02.11.2013 Aufrufe

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

63773 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 698<br />

friedigung ihn die Natur auf die Kräfte dieses Leibes<br />

verweist, ausgedrückt ist, schmerzlich bewußt, <strong>und</strong><br />

auch zugleich, daß er, ohne Unrecht zu thun, jene<br />

Verneinung auf alle Weise abwehren könnte, wenn es<br />

ihm nicht an der Macht gebräche. <strong>Die</strong>se rein moralische<br />

Bedeutung ist die einzige, welche Recht <strong>und</strong> Unrecht<br />

für den Menschen <strong>als</strong> Menschen, nicht <strong>als</strong><br />

Staatsbürger haben, die folglich auch im Naturzustande,<br />

ohne alles positive Gesetz, bliebe <strong>und</strong> welche<br />

die Gr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> den Gehalt alles dessen ausmacht,<br />

was man deshalb Naturrecht genannt hat, besser aber<br />

moralisches Recht hieße, da seine Gültigkeit nicht auf<br />

das Leiden, auf die äußere Wirklichkeit, sondern nur<br />

auf das Thun <strong>und</strong> die aus diesem dem Menschen erwachsende<br />

Selbsterkenntniß seines individuellen <strong>Wille</strong>ns,<br />

welche Gewissen heißt, sich erstreckt, sich aber<br />

im Naturzustande nicht in jedem Fall auch nach<br />

außen, auf andere Individuen, geltend machen <strong>und</strong><br />

verhindern kann, daß nicht Gewalt statt des Rechts<br />

herrsche. Im Naturzustande hängt es nämlich von<br />

Jedem bloß ab, in jedem Fall nicht Unrecht zu thun,<br />

keineswegs aber in jedem Fall nicht Unrecht zu leiden,<br />

welches von seiner zufälligen äußern Gewalt abhängt.<br />

Daher sind die Begriffe Recht <strong>und</strong> Unrecht<br />

zwar auch für den Naturzustand gültig <strong>und</strong> keineswegs<br />

konventionell; aber sie gelten dort bloß <strong>als</strong> moralische<br />

Begriffe, zur Selbsterkenntniß des eigenen<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!