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Brief 25.qxd (Page 1) - Heimatverein Laurenburg

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<strong>Laurenburg</strong>-<br />

<strong>Brief</strong><br />

Nr. 25<br />

November<br />

2010<br />

Freunde der <strong>Laurenburg</strong> e.V.<br />

56379 <strong>Laurenburg</strong> an der Lahn<br />

Schutzgebühr für Nicht-Mitglieder 2,00 Euro


Inhaltsverzeichnis<br />

Verschiedene Informationen Seite 2<br />

Die Urkunde des Erzbischofs Heinrich von Trier aus<br />

dem Jahr 959 - eine Geschichtsquelle für die Esterau Seite 8<br />

Helene Wienberg wird 80 Jahre alt Seite 17<br />

Renate Schulin wurde 70 Jahre Seite 19<br />

Gerhard Gemmer zum 70zigsten Seite 19<br />

22. Burgfest an der <strong>Laurenburg</strong> Seite 21<br />

„Silbernes Jubiläum“ auf der Stammburg<br />

des Hauses Nassau-Oranien Seite 23<br />

<strong>Laurenburg</strong>er Herbstkirmes Seite 25<br />

Veranstaltungskalender Seite 28<br />

Herausgeber: Freunde der <strong>Laurenburg</strong> e. V.<br />

Layout: Klaus Maxeiner, Peter Maxeiner und Gerhard Gemmer<br />

Verschiedene Informationen<br />

von Klaus Maxeiner<br />

Jahreshauptversammlung am 20. November 2009<br />

2<br />

Die Teilnehmer der Jahreshauptversammlung bei einem Erinnerungsfoto


Der Vorsitzende des Fördervereins „Freunde der <strong>Laurenburg</strong> e.V.“ , Ulrich Kuhmann,<br />

begrüßte die gut besuchte Jahreshauptversammlung im Dorfgemeinschaftshaus in <strong>Laurenburg</strong>.<br />

Kuhmann stellte fest, dass der Mitgliederstand im Vergleich zum Vorjahr gehalten<br />

werden konnte und bedauerte den Tod des langjährigen Ortsbürgermeisters Klaus<br />

Stubenrauch, einem Gründungsmitglied des Fördervereins. Außerdem bedankte er sich<br />

bei allen Helfern des Vereines für die geleisteten Arbeiten – hob hier besonders den <strong>Laurenburg</strong>er<br />

Dorfschreiber Gerhard Gemmer hervor. Gemmer der im letzten Jahr für sein<br />

ehrenamtliches Engagement mit der Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet<br />

wurde – wir berichteten im letzten <strong>Brief</strong> ausführlich darüber – ist maßgeblich<br />

an dem jährlich erscheinenden <strong>Laurenburg</strong>-<strong>Brief</strong> beteiligt mit seinen Artikeln über die<br />

Vergangenheit der Region Esterau. Auch die Dorfschreiberbriefe, die viermal jährlich erscheinen,<br />

stammen aus seiner Feder.<br />

Geschäftsführer Klaus Maxeiner berichtete über die Aktivitäten des Vereins wie Baumfällarbeiten<br />

in den Krimmen, Ausbau des Eckturmes, neues Dach über dem Burgeingang,<br />

das Burgfest, die 100. Trauung im Burgstandesamt uvm. Ebenso gab er Kenntnis über<br />

den Planungsstand des Geschichtserlebnispfades.<br />

Die Schatzmeisterin Renate Schulin informierte die Versammlung über den Kassenstand<br />

des Vereines, Einnahmen und Ausgaben und detaliert über das Burgfest.<br />

Der Burgherr, Horst Wienberg, berichtete, das die <strong>Laurenburg</strong> nun in die Oranier-Route<br />

aufgenommen wäre, was bei vielen Historikern die Aufmerksamkeit an der über 900<br />

Jahren alten Burganlage geweckt hätte. Mit 3200 Besuchern sei das letzte Jahr sehr erfolgreich<br />

gewesen. Wienberg freute sich über die positive Entwicklung der <strong>Laurenburg</strong>,<br />

die ohne den Förderverein nicht möglich gewesen wäre. Er sprach allen, die daran mitgewirkt<br />

hätten, seinen herzlichsten Dank aus.<br />

Wechsel im Vorstand des <strong>Heimatverein</strong>s<br />

Der Vorstand des HVL (v.l.): Gerhard Gemmer, Tobias Meffert, Horst Wienberg,<br />

Martin Kuhmann, Alexander Seifert, Reiner Zimmermann u. Manuel Maxeiner<br />

3


Bei den Vorstandswahlen am 15. Januar 2010 übernahm Alexander Seifert die Nachfolge<br />

als Vorsitzender des <strong>Heimatverein</strong>s <strong>Laurenburg</strong>. Er löste Horst Wienberg ab, der<br />

zehn Jahre den Vorsitz führte und aus Altersgründen nicht mehr kandidierte.<br />

Geschäftsführer Manuel Maxeiner dankte Wienberg, der in schwierigen Zeiten das<br />

Amt übernommen hatte, für die geleistete Arbeit sowie die gute Zusammenarbeit in all<br />

den Jahren. In seinem Geschäftsbericht zählte er die Aktivitäten des Vereines auf. Dies<br />

waren Auf- und Abbau der Lichterkette, Bepflanzung und Pflege der Blumenkübel und<br />

Blumenbeete, Aufbau von zwei neuen Hinweistafeln, Ausrichtung des Sommerfestes<br />

und ein Ausflug in den Hessenpark zur Tabak- und Hopfenernte.<br />

Auch Ortsbürgermeister Ulrich Kuhmann dankte in einem kurzen Grußwort dem scheidenden<br />

Vorsitzenden Wienberg sowie dem Verein für die gute Zusammenarbeit. Vieles<br />

konnte auf dem „kleinen Dienstweg“ erledigt werden. Der Verein leistet einen großen<br />

Beitrag für die Verschönerung und die Pflege des Dorfes. Er hoffe, auch mit dem neuen<br />

Vorstand in großer Harmonie die Verschönerung des Ortes fortzuführen. Seifert bedankte<br />

sich für die Wahl und das in ihn gesetzte Vertrauen und hoffe auf ein gutes Gelingen.<br />

Jahreshauptversammlung<br />

Freiwillige Feuerwehr <strong>Laurenburg</strong><br />

Von links: Hartmut Meffert, Hermann Scheidweiler, Gerhard Maxeiner,<br />

Dieter Becker, Daniel Meffert und Alexander Seifert.<br />

4


In der gut besuchten Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr stand ein<br />

Führungswechsel an, eine Beförderung und Ehrungen.<br />

Hartmut Meffert, der langjährige Vorsitzende legte sein Amt nieder. Sein Nachfolger<br />

ist jetzt Dieter Becker und dessen Vertreter Alexander Seifert. Auch der Kassierer Sebastian<br />

Kuhmann trat als Kassierer zurück. Hier wurde Anja Seifert als neue Kassiererin gewählt.<br />

Schriftführer bleibt Mathias Meller.<br />

Daniel Meffert wurde zum Brandmeister befördert und Hermann Scheidweiler wurde<br />

auf Vorschlag des Vorstandes zum Ehrenmitglied ernannt. Für ihre Treue zum Verein wurden<br />

ausgezeichnet: Gerhard Maxeiner (60 Jahre), Hans Dehn (50 Jahre), Oliver Wolf (25<br />

Jahre) und Andreas Schäfer (10 Jahre).<br />

In seinem letzten Rückblick erinnerte Hartmut Meffert an fünf Einsätze und eine Alarmübung.<br />

Mehrere Aktive beteiligten sich außerdem an der Abnahme des Feuerwehr-<br />

Leistungsabzeichens in Silber.<br />

Drei Frauen absolvierten mit Erfolg ihre Grundausbildung und gleich vier Kameraden<br />

besuchten 14-tägige Gruppen- oder Zugführerlehrgänge an der Landesfeuerwehrschule<br />

in Koblenz, die sie auch mit Erfolg abschlossen.<br />

Auch die Dorfgemeinschaft kam nicht zu kurz – so wurde wieder an der Grillhütte die<br />

„Hexennacht“ gefeiert, ein bayerischer Abend wurde ausgerichtet und der Martinszug<br />

abgesichert.<br />

Neue Überdachung<br />

Kurz vor dem Burgfest wurde die neue Überdachung fertig, die die Burgfestbesucher<br />

bei schlechter Witterung schützen soll. Auf drei Stüzen und einem 11 Meter langen Firstbalken<br />

ist eine Plane festgezurrt. Die Plane wird Ende Oktober abgenommen.<br />

5


Freizeitsänger bauen den Osterbrunnen wieder auf<br />

Zum zweiten Mal bauten die<br />

<strong>Laurenburg</strong>er Freizeitsänger unterstützt<br />

durch freiwillige Helfer<br />

den Osterbrunnen auf. Rund 500<br />

handbemalte Eier, viele mit Motiven<br />

geschmückt, sind auf einem<br />

Unterbau aus Metall auf dem<br />

Dorfbrunnen ausgebaut.<br />

Abgerundet wurde der Aufbau<br />

mit einem großen Kuchenbüfett<br />

am darauffolgenden Sonntag,<br />

wobei die Freizeitsänger die Besucher<br />

mit einigen Liedbeiträgen<br />

unterhielten.<br />

Der Erlös der Veranstaltung<br />

kommt wieder einem sozialen<br />

Zweck in der Gemeinde zu Gute.<br />

6


<strong>Heimatverein</strong> feiert Sommerfest<br />

Das gut besuchte Sommerfest des <strong>Heimatverein</strong>s <strong>Laurenburg</strong> konnte bei strahlendem<br />

Sonnenschein bis in die späten Abendstunden gefeiert werden. Neben gut gekühlten Getränken<br />

und deftigen Speisen konnten die Besucher sich auch an einem reichhaltigen Kuchenbüfett<br />

stärken. Von diesem machten auch viele Rad-Touristen Gebrauch. Für die kleinen<br />

Gäste stand eine Hüpfburg zur Verfügung.<br />

Der Vorsitzende<br />

Alexander Seifert<br />

ehrte für 40 Jahre<br />

Treue zum Verein:<br />

Dieter Felser, Günter<br />

Trieb, Hermann<br />

Schmidt, Werner<br />

Kah, Erwin Ubl und<br />

Hartmut Meffert.<br />

Für 20 Jahre Mitgliedschaft:<br />

Lothar<br />

Weber.<br />

7


Die Urkunde des Erzbischofs<br />

Heinrich von Trier aus dem Jahr 959 -<br />

eine Geschichtsquelle für die Esterau<br />

Heinz Simon<br />

Seit fast 200 Jahren ist diese Urkunde bereits Gegenstand der heimischen Geschichtsforschung.<br />

Sie befand sich 1818 in zwei Ausfertigungen (A u. B) im Archiv des Stifts St.<br />

Florin zu Koblenz und wurde dem nassauischen Historiker C. D. Vogel als Abschrift (A)<br />

zur Verfügung gestellt. Er übersetzte den Text und druckte ihn erstmals in seinem „Archiv<br />

der nass. Kirchen- und Gelehrtengeschichte", I. Bd., Hadamar 1818, S. 57-75 ab.<br />

Eine weitere Veröffentlichung des Textes A erfolgte bei H. Beyer, Mittelrheinisches Urkundenbuch<br />

I (1860), S. 264 Nr. 204. Diese Ausfertigung wurde die Grundlage aller weiteren<br />

Untersuchungen. Der Urkundentext B gelangte erst in „jüngerer Zeit" wieder in<br />

den Besitz des Landeshauptarchivs Koblenz.<br />

Die<br />

Urkunde<br />

von 959<br />

(B)<br />

8<br />

Astine<br />

praedia =<br />

Esten,<br />

Grundherrlichkeit


Die Urkunde beschreibt den Zehntbezirk einer Kirche in der Vorstadt der Burg Humbach<br />

(in humbacensis castelli suburbio) - ab 1217 Montabaur -, die Herzog Hermann von<br />

Schwaben errichtet und zu seinem Seelenheil dem Marienkloster, dem späteren Stift St.<br />

Florin zu Koblenz, geschenkt hatte. Als zuständiger Bischof beschrieb Erzbischof Rutbert<br />

von Trier zwischen 931 und 948 den Bezirk der reich dotierten Kirche sehr genau, weil<br />

die daraus erhobenen Zehntabgaben den Bestand dieser Großpfarrei sicherten. Seit der<br />

Regierungszeit Karls des Großen (768 - 814) waren die weltlichen Grundbesitzer durch<br />

Reichsgesetz verpflichtet, den 10. Teil des Ernteertrages und Viehbestandes als direkte<br />

Steuer zum Bau und zur Unterhaltung der Kirchen und Pfarreien abzuführen.<br />

Als diese in Holz errichtete Kirche baufällig wurde, ließ der Vorsteher des Marienklosters<br />

sie durch eine aus Stein gemauerte Kirche „St. Peter in Ketten" ersetzen. Der nun<br />

zuständige Erzbischof Heinrich von Trier weihte die neue Kirche am 13. Febr. 959 ein.<br />

Er erneuerte dabei auch die Beschreibung des unverändert gebliebenen Zehntbezirks,<br />

weil Herzog Hermann, der Stifter der ersten Kirche, zehn Jahre vorher (949) verstorben<br />

war. Die Richtigkeit des Sachverhalts bestätigten 31 namentlich genannte Zeugen, an deren<br />

Spitze ein „Drudvinus" die Zeugenliste eröffnet.<br />

Der Zehntbezirk dieser Großpfarrei gehörte zur Grundherrschaft Hermanns (praedium<br />

herimanni), der Gaugraf im Engersgau war. Er umfasste eine Fläche von ca. 700 km² mit<br />

einem Umfang von ca. 150 km<br />

zwischen der Quelle des Gelbaches/Aubaches<br />

(Anare gespring)<br />

bei Sainerholz im Norden,<br />

der Einmündung des bei<br />

Hirschberg entspringenden Daubaches<br />

(Diofbach) in die Lahn<br />

(Logana) bei Geilnau im Süden,<br />

der Einmündung des Gelbaches<br />

(Anara) in die Lahn bei Schloss<br />

Langenau im Südwesten und<br />

der Einmündung des Masselbaches<br />

in den Brexbach bei Grenzau<br />

und wieder nach Sainerholz<br />

im Norden. Der Verlauf der<br />

Die Pfarrei St. Peter in Ketten<br />

Humbach/Montabaur<br />

im Mittelalter<br />

9


Grenze wurde - wo immer möglich - durch Bach- und Flussläufe markiert. Bei Ettersdorf<br />

verlief sie entlang der Grenze der Grundherrschaft des Adello (Adellonis praedium) und<br />

dann weiter „zwischen den an astine (Esten) angrenzenden Grundherrschaften bis zur<br />

Quelle des Daubaches (diofbach) und von dort bis in die Lahn". 1<br />

Die Urkunde ist für uns von besonderem Interesse, weil die historische Entwicklung unseres<br />

Raumes durch den damals hier handelnden Herrschaftsträger Hermann und seinen<br />

Gefolgsmann Drutwin entscheidend geprägt wurde. Beide stehen deshalb im Blickfeld<br />

der Betrachtung. Dabei wird im Hintergrund auch die große Zeit des Übergangs vom Karolingerreich<br />

zum ersten Deutschen Reich deutlich sichtbar. Die Urkunde enthält aber<br />

auch wichtige Hinweise auf die frühen kirchlichen und siedlungsgeographischen Strukturen<br />

unserer engsten Heimat.<br />

Herzog Hermann von Schwaben (926-949)<br />

Er war eine der letzten bedeutenden Persönlichkeiten des fränkischen Adelsgeschlechts<br />

der Konradiner. Diese gehörten unter Karl d. Gr. und seinen Nachfolgern zu den führenden<br />

Familien des Reiches. Nach der zweiten Reichsteilung (Mersen 870) stiegen sie unter<br />

Arnulf (887-899), dem vorletzten König/Kaiser des Ostfrankenreiches, in die hohe<br />

Reichspolitik auf. Es war die Endphase des Karolingerreiches, die gekennzeichnet war<br />

durch innere Fehden und dauernde Ungarneinfälle und das Erstarken der Stammesherzogtümer.<br />

Arnulf stützte seine Macht im Wesentlichen auf die Konradiner, die Sippe seiner<br />

Frau Uta. Nach seinem Tod übernahmen diese zusammen mit der Königin und unter<br />

Mitwirkung des Mainzer Erzbischofs Hatto die Regierungsgeschäfte für den unmündigen<br />

Sohn Ludwig das Kind, 2 der 911 als letzter Karolinger starb.<br />

Stammtafel der Konradiner (M – L. Crone, Konrad Kurzbold)<br />

10


Die Franken und Sachsen wählten in Forchheim dann folgerichtig Konrad I. (911-918)<br />

aus dem Geschlecht der Konradiner zum ersten König des ostfränkischen/deutschen Reiches.<br />

Seine Machtbasis war der Stamm der Franken und besonders die Sippe der Konradiner.<br />

Diese waren vor allem im Niederlahngau, in der Wetterau, im Rhein-Main-Gebiet<br />

und in Rheinhessen begütert. Die urkundliche Überlieferung setzt in der 2. Hälfte<br />

des 8. Jahrh. ein. So ist z. B. Diez/Theodissa 790 als karolingischer Königsbezirk bezeugt. 3<br />

Die Konradiner gründeten später einige der alten großen Stiftskirchen in unserem Raum:<br />

Kettenbach 845, Gemünden 879, Wetzlar 897, Limburg 910, Weilburg 912. Urkundlich<br />

fassbar ist ein Graf Gebhard 832 mit<br />

Gütern in Hahnstätten und Kettenbach.<br />

Er starb 910 bei einem Ungarneinfall in<br />

der Nähe von Bamberg. Hermann, der<br />

spätere Herzog von Schwaben, war einer<br />

seiner beiden Söhne. Er stand damit in einer<br />

Reihe von Konradinern, die den Kernbereich<br />

ihrer Macht an der unteren und<br />

mittleren Lahn durch den Bau von Burgen<br />

in Marschetappen von ca. 18 km<br />

entlang der West-Ost-Völkerstraße in<br />

Humbach, Limburg, Weilburg und Wetzlar<br />

gesichert hatten. Dazu gehörten Herzog<br />

Konrad, der spätere König Konrad I.,<br />

Herzog Eberhard, der 939 im Kampf gegen<br />

König Otto I. starb, Graf Konrad<br />

Kurzbold im Niederlahngau, der die Burg<br />

Limburg erbaute und im Dom unter dem<br />

nördlichen Seitenschiff begraben liegt<br />

und dessen Bruder Eberhard, dem wahrscheinlich<br />

Eppenrod seinen Namen verdankt.<br />

Gaugraf Konrad Kurzbold<br />

Hochgrab im Dom zu Limburg, 13. Jh.<br />

Hermann war über seine Grundherrschaft Humbach hinaus im Engersgau und auch<br />

im Elsass und in der Schweiz begütert. König Konrad I. schenkte ihm bald sein Vertrauen<br />

und ernannte ihn - gerade volljährig geworden - 912 auf dem Hoftag zu Ulm zum Gaugrafen<br />

im Engersgau. Konrad I. hinterließ bei seinem Tod 918 das Herzogtum Franken<br />

seinem Bruder Eberhard und bestimmte seinen schärfsten Gegner, den mächtigen Sachsenherzog,<br />

zu seinem Nachfolger als König Heinrich I. (918-936). Dieser suchte bald die<br />

Versöhnung mit den Konradinern. Er machte Eberhard von Franken 920 de facto zu seinem<br />

Stellvertreter (secundus a rege) und übergab auf dem Reichstag zu Worms 926 dem<br />

Gaugrafen Hermann das frei gewordene Herzogtum Schwaben als Amtsherzogtum, das<br />

vom König an vertraute Gefolgsleute verliehen werden konnte. Es wurde nicht - wie die<br />

Stammesherzogtümer - in der Familienerbfolge besetzt. Beides war wohl als Entschädigung<br />

der Konradiner für ihren Thronverzicht und als Anreiz zur dauerhaften Gefolgschaft<br />

gedacht.<br />

Herzog Hermann hat bis zu seinem Tod 949 diese Erwartungen erfüllt. Vor allem unter<br />

Heinrichs Nachfolger König Otto I. (936-973), dem späteren Kaiser Otto der Große,<br />

war er über ein Jahrzehnt zuverlässiger Gefolgsmann und Mitstreiter des Königs bei des-<br />

11


Kaiser Otto I. und Edgitha, seine erste Gemahlin<br />

Dom zu Magdeburg um 1250<br />

sen Kriegszügen und Kämpfen<br />

gegen die aufständischen<br />

Herzöge und Verwandten.<br />

Mit seinem Sieg in<br />

der Schlacht bei Andernach<br />

939, in der Konrad Kurzbold 4<br />

seinen Vetter Eberhard von<br />

Franken tötete, Giselbert,<br />

der Herzog von Lothringen,<br />

im Rhein ertrank und der Königssohn<br />

Heinrich eine Niederlage<br />

erlitt, unterstützten<br />

die beiden Konradiner den<br />

König in einer schweren innenpolitischen<br />

Krise und<br />

stärkten die königliche Zentralgewalt.<br />

Nach diesem Aufstand der<br />

Herzöge leitete Otto I. einen<br />

Politikwechsel ein. Zur Stabilisierung<br />

seiner Herrschaft<br />

und zur Befriedung des Reiches<br />

stützte er sich fortan<br />

bei der Vergabe der Herzogsgewalt<br />

und hoher Regierungsämter<br />

auf die engste<br />

Bindung an seine Familie<br />

und auf die Reichskirche. Die Loyalität der Konradiner sicherte er sich dadurch, dass er<br />

940 seinen neunjährigen Sohn Liudolf mit der kleinen Ida, der Tochter Hermanns, verlobte.<br />

Die Hochzeit fand 947 - zwei Jahre vor Herzog Hermanns Tod statt.<br />

Luidprand von Cremona, der ottonische Geschichtsschreiber, der über viele Jahre zum<br />

Gefolge des Herrschers gehörte, beschrieb diese Verlobung aus seiner Sicht: 5<br />

„Als nach dem Tode Eberhards und Giselberts und nach der Gefangennahme Heinrichs,<br />

des Bruders des Königs, die Großen des Reiches von allen Seiten herbeieilten, um<br />

dem König Glück zu wünschen, da kam auch ein sehr reicher Mann, der Schwabenherzog<br />

Hermann, der dem König seinen Glückwunsch darbrachte, dann aber folgende Worte<br />

an ihn richtete: ,Es ist meinem Herrn nicht unbekannt, daß ich bei meinem ausgedehnten<br />

Landbesitz und unermeßlichen Reichtum an Geld ohne Söhne bin; außer einer<br />

kleinen, noch unmündigen Tochter ist niemand da, der mich nach meinem Tod beerben<br />

könnte. Es gefalle also dem König, meinem Herrn, daß ich seinen kleinen Sohn, den Liudolf,<br />

an Kindes statt annehme, damit er sich mit meiner einzigen Tochter vermähle und<br />

nach meinem Tode durch die Erbschaft meiner Güter mächtig werde.´ Weil dieser Rat<br />

dem König gefiel, erfüllte er seinen Wunsch ohne Zögern."<br />

Herzog Hermann starb am 10.12. 949. Er fand in der Stiftskirche in Wetzlar seine letzte<br />

Ruhestätte. Mit keinem Wort erwähnt die Urkunde von 959, wer nach seinem Tod<br />

12


Herr der Burg und Grundherrschaft Humbach wurde. Ein Teil seines Besitzes ist später<br />

wohl über seinen Schwiegersohn Luidolf und seine Tochter Ida an seine Nachkommen<br />

zurückgekommen.<br />

Nach seinem Vetter Eberhard, der 966 starb, begegnet kein Konradiner mehr im Niederlahngau.<br />

Drutwin, Herr zu Lipporn<br />

„Als ältester Stammvater der Herren von Lipporn darf ein Drutwin gelten, der 881 zu<br />

Ehrental begütert war. Drutwin, der Vasall Herzog Hermanns (959), hat außer Lipporn<br />

und Ehrental wohl auch schon Miehlen als Stammgut besessen. Seinen Beziehungen zu<br />

Herzog Hermann verdankte er sicherlich auch die Vogtei in der Forst Spurkenberg und<br />

die am Rande dieser Forst abgelösten Grundherrschaften Esten-Holzappel und Nordhofen-Maxsain".<br />

6<br />

Weite Teile des Engersgaus gehörten um die Mitte des 10. Jahrh. immer noch zum wenig<br />

erschlossenen Waldgebiet der Forst Spurkenberg, in deren Bereich auch Astine/Esten<br />

lag. Noch 1198 gab es Neurodungen in diesem Waldgebiet, für das bis heute im Volksmund<br />

immer noch die Bezeichnung „Im Forscht" gebräuchlich ist.<br />

Der Siedlungsausbau im südlichen Westerwald erhielt offensichtlich seine starken Impulse<br />

von der West-Ost-Völkerstraße, „Trierer Missionsstraße", die vom Westfrankenreich<br />

über Trier, Koblenz, Humbach, Limburg, Weilburg und Wetzlar nach Thüringen<br />

führte. Nach dem vorfränkischen Ortsnamen Astine/Esten gehören wohl der Furtplatz<br />

Zulheim (<strong>Laurenburg</strong>), Bruchhausen, Horhausen und Geilnau zu den frühen fränkischen<br />

Siedlungen in unserem Raum, die zusammen mit Giershausen und Isselbach und der<br />

Gruppe der -heim, -dorf, und -bach-Orte weiter nördlich entstanden sind. Die Ortsnamen<br />

mit -stein, -berg, -scheid und -rod gehören einer späteren Siedlungsschicht an. 7<br />

Gensicke geht davon aus, dass in frühkarolingischer Zeit schon mindestens 10 Siedlungen<br />

im Bereich des Zehntbezirks vorhanden waren.<br />

Aus dem Urkundentext wird auch sichtbar, dass es nach der Missionierung unseres<br />

Raumes im 6./7. Jh. in Humbach bis 959 bereits feste Strukturen einer Großpfarrei gab,<br />

die als Mutterkirche bis in die späteren Filialkirchen in Heiligenroth, Arzbach, Wirges,<br />

Kirchähr und Esten reichte und aus der Esten wohl erst mit der Reformation ausschied. 8<br />

Die Entstehung einer Pfarrei mit eigener Kirche in Esten ist nicht genau zu datieren. Es<br />

war jedenfalls vor 1198. In diesem Jahr bezeugte in Esten der Priester Lambertus, „sacerdos<br />

de Estene", die Schenkung des Neurodzehnten im Estener Forst durch Kunigunde,<br />

Gräfin von Nassau, an das Kloster Arnstein. 9 Bis zur Errichtung dieser Kirche führte<br />

der in der Gemarkung Horhausen ausgewiesene Kirchweg nach Kirchähr, Isselbach<br />

und Eppenrod für die Gläubigen weiter bis zur Kirche St. Peter in Ketten in Humbach.<br />

Drutwin war Herzog Hermanns Vasall und Kampfgefährte auf seinen Kriegszügen und<br />

sein Stellvertreter in der Grundherrschaft Humbach. Dieses Dienstverhältnis ist als Herrendienst<br />

des im Karolingerreich entstandenen Lehnswesens zu verstehen. Es bestand<br />

aus der Gefolgschaft des freien Mannes/Vasalls und dessen Belohnung mit dem beneficum<br />

oder praedium, einem größeren Landbesitz. Es sollte dem Vasallen ein ganz dem<br />

Herrendienst (Waffenhilfe, Heeresfolge, Rechtsvertretung u.a.m) gewidmetes Leben ge-<br />

13


statten und ihm insbesondere die Beschaffung der teueren Ausrüstung für diese Dienste<br />

ermöglichen. 10 Die Vasallen stiegen als freie Männer in ihrer sozialen Stellung auf<br />

und bildeten schon unter Karl dem Großen einen beachtlichen Teil des Heeres. Aus dem<br />

geliehenen Landbesitz wurde nach und nach eine erbliche Grundherrschaft. Ein Treueeid<br />

befestigte die wechselseitige Bindung zwischen dem Herren und dem Gefolgsmann.<br />

Später wurde die Treuepflicht der Vasallen durch die lehnsrechtliche Verleihung königlicher<br />

Ämter und Würden auch auf die Grafen und Herzöge ausgedehnt und der mittelalterliche<br />

Lehnsstaat mit dem König an der Spitze geschaffen.<br />

Herzog Hermann und sein Vasall<br />

Drutwin waren offensichtlich auch<br />

durch eine damals weit verbreitete<br />

Verehrung des hl. Florian verbunden.<br />

Heimat der Florinsverehrung<br />

war die Grabkirche des Heiligen in<br />

Remüs im heutigen Graubünden.<br />

Hartbert, der Pfarrer dieser Kirche,<br />

wird in einer Urkunde Ottos I. vom<br />

23.5. 937 als „Priester unseres geliebten<br />

Grafen Hermann" bezeugt.<br />

Er war mehrere Jahre bis zu Hermanns<br />

Tod sein Kaplan. Ab 950 begleitete<br />

er danach als Bischof noch<br />

mehrere Jahre Kaiser Otto d. Gr. in<br />

dessen Gefolge. 11<br />

Auferstehung-Glasfenster<br />

Florinskirche Koblenz, 14. Jh.<br />

Herzog Hermann hat mit Unterstützung<br />

seines Kaplans Hartbert<br />

um 940 einige Reliquienteile des<br />

Heiligen in das Marienkloster in Koblenz<br />

überführen lassen. Er machte<br />

Koblenz damit zum mittelrheinischen<br />

Zentrum der Florinsverehrung.<br />

Von dort brachte Hartbert<br />

sogar einige Reliquienpartikel nach<br />

Lipporn, die in der von Drutwin dort<br />

gestifteten Kapelle, dem späteren<br />

Kloster Schönau, aufbewahrt wurden.<br />

Während Herzog und Gaugraf<br />

Hermann als Mitglied des fränkischen<br />

Hochadels höchste Regierungsämter<br />

bekleidete, sich des Wohlwollens dreier Könige erfreute und in den schriftlichen<br />

Zeugnissen der königlichen Kanzlei und der Hofgeschichtsschreiber fassbar ist, sind<br />

für Drutwin schriftliche Zeugnisse spärlich und seine Herkunft und Rechtsstellung deshalb<br />

umstritten. 12<br />

Der Herr zu Lipporn war kein Mitglied des fränkischen Hochadels. Es ist aber davon<br />

auszugehen, dass er als freier Mann über einen längeren Zeitraum in einem engen Dienst-<br />

14


und Vertrauensverhältnis zu Herzog Hermann stand, ihn begleitet und ihn in der Verwaltung<br />

der Grundherrschaft Humbach vertreten hat. Seine Bedeutung wird vor allem<br />

in seiner Vorrangstellung auf der Zeugenliste der Schenkungsurkunde von 959 sichtbar.<br />

Er steht vor dem ranghöheren Pfalzgrafen Hernbertus und Waldbertus, dem neuen Gaugrafen<br />

im Engersgau, an erster Stelle.<br />

Gensicke nimmt an, dass Herzog Hermann kurz vor seinem Tod am 10.12.949 in einer<br />

letztwilligen Verfügung den über den Gelbach nach Südosten ausgreifenden und bis<br />

zur Lahn reichenden Teil seiner Grundherrschaft, die spätere Esterau, aus dem Verband<br />

der Forst Spurkenberg herausgelöst und seinem Vasallen Drutwin als Dank für seine<br />

langjährigen treuen Dienste übertragen hat, zumal dieser auch bereits über Vogteirechte<br />

hier und in der Grundherrschaft Maxsain-Nordhofen verfügte.<br />

Urkundliche Belege für diese Übertragung gibt es nicht. Auch ist ein „Drudvini praedium"<br />

in der Zehntbezirksbeschreibung nicht erwähnt und auch später nicht nachgewiesen.<br />

C. D. Vogel machte 1818 in seiner Übersetzung der Urkunde den Versuch, mit der Bezeichnung<br />

„Predia Astine" („Grundherrschaften Esten") den fehlenden Besitztitel für diese<br />

neue Grundherrschaft in die Literatur einzuführen, z.B. auch in seiner „CHARTE des<br />

jetzigen Herzogtums Nassau nach der Geographie des Mittelalters" in seiner „Beschrei-<br />

Der heilige Florin übergibt dem Abt ein Modell der Schönauer Klosterkirche, 1460<br />

(Nass. Annalen Band 76/1965)<br />

15


ung des Herzogtums Nassau" von 1843. Er hat dabei jedoch die Textstelle „inter adiacenta<br />

astine praedia" falsch übersetzt. Die Pluralform „praedia"/Grundherrschaften bezieht<br />

sich nicht auf „astine"/Esten. Es geht hier vielmehr um den Verlauf der Grenze „zwischen<br />

den an Esten angrenzenden Grundherrschaften" des Grafen Konrad Kurzbold und<br />

der Grundherrschaft Herzog Hermanns, d.h. um die Grenze zwischen dem Engersgau<br />

und dem Niederlahngau, die der Verfasser der Urkunde als wohl allgemein bekannt angesehen<br />

und deshalb nicht genauer in ihrem Verlauf von Giershausen bis zur Lahn beschrieben<br />

hat.<br />

Auch kann hier einer anderen Deutung dieser Textstelle nicht gefolgt werden, nach<br />

der die Zehntbezirksgrenze zwischen den am Estener Bach/Waschbach (in neuen Karten<br />

„Waselbach") anliegenden Grundherrschaften verlief. 13<br />

Der beste und vor allem sichtbarste Beweis für eine Herauslösung einer Grundherrschaft<br />

Esten aus der Grundherrschaft Humbach und ihre Übertragung an Drutwin ist ihr<br />

weiterer Ausbau unter ihm und seinen Nachfolgern, den späteren Grafen von <strong>Laurenburg</strong>.<br />

Die Grundherrschaft Esten wurde unter Drutwin zur Keimzelle des späteren Grafengeschlechts<br />

<strong>Laurenburg</strong>-Nassau. Seine Nachfolger förderten den weiteren Siedlungsausbau<br />

und stärkten als Herren von Lipporn und Esten die zentralörtliche Bedeutung von<br />

Astine/Esten mit dem Estengericht und der Bildung einer Pfarrei mit eigener Kirche. Unter<br />

Dudo (1193-1117) errichteten sie die <strong>Laurenburg</strong> und führten nach ihr den Grafentitel<br />

„von <strong>Laurenburg</strong>". Nach der Belehnung mit der Burg Nassau 1159 nannten sie sich<br />

schon bald „Grafen von Nassau". 14 Die Grafen Walram und Otto teilten 1255 die Grafschaft<br />

unter sich auf mit der Lahn als Grenzlinie. In gemeinschaftlichem Besitz blieb die<br />

Grundherrschaft Esten, das in den mittelalterlichen Urkunden so genannte „Estereygen"<br />

(verkürzt „Estereyen") mit ¾ zugunsten der ottonischen Linie. Nach dem Tod Ottos kam<br />

es unter seinen beiden Söhnen am 27.6.1303 in Eppenrod nochmals zu einer Teilung<br />

des ottonischen Anteils.<br />

„Estereygen" blieb für mehr als 300 Jahre die Bezeichnung für den gemeinschaftlichen<br />

Besitz mit den geteilten und durch Erbgang, Heirat und Tausch wechselnden Zuständigkeiten.<br />

Diese Besitzstandsregelung hat wohl zusammen mit der Verlegung des Hauptsitzes<br />

des Grafenhauses auf die Burg Nassau die Entwicklung des „Estereygen" im Spätmittelalter<br />

nicht begünstigt.<br />

Johann Ludwig von Hadamar wurde 1631 durch Tausch des walramischen Viertels alleiniger<br />

Besitzer des ehemals gemeinschaftlichen „Estereygen". Diese neuen Eigentumsrechte<br />

machten es ihm schließlich 1643 - in einer finanziellen Notlage - möglich,<br />

„Estereygen" an den Kaiserlichen Generalfeldmarschall Peter Melander zu verkaufen.<br />

Es entstand mit Eppenrod und der Vogtei Isselbach aus dem bisherigen „Estereygen"<br />

die Reichsgrafschaft Holzappel, die zusammen mit der Herrschaft Schaumburg 1653<br />

(Eheschließung des Fürsten Adolph von Nassau-Dillenburg mit Elisabeth Charlotte,<br />

Reichsgräfin von Holzappel) das Fürstentum Nassau-Schaumburg bildete.<br />

So wie der uralte Ortsname „Esten" 1688 mit der Stadtgründung durch „Holzappel"<br />

ersetzt wurde, so verschwand auch der historische Name „Estereygen" mit der Entstehung<br />

der Reichsgrafschaft Holzappel aus dem amtlichen Schriftverkehr und aus dem Gedächtnis<br />

der Bevölkerung. An seine Stelle trat die bis heute gebräuchliche geographische<br />

Bezeichnung Esterau. 15<br />

16


Fußnoten<br />

1) Die Pfarrkirche „St. Peter in Ketten“ zu Montabaur, Montabaur 1959, darin H. Gensicke, Die Urkunde<br />

Erzbischofs Heinrichs von Trier von 959, S. 30 – 38; H. Franzke, Die Ursprungsbedingungen<br />

der Pfarrei Humbach-Montabaur S. 9 - 29 und H. Fries, Zur Geschichte der katholischen Pfarrkirche<br />

zu Montabaur, S. 39 – 83<br />

2) In einer Schenkungsurkunde des Königs Ludwig das Kind vom 10. 2. 910 wurde Limburg erstmals<br />

erwähnt. dazu. u. zum Verlauf der Zehntbezirksgrenze: H. Gensicke, Landesgeschichte des<br />

Westerwaldes, Wiesbaden, 1958, S. 46<br />

3) H. Weigel, Zur Organisation des karol. Reichsgutes zwischen Rhein-Main-Sieg, Nass. Ann. Bd.<br />

70/1959 und H. Gensicke, Landesgeschichte, S. 94<br />

4) M - L. Crone, Konrad Kurzbold, Leben und Wirken, Limburg, 1989, mit dem Stammbaum d. Konradiner,<br />

S.12<br />

5) Liudprand von Cremona, Antapodosis V, 1 bei: Johannes Laudage, Otto der Große, 912 - 973,<br />

Eine Biographie, Regensburg, 2006, S. 127<br />

6) H. Gensicke, Landesgeschichte, S. 156 und Nass.Ann. 65/1954, S. 66<br />

7) A. Bach, Die deutschen Ortsnamen, Heidelberg, 1953<br />

8) H. Gensicke, Die Anfänge von Montabaur, Limburg, Weilburg, in Nass. Ann. 67/1956, S. 14 ff<br />

9) K. Herquet, Urkundenbuch des Prämonstratenserklosters Arnstein (1883), S. 16<br />

10) H. D. Schmid, Fragen an die Geschichte, Bd. 1: Aufwendungen für den Heerbann; „Ein Krieger<br />

hatte u.a. für seine Ausrüstung aufzubringen: Helm - 6 Schillinge; Ringpanzer - 12 Sch.; Schwert<br />

- 7 Sch.; Lanze - 2 Sch.; Holzschild -2 Sch.; 1 Paar Beinschienen - 2 Sch./Vergleichswerte in jener<br />

Zeit: 1 Kuh - 1 Sch.; 1 Stier -2 Sch.; 1 Hengst - 6 Sch. ...“<br />

11) s. K. H. May, Der geschichtliche Wert der Lipporner Florinswunder, Nass. Ann. 60/1943,<br />

S. 11-26<br />

¹²) s. dazu K. H. May, Beiträge zur Geschichte der Herren zu Lipporn und Grafen von <strong>Laurenburg</strong>,<br />

Nass. Ann. 60/1943 S. 1-65; H. Gensicke, Untersuchungen über Besitz und Rechtsstellung der<br />

Herren zu Lipporn und Grafen von <strong>Laurenburg</strong>, Nass. Ann. 65/1954, S. 62-80; H. Gensicke, Untersuchungen<br />

über die Anfänge des Hauses <strong>Laurenburg</strong>- Nassau (mit Stammtafel), Nass. Ann.<br />

Bd. 66/ 1955, S. 1-10; H. Heck, H. Gensicke, K.H.May, Zur Frühgeschichte des Hauses <strong>Laurenburg</strong><br />

- Nassau, Nass. Ann., Bd. 69, 1958, S. 67-86;<br />

13) Th. Trumpp, <strong>Laurenburg</strong> in der Urpfarrei Humbach (10. Jahrhundert), <strong>Laurenburg</strong>-<strong>Brief</strong> Nr.<br />

15/2000, S.18<br />

14) dazu auch „900 Jahre <strong>Laurenburg</strong>“ - Heimatbuch zur 900-Jahrfeier, <strong>Laurenburg</strong> 1993 und <strong>Laurenburg</strong>-<strong>Brief</strong><br />

23/2008 mit den Beiträgen K. H. und M. Rehor und K.-H. Schönrock zu den<br />

Stammlinien Nassau.<br />

15) „Acta des Grafen Johann Ludwig zu Nassau-Hadamar betr. den Austausch der Gemeinschaften<br />

Alten-Weilnau und Estereyen. 1630-33“... darin: „Verzeichnis der Untertanen und Hausgeseß<br />

in Estereyen, Hadamar, 26/15 ten Nov. 1630“ (HSTA Wiesbaden, Abt. 171) und „Kauf der<br />

Grundherrschaft Esterau“ mit der Vogtei Isselbach und Eppenrod 1643; (.LHA Koblenz/Archiv<br />

Schaumburg, A, Herrschaftsrechte Nr. 4435)<br />

Helene Wienberg wird 80 Jahre alt<br />

„Der gute Geist der Burg <strong>Laurenburg</strong>“, Helene Wienberg, geborene Schuster, wird am<br />

18. Januar 2011 ihren runden Geburtstag in „alter Frische“ begehen können. Wir, „die<br />

Freunde der <strong>Laurenburg</strong>“, dürfen bereits in der diesjährigen Ausgabe unseres <strong>Laurenburg</strong>-<strong>Brief</strong>es<br />

dieses Jubiläum erwähnen, denn bei dem nächsten Heft ist der Termin schon<br />

fast verjährt. Zudem ist für Helene bereits in diesem Jahr noch ein zweites Jubiläum zu<br />

würdigen: die „Gräfin“, wie sie ihr Ehemann Horst Wienberg respektvoll nennt, wohnt<br />

mit ihm seit 25 Jahren in der <strong>Laurenburg</strong>. Damit ist sie, für die Wiederbelebung der Burg,<br />

die Frau der ersten Stunde. Aber Helene wohnt nicht nur in der Burg, sondern sie hält<br />

zusammen mit ihrem Mann seit der Renovierung das altehrwürdige, denkmalgeschützte<br />

Gemäuer für jeden Besucher täglich offen - außer dienstags, dann fährt sie meistens<br />

17


mit Horst in ihren Heimatort Bad Marienberg. Außer ihrer<br />

Arbeit in der Burg, sorgt sie auch für Ordnung im ganzen<br />

Burggelände. Dabei scheut sie sich nicht vor schwereren<br />

handwerklichen Arbeiten, wie zum Beispiel das Errichten<br />

von Mauern, Toren und Gebäudeteilen. Hierbei hat sie ein<br />

besonderes Verfahren entwickelt, wie man die mit Bruchsteinen<br />

gebauten Mauern „steinsichtig" verputzt. Die<br />

schwereren Maurerarbeiten macht meist ihr Mann und sie<br />

verputzt mit Kelle und stumpfem Pinsel die Fugen zwischen<br />

den ungleichmäßigen Bruchsteinen. Wenn der Zement etwas<br />

angehärtet ist, wird mit einer Reinigung der Bruchsteine,<br />

mit Wasser und Pinsel, die Steinsichtigkeit erreicht.<br />

Diese spezielle Technik hat sie sich wahrscheinlich bei der<br />

Renovierung des Bergfriedes abgeguckt und abgewandelt,<br />

als dieser von der Firma Torkret maschinell verputzt wurde<br />

- „torkretiert" wurde. Dabei wurden die Fugen ausgespritzt und anschließend gesandstrahlt,<br />

um die Steinsichtigkeit zu erreichen.<br />

Helene und Horst Wienberg beim Errichten einer Stützmauer<br />

Unseren Förderverein „Freunde der <strong>Laurenburg</strong>" hat Helene als Gründungsmitglied<br />

am 6.12.1986 nicht nur mit aus der Taufe gehoben, sie war auch in den ersten drei Jahren<br />

unsere Geschäftsführerin. Für all ihre selbstlosen Arbeiten, die sie für die Allgemeinheit<br />

geleistet hat, sind wir ihr sehr dankbar. Wir wünschen ihr noch viele gute Jahre in<br />

der <strong>Laurenburg</strong> bei bester Gesundheit.<br />

18


Renate Schulin wurde 70 Jahre alt<br />

Unsere „Schatzmeisterin“, Renate Schulin, wurde am<br />

7. Juni 2010, 70 Jahre alt.<br />

Renate ist seit dem 1. November 1990 Mitglied bei den<br />

„Freunden der <strong>Laurenburg</strong>“ und übernahm am 20. November<br />

1992 das Amt der Schatzmeisterin. Sie führt die Kassengeschäfte<br />

des Vereins mit sehr großem Engagement und<br />

sorgt immer, dass ausreichende Mittel für die Belange und<br />

Aufgaben des Vereins vorhanden sind.<br />

Neben den Aufgaben der Kassenführung hilft sie immer<br />

wieder gerne bei den Veranstaltungen des Vereins, so in<br />

früheren Jahren bei den alljährlichen Weihnachtsmärkten,<br />

wo sie mit ihren Reibekuchen für das Wohlbefinden der Gäste<br />

sorgte. Ganz besonders aber vermissen viele <strong>Laurenburg</strong>er<br />

und Gäste aus Nah und Fern die schönen Kuchen, die<br />

sie für das festsonntägliche Kuchenbüfett fertigte.<br />

Nach wie vor gehört sie noch bei jedem Burgfest zum Service-Team des Vereins und<br />

bemüht sich mit großem Engagement um das Wohl der Gäste.<br />

Ein weiteres Betätigungsfeld von Renate ist der <strong>Heimatverein</strong> <strong>Laurenburg</strong>. Hier sorgt<br />

sie zusammen mit ihrem Mann Joachim dafür, dass der Blumenschmuck in den zahlreichen<br />

Beeten und Pflanzkübeln im Ort gesetzt und gepflegt wird. Mit ihrem „Grünen Daumen“<br />

hat sie ein besonderes Geschick für diese Dinge.<br />

Privat wandert sie gerne zusammen mit ihrem Mann oder unternimmt Urlaubsreisen.<br />

Für ihre Vereinsarbeit danken wir, die „Freunde der <strong>Laurenburg</strong>“, ganz herzlich und<br />

wünschen uns weiterhin eine gute Zusammenarbeit bei bester Gesundheit.<br />

Gerhard Gemmer zum Siebzigsten!<br />

von Willi Schmiedel<br />

Am 1. Januar 2010 feierte Gerhard Gemmer, Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender<br />

der „Freunde der <strong>Laurenburg</strong>", seinen 70.Geburtstag. Ein Datum, das in den<br />

„<strong>Laurenburg</strong>-<strong>Brief</strong>en", die insbesondere durch ihn wurden, was sie heute sind, nicht fehlen<br />

darf! Sein beispielhaftes heimatgeschichtliches Engagement, seine Beharrlichkeit und<br />

Ausdauer beim Aufspüren und der Verwertung bedeutsamer historischer Urkunden und<br />

Dokumente, sind ein Glücksfall für <strong>Laurenburg</strong> und die Region Esterau.<br />

Gerhard Gemmer wurde am Neujahrstag 1940, vier Monate nach dem Beginn des<br />

Zweiten Weltkriegs, geboren. Dabei wollte es der Zufall, dass er das Licht der Welt nicht<br />

im Hause seiner Eltern in Rettert, sondern gerade in <strong>Laurenburg</strong> erblickte: Während der<br />

Vater das Los der jungen Männer seiner Zeit als Frontsoldat teilte, suchte die Mutter den<br />

vertrauten familiären Beistand bei der Großmutter an der Lahn.<br />

Anschließend waren es wiederum die Begleitumständen der Kriegs- und Nachkriegszeit,<br />

die den eher zufälligen Geburtsort für den Heranwachsenden zum bewusst erleb-<br />

19


ten Umfeld seiner Kindheit und Jugend und damit zugleich<br />

zu seinem „Heimatdorf" werden ließen.<br />

Dem nahen Bergbau in der „Grube Holzappel" und ihrer<br />

Aufbereitungsanlage in <strong>Laurenburg</strong> mag es zuzuschreiben<br />

sein, dass Gerhard Gemmer nach dem Besuch der Mittelschule<br />

in Nassau zunächst eine berufliche Laufbahn als Steiger<br />

anstrebte. Zu diesem Zweck absolvierte er nach dem<br />

Schulabschluss eine Lehre bei der Stolberger Zink AG in den<br />

Blei- und Silberbergwerken Bad Ems und Braubach.<br />

Angesichts des allgemeinen „Grubensterbens" an Lahn,<br />

Dill und Sieg - eine Folge des zunehmend freien Welthandels<br />

in den 1950-er und 1960-er Jahren - entschloss sich der<br />

gelernte „Berg-Knappe" für eine Erweiterung seiner beruflichen<br />

Möglichkeiten durch ein Ingenieur-Studium im Fach Maschinenbau in Koblenz.<br />

Danach fand er eine Anstellung bei dem BAYER-Unternehmen „Dynamit Nobel" in Troisdorf,<br />

dem er bis zum Antritt seines beruflichen Ruhestandes im Jahre 2002 treu blieb.<br />

Die Tatsache, dass der „bekennende <strong>Laurenburg</strong>er" die enge Verbindung zu seinem<br />

Geburtsort - auch von seinem Wohnsitz in Troisdorf aus - nicht abreißen ließ, machte ihn<br />

schon früh mit dem 1985 vollzogenen Erwerb der baufälligen <strong>Laurenburg</strong> durch Horst<br />

Wienberg und ihrer geplanten Sanierung bekannt. In dieser Situation war es für ihn keine<br />

Frage, dass er die Initiativen zur Rettung des in seinem Bestand bedrohten historischen<br />

Denkmals nach Kräften unterstützen würde: Gerhard gehört seit der Vereinsgründung<br />

im Jahre 1986 dem Vorstand der „Freunde" an, davon 16 Jahre - von 1991 bis 2007 -<br />

als Vorsitzender!<br />

In den bisher 24 Vereinsjahren hat sich der passionierte Heimatkundler - neben seinem<br />

persönlichen Engagement bei den freiwilligen Arbeitseinsätzen im Umfeld des sanierten<br />

Bergfrieds - vor allem mit seinen regelmäßigen Beiträgen in den „<strong>Laurenburg</strong>-<strong>Brief</strong>en"<br />

einen Namen gemacht. Darüber hinaus ist er in der Region als kompetenter Mitarbeiter<br />

und Autor bei der Herausgabe historischer Schriften bekannt und geschätzt.<br />

Beispiele sind: "Die Esterau - Aus der Geschichte einer ehemaligen Grafschaft" (erschienen<br />

1988 und 2004), die Jubiläumsschrift „900 Jahre <strong>Laurenburg</strong>" von 1993 und<br />

das Heimatbuch „666 Jahre Scheidt" (2009).<br />

Als besondere Herausforderung versteht Gerhard Gemmer seine offizielle Ernennung<br />

zum ehrenamtlichen „Dorfschreiber" der Ortsgemeinde <strong>Laurenburg</strong> im Jahre 2002. Seitdem<br />

berichtet er in einem vierteljährlich erscheinenden „<strong>Laurenburg</strong>er Kurzbrief", der<br />

allen Haushalten kostenlos zugestellt wird, über Wissenswertes und Interessantes aus der<br />

Vergangenheit des Lahndorfes. Zu den Themen der bisher 33 vorliegenden „Kurzbriefe"<br />

gehören akribische Nachforschungen über die alten Häuser des Dorfes und ihre Besitzer,<br />

die allgemeine Ortsentwicklung, den früheren Weinbau in der Region, den Bergbau,<br />

den Bau der ersten Wasserleitung, die Entwicklung der Lahnschifffahrt sowie über<br />

sonstige bedeutsame Daten und Begebenheiten aus der über 900-jährigen bewegten<br />

<strong>Laurenburg</strong>er Dorfgeschichte.<br />

Neben seinem beispielhaften Engagement als Autor heimatgeschichtlicher Beiträge genießt<br />

Gerhard Gemmer seit vielen Jahrzehnten zu Recht den Ruf einer kompetenten „Institution"<br />

als Ahnenforscher der Esterau.<br />

20


Die längst fällige öffentliche Würdigung seiner vielfältigen ehrenamtlichen Aktivitäten<br />

erfuhr „unser Gerhard" im August 2009 mit der Verleihung der Verdienstmedaille des<br />

Landes Rheinland-Pfalz.<br />

Unser Wunsch zum „runden" Geburtstag:<br />

Möge es Gerhard Gemmer noch lange vergönnt sein, regelmäßig alle 14 Tage von<br />

Troisdorf aus seine alte Heimat an der Lahn zu besuchen, um hier ein Wochenende am<br />

Stammtisch oder bei den regelmäßigen Arbeitseinsätzen der „Freunde" zu verbringen!<br />

22. Burgfest an der <strong>Laurenburg</strong><br />

Bei wieder einmal gutem Wetter konnte der Vorsitzende des Fördervereins „Freunde<br />

der <strong>Laurenburg</strong>“ zahlreiche Besucher begrüßen. Mit guter Musik, einer bestens sortierten<br />

Tombola, deftigem Essen und gut gekühlten Getränken verflogen die Stunden im<br />

Nu.<br />

21


„Silbernes Jubiläum“ auf der Stammburg<br />

des Hauses Nassau-Oranien<br />

Vor 25 Jahren rettete Horst Wienberg die <strong>Laurenburg</strong><br />

von Willi Schmiedel<br />

Im Jahre 1985 erwarb der Fernmeldetechniker i. R. Horst Wienberg – zum damaligen<br />

„Liebhaber-Preis“ von 85.000 DM – mit der Ruine <strong>Laurenburg</strong> eines der ältesten noch<br />

sichtbaren Baudenkmäler in der Lahn-Region. Mit seinem abenteuerlichen Entschluss<br />

trug der „Burgen-Fan“ und passionierte Militärhistoriker ganz entscheidend dazu bei, das<br />

ruinöse, mehr als 900 Jahre alte Gemäuer – einst stolze Stammburg der Grafen von Nassau<br />

und Wiege des Hauses Nassau-Oranien und der Großherzöge von Luxemburg – vor<br />

dem endgültigen Verfall zu bewahren.<br />

Das „Silberne Wienberg-Jubiläum“ auf der <strong>Laurenburg</strong> ist ein Anlass, an die 25-jährige<br />

Erfolgsgeschichte der Rettung eines bedeutenden historischen Denkmals durch die<br />

Initiative und das ungebrochene Engagement einer Privatperson zu erinnern.<br />

In der Rückblende muss darauf hingewiesen werden, dass die Zukunft der geschichtsträchtigen<br />

Burg hoch über dem gleichnamigen Lahndorf bereits ab 1970 – damals noch<br />

im Besitz des Schaumburger Fürsten Wittekind zu Waldeck und Pyrmont – wegen aku-<br />

23


ter Einsturzgefährdung ihres halbwegs erhalten gebliebenen Bergfrieds im wahrsten Sinne<br />

des Wortes „auf der Kippe“ stand. Weder das Land Rheinland-Pfalz, noch ein kommunaler<br />

Träger fand sich bereit, die Zuständigkeit für die Erhaltung der denkmalgeschützten<br />

ehemaligen Ritterburg zu übernehmen.<br />

In dieser Situation darf es als eine glückliche Fügung verstanden werden, dass Horst<br />

Wienberg, der damals beruflich noch im Raum Frankfurt tätig war, durch seine in Obererbach/Westerwald<br />

lebende Mutter von dem ungewissen Schicksal der geschichtsträchtigen<br />

Ruine an der Lahn erfuhr. „Und weil ich mich von Jugend an für alte Ritterburgen<br />

und Militärhistorie interessierte, habe ich kurzerhand zugegriffen“, erinnert sich der heutige<br />

Burgherr an die Entscheidung des Jahres 1985, die sein Leben veränderte.<br />

In den Folgejahren setzte Horst Wienberg alle nur denkbaren „Hebel“ in Bewegung,<br />

um den vom Zahn der Zeit gezeichneten Bergfried mit dem Einsatz erheblicher Eigenmittel<br />

zu sanieren und für weitere Jahrhunderte „standfest“ zu machen. Zusammen mit<br />

seiner verständnisvollen und zupackenden Ehefrau Helene investierte der neue „Herr der<br />

<strong>Laurenburg</strong>“ ungezählte persönliche Arbeitsstunden in sein ehrgeiziges Hobby – insbesondere<br />

bei der Aufrichtung und Sicherung von Bruchsteinmauern im Umfeld des Bergfrieds<br />

und der Schaffung eines für Besucher zumutbaren, gefahrlosen Aufgangs zur Burg.<br />

Öffentliche Anerkennung und finanzielle Unterstützung erfuhr das außergewöhnliche<br />

Engagement Wienbergs für die Erhaltung der historischer Bausubstanz von den rheinland-pfälzischen<br />

Denkmalschutz-Behörden und dem 1986 gegründeten Förderverein<br />

„Freunde der <strong>Laurenburg</strong>“. „Ohne die ideelle Begleitung und die regelmäßigen freiwilligen<br />

Arbeitseinsätze der ‚Freunde’ wären wir sicher nicht da, wo wir heute sind“, weiß<br />

der Burgherr im Rückblick auf die erfolgreichen 25 Jahre die jederzeit konstruktive Zusammenarbeit<br />

im Sinne der gemeinsamen Ziele zu würdigen.<br />

Das gilt auch für das aktuelle Projekt eines „Geschichts-Erlebnispfades“ im Verlauf des<br />

„Krümme-Weges“, der in bequemen Serpentinen vom Dorf an der Lahn bis hinauf zum<br />

Bergfried führt. Mit insgesamt zehn Informationstafeln wollen die <strong>Laurenburg</strong>-Freunde<br />

auf die unverwechselbare Historie der Burg und ihre besondere Bedeutung als Stammsitz<br />

des Hauses Nassau-Oranien aufmerksam zu machen.<br />

Was die Wanderer auf den Spuren der Vergangenheit droben auf der Höhe erwartet,<br />

kann sich in jeder Hinsicht sehen lassen: In dem stilvoll herausgeputzten „Rittersaal“ des<br />

fachgerecht sanierten Bergfrieds, der über eine solide Freitreppe aus Holz zu erreichen<br />

ist, hat Horst Wienberg ein informatives Militaria-Museum eingerichtet – mit rund 200<br />

historischen Exponaten, die aus seiner privaten Sammlung von Soldatenhelmen sowie<br />

Blank- und Handfeuer-Waffen der letzten zwei Jahrhunderte aus ganz Europa, den USA<br />

und Japan stammen. Weiter oben auf der „Wehrplatte“ wird der Burgbesucher mit einem<br />

herrlichen Ausblick in das romantische Lahntal für seinen Mut zum schweißtreibenden<br />

Aufstieg durch die Enge der meterdicken Bruchsteinmauern des eigenwilligen<br />

fünfeckigen Bergfrieds entschädigt. –<br />

„Mittlerweile zählen wir weit über 3000 Besucher im Jahr – Wanderer, Radfahrer und<br />

Gruppenreisende – darunter vermehrt die Nassau-Oranien-Vereine aus Holland“, freut<br />

sich Horst Wienberg über das zunehmende Interesse an dem vorzeigbaren Ergebnis seines<br />

25-jährigen Engagements. Sein unermüdlicher persönlicher Einsatz für die Erhaltung<br />

der <strong>Laurenburg</strong> wurde 1996 mit der Verleihung der Verdienstmedaille des Verdienstordens<br />

der Bundesrepublik Deutschland in besonderer Weise öffentlich gewürdigt.<br />

24


<strong>Laurenburg</strong>er Herbstkirmes<br />

Am ersten Wochenende im Oktober feierten die <strong>Laurenburg</strong>er ihre Herbstkirmes.<br />

Eine kleine Änderung gab es in diesem Jahr – der Kirmesbaum wurde schon freitags gestellt.<br />

Die Kirmesgesellschaft wollte damit den Ablauf am Samstag etwas entzerren, da<br />

abends noch eine Tanzveranstaltung ist. Nach der Tanzveranstaltung am Samstag mit<br />

dem Alleinunterhalter „Hermann Zöller“ führte am Sonntag wieder ein bunter Kirmesumzug<br />

durch die <strong>Laurenburg</strong>er Straßen. Das Motto hiess in diesem Jahr „Europa wächst<br />

zusammen, auch in <strong>Laurenburg</strong>“. Ca. zwei Stunden dauerte der Umzug, der sich vor dem<br />

Gasthaus „Zum Lahntal“ auflöste. Auf dem Saal wurden anschließend die Preise der umfangreichen<br />

Tombola verlost. Gewinner des Hauptpreises, ein Wellness-Wochenende,<br />

gewann der <strong>Laurenburg</strong>er Alex Manteuffel.<br />

Beendet wurde die Kirmes am Montag mit einem zünftigen Frühschoppen im Kirmeslokal.<br />

Wie schon im letzten<br />

Jahr begleitete<br />

die Scheidter<br />

Kirmesgesellschaft<br />

das bunte Treiben<br />

in der Nachbargemeinde<br />

mit ihrem<br />

Bürgermeister<br />

Hans-Wilh. Lippert<br />

Auch der Burgherr von der <strong>Laurenburg</strong>, Horst Wienberg, machte beim Umzug<br />

mit und stellte seinen Iltis als Zugfahrzeug zur Verfügung<br />

25


Unter der Führung des<br />

<strong>Laurenburg</strong>er Bürgermeisters<br />

Uli Kuhmann<br />

nahm auch eine holländische<br />

Trachtengruppe<br />

am Umzug teil<br />

Die aus Sri Lanka stammente<br />

Arulanandam Loorthumaly, in<br />

<strong>Laurenburg</strong> besser als „Mary“<br />

bekannt, war dabei. Mary lebt<br />

schon seit 26 Jahren hier und<br />

fühlt sich sehr wohl<br />

Ein ital. Gondoliere steuert seine<br />

Gondel durch die <strong>Laurenburg</strong>er<br />

Straßen<br />

26


Auch der <strong>Laurenburg</strong>er<br />

Bootsclub nahm wieder<br />

am Umzug teil, teils als<br />

Franzosen und Spanier<br />

oder einfach typisch<br />

deutsch<br />

Vor dem Kirmeslokal löste sich<br />

der Umzug auf. Nach der<br />

Bekanntgabe der Sieger vom<br />

Ballonwettbewerb 2009 begann<br />

die Ziehung der Tombolapreise<br />

Der Saal im „Lahntal“ war gut<br />

gefüllt, als der <strong>Laurenburg</strong>er<br />

Kirmesnachwuchs mit der<br />

Verlosung begann. Viele schöne<br />

Sachpreise und drei Hauptgewinne<br />

wurden verlost<br />

27


Erika<br />

Höpken<br />

* 3. 9. 1914 † 16. 10. 2010<br />

Im gesegneten Alter von 96 Jahren verstarb unser Gründungsmitglied Erika<br />

Höpken. Frau Höpken war maßgeblich bei der Gründung am 6. 12. 1986<br />

beteiligt und übernahm bis 1991 das Amt der stellvertr. Schatzmeisterin.<br />

Gerne ließ sie sich über die Arbeit des Vereins informieren.<br />

Wir werden die Verstorbene stets in guter Erinnerung behalten.<br />

Der Familie gilt unser tief empfundenes Beileid.<br />

Freunde der <strong>Laurenburg</strong><br />

<strong>Laurenburg</strong>er Terminkalender<br />

2010/2011 (soweit schon bekannt)<br />

Seniorenfeier (Ortsgemeinde) 28. 11. 2010<br />

Singen unterm Weihnachtsbaum (Freizeitsänger) 04. 12. 2010<br />

Brockselessen in der Grillhütte 28. 12. 2010<br />

Jahreshauptversammlung (<strong>Heimatverein</strong>) 21. 01. 2011<br />

Jahreshauptversammlung (Freiw. Feuerwehr) 28. 03. 2011<br />

Sommerfest <strong>Heimatverein</strong> 11. 06. 2011<br />

Burgfest (Freunde der <strong>Laurenburg</strong>) 16. 07. 2011<br />

Herbstkirmes 01. 10. bis 03. 10. 2011<br />

Jahreshauptversammlung der<br />

Freunde der <strong>Laurenburg</strong> 18. 11. 2011<br />

28

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