Ausgabe März / April 2013 - Chempark
Baustoffe - Steine - Erden . BeRGBAu . Chemische Industrie . Lederindustrie . Papierherstellung und Ausrüstung . Zucker
4. Jahrgang . 3/4 März/April 2013
Zeitschrift für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie
Arbeitsbedingte Rückenbelastungen –
die Ursachen sind vielfältig
Förderpreis 2013: BG RCI vergibt „Arbeitsschutz-Oscar“
BG RCI: „Downloadcenter Prävention“ auf Erfolgskurs
Motorradfahrer – die am stärksten gefährdeten
Verkehrsteilnehmer
Editorial
BG RCI.magazin 3/4 2013
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser!
Vor wenigen Tagen haben wir zum 16. Mal den
Förderpreis Arbeit • Sicherheit • Gesundheit
verliehen. Insgesamt haben sich seit 1997
knapp 10.000 Frauen und Männer aus über
4.000 Betrieben mit mehr als 5.000 Ideen
an dem Wettbewerb beteiligt. Ein Ergebnis,
das sich sehen lassen kann!
Der Förderpreis ist ein Marktplatz der Möglichkeiten,
die ausdrücklich zum Nachahmen
auffordern. Auch wenn die Neuentwicklungen
branchenbezogen eingereicht werden,
so können sie doch meist mit wenig Anpassungsaufwand
und geringen Kosten branchenübergreifend
realisiert werden. 16 Jahre
Förderpreis haben eindrucksvoll gezeigt,
welch innovatives Potential in den deutschen
Unternehmen vorhanden ist. Darüber hinaus
hat er verdeutlicht, dass Arbeitssicherheit
nicht „verordnet“ werden kann, sondern im
Kopf beginnt. Und dass die besten Ideen direkt
aus dem betrieblichen Alltag kommen.
Wir freuen uns darüber, dass wir mit dem Förderpreis
der BG RCI dazu beitragen können,
diesen Ideen-Schatz zu heben.
Sie alle haben sich entschieden, Verantwortung
zu übernehmen, für sich und für andere.
Sie haben sich Gedanken darüber gemacht,
wie ihre Arbeitsumgebung noch sicherer und
damit gesünder gemacht werden kann. Vor allem
aber haben sie den Mut gefunden, diese
innovativen Ideen nicht nur im eigenen Betrieb
umzusetzen, sondern sie der Gemeinschaft
zur Verfügung zu stellen. Damit sind
diese Frauen und Männer zu Vorbildern für
uns alle geworden.
Der Förderpreis ist mit einer Gesamtgewinnsumme
von 100.000 Euro nicht nur der
höchstdotierte Preis zur Verbesserung von
Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz am
Arbeitsplatz in Deutschland, sondern war
auch Vorreiter für andere Initiativen dieser
Art. Auch darauf sind wir stolz, zeigt es uns
doch, wie wichtig und richtig seine Einrichtung
war und ist.
Die Verbesserungsvorschläge tragen dazu
bei, Unfälle zu vermeiden. Viele der Ideen
verringern Belastungen beim Heben,
Tragen oder bei bestimmten Bewegungsabläufen
und verhindern damit auch arbeitsbedingte
Erkrankungen. Gerade mit
Blick auf den demografischen Wandel und
die damit verbundene längere Lebensarbeitszeit
sind diese Beiträge außerordentlich
wertvoll. Der Förderpreis sorgt dafür,
dass diese Ideen allen zur Verfügung stehen.
Kopieren ist ausdrücklich erwünscht!
Ich freue mich darauf, wenn wir auch im
nächsten Jahr wieder sagen können: Sie sind
ausgezeichnet!
Ihr
Ulrich Meesmann
Mitglied der Geschäftsführung
Sicher arbeiten – gesund leben!
Wir unterstützen Sie dabei.
www.bgrci.de
2
3/4 2013 BG RCI.magazin Inhalt
Blickpunkt
Editorial2
Innovative Ideen für sicheres Arbeiten
BG RCI vergibt „Arbeitsschutz-Oscar“ 4
Zur ganzheitlichen Betrachtung
der Rückengesundheit
Ergebnisse einer Interviewbefragung der BG RCI6
Arbeitsbedingte Rückenbelastungen –
die Ursachen sind vielfältig
Von den protecT-Kongressen der BG RCI8
Richtiges Heben und Tragen 9
BG RCI: Branchenübergreifendes
„Downloadcenter Prävention“ auf Erfolgskurs 10
„Kompendium Arbeitsschutz mobil“ –
ein Klassiker wird „neu erfunden“ 11
Grundlegend überarbeitet und neu erschienen
Merkblatt A 002 „Gefahrgutbeauftragte“ 12
„Schlema VII“: Gefahrstoffbelastungen bei
Instandhaltungs arbeiten durch Servicefirmen 13
Aus den Branchen
Baustoffe - Steine - Erden
Notfallmanagement: Zwei Unternehmen proben
den Ernstfall 16
Bergbau
K+S KALI GmbH, Werk Zielitz
Kühler Kopf beim Anbohren von Gasblasen
Tiefbohrtechniker lernen in 500 Meter Teufe19
Vom „schwarzen Raucher“, der zum
Weltkulturerbe wurde
Das Erzbergwerk Rammelsberg bei Goslar20
Chemische Industrie
Gefährliche Verwechslungen verhindern
Broschüre der IVSS-Sektion Chemie greift
ein unfallträchtiges Thema auf22
BG RCI-Gütesiegel „Sicher mit System“
MÜNZING Liquid Technologies GmbH
ausgezeichnet23
Rezensionen
„Tabellenbuch der Chemie“ 24
„Betriebliches Gefahrstoffmanagement“ 24
LederIndustrie
Heimtextil Frankfurt 2013
Die BG RCI stellt ergonomisch optimierten
Näharbeitsplatz vor 26
Vom Briefbeutel zum Hightech-Rucksack
Deuter – eins der ältesten Mitgliedsunternehmen
der BG RCI aus der Branche Lederindustrie27
Papierherstellung und Ausrüstung
Risiken erkennen – Unfälle vermeiden 28
Zucker
Südzucker
Monatsthemen zum Arbeitsschutz in neuer Form 30
Berichte und Informationen
Moderne Personalpolitik
Neues Förderprogramm unterstützt kleine
und mittlere Unternehmen 32
63. Berlinale
Erfolgreiche Premiere für „GOLD – Du kannst
mehr als du denkst“ 33
Ersatz-Rechenzentrum für die BG RCI
Redundanz schafft Sicherheit 34
30.000 Motorradfahrer
verunglückten 2011 bundesweit 35
Bundesweite Aktion am 15. Juni 2013
„Tag der Verkehrssicherheit“
Auch Unternehmen sind zur Teilnahme aufgerufen 36
Impressum 36
Titelbild:
Die Entstehung von Rückenbeschwerden hat viele unterschiedliche Ursachen,
bei denen nicht nur körperlich schwere oder einseitige Arbeit, sondern auch
psychische Belastungen eine große Rolle spielen.
Foto: dguv
3
Blickpunkt
BG RCI.magazin 3/4 2013
Innovative Ideen für sicheres Arbeiten ausgezeichnet
BG RCI vergibt „Arbeitsschutz-Oscar“
Der Förderpreis Arbeit • Sicherheit • Gesundheit 2013 – mit 100.000 Euro der höchstdotierte Arbeitsschutzpreis
in Deutschland – wurde am 5. April 2013 in der Alten Oper in Frankfurt am Main verliehen. Thema des diesjährigen
Preises war „Gesundheit im Betrieb“.
Der „Arbeitsschutz-Oscar“ wurde in diesem
Jahr zum 16. Mal verliehen. An dem Wettbewerb
2013 haben 761 Frauen und Männer mit
331 Beiträgen teilgenommen. Für ihre kreative
Arbeit erhielten nun 62 von ihnen 18
Förder- und Sonderpreise. Insgesamt haben
„Sie hatten den Mut, Verantwortung zu übernehmen“,
würdigte Festredner Dr. Markus Merk,
mehrfacher deutscher „Schiedsrichter des Jahres“
und dreimaliger „Weltschiedsrichter“, das
Engagement der Preisträger.
sich seit 1997 knapp 10.000 Menschen aus
über 4.000 Betrieben mit mehr als 5.000
Ideen an dem Wettbewerb beteiligt. Das Besondere:
der Preis ist personengebunden
und geht direkt an die Sieger des Wettbewerbs.
An der diesjährigen Preisverleihung
in der Alten Oper nahmen rund 500 Gäste
teil. Musikalisch untermalt wurde die Fest-
„Wir alle wissen, dass sich Arbeitssicherheit
nicht verordnen lässt. Wir brauchen
Menschen, die sich mit Esprit und Verantwortungsgefühl
der Sache annehmen. Menveranstaltung
von dem amerikanischen Jazzensemble
„PROJECT Trio“.
„Sie hatten den Mut, Verantwortung zu übernehmen“,
würdigte Festredner Dr. Markus
Merk, mehrfacher deutscher „Schiedsrichter
des Jahres“ und dreimaliger „Weltschiedsrichter“,
das Engagement der Preisträger.
Mut und die Bereitschaft, Verantwortung zu
übernehmen, seien neben Begeisterungsfähigkeit,
Identifikation und dem Willen, getroffene
Entscheidungen auch zu realisieren,
der Schlüssel zum privaten wie beruflichen
Erfolg. „Es geht darum, gemeinsam zu wirken
und Erfolge gemeinsam zu sichern“, so
Merk weiter. Dies gelte nicht nur auf dem
Fußballplatz, sondern eben auch für den
Förderpreis.
Mit dem Förderpreis werden wegweisende
Ideen in Sachen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
ausgezeichnet. Ziel des
Preises ist es, „Initiativen auszulösen und
Ideen zum Durchbruch zu verhelfen“, wie
Wolfgang Daniel, Vorstandsvorsitzender der
BG RCI, erklärte. „Es geht darum, die Menschen
in den Unternehmen dazu zu bringen,
die vielen guten Ansätze zur Verbesserung
der Arbeitssicherheit, die jeden Tag entstehen,
aus den Schubladen ihrer Schreibtische
und Werkbänke zu holen, weiterzuentwickeln
und auszuarbeiten“, so Daniel weiter.
Dieser „Ideen-Schatz“ soll somit einer
breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht
werden. Dabei ist Kopieren ausdrücklich
erwünscht.
Dr. Uwe Müller, Vorsitzender des Präventionsausschusses
des Vorstands der BG RCI
(l.), überreichte den branchenübergreifenden
BG RCI-Förderpreis an Carsten Hahn, Hahn-Trainings-Systems
TM, sowie Jörg Even und Norbert
Pastuschek, ExxonMobil Production Deutschland
GmbH (v.l.).
4
3/4 2013 BG RCI.magazin Blickpunkt
Die Gewinner des Förderpreises Arbeit · Sicherheit · Gesundheit 2013 der BG RCI wurden am 5. April in Frankfurt geehrt.
Fotos: bgrci/Armin Plöger
schen, die voranschreiten, den Weg zeigen
und andere mitreißen“, verdeutlichte Dr.
Christoph Hommertgen, Vorsitzender der
Vertreterversammlung der BG RCI, bei der
Preisverleihung. Dies hätten die Preisträgerinnen
und Preisträger getan. „Damit sind
Sie zu Vorbildern für uns alle geworden.“
Vorbildlich und wegweisend ist auch der
Ansatz, der mit dem branchenübergreifenden
Förderpreis der BG RCI für die beste Idee
zum Thema „Gesundheit im Betrieb“ ausgezeichnet
wurde. Er ging an zwei Mitarbeiter
der ExxonMobil Production Deutschland
GmbH und einen Mitarbeiter der Hahn-Trainings-Systems
TM für ihr generationen-
übergreifendes „Fitnessprogramm – nicht
nur für Atemschutzgeräteträger. Der demografische
Wandel fordert Maßnahmen“. Das
Unternehmen arbeitet mit gesundheitsgefährdenden
und brennbaren gasförmigen
Stoffen. Im Notfall müssen einige Mitarbeiter
unter schwerem Atemschutz für die Sicherheit
der Belegschaft sorgen können. Bei
arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen
wurde festgestellt, dass sich aufgrund
der demografischen Entwicklung der Anteil
älterer Mitarbeiter erhöht hatte, deren Fitness
diesen Anforderungen nicht mehr genügte.
Um trotzdem eine funktionierende
Arbeitssicherheitsorganisation zu erhalten,
wurde ein individuell zugeschnittenes Fitnessprogramm
aufgelegt. Bereits nach drei
Monaten waren die Teilnehmer in einer deutlich
besseren körperlichen Verfassung als
vorher. Mittlerweile können alle Beschäftigte
an dem Programm teilnehmen.
Diese und die vielen anderen ausgezeichneten
Entwicklungen und Programme zeigen,
„wie viele innovative Ideen in den Köpfen
gespeichert sind“, sagte Thomas Köhler,
Sprecher der BG RCI-Geschäftsführung,
bei der Festveranstaltung am Vorabend
der Preisverleihung. Gleichzeitig dankte er
den „Unterstützern“, also den Frauen und
Männern, die als Ausbilder oder Kollege,
als kritischer Betrachter oder wohlwollender
Ratgeber die Preisträger bestärkt oder
das betriebliche Umfeld geschaffen haben,
das die ausgezeichneten Ideen hervorgebracht
habe. Sie alle hätten Verantwortung
für ihre Mitmenschen übernommen. „Solche
Menschen suchen und brauchen wir alle“,
verdeutlichte Köhler.
Neben dem brachenübergreifenden Förderpreis
vergab jede der sechs Branchen der
BG RCI – Baustoffe - Steine - Erden, Bergbau,
Chemische Industrie, Lederindustrie,
Papierherstellung und Ausrüstung sowie Zucker
– jeweils einen Förderpreis und bis zu
zwei Sonderpreisen. Erstmals wurde auch
ein Sonderpreis für ein innovatives Herstellerprodukt
verliehen.
Wolfgang Daniel, Vorstandsvorsitzender der
BG RCI, eröffnete den Festakt zur Verleihung des
BG RCI-Förderpreises Arbeit · Sicherheit · Gesundheit
2013.
„Sie sind Vorbilder für uns alle“, würdigte
Dr. Christoph Hommertgen, Vorsitzender der
Vertreterversammlung der BG RCI, die Preisträgerinnen
und Preisträger.
Die ausgezeichneten Arbeiten stellen wir in
den nächsten Ausgaben des BG RCI.magazins
ausführlich vor. Weitere Informationen
finden Sie unter www.bgrci-foerderpreis.de.
Ulrike Jansen
5
Blickpunkt
BG RCI.magazin 3/4 2013
„Denk an mich. Dein Rücken“
Zur ganzheitlichen Betrachtung
der Rückengesundheit
Ergebnisse einer Interviewbefragung der BG RCI
Rückenbeschwerden zählen zu den häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit und gehen mit persönlichem Leid der
Betroffenen, hohen Fehlzeitenkosten sowie Produktionsausfällen einher. Die Entstehung von Rückenbeschwerden
hat viele unterschiedliche Ursachen, bei denen nicht nur körperlich schwere oder einseitige Arbeit, sondern auch
psychische Belastungen eine große Rolle spielen. Die BG RCI verfolgt mit der Präventionskampagne „Denk an mich.
Dein Rücken“ das Ziel, die Belastungen des Rückens bei der Arbeit sowie die Ausbreitung von Rückenbeschwerden
zu verringern. Sie will in den kommenden drei Jahren ihre Mitgliedsbetriebe zum Thema „Prävention von Rückenbeschwerden“
intensiv informieren und beraten.
Damit der psychische Aspekt der Rückengesundheit
im Betrieb zielgerecht und zum
Wohl der Beschäftigten angepackt werden
kann, ist es notwendig, genau zu wissen, wo
Unternehmern und Mitarbeitern der Schuh
drückt. Ist schon die Rückengesundheit sehr
stark von individuellen Fragestellungen und
Bewertungen beeinflusst, so ist insbesondere
der psychische Aspekt ohne die Berücksichtigung
der individuell unterschiedlich
bewerteten psychischen Belastungen
kaum darstellbar.
Es liegt also nahe, sich zunächst ein Bild zu
machen, ob es in den Unternehmen eine
Sensibilität hinsichtlich dieser Fragestellungen
gibt. In einer Befragung sollten Mitarbeiter
verschiedener Mitgliedsunternehmen
der BG RCI zu der psychischen Belastungen
im Betrieb Stellung nehmen und diese mit
der Rückengesundheit in einen Zusammenhang
bringen. So wurde zunächst nach der
Organisation von Gesundheitsfördermaßnahmen
gefragt. Hierbei stellte sich heraus,
dass sich alle befragten Betriebe mindestens
schon einmal mit dem Thema „Gesundheit“
befasst hatten. Ob diese Maßnahmen
wirksam waren, konnte jedoch nur bei einer
Minderheit ermittelt werden.
Die Relevanz psychischer Belastungen bei
Rückenerkrankungen wurde von der überwiegenden
Mehrheit der Befragten erkannt.
Über die Berücksichtigung psychischer Belastungen
bei betrieblichen Gesundheits-
„Die Firma hatte mal eine Trainerin engagiert,
die mittags Gymnastikübungen angeleitet
hat. Die Übungen sollte man dann
alleine weiterführen. Das Ganze ist schließaktionen
konnte jedoch keiner berichten.
Somit konnten auch die Fragen nach einer
Wirksamkeitskontrolle im Zusammenhang
von psychischer Belastung und Rückengesundheit
nur negativ beantwortet werden.
Eine systematische Einbindung dieser speziellen
Fragestellung in die betrieblichen Abläufe
war somit ebenfalls nicht zu erwarten.
Da die Interviews im Zuge einer „qualitativen
Befragung“ mit offenen Fragen durchgeführt
wurden, konnten die Interviewer
typische Antworten herausfiltern. Um eine
unbeeinflusste und unabhängige Befragung
zu gewährleisten, wurde das Institut für Psychologie
der TU Darmstadt beauftragt. Die
Interviews erfolgten durch drei Studentinnen,
die jeden der Teilnehmer ca. zehn Minuten
lang befragten.
Die Ergebnisse
Die Befragung fand im Bildungszentrum
Haus Laubach der BG RCI statt. Befragt wurden
Seminar-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer
aus verschiedenen Mitgliedsunternehmen
der BG RCI.
Im Ergebnis stellen sich die Maßnahmen
betrieblicher Gesundheitsförderung sehr
unterschiedlich dar. Sie reichen von klassischen
Arbeitsschutzmaßnahmen, z.B. der
Gefährdungsbeurteilung und Maßnahmen
zur ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung,
bis hin zu einer umfassenden und ganzheitlichen
Erhaltung sowie Förderung der Mit-
arbeitergesundheit. Typische Aussagen
hierzu waren:
„Betriebliche Gesundheitsförderung bedeutet
für uns, dass wir den Mitarbeiter als Ganzes
sehen.“
„Jeden Tag gesund nach Hause kommen
und irgendwann gesund in Rente gehen.“
Bei allen teilnehmenden Mitgliedsunternehmen
gilt das Thema „Rückengesundheit“
als große Herausforderung. Viele Unternehmen
bieten präventive Maßnahmen zur Rückengesundheit
an, wie z.B. Rückenschulen.
Nach Auskunft der Befragten handelt es sich
dabei aber eher um einzelne Maßnahmen,
die wenig nachhaltig organisiert sind:
„Dem Problem Rückenschmerzen wird erst
dann Aufmerksamkeit geschenkt, wenn das
Kind in den Brunnen gefallen ist, meist erst,
wenn Rückkehrgespräche geführt werden.
Präventiv wird nichts gemacht.“
„Wir haben zum Beispiel ein EDV-Programm,
welches an allen Bildschirmarbeitsplätzen
installiert ist und die Mitarbeiter daran erinnert,
5 Minuten Rückengymnastik zu machen.“
6
3/4 2013 BG RCI.magazin Blickpunkt
lich im Sande verlaufen. Die Frau ist jetzt
wieder da, ich weiß nicht, wie es jetzt wird.
Und dann gibt es noch die Betriebssportgruppen.
Das ist aber kein spezielles Rückentraining.
Da gibt es eine Fußball-, eine
Prellball- und eine Tischtennisgruppe.“
Auch die Wirksamkeit der Maßnahmen wird
nur in Einzelfällen überprüft:
„Bei Mitarbeitern, bei denen etwas aufgefallen
ist, wird mal nachgefragt, ob es besser
geworden ist.“
„Nein, die Wirksamkeit wird nicht überprüft,
es findet nur die betriebsärztliche Untersuchung
regelmäßig statt.“
Lotte Schwärzel, Eva Maria Eckert und Katrin
Kaiser (v.l.), Studentinnen am Institut für Psychologie
der TU Darmstadt, interviewten …
… Seminarteilnehmer wie Frank Busch im Haus
Laubach der BG RCI zur Rückengesundheit.
Fotos: ls
Die Hälfte der Befragten war sich über den
Zusammenhang von Rückenbeschwerden
und psychischer Belastung nicht bewusst.
Auch in den bereits angebotenen Maßnahmen
zur Stärkung und Erhaltung der Rückengesundheit
fand dieser Zusammenhang
kaum Beachtung:
„Ich denke, dass bei vielen Krankheiten die
Psyche eine Rolle spielt. Das eine kann das
andere auslösen.“
„Nein, ich habe noch nicht gehört, dass es
einen Zusammenhang zwischen Rückenschmerzen
und psychischer Belastung gibt.“
„Ich denke, Burn-out ist ein Thema, das sich
durch die ganze Industrie zieht. Wir haben
selber Fälle. Und wenn ich mit den Leuten
spreche, dann ist es auch ein Punkt, dass
Rückenschmerzen auftreten. Insofern glaube
ich schon, dass das zusammenhängt. Die
Last ist zu schwer zum Tragen. Denn man
sagt ja auch, der Rücken ist das Seelenbild
des Menschen. In gefährlichen Situationen
fährt es einem manchmal so richtig in den
Rücken.“
„Nein, es gibt noch keine Maßnahmen zum
Thema Rücken und Psyche. Das ist aber geplant.
Ideen werden diskutiert, und dann
wird entschieden, ob sie umgesetzt werden
können.“
In der Regel wird die betriebliche Gesundheitsförderung
von einzelnen Akteuren oder
einem „Kreis der Wohlgesinnten“ angegangen,
darunter Betriebsärzte, Sicherheitsfachkräfte,
Betriebsräte, Suchtbeauftragte
und andere Mitarbeiter, denen das Thema
„Gesundheit“ am Herzen liegt. Geht es im
Arbeitsschutz primär um das Vermeiden
oder Beseitigen gesundheitsgefährdender
Arbeitsbedingungen und Belastungen, so
zielt die berufsgenossenschaftliche Unterstützung
auf das nachhaltig wirksame
Schaffen und Erhalten gesundheitsförderlicher
Arbeitsbedingungen und Kompetenzen.
Diese beiden Ziele sollten in einem
strategischen betrieblichen Gesundheitsmanagement
vereint, in der Unternehmenskultur
verankert und durch das Management
maßgeblich unterstützt und vorangetrieben
werden.
Die Interviews bestätigen folgende Beobachtungen:
Gesundheitsmaßnahmen zum
Thema „Rückengesundheit“ sind nicht strategisch
in die Unternehmensprozesse integriert,
sondern bestehen aus einzelnen,
in ihrer Wirksamkeit kaum überprüften Adhoc-Maßnahmen.
Damit liegt auf der Hand, wie die Kampagne
„Denk an mich. Dein Rücken“ im Bereich
der psychischen Faktoren strategisch
ausgerichtet sein sollte. Es gilt, langfristig
wirksame Maßnahmen einzuführen, diese
einer Wirksamkeitsbetrachtung und schließlich
einer fortwährenden Verbesserung zu
unterziehen.
Die Kampagne „Denk an mich. Dein Rücken“
will den Unternehmen in der Prävention von
Rückenbeschwerden und der Förderung der
Rückengesundheit dabei helfen, langfristig
wirksame Maßnahmen zu entwickeln. Dabei
wird empfohlen, die Gründe von Rückenbeschwerden,
insbesondere den Zusammenhang
mit psychischen Belastungen, zu
berücksichtigen. Diese Gründe sind gekennzeichnet
durch sehr individuelle Faktoren,
die unterschiedlichen Einflüssen unterliegen.
Um diesen individuellen Ursachen
gerecht zu werden, ist es notwendig, die
Wirksamkeit der ergriffenen Maßnahmen
zu überprüfen, um auf die Veränderungen
reagieren zu können und damit den Erfolg
der Maßnahmen nachhaltig zu sichern.
Dr. Helmut Nold, BG RCI, Mainz
7
Blickpunkt
BG RCI.magazin 3/4 2013
Arbeitsbedingte Rückenbelastungen –
die Ursachen sind vielfältig
Von den diesjährigen protecT-Kongressen der BG RCI
Die beiden diesjährigen protecT-Veranstaltungen standen ganz im Zeichen
des Rückens. Auf ihnen wurde der Startschuss für die neue, noch bis Ende
2015 laufende Präventionskampagne der BG RCI „Denk an mich. Dein Rücken“
gegeben. Das Programm reichte von der Vorstellung erfolgreicher Einzelmaßnahmen
und Gesamtkonzepte aus den Mitgliedsbetrieben über die Präsentation des
reichhaltigen Informations- und Mitmachangebotes der BG RCI bis hin zu Vorträgen
und Podiumsdiskussionen.
Das Thema brennt den Unternehmen auf
den Nägeln. Kein Wunder also, dass die Veranstaltungshäuser
in Bad Wildungen und
Dresden mit über 500 Gästen nicht nur bis
auf den letzten Platz belegt, sondern am
Ende der jeweils zweitägigen Kongresse
auch alle Materialien restlos vergriffen waren.
Erstmals in der Geschichte der protecT
wird es daher im Herbst noch eine dritte
Veranstaltung geben; aber auch diese ist
bereits ausgebucht.
Rund 80 Prozent der Rückenschmerzen haben
ihre Ursache in verspannter Muskulatur.
Die beste Therapie dagegen ist Bewegung.
„Sie sollten einmal am Tag so richtig
ins Schwitzen kommen“, erklärte Deutschlands
wohl prominentester Mediziner, Prof.
Dr. Dietrich Grönemeyer, den begeisterten
Teilnehmern der protecT. Der Anfang dazu
kann schon beim morgendlichen Zähneputzen
gemacht werden: „Abwechselnd
jeweils auf einem Bein stehen und dabei
Kniebeugen machen“, so der Tipp des „Rücken-Papstes“.
Diese drei Minuten sorgten
nicht nur für das körperliche, sondern auch
für das innere Gleichgewicht: „Jeder kann
privat und bei der Arbeit viel dafür tun, dass
der Rücken lange gesund und fit bleibt.“
Ziel der Rücken-Kampagne ist es, „die arbeitsbedingten
Rückenbelastungen im Unternehmen
zu erkennen und zu reduzieren,
die Ursachen für Rückenbeschwerden zu beseitigen
und damit die Rückengesundheit
der Beschäftigten zu fördern“, erklärte Kampagnenleiter
Dr. Helmut Nold, Leiter des KC
Gesundheitsschutz der BG RCI. Lange und
häufige Ausfalltage von Beschäftigten haben
ihre Ursache oft in Rückenbeschwerden.
Ungünstige Arbeitsbedingungen, das Be-
wegen schwerer Lasten, immer wiederkehrende
gleiche Handhabungsaufgaben oder
Bewegungsmangel bei lang andauerndem
Stehen oder Sitzen ohne wirksame Pausen
belasten das Muskel-Skelett-System. Hinzu
kommt der „Stress“ aufgrund von psychischen
Belastungsfaktoren, die oft mit Rückenbeschwerden
in Verbindung gebracht
werden. Als besonders gravierend wird die
Problematik dort angesehen, wo sich körperliche
Belastungen mit einem hohen Niveau
psychischer Belastungen verbinden.
Rückenerkrankungen erfolgen zunehmend
auch vor dem Hintergrund einer immer älter
werdenden Belegschaft. „Wir wollen Sie
mit unserer Kampagne dabei unterstützen,
diesen Herausforderungen gerecht zu werden“,
so Ulrich Meesmann, Mitglied der Geschäftsführung
der BG RCI.
Kniebeugen schon beim Zähneputzen: „Rücken-Papst“
Prof. Grönemeyer demonstriert,
was man alles für seinen Rücken tun kann.
Im Mittelpunkt der protecT-Veranstaltungen
stand die Frage, welche Gesundheitsprogramme
und Maßnahmen (Verhältnisprävention)
zielführend sind und wie die Belegschaft
motiviert werden kann, diese auch
anzunehmen (Verhaltensprävention). „Das
Ziel der betrieblichen Prävention von Rückenbeschwerden
muss die Verhinderung
der Chronifizierung durch Reduktion von Risikofaktoren
und der Stärkung von Ressourcen
sein“, erläuterte dazu Prof. Dr. Bernd
Zimolong von der Ruhr-Universität Bochum.
Betriebliche Gesundheitsförderung funktioniere
aber nur, wenn Arbeitsgestaltung, Führung
und Personalentwicklung, Information
und Kommunikation sowie Gesundheitsaktivitäten
aufeinander abgestimmt seien und
die Unternehmenskultur prägten.
Für Dr. Thomas Linz von der Bayer Pharma
AG in Berlin ist eines völlig klar: Systematischer
Gesundheitsschutz im Betrieb funktioniert
nur, wenn „man sich aktiv dem Thema
stellt“. Fast 30 Prozent aller Akutberatungen
beim Betriebsarzt sind bei Bayer durch
Schmerzen im Schulter-Nacken- bzw. Lendenwirbelbereich
verursacht. Meist spielten
dabei psychische Belastungen ebenfalls
eine Rolle. „Die Ursachen sind aber vielfältig
und die Reaktionsmuster sehr individuell“,
berichtete Linz. Bayer hat daher ein Gesundheitsprogramm
entwickelt, das alle Unternehmensbereiche
umfasst. Neben Aufklärung
und individueller Beratung durch den
Betriebsarzt und die Sicherheitsfachkraft
gehört dazu die ergonomische Arbeitsplatzausstattung
sowie die Ermittlung und Reduzierung
psychischer Belastungsfaktoren.
Hinzu kommt ein reichhaltiges Sport-, Ausgleichs-
und Seminarangebot. „Besonders
wichtig aber ist es, die Leute zu motivieren,
8
3/4 2013 BG RCI.magazin Blickpunkt
in sich hineinzuhören. Man muss das Handy
auch mal ausschalten!“, so sein Appell.
Aber auch im kleineren Maßstab funktionieren
Programme zur Rückengesundheit,
wie das Beispiel des mittelständischen
Baustofffachbetriebs M. & J. Schmickler
aus Sinzig zeigt. Die Belegschaft trainiert
unter fachlicher Anleitung seit kurzem in
einem Fitnessstudio. „Neben der körperlichen
Fitness fördern die gemeinsamen
sportlichen Aktivitäten der Kollegen auch
das soziale Miteinander im Betrieb“, erklärte
Geschäftsführer Norbert Schmickler.
Am Ende der zweitägigen protecT-Veranstaltungen
waren sich alle Anwesenden einig:
jeder kann ganz persönlich viel für seinen
Rücken tun. Für die Unternehmen zahlt sich
jeder in die Rückengesundheit der Belegschaft
investierte Cent doppelt und dreifach
aus. Die Motivation der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter steigt, der Krankenstand
Freuen sich über die prominente Unterstützung
durch Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer (2.v.r.):
BG RCI-Kampagnenleiter Dr. Helmut Nold, Ulrich
Meesmann, Mitglied der Geschäftsführung
der BG RCI, und BG RCI-Präventionleiter Helmut
Ehnes.
Fotos: bgrci/jön
sinkt und damit bleibt die Produktivität erhalten.
Nicht zuletzt genießen Firmen mit
einem entsprechenden Gesundheitsprogramm
auch einen Wettbewerbsvorteil bei
der Rekrutierung neuer Mitarbeiter. Im Zeichen
des demographischen Wandels und
der immer knapper werdenden Fachkräfte
ein nicht zu unterschätzender Pluspunkt.
Das Forum protecT ist ein zweimal jährlich
stattfindender Kongress für Führungskräfte,
Unternehmer aus dem Unternehmermodell
und Spezialisten aus den Mitgliedsbetrieben
der BG RCI. Seine Schwerpunkte sind
die arbeitsschutzrelevanten Aspekte aus
den Bereichen Unternehmensorganisation
und Führung. Weitere Informationen sowie
die Referate zum Herunterladen finden Sie
unter www.forum-protect.de.
Mehr zu „Denk an mich. Dein Rücken“ unter
www.bgrci.de, Seiten ID: #1926.
Ulrike Jansen, BG RCI, Heidelberg
„Denk an mich. Dein Rücken“
Richtiges Heben und Tragen
Schnell noch das schwere Werkstück zur Werkbank getragen oder den Zementsack vom
Transporter gehoben: Ob am Bau, im Handwerk oder in der Produktion – noch immer müssen
viele Beschäftigte bei der Arbeit schwere Lasten bewegen. Sind Bewegungen oder der
Umgang mit Lasten zu einseitig und extrem, können dabei hohe Belastungen für Rücken
und Gelenke entstehen.
Foto: dguv
Um Überbeanspruchungen und daraus
resultierende Gesundheitsschäden zu
vermeiden, empfehlen die Träger der Präventionskampagne
„Denk an mich. Dein
Rücken“ daher:
Hilfsmittel verwenden
Immer, wenn es möglich ist, Hilfsmittel wie
Hebehilfen, Tragegurte, Tischwagen oder
Hubkarren zum Transportieren schwerer
Lasten verwenden.
Schwere Lasten vermeiden
Die eigene Kraft nicht überschätzen und
Lasten lieber aufteilen und in mehreren Teilen
transportieren. Nicht teilbare schwere
Lasten zu zweit tragen.
Ergonomische Körperhaltung beachten
Beim Heben von schweren Lasten: Befindet
sich die Last auf dem Boden, mit geradem
Rücken von vorn möglichst dicht an die Last
herantreten, beim Bücken das Gesäß nach
hinten schieben und die Knie nicht weiter
als 90 Grad beugen. Die Last nicht ruckartig,
sondern mit gleichem Tempo durch
Streckung der Hüft- und Kniegelenke körpernah
anheben. Beim Anheben, Umsetzen
und Absetzen von Lasten die Wirbelsäule
nicht verdrehen; Richtungsänderungen
durch Umsetzen der Füße mit dem ganzen
Körper vornehmen.
Beim Tragen von Lasten: Eine aufrechte Körperhaltung
einnehmen und nicht ins Hohlkreuz
fallen und die Last so dicht wie möglich
am Körper tragen. Beide Körperseiten
gleichmäßig belasten und nach Möglichkeit
Hilfsmittel wie Sack- oder Schubkarren oder
Tragegurte verwenden.
Körperliche Fitness
Die körperliche Verfassung spielt eine große
Rolle bei der Prävention von Muskel-Skelett-
Erkrankungen. Regelmäßige Bewegung wie
Gymnastik und Dehnübungen sowie Spaziergänge
helfen, den Körper fit zu halten. Nicht zuletzt
kann eine gesunde und ausgewogene Ernährung
die eigene Gesundheit unterstützen.
„Denk an mich. Dein Rücken“
In der Präventionskampagne „Denk an mich.
Dein Rücken“ arbeiten die Berufsgenossenschaften,
Unfallkassen, ihr Spitzenverband
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung
(DGUV), die Sozialversicherung für Landwirtschaft,
Forsten und Gartenbau und die Knappschaft
zusammen. Gemeinsam verfolgen sie
das Ziel, Rückenbelastungen zu verringern.
Weitere Informationen unter www.deinruecken.de.
dguv
9
Blickpunkt
BG RCI.magazin 3/4 2013
BG RCI: Branchenübergreifendes
„Downloadcenter Prävention“ auf Erfolgskurs
Über 1.000 Downloads pro Tag
Die Anfänge waren bescheiden: ein paar Formulare, ein paar ausgewählte Anhänge aus Merkblättern – so startete
vor etwa zehn Jahren der „Formularshop“ der früheren Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie. Damals hätte
wohl niemand gedacht, dass sich die Angebotspalette – nicht zuletzt durch die Fusion zur BG RCI – innerhalb weniger
Jahre so rasant entwickeln würde.
Inzwischen hat sich das Downloadcenter unter
downloadcenter.bgrci.de zu einem wichtigen
branchenübergreifenden Serviceangebot der
BG RCI gemausert. Über 1.000 abgeschlossene
Downloads pro Tag entsprechen einem
Gigabyte heruntergeladener Daten und zeugen
von einer regen Nutzung und Akzeptanz
in den Mitgliedsunternehmen.
Breite Angebotspalette
Viele Nutzer schätzen besonders, dass sich
die Downloadangebote der BG RCI an einer
Stelle im Netz gebündelt befinden, wodurch
sie mit wenigen Klicks die Angebote sichten
und nutzen können. Der strukturierte Aufbau,
der auch vom Medienshop der BG RCI
(medienshop.bgrci.de) vertraut ist, sowie ein
umfangreiches Stichwortregister ermöglichen
eine rasche Orientierung in einer breiten Angebotspalette:
• Eine stetig steigende Zahl von Arbeitsschutzvorschriften
und -informationen
(Printprodukten) im Volltext: Alle von der
BG RCI erlassenen Unfallverhütungsvorschriften
und BG-Regeln, wichtige branchenspezifische
BG-Informationen und
eine steigende Anzahl von Merkblättern
der BG RCI
• Das bewährte Angebot von Checklisten und
Formularen aus Merkblättern zum direkten
Ausfüllen am Computer und Ausdrucken
auf DIN A4
• Umfangreiche Angebote zur Gefährdungsbeurteilung,
z.B. das Programm „GefDok
light“ auch für PC-unerfahrene Anwender
und das Merkblatt A 016 „Gefährdungsbeurteilung
– sieben Schritte zum Erfolg“ im
Volltext
• GHS-Informationen: Die GHS-Merkblätter
M 060 und M 060-1 im Volltext und die –
auch fremdsprachigen – GHS-Plakate
• Über 450 Betriebsanweisungen, branchenübergreifend
und branchenspezifisch, teilweise
fremdsprachig
• Plakate
• Unterweisungsmaterialien, z. B. Powerpoint-Präsentationen
der beliebten Sicherheitskurzgespräche
(SKG) und eine
Auswahl aufgearbeiteter Unfallbeispiele
aus dem Merkblatt A 030 „Unfallbeispiele
aus der Praxis“
• Betriebsschilder für Mitgliedsbetriebe der
BG RCI
• Eine Symbolbibliothek mit über 100 Zeichen
zur Sicherheitskennzeichnung
Insgesamt stehen den Mitgliedsbetrieben und
der Allgemeinheit über 800 unterschiedliche
Angebote zum kostenlosen Herunterladen zur
Verfügung. Mit der Kombination aus Downloadcenter,
Medienshop und dem kostenpflichtigen
„Kompendium Arbeitsschutz“
(Infos unter www.kompendium-as.de) bietet
die BG RCI allen Akteuren im Arbeitsschutz
einen umfassenden und bequem recherchierbaren
Pool an Informationen und Arbeitshilfen
für die erfolgreiche Sicherheitsarbeit im
Betrieb.
Die Neuheiten 2013
Das Downloadcenter wird kontinuierlich erweitert.
Seit kurzem stehen den Nutzern weitere
attraktive Angebote zur Verfügung:
• Ausgewählte Merkblätter der BG RCI als
web-optimierte Fassungen im Volltext
• Angebote der aktuellen Kampagne „Denk
an mich. Dein Rücken“
• Außerdem ist vorgesehen, die Symbolbibliothek
unmittelbar nach Inkrafttreten der
neuen ASR 1.3 „Sicherheits- und Gesundheitsschutzkennzeichnung“
an die dann
teilweise neuen Symbole anzupassen und
damit u. a. auch die Norm DIN EN ISO 7010
zu berücksichtigen.
Verlinkung mit Homepage
und Medienshop der BG RCI
Das Downloadcenter kann unter downloadcenter.bgrci.de
direkt aufgerufen oder über
Links von der Homepage der BG RCI aus erreicht
werden (z. B. über Prävention > Präventionsmedien).
Viele Nutzer kommen auch über
den Medienshop zum Downloadcenter: Gibt
es zu einer bestellbaren Druckschrift ein ergänzendes
elektronisches Angebot, so springt
man mit einem Klick auf den Button direkt
dort hin. Durch Verknüpfung der Suchfunktionen
von Medienshop und Downloadcenter
ist es neuerdings sogar möglich, trotz fehlender
Treffer im Medienshop auf passende Angebote
im Downloadcenter hingewiesen zu
werden. Dr. Imke Birkenstock, BG RCI,
Heidelberg
10
3/4 2013 BG RCI.magazin Blickpunkt
Fotos: bgrci
„Kompendium Arbeitsschutz mobil“ – ein Klassiker
wird „neu erfunden“
Im Jahr 1995 stellte die damalige BG Chemie als erster Unfallversicherungsträger ihr Vorschriftenwerk auf CD-ROM zur
Verfügung. Schon 1996 gab es mit dem „Kompendium Arbeitsschutz“ die erste Internetfassung des Vorschriften- und
Regelwerks. Seither hat sich die Anwendung zum Standardwerk für die Mitgliedsbetriebe der BG RCI entwickelt. Nun
hat die BG RCI gemeinsam mit einem Verlagspartner das Kompendium „neu erfunden“.
Mit über 1.700 Publikationen enthält das
„Kompendium Arbeitsschutz“ der BG RCI
alle für die Mitgliedsbetriebe relevanten
Arbeitsschutz-Publikationen. Die immer
weitere Verbreitung des mobilen Internets
auf Smartphones und Tablet-PCs
eröffnet auch für die Nutzung des Kompendiums
neue Möglichkeiten. Rechtzeitig
zur „Volljährigkeit“ des „Kompendium
Arbeitsschutz“ stellt die BG RCI daher ihr
umfangreiches Regelwerk, wiederum als
erster deutscher Unfallversicherungsträger,
optimiert für mobile Endgeräte zur
Verfügung.
Dazu war es allerdings notwendig, die bewährte
Technik quasi neu zu erfinden: Bei
der seit Januar 2013 verfügbaren mobilen
Fassung des Kompendiums handelt es sich
um eine sogenannte „Web-App“. Das ist
eine Optimierung für die mobile Anwendung,
deren Technik und Inhalte komplett
im Internet abgelegt sind. Auf mobilen Endgeräten
ist daher weder eine Installation
noch eine lokale Datenablage notwendig.
Benötigt werden lediglich ein Webbrowser
und der Zugriff auf die Internetanwendung.
Unter diesen Voraussetzungen ist die Anwendung
auf nahezu allen mobilen Endge-
räten von iPhone, iPad, Android-Handys
oder -Tablets bis zu Blackberrys nutzbar.
Der Datenbestand ist identisch mit dem
der bekannten Internetfassung und aufgrund
der mindestens einmal im Monat
durchgeführten Updates stets hochaktuell.
Durch die neue Technik kann man
nun auch unterwegs (in einer Sitzung, auf
einer Tagung oder einfach während einer
Betriebsbegehung) schnell und komfortabel
im Kompendium recherchieren, ohne
erst das Notebook aufbauen zu müssen.
Die groß gestalteten Schaltflächen und
der sequenzielle Ablauf der Anwendung
ermöglichen auch auf mobilen Endgeräten
mit kleinen Displays und Touch-Bedienung
eine einfache Nutzung. Die über 200.000
aktiven Querverweise (Hyperlinks) und
Suchmöglichkeiten (im Volltext oder auf
bestimmte Elemente beschränkt) sind genauso
vorhanden wie der bewährte PDF-
Manager, der es ermöglicht, aus den jeweils
relevanten Inhalten PDF-Dokumente
zu erstellen.
Neben der neuen Web-App wird natürlich
auch die bewährte PC-Fassung des Kom-
pendiums, die via DVD oder Internet nutzbar
ist, weiterhin gepflegt. Ein kostenloser
Testzugang zur Web-App und zur Internetfassung
kann über www.kompendium-as.
de beantragt werden. Dort finden Sie in
Kürze auch einen Videoclip, der die Nutzung
des mobilen Kompendiums demonstriert,
und weitere Informationen zu Nutzungsmöglichkeiten
und Preisen.
Für die neue Web-App gilt derselbe Preis
wie für die PC-Fassung. Wer beide Anwendungen
nutzen möchte, zahlt einen Aufpreis
von 3 Euro pro Monat.
Und da auch der EDV-Einsatz manchmal
an seine Grenzen stößt und ein konventionelles
Druckexemplar mitunter seine Vorteile
hat, gibt es selbstverständlich alle
BG-Schriften weiterhin auch als Drucksachen.
Bestellen können Sie über medienshop.bgrci.de.
Die Bestellung ist für Mitgliedsbetriebe in
einer der Betriebsgröße angemessenen
Anzahl in der Regel kostenlos.
Dr. Imke Birkenstock, BG RCI,
Heidelberg
11
Blickpunkt
BG RCI.magazin 3/4 2013
A 002
BGI 824
Grundlegend überarbeitet und neu erschienen
Merkblatt A 002 „Gefahrgutbeauftragte“
Gefahrgutbeauftragte
Allgemeine Themen 2/2013
Unternehmen, die an der Beförderung gefährlicher Güter beteiligt sind, müssen Gefahrgutbeauftragte bestellen.
Wann und wie Gefahrgutbeauftragte bestellt werden und welche Voraussetzungen sie dafür erfüllen müssen, ist im
neuen Merkblatt A 002 „Gefahrgutbeauftragte“ beschrieben.
Während des gesamten Beförderungsablaufs,
beginnend beim Verpacken und
Verladen gefährlicher Güter bis hin zum
Entladen und Auspacken, gelten die Vorschriften
über die Beförderung gefährlicher
Güter. Gefahrgutbeauftragte überwachen
die Einhaltung dieser Vorschriften und setzen
sich dafür ein, dass alle beteiligten Personen
in der Lage sind, eine Beförderung
unter optimalen Sicherheitsbedingungen
zu gewährleisten.
Die Funktion eines Gefahrgutbeauftragten
oder einer Gefahrgutbeauftragten kann von
jedem Beschäftigten, unabhängig von der
Position im Unternehmen, ausgeführt werden.
Die Person, die zum Gefahrgutbeauftragten
bestellt werden soll, muss jedoch
an einer Schulung teilgenommen und eine
Prüfung vor einer Industrie- und Handelskammer
abgelegt haben. Je nach den vom
Unternehmen genutzten Verkehrsträgern
muss der Schulungsnachweis für den Straßen-,
Schienen-, Binnenschiffs- und/oder
Seeschiffsverkehr gelten. Der Schulungsnachweis
gilt fünf Jahre und kann durch Be-
stehen einer Verlängerungsprüfung jeweils
um weitere fünf Jahre verlängert werden.
Wenn Unternehmen ausschließlich an der
Beförderung kleiner Mengen bestimmter
gefährlicher Güter beteiligt sind, besteht
die Möglichkeit, von der Bestellung eines
Gefahrgutbeauftragten befreit zu sein. Unabhängig
von der Bestellpflicht eines Gefahrgutbeauftragten
müssen die Gefahrgutvorschriften
während des gesamten
Beförderungsablaufs beachtet werden.
Das neu aufgelegte Merkblatt A 002 „Gefahrgutbeauftragte“
• klärt die rechtlichen Verantwortlichkeiten,
• informiert über die gefahrgutrechtliche
Unterweisung von Mitarbeitern,
• informiert über die Schulung von Fahrern,
• benennt die Aufgaben von Gefahrgut-
beauftragten und beschreibt detailliert
die Durchführung dieser Aufgaben,
• beantwortet häufig gestellte Fragen,
• beschreibt mögliche Folgen bei Pflichtverletzungen
und
• liefert nützliche Informationen für die
Arbeit von Gefahrgutbeauftragten, wie
z.B. Muster für Jahres- und Unfallbericht.
Die BG RCI bietet Seminare an, in denen
Beschäftigte die Schulung zum Gefahrgutbeauftragten
für die Verkehrsträger Straße
und Schiene absolvieren können. Die
Seminare sind von der zuständigen IHK
anerkannt. Die Prüfung kann direkt im
Anschluss an den Lehrgang in Maikammer
vor der IHK abgelegt werden. Nähere
Informationen finden Interessierte unter
seminare.bgrci.de.
Das Merkblatt A 002 ist über den Medienshop
unter medienshop.bgrci.de zu beziehen.
Mirja Telgmann, BG RCI, Heidelberg
12
3/4 2013 BG RCI.magazin Blickpunkt
Gefahrstoffbelastungen bei Instandhaltungsarbeiten
durch Servicefirmen
Von Dr. Ralph Hebisch
Beiträge aus dem Gefahrstoff-Symposium „Schlema VII“ in Weimar, 2012
Industrieanlagen werden regelmäßig instand gehalten, damit ein möglichst kontinuierlicher Produktionsprozess
sichergestellt ist. Neben den geplanten Revisionen sind es Betriebsstörungen, die einer schnellen Behebung bedürfen.
Häufig werden die notwendigen Instandhaltungsarbeiten durch Servicefirmen erledigt, die sich mehr oder weniger
auf diese Aufgaben spezialisiert haben. Zum Teil entstanden die Firmen durch Ausgründungen aus Produktionsbetrieben.
Die als Auftragnehmer tätigen Servicefirmen
bewegen sich auf einem hart umkämpften
Markt. Die Ausführung der Aufträge erfordert
häufig den Einsatz an ständig wechselnden
Standorten. Auch die Einsatzzeiten erstrecken
sich oft über die Nacht oder das Wochenende.
Bereits bei früheren Untersuchungen der Bundesanstalt
für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
(BAuA) zeigte sich, dass die Belastungen
der Beschäftigten gegenüber Gefahrstoffen
bei Instandhaltungsarbeiten außerhalb des
Normalbetriebs höher sind als im Normalbetrieb
1 . Es wurde daher ein Untersuchungsprogramm
entwickelt, bei dem Servicefirmen
begleitet wurden, die bei verschiedenen Auftraggebern
– sowohl der gleichen wie auch
unterschiedlicher Branchen – im Rahmen
von Reparaturen, Wartungen und Reinigungen
tätig waren.
Nachfolgend werden die Ergebnisse der Untersuchungen
dargestellt. Die drei als Servicefirma
A, B und C bezeichneten Betriebe waren
bei Revisionsarbeiten in Müllverbrennungsanlagen,
in Tanklagern der Mineralölindustrie
bzw. bei Instandhaltungsarbeiten in verschiedenen
Industriebetrieben tätig.
Vorgehensweise
Während des Einsatzes der Servicefirmen erfolgten
Arbeitsplatzmessungen, um die Belastungen
der Beschäftigten gegenüber Gefahrstoffen
zu ermitteln. Grundlage für die
Durchführung der Messungen war die Technische
Regel für Gefahrstoffe (TRGS) 402 2 . Es
wurden bevorzugt personengetragene Probenahmen
durchgeführt. Allerdings kamen auch
stationäre Probenahmen zum Einsatz; insbesondere,
wenn die Beschäftigten bei ihren Tätigkeiten
durch die Probenahmevorrichtungen
behindert wurden. Die Tätigkeitsfelder der verschiedenen
Servicefirmen wurden so ausgewählt,
dass Belastungen gegenüber Gasen
und Dämpfen sowie Partikeln erfasst wurden.
Bei den Instandhaltungsarbeiten in Müllverbrennungsanlagen
und Mineralöltanklagern
waren die Messungen gut planbar, da diese
Revisionen regelmäßig in vorgegebenen
Abständen erfolgen. Die von verschiedenen
Auftraggebern eingesetzte Servicefirma C war
üblicherweise nachts und während der Wochenenden
tätig. Da die Mitarbeiter zum Teil
noch während einer Schicht für verschiedene
Auftraggeber an unterschiedlichen Standorten
tätig wurden, gestaltete sich die Planung relativ
schwierig. So war es nur möglich, die Belastungen
gegenüber Gefahrstoffen bei jeweils
einem Auftraggeber pro Schicht zu ermitteln.
Ergebnisse
Revisionsarbeiten in
Müllverbrennungsanlagen
Bei früheren Untersuchungen der BAuA zu den
Staubbelastungen in Müllverbrennungsanlagen
(MVA) wurden während der Revisionsarbeiten
höhere Staubbelastungen festgestellt.
Dies wurde zum Anlass genommen, eine auf
MVA spezialisierte Servicefirma näher zu betrachten.
Die Servicefirma A war bei den Revisionen mit
jeweils etwa 10 bis 15 fest angestellten Mitarbeitern
tätig. Es handelte sich dabei um Facharbeiter
mit einer Berufsausbildung in Metallund
Elektroberufen. Nur in Ausnahmefällen
wurden Leiharbeiter eingesetzt.
Die Arbeitsplatzmessungen erfolgten in vier
MVA während der jährlichen Revision der
Anlagen. Die Vorgaben der Auftraggeber zur
Arbeitssicherheit waren Vertragsbestandteil
für die Revisionsarbeiten. Eine Gefährdungsbeurteilung
existierte nur in Ansätzen
und lag deutlich unter den Anforderungen
der Gefahrstoffverordnung. Zum Teil waren
die Revisionsbereiche als Schwarzbereiche
gekennzeichnet, so dass für das Stammpersonal
Zugangsbeschränkungen bestanden.
Von der MVA wurde ein Koordinator für die Revision
eingesetzt. Allerdings erledigte dieser
seine Aufgabe neben dem üblichen Tagesgeschäft
und war somit nicht immer erreichbar.
Für die Arbeitsplatzmessungen wurden Tätigkeiten
mit hohen Staubbelastungen ausgewählt.
Dazu zählen insbesondere die Reinigung
von Filtern und der Oberfläche der
Rauchgasreinigung sowie Arbeiten am Überhitzer
des Verbrennungsofens. Neben den als
Schwerpunkt gemessenen Belastungen gegenüber
der alveolengängigen Staubfraktion
wurde auch die einatembare Staubfraktion gemessen.
Inhaltsstoffe in den Staubfraktionen
wurden nicht bestimmt. Diese Belastungen
können auf der Grundlage der bestimmten
Staubbelastungen näherungsweise aus den
13
Blickpunkt
BG RCI.magazin 3/4 2013
Abb. 1
betriebsinternen Überwachungen der Immissionen
ermittelt werden.
Die erforderlichen Reinigungsarbeiten erfolgten
häufig in engen Räumen und über Kopf.
Hartnäckige Ablagerungen wurden mechanisch
mit Werkzeug entfernt (Abb. 1). Die Arbeiten
am Überhitzer umfassten die Reinigung
der Überhitzerrohre, deren Vermessung und
ggf. den Ersatz ganzer Rohrbündel. Wenn dies
erforderlich war, wurden die Rohrbündel mit
einer Trennschleifmaschine herausgetrennt
und die Ersatzrohrbündel eingesetzt und verschweißt.
In vielen Fällen wiesen die tätigkeitsbezogen
ermittelten Belastungen sowohl für die alveolengängige
als auch die einatembare Staubfraktionen
deutliche Überschreitungen der
Arbeitsplatzgrenzwerte von 3 mg/m³ bzw.
10 mg/m³ auf 4 . Da die Beschäftigten bei den
Arbeiten wegen der Enge häufig nur eine Probenahmevorrichtung
tragen konnten, wurde
nur die alveolengängige Staubfraktion gemessen.
Auch in diesen Fällen lag die gemessene
Belastung durch diese Staubfraktion so
hoch (deutlich oberhalb 10 mg/m³), dass eine
Grenzwertüberschreitung für die einatembare
Staubfraktion eingeschlossen war.
Für die Reinigung der Gewebefilter wurden
die höchsten Belastungen ermittelt. Diese
betrugen für die alveolengängige und die
einatembare Staubfraktion bis zu 262 mg/m³
bzw. 9.240 mg/m³. Da alle Tätigkeiten häufig
über die gesamte Schichtlänge andauerten,
können die ermittelten Belastungen auch
als mögliche Schichtmittelwerte angesehen
werden.
Die Beschäftigten trugen während ihrer Arbeiten
partikelfiltrierende Halb-/Viertelmasken
der Klasse P3. In Anbetracht der ermittelten
Staubbelastungen muss darauf hingewiesen
werden, dass diese für die ausgeübten
Tätigkeiten bei der Revision in MVA nicht ge-
eignet sind. Ist bei den durchzuführenden
Reinigungstätigkeiten ein Einstieg in die Anlagen
erforderlich, so sollte dabei grundsätzlich
Atemschutz mit ausreichender Schutzwirkung
(z. B. TM2P, TH3P oder Schlauchgeräte)
getragen werden.
Revisionsarbeiten in Tanklagern
der Mineralölindustrie
Zur Sicherstellung des ordnungsgemäßen
Betriebs und aus Umweltschutzgründen
müssen Öltanks in mehrjährigen Abständen
instand gehalten werden. Dazu werden
sie leer gepumpt und anschließend gespült,
um Ölreste und Gatsch (verunreinigter Ölschlamm)
zu entfernen.
Die Servicefirma B ist als Generalunternehmen
für Reparaturarbeiten an Tanks und
Rohrleitungen üblicherweise in Form von
Jahresrahmenverträgen tätig. Für die Erlangung
derartiger Aufträge muss sie über alle
erforderlichen Zertifizierungen der Mineralölindustrie
und ein Qualitätsmanagementsystem
verfügen. Die Firma ist ständig mit
bis zu zwölf Mitarbeitern an einem Tanklagerstandort
tätig. Falls erforderlich, werden
für die Tankrevision weitere Mitarbeiter von
anderen Standorten angefordert. Nur sehr
selten kommen zusätzlich Beschäftigte von
Personaldienstleistern zum Einsatz.
Bei den Instandhaltungsarbeiten musste die
Servicefirma B die Vorgaben der Mineralölindustrie
zum Arbeitsschutz erfüllen. Der
Auftraggeber benannte einen Koordinator,
der gegenüber der Firma Weisungsrecht hatte.
In einem Fall stellte er wegen Verstoßes
gegen die Sicherheitsrichtlinien die Arbeiten
ein. Erst nach Beseitigung aller Mängel
durften die Arbeiten wieder aufgenommen
werden. Die Fachkraft für Arbeitssicherheit
der Servicefirma erstellte vor Tätigkeitsaufnahme
eine Gefährdungsbeurteilung
und leitete die erforderlichen Maßnahmen
ein.
Arbeitsplatzmessungen erfolgten in drei Tanklagern
an insgesamt fünf Tanks mit einem
Fassungsvermögen von 30.000 m³ bis
100.000 m³. Vor Tätigkeitsbeginn wurde mit einem
Photoionisationsdetektor (PID) eine Frei -
messung bezüglich der Kohlenwasserstoffdämpfe
durchgeführt. Während der Messungen
wurden folgende Tätigkeiten ausgeführt:
• Erneuerung der Tankdachschere (Tankdachentwässerungsanlage),
• Arbeiten an Tankdachstützen (Hülsrohre
und Stützen, Ersatz der Teller (Abb. 2)),
• Ersatz von Tankmesseinrichtungen.
Kohlenwasserstoffdämpfe wurden stets als
Summe gemessen. Deren Konzentration betrug
in allen Fällen weniger als 10 ppm (parts
per million). Die erforderliche Freimessung
bezüglich der Kohlenwasserstoffdämpfe sollte
daher vor der Tätigkeitsaufnahme bevorzugt
mit einem PID erfolgen. Aufgrund des ungenügenden
Auflösungsvermögens von Messgeräten
für die Überwachung der unteren
Explosionsgrenze (UEG) sind diese bei den
ermittelten Kohlenwasserstoffkonzentrationen
nicht zu empfehlen.
Wegen der in erster Linie durchgeführten
Trenn- und Schweißarbeiten wurde der
Schwerpunkt der Untersuchungen auf die
Messung der Belastungen durch die alveolengängige
und die einatembare Staubfraktion
fokussiert. Die Belastungen gegenüber
der alveolengängigen und der einatembaren
Staubfraktion bei den verschiedenen
Tätigkeiten in den Tanks betrugen 0,2–2,5
mg/m³ bzw. 1–9 mg/m³. Da die Tätigkeiten
auch über die gesamte Schicht andauern können,
sind die gemessenen Konzentrationen
auch als Schichtmittelwerte zu betrachten.
Nur in einem Fall wurde bei umfangreichen
Schweißarbeiten der Arbeitsplatzgrenzwert
für die alveolengängige Staubfraktion mit
14
3/4 2013 BG RCI.magazin Blickpunkt
Abb. 2
Fotos: bgrci/nul; BAuA
3,65 mg/m³ überschritten. Um solche hohen
Belastungen zu vermeiden, sollten zur
besseren Durchlüftung der Tanks vor Beginn
der Arbeiten die Wetterschutzbleche und die
Tankabdichtung ausgebaut werden. In Einzelfällen
kann es durchaus erforderlich sein,
dass die Beschäftigten bei umfangreichen
Schweißarbeiten einen belüfteten Schutzhelm
tragen.
Instandhaltungsarbeiten mit wechselnden
Tätigkeitsfeldern
Die Servicefirma C führte Instandhaltungsarbeiten
in verschiedenen Branchen durch.
Auf diesem hart umkämpften Markt wurden
vor allem Anlagenreinigungen übernommen.
Diese finden typischerweise außerhalb der
Produktionszeiten der Auftraggeber statt, d.h.
ab Freitagabend bis über das gesamte Wochenende.
Die betrieblichen Ansprechpartner
konnten im Regelfall nur über einen Notdienst
hinzugezogen werden.
Der Anteil von Leiharbeitskräften betrug bei
der Servicefirma C bis zu 50 Prozent; ebenso
war der Anteil von Beschäftigten mit Migrationshintergrund
sehr hoch. Ob bei den damit
durchaus vorhandenen Sprachproblemen die
Informationen zu Tätigkeiten mit Gefahrstoffen
immer verständlich ankamen, konnte bei
den Untersuchungen nicht geklärt werden.
Die Palette der relevanten Gefahrstoffe war
bei dieser Servicefirma sehr weitreichend. So
waren Belastungen durch Lösemitteldämpfe
bei Reinigungsarbeiten in Lackier- und Farbmischanlagen
oder einer Stanzerei dominierend,
wogegen eine Anlagenreinigung zum
thermischen Spritzen mit Belastungen durch
Stäube und deren Inhaltsstoffe einherging.
Die durchgeführten Reinigungsarbeiten wurden
im Regelfall von zwei Mitarbeitern der Servicefirma
gleichzeitig bei den Auftraggebern
ausgeführt. Sie dauerten oft die ganze Schicht
oder auch nur wenige Stunden. In solchen Fällen
fuhren die Beschäftigten dann noch zu
einem weiteren Auftraggeber. Dort wurden
dann meist Tätigkeiten ausgeführt, die mit
andersartigen Stoffbelastungen verbunden
waren. Eine messtechnische Überwachung
dieser Beschäftigten während einer Schicht
bei verschiedenen Auftraggebern war nicht
möglich, da es gerade bei dieser Art von Servicetätigkeiten
besonders schwierig ist, das
Einverständnis der Auftraggeber zu erhalten.
Die verfügbare persönliche Schutzausrüstung
der Beschäftigten war solchen wechselnden
Aufträgen nicht angemessen. Zum Teil fuhren
die Beschäftigten auch mit verschmutzter
oder angefeuchteter Arbeitskleidung zum
nächsten Auftraggeber.
Die ermittelten Stoffbelastungen lagen wiederholt
in der Größenordnung der relevanten
Arbeitsplatzgrenzwerte und zum Teil auch darüber.
Hier kam erschwerend hinzu, dass bei
einem Auftraggeber während der Reinigungsarbeiten
die für den üblichen Produktionsbetrieb
installierte Hallenlüftung abgeschaltet
war. Neben den inhalativen traten auch dermale
Belastungen auf, da die Arbeitskleidung
mehrfach durchfeuchtet war und deren Wechsel
nicht beobachtet werden konnte.
Resümee
Instandhaltungsarbeiten in Industriebetrieben
zeigen eine große Bandbreite an möglichen
Aufgabenstellungen, aber ebenso an
möglichen Stoffbelastungen sowie an Schutzmaßnahmen
und der Art der Zusammenarbeit
zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer.
Die Belastungen der Beschäftigten während
der Instandhaltungsarbeiten liegen höher als
bei Normalbetrieb. Wiederholt wurden Belastungen
nahe den Arbeitsplatzgrenzwerten
und – zum Teil sogar sehr – deutlich darüber
ermittelt. Ursache dafür sind z. B. Arbeiten
in engen Räumen, die Öffnung von Anlagen
und Anlagenteilen und zum Teil auch abgeschaltete
technische Schutzmaßnahmen. Die
Betreuung der Servicefirmen durch einen Koordinator
des Auftraggebers erwies sich oft
als verbesserungsbedürftig. Die getroffenen
Schutzmaßnahmen waren wiederholt unzureichend.
Infolge der ermittelten Defizite beim Schutz
der Beschäftigten während der Instandhaltungsarbeiten
erscheint eine einheitliche Regelung
erforderlich, z. B. in Form einer Technischen
Regel für Gefahrstoffe (TRGS).
Unter www.baua.de ist der komplette Bericht
zu den Instandhaltungsarbeiten durch Servicefirmen
verfügbar. Für die Durchführung
der Arbeitsplatzmessungen gilt unser Dank
Gerhard Kuhlmann und Frank Elbeshausen
von der bregau GmbH & Co. KG in Bremen.
Dr. Ralph Hebisch
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und
Arbeitsmedizin (BAuA)
Gruppe „Gefahrstofflabor“
Friedrich-Henkel-Weg 1–25
44149 Dortmund
Literatur
1 Hartwig, S., Rupp, A., Puls, E. Kim; J.-H., Binder,
F.: Reinigung und Instandhaltung von Industrieanlagen
– Stoffbelastungen. Schriftenreihe
der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und
Arbeitsmedizin, Gefährliche Arbeitsstoffe –
GA 61, Wirtschaftsverlag NW, Bremerhaven,
2003
2 Technische Regeln für Gefahrstoffe, TRGS 402
„Ermitteln und Beurteilen der Gefährdungen
bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen – Inhalative
Exposition“, GMBl 2010 Nr. 12 S., 231–253
(25.2.2010), berichtigt: GMBl 2011, S. 175 [Nr.
9] (30.3.2011)
3 Hebisch, R., Fröhlich, N., Keischgens, M.:
Staubbelastungen an Arbeitsplätzen in Müllverbrennungsanlagen,
Forschungsbericht
zum Projekt F 1504, Bundesanstalt für Arbeitsschutz
und Arbeitsmedizin, Dortmund
2008
4 Technische Regeln für Gefahrstoffe, TRGS
900 „Arbeitsplatzgrenzwerte“, BArbBl. Heft
1/2006, S. 41–55, zuletzt geändert und ergänzt:
GMBl 2012, S. 11 [Nr. 1] (12.1.2012)
15
Aus den Branchen
Baustoffe - Steine - Erden
BG RCI.magazin 3/4 2013
Mit dem Tragetuch wird der Verletzte
durch die Öffnung ins Freie geholt. Dort
steht die Drehleiter bereit.
Notfallmanagement:
Zwei Unternehmen proben den Ernstfall
Voraussetzung für richtiges Handeln im Notfall ist das regelmäßige Üben der richtigen Handgriffe. Das gilt für Ersthelfer
und Rettungskräfte gleichermaßen. Daher sind Übungen zur Rettung verletzter Personen oder zum richtigen
Verhalten im Brandfall für Unternehmen wichtiger Bestandteil eines wirksamen betrieblichen Notfallmanagements.
Zu dieser Erkenntnis kamen die Betriebsleiter
zweier Mitgliedsunternehmen der
BG RCI der Branche Baustoffe - Steine - Erden:
Karl-Heinz Lühring, Betriebsleiter der
Firma Wümme-Beton in Rotenburg/Wümme,
lud die Feuerwehr zu einer Rettungsübung
am Transportbeton-Mischfahrzeug
ein. Uwe Schridde, Betriebsleiter des Rump
& Salzmann Gipswerks Uehrde, Harz, inszenierte
eine groß angelegte Feuerwehr- und
Rettungsübung im Steinbruch.
Rettungsübung im Transportbetonwerk
Wie in jedem anderen Betrieb auch, stehen
die Mitarbeiter von Wümme-Beton
regelmäßig vor der Aufgabe, die Fahrmischertrommeln
von ausgehärteten Betonresten
befreien zu müssen – eine schwere,
gefährliche und unbeliebte Arbeit. Angeregt
durch den Förderpreis der BG RCI, beauftragte
Betriebsleiter Karl-Heinz Lühring ein Unternehmen,
das die maschinelle Reinigung
von Mischfahrzeugen mittels Hochdruckwasserstahl
als Dienstleistung anbietet,
und machte dabei interessante Erfahrungen.
Bis zu einer Restbetonmenge von 750 bis
maximal 1.000 Kilo sind mit diesem Verfahren
sehr gute Ergebnisse zu erzielen. Es ist
eine geeignete Methode zur Entlastung der
Mitarbeiter und zur Vermeidung von Gefahren
bei der manuellen Reinigung. Befinden
sich jedoch größere Betonmengen im
Fahrzeug, werden die Bruchstücke so groß,
dass sie die Trommel beim Herausfördern
beschädigen, so dass diese im Anschluss
mit korrodierenden Beulen übersät ist. Das
stellten auch andere Unternehmen der Branche
fest.
Je nach Betonsorte, Witterung und Lage der
Baustelle ist es aufgrund des begrenzten
Fahrzeugbestands unrealistisch, so kurze
Reinigungsintervalle zu organisieren,
dass die Restbetonmenge von 1.000 Kilo
nicht überschritten wird. Das hat zur Folge,
dass der Einsatz des automatischen Reinigungsverfahrens
zwar einen entscheidenden
Beitrag zur Vermeidung von Gefahren
und Gesundheitsbelastungen bei der Trommelreinigung
darstellt, jedoch wird die manuelle
Entfernung von Betonresten dadurch
nicht überflüssig.
Wümme-Beton nimmt im Rahmen des Unternehmermodells
die alternative sicherheitstechnische
und betriebsärztliche Betreuung
in Anspruch. Karl-Heinz Lühring hatte im Verlauf
eines Beratungsgesprächs mit der zuständigen
Sicherheitsingenieurin der BG RCI
von den Erfahrungen mit der Fahrmischerreinigung
berichtet und antwortete auf die
Frage, welche Vorkehrungen er für die Rettung
eines bewusstlosen Mitarbeiters aus
der Trommel getroffen habe: „Dann holen
wir die Feuerwehr.“ Aber weiß die örtliche
Feuerwehr, wie es in so einem Fahrzeug
aussieht? Die Freiwillige Feuerwehr Rotenburg/Wümme
wollte die Probe aufs Exempel
machen und folgte einer Einladung des
Unternehmens zu einer Rettungsübung mit
der Aufgabenstellung „Person bewusstlos
in der Mischertrommel“.
Nach Erläuterungen zum Fahrzeug und zum
Ablauf der Reinigungsarbeiten probierten
16
3/4 2013 BG RCI.magazin
Aus den Branchen
Baustoffe - Steine - Erden
Unübersichtliche Lage nach einem simulierten
Brand im Schotterwerk. Endlich kommen
die Atemschutzgeräteträger.
Schwierige Rettung eines verletzten
Mitarbeiters aus dem Bagger.
die Retter zunächst aus, welche Trage durch
die enge Öffnung der Mischertrommel passt,
da sie sich für den Rettungsschlitten als zu
eng erwies. Vier Feuerwehrleute kletterten
in die Trommel und beförderten den „Verletzten“
schließlich mit dem Tragetuch
ans Tageslicht. An der Drehleiter wurde er
übernommen und sicher auf den Boden
gebracht.
Für einen zweiten Versuch stellte sich ein
Mitarbeiter von Wümme-Beton zur Verfügung.
Jetzt ging die Rettung reibungslos
vonstatten. Wohlbehalten konnte der Verletzte
von der Trage steigen. „So eng ist es
da drinnen gar nicht“, stellte ein Feuerwehrmann
anschließend fest. „Eine interessante
Übung“, resümierte der Ortsbrandmeister.
Bei Wümme-Beton ist man sich nach dieser
Übung sicher, dass verletzte Mitarbeiter im
Ernstfall von kundiger Hand schnell gerettet
werden können – ein gutes Gefühl. Trotzdem
hoffen alle, dass es nie dazu kommt. Grundlage
für die Vermeidung von Zwischenfällen
sind die Maßnahmen zur Risikominderung,
wie sie sich aus der Gefährdungsbeurteilung
für die Trommelreinigung ergeben.
Rettungs- und Löschübung im Steinbruch
Uwe Schridde, Betriebsleiter bei Rump &
Salzmann, nimmt regelmäßig die sicherheitstechnische
und betriebsärztliche Beratung
im Rahmen des Unternehmermodells
der BG RCI in Anspruch. Der zuständige Betriebsarzt
hatte die Aus- und Fortbildung der
Ersthelfer in Verbindung mit einer realistischen
Unfalldarstellung angeregt und hierfür
das Angebot eines Erste-Hilfe-Lehrinstituts
vorgeschlagen. Das Institut ist neben
Brandschutzausbildungen spezialisiert auf
die Aus- und Weiterbildung von Sanitätern
und Ersthelfern im betrieblichen Umfeld.
Die auf die speziellen Gegebenheiten eines
Betriebs zugeschnittenen Übungen werden
sorgfältig geplant. Unfallszenarien werden
mit geschminkten „Verletzten“ realistisch
nachgestellt. In zahlreichen Gesprächen
auch mit der örtlichen Feuerwehr entstand
der Plan, eine Großübung durchzuführen
mit Verletzten, Bränden und Explosionen an
verschiedenen Betriebspunkten gleichzeitig.
Die Szenerie stellt sich in etwa so dar:
Bei einem Sprengunfall werden zwei Mitarbeiter
durch Steinflug verletzt, das Schotterwerk
gerät in Brand, zwei Mitarbeiter werden
durch ein brennendes Fahrzeug verletzt,
ein Mitarbeiter ist verletzt in einem Bagger
eingeklemmt, der auf einer mit Fahrzeugen
nicht erreichbaren Sohle steht. Eine weitere
Person muss aus großer Höhe vom Zugang
des Schotterwerks gerettet werden.
An der Übung beteiligt waren schließlich:
• die Feuerwehren aus Uehrde, Schwiegershausen
und Osterode mit rund 50 Feuerwehrleuten,
• das Lehrinstitut für die Planung und Darstellung
realitätsnaher Verletzungen,
• die DLRG aus Bad Grund für die Wiederbelebungsübungen
an einer Puppe mit
dem Defibrillator,
• eine Sprengtechnik-Firma für die Rauchentwicklung
und die Simulation von Explosionen
sowie
• alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Firma Rump & Salzmann.
Nachdem zu Übungsbeginn der Notruf abgesetzt
worden war, erreichte zuerst die
Feuerwehr Uehrde den Betrieb und übernahm
zunächst die Einsatzleitung. Die Anfahrt
der Feuerwehr Osterode verzögerte
sich durch einen realen Unfall auf der Zufahrtsstraße
nach Uehrde. Da bei der Feuerwehr
Uehrde lediglich ein Feuerwehrmann
als Atemschutzgeräteträger einsatzbereit
war, konnten die Verletzten im verrauchten
Schotterwerk nicht gerettet werden. Auch
17
Aus den Branchen
Baustoffe - Steine - Erden
BG RCI.magazin 3/4 2013
Viele Hände werden gebraucht, um den „Verletzten“
die Halde hinaufzubefördern. Fotos: bgrci
ein Löschangriff war nicht möglich, da die
Feuerwehr Uehrde über kein Tanklöschfahrzeug
verfügt und im Werk kein Wasseranschluss
vorhanden ist. Die Wasserversorgung
aus Uehrde konnte erst nach über
einer Stunde hergestellt werden.
Im Ernstfall wären die Verletzten im verrauchten
Bereich gestorben, das Feuer
hätte sich ausgebreitet und auch den Dieseltank
erfasst. Das Tanklöschfahrzeug
aus Osterode löschte den Fahrzeugbrand
auf der Halde. Die im Bagger eingeklemmte
Person wurde nach ihrer Rettung im betriebseigenen
Rettungsschlitten von der
Feuerwehr Schwiegershausen mittels einer
Leiterkonstruktion über eine Halde von
etwa acht Metern Höhe in einen sicheren
Bereich gebracht. Die verletzte Person auf
dem Schotterwerk wurde von der Drehleiter
aus gerettet.
Während die Feuerwehren die Löscharbeiten
abschlossen, hatten die Mitarbeiter von
Rump & Salzmann Gelegenheit, unter Anleitung
der DLRG ihre Fähigkeiten zur Herz-
Lungen-Wiederbelebung mit Hilfe eines automatischen
Defibrillators aufzufrischen.
Ein derartiges Gerät steht im Betrieb für den
Ernstfall zur Verfügung.
Zum Abschluss der Großübung trafen sich
alle Beteiligten am Grill, erleichtert darüber,
dass es „nur eine Übung“ war. Beispielhaft
war die Einsatzbereitschaft der Feuerwehren
und der Unternehmensmitarbeiter. Defizite
zeigten sich in der Kommunikation und bei
der Ausrüstung sowohl der Feuerwehren als
auch des Betriebs.
Betriebsleiter Uwe Schridde plant nach Auswertung
der Übung, die von der BG RCI im
Rahmen des Prämiensystems gefördert wurde,
eine Reihe weiterer Maßnahmen, um für
den Ernstfall noch besser gerüstet zu sein.
Zum Beispiel werden Anzahl und Kennzeichnung
der Erste-Hilfe-Koffer sowie der Feuerlöscher
optimiert. Der Rettungsschlitten
wird künftig auch für Betriebsfremde gut
sichtbar untergebracht. Die Feuerwehr erhält
aktualisierte Lagepläne und Telefonlisten.
Im Betrieb wird eine stromunabhängige
Löschwasserversorgung installiert. Außerdem
wird die Unterstützung der Feuerwehr
Uehrde bei der Anschaffung eines Tanklöschfahrzeugs
erwogen.
Fazit
Der Ablauf der Übungen in den beiden
Unternehmen macht deutlich, dass auch
eine überdurchschnittliche Ausrüstung mit
Rettungsmitteln, wie Rettungsschlitten und
Defibrillator, oder eine große Zahl an Ersthelfern
sowie ein hoher Ausbildungs- und
Unterweisungsstand aller Mitarbeiter ohne
das praktische Üben nicht automatisch zum
Erfolg führen. Fehler bei vermeintlich selbstverständlichen
Abläufen werden erst im Praxistest
erkennbar – Fehler, die bei der Rettung
von Verletzten unter Umständen über
Leben und Tod entscheiden.
Daraus folgt, dass die Ausbildung möglichst
vieler Mitarbeiter als Ersthelfer in
Verbindung mit einer realistischen Unfalldarstellung,
die Zusammenarbeit mit der
Feuerwehr und das regelmäßige Üben von
Brandbekämpfung und Rettung als wesentliche
Bestandteile des betrieblichen Notfallmanagements
unabhängig von Branche,
Betriebsgröße und Mitarbeiterzahl für die
Unversehrtheit der Mitarbeiter und für den
Bestand des Betriebs unverzichtbar sind.
Gleichsam nebenbei stellen sich positive
Effekte ein wie etwa Kosteneinsparungen
durch vermiedene oder geminderte Folgen
von Verletzungen und Sachschäden.
Das gestärkte Gemeinschaftsgefühl der Belegschaft
und ein Gefühl der Sicherheit unter
den Mitarbeitern, die wissen, dass Kollegen
und Feuerwehr helfen können und
dass die nötige Ausrüstung vorhanden ist,
wirken sich positiv auf das Betriebsklima
aus und damit auf Motivation und Leistung
aller Beschäftigten.
Kerstin Jetschin, Dr. Bernhard Kirchner,
BG RCI, Langenhagen
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3/4 2013 BG RCI.magazin Aus den Branchen
BeRGBAu
Neue Ladergeneration im K+S-Werk Zielitz mit 18 Tonnen Schaufelinhalt und kombiniertem Diesel- und Elektroantrieb.
Fotos: k+s
K+S KALI GmbH, Werk Zielitz
Kühler Kopf beim Anbohren von Gasblasen
Tiefbohrtechniker lernen in 500 Meter Teufe
Im Grubenbetrieb des Kaliwerks Zielitz ist in einem stillgelegten Abbau ein
spezieller Ausbildungsstützpunkt für Bergbautechnologen der Fachrichtung
Tiefbohrtechnik in Betrieb genommen worden. Hier – in rund 500 Meter Teufe
– wird vor allem das Anbohren einer unter großem Druck stehenden Gasblase
simuliert. Dies ist eine kritische Situation, die bei Erkundungsbohrungen
immer wieder auftritt.
Simulation an einem einzementierten Standrohr.
Die zukünftigen Tiefbohrspezialisten lernen,
das unter Gasdruck stehende Bohrloch zu
sichern und zu kontrollieren. Dr. Norbert
Mocka, Leiter Produktion und Technik unter
Tage: „Mit unserem neuen Ausbildungsstützpunkt
– die erste Einrichtung dieser Art
in Deutschland – erreichen wir eine praxisnahe
Ausbildung auf hohem Niveau.“ Die
neue Ausbildungsstrecke ermöglicht es,
mehrere typische bohrtechnische Arbeiten
zu simulieren und zu üben. Sie ergänzt
das bisherige Ausbildungskonzept im Kaliwerk
Zielitz.
Welch hohen Stellenwert der neue Ausbildungsbereich
hat, bewertet Jörg Feldberg,
Leiter Geologie und Exploration des Kaliwerks
so: „Bei den Erkundungsbohrungen
kann es immer vorkommen, dass Gas- oder
Flüssigkeitsblasen angebohrt werden. Dann
müssen die zukünftigen Tiefbohrtechniker
einen kühlen Kopf bewahren und die notwendigen
Arbeitsschritte einleiten.“ Bei der
Gestaltung des neuen Ausbildungsstützpunktes
waren auch Auszubildende aus
dem zweiten Lehrjahr aktiv eingebunden.
Die neue untertägige Ausbildungseinrichtung
wird künftig nicht allein für die Zielitzer
Azubis genutzt. „Sie ist auch für alle Unternehmen
ein Anlaufpunkt, die dem Ausbildungsverbund
Tiefbohrtechnik angehören“,
erläutert Eberhard Hoppe von der Erdöl-Erdgas-Workover
aus Salzwedel, der die Tätigkeit
des Verbundes koordiniert. Im neuen
Ausbildungsstützpunkt, der auch der Weiterbildung
zahlreicher Quereinsteiger dienen
soll, werden zukünftig 12 Auszubildende
aller 3 Lehrjahre geschult sowie rund 30
erfahrene Mitarbeiter aus dem Bereich Exploration
weitergebildet. Vor Ort werden zukünftig
auch die Abschlussprüfungen ausgebildeter
Tiefbohrtechniker des Werkes Zielitz
sowie der Schwesterwerke Werra, Bernburg
und Braunschweig-Lüneburg abgenommen.
Uwe Handke, K+S KALI GmbH, Kassel
Auszubildende setzen manuell einen Packer zum
Abdichten von Erkundungsbohrlöchern.
19
Aus den Branchen
BeRGBAu
BG RCI.magazin 3/4 2013
Blick in die ehemalige Waschkaue
des Erzbergwerks Rammelsberg.
Fotos: Weltkulturerbe Erzbergwerk
Rammelsberg (2); bgrci/Sommer (3)
Vom „schwarzen Raucher“, der zum Weltkulturerbe wurde
Das Erzbergwerk Rammelsberg bei Goslar
„Glück auf!“ – Mit dem alten Bergmannsgruß empfängt Christoph Werner die kleine Besuchergruppe in der ehemaligen
Waschkaue des Bergwerks Rammelsberg. Bis zur Einstellung der Erzförderung im Jahre 1988 hatten sich Werner
und seine Kollegen hier für die Arbeit unter Tage umgezogen. Die Kleiderkörbe für mehrere hundert Bergleute hängen
noch an der Decke. Seither begleitet Werner mehrmals am Tag interessierte Gruppen auf verschiedenen Routen durch
das ausgedehnte Stollensystem, dem die UNESCO 1992 – zusammen mit der Altstadt von Goslar – den Status „Weltkulturerbe“
verlieh.
Heute Morgen geht es zunächst mit der kleinen,
elektrisch betriebenen Grubenbahn einige
hundert Meter ebenerdig in den Berg
bis zum sogenannten Richtschacht. „Von hier
ging es dann für die Bergleute im Seilkorb in
die Tiefe“, berichtet Werner. Eine solche Fahrt
bleibt uns verwehrt: mit dem Förderbetrieb
wurde auch die Wasserhaltung eingestellt,
und so lief die Grube planmäßig nach und
nach voll Wasser.
Wasser ist ein Problem, mit dem der Bergbau
am Rammelsberg in seiner über tausendjährigen
Geschichte oft zu kämpfen hatte. Im
frühen Mittelalter unterhöhlte die Abbautätigkeit
vieler einzelner Grubenbesitzer den
Berghang. So kam es zu Riss- und Spaltenbildungen,
die den Wasserzudrang begünstigten.
Dokumente aus dem 13. Jahrhundert erwähnen
bereits einen Entwässerungs stollen,
der später als „Rathstiefster Stollen“ bezeichnet
wurde. Metallsulfate haben hier über viele
Jahrhunderte farbintensive Ablagerungen gebildet
und lassen sich bei einer gesonderten
Abenteuertour bewundern.
Als es um 1320 zu einer über viele Jahre andauernden
Kälteperiode mit ungewöhnlich
starken Niederschlägen kam, versperrten
Überflutungen schließlich den Zugang zu
den tieferen erzführenden Schichten. Erst
die Entwicklung neuer Pumptechniken erlaubte
ab dem 16. Jahrhundert die Wasserhaltung
im Bergwerk und damit die Fortsetzung
der Erzgewinnung. Untertägige
Kehr- und Kunsträder nutzten als Antrieb
Oberflächenwasser, das in einem Stauteich
aufgefangen und über Wasserläufe
in den Berg hineingeleitet und nach getaner
Arbeit wieder abgeführt wurde. „Wasser
hebt Wasser“, lautete lange Zeit die Devise.
„Die hölzernen Konstruktionen lassen
sich heute noch bei der Führung durch den
Roeder-Stollen besichtigen“, verweist Werner
auf eine weitere Tour durch den Berg.
In der Verlängerung der Tagesförderstrecke,
über die wir eingefahren waren, finden sich
in Materialbuchten Exponate, die den technischen
Fortschritt des Erzabbaus dokumentieren:
ein Bohrhammer etwa, mit dem in
körperlicher Schwerstarbeit Sprenglöcher
ins Erz getrieben wurden, oder ein Bohrwagen,
mit dem dieselbe Arbeit effektiver,
aber auch wesentlich lauter bewerkstelligt
wurde. Während das gebrochene Gestein
lange Zeit in Körben oder Wagen zu den Förderschächten
transportiert wurde, waren es
im Rammelsberg zuletzt mobile Schrapper,
die das abgesprengte Erz zu Rolllöchern förderten,
über die es hinunter zur zentralen
Sammelstelle im Füllort des Schachtes fiel.
„Von dort aus ging es dann in sogenannten
Granby-Wagen hinauf in die Aufbereitung“,
erklärt Werner zum Abschluss der einstündigen
Führung.
Um dem übertägigen Weg des Erzes zu folgen,
schließe ich mich Reinhard Eisenhofer
an, der durch die Gebäude der Aufbereitung
führt. Zunächst geht es 255 Stufen hinauf bis
an die obere Hängebank des Rammelsberg-
Schachts, wo die Förderwagen aus einer Tiefe
von 490 Metern ankamen. Dort wurden
sie entleert und dann zurück in den Berg
geschickt. „Nächstes Jahr brauchen wir den
20
3/4 2013 BG RCI.magazin Aus den Branchen
BeRGBAu
Das Fördergerüst des
Hauptschachts kündet
noch heute vom Erzbergbau.
Blick in den
Roederstollen.
In riesigen Eindickern sedimentierten
die getrennten Erzfraktionen.
Enge Gassen und
niedrige Häuser: das Viertel
der Bergleute in Goslar.
beschwerlichen Weg nicht mehr zu gehen“,
tröstet Eisenhofer. Dann wird zur Personenbeförderung
der alte Schrägaufzug wieder
in Betrieb genommen, mit dem von der Inbetriebnahme
des Gebäudes 1936 bis zur
Fertigstellung des Schachtes zwei Jahre
später die Erzwagen hinauftransportiert
wurden. Dass die Anlage genau in dieser
Zeit gebaut und das Bergwerk von einem
eher mittelständischen Unternehmen zu einem
bedeutenden und voll mechanisierten
Großbetrieb mit rund tausend Beschäftigten
wurde, hat seinen Grund auch in der Zusammensetzung
des Erzes. „Im Mittelalter standen
ursprünglich der Zwei-Prozent-Anteil an
Kupfer und ein wenig Silber im Interesse der
Bergleute, später gewannen auch der hohe
Gehalt an Blei mit zwölf Prozent und dann
Zink mit 21 Prozent als kriegswichtige Metalle
an Bedeutung.“ Zusammen mit dem
ebenfalls nutzbaren Baryt hat das Rammelsberger
Erz einen verwertbaren Anteil von
über 60 Prozent – rekordverdächtig. Und
sogar Gold ist dabei – zwar nur etwa ein
Milligramm pro Kilogramm Gestein, aber
bei rund 300.000 Jahrestonnen, die in den
Spitzenzeiten der Anlage gefördert wurden,
kam auch da etwas zusammen.
Da die unterschiedlichen Wertminerale im
Erz stark miteinander verwoben sind, musste
es zur Trennung aufwändig aufgeschlossen
werden. Mit unglaublichem Lärm und
riesiger Kraft zertrümmerten nacheinander
Backenbrecher, Kegelbrecher und Kugelmühlen
die Brocken auf Staubkorngröße.
Dann kam die Chemie ins Spiel. In 266 Flotationszellen
wurden nacheinander unterschiedliche
Reagenzien zugegeben und im
sogenannten Schwimmschäumverfahren
die unterschiedlichen Metallverbindungen
getrennt ausgefällt. Nach der Sedimentation
in riesengroßen Eindickern wurde das
letzte Wasser über mannshohe Vakuumtrockenfilter
abgesaugt und dann ging es,
Der Rammelsberg –
Kulturerbe der Menschheit
Mehr als tausend Jahre gab es Bergbau
am Rammelsberg in ununterbrochener
Folge. Zusammen mit der Altstadt von
Goslar bildet das Erzbergwerk mit seiner
hochrangigen über- und untertägigen
Denkmalsubstanz aus allen Betriebsphasen
ein einzigartiges Ensemble
montanhistorischer Sachzeugen, das die
Geschichte des Bergbaus und seiner Kultur
im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar
macht. Das eindrucksvolle historische
Montanrevier steht seit 1992 in
der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes
und wurde 2010 um die Oberharzer Wasserwirtschaft
erweitert.
in farblich getrennten Konzentratwagen, zu
den Hüttenwerken ins nahegelegene Oker-
Harlingerode.
Wieso es am Harz so reiche Erzvorkommen
gibt, erklärt Kurator Johannes Großewinkelmann:
„Vor 370 Millionen Jahren entstand
hier in der Tiefe eines Urmeeres eine hydrothermale
Quelle, durch deren röhrenförmige
Mündung heißes kupfer- und zinkhaltiges
Wasser austrat. In dem kalten Tiefenwasser
des Meeres wurden die Mineralien in Form
einer Rauchfahne ausgefällt, was man als
‚Black Smoker‘, als ‚schwarzen Raucher‘ bezeichnet.“
Als das Wasser zurückgegangen
war, blieb im Boden eine erzreiche Schicht
zurück. Ein Schatz, der nicht erst im frühen
Mittelalter geborgen wurde, wie man heute
weiß.
Aus den Chroniken des Widukind von Corvey
und des Thietmar von Merseburg wurde
der Beginn der Bergbautätigkeit auf das Jahr
968 datiert, doch lassen archäologische
Befunde darauf schließen, dass schon in
der Römerzeit Erze aus dem Rammelsberg
verwendet wurden. Darüber und über vieles
mehr informiert die angeschlossene Ausstellung
zur Industrie- und Kulturgeschichte
der Region.
Dr. Joachim Sommer, BG RCI, Heidelberg
21
Aus den Branchen
Chemische Industrie
BG RCI.magazin 3/4 2013
Gefährliche Verwechslungen verhindern
Broschüre der IVSS-Sektion Chemie greift ein unfallträchtiges Thema auf
Eine Verwechslung von Chemikalien ist relativ häufig Ursache schwerwiegender Ereignisse. Im Oktober letzten Jahres
machte ein Lebensmittelkonzern in Fallingbostel Schlagzeilen, nachdem versehentlich Salpetersäure in einen Reinigungsmitteltank
mit Natronlauge gepumpt worden war. Die Vermischung führte zu einer heftigen Reaktion, Katastrophenalarm
wurde ausgelöst. In Zusammenarbeit mit dem Europäischen Prozesssicherheitszentrum hat die Sektion
für Prävention in der chemischen Industrie der Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) eine Broschüre
aufgelegt, in der Maßnahmen zur Vermeidung von Chemikalienverwechslungen beschrieben sind.
„Aber sonst war in dem Kesselwagen mit
dem Bodenauslauf immer das Amin drin.“
Ein ungläubig-verzweifelter Blick des Anlagenfahrers
wanderte zwischen den austretenden
Dämpfen und der Beschriftung des
Bahnwagens hin und her. Die Unachtsamkeit
des Mitarbeiters hätte um ein Haar zu
einer gefährlichen Reaktion geführt, wenn
der Kesselwagen an der Füllstelle des betrieblichen
Tanklagers noch vollständig befüllt
gewesen wäre.
Die vermutete Amino-Verbindung wurde üblicherweise
in vierachsigen, isolierten Bahnkesselwagen
mit Bodenauslauf angeliefert.
Eine andere, regelmäßig abgefüllte Chemikalie
war Epichlorhydrin, das in zweiachsigen,
nicht isolierten Bahnkesselwagen mit
Steigrohr bezogen wurde.
Am Ereignistag wurde Epichlorhydrin in einem
Bahnkesselwagen angeliefert, der wie
üblich ordnungsgemäß beschriftet, zweiachsig
und nicht isoliert war, neben dem
Steigrohr jedoch zusätzlich einen Boden-
ablauf besaß. Die Flüssigkeit war vom Betriebspersonal
zunächst bestimmungsgemäß
über das Steigrohr entnommen und
der Kesselwagen danach an der Übernahmestelle
stehengelassen worden. Als zwei
Mitarbeiter der nächsten Schicht den Auftrag
erhielten, einen Bahnkesselwagen mit
Amino-Verbindung zu entleeren, schlossen
sie fälschlicherweise die entsprechende Leitung
an den Bodenauslauf des Epichlorhydrin-Bahnkesselwagens
an. Beim Öffnen
der Armaturen gelangte eine Restmenge
von etwa 20 Kilogramm Epichlorhydrin zu
Produktresten in der Amin-Leitung, eine Reaktion
setzte ein. Die Fokussierung allein
auf den Stutzen hätte bei einer größeren
Menge fatale Folgen haben können.
Dieses und zehn weitere Ereignisse sind in
der Broschüre „Verwechslung von Chemikalien“
beschrieben und zeigen typische Fehler,
die in der Vergangenheit zu Ereignissen
geführt haben. Mit den beschriebenen technischen
und organisatorischen Maßnahmen
soll die unkontrollierte Vermischung mög-
lichst verhindert werden. Gleichzeitig wird
bei jeder Methode auch auf deren Grenzen
und Fehlerquellen hingewiesen. Bei allen
Konzepten spielen der Mensch und seine
Zuverlässigkeit eine wichtige Rolle. Einerseits,
weil er durch Fehlhandlungen selbst
Ereignisse auslösen kann, andererseits,
weil er durch seine vielfältigen Wahrnehmungsmöglichkeiten
und Erfahrungen umfassender
als jede technische Einrichtung
zur Erkennung und Lösung eines Problems
beitragen kann.
Die Qualifikation der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter ist daher ein zentraler Ansatzpunkt
aller Maßnahmen. Die Beschäftigten
sollen geschult sein, Anzeichen für mögliche
Verwechslungen zu erkennen. Beispiele für
solche Beobachtungen sind:
• Differenzen zwischen Transportpapieren
und Etiketten
• Unübliche Bezeichnungen auf den Etiketten
• Fehlende oder schlecht lesbare Etiketten
• Unpassende Kupplungsstücke und
Schläuche
• Eine andere Gebindeart als üblich
• Ungewohnte Farbe eines Materials
• Veränderte Teilchengröße oder Konsistenz
• Unterschiedliches Gewicht von Gebinden
Ein Patentrezept, wie Verwechslungen von
Chemikalien mit letzter Sicherheit ausgeschlossen
werden können, ist allerdings mit
keiner Methode gegeben.
Die Lage der Stutzen an einem Kesselwagen darf
nicht als Identifikationsmerkmal für den Inhalt
herangezogen werden.Foto: IVSS Sektion Chemie
Die Broschüre „Verwechslung von Chemikalien“
ist in deutscher und englischer Sprache
erschienen und kann zum Preis von
9 Euro bestellt werden bei der IVSS-Sektion
Chemie, Kurfürsten Anlage 62, 69115 Heidelberg,
Tel. 06221/5108-3500 oder über
issa.chemistry@bgrci.de.
Dr. Joachim Sommer, BG RCI, Heidelberg
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3/4 2013 BG RCI.magazin Aus den Branchen
Chemische Industrie
Foto: © Karramba Production - Fotolia.de
BG RCI-Gütesiegel „Sicher mit System“
MÜNZING Liquid Technologies GmbH für
vorbildliches Arbeitsschutz-Management ausgezeichnet
„Das Gütesiegel wird nachhaltig dazu beitragen, das bereits hohe Niveau des Arbeitsschutzes innerhalb des Unternehmens
zu halten und weitere Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen und zu nutzen.“ So lautet das Fazit, das
Istok Skerbis, Fertigungsleiter der Münzing Liquid Technologies GmbH, Rottweil, anlässlich der Gütesiegel-Verleihung
zieht.
Nachdem das im Nordschwarzwald beheimatete
Unternehmen bereits seit 2002 nach
DIN ISO 9001:2000 und seit 2006 nach DIN
ISO 14001:2003 zertifiziert ist, entschlossen
sich die Verantwortlichen, ihr Arbeitsschutz-
Management-System einer Überprüfung
durch die BG RCI zu unterziehen. Nachdem
die Vor-Ort-Begutachtung im Oktober 2012
erfolgreich verlief, kann sich die Münzing
Liquid Technologies GmbH jetzt als „Gütesiegel-Betrieb“
bezeichnen.
Bereits 1930 wurde das Unternehmen durch
die Brüder Ludwig und Paul Bader gegründet.
So firmierte es bis Ende 2011 als L. P.
Bader & Co. GmbH. Nachdem in den ersten
Jahrzehnten Rostschutzöle produziert wor-
den waren, werden seit 1976 mit 45 Mitarbeitern
jährlich mehrere tausend Tonnen
LUBA-print Wachsdispersionen hergestellt.
Diese Wachsdispersionen – fein verteilte
Wachse in Flüssigkeiten – dienen im Lackund
Farbenbereich dazu, Oberflächen zu
schützen und ihnen bestimmte Eigenschaften
wie Kratzfestigkeit, eine besondere Haptik
oder Glanz zu verleihen. Seit 2009 gehört
das Unternehmen zur Münzing-Gruppe, die
in Heilbronn ansässig ist.
Das Gütesiegel soll der Überprüfung und
Optimierung des Arbeitsschutzmanagement-Systems
innerhalb eines Unternehmens
dienen. Im Zuge der Bewertung werden
vielfach Schwachstellen erkannt und
beseitigt. Als Konsequenz sinkt das Risiko
von Arbeitsunfällen und Betriebsstörungen
signifikant, was wiederum dazu führt, dass
Ausfallzeiten reduziert werden und die betriebliche
Effizienz steigt. Das Gütesiegel
wird nach Überprüfung aller wesentlichen
Anforderungen für drei Jahre verliehen. Im
Anschluss kann seine Gültigkeit – nach einer
erneuten Prüfung – verlängert werden.
Das Gütesiegel, dessen Erlangung für die
Mitgliedsbetriebe kostenfrei ist, ermöglicht
es den Unternehmen, die erfolgreiche Integration
des Arbeits- und Gesundheitsschutzes
in die betrieblichen Abläufe von neutraler
Stelle bestätigen zu lassen.
Dr. Rolf Rupp, BG RCI, Heidelberg
Die Erlangung des Gütesiegels „Sicher mit System“ ist auch für die Münzing Liqiud Technologies GmbH in Rottweil ein Meilenstein: Geschäftsführer
Hans-Hugo Bremkamp, Dr. Rolf Rupp von der BG RCI, Fertigungsleiter Istok Skerbis und Frank Martin, Qualitätsmanagement-Beauftragter (v.l.) freuen
sich, dass das Ziel erreicht wurde.
Fotos: Münzing Liquid Technologies
23
Aus den Branchen
Chemische Industrie
BG RCI.magazin 3/4 2013
Rezension
„Tabellenbuch der Chemie“
Für das Labor in Forschung
und Anwendungsentwicklung,
aber auch in vielen
anderen Bereichen,
in denen Chemikalien
verwendet
werden, sind Datensammlungen
zu
den Stoffen unverzichtbar.
Oft werden
dabei auch Daten
benötigt, die
nicht zwingend zum Datenbestand eines
Sicherheitsdatenblatts gehören. Nicht jedem
Anwender stehen dabei die Regalwände
füllenden umfangreichen Datensammlungen
großer Bibliotheken zur Verfügung.
Und auch die heute weit verbreiteten Datenbanken
haben ihren Preis. Sicher finden
sich Informationen auch im Internet,
allerdings gibt es dort auch Einschränkungen.
Die aufgefundenen Informationen
müssen zunächst – oft zeitaufwändig– geordnet
und bewertet werden, und im Internet
finden sich immer wieder auch Fehler,
zumindest häufiger als in einem gut lektorierten
Buch.
So kommt ein Band gelegen, in dem eine
große Bandbreite von Stoffdaten für das
„Alltagsgeschäft“ gesammelt ist. Als Handexemplar
am Arbeitsplatz hält er viele wichtige
Informationen bereit, so dass man sich
um den Zugang zu den „großen“ Sammlungen
häufig nicht bemühen muss.
Von umfangreichen Umrechnungshilfen
zwischen verschiedenen Einheiten über
eine Übersicht zur Kennzeichnung von
Gefahrstoffen und Druckgasflaschen bis
zu – natürlich nur knapp gehaltenen – Sicherheitshinweisen
in der Mikrobiologie
finden sich eine Fülle von chemischen und
physikalischen Daten wie Dichten, Löslichkeiten
oder Reaktionsenthalpien anorganischer
und organischer Stoffe. Als hilfreich
wird mancher Leser es empfinden, dass an
vielen Stellen der Daten-Tabellen kurze und
prägnante Texte oder Skizzen den jeweiligen
Sachverhalt erläutern, beispielsweise
zur photometrischen Messung oder zu
diffraktometrischen Verfahren. Sicherlich
könnte man sich für spätere Auflagen noch
die eine oder andere weitere Ergänzung
wünschen, z. B. eine Beschreibung der
herangezogenen Datenquellen oder einen
Hinweis auf die vereinfachte Kennzeichnung
für Laborflaschen (www.laborrichtlinien.de).
Aber auch in der vorliegenden
Form ist das Werk eine nützliche Hilfe im
Alltag.
Michael Wächter: Tabellenbuch der Chemie,
Wiley-VCH, Weinheim 2012, 506 Seiten,
mit zahlreichen Abbildungen. ISBN
978-3-527-32996-0.
Dr. Thomas Brock, BG RCI, Heidelberg
Rezension
„Betriebliches Gefahrstoffmanagement“
Den Umgang mit
Gefahrstoffen im
betrieblichen Umfeld
erfolgreich und
vor allem sicher
zu managen, ist
eine grundlegende
Anforderung, um
nachhaltig für die
Sicherheit und den
Gesundheitsschutz
von Beschäftigten
zu sorgen. Doch die
Materie ist kompliziert. Man braucht vertiefte
Kenntnisse im deutschen und europäischen
Gefahrstoffrecht, im Gefahrgutrecht,
aber etwa auch Kenntnisse in der Wirkweise
und Toxikologie wie in der Lagerung von
Gefahrstoffen. Nur wer sich hierüber einen
umfassenden Überblick verschafft hat, ist in
der Lage, effiziente Maßnahmen zum Schutz
der Beschäftigten festzulegen. Nach wie vor
ist die Chemiebranche einer der Motoren
der aktuell guten wirtschaftlichen Entwick-
lung in Deutschland. Doch parallel steigt
auch die Komplexität der Anforderungen an
ein effizientes betriebliches Gefahrstoffmanagement.
Um Hilfestellung anzubieten, ist in der Reihe
„Handbücher zum Betriebssicherheitsmanagement“
des Erich Schmidt-Verlags der
Band „Betriebliches Gefahrstoffmanagement“
erschienen. Er stellt den Schutz vor
Gefährdungen durch Chemikalien in den
Mittelpunkt, wobei die inhaltliche Themensetzung
deutlich über den reinen Gefahrstoffschutz
hinausgeht. So werden die
Voraussetzungen und Bedingungen für ein
effizientes Management von Gefahrstoffen
von deren Produktion über den Einsatz,
den Transport bis hin zur Vermarktung dargestellt.
Besonders herauszuheben sind die vielfältigen
praktischen Beispiele mit ihren umfassenden
Erläuterungen, Arbeitshilfen,
Checklisten und Musterformularen, die dem
Leser in der Praxis Unterstützung bieten. Da
in dem Buch immer auch Bezug zum aktuellen
Rechtsrahmen genommen wird, ist es
auch als Fachkompendium, dessen Kapitel
aufeinander aufbauen, nutzbar. Stichwortverzeichnis
und Zusammenfassungen erlauben
eine schnelle Recherche. In einer Zeit,
die von sehr schnellem Wissenszuwachs
und einem unübersichtlichen, meist elektronischen
Angebot geprägt ist, ist es hilfreich,
mit einem solch übergreifenden Werk
Informationen zeitgemäß und umfassend
zusammengetragen zu sehen. Da Qualität
und Stimmigkeit der Inhalte gewährleistet
sind, ist dieses Werk allen interessierten
Lesern zu empfehlen.
Der Verlag hat bereits angekündigt, weitere
Themen aufzugreifen, so etwa den Explosionsschutz,
die Anlagen- und Verfahrenstechnik
oder die Sicherheit von Druckbehältern
und Aufzugsanlagen.
Dr. Harald Wellhäußer, BG RCI,
Heidelberg
24
3/4 2013 BG RCI.magazin Aus den Branchen
Dr. iur. Rolf Bonnermann
Zum Tod des langjährigen Direktors der Bezirksverwaltung Bochum
der ehemaligen Bergbau-Berufsgenossenschaft
Fast vier Jahrzehnte stand Dr. Bonnermann in herausragender Funktion im Dienst
der gesetzlichen Unfallversicherung der Bergleute. Ihnen war er als Sohn eines
Fahrsteigers schon von Kindheit an tief verbunden. Bis zuletzt, als er längst im Ruhestand
war, hat er sich mit den Belangen des Bergbaus
und der gesetzlichen Unfallversicherung intensiv beschäftigt
und in hohem Maße identifiziert.
Seine Arbeit war bestimmt von der ihm eigenen, besonderen
Gewissenhaftigkeit. Als Jurist hat er seine Ziele erfolgreich
und mit großem Nachdruck verfolgt. Daneben
widmete er sich zahlreichen medizinisch-rechtlichen Fragestellungen
und hat hierüber umfangreich publiziert. Dank
seiner überaus bescheidenen, zurückhaltenden, ruhigen,
zugleich aufgeschlossenen und familiären Art genoss er
unter seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wie im Kreis der Kollegen größte
Wertschätzung. Sein offenherziges Wesen und seine beispielhafte Zuverlässigkeit
waren vielen beispielgebend. Geboren in Gelsenkirchen, ist Dr. Bonnermann am
8.2.2013 im Alter von 82 Jahren in Bochum verstorben. nul
Ansgar Pawelke
Im Dienst der Papierindustrie und der
Berufsgenossenschaft
Die Berufsgenossenschaft Rohstoffe und
chemische Industrie trauert um Ansgar Pawelke.
Der am 20.2.2013 Verstorbene gehörte
dem Vorstand der ehemaligen Papiermacher-Berufsgenossenschaft
von 1968 bis
1993 an. Nach seiner langjährigen Tätigkeit
als Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der
Arbeitgeberverbände der Deutschen Papierindustrie
e.V. war er maßgeblich am Aufbau
des ostdeutschen Arbeitgeberverbands der
Papierindustrie sowie am Aufbau der Standorte
der Berufsgenossenschaft in Dresden und
Pirna beteiligt. Durch sein Engagement und
seine weitreichenden Fachkenntnisse hat er
sich bleibende Verdienste erworben. Die Berufsgenossenschaft
Rohstoffe und chemische
Industrie gedenkt seiner in Dankbarkeit.
bb
„Das wird einmal ein tüchtiger Mensch“
Zum Tode von Josef Deforth
Zu seinem 60. Geburtstag überreichte ihm
Oberbürgermeister Jockel Fuchs den Wappenteller
der Stadt Mainz, ein Jahr später schickte
ihm der damalige Bundespräsident Karl
Carstens eine Urkunde und verlieh ihm das
Bundesverdienstkreuz am Bande. Josef Deforth,
viele Jahrzehnte Hauptgeschäftsführer
der am Mainzer Lerchenberg beheimateten
früheren Lederindustrie- und Papiermacher-
Berufsgenossenschaft, war bekannt für sein
vielseitiges soziales Engagement, sein Organisationsgeschick
und sein beherztes, weitsichtiges
Handeln.
51 Jahre stand er im Dienst der beiden Berufsgenossenschaften,
die heute mit weiteren
Partnern zur neuen Berufsgenossenschaft
Rohstoffe und chemische Industrie
fusioniert sind. Als Fünfzehnjähriger hatte
Josef Deforth eine Verwaltungslehre bei der
damaligen Süddeutschen Eisen- und Stahl-
Berufsgenossenschaft begonnen, die schon
damals eine Gemeinschaft mit den Berufsgenossenschaften
der Lederindustrie und der
Papiermacher eingegangen war. Als Halbwaise
hatte er das Humanistische Gymnasium
in Mainz verlassen, um der Mutter das
Schulgeld von einundzwanzig Reichsmark
zu ersparen. „Das wird einmal ein tüchtiger
Mensch“, schrieb ihm sein Lehrer in das Abschlusszeugnis.
Nach dem Kriegseinsatz in
Kreta und zweijähriger Gefangenschaft in den
Vereinigten Staaten kehrte er zurück zu seiner
Berufsgenossenschaft, und die Arbeit in
der Sozialversicherung wurde ihm seither zur
Lebensaufgabe. Vom Sachbearbeiter stieg er
über zahlreiche Stationen auf zum Hauptgeschäftsführer
der beiden Berufsgenossenschaften.
Der Neubau des Verwaltungsgebäudes
auf dem Lerchenberg ist eng mit seinem
Namen verbunden – ein Beispiel für seine
vielfachen Anstrengungen um eine erfolgreiche
Verwaltungsvereinfachung.
Viele Erfolge in der Prävention von Arbeitsunfällen
und Berufskrankheiten und in der
Rehabilitation von Verletzten und Berufserkrankten
gehen zurück auf seine Initiative.
Auch auf der Ebene des Spitzenverbandes
der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung
tragen zahlreiche Entwicklungen seine
Handschrift. Dies gilt in besonderer Weise für
die Förderung der
Nachwuchskräfte
in der gesetzlichen
Unfallversicherung.
Seine große Leidenschaft
galt
dem Sport, insbesondere
dem Tennis,
dem Skilauf
und dem Rudern.
Einst, zu seiner Zeit beim Mainzer Ruderverein,
hütete er sogar das Tor der Hockey-Nationalmannschaft.
Auf dem Hockeyplatz hatte er,
wie er einmal seiner örtlichen Zeitung verriet,
auch seine Ehefrau Hilde kennengelernt. Am
5.2.2013 im Alter von 93 Jahren, ist der gebürtige
Mainzer in seiner Heimatstadt gestorben.
nul
25
Aus den Branchen
Lederindustrie
BG RCI.magazin 3/4 2013
2
3
1
4
1 und 4: Der ergonomisch optimierte
Näharbeitsplatz.
2: Das höhenverstellbare Gestell
ermöglicht das Nähen
im Sitzen oder Stehen.
3: Armauflagen reduzieren
die Belastungen bei längerem
Nähen.
Fotos: bgrci
Heimtextil Frankfurt 2013
Die BG RCI-Branchenprävention Lederindustrie
stellt ergonomisch optimierten Näharbeitsplatz vor
Nach längerer Abstinenz präsentierte sich die Branchenprävention Lederindustrie der
BG RCI 2013 wieder auf der Heimtextil, der Leitmesse für Wohn- und Objekttextilien weltweit.
Auf dem Stand des Zentralverbands Raum und Ausstattung stellte sie als neues Aktionsmedium
einen ergonomisch optimierten Näharbeitsplatz vor.
Insbesondere die Raumausstatter
suchten den Kontakt zur BG RCI. Vor dem
Hintergrund der neuen Präventionskampagne
„Denk an mich. Dein Rücken“ hatte
sie ihr Beratungsangebot unter das Motto
„Ergonomischer Arbeiten durch individuelles
Anpassen!“ gestellt.
Das höhenverstellbare Gestell des optimierten
Näharbeitsplatzes ermöglicht es,
die Nähmaschine individuell auf die opti-
Reges Interesse der Messebesucher in Frankfurt.
male Arbeitshöhe einzustellen. Dies setzt
einen höhenverstellbaren Arbeitsstuhl voraus,
der eine Anpassung an die Körpergröße
der betreffenden Person ermöglicht.
Die Arbeitsplatte mit dem im Gestell eingebauten
Elektromotor kann sehr weit nach
oben gefahren werden, so dass auch ein
Arbeiten im Stehen möglich ist. Dies empfiehlt
sich immer dann, wenn über einen
längeren Zeitraum genäht werden muss.
Zusätzlich wurde der Fußraum erweitert.
Dazu wurde eine breitere Traverse eingesetzt
und der Antrieb der Maschine außerhalb
des Kniebereichs positioniert. Eine
weitere ergonomische Verbesserung sind
die zusätzlichen Armauflagen. Sie ermöglichen
es, die Arme beim Nähen abzustützen.
Die Armauflagen lassen sich verstellen
und können je nach Bedarf auch ganz
entfernt werden.
Die Vorteile solcher Optimierungen lassen
sich natürlich am Objekt selbst am besten
vermitteln. Deshalb steht der optimierte
Näharbeitsplatz für den betrieblichen Alltagstest
je nach Verfügbarkeit zum Abruf
bereit. In Ihrem Betrieb können Sie und
Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
selbst erkennen, welche der vorgestellten
Verbesserungsmöglichkeiten auch
an Ihren Nähmaschinenarbeitsplätzen
realisierbar sind.
Wenn Sie interessiert sind, in Ihrem Betrieb
die Möglichkeiten zur Verringerung
arbeitsbedingter Rückenbelastungen zu
ermitteln, nehmen Sie Kontakt auf mit Herbert
Scheuer. Er ist der Fachberater der
BG RCI-Branchenprävention Lederindustrie
bei Fragen rund um den Einsatz von
Nähmaschinen. Sie erreichen ihn telefonisch
unter 06221/5108-25470 oder per
E-Mail unter herbert.scheuer@bgrci.de.
Bei ihm können Sie sich auch über die Ausleihbedingungen
des ergonomisch optimierten
Näharbeitsplatzes informieren.
Burkhard Rehn, BG RCI,
Mainz
26
3/4 2013 BG RCI.magazin Aus den Branchen
Lederindustrie
Hermann Buhl vor der Erstbesteigung
des Nanga Parbat.
Fachmesse von einst: Deuter präsentiert Rucksäcke
und Zelte.
Der Rucksack „Tauern“: bei Expeditionen im Bewährungstest.
Vom Briefbeutel zum Hightech-Rucksack
Deuter – eins der ältesten Mitgliedsunternehmen der BG RCI aus der Branche Lederindustrie
Der Name Deuter ist vielen in Verbindung mit Rucksäcken bekannt. Sie gibt es für das Wandern, Klettern und immer
öfter auch für weitere spezielle Bedürfnisse. Die Ursprünge des Unternehmens liegen jedoch in einem anderen Produktbereich.
Vor vielen Jahren begann alles mit Erzeugnissen für eine besondere, hoheitliche Aufgabe.
Hans Deuter hatte seine Firma 1898 in
Augsburg gegründet. Die erste Geschäftstätigkeit
mit hoheitlichem Charakter
war die Belieferung der
königlich-bayerischen Post
mit Briefbeuteln und -säcken.
1905 kam der Verleih
von Zelten hinzu.
Fünf Jahre später gehörten
Tornister, Rucksäcke,
Brotbeutel, Lagerund
Stallzelte zum
Lieferprogramm. Vieles
ging schon damals
an die Armee. 1914
beschäftigte Deuter
80 Arbeiter und 12 Angestellte.
Moderner Rucksack mit
integriertem Trinksystem
und Trinkschlauch.
Fotos: deuter
1919 wurde die Sackproduktion in eine eigene
Aktiengesellschaft ausgegliedert. Der
weiter unter dem Namen Hans Deuter firmierende
Betrieb konzentrierte sich jetzt
auf die Herstellung von Lederwaren, Rucksäcken,
Koffern und Zelten. Mit Beginn des
Zweiten Weltkriegs produzierte das Unternehmen
verstärkt Ausrüstungsgegenstände
für die Wehrmacht.
Schon in den 1930er Jahren kamen erstmals
Deuter-Rucksäcke bei Himalaya-Expeditionen
zum Einsatz. Im Laufe der Jahre stattete
Deuter mehrfach Bergexpeditionen aus. So
zum Beispiel die Erstbesteigung des 8.125
Meter hohen Nanga Parbat durch Hermann
Buhl im Jahre 1953. Fünf Rucksäcke dieser
Expedition waren schon damals versuchsweise
aus der Kunstfaser Perlon gefertigt.
1968 stellte das inzwischen als Deuter Industriewerke
AG firmierende Unternehmen
eine erste Serie von Nylon-Rucksäcken vor.
Schon bald avancierte es zum größten Produzenten
von Koffern und Rucksäcken in
Deutschland. 1984 wurde das weltweit bekannte
Rückensystem „deuter-aircomfort“
patentiert. 1989 spaltete sich der Unternehmensbereich
Reisegepäck und Rucksäcke
als Deuter Sport GmbH & Co. KG von der
Muttergesellschaft ab, und es folgte die
Ausweitung des Rucksackangebots für die
unterschiedlichsten Kundenbedürfnisse.
Seit 2000 ist Deuter nach eigenen Angaben
bei den Rucksäcken Marktführer.
Hauptabsatzgebiet ist Westeuropa, das
Unternehmen ist aber auch international
tätig. Denn die Produktion reagierte stets
auf die Anforderungen der Zeit. Mussten
die ersten Briefbeutel und -säcke weder Eis
noch tagelangen Schneestürmen standhalten,
wurde ihren modernen Nachfolgern
schon sehr viel mehr abverlangt. Dass sich
die Postbeutel von einst in ein mit vielen
Finessen produzierten Rucksack, mit dem
heute Ex trembergsteiger unterwegs sind,
gemausert haben, das konnte Hans Deuter
wohl nicht vorausahnen.
Burkhard Rehn, BG RCI, Mainz
27
Aus den Branchen
Papierherstellung und Ausrüstung
BG RCI.magazin 3/4 2013
1: Zwischen dem Aufgabetisch
(l.) und dem rückwärts
laufenden Plattenband
entsteht eine Einzugsstelle
(Pfeil).
2: Die Einzugsstelle zwischen
Papierrolle und Tragwalze
(Pfeil). Erst nach dem Anheben
der Papierrolle mit dem
Kran konnte der Verletzte befreit
werden.
Risiken erkennen – Unfälle vermeiden
Unfälle? Unfälle haben in unserer Vorstellung immer nur die anderen. Einem selbst, so meinen wir, wird schon nichts
zustoßen. Diese Annahme wiegt uns in trügerischer Sicherheit. Kommt dazu noch die plötzliche Konfrontation mit
einer Abweichung vom gewohnten Ablauf, agieren wir meist, ohne groß darüber nachzudenken. Die fehlende Wahrnehmung
der Gefahr hat leider oft schmerzhafte Konsequenzen.
Der folgende Blick auf das Unfallgeschehen
in der Branche Papierherstellung und
Ausrüstung der BG RCI soll Ihnen helfen,
die oftmals erfolgreich verdrängten Gefährdungen
wieder besser wahrzunehmen. Anhand
der kurzen Schilderungen kann jeder
für sich entscheiden, ob ein solcher oder
ähnlicher Unfall nicht auch ihm hätte widerfahren
können.
Der kurze Weg
Bei der Papierherstellung anfallende Restrollen
werden dem Produktionsprozess wieder
zugeführt. Dazu muss das Papier von
der Hülse getrennt werden, zum Beispiel mit
Hilfe einer Rollenspaltmaschine. In dem betrachteten
Fall legt der Bediener der Maschine
die Restrollen mit Hilfe eines Staplers auf
den Aufgabetisch (Foto 1, links). Von dort
aus werden die Restrollen mit Hilfe eines
Plattenbandes unter das Messer gefahren
und gespalten. Danach werden die (Papier-)
Schwarten und die Hülse wieder aus dem
Messerbereich herausgefahren, damit der
Bediener die Hülse gefahrlos entnehmen
kann. Dazu muss er auf das Plattenband
steigen. Der definierte Zugang auf das Band
wird mit Hilfe eines Lichtgitters überwacht
und schaltet gefährliche Bewegungen der
Anlage zuverlässig ab. Ein weiteres Lichtgitter
befindet sich vor dem Messerbalken.
Im vorliegenden Fall stand der Mitarbeiter
auf dem Plattenband, direkt vor dem Aufgabetisch,
als das Band – für ihn unerwartet –
anlief. Dabei wurde er mit dem linken Fuß
Gefährliche Kletterei
Einzugstellen treten an Maschinen der
Papierherstellung und Ausrüstung sehr
häufig auf. Mehrere Walzenpaare mit entsprechend
vielen Einzugstellen weist zum
Beispiel ein Online-Kalander auf, eine Main
die Einzugstelle zwischen Plattenband
und Aufgabetisch eingezogen. Schwere
Quetschungen und Brüche waren die Folge.
Zum Zeitpunkt des Unfalls befand sich die
Anlage im Automatikbetrieb. Die Auswertung
des Steuerungsprotokolls ergab, dass
das Plattenband ohne Auslösung des Lichtgitters
am Zugang betreten worden war. Die
Überprüfung der Steuerung und der Sicherheitseinrichtungen
ergab keinen Hinweis
auf ein Versagen der Technik.
Es ist davon auszugehen, dass der Mitarbeiter
einen anderen als den abgesicherten
Weg auf das Band genommen hatte. Sicher
wurde dieses Verhalten dadurch begünstigt,
dass das Plattenband von der Seite aus
zu besteigen und dieser unsichere Weg der
kürzere war. Nach dem Unfall wurden die
vorhandenen Schutzeinrichtungen überprüft
und der Zugang auf das Plattenband
durch bauliche Maßnahmen erschwert.
30 Sekunden warten
Mit Hilfe einer Rollenschneidemaschine
wird die Papierbahn in verschieden breite
Rollen geschnitten und auf Papphülsen aufgewickelt.
Während des Wickelvorgangs ist
der Zugang zur Aufrollung verwehrt. Ein Aufenthalt
in diesem Bereich ist bei laufender
Maschine sehr gefährlich, da zwischen den
aufwickelnden Papierrollen und der vorderen
Tragwalze sowie zwischen Andruckwalze
und Papierrollen Einzugstellen bestehen.
Der Zugang zu diesem Gefahrbereich ist
durch die hochgeschwenkte Rollenabsenkbühne
in Verbindung mit seitlich trennenden
Schutzeinrichtungen verwehrt. Nach
Beendigung des Wickelvorganges werden
die Tragwalzen bis zum Stillstand gebremst
und die Andruckwalze wird angehoben. Die
Nachlaufzeit beträgt etwa 30 Sekunden.
Ohne den Stillstand der Maschine abzuwarten,
stieg ein Maschinenführer auf die
Rollenabsenkbühne. Mit dem rechten Fuß
geriet er dabei in die Einzugstelle und wurde
bis zum Knie eingezogen. Er erlitt dabei
so schwere Verletzungen, dass sein Unterschenkel
amputiert werden musste.
Das Aufsteigen in den Gefahrbereich der
auslaufenden Maschine wurde durch eine
Lücke zwischen der feststehenden trennenden
Schutzeinrichtung und der beweglichen
Rollenabsenkbühne erleichtert. Die
500 Millimeter breite Aussparung vermeidet
Quetschverletzungen an dieser Stelle.
Die vorhandene Schutzeinrichtung wurde
durch eine bewegliche trennende Schutzeinrichtung
ergänzt. Quetschverletzungen
werden so weiterhin verhindert, gleichzeitig
wird der Zugang zur Rollenabsenkbühne
versperrt (Foto 2).
28
3/4 2013 BG RCI.magazin Aus den Branchen
Papierherstellung und Ausrüstung
3: Nach dem Aufsteigen
auf die Schutzeinrichtung
war die Einzugsstelle
(Pfeil) für den
Maschinengehilfen erreichbar.
5: Die untere Querstrebe
der Pulper-Absturzsicherung
ist nicht als Aufstieg
gedacht. Auch hier
zeigt der Pfeil auf die
Einzugstelle.
4: Das Umgreifen der
Schutzeinrichtung führte
zu schweren Verletzungen.
Der Pfeil markiert die Auflaufstelle.
Fotos: bgrci/sg
schine, die mit Druck und Temperatur eine
Veredelung der durchlaufenden Papierbahn
bewirkt. Jede Verunreinigung der Walzen
mindert die Qualität und muss umgehend
beseitigt werden. Auch an dem Unfalltag
wurde die manuelle Reinigung der Walzen
von einer Kalanderfahrbühne aus bei zunächst
stehender Maschine durchgeführt.
Nach dem Wiederanlauf bemerkte ein Maschinengehilfe
noch Farbreste an den drehenden
Walzen. Kurzerhand stieg er auf die
Schutzeinrichtung vor dem Walzenstapel
des Kalanders, um an die darüberliegenden
und mit einer Geschwindigkeit von
15 Metern pro Minute drehenden Walzen
zu gelangen. Bei der manuellen Reinigung
im Bereich der Einzugstelle eines Walzenpaares
wurde seine linke Hand eingezogen.
Schwere Quetschungen, Brüche und
die Amputation des Ring- und des Mittelfingers
waren die Folge.
Viele Bereiche an Maschinen der Papierherstellung
sind durch Umzäunungen abgesichert,
um den Zugang zu produktionstechnisch
bedingten Gefahrstellen, hier die
Einzugstellen der Kalanderwalzen, während
des Betriebs zu verhindern. Jedem Bediener
sollte aber bewusst sein, dass das Auf- oder
Übersteigen an solchen Stellen und der Eingriff
in die Maschine zu schweren Verletzungen
führen können. Durch erneute Unterweisungen
der Mitarbeiter soll dieses Verhalten
künftig ausgeschlossen werden (Foto 3).
Gezielter Eingriff
Anlässlich der Durchführung von Einstellarbeiten
an einer Kartonmaschine bemerkte
der Maschinenführer Verschmutzungen
an der sogenannten Kniewalze, die er mit
Hilfe eines Hochdruckreinigers mit einer
1,2 Meter langen Lanze entfernte. Bei einer
Maschinenbreite von 2,6 Metern erreicht
der Druckwasserstrahl des auf Führerseite
stehenden Hochdruckreinigers nur etwa
den halben Walzenmantel direkt, so dass
auf der Triebseite Verschmutzungen zurückblieben.
Im weiteren Verlauf der Rüstarbeiten erreichte
der Maschinenführer die Triebseite
der Maschine. Er kontrollierte auch hier
die Walze auf Verschmutzungen, griff durch
das Geländer und um die seitlich angebrachte
Verdeckung der Auflaufstelle, um
die von ihm entdeckten Faseranhaftungen
mit der Hand zu entfernen. Der Maschinenführer
wurde dabei mit seinem rechten Arm
zwischen Walze und Filz eingezogen und
schwer verletzt.
Die Installation einer geführten Reinigungsvorrichtung
(wie im BG RCI.magazin, Ausgabe
7/8 2013, S. 16, beschrieben) ermöglicht
die sichere Reinigung über die gesamte
Walzenbreite und verringert das Risiko, an
dieser Stelle eingezogen zu werden (Foto 4).
Unerlaubter Aufstieg
Die Aufrollung an Papier-, Karton- und
Streichmaschinen nutzt Eisenkerne, sogenannte
Tamboure, auf die die Bahn aufgewickelt
wird. Die Bahn wird zwischen der
angetriebenen Tragwalze und dem Tambour
hindurchgeführt und auf dem Tambour aufgewickelt.
Zwischen der Tragwalze und dem
Tambour entsteht dabei eine Einzugstelle,
die in der Regel so hoch liegt, dass sie
vom Fußboden aus nicht erreichbar ist. Das
Prinzip des ausreichenden Sicherheitsabstands
ist an dieser Gefahrstelle jedoch nur
dann wirksam, wenn in diesem Bereich keine
begehbaren Einbauten vorhanden sind.
Nach mehreren erfolglosen Aufführvorgängen
an einer Streichmaschine versuchten
die Mitarbeiter, eine kurz vor der Aufrollung
gerissene Bahn manuell weiter aufzuführen.
Der an der Aufrollung positionierte
Mitarbeiter bemerkte, dass auch dieser
Aufführversuch zu scheitern drohte, weil
sich die Bahnspitze an der Aufrollung staute.
Kurzentschlossen stieg er auf die untere
Querstrebe der Absturzsicherung des
unter der Aufrollung befindlichen Pulpers
(Stofflöser). Bei dem Versuch, die Bahn mit
der rechten Hand zwischen Tragwalze und
Leertambour hindurchzuführen, wurde er
eingezogen. In der nur wenige Zentimeter
breiten Einzugstelle erlitt er schwere Verletzungen
der rechten Hand.
Nach dem Unfall wurden einige Umbauten
in diesem Bereich vorgenommen. Die Nachrüstung
einer glattflächigen Verkleidung
und die Verlegung der unteren Querstrebe
verhindern nun das Aufsteigen. Das manuelle
Aufführen an der Maschine wurde ausdrücklich
verboten (Foto 5).
Lassen Sie es nicht so weit kommen!
Die Schilderung der Unfälle macht die verschiedenen
Ursachen deutlich, die zu den
Verletzungen geführt haben. Es wird aber
auch deutlich, dass in allen Fällen die Möglichkeit
einer Verletzung von den Mitarbeitern
nicht in Betracht gezogen wurde. Gehen
Sie mit gutem Beispiel voran. Helfen
Sie mit, konkrete Risiken an Ihrem Arbeitsplatz
zu benennen und auszuschalten. Es
lohnt sich.
Reinhard Seger, BG RCI, Mainz
29
Aus den Branchen
Zucker
Unterweisungsvideos
BG RCI.magazin 3/4 2013
zum
Erfolg!
Wie sag ich´s
Lehmann I
QR-Code zu weiterführenden
Videoangeboten
der Südzucker AG.
Mit
Sicherheit
Monatsthema
Wie sag ich´s
Lehmann II
„Immer hinschauen und
ansprechen“
Südzucker
Monatsthemen zum Arbeitsschutz
in neuer Form
Verantwortung
übernehmen
Februar 2013
Die Beschäftigten für die Themen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz zu
sensibilisieren, auf mögliche Gefährdungen aufmerksam zu machen, Denkanstöße
zu liefern und regelmäßig ins Gespräch zu kommen – das sind die Ziele der
regelmäßigen Monatsthemen zum Arbeitsschutz bei der Südzucker AG Mannheim/Ochsenfurt.
Dabei ist neben den Gesprächen zwischen Vorgesetzten und
Mitarbeitern auch der Austausch der Belegschaft untereinander von besonderer
Bedeutung.
Durch die Nutzung des mobilen Internets können aufgrund anfallender
Datenmengen Kosten entstehen. Bitte beachten Sie, dass der Verbindungs-aufbau
automatisch erfolgen kann. Bitte informieren Sie sich vorab bei Ihrem
Netzanbieter/Vertragspartner über die Ihrem Tarif entsprechenden Datengebühren.
Monatsthemen im SÜDZUCKER Intranetportal:
Südzucker Intranet > Arbeitsschutz > Schulung > Monatsthemen Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz
Monatlich wird ein Thema, wie beispielsweise
Lärmschutz, Arbeiten in Behältern
und engen Räumen, Gefahrstoffe, Erste
Hilfe, Bildschirmarbeit oder Gefahrenwahrnehmung
erarbeitet. So etwas gab
es auch schon in der Vergangenheit. Neu
ist die didaktische Aufbereitung unter Nutzung
unterschiedlicher moderner Medien
und die effektive Bereitstellung dieser
„Arbeitsschutz-Gesprächsthemen“ über
das Firmen-Intranet. So werden zu jedem
Thema immer eine Powerpoint-Präsentation,
ein Poster und ein Faltblatt erstellt.
Darüber hinaus finden die Mitarbeiter im
Intranet jeweils passende Video-Links zu
verschiedenen Angeboten im Internet,
„Sehen und gesehen werden“: Manfred Reißmann,
Thorsten Grieb und Thomas Weber (v.l.)
aus der Mess- und Regelabteilung des Südzucker-Werks
Ochsenfurt diskutieren über das
Monatsthema.
Südzucker-Sicherheitsfachkräfte Steffen Krämer
(l.) und Martin Lesch.
etwa der Mediathek für Arbeitsschutz und
Gesundheitsförderung (MAG) oder die Videoseiten
der Deutschen Gesetzlichen
Unfallversicherung (DGUV). Auf den
Postern und Faltblättern befinden sich
QR-Codes, mit denen Smartphonenutzer
ebenfalls auf die Videoangebote geführt
werden.
Die zentral erstellten Monatsthemen
sind für alle Vorgesetzten eine effektive
und zeitsparende Grundlage, um mit
ihren Mitarbeitern anhand wichtiger Arbeitsschutzthemen
kontinuierlich im Gespräch
zu bleiben. Bei der optischen Aufbereitung
der Themen wird Wert auf eine
ansprechende und einladende Gestaltung
gelegt, denn die Beschäftigung damit soll
auch „Spaß“ machen und zur Umsetzung
des Erlernten motivieren. Die Monatsthe-
men werden in den Südzucker-Werken mit
sehr großer Akzeptanz angenommen und
bilden einen weiteren Baustein der unternehmenseigenen
Aktion „… mit Sicherheit
zum Erfolg“.
Im Einzelnen bestehen die „Monatsthemen
zum Arbeitsschutz“ bei Südzucker
aus folgenden Elementen:
• Powerpoint-Präsentation: Grundlage für
verschiedene Verwendungen
• Poster im DIN A2-Format: Blickfang an
markanten Stellen im Betrieb, macht zugleich
deutlich: „Arbeitssicherheit und
Gesundheitsschutz sind hier wichtig!“
• Faltblatt: Mobile Variante zum späteren
Nachlesen, auch zur privaten Verwendung
• Videos mit zeitgemäßen, anschaulichen
und unterstützenden Beispielen.
Auf dem jeweiligen Poster und dem Faltblatt
sind QR-Codes aufgebracht, über
die Videos per Smartphone abgespielt
werden können.
Steffen Krämer, Martin Lesch,
Südzucker AG Mannheim/Ochsenfurt
30
3/4 2013 BG RCI.magazin Aus den Branchen
Flyer (o.) und Poster zu den Südzucker-Monatsthemen.
Zucker
Mit
Sicherheit
August
2011
zum
Erfolg!
Monatsthema
Bildschirmarbeitsplätze
• Grundlage ist die Bildschirmarbeitsplatzverordnung
(BildscharbV Stand 31.10.2006)
• Bildschirmarbeit definiert sich über 3 Punkte
Beschäftigte
• Definition Bildschirmarbeitsplatz
• Arbeitsplatz mit Bildschirmgerät, dass
ausgestattet sein kann mit
– Einrichtungen zur Erfassung von Daten
– Software, die den Beschäftigten bei der
Ausführung ihrer Arbeitsaufgaben zur Verfügung
steht
– Zusatzgeräten und Elementen, die zum Betreiben
oder Benutzen des Bildschirmgeräts gehören
– sonstigen Arbeitsmitteln
– sowie die unmittelbare Arbeitsumgebung
• Definition Beschäftigte
• Mitarbeiter, die gewöhnlich bei einem nicht
unwesentlichen Teil ihrer normalen Arbeit ein
Bildschirmgerät benutzen
• Definition Bildschirmgerät
• Bildschirm zur Darstellung alphanumerischer
Zeichen oder zur Grafikdarstellung, ungeachtet
des Darstellungsverfahrens
Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz
Bildschirmarbeit – mögliche Gefährdungen
• Muskelskelettsystem
–durch die statische Haltearbeit beim Sitzen in
ungünstiger oder abwechslungsarmer Haltung
–sich ständig wiederholende Belastung kleiner
Muskelgruppen beim Schreibe
• Sehapparat
–ungünstige Sehbedingungen
–Blendung
• psychische Beanspruchung
–ungünstige Anordnung der Arbeitsmittel
höhere Anforderungen an die Konzentration
–und die Wahrnehmung
Körperhaltung
• Zwischen Ober- und Unterarm soll ein rechter bis
stumpfer Winkel beim Arbeiten mit der Tastatur oder
Maus bestehen
–Stuhlhöhe anpassen
• Die Handgelenke sollen beim Schreiben nicht nach
oben abgeknickt werden
–Stuhlhöhe anpassen
–Neigung und Aufstellungshöhe der Tastatur anpassen
• Häufiges Drehen des Kopfes und/oder verdrehtes
Sitzen sind zu vermeiden
–Ausrichtung der am häufigsten benötigten Arbeitsmittel
vor Arbeitsbeginn
–Jede Winkligkeit spiegelt sich in einer unbewusst
verwinkelten Körperhaltung wieder
• Der Arbeitstisch und der Arbeitsstuhl sind so
aufzustellen, dass eine freie Bewegungsfläche resultiert
• Zwischen Ober- und Unterschenkel soll ein rechter
bis stumpfer Winkel bestehen, wobei der Fuß voll
auf dem Boden stehen muss
–Stuhlhöhe anpassen
–Fußstütze verwenden
• Empfohlener Sehabstand
–50 – 80 cm
• Der Kopf soll gerade oder leicht nach
vorn geneigt gehalten werden können
– Obere Kante des Bildschirms
darf höchstens so hoch sein wie
das Auge
– Der Monitor ist entsprechend
aufzustellen bzw. die Sitzhöhe zu wählen
Sehen
• Im Monitorumfeld sind gleichmäßige
Helligkeiten zu gewährleisten
• Blendungen/Reflexionen/Spiegelungen auf dem
Bildschirm vermeiden
• Freien Blick nach Außen möglichst gewährleisten
• Ständige Adaption (Anpassung) verhindern
• Ständige Akkommodation (Fokussieren) verhindern
• Angebot: angemessene Untersuchung der Augen und
des Sehvermögens durch eine fachkundige Person
Zur Behebung von Missständen…
• Vorgesetzten informieren
• Zuständigen IT Support informieren
• ASI Fachkraft informieren
Monatsthemen im SÜDZUCKER Intranetportal:
http://intranet.szgroup.net/sz/de-de/Arbeitsschutz/
Mitarbeiter/Monatsthemen/Pages/default.aspx
Mit
zum
Sicherheit
Tischhöhe 720 mm
5-15°
Erfolg!
August 2011
Beschäftigte
Monatsthema
Bildschirmarbeitsplätze
Grundlage ist die Bildschirmarbeitsplatzverordnung BildscharbV (Stand 31.10.2006)
Bildschirmarbeit definiert sich über 3 Punkte
•Zwischen Ober- und Unterschenkel
soll ein rechter bis
stumpfer Winkel bestehen,
wobei der Fuß voll auf dem
Boden stehen muss
Bildschirmarbeitsplatz
Bildschirmgerät
Bildschirmarbeitsplatz
Bildschirmgerät
Gemäß BG Merkblatt T044 kann sie bereits ab
einer täglichen Arbeitszeit von mehr als
2 Stunden relevant sein
> 90°
> 90°
Oberschenkel
waagerecht
Sehen
•Im Monitorumfeld sind gleichmäßige Helligkeiten zu
gewährleisten
•Blendungen/Reflexionen/Spiegelungen auf dem
Bildschirm vermeiden
•Freien Blick nach Außen möglichst gewährleisten
•Ständige Adaption (Anpassung) verhindern
•Ständige Akkommodation (Fokussieren) verhindern
•Angebot: angemessene Untersuchung der Augen und
des Sehvermögens durch eine fachkundige Person
Zur Behebung von Missständen
•Vorgesetzten informieren
•Zuständigen IT Support informieren
•Sicherheitsfachkraft informieren
Bildschirmarbeit – mögliche Gefährdungen
•Muskelskelettsystem
•Sehapparat
•psychische
Beanspruchung
Körperhaltung
Oberarm senkrecht
•Rechter Winkel zwischen Ober- und Unterarm
•Die Handgelenke nicht nach oben abknicken
•Häufiges Drehen des
Kopfes und/oder
verdrehtes Sitzen
sind zu vermeiden
•Der Arbeitstisch und der Arbeitsstuhl sind so aufzustellen,
dass eine freie Bewegungsfläche resultiert
•Empfohlener Sehabstand
•Der Kopf soll gerade oder leicht nach vorn geneigt
gehalten werden können
Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz
Mit
zum
Sicherheit
Erfolg!
Februar 2013
Die Unfallpyramide
Jeder Verletzung gehen schätzungsweise
10 unsichere Handlungen voraus.
Wodurch wird unser Verhalten beeinflusst?
•Interesse an der Gesundheit
(eigene, der Kollegen und Mitarbeiter)
•Stellenwert der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes
in der Unternehmenskultur
•Unternehmenskultur = das sind wir!
•Rückmeldung (Feedback), sowohl bei
positivem Verhalten, also auch bei
Verstößen gegen Sicherheitsvorschriften
Unterweisungsvideos
Wie sag ich´s
Lehmann I
Wie sag ich´s
Lehmann II
Verantwortung
übernehmen
1 Unfall
mit
Todesfolge
30 schwere Unfälle
300 leichte Unfälle
3.000 Erste-Hilfe Fälle
30.000 unsichere
Handlungen und
Bedingungen
Durch die Nutzung des mobilen Internets können aufgrund anfallender
Datenmengen Kosten entstehen. Bitte beachten Sie, dass der Verbindungsaufbau
automatisch erfolgen kann. Bitte informieren Sie sich vorab bei Ihrem
Netzanbieter/Vertragspartner über die Ihrem Tarif entsprechenden Datengebühren.
Monatsthema
„Immer hinschauen & ansprechen“
positive
Konsequenzen
positives
Verhalten
Unsichere Handlungen
•Warum unternehmen wir unsichere Handlungen?
•Wie kommt es, dass wir Gefahren nicht wahrnehmen, obwohl wir es
besser wissen sollten?
• Gesundheit hat erst einen Wert, wenn sie nicht mehr da ist
• Gewöhnung und Erfahrung
Wenn wir wiederholt die Erfahrung machen, dass eine unsichere
Handlung keine negativen Auswirkungen hat, „lernen“ wir, dass diese
Handlungsweise vermeintlich sicher ist.
• Routine
• Natürliche Instinkte schützen uns nicht vor den
Gefahren einer technisierten Welt
• Wahrnehmung erfolgt immer nur bei
vorhandenem Interesse
Konsequente Vermeidung unsicherer Handlungen!
negative
Konsequenzen
negatives
Verhalten
Rückmeldung (Feedback)
beeinflusst unser Verhalten
•Rückmeldung (Feedback) zum
sicherheitsgerechten Verhalten ist
auf und zwischen allen Ebenen
gewollt und erforderlich:
• Führungskräfte gegenüber den Mitarbeitern
• Führungskräfte und Mitarbeiter untereinander
• Mitarbeiter gegenüber den Führungskräften
• Führungskräfte und Mitarbeiter gegenüber
Partnerfirmen und anderen Betriebsfremden
•Verwenden meine Kollegen
z.B. die notwendige PSA?
„Immer hinschauen & ansprechen“
Wir!
•Wir interessieren uns dafür, wie eine Arbeit ausgeführt wird
•Wir sprechen sichere und unsichere Handlungen an
•Wir achten aufeinander / Wir helfen einander
•Umgangston immer:
•Wir tun es für „UNS“ / Wir übernehmen Verantwortung
•Freundlich, respektvoll, bestimmt, angemessen
Erwische andere,
Verhalten wird unbewusst beeinflusst
wo sie es gut machen!
Es gibt immer eine unbewusste
Beeinflussung des Verhaltens der
Mitarbeiter!
•keine negativen Konsequenzen bei
positivem Verhalten
•keine positiven Konsequenzen bei
negativem Verhalten
•Rückmeldung (Feedback) nach dem
Prinzip: “Lob (und Tadel)”
Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz
Südzucker Intranet > Arbeitsschutz > Schulung > Monatsthemen
Fotos und Illustrationen: Südzucker
31
Berichte und Informationen
BG RCI.magazin 3/4 2013
Moderne Personalpolitik
Neues Förderprogramm unterstützt
kleine und mittlere Unternehmen
Das Förderprogramm „unternehmensWert: Mensch“ des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des Bundes unterstützt
kleine und mittlere Unternehmen dabei, in ihrem Betrieb eine moderne Personalpolitik umzusetzen. Interessierte Unternehmen
können ab sofort die kostenlose Erstberatung wahrnehmen und eine Förderung beantragen.
Eine moderne, mitarbeiterorientierte Personalpolitik
steht im Mittelpunkt des neuen
Förderprogramms für kleine und mittlere Unternehmen
(KMU), das vom Bundesministerium
für Arbeit und Soziales initiiert und aus
Mitteln des Europäischen Sozialfonds und
des Bundes finanziert wird. „unternehmens-
Wert: Mensch“ wurde als Modellprogramm
mit einer Laufzeit bis Ende 2014 aufgelegt
und will Betriebe in bundesweit 30 Modellregionen
bei der Umsetzung einer zukunftsorientierten
Personalpolitik unterstützen.
36 regionale Beratungsstellen bieten ab sofort
Informationen zum Programm und eine
kostenlose Erstberatung an.
„unternehmensWert: Mensch“ umfasst
drei Beratungsschritte. Mittelständische
Unternehmen kontaktieren eine regionale
Beratungsstelle und können dort eine kostenlose
Erstberatung in Anspruch nehmen.
Dabei wird der konkrete Handlungsbedarf
analysiert und ermittelt, ob die grundsätzlichen
Fördervoraussetzungen vorliegen. Ist
beides gegeben, erhält das Unternehmen
einen Beratungsscheck und kann
die Förderung einer vertiefenden,
autorisierten Fachberatung
beantragen.
Die Fachberatung ist
ein zentrales Element
des Programms, weil
es dabei um konkrete
Verbesserungsschritte
im Unternehmen geht.
Helmut Ehnes, Leiter der Prävention der BG RCI und Vorsitzender
der „Offensive Mittelstand“, hier mit Rallye-
Fahrerin Jutta Kleinschmidt bei der Präsentation des Programms
„Guter Mittelstand: Erfolg ist kein Zufall“.
Foto: bgrci/jön
Informationen zum Programm sowie den beteiligten
Beratungsstellen und Fachberaterinnen und
Fachberatern sind unter www.unternehmens-wertmensch.de
zu finden.
Gemeinsam mit einem Fachberater werden
Ziele formuliert, Handlungsschritte festgelegt
und gemeinsam mit den Beschäftigten
der Umsetzungsprozess im Betrieb angestoßen.
Berücksichtigt werden dabei vier zentrale
personalpolitische Handlungsfelder:
Personalführung, Chancengleichheit und
Diversität, Gesundheit, Wissen und Kompetenz.
Mit dem Beratungsscheck können sich Unternehmen
80 Prozent der Kosten einer Fachberatung
bezuschussen lassen, 20 Prozent
müssen sie selber tragen. Die Fachberatung
kann – abhängig vom konkreten Unterstützungsbedarf
– zwischen einem und 15 Tagen
dauern und maximal 1.000 Euro (netto) pro
Tag kosten. Förderberechtigt sind Unternehmen
aus einer Modellregion, die weniger als
250 Beschäftigte haben und seit mehr als
fünf Jahren bestehen.
Ein weiteres Unterstützungsangebot bietet
die „Offensive Mittelstand“. Jeder Unternehmer
kann hier professionelle Hilfe
in Anspruch nehmen. Die freien oder institutionellen
Berater sind der Internetseite
der „Offensive Mittelstand“ (www.offensive-mittelstand.de)
zu entnehmen. Die genannten
Berater haben eine Schulung zu
den Zielen und Hintergründen der „Offensive
Mittelstand“ durchlaufen und erfüllen
damit auch Kriterien, die an die Fachberater
des Förderprogramms „unternehmensWert:
Mensch“ gestellt werden.
Helmut Ehnes, Leiter der Prävention der BG
RCI, ist Vorsitzender der „Offensive Mittelstand“
und fasst deren Ziele wie folgt zusammen:
„Die Initiative ‚Offensive Mittelstand
– Gut für Deutschland‘ ist eine nationale,
nichtkommerzielle und unabhängige Initiative,
die sich das Ziel gesetzt hat, die Wettbewerbsbedingungen
für den Mittelstand
zu verbessern. Die mehr als 150 Partner der
Initiative stammen hauptsächlich aus Bund
und Ländern, Unternehmerverbänden, Fachverbänden,
Innungen, Handwerkskammern,
von Qualitätssiegeln, Unfallversicherungen,
Forschungsinstituten, Krankenkassen und
Dienstleistern.“
Der Unternehmens-Check „Guter Mittelstand“
der Initiative Neue Qualität der Arbeit
(INQA) ist das zentrale Instrument, das
mittelständische Betriebe dabei unterstützt,
den Herausforderungen des Marktes gut vorbereitet
begegnen zu können. Der Check
fasst in elf relevanten Themenfeldern die
Erfahrungen erfolgreicher Unternehmen
und die Erkenntnisse arbeits- und organisationswissenschaftlicher
Forschung kurz
und prägnant zusammen.
Viele autorisierte Berater haben sich auf bestimmte
Themen des INQA-Unternehmens-
Checks spezialisiert. Sie bieten regional Seminare
an, in denen der Unternehmer unter
Anleitung den Unternehmens-Check durchführt
und mit einem individuellen Maßnahmenplan
für seinen Betrieb nach Hause geht.
Jeder Unternehmer kann mit dem Unternehmens-Check
innerhalb von 90 Minuten ermitteln,
welche Potentiale in seinem Betrieb
bisher noch ungenutzt sind. Dazu bewertet
er individuell seinen Handlungsbedarf, fasst
seine Ergebnisse in einem Maßnahmenplan
zusammen und setzt diesen im Betrieb um.
Ergänzend zum INQA-Unternehmens-Check
wurden zwei neue Checks veröffentlicht, in
denen speziell die Themenfelder Personal
und Innovation behandelt werden. Diese
Unterlagen können Interessierte kostenlos
anfordern bei der
„Offensive Mittelstand –
Gut für Deutschland“
Theodor-Heuss-Str. 160
30853 Langenhagen
Telefon: 06221/5108-22612
Fax: 06221/5108-22198
E-Mail: info@offensive-mittelstand.de
Internet: www.offensive-mittelstand.de
Burkhard Rehn, Elmar Neuhaus,
BG RCI, Mainz und Langenhagen
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3/4 2013 BG RCI.magazin Berichte und Informationen
63. Berlinale
Erfolgreiche Premiere für „GOLD – Du kannst mehr als du denkst“
Bundespräsident Gauck zeigt sich begeistert
Am Ende des Films schließt sich ein Kreis:
Wie schon zu Beginn verfolgt die Kamera
eine Schwimmerin, die mit kräftigen Zügen
durchs Wasser zieht. Vom Zoom geht
es in die Totale. Die Schwimmerin, Kirsten
Bruhn, ist nur noch ein kleiner Punkt in einem
grünblau glänzenden Ozean. Als das
Licht im Kinosaal nach dieser Szene wieder
angeht, brandet Applaus auf. Minutenlang
gibt es stehende Ovationen für den Regisseur,
sein Team, die Produzenten und die
drei Prota gonisten. Kein Zweifel: Die Premiere
von „Gold – Du kannst mehr als du
denkst“ bei der 63. Berlinale war ein Erfolg.
Teilnehmer der Paralympischen Spiele – der Australier
Kurt Fearnley (r.), die Deutsche Kirsten Bruhn (l.),
der Kenianer Henry Wanyoike (hinten l.) – und andere
Gäste mit Bundespräsident Joachim Gauck und seiner
Partnerin Daniela Schadt bei der Premiere des Films
„Gold – Du kannst mehr als Du denkst“ während der
63. Berlinale im Februar 2013.
Foto: picture alliance/dpa
Goldmedaillengewinnerin Kirsten Bruhn.
Foto: Malte Wittmershaus/dguv
Regisseur Michael Hammon dankt zuerst
Bundespräsident Joachim Gauck für die
Ehre, die er dem Film durch seinen Besuch
erweist: „Sie setzen damit ein Zeichen und
zeigen der Gesellschaft, wie wichtig es ist,
inklusiv zu sein.“ Den drei Athleten dankt
Hammon dafür, dass sie ihn „in ihr Leben
gelassen haben“. Immer wieder gab es während
der Vorstellung Szenenapplaus für
Henry Wanyoike, Kurt Fearnley und Kirsten
Bruhn. Offen und eindrucksvoll schildern
sie, ihre Familien und Freunde, was es heißt,
eine Behinderung anzunehmen und trotz
vieler Widerstände ein eigenes Leben aufzubauen.
„Wir wollen kein Mitleid. Es wird
Zeit, dass die Gesellschaft uns eine Chance
gibt“, sagt Henry Wanyoike im Film. Diese
Chance beginnt in der Regel mit einer guten
Rehabilitation, mit Menschen, die nicht
allein die Behinderung sehen, sondern die
Fähigkeiten jedes Einzelnen fördern und zu
schätzen wissen.
Fast spielerisch wechselt der Film die Kontinente.
Die Kamera verbindet drei Schicksale,
die unterschiedlicher kaum sein könnten.
Das Bindeglied ist der Sport, der für alle drei
Protagonisten Antrieb und Lebenselixier ist.
Höhepunkt sind die Paralympischen Spiele
in London: Mit Spannung erleben die Zuschauer
noch einmal die Anspannung der
Wettkämpfe, den Jubel oder die bittere Niederlage
– die für die meisten doch nur neuer
Ansporn ist. Produzent Andreas F. Schneider
dankt zum Schluss der gesetzlichen Unfallversicherung
für ihre Unterstützung und allen
Beteiligten für das große Geschenk dieses
Films.
dguv/nul
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Berichte und Informationen
BG RCI.magazin 3/4 2013
882 Rechnereinheiten finden in dem 100 Quadratmeter
großen Gebäude Platz: Reiner Krause,
Leiter des BG RCI-Kompetenz-Centers Rechenzentrum,
vor einem der 21 neuen Racks.
Das neue Redundanz-Rechenzentrum der
BG RCI befindet sich auf dem Gelände der
BG RCI-Bezirksdirektion Bochum.
Nahmen das neue Redundanz-Rechenzentrum
der BG RCI symbolisch
in Betrieb: BG RCI-IT-Leiter Karsten
Winschuh und Hans-Jörg Piasecki,
zuständiger Geschäftsführer der
BG RCI. Fotos: bgrci/mp/nul
Ersatz-Rechenzentrum für die BG RCI
Redundanz schafft Sicherheit
Bochum ist der Standort des Rechenzentrums der BG RCI. Hier laufen alle Datenströme zusammen, von hier gehen sie
bundesweit an alle Standorte der neuen Berufsgenossenschaft. Doch was, wenn es in diesem einen Rechenzentrum
einmal zu einem Totalausfall kommen sollte?
„In einem solchen Fall wäre die gesamte
BG RCI betroffen“, sagt Reiner Krause, „und
die Bildschirme blieben dunkel.“ Krause ist
Leiter des zuständigen BG RCI-Kompetenz-
Centers in Bochum und hatte von höchster
Stelle den Auftrag, die neue Berufsgenossenschaft
gegen die schlimmen Folgen eines
solchen Ausfalls zu wappnen. Jetzt steht
er voller Stolz neben einem nagelneuen 540
PS-Schiffsmotor, der automatisch anspringt,
sollte das Stromnetz einmal nichts mehr hergeben
und auch die riesigen Ersatzbatterien
all ihre Energie bereits abgegeben haben.
Selbst dann könnte das neue Rechenzentrum
dank eines 5.000-Liter-Dieseltanks 14 Tage
autark weiterarbeiten – so sehen sie aus, die
Grundvoraussetzungen unserer hochmodernen
Datenwelt.
Batterien, Schiffsmotor und Dieseltank sind jedoch
nur einige der Zutaten, die das neue Redundanz-Rechenzentrum
ausmachen. Untergebracht
in einem neu errichteten, von außen
eher unscheinbaren, kleinen Klinkergebäude,
beherbergt das neue Zentrum gewaltige Rechnerkapazitäten.
Wir befinden uns auf dem
Gelände der Bezirksdirektion Bochum der
BG RCI. Hier, im Innenhof, umgeben von den
drei mächtigen Flügeln des Verwaltungsgebäudes
aus der Nachkriegszeit, trifft Krause
die Vorbereitungen zur Eröffnungsfeier und erklärt
unermüdlich, was es mit der Redundanz
auf sich hat. Denn das „historische“ Rechenzentrum
der BG RCI befindet sich nicht an dieser
Stelle, sondern im Gebäude des Bochumer
BG RCI-Hauptverwaltungsstandorts in etwa
einem Kilometer Entfernung. „Das ist eine unglaublich
günstige Situation“, meint Krause.
„Wer ist schon in der Lage, in solch unmittelbarer
Nähe jeweils auf eigenem Gelände zwei
Rechenzentren zu betreiben“, fragt er sichtlich
zufrieden. „Die Datenverbindungen laufen
unterirdisch einmal die Straße entlang,
die beide Gebäude miteinander verbindet. So
haben wir uns kostspielige Datenleitungen zu
weit entfernten Standorten erspart. Wenn es
künftig in einem der beiden Rechenzentren zu
einer ernsthaften Störung kommt, kann das
jeweils andere Zentrum sofort einspringen,
ohne dass es in der weiteren BG RCI-Welt jemand
bemerkt.“ Fast zwei Wochen habe man
dann Zeit, nach einem Totalausfall alle wichtigen
Systeme wiederherzustellen.
Auch der für die IT zuständige BG RCI-Geschäftsführer
Hans-Jörg Piasecki zeigt sich
begeistert: „Wir haben die Qualität und Verfügbarkeit
unserer Kernsysteme deutlich
verbessert. Mit beiden Zentren erreichen wir
eine Kapazität von 120 Prozent. Davon können
wir auch weiteren Interessenten aus dem
Unfallversicherungsbereich etwas anbieten.
Über erste Kooperationen denken wir bereits
nach.“ 21 Racks finden in dem nur 100 Quadratmeter
großen Gebäude Platz, 882 Rechnereinheiten
können darin untergebracht
werden. Außerdem stehen vier Sonderstellflächen
für künftige Erweiterungen zur Verfügung.
Rechenzentrumsleiter Krause schwärmt
von Warm- und Kaltgangsystemen für eine
fein dosierte Kühlung, von den Wärmepumpen,
die einen Teil der Abwärme in den Heizungskreislauf
der Bezirksdirektion zurückgeben:
„Alles ist doppelt vorhanden und so
ressourcenschonend wie möglich. Dank einer
speziellen Datenverbindung findet eine permanente
Spiegelung zwischen den beiden Rechenzentren
statt.“ Und dann spricht er noch
von der Auslegung der LAN-Verbindungen und
der Speichernetzwerke, von der Zugangssteuerung,
der Einbruchmeldeanlage, der Brandfrüherkennungs-
und -löschanlage und ist mit
Karsten Windschuh, IT-Leiter der BG RCI, einig:
„Wir befinden uns mit der neuen Einrichtung
und den erreichten Qualitäts- und Verfügbarkeitsstandards
am oberen Ende des derzeit
technisch Machbaren.“
Nachdem das Bundesversicherungsamt in
Bonn das Bauvorhaben in Höhe von 1,4 Millionen
Euro im Jahr 2011 bewilligt hatte, begannen
im November 2012 die Rohbauarbeiten.
Im Frühjahr 2012 folgte der aufwändige Innenausbau,
und im Oktober des gleichen Jahres
begann die IT der BG RCI, das neue Zentrum
kontinuierlich zu bestücken. Am 18. Februar
2013 wurde das Redundanz-Rechenzentrum
eingeweiht. BG RCI-Architekt Schmitt:
„Vor allem freuen wir uns, dass wir durch die
Eigenleistungen bei der Planung und Bauüberwachung
und dank eines konsequenten
Controllings den ursprünglich veranschlagten
Kostenrahmen eingehalten haben.“
Norbert Ulitzka, BG RCI, Bochum
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3/4 2013 BG RCI.magazin Berichte und Informationen
Deutscher Verkehrssicherheitsrat:
ABS für alle Motorräder. Foto: dvr
30.000 Motorradfahrer verunglückten 2011 bundesweit
Motorradfahrer gehören zu den am stärksten gefährdeten Verkehrsteilnehmern. Im vergangenen Jahr sind 708 Biker
auf unseren Straßen ums Leben gekommen, ein Anteil von 17,6 Prozent an allen im Straßenverkehr Getöteten. 556
verloren ihr Leben auf Landstraßen und Autobahnen. Insgesamt sind über 30.000 Motorradfahrer verunglückt. Die
häufigsten Unfallursachen sind nicht angepasste Geschwindigkeit, mangelnder Sicherheitsabstand und Fehler beim
Überholen.
Aus Sicht des Deutschen Verkehrssicherheitsrates
(DVR) sind diese Zahlen nicht akzeptabel.
„Es bedarf konkreter präventiver
Maßnahmen, die Sicherheit der Motorradfahrer
zu erhöhen“, fordert DVR-Präsident
Dr. Walter Eichendorf.
Motorräder und Leichtkrafträder sollten unbedingt
mit ABS ausgerüstet sein. Im November
2012 stimmte das Europäische Parlament
für die serienmäßige Ausstattung
von Motorrädern ab 125 Kubikzentimetern
mit ABS, ab 2017 für alle neuen Fahrzeuge
und bereits ab 2016 für alle neuen Fahrzeugtypen.
Diese Entscheidung wird vom
DVR ausdrücklich unterstützt. „Allerdings
ist es aus Sicht der Verkehrssicherheit bedauerlich,
dass Krafträder ab 50 Kubikzentimeter
von der ABS-Pflicht ausgenommen
sind“, sagt der DVR-Präsident. Unabhängig
davon fordert der DVR die Hersteller schon
jetzt zu einer freiwilligen Selbstverpflichtung
auf, alle Motorräder mit ABS auszurüsten.
Eine große Rolle spielen auch Licht und
Sichtbarkeit. In diesem Zusammenhang
sei zu begrüßen, dass Krafträdern die Verwendung
von Tagfahrleuchten ermöglicht
werden soll. Die Motorradfahrer sollten auf
geeignete, passende Kleidung mit Protektoren
achten und sich gut sichtbar machen,
das gelte auch für den Helm.
„Darüber hinaus ist die Teilnahme an Sicherheitstrainings
auf der Straße oder einem
Platz dringend zu empfehlen“, unterstreicht
Eichendorf. Das Training sollte den
DVR-Richtlinien entsprechen.
Neben Mensch und Maschine kommt es
aber auch auf sichere Straßen an. Bereits
mit wenigen Mitteln kann viel erreicht werden.
Zum Beispiel kann eine Unfallkurve
mit einem Unterfahrschutz sehr wirkungsvoll
entschärft werden. Die einfache Montage
unterhalb der Schutzplanke lässt einen
solchen Unfallbrennpunkt schnell aus
den Schlagzeilen verschwinden. Quer zur
Fahrbahn verlaufende Rüttelstreifen könnten
ebenfalls als wirkungsvolles und kostengünstiges
Mittel eingesetzt werden,
die gefahrenen Geschwindigkeiten zu reduzieren.
Das Unfallgeschehen im Zusammenhang
mir dem Motorrad sollte nach Auffassung
des DVR systematisch, detailliert und differenziert
erfasst und ausgewertet werden.
Das Notrufsystem eCall sollte auch
auf Motorräder ausgeweitet werden.
Ein weiterer wichtiger Sicherheitsaspekt
ist die Überwachung. „Eine intensivierte
Geschwindigkeitsüberwachung kann
die Verkehrssicherheit vor allem an unfallbelasteten
Streckenabschnitten infolge
hoher Überschreitungsquoten wesentlich
erhöhen“, sagt Eichendorf. Dabei sei die
mobile Überwachungsvariante mit Anhaltekontrollen
durch die Polizei zu bevorzugen.
dvr/n
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Berichte und Informationen
BG RCI.magazin 3/4 2013
ZKZ-Nr.: 57433 ISSN 2193-102X
Bundesweite Aktion am 15. Juni 2013
„Tag der Verkehrssicherheit“
Auch Unternehmen sind zur Teilnahme aufgerufen
Unter dem Motto „Gemeinsam für mehr Sicherheit!“ dreht sich am 15. Juni
wieder alles um das große Thema Verkehrssicherheit. Wie jedes Jahr am dritten
Junisamstag findet 2013 bereits zum neunten Mal der „Tag der Verkehrssicherheit“
statt.
Unter der Schirmherrschaft von Bundesverkehrsminister
Dr. Peter Ramsauer ruft der
Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) im
Rahmen dieses bundesweiten Aktionstages
auch in diesem Jahr alle Mitglieder, Organisationen,
Institutionen, Städte und Gemeinden,
Unternehmen, soziale Einrichtungen
und alle weiteren Interessierten dazu auf,
mit Veranstaltungen und Aktionen auf das
Thema Verkehrssicherheit aufmerksam zu
machen. Dabei lautet die zentrale Botschaft:
Jeder kann dazu beitragen, die Unfallzahlen
zu senken.
Das Herzstück des Tages bilden die großen
Publikumstage auf zentralen Plätzen in großen
und kleinen Städten und Gemeinden.
„Doch es sind gerade auch kleinere Aktionen,
die dem Tag der Verkehrssicherheit
sein einmaliges, vielfältiges Gesicht geben:
Ein Thementag im Kindergarten oder in der
Schule, ein Tag der offenen Tür in einem Unternehmen
oder auch das einfache Aufhängen
eines Banners lenken die Aufmerksamkeit
auf das Thema Verkehrssicherheit und
regen zum Nachdenken an“, betont DVR-
Präsident Dr. Walter Eichendorf. Dabei gibt
es keine Vorgaben zu genauen Inhalten oder
Zielgruppen, jeder Mitstreiter kann seinen
Möglichkeiten entsprechend die passende
Beteiligung auswählen. „Der DVR freut sich
sehr, wenn sich viele Partner und Mitstreiter
am Tag der Verkehrssicherheit beteiligen,
und bietet gerne seine Unterstützung bei der
Ideenfindung an“, hob Eichendorf hervor.
Auf der Online-Plattform www.tag-derverkehrssicherheit.de
sind Checklisten,
Logos und bebilderte Dokumentationen
der vergangenen Verkehrssicherheitstage
zu finden. Es besteht die Möglichkeit, eigene
Verkehrssicherheitsaktionen zum Tag
der Verkehrssicherheit anzumelden, darzustellen
und somit eine breite Öffentlichkeit
darüber zu informieren. Aktionen oder Veranstaltungen
können über www.tag-der-verkehrssicherheit.de/site/anmeldung.aspx
angemeldet werden.
Jede Organisation, die sich am Tag der Verkehrssicherheit
2013 beteiligt, kann sich
auch mit der Homepage verlinken. Ansprechpartnerin
für den Tag der Verkehrssicherheit
in der Bonner DVR-Geschäftsstelle
ist Laura Breuer, Tel.: 0228/40001-34,
E-Mail: LBreuer@dvr.de.
dvr/n
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Herausgeber
Berufsgenossenschaft
Rohstoffe und chemische Industrie
Kurfürsten-Anlage 62
D-69115 Heidelberg
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