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Liquordiagnostik

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1. U n t e r s u c h u n g e n<br />

L i q u o r d i a g n o s t i k<br />

Notfallprogramm Basisprogramm Erweitertes Programm<br />

• Liquordruck<br />

• Zellzahl<br />

• Eiweiss<br />

• Glukose<br />

• Gramfärbung<br />

• Kultur<br />

• Isoelektrische Fokussierung<br />

(oligoklonale Banden)<br />

• Albuminquotient<br />

Liquor/Serum<br />

• Ev. Laktat<br />

• Spezifische Antikörper<br />

(Borrelien, Masern, Röteln…)<br />

• PCR (Herpes usw)<br />

• Tusche-Präparat<br />

(Cryptococcen)<br />

• Zytologie (Malignome...)<br />

• Xanthochromie und<br />

Siderophagen bei Blutungen<br />

• Immunglobulin-Differenzierung<br />

Cave! Liquor kann normal sein, da nur ein Teil des Hirnes mit Liquor in direktem Kontakt steht,<br />

zBsp bei:<br />

• Kryptokokkenmeningitis (AIDS)<br />

• Multiple Sklerose<br />

• Meningitis (v.a. kindliche) in Frühphase<br />

• Chronische Infektionen<br />

2. L i q u o r z e l l e n<br />

• Granulozyten (> 50% der Lc)–bakterielle Infektionen<br />

–virale Infektionen in Frühphase<br />

• Lymphozyten (> 85% der Lc)–virale Meningitis<br />

–bakterielle Meningitis in Früh- resp Proliferationsphase<br />

• Gemischtzellige Reaktion<br />

–Tuberkulose<br />

–Lues<br />

• Tumorzellen<br />

• Eosinophile(>5%);<br />

-Zystizerkose, Toxokara, ventriculo-peritonealer Shunt,...<br />

• Erythro- und Siderophagen<br />

- bei Subarachnoidalblutung u.a. intracranielle Blutungen : auch Xanthochromie<br />

(bei traumatischer Punktion keine Xanthochromie und<br />

keine Erythro- resp Siderophagen)<br />

3. L i q u o r p r o t e i n – E r h ö h u n g<br />

Schrankenzusammenbruch Erniedrigter Flüssigkeitsturnover<br />

-Infektionen:<br />

• Meningitis, Encephalitis<br />

–Entzündungen:<br />

•MS, Guillain-Barré-Syndrom,<br />

Herpeszoster,...<br />

–Polyneuropathie<br />

–Amyotrophe Lateralsklerose<br />

–cerebrovaskulärer Insult<br />

–Liquorflussbehinderung Ventrikel-<br />

Lumbalsack (stopp-Liquor)<br />

•Rückenmarkstumoren,<br />

Diskushernien, ...<br />

sICAM (soluble intercellular Adehsionmolecul) erhöht sICAM erniedrigt<br />

SICAM nur in Ausnahmefällen und nach Absprache mit dem Kaderarzt oder den Neurologen<br />

bestimmen!


3.1 I s o e l e k t r i s c h e F o k u s s i e r u n g<br />

Intrathekal gebildete Immunglobuline (autochthone Antikörper) gegen Erreger oder Autoantigene<br />

unterscheiden sich von Serumimmunglobulinen (Ladungsmuster, Ig-Klassenverhältnis,<br />

Antigenspezifität), sodass sie sich im hochalkalischen Bereich als zusätzliche Banden (oligoklonale<br />

Banden) nachweisen lassen.<br />

Gegenüberstellung der 2 Möglichkeiten des Nachweises intrathekal gebildeter Antikörper:<br />

Liquor-<br />

Ig - Index<br />

Isoelektrische<br />

Fokussierung<br />

4. I n f e k t i o n e n<br />

Nachweis<br />

Formel<br />

QIgG<br />

QAlb<br />

Oligoklonale<br />

Banden<br />

4.1 E r r e g e r - N a c h w e i s<br />

Aussage<br />

Intrathekale<br />

Antikörperbild.<br />

Intrathekale<br />

AK<br />

Bemerkung<br />

Ausreichend<br />

empfindlich<br />

Hoch<br />

sensitiv<br />

Erreger mikroskopisch<br />

Kultur PCR Antigen<br />

Bakterien ● ● ❍ -<br />

Tuberkulose ● ● ❍ -<br />

Pilze ● ● ❍ ●<br />

Borrelien<br />

-<br />

Syphilis -<br />

-<br />

❍<br />

HSV<br />

-<br />

VZV<br />

-<br />

-<br />

●<br />

Enteroviren<br />

-<br />

(Picorna,<br />

Coxsackie)<br />

-<br />

-<br />

●<br />

Mumps<br />

-<br />

Masern<br />

Röteln<br />

-<br />

❍<br />

❍<br />

FSME - - ❍ -<br />

4.2 A n t i k ö r p e r - N a c h w e i s<br />

Erreger Serum Liquor Bemerk.<br />

AK-<br />

Nachw.<br />

IgG IgM IgA<br />

Borrelien<br />

Syphilis<br />

HSV<br />

VZV<br />

Enteroviren<br />

●<br />

❍<br />

●<br />

●<br />

●<br />

❍<br />

●<br />

●<br />

❍<br />

❍<br />

❍<br />

❍<br />

V.a. chronische<br />

Phase<br />

In akuter<br />

Phase zu späte<br />

Bildung.<br />

Bei Reaktivierung !<br />

KBR zu


(Picorna,<br />

Coxsackie)<br />

unempfindlich<br />

Mumps<br />

In chron.<br />

Masern ● ● ❍ ❍ Phase (SSPE),<br />

Röteln<br />

v.a. IgG<br />

FSME ● ❍ ❍ ❍ Nicht regelmässig<br />

intrath. AK<br />

4.3 B e m e r k u n g e n<br />

• Primäre Antikörpersuche im Serum<br />

• Wenn Liquor (mind. 1 ml), dann auch immer gleichzeitig Blut entnehmen<br />

• Wenn schon Antikörperbestimmung im Liquor, dann auch Nachweis des<br />

intrathekalen Ursprungs mittels isoelektrischer Fokussierung<br />

5. T e c h n i k d e r L u m b a l p u n k t i o n<br />

5.1 L a g e r u n g u n d P u n k t i o n s s t e l l e<br />

• Seitenlage (ev sitzend) mit Katzenbuckel (beide Knie und Kinn auf Sternum)<br />

• Intervertebralraum L4/5 (Höhe Beckenkamm)<br />

5.2 M a t e r i a l u n d V o r g e h e n<br />

Vor der Punktion vollständig zusammenstellen!<br />

• Notwendige Laborblätter vor der Punktion vollständig ausfüllen. Analysen mit dem Kaderarzt<br />

besprechen.<br />

• Röhrchen-Set „Liquorpunktion“<br />

• Molleton<br />

• Desinfektionsmittel gefärbt (grossflächig, von Punktionsstelle spiralförmig nach aussen<br />

desinfizieren)<br />

• Lidocain 1%<br />

• Sterile Handschuhe<br />

• Mundschutz<br />

• Lochtuch<br />

• Liquorpunktions-Nadeln<br />

• Steigrohr für Druckmessung


6. P o s t p u n k t i o n e l l e s S y n d r o m<br />

Innert 24-48 Stunden nach Lumbalpunktion überwiegend in aufrechter Körperhaltung auftretende<br />

oder sich verschlimmernde Hinterkopf- resp Nackenschmerzen mit rascher Besserung bei<br />

Flachlagerung, gelegentlich auch frontal und/oder parietal.<br />

Begleitbeschwerden: Uebelkeit, Erbrechen, Benommenheit, Nackensteifigkeit, Rückenschmerzen,<br />

Verschwommensehen, Lichtempfindlichkeit,Tinnitus,<br />

Innenohrschwerhörigkeit, Ohrdruck<br />

Dauer im Mittel 4 Tage (sehr selten Wochen bis Monate).<br />

Risikofaktoren:<br />

• Junge Frauen<br />

• Kanülendicke: 20-22 G-Kanüle in 20%, 16 G-Kanüle in 75%<br />

• Kanülenspitze: atraumatische Nadel (konisch abgerundete Spitze nach Sprotte) mit 2-6%<br />

weniger als Schliff nach Quincke (wie übliche Injektionsnadeln)<br />

• Orientierung des Kanülenschliffes beim Durchtritt durch die Meningen (Durchtrennen oder<br />

Auseinanderdrängen der longitudinal verlaufenden Fasern der Meningen führt zu<br />

postpunktionellem Syndrom von 18% resp 4%))<br />

Prophylaxe:<br />

• 20 G-Kanüle oder dünner<br />

• atraumatische Nadel, wenn nicht vorhanden Schliff der Nadel beim Durchtritt durch die<br />

Meningen parallel zu den longitudinal Durafasern (nebenvei: durch die Haut hingegen<br />

parallel zu den Hautspaltlinien, d.h. nach Durchtritt durch die Haut Nadel um 90° drehen)<br />

• ev. Entfernen der Nadel in Kopftieflage<br />

• nach der Punktion 30 Min Bauchlage (ev sogar leichte Kopftieflage), Bettruhe insg 2 Std<br />

genügend<br />

Liquormenge bis 25ml hat keinen Einfluss auf das Auftreten eines postpunktionellen Syndromes.<br />

Therapie:<br />

• Flachlagerung (v auch Kopftieflagerung) wenn Beschwerden innert sec oder Min nach<br />

Aufstehen auftreten<br />

• Wenn Latenz grösser: möglichst häufige, kurzdauernde Mobilisationen<br />

• Coffein (Kaffee, Coca-Cola) oder Theophyllin (Euphyllin 200-400mg/d)<br />

• Epidurale Eigenblutinjektion bei Versagen der anderen Massnahmen<br />

Okt. 96/Kre (Erregernachweis und Infektionsantikörper), Aktualisiert und ergänzt Dr.Ph.Rochat Review Dres Baumberger und Magun<br />

9/2002

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