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Subjekt als System

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Summary:<br />

Summary<br />

Während die soziologische Theorie sozialer <strong>System</strong>e von Niklas Luhmann sehr<br />

weitreichend und detailliert ausgearbeitet wurde, liegen für die Theorie<br />

psychischer <strong>System</strong>e und die sich daraus ergebenden Fragestellungen<br />

bezüglich der strukturellen Kopplung von sozialen und psychischen <strong>System</strong>en<br />

nur wenige explizit systemtheoretisch gekennzeichnete Vorschläge vor. Bei<br />

genauerer Betrachtung zeigt sich der subjektorientierte aneignungstheoretische<br />

Ansatz der Sozialpädagogik <strong>als</strong> anschlussfähig an systemtheoretische<br />

Überlegungen.<br />

Exemplarisch wird dies herausgearbeitet am Beispiel der „Theorie der<br />

Sozialpädagogik“ Michael Winklers (Winkler 1988). Dazu werden die<br />

Grundbegriffe sinnbasierter autopoietischer <strong>System</strong>e in der Theorie Luhmanns<br />

<strong>als</strong> Deutungsmaßstab an die Begriffe <strong>Subjekt</strong> und Aneignung angelegt und eine<br />

Überführung der entsprechenden Theoriekomponenten versucht.<br />

<strong>Subjekt</strong> bezeichnet eine besondere Operationsform von Bewusstsein.<br />

Bewusstsein wiederum ist eine Operationsform des psychischen <strong>System</strong>s, die<br />

mit Gedanken <strong>als</strong> Elementen auf der Beobachtungsdifferenz von<br />

Selbst/Fremdreferenz operiert. <strong>Subjekt</strong> bezeichnet auf der Ebene des<br />

Bewusstseins eine Selbstbeobachtungsform, die sich auf die Vorstellung eines<br />

Zentrums bezieht und aus der Differenz von Selbstreferenz und Fremdreferenz<br />

die Vorstellung von Perspektivität generiert. Auf der zeitlichen Ebene wird<br />

subjektives Erleben durch die Vorstellung von Biographie und Futurität<br />

strukturiert.<br />

Aneignung wird <strong>als</strong> Element struktureller Kopplung psychischer und sozialer<br />

<strong>System</strong>e reformuliert, dessen Teilprozesse der Interiorisation und<br />

Exteriorisation in den Medien Bewusstsein und soziale Umwelt Formen<br />

ausbilden. In einem nächsten Schritt wird die von Winkler aufgegriffene<br />

Verknüpfung von Aneignung und Situation anhand einer systemtheoretischen<br />

Konzeption psychischer Selbstreferenz <strong>als</strong> Form umweltvermittelter, indirekter<br />

Selbstreferenz beschrieben.<br />

Als zentrales Ergebnis der Arbeit zeigt sich, dass die Reformulierung der<br />

Begriffe <strong>Subjekt</strong> und Aneignung in systemtheoretischen Denkmodellen<br />

grundsätzlich möglich ist. Die Reformulierung beschränkt sich jedoch auf<br />

beobachtbare Operationen des <strong>Subjekt</strong>es und führt die subjektorientierte<br />

Theorie der Sozialpädagogik damit eng. Der im Aneignungsbegriff gegebene<br />

Bezug zur kritischen Psychologie und insbesondere ihren marxistischleninistischen<br />

Wurzeln geht dadurch verloren, insbesondere wird der Begriff des<br />

Bewusstseins auf seine psychische Qualität verengt. Andererseits eröffnet die<br />

systemtheoretische Reformulierung des <strong>Subjekt</strong>begriffes eine Anreicherung der<br />

qualitative <strong>System</strong>theorie in der Form, dass Aneignung <strong>als</strong> strukturelle<br />

Kopplung interpretiert den Blick auf die Aneigenbarkeit sozialer Umwelt<br />

ermöglicht.<br />

Aneigenbarkeit <strong>als</strong> inhaltliche Kategorie zur Analyse sozialer <strong>System</strong>e und <strong>als</strong><br />

Leitdifferenz eines funktionalen Subsystems der modernen Gesellschaft, so der<br />

Ausblick, kann <strong>als</strong> Begründungsmodell für die Konzeption einer professionellen<br />

Sozialpädagogik dienen, die sich von der Pädagogik, deren<br />

Beobachtungsdifferenz auf Vermittelbarkeit ausgerichtet ist, abgrenzt.<br />

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