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Facharbeit von Markus Schmitz zum Strukturwandel im Ruhrgebiet

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<strong>Facharbeit</strong><br />

Inwieweit hat der <strong>Strukturwandel</strong> <strong>im</strong> <strong>Ruhrgebiet</strong><br />

am Beispiel <strong>von</strong> Bochum, Recklinghausen und<br />

Duisburg die Lebensqualität der Menschen aus<br />

ökologischer und sozialer Sicht verändert?<br />

<strong>Markus</strong> <strong>Schmitz</strong><br />

Schuljahr 2012/2013<br />

Gymnasium Wolbeck<br />

Grundkurs Erdkunde<br />

bei Herrn Rosemann


Inhalt<br />

Vorwort........................................................................................................................................................... 2<br />

Einleitung ....................................................................................................................................................... 2<br />

Analysen ......................................................................................................................................................... 3<br />

Bochum ...................................................................................................................................................... 3<br />

Recklinghausen ....................................................................................................................................... 6<br />

Duisburg .................................................................................................................................................. 11<br />

Fazit ............................................................................................................................................................... 12<br />

Erklärung ...................................................................................................................................................... 13<br />

Literatur ........................................................................................................................................................ 14<br />

Informationen ........................................................................................................................................ 14<br />

Grafiken ................................................................................................................................................... 14<br />

Anhang ......................................................................................................................................................... 15<br />

01-01 ........................................................................................................................................................ 15<br />

02-01 ........................................................................................................................................................ 15<br />

02-02 ........................................................................................................................................................ 16<br />

02-03 ........................................................................................................................................................ 16<br />

02-04 ........................................................................................................................................................ 17<br />

02-05 ........................................................................................................................................................ 17<br />

02-06 ........................................................................................................................................................ 18<br />

02-07 ........................................................................................................................................................ 18<br />

03-01 ........................................................................................................................................................ 19<br />

1


Vorwort<br />

Ich habe mir dieses Thema ausgesucht, da mich das <strong>Ruhrgebiet</strong> an sich anspricht, da es<br />

unter anderem sehr nah an dem Kreis Warendorf liegt und durch seine<br />

Industriedenkmäler, wie <strong>zum</strong> Beispiel den Doppelbock-Fördergerüsten, eine gewisse<br />

Neugier in mir erweckt hat. Es war Standort der Waffenschmiede Hitlers, Ort des<br />

Wirtschaftswunders nach dem Zweiten Weltkrieg und ist heute eines der bekanntesten<br />

Ballungszentren Europas.<br />

Kruppstahl, Bergbaukrise, Hightech - Wie kam es zu all dem? Aber noch viel wichtiger:<br />

Wie hat es das Heute beeinflusst?<br />

Einleitung<br />

Diese <strong>Facharbeit</strong> behandelt das Thema, in wie weit der <strong>Strukturwandel</strong> <strong>im</strong> <strong>Ruhrgebiet</strong><br />

am Beispiel <strong>von</strong> Bochum, Recklinghausen und Duisburg die Lebensqualität der<br />

Menschen aus sozialer und ökologischer Sicht verändert hat, falls dieses überhaupt der<br />

Fall sein sollte.<br />

Aktuell häufen sich die Nachrichten in den Zeitungen und Fernsehsendungen, die<br />

verlauten, dass Stahlhersteller die Löhne zusammen streichen, Automobilhersteller ihre<br />

Werke schließen oder unnötige Ausbauten <strong>von</strong> alten Industrieanlagen auf Kosten der<br />

Steuerzahler getätigt werden. All diesem wird mehr oder weniger auf den Grund<br />

gegangen und untersucht, in wie fern diese Aktivitäten wirklich direkt in das Leben vor<br />

Ort eingreifen.<br />

2


Analysen<br />

Bochum<br />

Die Stadt Bochum liegt mittig des deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen <strong>im</strong><br />

Regierungsbezirk der Stadt Arnsberg. Auch <strong>im</strong> <strong>Ruhrgebiet</strong> befindet sich Bochum in der<br />

Mitte der Ost-West Achse, jedoch auf der südlichen Hälfte. Im Norden grenzen Herne<br />

und Castrop-Rauxel, <strong>im</strong> Osten Dortmund und Witten, und <strong>im</strong> Süden Hattingen an die<br />

Stadt an; westlich <strong>von</strong> Bochum liegen Essen und Gelsenkirchen.<br />

Vergleiche hierzu Material 01-01:<br />

Der gezeigte Kartenausschnitt erstreckt sich über die Stadtteile Mitte, Grumme,<br />

Harpen, Werne, Langendreer, Laer, Querenburg und Altenbochum, welche östlich <strong>von</strong><br />

Bochum-Mitte zu finden sind.<br />

Zunächst eine Kartenanalyse <strong>von</strong> dem oben lokalisierten Bereich <strong>von</strong> 1956.<br />

Es herrscht eine ländliche Flächennutzung vor, die <strong>von</strong> Ackerbau geprägt ist. Es gibt<br />

einige Wälder, diese liegen jedoch hauptsächlich auf der südlichen Hälfte bei<br />

Laerheide. Eine Park- oder Sportanlage ist südlich des Waldes bei Dortmund gelegen,<br />

weitere Anlagen dieser Art sind hier nicht vorhanden. Fast jede Gemeinde verfügt über<br />

einen größeren Friedhof, so ist unter anderem einer bei Grumme, Altenbochum,<br />

Werne, Langendreer und Dortmund zu finden. Die Dörfer weisen eine zersiedelte, also<br />

gestreute, Flächennutzung auf. Jede Ortschaft hat ihr eigenes Zentrum mit einer<br />

gewissen Wohnbebauung darum, allerdings ist klar zu erkennen, welche Wohnsiedlung<br />

zu welchem Ort angehört, da weitläufige Äcker die Umgebung gestalten. Abseits der<br />

Stadtteilzentren befinden sich viele Zechen und Gewerbebetriebe. Das größte<br />

Gewerbegebiet erstreckt sich um die Zeche Robert Müser, welche westlich <strong>von</strong> Werne<br />

gelegen ist. Östlich <strong>von</strong> Werne liegt eine weitere Zeche, Zeche Bruchstraße, welche<br />

ebenfalls <strong>von</strong> einem beachtlichen Gewerbebetrieb umgeben ist. Beide Zechen sind<br />

direkt an das Schienennetz angebunden, <strong>von</strong> dem zwei Hauptstrecken direkt <strong>von</strong><br />

3


Bochum-Mitte in Richtung Osten zwischen Werne und Langendreer hindurch führt.<br />

Auch die Zechen Constantin VI/VII, Lothringen IV, Caroline, Mansfeld I, Neu-Iserlohn<br />

II/III/IV (seit 1955 geschlossen), Dannenbaum I/II und Lieselotte sind durch<br />

Nebenstrecken verbunden. Kurioserweise ist die Zeche Siebenplaneten <strong>im</strong>mer noch<br />

per Zug erreichbar, obwohl diese bereits 1944 stillgelegt wurde und als<br />

Industriebrache ausgewiesen wird. Weitere drei Zechen wurden in den 1920ern<br />

geschlossen; Zeche Constantin III <strong>im</strong> Jahre 1928, Caroline <strong>im</strong> Jahre 1929 und Vollmond<br />

<strong>im</strong> Jahre 1926. Ebenfalls angebunden sind die Industriebetriebe Amalia, Chemische<br />

Betriebe (beide nördlich der B1) und Julius Philipp (westlich <strong>von</strong> Laerheide). Ein solch<br />

stark ausgebauten Bahnnetz macht den Bau <strong>von</strong> Autobahnen zu dieser Zeit quasi<br />

überflüssig, jedoch gibt es drei Bundesstraßen, die als Ost-West Achse (B1 <strong>von</strong><br />

Grumme nach Dortmund und B226 <strong>von</strong> Mitte nach B235) bzw. Nord-Süd Achse (B 235<br />

<strong>von</strong> Holte nach Witten) dienen. Zudem sind die Ortschaften untereinander mit<br />

kleineren Straßen erreichbar.<br />

Die <strong>im</strong> Jahr 1956 stark zersiedelte Fläche prägt nun eine großflächig angelegte<br />

verstädterte Zone. Diese entstand größtenteils auf landwirtschaftlichen Nutzflächen,<br />

welche insofern nur noch an Autobahnen angrenzen, und um Friedhöfe und Wälder<br />

bestehen. Waldflächen, die bereits 1956 existent waren, sind erweitert worden und es<br />

wurden sogar neue Wälder angelegt. Außerdem gibt es viele neue Grünflächen, welche<br />

durch Umwidmung <strong>von</strong> Zechen zu Brachflächen (1956) zu Grünflächen (2007)<br />

entstanden sind. Knapp doppelt so viel Boden wird für die Wälder und Grünflächen<br />

nutzt die Industrie; so wurden alte Gewerbegebiete zu Industriestandorten ausgebaut,<br />

jedoch gibt es auch neue Werke südlich der A40. So hat z.B. Opel drei<br />

Produktionswerke an den Stellen errichtet, die damals als Gewerbegebiete genutzt<br />

wurden und somit an das Schienennetz angebunden sind. Die drei größten Anlagen<br />

neben den Opel-Werken sind das Stahlwerk, welches auf einer bereits bestehenden<br />

Industriefläche errichtet wurde, die Deponie, angelegt neben einer ehemaligen Zeche,<br />

und das Heizkraftwerk, welches das Gebiet <strong>von</strong> der Zeche Lothringen IV einn<strong>im</strong>mt. Da<br />

4


somit kein Bergbau mehr stattfindet, wurde das Eisenbahnnetz zurückgebaut. Die<br />

Hauptstrecke <strong>von</strong> Bochum nach Dortmund an der ehemaligen Zeche Robert Müser<br />

bleibt bestehen, da sich dort nun ein riesiger Gewerbepark befindet und Opel zwei<br />

seiner Werke weiter östlich errichtet hat. So entstand auch der Containerbahnhof,<br />

welcher auf eine Produktionsumstellung <strong>von</strong> Schüttgütern zu Stückgütern vermuten<br />

lässt. Weiterhin wurden die Bundesstraßen B1 und B226 zu den Autobahnen A40 und<br />

A44 ausgebaut, die zusammen mit der neuen A43 das Verbindungskreuz der<br />

Industriestandorte ergibt. Zudem wurden Landstraßen erweitert, welche sich nun auf<br />

dem Niveau der Bundesstraßen befinden. Sie verbinden die Stadtteile miteinander und<br />

grenzen an den Autobahnen an. Südlich der A40 bei Harpen wurden ein riesiges<br />

Einkaufszentrum, ein Großkino und eine Medi-Therme erbaut. Außerdem gibt es näher<br />

dem Stadtkern gelegen eine Kongresshalle, ein Stadion und die Starlight-Halle. Ein<br />

Industriedenkmal ist bei Wiemelhausen auf dem Gebiet des ehemaligen Julius Philipp-<br />

Industriestandortes zu finden, ein so genannter Malakowturm. Zwischen den<br />

Waldgebieten <strong>von</strong> Laerheide befindet sich die Ruhr-Universität Bochum, westlich<br />

daneben ein Biotechnologiepark sowie eine Hochschule und ein Technologie-Quartier<br />

<strong>im</strong> Osten der Uni. In ihrer Nähe führt keine lärmende Bahn vorbei, jedoch ist die A43<br />

nicht allzu weit entfernt.<br />

Die Zahl der Beschäftigten <strong>im</strong> Pr<strong>im</strong>ärsektor hat sich halbiert (2,4% auf 1,1%), ebenso<br />

derer <strong>im</strong> Sekundärsektor (61% auf 27%). Einzig der tertiäre Sektor hat zugenommen;<br />

prozentual gesehen arbeiten dort doppelt so viele Menschen wie es noch 1961 der Fall<br />

war (37% auf 72%); dies entspricht in etwa dem Durchschnitt der sektoralen<br />

Beschäftigung <strong>im</strong> <strong>Ruhrgebiet</strong>. Es ist klar zu erkennen, dass ein Wandel vom<br />

produzierenden Gewerbe zu Dienstleistungen stattgefunden hat, welches auch an der<br />

Art der Bebauung nachvollzogen werden kann. 1956 gab es keinerlei Angebote <strong>im</strong><br />

Freizeitbereich; 2007 jedoch ist ein deutlicher Zuwachs in diesem Raum erkennbar.<br />

Das Resümee: In Bochum hat sich zwischen den Jahren 1956 und 2007 sehr viel<br />

verändert. Es liegt ein kompletter <strong>Strukturwandel</strong> vor, welcher aus einer stark<br />

5


zersiedelten Gegend mit ihrem Schwerpunkt auf Schwerindustrie eine verstädterte<br />

Zone mit riesigem Kultur- und Freizeitangebot geformt hat. Durch den starken Ausbau<br />

der Infrastruktur ist jeder Winkel dieser Gegend hinreichend verknüpft und gibt den<br />

Menschen eine Möglichkeit, sich <strong>von</strong> der harten Arbeit zu erholen.<br />

Aus ökologischer Sicht heraus kann nicht genau gesagt werden, ob die neuen<br />

Unternehmen umweltschonender arbeiten als die Zechen mit deren Gewerbe, wobei<br />

die Vermutung nahe läge, dass sie dies tun, jedoch kann aufgrund des veränderten<br />

Landschaftsbildes festgehalten werden, dass <strong>zum</strong>indest durch die Aufforstung der<br />

Wälder ein klares Zeichen für die Umwelt gesetzt wurde.<br />

Recklinghausen<br />

Die Stadt Recklinghausen liegt <strong>im</strong> nördlichen <strong>Ruhrgebiet</strong> (NRW), zwischen den Städten<br />

Marl (nördlich), Lünen (östlich), Herne (südlich) und Gladbeck (westlich). Der Stadtteil<br />

Herten ist süd-westlich <strong>von</strong> Recklinghausen gelegen, jedoch befindet sich die<br />

ehemalige Zeche Ewald eher südlich <strong>von</strong> Recklinghausen.<br />

Vergleiche hierzu Material 02-01:<br />

Nördlich des Zechengeländes grenzt die A2 <strong>von</strong> Duisburg nach Hannover an, östlich<br />

liegt die A43 <strong>von</strong> Recklinghausen nach Wuppertal. Im Süden ist die A42 <strong>von</strong><br />

Oberhausen nach Dortmund gelegen und <strong>im</strong> Westen verbindet die Ewaldstraße die<br />

Autobahnen A2 und A42. In diesem Rechteck liegt das Gelände der ehemaligen Zeche<br />

Ewald und die Halden Ewald, Hoheward und Hoppenbruch. Zusammen bilden diese<br />

die größte Haldenlandschaft Europas.<br />

Vergleiche hierzu Material 02-02 und 02-03:<br />

Der Standort ist in vier vertikal zueinander liegenden Schichten aufgeteilt: Historische<br />

Schicht, Logistik Schicht, Dienstleistungsschicht und Halde Hoheward.<br />

Die historische Schicht besteht aus insgesamt 29 Gebäuden. Der nördliche Komplex<br />

wird durch die Schwarzkaue, also der Lagerraum dreckiger Bergmannskleidung, der<br />

Weißkaue (Aufbewahrungsraum der privaten, sauberen Kleidung), der Lohn- und<br />

6


Lichthalle (Übergabeort der Lohntüten an die Bergmänner), der Lampenstube<br />

(Ausgabeort der Kopflampen und Kohlenstoffmonoxid-Filter), den Prüfraum<br />

(Überprüfungsraum der Geräte) und dem ehemaligen Fördermaschinenhaus <strong>von</strong><br />

Schacht 2 gebildet. Die Straßen Albert-Einstein-Allee, Werner-Heisenberg-Straße und<br />

Ewaldstraße rahmen diesen Gebäudekomplex ein. Südlich dessen sind das<br />

Verwaltungsgebäude und das Maschinenersatzteillager gelegen. Auch diese sind <strong>von</strong><br />

der Ewaldstraße bzw. <strong>von</strong> der Werner-Heisenberg-Straße erreichbar. Auf der<br />

gegenüber liegenden Straßenseite befindet sich ein weiterer Trakt, bestehend aus dem<br />

Schachtgerüst <strong>von</strong> Schacht 2, dessen Schachthalle, der Heizzentrale, dem ehemaligen<br />

Fördermaschinenhaus <strong>von</strong> Schacht 1 und dem Malakowturm. Nördlich der<br />

Werkszufahrt Ewald-Mitte befinden sich das Magazin (Lager für reparaturbedürftige<br />

Materialien und Gerätschaften) und die Aufbereitungsanlage unter dem Doppelbock-<br />

Schachtgerüst <strong>von</strong> Schacht 7. Nördlich bzw. südlich dieser Halle liegen die<br />

Maschinenhäuser <strong>von</strong> Schacht 7, wobei das nördliche auf dem Doncaster-Platz steht.<br />

Ebenfalls am Doncaster-Platz liegt das neu erbaute Ewald Café auf Höhe des Magazins.<br />

Westlich der Lise-Meitner-Straße steht ein Neubau eines Unternehmens, ein<br />

Autobetrieb, das Ausbildungs- und Werkstattgebäude als auch ein weiterer Neubau an<br />

der Max-Planck-Straße. Auf der östlichen Seite die Betriebs- und Elektrowerkstatt<br />

sowie drei Neubauten verschiedener Firmen.<br />

In der Logistik Schicht existieren acht Hallen und Anlagen <strong>von</strong> verschiedenen<br />

Unternehmen, die sich an den Werkzufahrten Ewald-Nord und Ewald-Süd polarisiert<br />

haben. Ein weiterer Neubau befindet sich in der Dienstleistungsschicht nahe den<br />

Logistikhallen am südlichen Ende des Geländes. Westlich der Logistik Schicht befindet<br />

sich die Halde Hoheward, auf der unter anderem das Horizontobservatorium des<br />

Regionalverbands Ruhr steht.<br />

Die Zeche Ewald wurde 1871 <strong>von</strong> Hugo Honigmann, Wilhelm Hagedorn und Ewald<br />

Hilger gegründet. Bereits 1872 wurde der erste Schacht, "Hilger" genannt, abgeteuft,<br />

also wurde eine Lagerstätte durch einen senkrechten Schacht erschlossen, und 1875 in<br />

7


Betrieb genommen. In einer Tiefe <strong>von</strong> 297m wurde erstmals Kohle gefunden, 1884 war<br />

der Schacht mit 624m der tiefste Schacht <strong>im</strong> <strong>Ruhrgebiet</strong>. Bei dem Bau des<br />

Malakowturm war die Ewaldstraße noch nicht vorhanden; es war jedoch geplant, diese<br />

auf der östlichen Seite des Turms entlang zu führen. Aufgrund <strong>von</strong> Planänderungen<br />

wurde sie jedoch auf der westlichen Seite gebaut, wodurch der Turm aus heutiger Sicht<br />

falsch herum ausgerichtet wurde, da der Eingang mit dem Schriftzug darüber nicht zur<br />

Straße zeigt. Zunächst wurde der Standort <strong>von</strong> den Arbeitern auch als "Zeche Elend"<br />

bezeichnet, da es durch Dislokationen, also die Verschiebung <strong>von</strong> Gesteinsschichten,<br />

und etliche Flutungen <strong>im</strong> Schacht 1 <strong>im</strong>mer wieder zu Problemen kam. So wurden noch<br />

in den späten 1870ern Arbeiter in Schlesien, Nordböhmen und <strong>im</strong> Erzgebirge<br />

angeworben, für die schon 1874 eine Siedlung in Recklinghausen-Herten angelegt<br />

worden war. Am Ende der 1880er lohnte es sich anscheinend wieder, Kohle zu fördern,<br />

denn 1888 wurde Schacht 2 abgeteuft und 1892 für den Untertagebau freigegeben. 15<br />

Jahre zuvor gab es schwere Absatzprobleme, da der Finanzmarkt durch den Deutsch-<br />

Französischen Krieg <strong>von</strong> 1870/1871 zusammen gebrochen war.<br />

Im Laufe der folgenden Jahre wurden einige wichtige Gebäude errichtet, z.B. die<br />

Verwaltungshalle (1900), die Maschinenhalle (1905) und das Kauengebäude mit der<br />

Lohn- und Lichthalle (1920er), sowie weitere Schächte abgeteuft, auf die hier aber<br />

keine Rücksicht genommen werden kann, da diese außerhalb des Zechengeländes<br />

liegen. Noch während des Zweiten Weltkrieges, <strong>im</strong> Jahre 1940, wurde der Schacht 7<br />

wegen der hohen Anforderungen der Waffenindustrie ausgehoben und in Teilen 1942<br />

in Betrieb genommen. Erst nach dem Krieg wurde der Schacht vollständig erschlossen<br />

und erhielt schließlich 1954 ein Doppelbock-Fördergerüst, welches einen gewissen<br />

Wahrzeichencharakter für den Bergbau hat, den das <strong>Ruhrgebiet</strong> bis heute prägt. Der<br />

Doppelbock, also ein doppeltes Strebengerüst, wurde aufgestellt, da <strong>im</strong> gleichen Jahr<br />

ein Durchbruch zu den Schächten 3 und 4 erfolgte und somit ein Zentralschacht mit<br />

hoher Transportfähigkeit notwendig war. Nur durch diese Erweiterung konnten in den<br />

1950er Jahren mehr als 4.000 Bergmänner auf Ewald ihre Arbeit verrichten. Zu dieser<br />

Zeit stellte das die höchste Produktivität Untertage dar.<br />

8


Weitere 15 Jahre später folgte ein Unternehmenswechsel; die Ewald Kohle AG ging<br />

zusammen mit vielen anderen Zechenbetreibern in der Ruhrkohle AG (heute: RAG<br />

Aktiengesellschaft) auf.<br />

Vergleiche hierzu Material 02-04, 02-05 und 02-06:<br />

Bis zur Einstellung des Betriebs am 28. Mai 2000 wurde die Zeche mit zwei weiteren<br />

Bergwerken verbunden; 1989 mit der Zeche Schlägel + Eisen aus Recklinghausen und<br />

1997 mit der Zeche Hugo aus Gelsenkirchen. Bereits sieben Jahre danach wurden die<br />

Sanierungsarbeiten aufgenommen und so altes Baumaterial und Schutt vom Gelände<br />

entfernt. Neue Straßenzüge und Parkplätze wurden angelegt, um die Logistik und<br />

Dienstleistungsschicht hochzuziehen. Nebenbei wurden Grünflächen angelegt, mehr<br />

als 600 Bäume gepflanzt und knapp 20.000 Stauden aufgezogen. Dies trägt dazu bei,<br />

dass ein weiterer Standortfaktor, der der Umweltqualität, den Standort weiter attraktiv<br />

für Unternehmen gestaltet. Die gute Verkehrsanbindung durch die zuvor genannten<br />

Autobahnen ist ein weiterer Vorteil, da durch die A2 (E34) auch Kunden in ganz Europa<br />

direkt beliefert werden können. Die Niederlassung an diesem Ort wird zudem dadurch<br />

begünstigt, dass die Zeche eine Brache darstellt und so die Grundstückspreise<br />

verhältnismäßig günstig gehalten werden können.<br />

Vergleiche hierzu Material 02-07:<br />

Durch diese Ansiedlung <strong>von</strong> Gewerbe war es 2007 erstmals möglich, die ehemalige<br />

Heizzentrale wieder aufleben zu lassen. Seitdem finden in unregelmäßigen Abständen<br />

verschiedene Veranstaltungen in dieser Halle statt, aber auch um die Gebäude herum<br />

werden Events geboten, z.B. eine Elektro-Party (August 2008) oder die Silvesterfeier<br />

"Schichtwechsel" 2010/2011. Seit 2009 befindet sich in der ehemaligen Heizzentrale<br />

das Theater "RevuePalast"; außerdem wurde das Maschinenersatzteillager zu einer<br />

Kochwerkstatt umgebaut und die Lohn-/Lichthalle <strong>zum</strong> Tourismusbüro Herten neu<br />

gestaltet. Weiterhin ist zu erkennen, dass die Ewaldpromenade schon ansatzweise<br />

existiert, da die Regenwasserkanäle schon angelegt sind und hier ebenfalls Bäume<br />

eingepflanzt wurden.<br />

9


Verschiedene Unternehmen und Entwicklungsgemeinschaften haben bereits Pläne<br />

aufgestellt, mit denen die Zeche weitergenutzt werden kann. Unter anderem soll das<br />

Maschinenhaus Süd (Schacht 7) zu einer Diskothek und dessen Keller zu einem<br />

Jazzkeller oder einer Bar umfunktioniert werden. Gleichermaßen soll das<br />

Fördermaschinenhaus Nord (Schacht 7) zu einem Besucherzentrum abgeändert<br />

werden, wobei sich ein Marktplatz um das gesamte Schachtgebäude 7 säumen soll.<br />

Die Sieberei und das Magazin könnten den Plänen nach in ein Hotel mit angrenzender<br />

Shopping-Mall und Restaurants verwandelt werden. Neue Arbeitsplätze sollen vor<br />

allem durch ein Bürogebäude entstehen, welches in den vier Wänden des<br />

Malakowturm behe<strong>im</strong>atet sein könnte. Alternativ kann hier aber auch ein Hotel<br />

entstehen, welches durch den Architekturstil der 1870er Jahre viele Gäste anlocken<br />

sollte.<br />

Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass der Zukunftsstandort Ewald gerade<br />

erst am Anfang seiner Blütezeit steht. Er überzeugt durch seine guten Standortfaktoren<br />

(z.B. starke Infrastruktur, günstige Bauflächen, steigende Umweltqualität) und den<br />

Willen der Einwohner Hertens, dieses zeitgeschichtliche Denkmal der Industrie zu<br />

erhalten. Bestätigt wird diese Aussage dadurch, dass die Baupläne bereits <strong>zum</strong> Teil<br />

umgesetzt werden, wie es <strong>zum</strong> Beispiel durch das Theater "RevuePalast", das Ewald<br />

Café, das Tourismusbüro oder die Ewaldpromenade der Fall ist. Jedoch muss<br />

angemerkt werden, dass noch viel Arbeit zu erledigen ist, bevor dieser Ort wirklich<br />

attraktiv als Freizeitpunkt ist, denn die Gebäude wirken <strong>von</strong> außen betrachtet sehr<br />

baufällig. Bis hier also ansehnliche Immobilien zur Verfügung stehen, wird es noch ein<br />

paar Jahre dauern. Im Anbetracht der Zeit, die seit den ersten Veranstaltungen auf der<br />

Zeche vergangen ist, wurde hier aber ein eindeutiges Zeichen gesetzt, nämlich dass<br />

diese Industriebrache noch nicht aufgegeben wurde und schon in wenigen Jahren in<br />

altem Glanz erstrahlen wird.<br />

10


Duisburg<br />

Die kreisfreie Stadt Duisburg befindet sich <strong>im</strong> Bundesland Nordrhein-Westfalen und<br />

gehört dem Regierungebezirk Düsseldorf an. Im Westen und Norden der Stadt grenzt<br />

der Kreis Wesel an, <strong>im</strong> Osten Oberhausen und Mülhe<strong>im</strong> an der Ruhr. Südlich <strong>von</strong><br />

Duisburg liegen zudem der Kreis Mettmann sowie die Städte Düsseldorf und Krefeld.<br />

Vergleiche hierzu Material 03-01:<br />

Der Duisburger Hafen liegt <strong>im</strong> Norden der Stadt, zwischen den Orten Meiderich-Beeck,<br />

Duissern, Kasslerfeld und Homberg. Weitere Häfen befinden sich zwischen Neuenkamp<br />

und Dellviertel und bei Rheinhausen. Parallel <strong>zum</strong> Haupthafen fließt die Ruhr und<br />

mündet schließlich <strong>im</strong> Rhein.<br />

Im Jahre 1945 ist der Duisburger Hafen weitestgehend durch den Zweiten Weltkrieg<br />

zerstört. Erst ab 1950 fanden die ersten großen Beseitigungen <strong>von</strong> Kriegsschäden statt;<br />

der Hafen wurde auf das nötigste umstrukturiert, sodass die Wirtschaft wieder<br />

anlaufen konnte. So wurden die Schrottinsel, die Ölinsel und die Kohleinsel angelegt,<br />

welche 1984 durch eine neue Verladeanlage erweitert wurde.<br />

In den Jahren dazwischen wurde eine neue Schleuse errichtet und der Boden des<br />

Hafenbeckens abgesenkt, um mit der konstanten Erosion (Abtragung) der Rheinsohle,<br />

also dem Grund des Rheins, auf einer Ebene zu bleiben.<br />

Schon 1997 wurde ein Marketingunternehmen und eine Verpackungsgesellschaft,<br />

1998 eine Reederei (Schifffahrtunternehmen), 1999 etliche Lagerhallen und 2000 ein<br />

neues Terminal erbaut. Zusammen mit den Umschlaginseln für Öl, Chemieprodukte,<br />

und Kohle, dem Containerhafen und der Werft zeigt dies deutlich, dass auch heute der<br />

Duisburger Hafen ein wichtiger Standort <strong>zum</strong> Umschlag <strong>von</strong> Waren darstellt. Das<br />

Handelsvolumen in Millionen Tonnen lag <strong>im</strong> Jahr 2002 bei 47,2, das <strong>von</strong> Köln bei 13,2<br />

11


und <strong>von</strong> Hamburg bei 9,4; somit steht Duisburg klar an der Spitze der Binnenhäfen<br />

Deutschlands.<br />

Bemerkenswert ist auch der Wandel vom sekundären Sektor <strong>zum</strong> tertiären; wo sich nun<br />

Dienstleistungsunternehmen befinden standen einst die Werke <strong>von</strong> Krupp, Thyssen<br />

und Mannesmann und produzierten in direkter Nähe industrielle Güter.<br />

Der hier statt gefundene Wandel hat es <strong>im</strong> Vergleich zu Veränderungen in anderen<br />

Branchen geschafft, Arbeitsplätze zu erhalten, da die ehemaligen Bergarbeiter <strong>zum</strong><br />

größten Teil direkt in Logistikabteilung des Duisburger Hafens übernommen wurden.<br />

Ihre Mentalität, die sich durch Aussprüche wie "Der arbeitet, der packt an, das ist der<br />

Bergmann." (nach Hans-Dieter Hausmann für Deutsche Welle) veräußert, scheint die<br />

Unternehmer ausreichend beeindruckt zu haben, um die Massen einzustellen.<br />

Fazit<br />

Abschließend kann gesagt werden, dass der <strong>Strukturwandel</strong> <strong>im</strong> <strong>Ruhrgebiet</strong> am Beispiel<br />

<strong>von</strong> Bochum, Recklinghausen und Duisburg die Lebensqualität der Menschen aus<br />

sozialer als auch aus ökologischer Sicht gesteigert hat, denn die etlichen Projekte<br />

bringen <strong>im</strong> Großen und Ganzen einen klaren Pluspunkt für die Lebensqualität hervor.<br />

In Bochum wurde das Stadtbild vollständig durch Umwidmung der Industriegebiete zu<br />

Wohn- und Freizeitflächen verändert. Das Verschwinden der etlichen Brachen lässt die<br />

Gegend nicht nur besser aussehen, sondern gibt ihr auch neue Möglichkeiten zur<br />

Verbesserung der Umwelt, z.B. durch Aufforstung oder Anlegung <strong>von</strong> Parks.<br />

Die Stadt Recklinghausen betreibt zusammen mit einigen Unternehmen und<br />

Gesellschaften Bemühungen, den Standort der ehemaligen Zeche Ewald ebenfalls<br />

umzuwidmen. So ist verdeutlicht worden, dass selbst aus unansehnlichen Ruinen in<br />

12


naher Zukunft ein komplett anderer Ort werden soll. Die Umsetzung der Pläne hat<br />

bereits begonnen und erste Ergebnisse sind schon erkennbar, wie <strong>zum</strong> Beispiel das<br />

"RevueTheater" oder das Ewald Café. Neben diesen ist noch genug Platz für mehr und<br />

neue Ideen vorhanden, die den Bürgern Freude bereiten.<br />

Auch in Duisburg ist ein deutlicher Wandel ersichtlich. Durch die Umstrukturierung des<br />

Hafens wurde der Wandel der Sektoren zusätzlich beschleunigt und schaffte so eine<br />

Reihe neuer Arbeitsplätze. Somit konnte eine Massenarbeitslosigkeit verhindert<br />

worden und sichert somit ein Stück weit die Zufriedenheit der Betroffenen.<br />

Im Endeffekt kann die Ausgangsfrage nicht genau beantwortet werden, da die Folgen<br />

aus den sozialen und ökologischen Maßnahmen in Bezug auf die Lebensqualität nicht<br />

allgemein ermittelbar sind, da es <strong>im</strong> subjektiven Empfinden jedes einzelnen erliegt, ob<br />

Vorkehrungen nun eher positiv oder eher negativ ausfallen.<br />

Erklärung<br />

Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende <strong>Facharbeit</strong> selbstständig und ohne fremde<br />

Hilfe verfasst und keine als die <strong>im</strong> Literaturverzeichnis angegebenen Hilfsmittel<br />

verwendet habe. Darüber hinaus versichere ich, dass ich alle wörtlichen und<br />

sinngemäßen Übernahmen aus anderen Werken oder dem Internet als solche kenntlich<br />

gemacht habe.<br />

______________________________ den ______________ _________________________________<br />

Ort Datum Unterschrift<br />

13


Literatur<br />

Informationen<br />

Herkunft<br />

http://zeche-ewald-entwicklung.de<br />

Baudenkmalschrift der ehem. Zeche<br />

Letzter Zugriff<br />

17.12.2012 - 16:00 Uhr<br />

17.12.2012 - 16:00 Uhr<br />

Ewald 1/2/7, Seite 1-7<br />

17.12.2012 - 16:00 Uhr<br />

http://ruhrzechenaus.de/herten/hertewald.html<br />

http://ruhrgebiet-regionalkunde.de<br />

Arbeitsblatt: Standortfaktoren<br />

17.12.2012 - 16:00 Uhr<br />

17.12.2012 - 16:00 Uhr<br />

(EF GK Erdkunde Kb)<br />

Kartenanalyse: Bochum 1956/2007<br />

17.12.2012 - 16:00 Uhr<br />

(EF GK Erdkunde Kb)<br />

http://youtube.com/user/deutschewelle<br />

17.12.2012 - 16:00 Uhr<br />

Grafiken<br />

Material<br />

Herkunft<br />

01-01 Diercke Weltatlas, Westermann, 2007<br />

02-01 ZEE Zeche Ewald Entwicklungsgesellschaft mbH<br />

02-02 ZEE Zeche Ewald Entwicklungsgesellschaft mbH<br />

02-03 Foto aus Privatbestand, 19.10.2012<br />

02-04 Foto aus Privatbestand, 19.10.2012<br />

02-05 Foto aus Privatbestand, 19.10.2012<br />

02-06 Foto aus Privatbestand, 19.10.2012<br />

02-07 http://zunftwissen.org/de/index.php/Zunftquartier_Zeche_Ewald<br />

(Letzter Zugriff: 17.12.2012 - 16:00 Uhr)<br />

03-01 http://de.wikipedia.org/wiki/Duisburg-Ruhrorter_H%C3%A4fen<br />

(Letzter Zugriff: 17.12.2012 - 16:00 Uhr)<br />

14


Anhang<br />

01-01<br />

02-01<br />

15


02-02<br />

02-03<br />

16


02-04<br />

02-05<br />

17


02-06<br />

02-07<br />

18


03-01<br />

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