03.11.2013 Aufrufe

Newsletter 35 - Natur- und Vogelschutz Bätterkinden

Newsletter 35 - Natur- und Vogelschutz Bätterkinden

Newsletter 35 - Natur- und Vogelschutz Bätterkinden

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Newsletter</strong> <strong>35</strong><br />

Exkursion an den Klingnauer Stausee vom 25. März 2012<br />

10.08 wars, als am Bahnhof Döttingen eine stattliche Schar NVB-ler dem Zug entstieg <strong>und</strong> auf den<br />

sonnenbeschienen Perron trat. Auf der Fahrt hier her hatten wir dreimal umsteigen müssen, nämlich in<br />

Solothurn, Aarau <strong>und</strong> Turgi. Nach jedem Wechsel veränderte sich auch die jeweilige Zusammensetzung<br />

der Vereinsmitglieder in den Zugabteilen, was zu immer neuen, interessanten Gesprächen führte.<br />

Schnell strebten wir nun auf der abfallenden Strasse der Brücke zu, die hier über die breite Aare führt.<br />

Ein erster flüchtiger Blick aufs Wasser - kein Leben regte sich darauf. Bald entdeckten wir unseren<br />

Exkursionsleiter, den wir mitten auf der Brücke anzutreffen hofften. Obschon noch nie gesehen,<br />

erkannten wir ihn sofort am Fernrohr, das er unter den Arm geklemmt hatte.<br />

Der schlanke, bebrillte, grauhaarige Mann mit ebensolchem Bart, musste Herr Portmann sein, mit dem<br />

ich telefoniert <strong>und</strong> gemailt hatte. Nach kurzer Begrüssung wussten wir, dass wir richtig lagen.<br />

Da auf dem Fluss nicht viel los war, auch keine Schellenten<br />

sich darauf tummelten, wie in früheren Jahren, überquerten<br />

wir wegen des regen Fussgängerverkehrs auf der Brücke,<br />

diese möglichst schnell. Wir hielten erst wieder an, als wir an<br />

ihrem andern Ende den R<strong>und</strong>weg des Klingnauer Stausees<br />

erreicht hatten.<br />

Herr Portmann erklärte kurz, dass nur mehr wenige<br />

Wintergäste anwesend, dafür bereits einige Zugvögel<br />

zurückgekehrt seien.<br />

Während wir ihm zuhörten, wurden wir bereits mit dem<br />

herrschenden Verkehr auf dem feingeteerten Uferweg<br />

konfrontiert. Schnell mussten wir uns in Sicherheit bringen<br />

vor Bikern, Skatern, Spaziergängern, Familien mit Kindern<br />

<strong>und</strong> Kinderwagen. Auch andere Hobby-Ornithologen<br />

waren unterwegs mit langen Rohren, wie Spektiven <strong>und</strong><br />

telebewehrten Kameras. Der w<strong>und</strong>erschöne Tag lockte die<br />

Leute hinaus in die freie <strong>Natur</strong>.<br />

Bald konnten wir erste Vögel sehen<br />

<strong>und</strong> hören. Ein kleiner Kerl rief in<br />

unserem Rücken seinen Namen. Es<br />

war der Zilpzalp, der sich aus dem<br />

Winterquartier zurückmeldete. Fast<br />

gleichzeitig segelte ein grosser, dunkler<br />

Vogel über unsere Köpfe hinweg <strong>und</strong><br />

landete auf einer der vielen Pappeln,<br />

die im schilfbestandenen Landstreifen<br />

zwischen Weg <strong>und</strong> Fluss Fuss gefasst<br />

hatten. Es war der Schwarzmilan,<br />

ebenfalls ein Rückkehrer aus dem<br />

Süden. Später entdeckten wir auch<br />

seinen grösseren Vetter, den Rotmilan.<br />

Beide würden am Klingnauersee<br />

brüten, meinte Herr Portmann.<br />

Haubentaucher, Zwergtaucher <strong>und</strong> Stockenten konnten wir auf den schilffreien Wasserflächen sehen,<br />

etliche flüchtig die Wasserralle, einen langschnäbligen, heimlichen Vogel, der in dichter Ufervegetation<br />

lebt. Amsel, Bachstelze, Blaumeise <strong>und</strong> Buchfink liessen sich ebenfalls blicken, eine Elster flog<br />

lärmend vor den Mehrfamilienhäusern jenseits des Bächleins vorbei, das uns auf unserem Weg<br />

begleitete. Erfreut betrachteten wir durch den Feldstecher eine Rohrammer. Es war ein Männchen mit<br />

schwarzem Kopf, der durch einen weissen Rand vom übrigen Körper abgesetzt ist. Wie es ihr<br />

Name verrät, ist sie im Röhricht, im Schilf zu Hause. Ringeltauben gurrten, Grünfinken trällerten.


Langsam beobachtend <strong>und</strong> nach Vögeln Ausschau haltend, bewegten wir uns vorwärts.<br />

Unterwegs stellten wir fest, dass die Vegetation hier fortgeschrittener war, als bei uns. In einer Hecke<br />

blühte bereits der Schwarzdorn, viele andere Sträucher hatten mit dem Blattaustrieb schon begonnen,<br />

schön zu sehen bei den vielen Weiden, die in ein zartes Grün getaucht waren. Dagegen kontrastierte der<br />

Schilfbestand. Er war noch gelb, tot.<br />

Wir staunten nicht schlecht, als wir auch hier wie an vielen anderen Seen <strong>und</strong> Flüssen, die dicken, grossen<br />

Bäume am Boden liegen sahen, die der Biber gefällt hatte. Wie lange wird es noch dauern, bis er auch<br />

den letzten gebodigt hat?<br />

Als wir mal wieder einen freien Blick aufs Wasser werfen<br />

konnten, war dieses von allerlei Enten bevölkert: Löffel-,<br />

Schnatter-, Reiher- <strong>und</strong> Tafelenten. Die beiden letzteren<br />

sind Tauchenten. Zänkische Blässhühner suchten den Infight<br />

<strong>und</strong> gingen zum Angriff auf ihren Rivalen über. Vor den<br />

Schilfbeständen im Hintergr<strong>und</strong> standen drei Silberreiher<br />

<strong>und</strong> warteten geduldig auf Beute. Höckerschwäne<br />

verteidigten mit Imponiergehabe ihre Reviere gegenüber<br />

Nebenbuhlern. Im Baum neben uns machte sich plötzlich<br />

ein Kleiber mit lautem Gezwitscher bemerkbar. Er<br />

schimpfte. Vielleicht störte ihn unsere Anwesenheit. Als er<br />

sich dann von seinen Aktivitäten ausruhte, konnten wir ihn<br />

aus nächster Nähe betrachten, sein stahlblaues Gefieder mit<br />

hell orangem Bauch bew<strong>und</strong>ern.<br />

Bereits tauchte nun vor uns der Beobachtungsturm auf, den<br />

wir kurzerhand bestiegen. Seit 2003 steht er hier, ist 10 m<br />

hoch, aus Lärchenholz erbaut <strong>und</strong> ermöglicht einen<br />

ausgezeichneten Überblick über weite Teile des<br />

Schutzgebietes. Informative Vogeltafeln zeigen die<br />

wichtigsten Vogelarten des Klingnauer Stausees.<br />

Auf der oberen Plattform angelangt,<br />

brachten wir die beiden mitgebrachten<br />

Fernrohre in Stellung <strong>und</strong> suchten das<br />

Gebiet vor uns nach weiteren Vogelarten<br />

ab. In einem weiteren Schilfgebiet hielten<br />

sich fünf Graureiher auf. Davor im seichten<br />

Wasser sichteten wir den ersten Grossen<br />

Brachvogel, später weitere Exemplare. Es<br />

sind typische Limikolen oder Wattvögel mit<br />

langen Beinen <strong>und</strong> einem ausserordentlich<br />

langen, gekrümmten Schnabel, der es ihnen<br />

erlaubt, die ihnen zusagende Nahrung zu<br />

finden. Der See ist gegenwärtig nicht sehr<br />

tief, tendenziell am Verlanden. Für grössere<br />

Schlickflächen reichte es jedoch noch nicht,<br />

so dass die Limikolen dünn gesät waren.<br />

Später wurde allerdings noch die Bekassine<br />

festgestellt.<br />

Am Ende des genannten Schilfgürtels tummelte sich wiederum viel Entenvolk auf dem Wasser. Neu<br />

waren die Krickenten, die man trotz beträchtlicher Entfernung gut am leuchtend gelben Dreieck unter dem<br />

Schwanz erkennen konnte. Weiter links ragten nur mehr die Hälse <strong>und</strong> Köpfe der dort jagenden<br />

Kormorane aus dem Wasser. Einer sass auf einem Baumstrunk <strong>und</strong> liess die weit ausgebreiteten Flügel<br />

trocknen.<br />

Nun rückte immer mehr das Wasserkraftwerk <strong>und</strong> das dazugehörige Stauwehr ins Bild. Auf unseren<br />

Schwenk mit dem Fernrohr in genannte Richtung bekamen wir einige Rostgänse ins Visier. Schöne<br />

Vögel, jedoch Gehegflüchtlinge <strong>und</strong> gegenüber unseren einheimischen Wasservögeln sehr aggressiv.<br />

Sie wurden deshalb gejagt <strong>und</strong> dezimiert.<br />

Noch mehr Freude bereiteten uns die anwesenden Spiessenten. Ihr Name rührt von den langen,<br />

spiessartigen Schwanzfedern her. Weitere, gut ersichtliche Merkmale sind ein samtbrauner Kopf <strong>und</strong><br />

eine weisse Brust. Ausser an einigen traditionellen Rastplätzen wie am Klingnauer Stausee, sind sie<br />

selten zu sehen.


Wir setzten unsere Exkursion fort, bis zu einem bunkerartigen Bau mit Flachdach, das auch als<br />

Aussichtsplattform dient. Ein letztes Mal warfen wir einen Blick auf die vielfältige Vogelwelt des<br />

Klingnauer Stausees, dann kehrten wir zurück nach Kleindöttingen, wo wir uns im Restaurant „Bistro“<br />

verköstigten, mit Pizzen <strong>und</strong> Spaghettis, aber auch mit exotischeren Gerichten wie Lahmacun, einer<br />

Türkischen Pizza oder Falafel (fritiertes Kichererbsenmus im Fladenbrot). Obschon anfänglich einige<br />

ihre Bedenken anmeldeten gegenüber der Beiz, dürfte schliesslich jede <strong>und</strong> jeder auf seine<br />

Rechnung gekommen sein. Der türkische Besitzer des Lokals gab sich alle Mühe, unsere Wünsche<br />

zu erfüllen.<br />

Des weiteren wurden folgende Vogelarten gesehen <strong>und</strong>/oder gehört: Flussseeschwalbe,<br />

Gänsesäger, Pfeifente, Rabenkrähe, Rauchschwalbe, Feldspatz <strong>und</strong> Wasseramsel, insgesamt ca.<br />

40 Arten.<br />

François Quinche<br />

Zur Erinnerung:<br />

Liebe Vereinsmitglieder<br />

Am Samstag, 28. April 2012, findet unsere nächste Exkursion statt. Forstingenieur E. Reusser wird<br />

uns die Renaturierung der Emme im Raum Wiler-Gerlafingen näher bringen.<br />

Um 8.45 treffen wir uns am Bahnhof <strong>Bätterkinden</strong>. Anschliessend fahren wir per PW nach Gerlafingen.<br />

Bevor wir nach Hause zurückkehren, werden wir uns bei der Burgerhütte Utzenstorf einen einfachen<br />

Apèro zu Gemüte führen. Vielleicht wirds dann etwas später als 12 Uhr mittags.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!