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2010/2 - Barmherzige-schwestern-foederation.org

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Ordens mitgewirkt. In ihrem<br />

Arbeitszimmer, in dem direkt<br />

unter dem Kreuz der Computer<br />

steht, glimmen Räucherstäbchen,<br />

die ihr indische<br />

Mit<strong>schwestern</strong> regelmäßig<br />

schicken. »Ich mag diesen<br />

Duft so gern«, gesteht sie<br />

lächelnd.<br />

Oder Schwester Maria Bernadette.<br />

Die Schwäbin war<br />

Schneidermeisterin, doch<br />

schon als junge Frau entschied<br />

sie sich gegen die<br />

Modeschule und für ein<br />

Leben als Ordensschwester.<br />

»Ich wollte schon als<br />

Mädchen Nonne werden«,<br />

berichtet sie, und man glaubt<br />

ihr aufs Wort, wenn sie ergänzt:<br />

»Und ich habe es keinen<br />

Tag bereut.« Nachdem<br />

sie Armut, Keuschheit und<br />

Gehorsam gelobt und die<br />

Ordenstracht übergestreift<br />

hatte, studierte sie Sozialpädagogik,<br />

war im Studentenausschuss<br />

aktiv und leitete<br />

lange Jahre das Schiffer-<br />

Kinderheim auf dem Mannheimer<br />

Almenhof, ehe sie,<br />

nach einer weiteren Ausbildung,<br />

die letzten zwölf Berufsjahre<br />

als Krankenhausseels<strong>org</strong>erin<br />

in Buchen im<br />

Odenwald verbrachte.<br />

Oder Schwester Edeltraut.<br />

Die kleine Frau ist ein Energiebündel,<br />

findet Angela<br />

Merkel toll, leidet mit dem<br />

VfB Stuttgart und fertigt<br />

wunderschön gemalte Geschenkkarten.<br />

Ihr Kinderbuch<br />

Die großen Herzen kleiner<br />

Leute erschien in mehreren<br />

Auflagen, und ganz<br />

beiläufig sagt sie Sätze, die<br />

8<br />

sich einprägen und über die<br />

man lange nachdenken<br />

kann. »Wenn ich auf mein<br />

Leben zurückblicke, stelle<br />

ich mir ein Rosenfeld vor.<br />

Mit vielen Knospen und wunderschönen,<br />

prächtigen Blüten.<br />

Aber die Dornen habe<br />

ich auch gespürt.« Oder:<br />

»Das Leben ist eine Schatztruhe<br />

voller Erinnerungen,<br />

die uns zu dem gemacht<br />

haben, was wir sind.«<br />

Der Glockenschlag teilt<br />

den Tag ein<br />

Doch es sind nicht nur die<br />

spontanen Unterhaltungen<br />

mit den Ordensfrauen, die<br />

den Gast auftanken lassen.<br />

In Heppenheim wird nicht<br />

erwartet, dass Besucherinnen<br />

den Tagesablauf der<br />

Ordens<strong>schwestern</strong> von m<strong>org</strong>ens<br />

bis abends mitleben<br />

oder dass sie das Gespräch<br />

mit ihnen suchen. Sie machen<br />

ein Angebot und freuen<br />

sich über Interesse. »Wir hatten<br />

schon Studentinnen hier,<br />

die sich auf ihr Examen vorbereitet<br />

haben und die in der<br />

Ruhe hier gut lernen konnten«,<br />

erinnert sich die Generalvikarin:<br />

»Andere Frauen<br />

suchten das seels<strong>org</strong>erische<br />

Gespräch und Lebenshilfe,<br />

wieder andere die Meditation.«<br />

Die Teilnahme am Klosterleben<br />

gibt vielen Menschen<br />

neue Impulse. Denn der<br />

Tagesablauf verläuft in festen<br />

Bahnen, mit der Kapellenglocke<br />

als Leitplanke.<br />

Mönche und Nonnen sind<br />

keine Langschläfer: Bei den<br />

Vinzentinerinnen erklingt der<br />

Weckruf mit dem Sechs-Uhr-<br />

Geläut, Schlag Viertel vor<br />

Sieben erheben sich alle<br />

Schwestern zum M<strong>org</strong>enlob<br />

in der Kapelle. Auch die gemeinsamen<br />

Mahlzeiten werden<br />

immer zur selben Zeit<br />

eingenommen. Fast feierlich<br />

wird die Stimmung, wenn<br />

alle Gespräche verstummen<br />

und mit dem Glockenschlag<br />

Schwester Felicitas das<br />

Tischgebet spricht. Darüber<br />

hinaus pflegt jede Ordensdame<br />

ihre eigenen Rituale –<br />

Schwester Maria Cäcilia<br />

etwa steht jeden M<strong>org</strong>en um<br />

fünf Uhr auf und meditiert,<br />

denn »da habe ich die klarsten<br />

Gedanken«.<br />

»Aus dem Kloster kann man<br />

vieles in die Welt mitnehmen«,<br />

sagt Schwester Brigitta<br />

zum Abschied – und<br />

dafür muss man nicht einmal<br />

gläubig sein. Die benediktinische<br />

Klosterregel »Ora et<br />

labora« etwa, die mahnt, die<br />

Balance von Arbeit und<br />

Ruhezeiten zu wahren. Das<br />

Sich-Zurückziehen in die<br />

Stille, die den Schritt bremst<br />

und die Stimme senkt. Oder<br />

die klösterliche Ordnung und<br />

Aufgeräumtheit, die den<br />

Blick auf das Wesentliche<br />

lenkt. Und das Gefühl der<br />

erlebten Geb<strong>org</strong>enheit, das<br />

noch lange nachwirkt, nachdem<br />

der Besucher wieder<br />

heraus auf die Straße getreten<br />

und die schwere<br />

Eingangstür langsam ins<br />

Schloss gefallen ist.

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