SAP-Kurse an der FSU
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<strong>SAP</strong>-<strong>Kurse</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>FSU</strong><br />
Prof. Dr. Joh<strong>an</strong>nes Ruhl<strong>an</strong>d, Beate Eckart,<br />
Thomas Fischer, Joh<strong>an</strong>nes Sternatz<br />
Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik<br />
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät <strong>der</strong> Friedrich-Schiller-Universität<br />
Carl-Zeiss-Str. 3<br />
07743 Jena<br />
J.Ruhl<strong>an</strong>d@wiwi.uni-jena.de<br />
Abstract: Um in <strong>der</strong> Ausbildung mit knappem Zeitbudget ein Höchstmaß <strong>an</strong><br />
Verständnis von integrierten Systemen zu erreichen, wurden <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>FSU</strong> am<br />
Lehrstuhl Wirtschaftsinformatik begleitend zu Vorlesungen <strong>SAP</strong>-<strong>Kurse</strong> entwickelt,<br />
die in je einsemestrigen Blöcken in einer Bachelor- und einer Masterausbildung<br />
eingesetzt werden können. Mit Blick auf diese Ausbildungsziele wird in<br />
praktischen Beispielen mit jeweils durchgängigem Fallstudienkontext sowohl eine<br />
Ver<strong>an</strong>staltung „Einführung in ERP-Systeme“ untersetzt als auch in einer<br />
weiterführenden Ver<strong>an</strong>staltung eine Anpassung einer St<strong>an</strong>dardsoftware <strong>an</strong> ein<br />
einführendes Unternehmen demonstriert und nachvollzogen. Die zwei Fallstudien<br />
gehen vom Prozessged<strong>an</strong>ken aus und spiegeln sowohl in <strong>der</strong> Nutzung des Systems<br />
als auch in <strong>der</strong> Entwicklung eine g<strong>an</strong>zheitliche Betrachtung wichtiger<br />
Schwerpunkte im <strong>SAP</strong>-Umfeld wi<strong>der</strong>. Der Schwerpunkt dieses Artikels liegt dabei<br />
auf <strong>der</strong> Fallstudie für den Fortgeschrittenenkurs.<br />
1 Einführung<br />
1.1 Ausg<strong>an</strong>gssituation<br />
An <strong>der</strong> Friedrich-Schiller-Universität Jena wird seit 1991 im Rahmen des Studiums mit<br />
dem Abschluss eines Wirtschaftswissenschaftlers o<strong>der</strong> Wirtschaftspädagogen die<br />
Möglichkeit gegeben, das Schwerpunktfach Wirtschaftsinformatik zu belegen. Die<br />
Ausbildung beinhaltet eine große Breite von Themen wirtschaftsinformatorischer<br />
Fragestellungen, womit dem notwendigen Qualifikationsprofil eines<br />
Wirtschaftsinformatikers Rechnung getragen werden soll. Die Palette reicht von<br />
Statistischen Analysetools und Simulationstechniken über Datenb<strong>an</strong>kthemen bis zu<br />
Integrierten Anwendungen.<br />
1949
Die Vorlesungsinhalte werden seit 1995 im Rahmen des University Alli<strong>an</strong>ce Programs<br />
<strong>der</strong> <strong>SAP</strong> in ausgewählten Lehrver<strong>an</strong>staltungen mit Übungen am <strong>SAP</strong>-System als<br />
Beispiel einer integrierten high-end ERP-Lösung untersetzt, zunächst mit eigener<br />
Installation, d<strong>an</strong>n seit Einrichtung <strong>der</strong> UCCs dort gehosted. <strong>SAP</strong> ist kein Schwerpunkt in<br />
Forschung und Lehre am Lehrstuhl Wirtschaftsinformatik <strong>der</strong> <strong>FSU</strong>, aber die<br />
Ver<strong>an</strong>staltungen stehen nicht nur gleichberechtigt neben den <strong>an</strong><strong>der</strong>en Angeboten für die<br />
Studenten, son<strong>der</strong>n werden bevorzugt aus den Wahlpflichtver<strong>an</strong>staltungen des Schwerpunktfachs<br />
ausgewählt, da sie eine hohe Praxisrelev<strong>an</strong>z haben.<br />
Im Jahr 2000 wurde <strong>an</strong> <strong>der</strong> Fakultät zusätzlich <strong>der</strong> Studieng<strong>an</strong>g Wirtschaftsinformatik<br />
installiert, umso wichtiger schien jetzt eine tiefer gehende Vermittlung <strong>der</strong><br />
Funktionsweise und Struktur von Integrierten Anwendungssystemen. Angehende<br />
Wirtschaftsinformatiker haben einen Grundlagenpflichtkurs „ERP-Systeme 1“ im 4.<br />
Semester und ein Wahlpflicht<strong>an</strong>gebot „ERP-Systeme 2“ im Hauptsstudium. In beiden<br />
<strong>Kurse</strong>n wird <strong>SAP</strong> als Beispiel in den praktischen Übungen benutzt.<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> Umstellung auf die Bachelor- und Master-Studiengänge werden diese<br />
Inhalte weiterhin in die Ausbildung einbezogen, und so wurden in den letzten Semestern<br />
Fallstudien entwickelt und in <strong>der</strong> Durchführbarkeit verifiziert, die dem jeweiligen<br />
Anspruch und Qualifikationsgrad dieser Abschlüsse entsprechen sollen. Der Zeitrahmen<br />
dafür ist im Gesamtprogramm knapp bemessen: Im Rahmen <strong>der</strong> Bachelor-Ausbildung<br />
soll ein einsemestriger Kurs in die Grundlagen einer integrierten Anwendungssoftware<br />
am Beispiel des <strong>SAP</strong>-Systems einführen, im Rahmen des Masterstudiums ein<br />
Customizing-Kurs die Anpassung des <strong>SAP</strong>-Systems <strong>an</strong> die Anfor<strong>der</strong>ungen eines<br />
Unternehmens zeigen. Die Kernherausfor<strong>der</strong>ung liegt also darin, in den jeweils<br />
einsemestrigen mit maximal 4 Präsenzstunden ausgestatteten <strong>Kurse</strong>n, den Studenten ein<br />
Höchstmaß <strong>an</strong> Verständnis für integrierte Systeme zu vermitteln. Sie sollen selbständig<br />
über die Integration <strong>der</strong> Prozesse betriebswirtschaftliches Verständnis entwickeln und<br />
die Wi<strong>der</strong>spiegelung <strong>der</strong> Prozesse in einem Anwendungssystem begreifen und<br />
realisieren.<br />
Vor diesem Hintergrund liegt das Kernproblem <strong>der</strong> Ausbildung in den sehr engen<br />
zeitlichen Restriktionen. Die folgenden Ausführungen konzentrieren sich daher auf<br />
unsere Erfahrungen, wie durch eine sorgfältige Gestaltung <strong>der</strong> Übungsfälle und eine<br />
Beschränkung auf die Kernprozesse erreicht werden k<strong>an</strong>n,. dass nicht nur die Bedienung<br />
des Systems erlernt wird, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Integrationsged<strong>an</strong>ke erlebt und im Rahmen eines<br />
Customizing eigenständig erweitert werden k<strong>an</strong>n.<br />
1950
1.2 Vergleich zu den UCC-Fallstudien<br />
Es wurde durchgängige Beispiele mit konsistenten Stamm- und Bewegungsdaten<br />
entwickelt, die den Zeitrahmen von 4 Präsenzstunden im Semester nicht überschreiten<br />
(wobei hierzu auch eine 2 bzw. 1-stündige Vorlesung gehört). Im Rahmen <strong>der</strong><br />
Bachelorausbildung, in <strong>der</strong> in Übungen <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d des integrierten Systems<br />
betriebswirtschaftliche Prozesse verdeutlicht werden sollen, wird im Beispiel <strong>der</strong><br />
gesamte Wertschöpfungsprozess vollzogen und somit auch Controllingfunktionalität<br />
nutzbar gemacht. Die Fallstudie ist in die IDES integriert, Org<strong>an</strong>siationseinheiten,<br />
Ressourcen und Abläufe <strong>der</strong> IDES werden genutzt. Um ausreichend plausibel aber auch<br />
einfach zu sein, ist <strong>der</strong> Gegenst<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Fallstudie ein Grill, <strong>der</strong> zunächst eingekauft und<br />
wie<strong>der</strong>verkauft wird, später d<strong>an</strong>n, in <strong>der</strong> Fallstudie aus Kostengründen und weil <strong>der</strong><br />
Liefer<strong>an</strong>t nicht zuverlässig ist, selbst produziert und vertrieben wird. Der Schwerpunkt<br />
liegt auf den St<strong>an</strong>dardgeschäftsprozessen.<br />
Im Masterstudium wird ein Unternehmen nicht nur org<strong>an</strong>isationell abgebildet, son<strong>der</strong>n<br />
die Geschäftsprozesse, teilweise neu erstellt, in rollenbasierten Menüs zu einer<br />
End<strong>an</strong>wendung geführt. Wir stellen in dem Kurs nicht Customizing, SERM, ABAP-<br />
Kurs <strong>an</strong> verschiedenen vonein<strong>an</strong><strong>der</strong> losgelösten Beispielen nebenein<strong>an</strong><strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n<br />
führen exemplarisch alle Aktivitäten einer <strong>SAP</strong>-Einführung in einem Unternehmen in<br />
<strong>der</strong> Integration durch. Der Zeitrahmen gibt vor, dass das Beispiel in <strong>der</strong> Fallstudie kein<br />
zu komplexes Unternehmen sein k<strong>an</strong>n, in dem <strong>SAP</strong> eingeführt wird. Wir entschieden uns<br />
für die Abbildung einer Fahrzeugvermietung, da Geschäftsprozesse dieser Art bisher<br />
nicht in <strong>der</strong> IDES abgebildet sind und fast alles selbst erstellt werden muss. Außerdem<br />
sind die meisten Studierenden mit den grundlegenden Geschäftsprozessen dieser<br />
Br<strong>an</strong>che vertraut und erkennen gleichzeitig die Notwendigkeit fundamentaler<br />
Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Geschäftsprozesse gegenüber denen eines Produktionsbetriebs.<br />
2 Vorstellung <strong>der</strong> Fallstudien „Grill“ und „Car4You“<br />
2.1 Inhalt und Ablauf <strong>der</strong> Fallstudie „Grill“<br />
Der praktischen Übung vorgelagert ist immer in einer Vorlesung ein kurzer Abriss zu<br />
den betriebswirtschaftlichen Vorgängen, Prinzipien und Inhalten, die in einem ERP-<br />
System abgebildet werden müssen. D<strong>an</strong>ach erfolgt die Verifikation und Umsetzung des<br />
Gesagten am Beispiel.<br />
1951
Im (Bachelor)Grundkurs wird ein durchgängiges Beispiel eingesetzt, das Einkauf und<br />
Vertrieb, später Produktion und Controlling des selbst produzierten Erzeugnisses<br />
beinhaltet. Indem immer im selben Datenumfeld geblieben wird, wird erreicht, dass <strong>der</strong><br />
Teilnehmer sich mit seiner Aufgabe besser identifiziert und er die vernetzte Struktur des<br />
Systems erkennt. Durch eine geschickte Namenskonvention muss er über<br />
Zugriffsschlüssel nicht nachdenken, er wendet sie <strong>an</strong>. Er kontrolliert seine eigene<br />
Tätigkeit, er prüft seine eigenen Kreditoren- und Debitorenposten und erhält somit einen<br />
Einblick in die Gesamtfunktionalität eines integrierten Systems. Im Vergleich zu den<br />
Motorrad-Fallstudien des UCC muss das gesamte Umfeld, also auch Stammdaten wie<br />
Material, Kreditoren und Debitorendaten vom Lernenden selbst hinterlegt werden.<br />
Thema /<br />
<strong>SAP</strong>-Modul<br />
Fallstudieninhalt<br />
(Präsenz)<br />
Zeit<br />
MM Org<strong>an</strong>siationseinheiten, Stammdaten<br />
Material, Kreditoren, Infosätze<br />
4<br />
MM-PUR Einkaufsprozess 4<br />
FI Verständnis für das externe RW 4<br />
SD Vollständiger Verkaufsprozess mit<br />
Termin- und Sofortaufträgen<br />
PP Produktionspl<strong>an</strong>ung und<br />
Durchführung<br />
6<br />
6<br />
CO<br />
Controlling mit Produktkostenpl<strong>an</strong>ung<br />
und –controlling<br />
6<br />
Tabelle 1: Zeitbedarf für die Übungsteile ohne Selbststudienzeit und Vorlesung<br />
Unterstützende Lehrmaterialien sind neben <strong>der</strong> Fallbeschreibung insbeson<strong>der</strong>e<br />
Vorg<strong>an</strong>gskettendiagramme, Geschäftsprozessdarstellungen in EPK-Notation und<br />
„Vordrucke“ für das Notieren von Tr<strong>an</strong>saktionen und Belegnummern in den einzelnen<br />
Geschäftsprozessschritten. Im Selbststudium k<strong>an</strong>n d<strong>an</strong>n <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d dieser Unterlagen <strong>der</strong><br />
St<strong>an</strong>dardgeschäftsprozess je<strong>der</strong>zeit wie<strong>der</strong> systematisch nachvollzogen werden ohne<br />
dass eine „Klickbeschreibung“ für Menüs und Tr<strong>an</strong>saktionen gegeben wird.<br />
1952
2.2 Inhalt und Ablauf <strong>der</strong> Fallstudie C4Y<br />
2.2.1 Überblick<br />
Die Fallstudie „Car4You“ 1 beh<strong>an</strong>delt die Einführung einer ERP-Software in einem<br />
Unternehmen, welches in die IDES integriert wird. Die notwendigen Aktivitäten<br />
orientieren sich <strong>an</strong> <strong>der</strong> Architektur Integrierter Informationssysteme. Diese wird mit den<br />
Teilnehmern diskutiert und ein Projektpl<strong>an</strong> aufgestellt. Die durch das System<br />
bereitgestellten Werkzeuge wie z. B. IMG, Object-Navigator o<strong>der</strong> Pretty Painter werden<br />
dabei eingesetzt.<br />
Abbildung 1: Übersicht über die Fallstudienteile<br />
2.2.2 Org<strong>an</strong>siationseinheiten - Customizing<br />
Die C4Y (Abkürzung von Car4You, nicht als Tr<strong>an</strong>slation, son<strong>der</strong>n Kurzbezeichnung für<br />
später benutzte Schlüssel) ist ein mittelständisches, l<strong>an</strong>desweit agierendes Unternehmen<br />
mit 3 St<strong>an</strong>dorten, teilweise mehreren Filialen, 2 Vertriebswegen 2 Geschäftsbereichen<br />
und 2 Sparten. Die Struktur berührt in <strong>der</strong> Unternehmensmodellierung alle vom <strong>SAP</strong>-<br />
System vorgegebenen Org<strong>an</strong>siationseinheiten ohne dabei unübersichtlich zu werden.<br />
Mit den Studenten gemeinsam wird die Unternehmensstruktur diskutiert, exemplarisch<br />
je eine Org<strong>an</strong>isationseinheit <strong>an</strong>gelegt, für die weitere Fertigstellung muss <strong>der</strong> Student<br />
selbst sorgen, um <strong>an</strong> <strong>der</strong> Fallstudie weiter mit arbeiten zu können, wobei insbeson<strong>der</strong>e<br />
die Vertriebssicht sehr umf<strong>an</strong>greich ist.<br />
1 Car4You, Abkürzung C4Y – ergibt mit dem Nutzerkennzeichen zusammen einen kurzen unverwechselbaren<br />
Schlüsselbegriff für alle <strong>an</strong>zulegenden Objekte.<br />
1953
Abbildung 2:Org<strong>an</strong>isationseinheiten aus Logistiksicht<br />
2.2.3 Einkaufsprozess<br />
Die testweise Durchführung eines Einkaufsprozesses im Rahmen <strong>der</strong><br />
Org<strong>an</strong>isationsstruktur <strong>der</strong> C4Y soll zweierlei Wirkung haben: Zum einen wird die<br />
Richtigkeit <strong>der</strong> Erstellung und Zuordnung <strong>der</strong> im Customizing eingepflegten Objekte<br />
geprüft. Zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en sollen die <strong>an</strong>gelegten Stamm- und Bewegungsdaten als<br />
exemplarischer Grundstein für den späteren Aufsatz von Datenmodellen und<br />
Geschäftsprozessen dienen, so dass dieser Test – so l<strong>an</strong>gwierig er auch erscheinen mag –<br />
unerlässlich für den Arbeitsfortschritt ist. Sowohl auf das Durchspielen eines<br />
Produktions- als auch eines Verkaufsprozesses wurde bewusst verzichtet, da einerseits<br />
die entsprechend benötigten Customizingeinstellungen nicht gepflegt worden sind und<br />
<strong>an</strong><strong>der</strong>erseits die Vertriebsfunktionalität im späteren Ablauf dieser Fallstudie über ABAP-<br />
Tr<strong>an</strong>saktionen C4Y-spezifisch neu programmiert wird.<br />
Ziel dieses Einkaufsprozesses ist es, in jedem Werk <strong>der</strong> C4Y ein Kleinwagen und ein<br />
Tr<strong>an</strong>sporter auf „Lager“ zu haben, sofern sie in den korrespondierenden Verkaufsbüros<br />
vermietet werden dürfen. Um eine Überführung <strong>der</strong> Wagen bei differenten Abfahrts- und<br />
Ankunftsorten zu ermöglichen, muss jedes Auto in jedem Werk gepflegt werden.<br />
1954
2.2.4 DDIC und sERM<br />
In <strong>der</strong> Diskussion mit den Studenten werden Kunde und Auto als Entitätstypen<br />
identifiziert, die durch eine Is-A-Beziehung mit Debitor und Material korrespondieren.<br />
Als Mieter eines Fahrzeugs besitzen unsere Kunden durchaus Eigenschaften, die so noch<br />
nicht im <strong>SAP</strong>-System beim Debitor hinterlegt werden können. Dasselbe gilt für ein<br />
Mietauto. Die Relation Mietet verbindet Mieter und Auto und muss ebenfalls hinterlegt<br />
werden.<br />
Abbildung 3: ERM für die Autovermietung<br />
Beim Einpflegen des DB-Schemas über die Tr<strong>an</strong>saktion SE11 wird zwar teilweise auf<br />
vorh<strong>an</strong>dene DDIC-Objekte zurückgegriffen, <strong>der</strong> Arbeitsaufw<strong>an</strong>d ist jedoch auch recht<br />
erheblich und wird in <strong>der</strong> Präsenzzeit nur exemplarisch realisiert, die weitere Arbeit ist<br />
in <strong>der</strong> Selbststudienzeit zu realisieren. Bottom Up werden Datenelemente, Domänen und<br />
Tabellen <strong>an</strong>gelegt, wobei eindeutige Bezeichner gewählt werden müssen (je<strong>der</strong> Student<br />
customized ja seine eigene Firma) und auf Eindeutigkeit muss wie bei den<br />
Org<strong>an</strong>siationseinheiten geachtet werden.<br />
1955
Abbildung 4: Datenstruktur <strong>der</strong> Tabelle KUNDE<br />
Mit dem Data Modeler, Tr<strong>an</strong>saktion SD11, wird auch das SERM im System abgelegt.<br />
Obwohl unabhängig zu den <strong>an</strong>gelegten DDIC-Objekten ist es für die Anschaulichkeit<br />
und die Überprüfung <strong>der</strong> eigenen Entwürfe wichtig und k<strong>an</strong>n durch eine Verknüpfung<br />
mit den DDIC-Objekten auch als Einstiegspunkt in die Datensicht auf die C4Y gesehen<br />
werden.<br />
Abbildung 5: Datenmodelldarstellung<br />
1956
2.2.5 Anwendungsprogrammierung<br />
Alle Programme werden in ABAP erstellt. Aus den Geschäftsprozessen ergibt sich die<br />
modularisierte Programmstruktur – z. B. Auto einpflegen, Auto abän<strong>der</strong>n, Kunde<br />
aufnehmen, Kundendaten än<strong>der</strong>n, Mietvertrag abschließen und auch die Rückgabe des<br />
Mietautos <strong>an</strong> einem <strong>an</strong><strong>der</strong>en Ort als dem Ausgabeort werden als „normaler“<br />
Geschäftsvorfall zugelassen. Die Rückgabe des Fahrzeuges ist wohl das umf<strong>an</strong>greichste<br />
und komplizierteste Programm, weil z. B. etliche Plausibilitätskontrollen dazu gehören.<br />
Abbildung 6: Eingabe <strong>der</strong> spezifischen Daten eines Mietautos<br />
Die Dynpros sind zwar minimalistisch, aber (<strong>SAP</strong>-typisch) mit Suchhilfen ausgestattet.<br />
Die Programme berücksichtigen Stamm- und Bewegungsdaten, die in die Tabellen zu<br />
schreiben sind und decken hier viel von den üblichen ABAP-Prinzipien ab.<br />
Abbildung 7: Fehlerbeh<strong>an</strong>dlung im Geschäftsablauf<br />
1957
2.2.6 Hum<strong>an</strong> Ressource und Benutzerpflege<br />
Ziel <strong>der</strong> Fallstudie ist die g<strong>an</strong>zheitliche Realisierung eines Einführungsprojektes des<br />
<strong>SAP</strong>-Systems im Unternehmen. Um diese Vollständigkeit zu gewährleisten, werden im<br />
nächsten Schritt in <strong>der</strong> Org<strong>an</strong>siationstruktur <strong>der</strong> C4Y Pl<strong>an</strong>stellen geschaffen, Mitarbeiter<br />
eingestellt und den Stellen zugeordnet und im weiteren Verlauf auch System-Nutzern<br />
zugeordnet. Es wird somit tr<strong>an</strong>sparent und greifbar, wer später bestimmte Aktivitäten im<br />
System ausführen darf bzw. muss in Hinsicht auf einen automatisierten Arbeitsablauf. Es<br />
entstehen benutzerspezifische Menüs, die die selbst erstellten Programme bündeln und in<br />
denen <strong>der</strong> gesamte Geschäftsablauf <strong>der</strong> Autovermietung, vom Einkauf eines Fahrzeuges<br />
bis zu den Vermietungen erkennbar ist.<br />
Abbildung 8: Benutzerspezifisches Menü für einen Mitarbeiter <strong>der</strong> C4Y<br />
2.2.7 Workflow<br />
Für einen in kurzer Zeit „machbaren“ Workflow wird auch in unserer Fallstudie ein<br />
Genehmigungsverfahren implementiert. So muss, wenn ein Kunde die Rückgabe eines<br />
Mietautos <strong>an</strong> einem <strong>an</strong><strong>der</strong>en Ort wünscht, zunächst <strong>der</strong> Vorgesetzte, also Leiter <strong>der</strong><br />
Nie<strong>der</strong>lassung die Zustimmung zum Vertragsabschluss geben. Dazu muss dieser nach<br />
Anlage des Vertrages auf das Ereignis Ausg<strong>an</strong>gsort ungleich Rückgabeort reagieren und<br />
als Funktionsbaustein deklariert, im Arbeitsvorrat des Leiters vorliegen. Als<br />
Modellierungsinstrument werden eEPKs [z.B. SC01 und SC02] verwendet.<br />
1958
Abbildung 9: Ausschnitt aus dem Prozessentwurf für den Workflow<br />
2.2.8 Zusammenfassung<br />
Die zeitliche Verteilung aller Komplexe gestaltet sich nicht immer gleich. Bei guter<br />
Vorbildung <strong>der</strong> Studenten und dem notwendigen theoretischen Vorwissen bspw. zu<br />
Datenb<strong>an</strong>ken und Programmierung k<strong>an</strong>n nach einer kurzen Wie<strong>der</strong>holung die<br />
Umsetzung <strong>der</strong> praktischen Aufgabe im Vor<strong>der</strong>grund stehen.<br />
Thema Aufgabe Zeitbedarf<br />
(Präsenzstunden)<br />
Customizing Modellierung <strong>der</strong> Unternehmensstruktur 4<br />
Einkaufsprozess<br />
Test weises Durchspielen des Einkaufs von<br />
Fahrzeugen für einen St<strong>an</strong>dort <strong>der</strong> C4Y<br />
2<br />
Datenmodellierung Anlegen <strong>der</strong> Datenstrukturen und des SERMs 4<br />
Programmierung<br />
Personal<br />
Workflow<br />
Erstellen <strong>der</strong> Anwendungsstruktur und <strong>der</strong><br />
dazugehörigen ABAP-Programme<br />
Erstellen einer Personalstruktur und Einpflegen<br />
in die Org<strong>an</strong>isationsobjekte <strong>der</strong> C4Y<br />
Programmierung von Funktionsbaustein und<br />
Implementierung <strong>der</strong> Workflowstruktur. Test<br />
<strong>der</strong> Geschäftsabläufe.<br />
Tabelle 2: Zeitbedarf in den Übungsteilen <strong>der</strong> Fallstudie C4Y<br />
8<br />
4<br />
8<br />
1959
2.3 Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>an</strong> Lehrende und Teilnehmer<br />
Es wird sichtbar, dass <strong>der</strong> Arbeitsaufw<strong>an</strong>d in beiden <strong>Kurse</strong>n sowohl für die Studenten als<br />
auch für die Lehrenden hoch ist. Insbeson<strong>der</strong>e for<strong>der</strong>n wir, da in beiden Ver<strong>an</strong>staltungen<br />
die Aktivitäten aufein<strong>an</strong><strong>der</strong> aufbauen, eine kontinuierliche Teilnahme, Mitarbeit und<br />
Fertigstellung <strong>der</strong> Teilkomplexe. Wir machen den Teilnehmern deutlich klar, dass ohne<br />
ständige Nacharbeit eine weitere Teilnahme am Kurs nicht gesichert ist. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
Stammdaten müssen <strong>an</strong>gelegt und gepflegt werden, da sonst Auswertungen nicht<br />
realisiert werden könnten o<strong>der</strong> die erstellten Programme keine vollständige Bil<strong>der</strong> zeigen<br />
könnten. Die Teambildung in den <strong>Kurse</strong>n ist machbar und praxisnah, aber es k<strong>an</strong>n auch<br />
für den Lernerfolg jedes einzelnen von Vorteil sein, allein zu arbeiten und im<br />
weiterführenden Kurs ein eigenes Unternehmen zu entwickeln.<br />
3. Fazit<br />
Bachelor (bzw. Grundstudiums-) Studenten soll ein solides Verständnis für den<br />
Grundaufbau des Systems, die Modellierung von Geschäftsprozessen und <strong>der</strong>en<br />
Abbildung in Software gegeben, und Vertiefern auf <strong>der</strong> Ebene des Master das<br />
Customizing von <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungs<strong>an</strong>alyse bis hin zur ABAP Programmierung<br />
vermittelt werden. Wir haben für beide Niveaus die IDES Modellfirma als<br />
Ausg<strong>an</strong>gspunkt verwendet und sie um neue Geschäftsbereiche erweitert. Auf dem<br />
Bachelor-Niveau vollziehen die Studenten im Laufe des Semesters die Aufnahme einer<br />
neuen Produktionslinie nach; auf dem Master-Niveau werden de facto die<br />
Geschäftsprozesse einer neuen Br<strong>an</strong>che im Zuge eines umfassenden Customizing<br />
abgebildet. Einzelne Studenten o<strong>der</strong> kleine Teams bearbeiten ein g<strong>an</strong>zes Semester<br />
jeweils ihre eigene „Firma“ und wissen, dass die folgenden Entwicklungsschritte auf<br />
ihren eigenen, aktuellen Leistungen aufbauen. Wir haben auf diese Weise eine<br />
durchgängig hohe Qualität <strong>der</strong> Leistung während des Semesters erzielt und zugleich die<br />
Bedeutung <strong>der</strong> Unterstützung durch systematische Modellierungstools unmittelbar<br />
erfahrbar gemacht.<br />
Literaturverzeichnis<br />
[SC01] Scheer, AW, ARIS-Modellierungs-Methoden, Metamodelle, Anwendungen, Berlin et<br />
al,: Springer 2001<br />
[SC02] Scheer, AW; ARIS. Vom Geschäftsprozeß zum Anwendungssystem, Berlin et al,:<br />
Springer 2002<br />
1960