Ratgeber Drucklufttechnik
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1. Was ist Druckluft?<br />
Mit der Druckluft verhält es<br />
sich so wie auch sonst im<br />
Leben: Der Teufel steckt oft<br />
im Detail, und kleine<br />
Ursachen rufen nicht selten<br />
große Wirkungen hervor – im<br />
positiven wie im negativen<br />
Sinne. Auch sieht manches<br />
bei näherer Betrachtung<br />
anders aus, als es auf den<br />
ersten Blick scheinen mag.<br />
So kann Druckluft unter<br />
ungünstigen Bedingungen<br />
teuer, unter den richtigen<br />
Rahmenbedingungen<br />
hingegen sehr wirtschaftlich<br />
sein. Möglicherweise rechnen<br />
sich daher unsere Tipps für<br />
Sie auf Dauer mehr als ein<br />
kluger Ratschlag Ihres<br />
Anlageberaters.<br />
In diesem ersten Kapitel geht<br />
es zunächst um die Klärung<br />
von vier Begriffen der<br />
<strong>Drucklufttechnik</strong> und darum,<br />
was Sie in diesem Zusammenhang<br />
beachten sollten.<br />
4<br />
1. Liefermenge<br />
Die Liefermenge eines Kompressors<br />
ist die entspannte Luftmenge, die<br />
der Kompressor komprimiert in das<br />
Druckluftleitungsnetz schickt. Die<br />
Normen DIN 1945, Teil 1 , Anhang<br />
F und ISO 1217, Anhang C legen<br />
die korrekte Messung dieser Menge<br />
fest. Darüber hinaus gab es früher<br />
Motornennleistung<br />
auch noch die CAGI-Pneurop-Empfehlung<br />
PN 2 CPTC 2.<br />
Bei der Liefermengenmessung geht<br />
man so vor: Zunächst werden am<br />
Lufteintritt der Gesamtanlage Temperatur,<br />
atmosphärischer Luftdruck<br />
und Luftfeuchte gemessen. Dem<br />
folgt die Messung des maximalen<br />
Betriebsdrucks, der Drucklufttemperatur<br />
und des geförderten Luftvolumens<br />
am Druckluftaustritt der<br />
Kompressoranlage. Schließlich wird<br />
das am Druckluftaustritt gemessene<br />
Volumen V 2 mit Hilfe der Gasgleichung<br />
(siehe Grafik oben) auf<br />
die Ansaugbedingungen zurückgerechnet.<br />
Das Resultat dieser<br />
Berechnung ist die Liefermenge der<br />
Kompressoranlage. Sie ist nicht zu<br />
verwechseln mit der Liefermenge<br />
des Kompressorblocks<br />
(Blockliefermenge).<br />
Bitte beachten Sie:<br />
V 1 =<br />
V 2 x P 2 x T 1<br />
T 2 x P 1<br />
DIN 1945 und ISO 1217 allein<br />
geben nur die Blockliefermenge<br />
wieder. Das gilt ebenfalls für die<br />
frühere CAGI-Pneurop-Empfehlung<br />
PN 2 CPTC 1.<br />
2. Motorabgabeleistung<br />
Unter der Motorabgabeleistung versteht<br />
man die Leistung, die der<br />
Antriebsmotor des Kompressors<br />
mechanisch an der Motorwelle<br />
abgibt. Der Optimalwert der Motorabgabeleistung,<br />
bei dem ohne<br />
Motorüberlastung die optimale Ausschöpfung<br />
des elektrischen Wirkungsgrades<br />
und des Leistungsfaktors<br />
cos ϕ erreicht wird, liegt im<br />
Bereich der Motornennleistung. Sie<br />
ist auf dem Typenschild des Elektromotors<br />
eingetragen.<br />
Achtung! Wenn die Motorabgabeleistung<br />
zu weit von der Motornennleistung<br />
abweicht, dann<br />
arbeitet der Kompressor unwirtschaftlich<br />
und/oder ist einem<br />
erhöhten Verschleiß ausgesetzt.<br />
abgegebene<br />
Druckluftmenge zugeführte<br />
elektrische Leistung<br />
3. Spezifische Leistung<br />
Als spezifische Leistung eines Kompressors<br />
bezeichnet man das Verhältnis<br />
zwischen der zugeführten<br />
elektrischen Aufnahmeleistung und<br />
der abgegebenen Luftmenge bei<br />
einem entsprechenden Betriebsdruck.<br />
Die einem Kompressor zugeführte<br />
elektrische Aufnahmeleistung<br />
ist die Summe der elektrischen<br />
Aufnahmeleistungen aller<br />
Antriebe, die in einem Kompressor<br />
vorhanden sind, z. B. Hauptmotor,<br />
Lüftermotor, Ölpumpenmotor, Stillstandsheizung<br />
usw. Wenn die spezifische<br />
Leistung für eine<br />
Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />
benötigt wird, sollte sie auf die<br />
gesamte Kompressoranlage und<br />
den maximalen Betriebsdruck bezogen<br />
werden. Dabei wird dann der<br />
Wert der elektrischen Gesamtaufnahmeleistung<br />
bei Maximaldruck<br />
durch den Wert der Anlagenliefermenge<br />
bei Maximaldruck dividiert.<br />
4. Elektrische Aufnahmeleistung<br />
Die elektrische Aufnahmeleistung<br />
ist diejenige Leistung, die der<br />
Antriebsmotor des Kompressors bei<br />
einer bestimmten mechanischen<br />
Belastung der Motorwelle (Motorabgabeleistung)<br />
aus dem elektrischen<br />
Netz aufnimmt. Sie ist um<br />
die Motorverluste höher als die<br />
Motorabgabeleistung. Zu den<br />
Motorverlusten gehören sowohl<br />
elektrische als auch mechanische<br />
Verluste durch Motorlagerung und<br />
-belüftung. Die ideale elektrische<br />
Aufnahmeleistung im Nennpunkt P<br />
lässt sich durch die Formel<br />
P = U n x l n x √ 3 x cos ϕ n<br />
errechnen.<br />
U n , l n , und cos ϕ n stehen auf dem<br />
Typenschild des Elektromotors.<br />
5. „EPACT (EFF1)” – die neue<br />
Formel für Energie sparenden<br />
Antrieb<br />
Bestrebungen der USA, den Energiebedarf<br />
von Drehstrom-Asynchronmotoren<br />
zu senken, mündeten<br />
in dem 1997 in Kraft getrete-<br />
nen „Energy Policy and Conser-<br />
vation Act“ (kurz EPACT).<br />
In Europa werden diese Motoren<br />
als EFF1-Motoren bezeichnet.<br />
Seit 1998 werden Schrauben-<br />
0175 kWh<br />
Energieverbrauch<br />
kompressoren mit Motoren, die<br />
dieser strengen Norm entsprechen,<br />
von KAESER auch in Europa angeboten.<br />
Diese „EPACT“- bzw.<br />
„EFF1“-Motoren bieten wesentliche<br />
Vorteile:<br />
a) Niedrigere<br />
Betriebstemperaturen<br />
Die durch Erwärmung und Reibung<br />
auftretenden internen Wirkungsgradverluste<br />
können bei kleineren<br />
Motoren bis zu 20 % der Leistungsaufnahme<br />
ausmachen, bei Motoren<br />
ab 160 kW 4 bis 5 %.<br />
EPACT/EFF1-Motoren kommen<br />
dagegen mit einer deutlich geringe-<br />
ren Erwärmung und damit weniger<br />
Wärmeverlusten aus: Während ein<br />
konventioneller Motor bei normaler<br />
Auslastung eine Betriebstemperaturerhöhung<br />
von ca. 80 K bei<br />
einer Temperaturreserve von 20 K<br />
gegenüber Isolationsklasse F hat,<br />
betragen unter gleichen Bedingungen<br />
bei einem EPACT/EFF1-Motor<br />
die Temperaturerhöhung nur ca. 65<br />
K und die Temperaturreserve 40 K.<br />
b) Längere Lebensdauer<br />
Niedrigere Betriebstemperaturen<br />
bedeuten zunächst eine geringere<br />
thermische Belastung des Motors,<br />
der Lager und des Klemmkastens.<br />
Daraus ergibt sich als zweiter Vorteil<br />
eine verlängerte Lebensdauer<br />
des Antriebsmotors.<br />
Innere Motorverluste,<br />
enthalten im<br />
Motorwirkungsgrad<br />
c) 6 % mehr Druckluft mit<br />
weniger Energie<br />
Weniger Wärmeverluste führen<br />
nicht zuletzt zu erhöhter Wirt-<br />
schaftlichkeit. So konnte KAESER<br />
durch genaue Abstimmung der<br />
Kompressoren auf die Möglichkeiten<br />
der EPACT/EFF1-Motoren die<br />
Liefermengen der Anlagen um bis<br />
zu 6 % erhöhen und die spezifischen<br />
Leistungen um bis zu 5 %<br />
verbessern. Das heißt: höhere Förderleistung,<br />
kürzere Kompressorlaufzeiten<br />
und weniger Energieaufwand<br />
pro erzeugtem Kubikmeter<br />
Druckluft.<br />
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