Autorevue.at_Salzburg-Kfer.pdf
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Zeitmaschine<br />
1971<br />
Während Österreich in eine neue politische<br />
Zeitrechnung bog und alles ein bisserl nach Flower-<br />
Power schmeckte (zumindest bei Mode<br />
und Frisuren), wurde ein alter Herr sportlich wie<br />
nie, um die junge Frontantriebs-Konkurrenz ein<br />
letztes Mal alt ausschauen zu lassen.<br />
104 autorevue 8/11<br />
Was der Rallyekäfer des Österreich-Importeurs vorhüpfte,<br />
war später für Serienkäfer käuflich: Austro-<br />
Sport-Kit, 62 PS st<strong>at</strong>t 50, öS 8.124,– inkl. Rallyelook.<br />
Fotos: Porsche/Peter KumPa
1971 Der Minirock wird irgendwie noch kürzer und anders, während in Österreich eine neue<br />
Ära beginnt, auch beim Umweltschutz.<br />
Die SPÖ regiert schon ein Jahr lang als Minderheitsregierung mit<br />
Duldung der FPÖ, jetzt geht sich der winzige Stimmen zuwachs,<br />
der noch zur absoluten Mehrheit gefehlt h<strong>at</strong>, aus: Mit 50,0 Prozent<br />
der Wählerstimmen regiert die SPÖ nach der Wahl vom<br />
10. Oktober ohne Koalitionspartner. Bruno Kreisky, bei der Wahl<br />
1970 noch mit der Aura des Übergangs-Parteivorsitzenden behaftet,<br />
ist jetzt in der Rolle des Kanzlers zementiert. Er soll dieses<br />
Amt bis 1983 behalten und Österreich in einer Weise modernisieren,<br />
dass die Jahre davor als vergleichsweise verstaubt im kollektiven<br />
Gedächtnis verhaftet bleiben. Mit Franz Jonas wird ein weiterer<br />
SPÖ-Politiker als Bundespräsident wiedergewählt, der Gegenkandid<strong>at</strong><br />
der ÖVP hieß Kurt Waldheim. Sein Versprechen einer<br />
Präsidentschaft „neuen Stils“ wird er erst fünfzehn Jahre später<br />
irgendwie doch einlösen können.<br />
Aus einer anderen Welt scheint das Wahlrecht der Schweiz<br />
bis 1971 zu stammen. Am 7. Februar wird über das aktive und<br />
passive Wahlrecht für Frauen abgestimmt, freilich nur von den<br />
Männern, die Frauen dürfen ja noch nicht. Dennoch ist Frauen<br />
ab 16. März 1971 das Wählen erlaubt, so wirklich echt vollständig<br />
soll das Wahlrecht für Frauen allerdings erst 1990 werden,<br />
da zählen nach einem Spruch des Bundesgerichts erstmals auch<br />
weibliche Stimmen auf Kantonaler Ebene im Kanton Appenzell<br />
Innerrhoden.<br />
Mode und Frisuren lassen sich noch anmerken,<br />
dass 1968 und sein buntes Gedankengut<br />
nicht so lange her sind, besonders in Österreich:<br />
Selbst Frisuren sind blumig, und weil der Minirock<br />
schon fast als etabliert und aufregungsfrei<br />
durchgeht, übernehmen Hot Pants die Aufregerrolle<br />
als quasi etwas breiterer Gürtel, oft<br />
durch radikale Amput<strong>at</strong>ion der Hosenbeine<br />
selbst geschnipselt und bei Anhängern konserv<strong>at</strong>iver<br />
Mode ein weiterer Beweis des dräuenden<br />
Unterganges des Abendlandes.<br />
Fotos: romanian n<strong>at</strong>ional archives, archiv Absolut<br />
Österreich wird rot: Franz<br />
Jonas schafft eine zweite<br />
Amtszeit als Bundespräsident,<br />
Bruno Kreisky holt die<br />
erste Absolute. Außerdem<br />
wird die Milka-Kuh geboren.<br />
Sie heißt Adelheid.<br />
Kaum ist der Minirock, sagen wir, etabliert,<br />
sorgen Hot Pants verlässlich für Aufregung.<br />
Autos, die die Welt bewegten<br />
Es gibt ein Magazin für Biertrinker, Frisuren<br />
und Mode sind, wie man sie von 1971<br />
erwartet. Perry Rhodan ist zehn, und der<br />
jugendliche Arnold Schwarzenegger wirbt<br />
für mehr Muskelmasse. Ärzte ohne Grenzen<br />
formieren sich.<br />
Von keinerlei Selbstzweifeln ist Walter Ulbricht, Sta<strong>at</strong>sr<strong>at</strong>svorsitzender<br />
der DDR, angekränkelt, vielmehr stellt er wenig subtil<br />
schon länger den Vorbildcharakter der KPdSU in Frage, indem<br />
er die Rolle der DDR in der Welt (also in der östlichen Hälfte)<br />
deutlich überschätzt. Derlei kann nicht gut gehen. Leonid<br />
Breschnew legt ihm 1971 sehr deutlich den Rücktritt nahe, den<br />
erklärt Ulbricht am 3. Mai 1971 „aus gesundheitlichen Gründen“.<br />
Als sein Nachfolger wird der 58-jährige Erich Honecker bestimmt,<br />
Ulbricht wird in der Folgezeit aus der Geschichtsschreibung<br />
der DDR emsig entfernt, er bleibt bis zu seinem<br />
Lebensende 1973 „Ehrenvorsitzender der SED“, was immer<br />
man sich darunter vorstellen darf.<br />
Als dauerhafter und beliebter als die DDR wird sich letztlich<br />
die Milka-Kuh erweisen, die 1971 von der Werbeagentur Young<br />
& Rubicam in jenem Felldesign entworfen wird, das Stadtkinder<br />
heute bisweilen für eine n<strong>at</strong>ürliche Erscheinungsform des Paarhufers<br />
halten. Im selben Jahr wird das erste Frauenhaus Westeuropas<br />
im britischen Chiswick eröffnet, es soll Frauen Schutz<br />
vor männlicher Gewalt bieten und wird folglich bald zu klein.<br />
Ebenfalls lokal beginnt die Organis<strong>at</strong>ion Greenpeace, die sich<br />
1971 im kanadischen Vancouver formiert, um US-Atomtests zu<br />
verhindern. Das gelingt zwar nur indirekt, aber immerhin.<br />
Ebenfalls dringend benötigt wird die Organis<strong>at</strong>ion Ärzte ohne<br />
Grenzen, um ehrenamtlich in K<strong>at</strong>astrophenfällen<br />
Hilfe zu leisten.<br />
Perry Rhodan ist jetzt zehn Jahre alt, die<br />
Hefte schauen aber aus, als wären sie schon<br />
immer da gewesen. Drinnen wirbt Arnold<br />
Schwarzenegger für 15 cm mehr Brustumfang<br />
in 15 Tagen, und es gibt auch eine Zeitung für<br />
Biertrinker: die „Thier Pils“-Illustrierte.<br />
Im Oktober 1971 wird Jackie Stewart zum<br />
zweiten Mal Formel-1-Weltmeister, er wird diesen<br />
Titel 1973 zum dritten Mal holen. M. S.<br />
autorevue 8/11 105
Zeitmaschine salzburg-Käfer 1971<br />
Das späte Quer<br />
Österreichs VW-Importeur schickte den Käfer in eine späte Rallye-<br />
Karriere. Seine Botschaft: Hosenträger-Gurt st<strong>at</strong>t Hosenträger-Image.<br />
Von Martin Strubreiter Fotos: Andreas Riedmann
Zwar war der Käfer in den frühen<br />
70ern noch drei Jahrzehnte<br />
von seinem Produktionsende<br />
entfernt, aber auch sein<br />
Produk tionsstart lag schon gut<br />
25 Jahre zurück. Technisch<br />
gesehen stand VW ziemlich<br />
im Abseits, der mit NSU übernommene<br />
K70 war nur eine<br />
zarte Blüte künftiger Zeiten.<br />
Dem Käfer ließ man nochmals<br />
eine heftige Modellpflege angedeihen,<br />
mit Schräglenker-<br />
Hinterachse und McPherson-<br />
Federbeinen vorne, einer Verdoppelung<br />
des Kofferraums<br />
(VW 1302 von 1971, erkennbar<br />
an der großen Nase) und<br />
mit gewölbter Frontscheibe<br />
mit Plastikarm<strong>at</strong>urenbrett<br />
(VW 1303, 1973). Der Käfer<br />
galt als solide Ware für jene,<br />
die immer schon im Käfer gesessen<br />
h<strong>at</strong>ten. Und selbst als<br />
der Golf 1974 die Marke von<br />
vorne aufzäumte, waren die<br />
Kunden nicht sofort komplett<br />
überzeugt: In Österreich war<br />
der Käfer bis in die Neunziger<br />
als Grauimport zu haben.<br />
Schon Mitte der 60er, als<br />
Automagazine ungeniert frag-<br />
ten, wie veraltet der Käfer denn<br />
sei, wollte der heimische Importeur<br />
sein Image entstauben<br />
und auch ein dynamischeres<br />
Publikum anlocken. Diese Aufgabe<br />
blieb der Sportabteilung<br />
von Porsche <strong>Salzburg</strong> – einer<br />
ambitionierten Gruppe von<br />
Tüftlern, Mechanikern und Begeisterten,<br />
die zuerst die Formel<br />
V beschickte. 1966 mischte<br />
der erste Käfer in Rallyes mit,<br />
1971 war dann DER Rallyekäfer<br />
fertig: Der Motor leistete dank<br />
erhöhter Verdichtung (9,1:1<br />
st<strong>at</strong>t 7,3:1), Zwei-Vergaseranlage,<br />
größerer Einlassventile,<br />
ausgeräumtem Serienauspuff<br />
und im Keller von Sportabteilungstechniker<br />
Paul Schwarz<br />
bearbeiteter Nockenwelle über<br />
100 PS, bis zu 125 sollten es<br />
noch werden. Eine Trockensumpfschmierung<br />
erweiterte<br />
den Ölkreislauf von 2,5 auf 7<br />
Liter Öl und sorgte dafür, dass<br />
die Schmierung auch gewährleistet<br />
war, wenn die Fliehkräfte<br />
am Käfer rüttelten. Der Tank<br />
der Trockensumpfschmierung<br />
stand st<strong>at</strong>t der Sitzbank im<br />
Fond, alle Dämmung war entfernt,<br />
die Schwungmasse um<br />
zwei Kilo erleichtert, ein Käfig<br />
verbesserte das Abrollverhalten<br />
seitwärts, Hosenträger-Gurte<br />
hielten Pilot und Copilot fest.<br />
Das Vierganggetriebe wich trotz<br />
neuer Übersetzung bald einem<br />
Fünfganggetriebe des Porsche<br />
914, eine Differenzialsperre<br />
sorgte für zusätzliche Traktion.<br />
Das Fahren. Freilich klang<br />
er noch nach Käfer, aber ein<br />
paar unglaubliche Oktaven<br />
tiefergelegt, ungefiltert, entschlossen,<br />
was am kunstvoll<br />
ausgeräumten Auspuff und der<br />
autorevue 8/11 107
Redaktion: Ein Vergleich<br />
Der treffsichere Vergleichstest ist schon damals Wesenszug der<br />
<strong>Autorevue</strong>. Nach VW Käfer gegen Maikäfer liegt diesmal die 600er-<br />
Klasse blank: Fi<strong>at</strong> 600 gegen Mercedes 600. Eine der fundierten<br />
Erkenntnisse: Beide Motoren gehen gewiss bei Überdrehzahlen<br />
kaputt. Schon im Februarheft gibt’s eine Story zur Monte Carlo Rallye<br />
1911–1970, die 71er-Monte driftet dann ins Märzheft: drei Alpine A110<br />
vorne, Rallyekäfer gescheitert. Auch fragen wir uns, ob der Dieselmotor<br />
nach der Dieselpreis-Erhöhung (3,20 Schilling/l) noch wirtschaftlich<br />
ist, und führen zur Klärung einen Mercedes 220 D aus.<br />
Erkenntnis: Ja, auch wenn wir im Schnitt 10,5 l brauchen. Wir schreiben<br />
über die sens<strong>at</strong>ionellen Anfangserfolge der Japaner in Österreich<br />
(besonders Peugeot-404-Fahrer steigen um). Helmut Marko erzählt<br />
in jedem Heft vom Innersten des Motorsports und im Juli-Heft von<br />
seinem Le-Mans-Sieg, wir erklären die Funktion eines Stoßdämpfers<br />
und weisen darauf hin, dass Hebelstoßdämpfer nur mehr sehr selten<br />
verbaut werden.<br />
108 autorevue 8/11<br />
Mehr auf www.autorevue.<strong>at</strong><br />
„Commy num ilismol oborper cipisit“Gait, con eu facidunt<br />
aliqu<strong>at</strong> vel et lum vulputp<strong>at</strong> venim veni<strong>at</strong> nos<br />
ea facidunt am zzrilit volorem do ero commy nos
Fotos: andreas riedmann, archiv<br />
nackten Karosserie lag, aber<br />
der Antritt h<strong>at</strong>te wenig mit<br />
den Käfern der alten Erinnerung<br />
zu tun. Schotterstraßen<br />
ließen sich durchgängig mit<br />
den Hinterrädern aufquirln,<br />
bei tiefen Drehzahlen passierte<br />
wenig, über 4000 U/min alles,<br />
man durfte nur nicht vergessen,<br />
vor dem Starten den Hahn<br />
der Trockensumpfschmierung<br />
zu öffnen, und man musste<br />
virtuos sein beim Einfangen<br />
des Hecks.<br />
Der <strong>Salzburg</strong>-Käfer mischte<br />
in Österreich sofort ganz vorne<br />
mit, sofern der Schotter-<br />
Musik & Film: Bunte Ware<br />
Zeitmaschine salzburg-Käfer 1971<br />
Man ahnt, dass die Hitparade einst noch quer durch die Genres<br />
erstellt wurde, anders ist nicht zu erklären, dass Peter Alexander<br />
vor George Harrison führt, dass Daliah Lavi ebenso vorkommt<br />
wie Black Sabb<strong>at</strong>h oder Deep Purple. Die kreischende Gitarre ist<br />
quasi am Karriere-Höhepunkt – oder aber der Untergang des<br />
Abendlandes, je nach Sichtweise.<br />
Filmisch besticht The French Connection (deutsch: Brennpunkt<br />
Brooklyn), so dass eine Fortsetzung gedreht werden muss. Die<br />
Erstauflage der wahren Geschichte einer zufälligen Besch<strong>at</strong>tung<br />
mit tödlichen Folgen erhält verdienterweise fünf Oscars und drei<br />
Golden Globes. Ein verstörendes Meisterwerk liefert Stanley<br />
Kubrick mit Clockwork Orange, Claudia Cardinale und Brigitte<br />
Bardot spielen in Petroleum-Miezen. Der Film beweist vor allem,<br />
dass die deutschen Verleiher das Filmpublikum als ziemliche<br />
Dumpfis einstufen, die von dumpfen Titeln angezogen werden,<br />
wobei der Originaltitel Les Pétroleuses auch nicht besser klingt.<br />
MEHR und WEnIGER Hosenträger-Gurte, Käfig, Schalensitze und Überrollbügel als Tribut an die Rallyewelt. Tiefgreifende Maßnahmen<br />
waren auch notwendig, um aus dem 1,6-l-Boxer bis zu 125 PS zu kitzeln. Eine davon: Trockensumpfschmierung mit<br />
Ölreservoir st<strong>at</strong>t einer Rücksitzbank.<br />
anteil der Rallye hoch war: Die<br />
Robustheit der Konstruktion<br />
überzeugte auch bei der Rallyeversion,<br />
dafür fuhren VW auf<br />
Asphalt die Alpines, BMW<br />
2002 und Ford Escort Twin<br />
Cam dank höherer Leistung<br />
davon. Im VW-Team geigten<br />
Günther Janger, Herbert Grünsteidl,<br />
Georg Fischer, Franz<br />
Wittmann, Franz Wurz, beispielsweise,<br />
und der größte Erfolg<br />
gelang bei der Elba-Rallye<br />
1973: Jahrelang h<strong>at</strong>ten nur Italiener<br />
gewonnen, diesmal siegte<br />
Achim Warmbold auf einem<br />
Rallye käfer, Favorit Sandro<br />
GuT und ScHlEcHT French connection<br />
ruft nach Fortsetzung, clockwork Orange<br />
verstört, und nicht jeder Film des Jahres<br />
verfolgt hochstehende Ambitionen.<br />
Munari kam mit seiner Fulvia<br />
deutlich abgeschlagen ins Ziel.<br />
Aber schon vor dem Start<br />
h<strong>at</strong>ten die Wettbewerbsautos<br />
ordentlich Kilometer drauf,<br />
weil das <strong>Salzburg</strong>er Werksteam<br />
auf Achse anreiste. Bei einem<br />
Exemplar verendete der Motor<br />
zweimal, erstmals schon in<br />
Bischofshofen.<br />
Dass der Rallyekäfer nach<br />
Serienwagen aussah, lag vor<br />
allem daran, dass er einer war:<br />
Das Werk lieferte Autos mit<br />
verstärktem Fahrwerk, aber<br />
Österreichs<br />
Top 10 im Jahr 1971<br />
1. Peter Alexander • Hier ist ein Mensch<br />
2. George Harrison • My Sweet Lord<br />
3. dave Edmunds • I Hear You Knocking<br />
4. Kinks • Apeman<br />
5. creedence clearw<strong>at</strong>er Revival • Have<br />
You Ever Seen The Rain<br />
6. Melanie • Ruby Tuesday<br />
7. Black Sabb<strong>at</strong>h • Paranoid<br />
8. daliah lavi • Oh, wann kommst du?<br />
9. neil diamond • Cracklin’ Rosie<br />
10. deep Purple • Black Night<br />
autorevue 8/11 109
MEHR lIcHT Wichtig fürs Rallyefahren<br />
waren einst Zus<strong>at</strong>zscheinwerfer, hier vom<br />
Typ Bosch Knick. Im Straßenverkehr sind<br />
sie stillzulegen, sagt die Einzelgenehmigung.<br />
ohne Lenkradschloss, in <strong>Salzburg</strong><br />
passierte der Rest.<br />
Es galt damals als Krönung<br />
einer Mechanikerlaufbahn, in<br />
der <strong>Salzburg</strong>er Sportabteilung<br />
zu arbeiten, dementsprechend<br />
groß war die Enttäuschung, als<br />
das Rallye-Engagement 1973<br />
eingestellt wurde. Man widmete<br />
sich in der 74er-Saison dem<br />
kostengünstigeren Rallyecross,<br />
die Erfolge blieben nicht aus:<br />
Franz Wurz wurde auf einem<br />
Käfer Europameister – und gewann<br />
den erstmals ausgeschriebenen<br />
OSK-Pokal vor seinem<br />
Teamkollegen Herbert Grünsteidl.<br />
Dennoch wurde die<br />
Käferzucht am Ende der Saison<br />
unsentimental geschlossen:<br />
Man könne sich in der Energiekrise<br />
das „Hobby einer Sportabteilung“<br />
nicht mehr leisten.<br />
Das Wort Hobby kam in der<br />
sehr ernsthaft arbeitenden<br />
Sportabteilung eher nicht so<br />
gut an, man darf sich das weitere<br />
Gesprächsklima unterkühlt<br />
vorstellen, an der Entscheidung<br />
aber gab’s nichts<br />
mehr zu rütteln.<br />
Blieb nur noch die Verwertung<br />
der Käfer. Drei davon gingen<br />
als Prämie an die letzten<br />
Titelgewinner: Herbert Grünsteidl<br />
bekam einen Rallyekäfer,<br />
Franz Wurz zwei Rallyecross-<br />
Käfer. Der Rest wurde an Priv<strong>at</strong>e<br />
verkauft, zu Preisen, deren<br />
Vorstellung heutige Sammler<br />
Autos: Auch mit langem Atem<br />
Der Mercedes SL läutet mit Breitband-Scheinwerfern und geriffelten<br />
Rücklichtern eine neue Designsprache bei Mercedes ein, deren<br />
Gramm<strong>at</strong>ik von Chefdesigner Friedrich Geiger, vormals verantwortlich<br />
für den 300 SL, stammt und länger aktuell bleiben wird als der<br />
SL (bis 1989!) selbst. Lancia stellt den Str<strong>at</strong>os vor, braucht aber noch<br />
einige Jahre, um damit wirklich vorne mitzumischen, während das<br />
Vornemitmischen dem DAF 55 Mar<strong>at</strong>hon Coupé eher gar nie gelingt.<br />
Der Fi<strong>at</strong> 127 als hochmoderne Konstruktion bricht radikal mit seinem<br />
Heckmotor-Vorgänger 850, lässt sich aber bis zur Einführung der<br />
Heckklappe noch ein wenig Zeit. Radikal modernisiert wird der Volvo<br />
1800, der als ES zum Sportkombi ausgebaut und flugs Schneewittchensarg<br />
genannt wird. Der Jaguar E-Type bekommt den V12-<br />
Zylinder implantiert, gleichzeitig wird er zur Serie III umgestaltet<br />
und für den US-Markt weichgespült. Renault verkauft die Coupés 15<br />
und 17, auf dem Renault 12 basierend, endlich in ganz Europa, und<br />
der Opel Ascona parkt zwischen Rekord und Kadett ein.<br />
110 autorevue 8/11<br />
leise weinen lässt. Immerhin<br />
sechs von rund 20 <strong>Salzburg</strong>käfern<br />
haben überlebt, wer einen<br />
sucht, sucht sehr lange oder<br />
sehr erfolglos. Wer sich in den<br />
70ern einen zulegte, h<strong>at</strong>te nämlich<br />
nichts Zärtliches im Sinn,<br />
sondern ernsthafte Rallyeeinsätze.<br />
Robustheit bedeutete, dass<br />
der Käfer länger hielt, aber die<br />
meisten erlebten die 80er Jahre<br />
nicht – oder in einem Zustand,<br />
der sie heute als Restaurierungsbasis<br />
aus Scheunen rollen lässt.<br />
Unser Fotomodell ist quasi<br />
heimgekehrt, es gehört Florian<br />
Piech, h<strong>at</strong>te im Fundzustand<br />
immerhin ein Pickerl, seither<br />
wurden sehr viel Arbeit und<br />
noch mehr Liebe investiert. n<br />
der würdige nachfolger des Pagoden-Sl<br />
startet in eine 18-jährige Bauzeit, weiters<br />
neu: Fi<strong>at</strong> 127, dAF Mar<strong>at</strong>hon, Jaguar E V12,<br />
Volvo 1800 ES, Opel Ascona, Renault 15/17.<br />
Mehr auf www.autorevue.<strong>at</strong><br />
dER FIlM, dIE<br />
HOMEPAGE der<br />
Rallyekäfer ist<br />
legendär, die<br />
Geschichten um<br />
ihn herum sind<br />
es auch, und am<br />
besten erzählen<br />
sie immer noch<br />
die Akteure von<br />
damals: Rallyefilmer<br />
Helmut<br />
deimel h<strong>at</strong> die Story der Rallyekäfer<br />
liebevoll in einen Film gepackt und<br />
unmengen historischer Aufnahmen<br />
aufgestöbert. die Fahrer und Techniker<br />
erzählen dazu, wie das war, als der<br />
Rallyesport noch fassbar war und mit<br />
125 PS auskam. Höchste Empfehlung,<br />
um 24,90 Euro zu bestellen unter<br />
www.deimelfilm.<strong>at</strong>.<br />
Wer sich vorausbilden mag, stöbert<br />
vorher auf der wunderbaren Homepage<br />
www.salzburgkaefer.<strong>at</strong><br />
VW <strong>Salzburg</strong>Käfer<br />
Bauzeit, Preis: <strong>Salzburg</strong>er Rallye-Käfer<br />
gab’s von 1966 bis 1974, ab 1971 trugen<br />
die Käfer die charakteristische Lackierung.<br />
Preis: ca. öS 200.000,–.<br />
Motor, Antrieb: 4-Zylinder-Boxer im<br />
Heck, luftgekühlt, 2 Vergaser Weber<br />
46IDA. 1584 ccm. Verdichtung 9,1 : 1.<br />
77 kW (105 PS) bei 5500/min.<br />
Fünfgang-Getriebe (Porsche 914),<br />
80% Sperre, Hinterradantrieb.<br />
Fahrwerk: McPherson-Federbeine<br />
vorne, Schräglenkerachse hinten. Rollenlenkung.<br />
Scheibenbremsen vo., Trommeln<br />
hi., Reifen 165 VR 15 bzw. 185 VR 15.<br />
Karosserie: L/B/H 4110/1585/1500 mm,<br />
Radstand 2420 mm. Gewicht 885 kg,<br />
Zuladung 405 kg, Tank 80l.<br />
Fahrleistungen: Spitze ca. 160 km/h,<br />
0–100 in ca. 12 sec, Verbrauch bis zu<br />
25 l/100 km.<br />
Fotos: andreas riedmann, thomas doerFer, chrles01, chiemseeman, Granada, dieter mueller