Wilhelm Beeler, Bergbauernsohn <strong>aus</strong> Tannenboden, reist und lebt ohne Ziel. Bis er sich auf Samoa ein Tattoo stechen lässt. Zwei Wochen dauert die Tortur und bringt ihn fast um. Am Ende ist er ein neuer Mensch. Willi kommt auf die Welt Willi schreit beim ersten Schlag. Der Meister legt sein Werkzeug nie<strong>der</strong>. Willi liegt auf dem Bauch in <strong>der</strong> Hütte, zwei Helfer, links und rechts, spannen seine Haut, dr<strong>aus</strong>sen schweigt das Meer und brennt die Sonne auf Saleapaga, Insel Upolu, Westsamoa, Südsee. Der Meister fragt: „Willst du nun o<strong>der</strong> willst du nicht?“ Willi will schon. Der Meister sagt: „Dann hör auf zu schreien wie ein Weib.“ Aus einem Kassettengerät in einer Ecke <strong>der</strong> Hütte klingen die alten monontonen Lie<strong>der</strong>, die die Samoaner früher gesungen haben, um den Gezeichneten zu trösten und seine Schreie zu übertönen. Du klagst und we<strong>ins</strong>t, und wir singen für dich, so ist <strong>der</strong> Brauch seit allen Zeiten. Frauen müssen Kin<strong>der</strong> kriegen, Männer werden tätowiert. Schlag weiter, Meister, schlag zu. Und <strong>der</strong> Meister treibt den geschliffenen Eberzahn unter Willis weisse Haut. Im Winter sucht Wilhelm Beeler Skischuhe für Kundenfüsse <strong>aus</strong> und passt Bindungen an, im Skiverleih Gaffner Sport in Tannenboden, seinem Geburtsort, 1391 Meter über Meer, Flumserberg, Sarganserland, und manchmal bringt er Touristen den Stemmbogen bei. „Zum Geldverdienen mach ich das“, sagt Willi, zuckt mit den Schultern, „man muss ja von etwas leben.“ Da sitzt er, in <strong>der</strong> Arvenstube vom Restaurant Pöstli, Kaffee Luz auf dem Tisch. Er sieht <strong>aus</strong> wie irgendeiner hier oben: Holzfällerhemd, Oberlippenbart, eine Weste <strong>aus</strong> Fleece, am Handgelenk eine Taucheruhr. Er sagt: „Ich kann nur entwe<strong>der</strong> auf dem Berg sein o<strong>der</strong> am Meer. Aber das Flachland, das halte ich nicht <strong>aus</strong>.“