„Roter Faden“ - SPD-Ortsverein Sehnde
„Roter Faden“ - SPD-Ortsverein Sehnde
„Roter Faden“ - SPD-Ortsverein Sehnde
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Rückschau: Im Januar 2000:<br />
Kurt Rühmkorf 70 Jahre in der <strong>SPD</strong><br />
Im Januar 2000 war Kurt Rühmkorf 70 Jahre Mitglied<br />
der Sozialdemo kratischen Partei. Ein äußerst seltenes Jubiläum.<br />
Der damalige Stadtverbandsvorsitzende<br />
Olaf Kruse und die Vorsitzende<br />
des <strong>Ortsverein</strong> <strong>Sehnde</strong>-Mitte Edith<br />
Gollnow ehrten gemein sam mit Gästen<br />
aus der Bundes- und Landespolitik<br />
(Bundestagsabgeordneter Horst Schild<br />
und dem Niedersächsischen Finanzminister<br />
Heiner Aller) den Jubilar in einer<br />
Feierstunde am 23. Januar 2000, im<br />
Naturfreundehaus <strong>Sehnde</strong>.<br />
Lebensdaten<br />
Kurt Rühmkorf<br />
30.Juni 1914 in Rethen an der Leine<br />
geboren; Sohn politisch interessierter<br />
Eltern; die Mutter Elise Rühmkorf war<br />
Mitbegründerin der <strong>Sehnde</strong>r AWO;<br />
der Vater hat den Hastra-Bezirk in<br />
dieser Gegend aufgebaut. 1923 zog<br />
die Familie nach <strong>Sehnde</strong><br />
Kurt Rühmkorf besuchte bis 1928 die<br />
Volksschule in <strong>Sehnde</strong> in der Breiten<br />
Straße; er meint, <strong>Sehnde</strong> sei ein beliebter<br />
Ort für Strafversetzungen für<br />
progressive Lehrer gewesen, davon<br />
hätte er profitiert.<br />
Von 1928 bis1932 macht er eine<br />
Lehre als Werkzeugmacher bei der<br />
Hanomag in Linden (sein Meister dort<br />
war Otto Brenner).<br />
Zusammen mit Otto Brenner gründete<br />
er die SAP, den linken Flügel der <strong>SPD</strong>.<br />
SAP-Gründung ebenfalls in <strong>Sehnde</strong>,<br />
zusammen mit Heinrich Schaper, dem<br />
älteren Bruder des späteren, langjährigen<br />
Bürgermeisters Wilhelm Schaper.<br />
1933 nach einer Schlägerei mit der<br />
Hitlerjugend am 27. August um die<br />
Naturfreundehütte in <strong>Sehnde</strong> musste<br />
Kurt Rühmkorf fliehen. Die meiste Zeit<br />
verbrachte er in Frankreich, kam aber<br />
auch über die Schweiz nach Italien.<br />
Alles mit dem Fahrrad. Zusammen mit<br />
beispielsweise Rudolf Rogge aus Hannover;<br />
kaum Geld; andere Emigranten<br />
treffend; um Essen bei Naturfreundehütten<br />
bittend; Kurierdienste politischer<br />
Natur übernommen.<br />
1934 war er wieder in <strong>Sehnde</strong>, weil<br />
keinen Nansen-Pass bekommen<br />
konnte; ab dann Gelegenheitsarbeiten<br />
bei Elektrifizierungsarbeiten, Überlandleitungen<br />
usw.<br />
1939 begann er das Studium der Ingenieur-Wissenschaften<br />
in Hannover,<br />
was durch den Krieg unterbrochen<br />
wurde. Danach Ausbildung bei der<br />
Wehrmacht, Soldat in Belgien, Frankreich<br />
und Russland.<br />
1943 Unterarmdurchschuss am linken<br />
Arm, zwei steife Finger an der<br />
linken Hand. Wegen der Verletzung<br />
aus dem Heer ausgeschieden, Kriegsende<br />
in <strong>Sehnde</strong>. Studium als Notstudium<br />
fortgesetzt.<br />
Nach dem Krieg half er 1946 die<br />
Naturfreunde in <strong>Sehnde</strong> wieder zu<br />
gründen.<br />
Abschluss des Studiums 1947, dann<br />
bei der Zahnradfabrik Seegers bis zum<br />
63. Lebensjahr in Linden gearbeitet.<br />
Immer mit der Bahn von <strong>Sehnde</strong> zum<br />
Bahnhof Linden gefahren, dann zu<br />
Fuß zur Firma Seegers; entsprechend<br />
spät zu Hause in <strong>Sehnde</strong>; nach kurzer<br />
Pause wieder zu kommunalpolitischen<br />
Terminen. Die beiden Töchter, Beate<br />
und Regina, haben von ihrem Vater<br />
kaum etwas gehabt.<br />
Bei den Naturfreunden die Jusos ideologisch<br />
geschult, Rolf Stender, Jochen<br />
Kawald, Detlef Koch unter anderen<br />
sprechen noch heute mit Hochachtung<br />
von dieser Zeit und sind ihm<br />
als Natur-freunde eng verbunden<br />
geblieben.<br />
Und im Grunde bis heute, immer in<br />
der Kommunalpolitik, erst im alten<br />
Landkreis Burgdorf, dort zusammen<br />
mit Hermann Barche und in <strong>Sehnde</strong><br />
tätig gewesen, Dazu im Bezirk und<br />
Unterbezirk zusammen mit dem Laatzener<br />
Erich Panitz.<br />
Fraktionsvorsitzender in der Zeit der<br />
Gemeindedirektoren, Theo Hublitz,<br />
den er aus dem Saarland holte, und<br />
Manfred Kotter.<br />
Er hat an der Nominierung von Gustav<br />
Heinemann zum Bundespräsidenten<br />
mitgewirkt. Hat oft in Bonn auf<br />
den Tisch gehauen, um <strong>Sehnde</strong>r Anliegen<br />
durchzusetzen.<br />
Er war Ehren¬vorsitzender der <strong>SPD</strong>-<br />
Ratsfraktion und Träger der Ehrenmedaille<br />
der Gemeinde <strong>Sehnde</strong>. Am<br />
30. Juni 1984 wurde er der vierte<br />
Ehrenbürger der Stadt <strong>Sehnde</strong>. Ehrenvorsitzender<br />
bei den Naturfreunden.<br />
Von 1952 bis 1974 im Rat der ehemaligen<br />
Gemeinde <strong>Sehnde</strong>. Von 1964<br />
bis 1974 stellvertretender Bürgermeister<br />
und Fraktions¬vorsitzender der<br />
<strong>SPD</strong>-Ratsfraktion.<br />
Von 1974 bis 1991 im Rat der Gemeinde<br />
<strong>Sehnde</strong>, davon bis November<br />
1979 wieder Fraktionsvorsitzender.<br />
Reimund Wohlgemuth wurde sein<br />
Nachfolger.<br />
1984 verstarb seine ebenfalls legendäre<br />
Ehefrau Sophie. Bis zu seinem<br />
Tode am 25. August 2001 lebte er<br />
in seiner gewohnten Umgebung und<br />
regelt seine Angelegenheiten noch<br />
allein.<br />
Das Interesse an der Kommunalpolitik<br />
war ungebrochen. Fast bei jeder Ratssitzung<br />
konnte man ihn als Besucher<br />
sehen.<br />
eg<br />
Helmut Schmidt:<br />
Politiker und Journalisten<br />
teilen das traurige Schicksal,<br />
dass sie oft heute<br />
schon über Dinge reden,<br />
die sie erst morgen ganz<br />
verstehen.“<br />
4 ROTER FADEN 09/2008