30.10.2013 Aufrufe

H2Oh! Wasser & Zukunft. 1/2010 - Similor

H2Oh! Wasser & Zukunft. 1/2010 - Similor

H2Oh! Wasser & Zukunft. 1/2010 - Similor

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Nr. 2<br />

<strong>Wasser</strong> & <strong>Zukunft</strong><br />

H ² Oh!<br />

<strong>Similor</strong>Group Badezimmer und Küche seit 1854


H ² Oh!<br />

2<br />

Inhalt<br />

3<br />

<strong>Wasser</strong> und <strong>Zukunft</strong><br />

<strong>Wasser</strong> hat eine <strong>Zukunft</strong>. Eine grosse, denn <strong>Wasser</strong> bedeutet Leben.<br />

Die einen sehen die <strong>Zukunft</strong> in der Renaturierung<br />

der Flüsse, siehe Seiten 10 bis 12, andere wieder<br />

nehmen Gewässer als bebaubare Flächen wahr.<br />

Lesen Sie dazu den Artikel auf den Seiten 4 und 5.<br />

In Solothurn sind Visionäre am Werk. Wo heute die<br />

frühere Mülldeponie der Stadt liegt, fahren schon<br />

bald Bagger auf und schaffen einen künstlichen See. Unter der Leitung des<br />

Architekturbüros Herzog & de Meuron soll ein Wohngebiet inmitten dieses<br />

Sees entstehen. Die Technik ist von der Natur inspiriert. Beim Thema<br />

<strong>Zukunft</strong> denkt man gerne an Hightech und die hat bei H 2 Oh! selbstredend<br />

mit <strong>Wasser</strong> zu tun. Dank modernster 3-D-Animation können die Vorteile und<br />

die Installation der Unterputzsteuerung Simibox in den unterschiedlichsten<br />

Medien präsentiert werden. Know-how und einiges an Rechenspeicher sind<br />

die Zutaten für die Animationswelt von morgen. Auf den Seiten 13 bis 15<br />

berichtet H 2 Oh! über den Besuch beim CGI-Artisten, mit Blick in die Trick-<br />

kiste einer wunderbaren <strong>Zukunft</strong>. Erleben Sie mit H 2 Oh! ein Stück <strong>Zukunft</strong>!<br />

Klaus Schneider<br />

Managing Director <strong>Similor</strong> AG<br />

Solothurn – aber bitte mit<br />

Seesicht<br />

Wohnen am See – wer möchte<br />

das nicht? Solothurn soll schon<br />

bald eine künstliche Lagune er-<br />

halten, an deren Ufern exklusive<br />

Eigenheime und Mietwohnungen<br />

entstehen werden. Das alles mitten<br />

im Grünen und doch stadtnah. Eine<br />

Vision mit <strong>Zukunft</strong>? Wir gehen der<br />

Sache auf den Grund.<br />

Kalte Leidenschaft unter<br />

Höchsteinsatz<br />

Gefrorene <strong>Wasser</strong>fälle zu erklimmen,<br />

ist ein Traum. Darauf schwört auch<br />

Stephan Siegrist, neben Ueli Steck<br />

der berühmteste Extremkletterer der<br />

Schweiz. Den Profis tun es immer<br />

öfter die Hobby-Kletterer gleich.<br />

Doch umsichtige Vorbereitung und<br />

eine gute Beobachtungsgabe gehö-<br />

ren quasi mit ins Gepäck.<br />

4<br />

16<br />

Design nonstop 6<br />

Riverwatch – Augenblicke<br />

für die <strong>Zukunft</strong> 10<br />

Simibox: der Film –<br />

wie entstehen 3-D-Animationen?<br />

13<br />

<strong>Similor</strong>Group – nun alles<br />

unter einem Dach 20<br />

Agenda rund um <strong>Wasser</strong><br />

und <strong>Zukunft</strong> 24<br />

Impressum<br />

Herausgegeben von <strong>Similor</strong>Group<br />

Januar <strong>2010</strong><br />

8000 Exemplare<br />

Erscheint in<br />

Deutsch und Französisch<br />

Konzept, Redaktion, Grafik und Layout<br />

Integral MC, Biel<br />

Fotos<br />

Thai Christen, Zug<br />

<strong>Similor</strong> AG<br />

Wahlenstrasse 46<br />

CH-4242 Laufen<br />

Tel. +41 (0)61 765 73 33<br />

Fax +41 (0)61 765 73 34<br />

www.similorgroup.com<br />

info@similorgroup.com<br />

Derzeit leiden weltweit rund 500 Millio-<br />

nen Menschen an <strong>Wasser</strong>mangel, und<br />

bis 2050 wird diese Zahl auf 3 Milliar-<br />

den anwachsen. Das Paradoxe daran<br />

ist: Es heisst nicht, dass diese Men-<br />

schen kein <strong>Wasser</strong> zum Trinken haben<br />

werden. Weniger als ein Promille des<br />

Süsswasser<br />

eingesetzten Süsswassers wird wirk-<br />

lich getrunken. Der grösste Teil des<br />

genutzten Süsswassers wird näm-<br />

lich für die Nahrungsmittelproduktion<br />

verwendet. <strong>Wasser</strong>mangel führt also<br />

eher zu Hunger, als dass Menschen<br />

deswegen verdursten würden.<br />

Der <strong>Wasser</strong>mangel verstärkt sich aus<br />

drei Gründen: Einmal nimmt die Be-<br />

völkerung noch bis Mitte dieses Jahr-<br />

hunderts zu. Die Ressource muss also<br />

unter mehr Menschen verteilt werden.<br />

Ausserdem steigt der <strong>Wasser</strong>bedarf<br />

mit dem Lebensstandard. Bessere<br />

Hygiene<br />

Hygiene und besseres Nahrungsan-<br />

gebot verlangen mehr <strong>Wasser</strong> pro<br />

Kopf. Und schliesslich wird der Man-<br />

gel durch Veränderung des Klimas<br />

verstärkt. Ein Beispiel dafür ist der Mit-<br />

telmeerraum, der in den letzten zwei<br />

Jahrzehnten deutlich trockener und<br />

heisser geworden ist. Dem <strong>Wasser</strong>-<br />

Schweiz<br />

schloss Schweiz wird der Rohstoff<br />

<strong>Wasser</strong> auch in der <strong>Zukunft</strong> nicht aus-<br />

gehen. Aber ein häufigeres Auftreten<br />

von heissen Sommern wie 2003 kann<br />

auch hierzulande zu temporären Eng-<br />

pässen führen. Das Trinkwasserprob-<br />

lem ist zwar kein Mengenproblem,<br />

<strong>Wasser</strong>mangel:<br />

Nicht Durst, sondern Hunger<br />

wird zum Problem<br />

Dem <strong>Wasser</strong>schloss Schweiz wird der Rohstoff<br />

<strong>Wasser</strong> auch in der <strong>Zukunft</strong> nicht ausgehen.<br />

aber ein gewichtiges <strong>Wasser</strong>qualitäts-<br />

problem. In der Schweiz sind wir sehr<br />

privilegiert. Wir können bedenkenlos<br />

Brunnen<br />

bei jedem öffentlichen Brunnen Was-<br />

ser beziehen. Weltweit müssen über 1<br />

Milliarde Menschen <strong>Wasser</strong> trinken,<br />

das krank machen kann. Von allen<br />

<strong>Wasser</strong>problemen ist dieses noch am<br />

leichtesten lösbar. Oft reicht wenig<br />

Geld aus, um eine <strong>Wasser</strong>fassung hy-<br />

gienisch zu gestalten.<br />

Viel schwieriger ist die Lösung des<br />

<strong>Wasser</strong>problems in der Landwirt-<br />

schaft. Einerseits wird wegen des Be-<br />

völkerungswachstums mehr <strong>Wasser</strong><br />

für die erhöhte Produktion an Nah-<br />

rungsmitteln nötig sein. Andererseits<br />

muss aber auch Ausgleich für die<br />

Folgen des Klimawandels geschaf-<br />

– <strong>Wasser</strong> & <strong>Zukunft</strong> – <strong>Wasser</strong> & <strong>Zukunft</strong><br />

fen werden. Eine Reihe von Optionen<br />

steht hierfür zur Verfügung. Die <strong>Wasser</strong><br />

sparende Bewässerung sowie Was-<br />

sersparen durch besseres Manage-<br />

ment und Recycling zählen dazu, aber<br />

auch die Züchtung und Verbreitung<br />

von Nutzpflanzen mit grosser Resis-<br />

tenz gegen Dürre, Hitze und die Ver-<br />

salzung der Böden. Meerwasserent-<br />

salzung mit Sonnenergie kann in Zu-<br />

kunft in Küstennähe einen Beitrag leis-<br />

<strong>Wasser</strong>transport<br />

ten ebenso wie der <strong>Wasser</strong>transport<br />

über lange Distanzen wie zum Beispiel<br />

in China, wo Yangtse-<strong>Wasser</strong>, in der<br />

Menge des mittleren Rheinabflusses,<br />

von Süd- nach Nordchina umgeleitet<br />

wird. Alle Optionen kosten viel Geld<br />

und werden die Produktion von Nah-<br />

rung verteuern. Und es bleibt ein fast<br />

unlösbares Problem: Die Natur, mit all<br />

ihren ökologischen Diensten, braucht<br />

noch mehr <strong>Wasser</strong> als die Landwirt-<br />

schaft. Auf ihre Kosten haben wir uns<br />

<strong>Wasser</strong>ressourcen angeeignet. Rund<br />

Feuchtgebiete<br />

die Hälfte der Feuchtgebiete der Welt<br />

ging beispielsweise in den letzten<br />

100 Jahren verloren, Seen sind aus-<br />

getrocknet – schlimmstes Beispiel der<br />

Aralsee. Und die Tendenz hält unver-<br />

mindert an.<br />

Die Erhaltung dieser natürlichen<br />

Existenz<br />

Grundlage unserer Existenz wird bei<br />

Weitem die grösste Herausforderung<br />

im <strong>Wasser</strong>sektor sein. Vielleicht muss<br />

die Lösung des Problems warten, bis<br />

die Weltbevölkerung im nächsten Jahr-<br />

hundert wieder einen tieferen Stand<br />

erreicht haben wird.<br />

Wolfgang Kinzelbach ist ordentlicher Professor<br />

für Hydromechanik der ETH Zürich. Zudem ist<br />

er Mitglied der Forschungskommission der ETH<br />

sowie der Leuenberger-Kommission zu den<br />

NEAT-Basistunneln.


4<br />

Solothurn –<br />

5<br />

aber bitte mit Seesicht!<br />

Im Südwesten von Solothurn, direkt am Ufer der Aare, inmitten eines idyllischen<br />

Sees stehen sie – schöne Einfamilienhäuser und Mietwohnungen, alle mit direktem<br />

Seezugang: Kinder spielen am <strong>Wasser</strong>, Paare schlendern zum Bootshafen oder<br />

spazieren am Biotop vorbei zum benachbarten Naturschutzgebiet. Zusammen mit<br />

den Touristen, die im nahen Hotel logieren, geniessen die Bewohner der wasserstadtsolothurn<br />

das Dolcefarniente zwischen Aare, See und Schwimmbad.<br />

Wer sich jetzt gleich auf den Weg nach Solothurn machen will, sollte weiterlesen<br />

und sich noch ein wenig gedulden, denn die perfekte Ferienstimmung am See<br />

wird frühestens 2014 Realität werden. Doch von diesem Zeitpunkt an wird das<br />

Wohnen auf und am <strong>Wasser</strong> in Solothurn vermutlich ebenso präsent sein wie in<br />

Dubai. Stéphanie Logassi Kury, Kommunikationsverantwortliche der wasser-<br />

stadtsolothurn AG, weiss mehr über das visionäre Projekt zwischen dem TCS-<br />

Campingplatz und dem Naturschutzgebiet Witi: «Hier soll auf insgesamt 375 000<br />

Quadratmetern Fläche bis in zehn Jahren eine künstliche Lagune mit total 212<br />

Einfamilienhäusern und 80 Mietwohnungen – eben die wasserstadtsolothurn –<br />

entstehen. Doch auf etwa der Hälfte des Baugeländes liegt zurzeit noch der ehe-<br />

malige Stadtmist von Solothurn unter dem Gras – der Müll wurde zwischen 1935<br />

und 1976 dort deponiert. Ein Teil des verunreinigten Erdreichs muss bis spätes-<br />

tens in fünf Jahren versiegelt oder abgetragen und entsorgt werden.» Eine klare<br />

Problemstellung mit einer vorgezeichneten Lösung – könnte man meinen. Doch<br />

das Solothurner Rezept besticht durch seine Eigenwilligkeit.<br />

Wer andern eine Grube gräbt …<br />

… kann ruhig einen See daraus machen, werden sich die Initiatoren der wasser-<br />

stadtsolothurn gedacht haben. Doch der Reihe nach: Die Grundidee zum Solo-<br />

thurner See stammt vom Verein sovision espaceSolothurn, der sich für ein attrak-<br />

tives Image und überzeugende Standortqualitäten von Region und Kanton ein-<br />

setzt. Ivo Bracher, der Präsident und Initiant des Vereins, gleichzeitig CEO der Bra-<br />

cher und Partner AG (Beratung in den Bereichen Treuhand, Immobilien,<br />

Unternehmen) sah wohl das grosse Potenzial der nach der Entsorgung leeren Gru-<br />

be vor seinem geistigen Auge. Die Idee, das im Süden an die Aare angrenzende<br />

Gebiet an den Flusslauf anzuschliessen und damit einen künstlichen See zu<br />

schaffen, war geboren. Inmitten dieser Seelandschaft werden sich die künftigen<br />

Eigenheimbesitzer und Mieter einer exklusiven Lage erfreuen. Ein weiterer wichti-<br />

ger Schritt war die Gründung der wasserstadtsolothurn AG vom 10. September<br />

2009. Laut Stéphanie Logassi Kury soll die Sanierung der ehemaligen Deponie un-<br />

– <strong>Wasser</strong> & <strong>Zukunft</strong><br />

gefähr bis 2013 beendet sein. Diese wird – mit finanzieller Hilfe des Bundes – durch<br />

Stadt und Kanton Solothurn erfolgen. Bis die Häuser am See stehen werden, fliesst<br />

noch viel <strong>Wasser</strong> die Aare hinunter, doch Stéphanie Logassi Kury zeigt sich opti-<br />

mistisch. Und der Andrang von künftigen Seebewohnern gibt ihr Recht: «Wir ha-<br />

ben bereits über 180 Interessenten, die sich für das stadtnahe Wohnen am <strong>Wasser</strong><br />

interessieren», informiert die Kommunikations-Expertin. «Und Solothurn<br />

scheint auch für auswärtige Interessenten attraktiv zu sein, denn etwa 60 Prozent<br />

der Anfragen kommen aus anderen Kantonen – das ist für den Espace Solothurn<br />

auch steuerlich interessant.»<br />

Ein Projekt mit Seltenheitswert<br />

Die Idee vom Wohnen am See, direkt an der Aare, ist ein in der Schweiz einmali-<br />

ges städtebauliches Projekt. Bestehende Seeufer sind entweder bereits verbaut<br />

oder geschützt – eine Ausgangslage wie jetzt mit der wasserstadtsolothurn bietet<br />

sich deshalb nicht oft. Das beurteilt auch das weltberühmte Basler Architekturbüro<br />

Herzog & de Meuron so, welches den architektonischen Part des Vorhabens leitet.<br />

Das Architekturbüro ist jedoch zurzeit mit den Vorarbeiten zur wasserstadtsolo-<br />

thurn beschäftigt und äussert sich deshalb vorerst nicht zum Projekt. Der grossen<br />

Erwartungshaltung der Solothurner Bevölkerung, der Wohnungssuchenden sowie<br />

der Architekturfans und Journalisten tut das keinen Abbruch – im Gegenteil.<br />

Eine Vision mit Mehrwert<br />

Rund um den Standort der eigentlichen wasserstadtsolothurn wird sich noch ei-<br />

niges ändern, denn mit dem Neubauprojekt ist zugleich eine Aufwertung der<br />

Umgebung verbunden. Der Campingplatz wird voraussichtlich vergrössert und<br />

bleibt direkt an der Aare. Zur Verbesserung der Freizeitmöglichkeiten beitragen<br />

wird auch der erweiterte Bootshafen. Im Anschluss an die Schutzzone Witi findet<br />

sich bereits heute ein Biotop, das bestehen bleibt und eventuell sogar erweitert<br />

wird. « Allen Bewohnern der wasserstadtsolothurn wird exklusiv ein Teil der Lagune<br />

als Schwimmteich zur Verfügung stehen», beschreibt Stéphanie Logassi Kury<br />

das besondere Strandfeeling, das künftige «<strong>Wasser</strong>städter» erwarten dürfen. Ein<br />

Teil des Uferbereichs wird jedoch auch öffentlich zugänglich sein und mit Cafés<br />

und Restaurants für ein urbanes Ambiente sorgen. Noch nicht definitiv, aber<br />

dank ihrer Lage zweifellos die Schmuckstücke des Projekts sind einige Einfamili-<br />

enhäuser, die nur durch einen Steg mit dem Land verbunden sind und auf Pfählen<br />

förmlich über dem <strong>Wasser</strong> schweben. «Ob diese Inselhäuser realisiert werden, ist<br />

noch unklar», meint Stéphanie Logassi Kury, «falls ja, sind das natürlich die ab-<br />

soluten Highlights der Anlage.»<br />

Auch Touristen können in <strong>Zukunft</strong> mehr als nur vor Ort zelten; im Bereich des Cam-<br />

pings ist nämlich ein Hotel geplant. Man rechnet also offenbar damit, dass sich die<br />

wasserstadtsolothurn bald einmal zur Touristenattraktion entwickeln wird – neben<br />

Solothurner Urgesteinen wie der Altstadt mit ihrer Kathedrale, dem Weissenstein,<br />

den Solothurner Filmtagen, den Literaturtagen oder der Fasnacht. Die Barockstadt<br />

Solothurn wird von diesem ambitionierten Projekt spürbar profitieren, da ist sich<br />

Stéphanie Logassi Kury sicher: «Erstens liegt die wasserstadtsolothurn stadtnah<br />

und trotzdem direkt am <strong>Wasser</strong> – und sie ist einzigartig in der Schweiz. Und<br />

zweitens wird Solothurn als Wohnort unterschätzt: In 20 Minuten ist man in Biel, in<br />

40 in Bern und Basel und in einer Stunde in Zürich und Luzern. Die Anbindung des<br />

Areals an den Privatverkehr und den ÖV ist gut, und auch vom wirtschaftlichen Po-<br />

tenzial und von den Arbeitsplätzen her ist Solothurn eine Gegend, die sich positiv<br />

entwickeln dürfte.» Dem bleibt eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Und so blicken<br />

wir gespannt in die <strong>Zukunft</strong> und warten auf den Augenblick, in dem die Kartografen<br />

den Solothurner See erstmals auf der Schweizer Karte verzeichnen werden.<br />

– <strong>Wasser</strong> & <strong>Zukunft</strong>


6<br />

Sven Adolph ist Designer. Sein Atelier liegt in einer<br />

Neubausiedlung auf dem ehemaligen Sulzer-Areal in<br />

Winterthur. Er wohnt und arbeitet in einem Loft und<br />

betreibt – nein, lebt – Industriedesign. Im Span-<br />

nungsfeld zwischen deutscher Nüchternheit,<br />

Design nonstop<br />

amerikanischem Pioniergeist und italienischer<br />

Lässigkeit entstehen Armaturen, Stühle, CD-Player<br />

etc., die alle einen ganz eigenen Stil pflegen. Eins ist<br />

sicher: der Name Momentum Design wird immer<br />

mehr vom Geheimtipp zur festen Grösse.<br />

Sichtbetonwände, dominantes Schwarz und Grau, puristische Formen in<br />

Küche und Bad – wenn der Mensch sich übers Wohnen definiert, dann<br />

mag es Sven Adolph aufgeräumt und klar. Doch der grosszügige Loft bietet auch<br />

viel Raum fürs Denken: «Ich muss gestehen, dass ich ein Workaholic bin, ich be-<br />

schäftige mich fast rund um die Uhr mit Design», meint er auf die Frage, ob das<br />

Wohnen und Arbeiten am selben Ort keine Herausforderung sei. Der Loft gliedert<br />

sich in drei Bereiche: Arbeit, Kommunikation, Küche. Ein Holztisch mit Designer-<br />

stühlen markiert die Mitte von Sven Adolphs Reich. Hier werden beim Kaffee Ide-<br />

en auf ihre Beständigkeit und ihr Potenzial geprüft. Ein raumlanges Regal bildet<br />

das Bindeglied zum Arbeitsbereich, ist sozusagen die Schatzkammer des<br />

Designers: Skizzen eines Bürostuhls, ein Prototyp einer Lampe, eine bizarre<br />

Holzschale – alle aktuellen Projekte sind stets in Sichtweite.<br />

– <strong>Wasser</strong> & <strong>Zukunft</strong> – <strong>Wasser</strong> & <strong>Zukunft</strong><br />

«Best of both worlds»<br />

Sven Adolph betrachtet die Dinge gerne aus verschiedenen Perspektiven. So ver-<br />

wundert es kaum, dass auch sein Designansatz in eine solche Richtung zeigt:<br />

«Best of both worlds» lautet sein Credo. Und was bedeutet das? Die erste Welt<br />

ist seine erste Ausbildungsstätte, die Hochschule für Gestaltung im deutschen<br />

Schwäbisch Gmünd. «Dort herrschte ein rationaler Ansatz, der stark von Bauhaus<br />

und der Ulmer Schule beeinflusst wurde», erinnert er sich. Der wichtigste Grund-<br />

satz aus dieser Zeit sei, dass ein Gegenstand durch seine Funktion bestechen<br />

und ausgewogen komponiert sein sollte. Und was ist die zweite Welt? Sven<br />

Adolph konnte nach seinem Studium in Deutschland an der renommierten Cran-<br />

brook Academy of Art in Michigan, USA, ein Masterstudium absolvieren. Seine<br />

Zeit in den USA bringt den eher nüchtern wirkenden Gestalter ins Schwärmen:<br />

7


8 9<br />

Produkte-News<br />

«Cranbrook ist die Wiege des amerikanischen Designs! Dort haben sich Ray<br />

und Charles Eames – Vorbilder von mir – kennen gelernt. Da zu studieren, die<br />

Arbeiten der Meister zu sehen und die Atmosphäre aufzunehmen, war und ist<br />

eine grosse Inspiration für mich.» Und was unterscheidet das amerikanische<br />

vom deutschen bzw. schweizerischen Designverständnis? «In Amerika ist<br />

man viel spontaner und experimenteller, dafür fehlt es oft an den Details.» Da-<br />

mit meint Sven Adolph zum Beispiel die eher grobe, lieblose Verarbeitung von<br />

US-Autos im Vergleich zu europäischen. Im Gegenzug bedauert er, dass viele<br />

europäische Unternehmen ungewöhnliche Ideen nur zögerlich fördern. Dies<br />

führe oft zu wenig spannenden Kompromissen. Er selbst versucht «im Beruf-<br />

lichen wie im Privaten, das Beste aus beiden Welten zu leben». Eine Sichtwei-<br />

se, die wohl auch durch seine Ehe mit einer US-Amerikanerin geprägt wird.<br />

Sven Adolph und <strong>Similor</strong>Group<br />

Kürzlich hat Sven Adolph für <strong>Similor</strong>Group mehrere Armaturen entworfen<br />

oder überarbeitet. Dabei handelt es sich zum einen um das Redesign der<br />

bewährten Armatur arwa-class, die arwa-class M ® heisst. Zum anderen ist<br />

Sven Adolph momentan mit der Entwicklung einer modernen, designorientierten<br />

Zweigriffarmatur beschäftigt. Doch wie ist es überhaupt zur Zusammenarbeit<br />

mit <strong>Similor</strong>Group gekommen? «Wir kamen an einem Designers’ Saturday ins<br />

Gespräch», erinnert er sich. «Danach haben wir in Eigeninitiative Ideen entwickelt<br />

und konnten diese bei <strong>Similor</strong>Group vorstellen. So ergab sich ein loser<br />

Kontakt, der zu den aktuellen Aufträgen führte.»<br />

Die Klassiker von morgen?<br />

Beim Redesign des Einhebelmischers arwa-class galten strenge Vorgaben:<br />

Sven Adolph musste sich an verbindliche Masse halten, da die neue Linie das<br />

Innenleben mit dem Vorgänger teilt und mit diesem harmonieren soll. «Wir<br />

haben ein modernes, präzises und leichter wirkendes Design entwickelt. Wir<br />

wollten keinen radikalen Neuanfang, sondern einen sanften Übergang von Alt<br />

nach Neu», erklärt Sven Adolph. Er denkt vor allem ans Sanitärgewerbe, aber<br />

auch an Endkunden und öffentliche Institutionen. «Das Design durfte nicht<br />

polarisieren. Es ist für alle, die auf eine diskrete, zeitlose und technisch per-<br />

fekte Armatur Wert legen.» Und was hat es mit dem neusten Projekt auf sich?<br />

«Es handelt sich um eine moderne Interpretation der traditionellen Zweigriff-<br />

armatur», erklärt Sven Adolph. Die anvisierte Zielgruppe bevorzuge klassi-<br />

sche, weiche Formen und lege Wert auf ein zeitgemässes Design. Die Ent-<br />

wicklung dieser Armatur sei jedoch noch nicht ganz abgeschlossen. Nach<br />

einem kurzen Zögern grinst Sven Adolph verschmitzt und zeigt weitere Ge-<br />

staltungsideen für Armaturen, die noch zu geheim für die Kamera sind: «Falls<br />

mal Extravaganteres gefragt sein sollte, hätten wir viel versprechende Ansät-<br />

ze.» Und schon ist die <strong>Zukunft</strong> der Armatur wieder im Ordner verschwunden.<br />

Doch irgendwann wird man diese Entwürfe vielleicht in Schweizer Badezim-<br />

mern bewundern können.<br />

Wie Ideen entstehen und welche Wünsche<br />

Designer hegen<br />

Wo und wie findet Sven Adolph seine Ideen? «Denken ist harte Arbeit. Wir<br />

hoffen nicht auf die göttliche Eingabe, sondern arbeiten uns in kleinen Schrit-<br />

ten voran, bis alle zufrieden sind.» Inspirationen holt er sich auf Flughäfen und<br />

Bahnhöfen. «Das sind Knotenpunkte unserer Gesellschaft», sinniert Sven Adolph.<br />

«Hier treffen sich Weltanschauungen, Gewohnheiten, Ideen und Rituale und<br />

reiben sich aneinander. Das finde ich sehr inspirierend.» Wie und wo Ideen ent-<br />

stehen, wissen wir nun. Und für welche Produkte würde sich Sven Adolph ger-<br />

ne mal den Kopf zerbrechen? «Vielleicht für ein City-Bike; es gibt zwar viele,<br />

aber die meisten würde ich nicht gerade als ‹sexy› bezeichnen.» Wer jetzt als<br />

Velohersteller nicht zum Hörer greift, ist selbst schuld ...<br />

Weitere Informationen: www.momentum.ch<br />

arwa-class M ®<br />

Das Redesign der Armatur arwa-class zeichnet sich durch eine<br />

leichtere, modernere Interpretation des bisherigen Konzepts aus.<br />

arwa-class M ® wird in der Schweiz den Vorgänger ersetzen. Das M<br />

steht für Moderna. Moderna Plus ist das dritte Gemeinschaftsprojekt<br />

von Keramik Laufen und <strong>Similor</strong>Group; die ebenfalls redesignten<br />

Keramikwaschtische der Serie Moderna bilden gemeinsam mit der<br />

Armatur arwa-class M ® eine funktional-schlichte Einheit.<br />

von <strong>Similor</strong>Group<br />

Ein neues Jahr, ein neues Jahrzehnt:<br />

Für <strong>Similor</strong>Group Grund<br />

genug, die Küchen- und Badewelt<br />

mit frischen, intelligenten Armaturen<br />

zu versorgen. Erleben Sie nun<br />

einen kleinen Vorgeschmack auf<br />

das Armaturenjahr <strong>2010</strong>.<br />

Und finden Sie heraus, welcher<br />

Armaturentyp zu Ihnen passt!<br />

Triathlon<br />

– <strong>Wasser</strong> & <strong>Zukunft</strong> – <strong>Wasser</strong> & <strong>Zukunft</strong><br />

Fjord<br />

Was im Bad die Sinne belebt, sorgt nun auch in der Küche für frische Erleb-<br />

nisse: die Armatur Fjord. Ob mit oder ohne Zugauslauf, die schlichte Form<br />

erfreut Körper und Geist. Und die Sparpatrone Ecototal trägt dazu bei, dass<br />

selbst alltägliche Handgriffe zum nachhaltigen Erlebnis werden.<br />

Der Wille zur Verbesserung und die Freude an der Leistung treiben Spitzen-<br />

und Breitensportler an. Wer seine Grenzen regelmässig überwindet, der ver-<br />

langt auch im Badezimmer Leistung und Klarheit. Die neue Armatur Triathlon<br />

bringt genau diese Haltung ins Bad: Ihre schlanke Linie vereint Technik mit Design<br />

und sorgt für wohltuende Entspannung nach Spitzenleistungen. So gibt<br />

Triathlon dort Energie zurück, wo sie gebraucht wird. Für mehr Kraft und<br />

Dynamik. Weil der Weg das Ziel ist.<br />

arwa-lux ®<br />

Mit ihrer LED-Temperaturanzeige, einem Verbrühschutz und einer Fernsteuerung<br />

sorgt die Küchenarmatur arwa-lux für höchsten Komfort und stilvolle<br />

Präzision – ganz gleich ob ein Fondue oder ein ambitionierter 4-Gänger auf<br />

den Tisch kommen. Und arwa-lux ist denkbar flexibel: In den Varianten Chrom,<br />

schwarz und Edelstahl macht diese hochklassige Armatur in jeder Küche eine<br />

gute Figur. Immer aber gilt: die Liebe zum Detail und die Freude am Kochen. Das<br />

ist Spitzentechnik im Dienst des Menschen.


10 11<br />

Riverwatch –<br />

Augenblicke für die <strong>Zukunft</strong><br />

Gut 400 Schweizer und Schweizerinnen kämpfen als Riverwatcher für intakte und<br />

naturnahe Gewässer. Im Auftrag des WWF, ehrenamtlich, für Mensch und Tier. Wir<br />

erklären Riverwatch am Beispiel von Mars Staufer: Wie er zum Riverwatcher – also<br />

Flussbeobachter – geworden ist, erzählt uns Mars Staufer dort, wo er einen Grossteil<br />

seiner Freizeit verbringt: am <strong>Wasser</strong>.<br />

W<br />

er den Riverwatcher Mars<br />

Staufer barfuss in der Bünz<br />

herumwaten sieht, würde nicht glau-<br />

ben, einen 75-Jährigen vor sich zu<br />

haben. Fit, braungebrannt und mit der<br />

blauen Riverwatch-Mütze spricht<br />

er leidenschaftlich gern über die<br />

Bünz – offensichtlich sein ganz per-<br />

sönlicher Jungbrunnen! Kurz ober-<br />

halb des Torfweihers des Wohn- und<br />

Arbeitsheims MURIMOOS werken<br />

und wohnen zeigt die Bünz ihre zwei<br />

Gesichter: auf der einen Seite das<br />

eng begrenzte, mit Steinplatten ver-<br />

baute Bachbett. Hier fliesst das Was-<br />

ser schnell, Fische und Krebse finden<br />

kaum Unterschlupf. Einige Meter wei-<br />

ter in Fliessrichtung zeigt sich ein ganz<br />

anderes Bild: An der einen Uferseite<br />

ein Prallhang mit Platz für Nisthöhlen –<br />

etwa für den Eisvogel. Auf der ande-<br />

ren Seite ein mit Gras und Sträuchern<br />

bewachsenes, flacheres Ufer, von<br />

dessen Rand zurechtgesägte Baum-<br />

stämme, so genannte Bunen, ins<br />

<strong>Wasser</strong> ragen. Gemeinsam mit wuch-<br />

tigen Steinblöcken in der Gewässer-<br />

mitte verlangsamen und variieren die-<br />

se die Geschwindigkeit des Baches<br />

und lenken ihn gezielt um. Von einem<br />

dieser Steine aus betrachtet Mars<br />

Staufer zufrieden den Vorher-nachher-<br />

Effekt. Erstaunlich, was die Natur in ei-<br />

nem Jahr bewirken kann, wenn man<br />

ihr die Möglichkeit dazu gibt. Doch bis<br />

zum heutigen Idyll war es ein weiter<br />

Weg. Ein Weg, den Mars Staufer je-<br />

derzeit wieder gehen würde.<br />

Wie wird man ein<br />

Riverwatcher?<br />

Nach seiner Frühpensionierung such-<br />

te der ehemalige Elektroingenieur eine<br />

sinnvolle Tätigkeit. Als langjähriges<br />

WWF-Mitglied wollte sich Mars Stau-<br />

fer für die Natur engagieren und stiess<br />

auf das Projekt Riverwatch des WWF.<br />

Das Ziel: den Zustand der Schweizer<br />

Fliessgewässer zu dokumentieren, zu<br />

überwachen und, wo nötig, zu revi-<br />

talisieren. Mars Staufer, der auch im<br />

Vorstand des WWF Aargau aktiv ist,<br />

fühlte sich gleich von dieser Idee an-<br />

gesprochen. «Wie viele Fliessgewäs-<br />

ser in der Schweiz war die Bünz (Kan-<br />

ton Aargau) komplett verbaut und in<br />

einem bedauernswerten Zustand», er-<br />

innert er sich. Im November 2005 stell-<br />

te Mars Staufer dem Landbesitzer<br />

Murimoos und dem kantonalen Was-<br />

serbau seine Idee einer renaturierten<br />

Bünz vor – mit Erfolg. Das 290 000<br />

Franken kostende Projekt ermöglichte<br />

die Revitalisierung einer Gesamtstre-<br />

cke von 900 Metern. Finanziert wur-<br />

de es durch den Kanton, die Anstös-<br />

sergemeinden und Sponsorenbeiträ-<br />

ge. Der Bau begann am 1. April 2008<br />

und war bereits am 1. Juli 2008 be-<br />

endet. «Die Folgen sind augenfällig»,<br />

sagt Mars Staufer: «Kurz nachdem<br />

der Bagger jeweils weg war, näher-<br />

ten sich bereits die ersten Fische den<br />

neuen Unterständen.» Der Fischbe-<br />

stand hat sich seit der Beendigung<br />

der Massnahmen vervielfacht und so-<br />

gar die Bachforelle fühlt sich wieder<br />

heimisch. Umherschwirrende Vögel<br />

und Insekten vervollständigen dieses<br />

lebhafte Bild.<br />

Und der zweite Streich<br />

folgt sogleich …<br />

Andere hätten sich mit dem revitali-<br />

sierten Bachlauf zufriedengegeben.<br />

Nicht so Mars Staufer: Er machte sich<br />

sogleich daran, den bereits im Vorpro-<br />

jekt angedachten <strong>Wasser</strong>spielplatz<br />

anzustossen. Das Geld musste mit<br />

Sponsorenbeiträgen zusammenge-<br />

bracht werden. Am 12. September<br />

2008 wurde der <strong>Wasser</strong>spielplatz an-<br />

lässlich des 75-jährigen Bestehens<br />

des Vereins MURIMOOS werken und<br />

wohnen feierlich eröffnet. So entstand<br />

ein wahres Kinderparadies: «Hier kön-<br />

nen Kinder die Faszination <strong>Wasser</strong><br />

hautnah erfahren», erklärt Mars Stau-<br />

fer. Der Riverwatcher ist Vater von vier<br />

Kindern und hat sieben Enkel – sein<br />

Engagement ist also auch für künftige<br />

Generationen ein Gewinn. Zum Was-<br />

serspielplatz: Eine eigens ausgehobe-<br />

ne Bachschleife bildet eine künstliche<br />

– <strong>Wasser</strong> & <strong>Zukunft</strong> – <strong>Wasser</strong> & <strong>Zukunft</strong>


12<br />

«Hier können Kinder die Faszination<br />

<strong>Wasser</strong> hautnah erfahren»<br />

Insel. Auf der einen Seite, durch einen<br />

Zaun abgetrennt, fliesst der ursprüng-<br />

liche Bach, auf der anderen Seite be-<br />

findet sich der kleine Seitenarm für<br />

Kinder, dessen <strong>Wasser</strong>tiefe 20 Zenti-<br />

meter nicht übersteigt. Ergänzt wird<br />

der <strong>Wasser</strong>spielplatz mit Sitzbänken<br />

für Aufsichtspersonen sowie mit<br />

einem Frühwarnsystem gegen Über-<br />

schwemmungen. Auf der durch eine<br />

Hängebrücke erschlossenen Insel<br />

befindet sich ein Baumhaus, ein zwei-<br />

tes wurde auf der anderen Bachseite<br />

gebaut. Das Prunkstück des Tum-<br />

melplatzes ist jedoch der liebevoll be-<br />

malte <strong>Wasser</strong>koffer: Darin befinden<br />

sich zahlreiche Werkzeuge wie<br />

Schaufeln, Siebe und Kübel, um den<br />

Bach zu stauen oder Sandburgen zu<br />

bauen sowie Becherlupen für Unter-<br />

suchungen. Anleitungen helfen den<br />

Lehrpersonen, einen naturnahen Un-<br />

terricht zu gestalten. «Der Koffer ist<br />

heiss begehrt», erzählt der Riverwat-<br />

cher; «wir haben immer wieder Schu-<br />

len, die ihn in den Unterricht einbezie-<br />

hen. Neulich war sogar eine Gruppe<br />

aus Mazedonien hier, die eine Revita-<br />

lisierung und einen <strong>Wasser</strong>spielplatz<br />

realisieren möchte.» Der <strong>Wasser</strong>spiel-<br />

platz wurde in Absprache mit der Be-<br />

ratungsstelle für Unfallverhütung (bfu)<br />

erstellt und entspricht strengen Si-<br />

cherheitsvorschriften. Die Einrichtun-<br />

gen wurden grösstenteils von Be-<br />

wohnern des MURIMOOS erstellt, die<br />

auch den Betrieb und Unterhalt der<br />

Anlage besorgen.<br />

Riverwatch Schweiz –<br />

genug Arbeit für die<br />

nächsten 1000 Jahre<br />

Für die Arbeiten an der Revitalisierung<br />

und am <strong>Wasser</strong>spielplatz hat Mars<br />

Staufer innert 2½ Jahren etwa 800<br />

Stunden Freiwilligenarbeit geleistet.<br />

Ein Einsatz, der von fast allen begrüsst<br />

wird: «Meine Frau findet, dass ich<br />

etwas übertreibe. Aber mir macht das<br />

eben richtig Spass: Man arbeitet mit<br />

aufgestellten Leuten zusammen und<br />

zieht am gleichen Strick. Es gibt kaum<br />

Widerstand und man geniesst eine<br />

hohe Akzeptanz in der Bevölkerung»,<br />

erklärt der Beobachter der Bünz. Der<br />

Erholungsraum Bünz wird von Spa-<br />

ziergängern und Radfahrern stark fre-<br />

quentiert und der <strong>Wasser</strong>spielplatz<br />

stösst auf reges Interesse. Diese er-<br />

freuliche Bilanz verleiht Mars Staufer<br />

offenbar viel Energie für neue Projek-<br />

te. Coop hat anlässlich der Lancie-<br />

rung der Kreditkarte Verdecard dem<br />

WWF für Renaturierungsprojekte an<br />

der Bünz 300 000 Franken zur Verfü-<br />

gung gestellt. Mars Stauer weiss: «Ein<br />

Teil dieses Geldes wird eingesetzt, um<br />

die Bünz unterhalb von Muri auf ei-<br />

ner Strecke von 600 Metern aus dem<br />

Korsett zu befreien. Das Projekt sieht<br />

vor, Teilstücke des linksufrigen Waldes<br />

zu einer Weichholzaue umzugestal-<br />

ten. Wenn die Gemeindeversammlung<br />

dem Plan zustimmt, wird im Frühjahr<br />

<strong>2010</strong> mit dem Bau begonnen. Leider<br />

kann ein Zwischenstück noch nicht<br />

realisiert werden, weil das benötigte<br />

Land nicht verfügbar ist.<br />

Das ist eines der Hauptprobleme<br />

beim Riverwatch; man benötigt auf je-<br />

der Seite mindestens 10 Meter Land,<br />

um einem Fliessgewässer wieder ei-<br />

nen natürlichen Lauf zu geben.» Mars<br />

Staufer ist überzeugt, dass ihm und<br />

den übrigen 400 Schweizer Riverwat-<br />

chern die Arbeit nicht so rasch ausge-<br />

hen wird: «Von den 2750 Kilometern<br />

Fliessgewässer im Kanton Aargau sind<br />

nur etwa 50% naturnah oder wenig<br />

beeinträchtigt. 15% sind naturfremd<br />

und gar 35% sind eingedolt. Beim ak-<br />

tuellen Tempo wird es in der Schweiz<br />

noch 1000 Jahre dauern, bis auch nur<br />

die am ärgsten geschädigten Fliess-<br />

gewässer revitalisiert sind.» Sagts und<br />

schickt ein Lächeln hinterher. Mit die-<br />

ser entspannten Haltung lässt sich of-<br />

fenbar so einiges erreichen.<br />

Neue Riverwatcher gesucht<br />

In der ersten Jahreshälfte <strong>2010</strong> findet wieder eine Ausbildung zum River-<br />

watcher statt. Die Ausbildung mit ausgewiesenen Experten findet an vier<br />

Tagen statt, davon zwei draussen direkt am <strong>Wasser</strong>. Jeder Teilnehmer<br />

erarbeitet während des Kurses eine Projektskizze und einen Vorgehens-<br />

plan für ein konkretes Revitalisierungsprojekt.<br />

Weitere Informationen unter www.wwf.ch/riverwatch.<br />

Anmeldung an riverwatch@wwf.ch oder Thomas Ammann, 044 297 23 16.<br />

Auf dem ehemaligen Sulzer-Areal in Zuchwil (heute River-<br />

side Business Park) herrscht Hochbetrieb. Wo früher<br />

Arbeiter Webstühle montierten, wird heute am Com-<br />

puter Realität geschaffen. Gabriel Gimber hat sich auf<br />

3-D-Animationen von Industrieprodukten spezialisiert.<br />

– <strong>Wasser</strong> & <strong>Zukunft</strong> – <strong>Wasser</strong> & <strong>Zukunft</strong><br />

Simibox – der Film<br />

Doch die Realität zu simulieren, ist komplex. Und für<br />

Laien, denen Begriffe wie CGI und Global Illumination<br />

nichts sagen, auch schwierig zu erklären. Wir tun es<br />

trotzdem; am Beispiel des Animationsfilms über die<br />

Simibox, das Unterputzsystem von <strong>Similor</strong>Group.<br />

13


14 15<br />

Gabriel Gimber arbeitet als CGI-Artist: CGI heisst «computer generated<br />

image» oder computergeneriertes Bild. Die virtuelle Realität erlebt vor allem<br />

in den Sparten Film und Computerspiele einen Boom. Obwohl Gabriel Gimber<br />

hauptsächlich Animationsfilme für die Industrie kreiert, ist die Filmbranche mit<br />

ihren virtuellen Tricks der Motor der ganzen Animationsgilde: «Wo eine starke<br />

Filmindustrie existiert, ist der Bedarf an CGI-Artisten gross», erzählt er. Führend<br />

sind die USA, aber auch die deutsche Filmindustrie setzt seit einigen Jahren auf<br />

künstliche Tornados und andere Naturgewalten. Die Schweizer Filmbranche hin-<br />

gegen ist zu klein. «Zudem», erklärt Gabriel Gimber, «greifen Schweizer Filmer oft<br />

auf ausländische Trickspezialisten zurück, weil die heimische Branche sehr frag-<br />

mentiert ist. Mit dem frisch ins Kino gekommenen Schweizer Science-Fiction-<br />

Film ‹Cargo› wird sich das hoffentlich ändern.»<br />

Ich bin viele Berufe …<br />

Ein 3-D-Animator hat viele Berufe in einem: «Wenn du ein Objekt beleuchtest, bist<br />

du Fotograf und Beleuchter, wenn du die Kamera führst, Kameramann, und wenn<br />

du ein Storyboard schreibst, bist du Regisseur. Und die Kundenberatung über-<br />

nimmst du auch», beschreibt Gabriel Gimber seinen Job. Vielseitig muss man also<br />

sein – und da hat er einiges zu bieten: Er hat die Schule für Gestaltung absolviert,<br />

ist gelernter Goldschmied, hat als Koch gearbeitet und weiss als ehemaliger Radio-<br />

mann, wie man Geschichten erzählt. Beste Voraussetzungen, um aus den Tiefen<br />

des Computers heraus neue Realitäten zu erschaffen.<br />

Vom Kundenwunsch zum fertigen Produkt<br />

Ein Projekt wie der Simibox-Film beginnt damit, dass Gabriel Gimber mit dem Kun-<br />

den ein inhaltliches Konzept entwickelt. Aus den CAD-Konstruktionsdaten der Simi-<br />

box – es handelt sich um Daten, die nur das Volumen bezeichnen – wird dann eine<br />

virtuelle Realität generiert. «Die Farbgebung, die Oberflächenbeschaffenheit, die Be-<br />

leuchtung, all das fehlt noch und muss von mir in einem komplexen Prozess pro-<br />

grammiert werden, bis zum fertigen Bild», erklärt er. «In einem weiteren Schritt zeige<br />

ich in einer groben Gitterdarstellung, wie die funktionelle Animation abläuft, also die<br />

Ebene, auf der die Information vermittelt werden soll», erzählt Gabriel Gimber.<br />

Neue Standards setzen – für Simibox<br />

«‹Avatar›, der neue Film des Titanic-Regisseurs James Cameron ist punkto CGI<br />

der neue Massstab aller Science-Fiction-Filme; was da umgesetzt wurde, war<br />

bis anhin technisch so nicht möglich», erklärt Gabriel Gimber. Das Faible für<br />

bizarre Wesen, wuchtige Explosionen und fremdartige Vegetationen hatte er<br />

schon in der Schule für Gestaltung. «Damals zogen mich ‹Star Wars› oder ‹Alien›<br />

in den Bann. Das Thema liess mich nie mehr los.» Doch zurück zur Simibox:<br />

Auch für diesen Film, der die Eigenschaften, Vorteile und die Installation des<br />

neuen Unterputzsystems von <strong>Similor</strong>Group in 3 bis 4 Minuten präsentieren wird,<br />

gelten Superlative. «Wir haben für die Simibox die Global-Illumination-Techno-<br />

logie eingesetzt, auch Restlichtmengenbeleuchtung genannt. Das gängige Ray-<br />

Trace-Verfahren, wo man einen Lichtstrahl auf ein Objekt treffen lässt, wirkt<br />

zwar dreidimensional und hat Farbe und Tiefe, aber es bildet keine Realität ab.<br />

Heute verwendet man für hochwertige Filme nur noch Global Illumination – das<br />

ist Hollywood-Standard. Die herkömmliche CAD-Konstruktion hingegen ist rein<br />

technisch und weniger lebensecht», urteilt Gabriel Gimber.<br />

Im virtuellen Badezimmer<br />

Von der Gitternetzdarstellung bis zum realistischen Abbild eines Objekts braucht<br />

es gewaltige Rechenleistung. Ein Einzelbild des Films Simibox benötigt laut Gab-<br />

riel Gimber zum Rendern, also zum Berechnen des definitiven Bilds, zwischen 10<br />

und 30 Minuten. Das heisst, dass für die Simibox, die inmitten eines Badezim-<br />

mers mit Fliesen, einer Dusche mit Glaswand und einem Fussboden aus Schiefer<br />

gezeigt wird, für jeden Pixel auf dem Bildschirm berechnet werden muss, welche<br />

Farbe und Struktur, welches Material, welche Beleuchtung jeweils zutrifft. Die<br />

Software Cinema 4D schickt Strahlen in dieses virtuelle Badezimmer und sam-<br />

melt alle Infos zum Berechnen des Endbildes. Doch warum beansprucht das<br />

Rendern so viel Zeit? «Wir haben in einer einzigen Szene 380 Objekte und 1,2<br />

Millionen Polygone, also Drei- oder Vierecke, zu verarbeiten. Da gibt es nebst der<br />

Simibox Schrauben, Rohre, Wände, Fliesen, eine Glaswand etc. Jedem Objekt<br />

musst du sagen, wie es aussehen und was es tun soll.» Auf dem Bildschirm zeigt<br />

sich dieser Vorgang wie folgt: Jedes orange Quadrat entspricht einer Stelle, an<br />

der gerade Bildinformationen berechnet werden. Transparente Quadrate markie-<br />

ren fertig gerechnete Abschnitte. Doch was macht Gabriel Gimber während die-<br />

ses Ablaufs? Etwa Ferien? «Nein, ich arbeite an anderen Projekten. Man kann<br />

Renderprozesse zudem auf Netzwerke auslagern.»<br />

Mit Köpfchen und Rechenpower<br />

CGI ist Spitzensport für Computer: Und da die Technik sich rasant entwickelt, sei<br />

alle 3 Jahre ein schnellerer Rechner nötig, meint Gabriel Gimber. Natürlich ist das<br />

nicht immer möglich. «Doch auch Erfahrung spart Zeit. Ein Bild in 3-D herzustellen<br />

bedeutet; ich habe zum Beispiel 300 verschiedene Parameter und jeder verändert<br />

etwas. Eine beleuchtete Szene sieht unter Umständen aus einem veränderten Win-<br />

kel ganz anders aus. Und weil in der virtuellen Welt alles optimierbar ist, wird lau-<br />

fend korrigiert. Es lohnt sich zu wissen, was eine Änderung auslöst – passe ich<br />

nicht auf, dauert das Rendern viel länger.» Apropos Rechenleistung: «Pixar, Schöp-<br />

fer von Trickfilmen wie ‹Findet Nemo› oder ‹Oben›, hat angeblich mehr Rechenpo-<br />

wer als die NASA!»<br />

– <strong>Wasser</strong> & <strong>Zukunft</strong> – <strong>Wasser</strong> & <strong>Zukunft</strong><br />

Virtuell, praktisch, kostengünstig<br />

«Wir haben den Simibox-Film im HD-Format erstellt; das heisst, wir können ihn<br />

auf dem Computer, im Web und auf Messen in hoher Qualität zeigen sowie für<br />

DVDs nutzen. Und wir können Einzelbilder aus dem Film hochauflösend in<br />

300 dpi direkt für Printprodukte verwenden», schwärmt Gabriel Gimber. Compu-<br />

tergenerierte Inhalte sind da sehr effizient im Vergleich zum Realfilm. «Deshalb ist<br />

heute fast jede Autowerbung vom Auto bis zur Landschaft computergeneriert.<br />

Niemand stört sich dran, denn wenn wir angeblich Realität sehen, nehmen wir<br />

sie auch als solche wahr», sagt er. Ihn fasziniert aber auch die Wechselwirkung<br />

von Realität und Virtualität. Dazu nennt Gabriel Gimber das Beispiel 9/11: «Jah-<br />

relang liessen Filmer in Blockbustern Hochhäuser einstürzen; nach 9/11 war das<br />

ein Tabuthema – dieser Grenzkontakt zwischen Fiktion und Realität hat aber<br />

auch etwas Verstörendes.» Andererseits habe Science-Fiction die Realität immer<br />

beflügelt: So sei der Film ‹Star Wars› Auslöser für den gleichnamigen Raketenab-<br />

wehr-Schirm von Ex-US-Präsident Ronald Reagan gewesen. Betrachtet man die<br />

technische Entwicklung der letzten Jahre, wird die Grenze zwischen Realität und<br />

Virtualität wohl noch dünner werden.<br />

Da ist es gut zu wissen, dass auch Gabriel Gimber, der sich virtuos im imaginären<br />

Raum bewegt, die einfachen, greifbaren Dinge schätzt. «Ich lebe auf einer Wald-<br />

lichtung in einem Haus aus dem 16. Jahrhundert», meint er auf die Frage nach<br />

seinem Ausgleich. Und wenn die Familie, das Kochen und der Beruf ihn nicht<br />

auslasten, dann widmet er sich seinem Kurzfilmprojekt. Wer sich in so vielen<br />

Welten erfolgreich bewegt, kann auch komplexe Inhalte für alle verständlich machen.<br />

In diesem Sinn – auf zur nächsten Mission! Beam me up, Scotty!<br />

www.simibox.com


16 17<br />

Kalte<br />

Leidenschaft<br />

unter Höchsteinsatz<br />

– <strong>Wasser</strong> & <strong>Zukunft</strong> – <strong>Wasser</strong> & <strong>Zukunft</strong><br />

visualimpact.ch / Thomas Senf


18<br />

Rauer Wind, durchsetzt mit Eiskristallen, der einem ins Gesicht schlägt, die<br />

Finger taub vor Kälte. Bei –20 °C eine Stunde lang ausharren, die Füsse auf<br />

einem in Eis geschlagenen Stand und warten, bis der Nachkletterer die Eisschrauben<br />

eingesammelt hat. Eisklettern ist nur etwas für Profis. Davon gibt<br />

es in der Schweiz höchstens 30. Einer von ihnen ist Stephan Siegrist.<br />

Auch im Tal bewegt sich Stephan Siegrist so, als ob er oben in den Bergen wäre.<br />

Die Knie immer etwas gebeugt, verraten sie die gute Beinarbeit an Fels und Eis-<br />

formationen. Die Haare sind ausgebleicht bis verfilzt von Wind und Wetter.<br />

Der Blick gerade, offen und doch zwischendurch umherschweifend. Auf der<br />

Suche, stets reflektierend, was eben gesagt wurde. So spricht der Extrem-<br />

kletterer nicht nur verklärend von Naturerlebnissen und Kameradschaft in den<br />

Bergen, er sagt auch ganz ehrlich, was er da sonst noch findet: «Ich suche<br />

den Adrenalinkick und will mein persönliches Limit immer wieder pushen.»<br />

Das Abenteuerliche und das Aussergewöhnliche reizen ihn. Und so war er einer,<br />

dem die Eisklettererlegende Xaver Bongard Mentor und Freund war bis zu<br />

dessen Tod 1994 beim Basejump im Lauterbrunnental.<br />

Zu viele Anfänger<br />

Das Eisklettern kam 1975 in die Schweiz. Damals wurde am Col du Pillon ein ge-<br />

frorener <strong>Wasser</strong>fall erklommen mit Eispickel und Steigeisen, so wie sie beim<br />

alpinen Klettern Verwendung finden. Es sollte aber noch gute 15 Jahre dauern,<br />

bis Xaver Bongard das Eisklettern zu einem Extremsport mit Schwierigkeitsgra-<br />

den und somit Vergleichsmöglichkeiten machte. Mit unterdessen spezialisierten<br />

Steigeisen und in jeder Hand einem messerscharfen Eispickel schaffte es Xaver<br />

Bongard 1993, die Route «Crack Baby» an der Breitwangflue bei Kandersteg<br />

erstmals zu besteigen. Mittlerweile sind Kandersteg sowie das Weisstannental zu<br />

europäischen Eiskletterzentren geworden «Wo sich so viele Anfänger tummeln,<br />

wird es gefährlich», sagt Stephan Siegrist. Er zieht aussergewöhnliche Routen<br />

fernab des Rummels vor. In der Schweiz sind nach Lesart von Stephan Siegrist<br />

höchstens 30 Personen wirklich aktive Eiskletterer. Sein Kriterium: Sie müssen<br />

pro Saison, die jeweils von Dezember bis Mitte Februar dauert, mindestens fünf<br />

Eisfälle klettern. Frauen seien aufgrund der hohen körperlichen Belastung und<br />

der tiefen Minustemperaturen kaum anzutreffen, sagt der Extremkletterer. Sie<br />

seien zudem oft ängstlicher.<br />

Im Eis gibt es anders als am Fels keine Absicherungsmöglichkeiten, welche die<br />

jährliche Eisschmelze überdauern. Also müssen die Eisschrauben jedes Mal<br />

zu Sicherungszwecken neu gesetzt werden. Und das braucht Zeit. Geklettert<br />

wird auf der Schattenseite, wo bis zu –20 °C normal sind und man bisweilen<br />

eine Stunde im Zwischenstand ausharren muss, bis der Vorkletterer seine Eis-<br />

schrauben eingedreht hat und die Karabinerhaken für die Seilführung befestigt<br />

sind. Nach einer Seillänge baut sich der Vorkletterer mittels Eispickel für die<br />

Füsse einen Stand, zwei Eisschrauben, verbunden mit einer Bandschlinge, er-<br />

geben die Standsicherung. Anschliessend steigt der Nachkletterer gesichert<br />

durch den Vorsteiger zum Zwischenstand und sammelt auf dem Weg dahin die<br />

Zwischensicherungen ein.<br />

Nichts für planlose Hitzköpfe<br />

Im Winter sind die Tage kurz. Eine gute Planung und Beobachtungsgabe sind<br />

Voraussetzung für das Klettern an Eisformationen. Am schönsten wachsen die<br />

Eisfälle bei Temperaturen um den Nullpunkt herum. Wird es nur wenig wärmer,<br />

läuft <strong>Wasser</strong> hinter dem Eis. Die Zapfen werden hohl und drohen abzubrechen.<br />

Bei Temperaturschwankungen kann es zu Spannungen im Eis kommen und<br />

es springt bei Belastung leicht. Stephan Siegrist sagt deshalb: «Man muss das<br />

visualimpact.ch / Thomas Senf visualimpact.ch / Thomas Senf visualimpact.ch / Thomas Senf<br />

Eis lesen können und den Temperaturverlauf in den drei bis vier Tagen vor dem<br />

Aufstieg genau studieren. Viele nehmen sich zu wenig Zeit dafür.» Und das ist<br />

fatal. Es drohen Eisabbrüche, auch deshalb ist das Helmtragen Pflicht. Wenn<br />

sich allerdings ganze Zapfen oder grössere Eisstücke lösen, reicht auch der<br />

Helm als Schutz nicht mehr. Aber auch Sicherungen können ausreissen oder<br />

schlimmstenfalls ganze Eisformationen abbrechen und die Eiskletterer mit in<br />

die Tiefe nehmen.<br />

Das Limit weiter pushen<br />

Mitte der 1990er-Jahre hat sich aus dem Eisklettern das Dry-Tool, eine Kombi-<br />

nation aus Eis- und Felsbegehung, entwickelt. Nicht etwa, um mehr Sicherheit<br />

am Eis durch die Bohrhaken auf der stabilen Unterlage Fels zu erlangen. «Durch<br />

die steilen Felspassagen ist man athletisch noch mehr gefordert» , sagt Stephan<br />

Siegrist. «Beim reinen Eisklettern entwickelt man Kräfte, die man sonst nicht zu<br />

mobilisieren vermag, physisch, aber auch psychisch.» Auch erfahrene Bergsteiger<br />

wie er kommen ab und zu in schwierige Situationen. Zum Beispiel, wenn oben<br />

ein Lawinenfeld lagert und es nur diesen einen Weg durch das Couloir nach oben<br />

gibt. Oder die Temperaturen ändern sich während des Aufstiegs massiv und eine<br />

neue Route muss gesucht werden. Zu grosse Risiken mag er allerdings nicht<br />

eingehen: «Ich habe einen grossen Respekt vor dem Eis und der Natur, und es<br />

braucht manchmal viel Stärke, mittendrin wieder umzudrehen.» Ihn faszinieren<br />

die schönen Formen des Eises immer wieder. «Das Feeling, mit der Natur eins<br />

zu sein, ist beim Eisklettern besonders stark.» Und die Herausforderungen des<br />

Eislesens reizen ihn umsomehr. «Fels ist statisch. Der ist in 100 Jahren noch so.»<br />

– <strong>Wasser</strong> & <strong>Zukunft</strong> – <strong>Wasser</strong> & <strong>Zukunft</strong><br />

19<br />

visualimpact.ch / Thomas Ulrich<br />

Seine Karriere begann er am Fels wie alle Extremkletterer. Zuerst als Zimmer-<br />

mann und Hobbykletterer und schon bald mit 24 Jahren als Profibergführer. «Als<br />

Bergführer macht man das, was der Kunde möchte.» Und Siegrist möchte mehr.<br />

Mittlerweile kann es sich der 36-Jährige aussuchen. Mit etlichen Erstbesteigungen,<br />

gegen ein Dutzend Filmdokumentationen, unzähligen Artikeln und einem Buch<br />

wurde viel über ihn berichtet. Neben Ueli Steck ist er einer der bekanntesten<br />

Bergsteiger der Schweiz. Einem breiten Publikum bekannt geworden ist er 1999<br />

durch das mediale Ereignis «Eiger live» vom Schweizer Fernsehen.<br />

Etwa trainingsfaul?<br />

Er sagt von sich. «Ich bin schon ehrgeizig. Nicht endlos ehrgeizig. Es gibt andere,<br />

die mehr erreichen als ich.» Und: «Ich bin vielleicht manchmal etwas trainings-<br />

faul. Ich mag Sportarten mit technischen Herausforderungen. Wenn ich mich<br />

konzentriere, vergesse ich das Training.» Schwer vorzustellen bei einem, der<br />

immer wieder Rekorde aufstellt. Alleine im ersten Halbjahr 2009 waren es<br />

drei: in der Antarktis, in Kirgistan und am Eiger, wo er nach einer zweitägigen<br />

Klettertour durch die Nordwand den Basejump von der pilzförmigen Felsformation<br />

«Magic Mushroom» gewagt hat. Ein bisschen «high» müssen diese Extrem-<br />

sportarten wohl machen. «Ich mag es eben, das ‹Adrenalinschübli›, wenn mir et-<br />

was gelungen ist.»<br />

Weitere Informationen: www.stephan-siegrist.ch


20 21<br />

– <strong>Wasser</strong> & <strong>Zukunft</strong> – <strong>Wasser</strong> & <strong>Zukunft</strong><br />

Wir sind umgezogen


22 23<br />

Benno Isenmann,<br />

Supply Chain Manager <strong>Similor</strong>Group<br />

Der Gabelstapler bewegt sich Millimeter um Millimeter auf die Ladefläche<br />

<strong>Similor</strong>Group ist in Laufen eingetroffen. Doch wie transferiert man<br />

zwei Produktionsstätten samt den dazugehörenden Bürotrakten und<br />

vereint alle Einheiten am neuen Standort Laufen unter einem einzigen<br />

Dach? Mit guter Planung und Schritt für Schritt.<br />

des siebenachsigen Lastwagens zu. Die vier Männer der Transportfirma<br />

schauen gebannt, wie die Gabel ihren Weg zwischen den zwei Holzbalken<br />

findet. Darauf die 4,2 Tonnen schwere 5-Achsen-CNC-Bearbeitungsmaschine<br />

Bilo, frisch angeliefert aus Carouge. Insgesamt sind es zwei 5-Achsen-CNC-<br />

Bearbeitungsmaschinen, die während des Innenausbaus der neuen Werkhalle<br />

an den Standort Laufen transferiert werden. Wenn die Produktionslinie etabliert<br />

ist, werden weitere drei CNC-Bearbeitungscenter folgen.<br />

Startschuss im Januar 2009<br />

Das war im Spätsommer 2009. Zuerst aber musste gebaut werden, und zwar<br />

im grossen Stil. Der Baustart des 6650 m 2 umfassenden Gebäudes erfolgte<br />

im Januar 2009. Ein halbes Jahr später war die Hülle erstellt und mit dem Innen-<br />

ausbau konnte begonnen werden. Nun ging es Schlag auf Schlag. Die ersten<br />

Anlagen wurden von den Produktionsstandorten Carouge und Wallisellen<br />

transferiert. Neuerwerbungen, wie zum Beispiel hochmoderne Arbeitsplätze<br />

für die Reinigung und Dichtheitsprüfung und weitere Anlagen, kamen hinzu.<br />

Analog dem Produktionsablauf bei der Armaturenherstellung wurden die<br />

Maschinen stufenweise angeliefert. In dieser Reihenfolge wurden sie ab Oktober<br />

auch in Betrieb genommen. In Laufen befand sich vorerst rund die Hälfte aller<br />

Produktionsanlagen, so konnte an allen drei Standorten – Carouge, Wallisellen<br />

und Laufen – bis zum Ende der Testphase gleichzeitig produziert werden. Der<br />

ganze Transfer wird Ende Januar <strong>2010</strong> abgeschlossen sein.<br />

Neue Strukturen, neue Synergien<br />

«Es ist ein Traum, auf einer grünen Wiese ein neues Armaturenwerk bauen<br />

zu können», schwärmt Benno Isenmann, Supply Chain Manager von<br />

<strong>Similor</strong>Group. Er ist im Gesamtprojekt verantwortlich für das Layout und<br />

den Transfer und koordinierte den Umzug. Am neuen Standort freut er sich<br />

auf eine nun schlankere Produktion, «wo alle Abläufe effizient strukturiert<br />

sind». In den alten Gebäuden der beiden Produktionsstätten Carouge und<br />

Wallisellen war die Anordnung der Anlagen historisch gewachsen und ge-<br />

wisse Abläufe konnten aufgrund baulicher Gegebenheiten nicht vereinfacht<br />

werden. Anders nun auf der 91 Meter langen und 42 Meter breiten Produktions-<br />

fläche. Auf der einen Seite befindet sich die Produktionslinie für die Guss-<br />

körper, auf der anderen sind die Montageeinheiten stationiert. In der Fort-<br />

setzung der 3822 m 2 umfassenden Produktionsfläche ist das 1890 m 2 grosse<br />

Halbfabrikatelager angesiedelt. Der Produktionsfläche vorgelagert ist der<br />

zweistöckige Bürotrakt inklusive Versuchslaboratorien sowie Entwicklungs-<br />

und Konstruktionsabteilungen.<br />

Auch kleine Losgrössen auf Bestellung<br />

Seit Anfang Oktober werden in Laufen die ersten Sandkerne hergestellt sowie die<br />

Gusskörper gegossen. Bereits eine Woche später war alles bereit für die<br />

mechanische Bearbeitung. Und in der Woche darauf wurde geschliffen und<br />

poliert. Die Galvanisationsbäder haben schliesslich Ende Oktober den ersten in<br />

Laufen produzierten Armaturen ihren metallischen Glanz verliehen. Neben der so<br />

genannten unteren Stufe (Produktionslinie der gegossenen Armaturenteile) ist eine<br />

zweite Linie, die Montageabteilung, etabliert worden. Anders als bei der<br />

unteren Stufe wurden hier die Montageeinheiten eine um die andere nach Laufen<br />

versetzt. Und das ging so: Als Erstes musste die durchschnittlich benötigte Stück-<br />

zahl pro Montageeinheit für vier Wochen vorfabriziert werden, damit <strong>Similor</strong>-<br />

Group den jeweils ungefähr acht Arbeitstage dauernden Transfers (Abbau,<br />

Transport, Installation, Inbetriebnahme) überbrücken konnte. Zusätzlich wurde<br />

für vier bis sechs Wochen Montagematerial mitgenommen, um die Zeit in<br />

Laufen bis zum definitiven Produktionsstart der unteren Stufe und der Inbetrieb-<br />

nahme des Halbfabrikatelagers zu überbrücken. Auch in der Montageabteilung<br />

greift das Konzept der schlanken Produktion. Die Mitarbeitenden haben nun das<br />

benötigte Material immer verfügbar. Nur noch grosse, schwere Teile werden<br />

separat gerüstet. «So können wir auch kleinere Losgrössen bereitstellen» , lobt<br />

Benno Isenmann die Neuerung. Er ist der Mann, der den ganzen Umzug orches-<br />

– <strong>Wasser</strong> & <strong>Zukunft</strong> – <strong>Wasser</strong> & <strong>Zukunft</strong><br />

trierte. Dabei plante er in Verlagerungseinheiten, insgesamt 34 für Carouge, 4 für<br />

Acacias und 10 für Wallisellen. «Bei den Montageeinheiten begannen die Fach-<br />

kräfte sofort nach dem Einrichten des neuen Arbeitsplatzes mit der Produktion.<br />

Auch für die Produktionslinie der Unterstufe wurde für jeden Produktionsschritt<br />

eine Schlüsselperson verpflichtet. So blieb die gewohnte <strong>Similor</strong>-Qualität während<br />

des ganzen Umzugs gewährleistet.»<br />

LAUFEN Forum – die Kunst der Präsentation<br />

Neben dem <strong>Similor</strong>-Armaturenwerk ist das im September 2009 eröffnete LAUFEN<br />

Forum ein echter Publikumsmagnet. Das Besucher- und Präsentationszentrum für<br />

Keramik Laufen und <strong>Similor</strong>Group ist ein modernes Betonkunstwerk aus einem<br />

Guss. Der Entwurf des Monolithen stammt vom Basler Büro Nissen & Wentzlaff<br />

Architekten – ein zweigeschossiger, nahezu homogener Baukörper aus Sicht-<br />

beton. «Weiter verfügt Laufen über ein neu erstelltes Trainingscenter, wo Kunden von<br />

<strong>Similor</strong> AG und Keramik Laufen AG auf das gesamte Produktsortiment geschult<br />

werden», streicht Benno Isenmann die Vorzüge des Umzugs hervor. «Ich bin<br />

überzeugt, dass wir künftig dank der verbesserten und gut strukturierten<br />

Produktionsabläufe und der Synergien mit Keramik Laufen entscheidend weiter<br />

wachsen können.»


Agenda <strong>Wasser</strong> & <strong>Zukunft</strong><br />

Weltausstellung Shanghai <strong>2010</strong>,<br />

1.5. bis 31.10.10<br />

Die Weltausstellung <strong>2010</strong> in Shanghai steht unter dem<br />

Motto «Better City, Better Life». Die Organisatoren der<br />

Expo <strong>2010</strong> Shanghai erwarten über 70 Millionen Be-<br />

sucher und rechnen mit 200 teilnehmenden Ländern<br />

und Organisationen. Die Schweiz wird in China gleich<br />

mehrfach vertreten sein: Nebst dem offiziellen Schweizer<br />

Pavillon von «Präsenz Schweiz» werden die Städte<br />

Basel, Genf und Zürich mit der Ausstellung «Better<br />

Water – Best Urban Life» den Zusammenhang zwischen<br />

<strong>Wasser</strong>- und Lebensqualität aufzeigen.<br />

Störe und Südfrüchte im Tropenhaus Frutigen<br />

Seit Ende November 2009 wird im Tropenhaus Frutigen eine kombinierte Stör- und<br />

Südfruchtzucht betrieben. Die Anlage dient auch zur Abkühlung von Bergwasser,<br />

das mit 20 Grad Celsius aus dem Lötschbergtunnel fliesst. Auf diesem Weg wird<br />

die Energie sinnvoll genutzt, der Wildbestand der Störe wird geschont und das<br />

Ganze trägt erst noch Früchte. Die Produkte des Tropenhauses (Südfrüchte,<br />

Störfleisch, Kaviar) können vor Ort probiert und käuflich erworben werden.<br />

Auf dem <strong>Wasser</strong>weg Göschenertal<br />

Entlang den Bergbächen im Göschenertal treffen die Besucher auf spezielle<br />

<strong>Wasser</strong>orte. Ob am Gletscher, beim Staudamm, am Biotop oder an einer<br />

Quelle – alles dreht sich ums <strong>Wasser</strong>. Der <strong>Wasser</strong>weg Göschenertal verläuft<br />

grösstenteils auf Wanderwegen und ist auch für wenig geübte Wanderer<br />

und kleine Kinder geeignet.<br />

Jetzt ist Ihre Meinung gefragt!<br />

Hat Ihnen die zweite Ausgabe von H 2Oh! gefallen? Uns interessiert natürlich,<br />

was Sie interessiert. Schreiben Sie uns, worüber Sie gerne mehr lesen möch-<br />

ten. Ein paar Zeilen oder Stichworte genügen. Wir gehen mit der Zeit oder sind<br />

ihr mit der wasserbetriebenen Tischuhr gar einen Schritt voraus. Denn <strong>Wasser</strong><br />

bedeutet <strong>Zukunft</strong>. Mailen Sie uns. Die ersten 20 Einsender erhalten eine<br />

wasserbetriebene Tischuhr.<br />

Ihre spontan geäusserte Meinung erreicht uns unter der E-Mail: h2oh@similorgroup.com<br />

– <strong>Wasser</strong> & <strong>Zukunft</strong><br />

Weltausstellung<br />

Shanghai <strong>2010</strong><br />

Präsenz Schweiz:<br />

w w w.i m a g e -schwe i z.c h / i n d ex.<br />

php?id=221<br />

Tropenhaus Frutigen<br />

Tropenhausweg 1, 3714 Frutigen<br />

Tel. +41 (0)33 672 11 44<br />

info@tropenhaus-frutigen.ch<br />

www.tropenhaus-frutigen.ch<br />

Auskünfte zum Weg<br />

(und Unterkünften) erteilt:<br />

Tel. +41 (0)41 885 18 34<br />

info@wasserwelten.ch<br />

www.wasserwelten.ch

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!