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6 Der „Kalte Krieg“ - Stumme-Karten-Generator

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6<br />

<strong>Der</strong> <strong>„Kalte</strong> <strong>Krieg“</strong><br />

6.1 Die Vereinten Nationen<br />

Entstehungsgeschichte<br />

Bereits während des Zweiten Weltkrieges hatte der<br />

amerikanische Präsident Roosevelt seine Vorstellungen<br />

von einer friedlichen Zukunft der Welt präsentiert. Jedes<br />

Volk sollte seine Herrschaftsform selbst bestimmen,<br />

die bestehenden Grenzen sollten nicht mehr angetastet<br />

werden und alle Staaten der Erde sollten in Fragen<br />

der Wirtschaft und Sicherheit zusammenarbeiten. Am<br />

1. Jänner 1942 unterzeichneten 26 gegen Deutschland<br />

und Japan verbündete Staaten eine Erklärung, die sie zur<br />

Einhaltung der Ideen von Präsident Roosevelt verpflichtete.<br />

Eine neue Organisation, die Vereinten Nationen,<br />

sollte überprüfen, ob sich die Staaten auch wirklich an<br />

die Prinzipien der Völkerverständigung hielten.<br />

Nachdem eine Arbeitsgruppe die Regeln für die Zusammenarbeit<br />

ausgearbeitet hatte, unterzeichneten am<br />

26. Juni 1945 in San Francisco 50 Staaten die „Charta<br />

der Vereinten Nationen“. Damit hatte die UNO (United<br />

Nations Organization) den nicht sehr erfolgreichen<br />

Völkerbund, der 1946 auch formell aufgelöst wurde, als<br />

Weltorganisation abgelöst.<br />

Zu den wichtigen Beschlüssen der Gründerzeit gehört<br />

auch die Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der<br />

Menschenrechte durch die UN-Vollversammlung am<br />

10. Dezember 1948.<br />

Organisation der UNO<br />

In der General- oder Vollversammlung sind alle Mitgliedsländer<br />

der UNO vertreten. Unabhängig von seiner<br />

Größe verfügt hier jedes Land über eine Stimme.<br />

Die Vollversammlung wählt auf Vorschlag des Sicherheitsrates<br />

den Generalsekretär der UNO auf fünf Jahre,<br />

entscheidet über die Aufnahme von neuen Mitgliedern<br />

und entsendet die zehn wechselnden Mitglieder in den<br />

Sicherheitsrat. Die meisten anderen Beschlüsse der<br />

Vollversammlung haben nur Empfehlungscharakter.<br />

Das wichtigste Gremium der UNO ist der Sicherheitsrat.<br />

<strong>Der</strong> Sicherheitsrat fasst für die Mitgliedsstaaten der<br />

UNO verbindliche Beschlüsse. Er kann wirtschaftliche<br />

Sanktionen verhängen, Schutztruppen in kriegsgefährdete<br />

Regionen der Erde entsenden, Gerichtstribunale<br />

gegen Kriegsverbrecher einsetzen und militärische Aktionen<br />

gegen Staaten anordnen, die gegen die Grundsätze<br />

der UNO verstoßen. Die Beschlüsse des Sicherheitsrates<br />

bedürfen der Mehrheit von neun Stimmen,<br />

einschließlich der Zustimmung aller fünf ständigen Mitglieder<br />

des Sicherheitsrates, die damit über ein Vetorecht<br />

verfügen. Wenn nur ein einziges ständiges Mitglied<br />

Gründungsversammlung der Vereinten Nationen in San Francisco,<br />

Juni 1945<br />

des Sicherheitsrates einer Resolution (Entschluss) nicht<br />

zustimmt, ist der Sicherheitsrat blockiert. Die Stärke des<br />

Sicherheitsrates liegt in der Notwendigkeit, einen Kompromiss<br />

zu suchen, um einen Ausgleich der Interessen<br />

zwischen den Großmächten herbeizuführen.<br />

Zu den weiteren wichtigen Institutionen der UNO gehört<br />

der Generalsekretär, der die Beamten der UNO<br />

leitet und als neutraler Vermittler in Krisensituationen<br />

auftritt.<br />

Die Finanzierung der UNO erfolgt über Beiträge ihrer<br />

Mitgliedstaaten.<br />

Sitzung des UN-Sicherheitsrates im Oktober 2006<br />

78


Die Organisationen der UNO<br />

Sicherheitsrat<br />

fünf ständige Mitglieder (China, Frankreich,<br />

Großbritannien, Russland, USA) mit Vetorecht<br />

10 wechselnde Mitglieder, die von der Vollversammlung<br />

für 2 Jahre gewählt werden<br />

Generalsekretär<br />

(bis 2011: Ban Ki Moon aus Südkorea)<br />

und Sekretariat<br />

Internationaler<br />

Gerichtshof<br />

(15 Richter)<br />

Generalversammlung<br />

192 Mitglieder (2006)<br />

tagt einmal im Jahr für ca. 3 Monate<br />

Treuhandrat<br />

(verwaltete früher<br />

UN-Gebiete)<br />

Wirtschafts- und<br />

Sozialrat<br />

UN-Sonderorganisationen<br />

(Beispiele)<br />

Zoll- und Handelsabkommen (GATT)<br />

Internationaler Währungsfond (IMF)<br />

Weltbank (IBRD)<br />

Weltgesundheitsorganisation (WHO)<br />

Internationale Gesellschaft für Entwicklungshilfe<br />

(IDA)<br />

Ernährung und Landwirtschaft (FAO)<br />

Erziehung, Wissen und Kultur (UNESCO)<br />

Atomenergiebehörde (IAEA)<br />

Weltkinderhilfswerk (UNICEF)<br />

Erfolg und Misserfolg<br />

Die Bedeutung der UNO hat sich in den mehr als 60<br />

Jahren ihres Bestehens grundlegend gewandelt. In den<br />

50er Jahren war die Weltorganisation durch die gegenseitige<br />

Blockadepolitik der USA und der Sowjetunion<br />

weitgehend gelähmt. Nachdem in den 60er Jahren<br />

immer mehr Länder Afrikas und Asiens ihre Unabhängigkeit<br />

erreicht hatten, wurde die UNO zum wichtigen<br />

Sprachrohr für die Anliegen der Entwicklungsländer. Seit<br />

dem Ende des Kalten Krieges kommt der UNO eine<br />

aktive Rolle in der Schaffung und Erhaltung von Frieden<br />

zu. Die Zahl der UN-Missionen ist stark gestiegen und<br />

die Großmächte versuchen Bedrohungen für den Frieden<br />

durch Beschlüsse des Sicherheitsrates, zum Beispiel<br />

gegen das Atomprogramm des Iran, zu verhindern.<br />

Auch Österreich hat sich seit 1960 immer wieder an<br />

friedenserhaltenden Missionen der UNO, zum Beispiel<br />

auf Zypern und am Golan, beteiligt.<br />

Neben einer großen Zahl an militärischen Einsätzen zählen<br />

auch die Vermittlung in Konflikten, die erfolgreiche<br />

Anwendung von wirtschaftlichen Sanktionen, zum Beispiel<br />

gegen das rassistische Südafrika in den 70er Jahren,<br />

und unterschiedlichste humanitäre Programme zu den<br />

Erfolgen der UNO. Die Vereinten Nationen organisieren<br />

beispielsweise Hilfe für Flüchtlinge, stellen Nahrungsmittel<br />

bei Dürrekatastrophen bereit und kümmern<br />

sich um AIDS-Waisen in Afrika. Andere UN-Teilorganisationen<br />

fördern die internationale Zusammen arbeit,<br />

vergeben Kredite an arme Länder oder kümmern sich<br />

wie die UNESCO um den Schutz von wichtigen Kulturdenkmälern.<br />

Für die Vereinten Nationen wird es immer schwieriger,<br />

die zunehmenden Aufgaben zu finanzieren und Länder<br />

zu finden, welche die für die UN-Missionen notwendigen<br />

Truppenkontingente zur Verfügung zu stellen.<br />

79


6<br />

<strong>Der</strong> <strong>„Kalte</strong> <strong>Krieg“</strong><br />

Die Macht der UNO endet, wenn ihre Mitgliedsländer<br />

nicht bereit sind, die Ziele der Vereinten Nationen anzuerkennen<br />

und für sie einzutreten. So konnte die UNO<br />

Kriege in Vietnam, Afghanistan, im Nahen Osten und<br />

an anderen Schauplätzen der Erde nicht verhindern; in<br />

Bosnien-Herzegowina wurden 1995 unter den Augen<br />

von UNO-Soldaten Massaker an Zivilisten verübt.<br />

Österreichische UN-Soldaten beim Entschärfen von Minen auf den<br />

Golanhöhen<br />

Hallstatt im Salzkammergut ist einer von 8 Orten in Österreich, die von<br />

der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurden.<br />

Charta der Vereinten Nationen<br />

Studiere die Gründungsurkunde der Vereinten Nationen<br />

und erstelle in deinem Heft eine Liste mit den<br />

wichtigsten Zielen der UNO.<br />

Präambel<br />

Wir, die Völker der Vereinten Nationen [sind] fest entschlossen,<br />

künftige Geschlechter vor der Geißel des<br />

Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten<br />

unsagbares Leid über die Menschheit gebracht<br />

hat [und] unseren Glauben an die Grundrechte des<br />

Menschen, an Würde und Wert der menschlichen Persönlichkeit,<br />

an die Gleichberechtigung von Mann und<br />

Frau sowie von allen Nationen, ob groß oder klein, zu<br />

bekräftigen.<br />

Kapitel I, Artikel 1<br />

Die Vereinten Nationen setzen sich folgende Ziele:<br />

1. Den Weltfrieden und die internationale Sicherheit<br />

zu wahren und zu diesem Zweck wirksame Maßnahmen<br />

zu treffen, um Bedrohungen des Friedens<br />

zu verhüten und zu beseitigen.<br />

2. Freundschaftliche, auf der Achtung vor dem<br />

Grundsatz der Gleichberechtigung und Selbstbestimmung<br />

der Völker beruhende Beziehungen zwischen<br />

den Nationen zu entwickeln.<br />

3. Eine internationale Zusammenarbeit herbeizuführen,<br />

um internationale Probleme wirtschaftlicher,<br />

sozialer, kultureller und humanitärer Art zu lösen<br />

und die Achtung vor den Menschenrechten und<br />

Grundfreiheiten für alle ohne Unterschied der Rasse,<br />

des Geschlechts, der Sprache oder der Religion<br />

zu fördern und zu festigen.<br />

UNO-Quiz<br />

Studiere die Grafik zum Aufbau der UN-Organisationen<br />

und beantworte folgende Fragen:<br />

1. Wie heißt der Generalsekretär der UNO?<br />

2. Wie viele Mitgliedsstaaten hatte die UNO im<br />

Jahr 2006?<br />

3. Welche Aufgabe hatte der Treuhandrat der<br />

UNO?<br />

4. Wie viele Richter bilden den internationalen Gerichtshof<br />

in Den Haag?<br />

5. Welche fünf Mitgliedsländer haben ein Vetorecht<br />

im Sicherheitsrat?<br />

6. Auf wie viele Jahre werden die nicht ständigen<br />

Mitglieder des Sicherheitsrates gewählt?<br />

7. Welche UN-Sonderorganisation ist unter der<br />

Abkürzung UNICEF bekannt?<br />

8. Welche Abkürzung wird für die Weltgesundheitsorganisation<br />

verwendet?<br />

Internetrecherche<br />

Besuche die Webseite www.unric.org und suche die<br />

Antworten auf folgende Fragen:<br />

1. Was symbolisieren die beiden Olivenzweige auf<br />

der Flagge der UNO?<br />

2. Welche zwei Nationen sind der UNO im Jahr<br />

2002 beigetreten?<br />

3. Wer war von 1972 bis 1981 Generalsekretär<br />

der Vereinten Nationen?<br />

4. In welchem Monat beginnt die jährliche Vollversammlung<br />

der UNO?<br />

5. Wie lautet Artikel 3 der Allgemeinen Erklärung<br />

der Menschenrechte?<br />

80


Die USA stellten den europäischen Partnern rund 14<br />

Milliarden Dollar in Waren und als langfristige Kredite<br />

zur Verfügung. Auf Druck der Sowjetunion verzichteten<br />

die osteuropäischen Länder auf eine Teilnahme am Marshallplan.<br />

<strong>Der</strong> Marshallplan, von dem auch Österreich<br />

stark profitierte, stabilisierte die Wirtschaft und damit die<br />

politischen Verhältnisse der europäischen Demokratien.<br />

<strong>Der</strong> Vormarsch des Kommunismus konnte erfolgreich<br />

gestoppt werden.<br />

Die Flagge der Vereinten Nationen vor der UNO-City in Wien, einem<br />

von vier offiziellen Amtssitzen neben New York, Genf und Nairobi.<br />

Zu den wichtigsten UN-Organisationen mit Sitz in Wien gehören die<br />

internationale Atomenergiebehörde (IAEA), die Organisation für industrielle<br />

Entwicklung (UNIDO) und das UN-Büro gegen Drogen und Verbrechen<br />

(UNODC).<br />

6.2 Fronten im Kalten Krieg<br />

Zerwürfnis der Sieger<br />

Bereits zu Kriegsende zeigten sich in der Allianz gegen<br />

Hitler erste Risse. Um sich ein sicheres Vorfeld<br />

von befreundeten Staaten zu schaffen, unterstützte die<br />

Sowjet union (UdSSR) in den von der Roten Armee<br />

befreiten Ländern die Einrichtung von kommunistischen<br />

Diktaturen. Polen, die Tschechoslowakei, Ungarn,<br />

Rumänien, Bulgarien und etwas später auch die<br />

Ostzone Deutschlands wurden nach sowjetischem<br />

Vorbild umgestaltet. Die Industrie wurde verstaatlicht,<br />

Großgrundbesitzer enteignet. Jede Opposition wurde,<br />

wenn notwendig mit Gewalt, unterdrückt. Eine strenge<br />

Pressezensur und kommunistische Propaganda unterstützten<br />

die Absicherung der Macht. Weniger als ein<br />

Jahr nach Kriegsende sprach der ehemalige britische<br />

Premierminister Churchill bereits von einem „Eisernen<br />

Vorhang“, der Europa in zwei Hälften teilte.<br />

In Vertrauen auf die wirtschaftliche Überlegenheit und<br />

das Atomwaffenmonopol der USA änderte der amerikanische<br />

Präsident Truman seine Politik gegenüber der<br />

Sowjetunion. In einer Rede verkündete er, dass die<br />

USA Staaten helfen werden, die vom Kommunismus<br />

bedroht werden. Um eine weitere Ausbreitung des<br />

sowjetischen Einflussbereiches in Europa zu verhindern,<br />

entschied sich die USA, die Länder Europas wirtschaftlich<br />

zu unterstützen.<br />

Im Rahmen des Marshallplans, benannt nach seinem<br />

Organisator US-Außenminister George Marshall, lieferten<br />

die USA Hilfsgüter nach Europa, um den Wiederaufbau<br />

der europäischen Wirtschaft zu fördern.<br />

US-Präsident Harry Truman verkündete<br />

einen harten Kurs gegen<br />

die UdSSR, die so genannte<br />

Truman-Doktrin.<br />

Die innerdeutsche Grenze; ein Teil des Eisernen Vorhangs, der Europa<br />

bis 1989 in zwei Hälften teilte.<br />

Rüstungswettlauf<br />

Neben der wirtschaftlichen Konkurrenz entwickelte sich<br />

auch eine militärische Konfrontation zwischen den von<br />

den USA angeführten westlichen Demokratien und den<br />

kommunistischen Staaten des Ostens, die von der Sowjetunion<br />

dominiert wurden. Die Konfrontation zwischen<br />

Ost und West dauerte über 40 Jahre lang, ohne dass es<br />

zu einer direkten militärischen Auseinandersetzung kam;<br />

man spricht deshalb vom <strong>„Kalte</strong>n <strong>Krieg“</strong>.<br />

Die wichtigsten Fronten des Kalten Krieges waren die<br />

massive militärische Aufrüstung beider Lager, gegenseitige<br />

Spionage, politische und wirtschaftliche Auseinandersetzungen<br />

und der Versuch beider Machtblöcke,<br />

möglichst viele Länder auf ihre Seite zu ziehen. Auf die<br />

Zündung der ersten Atombombe in der UdSSR und<br />

die Ausrufung einer kommunistischen Volksrepublik in<br />

China im Jahr 1949 reagierten die westlichen Demo-<br />

81


6<br />

<strong>Der</strong> <strong>„Kalte</strong> <strong>Krieg“</strong><br />

kratien mit der Gründung der NATO (North Atlantic<br />

Treaty Organization). Die NATO ist ein ursprünglich<br />

gegen die Sowjetunion gerichtetes Militärbündnis der<br />

nord amerikanischen und westeuropäischen Verbündeten,<br />

die sich verpflichten, bei einem Angriff auf ein Mitgliedsland<br />

gemeinsam zu kämpfen. Zudem schlossen<br />

die USA Verteidigungsbündnisse mit mehreren Ländern<br />

Asiens, des Pazifikraumes und Südamerikas. Daraufhin<br />

bildete auch die Sowjetunion mit den von ihr abhängigen<br />

Staaten ein Militärbündnis, den Warschauer Pakt.<br />

Damit war die Teilung der Welt in einen kapitalistischen<br />

Westen und einen kommunistischen Osten perfekt.<br />

In den ersten Jahren der Ost-West-Konfrontation konzentrierten<br />

sich die USA und die UdSSR besonders auf<br />

die Weiterentwicklung ihrer Atomwaffenarsenale. In<br />

den 50er Jahren wurden zum ersten Mal Wasserstoffbomben<br />

getestet, deren Sprengkraft viel größer war als<br />

die der Hiroshimabombe. Parallel dazu arbeiteten die<br />

Wissenschaftler an der Entwicklung von Trägerraketen,<br />

um die Bomben direkt auf Ziele im jeweils anderen Land<br />

abschießen zu können. Schließlich waren beide Mächte<br />

in der Lage, die ganze Erde mehrfach zu zerstören.<br />

<strong>Der</strong> Rüstungswettlauf hatte zu einem Gleichgewicht des<br />

Schreckens und zu horrenden Rüstungsausgaben geführt.<br />

Wettkampf im All<br />

Die beiden Supermächte, Sowjetunion und USA, unternahmen<br />

jede Anstrengung, um zu beweisen, dass das eigene<br />

politische und wirtschaftliche System besser wäre.<br />

Im Oktober 1957 konnte die UdSSR einen großen Sieg<br />

über die USA feiern. Die Sowjetunion hatte Sputnik,<br />

den ersten Satelliten, erfolgreich ins All geschossen. Am<br />

12. April 1961 umkreiste schließlich der sowjetische<br />

Kosmonaut Juri Gagarin als erster Mensch die Erde in<br />

einer Raumkapsel.<br />

Die amerikanische Öffentlichkeit war schockiert, hatte<br />

man doch geglaubt, der UdSSR technisch überlegen zu<br />

sein. Zwar konnten die USA 1958 den ersten Satelliten<br />

und wenige Tage nach Gagarin den ersten Astronauten<br />

ins All schicken, aber zum ersten Mal lag die Sowjetunion<br />

im technischen Wettstreit in Führung.<br />

Ein Jahr nach dem ersten Raumflug von Gagarin verkündete<br />

US-Präsident Kennedy, dass die USA alle Kräfte<br />

mobilisieren werden, um als erste Nation einen<br />

Gagarin umkreiste als erster Mensch die Erde in einer Raumkapsel.<br />

Die USA führten bis in die 60er Jahre oberirdische Atombombentests in<br />

der Wüste von Nevada und auf Inseln der Südsee durch.<br />

<strong>Der</strong> Astronaut Buzz Aldrin bei der ersten Mondlandung am 21. Juli<br />

1969<br />

82


Menschen auf den Mond zu bringen. Die amerikanische<br />

Weltraumbehörde (NASA) gründete das Apollo-Programm,<br />

für das zwischenzeitlich bis zu 500 000 Menschen<br />

arbeiteten und investierte mehr als 20 Milliarden<br />

Dollar. Im Juli 1969 war es schließlich so weit. Neil<br />

Armstrong und Buzz Aldrin betraten als erste Menschen<br />

den Mond. Die USA hatte im Rennen um die<br />

Eroberung des Weltraumes wieder die Führung übernommen.<br />

In den 80er Jahren betrieben beide Supermächte wieder<br />

verwendbare Raumgleiter beziehungsweise bauten<br />

Raumstationen, um auch längerfristige Experimente im<br />

All durchführen zu können. Um Kosten zu sparen, arbeiten<br />

seit dem Ende des Kalten Krieges die früheren<br />

Feinde in der Weltraumforschung eng zusammen. Gemeinsam<br />

mit anderen Ländern betreiben Russland und<br />

die USA seit 1998 die internationale Raumstation ISS.<br />

Nebenschauplätze des Kalten Krieges<br />

<strong>Der</strong> Kalte Krieg beschränkte sich nicht auf Spione, die<br />

Politiker belauschten und Wissenschaftler, die neue<br />

Waffen entwickelten. <strong>Der</strong> Kalte Krieg wurde auch in Büchern,<br />

Filmen, Liedern und Computerspielen geführt.<br />

Während manche Autoren und Künstler, wie zum Beispiel<br />

Nena in ihrem 80er-Jahre-Hit „99 Luftballons“, die<br />

Gefahren und Schrecken der Konfrontation zwischen<br />

Ost und West kritisierten, betrieben andere Propaganda.<br />

Viele Filme jener Zeit handelten vom Kampf des<br />

Guten gegen das Böse. Tapfere Geheimagenten, wie<br />

James Bond, retteten die westliche Zivilisation vor dem<br />

„Reich des Bösen“ und in den ersten Computerspielen,<br />

beispielsweise Firefox von Atari, musste man möglichst<br />

viele russische Raketen und Flugzeuge abschießen.<br />

Auch Olympische Spiele und andere sportliche Großveranstaltungen<br />

wurden zu Schauplätzen des Kalten<br />

Krieges. Jedes System wollte beweisen, dass es bessere<br />

Sportler/innen hervorbringen könne. <strong>Der</strong> wirtschaftlichen<br />

Überlegenheit des Westens wollte der Osten<br />

seine sportlichen Erfolge entgegenstellen. Junge Talente<br />

wurden früh gefördert und durch hartes Training an die<br />

Weltspitze herangeführt. Immer wieder wurde auch zu<br />

unerlaubten Mitteln gegriffen, um die Erfolge für den<br />

Staat sicher zu stellen. Als Aushängeschilder des Landes<br />

genossen erfolgreiche Sportler in den kommunistischen<br />

Staaten besondere Privilegien. Bei den letzten Olympischen<br />

Spielen vor dem Zusammenbruch des Ostblocks<br />

in Seoul 1988 konnten die sowjetischen Sportler<br />

132 Medaillen erringen, Athleten aus dem kleinen<br />

kommunistischen Staat DDR konnten sich über 102<br />

Medaillen freuen und auf Platz 3 folgten die USA mit 94<br />

Medaillen.<br />

Nach dem Einmarsch von sowjetischen Truppen in<br />

Afghanistan 1979 weigerten sich im Jahr darauf die USA<br />

und einige verbündete Staaten, Sportler zu den Olympischen<br />

Spielen von Moskau zu schicken. Die Revanche<br />

folgte vier Jahre später. Mit Ausnahme Rumäniens fehlten<br />

1984 alle Warschauer-Pakt-Staaten bei den Olympischen<br />

Spielen in Los Angeles. <strong>Der</strong> Sport war zum Spielball<br />

der Politik des Kalten Krieges geworden.<br />

In Agentenfilmen wie „The Iron Curtain“ oder „James Bond“ wurde stets<br />

die Demokratie gerettet.<br />

Das Eishockeyspiel der USA gegen die UdSSR bei den Olympischen<br />

Winterspielen in Lake Placid 1980 wurde zum Kampf West gegen Ost.<br />

Die USA feierten einen historischen Sieg.<br />

83


6<br />

<strong>Der</strong> <strong>„Kalte</strong> <strong>Krieg“</strong><br />

Marshallplan<br />

Das Werbeplakat für den Marshallplan (ERP) zeigt die<br />

Flaggen von einigen der teilnehmenden Nationen.<br />

Überleg dir, welche Aussage das Plakat hat, und ergänze<br />

die Länder, deren Flaggen du erkennen kannst.<br />

Teilnehmer am Marschallplan: Schweiz, Schweden,<br />

Jugoslawien (ab 1950), _______________________<br />

_________________________________________<br />

_________________________________________<br />

_________________________________________<br />

Gleichgewicht des Schreckens<br />

Zur Zeit des Kalten Krieges herrschte zwischen der NATO und dem Warschauer Pakt ein Gleichgewicht des<br />

Schreckens. Studiere die Karte und erstelle eine Liste der Mitgliedsstaaten der beiden Bündnisse. Nimm eventuell<br />

deinen Geografieatlas zu Hilfe. Die Karte zeigt dir auch, wie viele Raketen mit Atomsprengköpfen und U-Boote<br />

mit jeweils mehreren atomaren Lenkwaffen, die Gegner aufeinander gerichtet hatten (Stand 1974).<br />

NATO<br />

Warschauer<br />

Pakt<br />

100 Interkontinentalraketen<br />

10 U-Boote<br />

Mitgliedsstaaten<br />

NATO<br />

Warschauer Pakt<br />

Zahl der einsatzbereiten Raketen<br />

Zahl der eingestzten U-Boote<br />

84


6.3 Konflikte im Kalten Krieg<br />

Ungarnaufstand 1956<br />

Obwohl die kommunistische Partei Ungarns bei den ersten<br />

beiden freien Wahlen nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

nicht die Mehrheit erreicht hatte, gelang es ihr mit Hilfe<br />

der im Land stationierten Roten Armee die Macht an<br />

sich zu reißen. Ungarn wurde 1949 nach sowjetischem<br />

Vorbild zu einer stalinistischen Diktatur.<br />

Nach dem Tod Stalins kritisierte sein Nachfolger<br />

Chruscht schow dessen Herrschaftsstil und kündigte<br />

Reformen an. Ermutigt durch Chruschtschow wurden<br />

in mehreren kommunistischen Staaten Forderungen<br />

nach mehr Freiheit laut. In Ungarn demonstrierten<br />

Studenten, denen sich immer mehr Menschen anschlossen,<br />

für freie Wahlen, die Aufhebung der Pressezensur<br />

und den Abzug der Roten Armee. Auf Druck<br />

von mehr als 300 000 Demonstranten wurde der gemäßigte<br />

Kommunist Imre Nagy zum Ministerpräsident<br />

ernannt. Nagy gab das Ende der Einparteienherrschaft<br />

bekannt und löste die berüchtigte Geheimpolizei auf,<br />

die auf Demonstranten geschossen hatte. Nachdem<br />

Nagy am 1. November 1956 den Austritt Ungarns aus<br />

dem Warschauer Pakt erklärt hatte, begannen die sowjetischen<br />

Truppen im Land mit der Niederschlagung des<br />

Aufstandes. Fast zwei Wochen lang kam es immer wieder<br />

zu Kämpfen zwischen der Roten Armee und aufständischen<br />

Zivilisten, die 3 200 Todesopfer forderten.<br />

Schließlich musste sich Ungarn der Übermacht beugen.<br />

Die Anführer des Aufstandes, an ihrer Spitze Imre Nagy,<br />

wurden hingerichtet oder nach Sibirien verbannt. Über<br />

200 000 Ungarn flohen nach Österreich. Fast 70 000<br />

Menschen fanden hier eine neue Heimat, für die Mehrzahl<br />

der Flüchtlinge war Österreich Durchgangsstation<br />

auf dem Weg ins westliche Ausland.<br />

<strong>Der</strong> Prager Frühling<br />

In der kommunistischen Partei der Tschechoslowakei<br />

(ČSSR) setzten sich Ende der 60er Jahre die Reformkräfte<br />

um Alexander Dubček durch. Sie wollten die schwache<br />

Wirtschaft der ČSSR beleben und Privat initiative<br />

wieder zulassen. Die Einführung der Meinungs- und<br />

Reisefreiheit und die Aufhebung der Pressezensur<br />

Beschädigte sowjetische Panzer werden von der ungarischen Bevölkerung<br />

begutachtet.<br />

Sowjetische Panzer in Prag<br />

Die Sicherung der Grenze zu Ungarn war 1956 die erste Aufgabe des<br />

neu gegründeten österreichischen Bundesheeres.<br />

<strong>Stumme</strong>r Protest gegen die Besatzer am Prager Wenzelsplatz,<br />

August 1968<br />

85


6<br />

<strong>Der</strong> <strong>„Kalte</strong> <strong>Krieg“</strong><br />

führten zu einer öffentlichen Diskussion über das Machtmonopol<br />

der kommunistischen Partei (KP). Die anderen<br />

Staaten des Warschauer Paktes fürchteten ein Übergreifen<br />

der Reformideen auf ihre Länder und im August<br />

1968 marschierten Truppen der Sowjetunion, Polens,<br />

Ungarns und Bulgariens auf Befehl des sowjetischen<br />

KP-Chefs Leonid Breschnew in der Tschechoslowakei<br />

ein. Innerhalb von wenigen Stunden besetzten sie bei<br />

nur geringem Widerstand alle wichtigen Punkte des Landes.<br />

Die Reformen wurden rückgängig gemacht und die<br />

Führer der Bewegung des „Prager Frühlings“ wurden<br />

aus der kommunistischen Partei ausgeschlossen.<br />

Kubakrise<br />

Nach dreijährigem Bürgerkrieg stürzte 1959 Fidel<br />

Castro mit einer Gruppe von Guerillakämpfern den von<br />

den USA unterstützten Diktator Batista. Castro bekannte<br />

sich zum Kommunismus und führte eine Einparteiendiktatur<br />

nach dem Vorbild der UdSSR ein.<br />

Im Oktober 1962 machten amerikanische Aufklärungsflugzeuge<br />

Fotos von sowjetischen Raketenabschussrampen<br />

auf Kuba. Die Stationierung von Atomraketen der<br />

UdSSR in der Karibik bedrohte die USA unmittelbar. Bei<br />

einem Angriff würde keine Zeit zu einem Gegenschlag<br />

bleiben. Das Gleichgewicht des Schreckens war aus<br />

dem Lot geraten.<br />

US-Präsident Kennedy forderte in einer Fernsehansprache<br />

den sowjetischen Staatschef Chruschtschow auf,<br />

die Atomraketen abzuziehen. Gleichzeitig verhängte er<br />

eine Seeblockade gegen Kuba und versetzte die US-<br />

Streitkräfte in Alarmbereitschaft. Die ganze Welt hielt<br />

den Atem an. Würden die sowjetischen Schiffe, die Kurs<br />

auf Kuba hielten, versuchen, die Blockade zu durchbrechen?<br />

Nur wenige Seemeilen vor dem Blockadering<br />

drehten die Schiffe ab und Chruschtschow verkündete,<br />

dass die UdSSR die Atomraketen aus Kuba abziehen<br />

werde. Die Gefahr eines Atomkrieges war gebannt.<br />

Vor der Weltöffentlichkeit hatte Kennedy einen großen<br />

Sieg errungen. Hinter den Kulissen hatten die USA zu-<br />

Sowjetischer Frachter mit Raketenteilen an Bord auf dem Weg nach<br />

Kuba<br />

gestimmt, Kuba nicht anzugreifen und eigene Atomraketen<br />

aus der Türkei abzuziehen. Zur Verbesserung der<br />

Kommunikation zwischen den Supermächten wurde<br />

das so genannte Rote Telefon eingerichtet, eine direkte<br />

Leitung vom Kreml in Moskau ins Weiße Haus nach<br />

Washington.<br />

Ein Jahr vor der Kubakrise trafen sich Chruschtschow und Kennedy in<br />

Wien zu einem Gipfel der Supermächte.<br />

Krieg in Vietnam<br />

Obwohl es in der Zeit des Kalten Krieges zu keiner direkten<br />

militärischen Auseinandersetzung zwischen den<br />

Supermächten kam, führten sie wiederholt indirekt<br />

Krieg gegeneinander. Sie rüsteten feindliche Kriegsparteien<br />

mit Waffen aus oder griffen auch direkt in Konflikte<br />

zwischen kapitalistischen und kommunistischen Bewegungen<br />

ein.<br />

<strong>Der</strong> Vietnamkrieg begann als Kampf der kommunistischen<br />

Bewegung Ho Chi Minhs gegen Frankreich,<br />

das seine Kolonie Indochina nicht aufgeben wollte. Mit<br />

der Unterstützung Chinas konnten sich Ho Chi Minhs<br />

Soldaten 1954 gegen Frankreich durchsetzen. Vietnam<br />

wurde in ein kommunistisches Nordvietnam und ein<br />

kapitalistisches Südvietnam geteilt.<br />

Mit amerikanischer Unterstützung wurde Südvietnam<br />

zu einer rechtsgerichteten Militärdiktatur. Die versprochenen<br />

Wahlen wurden nicht abgehalten. <strong>Der</strong> Vietcong,<br />

die Kommunisten Südvietnams, starteten einen<br />

Guerillakrieg gegen die südvietnamesische Armee.<br />

Während der Vietcong von der Landbevölkerung und<br />

der nordvietnamesischen Armee unterstützt wurde und<br />

sich auf Waffenlieferungen aus China und aus der Sowjetunion<br />

verlassen konnte, wurde die südvietnamesische<br />

Armee von den USA versorgt. Aus Angst, auch Südvietnam<br />

könnte kommunistisch werden, schickten die USA<br />

ab 1961 immer mehr Soldaten und Kriegsmaterial nach<br />

Vietnam.<br />

Im August 1964 wurden US-Kriegsschiffe von nordvietnamesischen<br />

Booten beschossen. Die USA antworteten<br />

86


Für die amerikanischen Soldaten war es oft sehr schwer zwischen der<br />

Zivilbevölkerung und Vietcongkämpfern zu unterscheiden; dies führte zu<br />

Kriegsverbrechen der US-Armee.<br />

mit Flächenbombardements und der massiven Verstärkung<br />

ihrer militärischen Präsenz. 1968 hatten die USA<br />

bereits über 500 000 Soldaten in Vietnam stationiert.<br />

Trotz ihrer überlegenen Militärmacht konnten sich die<br />

USA im Dschungelkrieg gegen den Vietcong nicht durchsetzen.<br />

Schnelle Angriffe und das rasche Verschwinden<br />

der Vietcongkämpfer verhinderten, dass die USA ihre<br />

Luftüberlegenheit und ihre Waffentechnik effektiv einsetzen<br />

konnten. In den USA wurden Bilder von Verbrennungsopfern<br />

der Luftangriffe und von Kriegsverbrechen<br />

amerikanischer Soldaten gezeigt. Immer mehr<br />

Menschen forderten ein Ende des Vietnamkrieges.<br />

Schließlich zog US-Präsident Nixon die amerikanischen<br />

Truppen schrittweise aus Vietnam ab. Die alleingelassene<br />

südvietnamesische Armee konnte sich nur noch<br />

kurz halten und schließlich wurde Vietnam 1976 unter<br />

kommunistischer Herrschaft wieder vereinigt.<br />

<strong>Der</strong> Krieg hatte insgesamt 30 Jahre lang gedauert. Mehr<br />

als zwei Millionen Vietnamesen waren getötet worden,<br />

fast 60 000 Amerikaner kehrten nicht aus Vietnam zu-<br />

Die Protestbewegung gegen den Vietnamkrieg in den USA erfasste alle<br />

westlichen Demokratien und führte zu den Jugendprotesten der späten<br />

60er Jahre. Viele Jugendliche protestierten für mehr Offenheit und Freiheit<br />

im Bereich der Politik, der Sexualität und im Umgang mit der Vergangenheit.<br />

Die USA setzten im Vietnamkrieg Napalm ein, ein brennendes Gel, das<br />

alles in Brand steckt. Das Mädchen konnte sich nur retten, indem es<br />

sich die brennende Kleidung vom Körper riss.<br />

rück. Das Land war großflächig zerstört und noch jahrzehntelang<br />

litten Menschen an den von den USA zur<br />

Entlaubung des Urwaldes eingesetzten Chemikalien.<br />

Viele Menschen ertranken bei dem Versuch, mit kleinen<br />

Booten vor den Kommunisten übers Meer zu fliehen.<br />

Krieg in Afghanistan<br />

Mit dem Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan<br />

1979 weitete sich der afghanische Bürgerkrieg zu<br />

einem Stellvertreterkrieg zwischen Ost und West aus.<br />

Die Truppen der UdSSR unterstützten ein kommunistisches<br />

Regime, das versuchte sich gegen die Milizen<br />

von Stammesführern zu behaupten. Die von den USA<br />

mit Waffen und Beratern unterstützten Mudschaheddin<br />

kontrollierten die schwer zugänglichen Bergregionen,<br />

während die UdSSR versuchte, die wichtigsten Städte<br />

und Straßen vor Angriffen zu schützen. Keine der beiden<br />

Seiten konnte sich militärisch durchsetzen, allerdings<br />

lösten die andauernden Kämpfe eine große Flüchtlingswelle<br />

in die Nachbarländer Pakistan und Iran aus.<br />

<strong>Der</strong> neue Staatschef der Sowjetunion, Michail Gorbatschow,<br />

wollte den verlustreichen und teuren Krieg<br />

beenden und zog nach 10 Jahren die Truppen der<br />

UdSSR aus Afghanistan zurück.<br />

Damit war der Krieg in Afghanistan aber nicht zu Ende.<br />

Nach dem Sieg der Mudschaheddin entbrannte ein<br />

Kampf zwischen den verschiedenen Stammesführern<br />

um die Vorherrschaft im Land. Schließlich setzten sich in<br />

den meisten Landesteilen die Taliban, eine radikal-islamische<br />

Gruppierung, durch. Sie errichteten einen islamischen<br />

Gottesstaat und führten das islamische Recht<br />

ein. Mädchen durften nicht mehr in die Schule gehen,<br />

Frauen mussten aufhören zu arbeiten, außerdem gab es<br />

strenge Kleidervorschriften für Frauen und Männer.<br />

87


6<br />

<strong>Der</strong> <strong>„Kalte</strong> <strong>Krieg“</strong><br />

Da die USA die Mudschaheddin<br />

mit modernen Raketen ausgerüstet<br />

hatten, waren sie im Kampf gegen<br />

sowjetische Hubschrauber sehr erfolgreich.<br />

Nach den Terroranschlägen<br />

des 11. September<br />

2001 forderten die USA<br />

von den Taliban die Auslieferung<br />

des Terroristen<br />

Osama Bin Laden.<br />

Nachdem die Taliban jede<br />

Zusammenarbeit mit den<br />

USA abgelehnt hatten,<br />

formierte US-Präsident<br />

George Bush eine Allianz,<br />

um die Taliban von<br />

der Macht zu vertreiben.<br />

Die USA führten nun<br />

Krieg gegen die Kämpfer,<br />

die sie für den Kampf gegen<br />

die Sowjetunion ausgebildet<br />

hatten. Innerhalb<br />

weniger Monate gelang es der Allianz, den Großteil des<br />

Landes zu kontrollieren und die Taliban zu verdrängen.<br />

Allerdings ist das von mehr als 25 Jahren Krieg zerrüttete<br />

Land bis heute ein gefährlicher Unruheherd.<br />

Michael Gorbatschow zog 1989 die letzten sowjetischen Truppen aus<br />

Afghanistan ab.<br />

Zitate und Ereignisse<br />

Welche Zitate gehören zu welchen Ereignissen? Ergänze<br />

die richtige Zahl vor den Zitaten.<br />

1. Freier ungarischer Sender Petöfi, Volksaufstand in<br />

Ungarn 1956<br />

2. Nikita Chruschtschow (sowjetischer KP-Chef),<br />

Kubakrise 1962<br />

3. Nationale Befreiungsfront Südvietnams,<br />

Vietnamkrieg 1965<br />

4. Leonid Breschnew (sowjetischer KP-Chef),<br />

Prager Frühling 1968<br />

5. Jimmy Carter (US-Präsident),<br />

Sowjetische Invasion in Afghanistan 1980<br />

„Die sowjetische Regierung betrachtet [Ihre Aktion]<br />

als Verletzung des Rechts auf freie Fahrt in internationalen<br />

Gewässern, die die Menschheit näher an<br />

den Abgrund eines Atomkrieges bringt.“<br />

„Wenn eine ernste Gefahr für die Sache des Sozialismus<br />

in einem Lande entsteht – dann wird das nicht<br />

nur zu einem Problem für das Volk dieses Landes,<br />

sondern zu einem Gegenstand der Sorge aller sozialistischen<br />

Länder.“<br />

„Die Sowjetunion hat einen neuen radikalen und<br />

aggressiven Schritt gesetzt. Sie setzt ihre große<br />

Militärmacht gegen eine kleine, wehrlose Nation<br />

ein.“<br />

„Helft uns nicht mit Erklärungen, sondern mit Taten,<br />

mit Soldaten, mit Waffen. Vergesst nicht, dass es<br />

für die Sowjets bei ihrem brutalen Ansturm kein<br />

Halten gibt.“<br />

„Das heldenhafte südvietnamesische Volk ist entschlossen,<br />

die US-Imperialisten zu vertreiben, um<br />

Südvietnam zu befreien.“<br />

Kennedy an die Welt<br />

Am 22. Oktober 1962 wandte sich der amerikanische<br />

Präsident Kennedy in einer Fernsehansprache an die<br />

Welt und an Nikita Chruschtschow, den Staatschef der<br />

UdSSR. Lies die Rede Kennedys und erstelle in deinem<br />

Heft eine Liste mit drei Spalten. Welche Aktionen hat<br />

Kennedy bereits gesetzt? Womit droht er? Welche Angebote<br />

macht er?<br />

„Im Laufe der letzten Woche haben eindeutige Beweise<br />

die Tatsache erhärtet, dass derzeit [auf Kuba] mehrere<br />

Anlagen für Angriffsraketen errichtet werden. <strong>Der</strong> Zweck<br />

dieser Anlagen kann nur darin bestehen, die Möglichkeit<br />

eines Atomschlags gegen die westliche Hemisphäre zu<br />

schaffen. Einige der bereits aufgebauten Kurzstreckenraketen<br />

sind in der Lage Washington D.C. oder jede andere<br />

Stadt im Südosten der USA zu treffen. Unsere Politik war<br />

geprägt von Zurückhaltung, aber jetzt ist es an der Zeit<br />

in Aktion zu treten. Wir werden das Risiko eines weltweiten<br />

Atomkrieges nicht voreilig eingehen, wir werden<br />

dieses Risiko aber auch nicht scheuen, falls es eingegangen<br />

werden muss.<br />

Zur Verteidigung unserer eigenen Sicherheit und der Sicherheit<br />

der westlichen Hemisphäre habe ich angeordnet,<br />

dass die folgenden Schritte gesetzt werden:<br />

Erstens: Eine strenge Blockade aller Schiffe, die militärische<br />

Ausrüstung nach Kuba bringen.<br />

Zweitens: Eine genaue Beobachtung der Entwicklung<br />

auf Kuba. Sollte der Ausbau der militärischen Anlagen<br />

weitergehen, habe ich die bewaffnete Macht der USA<br />

angewiesen, für mögliche Aktionen bereit zu stehen.<br />

Drittens: Jeden atomaren Angriff von Kuba auf ein Land<br />

der westlichen Hemisphäre werten wir als einen An-<br />

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griff der Sowjetunion auf unsere Nation, der einen umfassenden<br />

Gegenschlag nach sich zieht.<br />

Viertens: Als Sofortmaßnahme habe ich die US-Streitkräfte<br />

auf Guantanamo verstärkt.<br />

Fünftens: Wir haben unsere Verbündeten auf der ganzen<br />

Welt alarmiert.<br />

Sechstens: Wir haben für heute Abend eine Sondersitzung<br />

des Sicherheitsrates [der UNO] einberufen, um<br />

eine Resolution einzubringen, die den sofortigen Abzug<br />

der Offensivwaffen von Kuba fordert.<br />

Siebtens und Letztens: Ich appelliere an den Vorsitzenden<br />

Chruschtschow, diese Bedrohung für den Weltfrieden<br />

zu beenden und die Beziehungen zwischen unseren zwei<br />

Nationen zu verbessern. Ich ersuche ihn außerdem, den<br />

Versuch aufzugeben, die Welt zu dominieren und mit uns<br />

das Wettrüsten zu beenden und damit die Geschichte<br />

der Menschheit zu verändern.“<br />

Bürgerrechtsbewegung<br />

Studiere die drei Karteikärtchen mit Informationen über die wichtigsten Personen und Aktionen der amerikanischen<br />

Bürgerrechtsbewegung der 60er Jahre. Ergänze die im Text auf der folgenden Seite fehlenden Wörter.<br />

Rosa Parks:<br />

Geboren 1913 in Alabama; Näherin; Aktivistin für mehr Rechte für<br />

farbige Amerikaner; wird 1955 verhaftet, weil sie sich weigert, ihren<br />

für Weiße reservierten Sitzplatz in einem Bus aufzugeben; weitere<br />

Tätigkeit als Aktivistin und Aushängeschild der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung;<br />

Empfängerin zahlreicher Orden und Auszeichnungen;<br />

gestorben 2005.<br />

Martin Luther King:<br />

Geboren 1929 in Georgia; Baptistenpfarrer; Studium<br />

an der Universität von Boston; Organisator des Busboykotts<br />

von Montgomery nach der Verhaftung von<br />

Rosa Parks; Erfolg vor Gericht, Aufhebung der Rassentrennung<br />

in öffentlichen Verkehrsmitteln; Anführer der<br />

Bürgerrechtsbewegung und der größten Protestkundgebung<br />

in Washington; Aktivist gegen den Vietnamkrieg;<br />

Friedensnobelpreisträger 1964; 1968 ermordet.<br />

Methoden des Widerstandes:<br />

Aufbau von „Freedom Schools“, damit mehr Amerikaner afrikanischer<br />

Herkunft Lesen und Schreiben lernen und damit ihr Wahlrecht ausüben<br />

können; „Sit-Ins“, farbige Amerikaner blockieren in Restaurants<br />

Sitzplätze, die nur für Weiße vorgesehen sind; „Freedom Rides“, Studenten<br />

mit afrikanischen Wurzeln ignorieren das Verbot für Farbige,<br />

Fernstreckenbusse zu nutzen; außerdem Demonstrationen und Protestmärsche.<br />

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