10. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr A - Katholisches Bibelwerk
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<strong>Katholisches</strong> <strong>Bibelwerk</strong><br />
Lektorenhilfe<br />
<strong>10.</strong> <strong>Sonntag</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahreskreis</strong> A<br />
1. Lesung<br />
<strong>10.</strong> <strong>Sonntag</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahreskreis</strong><br />
<strong>Lesejahr</strong> A<br />
1. Lesung: Hos 6,3-6<br />
1. Hinführungstext zum Vortragen vor der Lesung<br />
Der Prophet Hosea tritt <strong>im</strong> 8. Jahrhundert vor Christus <strong>im</strong> Nordreich Israels auf. Wie ein roter<br />
Faden durchzieht das Buch Hosea der Vorwurf, Israel habe Gott vergessen. Zwar nehmen die<br />
Heiligtümer und die prunkvollen Opferfeiern zu, doch die innere Beziehung zu Gott selbst ist<br />
verloren gegangen, genauso wie die Liebe zu den Menschen. Wir hören ein Bußgebet des<br />
Volkes Israel, auf das Gott offen und kritisch aus seiner Perspektive antwortet.<br />
Alternativtext<br />
Der Prophet Hosea ruft Israel zur wahren Gotteserkenntnis auf, zur Anerkenntnis Gottes als<br />
Jahwe, der nichts anderes als die Liebe selbst ist und mit den Menschen eine personale<br />
Beziehung eingehen möchte. Ein Gottesverhältnis der Liebe drückt sich in einem liebenden<br />
und solidarischen Miteinander unten den Menschen aus.<br />
(Natascha Rohringer-Haberl)<br />
2. Praktische Tipps zum Vorlesen<br />
a. Textumfang<br />
Der Lesungstext ist Teil eines Dialoges zwischen Gott und Israel, Hos 5,8-6,6.<br />
Nach Gottes harter Analyse über den schl<strong>im</strong>men Zustand seines Volkes folgt ein Bußgebet<br />
Israels in Hos 6,1-3, gespickt mit guten Vorsätzen. Aber Gott antwortet in den Versen 4-6 mit<br />
schonungsloser Kritik: Das wird nicht anhalten, ebenso wie die Opferfeiern.<br />
Um den Text verstehen zu können in seiner Schärfe, sollten die Verse Hos 6,1-2 wenigstens<br />
dazu gelesen werden. Die Gottesantwort kann sonst nicht verstanden werden. Ebenso ist eine<br />
Hinführung zur Lesung gut, die auf den Dialog Volk-Gott hinweist.<br />
b. Betonen<br />
Lesung<br />
aus dem Buch Hosea<br />
[1 Kommt, wir kehren zum Herrn zurück!<br />
Denn er hat Wunden gerissen, er wird uns auch heilen;<br />
er hat verwundet, er wird auch verbinden.<br />
2 Nach zwei Tagen gibt er uns das Leben zurück,<br />
am dritten Tag richtet er uns wieder auf, und wir leben vor seinem Angesicht.]<br />
3 Lasst uns streben nach Erkenntnis,<br />
nach der Erkenntnis des Herrn.<br />
Er kommt so sicher wie das Morgenrot;<br />
er kommt zu uns wie der Regen,<br />
wie der Frühjahrsregen, der die Erde tränkt.<br />
Kath. <strong>Bibelwerk</strong> e.V. www.bibelwerk.de<br />
Die Lektorenhilfe ist kostenlos, Spenden sind willkommen: Konto 645 1551, Liga Stuttgart, BLZ 75090 300<br />
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<strong>Katholisches</strong> <strong>Bibelwerk</strong><br />
Lektorenhilfe<br />
<strong>10.</strong> <strong>Sonntag</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahreskreis</strong> A<br />
1. Lesung<br />
4 Was soll ich tun mit dir, Efra<strong>im</strong>?<br />
Was soll ich tun mit dir, Juda?<br />
Eure Liebe ist wie eine Wolke am Morgen<br />
und wie der Tau, der bald vergeht.<br />
5 Darum schlage ich drein durch die Propheten,<br />
ich töte sie durch die Worte meines Mundes.<br />
Dann leuchtet mein Recht auf wie das Licht.<br />
6 Liebe will ich, nicht Schlachtopfer,<br />
Gotteserkenntnis statt Brandopfer.<br />
c. St<strong>im</strong>mung, Modulation<br />
Das Bußgebet Israels, Hos 6 1-3 klingt aufmunternd und beschwichtigend. Man redet sich<br />
guten Mut zu: „Es wird schon wieder. Es wird alles wieder gut.“ So sollte der Text auch<br />
vorgetragen werden, wie wenn man sich in Ängsten ganz tröstlich beschwichtigt.<br />
Die Gottesrede ab Vers 4 klingt eher ratlos angesichts der Verstocktheit und mangelnden<br />
Bereitschaft zur wirklichen Umkehr. Damit begründet Gott das harte Vorgehen der Propheten.<br />
Zum Schluss sagt er sehr engagiert und emotional, was sein tiefster Wunsch und Wille ist. Im<br />
Vers 6 soll be<strong>im</strong> Vortragen der Kontrast stark hervortreten, damit deutlich wird, wie Gottes<br />
Einstellung eine ganz andere ist als die seines Volkes.<br />
d. Besondere Vorleseform<br />
Für diesen Text bietet sich von der Form her der Dialog an, der <strong>im</strong> Text ja auch gegeben ist,<br />
aber ohne rollenverteiltes Sprechen oft nicht erkannt wird.<br />
Zunächst wird von einem/r Lektor/in der erste Hinführungstext (s. oben) vorgelesen. Dazu<br />
wird folgender Satz hinzugefügt:<br />
Wir hören erst das Gebet des Volkes Israel, dann die Antwort Gottes.<br />
V 1-3 lesen mehrere (mindestens zwei) Lektor(inn)en. So wird deutlich, dass es ein Gebet des<br />
Volkes ist. Das synchrone Lesen muss eingeübt werden, zumal, wenn der beschwichtigende<br />
Ton des Gebets hörbar sein soll.<br />
V 6,4-6 liest ein/e andere/r Lektor/in.<br />
Empfehlenswert: Diejenigen, die V 1-3 lesen und der/diejenige, der/die V 4-6 lesen, stehen<br />
einander gegenüber. So wird die verschiedene Perspektive deutlich.<br />
3. Textauslegung aus der Reihe „Gottes Volk“<br />
Das gesamte Buch Hosea ist durchzogen von der werbenden Liebe Gottes zu seinem Volk,<br />
das ihn verlassen und vergessen hat. Die Kritik des Propheten Hosea richtet sich gegen die<br />
Zustände in Kult und Politik <strong>im</strong> Nordreich Israel am Ende des 8. Jh. v. Chr. Die<br />
Gottvergessenheit Israels zeigt sich in der Verehrung von Götzen und in der mangelnden<br />
Solidarität mit den Schwachen. Die Priester- und Beamtenschaft ist nur auf den eigenen<br />
Vorteil bedacht und setzt in der Außenpolitik ihre Hoffnung auf fremde Fürsten, allen voran<br />
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<strong>Katholisches</strong> <strong>Bibelwerk</strong><br />
Lektorenhilfe<br />
<strong>10.</strong> <strong>Sonntag</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahreskreis</strong> A<br />
1. Lesung<br />
auf das mächtige Assyrerreich. Unablässig ruft Hosea sein Volk zur Umkehr und zur<br />
Vergebungsbitte. Seine Umkehrpredigt scheint in unserem Text ein positives Echo gefunden<br />
zu haben.<br />
V. 3 ist der Schlussteil eines Bußliedes des Volkes, das in Hos 6,1 beginnt. Das Erstreben der<br />
Gotteserkenntnis meint nichts Intellektuelles, sondern die Anerkenntnis Jahwes als die Liebe<br />
selbst, der <strong>im</strong> Menschen einen liebenden und treuen Partner finden möchte. Israel scheint<br />
erkannt zu haben, dass Gott der einzig wahre Lebensspender ist. Doch ist es in seiner Liebe zu<br />
Gott wankelmütig, ein unsicherer Partner, wie es die Antwort Gottes auf die Vergebungsbitte<br />
in den VV. 4-6 beschreibt. Im letzten Satz, der übrigens auch <strong>im</strong> heutigen Evangeliumstext<br />
zitiert wird, wird hingegen Gottes Forderung noch einmal auf den Punkt gebracht: Er will<br />
keine scheinheiligen Opfer, hinter denen sich eine ungerechte und unsolidarische Gesellschaft<br />
versteckt, sondern eine wirkliche personale Beziehung.<br />
Der Text stellt aber auch kritische Fragen an unseren Gottes-Dienst. Ist unser liturgisches<br />
Feiern von hohler Äußerlichkeit? Sind wir typische "<strong>Sonntag</strong>schristen", die den Rest der<br />
Woche Gott vergessen? Oder lassen wir uns durch Gottes Liebe und seine Nähe verwandeln,<br />
um unseren Mitmenschen in Vertrauen und Offenheit zu begegnen, und damit ein Zeichen der<br />
Gerechtigkeit Gottes und der Hoffnung auf ein friedliches Miteinander zu setzen?<br />
(Natascha Rohringer-Haberl)<br />
Dipl.-Theol. Anneliese Hecht<br />
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