Nzg_19-2006 - Neue Zeitung
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<strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
UNGARNDEUTSCHES WOCHENBLATT 50. Jahrgang, Nr. <strong>19</strong> Preis: 92 Ft Budapest, 12. Mai <strong>2006</strong><br />
Vertreibungsdenkmal<br />
in<br />
Straßsommerein<br />
Vor 60 Jahren wurde auch aus<br />
Straßsommerein/Hegyeshalom<br />
die deutsche Bevölkerung vertrieben.<br />
Dieses traurigen Ereignisses<br />
gedachte man am Sonntag mit<br />
der Einweihung eines Denkmals<br />
auf dem Bahnhof des Ortes.<br />
Das eine entzweigebrochene Kerze<br />
darstellende Denkmal wurde deshalb<br />
auf dem Bahnhof aufgestellt,<br />
weil die Züge mit den Deutschen,<br />
die nach Deutschland vertrieben<br />
wurden, hier los- bzw. vorbeifuhren.<br />
Denn auch in den umliegenden<br />
Gemeinden, so in Ragendorf/Rajka,<br />
Kaltenstein/Levél,<br />
Oroszvár sowie Wieselburg – Ungarisch-Altenburg/Mosonmagyaróvár,<br />
lebten viele Menschen deutscher<br />
Zuge. Zahlreiche – aus<br />
Straßsommerein 560 Personen –<br />
wurden im Jahr <strong>19</strong>46 nach Hünfeld<br />
in Hessen bzw. nach Bayern gebracht.<br />
Das Denk- und gleichzeitig<br />
Mahnmal wurde von Ferenc Németh,<br />
Bauunternehmer in Straßsommerein,<br />
gefertigt und kostete<br />
750 000 Forint. Da das die Deutsche<br />
Selbstverwaltung der Siedlung<br />
– bei insgesamt 640 000 Forint Fördergeld<br />
pro Jahr – nicht hätte allein<br />
finanzieren können, halfen Unternehmer<br />
des Ortes sowie die Gemeinde<br />
und der Komitatstag.<br />
Nach der Gedenkfeier, wo der<br />
stellvertretende Vorsitzende des<br />
Komitatstages Miklós Szabó eine<br />
Rede hielt, folgte in der evangelischen<br />
Kirche ein ökumenischer<br />
Gottesdienst, musikalisch umrahmt<br />
von vier deutschen Chören<br />
aus der Umgebung. Der evangelische<br />
Pfarrer Miklós Kiss und der<br />
römisch-katholische Priester Lajos<br />
Bucsi beteten deutsch für die einstigen<br />
Vertriebenen und deren<br />
Nachfahren.<br />
Im Komitat gibt es übrigens elf<br />
Deutsche Selbstverwaltungen, die<br />
jüngste, nämlich die von Straßsommerein,<br />
wurde 2002 gegründet,<br />
war von der Vorsitzenden Frau<br />
Csernó zu erfahren. In diesen vier<br />
Jahren gelang es dem Gremium, ein<br />
Heimatmuseum samt einer kleinen<br />
deutschsprachigen Bibliothek einzurichten.<br />
Und stolz ist man auch<br />
auf die Einführung deutscher Beschäftigungen<br />
im Kindergarten.<br />
Deutsch in der Schule – von Anfang an<br />
Deutsch hat Zukunft, 2. Teil<br />
Deutschsprachige Kindergärten und Schulen stellen durch ihre Erziehung<br />
in deutscher Sprache besondere Anforderungen. Eltern fragen sich, nicht<br />
nur bevor ihre Kinder eingeschult werden, ob sich dieser Weg mit seinen<br />
besonderen Herausforderungen auszahlt und ob sie ihnen dabei genug<br />
helfen können – besonders, wenn sie selbst nicht genug Deutsch können.<br />
In loser Folge möchten wir Schwerpunktthemen deutschsprachiger Erziehung<br />
aufgreifen, über Hintergründe informieren und zeigen, warum<br />
sich eine deutschsprachige Schulbildung heute lohnt. Sie beruht auf einer<br />
Vortragsreihe des Fachberaters für Deutsch, Rolf Kruczinna. Die erste<br />
Folge beschäftigte sich mit den Gründen, die für eine deutschsprachige<br />
Erziehung sprechen (NZ 2/<strong>2006</strong>). Ein Schwerpunktthema in dieser Folge<br />
heißt „Deutsch in der Primarstufe – wie man schon ab der ersten Klasse<br />
deutschsprachig unterrichten kann“. Außerdem stellen wir eine Familie<br />
vor, deren Kinder eine deutschsprachige Schule besuchen und fragen, warum<br />
diese Schulbildung für Familie Nemes aus einem Dorf bei Fünfkirchen<br />
so attraktiv ist. Am Anfang stehen jedoch weitere Gründe, die für einen<br />
deutschsprachigen Unterricht sprechen.<br />
Deutsch zu lernen lohnt auch<br />
heute – aus vielen Gründen: Zunächst<br />
einmal ist es die Sprache der<br />
größten Minderheit in Ungarn. Für<br />
alle, die sich zu ihr bekennen, stellt<br />
sie immer noch eine sprachliche<br />
und kulturelle Heimat dar. Ihre<br />
Lieder, ihre Tänze, ihre Traditionen,<br />
ihre Wertvorstellungen und<br />
ihre Literatur – gesprochen, geschrieben<br />
und gesungen wurden sie<br />
über viele Jahre in deutscher Sprache,<br />
deutscher Mundart. Deswegen<br />
ist eine intensive Begegnung mit<br />
der Welt der Großeltern und Vorfahren<br />
nur möglich über diese Erzählungen,<br />
Gesänge, Überlieferungen<br />
– mit dieser Sprache als kultureller<br />
Wurzel. Auch wenn die<br />
meisten Kinder heute diese Sprache<br />
erst wieder im Kindergarten<br />
und in der Schule lernen müssen,<br />
so erleben sie ein Stück Verbundenheit<br />
mit den Vorfahren, die ihnen<br />
das Leben in diesem Land erst<br />
möglich gemacht haben.<br />
Doch Deutsch hat nach der<br />
Wende ganz neue Bedeutungen<br />
hinzugewonnen. Aus den Sprachwurzeln<br />
der Tradition werden Kinder,<br />
die heute deutschsprachig aufwachsen,<br />
für ihre Zukunft großen<br />
Nutzen ziehen. Europa wächst zusammen.<br />
Grenzen werden immer<br />
durchlässiger und in wenigen Jahren<br />
werden Menschen innerhalb<br />
der EU völlig frei leben.<br />
(Fortsetzung auf Seite 3)<br />
Tscholnok – „55 Jahre und kein<br />
bißchen leiser...“<br />
Der Tscholnoker Deutsche Nationalitätenchor lud am 22. April <strong>2006</strong> anläßlich<br />
seines 55. Jubiläums zur Festveranstaltung in die Tscholnoker<br />
Sporthalle ein. Im Programm wirkten mit: der Gesangsverein „Freundschaft“<br />
Ubstadt aus Deutschland, die Tscholnoker Blaskapelle, die<br />
Tscholnoker Nationalitätentanzgruppe, das Akkordeonduo Sax-Wieszt<br />
und der jubilierende Nationalitätenchor. (Lesen Sie weiter auf Seite 4!)<br />
Aus dem Inhalt<br />
Mit der Beilage<br />
Ungarndeutsche Christliche<br />
Nachrichten<br />
Beziehungen zwischen der<br />
Minderheitenselbstverwaltung und<br />
den zivilen Organisationen<br />
Die Minderheitenselbstverwaltung<br />
ist eine wichtige Organisationsform<br />
für die Vertretung der Interessen der<br />
jeweiligen Minderheit, allerdings<br />
nicht die einzige. In den Ortschaften<br />
existieren auch zivile Organisationen,<br />
die in verschiedenen Lebensbereichen<br />
der Minderheit eine<br />
aktive Arbeit leisten.<br />
Seite 3<br />
Konstant hohe Qualität, brillantes<br />
Spiel<br />
Der Mittelpunkt der ungarndeutschen<br />
Blasmusik war das kleine<br />
Dorf Maze/Mása.<br />
Seite 4<br />
„Du sollst dich erinnern“<br />
Im Mittelpunkt der Kulturfrühlings-Veranstaltungen<br />
im HdU<br />
stand der Auftritt der Autorin und<br />
Dokumentarfilmerin Freya Klier<br />
am letzten Mittwoch. Die gebürtige<br />
Dresdnerin und heute in Berlin lebende<br />
Klier ist mit ihrem Dokumentarfilm<br />
„Verschleppt ans Ende<br />
der Welt“ im Gepäck angereist.<br />
Seite 6<br />
Germanistentag im Rahmen des<br />
Kulturfrühlings<br />
Im Rahmen des Kulturfrühlings<br />
stand der 20. April am Germanistischen<br />
Institut der Universität Debrezin<br />
ganz im Zeichen der deutschen<br />
Sprache und Kultur. An diesem<br />
Tag sind die Regeln vertauscht<br />
und die Studierenden geben den<br />
Ton an. Im Vordergrund steht die<br />
Freude beim Umgang mit der<br />
Fremdsprache.<br />
Seite 6<br />
Das „Kirchen-Projekt“ im<br />
Schülerwohnheim<br />
Anläßlich der „Valeria Koch“-Tage<br />
in unserem deutschen Schülerwohnheim<br />
in Fünfkirchen organisierten<br />
wir dieses Jahr ein „Kirchen-Projekt“,<br />
das heißt wir richteten<br />
eine Sammlung über die Geschichte,<br />
Ausstattung und Gegenwart<br />
der Kirchen in den Heimatorten<br />
der Kinder ein.<br />
Seite 12
2 B E R I C H T E NZ <strong>19</strong>/<strong>2006</strong><br />
<strong>Neue</strong> <strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Ungarndeutsches Wochenblatt<br />
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Johann Schuth<br />
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das Nationale<br />
Kulturerbe,<br />
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D-80328 München<br />
Sólyom wird Gyurcsány vorschlagen<br />
Staatspräsident László Sólyom wird auf der konstituierenden Sitzung des<br />
neuen Parlaments am 16. Mai in Budapest Ferenc Gyurcsány für das Amt des<br />
Regierungschefs vorschlagen. Er ist der Ansicht, daß der Ministerpräsidentenkandidat<br />
der MSZP und der SZDSZ im sich neu konstituierenden Parlament<br />
über die zu seiner Wahl erforderliche Mehrheit verfügen werde, heißt es<br />
im Kommuniqué aus dem Staatspräsidentenamt.<br />
Sólyom hatte vorige Woche Unterredungen mit den Vorsitzenden der Parlamentsparteien<br />
und mit Gyurcsány geführt. Sozialistenchef István Hiller<br />
hatte bestätigt, Gyurcsány sei auch weiterhin Ministerpräsidentenanwärter<br />
seiner Partei, für die erforderliche Parlamentsmehrheit werde die Partei eine<br />
Koalition mit den Liberalen eingehen. Dasselbe hat auch Gyurcsány bei der<br />
kurzen Begegnung mit dem Staatschef bekräftigt, daß er nämlich bereit sei,<br />
die neue Regierung zu führen und er seiner Meinung nach dazu auch mit den<br />
Stimmen des künftigen Koalitionspartners rechnen könne.<br />
SZDSZ-Vorsitzender Gábor Kuncze hat bei seinem Gespräch mit dem<br />
Staatspräsidenten über den Verlauf der Koalitionsverhandlungen mit den Sozialisten<br />
und auch darüber informiert, daß seine Partei die Wahl Gyurcsánys<br />
zum Ministerpräsidenten unterstütze, heißt es in dem Kommuniqué.<br />
Ein anderer Vorschlag auf die Person des Regierungschefs sei bei den<br />
Unterredungen seitens der Parteien Fidesz, KDNP und MDF, die im neuen<br />
Parlament die Rolle der Opposition übernehmen werden, nicht verlautet.<br />
Abschied vom Gymnasium<br />
Am Vormittag des 5. Mai begann für die zweisprachige Nationalitätenklasse13/c<br />
im Tamási-Áron-Gymnasium in Budapest die Matura, am Nachmittag<br />
nahm die Klasse, 28 Schülerinnen und Schüler, Abschied von den<br />
Lehrerinnen und Lehrern sowie den Mitschülern. Klassenlehrerin Theresia<br />
Buda leitete den traditionellen Umzug durch die Unterrichtsräume in den<br />
Schulhof, wo dann die Besten von Direktorin Gariella Haynal und der Vorsitzenden<br />
der Selbstverwaltung von Schwabenberg, Maria Helmly Dicsô,<br />
belohnt wurden.<br />
FFoottoo:: BBaajjttaaii LLáásszzllóó<br />
Richtig Spaß hatten die in zeitgenössische<br />
Badeanzüge gekleideten<br />
Akteure der anläßlich des 150. Geburtstages<br />
von Sigmund Freud, einer<br />
der berühmtesten Persönlichkeiten<br />
der österreichischen Geistesgeschichte,<br />
vom Österreichischen<br />
Kulturforum in Budapest veranstalteten<br />
„psychoanalytischen Wassertaufe<br />
in drei Akten“. In den drei populärsten<br />
Bädern Budapests (Gel-<br />
Freud im Bad<br />
lért, Széchenyi, Rudas) wurden am<br />
6. Mai Texte von Freud in sechs<br />
Sprachen (Ungarisch, Russisch,<br />
Deutsch, Italienisch, Englisch,<br />
Französisch) vorgelesen. Das Wetter<br />
spielte leider nicht ganz mit.<br />
Unsere Aufnahmen entstanden im<br />
Gellért-Bad.<br />
Vom 22. – 24. Juni werden internationale<br />
und ungarische Wissenschaftler<br />
im Rahmen eines zweiein-<br />
„Zusammenhaltendes<br />
Europa<br />
– aufschließendes<br />
Ungarn“<br />
Nach der Konferenz obigen Titels,<br />
die im Rahmen zwei Jahre EU-Anschluß<br />
vorige Woche im Parlament<br />
für Zivilorganisationen stattfand,<br />
sagte der Minister für Europäische<br />
Angelegenheiten Etele Baráth, der<br />
auch die Beratung eröffnet hatte, vor<br />
Pressevertretern, im II. Nationalen<br />
Entwicklungsplan müsse der zivilen<br />
Sphäre vom ersten Moment an die<br />
Möglichkeit des aktiven Einschaltens<br />
gesichert werden. Um in Ungarn<br />
eine wirklich zusammenhaltende Gesellschaft<br />
zustandezubringen, sei die<br />
Entwicklung, die Förderung, die<br />
Ausweitung der Zivilsphäre hochnotwendig.<br />
Das heiße, und das sei<br />
das Ausschlaggebende, mehr Möglichkeiten<br />
für die Siedlungsselbstverwaltungen,<br />
die örtlichen Gemeinschaften,<br />
denn nur so könnten die<br />
drei Hauptzielsetzungen des Entwicklungsplanes<br />
realisiert werden:<br />
Umformung des Staatshaushalts,<br />
Ausweitung des Fördersystems sowie<br />
Dezentralisierung, Abbau der<br />
staatlichen Übermacht.<br />
Die Tätigkeit der zivilen Organisationen<br />
dürfe nicht nur aus dem Geldbeschaffen<br />
bestehen. Sondern es sei<br />
eine qualitative Umformung erforderlich.<br />
Diese Meinung vertrat der<br />
Direktor der Stiftung Nonprofit Informations-<br />
und Schulungszentrum<br />
(NIOK). Es müsse der rechtliche<br />
Hintergrund hergestellt werden, um<br />
die Donation und Kommunikation<br />
der Zivilen anzuregen, außerdem<br />
dürfe eine Förderung nichts mit Steuerbegünstigung<br />
zu tun haben. Damit<br />
die Zivilorganisationen auf sicheren<br />
Beinen stehen können, müsse der<br />
Staat Direkthilfe leisten.<br />
halbtägigen Freud-Symposiums<br />
unter dem Titel „Vom Rütteln am<br />
Schlaf der Welt...“ an der Akademie<br />
der Wissenschaften in Budapest<br />
breitangelegten Fragen nachgehen,<br />
um die Aktualität Freuds zu<br />
untermauern. Die Veranstaltung<br />
schließt mit einem Roundtable-Gespräch<br />
zum Thema: „Hatte Freud<br />
doch recht?“ unter der Leitung von<br />
Prof. Ferenc Erôs.
NZ <strong>19</strong>/<strong>2006</strong> G E M E I N S C H A F T E N D E R U N G A R N D E U T S C H E N<br />
3<br />
Deutsch in der Schule – von Anfang an<br />
Deutsch hat Zukunft, 2. Teil<br />
(Fortsetzung von Seite 1)<br />
Sie werden – auch zeitweise –<br />
studieren und arbeiten können, wo<br />
sie wollen. Der Schlüssel hierzu<br />
sind Fremdsprachen. Sie werden<br />
immer stärker die Grundlage für<br />
Studium, Beruf und Privatleben.<br />
Da heute mit fast 90 Millionen fast<br />
jeder fünfte Mensch in Europa<br />
Deutsch als Muttersprache spricht,<br />
lohnt es sich besonders, Deutsch zu<br />
können. Aber anders als früher, wo<br />
man nur so viel Deutsch brauchte,<br />
um im Ausland nach dem Weg zu<br />
fragen, kommt es heute darauf an,<br />
Deutsch besonders gut zu beherrschen.<br />
Denn im künftigen Europa<br />
werden sich kommunikative Strukturen<br />
und Berufspraxis so entwikkeln,<br />
daß Menschen privat und beruflich<br />
zunehmend auf eine zweite<br />
Sprache angewiesen sind. Diese<br />
müssen sie mündlich und schriftlich<br />
so differenziert, sicher und geläufig<br />
beherrschen wie ihre Muttersprache.<br />
Auch wer in Ungarn lebt,<br />
wird von seinen Deutschkenntnissen<br />
profitieren. Deutschland ist<br />
heute schon der mit Abstand wichtigste<br />
Handelspartner Ungarns.<br />
Über 40 % aller Exporte und 25 %<br />
aller Importe werden mit deutschsprachigen<br />
Partnern durchgeführt.<br />
Diese Beziehungen nutzen allen<br />
Beteiligten, und bei einem Arbeitsplatz<br />
in einer solchen Firma zahlt<br />
sich Deutsch als Grundlage für den<br />
Beruf auch im Heimatland aus.<br />
Aber werden diese Entwicklungen<br />
und Chancen auch erkannt?<br />
Spielen diese Überlegungen eine<br />
Rolle, beispielsweise im eigenen<br />
Beruf oder für die Erziehung der<br />
Kinder? Wir wollten dies genauer<br />
wissen und haben eine Familie besucht<br />
und einen Nachmittag gemeinsam<br />
verbracht, deren zwei<br />
Kinder eine deutschsprachige<br />
Schule besuchen. Wir wollten wissen,<br />
wie Eltern und Kinder mit der<br />
deutschen Sprache in Ungarn leben<br />
und arbeiten, welche Ziele sie haben<br />
und wie sie sich ihre Zukunft<br />
vorstellen. Familie Nemes lebt in<br />
einem Dorf in der Nähe von Fünfkirchen.<br />
Beide Söhne besuchen<br />
deutschsprachige Schulen. Vater<br />
und Mutter<br />
führen einen<br />
Familienbetrieb<br />
zur Reparatur<br />
und<br />
Wartung<br />
elektronischerWaagen<br />
und Etikettiermaschinen.<br />
Wenn also in<br />
einem Fünfkirchner<br />
Supermarkt<br />
Bananen abgewogen<br />
werden, und<br />
die Waage<br />
d r u c k t<br />
gleich ein Etikett mit Gewicht und<br />
Preis aus, dann wurde vielleicht<br />
diese Waage schon von Vater N.<br />
gewartet oder repariert. Da besonders<br />
viele Maschinen aus<br />
Deutschland stammen, braucht er<br />
Deutsch, um die Bedienungsanleitungen<br />
zu verstehen oder um in Budapest<br />
Ersatzteile zu kaufen. Für<br />
manche Teile, so sagt er, gäbe es<br />
gar keine ungarischen Namen:<br />
„Dieses elektronische Teil zum<br />
Beispiel heißt auch bei meinem<br />
Budapester Großhändler nur<br />
‘Brücke’. Ein anderes Beispiel sind<br />
die Bestellungen und die Geschäftskommunikation<br />
mit den<br />
Herstellerfirmen in Deutschland.<br />
Sehen Sie hier, in diesem Ordner<br />
sind sie gesammelt. Verstehen kann<br />
man sie nur, wenn man Deutsch<br />
kann. Auch die Bestellungen, die<br />
Telefongespräche und der gesamte<br />
Briefwechsel laufen deutschsprachig<br />
ab. Dabei unterstützt mich<br />
zum Glück meine Frau. Wir beide<br />
haben uns selbstständig gemacht,<br />
als unser Betrieb nach der Wende<br />
aufgelöst wurde und wir vor dem<br />
Nichts standen. Inzwischen haben<br />
wir als kleines Unternehmen eine<br />
Nische gefunden und können gut<br />
existieren. Leider haben weder<br />
meine Frau noch ich Deutsch richtig<br />
gelernt. Deswegen ist es uns<br />
wichtig, daß unsere Kinder diese<br />
Chance bekommen. Mit ihnen zusammen<br />
wollen wir die Zukunft gestalten.<br />
Da wir nur wenige Kilometer<br />
von der kroatischen Grenze entfernt<br />
sind, können wir mit unseren<br />
deutschsprachigen Kindern später<br />
auch Kunden in Kroatien und in<br />
Serbien gewinnen. Damit könnten<br />
wir unsere Zukunft als Familienunternehmen<br />
sichern. Wir wollen<br />
ein kleines Unternehmen bleiben.<br />
Wichtig ist für uns das Zusammenleben<br />
als Familie. Damit das gelingt,<br />
schicken wir unsere Kinder<br />
auf deutschsprachige Schulen.<br />
Deutsch ist bei vielen Kunden auch<br />
in den Nachbarländern noch immer<br />
eine wichtige Sprache. Oft wird sie<br />
besser gesprochen als Englisch.<br />
Mit Deutsch haben wir Vorteile,<br />
wenn wir neue Kunden gewinnen<br />
wollen.“<br />
Beziehungen zwischen der<br />
Minderheitenselbstverwaltung<br />
und den zivilen Organisationen<br />
Die Minderheitenselbstverwaltung<br />
ist eine wichtige Organisationsform<br />
für die Vertretung der Interessen der<br />
jeweiligen Minderheit, allerdings<br />
nicht die einzige. In den Ortschaften<br />
existieren auch zivile Organisationen,<br />
die in verschiedenen Lebensbereichen<br />
der Minderheit eine aktive<br />
Arbeit leisten. Die Beziehungen<br />
zwischen der Minderheitenselbstverwaltung<br />
und den zivilen Organisationen<br />
im juristischen Sinne werden<br />
unter § 30 des Minderheitengesetzes<br />
geregelt.<br />
Laut Gesetz unterhält die Minderheitenselbstverwaltung<br />
Kontakte zu<br />
den Vereinen, kann sogar eine Zusammenarbeitsvereinbarung<br />
mit ihnen<br />
schließen. Die Unterstützung<br />
der Tätigkeit von Organisationen,<br />
die von Minderheitenangehörigen<br />
freiwillig gegründet wurden, gehört<br />
zu den Aufgaben der Minderheitenselbstverwaltung.<br />
In Absatz 2 ist festgelegt, daß die<br />
verschiedenen Minderheitenvereine,<br />
Einrichtungen und andere Organisationen<br />
unter denselben Bedingungen<br />
an den staatlichen Ausschreibungen<br />
zur Unterstützung der Kultur, Schulung,<br />
Wissenschaft und Bildung der<br />
Minderheit teilnehmen können wie<br />
die örtlichen Minderheitenselbstverwaltungen.<br />
Der Aufgaben- und Befugniskreis<br />
der örtlichen Minderheitenselbstverwaltungen<br />
kann je nach den übernommenen<br />
Pflichten unterschiedlich<br />
groß sein.<br />
Wir können hier über vier Formen<br />
sprechen:<br />
1. Die Minderheitenselbstverwaltung<br />
erfüllt nur die gesetzlich vorgeschriebenen<br />
Aufgaben.<br />
2. Die Minderheitenselbstverwaltung<br />
benennt auf eigene Initiative<br />
zusätzliche Aufgaben.<br />
3. Die Minderheitenselbstverwaltung<br />
übernimmt Aufgaben von der<br />
örtlichen Selbstverwaltung.<br />
4. Die Minderheitenselbstverwaltung<br />
übergibt bestimmte Aufgaben<br />
an andere Minderheitenselbstverwaltungen<br />
derselben Minderheit.<br />
Diese vier Varianten sehen folgendermaßen<br />
aus:<br />
Die Minderheitenselbstverwaltung<br />
legt in ihrer Satzung die gesetz-<br />
Eine CD mit einer deutschsprachigen<br />
und einer ungarischsprachigen<br />
PowerPoint Präsentation zu diesen<br />
Themen ist beim Autor kostenlos<br />
erhältlich. Falls Sie darüberhinaus<br />
zum Thema „Deutsch hat Zukunft“<br />
Ihre Meinung schreiben oder mit<br />
dem Autor in Kontakt treten wollen,<br />
schreiben Sie an:<br />
Rolf Kruczinna, 7635 Pécs, Szamóca<br />
dûlô 11, Fax 06-72-511 460,<br />
rolf.kruczinna@axelero.hu<br />
lichvorgeschriebenen Aufgaben<br />
fest, übernimmt<br />
aber keine<br />
neuen Aufgaben.<br />
Die Pflichtaufgaben<br />
der<br />
Minderheitenselbstverwaltung<br />
können auf eigenen<br />
Antrag erweitert werden, so z.<br />
B. auf dem Gebiet des Unterrichts,<br />
der Erziehung, der örtlichen gedruckten<br />
und elektronischen Presse,<br />
der Traditionspflege und der Bildung<br />
der Minderheit. Zur Erfüllung<br />
dieser Aufgaben kann die MinderheitenselbstverwaltungEinrichtungen<br />
wie z.B. eine Schule oder ein<br />
Museum in eigene Trägerschaft<br />
übernehmen oder Wirtschaftsorganisationen<br />
gründen. In solchen Fällen<br />
ernennt die Minderheitenselbstverwaltung<br />
den Leiter der Organisation,<br />
bzw. übt die Gründungsrechte aus.<br />
Die Wirtschaftsorganisationen betreffend<br />
führt das Gesetz eine Einschränkung<br />
für die Beteiligung der<br />
Minderheitenselbstverwaltungen<br />
ein. Demnach darf ihre Beteiligung<br />
den Beitragssatz des Vermögens<br />
nicht übersteigen, bzw. darf die Erfüllung<br />
der Pflichtaufgaben der<br />
Selbstverwaltung nicht gefährden.<br />
Die Minderheitenselbstverwaltung<br />
kann darüber hinaus auch von<br />
der örtlichen Selbstverwaltung Aufgaben<br />
übernehmen, ausgenommen<br />
die Aufgaben und Befugnisse, die<br />
die Kommunalbetriebe betreffen.<br />
Des weiteren besitzen die örtlichenMinderheitenselbstverwaltungen<br />
das Recht, Aufgaben und<br />
Befugnisse auf eine andere Minderheitenselbstverwaltung<br />
derselben<br />
Minderheit zu übertragen. Dazu<br />
müssen sie ein Abkommen schließen,<br />
in dem genau festgelegt wird,<br />
welche Aufgaben an die andere<br />
Minderheitenselbstverwaltung<br />
übergeben werden. Es entsteht ein<br />
dreiseitiges Abkommen zwischen<br />
den betroffenen örtlichen (Minderheiten)Selbstverwaltungen<br />
und der<br />
Landesselbstverwaltung gemäß den<br />
Bestimmungen in § 30/b Absatz 3<br />
des Gesetzes.<br />
Der Gesetzgeber erlaubt die Übertragung<br />
verschiedener Aufgaben außer<br />
den Aufgaben, die die Minderheitenselbstverwaltung<br />
von der örtlichen<br />
Selbstverwaltung übernommen<br />
hat.<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an:<br />
Olívia Schubert<br />
Amt für Nationale und Ethnische<br />
Minderheiten<br />
Deutsches Referat<br />
E-Mail: s.olivia@mail.datanet.hu<br />
Tel.: 06-1-266-6343/104<br />
Internet: www.nekh.gov.hu
4<br />
(Fortsetzung von Seite 1)<br />
Die Geschichte dieses Chors begann<br />
im Jahr <strong>19</strong>51... Damals taten<br />
sich engagierte Jugendliche zusammen,<br />
um etwas für die Pflege der<br />
deutschen Traditionen zu tun. Sie<br />
sangen, tanzten und spielten Theater.<br />
Es gab auch gute Musikanten, alles<br />
war gegeben, um erfolgreich zu sein.<br />
Die erfolgreichsten Ereignisse der<br />
Anfangsjahre waren die Kulturrundreisen<br />
durchs Land, die vom Deutschen<br />
Verband in Budapest organisiert<br />
wurden. Sie kamen in die Komitate<br />
Branau, Bekesch, Weißenburg<br />
und selbstverständlich ins Komitat<br />
Komorn. Mit ihren Auftritten erhöhten<br />
sie das Ansehen der Gemeinde.<br />
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit<br />
mögen hier einige Namen genannt<br />
werden. Diese Personen galten als<br />
Der Mittelpunkt der ungarndeutschen<br />
Blasmusik war das kleine Dorf<br />
Maze/Mása am 29. April. Neun<br />
Blaskapellen aus der Region Süd trafen<br />
sich zum Wertungsspiel, um sich<br />
für das Galakonzert in Großmanok<br />
zu qualifizieren. Angetreten waren<br />
die Stadtblaskapelle von Bonnhard<br />
unter Kapellmeister János Havasi,<br />
unter der Stabführung von Josef<br />
Apaceller spielte die Stadtkapelle<br />
Petschwar. Die Antal-Kraul-Blaskapelle<br />
aus Waschkut, Leitung György<br />
Huzsvary und Csaba Vörös, die<br />
Dorfmusikanten aus Bawaz, Kapellmeister<br />
András Wölfling und die Jugendblaskapelle<br />
aus Lippwar mit ihrem<br />
Leiter Zsolt Maronics bildeten<br />
den ersten Block dieser Veranstaltung.<br />
Nach der Pause hörten wir –<br />
den Hausherrn – die Bergmannska-<br />
G E M E I N S C H A F T E N D E R U N G A R N D E U T S C H E N NZ <strong>19</strong>/<strong>2006</strong><br />
Tscholnok – „55 Jahre und kein bißchen leiser...“<br />
Motoren der Kulturgruppen: Josef<br />
Meixner, Franz Reichenbach oder<br />
der beliebte Josef Seregi. Die Reihe<br />
kann mit Elisabeth Selmeczi und Josef<br />
Holl fortgesetzt werden, die jetzt<br />
bei der Gala anwesend waren.<br />
Der Deutsche Verband war ein<br />
echter Förderer der Kulturgruppe, zuerst<br />
durch Dr. Friedrich Wild und<br />
später durch Géza Hambuch, der<br />
auch der Einladung zum diesjährigen<br />
Jubiläum gerne gefolgt ist. Die Kulturgruppe<br />
nahm <strong>19</strong>72 am Volksmusikfestival<br />
des Ungarischen Rundfunks<br />
teil. Dort im Radio jodelten<br />
auch Franz Tafferner und seine Frau<br />
Baba. Sie gehören auch heute zu den<br />
aktivsten Chormitgliedern. Ebenso<br />
wie Robert Major, der der Vorsitzende<br />
des Chores ist.<br />
<strong>19</strong>86, anläßlich des 35jährigen Bestehens,<br />
kam es zu einer Neugestal-<br />
tung des Chores. Die musikalische<br />
Leitung übernahm der Pädagoge, Dirigent<br />
Johann Fódi. Das ist nun 20<br />
Jahre her... Die alten Traditionen fortsetzend<br />
sammelten sie das „schwäbische<br />
Liedgut“, sie lernten die Lieder<br />
und gaben sie weiter, sie nahmen an<br />
unzähligen Festivalen, Chortreffen<br />
und Qualifizierungen teil. Inzwischen<br />
kamen auch Partnerschaften in<br />
Deutschland mit Ubstadt-Weiher und<br />
Jettingen-Scheppach zustande.<br />
Nun zum Festprogramm! Nach<br />
den Begrüßungsworten von Bürgermeister<br />
Josef Vértes und des stellvertretenden<br />
Bürgermeisters Leonard<br />
Bader aus der Partnerstadt Ubstadt-<br />
Weiher sowie des Vorsitzenden des<br />
Tscholnoker Vereins in Deutschland<br />
Dr. Harald Bürger konnten sich die<br />
Gäste davon überzeugen, warum die<br />
Tscholnoker seit 55 Jahren so einen<br />
Maze war Zentrum der ungarndeutschen Blasmusik<br />
Konstant hohe Qualität, brillantes Spiel<br />
pelle von Mase, Leitung Gábor<br />
Pecze sowie die Blaskapelle aus Wemend<br />
mit ihrem Kapellmeister János<br />
Hahn und die Deutsche Nationalitäten-Blaskapelle<br />
von Ungarischsek,<br />
Leitung Zsolt Maronics. Das Finale<br />
bildete dann die „Roger Schilling“-<br />
Blaskapelle Paks unter Josef Fricz.<br />
Wunderschön eingestimmt wurden<br />
wir durch eine gemeinsame Darbietung<br />
aller Blaskapellen im Hofe<br />
des Veranstaltungsortes. Zur offiziellen<br />
Eröffnung des Wertungsspieles<br />
erklangen die ungarische Hymne<br />
und die Hymne der Ungarndeutschen.<br />
Nach den üblichen Begrüßungsworten<br />
wurde es musikalisch<br />
ernst. Die einzelnen Kapellen spielten<br />
mit Können und Begeisterung ihr<br />
Programm, so daß es einem Laien<br />
wie mir schwerfiel, eine Wertung zu<br />
erstellen. Umso mehr freute es mich,<br />
daß mein innerer Geheimtip auch<br />
von der Jury so bewertet wurde, wie<br />
ich es erhoffte. Diese Überraschungskapelle<br />
waren die Dorfmusikanten<br />
aus Bawaz, die mit dem „1.<br />
Preis mit Auszeichnung“ belohnt<br />
wurden. Ebenso wurden die Hausherren<br />
und mehrfachen Preisträger<br />
aus Mase, die Bergmannskapelle unter<br />
Gábor Pecze und die „Roger<br />
Schilling“-Blaskapelle aus Paks mit<br />
dem „1. Preis mit Auszeichnung“ bedacht.<br />
Diese drei Blasmusikkörper<br />
haben dadurch die Möglichkeit, bei<br />
der landesweiten Gala der ungarndeutschen<br />
Blaskapellen in Großmanok<br />
dabeizusein und ihr Können mit<br />
den anderen Kapellen zu messen.<br />
Alle anderen Musikkapellen wurden<br />
mit dem 1. Preis bedacht.<br />
Die Gastgeber-Blaskapelle aus Mase Die Blaskapelle aus Wemend<br />
hervorragenden Ruf genießen. In lockerer<br />
Folge wurden ungarndeutsche<br />
Volkslieder vorgetragen. Die deutschen<br />
Gäste, der Gesangsverein<br />
„Freundschaft“, boten in hervorragender<br />
Stimmqualität Spirituals, Musicalsongs<br />
und deutsche Volkslieder<br />
dar. Aufgelockert wurden die Gesangsdarbietungen<br />
durch Volkstanzeinlagen<br />
der Tscholnoker Nationalitätentanzgruppe<br />
und durch die von<br />
Johann Fodi geleitete Tscholnoker<br />
Blaskapelle. Das Publikum war von<br />
den Darbietungen begeistert und<br />
spendete reichlich Applaus.<br />
Nach der Überreichung der Gastgeschenke,<br />
auch der Landesrat stellte<br />
sich mit einem Geschenk ein, schloß<br />
diese überaus gelungene Veranstaltung<br />
mit einem gemütlichen Beisammensein<br />
aller Teilnehmer und<br />
Ehrengäste im Kulturhaus. M. M.<br />
Die Zeit bis zur Preisverleihung<br />
wurde mit einem gemeinsamen Festkonzert<br />
überbrückt, hier hatte jede<br />
Kapelle noch einmal die Gelegenheit,<br />
zu zeigen, was sie können – und<br />
sie taten es auch!<br />
Mir bleibt nur noch, die konstant<br />
hohe Qualität der einzelnen Kapellen<br />
zu loben, ihr brillantes Spiel zu<br />
erwähnen und mich auf das Galakonzert<br />
Ende Oktober zu freuen. Ein<br />
Dank sei noch allen Mitarbeitern der<br />
Deutschen Selbstverwaltung und<br />
den Organisatoren für die reibungslose<br />
Abwicklung des Geschehens<br />
ausgesprochen. Es tat gut, diese Kapellen<br />
zu hören – dieser Meinung<br />
war auch das zahlreich erschienene<br />
Publikum!<br />
Manfred Mayrhofer
NZ <strong>19</strong>/<strong>2006</strong> G E S C H I C H T E N 5<br />
Es dauerte nicht lange, und in<br />
Berghof redeten die Leute an<br />
allen Ecken und Enden vom<br />
Schrecken, der Tag und Nacht in ihrer<br />
Seele herumgeisterte.<br />
Am Abend saßen die Alten auf<br />
den Bänken vor ihrem Haus. Oft<br />
saßen sie nur so dort, stützten sich<br />
auf ihren Stock, als suchten sie in<br />
ihren Gedanken nach Erinnerungen,<br />
als wollten sie sich an die heile<br />
Welt ihrer Jugendjahre erinnern.<br />
Nach dem Hochamt wurde es auch<br />
im Wirtshaus immer lauter... Martin<br />
Schermann war von den Gendarmen<br />
im Gemeindehaus windelweich<br />
geschlagen worden. Und an<br />
einem warmen Sommertag geschah<br />
es dann. Die Familie Kleinfelder<br />
arbeitete auf dem Weinberg. Großvater,<br />
Großmutter und die Bäuerin.<br />
Gegen zehn Uhr prallte die Sonne<br />
schon warm auf die Weingärten<br />
nieder. Ferdi, ihr Bub, wäre am<br />
liebsten unter den schattigen Bäumen<br />
geblieben. Seinen Strohhut<br />
stülpte er auf einen Pfahl, wischte<br />
sich den Schweiß von seinem<br />
sommersprossigen Gesicht und<br />
blickte hinab in die Ferne auf die<br />
weite Ebene. Kukuruzfelder, Rübenfelder,<br />
Wiesen, und ganz weit<br />
der dunkle Fleck der Gemeindewälder.<br />
„Kathi“, sagte der Großvater zur<br />
Bäuerin, „ich meine, es wäre schon<br />
richtig, wenn du in unser Kellerhaus<br />
hinabgehen würdest.“<br />
„Das hat noch Zeit, Vater. Ich habe<br />
ja schon alles auf dem Sparherd zurechtgestellt.“<br />
„S<br />
chon gut, schon gut, mein<br />
Kind, du weißt, Bohnen<br />
brauchen Zeit. Dazu noch<br />
weichgekochter Schinken! Ich habe<br />
schon den feinen Duft der Bohnensuppe<br />
mit Schinken in der Nase. So<br />
ein Schmaus vergoldet den Tag! Und<br />
was die Leute so herumreden ist mir<br />
Wurst! Wischi-Waschi!“<br />
„Nur nicht so heftig, Vater!“<br />
„Warum denn nicht? Da wird halt<br />
alles übertrieben! Jawohl! Unser<br />
Grund und Boden. Jawohl!“<br />
„Schon gut!“<br />
„Leere Quatscherei!“<br />
„Großvater!“ rief Ferdi.<br />
„Schon gut! Und was die Kommission<br />
betrifft. Die haben mit ihren<br />
Kutschen den Staub aufgewirbelt<br />
und sind davongefahren. Mehr als<br />
ein Monat, daß sie in Berghof waren...“<br />
„Großvater!“ rief Ferdi wieder. Er<br />
setzte seinen Hut auf und lief hinaus<br />
zum Weg.<br />
„Großvater! Komm! Schnell!“<br />
„Was hast denn schon wieder?“<br />
Guck mal hinab auf den Fahrweg!“<br />
„Ich komme ja schon.“<br />
„Vater! Ist was passiert?“<br />
„Pferdewagen! Drunten auf dem<br />
Fahrweg. Eine Staubwolke!“<br />
„Mein Gott!“ sagte Großmutter<br />
mit zittriger Stimme.<br />
„H<br />
ast Recht, Ferdinand!<br />
Nacheinander die Wagen.<br />
Laßt eure Hacken stehen!“<br />
„Jesmeinjosef! Soviel Wagen! Ich<br />
habe noch nie so viele gesehen! Wagen<br />
um Wagen.“<br />
„Die kommen! Die Serben kommen!<br />
Jetzt sind sie da! Lieber Gott! Sei<br />
uns gnädig! Die bringen das Baumaterial!<br />
Eine Fuhre nach der anderen.<br />
Ziegel, Bausteine, Dachziegel, Bauholz.<br />
Mein Gott! Aber das ist doch<br />
unser Grund und Boden! Wohin<br />
gehst denn, Kathi?“<br />
„Ins Kellerhaus. Die Bohnen mit<br />
dem Schinken bleiben steinhart,<br />
wenn wir nur den Wagen nachschauen.“<br />
„Die werden uns alles nehmen!<br />
Guckt mal, die Bauarbeiter kommen<br />
zu Fuß.“<br />
Sie kamen auf dem staubigen<br />
Fahrweg aus der Stadt. Ab und zu<br />
ritten Gendarmen vorbei. Die Arbeiter<br />
trugen Pluderhosen, serbische<br />
Riemenschuhe, Hüte ohne Krempe.<br />
Man brachte sie aus dem weiten Bosnien.<br />
Ab und zu sangen sie traurige<br />
Lieder von hohen Bergen, von Liebe<br />
und kargem Leben. Die Berghofer<br />
fürchteten sich immer mehr vor diesen<br />
fremden Männern, besonders vor<br />
ihren Blicken, wie sie den Mädels<br />
nachschauten.<br />
Die Gendarmen kamen oft an den<br />
Bauernhäusern vorbei. Hie und da<br />
blieben sie auch stehen, guckten still<br />
über den Zaun in den Hof, dann fragten<br />
sie wieder dasselbe:<br />
„Alles in Ordnung, Baba? Nix<br />
schlimm?“<br />
„Is gut! Vrlo dobro (Sehr gut).“<br />
„Alles in Ordnung.“<br />
„Is gut. Dobro! Vrlo dobro (sehr<br />
gut)! Wo is Deda?“<br />
„Toni komm, du hast Besuch!“<br />
Opa Toni kam auch schon mit seiner<br />
Schnapsflasche.<br />
„Rakija dobro, Deda! Alles in<br />
Ordnung? Wenn nicht, du sagen<br />
uns.“<br />
„Na klar! Noch ein Rakija?“<br />
Mit der Zeit entstanden Freundschaften,<br />
Männerfreundschaften unter<br />
den serbischen Gendarmen und<br />
den alten Schwaben.<br />
„Wie dein Name. Ich habe vergessen.“<br />
„Heinrich. Heinrich Weber.“<br />
„Sehr gut, is sehr gut. Ich Milenko,<br />
er Stevo.“<br />
„Schön.“<br />
„Du mußt aufpassen, Heinrich!<br />
Kommen Lopovi (Räuber) und trinken<br />
dein Rakija! Is nicht gut! Du sagen<br />
Milenko und Stevo. Razumesch<br />
(verstehst) du alte Heinrich?“<br />
„Ja.“<br />
„Is gut.“<br />
Sie saßen vor dem Weberschen<br />
Bauernhaus auf den Steintreppen und<br />
wurden immer einsilbiger.<br />
„Immer polako (langsam), Heinrich.“<br />
„Immer langsam und Rakija. So!“<br />
„Die aus Bosnien singen immer<br />
traurig. Auch in Nacht traurig.“<br />
„Ja. Die in der Nähe zur Baustelle<br />
wohnen, hören auch in der Nacht ihre<br />
bittere Stimme.“<br />
Klagelieder sangen sie. Sie sangen<br />
von den großen, schwarzen Bergen.<br />
Dann und wann schnappten die Gendarmen<br />
nachts einige von der Bau-<br />
Ludwig Fischer<br />
Damals in Berghof<br />
IV. Teil<br />
stelle, auf frischer Tat. Sie brachten<br />
sie auf den Hof, wo sie im Hühnerstall<br />
stehlen wollten.<br />
„Schlagt sie doch nicht tot!“ riefen<br />
die Bäuerinnen. „Mein Gott! Wir geben<br />
ihnen lieber die Gans!“<br />
„Du nicht reden, Bäuerin! Wir<br />
müssen diese Leute erziehen!“ sagte<br />
ein Offizier mürrisch. „Sie sollen<br />
nicht stehlen! Das werden wir ihnen<br />
noch beibringen! Ich verspreche es<br />
euch! Mein Vater und Großvater waren<br />
Priester. Prawoslawische<br />
Priester!“<br />
A llmählich<br />
sah man auch schon<br />
die Umrisse der serbischen<br />
Gasse. Um sechs Uhr in der<br />
Früh war schon reges Hin und Her<br />
auf der Baustelle zu sehen. Lärm,<br />
derbes Fluchen, Schubkarren knarrten.<br />
Auf dem staubigen Fahrweg<br />
brachten Pferdewagen und Ochsengespann<br />
Baumaterial. Im dicken<br />
Rauch und Dampf kochte die Einbrennsuppe<br />
in den Kesseln. Ab und<br />
zu kamen auch die Berghofer an den<br />
Baustellen vorbei. Den Mädchen und<br />
jungen Bäuerinnen schrieen die<br />
Männer nach. Die Alten gingen auch<br />
nicht gern den Weg, der an den Baustellen<br />
vorbei- und auf den Weinberg<br />
führte.<br />
„Adam, hast alles dicht gemacht?“<br />
fragte die alte Bäuerin, die einen<br />
Korb auf dem Kopf trug. „Hast du<br />
die Einfahrt und das Tor geschlossen?“<br />
„Hab ich schon!“ Er nagte an seiner<br />
Pfeife und eilte ihr nach.<br />
„Die Gendarmen können unser<br />
Haus auch nicht ständig bewachen.<br />
Meinst du nicht? Auf die Dauer<br />
nicht!“<br />
„Hat uns der liebe Gott auch bestraft“<br />
Hast Rex losgelassen?“<br />
„Hab ich. Wie gut, daß wir so einen<br />
großen Hund haben! Blick mal<br />
hinunter, Lene! Von hier sieht man<br />
die ganze Baustelle.“<br />
„Das Wirtshaus steht schon.“<br />
„Dort saufen sie sich jeden Abend<br />
voll. Mir kommt wieder kein Schlaf<br />
in die Augen.“<br />
„Die Baßgeige hörte ich auch. Das<br />
Brummen der Baßgeige.“<br />
„Und das Gejohle? Die Schlägerei?<br />
Die Männerstimme?“<br />
„Männerstimme?“<br />
„Das verzweifelte Rufen eines<br />
Mannes.“<br />
„Majko! Seine Majko sollte ihm<br />
bestimmt helfen.“<br />
Bald kamen sie auf den Hohlweg.<br />
„W<br />
omit haben wir das verdient?<br />
In Berghof war<br />
es nicht Brauch, die Tü-<br />
ren Tag und Nacht zu schließen.“<br />
„Nein, nein! Im Hochsommer<br />
schlief man bei offenen Fenstern und<br />
Türen.“<br />
„Bestimmt! Die frisch gewaschene<br />
Wäsche konnte man die ganze Nacht<br />
auf dem Hof lassen. Jetzt wird alles<br />
gestohlen, was nicht niet- und nagelfest<br />
ist.“<br />
Ende August hatten sie auch die<br />
bekannten Gendarmen versetzt. Die<br />
zwei aus Kroatien waren oft bei den<br />
Bauern eingekehrt. Sie setzten sich<br />
mit den schwäbischen Bauern an einen<br />
Tisch. Oft schimmerten Tränen<br />
in ihren Augen. Ihre Gewehre stellten<br />
sie in die Ecke.<br />
„Gott beschütze euch, Onkel Michel!“<br />
sagte Josip und reichte ihm die<br />
Hand. „Nicht weinen, Tante Rosi!<br />
Das Leben geht weiter. Wir beide<br />
wollten euch ohne Auffallen helfen.<br />
Leider haben sie uns weit weg, nach<br />
Kosovo versetzt.“<br />
Die neu eingestellten Gendarmen<br />
blieben oft stehen. Sie standen dort<br />
bei den Zäunen, guckten mißtrauisch<br />
in die Höfe, als suchten sie etwas;<br />
und die Leute erinnerten sich immer<br />
wieder an die Gendarmen, die nach<br />
Kosovo versetzt wurden. Ab und zu<br />
versuchten sie es auch mit einem fahlen<br />
Lächeln, mit einem „Dobar<br />
dan!“, die Gendarmen schauten aber<br />
nur mißtrauisch und gingen weiter.<br />
Hochsommer. Hitze. Die Leute aus<br />
Berghof aber waren auf den Feldern<br />
und in den Weingärten. Weizen, Gerste<br />
und den Hafer hatte man schon auf<br />
dem Boden, es stand der Mais bevor.<br />
Die reiche Ernte erfreute den Bauern<br />
und die Bäuerin. Auch der Anblick<br />
der Felder und Wiesen, das kühle<br />
Grün der Weinstöcke mit den reifenden<br />
Trauben, tief in der Seele hatte<br />
man aber die quälende Frage: Ist denn<br />
daheim in Haus und Hof alles in Ordnung?<br />
Vielleicht suchen gerade<br />
fremde Hände in den Schränken nach<br />
Geld. Von unten, von der Baustelle<br />
her hörte man immer lauter das<br />
Hämmern der Handwerker. Sie nagelten<br />
schon die Latten auf die Balken.<br />
„Die wollen noch vor Herbst die<br />
Häuser abdecken. In den Räumlichkeiten<br />
können sie auch im Winter arbeiten“,<br />
meinte nach einer kleinen<br />
Verschnaufpause Opa Mohlmann.<br />
„Und was dann?“ stützte sich Oma<br />
auf ihre Weingartenhacke. „Die Arbeiter<br />
und Handwerker ziehen weiter,<br />
aber was kommt nach? Hast mit Ribar<br />
gesprochen?“<br />
„Hab ich nicht! Der weiß auch<br />
nicht mehr.“<br />
„M<br />
ein Gott! Warum mußten<br />
wir all das erleben? Un-<br />
sere Ahnen haben alles<br />
von den ungarischen Grundbesitzern<br />
erhalten, und dann kommen diese<br />
Leute und nehmen uns alles.“<br />
(Fortsetzung folgt)
6 K U L T U R F R Ü H L I N G<br />
„Du sollst dich erinnern“<br />
Kulturfrühling im HdU geht in die zweite Runde<br />
Im Mittelpunkt der Kulturfrühlings-<br />
Veranstaltungen im HdU stand der<br />
Auftritt der Autorin und Dokumentarfilmerin<br />
Freya Klier (auf dem Foto<br />
mit Andreas Bock) am letzten Mittwoch.<br />
Die gebürtige Dresdnerin und<br />
heute in Berlin lebende Klier war einer<br />
gemeinsamen Einladung der ifa-<br />
Kulturassistenz im Haus der Ungarndeutschen<br />
und der Konrad-Adenauer-Stiftung<br />
Budapest gefolgt und<br />
mit ihrem Dokumentarfilm „Verschleppt<br />
ans Ende der Welt“ im Gepäck<br />
angereist.<br />
Der Film von <strong>19</strong>93 thematisiert<br />
Schicksale deutscher Frauen, die am<br />
Ende des Zweiten Weltkriegs in sibirische<br />
Arbeitslager deportiert wurden.<br />
Dabei geht es Freya Klier nicht<br />
darum, die Toten aufzurechnen oder<br />
die Opfer zu klassifizieren. Ihre Dokumentation<br />
holte die Frauen, die am<br />
Ende des Zweiten Weltkrieges (viele<br />
als junge Mädchen) in die Sowjetunion<br />
verschleppt wurden und in Lagern<br />
die deutsche Kriegsschuld abarbeiteten,<br />
aus einer Jahrzehnte währenden<br />
Tabuisierung. Neben dem<br />
historischen Hintergrund der Deportationen<br />
und den schmerzlichen Erlebnissen<br />
der Spurensuche zeigt der<br />
Film auch die Lebenssituation der<br />
Menschen in Sibirien und schildert<br />
die warmherzige Begegnung zwischen<br />
Frauen, die einst als „Sieger<br />
und Besiegte“ aufeinander trafen.<br />
Am Beispiel dreier betroffener<br />
Frauen erzählt Klier dieses bis dahin<br />
wenig beachtete dunkle Kapitel der<br />
Nachkriegsgeschichte und arbeitet<br />
auf diese Weise ganz nach ihrem<br />
Motto „Du sollst dich erinnern“, das<br />
auf ihrer Internetseite als elftes Gebot<br />
auftaucht.<br />
Über diese Frauen, die diesen<br />
Krieg weder anzettelten noch führten,<br />
ihn aber mit ihrer Gesundheit<br />
oder dem Leben bezahlen mußten,<br />
existieren nur wenig biographische<br />
Unterlagen. „Im Osten durften sie<br />
nicht erwähnt werden, im Westen fielen<br />
sie dem Lagergefecht der Generationen<br />
zum Opfer“, erklärt Klier in<br />
dem sich an den Film anschließenden<br />
Gespräch mit dem Publikum. Ihr<br />
gleichnamiges Buch zum Film, aus<br />
dem auch ein Absatz zu den Verschleppungen<br />
deutscher Frauen aus<br />
Ungarn vorgetragen wurde, fand reißenden<br />
Absatz. Klier stellt in ihrem<br />
Buch die Frauen als unschuldige Opfer<br />
eines erbarmungslosen Vernichtungsfeldzuges<br />
der deutschen Wehrmacht<br />
und eines ebenso erbarmungslosen<br />
Zurückschlagens durch die<br />
Rote Armee dar. Kliers Arbeit ist als<br />
außerordentlich wichtiger Beitrag<br />
zur Aufarbeitung dieser Geschehnisse<br />
gilt.<br />
Der Aufenthalt Freya Kliers in Budapest<br />
umfaßte zudem einen Vortrag<br />
im deutschsprachigen Thomas-<br />
Mann-Gymnasium. Dort erzählte sie<br />
sehr ergreifend von ihrer Jugend in<br />
der totalitären DDR, in der sie sich<br />
neben ihrer Tätigkeit als Schauspielerin<br />
und Regisseurin an verschiedenen<br />
Theatern auch als Mitbegründerin<br />
der Friedensbewegung hervortat.<br />
Gemeinsam mit ihrem Mann, dem<br />
Liedermacher Stephan Krawczyk,<br />
trat sie in evangelischen Kirchen der<br />
DDR auf. Beide galten als landesweit<br />
bekannte bürgerrechtliche Kristallisationsfiguren.<br />
Doch mit dem<br />
Engagement in der kirchlichen Oppositionsbewegung<br />
wuchs auch der<br />
politische Druck auf Freya Klier. Die<br />
Folge waren staatliche Schikanen<br />
und sogar ein Anschlag auf ihr Leben.<br />
Im Jahr <strong>19</strong>88 wurde sie zunächst<br />
verhaftet und schließlich aus<br />
der DDR zwangsausgebürgert. Anhand<br />
ihrer eigenen Biographie, die<br />
vom Kampf für Freiheit, Menschenrechte<br />
und Demokratie in der ehemaligen<br />
DDR geprägt war, erzählte sie<br />
vor ca 100 Gymnasiasten im Veranstaltungssaal<br />
der Schule von der Situation<br />
junger Leute in der DDR<br />
nach dem Bau der Mauer. Von der<br />
Gefahr, westliche Musik zu hören,<br />
sich öffentlich in größeren Gruppen<br />
zu versammeln oder von ihrem Plan,<br />
aus der DDR nach Schweden zu fliehen,<br />
dessen Geschichte sich wie ein<br />
Krimi anhört und letztlich von der<br />
Staatssicherheit vereitelt wurde. An<br />
den vielfältigen Fragen der Schüler,<br />
die sich im Unterricht intensiv auf<br />
den Vortrag vorbereitet hatten, wurde<br />
deutlich, wie gefesselt diese von den<br />
Erzählungen Kliers waren. Zudem<br />
kam heraus, welch wichtige Rolle<br />
politische Bildungsveranstaltungen<br />
in Schulen spielen. So erscheint es<br />
sinnvoll, die Kooperation mit politischen<br />
Stiftungen wie der Konrad-<br />
Adenauer-Stiftung auch in Zukunft<br />
zu suchen. A. B.<br />
Im Rahmen des Kulturfrühlings<br />
stand der 20. April am Germanistischen<br />
Institut der Universität Debrezin<br />
ganz im Zeichen der deutschen<br />
Sprache und Kultur. Der<br />
Germanistentag blickt bereits auf<br />
eine langjährige Tradition zurück.<br />
An diesem Tag sind, wie die Leiterin<br />
des Instituts Anna Molnár betonte,<br />
die Regeln vertauscht und<br />
die Studierenden geben den Ton an.<br />
Im Vordergrund stehen die Freude<br />
beim Umgang mit der<br />
Fremdsprache und das<br />
gesellschaftliche Miteinander.<br />
Lange bereitete<br />
sich eine engagierte<br />
Gruppe von Studenten<br />
auf den Tag vor<br />
und gab den sonst<br />
ernsthaften Räumlichkeiten<br />
des Seminars<br />
eine fröhliche Färbung.<br />
Am Buffet konnte<br />
gegen geringe Beträge<br />
geschlemmt werden,<br />
und unter dem<br />
Motto „Jugend<br />
forscht“ legten Studierende<br />
ihre aktuellen<br />
Forschungsfragen dar.<br />
In diesem Jahr begrüßte das Institut<br />
ganz besondere Gäste: drei<br />
Damen aus Schwabendorf/Kôszegfalva.<br />
Eine Studiengruppe um Dr.<br />
Péter Maitz und Zsófia Babai<br />
forscht in einem Seminar zum<br />
Thema Kontaktlinguistik und<br />
Sprachinselforschung. Die Studierenden<br />
reisten in das schwäbische<br />
Dorf, um dort Materialien für ihre<br />
Untersuchungen zu sammeln. Die<br />
drei sympathischen Frauen Irén Su-<br />
NZ <strong>19</strong>/<strong>2006</strong><br />
Germanistentag im Rahmen des<br />
Kulturfrühlings<br />
lyok, Ilona Wurst und Ilona Radványi<br />
bereiteten den jungen Leuten<br />
dort ein herzliches Willkommen<br />
und gaben bereitwillig Auskunft.<br />
Einem Gegenbesuch stand nun<br />
nichts mehr im Wege.<br />
Die schwäbischen Damen (Foto)<br />
waren die Stars des Germanistentages.<br />
Bei der Eröffnung gaben sie im<br />
Dirndl ihre schwäbischen Lieder<br />
vor großem Publikum zum besten,<br />
und später boten sie selbstgekochte<br />
und -gebackene Spezialitäten wie<br />
„Cigenudli“ an. Leicht konnte man<br />
mit ihnen ins Gespräch kommen<br />
und sie zu Sitten und Bräuchen befragen.<br />
Sportlicher Höhepunkt des Tages<br />
war das Fußballspiel zwischen Studierenden<br />
und Dozenten, dessen<br />
Sieg eindeutig auf das Konto der<br />
Lehrkräfte ging: Sie gewannen 2 : 0.<br />
„Studieren und Forschen in Deutschland –<br />
aus ungarischer Sicht“<br />
Im Rahmen des „Kulturfrühlings“,<br />
der deutschen Kultur- und Bildungswochen<br />
in Ungarn, hat das Budapester<br />
Informationszentrum des<br />
Deutschen Akademischen Austauschdienstes<br />
(DAAD) Menschen<br />
aus Ungarn, die zum Studieren oder<br />
zur wissenschaftlichen Forschung<br />
einige Zeit in Deutschland verbrachten,<br />
zu einem Kreativwettbewerb<br />
aufgerufen. In Bildern und Texten<br />
erzählen sie über ihre ganz persön-<br />
lichen Erfahrungen und Erlebnisse<br />
aus dem akademischen und alltäglichen<br />
Leben in Deutschland, natürlich<br />
immer mit ungarischen Augen<br />
gesehen.<br />
Diese vielfältigen Eindrücke vom<br />
Studieren und Forschen in Deutschland<br />
präsentiert das DAAD-Informationszentrum<br />
nun im Rahmen einer<br />
Ausstellung an der deutschsprachigen<br />
Andrássy-Universität in Budapest.<br />
Neben den subjektiven Im-<br />
Antje Kohlrusch<br />
pressionen bietet die Ausstellung<br />
viele praktische Informationen für<br />
alle, die sich für zukünftige Studienund<br />
Forschungsaufenthalte in<br />
Deutschland interessieren. Dabei<br />
werden auch Stipendienmöglichkeiten<br />
und Förderprogramme vorgestellt.<br />
Die Ausstellung kann bis 20.<br />
Mai täglich zwischen 8 und 20 Uhr<br />
in der Cafeteria der Andrássy-Universität<br />
besucht werden (Budapest<br />
VIII., Pollack Mihály tér 3).
NZ <strong>19</strong>/<strong>2006</strong><br />
U N G A R N D E U T S C H E C H R I S T L I C H E N A C H R I C H T E N 11<br />
Ungarndeutsche<br />
Christliche<br />
Nachrichten<br />
328<br />
Alle Gute<br />
kommen von<br />
oben<br />
Wenn man in Berlin mit der S-<br />
Bahn die Stationen Schönhauser<br />
Allee und Gesundbrunnen fährt,<br />
kann man auf einer Hauswand<br />
eine Graffiti-Schrift entdecken:<br />
Alles Gute kommt von oben. Ich<br />
bin nicht der einzige, der diese<br />
Schrift bemerkt hat, manchmal ergeben<br />
sich interessante Gespräche,<br />
Bemerkungen und Kommentare<br />
zu diesem Satz. Die Menschen<br />
kommentieren den Satz<br />
meistens so: „Bald fällt sicher etwas<br />
aus einem Fenster runter...“<br />
Eine Pessimistin machte folgende<br />
Bemerkung: „Gutes gibt es unten<br />
und auch oben nicht.“ Und ein alter<br />
Herr sagte, als er die Schrift gelesen<br />
hatte, nachdenklich halblaut:<br />
„Bald ist Pfingsten...“<br />
Ja, am Pfingstfest erinnern wir<br />
uns wirklich daran, daß alles Gute<br />
von oben kommt. Was wäre auch<br />
aus uns ohne das Pfingstereignis<br />
geworden? Die Jünger und Jüngerinnen<br />
wären in die Agonie verfallen,<br />
hätten sich ins Private zurückgezogen,<br />
vielleicht noch hier<br />
und da von den merkwürdigen Ereignissen<br />
in Jerusalem berichtet.<br />
Vom leeren Grab und den Begegnungen<br />
mit dem Auferstandenen.<br />
Es ist das weithin kaum beachtete<br />
Pfingsten, das alles in Bewegung<br />
bringt. Türen werden geöffnet.<br />
Menschen überwinden ihre Angst,<br />
beginnen sogar in anderen Sprachen<br />
zu sprechen und die Schranken<br />
der Nation und Kultur zu<br />
überwinden. Der Geist Gottes<br />
kommt wie Feuer vom Himmel<br />
und nimmt Besitz von den Menschen.<br />
Sie schöpfen wieder Kraft<br />
und Atem. Ein neuer Wind weht.<br />
Wind, Geist und Atem ist im Hebräischen<br />
das gleiche Wort. So<br />
kommt Gottes Geist von oben, um<br />
von innen zu wirken. Er bindet uns<br />
an den Himmel, so daß wir das<br />
Haupt heben dürfen, und sendet<br />
uns in die Welt. Alles Gute kommt<br />
von oben, und wir dürfen noch<br />
mehr Gutes erwarten. Ich wünsche<br />
uns ein gesegnetes und kraftvolles<br />
Pfingstfest!<br />
Ihr Pfarrer<br />
Michael Heinrichs<br />
Landes-Maiandacht und Mitgliederversammlung<br />
des St. Gerhardswerks Ungarn e. V.<br />
Am 1. Mai versammelten sich bereits<br />
in den frühen Vormittagsstunden<br />
die Mitglieder des St. Gerhards-<br />
Werks Ungarn e. V. in der Kirche Zu<br />
den Wundmalen des heiligen Franziskus<br />
in Budapest, wo der Vereinsvorsitzende<br />
Dr. Wendelin Hambuch<br />
nach dem Segen die Versammelten<br />
begrüßte und eine Ansprache hielt.<br />
Hambuch bedankte sich bei der Leiterin<br />
des Gotteshauses, Frau Oberin<br />
Ambrosia, dafür, daß der Verein die<br />
Landesveranstaltung in der wunderschönen<br />
Barockkirche feiern durfte.<br />
Er bedankte sich beim Hauptzelebranten,<br />
dem Jesuitenpater Josef<br />
Kovács, für die eindrucksvolle Predigt.<br />
Als feste Stütze bezeichnete er<br />
den Direktor der katholischen<br />
Schule in Hanselbek/Érd, Diakon<br />
Stefan Szalma, der eine große<br />
Schule leitet und daneben eine<br />
wichtige seelsorgerische Arbeit unter<br />
den Ungarndeutschen verrichtet.<br />
Er unterstrich, ohne die musikalische<br />
Mitwirkung des Organisten<br />
und Chorleiters von Sankt Iwan und<br />
Werischwar, Franz Neubrandt und<br />
seiner Gruppe, kann man sich die<br />
Landes-Maiandacht gar nicht mehr<br />
vorstellen. Auch auf diesem Wege<br />
sage ich ihm herzlichen Dank!<br />
Beim Gedenken an den 60. Jahrestag<br />
der Vertreibung der Ungarndeutschen<br />
verwies Hambuch darauf,<br />
daß der damalige Fürstprimas Kardinal<br />
Josef Mindszenty und mehrere<br />
Oberhirten die Vertreibung aufs Entschiedenste<br />
verurteilten. Mindszenty<br />
schrieb: „Genauso, wie es zur<br />
Zeit der Hitlerherrschaft<br />
gegenüber den Juden geschah,<br />
treibt man auch<br />
jetzt Massen zu Hunderttausenden,<br />
ja zu Millionen,<br />
von Haus und Hof<br />
und aus den Wohnstätten,<br />
in denen sie mehrere, ja<br />
viele Jahrhunderte gelebt<br />
haben, zwingt sie zur<br />
Aussiedlung und stürzt sie<br />
ins Elend wegen ihrer Abstammung<br />
und Muttersprache.<br />
Man vertreibt aus<br />
unserem Lande die Massen<br />
der unserem Vaterland<br />
treu ergebenen deutschstämmigen<br />
Menschen.<br />
Das ist ein schmachvolles<br />
Werk.“<br />
Die gleiche Ansicht vertrat<br />
Papst Pius XII., als er<br />
schrieb: „War jene Maßnahme<br />
politisch vernünftig,<br />
wenn man an die Lebensnotwendigkeiten<br />
des<br />
deutschen Volkes und den<br />
Wohlstand Europas denkt? Ist es<br />
wirklichkeitsfremd, wenn wir wünschen<br />
und hoffen, es möchten alle<br />
Beteiligten zur Einsicht kommen,<br />
das Geschehene rückgängig zu machen,<br />
soweit es sich noch rückgängig<br />
machen läßt?“<br />
Der bekannte ungarländische<br />
mütterlicherseits deutschstämmige<br />
Nachkriegstheologe Dr. Tamás<br />
Nyíri verurteilte die Vertreibung als<br />
eine Form der kollektiven Bestrafung.<br />
Über die Tätigkeit des Vereins<br />
führte Hambuch aus: „Obwohl wir<br />
jedes Jahr mit bescheidenen Mitteln<br />
wirtschaften, haben wir ein ehrgeiziges<br />
Programm absolviert. Unsere<br />
Landesveranstaltungen hielten wir<br />
auch letztes Jahr ab. Am 1. Mai hatten<br />
wir unsere Landes-Maiandacht<br />
und anschließend unsere Vollversammlung.<br />
Am 20. August, am Nationalfeiertag,<br />
beteiligten wir uns am<br />
Vormittag am Minderheitenfestival<br />
an der Kettenbrücke in der Hauptstadt<br />
und leiteten mit einem dreistündigen<br />
deutschen Kulturprogramm<br />
das mehrtägige Minderheitenfestival<br />
ein. Wir nahmen an der<br />
heiligen Messe und an der Landesprozession<br />
teil. Unsere letzte Landesveranstaltung<br />
war das Gerhardsfest<br />
am 24. September. Einige jüngere<br />
Vereinsmitglieder kletterten<br />
hoch zur Gerhardsstatue oberhalb<br />
der Elisabethbrücke, sprachen ein<br />
Gebet und liefen dann am Donauufer<br />
entlang zur Felsenkapelle am Hange<br />
des Gellért-Berges, gegenüber dem<br />
Hotel und Bad Gellért, wo sich unsere<br />
Mitglieder zur deutschsprachigen<br />
Messe versammelten. Der<br />
Hauptzelebrant, der kirchliche Präses<br />
des Kolping-Werkes, Universitätsprofessor<br />
Dr. Paul Bolberitz,<br />
(Fortsetzung auf Seite 12)
12 U N G A R N D E U T S C H E C H R I S T L I C H E N A C H R I C H T E N<br />
Das „Kirchen-Projekt“ im Schülerwohnheim<br />
Anläßlich der „Valeria Koch“-Tage in unserem deutschen<br />
Schülerwohnheim in Fünfkirchen organisierten<br />
wir dieses Jahr ein „Kirchen-Projekt“, das heißt wir<br />
richteten eine Sammlung über die Geschichte, Ausstattung<br />
und Gegenwart der Kirchen in den Heimatorten<br />
der Kinder ein.<br />
Das Vorhaben ist bei den Schülern gut angekommen.<br />
Emsig wurden Quellenmaterial und Fotos über die<br />
Kirchen gesammelt und je ein Plakat pro Kirche sowie<br />
ein großes Tableau kreativ und ideenreich zusammengestellt.<br />
Am 20. April wurden die Arbeiten bei einer<br />
kleinen Feierstunde, der auch Diözesanbischof Michael<br />
Mayer aus Fünfkirchen beiwohnte, in Form einer<br />
Ausstellung in der Aula unseres Schülerwohnheimes<br />
präsentiert.<br />
Die Schüler gaben sich – geleitet von ihren Lehrerinnen<br />
– wirklich Mühe, so wurden insgesamt 22 katholische<br />
und evangelische sowie eine reformierte Kirche<br />
aus den südlichen Regionen bearbeitet und das<br />
Material ausgestellt. Es sind die katholischen Kirchen<br />
von Bonnhard, Dombowar und Neudombowar,<br />
Gereschlak, Felsôszentmárton, Hidasch, Lantschuk,<br />
Lippwar, Mohatsch (die Votivkirche), Mase, Nimmesch,<br />
Ofall, Schomberg, Seksard, Seetsche und Sulk,<br />
die evangelischen Kirchen von Bonnhard, Hidasch,<br />
auch die reformierte Kirche, dann aus Sektschi und die<br />
Kirchen von Mutschwa.<br />
Die Ausstellung wurde von einem Kulturprogramm<br />
umrahmt, bestehend aus deutschen Volksliedern, vorgetragen<br />
von der Mädchensinggruppe des Schülerheimes.<br />
Erzieher Willy Graf würdigte die große Bedeutung,<br />
die unsere Kirchen für die Seelsorge und weltlich-kulturelle<br />
Entwicklung und Bildung unserer ungarndeutschen<br />
Bevölkerung hatten. Schülerinnen gaben<br />
eine ausführliche Beschreibung der Kirche von<br />
Nimmesch und die Direktorin des Schülerheimes, Gabriella<br />
Dávid, rezitierte ein passendes Gedicht, und<br />
zwar „Das alte Kirchenbuch“. Diözesanbischof Michael<br />
Mayer sprach über die Notwendigkeit der Kirchen<br />
für die Erziehung der Jugendlichen in der Gegenwart<br />
und aktuelle internationale Vorhaben der katholischen<br />
Kirche.<br />
Die Schüler haben mit diesem jüngsten Projekt einen<br />
weiteren wichtigen Schritt getan, um die Geschichte<br />
ihrer Heimatorte eingehender kennenzulernen<br />
und die Zusammenhänge der Entwicklungen in den<br />
Heimatorten verfolgen zu können. Das Projekt wird<br />
nächstes Jahr fortgesetzt.<br />
W. G.<br />
Landes-Maiandacht und Mitgliederversammlung<br />
des St. Gerhardswerks Ungarn e. V.<br />
(Fortsetzung von Seite 11)<br />
hielt eine eindrucksvolle Predigt in<br />
deutscher Sprache und wiederholte<br />
seine wichtigsten Gedanken auch in<br />
Ungarisch. Nach der deutschen<br />
Messe berichtete der Guardian des<br />
Paulinerordens, Pater Zsombor, über<br />
Ungarndeutsche<br />
Christliche Nachrichten<br />
erscheint zweiwöchentlich<br />
als Beilage<br />
der „<strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong>”<br />
herausgegeben<br />
von der Stiftung<br />
„Friede in Gerechtigkeit<br />
Modell Pilisszentlélek”<br />
in Zusammenarbeit mit der<br />
„<strong>Neue</strong>-<strong>Zeitung</strong>-Stiftung”.<br />
Gegründet von Dr. Franz Szeifert<br />
Nytsz: B/EL/53/P/<strong>19</strong>90<br />
die wechselvolle Geschichte seines<br />
Ordens und der geschichtsträchtigen<br />
romantischen Felsenkapelle.<br />
Wir waren bemüht, nach Möglichkeiten<br />
Messen in deutscher<br />
Sprache zu halten.<br />
Wir nahmen auch im vergangenen<br />
Jahr an mehreren Wallfahrten in Ungarn<br />
teil und mehrere Mitglieder besuchten<br />
den beliebten Gnadenort<br />
Mariazell in der Steiermark. Immer<br />
mehr Gläubige nehmen an der großen<br />
donauschwäbischen Gelöbniswallfahrt<br />
nach Altötting (Bayern)<br />
mit mehreren tausend Donauschwaben<br />
teil.<br />
Aus Geldmangel konnten wir voriges<br />
Jahr in Tarian kein deutschsprachiges<br />
christliches Jugendlager<br />
abhalten, obwohl sie sehr beliebt<br />
waren und die Jugendarbeit zur<br />
wichtigsten Aufgabe unseres Ver-<br />
eins zählt. Die finanzielle Not ist<br />
überhaupt unser größtes Problem.<br />
Wir müssen dabei selbstkritisch<br />
sein. Viele versäumten bisher, die<br />
Jahresbeiträge einzuzahlen.<br />
Wir hoffen, daß das Beispiel des<br />
jetzigen deutschen Papstes, Benedikt<br />
XVI., unsere Mitglieder ermuntert,<br />
veranlaßt, unsere Mission kraftvoller<br />
in jeglicher Hinsicht, auch finanziell,<br />
zu unterstützen. Wir haben<br />
uns ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Zur<br />
Verwirklichung dieses Planes benötigen<br />
wir die Hilfe von uns allen und<br />
vor allem Gottes Segen!“<br />
Die anschließende Mitgliederversammlung<br />
verlief nach der den Mitgliedern<br />
zugeschickten Tagesordnung.<br />
Zum Rechnungsprüfer wurde<br />
die in der Stadt Tolna geborene Lehrerin<br />
Frau Örsy Irene Csordás gewählt.<br />
NZ <strong>19</strong>/<strong>2006</strong><br />
Gottesdienste<br />
in deutscher Sprache<br />
Agendorf<br />
In der Evangelischen Kirche jeden Sonntag<br />
um 10.30 Uhr.<br />
Baja<br />
Jeden 1. und 3. Sonntag um 10.30 Uhr in<br />
der Stadtkirche.<br />
Bonnhard/Bonyhád<br />
am ersten Sonntag jeden Monats um halb<br />
8 zweisprachiger Gottesdienst in der innenstädtischen<br />
Katholischen Kirche.<br />
Budapest<br />
St. Elisabeth deutschsprachige Katholische<br />
Gemeinde, I., Fô u. 43, Tel./Fax: 213<br />
7508, Anschrift: Budapest, Pf. 76, 1255,<br />
E-Mail: st.elisabeth@hu.inter.net<br />
home-page: www.elisabeth.hu, Gottesdienste:<br />
jeden Sonn- und Feiertag 10.00<br />
Uhr in der Szt.-Ferenc-Sebei-Kirche, I., Fô<br />
u. 43, werktags: jeden Mittwoch 18.30 Uhr<br />
im Gemeindezentrum.<br />
Deutschsprachige Evangelisch-Reformierte<br />
Gemeinde, V., Alkotmány u. 15. Erdgeschoß<br />
l/a. Tel.: 311-2369. Gottesdienst<br />
und Kindergottesdienst jeden Sonntag<br />
und an Festtagen um 10.00 Uhr im Gemeindesaal.<br />
Deutschsprachige Evangelisch-Lutherische<br />
Gemeinde I., Logodi utca 5-7/IV/22<br />
Tel./Fax: 212 89 79; E-Mail:<br />
evangel.@elender.hu – Gottesdienst mit<br />
heiligem Abendmahl an Sonn- und Feiertagen<br />
um 10.00 Uhr in der Evangelischen<br />
Kapelle am Bécsi kapu tér (Wienertor Platz,<br />
Táncsics Mihály Str. 28).<br />
Fünfkirchen<br />
In der Innenstädtischen Kirche jeden Sonntag<br />
um 9.30 Uhr.<br />
Güns<br />
In der Herz-Jesu-Kirche jeden Sonntag um<br />
7.30 Uhr zweisprachige Messe.<br />
In der Evangelischen Kirche jeden Mittwoch<br />
um 18.00 Uhr Gottesdienst.<br />
Hajosch<br />
Jeden Sonntag um 10.30 Uhr<br />
Mohatsch<br />
In der Innenstädtischen Kirche jeden letzten<br />
Sonntag um 18.00 Uhr.<br />
Nadwar/Nemesnádudvar<br />
In der römisch-katholischen Kirche<br />
Dienstag und Donnerstag jeweils um 17<br />
Uhr, Samstag um 8 Uhr. Zweisprachiger<br />
(deutsch-ungarischer) Gottesdienst Sonntag<br />
um 9 Uhr.<br />
Ödenburg<br />
In der Evangelischen Kirche jeden Donnerstag<br />
um 8.00 Uhr Wochenpredigt und<br />
jeden Sonntag um 9.00 Uhr Gottesdienst.<br />
Raab<br />
Katholische Messe jeweils am letzten<br />
Sonntag im Monat um 18.00 Uhr in der Kirche<br />
Rákóczi Ferenc út 21.<br />
Evangelischer Gottesdienst jeweils am<br />
zweiten Sonntag des Monats um 17:00<br />
Uhr in der „Alten Kirche“ am Petôfi tér.<br />
Sankt Iwan bei Ofen<br />
Jeden Sonntag um 8.00 Uhr.<br />
Schaumar<br />
Jeden Sonntag um 10.00 Uhr.<br />
Sende<br />
In der Katholischen Pfarrei am letzten<br />
Sonntag um 10.00 Uhr.<br />
Szekszárd<br />
In der Evangelischen Kirche jeden 2. Sonntag<br />
um 9.30 Uhr Andacht.<br />
In der Deutschen Katholischen Gemeinde<br />
Szekszárd Neustadt jeden 2. Sonntag um<br />
18.00 Uhr.<br />
Weindorf<br />
In Weindorf/Pilisborosjenô jeden letzten<br />
Samstag im Monat um 18 Uhr.<br />
Werischwar<br />
In der Katholischen Kirche jeden Sonntag<br />
um 10.00 Uhr.<br />
Wesprim<br />
Am 3. Sonntag um 11 Uhr in der Sankt-Ladislaus-Kirche.<br />
Wieselburg<br />
In der Katholischen Pfarrkirche jeden Mittwoch<br />
um 17.30 Uhr.<br />
Wudigeß/Budakeszi<br />
Jeden zweiten Sonntag um 10 Uhr in der<br />
Pfarrkirche
NZ <strong>19</strong>/<strong>2006</strong> G J U – G E M E I N S C H A F T J U N G E R U N G A R N D E U T S C H E R<br />
Für was steht eigentlich GJU?<br />
Ungarndeutsche Institutionen und Organisationen im HdU präsentierten sich deutschlernenden Schülern im<br />
Rahmen der Kulturfrühling-Budapest-Rallye<br />
In welchem Komitat leben die meisten Ungarndeutschen oder was ist<br />
das Hauptsammelgebiet der Bibliothek? Solchen und ähnlichen Fragen<br />
mußten sich die insgesamt 70 deutschlernenden Schüler/innen verschiedener<br />
deutscher Schulen in Budapest und Umgebung auf den Stationen<br />
der Budapest-Rallye im Haus der Ungarndeutschen (HdU) stellen.<br />
Die auf 18 Gruppen aufgeteilten Schüler mußten Fragen zu sieben<br />
ungarndeutschen Organisationen und Institutionen auf insgesamt fünf<br />
Stationen beantworten. So präsentierten sich die Geschäftsführung der<br />
Deutsches Haus Kft., die Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher<br />
(GJU), das Büro des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) im HdU,<br />
der Bund Ungarndeutscher Schulvereine (BUSCH), die <strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
sowie das ungarndeutsche Kultur- und Informationszentrum und die<br />
daran angeschlossene Bibliothek.<br />
Die Informationen zu den zu beantwortenden<br />
Fragen erhielten die<br />
Schüler in den einzelnen Büros in<br />
Form von Broschüren, Internetseiten,<br />
Programmheften oder kurzen<br />
Vorträgen. Pro Frage wurden auf<br />
dem Fragebogen jeweils vier Antworten<br />
vorgegeben, von denen immer<br />
nur eine als richtig zu markieren<br />
war. So fanden die meisten dann<br />
doch heraus, daß das Akronym GJU<br />
nicht für „Geilste Jugendorganisation<br />
Ungarns“, sondern für „Ge-<br />
meinschaft Junger Ungarndeutscher“<br />
steht, und daß die Hauptaufgabe<br />
des Instituts für Auslandsbeziehungen<br />
(ifa) die Förderung der Völkerverständigung<br />
auf allen Gebieten<br />
der Kultur ist und nicht die Organisation<br />
wissenschaftlicher Konferenzen<br />
zum Thema „Interkulturelle<br />
Kompetenz“.<br />
Von der Deutschen Botschaft über<br />
verschiedene deutschsprachige Institutionen<br />
zur deutschsprachigen Andrássy-Universität<br />
in Budapest<br />
führte die „Schnitzeljagd“ für<br />
deutschlernende Gymnasiasten, die<br />
im Rahmen des Kulturfrühlings –<br />
Deutsche Kultur- und Bildungswochen<br />
erstmals stattfand. Die von der<br />
Andrássy-Universität organisierte<br />
Budapest-Rallye sollte dazu dienen,<br />
den Bekanntheitsgrad deutschsprachiger<br />
Kultur in Ungarn und der vermittelnden<br />
Institutionen zu steigern.<br />
Gymnasiasten im Alter von 15<br />
und 16 Jahren waren eingeladen, in<br />
Gruppen von vier Personen im Rahmen<br />
einer „Schnitzeljagd“ deutschsprachige<br />
Institutionen im Stadtgebiet<br />
Budapest zu besuchen, sich dort<br />
zu informieren und kleine Aufgaben<br />
zu lösen. Die Rallye begann in der<br />
Deutschen Botschaft (Úri utca 64 –<br />
66) und führte von dort zum Informationszentrum<br />
des Deutschen Akademischen<br />
Austauschdienstes und<br />
zum Fernstudienzentrum Budapest<br />
(Erzsébet körút 50/ II.), wo auch die<br />
Zentralstelle für das Auslandsschulwesen<br />
ihre Aktivitäten vorstellte.<br />
Nach einem Mittagsimbiß in der<br />
Deutsch-Ungarischen Industrie- und<br />
Handelskammer (Lövôház u. 30) erkundeten<br />
die Schüler das Haus der<br />
Minderheitenkonferenz der EU-Kommission in Brüssel<br />
Rund 200 Vertreter aus Wissenschaft<br />
und Politik, Repräsentanten der Organisationen<br />
der Minderheiten/<br />
Sprachgruppen in Europa sowie Vertreter<br />
einzelner Minderheiten/<br />
Sprachgruppen waren nach Brüssel<br />
zu genannter Konferenz gereist. In<br />
seiner Begrüßung machte Ján Figel,<br />
der EU-Kommissar für allgemeine<br />
und berufliche Bildung, Kultur und<br />
Mehrsprachigkeit auf die besondere<br />
Bedeutung der Mehrsprachigkeit für<br />
Europa aufmerksam. Nicht nur aus<br />
der Perspektive des wirtschaftlichen<br />
Fortschritts sei die Mehrsprachigkeit<br />
unabdingbar, sondern auch als<br />
Brücke zur Verständigung, betonte<br />
der Kommissar.<br />
Anhand zahlreicher Vorträge und<br />
insgesamt zehn Workshops konnten<br />
sich die Teilnehmer über praktische<br />
Empfehlungen für vorbildliche Verfahren<br />
z. B. in der Lehrkräfteausbildung<br />
oder über Beispiele von Vorha-<br />
GJU – Gemeinschaft Junger<br />
Ungarndeutscher<br />
Präsidentin: Kata Sebôk<br />
Geschäftsführerin: Éva Adél Pénzes<br />
Budapest, Lendvay u. 22 1062<br />
Tel./Fax: 06/1-269-1084<br />
E-Mail: buro@gju.hu<br />
Internet-Adresse: www.gju.hu<br />
Geschäftszeiten:<br />
Montag, Dienstag, Mittwoch: 9.00-12.30<br />
und 13.00-16.00 Uhr<br />
Donnerstag: 12.00-18.00 Uhr<br />
Freitag: 8.00-13.00 Uhr<br />
Verantwortlich für die GJU-Seite:<br />
Éva Adél Pénzes<br />
Eine Delegation der Jugend Europäischer Volksgruppen (JEV), bestehend<br />
aus dem ehemaligen Präsidenten der JEV, Stephan Kleinschmidt,<br />
dem Projekt Officer Frank de Boer und der ehemaligen Schatzmeisterin<br />
Judith Walde, nahm auf Einladung der Europäischen Kommission<br />
am 27. und 28. April in Brüssel an einer Konferenz über Regional- und<br />
Minderheitensprachen in den Bildungssystemen teil. Neben der JEV-<br />
Delegation war auch der Präsident der Föderalistischen Union Europäischer<br />
Volksgruppen, Romedi Arquint, und der gemeinsame Beauftragte<br />
für eine Brüssel-Vertretung, Jan Diedrichsen, anwesend.<br />
ben für Regional- und Minderheitensprachen<br />
informieren, die durch die<br />
EU gefördert werden bzw. wurden.<br />
Hierbei standen vor allem die Vorteile<br />
des Multilingualismus im<br />
Vordergrund.<br />
Auf der Konferenz wurde die bevorstehende<br />
Neustrukturierung der<br />
EU-Fördermittel 2007 – 2013 thematisiert.<br />
Mit dem Beginn der neuen<br />
Programmgeneration wird sich näm-<br />
Vom 27. bis 29. April fand die Mitgliederversammlung<br />
des European<br />
Youth Forum (YFJ) in Prato, Italien,<br />
statt. Die JEV war durch den neu gewählten<br />
Präsidenten Aleksander<br />
Studen-Kirchner sowie ihren Sekretär<br />
Stefan Emrich vertreten.<br />
Die aus Sicht der JEV wichtigsten<br />
Punkte dieser Beratung waren die<br />
Verabschiedung eines Positionspapiers<br />
zum Thema „Diversity and<br />
Equality“ sowie die Kandidatur von<br />
lich auch die Förderung für die Minderheiten-<br />
und Regionalsprachen ändern.<br />
Für die Vertreter der FUEV und<br />
JEV war in diesem Zusammenhang<br />
vor allem wichtig zu betonen, daß neben<br />
der Förderung von wissenschaftlichen<br />
Forschungsprojekten und anderer<br />
Institutionen vor allem die einzelnen<br />
Sprachen, die jeweiligen Minderheitengemeinschaft<br />
in der Euro-<br />
Ydwine Willemsma (FYK, Niederlande)<br />
für das YFJ-Gremium<br />
„Council of Europe Affairs Commission“<br />
(COEACOM).<br />
Während es gelang, einen für<br />
sprachliche Minderheiten wichtigen<br />
Passus in das Positionspapier einzufügen,<br />
war die Kandidatur der JEV-<br />
Kandidatin leider nicht erfolgreich.<br />
Die Gründe dafür dürften zum einen<br />
an der Blockbildung innerhalb des<br />
Forums liegen, zum anderen an der<br />
13<br />
Ungarndeutschen (Lendvay u. 22)<br />
und das Goethe-Institut (Ráday u.<br />
58).<br />
Die Siegerehrung, bei der die<br />
Teams neben Urkunden Konzertund<br />
Theaterkarten, Bücher und<br />
Spiele erhielten, fand durch den Gesandten<br />
der Deutschen Botschaft,<br />
Walter Haßmann, und musikalisch<br />
umrahmt von der Jazzband des Thomas-Mann-Gymnasiums<br />
– Deutsche<br />
Schule Budapest im Spiegelsaal der<br />
Andrássy-Universität (Pollack Mihály<br />
tér 3) statt. Den ersten Platz belegte<br />
das Team vom Boronkay<br />
György Mûszaki Középiskola és<br />
Gimnázium in Waitzen/Vác, gefolgt<br />
von Teams des Deutschen Nationalitätengymnasiums<br />
auf den Plätzen 2<br />
und 3. Bei einem anschließenden<br />
Rock-Konzert der „Rockbottoms“<br />
vom Thomas-Mann-Gymnasium mit<br />
Klängen von AC/DC, aber auch eigenen<br />
Werken hatten die Schüler der<br />
verschiedenen Schulen Gelegenheit,<br />
sich auch untereinander besser kennenzulernen.<br />
Alle Beteiligten wünschen<br />
sich eine Wiederholung dieser<br />
gelungenen Veranstaltung im nächsten<br />
Jahr.<br />
päischen Union von der Förderung<br />
profitieren müssen. In diesem Zusammenhang<br />
sei ein besonderes Augenmerk<br />
auf die Jugendförderung zu<br />
werfen, unterstrichen die Vertreter<br />
der JEV.<br />
Meirion Prys Jones, Wales, vom<br />
Netzwerk des „European Language<br />
Planning Boards“, stellte die „Struktur<br />
für eine zukünftige Kooperation“<br />
der Minderheiten- und Sprachenorganisationen<br />
in Europa vor.<br />
Der Leiter des Referats A5, Politik<br />
der Sprachenvielfalt der Europäischen<br />
Kommission, Jacques Delmoly,<br />
erklärte in seiner abschließenden<br />
Konklusion der Konferenz, daß<br />
mit der neuen Programmgeneration<br />
2007 – 2013 auch eine neue Förderungsstruktur<br />
einhergehen werden,<br />
die die Unterstützung von Netzwerken<br />
anstatt einer Direktförderung<br />
einzelner Akteure in den Mittelpunkt<br />
rücken wird.<br />
JEV beim European Youth Forum<br />
Tatsache, daß die JEV noch nicht<br />
Vollmitglied des YFJ ist.<br />
Aus Sicht der JEV verlief die Beratung<br />
in allem trotzdem erfolgreich,<br />
da sich die JEV als für Minderheitenangelegenheiten<br />
und -politik<br />
kompetente Organisation profilieren<br />
konnte. Dies ist ein wichtiger<br />
Schritt auf dem Weg zur angestrebten<br />
Vollmitgliedschaft im YFJ.<br />
Quelle: www.yeni.org
14 J U G E N D - S P E Z I A L<br />
NZ <strong>19</strong>/<strong>2006</strong><br />
Das schöne Biest in „Verliebt in Berlin“<br />
Nina-Friederike Gnädig<br />
alias Sabrina Hofmann<br />
Geburtstag: 9.<br />
Dezember<br />
<strong>19</strong>80 in Nürnberg<br />
Wohnort: Berlin<br />
Filme: Ein langer<br />
Abschied,<br />
Die Patriarchin,<br />
Der einarmige<br />
Bandit,<br />
Der rote Kakadu,<br />
Verliebt in Berlin – TV-Serie<br />
Ihre Ausbildung erhält Nina-Friederike<br />
Gnädig an der Hochschule für<br />
Musik & Theater in Leipzig, sie ist<br />
im vierten Studienjahr. In Kooperation<br />
mit der Hochschule stand sie<br />
beim Staatsschauspiel Dresden auf<br />
der Bühne, u. a. als Portia in „Der<br />
Kaufmann von Venedig“.<br />
Vor der Kamera stand Nina-Friederike<br />
Gnädig für diverse TV-Pro-<br />
Schokolade bedeutet für die meisten<br />
Menschen die süßeste Versuchung<br />
der Welt, der man nur schwer widerstehen<br />
kann. Epidemiologische Studien<br />
haben nun gezeigt, daß man zumindest<br />
der dunklen Schokolade<br />
vielleicht gar nicht widerstehen sollte,<br />
denn der Konsum der darin enthaltenden<br />
Flavonoide wirkt sich positiv<br />
auf das Herz-Kreislauf-System<br />
aus.<br />
Schokolade ist süß, zart und<br />
schmelzend. Einfach verführerisch.<br />
Doch die meisten versuchen zwanghaft<br />
der braunen Verführung zu<br />
widerstehen, um eventuell neuen<br />
Pfunden vorzubeugen. Wissenschaftler<br />
haben nun die Wirkung<br />
von dunkler Schokolade auf den<br />
menschlichen Körper erforscht.<br />
Die Arbeitsgruppe untersuchte 17<br />
duktionen wie z.B. „Die Patriarchin“<br />
und „Ein langer Abschied“. Ihre erste<br />
Kinorolle spielte sie in Dominik<br />
Grafs „Der Rote Kakadu“.<br />
In ihrer Freizeit geht sie gern tanzen<br />
und möchte am liebsten einsam<br />
mit dem Rucksack um die Welt reisen.<br />
Die Schauspielerin mag privat<br />
eher „leise“ Filme, die „Kraft und<br />
Kosten in ihre Aussage und weniger<br />
in die Werbung stecken“.<br />
Seit Februar 2005 ist Nina-Friederike<br />
Gnädig in der Telenovelle „Verliebt<br />
in Berlin“ als Sabrina Hofmann<br />
zu sehen. Sabrina ist eine ebenso attraktive<br />
wie berechnende Blondine,<br />
die bei Kerima Moda als Empfangsdame<br />
arbeitet und ständig über ihre<br />
Mitarbeiter lästert. Doch hinter der<br />
Fassade der kalten und böswilligen<br />
Blondine kommt manchmal auch ein<br />
verletzlich weiches Herz zum Vorschein.<br />
Mónika Szeifert<br />
Die süßeste Versuchung<br />
seit der lila Kuh...<br />
Funkfabrik<br />
Wenn Ihr Euren Beitrag auch<br />
hier sehen wollt oder gern Eure<br />
Meinung zu unseren Themen<br />
äußern möchtet, dann schreibt an:<br />
Christian Erdei<br />
Kontaktadresse:<br />
Radio Fünfkirchen,<br />
Deutsche Redaktion<br />
„Funkfabrik“<br />
7621 Pécs, Szt. Mór Str. 1.<br />
Tel.: 72 518 333<br />
E-Mail: funkfabrik@freemail.hu<br />
Die Sendung Funkfabrik könnt<br />
Ihr jeden Samstag von 10.30-<br />
11.00 Uhr auf Mittelwelle 873 kHz<br />
hören.<br />
gesunde Probanden im durchschnittlichen<br />
Alter von 28,9 Jahren,<br />
die weder Fett- oder Stoffwechselstörungen<br />
noch eine familiäre Vorbelastung<br />
für frühzeitige Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen aufwiesen.<br />
Sie erhielten an zwei Tagen jeweils<br />
nachmittags nach einer wenigstens<br />
achtstündigen Hungerperiode entweder<br />
100 Gramm einer handelsüblichen<br />
dunklen Schokolade oder<br />
eine sog. „Scheinmahlzeit“ (z. B.<br />
Kaugummi) zusammen mit Wasser.<br />
In den darauffolgenden drei Stunden<br />
ermittelten die Wissenschaftler anhand<br />
verschiedener Messungen die<br />
Gefäßfunktion der Hauptschlagader<br />
und den oxidativen Status im Blut,<br />
um Auskunft über den Einfluß sogenannter<br />
freier Radikale zu erhalten,<br />
hochreaktiver Substanzen, welche<br />
die Zellen der Gefäßwände schädigen<br />
können.<br />
Die Studie zeigte, daß dunkle<br />
Schokolade die Gefäßfunktion günstig<br />
beeinflußt, so daß sich womöglich<br />
ein schützender Effekt für das<br />
Herz-Kreislauf-System ergibt. Der<br />
Haupteffekt der Schokolade scheint<br />
eine Erweiterung der kleinen und<br />
mittleren peripheren Arterien zu<br />
sein.<br />
Die Forscher räumten jedoch ein,<br />
daß sich die Ergebnisse nur auf gesunde<br />
Probanden beziehen. Generell<br />
wird beispielsweise ein Übergewichtiger<br />
seinem Herz-Kreislauf-<br />
System mit einer Gewichtsreduktion<br />
einen größeren Gefallen tun, als<br />
wenn er um der gesunden Wirkung<br />
willen Schokolade nascht und dabei<br />
noch weiter zunimmt.<br />
Mónika Szeifert<br />
Kinoecke<br />
Noch einmal Ferien<br />
Die Mittdreißigerin Antonia Byrd<br />
(Queen Latifah) führt ein einfaches<br />
Leben als Verkäuferin in der Küchenabteilung<br />
eines großen Kaufhauses<br />
in New Orleans. Ihre Wünsche,<br />
zum Beispiel ein Date mit<br />
dem gutaussehenden Sean (LL<br />
Cool J) oder ein eigenes Restaurant,<br />
sammelt sie in einem Fotoalbum,<br />
traut sich aber nicht, sie zu<br />
verwirklichen. Als sie nach einem<br />
unglücklichen Sturz vom Kaufhausarzt<br />
(Ranjit Chowdhry) untersucht<br />
wird, stellt dieser bei Antonia<br />
einen Gehirntumor fest und gibt ihr<br />
nur noch drei Wochen zu leben.<br />
Originaltitel: Last Holiday<br />
Regie: Wayne Wang<br />
Schauspieler: Alicia Witt, LL Cool J,<br />
Queen Latifah, Gérard Depardieu<br />
Drei Jahre nach einer Blinddarmoperation<br />
ist einer Patientin in Pakistan<br />
eine 20 Zentimeter lange Zange<br />
aus dem Bauch entfernt worden, zusammen<br />
mit einem Teil ihres Dünndarms.<br />
Die junge Frau hatte seit der<br />
ersten Operation im August 2003<br />
unter Schmerzen gelitten, man ist<br />
jedoch von normalen postoperativen<br />
Schmerzen ausgegangen. Erst eine<br />
Röntgenuntersuchung hat die tatsächliche<br />
Ursache aufgedeckt. In<br />
dem Krankenhaus, in dem beide<br />
Eingriffe vorgenommen wurden,<br />
wurden drei Chirurgen und vier Assistenten<br />
entlassen.<br />
Sein Repertoire an Tricks hat David<br />
Copperfield bei einem Raubüberfall<br />
in Florida geholfen. Der Zauberkünstler<br />
und zwei seiner Assistentinnen<br />
wurden von vier zum Teil bewaffneten<br />
Jugendlichen angehalten,<br />
als sie nach einem Auftritt auf dem<br />
Weg zu ihrem Tourbus waren. Während<br />
die Mitarbeiterinnen den Jungen<br />
ihr Bargeld aushändigten, zeigte<br />
Copperfield seine offenbar leeren<br />
Endlich erwacht Antonia aus ihrer<br />
Lethargie, verkauft die von ihrer<br />
Mutter geerbten Aktien und fährt<br />
noch ein letztes Mal in die Ferien.<br />
Als Zielort hat sie sich das europäische<br />
Grandhotel Pupp, dessen<br />
Chefkoch Didier (Gérard Depardieu)<br />
Antonia schon lange bewundert,<br />
ausgesucht. Weil sie mit ihrem<br />
Geld nur so um sich schmeißt –<br />
wozu sollte sie es auch behalten –,<br />
halten die anderen Gäste Antonia<br />
für eine wichtige Persönlichkeit.<br />
Vor allem der Eindruck, den Antonia<br />
auf den rücksichtlosen Geschäftsmann<br />
Matthew Kragen (Timothy<br />
Hutton) und den Senator<br />
Dillings (Giancarlo Esposito), die<br />
in der Abgeschiedenheit der Berge<br />
ihre halblegalen Verabredungen<br />
treffen, macht, führt zu allerlei<br />
amüsanten Verwicklungen. Aber<br />
Antonias neugewonnene Freude<br />
am Leben kommt zu spät, muß sie<br />
doch eh bald sterben.<br />
„Noch einmal Ferien“ ist eine<br />
gelungene Mischung aus Ensemble-<br />
und Verwechslungskomödie,<br />
doch hält die Story immer wieder<br />
kleinere Twists bereit, mit denen<br />
der Film bei aller Vorhersehbarkeit<br />
Mut beweist und den Zuschauer<br />
überrascht.<br />
M. H.<br />
Skurriles und Kurioses<br />
Taschen – obwohl er seine Geldbörse<br />
und ein Mobiltelefon bei sich<br />
trug. Die Jugendlichen flüchteten<br />
nach dem Zwischenfall in einem<br />
Auto, konnten anhand des Nummernschilds<br />
aber kurze Zeit später<br />
ausfindig gemacht und festgenommen<br />
werden.<br />
Ein Rentner in Kiel hat rund 30.000<br />
Mark in die Toilette gespült, weil er<br />
die alte Währung für wertlos hielt.<br />
Ein Mitarbeiter einer Rohrreinigungsfirma<br />
entdeckte das Geld, als<br />
er eine Rohrverstopfung in der Kanalisation<br />
beseitigen wollte. Der<br />
Mitarbeiter schaltete die Polizei ein,<br />
die einen 64jährigen als Besitzer<br />
ausmachte. Der leicht verwirrte<br />
Rentner bestätigte später, das Geld<br />
für wertlos gehalten und weggespült<br />
zu haben. In seiner Wohnung bewahrte<br />
er noch mehr als 30.000<br />
Mark und über 14.000 Euro auf. Gemeinsam<br />
mit dem Rentner brachten<br />
die Beamten das Geld zur Bank.<br />
M. Sz.
NZ <strong>19</strong>/<strong>2006</strong><br />
Dr. Zoltán Müller<br />
Facharzt für HNO-Krankheiten<br />
Glutenunverträglichkeit<br />
Man muß immer wieder<br />
neue ärztliche Begriffe<br />
lernen. Das Wort Glutenunverträglichkeit<br />
ist ein<br />
ziemlich neuer ärztlicher<br />
Begriff, heutzutage wird<br />
viel darüber gesprochen.<br />
Gluten ist ein Bestandteil<br />
einer Reihe weitverbreiteter<br />
Getreidesorten. Bei<br />
Glutenunverträglichkeit<br />
handelt es sich um eine<br />
chronische Erkrankung,<br />
die erblich bedingt ist und daher bei<br />
Geschwistern, Eltern oder Kindern<br />
der Betroffenen auftreten kann. Die<br />
Krankheit wird auch Zöliakie genannt.<br />
Im wesentlichen handelt es<br />
sich darum, daß durch die Aufnahme<br />
von Gluten über die Nahrung eine<br />
Entzündungsreaktion im Dünndarm<br />
hervorgerufen werden kann. Das<br />
kann sowohl im Kindesalter als auch<br />
bei Erwachsenen auftreten. Typische<br />
Syndrome sind Durchfall, aufgeblähter<br />
Bauch, langandauernde Bauch-<br />
schmerzen, sogar Minderwuchs,<br />
Müdigkeit und<br />
Leistungsschwäche.<br />
Weiterhin kann die Erkrankung<br />
zu Folgeerkrankungen<br />
führen wie<br />
Eisenmangel, Hautausschlag<br />
oder Krebs. Gegen<br />
Glutenunverträglichkeit<br />
gibt es kein Medikament.<br />
Die bislang einzig wirksame<br />
Behandlung ist der<br />
strikte Verzicht auf glutenhaltige<br />
Nahrungsmittel. Die Lebensmittel<br />
sind lebenslang verboten.<br />
Solche sind Weizen, Gerste, Roggen,<br />
Hafer. Alle daraus hergestellten Produkte<br />
wie Mehl, Weizengries, Kuchen<br />
oder Fertiggerichte sind absolute<br />
Tabus. Auch Bier darf nicht getrunken<br />
werden. Grundsätzlich erlaubt<br />
sind Fleisch, Gemüse, Fisch,<br />
Eier, Kartoffeln und Reis. Wein darf<br />
auch getrunken werden. Glutenfreies<br />
Mehl, Brot, Gebäck oder Kuchen<br />
sind erlaubt.<br />
Szegediner Sommer<br />
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Szegediner Sommer findet am 20. Mai<br />
um <strong>19</strong>.00 Uhr auf dem Dugonics-Platz ein Folkloreabend der Nationalitäten<br />
statt. Seitens der deutschen Minderheit wirkt „Theißblume“, der Chor des<br />
Vereins der Tschongrader Ungarndeutschen, Szegedin, mit. Beim großen<br />
„Brückenmarkt“ der Veranstaltung „Belvárosi Híd“ am 20. und 21. Mai sind<br />
auch die Szegediner Nationalitäten mit einem imposanten Stand vertreten.<br />
Wenn es Gott nicht gäbe...<br />
Tabus mißachtende Fragen stellt der Publizist László Szále und grüblerisch<br />
machende Antworten erhält er über die anderthalb Jahrzehnte Staat<br />
und Kirche in der Republik Ungarn. Bei seinen ehrlichen Gesprächen mit<br />
ausschlaggebenden politischen Akteuren und Kennern des Themas geht<br />
es um die bittere Vergangenheit, die diskutable Gegenwart und die undurchsichtige<br />
Zukunft. Dieses Buch ist eine Botschaft an Gläubige und<br />
Ungläubige, Religiöse und Nichtreligiöse, mit einem Wort: an den denkenden<br />
Menschen.<br />
Im Anhang des Buches findet man die beiden mit den Kirchen zusammenhängenden<br />
grundlegenden Gesetze sowie die Auflistung der über 150<br />
eingetragenen Kirchen in Ungarn.<br />
Erhältlich oder bestellbar beim Verlag!<br />
Preis: 3780.- Ft<br />
Közlönybolt<br />
MAGYAR<br />
HIVATALOS<br />
KÖZLÖNYKIADÓ<br />
1085 Budapest, Somogyi B. u. 6.<br />
tel./fax: 267-2780<br />
online: www.mhk.hu/kozlonybolt<br />
Közlöny Centrum<br />
W I R E M P F E H L E N 15<br />
1072 Budapest, Rákóczi út 30.<br />
(Ecke Dohány u. Nyár u.)<br />
tel.: 321-5971, fax: 321-5275<br />
beständig: andauernd,<br />
ständig, ununterbrochen,dauerhaft,widerstandsfähig;beharrlich,<br />
treu, nicht wankelmütig<br />
Mal abgesehen vom Gesundheitszustand<br />
merkt man am schmerzhaftesten<br />
daran, daß man langsam älter<br />
wird, daß einen erst die Eltern, dann<br />
die väterlichen (und mütterlichen)<br />
Freunde verlassen, weil ihre Zeit abgelaufen<br />
ist. Diese Verluste reißen<br />
immer ein Stückchen aus der Seele<br />
und vermitteln das Gefühl der Verlassenheit.<br />
Es wird an der Beständigkeit<br />
gerüttelt, wenn Menschen,<br />
die einem Halt geboten haben, einfach<br />
nicht mehr da sind.<br />
Es gibt natürlich auch Freunde,<br />
die zwar noch leben, jedoch aus unserem<br />
Leben verschwunden sind.<br />
Sie wurden so oder so auf die Probe<br />
gestellt und haben die Prüfung nicht<br />
bestanden. Man lächelt vielleicht<br />
noch höflich, wenn man einander<br />
begegnet, das Vertrauensverhältnis<br />
und somit die Sicherheit, die eine<br />
Freundschaft bieten kann, ist aber<br />
verschwunden. Wozu dann die Beziehung<br />
aufrechterhalten?<br />
Von den alten Freunden verblieben<br />
mir immerhin noch zwei, die zu mir<br />
halten und für die ich selbst durchs<br />
Feuer gehen würde, und gerade die<br />
Schwierigkeiten, mit denen ich zu<br />
kämpfen hatte, brachten mir neue.<br />
Die witzigste Figur von denen ist<br />
Martin, den ich eigentlich irgendwie<br />
geerbt habe: Eine<br />
Eigenschaft der Woche Bekannte fragte<br />
mich, ob ich einen<br />
Beständigkeit Freund von ihr für<br />
ein paar Tage aufnehmen<br />
könnte. Es stellte sich heraus,<br />
daß der Typ etliche Jahre in Ungarn<br />
verbracht hatte, dann aber nach<br />
Spanien ging, woher er nun zurückkehren<br />
möchte. So landete Martin,<br />
der eigentlich aus Amerika stammt<br />
und auf der Suche nach seinen Wurzeln<br />
schließlich in Ungarn verblieb,<br />
bei mir. In den fünf Tagen unserer<br />
Wohngemeinschaft entwickelten<br />
sich Gespräche, die auch, als er eine<br />
Wohnung fand, fortgeführt wurden.<br />
Er entpuppte sich als netter Junge<br />
mit irrem Humor, hilfsbereit und gescheit.<br />
Es entstand eine schöne<br />
Freundschaft. Die Unruhe selbst,<br />
verreiste er nach zwei Jahren wieder,<br />
besuchte Klöster in Europa, und<br />
schließlich flog er wieder nach<br />
Amerika. Zwischendurch war er<br />
immer wieder da, und wir setzten<br />
unsere Gespräche fort, als ob wir<br />
uns erst vor ein paar Tagen gesehen<br />
hätten. Wo er auch immer war, rief<br />
er mich an – und nun ist er wieder<br />
da, zu Besuch. Diesmal kam er mit<br />
Geschenken: Meine Lieblingsblume,<br />
meine heißgeliebten Pistazien,<br />
mein Lieblingsgetränk und ein<br />
Kuscheltierchen zauberte er aus seinem<br />
Rucksack. Wir sprachen und<br />
sprachen, und ich stellte fest, daß er<br />
zu einer Art Beständigkeit in meinem<br />
Leben geworden ist.<br />
judit
16 W I R E M P F E H L E N<br />
NZ <strong>19</strong>/<strong>2006</strong><br />
„In Europa gehen die Lichter aus“ – Geschichte<br />
liefert spannende Dramaturgie<br />
Mehrsprachiges Gastspiel des<br />
Münchner Theaters Sündenfall e.V. in Budapest<br />
Am 24. Mai um <strong>19</strong>.30 Uhr wird das Münchner Theater Sündenfall e.V. im<br />
Rahmen des Kulturfrühlings – Deutsche Kultur- und Bildungswochen zu<br />
Gast beim Deutschen Theater Budapest sein und im Refektorium des Burgtheaters<br />
(Nemzeti Táncszínház, Budapest I., Színház u. 1 – 3) das Theaterstück<br />
„In Europa gehen die Lichter aus – ein Totentanz“ aufführen.<br />
„In Europa gehen die Lichter aus“ führt das Publikum durch die komplizierten<br />
internationalen Verwicklungen im Zusammenhang mit dem Ausbruch<br />
des Ersten Weltkrieges. Alle Texte sind Zitate aus historischen Quellen, die<br />
Figuren sprechen in der Sprache ihrer Nationalität – Deutsch, Englisch, Französisch<br />
und Russisch. Rund 30 Personen treten in dem Stück auf, was von<br />
den fünf jungen Schauspielern ein hohes Maß an Flexibilität verlangt. Eine<br />
Erzählerfigur, der allegorische Tod in der Gestalt eines gefallenen Soldaten,<br />
agiert in deutscher Sprache. Ein Theaterabend, der Geschichte erzählt, erwartet<br />
das Publikum: unterhaltsam, spannend, erschütternd, komisch, traurig.<br />
Das Theater Sündenfall e.V. war mit der Inszenierung zuletzt im Februar und<br />
März erfolgreich in Washington, Boston und New York auf Tournee und wird<br />
Budapest am 24. Mai in Verbindung mit einem weiteren Gastspiel in Wien besuchen.<br />
Das Gastspiel in Budapest wird vom Deutschen Theater Budapest in<br />
Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft und mit freundlicher Unterstützung<br />
von ZF Hungária organisiert (Kartenvorverkauf an der Theaterkasse<br />
des Burgtheaters Mo – Fr 13-<strong>19</strong> Uhr, Tel. 375-8649 und 201-4407). Weitere<br />
Informationen unter www.theater-suendenfall.de<br />
Lenau-Haus Fünfkirchen<br />
Veranstaltungen im Mai<br />
Dienstag, 16. Mai, <strong>19</strong> Uhr: Zeitgenössische deutsche Architektur. „Band<br />
des Bundes“. Dipl. Ing. Manfred Rettig, technischer Geschäftsführer<br />
und Sprecher der Bundesbaugesellschaft Berlin mbH, präsentiert mit<br />
einem multimedialen Vortrag das neugebaute Regierungsviertel in Berlin.<br />
Veranstaltung in deutscher und ungarischer Sprache.<br />
Donnerstag, 18. Mai, 18 Uhr: Deutschklub: Deutscher Liederabend in den<br />
Pfälzer Stuben<br />
Dienstag, 23. Mai, 16 Uhr: Ungarndeutsche Literatur. Autoren und Leser<br />
im Gespräch. In der Veranstaltung zur ungarndeutschen Literatur<br />
unterhalten sich Franz Sziebert und Josef Michaelis mit den Gästen.<br />
Moderation: Horst Lambrecht, Lehrstuhl für deutschsprachige Literatur<br />
der Universität Fünfkirchen. Gemeinsame Veranstaltung mit Schülern<br />
und Lehrern des „Valeria Koch“-Schulzentrums.<br />
Lenau-Haus<br />
Pécs, Munkácsy M. u. 8., Tel./Fax: 72/332-515<br />
E-Mail: lenauhaus@mail.datanet.hu<br />
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Haben Sie Mut und melden Sie sich bei mir.<br />
Preisverleihung – Buchpräsentation „Hoffnung“<br />
2000 TeilnehmerInnen aus über 20 Ländern verfaßten heuer im Rahmen des<br />
internationalen deutschsprachigen Literaturwettbewerbes „Literatur überwindet<br />
Grenzen VII“ Texte zum Thema „Hoffnung“. Am <strong>19</strong>. Mai ab 11.30 Uhr<br />
werden die 102 PreisträgerInnen des siebten Wettbewerbes in Wien (Schulen<br />
des bfi, Margaretenstraße 65 1050) im Beisein von Dr. Walter Schwimmer,<br />
dem Generalsekretär des Europarates a.D., ausgezeichnet – sie erhalten Urkunden<br />
und Buchpreise.<br />
Insgesamt mehr als 8000 junge Menschen aus Europa, den USA und Rußland<br />
erprobten im Rahmen von bisher sieben von „perplex“ organisierten Literaturwettbewerben<br />
in deutscher Sprache bereits ihr literarisches Talent.<br />
„Literatur überwindet Grenzen“ ist ein Projekt des Grazer perplex-Verlages<br />
und besteht seit <strong>19</strong>99. Jährlich sind Kinder und Jugendliche zwischen 6 und<br />
<strong>19</strong> Jahren aufgerufen, zu einem vorgegebenen Thema Texte jeder Art zu verfassen.<br />
Als Preise winken den NachwuchsautorInnen Bücher (die AutorInnen<br />
der jeweils besten Texte pro Land und Altersgruppe bekommen Buchpakete)<br />
Urkunden und der Abdruck der Siegertexte im Buch „Literatur überwindet<br />
Grenzen“.<br />
Aus den 102 Siegertexten des diesjährigen Bewerbes wurde das Buch „Literatur<br />
überwindet Grenzen VII“ zusammengestellt, das im Rahmen der Preisverleihung<br />
präsentiert wird.<br />
Weitere Informationen: www.perplex.at (vollständige Gewinnerliste aller<br />
Länder!) office@perplex.at<br />
Franz Kirnbauer (+ 43 699/12 06 88 04, + 43 316/ 890472)<br />
Birgit Schweiger (+ 43 650/254 09 76)<br />
Lieber Leser!<br />
Sie haben die Möglichkeit, ein Prozent Ihrer Steuer an ungarndeutsche<br />
Vereine und Stiftungen überweisen zu lassen.<br />
<strong>Neue</strong>-<strong>Zeitung</strong>-Stiftung/<strong>Neue</strong> <strong>Zeitung</strong> Alapítvány<br />
Steuernummer: 18012855-2-42<br />
*<br />
GJU – Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher/Magyarországi Ifjú Németek<br />
Közössége<br />
Steuernummer: 18022328-1-42<br />
*<br />
VUdAK – Verband Ungarndeutscher Autoren und Künstler/Magyarországi<br />
Német Írók és Mûvészek Szövetsége<br />
Steuernummer: <strong>19</strong>656324-2-42<br />
*<br />
Nikolaus-Lenau-Kulturverein/Nikolaus Lenau Kultúregyesület<br />
Steuernummer: <strong>19</strong>388236-2-02<br />
*<br />
Stiftung Ungarndeutsches Volkstanzgut<br />
Steuernummer: <strong>19</strong>029847-2-02<br />
*<br />
Magyarországi Németek Pécs-Baranyai Nemzetiségi Köre<br />
Steuernummer: <strong>19</strong>031202-1-02<br />
*<br />
Deutscher Kulturverein/Német Kultúregyesület<br />
Steuernummer: <strong>19</strong>651161-1-42<br />
*<br />
Sankt Gerhardswerk e.V./ Magyarországi Katolikus Németek Egyesülete<br />
Steuernummer: 18004638-1-41<br />
*<br />
Gemeinschaft Deutscher Organisationen in der Branau/Baranyai Német<br />
Nemzetiségi Szervezetek Közössége<br />
Steuernummer: <strong>19</strong>036740-1-02<br />
*<br />
Bund Ungarndeutscher Schulvereine/Magyarországi Német Iskolaegyletek<br />
Szövetsége<br />
Steuernummer: 18163700-1-42<br />
*<br />
Verein Katholischer Ungarndeutschen der Diözese Fünfkirchen/Katolikus<br />
Németek Egyházmegyei Egyesülete Pécs<br />
Steuernummer: 18315505-1-02<br />
*<br />
Landesrat der deutschen Chöre, Kapellen und Tanzgruppen in Ungarn/Magyarországi<br />
Német Ének-, Zene- és Tánckarok Országos Tanácsa<br />
Steuernummer: 18157626-1-42<br />
*<br />
Arbeitskreis ungarndeutscher Familienforscher e. V. (AKuFF)<br />
Steuernummer 18360062-1-03<br />
*<br />
Förderverein für Deutschsprachiges Laientheater in Ungarn /Egyesület a<br />
Magyarországi Német Nyelvû Amatôr Színjátszásért<br />
Steuernummer: 18183849-1-42<br />
Für die Unterstützung danken wir im voraus!