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Solidarität sprengt Mauern der Unterdrückung<br />

Am 13. März 2012 um 9:00 findet im Landesgericht Josefstadt der Prozess gegen vier<br />

politische Aktivist_innen statt.<br />

Unter dem Vorwand eines Mistkübelbrandes vor dem AMS (Arbeitsmarktservice) Rederergasse<br />

wird ein politischer Prozess geführt. Dieser richtet sich gegen autonome politische<br />

Praxen und Politiken.<br />

Mit dem Ermittlungsparagraphen 278b wurden monatelange Überwachungsmaßnahmen<br />

durchgeführt, die – von den Bildungsprotesten 2009 ausgehend – bald auch die Aktivitäten<br />

der autonom/anarchistischen und antirassistischen Szene beleuchtet haben.<br />

>>>> Um die Ermittlungen zu legitimieren, wurden wir, J.A.I.B., mithilfe falscher Beweismittel<br />

im Juli 2010 für zwei Monate in Untersuchungshaft gesteckt. Nach unserer Entlassung<br />

wurde – unter der Androhung erneuter Haft – weiterhin versucht Aussagen von uns<br />

zu erpressen.<br />

Die Knasterfahrungen haben uns gezeigt, wie die patriarchale und rassistische Klassenjustiz<br />

funktioniert; die Knäste sind voller Migrant_innen, Flüchtlinge und Drogenuser_innen.<br />

Wir haben keinen Bock auf diese staatlichen <strong>Repression</strong>mechanismen, die Menschen<br />

und deren Situationen unsichtbar machen wollen. Wenn dagegen vorgegangen wird, und<br />

sich Menschen selbstbestimmt politisch engagieren, um solche Verhältnisse sichtbar, kritisierbar<br />

und überwindbar zu machen – richtet sich die <strong>Repression</strong>smaschinerie gegen sie.<br />

>>>> Alle Gefangenen sind politische Gefangene, und alle aktiven Akteur_innnen in diesen<br />

Verhältnissen sind potentiell gefährdet, von dieser <strong>Repression</strong>maschinerie verschluckt<br />

zu werden. Lasst uns gemeinsam die Mauern der Unterdrückung sprengen und Solidarität<br />

zeigen, wir brauchen eure Unterstüzung!<br />

>>>> Die <strong>Repression</strong> gegen uns ist ein Angriff gegen Viele(s). Wir rufen zu mehr politischem<br />

Aktivismus auf! Malt Transpis, geht plakatieren, verteilt Flyer, organisiert dezentrale<br />

Aktionen – macht Widerstand gegen <strong>Repression</strong> sichtbar.<br />

Eure Solidarität ist unsere Stärke.<br />

Aktuelle Termine<br />

Soli-Aktionstreffen Infomaden (EKH Wielandgasse 2-4, 1100 Wien)<br />

Di 21.02.2012 19h00<br />

Di 28.02.2012 19h00<br />

Di 06.03.2012 19h00<br />

Infoveranstaltung que[e]r Beisl (Wipplingerstr 23, 1010 Wien)<br />

Mi 22.02.2012 20h00<br />

DEMO gegen <strong>Repression</strong> Uni Rampe Wien<br />

Sa 10.03.2012 15h00<br />

PROZESS Landesgericht für Strafsachen Wien<br />

Di 13.03.2012 9h00 (Saal wird noch bekannt gegeben)<br />

J.A.I.B.<br />

Februar 2012<br />

Aktuelle Infos auf fightrepression2010.tk<br />

1


Solidarity bursts the walls of oppression<br />

The trial against four political activists will take place in the Josefstadt District Court on<br />

the 13th March 2012 at 9:00 am. Under the pretext of having set a garbage can on fire<br />

in front of the AMS (unemployment office) in Rederergasse, a political trial will be conducted<br />

that is directed against autonomous political practices and policies.<br />

Under paragraph 278b, month-long surveillance operations have been carried out, which<br />

- beginning with the education protests in 2009 - soon the observations included the<br />

activities of the autonomous/anarchist and anti-racist scene.<br />

>>>> In order to legitimize the investigations, we, J.A.I.B., were imprisoned for two<br />

months in July 2010 on the basis of false evidence. After our release it was still attempted<br />

- under the threat of being imprisoned again - to force testimony from us.<br />

>>>> The prison experience has shown us how the patriarchal and racist class justice<br />

functions: prisons are full of migrants, refugees and drug users. We no longer want these<br />

State mechanisms of repression that want to make people and their situations invisible.<br />

If action is taken against it, and people engage themselves politically in order to make<br />

such relations visible, criticizable, and surmountable - the machinery of repression directs<br />

itself against them.<br />

>>>> All prisoners are political prisoners, and all active protagonists in these relations<br />

are potentially in danger of being swallowed up by the machinery of repression.<br />

The repression against us is an attack on many. Together let us break down the walls of<br />

oppression and show solidarity, we need your support!<br />

We are calling for more political activism! Paint banners, go put up posters, distribute<br />

flyers, organize decentralized actions - make resistance against repression visible. Your<br />

solidarity is our strength.<br />

Upcoming Dates<br />

Soli-Action Meeting Infomaden (EKH Wielandgasse 2-4, 1100 Vienna)<br />

Tu 21.02.2012 19h00<br />

Tu 28.02.2012 19h00<br />

Tu 06.03.2012 19h00<br />

Info Event que[e]r Beisl (Wipplingerstr 23, 1010 Vienna)<br />

We 22.02.2012 20h00<br />

DEMO against <strong>Repression</strong> Main University Ramp Vienna<br />

Sa 10.03.2012 15h00<br />

TRIAL Landesgericht für Strafsachen Wien (Vienna Regional Criminal Court)<br />

Tu 13.03.2012 9h00 (Exact hall to be announced)<br />

2<br />

J.A.I.B.<br />

February 2012<br />

Up-to-date info on fightrepression2010.tk


Verfahren gegen J.A.I.B. in Wien zur Anklage gebracht<br />

18 Monate staatliche <strong>Repression</strong> erreichen vorläufigen Höhepunkt<br />

Ausgehend von den Überbleibseln des §278 Ermittlungsverfahrens, gegen J.A.I.B und mindestens<br />

sechs weitere Aktivist_innen, bastelte sich der Justizapparat eine Anklageschrift<br />

zusammen. Die Paragraphen 277 (verbrecherisches Komplott) und 278 b)c) (terroristische<br />

Vereinigung und Straftaten) sind zwar weggefallen, doch die politische Motivation des gesamten<br />

Verfahrens bleibt weiterhin offensichtlich – Kriminalisierung von politischem Engagement,<br />

im Konkreten jenes im Zuge der Bildungsproteste seit 2009. Die 4 Aktivist_innen<br />

J.A.I.B. erwartet in nächster Zeit ein Prozess wegen „versuchter Brandstiftung“ (nach<br />

§169 & §15 StGB) an zwei Mülltonnen beim AMS Redergasse 1050 Wien.<br />

Strafrahmen: 1 bis 10 Jahre Haft. Die Verhandlung findet am 13. März 2012 unter der<br />

Leitung von Richter Gerald Wagner von 9:00 bis 13:00 Uhr statt.<br />

Kleine Geschichte der <strong>Repression</strong> im Sommer 2010<br />

Am 6. Juli 2010 wurden in Wien mehrere Wohnungen und ein Vereinslokal durchsucht<br />

und in der Folge drei Personen verhaftet, eine weitere Hausdurchsuchung und Verhaftung<br />

fand am 20. Juli statt. Die vier Verhafteten wurden für fünf bzw. sieben Wochen in<br />

Untersuchungshaft gesteckt. Vorgeworfen wurde ihnen u.a. §277 verbrecherisches Komplott<br />

und §278b, die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Im Zuge der Ermittlungen<br />

wurden immer wieder neue Vorwürfe erhoben, wieder fallen gelassen, weitere<br />

Personen beschuldigt und vorgeladen, umfangreiche Abhörmaßnahmen und Observationen<br />

durchgeführt. (weitere Details siehe den Artikel „Mülleimer, Radioverstärker und<br />

Handyfunkmasten: Zur Konstruktion von Terrorismus – <strong>Repression</strong> à la §278b auf fightrepression2010.tk)<br />

Die Ermittlungsverfahren nach §278 gegen mindestens zehn Personen<br />

wurden mittlerweile offiziell eingestellt, von der polizeilichen Konstruktion fanden lediglich<br />

zwei brennende Mülltonnen den Weg, die von den Behörden als Brandanschlag auf die<br />

AMS Filiale ausgelegt werden.<br />

Solidemo für die Freiheit von J.A.I.B. - ein Tag vor der Enthaftung 22.08.2010


Das Verfahren folgt vor allem der Logik des §278 – dies ist kein Einzelfall, sondern hat<br />

Struktur!<br />

Die behördlichen Beschuldigungen bauen auf umfangreichen Überwachungsmaßnahmen<br />

auf, die im Zuge der Ermittlungen nach §278 erfolgten. Obwohl das Konstrukt der terroristischen<br />

Vereinigung nicht in die Anklage aufgenommen wurde, werden die Beschuldigten<br />

nach wie vor als Mitglieder einer mutmaßlichen Organisation gehandelt. Betroffen von<br />

dieser Kriminalisierung sind nicht nur diese vier Personen. Im Zuge der polizeilichen Ermittlungen<br />

gegen die Uni-Brennt Bewegung wurde mindestens zehn Personen vorgeworfen,<br />

Teil einer vom LVT (Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung)<br />

konstruierten Organisation zu sein. Federführend bei den Ermittlungen waren die Beamten<br />

Muik, Zwettler & Friends. Gegen wie viele Personen tatsächlich nach §278 ermittelt<br />

wurde und wird, bleibt aber ungewiss.*<br />

Zu Beginn der Ermittlungen wurde von den Behörden die Planung von Anschlägen „durch<br />

unbekannte Personen auf unbekannte Objekte“ behauptet.<br />

In der Anklageschrift ist dazu zu lesen:<br />

„In den Monaten vor der Tat konnte das Landesamt für Verfassungsschutz und<br />

Terrorismusbekämpfung in der linksradikalen Szene in Wien eine massive Zunahme der<br />

Gewaltbereitschaft feststellen, wobei im Zuge von verschiedenen Großveranstaltungen<br />

zum einen zahlreiche Polizeibeamte zum Teil schwer verletzt und zum anderen zahlreiche<br />

öffentliche und private Gebäude zum Teil schwer beschädigt wurden.”<br />

Belege dafür wurden nie geliefert, lediglich die von den Behörden erstellten Berichte<br />

dienten als Indizien für ein angebliches „Gefahrenpotential” und um umfangreiche<br />

Ermittlungen einzuleiten. Angeführt wurden in diesem Kontext zum Beispiel Berichte über<br />

Demonstrationen und Sitzblockaden bei Bologna Burns, No-WKR und Good night daddy’s<br />

pride.** Telefone wurden überwacht, Leute observiert und es wurde versucht, verdeckte<br />

Ermittler_innen einzuschleusen.<br />

Do you still remember Wr. Neustadt?<br />

Es ist naheliegend, dass das Wegfallen des §278 eine Reaktion auf den Ausgang des<br />

Prozesses gegen 13 Aktivist_innen in Wr. Neustadt war. Die <strong>Repression</strong>sbehörden<br />

mussten feststellen, dass das Team um §278 dort einer herbe Niederlage einstecken<br />

musste. Trotz jahrelanger Ermittlungen und Observationen kam es zu Freisprüchen.<br />

Aufgrund des Einspruchs der Staatsanwaltschaft, sind diese noch nicht rechtskräftig.<br />

In diesem Prozess machte der jetzige LVT Wien Chef Erich Zwettler vor Gericht eine<br />

Falschaussage, was keinerlei Konsequenzen nach sich zog. Dieser Beamte spielt auch im<br />

anstehenden Prozess eine zentrale Rolle.<br />

<strong>Repression</strong>sbehörden zerlegen!<br />

Die vier Angeklagten brauchen unsere SolidaritätInformationen über<br />

Unterstützungsmöglichkeiten, Hintergründe, weitere Entwicklungen, und Termine finden sich auf<br />

fightrepression2010.tk<br />

4


*Es gibt die Möglichkeit, eine Anfrage bez. der in den div. Behördenregistern über dich gespeicherten<br />

Daten zu stellen. Info und Datenblatt unter: www.gras.at/service/wasweissderstaat Allerdings werden<br />

bestimmte Informationen im Falle von laufenden Verfahren nicht herausgegeben, und sowieso: never<br />

trust the cops!<br />

**Motto dieser Demo war laut den LVT Akten:<br />

“Für Feminismus gegen Mutter- und Vatertag.”<br />

Trial against J.A.I.B. starts this March<br />

18 months state repression reach climax<br />

Starting from the remnants of the § 278** preliminary investigation against J.A.I.B. and at<br />

least six other activists, the judiciary tinkered together a bill of indictment.<br />

The section §277 (criminal conspiracy) and §278 b) c) (terrorist organization and crime,<br />

Austrians criminal code) disappeared, but the political motivation of the whole procedure<br />

remains obvious – criminalization of political engagement. In concrete terms the political<br />

engagement in the course of education protests since 2009. The four activists J.A.I.B.<br />

expect their trail in the near future for “attempted arson” (§ 169 & § 15 StGB) concerning<br />

to two garbage bins which were lit on fire at the AMS 1050 Vienna Redergasse during the<br />

summer of 2010. Penalty reaches form 1 to 10 years imprisonment. The trial will be held<br />

on 13th March 2012, from 9am to 1 o’clock pm, under the direction of Judge Gerald<br />

Wagner.<br />

Brief history of repression in the summer of 2010<br />

On 6th of July 2010 several apartments in Vienna and a club house were searched, in the<br />

sequence three people were arrested, yet another search warrant and arrest took place<br />

on 20th of July.<br />

The four arrested were took in custody for five or seven weeks. They were allegedly<br />

accused of §277criminal conspiracy and §278b,c membership in a terrorist organiziation.<br />

In the course of the investigation several new allegations were raised and withdrawn non<br />

of them were tenable. Several other persons were accused, wiretaped and monitored.<br />

The investigation covered by § 278 against at least ten people have now officially stopped.<br />

Of those designed allegations no evidence was found only the arson attack on the AMS<br />

Redergasse remained.<br />

The procedure follows the logic of all § 278 cases – this is not an isolated case, this is<br />

structurel!<br />

The official charges are based on extensive monitoring measures in the course of<br />

investigations carried out under § 278. Although the construct of the terrorist group was<br />

not included in the indictment, the defendants are still traded as members of this alleged<br />

organization. Affected by this criminalization are not just those four. During the police<br />

investigation of the “Uni-Brennt” austrians student movement at least ten people were<br />

accused by the LVT (Offfice for State Protection and Counter Terrorism) of being part of<br />

terrorist organization*. Leading officials in this investigation were Muik, Zwettler & Friends<br />

all clerks at Austrians secret police. Against how many people this paragraph was actually<br />

used to monitor them remains uncertain. 5


In the indictment it reads:<br />

“some sort of attacks were planed by unknown person on unknown objects.”<br />

’In the months before the deed the Austrians Office for State Protection and Counter<br />

Terrorism noticed a massive increase in violence from the left-wing scene in Vienna, which<br />

occurred in the course of several major events. A number of police officers were injured<br />

and some public and private buildings were badly damaged. „<br />

Evidence was never delivered, only written reports were prepared by the authorities as<br />

evidence of an alleged “potential danger” this seemed enough to launch and justify massive<br />

investigations. This refelects in massive repression during several other protetest in<br />

Vienna like demonstrations and sit-ins at Bologna Burns, No-WKR and daddy’s pride Good<br />

night… phones were monitored, people were monitored and undercover police officers<br />

tried to infiltrate those.<br />

Do you still remember Wr. Neustadt?<br />

It is obvious that the omission of § 278 was a response to the outcome of the trial against<br />

13 activists in Wr. Neustadt. The repressive authorities faced a bitter defeat by indicing §<br />

278 at the trail in Wienerneustadt. All those years of investigation and observation led to<br />

acquittals. Thow due to the objection of prosecutors, the trail will go on. During this trial<br />

the current Viennese LVT boss Erich Zwettler made a false statement in court, which sadly<br />

drew no consequences. This officer also plays a central role in the upcoming process.<br />

Dismantle all repressive authorities!<br />

*Reminder: You can always check your personal data www.gras.at/service/wasweissderstaat.<br />

But remember if you are involved in an open trial no data will be given to you: never<br />

trust a cop.<br />

**$278ff: is an Austrian law first introduced in the 1976. To apply this law you will need<br />

a longer-term organization of several people (terrorists), whose goal it is through actions<br />

that are evaluated under the rule of law as prerequisites crimes, especially to achieve political<br />

goals or too reach mature economic influence. The problem with this law is obvious.<br />

It enables law enforcement to survaille, monitore, sue and imprison people only und suspicion<br />

of commiting crimes. Despite other laws you don’t actually have to commite a crime.<br />

Those anti-terror laws are massivley exploited by officials all over the world.<br />

6


Was bisher geschah.<br />

Chronologie der Ereignisse und Dokumentation einiger Soliaktionen<br />

Am 20. Oktober 2009 wird die Akademie der bildenden Künste Wien besetzt.<br />

Am 22.Oktober 2009 wurde das Audimax Wien besetzt, es folgten eine Reihe von Uni-<br />

Besetzungen in ganz Mitteleuropa, auch gab es in den folgenden Wochen und Monaten<br />

weltweit Besetzungen und Proteste im Bildungsbereich.<br />

Am 13. Jänner 2010 wurde Erich Zwettler (einer der leitenden Soko-Beamten in den<br />

§278a Ermittlungen gegen Tierrechtsaktivist_innen) als LVT-Chef angelobt. Als Ziele für<br />

2010 nennt er “Vor allem das Verhindern von Anschlägen sei eine Herausforderung”. Polizeipräsident<br />

Gerhard Pürstl über Zwettler: Er besitze die “notwendige Bauernschläue”,<br />

um an Kriminalfälle heranzugehen. Diese habe er auch bei der Besetzung des Audimax<br />

der Uni Wien mit einer “nicht ganz einfachen Klientel” bewiesen.<br />

Am 29.Jänner 2010 demonstrierten trotz Untersagung hunderte Menschen gegen den<br />

WKR-Ball. Es gab 744 Verwaltungsstrafen wegen angeblicher Verstöße gegen das<br />

Versammlungsgesetz.<br />

Am 2. März beginnt der Prozess gegen 13 Tierrechtsaktivist_innen in Wiener Neustadt.<br />

Ihnen wird die Bildung einer Kriminellen Organisation nach §278a StGB vorgeworfen.<br />

Am 12. März 2010 Demonstration gegen den Bologna-Gipfel.<br />

Am 12. Mai 2010 schreibt der Abteilungsleiter des Landesamtes für Verfassungsschutz<br />

und Terrorismusbekämpfung Wien (LVT), Hofrat Mag. Erich Zwettler, einen Anfallsbericht<br />

in dem erweiterte Ermittlungen gegen Studierende (die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens,<br />

Observationen und verdeckte Ermittlungen) unter der Heranziehung des<br />

Ermittlungsparagraphen § 278b (Verdacht der terroristischen Vereinigung) beantragt.<br />

Mai und Juni 2010 wurden mehrere Personen observiert und sowohl Telefone als auch<br />

Wohnungen überwacht.<br />

Ende Juni in der Nacht von 27. auf 28. Juni brennen Mülleimer vor dem AMS in der<br />

Redergasse im 5. Wiener Gemeindebezirk.<br />

Am 29. Juni wird auf Indymedia ein Kommunique und ein Video dazu veröffentlicht.<br />

Am 06. Juli kam es zu Hausdurchsuchungen in 3 WGs wobei zahlreiche Gegenstände beschlagnahmt<br />

werden, zur Festnahme von drei Personen und zur Durchsuchung des linken<br />

Kulturzentrums Kaleidsokop.<br />

Am 07. Juli wurde eine Antirepressionsdemo anlässlich der Hausdurchsuchungen und<br />

Verhaftungen von einem massiven Polizeiaufgebot verhindert.


Am 12. Juli gab es eine Solidemo sowie eine Soliparty in Wien.<br />

Auch in Celovec (Klagenfurt) gab es eine Solidemo.<br />

Am 20. Juli kam es wieder zu einer Hausdurchsuchung und eine weitere Person wurde<br />

verhaftet. Es sitzen also jetzt 4 Personen in Untersuchungshaft!<br />

Am 22. Juli gab es in Wien eine Soli Demo.<br />

Am 23. Juli wurde die U-Haft für A., B. und J. verlängert sowie über I. verhängt.<br />

Am 24. Juli gab es Solitransparente in Zürich.<br />

Am 29. Juli fand in Wien eine Solidemo statt.<br />

Am 30. Juli haben einige Fans des First Vienna FC zwei Solitranspis für die von<br />

<strong>Repression</strong> Betroffenen und in U-haft befindlichen Aktivist_innen gehisst.<br />

Am 5. August gab es eine Solidemo vor dem Gefängnis.<br />

Am 6. August wurde die U-Haft für I. verlängert.<br />

Am 12. August fand eine Solidemo in Wien statt.<br />

Am 23. August werden alle 4 (J.A.I.B.) nach 7 bzw. 5 Wochen U-Haft enthaftet.<br />

Am 23. November wird den Beschuldigten J.A.I.B. vermittelt, dass sie ihre<br />

beschlagnahmten Gegenstände um 10Uhr Vormitags bei der Wiener Polizeidirektion Wien<br />

Schottentor abholen können – zwei Beschuldigten werden unter U-Haft-Androhung von<br />

LVT-Beamten Reinhard Muik zu einer Vernehmung um 14 Uhr zitiert. Es wird mit der Anwältin<br />

Kontakt aufgenommen und eine spätere Terminvereinbarung für ein Verhör mit<br />

Reinhard Muik und Staatsanwältin Nina Weinberger vereinbart.<br />

Am 3.Dezember wurden die zwei Beschuldigten verhört, und mit erneuten Vorwürfen<br />

bezüglich Bildung einer terroristischen Vereinigung sowie Planung von terroristischen<br />

Straftaten (Konstrukt war unter anderem eine geplante „Häftlingsbefreiung“ um<br />

„öffentliche Stellen zu einer Handlung bzw. Unterlassung zu nötigen“). Grundlage war<br />

Videomaterial zur Dokumentation einer Abschiebung, das auf einem der<br />

beschlagnamten Computer gefunden wurde. Die Beschuldigten legten eine Expertise der<br />

Akademie der bildenden Künste Wien vor um verständlich zu machen, dass<br />

dokumentieren der rassistischen Praxen des Staates Teil künstlerischer und<br />

journalistischer Auseinandersetzung ist.<br />

Mitte Dezember wurden sieben weitere Personen vom Wiener LVT vorgeladen, die<br />

beschuldigt wurden Teil der konstruierten terroristischen Vereinigung zu sein. Viele<br />

gingen der Vorladung nicht nach, bis auf eine Person machten alle keine Aussage. Die Vorwürfe<br />

zur Terroristischen Vereinigung wurden mit der Anklageschrift gegen J.A.I.B. gegen<br />

alle fallengelassen.


Am 19.Jänner 2011 wurde eine weitere Angehörige der Akademie der bildenden Künste<br />

Wien zum LVT bestellt, um die Expertise bezüglich der Videodokumentation einer Abschiebung<br />

erneut zu bestätigen.<br />

Am 14.Februar 2011 zeichnen die ermittelnden Beamten vom LVT Muik und Meixner den<br />

Abschlussbericht und geben ihn Ende Februar an die Staatsanwältin Nina Weinberger.<br />

Aufgrund des §278 muss ein Vorhabensbericht der Staatsanwältin ans Oberlandesgericht<br />

und danach ans Ministerium zu Handen von Beatrix Karl<br />

(seit 21.04.2011 Bundesministerin für Justiz) weitergeleitet werden.<br />

Am 2. Mai 2011 verkündet Einzelrichterin Sonja Arleth das Urteil: Freispruch aller Angeklagter<br />

in allen Punkten. Nach fast 100 Prozesstagen ist schlussendlich von den massiven<br />

Vorwürfen der Soko und Staatsanwaltschaft nichts übriggeblieben.<br />

Am 19. Mai 2011 veröffentlicht der Senat der Akademie der bildenden Künste ein Statement<br />

mit der Forderung an die (Ober-)Staatsanwaltschaft die Anklage gegen die Studierenden<br />

fallen zu lassen.<br />

Im Oktober 2011 wurde die von dem Bundesministerium für Justiz genehmigte Anklageschrift<br />

von der Staatsanwältin Nina Maygründter (ehemals Nina Weinberger) an J.A.I.B.<br />

weitergeleitet.<br />

Prozesstermin 13. März 2012 9:00-13:00 Uhr, Vorsitzender Richter der Schöff_innenverhandlung<br />

Gerald Wagner.<br />

AntiRepSoliDemo Wien 22.7.2010<br />

9


Offener Brief aus dem Knast Sommer 2010<br />

Die Justizvollzugsanstalt Wien Josefstadt (und vermutlich auch vergleichbare Institutionen)<br />

ist voll von, der österreichische Staat würde sagen, nicht Österreicher_innen oder<br />

Ausländer_innen, wir würden sie eher als politisch Verfolgte und rassistisch Unterdrückte<br />

bezeichnen. Menschen, die in der elitären Gesellschaft Wiens / Österreichs / Europas<br />

nicht erwünscht sind. Die falsche Staatsbürger_innenschaft, zu wenig Kapital um der<br />

Wirtschaft nützlich zu sein, falsche Interessen, zu viel Karlsplatz.<br />

Drogensucht ist anscheinend noch immer allein von den Betroffenen zu verantworten,<br />

(Selbst-)Vorwürfe und Verzweiflung werden hinter Gittern noch verstärkt.<br />

Die letzte Hoffnung hängt an den Gutachter_innen die zwischen Therapie und Strafe<br />

- somit über die Zukunft der Angeklagten - entscheiden.<br />

Selbst „Schuld“ hier zu landen sind auch illegalisierte Österreicher_innen (Menschen, die<br />

in Österreich leben), deren Mangel an legalen Papieren sie zu Leben in Zwischenwelten<br />

zwingt. Sie können keiner legalen Lohnarbeit nachgehen, somit sind sie zu kriminalisierter<br />

Arbeit gezwungen.<br />

Diese Tatsache löst einen Kreislauf aus - Zwangskriminalisierung - Haftstrafen - Verlust des<br />

Aufenthaltstitels - Abschiebung und endet oft im Überlebenskampf und/oder politischer<br />

Verfolgung in Gebieten die kontinuierlich vom kapitalistischen Europa und Nordamerika<br />

ausgebeutet wurden und werden.<br />

Im Gefängnis sind wir aber alle gleich (illegalisierte Personen, sowie legalisierte Personen)<br />

wir sind nur Nummern, kriminelle Objekte die wie Mastvieh verwaltet werden. Fast alle<br />

zu einem selbstbestimmten Dasein nötigen Freiheiten werden uns genommen. Wir sind<br />

angewiesen auf die Solidarität zwischen unseren Gefangenenkolleg_innen, sehr oft aber<br />

noch mehr auf die Unterstützung von „draussen“, wodurch Ungleichheiten auch innerhalb<br />

der Gefängnisse wieder bestätigt werden und durch z.B. die Vertretung vor Gericht<br />

festgeschrieben werden.<br />

Wie es zu einem Urteil kommt, ist eine lange Geschichte (Äußerungen darüber können<br />

strafrechtlich verfolgt werden).<br />

Trotz Dolmetscher_innen bei den Haftprüfungsverhandlungen bleiben Anklageschriften<br />

oftmals unübersetzt und die Möglichkeit auf deren Übersetzung werden nicht vermittelt.<br />

Die Situation der nicht gut deutsch sprechenden Gefangenen bleibt für sie untransparent,<br />

somit ist der Willkür der Justiz freien Lauf gelassen.<br />

Teilweise vorgefertigte Beschlüsse von Haftprüfungsverhandlungen lassen vermuten,<br />

dass die Verhandlungen eine Farce sind.<br />

Medizinische Behandlungen haben neben den üblichen Mitteln noch andere Gesichter<br />

wie Ignoranz, Aberkennung von Krankheit/Unwohlsein, vertauschten Medikamenten,<br />

überdosierten Substitutionsmitteln und viel Warten, bevorzugt in Räumen ohne Luftzufuhr.<br />

Das Ernährung zum Gesundheitszustand beiträgt ist hier nicht bekannt.<br />

2010 gab es in der JVA Josefstadt bis Mitte Juli vier Selbstmorde. Die verantwortungslose<br />

Praxis der Justizbeamtinnen trägt oft rassistische Züge und verschärft die bereits<br />

schwierige Situation der Gefangenen.<br />

10


Ein Gefangener tschetschenischer Staatsbürger_innenschaft verstarb am 16. Juli<br />

nachdem die Warnungen seiner Zellenkollegen* von den Beamten* verharmlost wurden.<br />

Er brachte sich um.<br />

Menschenrechtsbeobachter_innen werden z.B. ausschließlich die wesentlich besser ausgestatteten<br />

Zellen der privilegierten Hausarbeiter_innen-Gefangenen gezeigt. Anstatt der<br />

üblich in Anspruch genommenen „Bodypacker“-Zellen werden andere „Vorzeigezellen“<br />

als diese präsentiert. „Bodypacker“ Gefangene müssen in einer komplett verschlossenen<br />

Zelle mindestens 5-mal in einen Kübel scheißen (was manchmal Wochen dauern kann).<br />

Obwohl die Anzahl der Drogenkügelchen bereits per Röntgen festgestellt werden konnte.<br />

Diese und viele andere Alltagspraxen möchte die <strong>Repression</strong>sbehörde der JVA Josefstadt<br />

in Wien nicht der Öffentlichkeit und schon gar nicht den Menschenrechtsbeobachter_innen<br />

zumuten.<br />

Das Leben im Gefängnis ist ein Angriff auf die psychische und physische Existenz des<br />

Menschen.<br />

Gefängnisse können Menschen nicht verändern, zumindest nicht zum „besseren“ Menschen,<br />

wieso gibt es sie dann noch?<br />

Viele Personen könnten Unterstützung brauchen um verschiedensten Kreisläufen zu entkommen<br />

in denen sie selbst nicht sein wollen, in die sie einst geflohen sind (aus welchen<br />

Gründen auch immer). Sie brauchen keine Bestrafung oder Schuldzuweisung, sondern<br />

Respekt, Toleranz, Solidarität, Möglichkeiten und Liebe.<br />

Anstatt dessen beschäftigt sich die Politik bevorzugt mit Disziplinierungsmaßnahmen<br />

(Bsp. elektronische Fußfessel, Monitoring) als mit Entwürfen wie dem bedingungslosen<br />

Grundeinkommen, um für alle eine neue Basis zu schaffen.<br />

fightrepression2010.tk<br />

Ein auf indymedia gepostetes Kommentar zu dem Text:<br />

„[...] Großteils stimmen wir, die zwei Autor_Innen dieses Kommentares, mit diesem Text überein und<br />

kennen die erwähnten Problematiken nur zu gut. Dennoch ist es uns ein Anliegen auf zwei Punkte aufmerksam<br />

zu machen:<br />

Es wurde anfangs erwähnt: „Im Gefängnis sind wir aber alle gleich (illegalisierte Personen, sowie legalisierte<br />

Personen)...“ Dem ist klar zu widersprechen, was der Text zum Teil ja auch weiter unten selbst<br />

schon macht. Krasse Unterschiede gibt es alleine schon im Hinblick auf die zugeschriebene Staatsbürger_innenschaft,<br />

hierauf kommt aber auch der Text zu sprechen. Zudem spielt die angesprochene Unterstützung<br />

von ‚draußen‘, die häufig eher Inhaftierte aus sozialen Bewegungen erhalten, eine wesentliche<br />

Rolle. Und letzten Endes ist auch die angebliche Art des/der „Verbrechens/Straftat“ ausschlaggebend.<br />

Weiters ist es uns ein wichtiges Anliegen zu betonen, dass das Verhalten der Schließer_Innen nicht lediglich<br />

nur „oft rassistisch“ ist, sondern in einem System wie diesem und der Funktion, die seine Knäste<br />

erfüllen, konkret: ein nicht-rassistisches-Verhalten in einem rassistischen System, ist nicht möglich!<br />

Freiheit für ALLE Gefangenen! Knäste zu Campingplätzen!“<br />

11


We are not amused!<br />

Stellungnahme des Kaleidoskop zur Durchsuchung am 06.07.2010<br />

Prekäre Kulturarbeit und das Erhalten von selbst verwalteten Räumen und Projekten stellt<br />

ohnehin schon eine aufwändige Aufgabe dar. Nun meint neuerdings auch die Polizei, vertreten<br />

durch das LVT (= Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung),<br />

sich in Freiräumen austoben zu können.<br />

Am Nachmittag des 6.7.2010 wurde gegen 16h die Tür des Vereinslokals „Kaleidoskop“<br />

in der Schönbrunnerstraße 91, 1050 Wien eingetreten, sowie das Schloss aufgebrochen.<br />

Zahlreiche - teilweise private - Gegenstände wie Computer, Festplatten,<br />

Seifenblasenlauge, gereinigtes Petroleum für Feuerjonglage sowie der Tresor (inklusive<br />

der darin befindlichen Handkassen 2er Projekte) wurden mitgenommen. Der Verein wurde<br />

vor dem Vorfall nicht informiert. Um ca. 18h fanden Mitglieder des Freiraumes die<br />

Räumlichkeiten von der Feuerwehr verschlossen vor, im Laufe des Abends konnte der<br />

Schlüssel bei der Polizei abgeholt und der Schaden begutachtet werden.<br />

Nach Tierschützer*innen und der jüngsten <strong>Repression</strong> gegen einzelne Aktivist*innen<br />

scheint die Unterdrückungsmaschinerie nun bei der Kategorie „F“ wie Freiräume, selbst<br />

verwalteten Alternativen und (gegen)Kulturarbeit angelangt zu sein. Im Falle des<br />

Kaleidoskop wurde das Konstrukt erzeugt, dass unsere Räume Vorbereitungs-,<br />

Lager- sowie Ausgangsort einer gegen das AMS in der Redergasse 1 (ca. 200 Meter<br />

entfernt) gerichteten Aktion gewesen wären, bei der vor einigen Wochen Mistkübel im<br />

Portal des Amtes abgebrannt wurden.<br />

Im Zuge dieser Anschuldigungen wurden drei Personen verhaftet sowie drei<br />

Wohngemeinschaften durchsucht und Informationsmaterialien sowie Computer<br />

beschlagnahmt.<br />

Mehr Infos dazu unter:<br />

http://at.indymedia.org/node/18597<br />

http://at.indymedia.org/node/18589<br />

12<br />

Friesi / Zürich: Solidarität nach Wien! 24.07.2010


Antirep_Soliaction in Celovec.<br />

Gegen Überwachung<br />

und <strong>Repression</strong>!<br />

13.07.2010<br />

Wir lassen uns von dieser Machtdemonstration der Exekutive nicht einschüchtern. Zutritt<br />

in unsere Räumlichkeiten bleibt Menschen vorbehalten, welche sich mit den Grundprinzipien<br />

unseres Projektes identifizieren können - Ausübende einer Staatlichen <strong>Repression</strong>smaschinerie<br />

zählen dazu definitiv nicht - auf Veranstaltungen und Performances von<br />

dieser Seite wird gerne verzichtet.<br />

Für alle Anderen ist das Kaleidoskop einmal mehr offen und unter http://kukuma.info/<br />

gruppen/kaleidoskop ist unser Programm auffindbar.<br />

Gemeinsam mit anderen Initiativen und Gruppen wollen wir zudem laute und klare Zeichen<br />

gegen <strong>Repression</strong> in allen Lebenslagen setzen. Nutzt euer Umfeld, Medien und Veranstaltungen,<br />

um auf die neuerlichen Unterdrückungsversuche aufmerksam zu machen,<br />

sammelt Spenden für Betroffene. Informiert euch selbst darüber was bei<br />

Hausdurchsuchungen passiert, wie ihr eure Daten verschlüsselt um eure Privatsphäre zu<br />

schützen und was eure Rechte im Bezug auf politische Arbeit und generell sind.<br />

Für bedingungsloses Grundeinkommen und Bleiberecht<br />

Für die Freilassung aller Gefangenen<br />

Gegen <strong>Repression</strong> - Befreit die Seifenblasen!<br />

das Kaleidoskop<br />

Anfragen/ Rückfragen an: kaleidoskop@kukuma.info<br />

13


Stellungnahme einer Wohngemeinschaft in Wien, die im Zuge der<br />

Ermittlungen gegen J.A.I.B. observiert wurde<br />

gepostet auf at.indymedia.org<br />

am 18. August 2010 - 22:13 von wg<br />

Vor einigen Tagen ist bekannt geworden, dass innerhalb der letzten Monate unsere WG in<br />

Wien 15 von LVT (Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismus) und Polizei observiert<br />

wurde. Dies geschah im Zuge umfangreicher Ermittlungen im erweiterten Umfeld der<br />

sich in U-Haft befindlichen Personen.<br />

Es ist zu mindestens einer dokumentierten inhaltlichen Telefonüberwachung und zu Aufnahmen<br />

des Hauses gekommen.<br />

Klarerweise ist es uns wichtig, im alltäglichen Zusammenleben einen antisexistischen, antirassistischen<br />

und antiautoritären Umgang miteinander zu realisieren. Dennoch sind wir<br />

eine heterogene Gruppe von Menschen, die in verschiedensten politischen und sozialen<br />

Zusammenhängen aktiv sind und auch bleiben.<br />

Gerade die <strong>Repression</strong> zeigt uns, wie wichtig kritische politische Arbeit ist!<br />

Im Akt wird die WG homogenisiert, als Ganzes kriminalisiert und ihr ein „hohes Gewaltpotential“<br />

zugeschrieben. Konstruiert wird dies durch eine Liste von angeblichen und tatsächlichen<br />

Bewohner_innen. Einige der aufgeführten Personen sind uns gänzlich unbekannt.<br />

Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Vorverurteilung eines Bewohners dessen<br />

Verfahren erst im Herbst stattfindet.<br />

Solche Vorverurteilungen und Unterstellungen sind in keinster Weise akzeptabel.<br />

Der Umstand, dass politisch engagierte Menschen und deren Umfelder ohne konkrete<br />

Anhaltspunkte diesen repressiven Maßnahmen ausgesetzt werden, zeigt ein hohes Maß<br />

an polizeilicher Willkür.<br />

Es ist uns bewusst, dass diese Überwachungsmaßnahmen keinen Einzelfall darstellen<br />

und auch andere Personen von <strong>Repression</strong>smechanismen betroffen sind. Obwohl wir wissen,<br />

dass das Veröffentlichen auch zu Paranoia und Angst führen kann finden wir es dennoch<br />

wichtig diesen Schritt zu setzen, um einerseits aufzuzeigen wie <strong>Repression</strong> funktionieren<br />

kann und andererseits wie schnell Menschen in polizeiliche Ermittlungen geraten<br />

können.<br />

Das Ziel der <strong>Repression</strong> ist es Menschen einzuschüchtern und kritische, politische Arbeit<br />

zu reduzieren oder ganz zu verhindern - das Gegenteil davon wird passieren (so hoffen wir<br />

;) )<br />

KEEP ON ROCKING FOR A FREE WORLD!<br />

14


Wie konstruiere ich eine terroristische Vereinigung nach § 278?<br />

Eine Anleitung nach dem Vorgehen des LVT (Landesamt für Verfassungsschutz<br />

und Terrorismusbekämpfung) (Erschienen in MALMOE #51)<br />

Es kann mit Sicherheit jede(n) treffen<br />

Kaum ein Begriff wurde in den letzten Jahren mehr zur Legitimation juristischer und polizeilicher<br />

Werkzeuge verwendet als „Terrorismus“. Seit dem 11. September 2001 gilt die<br />

Devise: Sicherheit durch präventives Vorgehen gegen verdächtige Personen oder Personengruppen<br />

zum Schutz der Allgemeinheit. Damit diese effizient gewährleistet werden<br />

kann, benötigte und benötigt die Polizei rechtlich gedeckte, umfangreiche Befugnisse.<br />

Diese wurden in den letzten Jahren sukzessive erweitert, wie im Sicherheitspolizeigesetz<br />

(SPG) im Jahr 2007 oder durch die Ermittlungsparagraphen oder auch „Mafia“- bzw. Terropragraphen<br />

278ff.<br />

Ist jedoch der Werkzeugkasten einmal bereitgestellt, lassen sich damit eine Fülle von<br />

Informationen sammeln und mit etwas Ehrgeiz und Phantasie auch die gewünschten Organisationen<br />

oder Vereinigungen zusammenbasteln. Zwei der bekannteren Fälle, wie die<br />

„Aushebung der nigerianischen Drogenmafia“ bei der Operation Spring und der aktuelle<br />

„Tierrechtsprozess“ (siehe MALMOE #51 und 52), zeigen deutlich, dass rassistische bzw.<br />

politische Motive einen unübersehbaren Tatbestand ausmachen. Dass die Willkür System<br />

hat, macht diese Tools so gefährlich.<br />

Ein neuer Fall rollt an<br />

Im aktuellen Fall, der im Jahr 2010 ins Rollen kam, nahm das LVT zunächst die Unibrennt-<br />

Bewegungen genauer unter die Lupe. In der Beschreibung des Gefahrenpotentials, reicht<br />

der Konjunktiv, damit die Staatsanwaltschaft mit den scharfen Rechtsmittel hantieren<br />

kann. Denn das Schöne am §278ff liegt in seiner Unbestimmtheit. Da er sich auf eine<br />

Organisation oder Vereinigung bezieht, kann jede Person darunter fallen, egal ob sie eine<br />

Straftat begangen hat oder nicht. Es reichen bereits die gewöhnlichsten Dinge – eine Teilnahme<br />

an Demonstrationen, Internetrecherchen oder ein Dokumentarfilm – die einfach<br />

in den gewünschten Zusammenhang gestellt und zu einem Indiz umfunktioniert werden.<br />

Im Fachjargon werden diese Tätigkeiten als „Vorfelddelikte“ beschrieben.<br />

Zielperson P7<br />

Die vom LVT schließlich ausgemachte „Gruppe“ wurde nicht nur observiert, es wurde eine<br />

Rufdatenrückerfassung veranlasst (Aufzeichnung sämtlicher SMS und Telefonkontakte),<br />

Bewegungsprofile erstellt und verdeckte Ermittler(Innen) in Stellung gebracht. Dass letzteres<br />

nicht funktionierte, galt als Beweis für die angelegte Konspirativität. Jedoch ist erst<br />

einmal eine Zielperson oder Gruppe ausgemacht, ergibt sich der Rest von selbst. Jeder<br />

Kontakt wird registriert und plötzlich entstehen Verbindungen und Kreise, die einem geheimen<br />

Schnittmuster der Verschwörung gleichen. So fand sich bei einer Observation<br />

auch recht schnell Zielperson P7. Ein Mensch, der sich Mitte Mai 2010 an der Akademie<br />

der Bildenden Künste am Schillerplatz befand und in dem sich fast jedeR wieder finden<br />

könnte – „ca. 25 Jahre alt, 175 cm groß, mittlere Statur, brünette leicht gewelltes braunes<br />

Haar, blauem T-shirt, Jean,“ – jedoch nicht aufgrund einer Ähnlichkeit,<br />

sondern der Zufälligkeit halber. 15


Der superflexible §278<br />

Als Ende Juni zwei Müllkübel vor einem AMS in Wien brannten, waren die (vier) TäterInnen<br />

schnell ausfindig gemacht und für Wochen in U-Haft gesteckt. Beweise gibt es bis dato<br />

keine, jedoch scheint das LVT dieser Umstand wenig zu stören. Auch, dass diese Tat nicht<br />

genau ins Bild passt. Denn nach der Idee des LVT, ist diese Vereinigung dazu angetreten,<br />

dem Staat durch „schwere Nötigung und schwere Sachbeschädigung“ eine Veränderung<br />

der Bildungspolitik aufzuzwingen. Zur Legitimation der Ermittlungen gegen die Studierendenproteste<br />

in Verbindung mit dem Terrorparagraphen, wurden nun einfach die AMS<br />

Müllkübel vorgeschoben.<br />

Die „Terrordoku“<br />

Ende November setzte der LVT noch eines drauf. Zuerst erhielten einige Menschen, eine<br />

rechtlich nicht korrekte Ladung als Beschuldigte und sie präsentierten einen neuen Grund<br />

für die Ermittlung nach §278ff: Ein Dokumentarvideo! Im selben Zeitraum wurden zwei<br />

der vier im Sommer Verhafteten zum Verhör geladen, denn auf zwei der beschlagnahmten<br />

Computer fanden Experten vom LVT ein Dokumentarvideo, das erneut ihre Alarmglocken<br />

läuten ließ. Die Staatsanwaltschaft bimmelte gleich mit und im Nu hatten sie ein neues<br />

Betätigungsfeld der „Terrorgruppe“ ausgemacht: die österreichische Asyl- und Abschiebepolitik.<br />

Die Dokumentation einer Abschiebung vom Schubhäfen bis zum Flughafen trieb<br />

sie in wildeste Spekulationen – über eine mögliche Häftlingsbefreiung bis zur Störungen<br />

des Flugbetriebs. Letzteres sollte mit Hilfe eines GSM Masten geschehen, den die Fachmänner<br />

am Ort des Geschehens ausmachten und der kurzer Hand in einen Tower für<br />

den Flugverkehr umgedichtet wurde. In diesem Sinne, kann zukünftig jede journalistische<br />

oder künstlerische Tätigkeit unter Terrorismusverdacht fallen.<br />

16<br />

Ausstellungsansicht<br />

“Bekämpfung von Staatsterrorismus“,<br />

IG bildende Kunst Wien<br />

8.2 - 18.3. 2010<br />

(hier war u.a. die<br />

“Terrordoku“ und die Akten zu sehen)


In den ganzen Fällen zeigt sich, was zählt sind nicht die Fakten und Beweislast, sondern<br />

die selbst gestrickten Indizien, die sowohl die Ermittlungen als auch eine (etwaige) Anklage<br />

stützen. Damit treten LVT, Staatsanwaltschaft und das Gericht in offener Feindschaft<br />

zu dem, was in bürgerlichen Kreisen, gern als Zivilgesellschaft bezeichnet wird. Unsere<br />

Sicherheit und politische Freiheit kann nur gewährleistet werden, wenn der Justiz und Exekutive<br />

die <strong>Repression</strong>- und Verfolgungswerkzeuge à la §278ff schnellstmöglich entzogen<br />

werden.<br />

<strong>Repression</strong>swelle gegen No TAV-Bewegung in Italien<br />

(gefunden am 29.Jänner auf at.indymedia.org)<br />

Italien: Gestern landesweite Razzien gegen die No TAV-Bewegung +++ über 40 GenossInnen<br />

betroffen +++ erste Proteste gegen die <strong>Repression</strong><br />

Hintergrund: No TAV!<br />

TAV (treno ad alta velocità = Hochgeschwindigkeitszug) ist die Bezeichung eines monströsen<br />

Eisenbahnprojektes, dass einmal das italienische Turin mit der französischen Stadt<br />

Lyon verbinden soll. Die geplante Strecke quert auch das malerische Val di Susa in den<br />

südwestlichen Alpen. Dagegen regt sich seit über 20 Jahren Wiederstand aus der Bevölkerung,<br />

die durch die Naturzerstörung mit dem Tourismus ihre Existenzgrundlage verlieren<br />

würden. Unterstützung erhalten sie aus der (post-)autonomen Bewegung, unter anderem<br />

AktivistInnen aus dem Centro Sociale Askatasuna in Turin beteiligen sich seit langem an<br />

den Protesten. Nachdem im Jahr 2005 der massive Widerstand (80.000 Menschen beteiligten<br />

sich an einer Großdemo in Turin; kurz darauf wurden in der „Schlacht von Vernaus“<br />

Bauarbeiter und Polizei aus dem Tal vertrieben) zur Beendigung von Probebohrungen geführt<br />

hatte, beruhigte sich auch die Lage im Val di Susa. Im letzten Sommer wurden die<br />

Bauarbeiten jedoch wieder aufgenommen und damit regte sich auch der Widerstand von<br />

neuem. In der damaligen Situation, in der die Regierung Berlusconis in einer schweren<br />

Krise steckte, war der Widerstand des kleinen Tals in Piemont Motivation und Bezugspunkt<br />

für Linke in ganz Italien.<br />

Der 3. Juli 2011<br />

Die Spannung baute sich langsam auf, eine Vielzahl von Demonstrationen und Protestveranstaltungen<br />

sorgten für dauernde Aufmerksamkeit. Am 27. Juni räumte die Polizei ein<br />

Camp mit 3000 Menschen, dass in Maddalena auf dem Baugelände errichtet worden war<br />

(Video der Räumung. Am 3. Juli eskalierten daraufhin die Proteste (damaliger indymedia-<br />

Bericht): Landesweit war zu einer Demonstration mobilisiert worden. Zwei Demonstrationszüge<br />

mit zehntausenden TeilnehmerInnen setzten sich in Bewegung, um gegen das<br />

Bauprojekt zu protestieren. Teile der Demos versuchten, direkt an die Baustelle zu gelangen,<br />

die Tore einzureißen und diese erneut zu besetzen. In dem schwer überschaubaren<br />

Gelände mit großen waldigen bzw. buschigen Teilen kam es zu stundenlangen Scharmützeln<br />

mit der Polizei, die mit großer Brutalität auf die Angriffe reagierte. Polizeibeamte<br />

feuerten tausende von Tränengasgranaten, teilweise gezielt auf die Köpfe einzelner Protestierender,<br />

wodurch mehrere Menschen schwer verletzt wurden. Auch Steinwürfe von<br />

Polizisten und Misshandlungen von Verhafteten sind dokumentiert. Auch nach diesem<br />

17


Tag kam und kommt es immer wieder zu Protesten, die Fahnen der No TAV-Bewegung sind<br />

weiterhin Symbol des Widerstands und bei Demos überall in Italien zu sehen. Dennoch<br />

beruhigte sich die Lage über den heißen Sommer, in dem sich Italien kollektiv im Urlaub<br />

befindet.(Videos: Angriff auf die Baustelle, Polizei feuert Tränengas gezielt auf Menschen,<br />

Verletzter Protestierer, einen Überblick über die Geschehnisse bieten die Links von labournet)<br />

Die aktuelle Verhaftungswelle<br />

Die Reaktion ließ lange auf sich warten, schlug dafür jedoch umso härter zu: Am gestrigen<br />

26. Januar wurden im Morgengrauen landesweit koordinierte Razzien in Centri und<br />

Privat<br />

Solidarität mit den Angeklagten von Toulouse<br />

Am 5. Juli 2011 wurde das Büro der PJJ (der Jugendschutzbehörde) in Toulouse besucht und verwüsted<br />

aus Protest gegen ihre Beteiligung an dem Wegsperren junger Leute.<br />

Am 15. November 2011 wurden in Toulouse, sieben Wohnungen, einige davon Besetzungen, von hunderten<br />

Polizisten gestürmt und durchsucht. Computer, Telefone, Bücher, Poster und persönliches wurde<br />

mitgenommen. Im folge dieser Ereignisse wurden 6 Menschen in Gewahrsam genommen, 4 weitere wurden<br />

vernommen und eine Familie, die gerade versucht legale Papiere zu bekommen wurde festgenommen<br />

und am selben Tag wieder frei gelassen. Nach 32 Stunden Polizei-Gewahrsam wurden 4 Menschen<br />

auf Anordnung von Mr. Suc ( der Untersuchungsrichter) in Untersuchungshaft überführt.<br />

Verwüste deinen Käfig !<br />

[Ein Flugblatt, dass im Dezember 2011 in den Strassen von Paris auftauchte und als Soliaktion in Vierteln mit<br />

einem Transpi verteilt wurde]<br />

Überall, jeden Tag, werden massenhaft Leute jeglichen Alters als unverwaltbar und nicht an die Gesellschaft<br />

anpassbar abgeurteilt und in allen möglichen Formen von Zuchthäusern eingesperrt. Von den<br />

psychiatrischen Anstalten bis zu den Heimen, von den Ausschaffungsgefängnissen bis zu den Rentenanstalten,<br />

von den Knästen bis zu den Flüchtlingslagern… Auch die jüngsten von uns entgehen dieser<br />

18


Behandlung nicht: Jugendstrafanstalten, geschlossene Erziehungszentren, Anstalten zur Wiedereingliederung<br />

in die Schule, verstärkte Erziehungszentren, Heime für „straffällige Jugendliche“, die gleichermassen<br />

vom nationalen Bildungsministerium, wie von der Strafvollzugsverwaltung, dem gerichtlichen<br />

Jugendschutz (PJJ), vom DDASS [Behörde auf Departementebene für Gesundheit und Soziales] oder<br />

sogar von der Kirche verwaltet werden. Fern davon, eine Ausnahmemassnahme darzustellen, ist die<br />

Einsperrung bereits integraler Bestandteil des Erziehungs- und Normierungsprozesses, dessen Ziel es<br />

ist, Individuen herauszubilden, die je nach dem Bürger, Aushilfskräfte der Polizei, Soldaten unter den<br />

Soldaten der grossen Armee der Arbeit, Handlanger zu Diensten der Reichen, etc., werden. Jedenfalls<br />

Sklaven.<br />

Man stösst bereits in der Schule auf die Disziplinarräte, die Sanktionen und Strafen, die Ausschliessungen,<br />

die Notenhefte, die Überwacher, das Zuckerbrot und die Peitsche, die Denunziationen, das Nachsitzen,<br />

die Hierarchie, die Moral, die Gitterzäune, die Kameras und die Lautsprecher. Die falsche Gegenüberstellung,<br />

die man uns eintrichtern will, zwischen Erziehung und Einsperrung von Jugendlichen,<br />

zwischen Schulen und Gefängnissen für Jugendliche, ist nichts als ein ideologisches Zuckerbrot, eines<br />

jener, die für das reibungslose Funktionieren der demokratischen und kapitalistischen Domestizierung<br />

lebenswichtig sind. Belehrung und <strong>Repression</strong> sind die beiden Seiten derselben sozialen Dressierung.<br />

Angesichts des düsteren Horizonts, der von der normativen Macht dieser autoritären Pädagogik auferlegt<br />

wird, ist es nicht erstaunlich, das es Individuen gibt, die sich gegen diese Gleichschaltung sträuben.<br />

Und eben dies ist, inmitten zahlreicher anderer Beispielen, im Mai 2011 im Jugendgefängnis (EPM) von<br />

Lavaur (Tarn) passiert, wobei sich praktisch alle Eingesperrten auflehnten und begannen, die Käfige in<br />

Wut zu verwüsten. Zur Unterstützung dieser Revolte drinnen, entschied sich draussen eine Gruppe von<br />

Leuten zwei Monate später, zusammenzukommen, um die Büros der PJJ (Verwalter der EPM zusammen<br />

mit der Strafvollzugsverwaltung) zu verwüsten, um ein Stück ihrer Gewalt zu erwidern.<br />

Als Antwort durchsuchten und verwüsteten die Bullen der Macht am 15. November mehrere Wohnungen<br />

in Toulouse auf der Suche nach den Urhebern dieses zerstörerischen Besuchs. Im Rahmen der<br />

Untersuchung wurden 4 Personen eingesperrt. Ob sie Unschuldig oder Schuldig sind, ist die letzte<br />

unserer Sorgen, es ist offensichtlich, dass die Macht Personen treffen wollte, die bereits dafür bekannt<br />

waren, ihre Feindseligkeit gegenüber diesem Todessystem geäussert zu haben. Was wichtig ist, ist, den<br />

Kampf fortzuführen, jener der eingeschlossenen Jugendlichen, sowie jener derjenigen, die versuchen,<br />

ihn draussen weiterzuverbreiten. Was wichtig ist, ist, diese Gesellschaft zu zerstören, die das Einsperren<br />

nötig hat.<br />

Feuer und Flammen allen Gefängnissen.<br />

Solidarität mit den Revolten des sozialen Gefängnisses.<br />

Drinnen sowie draussen. einige Anarchisten<br />

Aufruf aus Serbien zu internationalen Solidaritätsaktionen zum<br />

Belgrad 6 Verfahren am 8. Februar 2012<br />

(gefunden auf de.indymedia - wurde von ASI verfasst; wir stimmen nicht mit allen Formulierungen und<br />

Inhalten des Textes überein, finden aber wichtig ihn unverändert zu veröffentlichen.)<br />

Liebe GenossInnen,<br />

wir möchten Euch darüber in Kenntnis setzen, daß, als Teil des Konstrukts gegen die<br />

Belgrad 6 (BG6), ab 8.Februar 2012 ein Berufungsverfahren gegen vier MitgliederInnen<br />

der Anarchosyndikalistischen Initiative (ASI) und gegen 2 weitere unorganisierte<br />

19


Belgrader AnarchistInnen anläuft.<br />

Die sechs Belgrader Libertären wurden angeklagt, Ende August 2009 aus Solidarität<br />

mit einem damals hungerstreikenden griechischen politischen Gefangenenen (Thodoros<br />

Iliopoulos) zu einem einen Angriff auf die griechische Botschaft in Belgrad angestiftet,<br />

dabei assistiert und ausgeführt zu haben. Kurz nach dem Angriff auf die Botschaft wurden<br />

die BG6 (Tadej Kurepa, Ratibor Trivunac, Ivan Savic,Ivan Vulovic, Nikola Mitrovic and Sanja<br />

Dojkic) unter “Internationalen Terrorismus” verhaftet und die nächsten sechs Monate in<br />

U-Haft gesteckt.<br />

Aufgrund von massenhafter Unterstützungsmobilisierung, sowohl weltweit als auch vor<br />

Ort, wurden sie kurz vor ihrem Prozess entlassen. Im Juni 2010 wurden sie letztlich von<br />

einem Gericht höherer Instanz, das befand, daß in keinem einzigen Anklagepunkt<br />

irgendwelche Grundlagen für eine Verurteilung bestanden, freigesprochen.<br />

Dagegen ging die Staatsanwaltschaft in Revision. Allerdings antwortete das<br />

Berufungsgericht darauf nicht, bis zu dem Zeitpunkt als geschmeidige politische Gründe<br />

dafür auftauchten. Denn nur Tage nach antimilitaristischen Protesten, die im Juni 2011 in<br />

Belgrad gegen einen NATO-Gipfel stattfanden und wobei Ratibor Trivunac eingefahren war,<br />

entschied das Berufungsgericht im Sinne der Anklage und beschloß den Prozess erneut<br />

zuzulassen.<br />

Zagreb: „On Monday, the 14th of September of 2009., a protest of solidarity with the arrested Serbian<br />

anarchists took place.“<br />

Zur Zeit gibt es strafrechtliche Verfahren gegen insgesamt sieben Mitglieder der<br />

20


Ortsgruppe von ASI und sie sind alle politisch motiviert.<br />

Die Wiedereröffnung des Verfahrens gegen BG6 kann nur als Kontinuität der staatlichen<br />

Unterdrückung all derjenigen gesehen werden, die gegen Plünderung und Ausbeutung<br />

aufstehen. In Anbetracht der Tatsache, daß Serbien eine Bananenrepublik der Peripherie<br />

ist, die von einem Ableger der Kompradoren-Bourgeoisie regiert wird, hat sich gezeigt,<br />

daß in dieser Phase des Kampfes die stärkste Waffe gegen den repressiven Apparat des<br />

Staates, die internationale Solidarität ist.<br />

Dazu rufen wir alle Genossen und Genossinnen, AnarchosyndikalistInnen, revolutionäre<br />

Gewerkschaftsleute und klassenkämpferische AnarchistInnen zu einem Tag der<br />

internationalen Solidarität am 6. Februar 2012 vor den Konsulaten, Botschaften und<br />

Kulturinstitutionen der serbischen Republik. Die Proteste sollte die klare Forderung nach<br />

dem Ende aller Verfahren und dem Fallenlassen aller Konstrukte gegen die Belgrader<br />

Libertären in sich tragen.<br />

Die Freiheit unserer GenossInnen hängt zu einem großen Teil von den Aktivitäten der<br />

internationalen libertären Bewegung ab, aber wir sind davon überzeugt,<br />

daß wieder einmal die internationale Solidarität ihre Stärke zeigen wird.<br />

Sofortige Freiheit für die BG6 und alle angeklagten GenossInnen!<br />

Tod dem Staat und dem Kapital!<br />

–Internationales Sekretariat der ASI<br />

21


SOLIDARITÄT*<br />

Es gibt viele Wege, um Solidarität mit Gefährt_innen zu demonstrieren, welche vom Staat<br />

kriminalisiert werden, wobei jeder davon ein direkter Ausdruck der Form ist, in der man im<br />

allgemeinen sozialen Zusammenprall interveniert.<br />

Da sind diejenigen, die Solidarität darin sehen, diesem oder jenem inhaftierten Gefährt_<br />

innen, mit einem sozialen Dienst unter die Arme zu greifen, und das ist die Form in der<br />

sie ihre Aktivität ausüben: nach Anwält_innen suchen, Kleider und Geld in den Knast schicken,<br />

Besuche und so weiter. Diese rein humanitäre Solidarität, überträgt sich auch in die<br />

Errichtung von Verteidigungs-Komitees und dementsprechenden Kampagnen, die darauf<br />

ausgerichtet sind, die öffentliche Meinung zu beeinflussen.<br />

Dann gibt es jene, die Solidarität als eine strikt politische Sache<br />

betrachten und sich damit beschäftigen, einen Haufen “Unterscheidungen“ zu machen,<br />

die darauf abzielen, das Bild ihrer eigenen Aktivität, nicht zu kompromittieren. Aus opportunistischen<br />

Gründen, verteidigen und zeigen sie Solidarität mit denjenigen, die sich<br />

selbst als unschuldig erklären und nicht mit denen, die Verantwortung für ihre eigenen<br />

Aktionen übernehmen.<br />

Andere bringen sofort Flugblätter und Broschüren heraus, in formeller Solidarität mit dieser<br />

oder jener verhafteten Gefährt_innen, wenn diese sehen, daß es aus der Sicht der<br />

politischen Propaganda, etwas zu gewinnen gibt, d.h. sie verkünden Solidarität in Worten,<br />

während in deren Praxis keine Spur davon zu finden ist.<br />

Welchen Sinn denken wir also, sollte Solidarität haben?<br />

Der erste Aspekt ist der, Solidarität als eine Erweiterung der aufständischen sozialen<br />

Praxis zu sehen, die man bereits innerhalb des Klassenzusammenpralls ausführt. D.h. als<br />

eine direkte Demonstration von Aktionen gegen alle Strukturen der Macht, die im<br />

eigenen Umfeld präsent sind, egal ob groß oder klein. Denn diese Strukturen müssen in<br />

jeder Hinsicht für alles als verantwortlich bezeichnet werden, für was in der sozialen<br />

Realität passiert, einschließlich der Kriminalisierung und Verhaftung von Gefährt_innen,<br />

wo auch immer diese sein mögen. Es wäre kurzsichtig, die Frage der <strong>Repression</strong> gegen<br />

Gefährt_innen zu etwas zu reduzieren, das strengstens mit dem legalen und polizeilichen<br />

Apparat verknüpft ist. Die Kriminalisierung und Verhaftung von Gefährt_innen, sollte im<br />

Kontext des sozialen Kampfes als Ganzes gesehen werden, gerade weil diese immer die<br />

eiligen Mittel sind, die der Staat verwendet, um die Radikalisierung überall abzuschrecken.<br />

Ganz gleich wie groß oder unbedeutend er sein mag, so macht doch jeder Akt der<br />

<strong>Repression</strong>, Teil der Beziehungen des sozialen Kampfes aus, welcher gegen die<br />

Herrschaftsstrukturen im Gange ist.<br />

Der zweite Aspekt ist, daß jede_r Gefährt_in schon aus Prinzip verteidigt werden sollte,<br />

ungeachtet der Anschuldigungen, die vom staatlichen Justiz und Polizeiapparat, gegen<br />

ihn oder sie vorgebracht werden. Zu allererst weil es darum geht, ihn oder sie aus seinen<br />

Klauen zu entreißen, d.h. aus der Position des/der ‚“Gegeißelten“, zu der er oder sie<br />

reduziert wurden.<br />

Darüber hinaus dreht es sich auch darum, die Gelegenheit nicht zu verpassen, den Angriff<br />

gegen das ‚“Gesetz“ zu intensivieren, welches dazu dient, die Äusserungen aller<br />

Machtsbeziehungen, innerhalb der bestehenden Ordnung, zu regulieren.


Beim dritten Aspekt handelt es sich um die Weigerung, die Logik der Verteidigung zu<br />

akzeptieren, die inhärent im verfassungsgebenden Gesetz liegt, so wie etwa das Problem<br />

der ‚“Unschuld“ oder „Schuld“ der involvierten Gefährt_innen. Wir haben mehr als genug<br />

Gründe dafür, um sie zu verteidigen und niemand kann den politischen Opportunismus<br />

rechtfertigen, dies nicht zu tun. Wir können und dürfen uns selbst nicht als Anwält_innen<br />

betrachten. Wir wollen diese Gesellschaft von unten nach oben radikal transformieren<br />

und wir sind nicht daran interessiert über diese Ordnung zu urteilen, wie sie ein Urteil über<br />

uns fällt. Aus diesem Grund, bezeichnen wir jegliche Verurteilung, die von den staatlichen<br />

<strong>Repression</strong>sorganen gefällt werden, und mehr noch, wenn diese Gefährt_innen sind, als<br />

eine Verurteilung gegen uns selbst.<br />

Der vierte und letzte Aspekt, bezieht sich auf unser Verhalten gegenüber den inhaftierten<br />

Gefährt_innen. Wir fahren fort, uns ihnen gegenüber auf dieselbe Weise zu verhalten, wie<br />

zu der Zeit, als sie nicht im Knast waren. Das bedeutet, daß wir mit der Solidarität immer<br />

und in jedem Fall eine radikale Kritik vereinen wollen. Wir werden versuchen Solidarität<br />

mit inhaftierten Gefährt_innen zu zeigen, ohne uns dafür ihren Ideen zu verschreiben.<br />

Diejenigen, die Solidarität zu inhaftierten Gefährt_innen zeigen, teilen nicht unbedingt<br />

deren Meinungen und Sichtweisen, und umgekehrt. Wir unterstützen alle inhaftierten<br />

GefährtInnen aber nur bis zu dem Punkt hin, wo das, was wir für sie tun, nicht in Kontrast<br />

oder in Widerspruch mit unseren Ansprüchen kommt.<br />

Wir sehen Solidarität als eine Art Kompliz_innenenschaft, der wir wechselseitiges<br />

Vergnügen entnehmen können. Es soll in keiner Weise eine Pflicht oder ein Opfer für die<br />

“gute und heilige Sache“ sein. Es geht immer um unsere Sache, um uns selbst. Deswegen<br />

ist Solidarität von primärer Bedeutung, in der Entwicklung der eigenen politischen Praxis;<br />

womit sie den Sinn bekommt, der ihr zusteht.<br />

*Dieser Text wurde zu weiten Teilen aus einer 1993 erschienen Schrift „Revolutionäre Solidarität“ entnommen.<br />

Wir unterstützen inhaltlich in vielen Teilen den Originaltext und dessen Inhalt, haben uns aber<br />

die Freiheit genommen einzelne Passagen und Formulierungen zu verändern bzw. wegzulassen – der<br />

Originaltext findet sich hier http://unruhen.files.wordpress.com/2010/03/revolutionaeresolidaritaet.<br />

pdf<br />

23


Aussageverweigerung<br />

Die Suche nach „Wahrheit“ oder gar „Gerechtigkeit“ ist vor allem bei politisch motivierten<br />

Ermittlungen meist – wenn überhaupt – Nebensache.<br />

Aussagen bei Polizei und Staatsanwaltschaft zu machen bedeutet die<br />

<strong>Repression</strong>sbehörden bei ihrer Arbeit zu unterstützen!<br />

Um den <strong>Repression</strong>sorganen des Staates keinen Einblick in die eigenen Strukturen zu<br />

gewähren und sich selbst und andere vor <strong>Repression</strong> zu schützen, galt in der Linken lange<br />

Zeit strömungsübergreifend das »Anna und Arthur halten’s Maul«-Prinzip. Seit einigen Jahren<br />

aber machen immer wieder politischen Aktivist_innen bei der Polizei Aussagen, um<br />

entweder ihre eigene ›Unschuld‹ zu beweisen oder weil sie eingeschüchtert sind.<br />

Auch bei der Staatsanwaltschaft wird geredet,… Gefördert wird ein solches Verhalten von<br />

Gruppen die einen »kreativen Umgang mit Polizei und Justiz« propagieren und damit von<br />

<strong>Repression</strong> Betroffenen das Gefühl vermitteln, die Polizei mit harmlosen Aussagen im Verhör<br />

›austricksen‹ zu können.<br />

Aber: Es gibt keine ›harmlosen‹ Aussagen! Jede Äußerung hilft der Polizei bei ihren<br />

Ermittlungen, entweder gegen dich oder gegen andere. Scheinbar ›entlastende‹ Aussagen<br />

können entweder andere belasten, oder der Polizei Tipps geben, nach weiteren Beweisen<br />

gegendich oder andere zu suchen oder sie zu erfinden. Ein Ermittlungsverfahren ist der<br />

verkehrte Ort (scheinbar) Entlastendes vorzubringen. Über “Schuld oder Unschuld” entscheiden<br />

weder PolizistInnen noch StaatsanwältInnen sondern RichterInnen in einem<br />

Gerichtsverfahren. Mit Aussagen im Ermittlungsverfahren ist eins also an der falschen<br />

Adresse, denn das Interesse von Polizei und Staatsanwaltschaft ist es (irgend)eine_n<br />

Schuldige_n zu finden.<br />

Deshalb: Bei Polizei und Staatsanwaltschaft konsequente Aussageverweigerung!<br />

Der Trend sich bei der Polizei oder der Staatsanwaltschaft zur Sache einzulassen zeigt,<br />

dass Wissen und Bewusstsein über den richtigen Umgang mit Polizei und Justiz nicht<br />

selbstverständlich sind … Deshalb muss das Thema Aussageverweigerung ein<br />

permanenter Bestandteil der politischen Arbeit sein.<br />

Nur wenn wir diesen Grundsatz kontinuierlich an die neuen Genoss_innen weitergeben,<br />

können wir uns und unsere Strukturen schützen.<br />

Dieser Text soll ein Beitrag hierfür sein. Informiere dich bei<br />

den verschiedenen Rechtshilfekollektiven und Strukturen welche Rechte du als<br />

Beschuldigte_r oder Zeug_in gegenüber Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichten hast,<br />

welche Konsequenzen eine Aussageverweigerung haben kann und warum es trotzdem<br />

richtig ist, die Klappe zu halten.<br />

at.rechtsinfokollektiv.org<br />

rechtshilfe.blogsport.de<br />

rechtshilfe.servus.at<br />

24


Freispruch §278 Tierrechtsprozess in Wr.Neustadt<br />

Der §278a-Prozess endete am 2. Mai 2010 mit dem (nicht rechtskräftigen) Freispruch<br />

aller 13 Angeklagter in allen Punkten. Nach fast 100 Prozesstagen ist schlussendlich<br />

von den Vorwürfen der SOKO und Staatsanwaltschaft nichts übrig geblieben.<br />

Der Staatsanwalt Handler hat jedoch Berufung angemeldet, mit der schriftlichen Ausfertigung<br />

des Urteils (Mitte Februar 2012) hat der Staatsanwalt nun Gelegenheit dieses<br />

zu studieren und sich zu entscheiden ob er die Berufung durchführen wird oder nicht…<br />

Auch wenn diese Freisprüche rechtskräftig werden können sie die <strong>Repression</strong> der letzten<br />

drei Jahre nicht ungeschehen machen. Es ändert nichts daran, dass im Rahmen der<br />

jahrelangen Ermittlungen 10 Personen monatelang in U-Haft gesteckt wurden, fast 30<br />

Wohnungen und Vereinslokale aufgebrochen und durchsucht wurden, Menschen von<br />

Vermummten mit vorgezogener Waffe aus ihren Betten gezerrt oder jahrelang buchstäblich<br />

hunderte Menschen mittels Telefonüberwachung, verwanzten Wohnungen, Observationen,<br />

Peilsendern, Kontoöffnungen… ihrer Privatsphäre beraubt wurden.<br />

Dieses Urteil kann nicht als Beleg für einen „funktionierenden Rechtsstaat“ aufgefasst<br />

werden, ist es doch vielmehr ein Beispiel dafür wie leicht es für die Behörden ist, trotz<br />

nicht vorhandener Beweislage den <strong>Repression</strong>sapparat hoch zu fahren wenn der politische<br />

Wille zur Kriminalisierung vorhanden ist.<br />

Dieses Urteil ändert auch nichts am System einer Gesellschaft, in der Gewalt gegen<br />

Tiere alltäglich und gesetzlich gedeckt ist. Einem System, in dem Polizei und Justiz zunehmend<br />

repressiver gegen all jene vorgehen, die sich der herrschenden Ordnung nicht<br />

widerspruchslos anpassen und indem Gerichte vielmehr der Machtdemonstration als<br />

der neutralen „Wahrheitsfindung“ dienen.<br />

Das §278a-Verfahren hatte auch für die Beteiligten Beamt_innen ein Nachspiel.<br />

Sowohl der Chef der SOKO, Erich Zwettler, als auch der Staatsanwalt Handler wurden<br />

befördert.<br />

Die Anzeigen die gegen sie und anderen SOKO Beamt_innen – u.a. wegen Falschaussagen<br />

vor Gericht, Urkundenunterdrückung, Freiheitsberaubung und Missbrauch der Amtsgewalt<br />

– wurden von der zuständigen Staatsanwaltschaft ruck zuck eingestellt.<br />

Auf der anderen Seite wurde die Einzelrichterin Sonja Arleth, die gegen den politischen<br />

Willen der dem ganzen Verfahren anhaftete einen umfassenden Freispruch fällte,<br />

de facto degradiert.<br />

25


Aufruf zu dezentralen Aktionen:<br />

internationaler Aktionstag gegen <strong>Repression</strong><br />

10. März 2012 – FREE J.A.I.B. (WIEN)<br />

Das repressive Vorgehen von Staat, Justiz und Polizei gegen politisch autonome<br />

Strukturen nahm auch in Wien die letzten Jahre deutlich zu.<br />

Mit dem §278-Tierrechtsprozess geht nach der schriftlichen Urteilsverkündung Anfang<br />

Februar 2012, und dem Freispruch von 13 Angeklagten der größte österreichische Prozess<br />

seit 1945 (hoffentlich) zu Ende.<br />

Nun steht aber schon der nächste politische Prozess vor der Tür, diesmal gegen 4 politische<br />

Aktivist_innen (J.A.I.B.), die unter anderem bei den Bildungsprotesten 2009<br />

(unibrennt: u.a. Audimax-Besetzung Wien, Akademie der bildenden Künste Wien…), und in<br />

antirassistischen Zusammenhängen aktiv waren.<br />

Während der Besetzung der Akademie der Bildenden Künste in Wien 2009 und den<br />

darauf folgenden Besetzungen des Audimax, so wie weiteren Hörsälen an der Universität<br />

Wien hat das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) mit<br />

umfassenden Ermittlungen begonnen.<br />

Das LVT überwachte nicht nur Demonstrationen, sondern observierte Orte (vor allem die<br />

Akademie d.b.Künste und das Audimax Wien) und Einzelpersonen, überwachte Telefone<br />

und setzte verdeckte Ermittler_innen ein. Diese ganzen Maßnahmen fanden mithilfe des<br />

Schnüffelparagraphen 278 (z.B.: Bildung einer kriminellen/terroristischen Organisation)<br />

statt.<br />

Um die Ermittlungsarbeiten zu legitimieren wurden die vier Aktivist_innen J.A.I.B. im Juli<br />

2010 verhaftet und für knapp 2 Monate in Knast gesteckt. Ihre Wohnungen wurden durchsucht,<br />

ebenso ein autonomes Vereinslokal – zahlreiche Gegenstände und Computer wurden<br />

für mehrere Wochen beschlagnahmt. Vorgeworfen wurden ihnen Mülleimer vor einem<br />

Arbeitsamt in Brand gesetzt zu haben.<br />

Konfrontiert wurden sie von der Staatsanwaltschaft mit folgenden Anschuldigungen: Bildung<br />

einer terroristischen Vereinigung, Begehung von terroristischen Straftaten, Bildung<br />

eines kriminellen Komplotts, schwere Sachbeschädigung und Brandstiftung.<br />

Die vier politischen Aktivist_innen machten von ihrem Recht auf Aussageverweigerung<br />

Gebrauch. Nach der Entlassung wurde weiterhin versucht Aussagen zu erpressen.<br />

Ein Video welches eine Abschiebung dokumentiert und bei einer Hausdurchsuchung gefunden<br />

wurde, war in den Augen des LVTs eine geplante Befreiung von Schubhäftlingen.<br />

Mittlerweile wurden fast alle Anklagepunkte gegen die vier J.A.I.B fallen gelassen –<br />

Am 13. März 2012 beginnt der Prozess gegen die vier wegen Brandstiftung an Mülltonnen;<br />

mögliche Haftdauer: 1 – 10 Jahre.<br />

Linke Szenenstrukturen wurden bespitzelt, Menschen wurden wochenlang observiert,<br />

hunderte Telefone wurden abgehört – 4 Personen wurden unter falschen Indizien eingesperrt<br />

um ihnen nun den Prozess zu machen.<br />

Die politischen Dimensionen dieses Prozesses werden nun von der Justiz versucht<br />

runter zu spielen, die monatelangen Überwachungsmaßnahmen sollen einfach unter den-<br />

Tisch gekehrt werden.<br />

26


Dieser Prozess muss in Kontinuität zu der (staatlichen) <strong>Repression</strong> gegen politisch autonom<br />

organisierte Menschen weltweit gesehen werden.<br />

Dabei muss uns klar sein, dass das einzige Mittel gegen repressive staatliche<br />

Unterdrückung Solidarität und Vernetzung ist.<br />

Nachdem die „Belgrad 6“ im Juni 2010 in allen Anklagepunkten (internationaler<br />

Terrorismus) freigesprochen wurden, findet die <strong>Repression</strong> gegen die sechs Anarchosyndikalist_innen<br />

kein Ende. Am 8. Februar wird in Belgrad der Prozess wieder aufgenommen.<br />

(de.indymedia.org/2012/01/323666.shtml)<br />

Im September 2011 wurden Sonja und Christian nach 33 Jahren Exil in Frankreich, nach<br />

Deutschland ausgeliefert. Ihnen wird vorgeworfen Mitglieder in der Revolutionären Zelle in<br />

den 70er Jahren gewesen zu sein. Selbst nach 33 Jahren dauert die Schikane der<br />

Justiz der Bundesrepublik Deutschland weiter an.<br />

verdammtlangquer.org<br />

Im Juli 2011 haben breite Proteste gegen den Bau des Eisenbahnprojektes in Val di Susa<br />

(Italien) statt gefunden. Daraufhin wurden im Jänner 2012 landesweit über 40 No TAV<br />

Aktivist_innen verhaftet und befinden sich weiterhin im Knast.<br />

(linksunten.indymedia.org/de/node/53979)<br />

Weltweit wurden verschiedene Hausprojekte und Freiräume, die ein praktischer Versuch<br />

jenseits diesen unerträglichen Normalzuständen zu leben darstellen, durch Polizeigewalt<br />

geräumt.<br />

Dies sind nur einige Beispiele von weltweiten, nicht endenden <strong>Repression</strong>swellen und<br />

Verhaftungen.<br />

Am 13. März findet der Prozess gegen die vier Aktivist_innen J.A.I.B. unter fadenscheinigen<br />

Indizien im Landesgericht für Strafsachen Wien statt.<br />

Offensichtlich sind dies Versuche von der Seite der Justiz und des Staates kritische politische<br />

Stimmen stumm zu machen und widerständige Menschen einzuschüchtern.<br />

Wir lassen uns aber nicht Einschüchtern und bleiben widerständig!<br />

Am 10. März findet ein Antirepressionsdemo in Wien statt.<br />

Es gibt aber zahlreichen Wege widerständige Solidarität zu zeigen. In der Bekämpfung<br />

dieses unterdrückerischen Systems finden wir alle Methoden legitim. Lasst euere Wut<br />

und eure Kreativität freien Lauf, engagiert euch, macht dezentrale, direkte, Aktionen,<br />

Seit autonom, bunt, schwarz…<br />

Jede (solidarische) Aktion ist ein Ausbruch aus der Ohnmacht!<br />

Wir rufen zu einem zu<br />

internationalen Aktionstag gegen <strong>Repression</strong> am 10.März 2012 auf!<br />

fightrepression2010.tk<br />

27


Call for decentralized actions:<br />

international day of action against repression 10th of<br />

March 2012 – Free J.A.I.B. (Vienna)<br />

The repressive actions of the state, justice and police against political autonomous structures<br />

has increased in Vienna during the last years.<br />

With the § 278a process against animal rights activists, after the written sentence in the<br />

beginning of February and the absolution of 13 defendants, the biggest Austrian process<br />

since 1945 (hopefully) finds an end.<br />

Now already the next political process is coming, this time against 4 political activists<br />

(J.A.I.B.), who were among others participating in the education-protests of 2009 (unibrennt:<br />

a.o. Audimax-occupation Vienna, Academy of fine arts Vienna,…) and active in antiracist<br />

related protests.<br />

During the occupations of the academy of fine arts Vienna in 2009 and the following occupations<br />

of the Audimax and of other lecture halls in the university of Vienna, the national<br />

office for constitutional protection and antiterrorism (Landesamt fur Verfassungsschutz<br />

und Terrorismusbekämpfung – LVT) started an exhaustive investigation.<br />

The LVT did not just monitored protests, but it also observed individuals and places (especially<br />

the Academy of Fine Arts Vienna and the Audimax Vienna), tapped telephones and<br />

placed undercover agents.<br />

These measures have a ground in the investigation paragraph 278 (i.e. Formation of a<br />

criminal/terrorist organization).<br />

In order to legitimize the investigation, the four activists J.A.I.B. were put into prison for two<br />

months in July 2010. Their residence was searched through and so was an autonomous<br />

association where many items and computers were seized for several weeks. The charges<br />

were setting a garbage bin on fire before an employment office. They were confront by the<br />

prosecution with the following allegations: forming a terrorist organization, committing<br />

terrorist offenses, criminal conspiracy, serious criminal damage and arson.<br />

The four political activists used their right to refuse to testify.<br />

After their release the prosecution was still trying to extort statements from them. The video<br />

of a documented deportation found during a house search was, in the eyes of the LVTs<br />

framed as a planned release of detainees. In the meantime, nearly all charges against the<br />

four J.A.I.B. have been dropped.<br />

On 13 March 2012 begins the trial against the four for arson to trash cans, possible prison<br />

time: 1 – 10 years.<br />

Left scene structures were spied on, people were under surveillance for weeks, hundreds<br />

of telephones were bugged -. 4 people were arrested on false circumstantial evidence to<br />

now conduct the lawsuit against them. The juridical system is searching to play down the<br />

political dimensions of this process. The month-long surveillance should simple be swept<br />

under the table.<br />

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