55 Gründe Ingenieur zu werden
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Widerstrebende Kräfte und unwirtliche Rahmenbedingungen sind<br />
nicht Ausnahme, sondern Regel des <strong>Ingenieur</strong>slebens. Das mag<br />
unromantisch sein, ist für das Überleben der Menschheit aber von<br />
einiger Bedeutung.<br />
Auf der einen Seite <strong>Ingenieur</strong>e und Naturwissenschaftler, auf der<br />
anderen die Schöngeister – so hat sich Deutschland aufgestellt. Im<br />
besten Fall sind <strong>Ingenieur</strong>e die Paria des deutschen Hochschulwesens,<br />
im schlimmsten Fall die Gehilfen des Todes, verantwortlich<br />
für Kraftwerke, Raketen oder andere Gerätschaften, die qualmen<br />
und mithin böse sind. Die gesellschaftlich akzeptierte Technikskepsis<br />
ist in Deutschland immens. Die geistige und ästhetische<br />
Elite des Landes bilden die Geisteswissenschaftler – Soziologen,<br />
Pädagogen, Politologen, allerlei flotte Typen, die seit den sechziger<br />
Jahren nichts Geringeres planten als eine neue Gesellschaft und damit<br />
auf jeder Studentenparty schon mal ganz praktisch anfingen.<br />
Die flotten Denker mit den langen Haaren, die von den Mädchen<br />
umschwärmt wurden, betrachteten wir schon als <strong>Ingenieur</strong>studenten<br />
mit einer gewissen Neugier und nicht ganz frei von Neid.<br />
Was war so spannend an diesen Kerlen, die nicht einmal wussten,<br />
was die Loschmidt-Konstante ist?<br />
Ein leichtes Unbehagen kam hin<strong>zu</strong>: Denn wir <strong>Ingenieur</strong>e waren<br />
in dieser neuen Gesellschaft bestenfalls als Randexistenzen vorgesehen.<br />
In den siebziger Jahren herrschte schließlich der Mythos, dass<br />
der Techniker künftig kaum mehr gebraucht <strong>werden</strong> würde. Diese<br />
Annahme hat sich als gewaltiger Irrtum erwiesen – mit der unschönen<br />
Folge, dass der deutschen Wirtschaft jedes Jahr Zehntausende<br />
<strong>Ingenieur</strong>e fehlen. Wobei man der Ehrlichkeit halber erwähnen<br />
muss, dass viele Unternehmen in den neunziger Jahren aus<br />
falschen kurzfristigen Sparerwägungen die guten Leute einfach<br />
haben auf der Straße stehenlassen.<br />
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