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meint Hermes. Kollege Oliver Rosenthal,<br />

seit Anfang Juli Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Dialogagentur OgilvyOne in Frankfurt/Main,<br />

bestätigt: „Der Konsument<br />

ist <strong>de</strong>r Boss.“ Kleine und mittelständische<br />

Unternehmen liefen Gefahr, <strong>de</strong>m<br />

Dialog im Netz über ihre Produkte und<br />

Dienstleistungen „keine ausreichen<strong>de</strong><br />

Aufmerksamkeit“ zu widmen.<br />

Ein Konzern kapituliert<br />

Denn entgegen <strong>de</strong>m Trend bei international<br />

operieren<strong>de</strong>n Konzernen hat das<br />

Gros <strong>de</strong>r KMU bisher keinen Verantwortlichen<br />

für das Thema Social Media<br />

benannt. An<strong>de</strong>rerseits schützt selbst das<br />

nicht vor Imageschä<strong>de</strong>n, wenn es einem<br />

Unternehmen an <strong>de</strong>r nötigen Authentizität<br />

und vor allem an Sensibilität fehlt.<br />

Das beweisen Beispiele namhafter Hersteller<br />

aus jüngerer Vergangenheit. So<br />

überzog die Outdoor-Bekleidungsmarke<br />

Jack Wolfskin bei <strong>de</strong>m Versuch, ihr<br />

Logo gegen vermeintliche Privatnutzung<br />

zu verteidigen – und ru<strong>de</strong>rte am<br />

En<strong>de</strong> nach massenhaftem Protest im<br />

Netz kleinlaut zurück.<br />

Beson<strong>de</strong>rs gravierend war <strong>de</strong>r Fall Nestlé:<br />

Zur Produktion seines Schokoriegels<br />

„Kitkat“ verwen<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r Nahrungsmittelkonzern<br />

bisher Palmöl, für <strong>de</strong>ssen<br />

Gewinnung Urwäl<strong>de</strong>r in Indonesien<br />

gero<strong>de</strong>t und damit <strong>de</strong>r Lebensraum <strong>de</strong>r<br />

Orang Utans vernichtet wer<strong>de</strong>n. Auf<br />

eine Greenpeace-Kampagne – an ihr<br />

beteiligten sich nach Angaben <strong>de</strong>r Organisation<br />

binnen zwei Monaten rund<br />

250.000 Menschen – reagierte Nestlé<br />

zunächst mit <strong>de</strong>r Androhung rechtlicher<br />

Schritte, <strong>de</strong>m Versuch <strong>de</strong>r Zensur<br />

und <strong>de</strong>r Verweigerung eines kritischen<br />

Dialogs.<br />

Schließlich kapitulierte <strong>de</strong>r Konzern<br />

und garantierte, künftig auf die Verwendung<br />

von Palmöl und Papier aus <strong>de</strong>r Region<br />

zu verzichten. Süßwarenhersteller<br />

Ferrero dagegen, bis dato nicht gera<strong>de</strong><br />

bekannt für offene Kommunikation,<br />

hat in <strong>de</strong>r Web-Strategie dazugelernt:<br />

„Über eine Marke wie ,Nutella‘ wird gesprochen,<br />

ob wir das wollen o<strong>de</strong>r nicht“,<br />

erklärt Marketingleiter Dirk Voß. Allein<br />

die Facebook-Fangemein<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n<br />

Brotaufstrich zähle rund 3,6 Millionen<br />

sogenannte „Fans“ – Ferrero lässt <strong>de</strong>r<br />

Social-Media-Plattform klugerweise ihr<br />

Eigenleben.<br />

Direkter Dialog mit <strong>de</strong>m User<br />

Die Asstel, ein Direktversicherer <strong>de</strong>r Gothaer-Gruppe,<br />

geht noch einen Schritt<br />

weiter. Im Rahmen <strong>de</strong>r Neupositionierung<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens treten Asstel-<br />

Mitarbeiter in Form eines Blogs in <strong>de</strong>n<br />

direkten Dialog mit <strong>de</strong>n Usern. Sie bedienen<br />

sich dabei Social-Media-Kanälen<br />

wie Gutefrage.net, Wer-weiss-was.<strong>de</strong>,<br />

Twitter o<strong>de</strong>r Facebook. Außer<strong>de</strong>m prüft<br />

<strong>de</strong>r Versicherer eine stärkere Einbindung<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n in die Produktentwicklung<br />

– bei Procter & Gamble längst Standard:<br />

Je<strong>de</strong> zweite Innovation geht hier auf Anregungen<br />

von außen zurück.<br />

SOCIAL COMMUNITIES<br />

Chancen und Risiken für die Marke<br />

CHANCEN<br />

Unmittelbare Kun<strong>de</strong>nbeziehung: Die Integration eines Unternehmens<br />

respektive einer Marke in virtuelle Gemeinschaften<br />

verspricht <strong>de</strong>n Zugewinn an direkten, lebendigen Kun<strong>de</strong>nkontakten<br />

und schafft sogenannte „Touchpoints“ für die Marke.<br />

Statt schierer Absatzziele steht hierbei die Stärkung von Sympathie,<br />

Bekanntheit und Verwendungsbereitschaft im Fokus.<br />

Kostenlose Marktforschung: Der sinnvollerweise ungefilterte,<br />

für je<strong>de</strong>n einsehbare Dialog zwischen echten Verbrauchern liefert<br />

Unternehmen wichtige Rückschlüsse für ihre Marken und<br />

Produkte in ausgewählten Zielgruppen. Es eröffnet die Chance,<br />

Lob und Ta<strong>de</strong>l sowie neue I<strong>de</strong>en zu Marken, Produkten, Kommunikation<br />

zu sammeln und auszuwerten.<br />

Erhöhte Marketingeffizienz: Die unmittelbare Kun<strong>de</strong>nansprache<br />

vermei<strong>de</strong>t Mediakosten und Streuverluste. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

dann, wenn ein Unternehmen in <strong>de</strong>n Dialog mit <strong>de</strong>n Community-Mitglie<strong>de</strong>rn<br />

einsteigt, kommuniziert es mit potenziellen<br />

Verwen<strong>de</strong>rn in Echtzeit. Im Ergebnis winken Kosten-, Zeit- und<br />

Zielgruppenvorteile für die Verbreitung von Botschaften.<br />

RISIKEN<br />

Öffentlicher Pranger: Die Barrierefreiheit <strong>de</strong>s Internets ist<br />

Fluch und Segen zugleich. So wie Positivbeiträge auf Web-<br />

Foren, in Blogs und Chats für alle einsehbar sind, gilt dies ebenso<br />

für negative Meinungsäußerungen. Betroffene Unternehmen<br />

sollten – mit ein<strong>de</strong>utigem Absen<strong>de</strong>r – in <strong>de</strong>n kritischen Dialog<br />

mit <strong>de</strong>n Usern einsteigen und versuchen aufzuklären.<br />

Latenter Kontrollverlust: Häufig entwickeln Gruppendiskussionen<br />

eine Eigendynamik. So wie eine Marke – ohne Zutun <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens – zum Kult erklärt wird, kann sie Opfer gezielten<br />

Mobbings, von Verunglimpfung o<strong>de</strong>r Verballhornung durch die<br />

Community wer<strong>de</strong>n. Solange allgemeine Gesetze und Markenrechte<br />

gewahrt bleiben, sollten Betroffene dies aushalten.<br />

Steigen<strong>de</strong> Abhängigkeit: Das Aufsetzen interaktiver „Web-<br />

2.0“-Applikationen bin<strong>de</strong>t neben finanziellen auch personelle<br />

Ressourcen und zwingt Unternehmen in eine Spirale. Sie müssen<br />

konstant in neue Technik investieren. Hinzu kommt <strong>de</strong>r Unterhalt<br />

<strong>de</strong>s Web-Auftritts – und die Abhängigkeit von Dienstleistern, die<br />

sich im Bereich „Social Media“ (angeblich) auskennen.<br />

ProFirma 07/08 2010<br />

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