Ausgabe 2, April 2005 - iSOFT

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RUBRIK UNTERHALTUNG Sehr witzig, Schlau, schräg, schamlos – Mediziner im Dienste des Humors Lachen ist gesund. Diese Volksweisheit wird von den neuesten Forschungsergebnissen der – Achtung! – Psychoneuroimmunologie bestätigt. Humor und Medizin gehören also zusammen, das hat mittlerweile auch die Wissenschaft erkannt. Wir stellen drei Ärzte vor, die ihren Kittel an den Nagel gehängt haben, um sich hauptberuflich dem Lachen zu widmen. Chef in Unterhosen Er trägt seinen Arztkittel noch, allerdings nicht mehr im Krankenhaus, sondern auf der Bühne: Dr. Eckart von Hirschhausen, gelernter Kinderneurologe, seit ein paar Jahren äußerst erfolgreich als freischaffender Komiker, Autor und Humor- Coach tätig. Dabei stellt das Allround- Talent besonders gerne schlaue Fragen: „Wenn Schwimmen schlank macht, was machen Blauwale falsch?“ oder „Stellen Sie sich vor, Ihr Körper wäre ein Gebrauchtwagen, würden Sie ihn kaufen?“ Sein Publikum antwortet auf solch bizarre Gedankenspiele meist mit einem erstaunten Lachen. Solche Rezepte gäbe es sicher öfters in der Gemeinschaftspraxis Hirschhausen, Ringsgwandl, Sratmann. Denn die drei Fachärzte für Humortherapie sind sich einig: Von Herzen Lachen ist gesund! Foto :srg
RUBRIK HerrDoktor! Aber Hirschhausen will nicht nur andere zum Schmunzeln bringen, sondern vor allem unser eigenes komisches Potenzial aktivieren. „Man muss niemandem beibringen, lustig zu sein. Nur die Erlaubnis dafür geben“, so der Experte. Nach diesem Motto verfährt er auch in seinen Humor-Seminaren für Führungskräfte. „Lachen fördert Ihre Leistung und die Ihrer Mitarbeiter“, erklärt Hirschhausen seinen Schützlingen und lässt Abteilungsleiter und IT-Spezialisten „Reise nach Jerusalem“ spielen, Witze erzählen und sich Indianernamen ausdenken. Mit Erfolg, die Teilnehmer sind begeistert. Auch gegen Ärger und Stress ist Humor die beste Waffe, kann Herzinfarkte hinauszögern und Leben verlängern, sagt der Doktor. Sein Tipp für den Fall, dass der Chef mal wieder rumbrüllt: Stellen Sie sich Ihren Vorgesetzten einfach mit einer Clownsnase vor. Oder in Unterhosen. Der singende Oberarzt www.hirschhausen.com www.ringsgwandl.de www.stratmanns.de Wenn einer weiß, wie es im Innern von Chefs und anderen Mitmenschen aussieht, dann Dr. Georg Ringsgwandl aus Staufenbrück. Kardiologe, Kabarettist, Komponist, Sänger und Performance- Künstler, der 56jährige Oberbayer bezeichnet sich angesichts dieser Vielseitigkeit gerne als „Multidilettant“. Spätestens seitdem er 1988 den Deutschen Kleinkunstpreis gewann, ist der „Gaudibursch vom Hindukusch“ auch außerhalb Bayerns eine Kultfigur. Als Oberarzt für Kardiologie und Intensivtherapie in Garmisch-Partenkirchen operierte er früher am offenen Herzen. Jetzt seziert er seine Mitmenschen verbal und legt die Absurditäten und Skurilitäten frei, die in jedem von uns verborgen stecken. Egal ob Rasenmäher-Fetischisten, Garten-Nazis oder Hühnerärsche, nichts Menschliches ist dem Vollblut-Satiriker fremd. Ringsgwandl sagt von sich selbst: „Ich bin ein gesamtgesellschaftliches Seismometer, und meine Nadel schreibt die Songs.“ Auch wenn seine Lieder im reinsten Staufenbrücker Dialekt eine große Bandbreite an Themen behandeln, die Vergangenheit als Mediziner prägt sein kabarettistisches Schaffen deutlich. So gibt der ehemalige Halbgott in Weiß seinen Geschlechtsgenossen etwa Folgendes mit auf den Weg: „Der Männerweltgesundheitstag ist eine Aufforderung an die Männer, dass sie net so wehleidig san. Dass se wenigstens net die Kinder kriagn, da könnten s’schon zufrieden sein.“ Essen sein Doktor Doktor Ludger Stratmann alias „Essen sein Doktor“ kennt die Wehwehchen der Männerwelt ebenfalls genau. Der Ruhrpott-Patriot ist genauso alt wie sein Kollege aus Bayern, hat aber erst über Umwege zur Medizin gefunden. Nach der Handelsschule und einer Lehre bei der Sparkasse absolvierte der Westfale das Abendgymnasium. Es folgten Studium in Bochum und Essen, Assistenzzeit in Gelsenkirchen und anschließend aus „mangelndem Interesse an einem Leben außerhalb des Ruhrgebiets“ eine über 20jährige Karriere als niedergelassener Allgemeinarzt in Bottrop. Erste Bühnenerfahrung sammelte Stratmann bereits während seines Studiums, und die langjährige Praxis als Kassenarzt bildet einen unerschöpflichen Fundus für medizinische Expertisen in Volkes ureigener Stimme. 1994 eröffnete er zusammen mit seinem Bruder in Essen das Stratmanns-Theater, mittlerweile eine kulturelle Institution im Ruhrgebiet. Größen wie Ingo Appelt oder Richard Rogler geben sich hier die Klinke in die Hand. Am häufigsten tritt aber natürlich „Essen sein Doktor“ selbst auf, zusammen mit seinem Alter Ego Hausmeister Jupp (beide gespielt von Stratmann). Da wird dann kein Blatt vor den Mund genommen. Egal ob Durchfall, missglückte Amputationen oder der „Genitalpilz von seine Frau Inge“, von Political Correctness haben die beiden noch nie gehört: „Frauen haben ein Gespür für Spaß, den sie einem verderben können!“, resümiert der Jupp und das – nicht nur männliche – Publikum tobt vor Lachen. 21
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