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AK Lehramtsstudium<br />

Dr. Karl Hehl<br />

Die Vorlesung „Elemente <strong>de</strong>r Geometrie“<br />

<strong>Herr</strong> <strong>Prof</strong>. Aumann hält im laufen<strong>de</strong>n Wintersemester an <strong>de</strong>r TU Karlsruhe eine<br />

Vorlesung mit <strong>de</strong>m Titel „Elemente <strong>de</strong>r Geometrie“ ab. Die Vorlesung glie<strong>de</strong>rt sich in<br />

drei Teile:<br />

• Einige Ergebnisse <strong>de</strong>r euklidischen Geometrie:<br />

Es wird auf einige Ergebnisse, die in <strong>de</strong>n Vorlesungen Lineare Algebra und<br />

Analytische Geometrie nur am Ran<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r gar nicht behan<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n sind,<br />

eingegangen. Hier wer<strong>de</strong>n auch algorithmische Aspekte einbezogen, die<br />

beim Rechnereinsatz eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle spielen.<br />

• Axiomatischer Aufbau <strong>de</strong>r euklidischen Geometrie:<br />

Es wird ein Axiomensystem für eine euklidische Ebene betrachtet. Dabei wird<br />

insbeson<strong>de</strong>re die Rolle <strong>de</strong>s Parallelenaxioms untersucht und auf die<br />

hyperbolische Geometrie als erste „nichteuklidische Geometrie“<br />

eingegangen.<br />

• Nichteuklidische Geometrien:<br />

In Anlehnung an die Klassifikation von Felix Klein wird ein breites Spektrum<br />

an nichteuklidischen Geometrien untersucht.<br />

Üblicherweise geht man in mathematischen Vorlesungen so vor, dass<br />

man zunächst allgemeine Theorie entwickelt und anschließend (sofern noch Zeit<br />

bleibt) beson<strong>de</strong>rs interessieren<strong>de</strong> Spezialfälle behan<strong>de</strong>lt. Mit dieser Vorlesung<br />

beschreitet <strong>Prof</strong>. Aumman genau <strong>de</strong>n umgekehrten Weg.Er geht aus von <strong>de</strong>r<br />

wohlbekannten euklidischen Ebene, betrachten anschließend<br />

ihre axiomatischen Grundlagen und untersucht erst dann allgemeinere<br />

Fragestellungen. Dadurch dürfte es leichter fallen, <strong>de</strong>m Gedankengang zu folgen<br />

sowie das Gemeinsame und das Trennen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Geometrien zu<br />

erfassen.<br />

Die Grobeinteilung führt zu <strong>de</strong>m folgen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>tailierten<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Einige Ergebnisse <strong>de</strong>r euklidischen Geometrie<br />

1 Vorbereitungen<br />

1.1 Bezeichnungen. .<br />

1.2 Elementare Sätze<br />

1.3 Bewegungen<br />

1.4 Teilverhältnis und Doppelverhältnis<br />

2 Das Dreieck<br />

1


2.1 Eineinheitliches Beweisprinzip<br />

2.2 Euler’sche Gera<strong>de</strong> und Feuerbach’scher Kreis<br />

2.3 Baryzentrische Koordinaten.<br />

3 Kreis und Kugel<br />

3.1 Die isoperimetrische Ungleichung<br />

3.2 Die Inversion am Kreis<br />

3.3 Kreisscharen<br />

3.4 Die stereographische Projektion<br />

4 Algorithmische Geometrie<br />

4.1 Algorithmen<br />

4.2 Konvexe Polygone<br />

4.3 Lokalisierung eines Punktes<br />

4.4 Konvexe Hülle<br />

Axiomatischer Aufbau <strong>de</strong>r euklidischen Geometrie<br />

5 Ein Axiomensystem <strong>de</strong>r euklidischen Geometrie<br />

5.1 Vorbemerkungen<br />

5.2 Das Axiomensystem<br />

5.3 Die absolute Ebene<br />

5.4 Winkel im Dreieck<br />

5.5 Das Parallelenaxiom<br />

.<br />

6 Hyperbolische Geometrie<br />

6.1 Definition<br />

6.2 Das Poincaré-Mo<strong>de</strong>ll<br />

6.3 Weitere Mo<strong>de</strong>lle<br />

III Nichteuklidische Geometrien<br />

7 Die projektive Ebene<br />

7.1 Definition<br />

7.2 Endliche projektive Ebenen<br />

7.3 Projektive Ebenen über einem Schiefkörper<br />

.<br />

8 Der reelle projektive Raum<br />

8.1 Definitionen<br />

8.2 Die komplexe Erweiterung<br />

8.3 Koordinatensystem<br />

8.4 Doppelverhältnis<br />

8.5 Projektivitäten<br />

8.6 Vom projektiven zum affinen Raum<br />

9 Quadriken<br />

9.1 Definition und Klassifikation<br />

9.2 Quadrik und Gera<strong>de</strong><br />

10 Cayley-Klein-Geometrien<br />

2


10.1 Motivation und Definition<br />

10.2 Die Cayley-Klein-Gera<strong>de</strong>n und ihre Bewegungen<br />

10.3 Die Cayley-Klein-Ebenen und ihre Bewegungen<br />

11 Abstands- und Winkelmetrik<br />

11.1 Abstän<strong>de</strong><br />

11.2 Dualitätsbeziehungen und Winkelmessung<br />

11.3 Affine Schauplätze<br />

Voraussetzungen für die Teilnahme<br />

Die Vorlesung ist so aufgebaut, dass sie nur Voraussetzungen aus <strong>de</strong>n<br />

Anfängervorlesungen, insbeson<strong>de</strong>re aus <strong>de</strong>r Vorlesung Lineare Algebra und<br />

Analytische Geometrie, benötigt.<br />

Übungsscheine<br />

Es wer<strong>de</strong>n benotete Übungsscheine ausgegeben, die die erfolgreiche Teilnahme<br />

an <strong>de</strong>n Übungen bestätigen. Im Allgemeinen wird je<strong>de</strong> Woche ein Übungsblatt<br />

mit Übungsaufgaben (Hausaufgaben) ausgeteilt. Die abgegebenen Lösungen<br />

wer<strong>de</strong>n korrigiert und bewertet. Einen Übungsschein erhalten die teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

Stu<strong>de</strong>nten, wenn Sie min<strong>de</strong>stens 50% <strong>de</strong>r in diesen Hausaufgaben erreichbaren<br />

Punkte erzielt haben. Die Note ergibt sich dann folgen<strong>de</strong>rmaßen: Ab 50% + n ·<br />

10% <strong>de</strong>r maximal möglichen Punktzahl erhält <strong>de</strong>r Teilnehmer einen<br />

Übungsschein mit <strong>de</strong>r Note 4, 0 - n<br />

Persönliche Stellungnahme<br />

Während <strong>de</strong>r Herbstferien gab mir <strong>Prof</strong>. Aumann die Gelegenheit insgesamt vier<br />

Stun<strong>de</strong>n seine Vorlesung zu besuchen. An diesen zwei Tagen nahmen<br />

insgesamt ca. 40 bis 50 Stu<strong>de</strong>nten an <strong>de</strong>r Vorlesung teil.In <strong>de</strong>r ersten<br />

Doppelstun<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Satz von Ceva und seine Umkehrung hergeleitet.<br />

Dieser Satz wur<strong>de</strong> dann verwen<strong>de</strong>t, um zu zeigen, dass in einem beliebigen<br />

Dreieck sich die Seitenhalbieren<strong>de</strong>, die Höhengera<strong>de</strong>n, die Mittelsenkrechten<br />

und die Winkelhalbieren<strong>de</strong>n jeweils in einem Punkt schnei<strong>de</strong>n. Der Satz von<br />

Ceva war also das im Inhaltsverzeichnis aufgeführte einheitliche Beweisprinzip.<br />

Dieser Satz wur<strong>de</strong> auch verwen<strong>de</strong>t, um zu erkennen, dass <strong>de</strong>r Schwerpunkt, <strong>de</strong>r<br />

Umkreismittelpunkt und <strong>de</strong>r Höhenschnittpunkt auf einer Gera<strong>de</strong> (Euler’sche<br />

Gera<strong>de</strong>) liegen.Schließlich half er auch noch, die Eigenschaften <strong>de</strong>s<br />

Feuerbachschen Kreises zu erkennen. Diese einheitliche Vorgehensweise hat<br />

natürlich eine ästhetische Dimension, die so nicht im Unterricht von zukünftigen<br />

<strong>Lehrer</strong>n verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n kann. Dennoch ist das Hintergrundwissen für einen<br />

<strong>Lehrer</strong> sehr nützlich.<br />

In <strong>de</strong>r zweiten Doppelstun<strong>de</strong> stand die isoperimetrische Ungleichung im<br />

Mittelpunkt. Dazu wur<strong>de</strong> zunächst <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r Jordankurve als eine<br />

doppelpunktfreie geschlossene und stückweise stetig differenzierbare ebene<br />

Kurve eingeführt. Als Beispiel dienten, entsprechen<strong>de</strong> Polygonzüge. Der recht<br />

tief liegen<strong>de</strong> Jordan’ sche Kurvensatz wur<strong>de</strong> lediglich zitiert und konnte nicht<br />

bewiesen wer<strong>de</strong>n. Er besagt, dass das Komplement einer Jordankurve die<br />

disjunkte Vereinigung zweier Gebiete (offen und zusammenhängend) ist, von<br />

<strong>de</strong>nen eines beschränkt und das an<strong>de</strong>re unbeschränkt ist. Der Jordan’sche<br />

3


Kurvensatz ist einer jener merkwürdigen Sätze, <strong>de</strong>ren Beweis tief liegend und<br />

<strong>de</strong>ren Aussage doch extrem anschaulich ist. Die isoperimetrische Ungleichung<br />

lautet nun:<br />

2<br />

L( ) 4A( ), wenn L( )<br />

die Länge <strong>de</strong>r Jordankurve und A( )<br />

<strong>de</strong>r<br />

Flächeninhalt ihres beschränkten Innengebiets ist. Hier gilt die Gleichheit genau<br />

dann, wenn ein Kreis ist. Der Beweis kann im Wesentlichen darauf<br />

zurückgeführt wer<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r Rand eines Dreiecks ist. Der von <strong>Prof</strong>.<br />

Aumann für diesen Fall vorgestellte Beweis war extrem anschaulich und die<br />

ausgezeichneten Zeichnungen an <strong>de</strong>r Tafel halfen darüber hinaus, alles gut zu<br />

verstehen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass man in einer Mathematik - AG<br />

diese I<strong>de</strong>en aufgreift und behan<strong>de</strong>lt.<br />

Insgesamt waren für mich diese vier Stun<strong>de</strong>n ein Gewinn. Vielleicht gelingt es ja<br />

auch <strong>de</strong>n zukünftigen <strong>Lehrer</strong>n genau so wie <strong>Prof</strong>. Aumann dieses spannen<strong>de</strong><br />

Element, das Mathematik beinhalten kann, zu vermitteln. Die Grundlagen dafür<br />

wer<strong>de</strong>n je<strong>de</strong>nfalls durch eine <strong>de</strong>rartige Vorlesung geschaffen.<br />

4

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