29.10.2013 Aufrufe

Heft 2 (04/2009)

Heft 2 (04/2009)

Heft 2 (04/2009)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

direkt<br />

Unabhängige Schülerzeitung des BZM<br />

<strong>Heft</strong> 2 / April <strong>2009</strong><br />

Die Rehabilitierten<br />

Wie der Vatikan mit den Hardliner-Brüdern kuschelt<br />

DAS BISTRO - GANZ PRIVAT<br />

Hintergründe und Fakten zur Preisgestaltung der Kantine<br />

»BUSHIDO ZEIGT’S ALLEN«<br />

Der kurze Weg in den Mainstream<br />

Preis: 0,20 €


Editorial<br />

L<br />

iebe Leserschaft,<br />

seit unserer letzten Ausgabe Ende Januar<br />

<strong>2009</strong> hat sich einiges in der Welt getan:<br />

Der Winter verschwand langsam aus unserer<br />

Wahrnehmung, die Hochsaison der Fasnet kam<br />

und ging, das erste Schulhalbjahr ward überstanden.<br />

Doch viel gewichtiger in diesem Jahr<br />

war für uns in der BRD die Debatte über die<br />

Pius-Bruderschaft, welche mit der Aufhebung<br />

der Exkommunikation vierer Bischöfe durch den<br />

Papst entstand. Mit diesem Thema beschäftigt<br />

sich deshalb auch die Titelstory. Das gerade<br />

einem deutscher Papst solch ein Fehler nicht<br />

unterlaufen darf, meint auch der Markdorfer<br />

Gemeindepfarrer Ulrich Hundt, mit dem wir<br />

diesbezüglich ein Interview führten.<br />

Nach unserer ausgiebigen Reportage über<br />

Barack Obama in der Erstausgabe, war es nun an<br />

der Zeit, die Umsetzung seiner Wahlversprechen<br />

kritisch zu analysieren. Unser Redakteur Maximilian<br />

Vorast befasste sich deshalb mit der<br />

Geschichte und Zukunft des US-Straflagers<br />

Guantanamo, welches als Symbol der Ära-Bush,<br />

nun geschlossen werden soll.<br />

Bei aller Wichtigkeit des Weltgeschehens, wollen<br />

wir dabei allerdings auch nicht das Schulleben<br />

außer Acht lassen: Nach dem Start des Schulradios<br />

vor einigen Monaten steht uns wahrscheinlich<br />

bald die nächste Sendung bevor. Über erste<br />

Reaktionen und die organisatorischen Herausforderungen,<br />

sprach DIREKT mit Andrea<br />

Wielath, der Managerin des Projekts.<br />

Zum Schulleben gehörte dieses Jahr allerdings<br />

auch die Preiserhöhungen am Bistro und die<br />

damit einhergehende Umstrukturierung unserer<br />

Schulkantine. Wir recherchierten über Ursachen<br />

und Wirkungen der Privatisierung des Bistros<br />

und sprachen mit Herrn Schatz über die aktuelle<br />

Situation an der »Futterfront«.<br />

Wegen des direkten Bezugs zum Schulalltag,<br />

war es für uns ebenfalls höchste Zeit, das<br />

DIREKT <strong>04</strong>/<strong>2009</strong><br />

Da sind wir aber immer noch<br />

Papst, Hip-Hop und der Rest der Welt<br />

Phänomen »Bushido« genauer zu betrachten.<br />

Wer ist dieser Rapper aus Bonn, und was<br />

bewirkt er mit seiner Musik bei Jugendlichen?<br />

Ein Rebell oder nur Handlanger der Kulturindustrie?<br />

Diesen Fragen widmeten wir uns<br />

in Form einer ausgiebigen Reportage im Kulturteil.<br />

Doch neben einer Kino- und Musicalbesprechug<br />

sollte in unserer Zweiten Ausgabe auch<br />

die Literatur nicht zu kurz kommen. Der allgemein<br />

kaum noch bekannten Strömung des<br />

sozialistischen Realismus widmeten wir daher<br />

eine Zweiseitige Chronologie.<br />

Nun hat sich aber nicht nur in der Welt und am<br />

BZM einiges getan, nein, auch die DIREKT hat<br />

sich nach zahlreichen Rückmeldungen etwas<br />

weiterentwickelt: So gibt es beispielsweise ab<br />

dieser Ausgabe neben einem leicht modifizierten<br />

Layout auch zahlreiche Lehrerzitate und<br />

reichere Bebilderung. Dabei hat sich nicht nur<br />

qualitativ, sondern auch quantitativ einiges<br />

getan: Statt 20 Seiten wie in die Erstausgabe verfügt<br />

Ausgabe Zwei nun über 4 Seiten mehr an<br />

Text und Bild. Es bleibt festzuhalten: Wir bleiben<br />

also auch weiterhin am Ball, und in diesem<br />

Sinne, wünsche ich viel Spaß bei der Lektüre.<br />

Marcel Kunzmann, Chefredakteur<br />

3


Impressum<br />

Die DIREKT ist eine kritisch hinterfragende Schülerzeitung.<br />

Gegründet im November 2008 ist unser Ziel eine solidarische Schülerzeitung für alle Schularten<br />

des BZM zu entwickeln, welche mit enger Verbundenheit zu den Interessen der Schülerschaft<br />

den Dialog sucht und zur Partizipation einlädt.<br />

Mit kritischem Blick behalten wir sowohl den Schulalltag als auch die Weltpolitik im Auge und<br />

wollen der vorherrschenden Beliebigkeit neue Kontraste verleihen.<br />

DIREKT - wer liest, versteht.<br />

Anschrift der Redaktion:<br />

Schülerzeitung “direkt”<br />

Bildungszentrum Markdorf<br />

Ensisheimerstraße 30<br />

88677 Markdorf<br />

eMail: direkt.redaktion@gmail.com<br />

Homepage: http://www.direkt-online.org/<br />

Ausgabe: 2 (<strong>04</strong>/<strong>2009</strong>)<br />

Auflage: 300<br />

Druck: Kopierladen, Markdorf (www.kopierladen.net ; Tel.: 07544 / 2526)<br />

Beratender Lehrer: E. Schulz<br />

Preis: 0,20 €<br />

Layout: Marcel Kunzmann (In Anlehnung an Niki Bong, konkret)<br />

Titelbild: Lena Nöh (10a)<br />

Chefredakteur: Marcel Kunzmann (10a)<br />

Leitender Redakteur: Maximilian Vorast (11b)<br />

4


Inhalt<br />

3<br />

6<br />

9<br />

11<br />

12<br />

14<br />

15<br />

17<br />

18<br />

22<br />

24<br />

DIREKT <strong>04</strong>/<strong>2009</strong><br />

Da sind wir aber immer noch<br />

Papst, Hip-Hop und der Rest der Welt<br />

Die Rehabilitierten<br />

Wie der Vatikan mit den Hardliner-Brüdern kuschelt<br />

»Ich seh’ den Kurs kritisch«<br />

Der Markdorfer Pfarrer Hundt über Papst und Rückschritt<br />

Alle Jahre wieder<br />

Schwäbisch-allemannische Alltagsunterbrechung<br />

Das Bistro - ganz privat<br />

Hintergründe und Fakten zur Preisgestaltung der Kantine<br />

»Unser Ziel haben wir erreicht«<br />

Andrea Wielath über Schulradio und Herausforderungen<br />

Ende des Terrors?<br />

Obama macht Schluss mit Guantanamo<br />

The International<br />

Mit der Knarre durch die Krise<br />

»Bushido zeigt’s allen«<br />

Der kurze Weg in den Mainstream<br />

Spuren der Steine<br />

Zeugnisse einer vergessenen Kultur<br />

We will rock you (Musical)<br />

Mainstream mal anders<br />

5


Die Rehabilitierten<br />

Wie der Vatikan mit den Hardliner-Brüdern kuschelt<br />

Vielleicht erinnern wir uns noch an jene<br />

Tage im April 2005, als Springers Blatt<br />

mit der Überschrift »Wir sind Papst«<br />

verkündete, dass der neue Mann im Vatikan<br />

jetzt ein Deutscher sei. Die ersten Reaktionen der<br />

hiesigen Katholiken auf den neuen »Stellvertreter<br />

Gottes auf Erden« waren naturgemäß<br />

mit Stolz, Freude und Hoffnung erfüllt. Doch<br />

stellte sich bald heraus, dass dieser »nette Hardliner«,<br />

welcher eher mit politischen Skandalendenn<br />

mit fortschrittlichem Gedankengut zu<br />

glänzen vermag, selbst für seine Anhänger, nicht<br />

immer nachvollziehbar handelte.<br />

So war es dann nicht weiter überraschend, als<br />

jener Josef Ratzinger, auch unter dem Künstlernamen<br />

»Papst Benedikt XVI.« bekannt, im Januar<br />

diesen Jahres mit der Aufhebung der Exkommunikation<br />

von vier Bischöfen der erzkonservativen<br />

»Pius-Bruderschaft« seine Kirche wieder einmal<br />

erfolgreich ins prä-aufklärerische Zeitalter<br />

zurückwarf. Denn diese, 1970 vom antisemitischen<br />

Erzbischof Lefebre gegründete Bruderschaft,<br />

welcher sich der »unfehlbare« Ratzinger<br />

wieder annäherte, ist eine Ausgeburt des geistigen<br />

Mittelalters: So werden von ihr die Men-<br />

Die Errichtung eines Gottesstaates<br />

bleibt eine grundsätzliche<br />

Forderung der Pius-Brüder<br />

schenrechte, aufgrund der Anerkennung des<br />

Atheismus abgelehnt und die Errichtung eines<br />

Gottesstaates bleibt eine grundsätzliche<br />

Forderung der »Pius-Brüder«. Dazu erklärte der<br />

jetzt wieder rehabilitierte Bischhof Bernard Fellay:<br />

»Und indem sich die Kirche eines der fundamentalen<br />

Prinzipien des modernen Staates zu eigen<br />

machte, nämlich die Neutralität, die<br />

Unparteilichkeit allen Religionen gegenüber,<br />

konnte die Kirche ihr (eigentliches) Erbe<br />

6<br />

T i t e l<br />

wiederfinden. […] Anders ausgedrückt erklärt<br />

der Papst, 1700 Jahre der Kirchengeschichte sei<br />

außerhalb der Lehre unseres Herrn abgelaufen;<br />

die Kirche habe während 1700 Jahren ihr Erbe<br />

verloren und jetzt wiederentdeckt, indem sie auf<br />

den katholischen Staat verzichtet. Wenn das kein<br />

Bruch sein soll, was ist es dann?«<br />

Doch auch der Deutsche Distriktobere der »Pius-<br />

Bruderschaft« forderte eine »christliche<br />

Gesellschaftsordnung«, die »Unauflöslichkeit der<br />

Ehe« sowie das Verbot von Homosexualität und<br />

»Gotteslästerung«. Folglich lehnen die Pius-<br />

Brüder demokratische Grundprinzipien ab und<br />

fordern stattdessen, dass »Die Gewalt in Staat<br />

und Gesellschaft nicht vom Volke, [...] nicht von<br />

der Basis ausgeht, sondern von Gott.«<br />

All das störte bislang unsere bürgerlichen Medien<br />

recht wenig, denn erst als der Bischof Richard<br />

Williamson abermals öffentlich den Holocaust<br />

leugnete und den tief verwurzelten Antisemitismus<br />

seiner Bruderschaft zur Schau stellte,<br />

wurden auch die etablierten Medien auf diesen<br />

Skandal aufmerksam. Die Reaktion des Vatikan:<br />

Nichts. Während der Zentralrat der Juden in<br />

Deutschland gegen die katholische Kirche Sturm<br />

lief, ließ der Vatikan tagelang auf eine Stellungnahme<br />

warten. Erst am 28. Januar bezeichnete<br />

Ratzinger, ohne Williamson namentlich zu<br />

erwähnen, die Vernichtung der Juden in der Zeit<br />

des Hitlerfaschismus als »Mahnmal gegen jedes<br />

Vergessen und Leugnen« und versicherte dem<br />

jüdischen Volk seine »volle und unbestreitbare<br />

Solidarität«. Nach einer kurzen, aber konfessionsübergreifenden<br />

Welle der Empörung legte sich<br />

das mediale Strohfeuer wieder und die Debatte<br />

verschwand aus der öffentlichen Wahrnehmung.<br />

Doch so leicht lässt sich diese Entscheidung des<br />

Papstes nicht unter den Teppich kehren, denn<br />

sie gliedert sich ein in eine Reihe von Handlungen,<br />

die die »Erneuerung der Kirche« um<br />

Jahrzehnte zurückwarfen. Das Williamson nicht<br />

erst seit <strong>2009</strong> ein bekennender Holocaust-Leugner<br />

war, ließ sich leicht überprüfen. So sagte er,


Kommt das vom vielen Frohlocken? Joseph Ratzinger, auch bekannt als »Papst Benedikt XVI.«<br />

nach einem Zitat des Spiegel vom 3. Februar<br />

diesen Jahres, bereits im April 1989 bei einer<br />

Predigt im kanadischen Sherbrooke über Ausschwitz:<br />

»Dort wurden keine Juden in den<br />

Gaskammern getötet! Das waren alles Lügen,<br />

Lügen, Lügen! Die Juden erfanden den Holocaust,<br />

damit wir demütig auf Knien ihren neuen<br />

»Dort wurden keine Juden in<br />

Gaskammern getötet! Das waren<br />

alles Lügen, Lügen, Lügen!«<br />

Staat Israel genehmigen. […] Die Juden erfanden<br />

den Holocaust, Protestanten bekommen ihre<br />

Befehle vom Teufel, und der Vatikan hat seine<br />

Seele an den Liberalismus verkauft.« Doch damit<br />

nicht genug: Der Gründer der 1970 entstandenen<br />

Pius-Bruderschaft, Bischhof Marcel Lefebvre,<br />

bezeichnete 1985 bei einer Predikt die<br />

faschistische chilenische Militärjunta unter<br />

Augusto Pinochet als »vorbildliche Regierung«.<br />

Die offene Nähe zum Rechtsextremismus zeigte<br />

auch das Bruderschafts-Mitglied Philippe<br />

Laguérie, welcher bis 20<strong>04</strong> als Priester tätig war<br />

und die rechtsextremistische, französische »Front<br />

National« als eine Partei bezeichnete, die »am<br />

DIREKT <strong>04</strong>/<strong>2009</strong><br />

wenigsten weit von dem Naturrecht entfernt«<br />

sei. Auch in der BRD sehen sich die Mitglieder<br />

der Bruderschaft offensichtlich in dieser Tradition:<br />

So gaben mehrere Mitglieder der Pius-<br />

Bruderschaft (darunter der Priester Niklaus<br />

Pfluger) mehrmals interviews in der rechtslastigen<br />

Tageszeitung »Junge Freiheit«.<br />

Als aufgeklärter Geistlicher, würde man doch so<br />

jemanden als erstes wieder in die Kirche aufnehmen,<br />

oder etwa nicht? War diese Entscheidung<br />

also eine grobe Fehleinschätzung in<br />

Verbindung mit Unwissenheit oder ein Schritt<br />

der gezielten Restauration reaktionärer Kräfte<br />

innerhalb der katholischen Kirche?<br />

Betrachten wir doch, was sich ansonsten innerhalb<br />

der katholischen Kirche seit dem Pontifikat<br />

von Papst Benedikt XVI getan hat:<br />

Nachdem er sich am 24. April 2005 am Petersplatz<br />

erstmalig als Kirchenoberhaupt zu Wort<br />

meldete, verkündete er: »Die Kirche lebt, die<br />

Kirche ist jung!«<br />

Pustekuchen: Kurz danach postulierte Ratzinger<br />

öffentlich, dass er bei seiner ablehnenden Haltung<br />

gegenüber Abtreibung und Sterbehilfe<br />

bleibe. Im Mai 2007 äußerte sich der Papst zur<br />

Christianisierung Lateinamerikas, die keine<br />

Oktroyierung einer fremden Kultur, sondern<br />

von den Ureinwohnern unbewusst herbeige-<br />

7


sehnt worden sei. Diese Darstellung bezeichnete<br />

der Historiker Hans-Jürgen Prien im »Kölner<br />

Stadt-Anzeiger« vom 17. Mai 2007 als eine<br />

»unglaubliche Geschichtsklitterung.«<br />

Zugleich wurden im Laufe seiner Amtszeit die<br />

Ausbildung von weiteren 3.000 Exorzisten ange-<br />

»Zuerst war Ratzinger konservativ.<br />

Heute ist er von Grund auf<br />

Reaktionär« (Leonardo Boff)<br />

ordnet. Zur sexuellen Freiheit meinte der Papst<br />

bereits im Juni 2005 bei einer Tagung in Rom:<br />

»Die Auflösungstendenzen bezüglich der Ehe,<br />

[…] bis hin zur Pseudo-Ehe zwischen Personen<br />

des gleichen Geschlechts sind […] Ausdruck<br />

einer anarchistischen Freiheit, die sich zu<br />

Unrecht als wahre Befreiung des Menschen ausgibt.«<br />

Was ist also von diesen orthodoxen Haltungen<br />

und Tätigkeiten des Vatikan, welche seit<br />

dem Pontifikat Bededikts XVI. deutlichen<br />

aufwind bekam, zu halten?<br />

Gar nichts. Die Politik der Restauration<br />

rückschrittlicher Kräfte hat System. In den 4<br />

Jahren seiner Amtszeit als Oberhaupt der<br />

katholischen Kirche hat dieser »nette Hardliner«<br />

mehr zerstört, als selbst die pessimistischsten<br />

Vatikankenner für möglich hielten. So gesehen<br />

ist dieser Papst ein wahrer Glücksfall für alle<br />

Freidenker, wirkt er doch als Katalysator für die<br />

Entchristianisierung Europas, welche er doch<br />

eigentlich verhindern wollte. Doch dieKirche ist<br />

weit mehr als der Papst. In der heterogenen<br />

Organisationsstruktur der katholischen Kirche<br />

finden sich durchaus auch fortschrittliche Strömungen,<br />

die sich nicht scheuen das Wort zu<br />

ergreifen. So resümierte der brasilianische<br />

Befreiungstheologe Leonardo Boff letzten Sommer<br />

treffend im »Stern«: »Zuerst war Ratzinger<br />

konservativ, heute ist er von Grund auf reaktionär.<br />

Er verurteilt alles Moderne, will die<br />

Kirche des 19. Jahrhunderts erhalten. Ratzinger<br />

ist ein Professorenpapst, kein Hirte. Kein Charisma,<br />

keine Ausstrahlung.«<br />

8<br />

von MMaarrcceell KKuunnzzmmaannnn<br />

TERMINE<br />

24.<strong>04</strong> KONSTANZ, Stadttheater<br />

um 20 Uhr: »Die Räuber« nach<br />

Friedrich Schiller<br />

30.<strong>04</strong> KONSTANZ, Stadttheater<br />

um 20 Uhr 30: »Der letzte Kosmonaut«<br />

nach einer Idee von Christoph Nix<br />

01.05 FRIEDRICHSHAFEN, Ufer-Muschel<br />

ab 10 Uhr: Gewerkschaftskundgebung<br />

(Tag der Arbeit)<br />

10.05 MARKDORF, Theaterstadel<br />

»Die Klasse«, preisgekröntes Drama<br />

über die Migrationsproblematik in<br />

Frankreich<br />

15.05 KONSTANZ, Stadttheater<br />

um 20 Uhr: »Der Selbstmörder«<br />

eine satirische Komödie von Nikolai<br />

Erdmann<br />

20.05 KARLSRUHE, Badisches Staatstheater,<br />

um 19 Uhr: »Maria Stuart« nach<br />

Friedrich Schiller<br />

15.05 KONSTANZ, Stadttheater<br />

um 20 Uhr: »Der Selbstmörder«<br />

eine satirische Komödie von Nikolai<br />

Erdmann<br />

15.05 RAVENSBURG, Theater<br />

um 20 Uhr: »Romeo & Julia« nach<br />

William Shakespeare<br />

In dieser Rubrik werden kostenlos Veranstaltungshinweise<br />

veröffentlicht. Termine<br />

können vorgeschlagen werden unter:<br />

direkt.redaktion@gmail.com


T i t e l<br />

»Ich seh’ den Kurs kritisch«<br />

Der Markdorfer Pfarrer Hundt über Papst und Rückschritt<br />

Das nicht alle Katholiken so denken, wie<br />

in Rom, ist nichts Neues. Wir stellten uns<br />

dagegen: Und führten ein Interview mit<br />

dem Markdorfer Gemeindepfarrer Ulrich Hundt.<br />

direkt: Zu Ihrer Person. In Markdorf dürften Sie<br />

ja recht bekannt sein, Sie sind hier Gemeindepfarrer?<br />

Hundt: Das bin ich, aber nicht nur für Markdorf,<br />

sondern auch für die gesamte Seelsorgeeinheit.<br />

Zu dieser Seelsorgeeinheit gehören noch<br />

Bermatingen, Ittendorf, Bergheim und Hepbach.<br />

Dort bin ich Pfarrer seit 2005.<br />

direkt: Neulich entflammte in den Medien wieder<br />

eine Diskussion, als vier Bischhöfe der Priesterbruderschaft<br />

St. Pius X. vom Papst wieder in die<br />

Kirche aufgenommen wurden. Wie waren hier<br />

in der Gemeinde die Reaktionen auf diese Debatte?<br />

Hundt: Einerseits haben Menschen reagiert und<br />

gesagt, dass sie das Gespräch mit mir suchen,<br />

andererseits gab es ein paar Kirchenaustritte.<br />

Eine weitere Reaktion war, das wir innerhalb<br />

unseres Teams der hauptamtlichen Seelsorgeeinheit<br />

darüber gesprochen haben, weil uns das<br />

auch nicht unberührt ließ. Wir haben es nicht<br />

verstanden, dass das geschehen ist.<br />

direkt: Was geschehen?<br />

Hundt: Die Rücknahme der Exkommunikation,<br />

vor allem weil ich nie mitbekommen habe, dass<br />

diese Bischöfe darum gebeten haben. Mein Eindruck<br />

war, dass die sehr selbstgerecht waren<br />

und immer das Gefühl hatten »Wir sind diejenigen,<br />

die das Rechtgläubige vertreten.«<br />

Dieser Schritt hat mich schon überrascht, weil es<br />

überhaupt keine Not war, niemand hat darum<br />

gebeten und natürlich der große Schaden, dass<br />

bei den Aufgenommen jemand dabei ist, der den<br />

Holocaust leugnet, was in der Öffentlichkeit<br />

nochmals mehr Bestürzung hervorgerufen hat.<br />

direkt: Wie ist Ihre persönliche Position im<br />

Gespräch mit den Leuten zu dieser Entwicklung<br />

in der Kirche und zu der Reaktion des Papstes?<br />

DIREKT <strong>04</strong>/<strong>2009</strong><br />

Hundt: Ich stehe der Wiederaufnahme der<br />

Exkommunizierten kritisch gegenüber. Die Pius-<br />

Bruderschaft vertritt Ansichten, die im 2.<br />

Vatikanischen Konzil nicht weitergeführt worden<br />

sind. Ich habe nichts davon gehört, dass<br />

diese Bruderschaft die Aussagen vom Konzil<br />

übernommen hätte.<br />

Meine persönliche Haltung ist: Erstens ärgert es<br />

mich. Zweitens finde ich es unverantwortlich.<br />

Drittens macht es mir eine gewisse Sorge, ob<br />

rückschrittliche Tendenzen in der Kirche die<br />

Überhand gewinnen. Wenn mich jemand darauf<br />

anspricht, ist meine persönliche Reaktion, dass<br />

ich sage, wie ich dazu stehe und was ich darüber<br />

denke, dass ich nicht mittrage was da geschehen<br />

ist.<br />

direkt: Was glauben Sie, sind die Ziele, die der<br />

Papst mit der Entscheidung, die Exkommunikation<br />

zurückzunehmen im Sinn hatte, wo doch<br />

abzusehen war, dass der öffentliche Schaden ein<br />

großer ist?<br />

Hundt: Finde ich schwierig zu beantworten, ich<br />

kann das schlecht einschätzen. Mir ist aufgefallen,<br />

dass der Papst schon zu der Zeit, als er noch<br />

Präfekt der Glaubenskongregation war, der traditionalistischen<br />

Seite immer sehr entgegengekommen<br />

ist. In theologischen Auseinandersetzungen<br />

hat er dieser Seite immer die Hand<br />

aufgehalten. In anderen Sachen, bei Theologen,<br />

die jetzt nicht »auf Linie« waren, kam da relativ<br />

rasch Lehrverbot oder eine Disziplarmaßnahme.<br />

Ich hab eine gewisse Sorge, wie er selbst zu der<br />

Entwicklung der Kirche seit den 1960er Jahren<br />

steht.<br />

direkt: Wie sehen Sie die Gesamtrichtung, in die<br />

die Kirche derzeit tendiert, und wie wirkt sich<br />

das auf die Entwicklung an der Basis in Markdorf<br />

aus?<br />

Hundt: Es gibt sicher Diskrepanzen. Es gibt<br />

immer unterschiedliche Strömungen, eine totale<br />

Identifikation mit der Kirche kann es gar nicht<br />

geben. Es kommt auf die grundsätzliche Zustimmen<br />

an. Im Moment habe ich das Gefühl, dass<br />

9


die Zusammensetzung des Kardinalskollegiums<br />

relativ konservativ ist. Das ergab sich durch die<br />

Ernennungen schon seit Papst Johannes Paul II.<br />

Das ist unter Papst Benedikt XIV. auch nicht<br />

besser geworden.<br />

Insofern glaube ich, dass es da im Moment etwas<br />

rückwärtsgewandt geht.<br />

Ich sehe, dass vieles an der Basis dennoch weitergeht.<br />

Hier vor Ort habe ich das Gefühl, dass<br />

die Leute kein Verlangen nach einem rückwärtsgewandten<br />

Kurs haben. Ich erlebe Markdorf als<br />

eine offene Gemeinde.<br />

direkt: Die traditionelle und rückwärtsgewandte<br />

Politik des Papstes in den letzten 4 Jahren, steht<br />

ja in krassem Widerspruch zu den Bemühungen<br />

fortschrittlicher Kräfte innerhalb der Kirche. Wie<br />

bewerten Sie diese Politik, die der Papst praktiziert<br />

hat?<br />

Hundt: Ich sehe den Kurs kritisch, mir gefällt das<br />

nicht. Was mir hilft ist, dass ich vor Ort mehr<br />

Freiheit habe, als es vielleicht aussieht. Was mir<br />

auch hilft ist, dass ich in unserem Bistum so Pfarrer<br />

sein kann, wie ich es vor mir verantworten<br />

kann und wie ich es auch gern bin.<br />

direkt: Dem Vatikan wird oft vorgeworfen, dass<br />

die Kommunikation innerhalb der Institution<br />

nicht richtig funktioniert habe. Steckt etwas hinter<br />

diesen Aussagen?<br />

Hundt: Fakt ist, dass die Kirche gerade ein<br />

schlechtes Bild abgibt. Wenn man irgendwas<br />

sagt und muss dann gleich zurückrudern, dass<br />

ist immer peinlich. Das hat den Anschein, man<br />

hat den eigenen Laden nicht im Griff. Diese Situation<br />

hatten wir jetzt ein paar Mal, und man<br />

muss dann immer beschwichtigen und erklären<br />

»Haja, so hat er’s nicht gemeint« und versuchen<br />

zu entschuldigen.<br />

Das wirft gerade kein gutes Licht auf die Kirche.<br />

Es kann durchaus sein, dass die Kommunikation<br />

schlecht ist. Ich finde, man hätte den Weitblick<br />

haben müssen.<br />

Jetzt kommt der Papst aus Deutschland, und als<br />

deutscher hat man zu wissen, dass das Verhältnis<br />

zu Israel ein ganz sensibles ist. Selbst wenn<br />

etwas 20 Jahre zurückliegt und man weiß es -<br />

dann darf man nicht so etwas machen, wie es<br />

jetzt passiert ist. Das halte ich für komplett<br />

daneben.<br />

direkt: Was halten Sie von den vielen Streitpunkten<br />

in den Positionen der katholischen Kirche,<br />

wie z.B. dem Verbot von Frauen zur Priesterweihe,<br />

der Homosexuellenfeindlichkeit, der Äch-<br />

10<br />

tung von Kondomen oder auch dem Zölibat?<br />

Hundt: Das sind natürlich ganz viele Themen.<br />

Grundsätzlich halte ich es für ein Problem, wenn<br />

nicht diskutiert werden darf.<br />

Zum Thema Frauenordination gab es vom Papst<br />

Johannes Paul II. einmal die Äußerung: »Ich sage<br />

ein für alle mal: An diesem Thema wird nicht<br />

mehr gerüttelt, es wird keine Frauenordination<br />

geben.« Ich denke das darf man nicht machen,<br />

das hat ja etwas von einem Denkverbot.<br />

Ein Problem in der katholischen Kirche ist, dass<br />

der klammheimliche Satz besteht: »Die Kirche<br />

darf nicht irren, und wenn in den 30er Jahren<br />

etwas gesagt worden ist, sagen wir jetzt nichts<br />

anderes, sonst könnte man ja meinen wir<br />

müssten uns korrigieren.«<br />

Das halte ich für schwierig. Es ist grundsätzlich<br />

nötig darüber zu diskutieren, Ämter für Frauen<br />

zu öffnen.<br />

Beim Thema Homosexualität, denke ich, hat man<br />

sich vielen wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />

verschlossen oder zieht einseitig Forscher zu<br />

Rate, die auf Linie sind. Ich denke, das müsste<br />

man ohne Berührungsängste anschauen und<br />

sagen: Menschen empfinden so und finden sich<br />

so vor.<br />

Das ist weder Krankheit noch Sünde, es gibt<br />

deshalb keinen Grund sie auszugrenzen oder zu<br />

diskriminieren.<br />

Zum Thema Kondomverbot: Wenn man sich<br />

anschaut, wie viele sich an Aids infiziert haben in<br />

Afrika, ob man das verantworten kann. Ich halte<br />

es für problematisch am Kondomverbot<br />

festzuhalten. Ich würde für eine Gewissensentscheidung<br />

plädieren.<br />

direkt: Würden Sie es begrüßen, wenn man ab<br />

sofort Frauen und Homosexuelle zum Priesteramt<br />

zulassen würde?<br />

Hundt: Frauen würde ich sagen, muss man auf<br />

alle Fälle sauber diskutieren, ob die Kirche<br />

mitkann. Und Homosexuelle: Auf alle Fälle.<br />

Warum sollten sie nicht geweiht werden können?<br />

Ich bin überzeugt, es gibt ganz viele Homosexuelle<br />

Priester, mein Verdacht ist, dass die Kirche<br />

sehr wohl weiß, dass das so ist, aber im Grunde<br />

interessiert das keinen.<br />

direkt: Vielen Dank für das Interview.<br />

Das Gespräch führten MMaarrcceell KKuunnzzmmaannnn und<br />

MMaaxxiimmiilliiaann VVoorraasstt.


I n t e r n a<br />

Als gegen 9 Uhr 30 so gut wie alle Schüler<br />

»befreit« worden waren, die Schulleiter<br />

ihre traditionelle Fasnetansprache im<br />

Foyer gehalten und ihre »Bildungsgutscheine«<br />

unter das Schülervolk gebracht hatten, konnte<br />

die alljährliche Fasnetfeier in der Turnhalle<br />

beginnen. Unter dem gleichnamigen Abimotto:<br />

»kABItän Blaubär – 13 Jahre Lügengeschichten«<br />

organisierte die Abschlussklasse die feucht fröhliche<br />

Piratenparty. Als sich alle Schüler in der<br />

mottogetreu dekorierten Halle (»freiwillig«) einfanden<br />

, konnte die Feier unter der routinierten<br />

Moderation von Lutz Biemann und der sanftklingenden<br />

Sarah von Keudell beginnen. Wie<br />

immer füllte sich die Lehrerlounge rasch. Enttäuschend<br />

für manche jedoch, dass Herr Kauderer<br />

trotz einer Extraeinladung der Moderatoren<br />

»kABItän Blaubär« lautete das<br />

diesjährige Motto der Feier<br />

nicht auf der Sitzgelegenheit Platz nahm. Einer<br />

ließ sich diese Gelegenheit jedoch nicht nehmen:<br />

Der ehemalige Schulleiter Barisch nutzte den<br />

Anlass um der Schule einen Besuch abzustatten.<br />

Nachdem »Käpt’n Blaubärs Schiffskapelle«<br />

einige Partysongs gespielt hatte, wurde das erste<br />

Lehrer vs. Schüler Spiel angekündigt. Den Hindernislauf<br />

mit zusammengebundenen Beinen<br />

gewannen wie gewohnt die Schüler. Selbige<br />

mussten sogleich jedoch einer herbe Niederlage<br />

beim Balkenringen einstecken, das die Lehrer<br />

mit 2:1 Siegen gewannen. Die beiden nächsten<br />

Spiele mussten also entscheiden, welcher der<br />

beiden Kontrahenten als »stolzer Sieger« die<br />

DIREKT <strong>04</strong>/<strong>2009</strong><br />

Alle Jahre wieder<br />

Schwäbisch-allemannische Alltagsunterbrechung<br />

Halle verlassen konnte. Das Pizzaspiel war eine<br />

Neuerung, die zuvor noch nie Teil der Fasnetveranstaltung<br />

war. Jedem Schüler bzw.<br />

Lehrer wurde eine Zutat für eine Pizza zugeteilt.<br />

Die Spieler mussten sich nun in der Reihenfolge<br />

auf die schon bereitgelegten Matten, die als Pizzateig<br />

fungierten, legen, wie es ihnen von den<br />

Moderatoren aufgetragen wurde. Wer die<br />

kreativste Art besaß sich hinzulegen, entschied<br />

das Publikum sehr »demokratisch« mit der Lautstärke<br />

seines Applauses. Nach insgesamt drei<br />

Durchgängen stand der Sieger fest: Die Schülermassen<br />

entschieden eindeutig zu Gunsten der<br />

Schüler. Welch Überraschung!<br />

Im letzten Spiel ging es darum, soviel Bonbons<br />

wie möglich zu finden, der Clou: Die Bonbons<br />

waren in Luftballons versteckt, die wiederum in<br />

der ganzen Halle verstreut aufgehängt worden<br />

waren. Dieses Spiel entschieden jedoch die<br />

Lehrer für sich, sodass der Wettkampf dieses<br />

Jahr unentschieden ausging. Dennoch ist es<br />

immer wieder eine Bereicherung zu sehen, dass<br />

sich auch die weltfremdesten Philologen in der<br />

ein oder anderen Situation nicht zu ernst<br />

nehmen.<br />

Zwischen den Spielen präsentierten die 12. und<br />

die 13. Klassen ihre extra einstudierten Gruppenchoreografien.<br />

Die 13.Klasse überzeugte mit<br />

einem »Piratentanz« und die 12. zeigte uns mit<br />

einem »Mülltanz« ihr Können.<br />

Am Ende beeindruckten Herr Ausfelder, Herr<br />

Bolken, Herr Siebert und Herr Ferguson noch<br />

mit einem beachtlich angestimmten »What shall<br />

we do with the drunken sailor?«<br />

von MMaaxxiimmiilliiaann VVoorraasstt<br />

Schüler (im Bus): Sie sitzen jetzt wirklich seit 2 Stunden hier und schauen<br />

aus dem Fenster raus?<br />

Ferguson: Das nennt man chillen. Das ist cool.<br />

11


Das Bistro - ganz privat<br />

Welcher Schüler hat sich nicht schon<br />

einmal über das aufwendige<br />

Vorbestellen der Tagesessen und den<br />

hohen Preis geärgert? Welche Eltern beschwerten<br />

sich nicht schon einmal über den viel zu<br />

hohen Anteil an Süßwaren und Fastfood im<br />

Angebot der Schulkantine „Bistrino“? Sie<br />

„unsere“ zu nennen wäre eine groteske Verdrehung<br />

der Tatsachen, da sie sich nun schon<br />

seit mehr als einem Jahrzehnt in privater Hand<br />

und nicht, wie einst in staatlicher befindet. Nicht<br />

nur damals spürte man die Veränderung, auch<br />

heute wird, nicht nur beim Betrachten der Preise,<br />

klar: Es handelt sich um ein privates<br />

Unternehmen.<br />

Wie alle privaten Unternehmen ist auch die<br />

Schulkantine den Gesetzmäßigkeiten des „freien<br />

Marktes“ unterworfen. So würde es von<br />

Kurzsichtigkeit zeugen, Herrn Schatz genannte<br />

Kritikpunkte vorzuwerfen. Die Preiserhöhung<br />

des Tagesessens auf 3,50 € ist nicht etwa auf sein<br />

Gewinnstreben zurückzuführen, sondern gründet<br />

sich auf mehreren Säulen.<br />

Zum einem wurde 2007 der Zuschuss der Landesregierung<br />

von 34 Cent für jedes Schülermittagessen<br />

gestrichen, zum anderen stiegen die<br />

Einkaufspreise für Grundnahrungsmittel wie<br />

Weizen oder Milch 2008 rapide an. Der Weizenpreis<br />

jedoch stieg nicht etwa aufgrund einer real<br />

höheren Nachfrage, sondern schlicht infolge<br />

eines immensen Spekulationsanstiegs an den<br />

Warenterminbörsen, auf denen Weizen wie<br />

anderes spekulatives Kapital gehandelt wird. Auf<br />

die Bedürfnisse der Menschen wird dort keinen<br />

Wert gelegt, sondern lediglich auf den eigenen<br />

Profit.<br />

Da ein privates Unternehmen stets gezwungen<br />

ist, auf seine Wirtschaftlichkeit zu achten, war es<br />

unausweichlich, die Preise weiterzugeben. Insgesamt<br />

sind in der Schulkantine 7 Mitarbeiter auf<br />

400 Euro Basis beschäftigt. Diese sind auf ihren<br />

Lohn angewiesen und stehen somit ebenfalls<br />

unter großem Druck. Doch Herr Schatz bleibt<br />

12<br />

I n t e r n a<br />

Hintergründe und Fakten zur Preisgestaltung der Kantine<br />

engagiert: »Wir bemühen uns das Konzept der<br />

Schule umzusetzen« lautet seine Devise.<br />

Auch die Beschwerden, das breite Angebot sei zu<br />

ungesund, sind zwar verständlich, aber mindestens<br />

genauso unbedarft. Mehr als ein Drittel<br />

des Umsatzes der Schulkantine stammt aus dem<br />

Verkauf von Süßigkeiten. Verringerte man das<br />

Angebot an Süßigkeiten, würden sich die Schüler<br />

diese im nahe gelegenen Supermarkt kaufen und<br />

die Kantine somit in ernsthafte finanzielle<br />

Schwierigkeiten bringen. Beim Tagesessen ist es<br />

Mehr als ein Drittel des Umsatzes<br />

der Schulkantine stammt aus<br />

dem Verkauf von Süßigkeiten<br />

nicht anders: Die Nachfrage an dem Mittagsessen<br />

sinkt laut Herr Schatz merklich, wenn<br />

beispielsweise Fisch angeboten wird. Auch hier<br />

kann sich das „Bistrino“ keine Umsatzeinbrüche<br />

erlauben. Bei der Anzahl der Tagesessen besteht<br />

erst Recht kein finanzieller Spielraum. Da es<br />

einen bedeutenden finanziellen Verlust darstellt,<br />

wenn etwa 25 Tagesessen übrig bleiben, ist eine<br />

Vorbestellung (und Bezahlung) unerlässlich.<br />

Dass seit dem 3. März ein zweites, kleineres<br />

Tagesessen für 2 € zu haben ist, scheint dabei ein<br />

unbefriedigender Kompromiss, zumal damit<br />

lediglich dem Konsum der ungesünderen Essen<br />

wie Pommes oder Leberkäsewecken, die es ebenfalls<br />

ohne Vorbestellung gibt, entgegengewirkt<br />

werden soll.<br />

Ebenso bedeuten diese Marktzwänge nicht zuletzt<br />

einen enormen Schwund an gesellschaftlicher<br />

Mitbestimmung und damit auch Verlust<br />

demokratischer Partizipation.<br />

Wieso liefern wir also eine solch wichtige<br />

öffentliche Einrichtung wie die Schulkantine<br />

(und damit teilweise uns selbst) der Willkür des<br />

Marktes aus?<br />

Die Losung der letzten Jahre hieß in so gut wie


allen Bereichen<br />

der öffentlichen<br />

D a s e i n s v o r -<br />

sorge: »Weniger<br />

ist mehr«.<br />

Gemeint war<br />

damit der Staat,<br />

der als Hindernis<br />

auf dem<br />

Weg zu „mehr<br />

Freiheit und<br />

Markt“, wie es<br />

die neoliberalen<br />

„ V o r d e n k e r “<br />

gerne form<br />

u l i e r e n ,<br />

verspottet und<br />

a b g e l e h n t<br />

wurde. Tatsächlich<br />

wurden die<br />

Aufgaben des<br />

Staates stetig<br />

verringert und<br />

seine „Einmischung“<br />

in die<br />

W i r t s c h a f t<br />

r e d u z i e r t .<br />

V e r k e h r s b e -<br />

triebe, Energieve<br />

r s o r g u n g ,<br />

Gesundheitsversorgung,<br />

all dies<br />

wurde komplett<br />

oder zu mindest<br />

teilweise privatisiert.<br />

Die<br />

Aufgaben des Staates zur öffentlichen<br />

Daseinsvorsorge wurden und werden immer<br />

weiter vermindert. Die Blätter am Baum des<br />

Staates werden entfernt ohne dabei zu<br />

bedenken, dass man ohne die Blätter im Regen<br />

steht. Das Ergebnis der Hetze gegen den Staat<br />

kann man nun anhand seines Geldbeutels erkennen.<br />

Freier wurde niemand, ärmer dagegen<br />

viele.<br />

DIREKT <strong>04</strong>/<strong>2009</strong><br />

Der politische<br />

Wunsch nach<br />

einer Ganztagsschule<br />

besteht in<br />

fast jeder großen<br />

Partei. Doch einher<br />

mit dieser<br />

Forderung geht<br />

auch das Versorgungsproblem<br />

der Schüler.<br />

Für viele Eltern,<br />

vor allem<br />

solchen mit<br />

mehr als zwei<br />

Schulkindern,<br />

ist es schon jetzt<br />

schwierig 3,50 €<br />

je Mittagessen<br />

zu finanzieren.<br />

Begünstigungen<br />

für Hartz IV<br />

Empfänger sind<br />

nur ein Tropfen<br />

auf den heißen<br />

Stein, da die<br />

Anzahl der Geri<br />

n g v e r d i e n e r<br />

innerhalb der<br />

letzten 10 Jahre<br />

von 15 auf 22%<br />

gestiegen ist<br />

und die Tendenz<br />

steigend<br />

b l e i b t . E i n e<br />

Lösung kann in<br />

der Bezuschussung des Mittagessens liegen. Die<br />

Forderung liegt momentan bei einer Aufteilung<br />

der Kosten in drei Teile. Ein Teil sollen die Eltern<br />

übernehmen, einen weiteren der Schulträger<br />

und den letzten das Land. Eine weitere Antwort<br />

bestünde in der kompletten Verstaatlichung der<br />

Essensversorgung und den damit einhergehenden<br />

Sicherheiten für die Schüler.<br />

Doch für diese Lösungen wäre ein<br />

Regierungswechsel von Nöten, denn von der<br />

Regierung Oettinger ist eine Lösung des Problems<br />

zugunsten der Menschen wohl nicht zu<br />

erwarten.<br />

Neuerungen im Bistro sind derzeit keine Seltenheit und werden<br />

meistens öffentlich angekündigt, hier in Form eines Plakats.<br />

Für viele Eltern ist es schon jetzt<br />

schwierig 3,50 € je Mittagessen<br />

zu finanzieren.<br />

von MMaaxxiimmiilliiaann VVoorraasstt<br />

13


»Unser Ziel haben wir erreicht«<br />

Nachdem das Schulradio am 30.01.09 zum<br />

ersten Mal auf Sendung ging sprach<br />

DIREKT mit Andrea Wielath, Man-<br />

dann sind die Boxen halb kaputt d.h wir müssen<br />

wieder ein Anfrage stellen um Geld für neue<br />

Boxen zu bekommen. Am Ende steht das Einagerin<br />

und Organisatorin des Projekts.<br />

holen endloser Genehmigungen.<br />

direkt: Wie steht die Schulleitung zu dem Pro-<br />

direkt: Zu Deiner Person. Welche Aufgabe oder jekt?<br />

welche Funktion nimmst du im Projekt Schulra- Wielath: Sehr positiv. Herr Siebert steht uns sehr<br />

dio ein?<br />

aufgeschlossen gegenüber und unterstützt uns<br />

Wielath: Im Moment bin ich sozusagen die Man- auch. Er fand es gut, hat uns bei unserer ersten<br />

agerin und Organisatorin. Ich habe das Projekt Sendung auch zugesehen. Wir haben eigentlich<br />

nicht gegründet, das waren Elena Dietenberger alle Genehmigungen bekommen und auch auf<br />

und Tobias Hans. Ich habe Anfang 2008 angefan- der Gesamtkonferenz wurde das Projekt<br />

gen und habe mich mehr und mehr in vollem begrüßt.<br />

Maße engagieren<br />

direkt: Wie waren die Reaktionen bei den<br />

direkt: Wie lang existiert das Projekt Schulradio Lehrern auf die ersten Sendung?<br />

schon?<br />

Wielath: Sehr gut. Fast alle Lehrer haben positiv<br />

Wielath: Das Projekt existiert, denke ich, schon darauf reagiert und das Projekt gelobt.<br />

seit März/April 2007. Der Tobias und die Elena direkt: In welcher Beziehung steht das Projekt<br />

haben sich viel informiert, waren auf Seminaren zur Corporate Identity AG?<br />

und besuchten andere Schulen. Das Problem ist, Wielath: Das Schulradio ist ein Rahmenprojekt<br />

dass das Projekt nicht so einfach an einer Schule der Corporate Identity AG. Es sind mehrere Pro-<br />

umgesetzt werden kann, da viel zu beachten ist jekte in der AG dabei, z.B der T-Shirt Verkauf.<br />

und es sich ziemlich in die Länge gezogen hat. Ein wesentlicher Aspekt war das Finanzielle. Für<br />

direkt: Wie sieht es momentan mit der Anzahl der ein solches Projekt braucht man Geld für Materi-<br />

Teilnehmer aus?<br />

alien, Stand usw.<br />

Andrea: Jetzt sind es relativ viele. Etwa 12 Leute direkt: Wie erfolgreich war die erste, noch etwas<br />

aus der 9. Klasse und nochmal 8 aus der 8. holprige Sendung?<br />

Klasse. Früher gab es da Probleme, dann hat der Wielath: Die Reaktionen bei den Schülern waren<br />

Herr Glajcar mit einer 9. Klasse einen podcastig durchweg sehr gut, wir müssen jedoch vom<br />

Workshop gemacht und vielen gefiel es, sodass Technischen her schauen, dass die redak-<br />

einige dann beim Schulradio mitgemacht haben. tionellen Beiträge richtig herüber kommen. Das<br />

direkt: Welche Lehrer betreuen das Projekt? hat noch nicht ganz so funktioniert, wie wir uns<br />

Wielath: Im Moment nur Herr Glajcar, der auch das vorgestellt haben. Sonst waren alle recht pos-<br />

die Coporate Identity AG leitet.<br />

itiv überrascht. Unser Ziel, eine abwechslungsre-<br />

direkt: Welche Herausforderungen gibt es bei iche Pause zu bieten, haben wir erreicht.<br />

einem solchen Projekt?<br />

direkt: Gibt es schon einen Termin für die nächste<br />

Wielath: Es ist unbeschreiblich. Erstens fehlen Sendung?<br />

die Leute, dann fehlt das Know How, dann kom- Wielath: Die nächste Sendung wird nach den<br />

men noch technische Probleme dazu und die Osterferien gesendet werden.<br />

ganze Schule ist skepisch bzw. glaubt nicht an<br />

das Gelingen des Projekts. Eins der größten<br />

Probleme ist die Schulanlage. Sie ist fast nie ver-<br />

direkt: Vielen Dank für das Interview.<br />

fügbar, dann fehlen Dinge, dann laufen sie nicht,<br />

Das Gespräch führte MMaaxxiimmiilliiaann VVoorraasstt<br />

14<br />

I n t e r n a<br />

Andrea Wielath über Schulradio und Herausforderungen


G l o b a l<br />

Zwei Tage nach seinem Amtsantritt machte<br />

Barack Obama sein Wahlkampfversprechen<br />

wahr und erließ per Dekret die<br />

Schließung des legendären Gefangenlagers<br />

Guantanamo innerhalb des Jahres <strong>2009</strong>. Grund<br />

genug auf die Bedeutung des wohl bekanntesten<br />

Gefangenlagers der Welt einen Blick zu werfen.<br />

Denn Guntananmo war mehr als nur ein<br />

Internierungslager für Gefangene im »Krieg<br />

gegen den Terrorismus«. Es war Symbol der Ära<br />

Bush. Symbol des Unrechts, dass während dieser<br />

Zeit vielen Menschen zuteil wurde. Nun soll es<br />

geschlossen werden.<br />

Gegründet kurz nach der US-Invasion in<br />

Afghanistan im Jahr 2002, musste das Gefangenenlager,<br />

gelegen auf dem Militärstützpunkt<br />

Guantanamo Bay in Kuba, schon ca. 3 Monate<br />

später durch ein größeres ersetzt werden. Das<br />

Lager diente als Sammelbecken für die meist arabisch<br />

stämmigen »Terrorverdächtigen«, welche<br />

von amerikanischen Truppen festgenommen<br />

oder von ihren Verbündeten ausgeliefert worden<br />

waren. Guantanamo bot, fernab des amerikanischen<br />

Rechtsbereiches, die perfekte Kulisse für<br />

ein Geheimgefängnis. Denn bezeichnenderweise<br />

wurden die Gefangen von Anfang nicht als<br />

Kriegsgefangene deklariert, was ihnen einige<br />

Rechte zugesprochen hätte, sondern als sogenannte,<br />

ungesetzliche Kombattanten, die gegen<br />

Kriegsrecht verstoßen haben. Damit war der<br />

Weg frei, die Gefangenen so zu behandeln, wie<br />

es für die US-amerikanischen Interessen am<br />

zuträglichsten war. Psychische Folter wie<br />

Schlafentzug oder lange Isolationshaft bei gleichzeitiger<br />

Abschottung aller Sinneswahrnehmungen<br />

stand genauso auf der Tagesordnung,<br />

wie aggressives Bedrohen und<br />

Erniedrigung bis hin zu körperlichen Foltermethoden,<br />

wie dem Vortäuschen von Ertrinken,<br />

dem sogenannten Waterboarding. Ende 2002<br />

fasste das Lager die meisten Häftlinge in seiner<br />

Geschichte. Insgesamt über 1000 Personen wurden<br />

während dieser Zeit interniert.<br />

DIREKT <strong>04</strong>/<strong>2009</strong><br />

Ende des Terrors?<br />

Obama macht Schluss mit Guantanamo<br />

Immer wieder wurde von Seiten vieler Menschenrechtsorganisationen<br />

auf die Missstände<br />

aufmerksam gemacht. Selbst als die<br />

UN–Menschenrechtskomission Anfang 2006 und<br />

der Europarat Anfang 2007 die Schließung des<br />

Lagers forderten, wollte Bush auf sein »wirksames<br />

Mittel im Kampf gegen den Terrorismus«<br />

nicht verzichten und führte das Lager auch<br />

gegen innenpolitische Widerstände weiter. So<br />

gut wie alle Insassen wurden während ihrer Haft<br />

weder angeklagt, geschweige denn verurteilt.<br />

Zum Zeitpunkt des Dekrets zur Schließung des<br />

Lagers befanden sich noch 245 Gefangenen in<br />

Haft.<br />

Die Entscheidung Barack Obamas Guantanamo<br />

zu schließen war nicht überraschend. In der<br />

Opposition brachten die Demokraten immer<br />

wieder Anträge zur Abstimmung, das Lager zu<br />

schließen, scheiterten jedoch stets an der republikanischen<br />

Mehrheit. Selbst als Anfang 2008 ein<br />

Antrag bezüglich eines Verbotes von Waterboarding<br />

mit einer Mehrheit im Kongress verabschiedet<br />

wurde, legte Expräsident Bush sein<br />

Veto ein.<br />

Guantanamo selbst war ein zentralesWahlkampfthema,<br />

welches<br />

Obama geschickt für seine<br />

Kampagne einsetzte.<br />

Guantanamo selbst war ein zentrales<br />

Wahlkampfthema, welches Obama geschickt für<br />

seine Kampagne einsetzte. Die Bedeutung Guantanamos<br />

überstieg indes weit die eines unrechtmäßigen<br />

Gefangenenlagers, in dem einige hundert<br />

Menschen interniert sind. Es zeichnet wie<br />

kaum ein anderes Exempel die Politik und<br />

Denkweise der Regierung Bush nach.<br />

Immer wenn es darum ging, das abstrakte<br />

Unrecht, das die Bush–administration so vielen,<br />

15


Menschenrechte? Fehlanzeige. Szene aus dem Alltag im Folterlager Guantanamo.<br />

jedoch nicht greifenbaren Menschen antat, konnte<br />

man mit hilfe Guantanamos die Situation<br />

konkretisieren. Den ideologischen Dogmatismus<br />

der neokonservativen Regierung ließ sich am<br />

besten daran festmachen, dass sich Bush<br />

weigerte, trotz des immensen außen- und innenpolitische<br />

Drucks das Lager nicht zu schließen.<br />

Nicht nur der Fundamentalismus erhielt so eine<br />

handfeste Form, sondern auch die zutiefst menschenverachtende<br />

Praxis und Skrupelllosigkeit<br />

der Außenpolitik. Das Schicksal der Gefangenen<br />

ist gleichzusetzen mit dem Schicksal der abermillionen<br />

Menschen im Nahen Osten und auf der<br />

ganzen Welt. Unter einem Vorwand (in diesem<br />

Fall des Terrorismus) wurden diese<br />

Unschuldigen überfallen, ihrer Heimat beraubt<br />

und entrechtet. All das zeigte Guantanamo und<br />

war so von großer Bedeutung für die Kritiker<br />

Bushs. Folglich, würde die Schließung Guantanamos<br />

auch ein Symbol der Veränderung, des<br />

»Changes« sein und eine veränderte amerikanische<br />

Außenpolitik einläuten. So oder so ähnlich<br />

stellte sich Obama die Wirkung auf die<br />

Bevölkerung vor. Nicht umsonst wählte der<br />

neue Präsident die medienwirksame Stillegung<br />

des Lagers per Dekret als seine erste Amtshandlung.<br />

Ob die Schließung Guantanamos lediglich<br />

16<br />

eine Geste der Veränderung und wirklich der<br />

Beginn des propagierten Neuanfangs ist wird<br />

sich erst dann herausstellen, wenn sich eine klare<br />

außenpolischen Linie der Obama – Regierung<br />

herauskristallisiert.<br />

Nur aufgrund der Beseitigung der Symbole einer<br />

bestimmten Politik bedeutet das noch nicht, dass<br />

die Politik, auf die es eigentlich ankommt, geändert<br />

wird. Zumal die Schließung Guantanamos<br />

für die Gefangenen noch lange nicht die Freiheit<br />

bedeutet, geschweige denn die Aussicht auf<br />

einen fairen Prozess. Stärkeres militärisches<br />

Engagement am Hindukusch und anderen<br />

»strategisch wichtigen« Orten im »Krieg gegen<br />

den Terrorismus« wird auch unter Obama auf<br />

der Tagesordnung stehen.<br />

Es muss sich also noch herausstellen, ob der<br />

Beschluss Guantanamo zu schließen, nur eine<br />

symbolische Tat war und sich die Außenpolitik<br />

kaum ändern wird, oder ob es tatsächlich der<br />

Anfang einer neuen Ära ist. Guantanamo wird<br />

selbst jedoch für immer als Zeichen des Unrechts<br />

der Bush-Regierung in den Köpfen der Menschen<br />

verbleiben.<br />

von MMaaxxiimmiilliiaann VVoorraasstt


C u l t u s<br />

Nicht wenige werden sich derzeit die<br />

Frage stellen: »Was tun gegen die<br />

Finanzkrise?« Der Thriller von Tom<br />

Tykwer, welcher am 12. Februar in den<br />

deutschen Kinos anlief, brachte eine Antwort:<br />

Selbstjustiz. Doch wie kommt’s dazu? Der Interpol<br />

Agent (Clive Owen alias Louis Salinger) und<br />

die US-amerikanische Staatsanwältin (Naomi<br />

Watts alias Eleanor Whitman) folgen der Spur<br />

des Verbrechens, die zu einer der mächtigsten<br />

Banken der Welt führt: Die »International Bank<br />

of Business and Credit«, kurz IBBC. Durch<br />

mehrere Morde entdecken Salinger und Whitman<br />

im Laufe der Handlung immer weiter die<br />

verbrecherischen Tätigkeiten jener Bank, die von<br />

Geldwäsche über Waffenhandel bis hin zur Kontrolle<br />

der 3. Welt mittels Schulden reichen.<br />

Dabei werden die Ermittler stets von ihren eigenen<br />

Behörden ausgebremst, es entsteht ganz klar<br />

der Eindruck: Wirkliche Ermittlungen sollen verhindert<br />

werden, die Grenzen des engen Systems<br />

des Finanzmarktkapitalismus werden angetastet.<br />

So nimmt der eigensinnige Salinger selbst die<br />

Fährte auf und dringt dabei immer tiefer in die<br />

Gefilde der internationalen Herrschaft des Kapitals<br />

vor: Korruption ist dabei nur das geringste<br />

Übel.In der zweiten Hälfte des bis dahin eher<br />

harmlos gehaltenen Films, nimmt die Zahl der<br />

flachen Actionszenen rapide zu, die Spannung<br />

steigt weiter und die Jäger werden immer mehr<br />

selbst zu den Gejagten. Die Aufmerksamkeit des<br />

deutschen Zuschauers dürfte dabei erheblich<br />

steigen, als plötzlich herauskommt, dass einer<br />

der Berater der Bank ehemals Oberst des Ministeriums<br />

für Staatssicherheit in der DDR war.<br />

Dieser bremst in einem packenden Dialog<br />

Salingers naiven Idealismus von der<br />

»Gerechtigkeit« und entgegnet ihm seine abgeklärte<br />

Sicht der Welt: Dieses System kann nicht<br />

durch die Beseitigung einer einzigen Bank<br />

gebrochen werden, Gerechtigkeit kann in einem<br />

solchen System niemals erblühen, da das<br />

gesamte globale Kapital eng miteinander und<br />

DIREKT <strong>04</strong>/<strong>2009</strong><br />

The International<br />

Mit der Knarre durch die Krise<br />

auch mit der Politik verbunden ist, so dass innerhalb<br />

des Systems der Handlungsspielraum stets<br />

begrenzt bleibt. Der ehemalige Oberst hat sich<br />

damit abgefunden und in diesem Gebilde alles<br />

seinem persönlichem Wohlergehen untergeordnet.<br />

Doch Salinger lässt sich von dieser Wahrheit<br />

nicht irritieren, er führt seine Ermittlungen weiter,<br />

stets in der Hoffnung doch noch die große<br />

Gerechtigkeit zu erlangen. Als er schließlich am<br />

Ende seines Zieles angelangt schien und in Istanbul<br />

den Hauptdrahtzieher der IBBC fassen kann,<br />

entgegnet dieser ihm: »Wenn Sie mich jetzt<br />

töten, läuft alles so weiter wie bisher. Nach mir<br />

werden 100 weitere Banker folgen.«Hier wird<br />

zum zweiten Mal im Film deutlich: Das Problem<br />

sind nicht einzelne Banker, nicht einzelne<br />

»Nach mir werden 100 weitere<br />

Banker folgen.«<br />

Banken, sondern das System selbst. Zwar wird<br />

die herrschende Ordnung nicht so radikal in<br />

Frage gestellt, wie es in diesen Zeiten eigentlich<br />

notwendig wäre, doch zeigt das Ende des Films<br />

eine knallharte, weil realistische Einschätzung:<br />

Die Bank bekommt einen neuen Vorstand und<br />

kann ihre menschenverachtenden Geschäfte<br />

fortsetzen. Was bedeutet das also? Mit gelebter<br />

Selbstjustiz à la Silvester Stallone ist dieses Problem<br />

(Namentlich: Der Kapitalismus) nicht zu<br />

lösen. Hier bedarf es schon einer grundlegenden,<br />

politischen und ökonomischen Neuausrichtung.<br />

Der Film setzt sich dabei authentisch mit dieser<br />

Realität auseinander und wirkt stets glaubwürdig.<br />

Der Feindbildwechsel vom KGB zur<br />

Bank tut dem Genre dabei sicher gut und verleiht<br />

dem Film eine, wenn auch unaufdringliche,<br />

politische Brisanz.<br />

von MMaarrcceell KKuunnzzmmaannnn<br />

17


»Bushido zeigt’s allen«<br />

Der kurze Weg in den Mainstream<br />

Bushido« ist der schlichte Titel der Autobiografie<br />

des Anis Ferchichi, einer der meist<br />

umstrittensten Mainstreamrapper der<br />

BRD. Nicht nur unter den meist jungen Fans<br />

wurde seine Biografie sehnlichst erwartet, sondern<br />

ebenso von deren Eltern, für die es ein<br />

unerschlossenes Territorium war und ist,<br />

weshalb ihre Kinder so vernarrt in das<br />

Phänomen (wie er sich selbstgefällig einstuft)<br />

Bushido, sind.<br />

Die im Herbst 2008 erschienene Biografie war ein<br />

kommerzieller Erfolg, führte trotz des liter-<br />

Die Familie seiner Fans verliert<br />

an Einfluss während Bushido an<br />

Einfluss gewinnt<br />

arischen Anspruchs eines Comicheftes wochenlang<br />

die Bestsellerlisten an und soll nun Gelegenheit<br />

geben, sich etwas genauer mit Bushido<br />

auseinander zu setzen. Die Erwartungen waren<br />

nicht minder umfangreich als der Profit, den er<br />

erzielte. Fragen zu Bushidos Charakter, Erlebnissen<br />

und Erfahrungen, eben all solchen Aspekte,<br />

die seine Wertevorstellung prägten, wurden<br />

schon im Vorfeld kontrovers diskutiert. Und das<br />

nicht nur in den üblichen Boulevardblättern,<br />

sondern auch unter den »Politikwissenschaftlern<br />

und Sozialpädagogen, die keine Ahnung haben<br />

wie die Welt funktioniert«, wie es Bushido in<br />

seiner Biografie oft genug erwähnt. Anlass zu<br />

dieser Diskussion, die schichtenübergreifend<br />

und deutschlandweit geführte wurde (und auch<br />

in Österreich Anklang fand, als Bushido 2005 in<br />

Linz verhaftet wurde) war eine »beängstigende«<br />

Mischung aus Bushidos Einfluss auf die Jugend,<br />

seinen Wertevorstellungen und seinem<br />

Lebensstil.<br />

Mit Worten wie »beängstigend« oder<br />

»gefährlich« wird man Bushido selbst zwar nur<br />

schmeicheln können, sie beschreiben jedoch gut<br />

18<br />

C u l t u s<br />

die Eindrücke der betroffenen Eltern.<br />

Obwohl diese Befürchtungen nicht komplett<br />

grundlos erscheinen, sollte man nicht zuletzt<br />

auch aufgrund der einseitigen Berichterstattung<br />

seitens der Medien, versuchen, Bushidos Einfluss<br />

und Intention differenziert und unvoreingenommen<br />

zu betrachten, eben genau so, wie es Bushido<br />

meist nicht tut und deshalb nicht fähig ist,<br />

bestimmte Sachverhalte zu verstehen.<br />

Nicht nur die subversiven Elemente der »Bewegung«,<br />

die sich um Bushido formiert hat, und ihr<br />

Wertesystem sollen Gegenstand der Betrachtung<br />

sein, sondern auch die ethischen Fragen, deren<br />

Betrachtung sich Bushido bisher verweigert hat.<br />

Bushidos Anhängerschaft zeigt alle charakteristischen<br />

Merkmale einer gewöhnlichen Massenbewegung.<br />

Die hier auftretenden Merkmale sind schon häufiger<br />

in der Geschichte der Jugendkultur aufgetaucht.<br />

Mit Bushido steht eine zentrale Autorität<br />

im Mittelpunkt. Sie gibt den Ton bzw. die Richtung<br />

an und besitzt den größten Einfluss auf<br />

seine Anhänger.<br />

Diese wissen um das Ziel der Bewegung und die<br />

Bedeutung der zentralen Autorität meist wenig,<br />

sind für selbige jedoch in umfangreichem Maße<br />

empfänglich. So ist das Auflehnen gegen das<br />

Establishment ein genauso wichtiger Faktor wie<br />

der Zusammenhalt innerhalb der Gruppe und<br />

die klare Abgrenzung von Freund und Feind. Es<br />

liegt auf der Hand, dass das Auflehnen der meist<br />

jüngeren Fans gegen das Establishment einher<br />

geht mit der Emanzipation von den Eltern. Die<br />

Familie verliert an Einfluss, während Bushido an<br />

Einfluss gewinnt. Diesen Umstand fördernd<br />

kommen noch Charakteristika wie das eigene<br />

Aufwerten mit Hilfe des Abwertens anderer und<br />

das Gefühl des Verstandenwerdens hinzu. Viele<br />

halten Bushido aufgrund der Identifikationsfläche,<br />

welche er bietet, für den Anwalt ihrer persönlichen<br />

Sache. Wie subversiv eine solche<br />

Bewegung ist, hängt von den Wertvorstellungen<br />

ab, die sie vertritt, und den moralischen Grund-


Könnte ruhig öfter mal die Klappe halten:<br />

»Bushido«, pseudo-cooler »Gangsta-Rapper.«<br />

sätzen des Kleinbürgertums.<br />

In einer Gesellschaft, in der Werte wie die<br />

Emanzipation der Frau und (wenn auch repressiver)<br />

Toleranz etabliert werden, besitzen Werte,<br />

die Toleranz ablehnen wenigstens ein Mindestmaß<br />

an Subversivität.<br />

Bushidos Wertevorstellungen sind frauenfeindlich,<br />

sexistisch, gewalt- und drogenverherrlichend<br />

und wirken oftmals hetzerisch gegen<br />

Homosexuelle. Zum Teil lässt sich sogar eine<br />

Ablehnung solcher Werte feststellen, die für eine<br />

aufgeklärte Gesellschaft von existenzieller<br />

Bedeutung sind.<br />

Den Ursprung dieser doch sehr befremdlichen<br />

Einstellungen beschreibt Bushido in seiner<br />

Biografie ausführlichst: Sein offenes Verhältnis<br />

Die Erwartungen waren nicht<br />

minder umfangreich<br />

als der Profit den er erzielte.<br />

zur Gewalt sowie der Umgang mit Drogen wurden<br />

ihm praktisch in die Wiege gelegt, sein<br />

Rachefeldzug gegen das weibliche Geschlecht<br />

basiert auf einer traumatischen Beziehung und<br />

das Umfeld der Großstadt tat sein übriges. Der<br />

einzige Wert, welcher Bushido konstant Vertritt<br />

ist die Verantwortung der Familie gegenüber.<br />

DIREKT <strong>04</strong>/<strong>2009</strong><br />

Doch auch hier zeigt Bushido beeindruckendes<br />

Talent, seine eigenen individuellen Erfahrungen<br />

auf die Allgemeinheit zu beziehen, auch wenn<br />

ein völliger Wechsel des Kontextes vonstatten<br />

geht. So verachtet er beispielsweise Natascha<br />

Er ist nicht an der Verbesserung<br />

der allgemeinen sozialen Lage<br />

interessiert, sondern lediglich an<br />

der Verbesserung seiner persönlichen<br />

Situation.<br />

Kampusch dafür, dass sie nach ihrer Gefangenschaft<br />

ihre Eltern nicht sehen wollte. Es ist zwar<br />

wissenschaftlich erwiesen, dass Menschen in<br />

solchen Situationen Gefahr laufen durch eine<br />

emotionale Überbelastung Schaden zu nehmen,<br />

aber das interessiert den »super-krassen Sex-<br />

Gangster«, wie er sich selbst nennt, offensichtlich<br />

weniger.<br />

Er setzt persönliche Erfahrungen und die daraus<br />

geschlossenen Verallgemeinerungen über wissenschaftliche<br />

Fakten.<br />

Es ist für Bushido ebenfalls kaum möglich, einen<br />

Standpunkt konsequent zu vertreten. So ruft er<br />

zwar dazu auf, sich gegen jede Regel<br />

aufzulehnen, sobald er jedoch derjenige ist, der<br />

die Gesetzmäßigkeiten festlegt heißt es: »Halte<br />

dich an die Regeln und dir wird es immer gut<br />

gehen. Das ist meine Devise«.<br />

Es mag zwar sein, dass er sich mit Hilfe seiner<br />

Songs ein Ventil schafft und persönliche<br />

Erfahrungen verarbeiten kann, jedoch wirkt das<br />

Ergebnis, auf weniger »erfahrene« Menschen<br />

absonderlich und verstörend. Jugendliche, die<br />

sich lediglich mit einigen von Bushidos Grundaussagen<br />

identifizieren können, laufen Gefahr<br />

andere Aussagen ebenfalls für sich anzunehmen,<br />

um in das Ideal zu passen. Dass es dabei einige<br />

Diskrepanzen zwischen deren Erfahrungswelt<br />

und Bushidos geben kann, wird von dem Rapper<br />

in Kauf genommen.<br />

Ein weiteres, oberflächlich betrachtet, ebenfalls<br />

subversives Element, scheint die Sozialkritik zu<br />

sein. Bushido kritisiert, so argumentieren vor<br />

allem eher Außenstehende, die sozialen Verhältnisse<br />

in den Großstädten der BRD.<br />

Er setze sich für die Belange der Verlierer der<br />

Gesellschaft ein. Diese Argumentation wird häu-<br />

19


fig verwendet, wenn es darum geht, Bushido zu<br />

verteidigen. Er selbst sieht sich hingegen in keiner<br />

dieser Rollen. Das harte Leben im Ghetto der<br />

Großstadt ist für ihn vielmehr Lebensschule<br />

anstatt eines politischen Problems, das es zu<br />

lösen gilt. Eine prägende Zeit, die sich positiv auf<br />

sein Leben ausgewirkt habe, ist sein Urteil.<br />

Wieder pauschalisiert er eigene Erfahrungen.<br />

Anhand dieser Haltung erkennt man sein ausgeprägt<br />

egozentrisches Weltbild. Er ist nicht an<br />

der Verbesserung der allgemeinen sozialen Lage<br />

interessiert, sondern lediglich an der<br />

Verbesserung seiner persönlichen Situation.<br />

Spätestens seit der Gründung der Girlband<br />

»Bisou« (es ist keine Überraschung, dass Bushido<br />

diesen wirtschaftlichen Fehlgriff in seiner<br />

Biografie verschwieg, die ihn nach der Devise<br />

»alles was ich anfasse wird zu Gold« zu einem<br />

Gewinnertyp verherrlicht) ist es wohl überflüssig<br />

zu erwähnen, dass Bushidos Hauptanliegen an<br />

seinem Unternehmen das Geld ist.<br />

Somit zeigt sich ein angeblicher Verächter unserer<br />

Gesellschaft in einem anderen Licht. Denn es<br />

drängt sich unweigerlich die Frage auf, wie subversiv<br />

ein Egoist im Kapitalismus überhaupt sein<br />

kann. Abgedroschene Phrasen wie »du kannst<br />

alles erreichen, wenn du dich nur genügend<br />

anstrengst« wirken auch eher beschönigend auf<br />

das vermeintlich verhasste System.<br />

Gesellschaftliche Phänomene wie Bushido oder<br />

der »Gangstarap« sind also nicht mehr als ein<br />

Produkt der Kulturindustrie und zeigen ihre<br />

gesellschaftliche Notwendigkeit darin, dass sie es<br />

schaffen, Werte des Kapitalismus besser bzw.<br />

einprägsamer zu vermitteln.<br />

Während sich konservative Medien noch über<br />

irrelevante, sekundäre Belanglosigkeiten wie<br />

frauenfeindliche oder gewaltverherrlichende<br />

Texte entrüsten und die Verrohung der<br />

Gesellschaft vorhersehen, erkennen sie nicht,<br />

dass Bushidos Denkweise weit bürgerlicher ist<br />

als ihre eigene und er im Grunde nicht mehr ist,<br />

als eine Errungenschaft des von ihnen<br />

favorisierten Gesellschaftssystems.<br />

20<br />

von MMaaxxiimmiilliiaann VVoorraasstt<br />

Info: Bushidos Karriere<br />

Anis Mohamed Youssef Ferchichi alias<br />

Bushido, geboren am 28. September 1978 in<br />

Bonn, beendete seine Schullaufbahn nach dem<br />

Abschluss der 11. Klasse. Nachdem er sich<br />

schon früh für Hip Hop interessierte veröffentlichte<br />

er 2000 zusammen mit »King Orgasmus<br />

One« sein erstes Tape. Kurz darauf wurde er<br />

von »Aggro Berlin« unter Vertrag genommen<br />

und veröffentlichte 2002 das für den »Ganstarap«<br />

wegweisende Album »Carlo Coxxx Nutten«.<br />

Im Sommer 20<strong>04</strong> verließ Bushido sein<br />

Label Aggro Berlin und wechselte zu Universal<br />

Music. Nachdem er in Zusammenarbeit mit<br />

einigen Freunden sein Label »ersguterjunge«<br />

gegründet hatte, folgte Ende 2005 sein Album<br />

»Staatsfeind Nr.1«. Kurz nach Gewinn seines<br />

ersten Echos 2006 erschien sein bisher erfolgreichstes<br />

Album »Von der Skyline zum Bordstein<br />

zurück«, das sich bisher über 200.000 mal<br />

verkaufte und Platin Status erlangte. 2007<br />

wechselte Bushido erneut das Label und unterschrieb<br />

nun bei Sony BMG. Zuletzt verbuchte<br />

Bushido Anfang 2008 seinen insgesamt vierten<br />

Echo. Seine Autobiografie erschien im September<br />

2008. Sein Name leitet sich von einem<br />

alten, gleichnamigen Ehrenkodex der japanischen<br />

Samurai ab.<br />

Brand: Tut mal so, als ob ihr<br />

mich ernst nehmen würdet. Los!<br />

Schüler: Sie können Französisch?<br />

Hutter: Ja natürlich, was hast du<br />

denn gedacht?<br />

Schüler: Wusste ich nicht.<br />

Hutter: Ja früher waren die Lehrer<br />

noch gebildet!<br />

Kauderer: Mallig... wie Mollig,<br />

nur mit »a«. Denkt einfach an<br />

mich.


Anzeige


Spuren der Steine<br />

Zeugnisse einer vergessenen Kultur<br />

Seit wenigen Wochen erst prangt an der<br />

Stirnseite unserer Schulbücherei in leuchtend<br />

roten Lettern der Schriftzug »Bibliothek«.<br />

Dieses Schild, welches nachts und frühmorgens<br />

den Bereich des Osteingangs so klar<br />

und deutlich begrenzt, vermittelt eine gewisse<br />

Nostalgik. Es erinnert an Zeiten, in denen<br />

Schilder noch so sein mussten: Klar und deutlich,<br />

leuchtend, rot.<br />

Es symbolisiert die Erinnerung an eine längst<br />

vergangene Zeit, die Zeit des »Kino Kosmos« in<br />

der Berliner Karl-Marx-Allee oder des kleineren<br />

»Kino Sojous« in Marzahn, welches in diesen<br />

Tagen geschlossen, heruntergekommen und<br />

geheimnisvoll mit seinem, heute nicht mehr<br />

leuchtenden, aber immer noch roten Schriftzug<br />

für eine längst vergessene Kultur steht. Eine Kultur,<br />

hinter dem »Eisernen Vorhang«, die vielen<br />

Westdeutschen und uns Nachgeborenen oftmals<br />

verschlossen blieb. Eine Kultur, die sich zu<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts in Russland, und<br />

seit 1945 auch in vielen anderen Staaten des<br />

Warschauer Vertrages zu entwickeln begann<br />

und die 1989, mit der Selbstauflösung des sozialistischen<br />

Lagers ebenso schnell wieder verschwand,<br />

wie sie sich einst entwickelte. Im Folgenden<br />

wollen wir uns vor allem der Literatur<br />

widmen:<br />

Kinoplakat zur Verfilmung von »Aelita«, 1924<br />

22<br />

C u l t u s<br />

Dabei wäre es wohl gerade auf dem Gebiet der<br />

Literatur eines der verhängnisvollsten<br />

Fehlurteile, jedes Kulturgut, welches in dieser<br />

Zeit und dort entstand, als »von oben« aufoktroyierte<br />

Staatspropaganda zu diffamieren.<br />

Vielmehr hat sich neben solcher auch eine große<br />

Zahl an Kulturschaffenden zusammengefunden,<br />

die in ihren Schriften den werktätigen Mensch in<br />

den Vordergrund stellten. Gemeint ist hierbei die<br />

in den RGW-Staaten vorherrschende kulturelle<br />

»Die Mutter« von Maxim Gorki<br />

wurde wie viele andere Werke<br />

jener Art zur Weltliteratur<br />

Strömung des »sozialistischen Realismus.«<br />

Trotz - oder gerade wegen dieser Eigenartigkeit<br />

ihres kulturellen Wirkens, wurden die meisten<br />

dieser Werke heute aus der Schulliteratur (man<br />

betrachte nur einmal die Umstrukturierung der<br />

Lehrpläne in den neuen Bundesländern 1990)<br />

und dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt.<br />

Nur wenige der Bücher sind auch heute noch<br />

bekannt oder wurden gar zur Weltliteratur, wie<br />

beispielsweise der 1906 erschienene Roman »Die<br />

Mutter« von Maxim Gorki, welcher auch gleichzeitig<br />

als erster Vertreter dieser Kunstrichtung<br />

gilt.Doch fangen wir einmal von vorne an: Eine<br />

der ersten Geschichten des jungen Sowjetrussland<br />

ist wohl Alexei Tolstoi’s Triologie »Der Leidensweg«,<br />

welche am Beispiel einer Intellektuellenfamilie<br />

den russischen Alltag vor- und nach<br />

der Oktoberrevolution zu schildern versucht.<br />

1922 folgte mit »Aelita« der erste bekanntere<br />

sowjetische Science-Fiction Roman, welcher mit<br />

großem internationalen Erfolg bereits 1924 verfilmt<br />

wurde. 1932 folgte mit Nikolai Ostrowskis<br />

»Wie der Stahl gehärtet wurde« eine autobiographische<br />

Erzählung über den jungen Pawel,<br />

welcher auf der Seite der Roten Armee im russischen<br />

Bürgerkrieg kämpft. In den 30er und 40er


Jahren erschienen in der Sowjetunion eine Reihe<br />

sogenannter Produktionsromane, welche über<br />

die Fortschritte in der Industrialisierung und der<br />

Kollektivierung der Landwirtschaft berichteten.<br />

Der für seinen Bestseller »Der stille Don« bekannte<br />

Michail Scholochow, schrieb in dieser Zeit<br />

auch den weniger prominenten Zweiteiler »Neuland<br />

unterm Pflug«, welcher von seinen<br />

Erfahrungen beim Besuch einer Kolchose<br />

berichtet. Während des Zweiten Weltkriegs kam<br />

die Kultur naturgemäß in eine Phase der Stagnation.<br />

Die Geschichte der Produktionsromane war<br />

vorüber, an ihre Stelle trat eine neue, authentische<br />

Literatur. Der Schriftsteller Alexander<br />

Tschakowski versuchte in seinem dreibändigen<br />

Roman »Der Sieg« die Verhandlungen der Potsdamer<br />

Konferenz aus Sicht eines sowjetischen<br />

Reporters zu erzählen. Mit der Aufarbeitung des<br />

Zweiten Weltkriegs befasst sich auch Leonid<br />

Leonow, der für sein Erstlingswerk »Der russische<br />

Wald« 1957 den Leninpreis erhielt. Dort<br />

Schildert Leonow ein Familiendrama, welches<br />

sich im Moskau des Jahres 1941, zu Beginn des<br />

deutschen Überfalls auf die Sowjetunion<br />

abspielte. Seit 1949 war diese Literaturgattung<br />

mit der Herausbildung des sozialistischen Weltsystems<br />

jedoch nicht mehr allein auf russische<br />

Autoren beschränkt: 1960 bis 1963 versuchte sich<br />

der DDR-Autor Dieter Noll mit seinem Zweiteiler<br />

»Die Abenteuer des Werner Holt« an einer<br />

Aufarbeitung des Faschismus in Deutschland.<br />

Mit Erfolg: Sein Roman wurde einige Jahre<br />

darauf verfilmt und war später auch Schullektüre<br />

in der DDR. Einen ähnlichen Ansatz verfolgte<br />

Anna Seghers, die mit ihrem, bereits 1942<br />

veröffentlichten Roman »Das siebte Kreuz« die<br />

Flucht von sieben Häftlingen aus einem Konzentrationslager<br />

schildert. Mit »Spur der Steine«<br />

Schuf der Schriftsteller Erik Neutsch dann 1964<br />

eine authentische Erzählung des sozialistischen<br />

Alltags in der DDR. Kurz zuvor begründete<br />

Joachim Wohlgemuth mit »Egon und das achte<br />

DIREKT <strong>04</strong>/<strong>2009</strong><br />

Weltwunder« bereits 1962 die Grundlagen des<br />

Jugendromans in der DDR.<br />

Fortsetzung fand dieser Stil im Theater, als 1972<br />

Ulrich Plenzdorfs sozialkritisches Theaterstück<br />

»Die neuen Leiden des jungen W.« in Halle seine<br />

Erstaufführung fand. Nahezu legendär wurde<br />

Hermann Kants 1965 veröffentlichter Roman<br />

»Die Aula«, welcher in unserer Bilbiothek nach<br />

wie vor als Klassensatz verfügbar ist und die<br />

Geschichte der Arbeiter- und Bauernfakultäten<br />

in der DDR nachzeichnet.Doch auch in der Sowjetunion<br />

blieb man nicht untätig: Die 1958 von<br />

Tschingis Aitmatow verfasste Novelle »Dshamilja«<br />

ist nach Ansicht des französischen Dichters<br />

Louis Aragon »die schönste Liebesgeschichte der<br />

Welt.«Auch die Werke von Konstantin Simonow<br />

fanden erhebliche Anerkennung. Besonders hervorzuheben<br />

sind hier die Romane: »Die Lebenden<br />

und die Toten« (1959), »Man wird nicht als<br />

Soldat geboren« (1964) sowie »Der letzte Sommer«<br />

(1972).<br />

Nach dieser (unvollständigen) Aufzählung<br />

einiger der bedeutendsten Werke der sozialistischen<br />

Literatur stellt sich natürlich die Frage: Was<br />

nun? In unserer Bibliothek ist davon lediglich ein<br />

kleiner Bruchteil verfügbar, was leider die Verdrängung<br />

dieser Kultur (beispielsweise aus dem<br />

Schulsystem in den neuen Bundesländern)<br />

zementiert. Allerdings sind fast alle der genannten<br />

Romane (dem Dietz- und Aufbau-Verlag sei<br />

Dank) gebraucht zu sehr günstigen Preisen bei<br />

eBay erhältlich. So stehen dem interessierten<br />

Leser auch heute noch die Tore offen, einzutauchen<br />

in eine neue Welt der Literatur, die ihm<br />

bis zum heutigen Tage vielleicht vollends<br />

unbekannt blieb. Lohnen tut es sich allemal,<br />

denn es wartet ein geballter literarischer Schatz<br />

auf ihn, der nur noch entdeckt werden will.<br />

von MMaarrcceell KKuunnzzmmaannnn<br />

23


We will rock you<br />

Mainstream mal anders<br />

Wie das mit Stufenfahrten so ist, einigt<br />

man sich irgendwie auf etwas mit<br />

dem alle bedient sind, findet also<br />

einen klassenübergreifenden Konsens, und letzten<br />

Endes gibt es dann oft ein mehr oder<br />

weniger hochwertiges Kulturprogramm zu<br />

genießen. Bei der diesjährigen Stufenfahrt der<br />

Zehnten Klassenstufe fiel die Entscheidung<br />

jedoch auf das Musical »We will rock you«,<br />

welches seit November 2008 im Apollo-Theater<br />

in Stuttgart aufgeführt wird.<br />

Allein von der Entfernung und den Kosten<br />

betrachtet war diese Wahl wohl nicht die naheliegendste,<br />

doch gibt uns dies die Gelegenheit,<br />

ein bekanntes Musical etwas näher zu beleuchten.<br />

Wer kennt nicht jenes Lied, eine Hymne auf den<br />

Rock, welches doch selbst fast ohne Instrumente<br />

auskommt. Die Rede ist natürlich von Queen’s<br />

legendärem Hit »We will rock you«, der<br />

Namensgeber für das im Mai 2002 uraufgeführte<br />

Musical. Erst 20<strong>04</strong> kam das von Brian May und<br />

Roger Taylor produzierte Musical in die BRD.<br />

Und erst seit 2008 ist es auch für uns Provinzbewohner<br />

mit Stuttgart als Aufführungsort,<br />

einigermaßen erreichbar.<br />

Nun, worum geht es in besagtem Stück?<br />

Eigentlich hat der Inhalt dieser Musikveranstaltung<br />

rein gar nichts mit der Bandgeschichte von<br />

Queen zu tun, höchstens im Entferntesten.<br />

Statt dessen wird der Besucher mit einer kreativen<br />

und einfallsreichen, stellenweise überraschend<br />

gesellschaftskritischen Story unterhalten:<br />

In irgendeiner Zukunft, lange nachdem die<br />

Rockmusik im Jahre 2<strong>04</strong>0 verboten wurde, wird<br />

die Erde (welche inzwischen den einfallsreichen<br />

Titel »Planet e.bay« trägt) von einem Konzern<br />

regiert, der als totalitär agierender Staat, die<br />

gesamte Bevölkerung versklavt hat und die<br />

Jugend mit uninspirierter Mainstreammusik und<br />

Markengläubigkeit indoktriniert.<br />

Nur der Außenseiter »Galileo« und die Rebellin<br />

24<br />

C u l t u s<br />

»Scaramouche« treten in dieser gleichgeschalteten<br />

Gesellschaft als stellenweise überzogenindividuelle<br />

Befreiungskämpfer auf. Im Laufe<br />

der Handlung verlieben sich die Protagonisten,<br />

streiten sich, versöhnen sich, und befreien letzten<br />

Endes noch die Erde von der Herrschaft des<br />

»Gaga-Konzerns« (repräsentiert durch die Diktatorin<br />

»Killer-Queen« und ihren obersten Polizeichef<br />

»Kashoggi«).<br />

Dabei wirken die das ganze Stück begleitenden<br />

und hier aus Jugendschutzgründen nicht zitierbaren,<br />

zweideutigen Kommentare von »Scaramouche«<br />

manchmal etwas aufdringlich, sind<br />

aber stets erheiternd und gut platziert.<br />

Das Stück ist in zwei Akte unterteilt, die eine 20-<br />

Erst im Jahr 20<strong>04</strong> kam das von<br />

Brian May und Roger Taylor<br />

produzierte Musical in die BRD<br />

minütige Pause trennt. Während der erste Akt<br />

die Repressionen, die Ängste und Zwänge der<br />

beiden Rebellen darstellt, wird im Laufe der Zeit<br />

ihre Organisierung in einer Untergrundbewegung<br />

und der beginnende Widerstand immer<br />

wichtiger. Die Handlung bekommt im Laufe des<br />

Zweiten Aktes dabei einen immer klarer herausstechenden<br />

roten Faden, welcher dem Stück<br />

recht gut tut.<br />

Die lockeren Dialogzeilen gehen dabei stets in<br />

ein passendes Stück von Queen über, welches<br />

dann meist mit Licht- und Raucheffekten atemberaubend<br />

in Szene gesetzt wird. Beachtlich ist<br />

dabei auch die Gesangsleistung der Schauspieler,<br />

welche an Professionalität nichts zu wünschen<br />

übrig lässt.<br />

Doch inwiefern lässt dieses Stück nun etwas hintergründiges<br />

und kritisches durchblicken? An<br />

und für sich würde die Story einiges an<br />

Gesellschaftskritik hergeben, dabei werden<br />

jedoch nur wenige Momente dafür wirklich aus-


Anzeige


karikatur<br />

genutzt. Den Einzigen, aber beeindruckenden<br />

Höhepunkt der Politisierung ist dabei der Ausfruf<br />

von Scaramouche nach ihrer Verhaftung:<br />

»Ihr Imperialistenschweine!«<br />

Allgemein lässt sich das Stück vor allem auch als<br />

eine Satire auf die Hegemonie der Mainstreammusik<br />

sowie die Gefahren eines autoritären<br />

Monopolkapitalismus interpretieren, was im<br />

Laufe der Handlung klar heraussticht. Dabei<br />

entkräftet sich die Story leider teilweise selbst, ist<br />

doch der scheinbar einzige Zweck des Gaga-<br />

Konzerns, die Rockmusik zu vernichten (»Obi«<br />

geht hier ja mit gutem Beispiel voran).<br />

Doch gerade hier kommt der ursprüngliche,<br />

befreiende Charakter der Rockmusik zutage, der<br />

allerdings von »Queen« schon nicht mehr in dem<br />

Maße getragen wurde wie noch von z.B. »The<br />

Who.«<br />

Allerdings, und das muss klar sein, war es<br />

niemals die Intention der Produzenten, ein kritisches<br />

Musical zu produzieren, welches die<br />

Leute zum Nachdenken bringen könnte. »We<br />

will rock you« ist leicht verdaulich. Das muss es<br />

auch, sonst wäre es nie zu einem solchen internationalen<br />

Erfolg gekommen. Doch fernab von<br />

einer tiefgreifenden Analyse, war die phänomenale<br />

Inszenierung der Grund, welcher den<br />

Funken überspringen ließ. Denn selbst ein<br />

bekennender Queen-Hasser, wie der Verfasser<br />

26<br />

»Oh Herr, vergib ihm, denn er weiß nicht was er tut«<br />

dieses Artikels, kam bei dieser Veranstaltung voll<br />

auf seine Kosten.<br />

Gänzlich ohne philosophischen Anspruch, ist<br />

»We will rock you« trotzdem ein Musical jener<br />

Kategorie, die man, frei nach Ferguson, als<br />

»Megageil« bezeichnen kann.<br />

Die nächste direkt erscheint<br />

voraussichtlich<br />

Juli <strong>2009</strong><br />

von MMaarrcceell KKuunnzzmmaannnn<br />

Info: www.direkt-online.org<br />

eMail: direkt.redaktion@gmail.com<br />

Die Redaktion trifft sich jeden Montag und<br />

Donnerstag in der 1. großen Pause an der<br />

Kafka-Säule vor der Bibliothek. Interessierte<br />

SchülerInnen sind stets willkommen.


Die SZ zeigt Praktikanten, wie eine<br />

Zeitungsredaktion funktioniert<br />

Sie bringen sich in die redaktionelle Arbeit ein,<br />

lernen wie Zeitungsartikel aufgebaut sind und was<br />

es beim Fotografieren zu beachten gilt, besetzen<br />

für uns Termine oder recherchieren Geschichten.<br />

Wir bieten Ihnen einen Schreibtisch in unserer<br />

Redaktion und Redakteure, die Ihnen erklären,<br />

wie täglich der Lokalteil einer Tageszeitung<br />

entsteht. Wir sind ein junges Team, das jeden<br />

Tag die Schwäbische Zeitung Markdorf herausgibt.<br />

Wir gehören zum Medienhaus Schwäbischer<br />

Verlag. Die Tageszeitung mit einer Auflage von<br />

täglich 185 000 Exemplaren ist unser wichtigstes<br />

Produkt.<br />

Ihre Arbeit vergüten wir mit einer monatlichen<br />

Pauschale, aber das Geld ist für Sie nicht<br />

entscheidend, denn Sie wollen sich<br />

weiterentwickeln.<br />

Ihr Ansprechpartner:<br />

Schwäbische Zeitung Markdorf<br />

Michael Hescheler<br />

Redaktionsleiter<br />

Telefon 0 75 44 / 95 65 25<br />

oder Mail m.hescheler@schwaebische-zeitung.<br />

de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!