zwei flüchtige begegnungen - Ein bisschen Meia
zwei flüchtige begegnungen - Ein bisschen Meia
zwei flüchtige begegnungen - Ein bisschen Meia
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
39<br />
Auf einen Schlag<br />
diesem Wirklichkeitsausschnitt zusammenstellt hatte waren Bilder dieser Art etwas noch nie<br />
Gesehenes. Nie hätte ich derartiges als eine mögliche Realität betrachtet und den Erzähler als<br />
Geistesgestörten oder Lügner angesehen.<br />
In den letzten Jahren hatte die Polizei in meinem Leben nur bei <strong>zwei</strong> Anlässen eine Rolle<br />
gespielt, entweder im Straßenverkehr oder beim Fußball. Bei beiden Dingen galt es eine Nähe<br />
zur Polizei tunlichst zu vermeiden, aber sie hatte höchstens das Stadium eines nervenden<br />
Ärgernisses eingenommen, war von mir noch nie als eine potentielle Gesundheitsbedrohung<br />
betrachtet worden. Besonders rund um Bundesligaspiele in Köln war ihre Anwesenheit<br />
höchstens ärgerlich, fielen die Beamten doch nicht selten durch fehlende Sachkenntnis und<br />
überzogene Reaktionen aufgrund einer dramatisierenden Situationseinschätzung auf.<br />
Natürlich führte die Konfrontation der unterschiedlichen Fangruppen oft zu verbaler oder<br />
körperlicher Gewalt, aber meistens wirkte es schlimmer als es eigentlich war, stellten einige<br />
ungezielte Faustschläge das Höchstmaß an körpersprachlicher Kommunikation dar. So<br />
manche Kneipenschlägerei führte da schneller zu gravierenden Folgen. Außerdem war eine<br />
dritte Kraft zur Regelung nicht erforderlich, denn fast alle Beteiligten hielten sich an eine<br />
unausgesprochene Abmachung. Die Verhaltensregeln besagten, dass Gewalt gegen Frauen<br />
und Kinder ausnahmslos abgelehnt wurde, und wer auf am Boden Liegende eintrat oder auf<br />
eindeutig schwächere Personen einschlug erntete leicht die Verachtung der anderen.<br />
Schließlich wollte man als stark und mutig erscheinen und sich gegen Wehrlose zu wenden<br />
war ein Zeichen für Feigheit und nicht von Mut. Aber offensichtlich waren diese Regeln bei<br />
der Polizei unbekannt oder nicht von Bedeutung.<br />
Entgeistert beobachtete ich wie Tritte aus schweren Stiefeln den ungeschützten Körper einer<br />
Frau trafen. Dabei fielen mir die immer wieder sichtbaren lustvollen Gesichtsausdrücke der in<br />
Frauenkörper tretenden Polizisten auf. Ihre Mimik ließ auf dahinter stehende Denkweisen<br />
rückschließen. Nicht selten waren andauernde schlechte Erfahrungen mit dem anderen<br />
Geschlecht dafür die Ursache. Oft waren diese mit einem unterwürfigen Verhalten gekoppelt<br />
das einem alles widerspruchslos ertragen ließ. Die tretenden Männer standen wahrscheinlich<br />
zu Hause unter dem Pantoffel ihrer Frauen, folgten jede ihrer Anweisungen und ertrugen<br />
schweigend jede Demütigung. Erst wenn sie außer Haus und im Dienst waren konnten sie bei<br />
einer zahlreichen Demonstrationen im Freiraum ihrer beruflichen Tätigkeit allen<br />
angestauteten Frust und die innere Wut in gewalttätigem Frauenhass herauszulassen. Dieser<br />
Charakterzug erzeugte nicht Respekt sondern Verachtung der grünuniformierten Männer.