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Nzg_19-2006 - Neue Zeitung

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<strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

UNGARNDEUTSCHES WOCHENBLATT 50. Jahrgang, Nr. <strong>19</strong> Preis: 92 Ft Budapest, 12. Mai <strong>2006</strong><br />

Vertreibungsdenkmal<br />

in<br />

Straßsommerein<br />

Vor 60 Jahren wurde auch aus<br />

Straßsommerein/Hegyeshalom<br />

die deutsche Bevölkerung vertrieben.<br />

Dieses traurigen Ereignisses<br />

gedachte man am Sonntag mit<br />

der Einweihung eines Denkmals<br />

auf dem Bahnhof des Ortes.<br />

Das eine entzweigebrochene Kerze<br />

darstellende Denkmal wurde deshalb<br />

auf dem Bahnhof aufgestellt,<br />

weil die Züge mit den Deutschen,<br />

die nach Deutschland vertrieben<br />

wurden, hier los- bzw. vorbeifuhren.<br />

Denn auch in den umliegenden<br />

Gemeinden, so in Ragendorf/Rajka,<br />

Kaltenstein/Levél,<br />

Oroszvár sowie Wieselburg – Ungarisch-Altenburg/Mosonmagyaróvár,<br />

lebten viele Menschen deutscher<br />

Zuge. Zahlreiche – aus<br />

Straßsommerein 560 Personen –<br />

wurden im Jahr <strong>19</strong>46 nach Hünfeld<br />

in Hessen bzw. nach Bayern gebracht.<br />

Das Denk- und gleichzeitig<br />

Mahnmal wurde von Ferenc Németh,<br />

Bauunternehmer in Straßsommerein,<br />

gefertigt und kostete<br />

750 000 Forint. Da das die Deutsche<br />

Selbstverwaltung der Siedlung<br />

– bei insgesamt 640 000 Forint Fördergeld<br />

pro Jahr – nicht hätte allein<br />

finanzieren können, halfen Unternehmer<br />

des Ortes sowie die Gemeinde<br />

und der Komitatstag.<br />

Nach der Gedenkfeier, wo der<br />

stellvertretende Vorsitzende des<br />

Komitatstages Miklós Szabó eine<br />

Rede hielt, folgte in der evangelischen<br />

Kirche ein ökumenischer<br />

Gottesdienst, musikalisch umrahmt<br />

von vier deutschen Chören<br />

aus der Umgebung. Der evangelische<br />

Pfarrer Miklós Kiss und der<br />

römisch-katholische Priester Lajos<br />

Bucsi beteten deutsch für die einstigen<br />

Vertriebenen und deren<br />

Nachfahren.<br />

Im Komitat gibt es übrigens elf<br />

Deutsche Selbstverwaltungen, die<br />

jüngste, nämlich die von Straßsommerein,<br />

wurde 2002 gegründet,<br />

war von der Vorsitzenden Frau<br />

Csernó zu erfahren. In diesen vier<br />

Jahren gelang es dem Gremium, ein<br />

Heimatmuseum samt einer kleinen<br />

deutschsprachigen Bibliothek einzurichten.<br />

Und stolz ist man auch<br />

auf die Einführung deutscher Beschäftigungen<br />

im Kindergarten.<br />

Deutsch in der Schule – von Anfang an<br />

Deutsch hat Zukunft, 2. Teil<br />

Deutschsprachige Kindergärten und Schulen stellen durch ihre Erziehung<br />

in deutscher Sprache besondere Anforderungen. Eltern fragen sich, nicht<br />

nur bevor ihre Kinder eingeschult werden, ob sich dieser Weg mit seinen<br />

besonderen Herausforderungen auszahlt und ob sie ihnen dabei genug<br />

helfen können – besonders, wenn sie selbst nicht genug Deutsch können.<br />

In loser Folge möchten wir Schwerpunktthemen deutschsprachiger Erziehung<br />

aufgreifen, über Hintergründe informieren und zeigen, warum<br />

sich eine deutschsprachige Schulbildung heute lohnt. Sie beruht auf einer<br />

Vortragsreihe des Fachberaters für Deutsch, Rolf Kruczinna. Die erste<br />

Folge beschäftigte sich mit den Gründen, die für eine deutschsprachige<br />

Erziehung sprechen (NZ 2/<strong>2006</strong>). Ein Schwerpunktthema in dieser Folge<br />

heißt „Deutsch in der Primarstufe – wie man schon ab der ersten Klasse<br />

deutschsprachig unterrichten kann“. Außerdem stellen wir eine Familie<br />

vor, deren Kinder eine deutschsprachige Schule besuchen und fragen, warum<br />

diese Schulbildung für Familie Nemes aus einem Dorf bei Fünfkirchen<br />

so attraktiv ist. Am Anfang stehen jedoch weitere Gründe, die für einen<br />

deutschsprachigen Unterricht sprechen.<br />

Deutsch zu lernen lohnt auch<br />

heute – aus vielen Gründen: Zunächst<br />

einmal ist es die Sprache der<br />

größten Minderheit in Ungarn. Für<br />

alle, die sich zu ihr bekennen, stellt<br />

sie immer noch eine sprachliche<br />

und kulturelle Heimat dar. Ihre<br />

Lieder, ihre Tänze, ihre Traditionen,<br />

ihre Wertvorstellungen und<br />

ihre Literatur – gesprochen, geschrieben<br />

und gesungen wurden sie<br />

über viele Jahre in deutscher Sprache,<br />

deutscher Mundart. Deswegen<br />

ist eine intensive Begegnung mit<br />

der Welt der Großeltern und Vorfahren<br />

nur möglich über diese Erzählungen,<br />

Gesänge, Überlieferungen<br />

– mit dieser Sprache als kultureller<br />

Wurzel. Auch wenn die<br />

meisten Kinder heute diese Sprache<br />

erst wieder im Kindergarten<br />

und in der Schule lernen müssen,<br />

so erleben sie ein Stück Verbundenheit<br />

mit den Vorfahren, die ihnen<br />

das Leben in diesem Land erst<br />

möglich gemacht haben.<br />

Doch Deutsch hat nach der<br />

Wende ganz neue Bedeutungen<br />

hinzugewonnen. Aus den Sprachwurzeln<br />

der Tradition werden Kinder,<br />

die heute deutschsprachig aufwachsen,<br />

für ihre Zukunft großen<br />

Nutzen ziehen. Europa wächst zusammen.<br />

Grenzen werden immer<br />

durchlässiger und in wenigen Jahren<br />

werden Menschen innerhalb<br />

der EU völlig frei leben.<br />

(Fortsetzung auf Seite 3)<br />

Tscholnok – „55 Jahre und kein<br />

bißchen leiser...“<br />

Der Tscholnoker Deutsche Nationalitätenchor lud am 22. April <strong>2006</strong> anläßlich<br />

seines 55. Jubiläums zur Festveranstaltung in die Tscholnoker<br />

Sporthalle ein. Im Programm wirkten mit: der Gesangsverein „Freundschaft“<br />

Ubstadt aus Deutschland, die Tscholnoker Blaskapelle, die<br />

Tscholnoker Nationalitätentanzgruppe, das Akkordeonduo Sax-Wieszt<br />

und der jubilierende Nationalitätenchor. (Lesen Sie weiter auf Seite 4!)<br />

Aus dem Inhalt<br />

Mit der Beilage<br />

Ungarndeutsche Christliche<br />

Nachrichten<br />

Beziehungen zwischen der<br />

Minderheitenselbstverwaltung und<br />

den zivilen Organisationen<br />

Die Minderheitenselbstverwaltung<br />

ist eine wichtige Organisationsform<br />

für die Vertretung der Interessen der<br />

jeweiligen Minderheit, allerdings<br />

nicht die einzige. In den Ortschaften<br />

existieren auch zivile Organisationen,<br />

die in verschiedenen Lebensbereichen<br />

der Minderheit eine<br />

aktive Arbeit leisten.<br />

Seite 3<br />

Konstant hohe Qualität, brillantes<br />

Spiel<br />

Der Mittelpunkt der ungarndeutschen<br />

Blasmusik war das kleine<br />

Dorf Maze/Mása.<br />

Seite 4<br />

„Du sollst dich erinnern“<br />

Im Mittelpunkt der Kulturfrühlings-Veranstaltungen<br />

im HdU<br />

stand der Auftritt der Autorin und<br />

Dokumentarfilmerin Freya Klier<br />

am letzten Mittwoch. Die gebürtige<br />

Dresdnerin und heute in Berlin lebende<br />

Klier ist mit ihrem Dokumentarfilm<br />

„Verschleppt ans Ende<br />

der Welt“ im Gepäck angereist.<br />

Seite 6<br />

Germanistentag im Rahmen des<br />

Kulturfrühlings<br />

Im Rahmen des Kulturfrühlings<br />

stand der 20. April am Germanistischen<br />

Institut der Universität Debrezin<br />

ganz im Zeichen der deutschen<br />

Sprache und Kultur. An diesem<br />

Tag sind die Regeln vertauscht<br />

und die Studierenden geben den<br />

Ton an. Im Vordergrund steht die<br />

Freude beim Umgang mit der<br />

Fremdsprache.<br />

Seite 6<br />

Das „Kirchen-Projekt“ im<br />

Schülerwohnheim<br />

Anläßlich der „Valeria Koch“-Tage<br />

in unserem deutschen Schülerwohnheim<br />

in Fünfkirchen organisierten<br />

wir dieses Jahr ein „Kirchen-Projekt“,<br />

das heißt wir richteten<br />

eine Sammlung über die Geschichte,<br />

Ausstattung und Gegenwart<br />

der Kirchen in den Heimatorten<br />

der Kinder ein.<br />

Seite 12


2 B E R I C H T E NZ <strong>19</strong>/<strong>2006</strong><br />

<strong>Neue</strong> <strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Ungarndeutsches Wochenblatt<br />

Chefredakteur:<br />

Johann Schuth<br />

Adresse/Anschrift:<br />

Budapest VI., Lendvay u. 22 H–1062<br />

Telefon Sekretariat:<br />

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Internet: www.neue-zeitung.hu<br />

Verlag:<br />

Magyar Hivatalos Közlönykiadó Kft.<br />

1085 Budapest VlII., Somogyi Béla u. 6.<br />

Verantwortlich für die Herausgabe:<br />

Dr. László Kodela<br />

Vorstandsvorsitzender/Generaldirektor<br />

Druckvorlage: Comp-Press GmbH<br />

Druck: Magyar Hivatalos Közlönykiadó<br />

Lajosmizsei Nyomdája – 06-1447<br />

Verantwortlicher Leiter:<br />

Burján Norbert<br />

Index: 25/646.92/0233<br />

HU ISSN 0415-3049<br />

Anzeigenannahme direkt<br />

in der Redaktion<br />

Mitglied der weltweiten Arbeitsgemeinschaft<br />

Internationale Medienhilfe<br />

(IMH-NETZWERK)<br />

Unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />

Fotos werden weder aufbewahrt noch<br />

zurückgeschickt<br />

Gedruckt mit Unterstützung der Stiftung<br />

für die Nationalen und Ethnischen<br />

Minderheiten Ungarns,<br />

des Nationalen<br />

Grundprogramms für<br />

Kultur,<br />

des Ministeriums für<br />

das Nationale<br />

Kulturerbe,<br />

und<br />

des Bundesministeriums des Innern<br />

der Bundesrepublik Deutschland<br />

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Deutschland: 100 Euro<br />

Österreich: 90 Euro<br />

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DEUTSCHLAND:<br />

KUBON UND SAGNER<br />

ABT. ZEITSCHRIFTENIMPORT<br />

D-80328 München<br />

Sólyom wird Gyurcsány vorschlagen<br />

Staatspräsident László Sólyom wird auf der konstituierenden Sitzung des<br />

neuen Parlaments am 16. Mai in Budapest Ferenc Gyurcsány für das Amt des<br />

Regierungschefs vorschlagen. Er ist der Ansicht, daß der Ministerpräsidentenkandidat<br />

der MSZP und der SZDSZ im sich neu konstituierenden Parlament<br />

über die zu seiner Wahl erforderliche Mehrheit verfügen werde, heißt es<br />

im Kommuniqué aus dem Staatspräsidentenamt.<br />

Sólyom hatte vorige Woche Unterredungen mit den Vorsitzenden der Parlamentsparteien<br />

und mit Gyurcsány geführt. Sozialistenchef István Hiller<br />

hatte bestätigt, Gyurcsány sei auch weiterhin Ministerpräsidentenanwärter<br />

seiner Partei, für die erforderliche Parlamentsmehrheit werde die Partei eine<br />

Koalition mit den Liberalen eingehen. Dasselbe hat auch Gyurcsány bei der<br />

kurzen Begegnung mit dem Staatschef bekräftigt, daß er nämlich bereit sei,<br />

die neue Regierung zu führen und er seiner Meinung nach dazu auch mit den<br />

Stimmen des künftigen Koalitionspartners rechnen könne.<br />

SZDSZ-Vorsitzender Gábor Kuncze hat bei seinem Gespräch mit dem<br />

Staatspräsidenten über den Verlauf der Koalitionsverhandlungen mit den Sozialisten<br />

und auch darüber informiert, daß seine Partei die Wahl Gyurcsánys<br />

zum Ministerpräsidenten unterstütze, heißt es in dem Kommuniqué.<br />

Ein anderer Vorschlag auf die Person des Regierungschefs sei bei den<br />

Unterredungen seitens der Parteien Fidesz, KDNP und MDF, die im neuen<br />

Parlament die Rolle der Opposition übernehmen werden, nicht verlautet.<br />

Abschied vom Gymnasium<br />

Am Vormittag des 5. Mai begann für die zweisprachige Nationalitätenklasse13/c<br />

im Tamási-Áron-Gymnasium in Budapest die Matura, am Nachmittag<br />

nahm die Klasse, 28 Schülerinnen und Schüler, Abschied von den<br />

Lehrerinnen und Lehrern sowie den Mitschülern. Klassenlehrerin Theresia<br />

Buda leitete den traditionellen Umzug durch die Unterrichtsräume in den<br />

Schulhof, wo dann die Besten von Direktorin Gariella Haynal und der Vorsitzenden<br />

der Selbstverwaltung von Schwabenberg, Maria Helmly Dicsô,<br />

belohnt wurden.<br />

FFoottoo:: BBaajjttaaii LLáásszzllóó<br />

Richtig Spaß hatten die in zeitgenössische<br />

Badeanzüge gekleideten<br />

Akteure der anläßlich des 150. Geburtstages<br />

von Sigmund Freud, einer<br />

der berühmtesten Persönlichkeiten<br />

der österreichischen Geistesgeschichte,<br />

vom Österreichischen<br />

Kulturforum in Budapest veranstalteten<br />

„psychoanalytischen Wassertaufe<br />

in drei Akten“. In den drei populärsten<br />

Bädern Budapests (Gel-<br />

Freud im Bad<br />

lért, Széchenyi, Rudas) wurden am<br />

6. Mai Texte von Freud in sechs<br />

Sprachen (Ungarisch, Russisch,<br />

Deutsch, Italienisch, Englisch,<br />

Französisch) vorgelesen. Das Wetter<br />

spielte leider nicht ganz mit.<br />

Unsere Aufnahmen entstanden im<br />

Gellért-Bad.<br />

Vom 22. – 24. Juni werden internationale<br />

und ungarische Wissenschaftler<br />

im Rahmen eines zweiein-<br />

„Zusammenhaltendes<br />

Europa<br />

– aufschließendes<br />

Ungarn“<br />

Nach der Konferenz obigen Titels,<br />

die im Rahmen zwei Jahre EU-Anschluß<br />

vorige Woche im Parlament<br />

für Zivilorganisationen stattfand,<br />

sagte der Minister für Europäische<br />

Angelegenheiten Etele Baráth, der<br />

auch die Beratung eröffnet hatte, vor<br />

Pressevertretern, im II. Nationalen<br />

Entwicklungsplan müsse der zivilen<br />

Sphäre vom ersten Moment an die<br />

Möglichkeit des aktiven Einschaltens<br />

gesichert werden. Um in Ungarn<br />

eine wirklich zusammenhaltende Gesellschaft<br />

zustandezubringen, sei die<br />

Entwicklung, die Förderung, die<br />

Ausweitung der Zivilsphäre hochnotwendig.<br />

Das heiße, und das sei<br />

das Ausschlaggebende, mehr Möglichkeiten<br />

für die Siedlungsselbstverwaltungen,<br />

die örtlichen Gemeinschaften,<br />

denn nur so könnten die<br />

drei Hauptzielsetzungen des Entwicklungsplanes<br />

realisiert werden:<br />

Umformung des Staatshaushalts,<br />

Ausweitung des Fördersystems sowie<br />

Dezentralisierung, Abbau der<br />

staatlichen Übermacht.<br />

Die Tätigkeit der zivilen Organisationen<br />

dürfe nicht nur aus dem Geldbeschaffen<br />

bestehen. Sondern es sei<br />

eine qualitative Umformung erforderlich.<br />

Diese Meinung vertrat der<br />

Direktor der Stiftung Nonprofit Informations-<br />

und Schulungszentrum<br />

(NIOK). Es müsse der rechtliche<br />

Hintergrund hergestellt werden, um<br />

die Donation und Kommunikation<br />

der Zivilen anzuregen, außerdem<br />

dürfe eine Förderung nichts mit Steuerbegünstigung<br />

zu tun haben. Damit<br />

die Zivilorganisationen auf sicheren<br />

Beinen stehen können, müsse der<br />

Staat Direkthilfe leisten.<br />

halbtägigen Freud-Symposiums<br />

unter dem Titel „Vom Rütteln am<br />

Schlaf der Welt...“ an der Akademie<br />

der Wissenschaften in Budapest<br />

breitangelegten Fragen nachgehen,<br />

um die Aktualität Freuds zu<br />

untermauern. Die Veranstaltung<br />

schließt mit einem Roundtable-Gespräch<br />

zum Thema: „Hatte Freud<br />

doch recht?“ unter der Leitung von<br />

Prof. Ferenc Erôs.


NZ <strong>19</strong>/<strong>2006</strong> G E M E I N S C H A F T E N D E R U N G A R N D E U T S C H E N<br />

3<br />

Deutsch in der Schule – von Anfang an<br />

Deutsch hat Zukunft, 2. Teil<br />

(Fortsetzung von Seite 1)<br />

Sie werden – auch zeitweise –<br />

studieren und arbeiten können, wo<br />

sie wollen. Der Schlüssel hierzu<br />

sind Fremdsprachen. Sie werden<br />

immer stärker die Grundlage für<br />

Studium, Beruf und Privatleben.<br />

Da heute mit fast 90 Millionen fast<br />

jeder fünfte Mensch in Europa<br />

Deutsch als Muttersprache spricht,<br />

lohnt es sich besonders, Deutsch zu<br />

können. Aber anders als früher, wo<br />

man nur so viel Deutsch brauchte,<br />

um im Ausland nach dem Weg zu<br />

fragen, kommt es heute darauf an,<br />

Deutsch besonders gut zu beherrschen.<br />

Denn im künftigen Europa<br />

werden sich kommunikative Strukturen<br />

und Berufspraxis so entwikkeln,<br />

daß Menschen privat und beruflich<br />

zunehmend auf eine zweite<br />

Sprache angewiesen sind. Diese<br />

müssen sie mündlich und schriftlich<br />

so differenziert, sicher und geläufig<br />

beherrschen wie ihre Muttersprache.<br />

Auch wer in Ungarn lebt,<br />

wird von seinen Deutschkenntnissen<br />

profitieren. Deutschland ist<br />

heute schon der mit Abstand wichtigste<br />

Handelspartner Ungarns.<br />

Über 40 % aller Exporte und 25 %<br />

aller Importe werden mit deutschsprachigen<br />

Partnern durchgeführt.<br />

Diese Beziehungen nutzen allen<br />

Beteiligten, und bei einem Arbeitsplatz<br />

in einer solchen Firma zahlt<br />

sich Deutsch als Grundlage für den<br />

Beruf auch im Heimatland aus.<br />

Aber werden diese Entwicklungen<br />

und Chancen auch erkannt?<br />

Spielen diese Überlegungen eine<br />

Rolle, beispielsweise im eigenen<br />

Beruf oder für die Erziehung der<br />

Kinder? Wir wollten dies genauer<br />

wissen und haben eine Familie besucht<br />

und einen Nachmittag gemeinsam<br />

verbracht, deren zwei<br />

Kinder eine deutschsprachige<br />

Schule besuchen. Wir wollten wissen,<br />

wie Eltern und Kinder mit der<br />

deutschen Sprache in Ungarn leben<br />

und arbeiten, welche Ziele sie haben<br />

und wie sie sich ihre Zukunft<br />

vorstellen. Familie Nemes lebt in<br />

einem Dorf in der Nähe von Fünfkirchen.<br />

Beide Söhne besuchen<br />

deutschsprachige Schulen. Vater<br />

und Mutter<br />

führen einen<br />

Familienbetrieb<br />

zur Reparatur<br />

und<br />

Wartung<br />

elektronischerWaagen<br />

und Etikettiermaschinen.<br />

Wenn also in<br />

einem Fünfkirchner<br />

Supermarkt<br />

Bananen abgewogen<br />

werden, und<br />

die Waage<br />

d r u c k t<br />

gleich ein Etikett mit Gewicht und<br />

Preis aus, dann wurde vielleicht<br />

diese Waage schon von Vater N.<br />

gewartet oder repariert. Da besonders<br />

viele Maschinen aus<br />

Deutschland stammen, braucht er<br />

Deutsch, um die Bedienungsanleitungen<br />

zu verstehen oder um in Budapest<br />

Ersatzteile zu kaufen. Für<br />

manche Teile, so sagt er, gäbe es<br />

gar keine ungarischen Namen:<br />

„Dieses elektronische Teil zum<br />

Beispiel heißt auch bei meinem<br />

Budapester Großhändler nur<br />

‘Brücke’. Ein anderes Beispiel sind<br />

die Bestellungen und die Geschäftskommunikation<br />

mit den<br />

Herstellerfirmen in Deutschland.<br />

Sehen Sie hier, in diesem Ordner<br />

sind sie gesammelt. Verstehen kann<br />

man sie nur, wenn man Deutsch<br />

kann. Auch die Bestellungen, die<br />

Telefongespräche und der gesamte<br />

Briefwechsel laufen deutschsprachig<br />

ab. Dabei unterstützt mich<br />

zum Glück meine Frau. Wir beide<br />

haben uns selbstständig gemacht,<br />

als unser Betrieb nach der Wende<br />

aufgelöst wurde und wir vor dem<br />

Nichts standen. Inzwischen haben<br />

wir als kleines Unternehmen eine<br />

Nische gefunden und können gut<br />

existieren. Leider haben weder<br />

meine Frau noch ich Deutsch richtig<br />

gelernt. Deswegen ist es uns<br />

wichtig, daß unsere Kinder diese<br />

Chance bekommen. Mit ihnen zusammen<br />

wollen wir die Zukunft gestalten.<br />

Da wir nur wenige Kilometer<br />

von der kroatischen Grenze entfernt<br />

sind, können wir mit unseren<br />

deutschsprachigen Kindern später<br />

auch Kunden in Kroatien und in<br />

Serbien gewinnen. Damit könnten<br />

wir unsere Zukunft als Familienunternehmen<br />

sichern. Wir wollen<br />

ein kleines Unternehmen bleiben.<br />

Wichtig ist für uns das Zusammenleben<br />

als Familie. Damit das gelingt,<br />

schicken wir unsere Kinder<br />

auf deutschsprachige Schulen.<br />

Deutsch ist bei vielen Kunden auch<br />

in den Nachbarländern noch immer<br />

eine wichtige Sprache. Oft wird sie<br />

besser gesprochen als Englisch.<br />

Mit Deutsch haben wir Vorteile,<br />

wenn wir neue Kunden gewinnen<br />

wollen.“<br />

Beziehungen zwischen der<br />

Minderheitenselbstverwaltung<br />

und den zivilen Organisationen<br />

Die Minderheitenselbstverwaltung<br />

ist eine wichtige Organisationsform<br />

für die Vertretung der Interessen der<br />

jeweiligen Minderheit, allerdings<br />

nicht die einzige. In den Ortschaften<br />

existieren auch zivile Organisationen,<br />

die in verschiedenen Lebensbereichen<br />

der Minderheit eine aktive<br />

Arbeit leisten. Die Beziehungen<br />

zwischen der Minderheitenselbstverwaltung<br />

und den zivilen Organisationen<br />

im juristischen Sinne werden<br />

unter § 30 des Minderheitengesetzes<br />

geregelt.<br />

Laut Gesetz unterhält die Minderheitenselbstverwaltung<br />

Kontakte zu<br />

den Vereinen, kann sogar eine Zusammenarbeitsvereinbarung<br />

mit ihnen<br />

schließen. Die Unterstützung<br />

der Tätigkeit von Organisationen,<br />

die von Minderheitenangehörigen<br />

freiwillig gegründet wurden, gehört<br />

zu den Aufgaben der Minderheitenselbstverwaltung.<br />

In Absatz 2 ist festgelegt, daß die<br />

verschiedenen Minderheitenvereine,<br />

Einrichtungen und andere Organisationen<br />

unter denselben Bedingungen<br />

an den staatlichen Ausschreibungen<br />

zur Unterstützung der Kultur, Schulung,<br />

Wissenschaft und Bildung der<br />

Minderheit teilnehmen können wie<br />

die örtlichen Minderheitenselbstverwaltungen.<br />

Der Aufgaben- und Befugniskreis<br />

der örtlichen Minderheitenselbstverwaltungen<br />

kann je nach den übernommenen<br />

Pflichten unterschiedlich<br />

groß sein.<br />

Wir können hier über vier Formen<br />

sprechen:<br />

1. Die Minderheitenselbstverwaltung<br />

erfüllt nur die gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Aufgaben.<br />

2. Die Minderheitenselbstverwaltung<br />

benennt auf eigene Initiative<br />

zusätzliche Aufgaben.<br />

3. Die Minderheitenselbstverwaltung<br />

übernimmt Aufgaben von der<br />

örtlichen Selbstverwaltung.<br />

4. Die Minderheitenselbstverwaltung<br />

übergibt bestimmte Aufgaben<br />

an andere Minderheitenselbstverwaltungen<br />

derselben Minderheit.<br />

Diese vier Varianten sehen folgendermaßen<br />

aus:<br />

Die Minderheitenselbstverwaltung<br />

legt in ihrer Satzung die gesetz-<br />

Eine CD mit einer deutschsprachigen<br />

und einer ungarischsprachigen<br />

PowerPoint Präsentation zu diesen<br />

Themen ist beim Autor kostenlos<br />

erhältlich. Falls Sie darüberhinaus<br />

zum Thema „Deutsch hat Zukunft“<br />

Ihre Meinung schreiben oder mit<br />

dem Autor in Kontakt treten wollen,<br />

schreiben Sie an:<br />

Rolf Kruczinna, 7635 Pécs, Szamóca<br />

dûlô 11, Fax 06-72-511 460,<br />

rolf.kruczinna@axelero.hu<br />

lichvorgeschriebenen Aufgaben<br />

fest, übernimmt<br />

aber keine<br />

neuen Aufgaben.<br />

Die Pflichtaufgaben<br />

der<br />

Minderheitenselbstverwaltung<br />

können auf eigenen<br />

Antrag erweitert werden, so z.<br />

B. auf dem Gebiet des Unterrichts,<br />

der Erziehung, der örtlichen gedruckten<br />

und elektronischen Presse,<br />

der Traditionspflege und der Bildung<br />

der Minderheit. Zur Erfüllung<br />

dieser Aufgaben kann die MinderheitenselbstverwaltungEinrichtungen<br />

wie z.B. eine Schule oder ein<br />

Museum in eigene Trägerschaft<br />

übernehmen oder Wirtschaftsorganisationen<br />

gründen. In solchen Fällen<br />

ernennt die Minderheitenselbstverwaltung<br />

den Leiter der Organisation,<br />

bzw. übt die Gründungsrechte aus.<br />

Die Wirtschaftsorganisationen betreffend<br />

führt das Gesetz eine Einschränkung<br />

für die Beteiligung der<br />

Minderheitenselbstverwaltungen<br />

ein. Demnach darf ihre Beteiligung<br />

den Beitragssatz des Vermögens<br />

nicht übersteigen, bzw. darf die Erfüllung<br />

der Pflichtaufgaben der<br />

Selbstverwaltung nicht gefährden.<br />

Die Minderheitenselbstverwaltung<br />

kann darüber hinaus auch von<br />

der örtlichen Selbstverwaltung Aufgaben<br />

übernehmen, ausgenommen<br />

die Aufgaben und Befugnisse, die<br />

die Kommunalbetriebe betreffen.<br />

Des weiteren besitzen die örtlichenMinderheitenselbstverwaltungen<br />

das Recht, Aufgaben und<br />

Befugnisse auf eine andere Minderheitenselbstverwaltung<br />

derselben<br />

Minderheit zu übertragen. Dazu<br />

müssen sie ein Abkommen schließen,<br />

in dem genau festgelegt wird,<br />

welche Aufgaben an die andere<br />

Minderheitenselbstverwaltung<br />

übergeben werden. Es entsteht ein<br />

dreiseitiges Abkommen zwischen<br />

den betroffenen örtlichen (Minderheiten)Selbstverwaltungen<br />

und der<br />

Landesselbstverwaltung gemäß den<br />

Bestimmungen in § 30/b Absatz 3<br />

des Gesetzes.<br />

Der Gesetzgeber erlaubt die Übertragung<br />

verschiedener Aufgaben außer<br />

den Aufgaben, die die Minderheitenselbstverwaltung<br />

von der örtlichen<br />

Selbstverwaltung übernommen<br />

hat.<br />

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an:<br />

Olívia Schubert<br />

Amt für Nationale und Ethnische<br />

Minderheiten<br />

Deutsches Referat<br />

E-Mail: s.olivia@mail.datanet.hu<br />

Tel.: 06-1-266-6343/104<br />

Internet: www.nekh.gov.hu


4<br />

(Fortsetzung von Seite 1)<br />

Die Geschichte dieses Chors begann<br />

im Jahr <strong>19</strong>51... Damals taten<br />

sich engagierte Jugendliche zusammen,<br />

um etwas für die Pflege der<br />

deutschen Traditionen zu tun. Sie<br />

sangen, tanzten und spielten Theater.<br />

Es gab auch gute Musikanten, alles<br />

war gegeben, um erfolgreich zu sein.<br />

Die erfolgreichsten Ereignisse der<br />

Anfangsjahre waren die Kulturrundreisen<br />

durchs Land, die vom Deutschen<br />

Verband in Budapest organisiert<br />

wurden. Sie kamen in die Komitate<br />

Branau, Bekesch, Weißenburg<br />

und selbstverständlich ins Komitat<br />

Komorn. Mit ihren Auftritten erhöhten<br />

sie das Ansehen der Gemeinde.<br />

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit<br />

mögen hier einige Namen genannt<br />

werden. Diese Personen galten als<br />

Der Mittelpunkt der ungarndeutschen<br />

Blasmusik war das kleine Dorf<br />

Maze/Mása am 29. April. Neun<br />

Blaskapellen aus der Region Süd trafen<br />

sich zum Wertungsspiel, um sich<br />

für das Galakonzert in Großmanok<br />

zu qualifizieren. Angetreten waren<br />

die Stadtblaskapelle von Bonnhard<br />

unter Kapellmeister János Havasi,<br />

unter der Stabführung von Josef<br />

Apaceller spielte die Stadtkapelle<br />

Petschwar. Die Antal-Kraul-Blaskapelle<br />

aus Waschkut, Leitung György<br />

Huzsvary und Csaba Vörös, die<br />

Dorfmusikanten aus Bawaz, Kapellmeister<br />

András Wölfling und die Jugendblaskapelle<br />

aus Lippwar mit ihrem<br />

Leiter Zsolt Maronics bildeten<br />

den ersten Block dieser Veranstaltung.<br />

Nach der Pause hörten wir –<br />

den Hausherrn – die Bergmannska-<br />

G E M E I N S C H A F T E N D E R U N G A R N D E U T S C H E N NZ <strong>19</strong>/<strong>2006</strong><br />

Tscholnok – „55 Jahre und kein bißchen leiser...“<br />

Motoren der Kulturgruppen: Josef<br />

Meixner, Franz Reichenbach oder<br />

der beliebte Josef Seregi. Die Reihe<br />

kann mit Elisabeth Selmeczi und Josef<br />

Holl fortgesetzt werden, die jetzt<br />

bei der Gala anwesend waren.<br />

Der Deutsche Verband war ein<br />

echter Förderer der Kulturgruppe, zuerst<br />

durch Dr. Friedrich Wild und<br />

später durch Géza Hambuch, der<br />

auch der Einladung zum diesjährigen<br />

Jubiläum gerne gefolgt ist. Die Kulturgruppe<br />

nahm <strong>19</strong>72 am Volksmusikfestival<br />

des Ungarischen Rundfunks<br />

teil. Dort im Radio jodelten<br />

auch Franz Tafferner und seine Frau<br />

Baba. Sie gehören auch heute zu den<br />

aktivsten Chormitgliedern. Ebenso<br />

wie Robert Major, der der Vorsitzende<br />

des Chores ist.<br />

<strong>19</strong>86, anläßlich des 35jährigen Bestehens,<br />

kam es zu einer Neugestal-<br />

tung des Chores. Die musikalische<br />

Leitung übernahm der Pädagoge, Dirigent<br />

Johann Fódi. Das ist nun 20<br />

Jahre her... Die alten Traditionen fortsetzend<br />

sammelten sie das „schwäbische<br />

Liedgut“, sie lernten die Lieder<br />

und gaben sie weiter, sie nahmen an<br />

unzähligen Festivalen, Chortreffen<br />

und Qualifizierungen teil. Inzwischen<br />

kamen auch Partnerschaften in<br />

Deutschland mit Ubstadt-Weiher und<br />

Jettingen-Scheppach zustande.<br />

Nun zum Festprogramm! Nach<br />

den Begrüßungsworten von Bürgermeister<br />

Josef Vértes und des stellvertretenden<br />

Bürgermeisters Leonard<br />

Bader aus der Partnerstadt Ubstadt-<br />

Weiher sowie des Vorsitzenden des<br />

Tscholnoker Vereins in Deutschland<br />

Dr. Harald Bürger konnten sich die<br />

Gäste davon überzeugen, warum die<br />

Tscholnoker seit 55 Jahren so einen<br />

Maze war Zentrum der ungarndeutschen Blasmusik<br />

Konstant hohe Qualität, brillantes Spiel<br />

pelle von Mase, Leitung Gábor<br />

Pecze sowie die Blaskapelle aus Wemend<br />

mit ihrem Kapellmeister János<br />

Hahn und die Deutsche Nationalitäten-Blaskapelle<br />

von Ungarischsek,<br />

Leitung Zsolt Maronics. Das Finale<br />

bildete dann die „Roger Schilling“-<br />

Blaskapelle Paks unter Josef Fricz.<br />

Wunderschön eingestimmt wurden<br />

wir durch eine gemeinsame Darbietung<br />

aller Blaskapellen im Hofe<br />

des Veranstaltungsortes. Zur offiziellen<br />

Eröffnung des Wertungsspieles<br />

erklangen die ungarische Hymne<br />

und die Hymne der Ungarndeutschen.<br />

Nach den üblichen Begrüßungsworten<br />

wurde es musikalisch<br />

ernst. Die einzelnen Kapellen spielten<br />

mit Können und Begeisterung ihr<br />

Programm, so daß es einem Laien<br />

wie mir schwerfiel, eine Wertung zu<br />

erstellen. Umso mehr freute es mich,<br />

daß mein innerer Geheimtip auch<br />

von der Jury so bewertet wurde, wie<br />

ich es erhoffte. Diese Überraschungskapelle<br />

waren die Dorfmusikanten<br />

aus Bawaz, die mit dem „1.<br />

Preis mit Auszeichnung“ belohnt<br />

wurden. Ebenso wurden die Hausherren<br />

und mehrfachen Preisträger<br />

aus Mase, die Bergmannskapelle unter<br />

Gábor Pecze und die „Roger<br />

Schilling“-Blaskapelle aus Paks mit<br />

dem „1. Preis mit Auszeichnung“ bedacht.<br />

Diese drei Blasmusikkörper<br />

haben dadurch die Möglichkeit, bei<br />

der landesweiten Gala der ungarndeutschen<br />

Blaskapellen in Großmanok<br />

dabeizusein und ihr Können mit<br />

den anderen Kapellen zu messen.<br />

Alle anderen Musikkapellen wurden<br />

mit dem 1. Preis bedacht.<br />

Die Gastgeber-Blaskapelle aus Mase Die Blaskapelle aus Wemend<br />

hervorragenden Ruf genießen. In lockerer<br />

Folge wurden ungarndeutsche<br />

Volkslieder vorgetragen. Die deutschen<br />

Gäste, der Gesangsverein<br />

„Freundschaft“, boten in hervorragender<br />

Stimmqualität Spirituals, Musicalsongs<br />

und deutsche Volkslieder<br />

dar. Aufgelockert wurden die Gesangsdarbietungen<br />

durch Volkstanzeinlagen<br />

der Tscholnoker Nationalitätentanzgruppe<br />

und durch die von<br />

Johann Fodi geleitete Tscholnoker<br />

Blaskapelle. Das Publikum war von<br />

den Darbietungen begeistert und<br />

spendete reichlich Applaus.<br />

Nach der Überreichung der Gastgeschenke,<br />

auch der Landesrat stellte<br />

sich mit einem Geschenk ein, schloß<br />

diese überaus gelungene Veranstaltung<br />

mit einem gemütlichen Beisammensein<br />

aller Teilnehmer und<br />

Ehrengäste im Kulturhaus. M. M.<br />

Die Zeit bis zur Preisverleihung<br />

wurde mit einem gemeinsamen Festkonzert<br />

überbrückt, hier hatte jede<br />

Kapelle noch einmal die Gelegenheit,<br />

zu zeigen, was sie können – und<br />

sie taten es auch!<br />

Mir bleibt nur noch, die konstant<br />

hohe Qualität der einzelnen Kapellen<br />

zu loben, ihr brillantes Spiel zu<br />

erwähnen und mich auf das Galakonzert<br />

Ende Oktober zu freuen. Ein<br />

Dank sei noch allen Mitarbeitern der<br />

Deutschen Selbstverwaltung und<br />

den Organisatoren für die reibungslose<br />

Abwicklung des Geschehens<br />

ausgesprochen. Es tat gut, diese Kapellen<br />

zu hören – dieser Meinung<br />

war auch das zahlreich erschienene<br />

Publikum!<br />

Manfred Mayrhofer


NZ <strong>19</strong>/<strong>2006</strong> G E S C H I C H T E N 5<br />

Es dauerte nicht lange, und in<br />

Berghof redeten die Leute an<br />

allen Ecken und Enden vom<br />

Schrecken, der Tag und Nacht in ihrer<br />

Seele herumgeisterte.<br />

Am Abend saßen die Alten auf<br />

den Bänken vor ihrem Haus. Oft<br />

saßen sie nur so dort, stützten sich<br />

auf ihren Stock, als suchten sie in<br />

ihren Gedanken nach Erinnerungen,<br />

als wollten sie sich an die heile<br />

Welt ihrer Jugendjahre erinnern.<br />

Nach dem Hochamt wurde es auch<br />

im Wirtshaus immer lauter... Martin<br />

Schermann war von den Gendarmen<br />

im Gemeindehaus windelweich<br />

geschlagen worden. Und an<br />

einem warmen Sommertag geschah<br />

es dann. Die Familie Kleinfelder<br />

arbeitete auf dem Weinberg. Großvater,<br />

Großmutter und die Bäuerin.<br />

Gegen zehn Uhr prallte die Sonne<br />

schon warm auf die Weingärten<br />

nieder. Ferdi, ihr Bub, wäre am<br />

liebsten unter den schattigen Bäumen<br />

geblieben. Seinen Strohhut<br />

stülpte er auf einen Pfahl, wischte<br />

sich den Schweiß von seinem<br />

sommersprossigen Gesicht und<br />

blickte hinab in die Ferne auf die<br />

weite Ebene. Kukuruzfelder, Rübenfelder,<br />

Wiesen, und ganz weit<br />

der dunkle Fleck der Gemeindewälder.<br />

„Kathi“, sagte der Großvater zur<br />

Bäuerin, „ich meine, es wäre schon<br />

richtig, wenn du in unser Kellerhaus<br />

hinabgehen würdest.“<br />

„Das hat noch Zeit, Vater. Ich habe<br />

ja schon alles auf dem Sparherd zurechtgestellt.“<br />

„S<br />

chon gut, schon gut, mein<br />

Kind, du weißt, Bohnen<br />

brauchen Zeit. Dazu noch<br />

weichgekochter Schinken! Ich habe<br />

schon den feinen Duft der Bohnensuppe<br />

mit Schinken in der Nase. So<br />

ein Schmaus vergoldet den Tag! Und<br />

was die Leute so herumreden ist mir<br />

Wurst! Wischi-Waschi!“<br />

„Nur nicht so heftig, Vater!“<br />

„Warum denn nicht? Da wird halt<br />

alles übertrieben! Jawohl! Unser<br />

Grund und Boden. Jawohl!“<br />

„Schon gut!“<br />

„Leere Quatscherei!“<br />

„Großvater!“ rief Ferdi.<br />

„Schon gut! Und was die Kommission<br />

betrifft. Die haben mit ihren<br />

Kutschen den Staub aufgewirbelt<br />

und sind davongefahren. Mehr als<br />

ein Monat, daß sie in Berghof waren...“<br />

„Großvater!“ rief Ferdi wieder. Er<br />

setzte seinen Hut auf und lief hinaus<br />

zum Weg.<br />

„Großvater! Komm! Schnell!“<br />

„Was hast denn schon wieder?“<br />

Guck mal hinab auf den Fahrweg!“<br />

„Ich komme ja schon.“<br />

„Vater! Ist was passiert?“<br />

„Pferdewagen! Drunten auf dem<br />

Fahrweg. Eine Staubwolke!“<br />

„Mein Gott!“ sagte Großmutter<br />

mit zittriger Stimme.<br />

„H<br />

ast Recht, Ferdinand!<br />

Nacheinander die Wagen.<br />

Laßt eure Hacken stehen!“<br />

„Jesmeinjosef! Soviel Wagen! Ich<br />

habe noch nie so viele gesehen! Wagen<br />

um Wagen.“<br />

„Die kommen! Die Serben kommen!<br />

Jetzt sind sie da! Lieber Gott! Sei<br />

uns gnädig! Die bringen das Baumaterial!<br />

Eine Fuhre nach der anderen.<br />

Ziegel, Bausteine, Dachziegel, Bauholz.<br />

Mein Gott! Aber das ist doch<br />

unser Grund und Boden! Wohin<br />

gehst denn, Kathi?“<br />

„Ins Kellerhaus. Die Bohnen mit<br />

dem Schinken bleiben steinhart,<br />

wenn wir nur den Wagen nachschauen.“<br />

„Die werden uns alles nehmen!<br />

Guckt mal, die Bauarbeiter kommen<br />

zu Fuß.“<br />

Sie kamen auf dem staubigen<br />

Fahrweg aus der Stadt. Ab und zu<br />

ritten Gendarmen vorbei. Die Arbeiter<br />

trugen Pluderhosen, serbische<br />

Riemenschuhe, Hüte ohne Krempe.<br />

Man brachte sie aus dem weiten Bosnien.<br />

Ab und zu sangen sie traurige<br />

Lieder von hohen Bergen, von Liebe<br />

und kargem Leben. Die Berghofer<br />

fürchteten sich immer mehr vor diesen<br />

fremden Männern, besonders vor<br />

ihren Blicken, wie sie den Mädels<br />

nachschauten.<br />

Die Gendarmen kamen oft an den<br />

Bauernhäusern vorbei. Hie und da<br />

blieben sie auch stehen, guckten still<br />

über den Zaun in den Hof, dann fragten<br />

sie wieder dasselbe:<br />

„Alles in Ordnung, Baba? Nix<br />

schlimm?“<br />

„Is gut! Vrlo dobro (Sehr gut).“<br />

„Alles in Ordnung.“<br />

„Is gut. Dobro! Vrlo dobro (sehr<br />

gut)! Wo is Deda?“<br />

„Toni komm, du hast Besuch!“<br />

Opa Toni kam auch schon mit seiner<br />

Schnapsflasche.<br />

„Rakija dobro, Deda! Alles in<br />

Ordnung? Wenn nicht, du sagen<br />

uns.“<br />

„Na klar! Noch ein Rakija?“<br />

Mit der Zeit entstanden Freundschaften,<br />

Männerfreundschaften unter<br />

den serbischen Gendarmen und<br />

den alten Schwaben.<br />

„Wie dein Name. Ich habe vergessen.“<br />

„Heinrich. Heinrich Weber.“<br />

„Sehr gut, is sehr gut. Ich Milenko,<br />

er Stevo.“<br />

„Schön.“<br />

„Du mußt aufpassen, Heinrich!<br />

Kommen Lopovi (Räuber) und trinken<br />

dein Rakija! Is nicht gut! Du sagen<br />

Milenko und Stevo. Razumesch<br />

(verstehst) du alte Heinrich?“<br />

„Ja.“<br />

„Is gut.“<br />

Sie saßen vor dem Weberschen<br />

Bauernhaus auf den Steintreppen und<br />

wurden immer einsilbiger.<br />

„Immer polako (langsam), Heinrich.“<br />

„Immer langsam und Rakija. So!“<br />

„Die aus Bosnien singen immer<br />

traurig. Auch in Nacht traurig.“<br />

„Ja. Die in der Nähe zur Baustelle<br />

wohnen, hören auch in der Nacht ihre<br />

bittere Stimme.“<br />

Klagelieder sangen sie. Sie sangen<br />

von den großen, schwarzen Bergen.<br />

Dann und wann schnappten die Gendarmen<br />

nachts einige von der Bau-<br />

Ludwig Fischer<br />

Damals in Berghof<br />

IV. Teil<br />

stelle, auf frischer Tat. Sie brachten<br />

sie auf den Hof, wo sie im Hühnerstall<br />

stehlen wollten.<br />

„Schlagt sie doch nicht tot!“ riefen<br />

die Bäuerinnen. „Mein Gott! Wir geben<br />

ihnen lieber die Gans!“<br />

„Du nicht reden, Bäuerin! Wir<br />

müssen diese Leute erziehen!“ sagte<br />

ein Offizier mürrisch. „Sie sollen<br />

nicht stehlen! Das werden wir ihnen<br />

noch beibringen! Ich verspreche es<br />

euch! Mein Vater und Großvater waren<br />

Priester. Prawoslawische<br />

Priester!“<br />

A llmählich<br />

sah man auch schon<br />

die Umrisse der serbischen<br />

Gasse. Um sechs Uhr in der<br />

Früh war schon reges Hin und Her<br />

auf der Baustelle zu sehen. Lärm,<br />

derbes Fluchen, Schubkarren knarrten.<br />

Auf dem staubigen Fahrweg<br />

brachten Pferdewagen und Ochsengespann<br />

Baumaterial. Im dicken<br />

Rauch und Dampf kochte die Einbrennsuppe<br />

in den Kesseln. Ab und<br />

zu kamen auch die Berghofer an den<br />

Baustellen vorbei. Den Mädchen und<br />

jungen Bäuerinnen schrieen die<br />

Männer nach. Die Alten gingen auch<br />

nicht gern den Weg, der an den Baustellen<br />

vorbei- und auf den Weinberg<br />

führte.<br />

„Adam, hast alles dicht gemacht?“<br />

fragte die alte Bäuerin, die einen<br />

Korb auf dem Kopf trug. „Hast du<br />

die Einfahrt und das Tor geschlossen?“<br />

„Hab ich schon!“ Er nagte an seiner<br />

Pfeife und eilte ihr nach.<br />

„Die Gendarmen können unser<br />

Haus auch nicht ständig bewachen.<br />

Meinst du nicht? Auf die Dauer<br />

nicht!“<br />

„Hat uns der liebe Gott auch bestraft“<br />

Hast Rex losgelassen?“<br />

„Hab ich. Wie gut, daß wir so einen<br />

großen Hund haben! Blick mal<br />

hinunter, Lene! Von hier sieht man<br />

die ganze Baustelle.“<br />

„Das Wirtshaus steht schon.“<br />

„Dort saufen sie sich jeden Abend<br />

voll. Mir kommt wieder kein Schlaf<br />

in die Augen.“<br />

„Die Baßgeige hörte ich auch. Das<br />

Brummen der Baßgeige.“<br />

„Und das Gejohle? Die Schlägerei?<br />

Die Männerstimme?“<br />

„Männerstimme?“<br />

„Das verzweifelte Rufen eines<br />

Mannes.“<br />

„Majko! Seine Majko sollte ihm<br />

bestimmt helfen.“<br />

Bald kamen sie auf den Hohlweg.<br />

„W<br />

omit haben wir das verdient?<br />

In Berghof war<br />

es nicht Brauch, die Tü-<br />

ren Tag und Nacht zu schließen.“<br />

„Nein, nein! Im Hochsommer<br />

schlief man bei offenen Fenstern und<br />

Türen.“<br />

„Bestimmt! Die frisch gewaschene<br />

Wäsche konnte man die ganze Nacht<br />

auf dem Hof lassen. Jetzt wird alles<br />

gestohlen, was nicht niet- und nagelfest<br />

ist.“<br />

Ende August hatten sie auch die<br />

bekannten Gendarmen versetzt. Die<br />

zwei aus Kroatien waren oft bei den<br />

Bauern eingekehrt. Sie setzten sich<br />

mit den schwäbischen Bauern an einen<br />

Tisch. Oft schimmerten Tränen<br />

in ihren Augen. Ihre Gewehre stellten<br />

sie in die Ecke.<br />

„Gott beschütze euch, Onkel Michel!“<br />

sagte Josip und reichte ihm die<br />

Hand. „Nicht weinen, Tante Rosi!<br />

Das Leben geht weiter. Wir beide<br />

wollten euch ohne Auffallen helfen.<br />

Leider haben sie uns weit weg, nach<br />

Kosovo versetzt.“<br />

Die neu eingestellten Gendarmen<br />

blieben oft stehen. Sie standen dort<br />

bei den Zäunen, guckten mißtrauisch<br />

in die Höfe, als suchten sie etwas;<br />

und die Leute erinnerten sich immer<br />

wieder an die Gendarmen, die nach<br />

Kosovo versetzt wurden. Ab und zu<br />

versuchten sie es auch mit einem fahlen<br />

Lächeln, mit einem „Dobar<br />

dan!“, die Gendarmen schauten aber<br />

nur mißtrauisch und gingen weiter.<br />

Hochsommer. Hitze. Die Leute aus<br />

Berghof aber waren auf den Feldern<br />

und in den Weingärten. Weizen, Gerste<br />

und den Hafer hatte man schon auf<br />

dem Boden, es stand der Mais bevor.<br />

Die reiche Ernte erfreute den Bauern<br />

und die Bäuerin. Auch der Anblick<br />

der Felder und Wiesen, das kühle<br />

Grün der Weinstöcke mit den reifenden<br />

Trauben, tief in der Seele hatte<br />

man aber die quälende Frage: Ist denn<br />

daheim in Haus und Hof alles in Ordnung?<br />

Vielleicht suchen gerade<br />

fremde Hände in den Schränken nach<br />

Geld. Von unten, von der Baustelle<br />

her hörte man immer lauter das<br />

Hämmern der Handwerker. Sie nagelten<br />

schon die Latten auf die Balken.<br />

„Die wollen noch vor Herbst die<br />

Häuser abdecken. In den Räumlichkeiten<br />

können sie auch im Winter arbeiten“,<br />

meinte nach einer kleinen<br />

Verschnaufpause Opa Mohlmann.<br />

„Und was dann?“ stützte sich Oma<br />

auf ihre Weingartenhacke. „Die Arbeiter<br />

und Handwerker ziehen weiter,<br />

aber was kommt nach? Hast mit Ribar<br />

gesprochen?“<br />

„Hab ich nicht! Der weiß auch<br />

nicht mehr.“<br />

„M<br />

ein Gott! Warum mußten<br />

wir all das erleben? Un-<br />

sere Ahnen haben alles<br />

von den ungarischen Grundbesitzern<br />

erhalten, und dann kommen diese<br />

Leute und nehmen uns alles.“<br />

(Fortsetzung folgt)


6 K U L T U R F R Ü H L I N G<br />

„Du sollst dich erinnern“<br />

Kulturfrühling im HdU geht in die zweite Runde<br />

Im Mittelpunkt der Kulturfrühlings-<br />

Veranstaltungen im HdU stand der<br />

Auftritt der Autorin und Dokumentarfilmerin<br />

Freya Klier (auf dem Foto<br />

mit Andreas Bock) am letzten Mittwoch.<br />

Die gebürtige Dresdnerin und<br />

heute in Berlin lebende Klier war einer<br />

gemeinsamen Einladung der ifa-<br />

Kulturassistenz im Haus der Ungarndeutschen<br />

und der Konrad-Adenauer-Stiftung<br />

Budapest gefolgt und<br />

mit ihrem Dokumentarfilm „Verschleppt<br />

ans Ende der Welt“ im Gepäck<br />

angereist.<br />

Der Film von <strong>19</strong>93 thematisiert<br />

Schicksale deutscher Frauen, die am<br />

Ende des Zweiten Weltkriegs in sibirische<br />

Arbeitslager deportiert wurden.<br />

Dabei geht es Freya Klier nicht<br />

darum, die Toten aufzurechnen oder<br />

die Opfer zu klassifizieren. Ihre Dokumentation<br />

holte die Frauen, die am<br />

Ende des Zweiten Weltkrieges (viele<br />

als junge Mädchen) in die Sowjetunion<br />

verschleppt wurden und in Lagern<br />

die deutsche Kriegsschuld abarbeiteten,<br />

aus einer Jahrzehnte währenden<br />

Tabuisierung. Neben dem<br />

historischen Hintergrund der Deportationen<br />

und den schmerzlichen Erlebnissen<br />

der Spurensuche zeigt der<br />

Film auch die Lebenssituation der<br />

Menschen in Sibirien und schildert<br />

die warmherzige Begegnung zwischen<br />

Frauen, die einst als „Sieger<br />

und Besiegte“ aufeinander trafen.<br />

Am Beispiel dreier betroffener<br />

Frauen erzählt Klier dieses bis dahin<br />

wenig beachtete dunkle Kapitel der<br />

Nachkriegsgeschichte und arbeitet<br />

auf diese Weise ganz nach ihrem<br />

Motto „Du sollst dich erinnern“, das<br />

auf ihrer Internetseite als elftes Gebot<br />

auftaucht.<br />

Über diese Frauen, die diesen<br />

Krieg weder anzettelten noch führten,<br />

ihn aber mit ihrer Gesundheit<br />

oder dem Leben bezahlen mußten,<br />

existieren nur wenig biographische<br />

Unterlagen. „Im Osten durften sie<br />

nicht erwähnt werden, im Westen fielen<br />

sie dem Lagergefecht der Generationen<br />

zum Opfer“, erklärt Klier in<br />

dem sich an den Film anschließenden<br />

Gespräch mit dem Publikum. Ihr<br />

gleichnamiges Buch zum Film, aus<br />

dem auch ein Absatz zu den Verschleppungen<br />

deutscher Frauen aus<br />

Ungarn vorgetragen wurde, fand reißenden<br />

Absatz. Klier stellt in ihrem<br />

Buch die Frauen als unschuldige Opfer<br />

eines erbarmungslosen Vernichtungsfeldzuges<br />

der deutschen Wehrmacht<br />

und eines ebenso erbarmungslosen<br />

Zurückschlagens durch die<br />

Rote Armee dar. Kliers Arbeit ist als<br />

außerordentlich wichtiger Beitrag<br />

zur Aufarbeitung dieser Geschehnisse<br />

gilt.<br />

Der Aufenthalt Freya Kliers in Budapest<br />

umfaßte zudem einen Vortrag<br />

im deutschsprachigen Thomas-<br />

Mann-Gymnasium. Dort erzählte sie<br />

sehr ergreifend von ihrer Jugend in<br />

der totalitären DDR, in der sie sich<br />

neben ihrer Tätigkeit als Schauspielerin<br />

und Regisseurin an verschiedenen<br />

Theatern auch als Mitbegründerin<br />

der Friedensbewegung hervortat.<br />

Gemeinsam mit ihrem Mann, dem<br />

Liedermacher Stephan Krawczyk,<br />

trat sie in evangelischen Kirchen der<br />

DDR auf. Beide galten als landesweit<br />

bekannte bürgerrechtliche Kristallisationsfiguren.<br />

Doch mit dem<br />

Engagement in der kirchlichen Oppositionsbewegung<br />

wuchs auch der<br />

politische Druck auf Freya Klier. Die<br />

Folge waren staatliche Schikanen<br />

und sogar ein Anschlag auf ihr Leben.<br />

Im Jahr <strong>19</strong>88 wurde sie zunächst<br />

verhaftet und schließlich aus<br />

der DDR zwangsausgebürgert. Anhand<br />

ihrer eigenen Biographie, die<br />

vom Kampf für Freiheit, Menschenrechte<br />

und Demokratie in der ehemaligen<br />

DDR geprägt war, erzählte sie<br />

vor ca 100 Gymnasiasten im Veranstaltungssaal<br />

der Schule von der Situation<br />

junger Leute in der DDR<br />

nach dem Bau der Mauer. Von der<br />

Gefahr, westliche Musik zu hören,<br />

sich öffentlich in größeren Gruppen<br />

zu versammeln oder von ihrem Plan,<br />

aus der DDR nach Schweden zu fliehen,<br />

dessen Geschichte sich wie ein<br />

Krimi anhört und letztlich von der<br />

Staatssicherheit vereitelt wurde. An<br />

den vielfältigen Fragen der Schüler,<br />

die sich im Unterricht intensiv auf<br />

den Vortrag vorbereitet hatten, wurde<br />

deutlich, wie gefesselt diese von den<br />

Erzählungen Kliers waren. Zudem<br />

kam heraus, welch wichtige Rolle<br />

politische Bildungsveranstaltungen<br />

in Schulen spielen. So erscheint es<br />

sinnvoll, die Kooperation mit politischen<br />

Stiftungen wie der Konrad-<br />

Adenauer-Stiftung auch in Zukunft<br />

zu suchen. A. B.<br />

Im Rahmen des Kulturfrühlings<br />

stand der 20. April am Germanistischen<br />

Institut der Universität Debrezin<br />

ganz im Zeichen der deutschen<br />

Sprache und Kultur. Der<br />

Germanistentag blickt bereits auf<br />

eine langjährige Tradition zurück.<br />

An diesem Tag sind, wie die Leiterin<br />

des Instituts Anna Molnár betonte,<br />

die Regeln vertauscht und<br />

die Studierenden geben den Ton an.<br />

Im Vordergrund stehen die Freude<br />

beim Umgang mit der<br />

Fremdsprache und das<br />

gesellschaftliche Miteinander.<br />

Lange bereitete<br />

sich eine engagierte<br />

Gruppe von Studenten<br />

auf den Tag vor<br />

und gab den sonst<br />

ernsthaften Räumlichkeiten<br />

des Seminars<br />

eine fröhliche Färbung.<br />

Am Buffet konnte<br />

gegen geringe Beträge<br />

geschlemmt werden,<br />

und unter dem<br />

Motto „Jugend<br />

forscht“ legten Studierende<br />

ihre aktuellen<br />

Forschungsfragen dar.<br />

In diesem Jahr begrüßte das Institut<br />

ganz besondere Gäste: drei<br />

Damen aus Schwabendorf/Kôszegfalva.<br />

Eine Studiengruppe um Dr.<br />

Péter Maitz und Zsófia Babai<br />

forscht in einem Seminar zum<br />

Thema Kontaktlinguistik und<br />

Sprachinselforschung. Die Studierenden<br />

reisten in das schwäbische<br />

Dorf, um dort Materialien für ihre<br />

Untersuchungen zu sammeln. Die<br />

drei sympathischen Frauen Irén Su-<br />

NZ <strong>19</strong>/<strong>2006</strong><br />

Germanistentag im Rahmen des<br />

Kulturfrühlings<br />

lyok, Ilona Wurst und Ilona Radványi<br />

bereiteten den jungen Leuten<br />

dort ein herzliches Willkommen<br />

und gaben bereitwillig Auskunft.<br />

Einem Gegenbesuch stand nun<br />

nichts mehr im Wege.<br />

Die schwäbischen Damen (Foto)<br />

waren die Stars des Germanistentages.<br />

Bei der Eröffnung gaben sie im<br />

Dirndl ihre schwäbischen Lieder<br />

vor großem Publikum zum besten,<br />

und später boten sie selbstgekochte<br />

und -gebackene Spezialitäten wie<br />

„Cigenudli“ an. Leicht konnte man<br />

mit ihnen ins Gespräch kommen<br />

und sie zu Sitten und Bräuchen befragen.<br />

Sportlicher Höhepunkt des Tages<br />

war das Fußballspiel zwischen Studierenden<br />

und Dozenten, dessen<br />

Sieg eindeutig auf das Konto der<br />

Lehrkräfte ging: Sie gewannen 2 : 0.<br />

„Studieren und Forschen in Deutschland –<br />

aus ungarischer Sicht“<br />

Im Rahmen des „Kulturfrühlings“,<br />

der deutschen Kultur- und Bildungswochen<br />

in Ungarn, hat das Budapester<br />

Informationszentrum des<br />

Deutschen Akademischen Austauschdienstes<br />

(DAAD) Menschen<br />

aus Ungarn, die zum Studieren oder<br />

zur wissenschaftlichen Forschung<br />

einige Zeit in Deutschland verbrachten,<br />

zu einem Kreativwettbewerb<br />

aufgerufen. In Bildern und Texten<br />

erzählen sie über ihre ganz persön-<br />

lichen Erfahrungen und Erlebnisse<br />

aus dem akademischen und alltäglichen<br />

Leben in Deutschland, natürlich<br />

immer mit ungarischen Augen<br />

gesehen.<br />

Diese vielfältigen Eindrücke vom<br />

Studieren und Forschen in Deutschland<br />

präsentiert das DAAD-Informationszentrum<br />

nun im Rahmen einer<br />

Ausstellung an der deutschsprachigen<br />

Andrássy-Universität in Budapest.<br />

Neben den subjektiven Im-<br />

Antje Kohlrusch<br />

pressionen bietet die Ausstellung<br />

viele praktische Informationen für<br />

alle, die sich für zukünftige Studienund<br />

Forschungsaufenthalte in<br />

Deutschland interessieren. Dabei<br />

werden auch Stipendienmöglichkeiten<br />

und Förderprogramme vorgestellt.<br />

Die Ausstellung kann bis 20.<br />

Mai täglich zwischen 8 und 20 Uhr<br />

in der Cafeteria der Andrássy-Universität<br />

besucht werden (Budapest<br />

VIII., Pollack Mihály tér 3).


NZ <strong>19</strong>/<strong>2006</strong><br />

U N G A R N D E U T S C H E C H R I S T L I C H E N A C H R I C H T E N 11<br />

Ungarndeutsche<br />

Christliche<br />

Nachrichten<br />

328<br />

Alle Gute<br />

kommen von<br />

oben<br />

Wenn man in Berlin mit der S-<br />

Bahn die Stationen Schönhauser<br />

Allee und Gesundbrunnen fährt,<br />

kann man auf einer Hauswand<br />

eine Graffiti-Schrift entdecken:<br />

Alles Gute kommt von oben. Ich<br />

bin nicht der einzige, der diese<br />

Schrift bemerkt hat, manchmal ergeben<br />

sich interessante Gespräche,<br />

Bemerkungen und Kommentare<br />

zu diesem Satz. Die Menschen<br />

kommentieren den Satz<br />

meistens so: „Bald fällt sicher etwas<br />

aus einem Fenster runter...“<br />

Eine Pessimistin machte folgende<br />

Bemerkung: „Gutes gibt es unten<br />

und auch oben nicht.“ Und ein alter<br />

Herr sagte, als er die Schrift gelesen<br />

hatte, nachdenklich halblaut:<br />

„Bald ist Pfingsten...“<br />

Ja, am Pfingstfest erinnern wir<br />

uns wirklich daran, daß alles Gute<br />

von oben kommt. Was wäre auch<br />

aus uns ohne das Pfingstereignis<br />

geworden? Die Jünger und Jüngerinnen<br />

wären in die Agonie verfallen,<br />

hätten sich ins Private zurückgezogen,<br />

vielleicht noch hier<br />

und da von den merkwürdigen Ereignissen<br />

in Jerusalem berichtet.<br />

Vom leeren Grab und den Begegnungen<br />

mit dem Auferstandenen.<br />

Es ist das weithin kaum beachtete<br />

Pfingsten, das alles in Bewegung<br />

bringt. Türen werden geöffnet.<br />

Menschen überwinden ihre Angst,<br />

beginnen sogar in anderen Sprachen<br />

zu sprechen und die Schranken<br />

der Nation und Kultur zu<br />

überwinden. Der Geist Gottes<br />

kommt wie Feuer vom Himmel<br />

und nimmt Besitz von den Menschen.<br />

Sie schöpfen wieder Kraft<br />

und Atem. Ein neuer Wind weht.<br />

Wind, Geist und Atem ist im Hebräischen<br />

das gleiche Wort. So<br />

kommt Gottes Geist von oben, um<br />

von innen zu wirken. Er bindet uns<br />

an den Himmel, so daß wir das<br />

Haupt heben dürfen, und sendet<br />

uns in die Welt. Alles Gute kommt<br />

von oben, und wir dürfen noch<br />

mehr Gutes erwarten. Ich wünsche<br />

uns ein gesegnetes und kraftvolles<br />

Pfingstfest!<br />

Ihr Pfarrer<br />

Michael Heinrichs<br />

Landes-Maiandacht und Mitgliederversammlung<br />

des St. Gerhardswerks Ungarn e. V.<br />

Am 1. Mai versammelten sich bereits<br />

in den frühen Vormittagsstunden<br />

die Mitglieder des St. Gerhards-<br />

Werks Ungarn e. V. in der Kirche Zu<br />

den Wundmalen des heiligen Franziskus<br />

in Budapest, wo der Vereinsvorsitzende<br />

Dr. Wendelin Hambuch<br />

nach dem Segen die Versammelten<br />

begrüßte und eine Ansprache hielt.<br />

Hambuch bedankte sich bei der Leiterin<br />

des Gotteshauses, Frau Oberin<br />

Ambrosia, dafür, daß der Verein die<br />

Landesveranstaltung in der wunderschönen<br />

Barockkirche feiern durfte.<br />

Er bedankte sich beim Hauptzelebranten,<br />

dem Jesuitenpater Josef<br />

Kovács, für die eindrucksvolle Predigt.<br />

Als feste Stütze bezeichnete er<br />

den Direktor der katholischen<br />

Schule in Hanselbek/Érd, Diakon<br />

Stefan Szalma, der eine große<br />

Schule leitet und daneben eine<br />

wichtige seelsorgerische Arbeit unter<br />

den Ungarndeutschen verrichtet.<br />

Er unterstrich, ohne die musikalische<br />

Mitwirkung des Organisten<br />

und Chorleiters von Sankt Iwan und<br />

Werischwar, Franz Neubrandt und<br />

seiner Gruppe, kann man sich die<br />

Landes-Maiandacht gar nicht mehr<br />

vorstellen. Auch auf diesem Wege<br />

sage ich ihm herzlichen Dank!<br />

Beim Gedenken an den 60. Jahrestag<br />

der Vertreibung der Ungarndeutschen<br />

verwies Hambuch darauf,<br />

daß der damalige Fürstprimas Kardinal<br />

Josef Mindszenty und mehrere<br />

Oberhirten die Vertreibung aufs Entschiedenste<br />

verurteilten. Mindszenty<br />

schrieb: „Genauso, wie es zur<br />

Zeit der Hitlerherrschaft<br />

gegenüber den Juden geschah,<br />

treibt man auch<br />

jetzt Massen zu Hunderttausenden,<br />

ja zu Millionen,<br />

von Haus und Hof<br />

und aus den Wohnstätten,<br />

in denen sie mehrere, ja<br />

viele Jahrhunderte gelebt<br />

haben, zwingt sie zur<br />

Aussiedlung und stürzt sie<br />

ins Elend wegen ihrer Abstammung<br />

und Muttersprache.<br />

Man vertreibt aus<br />

unserem Lande die Massen<br />

der unserem Vaterland<br />

treu ergebenen deutschstämmigen<br />

Menschen.<br />

Das ist ein schmachvolles<br />

Werk.“<br />

Die gleiche Ansicht vertrat<br />

Papst Pius XII., als er<br />

schrieb: „War jene Maßnahme<br />

politisch vernünftig,<br />

wenn man an die Lebensnotwendigkeiten<br />

des<br />

deutschen Volkes und den<br />

Wohlstand Europas denkt? Ist es<br />

wirklichkeitsfremd, wenn wir wünschen<br />

und hoffen, es möchten alle<br />

Beteiligten zur Einsicht kommen,<br />

das Geschehene rückgängig zu machen,<br />

soweit es sich noch rückgängig<br />

machen läßt?“<br />

Der bekannte ungarländische<br />

mütterlicherseits deutschstämmige<br />

Nachkriegstheologe Dr. Tamás<br />

Nyíri verurteilte die Vertreibung als<br />

eine Form der kollektiven Bestrafung.<br />

Über die Tätigkeit des Vereins<br />

führte Hambuch aus: „Obwohl wir<br />

jedes Jahr mit bescheidenen Mitteln<br />

wirtschaften, haben wir ein ehrgeiziges<br />

Programm absolviert. Unsere<br />

Landesveranstaltungen hielten wir<br />

auch letztes Jahr ab. Am 1. Mai hatten<br />

wir unsere Landes-Maiandacht<br />

und anschließend unsere Vollversammlung.<br />

Am 20. August, am Nationalfeiertag,<br />

beteiligten wir uns am<br />

Vormittag am Minderheitenfestival<br />

an der Kettenbrücke in der Hauptstadt<br />

und leiteten mit einem dreistündigen<br />

deutschen Kulturprogramm<br />

das mehrtägige Minderheitenfestival<br />

ein. Wir nahmen an der<br />

heiligen Messe und an der Landesprozession<br />

teil. Unsere letzte Landesveranstaltung<br />

war das Gerhardsfest<br />

am 24. September. Einige jüngere<br />

Vereinsmitglieder kletterten<br />

hoch zur Gerhardsstatue oberhalb<br />

der Elisabethbrücke, sprachen ein<br />

Gebet und liefen dann am Donauufer<br />

entlang zur Felsenkapelle am Hange<br />

des Gellért-Berges, gegenüber dem<br />

Hotel und Bad Gellért, wo sich unsere<br />

Mitglieder zur deutschsprachigen<br />

Messe versammelten. Der<br />

Hauptzelebrant, der kirchliche Präses<br />

des Kolping-Werkes, Universitätsprofessor<br />

Dr. Paul Bolberitz,<br />

(Fortsetzung auf Seite 12)


12 U N G A R N D E U T S C H E C H R I S T L I C H E N A C H R I C H T E N<br />

Das „Kirchen-Projekt“ im Schülerwohnheim<br />

Anläßlich der „Valeria Koch“-Tage in unserem deutschen<br />

Schülerwohnheim in Fünfkirchen organisierten<br />

wir dieses Jahr ein „Kirchen-Projekt“, das heißt wir<br />

richteten eine Sammlung über die Geschichte, Ausstattung<br />

und Gegenwart der Kirchen in den Heimatorten<br />

der Kinder ein.<br />

Das Vorhaben ist bei den Schülern gut angekommen.<br />

Emsig wurden Quellenmaterial und Fotos über die<br />

Kirchen gesammelt und je ein Plakat pro Kirche sowie<br />

ein großes Tableau kreativ und ideenreich zusammengestellt.<br />

Am 20. April wurden die Arbeiten bei einer<br />

kleinen Feierstunde, der auch Diözesanbischof Michael<br />

Mayer aus Fünfkirchen beiwohnte, in Form einer<br />

Ausstellung in der Aula unseres Schülerwohnheimes<br />

präsentiert.<br />

Die Schüler gaben sich – geleitet von ihren Lehrerinnen<br />

– wirklich Mühe, so wurden insgesamt 22 katholische<br />

und evangelische sowie eine reformierte Kirche<br />

aus den südlichen Regionen bearbeitet und das<br />

Material ausgestellt. Es sind die katholischen Kirchen<br />

von Bonnhard, Dombowar und Neudombowar,<br />

Gereschlak, Felsôszentmárton, Hidasch, Lantschuk,<br />

Lippwar, Mohatsch (die Votivkirche), Mase, Nimmesch,<br />

Ofall, Schomberg, Seksard, Seetsche und Sulk,<br />

die evangelischen Kirchen von Bonnhard, Hidasch,<br />

auch die reformierte Kirche, dann aus Sektschi und die<br />

Kirchen von Mutschwa.<br />

Die Ausstellung wurde von einem Kulturprogramm<br />

umrahmt, bestehend aus deutschen Volksliedern, vorgetragen<br />

von der Mädchensinggruppe des Schülerheimes.<br />

Erzieher Willy Graf würdigte die große Bedeutung,<br />

die unsere Kirchen für die Seelsorge und weltlich-kulturelle<br />

Entwicklung und Bildung unserer ungarndeutschen<br />

Bevölkerung hatten. Schülerinnen gaben<br />

eine ausführliche Beschreibung der Kirche von<br />

Nimmesch und die Direktorin des Schülerheimes, Gabriella<br />

Dávid, rezitierte ein passendes Gedicht, und<br />

zwar „Das alte Kirchenbuch“. Diözesanbischof Michael<br />

Mayer sprach über die Notwendigkeit der Kirchen<br />

für die Erziehung der Jugendlichen in der Gegenwart<br />

und aktuelle internationale Vorhaben der katholischen<br />

Kirche.<br />

Die Schüler haben mit diesem jüngsten Projekt einen<br />

weiteren wichtigen Schritt getan, um die Geschichte<br />

ihrer Heimatorte eingehender kennenzulernen<br />

und die Zusammenhänge der Entwicklungen in den<br />

Heimatorten verfolgen zu können. Das Projekt wird<br />

nächstes Jahr fortgesetzt.<br />

W. G.<br />

Landes-Maiandacht und Mitgliederversammlung<br />

des St. Gerhardswerks Ungarn e. V.<br />

(Fortsetzung von Seite 11)<br />

hielt eine eindrucksvolle Predigt in<br />

deutscher Sprache und wiederholte<br />

seine wichtigsten Gedanken auch in<br />

Ungarisch. Nach der deutschen<br />

Messe berichtete der Guardian des<br />

Paulinerordens, Pater Zsombor, über<br />

Ungarndeutsche<br />

Christliche Nachrichten<br />

erscheint zweiwöchentlich<br />

als Beilage<br />

der „<strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong>”<br />

herausgegeben<br />

von der Stiftung<br />

„Friede in Gerechtigkeit<br />

Modell Pilisszentlélek”<br />

in Zusammenarbeit mit der<br />

„<strong>Neue</strong>-<strong>Zeitung</strong>-Stiftung”.<br />

Gegründet von Dr. Franz Szeifert<br />

Nytsz: B/EL/53/P/<strong>19</strong>90<br />

die wechselvolle Geschichte seines<br />

Ordens und der geschichtsträchtigen<br />

romantischen Felsenkapelle.<br />

Wir waren bemüht, nach Möglichkeiten<br />

Messen in deutscher<br />

Sprache zu halten.<br />

Wir nahmen auch im vergangenen<br />

Jahr an mehreren Wallfahrten in Ungarn<br />

teil und mehrere Mitglieder besuchten<br />

den beliebten Gnadenort<br />

Mariazell in der Steiermark. Immer<br />

mehr Gläubige nehmen an der großen<br />

donauschwäbischen Gelöbniswallfahrt<br />

nach Altötting (Bayern)<br />

mit mehreren tausend Donauschwaben<br />

teil.<br />

Aus Geldmangel konnten wir voriges<br />

Jahr in Tarian kein deutschsprachiges<br />

christliches Jugendlager<br />

abhalten, obwohl sie sehr beliebt<br />

waren und die Jugendarbeit zur<br />

wichtigsten Aufgabe unseres Ver-<br />

eins zählt. Die finanzielle Not ist<br />

überhaupt unser größtes Problem.<br />

Wir müssen dabei selbstkritisch<br />

sein. Viele versäumten bisher, die<br />

Jahresbeiträge einzuzahlen.<br />

Wir hoffen, daß das Beispiel des<br />

jetzigen deutschen Papstes, Benedikt<br />

XVI., unsere Mitglieder ermuntert,<br />

veranlaßt, unsere Mission kraftvoller<br />

in jeglicher Hinsicht, auch finanziell,<br />

zu unterstützen. Wir haben<br />

uns ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Zur<br />

Verwirklichung dieses Planes benötigen<br />

wir die Hilfe von uns allen und<br />

vor allem Gottes Segen!“<br />

Die anschließende Mitgliederversammlung<br />

verlief nach der den Mitgliedern<br />

zugeschickten Tagesordnung.<br />

Zum Rechnungsprüfer wurde<br />

die in der Stadt Tolna geborene Lehrerin<br />

Frau Örsy Irene Csordás gewählt.<br />

NZ <strong>19</strong>/<strong>2006</strong><br />

Gottesdienste<br />

in deutscher Sprache<br />

Agendorf<br />

In der Evangelischen Kirche jeden Sonntag<br />

um 10.30 Uhr.<br />

Baja<br />

Jeden 1. und 3. Sonntag um 10.30 Uhr in<br />

der Stadtkirche.<br />

Bonnhard/Bonyhád<br />

am ersten Sonntag jeden Monats um halb<br />

8 zweisprachiger Gottesdienst in der innenstädtischen<br />

Katholischen Kirche.<br />

Budapest<br />

St. Elisabeth deutschsprachige Katholische<br />

Gemeinde, I., Fô u. 43, Tel./Fax: 213<br />

7508, Anschrift: Budapest, Pf. 76, 1255,<br />

E-Mail: st.elisabeth@hu.inter.net<br />

home-page: www.elisabeth.hu, Gottesdienste:<br />

jeden Sonn- und Feiertag 10.00<br />

Uhr in der Szt.-Ferenc-Sebei-Kirche, I., Fô<br />

u. 43, werktags: jeden Mittwoch 18.30 Uhr<br />

im Gemeindezentrum.<br />

Deutschsprachige Evangelisch-Reformierte<br />

Gemeinde, V., Alkotmány u. 15. Erdgeschoß<br />

l/a. Tel.: 311-2369. Gottesdienst<br />

und Kindergottesdienst jeden Sonntag<br />

und an Festtagen um 10.00 Uhr im Gemeindesaal.<br />

Deutschsprachige Evangelisch-Lutherische<br />

Gemeinde I., Logodi utca 5-7/IV/22<br />

Tel./Fax: 212 89 79; E-Mail:<br />

evangel.@elender.hu – Gottesdienst mit<br />

heiligem Abendmahl an Sonn- und Feiertagen<br />

um 10.00 Uhr in der Evangelischen<br />

Kapelle am Bécsi kapu tér (Wienertor Platz,<br />

Táncsics Mihály Str. 28).<br />

Fünfkirchen<br />

In der Innenstädtischen Kirche jeden Sonntag<br />

um 9.30 Uhr.<br />

Güns<br />

In der Herz-Jesu-Kirche jeden Sonntag um<br />

7.30 Uhr zweisprachige Messe.<br />

In der Evangelischen Kirche jeden Mittwoch<br />

um 18.00 Uhr Gottesdienst.<br />

Hajosch<br />

Jeden Sonntag um 10.30 Uhr<br />

Mohatsch<br />

In der Innenstädtischen Kirche jeden letzten<br />

Sonntag um 18.00 Uhr.<br />

Nadwar/Nemesnádudvar<br />

In der römisch-katholischen Kirche<br />

Dienstag und Donnerstag jeweils um 17<br />

Uhr, Samstag um 8 Uhr. Zweisprachiger<br />

(deutsch-ungarischer) Gottesdienst Sonntag<br />

um 9 Uhr.<br />

Ödenburg<br />

In der Evangelischen Kirche jeden Donnerstag<br />

um 8.00 Uhr Wochenpredigt und<br />

jeden Sonntag um 9.00 Uhr Gottesdienst.<br />

Raab<br />

Katholische Messe jeweils am letzten<br />

Sonntag im Monat um 18.00 Uhr in der Kirche<br />

Rákóczi Ferenc út 21.<br />

Evangelischer Gottesdienst jeweils am<br />

zweiten Sonntag des Monats um 17:00<br />

Uhr in der „Alten Kirche“ am Petôfi tér.<br />

Sankt Iwan bei Ofen<br />

Jeden Sonntag um 8.00 Uhr.<br />

Schaumar<br />

Jeden Sonntag um 10.00 Uhr.<br />

Sende<br />

In der Katholischen Pfarrei am letzten<br />

Sonntag um 10.00 Uhr.<br />

Szekszárd<br />

In der Evangelischen Kirche jeden 2. Sonntag<br />

um 9.30 Uhr Andacht.<br />

In der Deutschen Katholischen Gemeinde<br />

Szekszárd Neustadt jeden 2. Sonntag um<br />

18.00 Uhr.<br />

Weindorf<br />

In Weindorf/Pilisborosjenô jeden letzten<br />

Samstag im Monat um 18 Uhr.<br />

Werischwar<br />

In der Katholischen Kirche jeden Sonntag<br />

um 10.00 Uhr.<br />

Wesprim<br />

Am 3. Sonntag um 11 Uhr in der Sankt-Ladislaus-Kirche.<br />

Wieselburg<br />

In der Katholischen Pfarrkirche jeden Mittwoch<br />

um 17.30 Uhr.<br />

Wudigeß/Budakeszi<br />

Jeden zweiten Sonntag um 10 Uhr in der<br />

Pfarrkirche


NZ <strong>19</strong>/<strong>2006</strong> G J U – G E M E I N S C H A F T J U N G E R U N G A R N D E U T S C H E R<br />

Für was steht eigentlich GJU?<br />

Ungarndeutsche Institutionen und Organisationen im HdU präsentierten sich deutschlernenden Schülern im<br />

Rahmen der Kulturfrühling-Budapest-Rallye<br />

In welchem Komitat leben die meisten Ungarndeutschen oder was ist<br />

das Hauptsammelgebiet der Bibliothek? Solchen und ähnlichen Fragen<br />

mußten sich die insgesamt 70 deutschlernenden Schüler/innen verschiedener<br />

deutscher Schulen in Budapest und Umgebung auf den Stationen<br />

der Budapest-Rallye im Haus der Ungarndeutschen (HdU) stellen.<br />

Die auf 18 Gruppen aufgeteilten Schüler mußten Fragen zu sieben<br />

ungarndeutschen Organisationen und Institutionen auf insgesamt fünf<br />

Stationen beantworten. So präsentierten sich die Geschäftsführung der<br />

Deutsches Haus Kft., die Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher<br />

(GJU), das Büro des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) im HdU,<br />

der Bund Ungarndeutscher Schulvereine (BUSCH), die <strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

sowie das ungarndeutsche Kultur- und Informationszentrum und die<br />

daran angeschlossene Bibliothek.<br />

Die Informationen zu den zu beantwortenden<br />

Fragen erhielten die<br />

Schüler in den einzelnen Büros in<br />

Form von Broschüren, Internetseiten,<br />

Programmheften oder kurzen<br />

Vorträgen. Pro Frage wurden auf<br />

dem Fragebogen jeweils vier Antworten<br />

vorgegeben, von denen immer<br />

nur eine als richtig zu markieren<br />

war. So fanden die meisten dann<br />

doch heraus, daß das Akronym GJU<br />

nicht für „Geilste Jugendorganisation<br />

Ungarns“, sondern für „Ge-<br />

meinschaft Junger Ungarndeutscher“<br />

steht, und daß die Hauptaufgabe<br />

des Instituts für Auslandsbeziehungen<br />

(ifa) die Förderung der Völkerverständigung<br />

auf allen Gebieten<br />

der Kultur ist und nicht die Organisation<br />

wissenschaftlicher Konferenzen<br />

zum Thema „Interkulturelle<br />

Kompetenz“.<br />

Von der Deutschen Botschaft über<br />

verschiedene deutschsprachige Institutionen<br />

zur deutschsprachigen Andrássy-Universität<br />

in Budapest<br />

führte die „Schnitzeljagd“ für<br />

deutschlernende Gymnasiasten, die<br />

im Rahmen des Kulturfrühlings –<br />

Deutsche Kultur- und Bildungswochen<br />

erstmals stattfand. Die von der<br />

Andrássy-Universität organisierte<br />

Budapest-Rallye sollte dazu dienen,<br />

den Bekanntheitsgrad deutschsprachiger<br />

Kultur in Ungarn und der vermittelnden<br />

Institutionen zu steigern.<br />

Gymnasiasten im Alter von 15<br />

und 16 Jahren waren eingeladen, in<br />

Gruppen von vier Personen im Rahmen<br />

einer „Schnitzeljagd“ deutschsprachige<br />

Institutionen im Stadtgebiet<br />

Budapest zu besuchen, sich dort<br />

zu informieren und kleine Aufgaben<br />

zu lösen. Die Rallye begann in der<br />

Deutschen Botschaft (Úri utca 64 –<br />

66) und führte von dort zum Informationszentrum<br />

des Deutschen Akademischen<br />

Austauschdienstes und<br />

zum Fernstudienzentrum Budapest<br />

(Erzsébet körút 50/ II.), wo auch die<br />

Zentralstelle für das Auslandsschulwesen<br />

ihre Aktivitäten vorstellte.<br />

Nach einem Mittagsimbiß in der<br />

Deutsch-Ungarischen Industrie- und<br />

Handelskammer (Lövôház u. 30) erkundeten<br />

die Schüler das Haus der<br />

Minderheitenkonferenz der EU-Kommission in Brüssel<br />

Rund 200 Vertreter aus Wissenschaft<br />

und Politik, Repräsentanten der Organisationen<br />

der Minderheiten/<br />

Sprachgruppen in Europa sowie Vertreter<br />

einzelner Minderheiten/<br />

Sprachgruppen waren nach Brüssel<br />

zu genannter Konferenz gereist. In<br />

seiner Begrüßung machte Ján Figel,<br />

der EU-Kommissar für allgemeine<br />

und berufliche Bildung, Kultur und<br />

Mehrsprachigkeit auf die besondere<br />

Bedeutung der Mehrsprachigkeit für<br />

Europa aufmerksam. Nicht nur aus<br />

der Perspektive des wirtschaftlichen<br />

Fortschritts sei die Mehrsprachigkeit<br />

unabdingbar, sondern auch als<br />

Brücke zur Verständigung, betonte<br />

der Kommissar.<br />

Anhand zahlreicher Vorträge und<br />

insgesamt zehn Workshops konnten<br />

sich die Teilnehmer über praktische<br />

Empfehlungen für vorbildliche Verfahren<br />

z. B. in der Lehrkräfteausbildung<br />

oder über Beispiele von Vorha-<br />

GJU – Gemeinschaft Junger<br />

Ungarndeutscher<br />

Präsidentin: Kata Sebôk<br />

Geschäftsführerin: Éva Adél Pénzes<br />

Budapest, Lendvay u. 22 1062<br />

Tel./Fax: 06/1-269-1084<br />

E-Mail: buro@gju.hu<br />

Internet-Adresse: www.gju.hu<br />

Geschäftszeiten:<br />

Montag, Dienstag, Mittwoch: 9.00-12.30<br />

und 13.00-16.00 Uhr<br />

Donnerstag: 12.00-18.00 Uhr<br />

Freitag: 8.00-13.00 Uhr<br />

Verantwortlich für die GJU-Seite:<br />

Éva Adél Pénzes<br />

Eine Delegation der Jugend Europäischer Volksgruppen (JEV), bestehend<br />

aus dem ehemaligen Präsidenten der JEV, Stephan Kleinschmidt,<br />

dem Projekt Officer Frank de Boer und der ehemaligen Schatzmeisterin<br />

Judith Walde, nahm auf Einladung der Europäischen Kommission<br />

am 27. und 28. April in Brüssel an einer Konferenz über Regional- und<br />

Minderheitensprachen in den Bildungssystemen teil. Neben der JEV-<br />

Delegation war auch der Präsident der Föderalistischen Union Europäischer<br />

Volksgruppen, Romedi Arquint, und der gemeinsame Beauftragte<br />

für eine Brüssel-Vertretung, Jan Diedrichsen, anwesend.<br />

ben für Regional- und Minderheitensprachen<br />

informieren, die durch die<br />

EU gefördert werden bzw. wurden.<br />

Hierbei standen vor allem die Vorteile<br />

des Multilingualismus im<br />

Vordergrund.<br />

Auf der Konferenz wurde die bevorstehende<br />

Neustrukturierung der<br />

EU-Fördermittel 2007 – 2013 thematisiert.<br />

Mit dem Beginn der neuen<br />

Programmgeneration wird sich näm-<br />

Vom 27. bis 29. April fand die Mitgliederversammlung<br />

des European<br />

Youth Forum (YFJ) in Prato, Italien,<br />

statt. Die JEV war durch den neu gewählten<br />

Präsidenten Aleksander<br />

Studen-Kirchner sowie ihren Sekretär<br />

Stefan Emrich vertreten.<br />

Die aus Sicht der JEV wichtigsten<br />

Punkte dieser Beratung waren die<br />

Verabschiedung eines Positionspapiers<br />

zum Thema „Diversity and<br />

Equality“ sowie die Kandidatur von<br />

lich auch die Förderung für die Minderheiten-<br />

und Regionalsprachen ändern.<br />

Für die Vertreter der FUEV und<br />

JEV war in diesem Zusammenhang<br />

vor allem wichtig zu betonen, daß neben<br />

der Förderung von wissenschaftlichen<br />

Forschungsprojekten und anderer<br />

Institutionen vor allem die einzelnen<br />

Sprachen, die jeweiligen Minderheitengemeinschaft<br />

in der Euro-<br />

Ydwine Willemsma (FYK, Niederlande)<br />

für das YFJ-Gremium<br />

„Council of Europe Affairs Commission“<br />

(COEACOM).<br />

Während es gelang, einen für<br />

sprachliche Minderheiten wichtigen<br />

Passus in das Positionspapier einzufügen,<br />

war die Kandidatur der JEV-<br />

Kandidatin leider nicht erfolgreich.<br />

Die Gründe dafür dürften zum einen<br />

an der Blockbildung innerhalb des<br />

Forums liegen, zum anderen an der<br />

13<br />

Ungarndeutschen (Lendvay u. 22)<br />

und das Goethe-Institut (Ráday u.<br />

58).<br />

Die Siegerehrung, bei der die<br />

Teams neben Urkunden Konzertund<br />

Theaterkarten, Bücher und<br />

Spiele erhielten, fand durch den Gesandten<br />

der Deutschen Botschaft,<br />

Walter Haßmann, und musikalisch<br />

umrahmt von der Jazzband des Thomas-Mann-Gymnasiums<br />

– Deutsche<br />

Schule Budapest im Spiegelsaal der<br />

Andrássy-Universität (Pollack Mihály<br />

tér 3) statt. Den ersten Platz belegte<br />

das Team vom Boronkay<br />

György Mûszaki Középiskola és<br />

Gimnázium in Waitzen/Vác, gefolgt<br />

von Teams des Deutschen Nationalitätengymnasiums<br />

auf den Plätzen 2<br />

und 3. Bei einem anschließenden<br />

Rock-Konzert der „Rockbottoms“<br />

vom Thomas-Mann-Gymnasium mit<br />

Klängen von AC/DC, aber auch eigenen<br />

Werken hatten die Schüler der<br />

verschiedenen Schulen Gelegenheit,<br />

sich auch untereinander besser kennenzulernen.<br />

Alle Beteiligten wünschen<br />

sich eine Wiederholung dieser<br />

gelungenen Veranstaltung im nächsten<br />

Jahr.<br />

päischen Union von der Förderung<br />

profitieren müssen. In diesem Zusammenhang<br />

sei ein besonderes Augenmerk<br />

auf die Jugendförderung zu<br />

werfen, unterstrichen die Vertreter<br />

der JEV.<br />

Meirion Prys Jones, Wales, vom<br />

Netzwerk des „European Language<br />

Planning Boards“, stellte die „Struktur<br />

für eine zukünftige Kooperation“<br />

der Minderheiten- und Sprachenorganisationen<br />

in Europa vor.<br />

Der Leiter des Referats A5, Politik<br />

der Sprachenvielfalt der Europäischen<br />

Kommission, Jacques Delmoly,<br />

erklärte in seiner abschließenden<br />

Konklusion der Konferenz, daß<br />

mit der neuen Programmgeneration<br />

2007 – 2013 auch eine neue Förderungsstruktur<br />

einhergehen werden,<br />

die die Unterstützung von Netzwerken<br />

anstatt einer Direktförderung<br />

einzelner Akteure in den Mittelpunkt<br />

rücken wird.<br />

JEV beim European Youth Forum<br />

Tatsache, daß die JEV noch nicht<br />

Vollmitglied des YFJ ist.<br />

Aus Sicht der JEV verlief die Beratung<br />

in allem trotzdem erfolgreich,<br />

da sich die JEV als für Minderheitenangelegenheiten<br />

und -politik<br />

kompetente Organisation profilieren<br />

konnte. Dies ist ein wichtiger<br />

Schritt auf dem Weg zur angestrebten<br />

Vollmitgliedschaft im YFJ.<br />

Quelle: www.yeni.org


14 J U G E N D - S P E Z I A L<br />

NZ <strong>19</strong>/<strong>2006</strong><br />

Das schöne Biest in „Verliebt in Berlin“<br />

Nina-Friederike Gnädig<br />

alias Sabrina Hofmann<br />

Geburtstag: 9.<br />

Dezember<br />

<strong>19</strong>80 in Nürnberg<br />

Wohnort: Berlin<br />

Filme: Ein langer<br />

Abschied,<br />

Die Patriarchin,<br />

Der einarmige<br />

Bandit,<br />

Der rote Kakadu,<br />

Verliebt in Berlin – TV-Serie<br />

Ihre Ausbildung erhält Nina-Friederike<br />

Gnädig an der Hochschule für<br />

Musik & Theater in Leipzig, sie ist<br />

im vierten Studienjahr. In Kooperation<br />

mit der Hochschule stand sie<br />

beim Staatsschauspiel Dresden auf<br />

der Bühne, u. a. als Portia in „Der<br />

Kaufmann von Venedig“.<br />

Vor der Kamera stand Nina-Friederike<br />

Gnädig für diverse TV-Pro-<br />

Schokolade bedeutet für die meisten<br />

Menschen die süßeste Versuchung<br />

der Welt, der man nur schwer widerstehen<br />

kann. Epidemiologische Studien<br />

haben nun gezeigt, daß man zumindest<br />

der dunklen Schokolade<br />

vielleicht gar nicht widerstehen sollte,<br />

denn der Konsum der darin enthaltenden<br />

Flavonoide wirkt sich positiv<br />

auf das Herz-Kreislauf-System<br />

aus.<br />

Schokolade ist süß, zart und<br />

schmelzend. Einfach verführerisch.<br />

Doch die meisten versuchen zwanghaft<br />

der braunen Verführung zu<br />

widerstehen, um eventuell neuen<br />

Pfunden vorzubeugen. Wissenschaftler<br />

haben nun die Wirkung<br />

von dunkler Schokolade auf den<br />

menschlichen Körper erforscht.<br />

Die Arbeitsgruppe untersuchte 17<br />

duktionen wie z.B. „Die Patriarchin“<br />

und „Ein langer Abschied“. Ihre erste<br />

Kinorolle spielte sie in Dominik<br />

Grafs „Der Rote Kakadu“.<br />

In ihrer Freizeit geht sie gern tanzen<br />

und möchte am liebsten einsam<br />

mit dem Rucksack um die Welt reisen.<br />

Die Schauspielerin mag privat<br />

eher „leise“ Filme, die „Kraft und<br />

Kosten in ihre Aussage und weniger<br />

in die Werbung stecken“.<br />

Seit Februar 2005 ist Nina-Friederike<br />

Gnädig in der Telenovelle „Verliebt<br />

in Berlin“ als Sabrina Hofmann<br />

zu sehen. Sabrina ist eine ebenso attraktive<br />

wie berechnende Blondine,<br />

die bei Kerima Moda als Empfangsdame<br />

arbeitet und ständig über ihre<br />

Mitarbeiter lästert. Doch hinter der<br />

Fassade der kalten und böswilligen<br />

Blondine kommt manchmal auch ein<br />

verletzlich weiches Herz zum Vorschein.<br />

Mónika Szeifert<br />

Die süßeste Versuchung<br />

seit der lila Kuh...<br />

Funkfabrik<br />

Wenn Ihr Euren Beitrag auch<br />

hier sehen wollt oder gern Eure<br />

Meinung zu unseren Themen<br />

äußern möchtet, dann schreibt an:<br />

Christian Erdei<br />

Kontaktadresse:<br />

Radio Fünfkirchen,<br />

Deutsche Redaktion<br />

„Funkfabrik“<br />

7621 Pécs, Szt. Mór Str. 1.<br />

Tel.: 72 518 333<br />

E-Mail: funkfabrik@freemail.hu<br />

Die Sendung Funkfabrik könnt<br />

Ihr jeden Samstag von 10.30-<br />

11.00 Uhr auf Mittelwelle 873 kHz<br />

hören.<br />

gesunde Probanden im durchschnittlichen<br />

Alter von 28,9 Jahren,<br />

die weder Fett- oder Stoffwechselstörungen<br />

noch eine familiäre Vorbelastung<br />

für frühzeitige Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen aufwiesen.<br />

Sie erhielten an zwei Tagen jeweils<br />

nachmittags nach einer wenigstens<br />

achtstündigen Hungerperiode entweder<br />

100 Gramm einer handelsüblichen<br />

dunklen Schokolade oder<br />

eine sog. „Scheinmahlzeit“ (z. B.<br />

Kaugummi) zusammen mit Wasser.<br />

In den darauffolgenden drei Stunden<br />

ermittelten die Wissenschaftler anhand<br />

verschiedener Messungen die<br />

Gefäßfunktion der Hauptschlagader<br />

und den oxidativen Status im Blut,<br />

um Auskunft über den Einfluß sogenannter<br />

freier Radikale zu erhalten,<br />

hochreaktiver Substanzen, welche<br />

die Zellen der Gefäßwände schädigen<br />

können.<br />

Die Studie zeigte, daß dunkle<br />

Schokolade die Gefäßfunktion günstig<br />

beeinflußt, so daß sich womöglich<br />

ein schützender Effekt für das<br />

Herz-Kreislauf-System ergibt. Der<br />

Haupteffekt der Schokolade scheint<br />

eine Erweiterung der kleinen und<br />

mittleren peripheren Arterien zu<br />

sein.<br />

Die Forscher räumten jedoch ein,<br />

daß sich die Ergebnisse nur auf gesunde<br />

Probanden beziehen. Generell<br />

wird beispielsweise ein Übergewichtiger<br />

seinem Herz-Kreislauf-<br />

System mit einer Gewichtsreduktion<br />

einen größeren Gefallen tun, als<br />

wenn er um der gesunden Wirkung<br />

willen Schokolade nascht und dabei<br />

noch weiter zunimmt.<br />

Mónika Szeifert<br />

Kinoecke<br />

Noch einmal Ferien<br />

Die Mittdreißigerin Antonia Byrd<br />

(Queen Latifah) führt ein einfaches<br />

Leben als Verkäuferin in der Küchenabteilung<br />

eines großen Kaufhauses<br />

in New Orleans. Ihre Wünsche,<br />

zum Beispiel ein Date mit<br />

dem gutaussehenden Sean (LL<br />

Cool J) oder ein eigenes Restaurant,<br />

sammelt sie in einem Fotoalbum,<br />

traut sich aber nicht, sie zu<br />

verwirklichen. Als sie nach einem<br />

unglücklichen Sturz vom Kaufhausarzt<br />

(Ranjit Chowdhry) untersucht<br />

wird, stellt dieser bei Antonia<br />

einen Gehirntumor fest und gibt ihr<br />

nur noch drei Wochen zu leben.<br />

Originaltitel: Last Holiday<br />

Regie: Wayne Wang<br />

Schauspieler: Alicia Witt, LL Cool J,<br />

Queen Latifah, Gérard Depardieu<br />

Drei Jahre nach einer Blinddarmoperation<br />

ist einer Patientin in Pakistan<br />

eine 20 Zentimeter lange Zange<br />

aus dem Bauch entfernt worden, zusammen<br />

mit einem Teil ihres Dünndarms.<br />

Die junge Frau hatte seit der<br />

ersten Operation im August 2003<br />

unter Schmerzen gelitten, man ist<br />

jedoch von normalen postoperativen<br />

Schmerzen ausgegangen. Erst eine<br />

Röntgenuntersuchung hat die tatsächliche<br />

Ursache aufgedeckt. In<br />

dem Krankenhaus, in dem beide<br />

Eingriffe vorgenommen wurden,<br />

wurden drei Chirurgen und vier Assistenten<br />

entlassen.<br />

Sein Repertoire an Tricks hat David<br />

Copperfield bei einem Raubüberfall<br />

in Florida geholfen. Der Zauberkünstler<br />

und zwei seiner Assistentinnen<br />

wurden von vier zum Teil bewaffneten<br />

Jugendlichen angehalten,<br />

als sie nach einem Auftritt auf dem<br />

Weg zu ihrem Tourbus waren. Während<br />

die Mitarbeiterinnen den Jungen<br />

ihr Bargeld aushändigten, zeigte<br />

Copperfield seine offenbar leeren<br />

Endlich erwacht Antonia aus ihrer<br />

Lethargie, verkauft die von ihrer<br />

Mutter geerbten Aktien und fährt<br />

noch ein letztes Mal in die Ferien.<br />

Als Zielort hat sie sich das europäische<br />

Grandhotel Pupp, dessen<br />

Chefkoch Didier (Gérard Depardieu)<br />

Antonia schon lange bewundert,<br />

ausgesucht. Weil sie mit ihrem<br />

Geld nur so um sich schmeißt –<br />

wozu sollte sie es auch behalten –,<br />

halten die anderen Gäste Antonia<br />

für eine wichtige Persönlichkeit.<br />

Vor allem der Eindruck, den Antonia<br />

auf den rücksichtlosen Geschäftsmann<br />

Matthew Kragen (Timothy<br />

Hutton) und den Senator<br />

Dillings (Giancarlo Esposito), die<br />

in der Abgeschiedenheit der Berge<br />

ihre halblegalen Verabredungen<br />

treffen, macht, führt zu allerlei<br />

amüsanten Verwicklungen. Aber<br />

Antonias neugewonnene Freude<br />

am Leben kommt zu spät, muß sie<br />

doch eh bald sterben.<br />

„Noch einmal Ferien“ ist eine<br />

gelungene Mischung aus Ensemble-<br />

und Verwechslungskomödie,<br />

doch hält die Story immer wieder<br />

kleinere Twists bereit, mit denen<br />

der Film bei aller Vorhersehbarkeit<br />

Mut beweist und den Zuschauer<br />

überrascht.<br />

M. H.<br />

Skurriles und Kurioses<br />

Taschen – obwohl er seine Geldbörse<br />

und ein Mobiltelefon bei sich<br />

trug. Die Jugendlichen flüchteten<br />

nach dem Zwischenfall in einem<br />

Auto, konnten anhand des Nummernschilds<br />

aber kurze Zeit später<br />

ausfindig gemacht und festgenommen<br />

werden.<br />

Ein Rentner in Kiel hat rund 30.000<br />

Mark in die Toilette gespült, weil er<br />

die alte Währung für wertlos hielt.<br />

Ein Mitarbeiter einer Rohrreinigungsfirma<br />

entdeckte das Geld, als<br />

er eine Rohrverstopfung in der Kanalisation<br />

beseitigen wollte. Der<br />

Mitarbeiter schaltete die Polizei ein,<br />

die einen 64jährigen als Besitzer<br />

ausmachte. Der leicht verwirrte<br />

Rentner bestätigte später, das Geld<br />

für wertlos gehalten und weggespült<br />

zu haben. In seiner Wohnung bewahrte<br />

er noch mehr als 30.000<br />

Mark und über 14.000 Euro auf. Gemeinsam<br />

mit dem Rentner brachten<br />

die Beamten das Geld zur Bank.<br />

M. Sz.


NZ <strong>19</strong>/<strong>2006</strong><br />

Dr. Zoltán Müller<br />

Facharzt für HNO-Krankheiten<br />

Glutenunverträglichkeit<br />

Man muß immer wieder<br />

neue ärztliche Begriffe<br />

lernen. Das Wort Glutenunverträglichkeit<br />

ist ein<br />

ziemlich neuer ärztlicher<br />

Begriff, heutzutage wird<br />

viel darüber gesprochen.<br />

Gluten ist ein Bestandteil<br />

einer Reihe weitverbreiteter<br />

Getreidesorten. Bei<br />

Glutenunverträglichkeit<br />

handelt es sich um eine<br />

chronische Erkrankung,<br />

die erblich bedingt ist und daher bei<br />

Geschwistern, Eltern oder Kindern<br />

der Betroffenen auftreten kann. Die<br />

Krankheit wird auch Zöliakie genannt.<br />

Im wesentlichen handelt es<br />

sich darum, daß durch die Aufnahme<br />

von Gluten über die Nahrung eine<br />

Entzündungsreaktion im Dünndarm<br />

hervorgerufen werden kann. Das<br />

kann sowohl im Kindesalter als auch<br />

bei Erwachsenen auftreten. Typische<br />

Syndrome sind Durchfall, aufgeblähter<br />

Bauch, langandauernde Bauch-<br />

schmerzen, sogar Minderwuchs,<br />

Müdigkeit und<br />

Leistungsschwäche.<br />

Weiterhin kann die Erkrankung<br />

zu Folgeerkrankungen<br />

führen wie<br />

Eisenmangel, Hautausschlag<br />

oder Krebs. Gegen<br />

Glutenunverträglichkeit<br />

gibt es kein Medikament.<br />

Die bislang einzig wirksame<br />

Behandlung ist der<br />

strikte Verzicht auf glutenhaltige<br />

Nahrungsmittel. Die Lebensmittel<br />

sind lebenslang verboten.<br />

Solche sind Weizen, Gerste, Roggen,<br />

Hafer. Alle daraus hergestellten Produkte<br />

wie Mehl, Weizengries, Kuchen<br />

oder Fertiggerichte sind absolute<br />

Tabus. Auch Bier darf nicht getrunken<br />

werden. Grundsätzlich erlaubt<br />

sind Fleisch, Gemüse, Fisch,<br />

Eier, Kartoffeln und Reis. Wein darf<br />

auch getrunken werden. Glutenfreies<br />

Mehl, Brot, Gebäck oder Kuchen<br />

sind erlaubt.<br />

Szegediner Sommer<br />

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Szegediner Sommer findet am 20. Mai<br />

um <strong>19</strong>.00 Uhr auf dem Dugonics-Platz ein Folkloreabend der Nationalitäten<br />

statt. Seitens der deutschen Minderheit wirkt „Theißblume“, der Chor des<br />

Vereins der Tschongrader Ungarndeutschen, Szegedin, mit. Beim großen<br />

„Brückenmarkt“ der Veranstaltung „Belvárosi Híd“ am 20. und 21. Mai sind<br />

auch die Szegediner Nationalitäten mit einem imposanten Stand vertreten.<br />

Wenn es Gott nicht gäbe...<br />

Tabus mißachtende Fragen stellt der Publizist László Szále und grüblerisch<br />

machende Antworten erhält er über die anderthalb Jahrzehnte Staat<br />

und Kirche in der Republik Ungarn. Bei seinen ehrlichen Gesprächen mit<br />

ausschlaggebenden politischen Akteuren und Kennern des Themas geht<br />

es um die bittere Vergangenheit, die diskutable Gegenwart und die undurchsichtige<br />

Zukunft. Dieses Buch ist eine Botschaft an Gläubige und<br />

Ungläubige, Religiöse und Nichtreligiöse, mit einem Wort: an den denkenden<br />

Menschen.<br />

Im Anhang des Buches findet man die beiden mit den Kirchen zusammenhängenden<br />

grundlegenden Gesetze sowie die Auflistung der über 150<br />

eingetragenen Kirchen in Ungarn.<br />

Erhältlich oder bestellbar beim Verlag!<br />

Preis: 3780.- Ft<br />

Közlönybolt<br />

MAGYAR<br />

HIVATALOS<br />

KÖZLÖNYKIADÓ<br />

1085 Budapest, Somogyi B. u. 6.<br />

tel./fax: 267-2780<br />

online: www.mhk.hu/kozlonybolt<br />

Közlöny Centrum<br />

W I R E M P F E H L E N 15<br />

1072 Budapest, Rákóczi út 30.<br />

(Ecke Dohány u. Nyár u.)<br />

tel.: 321-5971, fax: 321-5275<br />

beständig: andauernd,<br />

ständig, ununterbrochen,dauerhaft,widerstandsfähig;beharrlich,<br />

treu, nicht wankelmütig<br />

Mal abgesehen vom Gesundheitszustand<br />

merkt man am schmerzhaftesten<br />

daran, daß man langsam älter<br />

wird, daß einen erst die Eltern, dann<br />

die väterlichen (und mütterlichen)<br />

Freunde verlassen, weil ihre Zeit abgelaufen<br />

ist. Diese Verluste reißen<br />

immer ein Stückchen aus der Seele<br />

und vermitteln das Gefühl der Verlassenheit.<br />

Es wird an der Beständigkeit<br />

gerüttelt, wenn Menschen,<br />

die einem Halt geboten haben, einfach<br />

nicht mehr da sind.<br />

Es gibt natürlich auch Freunde,<br />

die zwar noch leben, jedoch aus unserem<br />

Leben verschwunden sind.<br />

Sie wurden so oder so auf die Probe<br />

gestellt und haben die Prüfung nicht<br />

bestanden. Man lächelt vielleicht<br />

noch höflich, wenn man einander<br />

begegnet, das Vertrauensverhältnis<br />

und somit die Sicherheit, die eine<br />

Freundschaft bieten kann, ist aber<br />

verschwunden. Wozu dann die Beziehung<br />

aufrechterhalten?<br />

Von den alten Freunden verblieben<br />

mir immerhin noch zwei, die zu mir<br />

halten und für die ich selbst durchs<br />

Feuer gehen würde, und gerade die<br />

Schwierigkeiten, mit denen ich zu<br />

kämpfen hatte, brachten mir neue.<br />

Die witzigste Figur von denen ist<br />

Martin, den ich eigentlich irgendwie<br />

geerbt habe: Eine<br />

Eigenschaft der Woche Bekannte fragte<br />

mich, ob ich einen<br />

Beständigkeit Freund von ihr für<br />

ein paar Tage aufnehmen<br />

könnte. Es stellte sich heraus,<br />

daß der Typ etliche Jahre in Ungarn<br />

verbracht hatte, dann aber nach<br />

Spanien ging, woher er nun zurückkehren<br />

möchte. So landete Martin,<br />

der eigentlich aus Amerika stammt<br />

und auf der Suche nach seinen Wurzeln<br />

schließlich in Ungarn verblieb,<br />

bei mir. In den fünf Tagen unserer<br />

Wohngemeinschaft entwickelten<br />

sich Gespräche, die auch, als er eine<br />

Wohnung fand, fortgeführt wurden.<br />

Er entpuppte sich als netter Junge<br />

mit irrem Humor, hilfsbereit und gescheit.<br />

Es entstand eine schöne<br />

Freundschaft. Die Unruhe selbst,<br />

verreiste er nach zwei Jahren wieder,<br />

besuchte Klöster in Europa, und<br />

schließlich flog er wieder nach<br />

Amerika. Zwischendurch war er<br />

immer wieder da, und wir setzten<br />

unsere Gespräche fort, als ob wir<br />

uns erst vor ein paar Tagen gesehen<br />

hätten. Wo er auch immer war, rief<br />

er mich an – und nun ist er wieder<br />

da, zu Besuch. Diesmal kam er mit<br />

Geschenken: Meine Lieblingsblume,<br />

meine heißgeliebten Pistazien,<br />

mein Lieblingsgetränk und ein<br />

Kuscheltierchen zauberte er aus seinem<br />

Rucksack. Wir sprachen und<br />

sprachen, und ich stellte fest, daß er<br />

zu einer Art Beständigkeit in meinem<br />

Leben geworden ist.<br />

judit


16 W I R E M P F E H L E N<br />

NZ <strong>19</strong>/<strong>2006</strong><br />

„In Europa gehen die Lichter aus“ – Geschichte<br />

liefert spannende Dramaturgie<br />

Mehrsprachiges Gastspiel des<br />

Münchner Theaters Sündenfall e.V. in Budapest<br />

Am 24. Mai um <strong>19</strong>.30 Uhr wird das Münchner Theater Sündenfall e.V. im<br />

Rahmen des Kulturfrühlings – Deutsche Kultur- und Bildungswochen zu<br />

Gast beim Deutschen Theater Budapest sein und im Refektorium des Burgtheaters<br />

(Nemzeti Táncszínház, Budapest I., Színház u. 1 – 3) das Theaterstück<br />

„In Europa gehen die Lichter aus – ein Totentanz“ aufführen.<br />

„In Europa gehen die Lichter aus“ führt das Publikum durch die komplizierten<br />

internationalen Verwicklungen im Zusammenhang mit dem Ausbruch<br />

des Ersten Weltkrieges. Alle Texte sind Zitate aus historischen Quellen, die<br />

Figuren sprechen in der Sprache ihrer Nationalität – Deutsch, Englisch, Französisch<br />

und Russisch. Rund 30 Personen treten in dem Stück auf, was von<br />

den fünf jungen Schauspielern ein hohes Maß an Flexibilität verlangt. Eine<br />

Erzählerfigur, der allegorische Tod in der Gestalt eines gefallenen Soldaten,<br />

agiert in deutscher Sprache. Ein Theaterabend, der Geschichte erzählt, erwartet<br />

das Publikum: unterhaltsam, spannend, erschütternd, komisch, traurig.<br />

Das Theater Sündenfall e.V. war mit der Inszenierung zuletzt im Februar und<br />

März erfolgreich in Washington, Boston und New York auf Tournee und wird<br />

Budapest am 24. Mai in Verbindung mit einem weiteren Gastspiel in Wien besuchen.<br />

Das Gastspiel in Budapest wird vom Deutschen Theater Budapest in<br />

Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft und mit freundlicher Unterstützung<br />

von ZF Hungária organisiert (Kartenvorverkauf an der Theaterkasse<br />

des Burgtheaters Mo – Fr 13-<strong>19</strong> Uhr, Tel. 375-8649 und 201-4407). Weitere<br />

Informationen unter www.theater-suendenfall.de<br />

Lenau-Haus Fünfkirchen<br />

Veranstaltungen im Mai<br />

Dienstag, 16. Mai, <strong>19</strong> Uhr: Zeitgenössische deutsche Architektur. „Band<br />

des Bundes“. Dipl. Ing. Manfred Rettig, technischer Geschäftsführer<br />

und Sprecher der Bundesbaugesellschaft Berlin mbH, präsentiert mit<br />

einem multimedialen Vortrag das neugebaute Regierungsviertel in Berlin.<br />

Veranstaltung in deutscher und ungarischer Sprache.<br />

Donnerstag, 18. Mai, 18 Uhr: Deutschklub: Deutscher Liederabend in den<br />

Pfälzer Stuben<br />

Dienstag, 23. Mai, 16 Uhr: Ungarndeutsche Literatur. Autoren und Leser<br />

im Gespräch. In der Veranstaltung zur ungarndeutschen Literatur<br />

unterhalten sich Franz Sziebert und Josef Michaelis mit den Gästen.<br />

Moderation: Horst Lambrecht, Lehrstuhl für deutschsprachige Literatur<br />

der Universität Fünfkirchen. Gemeinsame Veranstaltung mit Schülern<br />

und Lehrern des „Valeria Koch“-Schulzentrums.<br />

Lenau-Haus<br />

Pécs, Munkácsy M. u. 8., Tel./Fax: 72/332-515<br />

E-Mail: lenauhaus@mail.datanet.hu<br />

Wir fertigen<br />

handbemalte<br />

Kassettendecken<br />

an. Suchen<br />

Besteller und<br />

Wiederverkäufer:<br />

06 74/498-779<br />

www.kazettasmennyezet.gportal.hu<br />

Seriöse Partnervermittlung sucht Frauen,<br />

die gerne in Deutschland einen Mann kennenlernen möchten und für<br />

die eine Heirat nicht ausgeschlossen ist.<br />

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Sprachkenntnissen, genaue Adresse, Telefonnummer, Fax und wenn<br />

vorhanden E-Mail.<br />

An folgende Adresse: Amanda Vermey, Kiefernweg 2, D-65558<br />

Gückingen, Telefon:00496432 83078, E-Mail: PV.Amanda@freenet.de<br />

Sie werden nach Deutschland eingeladen ohne Risiko und Kosten.<br />

Haben Sie Mut und melden Sie sich bei mir.<br />

Preisverleihung – Buchpräsentation „Hoffnung“<br />

2000 TeilnehmerInnen aus über 20 Ländern verfaßten heuer im Rahmen des<br />

internationalen deutschsprachigen Literaturwettbewerbes „Literatur überwindet<br />

Grenzen VII“ Texte zum Thema „Hoffnung“. Am <strong>19</strong>. Mai ab 11.30 Uhr<br />

werden die 102 PreisträgerInnen des siebten Wettbewerbes in Wien (Schulen<br />

des bfi, Margaretenstraße 65 1050) im Beisein von Dr. Walter Schwimmer,<br />

dem Generalsekretär des Europarates a.D., ausgezeichnet – sie erhalten Urkunden<br />

und Buchpreise.<br />

Insgesamt mehr als 8000 junge Menschen aus Europa, den USA und Rußland<br />

erprobten im Rahmen von bisher sieben von „perplex“ organisierten Literaturwettbewerben<br />

in deutscher Sprache bereits ihr literarisches Talent.<br />

„Literatur überwindet Grenzen“ ist ein Projekt des Grazer perplex-Verlages<br />

und besteht seit <strong>19</strong>99. Jährlich sind Kinder und Jugendliche zwischen 6 und<br />

<strong>19</strong> Jahren aufgerufen, zu einem vorgegebenen Thema Texte jeder Art zu verfassen.<br />

Als Preise winken den NachwuchsautorInnen Bücher (die AutorInnen<br />

der jeweils besten Texte pro Land und Altersgruppe bekommen Buchpakete)<br />

Urkunden und der Abdruck der Siegertexte im Buch „Literatur überwindet<br />

Grenzen“.<br />

Aus den 102 Siegertexten des diesjährigen Bewerbes wurde das Buch „Literatur<br />

überwindet Grenzen VII“ zusammengestellt, das im Rahmen der Preisverleihung<br />

präsentiert wird.<br />

Weitere Informationen: www.perplex.at (vollständige Gewinnerliste aller<br />

Länder!) office@perplex.at<br />

Franz Kirnbauer (+ 43 699/12 06 88 04, + 43 316/ 890472)<br />

Birgit Schweiger (+ 43 650/254 09 76)<br />

Lieber Leser!<br />

Sie haben die Möglichkeit, ein Prozent Ihrer Steuer an ungarndeutsche<br />

Vereine und Stiftungen überweisen zu lassen.<br />

<strong>Neue</strong>-<strong>Zeitung</strong>-Stiftung/<strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong> Alapítvány<br />

Steuernummer: 18012855-2-42<br />

*<br />

GJU – Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher/Magyarországi Ifjú Németek<br />

Közössége<br />

Steuernummer: 18022328-1-42<br />

*<br />

VUdAK – Verband Ungarndeutscher Autoren und Künstler/Magyarországi<br />

Német Írók és Mûvészek Szövetsége<br />

Steuernummer: <strong>19</strong>656324-2-42<br />

*<br />

Nikolaus-Lenau-Kulturverein/Nikolaus Lenau Kultúregyesület<br />

Steuernummer: <strong>19</strong>388236-2-02<br />

*<br />

Stiftung Ungarndeutsches Volkstanzgut<br />

Steuernummer: <strong>19</strong>029847-2-02<br />

*<br />

Magyarországi Németek Pécs-Baranyai Nemzetiségi Köre<br />

Steuernummer: <strong>19</strong>031202-1-02<br />

*<br />

Deutscher Kulturverein/Német Kultúregyesület<br />

Steuernummer: <strong>19</strong>651161-1-42<br />

*<br />

Sankt Gerhardswerk e.V./ Magyarországi Katolikus Németek Egyesülete<br />

Steuernummer: 18004638-1-41<br />

*<br />

Gemeinschaft Deutscher Organisationen in der Branau/Baranyai Német<br />

Nemzetiségi Szervezetek Közössége<br />

Steuernummer: <strong>19</strong>036740-1-02<br />

*<br />

Bund Ungarndeutscher Schulvereine/Magyarországi Német Iskolaegyletek<br />

Szövetsége<br />

Steuernummer: 18163700-1-42<br />

*<br />

Verein Katholischer Ungarndeutschen der Diözese Fünfkirchen/Katolikus<br />

Németek Egyházmegyei Egyesülete Pécs<br />

Steuernummer: 18315505-1-02<br />

*<br />

Landesrat der deutschen Chöre, Kapellen und Tanzgruppen in Ungarn/Magyarországi<br />

Német Ének-, Zene- és Tánckarok Országos Tanácsa<br />

Steuernummer: 18157626-1-42<br />

*<br />

Arbeitskreis ungarndeutscher Familienforscher e. V. (AKuFF)<br />

Steuernummer 18360062-1-03<br />

*<br />

Förderverein für Deutschsprachiges Laientheater in Ungarn /Egyesület a<br />

Magyarországi Német Nyelvû Amatôr Színjátszásért<br />

Steuernummer: 18183849-1-42<br />

Für die Unterstützung danken wir im voraus!

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