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Lärmbelastung durch. Die Rücklaufquote<br />
der Fragebögen war derart exorbitant<br />
hoch, als ob es ein Jahr Urlaub zu<br />
gewinnen gäbe: Von zirka 720.000 Wiener<br />
Haushalten sandten 88% die Antwort.<br />
Mit dem Ergebnis, daß sich 6% der<br />
Mitbürger durch Baulärm, 30% durch<br />
Betriebslärm und 52% durch Straßenverkehrslärm<br />
gestört fühlen. Egal warum<br />
und wieso, sie fühlen sich belästigt, die<br />
resultierenden Schäden sind zum Teil<br />
psychosomatisch bedingt und bestens<br />
bekannt: erhöhtes Risiko des Herz-<br />
Kreislaufsystems, kräftiger Blutdruck,<br />
verminderte Leistungsfähigkeit, Kommunikationsstörungen<br />
und natürlich<br />
Störungen der Erholung und des<br />
Schlafes.<br />
Tnteressant ist der Vergleich dieser<br />
i Studie mit Ergebnissen aus dem Jahr<br />
1973 - die percentuelle Verteilung der<br />
störenden Bereiche ist fast gleich, obwohl<br />
freilich seit 1973 die Frequenz des<br />
Kfz-Verkehrs erheblich gestiegen ist<br />
und somit auch die subjektive Lärmbelastung<br />
dadurch gestiegen sein sollte.<br />
Läßt sich daraus der Schluß ziehen, daß<br />
die konkrete Anzahl der Geräuschquellen<br />
keinen Einfluß auf den Belästigungsgrad<br />
hat? Klarheit verschaff die Gegenüberstellung<br />
mit einer Studie, die bei<br />
Anrainern von Flugplätzen durchgeführt<br />
wurde. Sie weist aus, daß zum Beispiel<br />
die 5.000 jährlichen Flugbewegungen in<br />
Bad Vöslau um nichts störender empfunden<br />
werden als die 3.900 Flugbewegungen<br />
in Gmunden. Das subjektive<br />
Empfinden zieht sich also wie ein roter<br />
Faden durch die Lärmbelästigung.<br />
I.ITas davon auf den Einfluß von<br />
,.,. defekten oder sonoren Vier-in-<br />
Nichts-Auspuffanlagen in bezug auf die<br />
Umwelt-Bonität der Gesamtheit aller<br />
Motorradfahrer geschlossen werden<br />
kann, ist klar. Es ist völlig egal, ob es nun<br />
2% schwarze Schafe unter den Einspurigen<br />
gibt, ob es 8% sind oder ob eine<br />
ganze Herde unter ihnen weidet: Unangenehm<br />
zur Kenntnis genommen wird<br />
das laute Motorrad; ob es jetzt zweimal<br />
oder achtmal nächtens die Fensterscheiben<br />
klirren läßt, ist kaum mehr von<br />
Belang. So gesehen, ist die Folgerung<br />
absolut zwingend, daß Krawallbrüdern<br />
im langfristigen Interesse aller Beteiligten<br />
der absolute Garaus gemacht wird,<br />
sei es durch legislative Maßnahmen<br />
oder durch schleichenden Imageverlust<br />
aller Pseudos auch im Bekanntenkreis.<br />
Daß hinsichtlich Leistungsverhalten, Bodenfreiheit<br />
und Gewicht an den serienmäßigen<br />
Motorrädern der letzten Baujahre<br />
durch billige Umbauteile kaum<br />
mehr etwas verbessert werden kann,<br />
weiß der Großteil der technisch interessierten<br />
Motorradfahrer - aus den letzten<br />
Nischen dröhnt der Lärm. <strong>Der</strong>, wie eingangs<br />
erwähnt, der Bevölkerung das<br />
Schlafen sauer und manchen Politikern<br />
das Profilieren leicht macht.<br />
Dafür, daß gerade Motorradgeräusche<br />
als subjektiv äußerst unangenehm durch<br />
den Mitbürger wahrgenommen werden,<br />
gibt es interessante psychologische Ansatzpunkte<br />
- abgesehen von Neidkomplexen,<br />
die gegen flottes Fortkommen<br />
im Stau und gegen den Spaß am Fahrtwind<br />
ankämpfen. Fast mehr als das<br />
Geräusch selbst wird die permanente<br />
Frequenzänderung desselben empfunden<br />
wie sie sich durch den Beschleunigungsvorgang<br />
ergibt. Gegensätzlich zur<br />
eher gleichförmigen Geräuschentwicklung<br />
von Automobilen schafft der Motorradfahrer<br />
unterbewußt reflektierte, unangenehme<br />
Gefühle in der Bauchgegend,<br />
die danach den Magen umdrehen und<br />
im Kopf des Gequälten Aggression und<br />
Ablehnung erzeugen. <strong>Der</strong> Österreichische<br />
Arbeitsring für Lärmbekämpfung<br />
hat bereits Fahrempfehlungen für den<br />
Kraftfahrer so akribisch genau und restriktiv<br />
formuliert, daß man gerne zu Fuß<br />
ginge, dennoch sollte man sicher vor der<br />
freudig durchgeführten Drehung der<br />
rechten Hand den Weg über den umweitbewußten<br />
Kopf einschalten. Im Klartext:<br />
<strong>Der</strong> durch Motorräder verursachte<br />
Lärm ist nicht nur der Technik anzulasten,<br />
sondern auch dem Fahrverhalten<br />
der Verwender.<br />
I.ITas erwartet den Motorradfahrer an<br />
,.,. Sicherheiten und Unwägbarkeiten<br />
in naher Zukunft? Auf jeden Fall<br />
genausoviel Augenmerk durch die strafenden<br />
Massenmedien wie bisher, noch<br />
mehr durch grün oder sonstwie gefärbte<br />
Politiker und Beamte. Sicher auch weniger<br />
gestatteter Lärm durch den Auspuff,<br />
ab 1988 kaum mehr zu überspringende<br />
Hürden in der Einzeltypisierung von<br />
Fahrzeugen. Laut übereinstimmenden<br />
Aussagen der Hersteller das Aussterben<br />
. der Zweitakter sowie ein hartes Leben<br />
bzw. (nach dem Stand der gegenwärtigen<br />
Technologie) ein geringfügiger Leistungsverlust<br />
für den großvolumigen<br />
Einzylinder-Viertakter, hoffentlich bewußte<br />
Fahrweise und die Empfehlung:<br />
Kauft die Gammas, RDs und NSs, derer<br />
Ihr habhaft werden könnt, auch die XRs<br />
und TTs, laßt sie für ein paar Stunden zu,<br />
konserviert sie im Keller und führt sie im<br />
Jahr 2000 mit stolzgeschwellter Brust<br />
Euren Enkelkindern vor. Kinder, das<br />
waren noch Zeiten.<br />
Michael Bernleitner<br />
Warum die<br />
Trans AmerIcas Rally<br />
geplatzt ist<br />
War sie von Anfang an ein aufgelegter<br />
Schwindel, hatten die<br />
Veranstalter einfach Pech oder hat<br />
auch hier Oberst Gadafi die Hände<br />
im Spiel? Auf jeden Fall haben sich<br />
die wichtigsten Motorradzeitungen<br />
der Welt mit ihren Leserteams<br />
ordentlch verkühlt.<br />
Wie ein Reifenplatzer bei 190 schlug die Nachricht<br />
in die Redaktionsstube ein, mitten in die<br />
letzten Vorbereitungen für Ausrüstung und<br />
Transfer unserer Mannschaft, die wir In unserem<br />
Ausscheidungswettbewerb am Melker Thermotonrlng<br />
zusammengestellt hatten: TAR. tür<br />
heuer abgesagt, Verschiebung um zwölf Monate.<br />
Leute, die das Gras wachsen hören, unkten<br />
bereits Anfang des Jahres über Probleme bei<br />
der Organisation der Rally, was sogar In der<br />
Feststellung gipfelte, daß die Veranstalter ganz<br />
Gerissene sein könnten, die sich mit einem<br />
Monsterprojekt immense Sponsorgelder zugänglich<br />
machen könnten, Immerhin kostet die<br />
Rally um die achtzig Millionen Schilling.<br />
Unseren Erhebungen hielten die Organisatoren<br />
jedoch stand und so schmerzt die Absage umso<br />
mehr: Die Firma ECCE Productions Ud wurde<br />
Anfang 1985 In England mit dem alleinigen Ziel<br />
gegründet, die Rally zu organisieren und zu<br />
vermarkten (In Form eines Spielfims und weltweit<br />
vertriebener Videos). Als Initiatoren Leute,<br />
die in ihren Branchen guten Ruf besitzen und<br />
zumindest diesen verlieren könnten: David Minton<br />
ist altgedienter MotorjournalIst und als Präsentator<br />
von BBC-Motorsportsendungen einer<br />
breiten Öffentlichkeit bekannt. Sein Motorradinteresse<br />
dokumentiert er auch in der regelmäßIgen<br />
Veranstaltung des Walllser 2-Tage-Trials.<br />
Christopher Colyer Ist Filmproduzent und hat<br />
bereits den Motorradfilm "Mechanical Cowboys"<br />
hinter sich.<br />
Und nun scheint das Monsterprojekt tatsächlich<br />
außer Kontrolle geraten zu sein. Tatsache Ist,<br />
daß nach dem amerikanischen Bombenanschlag<br />
auf Tripolis die Versicherungsanstalten, bei denen<br />
man die Rally untergebracht hatte, aus<br />
Angst vor Vergeltungsschlägen ihre Zusagen<br />
zurückzogen und daß daraufhin einige wichtige<br />
Finanziers und Sponsoren absprangen. David<br />
Minton vermutet aber auch die allgegenwärtige<br />
Anti-Motorradstimmung bei den Versicherern.<br />
Jetzt hat er endlich den Abschluß rnit einer<br />
neuen Anstalt, die die Durchführung ungeachtet<br />
des jeweiligen politischen Zustandes gewährleisten<br />
wilL. Die Verschiebung der Rally urn ein Jahr<br />
erscheint Ihrn praktikabler, als sie ein paar Monate<br />
später zu starten.<br />
Wir werden sehen, Glück sollten wir ihrn auf<br />
jeden Fall wünschen und er wird es brauchen.<br />
Einstweilen -rnüssen wir auf dern Teppich und auf<br />
dem alten Kontinent bleiben.<br />
<strong>Der</strong> REITWAGEN 41<br />
~ '"<br />
Nå~<br />
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