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Der Wind, der Wind… - Wikem.de

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lo 11/2011<br />

Autor: Hans H. Selzer<br />

es ist eine Binsenweisheit, dass<br />

das Wild – und natürlich auch unsere<br />

Jagdgebrauchshun<strong>de</strong> – eine<br />

erheblich feinere Nase haben als wir<br />

Menschen. Untersuchungen haben gezeigt,<br />

dass beispielsweise Rehe selbst<br />

auf mehr als 300 Meter Entfernung einen<br />

Menschen noch win<strong>de</strong>n können.<br />

Damit ist klar, dass ein Jäger, <strong><strong>de</strong>r</strong> „im<br />

Luv“ eines Rehs sitzt (also auf <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m<br />

<strong>Wind</strong> zugewandten Seite), dieses Reh<br />

nicht zu sehen bekommen wird.<br />

Oft hört man von Jägern, sie wünschen<br />

sich einen windstillen Tag für ihren Ansitz.<br />

Doch diese <strong>Wind</strong>stille gibt es nicht!<br />

Jagdkamera<strong>de</strong>n, die auf <strong>de</strong>m Hochsitz<br />

rauchen, können das bestätigen. Stellen<br />

wir uns einen leichten <strong>Wind</strong>hauch vor,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> weniger als 20 Zentimeter pro Sekun<strong>de</strong><br />

zurücklegt. Diese Luftbewegung<br />

spüren wir nicht mehr an unseren Nackenhaaren.<br />

Auch <strong><strong>de</strong>r</strong> nasse „Finger im<br />

<strong>Wind</strong>“ zeigt ihn nicht mehr an. Trotz<strong>de</strong>m<br />

hat die Luft bereits nach zehn Minuten<br />

eine Entfernung von 120 Metern<br />

überwun<strong>de</strong>n und damit auch unsere<br />

Wittrung dorthin getragen.<br />

Doch was ist eigentlich <strong>Wind</strong>, wie entsteht<br />

er? Hier müssen wir zunächst<br />

die Physik bemühen: Den Naturgesetzen<br />

folgend, strebt alles nach Ausgleich.<br />

Eine heiße Tasse Kaffee kühlt,<br />

wenn man sie stehen lässt, in Kürze<br />

auf Umgebungstemperatur ab. Umgekehrt<br />

schmilzt <strong><strong>de</strong>r</strong> Eiswürfel im Whisky<br />

zu Wasser. Dieses hat bald die gleiche<br />

Temperatur wie unser Drink, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

dadurch aber etwas kühler wird. Ähnliches<br />

geschieht beim atmosphärischen<br />

<strong>Wind</strong> mit <strong>de</strong>m Luftdruck.<br />

HocH- unD tiefDruck<br />

Aus <strong>de</strong>n Wettervorhersagen kennen wir<br />

Hoch- und Tiefdruckgebiete, also Zonen<br />

mit hohem Luftdruck und solche mit geringem<br />

Luftdruck. <strong>Der</strong> höchste Druck<br />

eines Hochs und <strong><strong>de</strong>r</strong> niedrigste Druck<br />

eines Tiefs liegen dabei im Zentrum <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

jeweiligen Zone. <strong>Der</strong> Druckausgleich<br />

geschieht, in<strong>de</strong>m Luft aus einem Hoch<br />

spiralförmig rechtsdrehend aus dieser<br />

Zone herausfließt, während sie, ebenfalls<br />

spiralförmig, linksrum in ein Tief<br />

hineinfließt, dieses also auffüllt. Ist dieser<br />

Prozess abgeschlossen, hat sich das<br />

Hoch bzw. Tief aufgelöst.<br />

In Waldschneisen entstehen durch <strong>de</strong>n Düseneffekt verstärkte <strong>Wind</strong>e, die nach Öffnung<br />

<strong>de</strong>s „Kanals“ in mehrere Richtungen auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>streben.<br />

<strong>Der</strong> Motor <strong>de</strong>s gesamten Wettergeschehens<br />

ist die Sonne. Sie erwärmt die Luft<br />

und bringt Wasser zum Verdunsten. Soviel<br />

zum atmosphärischen <strong>Wind</strong>. Natürlich<br />

gibt es auch immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Bereiche<br />

mit geringen Luftdruckunterschie<strong>de</strong>n.<br />

Diese erkennt man auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Wetterkarte,<br />

wenn die Isobaren (das sind Linien<br />

gleichen Luftdrucks) weit auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

liegen. Hier fin<strong>de</strong>t also kaum eine Luftbewegung<br />

statt. Also doch <strong>Wind</strong>stille?<br />

Keineswegs! Die Temperatur macht‘s!<br />

Je<strong><strong>de</strong>r</strong> von uns kennt an einem heißen<br />

Sommertag die angenehme Kühle <strong>de</strong>s<br />

Wal<strong>de</strong>s. Die Freiflächen erwärmen sich<br />

durch die direkte Sonneneinstrahlung<br />

wesentlich schneller als <strong><strong>de</strong>r</strong> Baumbestand.<br />

Die warme Luft über Wiesen und<br />

Fel<strong><strong>de</strong>r</strong>n steigt auf und hinterlässt am<br />

Berghänge erwärmen sich schneller als<br />

das Tal. Die erwärmte Luft steigt auf und<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> dadurch entstehen<strong>de</strong> Unterdruck saugt<br />

Luft aus <strong>de</strong>m Tal bergauf.<br />

Grafik: Regina Full/ H. Selzer<br />

43<br />

Bo<strong>de</strong>n eine Zone <strong>de</strong>s Unterdrucks, wir<br />

haben also ein „Mini-Tief“. Im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s erwähnten Druckausgleichs wird<br />

nun Luft aus allen Seiten in dieses Tief<br />

gesaugt – wir haben einen lokalen thermischen<br />

<strong>Wind</strong>.<br />

Nach Sonnenuntergang kühlen die Freiflächen<br />

jedoch schnell aus, während <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wald die Tageswärme noch speichert.<br />

Die Richtung <strong>de</strong>s thermischen <strong>Wind</strong>es<br />

dreht sich also komplett um. Daraus erklärt<br />

sich auch das Phänomen, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Wind</strong> auf <strong>de</strong>m Hochsitz plötzlich aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gegenrichtung weht. Bekannt ist diese<br />

Erscheinung allen Bergjägern, Bergsteigern<br />

und Gebirgsbewohnern unter <strong>de</strong>n<br />

Namen Bergwind und Talwind.<br />

Daneben gibt es auch noch Mischformen.<br />

Beispielsweise wenn ein<br />

Die Abstrahlung <strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong>de</strong>n Berghängen<br />

ausgehen<strong>de</strong>n Wärme bewirkt <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

schnelle Abkühlung. Die abgekühlte Luft<br />

darüber sinkt nach unten.<br />

Grafik: Regina Full/ H. Selzer<br />

Grafik: Regina Full/ H. Selzer<br />

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