1 1. Herbstschule 2003 System Erde Planet Erde Montag, 9 ... - DMG
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Blütenpflanzen ist größer als im Umland, viele neue Arten wandert immer noch ein; dies gilt<br />
auch für Tiere, zumindest viele Wirbellose. Außerdem ist für viele Tierarten, besonders<br />
Kulturfolger, das Nahrungsangebot ganzjährig hoch. Habitate sind dagegen stark vereinzelt.<br />
4. Satellitenanwendungen: Der Blick auf das <strong>System</strong> <strong>Erde</strong> von außen:<br />
CHAMP und GRACE<br />
Prof. Christoph Reigber, GFZ Potsdam<br />
Der Satellit CHAMP und die beiden Satelliten der Mission GRACE umkreisen die <strong>Erde</strong> auf<br />
polaren Bahnen in niedriger Höhe. Aus ihren Messungen wurde ein präzises Modell des<br />
Erdschwerefeldes abgeleitet. Was verbirgt sich eigentlich hinter dem als »Potsdamer<br />
Kartoffel« bekannt gewordenen Bild unseres <strong>Planet</strong>en?<br />
Die in räumlicher und zeitlicher Auflösung verbesserte Messung des Schwerefelds der <strong>Erde</strong>,<br />
und damit ein immer präziseres und detailreicheres Bild der »Potsdamer Kartoffel«, ist eine<br />
wichtige Aufgabe für die Erkundung unseres <strong>Planet</strong>en und war Anlass für die neuen<br />
Satellitenmissionen CHAMP und GRACE sowie weitere bereits geplante Missionen. Die<br />
Wissenschaftsdisziplinen der Geodäsie, Geophysik, Ozeanographie, Glaziologie und<br />
Klimatologie profitieren unmittelbar von Fortschritten auf diesem Gebiet. Die Anwendung<br />
und wissenschaftliche Nutzung globaler Erdschwerefeldmodelle ermöglichen Studien<br />
bezüglich Aufbau und Dynamik des Erdinnern bis hin zu Untersuchungen von an der<br />
Erdoberfläche periodisch und langfristig ablaufenden Prozessen im Wasser- und Eishaushalt.<br />
5. Seismologie - Erdbeben und die Tomographie des Erdkörpers<br />
Prof. Rainer Kind, GFZ Potsdam<br />
Das Wort Erdbeben ist ein Schreckenswort, es bedeutet Zerstörung und Tod. Wie kommt es<br />
zu Erdbeben, wie kann man sich vor ihnen schützen? Erdbeben lassen sich nicht verhindern,<br />
Möglichkeit und Nutzen einer Vorhersage ist sehr umstritten, maximalen Schutz bietet nur<br />
eine sichere Bauweise der Häuser.<br />
Erdbeben haben aber auch einen Nutzeffekt. Ernst von Rebeur-Paschwitz wies schon im Jahre<br />
1889 durch Messungen auf dem Telegrafenberg in Potsdam nach, dass die von Erdbeben<br />
abgestrahlten seismischen Wellen den gesamten Erdkörper durchlaufen und uns Einblicke in<br />
das Innere der <strong>Erde</strong> erlauben. Ohne die so ermöglichte seismischen Tomographie, die sehr<br />
vergleichbar ist mit der medizinischen Tomographie, würden uns die wichtigsten<br />
Voraussetzungen fehlen, das <strong>System</strong> <strong>Erde</strong> zu verstehen.<br />
Einstein bezeichnete z.B. noch am Anfang des letzten Jahrhunderts die Frage nach den<br />
Ursachen des Erdmagnetfeldes als eines der größten ungelösten wissenschaftlichen Probleme<br />
der Menschheit. Das war kurz bevor mithilfe der Seismologie die Existenz eines Erdkernes<br />
aus flüssigem Eisen nachgewiesen wurde, der das Erdmagnetfeld erklärt. Heute sind die<br />
Seismologen bemüht, eine weitere große Lücke zu füllen, die uns noch zum Verständnis des<br />
<strong>System</strong>s <strong>Erde</strong> fehlt: nämlich die Frage nach dem Verlauf des Wärmeaustausches zwischen<br />
dem 5000 °C heißem Kern und der kalten Erdoberfläche. Die resultierende Mantelkonvektion<br />
ist die treibende Kraft der Plattentektonik, die seit vierzig Jahren die dominierende<br />
geologische Theorie ist. Alle geologischen Vorgänge, wie Entstehung von Kontinenten,<br />
Ozeanen, Gebirgen, Erdbeben, Vulkanen, Sedimentbecken und damit auch von<br />
Bodenschätzen, werden mit dieser Theorie erklärt.<br />
Die Seismologie ist in der Lage, über die dreidimensionale Verteilung der seismischen<br />
Geschwindigkeiten im Erdkörper, die dreidimensionale Verteilung der Temperatur und<br />
Dichte zu bestimmen. Gegenwärtig wird versucht aus den Verteilungsmustern dieser<br />
Parameter den Verlauf des aufströmenden heißen Materials und des absinkenden kalten<br />
Materials im Erdmantel zu erkennen. Wenn diese Muster mit ausreichender Auflösung<br />
bekannt sind, sollte der Zusammenhang zwischen Plattentektonik und Mantelkonvektion<br />
erklärbar werden. Aber auch für die Plattentektonik selbst ist die Seismologie unverzichtbar.<br />
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