut Kontakte und Netzwerke auf!<br />

Tipps zusammengestellt. >>


Mit Zukunftsfahigkeit<br />

Schlagzeilen machen!<br />

PRESSEARBEITS-ABC 1<br />

Der „Klima-Walk“ auf dem Marktplatz war ein v oller Publikumserfolg,<br />

und auch nach dem konsumkritischen S tadtrundgang<br />

haben sich viele Kontakte zu Interessierten ergeben.<br />

Aber die P resse hat wieder ein<strong>mal</strong> nicht darüber berichtet und<br />

auch im R adio war nichts zu hör en. Das sinnv ollste Engagement<br />

nutzt w enig, w enn kaum jemand etwas dav on erfähr t. Und<br />

Journalist(inn)en können nicht über etwas berichten, v on dem sie<br />

selbst nichts oder zu spät erfahr en haben. Wer Menschen err eichen<br />

will, muss Presse- und Öffentlichkeitsarbeit machen. Und die<br />

darf nicht erst dann auf dem Plan stehen, w enn alles „W ichtige“<br />

erledigt wurde. Damit Pressearbeit für euch künftig ein Leichtes<br />

wird, haben wir auf den nächsten Seiten einige Tipps zusammengestellt,<br />

wie ihr mit eurer Aktion in die Medien kommt.<br />

Das unbekannte Land der Medien<br />

Wer in die Medien kommen will, sollte es Pressemenschen so leicht<br />

wie möglich machen. Medienarbeit beginnt – w eit vor der ersten<br />

Aktion – mit einer Analyse der Möglichkeiten vor Ort: Welche<br />

Zeitungen gibt es? Welche S tadtmagazine und Anz eigenblätter?<br />

Fallen euch andere Publikationen am Kiosk oder in Geschäften auf<br />

– zum Beispiel Vereinsmagazine oder Publikationen von Verbänden?<br />

Gibt es lokale R adiosender und Bür gerfunk? In w elchen<br />

Sendungen wird im Fernsehen über euren Ort und eure Region berichtet<br />

– in Fensterprogrammen oder in Landesschauen?<br />

Der erste Kontakt<br />

Wenn ihr eur e Medienliste aufgestellt habt, br aucht ihr An sprechpartner(innen),<br />

an die ihr eure Informationen weiter leitet. Wie aber<br />

die richtigen L eute fi nden, damit die P ressemitteilung nicht im P apierkorb<br />

landet? Bei P rintmedien liefer t das Impr essum die erste<br />

Kontaktmöglichkeit. Dor t stehen die Namen der R edakteurinnen<br />

und Redakteure sowie die Telefonnummer der Zentrale. Bei Radio-<br />

und Fernsehsendern geben der Internetauftritt sowie das Programmheft<br />

Auskunft über K ontaktdaten. Es ist wichtig, in einem<br />

Presseverteiler die Kontakte zu sammeln, die für das Thema zuständig<br />

sind. Auch hier hilft wieder der genaue Blick ins Medium:<br />

Welches Ressort berichtet in der lokalen Z eitung über das Thema?<br />

In w elcher R adiosendung tauchen ähnliche Aktionen auf? Und in<br />

welcher Fernsehsendung wird über vergleichbares Engagement berichtet?<br />

Anschließend kann man telefonisch erfragen, wer zuständig<br />

ist und die Kontaktdaten einholen.<br />

Die R edakteurinnen und R edakteure sind die wichtigsten<br />

Ansprechpartner(innen) für eure Presseinformation. Sie wählen die<br />

Themen aus, beauftr agen fr eie Journalist(inn)en und r edigieren<br />

Unser Tipp …<br />

Vergesst nicht die freien Journalistinnen und Journalisten.<br />

Sie arbeiten häufig für verschiedene Medien und können Themen<br />

daher vielfältig unterbringen. R atsam ist es, K ontakt mit<br />

Freien zu pflegen, die thematisch spezialisier t sind. Adressen<br />

und Telefonnummern findet ihr beispielsw eise im Internet in<br />

der freien Datenbank des Deutschen Journalisten-Verbandes.<br />

1 Quelle: Aktionshandbuch WTO, Hrsg.: Gerechtigkeit Jetzt! Welthandelskampagne/EED, Bonn 2006 (gekürzt)<br />

Mehr Informationen fi ndet ihr in dem Medienhandbuch „Schlagzeilen – Presse-Praxis für Jugendliche“,<br />

erhältlich beim Deutschen Bundesjugendring, www.dbjr.de<br />

zugelieferte Texte. Volontärinnen und Volontäre sind „Journalismus-<br />

Azubis“. Die Redaktionsassistenz kann Auskünfte über das „Wie und<br />

Wann“ einer Presseaussendung geben.<br />

Das richtige Timing<br />

Gute Pressearbeit hängt v om richtigen Z eitpunkt ab. An manchen<br />

Tagen stehen die Chancen für eine Veröffentlichung besser als an<br />

anderen – auch hier hilft ein prüfender Blick: Gibt es an bestimmten<br />

Tagen feste Rubriken, wo die Infos gut passen? Stehen die Chancen<br />

montags eher gut, w eil der Lokalteil dünn ist – oder eher schlecht,<br />

weil der Spor tteil den meisten R aum einnimmt? Und ganz wichtig:<br />

Nutzt das Sommerloch und die Ferienzeit – in solchen Phasen ist die<br />

Presse dankbar für „Futter“.<br />

Nicht jede Tageszeit ist gut für einen Anruf in der R edaktion. Der<br />

Vormittag ist die beste Z eit für einen Kontaktanruf, einen (angekündigten)<br />

Redaktionsbesuch oder das telefonische Nachfassen<br />

einer Presseaussendung.<br />

Unser Tipp …<br />

Beachtet die verschiedenen Vorlaufzeiten bei Medien. Bei<br />

Zeitungen, Hörfunk- und F ernsehsendungen wir d meist<br />

tagesaktuell oder v on einem Tag auf den nächsten geplant.<br />

Zeitschriften und Magazine jedoch haben im Schnitt einen<br />

Vorlauf von sechs bis acht Wochen. Da es hier häufig Terminkalender<br />

und Vorschauen gibt, in denen eure Aktion angekündigt<br />

werden kann, lohnt sich eine Extra-Presseaussendung für<br />

diesen Medienbereich – und zwar einige Wochen bevor ihr an<br />

die anderen Medien herantretet.<br />

Die Pressemitteilung: kurz, knapp, umfassend<br />

Journalist(inn)en haben wenig Zeit. Und sie bekommen viele Texte<br />

auf den Tisch. Deswegen ist es wichtig, dass ihr in eurer Presseinformation<br />

schnell auf den P unkt kommt. Fasst euch kurz, glieder t<br />

klar und schreibt verständlich. Fachausdrücke und wenig gängige<br />

Abkürzungen haben hier ebenso wenig zu suchen wie Schwafelei.<br />

Entscheidend ist, ob die Presseinformation einen Nachrichtenwert<br />

hat. Bietet einen aktuellen Anlass an, der die Aufmerksamkeit<br />

weckt. Die P resse arbeitet nach dem Grundsatz: Von hinten wir d<br />

gekürzt. Deswegen gehört das Wichtigste an den Anfang der Pressemitteilung,<br />

am besten in den ersten Satz.<br />

Insgesamt sollte die P ressemitteilung nicht länger als eine DI N-<br />

A4-Seite (25 bis 30 Zeilen) sein und folgende Punkte beachten:<br />

Die Information ist als Pressemitteilung gekennzeichnet.<br />

Alle wichtigen Fragen sind beantwortet (W-Fragen: Wer, was,<br />

wann, wo, wie, warum).<br />

Der Einstieg bzw. der Titel sind prägnant, besser noch<br />

ungewöhnlich und sie können ruhig frech sein.<br />

Es ist deutlich, von wem die Information stammt. Die Kontaktdaten<br />

müssen im Briefkopf genannt sein und der Absender<br />

der Nachricht muss im Text als Quelle auftauchen.<br />

Die Sprache ist schnörkellos und faktenorientiert, die Schlagzeile<br />

klar und aussagekräftig.<br />

Politische Forderungen, Kommentierungen und Wertungen<br />

werden als Zitate eingestreut – im Journalistendeutsch O-Ton<br />

genannt. Die/Der O-Ton-Geber(in), die/der in der Pressemitteilung<br />

auftaucht, sollte auch für Interviews bereit stehen.<br />

Bilder werden stärker beachtet als Texte, deswegen ist es<br />

hilfreich, Bildmaterial mitzuliefern oder anzubieten.<br />

Auch die Form ist entscheidend: Benennt die Textlänge („x Zeilen<br />

à y Anschläge“), schr eibt das Datum aus und v ermeidet Zahlenkolonnen.<br />

P ersonen und O-T on-Geber(innen) sollten stets mit<br />

Vor- und Zunamen sowie Funktion genannt werden.<br />

Vor allem für Radio und TV ist es wichtig, gute O-Töne zu haben.<br />

Schreibt also direkt dazu, wer bei eurer Organisation/Gruppe für<br />

Unser Tipp …<br />

Der Aufbau einer P ressemitteilung folgt der F austformel:<br />

interessant statt chronologisch. Also direkt mit dem Wichtigsten<br />

oder einem „Aufmerksamkeitsw ecker“ beginnen. Man<br />

nennt das auch das AHA-Prinzip:<br />

Aufmerksamkeit: interessanter Anfang<br />

Hauptsache: die wichtigsten Informationen<br />

Alles Weitere: Einzelheiten, nähere Umstände<br />

weitere i Interviews I i bereit b i steht h – oder d bietet bi ein i P Pressegespräch ä h<br />

vor oder nach der Aktion an. Dort könnt ihr auch in einer Pressemappe<br />

w eiteres Material – zum Beispiel Hinter grundpapiere –<br />

verteilen. Wichtig ist auch hier eine professionelle Aufbereitung.<br />

Der/die Autor(in) einer solchen Pressemappe muss für die Presse<br />

einen Teil der „Übersetzungsarbeit“ leisten – spr achlich wie<br />

inhaltlich. Dicke P apiere mit wissenschaftlichem Anspruch landen<br />

eher im Papierkorb.<br />

Gute Texte sind Texte, die gelesen werden<br />

Weil sie<br />

verständlich sind und keine Rätsel aufgeben,<br />

Interesse wecken und nicht langweilen,<br />

neugierig machen und nicht abschrecken.<br />

Trennt euch v on akademischer P rosa, v on Bür okratendeutsch<br />

und Or ganisationsjargon. Schr eiben ist schr eiben für ander e.<br />

Behaltet eure potenziellen Leser(innen) im Auge. Geht von praktischen<br />

Beispielen aus, lasst Menschen für euer Thema sprechen.<br />

Prüft eure Gliederung und eur e Textdramaturgie: Ist sie logisch<br />

und ohne Brüche?<br />

Und ebenfalls wichtig: Unterstützt die optische Aufmachung<br />

euren Text?<br />

Der Blickfang: Fotos, Bildmaterial und Grafiken<br />

Die Ber eitschaft, aus einer P ressemitteilung einen Beitr ag zu<br />

machen, wächst, wenn der Blickfang mitgeliefert wird. Das können<br />

Fotos oder Gr afi ken sein. Voraussetzung ist pr ofessionelle<br />

Bildqualität. Wenn Amateurinnen oder Amateur e Fotos machen,<br />

gelten (neben den Anfor derungen wie Bildschärfe, Farbrichtigkeit,<br />

Kontrast, ausreichende Auflösung) vier wichtige Regeln:<br />

Unser Tipp …<br />

Gute Schreibende sind Um-Schr eibende. Auch P rofis gelingen<br />

selten auf Anhieb verständliche und interessante Texte<br />

– sie pr oduzieren mehrere Entwürfe, aus denen ein gelungener<br />

Text werden kann. Und manch<strong>mal</strong> muss man sich einfach<br />

auch von einem Text trennen und neu anfangen.<br />

1. So nahe wie möglich heran an das Motiv.<br />

2. Nicht immer in Augenhöhe v on v orn fotogr afi eren, sondern<br />

ungewöhnliche Bildperspektiven suchen.<br />

3. Motive mit Menschen werden gern genommen.<br />

4. Oft ist es attr aktiv, wenn das Bild eine „Geschichte erzählt“,<br />

also eine Handlung zu erkennen ist.<br />

Wenn ihr eurer Presseinformationen Bilder beilegen wollt, sind<br />

außerdem folgende Punkte wichtig:<br />

Papierabzüge mindestens 13 x 18 Zentimeter, farbig, hoch<br />

glänzend.<br />

Zu jedem Motiv eine ausformulierte Bildunterschrift/Bildlegende<br />

mit Copyright-/Urheberangaben auf der Abzug-<br />

Rückseite (aufgeklebt, nicht mit Kugelschreiber).<br />

Digitalfassungen auf CD-ROM oder als Datei zum Herunterladen.<br />

Die Bildlegende wird als Textdatei hinzugefügt.<br />

Kontaktpflege: Der richtige Umgang mit der Presse<br />

Damit P ressearbeit langfristig erfolgr eich ist, solltet ihr euch<br />

über den Tag hinaus als K ommunikationspartner(innen) verstehen.<br />

Nicht die Masse macht’s – lieber weniger, dafür informatives<br />

Material. Ein guter Dr aht zu Journalist(inn)en sor gt dafür, dass<br />

den eigenen P ressemitteilungen mehr Beachtung geschenkt<br />

wird. R uft ruhig <strong>mal</strong> in der R edaktion an und v ereinbart einen<br />

Besuch oder ein Redaktionsgespräch. Keine Lokalredaktion wird<br />

ein solches Angebot ablehnen, sondern sich eher über das Angebot<br />

freuen.<br />

Unser Tipp …<br />

Bietet Informationen an und pflegt Kontakte auch dann,<br />

wenn es nichts K onkretes zu bespr echen gibt. Umso höher<br />

ist die Wahrscheinlichkeit, dass ihr als E xpert(inn)en für<br />

Interviews herangezogen und als medienkompetent wahrgenommen<br />

werdet.<br />

Last but not least: die Auswertung<br />

Beobachtet kontinuierlich eur e lokalen Medien – auch um zu<br />

checken, ob und wie über eur e Aktionen berichtet wir d. Eine<br />

regel mäßige Medienauswertung ist wichtig,<br />

um die Besonderheiten einzelner Medien kennen und nutzen<br />

zu lernen (Gibt es eine Jugendseite? Wird über Aktivitäten vor<br />

allem dann berichtet, wenn Lokalprominenz beteiligt ist?),<br />

um ein Gespür für „Themenkonjunkturen“ zu entwickeln<br />

(Werden lokale Initiativen stärker beachtet, wenn ihr Thema<br />

bundesweit in der Diskussion ist?),<br />

für einen Überblick, wer worüber berichtet.<br />

3<br />

Pressearbeit


Zukunftsfahigkeit moglich machen<br />

Hier gibt es Unterstützung für eure Arbeit<br />

Lasst euch in eurem<br />

Engagement unterstutzen<br />

Mit Geld<br />

Das Aktionsgruppenprogramm des Bundesministeriums für<br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützt<br />

mit bis zu 510 E uro Aktionen v on Gruppen, auch w enn diese<br />

kein eingetr agener Verein sind. Die Gelder w erden quar talsmäßig<br />

v ergeben, 25 % der beantr agten Aktionskosten muss<br />

die Gruppe selbst tr agen. Der Antr ag sollte mindestens acht<br />

Wochen vor der Aktion bei InWent vorliegen. Mehr Informationen<br />

unter www.inwent.org<br />

Der Bundesverband Deutscher Stiftungen vertritt die Interessen<br />

der S tiftungen in Deutschland gegenüber Öffentlichkeit,<br />

Politik und Verwaltung. Auf der Seite www.stiftungen.org fi ndet<br />

ihr viele Stiftungen mit Kontaktdaten.<br />

Bei der Stiftung Umverteilen gibt es für eingetragene Vereine<br />

einen Topf (AG Dritte Welt – Hier!), mit dem Sachmittel, Honorare,<br />

Publikationen und Veranstaltungen von Basisgruppen<br />

gefördert werden. Besondere Antragsfristen existieren nicht.<br />

Mehr Informationen unter: www.umverteilen.de<br />

Die Stiftung Nord-Süd-Brücken unterstützt ostdeutsche Gruppen.<br />

Hier müssen Antr agsfristen beachtet werden, die ihr bei<br />

der Stiftung erfahrt. Mehr Informationen unter:<br />

www.nord- sued-bruecken.de<br />

Auch der Katholische Fonds vergibt Gelder an Aktionsgruppen,<br />

Gemeinden usw . für Seminar e, Aktionen und P ublikationen.<br />

Die Anträge für kleine Aktionen (bis 1.500 E uro) müssen spätestens<br />

Mitte des Vormonats v or P rojektbeginn eingetr offen<br />

sein. Mehr Informationen unter: www.katholischer-fonds.de<br />

Der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) fördert entwicklungspolitische<br />

Bildungsarbeit in Deutschland. E ure Unterlagen<br />

sollten mindestens sechs Wochen vor Beginn der Aktion<br />

beim EED eintreffen. Mehr Informationen unter www.eed.de<br />

Eine sehr gute Übersicht zu Fördermöglichkeiten für Vorhaben<br />

im Umwelt- und Eine-Welt-Bereich fi ndet ihr unter:<br />

www.mehrmoeglichmachen.de<br />

Mit Informationen,<br />

Materialien,<br />

Referent(inn)en und un Filmen<br />

Informations- und Arbeitsmaterialien für eur e Arbeit gibt es bei<br />

den bereits aufgeführten Organisationen. Weitere gute Informationsquellen<br />

sind Ministerien z. B. das B MZ (www.bmz.de) oder<br />

das B MU ( www.bmu.de), die Bundesz entrale für politische Bildung<br />

( www.bpb.de), die entwicklungspolitischen Landesnetzwerke<br />

( www.agl-einewelt.de), das F orum Umw elt und Entwicklung<br />

( www.forumue.de), die kir chlichen Entwicklungsdienste<br />

u.v.m.<br />

Beim Deutschen Entwicklungsdienst ( www.ded.de) könnt ihr im<br />

Rahmen des P rogramms „Bildung trifft Entwicklung“ ehe<strong>mal</strong>ige<br />

Entwicklungshelfer(innen) als R eferent(inn)en zu eur en Veranstaltungen<br />

einladen.<br />

Bei den E vangelischen Medienzentralen könnt ihr Filme zu v erschiedenen<br />

Themen ausleihen. Adressen fi ndet ihr unter:<br />

www.evangelische-medienzentralen.de<br />

Dieses Heft ist Bestandteil der Publikation „<strong>Mach</strong> <strong>mal</strong> Zukunft“<br />

– Die Aktionsmappe für die Jugendarbeit zur Studie<br />

„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />

Herausgeber:<br />

Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland (aej),<br />

BUNDjugend, Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst e.V.<br />

Hannover, Berlin, Stuttgart, Bonn 2009<br />

Redaktion dieses Heftes:<br />

Katja Breyer (EED)<br />

Internet:<br />

www.evangelische-jugend.de<br />

www.bundjugend.de<br />

www.brot-fuer-die-welt.de<br />

www.eed.de<br />

www.zukunftsfaehiges-deutschland.de<br />

Zukunft fair teilen<br />

Gestaltung: www.dieprojektoren.de Art. Nr. 117110030


BESSER – ANDERS – WENIGER<br />

<strong>Mach</strong> <strong>mal</strong><br />

Zukunft!<br />

>> Das Aktionsheft 8 für die Jugendarbeit zur Studie<br />

„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />

Bevor wir euch mit einem Blick aus unser en Zeitfenstern<br />

in da s Jahr 2022 entführ en, möcht en wir euch einen<br />

Aktionstipp geben, mit dem ihr eur e direkte Umgebung auf<br />

Zukunftsfähigkeit überprüfen und auch einen K urswechsel<br />

an einigen Stellen anstoßen könnt. >><br />

„Wo kämen wir hin, w enn alle sagten, wo kämen wir<br />

hin und niemand ginge, um ein<strong>mal</strong> zu schauen, wohin<br />

man käme, wenn man ginge.“<br />

Kurt Marti, Schweizer Theologe und Schriftsteller


1 www.footprint.at<br />

Aktionstipp<br />

ZUKUNFT ANFANGEN – „BESSER – ANDERS – WENIGER“!<br />

Warum?<br />

Vor Ort prüfen, wie es um die „Zukunftsfähigkeit“ eurer Gemeinde,<br />

Schule, Uni, Betrieb, Kommune steht.<br />

Zeigt, dass es „Besser – Anders – Weniger“ geht.<br />

Eigenes Zukunftsprojekt anfangen und Verantwortliche wie<br />

Pfarrer(in), Direktor(in), Gemeindekirchenrat, Stadtrat u. a.<br />

einbinden.<br />

Wie anfangen?<br />

Ihr solltet euch im Vorfeld der Aktion mit dem Thema beschäftigt<br />

haben, da Hintergrundwissen zu ausgewählten Inhalten wie Energie,<br />

Konsum notwendig ist („Man sieht nur, was man weiß.“).<br />

Ein Einstieg kann z. B. die Berechnung eures „ökologischen Fußabdrucks“<br />

sein. Mit dessen Hilfe w erden die übermäßige Umweltnutzung<br />

und die dafür besonders auschlaggebenden F aktoren<br />

sehr deutlich. 1<br />

Wer macht´s?<br />

5–30 Personen<br />

Wie teuer?<br />

Geringe Kosten<br />

Womit?<br />

➜ Stifte<br />

➜ Große Pappen oder Plakate<br />

➜ Foto- oder Videokameras<br />

Wie lange?<br />

Wer<br />

wie<br />

womit<br />

Je nach Thema und Zeit, die ihr investieren könnt.<br />

So geht´s: ´<br />

Wählt euch ein Thema oder einen Or t/eine Einrichtung aus, die<br />

ihr auf ihre „Zukunftsfähigkeit“ untersuchen wollt und wo ihr ein<br />

„Besser – Anders – Weniger“ realisieren möchtet, z. B.<br />

den Konsum in eurer Kommune,<br />

den Klimaschutz in eur er Kirchengemeinde, Schule, Uni oder<br />

eurem Betrieb.<br />

Die Auswahl eines Bereiches kann mit einem Brainstorming und<br />

anschließender Bew ertung (W as ist für euch das Wichtigste?)<br />

erreicht werden.<br />

Sammelt nun weitere Informationen zu eurem gewählten Thema<br />

bzw. Ort/Einrichtung und bearbeitet dabei folgende Punkte:<br />

1. Warum bzw. was ist daran nicht zukunftsfähig? Welche Folgen,<br />

Ursachen hat das?<br />

2. Wer ist daran beteiligt, wer sind die Akteure?<br />

3. Worauf könnt ihr Einfl uss nehmen? Wo bedarf es Änderungen<br />

im politischen Bereich?<br />

Warum ist die Formel „Besser – Anders – Weniger“ so wichtig, um<br />

die Probleme zu lösen? Wie würde Deutschland, eure Kommune,<br />

euer Zuhause aussehen, wenn „Besser – Anders – Weniger“ realisiert<br />

wird wir d, z.B. bei der Energienutzung und -erzeugung<br />

(Strom), Ernährung und Landwirtschaft, Urlaub?<br />

In der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten<br />

Welt“ fi ndet ihr dazu Informationen, z. B. in folgenden Kapiteln:<br />

Klimachaos, Peak Oil und die Krise der Biodiversität, S.34–62<br />

Eine Welt mit Nachholbedarf, S.63–90<br />

Deutschland im Weltumweltraum, S.115–156<br />

Ökologischer Wohlstand, S.216–249 – hier wird die Faustformel<br />

„Besser – Anders – Weniger“ erläutert!<br />

Basis wechseln: Auf Solarwirtschaft umsteigen, S. 306–334<br />

Überfl üssig machen: Von den Chancen der Ressourceneffi<br />

zienz, S. 335–364<br />

Kreisläufe schließen: Die Renaissance der Regionen, S. 395–426<br />

Engagement E<br />

vor Ort, S. 539–600<br />

Komprimiert Kom fi ndet ihr die Informationen in der K urzfassung der<br />

Studie: Stu „W egmarken für einen K urswechsel“ (Do wnload bzw .<br />

Bestellung Bes bei den Her ausgebern so wie unter www .zukunftsfaehiges-deutschland.de).<br />

fae<br />

Viele Vie Informationen findet ihr im Internet. Ihr könnt auch<br />

Expert(inn)en Exp einladen, die euch dabei helfen und euch wichtige<br />

Informationen Info geben können, z. B. vom kirchlichen Entwicklungsdienst,<br />

die der kir chlichen Umw eltarbeit, der B UNDJugend, Umw eltzentren,<br />

zen „Eine Welt“-Initiativen, Verbraucherzentrale o. ä.<br />

„Besser „B – Anders – Weniger“<br />

BBesser<br />

= Dematerialisierung = Effi zienz = höher er Ertrag bei<br />

geringerem g Aufwand: Effi zienz strebt nach einem geringer en<br />

Einsatz E von Stoffen und Energie pro Ware oder Dienstleistung<br />

und u damit nach einem geringer en Natur verbrauch. Das geschieht<br />

dur ch v erbesserte Technik und Or ganisation, also<br />

durch Einsparung, Wiederverwendung, Abfallvermeidung, den<br />

Einsatz erneuerbarer Energie usw.<br />

Anders = Natur verträglichkeit = K onsistenz = Mit der Natur<br />

wirtschaften: Der Ansatz sieht die Natur nicht mehr als Werkzeug,<br />

sondern als P artner. P rodukte w erden nicht mit dem<br />

Denkmuster „v on der Wiege zur Bahr e“, sondern „v on der<br />

Wiege zur Wiege“ konzipiert und hergestellt. Produkte sollten<br />

sich entweder in den natürlichen Kr eislauf integrieren lassen<br />

oder zumindest innerhalb geschlossener technischer Kreisläufe<br />

zirkulier en. In solchen intelligenten S ystemen w erden die<br />

Überreste der einen P roduktion zum Ausgangsmaterial der<br />

nächsten. Ökolandbau oder erneuerbar e Ener gien sind Beispiele<br />

dafür.<br />

„Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht<br />

mehr salzt, womit soll man salz en? Es ist zu nichts<br />

mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es<br />

von den Leuten zertreten.“<br />

Matthäus 5,13<br />

Weniger = Selbstbegr enzung = Suffi zienz = Maßhalten: Es<br />

geht darum, dass wir unser e Nachfr age nach Gütern und<br />

Dienstleistungen und damit nach R essourcen r eduzieren, in<br />

dem wir unser Verhalten, unser en Lebensstil ändern. Es bedeutet<br />

ein Nachdenken über das, was Wohlstand ist, was ein<br />

gelingendes L eben ausmacht und wie viele Güter ich dafür<br />

benötige.<br />

Zeigt jetzt auf, wie „Besser – Anders – Weniger“ realisiert werden<br />

kann, z. B. Energieverwendung in der Kirchengemeinde, Konsum<br />

bei euch zu Hause, der nächste Gruppenausfl ug, euer Urlaub mit<br />

Freunden oder der Familie.<br />

Erstellt eine Liste mit relevanten Handlungsbereichen und den<br />

Rubriken „Besser – Anders – Weniger“. Erkundet und erforscht,<br />

wie es anders gehen kann.<br />

Ihr könnt euch dabei auch in Kleingruppen aufteilen und in den<br />

Gruppen ein spezielles Thema erarbeiten, z. B. Küche, Ener gienutzung,<br />

Gestaltung von Freizeiten.<br />

Nehmt euch einen Notizblock, S tift, vielleicht auch eine K amera<br />

und geht los. Schr eibt auf und haltet fest, was „Besser – Anders<br />

– Weniger“ gestaltet werden kann, z. B. das Essen in der K antine<br />

bzw. Mensa, das Angebot an R eisen bei einem R eisebüro in eurem<br />

Ort, die Versorgung auf dem Stadtfest, der Grillabend mit<br />

Freunden, der Betrieb des Kopierers, das Verkehrskonzept eurer<br />

Kommune. S tellt diese Er gebnisse in einer Tabelle zusammen.<br />

Notiert darin, in welchem Handlungsfeld was getan werden kann.<br />

Dabei können/müssen nicht bei jedem Handlungsfeld alle drei<br />

Punkte berücksichtigt werden.<br />

Beispiel: „Energieverwendung in der Kirchengemeinde“<br />

Beim Thema Energieverwendung in der Kir chengemeinde könnt<br />

ihr z. B. folgenden Fragen nachgehen:<br />

1. Besser: Wie effi zient wird Strom und Wärme genutzt, gibt es<br />

z. B. Steckerleisten, Energiesparlampen oder wird die Heizung<br />

bedarfsreguliert? Wie warm ist es im Gruppenzimmer? Wie erfolgt<br />

die Anreise zu Gottesdiensten, Gruppentreffen, Freizeiten<br />

– mit dem Auto, Bus oder Bahn? Gibt es gute Möglichkeiten mit<br />

dem F ahrrad zu kommen? Wo w erden R essourcen (Ener gie,<br />

Wasser, Papier, Lebensmittel) verschwendet? Was kann eingespart<br />

werden? Stehen die Fenster lange offen?<br />

2. Anders: Wird Ökostr om bez ogen? Wird R ecyclingpapier, biofairer<br />

Kaffee/Tee verwendet? Ist das Essen auf Gemeindefesten<br />

klimafr eundlich (ökologische P rodukte, r egional, w enig<br />

Fleisch)? Werden F reizeiten umw eltfreundlich v eranstaltet?<br />

Wieviel Müll entsteht bei euch?<br />

3. Weniger: Wie kann das nächste Gemeindefest mit weniger<br />

Materialaufwand trotzdem gut gefeiert werden? Brauchen wir<br />

z. B. Orangensaft?<br />

Checkliste „Zukunft – Kirchengemeinde“<br />

Handlungsbereich<br />

Beleuchtung<br />

Besser!<br />

Wie können wir<br />

einen höheren<br />

Ertrag bei geringerem<br />

Auf wand<br />

erreichen?<br />

Energiesparlampen,<br />

Lampen<br />

anders ausrichten<br />

(Lichtausbeute<br />

erhöhen)<br />

Wärme Reduzierung der<br />

Raumtemperatur,<br />

Stoßlüften<br />

Freizeiten Bus oder Bahn<br />

statt Auto oder<br />

Flugzeug<br />

Küche Welche Kühlschränke<br />

bzw.<br />

Heizplatten sind<br />

überfl üssig?<br />

Wieviel Essen wird<br />

weggeworfen?<br />

Anders!<br />

Wie können wir<br />

mit der Natur<br />

wirtschaften?<br />

Weniger!<br />

Brauchen wir<br />

das?<br />

Ökostrom Muss der Kirch -<br />

turm nachts<br />

beleuchtet sein?<br />

Ist Erdwärmenutzung<br />

oder Biomasseheizung<br />

möglich? Kann die<br />

Gemeinde an ein<br />

lokales BHKW<br />

angeschlossen<br />

werden?<br />

Können wir uns<br />

mit ökologisch<br />

erzeugten<br />

Nahrungsmitteln<br />

verpfl egen?<br />

Werden öko-faire<br />

Produkte angeboten?<br />

Muss es sein,<br />

dass der Gottesdienst<br />

im Winter<br />

in der Kirche<br />

stattfi ndet?<br />

Muss das Ziel für<br />

die Freizeit so weit<br />

weg sein? Kann es<br />

nicht ein Ziel in<br />

der Nähe sein?<br />

Müssen es die<br />

hoch verarbeiteten<br />

Produkte bzw.<br />

die Bananen sein?<br />

Oder geht es auch<br />

einfacher?<br />

Diskutiert in der Kleingruppe, was ihr gefunden habt und stellt es<br />

so zusammen, dass es für die ander en nachvollziehbar ist. Zeigt<br />

eure Er gebnisse dann den ander en Gruppen. Wer hat was herausgefunden?<br />

Entscheidet, w elche P unkte euch besonders<br />

wichtig sind, die „Besser – Anders – Weniger“ werden müssen, die<br />

ihr mit den verantwortlichen Akteur(inn)en besprechen wollt und<br />

die ihr auch selbst ändern wollt. Lasst die einen P unkte aber<br />

nicht links liegen, sondern nehmt sie in einen „Nicht- Zukunft-<br />

Speicher“ auf, um sie später zu bearbeiten.<br />

Um ander e zu informier en, könnt ihr eine (F oto)-Ausstellung<br />

Zukunft anfangen – „Besser – Anders – Weniger“ zu euren Ergebnissen<br />

gestalten. Fokussiert diese dabei auf die euch wichtigsten<br />

Handlungspunkte. Denn eine Fülle erschlägt die, die ihr err eichen<br />

wollt.<br />

Stellt an einem Aktionstag eur e F otos mit kurz en erklär enden<br />

Texten aus, z. B. am Sonntag zum Gottesdienst – hängt sie z. B.<br />

an die große Linde vor dem Pfarrhaus, an den Zaun oder die Kir -<br />

chenmauer. Z eigt und erklär t den Gemeindemitgliedern nach<br />

dem Gottesdienst die Ausstellung und sagt ihnen, was sich eurer<br />

Meinung nach ändern muss.<br />

Oder nutzt in der S tadt Or te wie die Einkaufspassage, den<br />

Bahnhof oder das R athaus für eur e Präsentation. Spannt z. B.<br />

Wäscheleinen auf und hängt eur e Er gebnisse mit Klammern<br />

3<br />

Aktionstipps


Aktionstipps<br />

daran oder befestigt die Bilder auf dem Boden, so dass sie die<br />

Form eines Fußabdrucks ergeben. So werdet ihr am Shopping-<br />

Sonnabend sicher mit vielen Menschen ins Gespräch kommen.<br />

Positiver Abschluss einer solchen Ausstellung kann ein Bild mit<br />

Blick in die Zukunft sein, ein „Z eitfenster“. Erstellt dafür eine<br />

Collage, die z eigt, wie sich was v erändert hat, w enn das L eitprinzip<br />

„Besser – Anders – Weniger“ realisiert ist .<br />

Wie kann euer „Besser – Anders – Weniger“ – Ort in Zukunft aussehen,<br />

wenn z. B.:<br />

die Energieversorgung auf solarer Basis beruht,<br />

es nur noch öffentliche Verkehrsmittel in der Kommune gibt,<br />

die Preise der Produkte ökologische und soziale Kosten<br />

beinhalten,<br />

Unser Tipp …<br />

Ihr könnt aus den Bildern auch eine P ressemitteilung,<br />

Präsentation oder Internetseite erstellen, die ihr<br />

dann den Verantwortlichen zukommen lasst und ihnen<br />

zeigt. Videospots sind natürlich auch geeignet.<br />

das Statussymbol nicht das Auto, sondern der energiesparendste<br />

Haushalt ist,<br />

Geld nur noch in klimaschonende Projekte investiert werden<br />

darf,<br />

Politiker(innen) abtreten müssen, wenn z. B. die Klimaschutzziele<br />

verfehlt werden,<br />

der/die zehn Tage mehr Ferien oder Urlaub erhält, wenn sie<br />

zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Zug unterwegs sind,<br />

alle Menschen 30 Stunden in der Woche arbeiten,<br />

Unser Tipp …<br />

Versucht das Zukunftsbild im Internet oder in eur er<br />

Lokalpresse zu veröffentlichen. Ihr könnt auch reale Fenster<br />

(z. B. in der Schule, Gemeindehaus oder im R athaus)<br />

in „Zukunftsfenster“ v erwandeln. Beklebt sie mit eur en<br />

Collagen oder Zeichnungen aus der Zukunft 2022.<br />

jede und jeder eine fi nanzielle Grundsicherung erhält und darüber<br />

hinaus arbeiten oder sich ehrenamtlich engagieren kann,<br />

Unternehmen, die gegen Menschenrechte und Umweltschutz<br />

verstoßen, hohe Strafen an die EU bzw. WTO zahlen müssen.<br />

Wie viel möglich ist, wenn jetzt die richtigen Weichen gestellt<br />

werden, darauf machen die „Zeitfenster 2022“ 2 aufmerksam.<br />

2 Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, Frankfurt, 2008<br />

„Die Angst vor einer Zukunft, die wir fürchten, können<br />

wir nur überwinden dur ch Bilder v on einer Zukunft,<br />

die wir wollen.“<br />

Wilhelm Ernst Barkhoff<br />

Damit Zukunft anfangen kann …<br />

Geht nun mit euren Ergebnissen zum Pfarrer(in), Bürgermeister(in),<br />

oder den Abgeordneten und fordert Verbesserungen<br />

ein. Lasst euch einladen in eine Versammlung z. B. des Stadtrates<br />

oder Gemeindekirche, zeigt ihnen die Handlungsnotw endigkeit<br />

und -dringlichkeit und stellt eur e Ergebnisse vor. Benennt dabei<br />

die aus eur er Sicht wichtigsten Missstände, die behoben bzw .<br />

verbessert werden müssen. (Erwähnt aber ruhig, dass ihr noch<br />

mehr gefunden habt). F ordert Veränderungen ein, z. B. Wechsel<br />

zu einem Ökostr omanbieter, K onsum ökofair er P rodukte in<br />

Schule/Rathaus/Betrieb, Nutzung v on Recyclingpapier, Verbesserung<br />

der Radwege.<br />

Das sagt die Studie:<br />

Der Wandel ist schon im G ange. Er war tet nicht auf<br />

Regierungsbeschlüsse und EU-Richtlinien, er greift Platz durch<br />

große und kleine Initiativen vielerorts in der Gesellschaft.<br />

Fordert die Verantwortlichen auf, sich mit diesen Vorschlägen zu<br />

beschäftigen und einen Plan für der en Umsetzung zu er arbeiten.<br />

Bekundet eure Unterstützung, an einer Lösung aktiv mitzuarbeiten,<br />

damit diese am Ende auch r ealisiert wird. So kann z. B. eure<br />

Kirchengemeinde beschließen, den „Grünen Hahn/Grünen Gockel“<br />

einzuführen. Mit dem S ystem können Schritt für Schritt die<br />

Umweltbelastungen v erringert w erden (W eitere Informationen<br />

z. B. unter www.kirum.org bzw. www.gruener-hahn.net).<br />

Da könnt ihr mitmachen und euer eigenes Zukunftspr ojekt realisieren,<br />

z. B. dafür sorgen, dass nur noch Fairer Kaffee getrunken<br />

oder beim nächsten Gemeindefest nicht Wegwerfgeschirr v erwendet<br />

wir d. Sucht dafür Gleichgesinnte, w eil es gemeinsam<br />

besser geht. Plant gemeinsam die Umsetzung und erstellt dazu<br />

einen Plan entlang der Fragen:<br />

Was möchtet ihr err eichen und warum? Wer macht was? Bis<br />

wann? Mit wem? Was brauchen wir? Wer muss uns unterstützen?<br />

Und dann bringt das Vorhaben ins Rollen, auch wenn die anderen<br />

sich nicht bewegen! <strong>Mach</strong>t eure Aktivitäten bekannt, z. B. auf der<br />

Homepage der Gemeinde, im Kirchenblatt, in der Zeitung, im Radio<br />

oder Lokalfernsehen.<br />

Überlegt euch dabei auch pfi ffi ge Aktionen, um ander e für ein<br />

Mitmachen zu gewinnen. So könntet ihr in der Küche einen Koch-<br />

oder Snackwettbewerb organisieren, z. B. unter dem Titel „Neue<br />

Rezepte br aucht das Land“ oder „Die dr ei Zutaten: Besser –<br />

Anders – Weniger“.<br />

„Nur w er die Zukunft im Vorausgriff erfi ndet, kann<br />

hoffen, sie wirksam zu beeinfl ussen.“<br />

Robert Jungk<br />

Zeitfenster der Studie<br />

EIN BLICK IN DAS JAHR 2022<br />

Deutsche essen weniger Fleisch – Weniger<br />

Der heute v eröffentlichte Jahr esbericht des Deutschen<br />

Fleischer verbandes bestätigt, was wir eigentlich schon seit<br />

vielen Jahren wissen: Die einstige Fleischnation Deutschland<br />

isst immer w eniger tierische Nahrungsmittel. P ro Kopf werden<br />

durchschnittlich 500 Gramm pro Woche verzehrt.<br />

So entspricht der heutige Fleischkonsum erst<strong>mal</strong>s seit 1950<br />

wieder den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für<br />

Ernährung v on 300 bis 600 Gr amm Fleisch- und Wurstverzehr<br />

pro Woche.<br />

Ein- bis zw ei<strong>mal</strong> pro Woche Fleisch auf den Tisch: Was für<br />

uns heute ganz nor<strong>mal</strong> klingt, war vor 15 Jahr en noch für<br />

viele unv orstellbar. „Die Bundesbür ger aßen 2006 dur chschnittlich<br />

1100 Gr amm Fleisch pr o Woche“, erinner t sich<br />

Sebastian Schnittiger vom Bundesforschungsinstitut für Er -<br />

nährung und L ebensmittel. Über 60 P rozent der insgesamt<br />

17,4 Millionen Hektar landwir tschaftliche Nutz fl äche in<br />

Deutschland war en da<strong>mal</strong>s dur ch den F uttermittelanbau<br />

besetzt – 1,5 Millionen zudem im Ausland; v or allem durch<br />

Importe von Ölkuchen und -schroten für Kraftfutter und Gefl<br />

ügel.<br />

Nach Schätzungen des Bundesministeriums für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Verbraucherschutz (B MELV) hat die<br />

Halbierung des K onsums tierischer Nahrungsmittel in<br />

Deutschland im Vergleich zu 2006 über fünf Millionen Hektar<br />

landwirtschaftliche Fläche für den ökologischen Landbau<br />

freigeräumt. Außerdem kann Deutschland nun alle noch benötigten<br />

Futtermittel im Inland an bauen. Doch die Auseinandersetzung<br />

mit den eingefl eischten Essgewohnheiten war<br />

kein einfacher Weg.<br />

Die Erfolgs story begann mit einer K ampagne, initiier t v on<br />

einer Allianz aus über 40 Akteuren aus den Bereichen Umwelt,<br />

Entwicklungszusammenarbeit, Gesundheit und Landbau,<br />

die für einen fl eischärmeren Lebensstil warben. Plötzlich<br />

präsentier ten sich beliebte P rominente als Anhänger<br />

eines fl eischarmen L ebensstils. Dann spr angen S tarköche<br />

wie Jamie O liver und Tim Mälzer auf und machten in ihr en<br />

Fernsehsendungen und Büchern v or, wie man mit w enig<br />

Fleisch ebenso schmack hafte Gerichte zuber eiten kann.<br />

2012 beschloss die Bundesregierung einen mutigen Aktionsplan<br />

Umwelt und Gesundheit. S tatt industrieller Fleischproduktion<br />

wurden fortan ökologisch wirtschaftende Bauernhöfe<br />

geför dert, und die nichtar tgerechte Massentierhaltung<br />

wurde Schritt für Schritt v erboten. Das erhöhte zwar den<br />

Preis von Fleisch, die Mehrkosten ließen sich jedoch durch<br />

die verringerten Fleischverzehr ausgleichen.<br />

Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 574.<br />

5


Zeitfenster Jahr 2022<br />

Moderate Mo Mobilisierung – Besser<br />

Umweltschonende Um<br />

Fahrzeuge haben einen bislang in Deutschland<br />

la lan beispiellosen Erfolgskurs eingeschlagen. Was noch bis<br />

vor vo vor zehn Jahren unumkehrbarer Trend zu sein schien, hat sich<br />

heute he heu in das Gegenteil gewandelt: Statt immer größerer Autos<br />

mit mi mit immer mehr PS und Ener giebedarf bestimmen heute<br />

smarte sm PKWs mit weniger Masse, weniger Leistung und weniger<br />

ge ger Verbrauch das deutsche S traßenbild. Nahezu 70 P rozent<br />

aller al alle le F ahrzeuge in Deutschland stellen kleiner e Typen mit<br />

durchschnittlich du dur<br />

30 PS und einem Verbrauch von drei Litern<br />

Diesel Di Die auf 100 Kilometer, weitere 20 Prozent sind mittlere<br />

Typen T TTyp<br />

yp mit 40 PS und vier Litern Verbrauch und nur noch zehn<br />

Prozent Pr Pro größere mit 50 PS und fünf Litern.<br />

Vorangegangen Vo Vor<br />

war diesem bemerkenswerten Fortschritt ein<br />

in der Geschichte bislang ein<strong>mal</strong>iger Ansehensv erlust der<br />

großen gr gro Autokonzerne bei K unden wie Anlegern: Die K unden<br />

hatten ha hat immer weniger daran geglaubt, dass die Autoindustrie<br />

die di die ökologische Inno vationsträgerin ist, wie sie es jahr elang<br />

behauptet hatte; bei den Anlegern war die Reputation gesunken,<br />

weil immer deutlicher wur de, dass global agier ende Unternehmen,<br />

die für den Weltmarkt keine v erbrauchsarmen<br />

PKWs anbieten, auf Dauer keinen Erfolg haben.<br />

Vor diesem Hinter grund star tete eine ausgeprägte Inno vationsoffensive,<br />

die im Jahr 2015 ihren Höhepunkt erreichte. Mit<br />

der bereits bis dahin erreichten Technik im Fahrzeug- und<br />

Motorenbau und weiteren Verbesserungen konnte sukzessive<br />

die gesamte Autofl otte so umgerüstet w erden, dass Energieverbrauch<br />

und Emissionen mit dem Jahr 2021 im Z ehnjahresvergleich<br />

nahezu halbier t wur den. Die seit 2011 massiv en<br />

staatlichen Maßnahmen wie die Einführung des Tempolimits<br />

und der C O 2-basierten Kfz-S teuer taten ein Übriges: Tempo<br />

120 auf deutschen Autobahnen br achte v ergangenes Jahr<br />

mehr als zwei Millionen Tonnen CO 2 weniger und lässt zudem<br />

250 PS heute ziemlich unsinnig erscheinen. Insofern kommt<br />

der gestrige Kabinettsbeschluss kaum überraschend, wonach<br />

PKWs zukünftig baubedingt nicht schneller als 120 km/h fahren<br />

dürfen.<br />

Auch die Werbung hat ihr en Anteil am Dur chbruch der umweltschonenden<br />

Autos: Setzten die Spots noch v or zehn Jahren<br />

auf Power und große Autos, so zelebrieren heute „S<strong>mal</strong>l is<br />

beautiful“-Kampagnen den cleveren Kleinwagen, der nur das<br />

an Energie verbraucht, was er wirklich benötigt. „Meine per -<br />

sönliche Mobilität sehe ich in keiner Weise eingeschränkt“,<br />

sagt Autofahrerin Clara S. (37), „im Gegenteil: ich konnte mir<br />

meinen BMW 0.5er sogar einfacher leisten, fühlte mich beim<br />

Kauf gut und schaffe damit immer noch pr oblemlos die Autobahnhöchstgeschwindigkeit.<br />

Am Ende br auche ich ihn auch<br />

immer w eniger, w eil inzwischen ja nahezu in allen Ecken<br />

Deutschlands diese öffentlich v erfügbaren MobiCars zur Verfügung<br />

stehen.“<br />

Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 240.<br />

Ökologischer Landbau überschreitet<br />

die 40-Prozent-Marke – Anders<br />

Nach inzwischen sieben E U-Aktionsplänen für ökologische<br />

Landwirtschaft in Folge überschreitet der ökologische Landbau<br />

in diesem Jahr in Deutschland erst<strong>mal</strong>ig die 40-P rozent-Marke.<br />

Maßgeblich dafür war, dass es seit 2012 jährlich nationale Aktionspläne<br />

mit klar en Zielen und Z eitplänen gab. Auch die Umstellungs-<br />

und Beibehaltungszahlungen, die Landwir ten den<br />

Übergang in die ökologische Landwir tschaft erleichtern, sind<br />

seit 2010 drastisch erhöht worden.<br />

Anfangs hatten nur fünf Bundesländer v on diesen Möglichkeiten<br />

Gebr auch gemacht, inzwischen beteiligen sich alle<br />

Bundesländer daran. Heute wirtschaften fast 80.000 deutsche<br />

Betriebe ökologisch und der Umsatz mit Öko-P rodukten<br />

erreicht bei einer Wachstumsrate von 15 Prozent einen Jahresumsatz<br />

von rund 20 Milliarden Euro.<br />

Aus dem einstigen Nischensegment Bio ist S tandard geworden,<br />

wobei die P reise infolge der br eiten Produktion auf ein für fast<br />

alle bezahlbar es Niv eau gesunken sind. K aum ein R estaurant<br />

kommt mehr ohne eine Biospalte auf der Speisekar te aus. „Aus<br />

heutiger Sicht erscheint es unzumutbar, dass Patienten noch vor<br />

15 Jahren in deutschen Krankenhäusern durchweg chemisch behandelte<br />

L ebensmittel zu essen bekamen“, erinner t sich ein<br />

Bio Bio<br />

Bio Bio<br />

Vo<br />

Vo<br />

Vollmilch<br />

Vollmilch<br />

VV llmi<br />

Berliner Krankenhausleiter in der Z DF-Sendung „Öko und fair“.<br />

Neben der erhöhten L ebensmittelsicherheit wur de mit diesem<br />

Durchbruch gleich ein ganzes Bündel an weiteren gesellschaftlichen<br />

Zielen err eicht. Aufgrund der w eitgehend geschlossenen<br />

Betriebskreisläufe, des Verzichts auf chemisch-synthetische<br />

Pfl anzenschutz- und Düngemittel, des geringer en Tierbesatzes<br />

sowie einer nachhaltiger en Bodenbearbeitung konnten bedeutende<br />

Beiträge zum Umwelt- und Klimaschutz geleistet werden.<br />

Allein die Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft sind um<br />

etwa 60 Prozent gegenüber der Zeit vor 2012 zurückgegangen. Die<br />

Verluste an Ar tenvielfalt konnten deutlich gebr emst werden. Seit<br />

2015 werden alle Tiere artgerecht im Auslauf und auf Stroh gehalten,<br />

Leistungsförderer im Futter sind gesetzlich verboten.<br />

Durch die arbeitsintensiv e P roduktion entstanden seit 2012<br />

jährlich mehr als 20.000 neue Arbeitsplätz e in der Landwir tschaft.<br />

Ein Ende der Erfolgsstory ist bislang nicht abzusehen. Im<br />

Gegenteil, zw ei w eitere Bundesländer sind nach den gr oßen<br />

Genmais-Skandalen von 2013 und 2017 dem Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns<br />

gefolgt, haben Ökolandbau fl ächendeckend<br />

eingeführt und r eihen sich damit ebenfalls in den Kr eis<br />

der „Ökologischen Modell regionen“ ein.<br />

Bio Vollmilch<br />

VV llmilch<br />

Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, S. 229.<br />

Bio Vollmilch<br />

Bio Vollmilch<br />

Vo<br />

V<br />

Bio Vollmilch<br />

7<br />

Zeitfenster Jahr 2022<br />

ilchh<br />

Bio Bio Vo Vollmil<br />

VV llmil<br />

Bio Vollm


Notizen<br />

Dieses Heft ist Bestandteil der Publikation „<strong>Mach</strong> <strong>mal</strong> Zukunft“<br />

– Die Aktionsmappe für die Jugendarbeit zur Studie<br />

„Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“<br />

Herausgeber:<br />

Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland (aej),<br />

BUNDjugend, Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst e.V.<br />

Hannover, Berlin, Stuttgart, Bonn 2009<br />

Autorin dieses Heftes:<br />

Katja Breyer (EED)<br />

Internet:<br />

www.evangelische-jugend.de<br />

www.bundjugend.de<br />

www.brot-fuer-die-welt.de<br />

www.eed.de<br />

www.zukunftsfaehiges-deutschland.de<br />

Zukunft fair teilen<br />

Gestaltung: www.dieprojektoren.de Art. Nr. 117110030

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