Rechnen muss man können Die Köhler CNC Bearbeitung GmbH ist begehrter Zulieferer – auch für Künstler Û »Das ist es«, dachte sich Christian Köhler, als er das erste Mal die Halle im Leipziger Gewerbepark betrat. Seit April 2005 hatte er über die Change-Chance-Datenbank nach einem Betrieb zur Übernahme gesucht. Der heute 52-jährige Industriemeister Metall hatte im niedersächsischen Düderode bereits einen ähnlichen Betrieb geführt. Er war unter anderem Betriebsleiter für Zerspanung gewesen. Dann gab es Schwierigkeiten mit den Partnern. Köhler verkaufte seine Anteile und hatte damit das Eigenkapital für einen Neuanfang. Auf der anderen Seite steht Manfred Enghart, der den Leipziger Betrieb für Blechstanzen und Metallbau 1987 gegründet und nach der Wende zum CNC-Betrieb für Fräsen, Bohren und Drehen aufgebaut hatte. Er wollte mit gut 70 Jahren eigentlich nicht aufhören, wenn er gesundheitlich nicht so angeschlagen gewesen wäre. Nur ungern bot er seinen Betrieb zum Verkauf an. Die Arbeit machte einfach zu großen Spaß: Zu den Kunden zählt ein namhafter Medizintechnik- Hersteller, der für die Aluminiumteile seiner Zentrifugen einen Toleranzbereich von nur hundertstel Millimetern zulässt. Das schaffen die Leipziger. So etwas spornt an. Köhler erkannte die Leistungsfähigkeit nach einem ersten Rundgang sofort. Über elf Monate begleitete er den Betrieb, baute ein Verhältnis zu Kunden und Mitarbeitern auf. Dann übernahm er. Es hätte drei Monate eher sein können. Aber die Suche nach einer Bank dauerte. Mit der Schätzung der Handwerkskammer, traten Enghardt und Köhler in Verhandlungen. Die Sparkasse Leipzig, die bereits Enghardt zur Seite gestanden hatte, akzeptierte das von Köhler eingebrachte Kapital, nachdem die Bürgschaftsbank grünes Licht signalisiert hatte. Köhler verdankt es seiner Qualifikation, dass er die Übernahme weitgehend allein managen konnte. Unter anderem erarbeitete er einen Entwicklungsplan für drei Jahre. Der mühsame Erwerb des Betriebswirt-Abschlusses in der Abendschule hat sich also gelohnt. Jetzt nimmt ihm seine Frau Sigrid die Büroarbeiten ab. So hat er mehr Zeit für die lohnende Kundenakquise. Mit drei Mann übernahm er den Betrieb im April 2006, ein Jahr später arbeiteten sechs im Zwei- Schicht-Betrieb. Mehr als Zehn sollen es nicht werden. In zehn, spätestens 15 Jahren soll das Unternehmen schuldenfrei und bereit zur Übergabe an die nächste Generation sein. Köhlers Sohn Christopher ist Modellbauer und diese Branche ist – was die Technologie angeht – nicht weit entfernt vom CNC-Wirken. Doch zuerst wird neu gebaut. »40 000 Euro jährlich Warmmiete zahle ich hier. Auf zehn Jahre gerechnet habe ich da den Bau der neuen Halle drin, und die gehört mir dann selbst.« Ein Problem beim Wachsen könnte der Nachwuchs werden. »Gute Fachleute bildet man am besten selbst aus«, ist Köhlers Devise. Ein guter Lehrling ist bereits im Betrieb. Einen weiteren will er einstellen. Da heißt es, das Wissen weiterzugeben. Deshalb wird bei Köhler CNC jeder Maschinenhandgriff dokumentiert. Auch die Suche nach dem Handwerkszeug hat der neue Eigentümer abgeschafft: Jedem Mitarbeiter steht ein eigener Werkzeugwagen zur Verfügung. »Eine halbe Stunde Werkzeugsuche kostet mich 30 Euro, genau so teuer ist das Umspannen.« Bohrer werden nicht mehr umständlich aus- und eingeschraubt, sondern ganze Köpfe ausgetauscht. Ein Klick und fertig. Die Ausgabe war zwar erst mal teuer, doch die erhöhten Maschinenlaufzeiten machten die Investition schnell wett. Ideen muss man also haben? »Nein«, widerspricht Köhler, »rechnen muss man können.« Neben Rechnen und Arbeiten hat Köhler noch Zeit für Hobbys: Der Leipziger Künstler Julius Popp konstruierte am PC eine »Bit-String« getaufte Metallschlange mit beweglichen Gliedern. Dann wusste er nicht weiter. Köhler programmierte seine CNC-Maschinen und fräste die Einzelteile. Eine Idee, wie diese drehbar gelagert und verbunden werden, hatte er auch. So wie Köhler die Schlange in der Hand hält, sieht man ihm an, dass er nicht zu jenen gehört, die sich um den Kunstbegriff streiten. Aber die konstruktive Herausforderung – die macht ihm enormen Spaß. Köhler CNC Bearbeitung GmbH Inhaber: Christian Köhler Naumburger Strasse 28 04229 Leipzig Telefon (0341) 441 71 18 ck-leipzig@online.de 0