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Die Welt ist nicht genug - Mikado

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12.2008<br />

Dezember<br />

ISSN 0944-5749<br />

12,80 C=<br />

Unternehmermagazin für Holzbau und Ausbau<br />

Internationaler Holzbau<br />

Lizenz zum Bauen<br />

Nutzfahrzeuge<br />

Man fährt oft<br />

zweimal<br />

Bhutan<br />

Holzbau Royale<br />

Internationaler Holzbau<br />

<strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>ist</strong> <strong>nicht</strong> <strong>genug</strong><br />

Organ des Bundes<br />

Deutscher Zimmerme<strong>ist</strong>er<br />

Organ der Europäischen<br />

Vereinigung des Holzbaus<br />

mikado – Fachmedium des Jahres 2008


Editorial<br />

Chr<strong>ist</strong>oph Maria Dauner,<br />

Chefredakteur mikado<br />

Mission Holzbau<br />

Was, bitteschön, hat James Bond mit dem Holzbau zu schaffen? Wer unsere Schlagzeilen<br />

auf der Titelseite liest, könnte sich diese Frage stellen. Schließlich stehen Sie als Zimmerer<br />

weder in <strong>Die</strong>nsten der englischen Königin, noch <strong>ist</strong> Ihre Mission streng geheim. Doch einige<br />

Parallelen gibt es schon, z.B. schwierige Herausforderungen annehmen, international<br />

handeln, natürliche Ressourcen schützen – kurzum:<br />

ein bisschen die <strong>Welt</strong> retten.<br />

mikadoplus: Holzbauer, die europaweit<br />

Zu dick aufgetragen finden Sie? <strong>Die</strong> wohl größte ihre Le<strong>ist</strong>ungen anbieten wollen, sollten die<br />

Herausforderung der Zukunft <strong>ist</strong> nachhaltiges Anforderungen des jeweiligen Landes gut<br />

Denken und Handeln, denn nur so lässt sich kennen. Von Norwegen bis Italien lauert so<br />

Wohlstand auf Dauer sichern. Der Holzbau mancher regulative Fallstrick. In mikadoplus<br />

hat seine Verantwortung dafür schon lange finden Abonnenten einen Überblick, um mit<br />

erkannt. Zimmerer stellen sich dieser Aufgabe Erfolg in Europa zu arbeiten.<br />

auf internationaler Ebene und lösen sie mit<br />

umweltfreundlichen und innovativen Konstruktionen. Eindrucksvolle Beispiele dafür finden<br />

Sie ab Seite 12. Dass Holzbau keine (Länder-)Grenzen kennt, dokumentiert auch der Bund<br />

Deutscher Zimmerme<strong>ist</strong>er (BDZ). Er tritt künftig unter dem Namen Holzbau Deutschland auf<br />

(siehe Verbandsteil, Seite I). „Nach Holzbau Austria und Holzbau Schweiz zeigen nun auch die<br />

deutschen Zimmererverbände eindeutig ihren Arbeitsschwerpunkt im Verbandsnamen. Mit<br />

Blick auf die gemeinsame Arbeit in der Europäischen Vereinigung des Holzbaus (EVH) macht<br />

das einfach Sinn. Wir ziehen an einem Strang für den handwerklichen Holzbau“, sagt Dipl.-<br />

Ing. Ullrich Huth, Vorsitzender des BDZ. Ein wichtiger Schritt auf einem anstrengenden Weg:<br />

dem Holzbau in allen Ländern die verdiente Popularität zu verschaffen. Oder wie es James<br />

Bond in „Der Morgen stirbt nie“ formuliert: „So viel Stress, nur um die <strong>Welt</strong> zu retten!“<br />

Ihr<br />

www.mikado-online.de 3


mikado 12.2008 Inhalt<br />

finnforest merk (studio EKD)<br />

Achim Zielke<br />

Internationaler Holzbau<br />

Der Holzbau aus den deutschen Ländern hat sich zum<br />

Exportschlager entwickelt. Er bege<strong>ist</strong>ert unter<br />

anderem Bauherren aus Großbritannien, Russland und<br />

Frankreich, aber auch aus Skandinavien. Seite 12<br />

Holzhäuser<br />

Seine zeitlose Eleganz brachte dem Passivhaus<br />

den Architekturpreis des Hessischen Min<strong>ist</strong>eriums<br />

der Finanzen und der Architekten- und Stadtplanerkammer<br />

Hessen 2008 ein. Seite 72<br />

Thema des Monats: Internationaler Holzbau<br />

12 | Paris<br />

Charles de Gaulle trägt Holz.<br />

16 | Astrachan<br />

Reizvolle Herausforderung in Russland.<br />

20 | London<br />

Briten bauen neun Geschosse in Holz.<br />

24 | Metz<br />

Spektakuläres Holzdach für das Centre Pompidou.<br />

Ingenieurholzbau<br />

28 | Schwimmhalle<br />

Im Norden Englands steht die größte<br />

Schwimmhalle der Insel – natürlich aus Holz.<br />

Sanierung und Ausbau<br />

34 | Schlossmühle<br />

Das zweite Leben eines Mühlenensembles<br />

Details im Griff<br />

39 | Flachdach<br />

Feuchtigkeit zerstört mehrschichtige Konstruktion.<br />

mobil<br />

44 | IAA Nutzfahrzeuge 2008<br />

Hannover setzt neue Trends.<br />

Architektur<br />

56 | Österreich<br />

Luftveränderung am Wilden Kaiser<br />

Produkt und Praxis<br />

64 | Holzbau-Software<br />

Holzbauer brauchen le<strong>ist</strong>ungsfähige Maschinen<br />

und le<strong>ist</strong>ungsfähige Software – mit Gewinnspiel.<br />

Holzbau und Forschung<br />

68 | Entwurfsprojekt<br />

Ein Forscherteam untersuchte Anforderungen an<br />

siebengeschossige Holzhäuser und entwickelte<br />

innovative Lösungen.<br />

Holzhäuser<br />

72 | Passivhaus<br />

Ein graues Haus zeigt die Verbindung von<br />

minimal<strong>ist</strong>ischer Architektur, nachhaltigen<br />

Werkstoffen und zeitloser Eleganz.<br />

4<br />

mikado 12.2008


mikadoplus<br />

Beim Bauen im Ausland<br />

haben Zimmerer<br />

zahlreiche Vorschriften zu<br />

beachten.<br />

Zimmerme<strong>ist</strong>erdach<br />

Titel:<br />

Finnforest Merk<br />

(Studio EKD);<br />

Volkswagen; Fritz<br />

Baumgartner<br />

Bild Downloadkasten:<br />

Bart Claeys,<br />

iStockphoto.com<br />

Ein Magazin der<br />

WEKA MEDIA<br />

GmbH & Co. KG<br />

78 | Dachdämmstoffe<br />

Bei der Wahl des richtigen Materials für den Dachausbau<br />

zählt für den Dachhandwerker das Wissen<br />

um bauphysikalische Werte und die Verarbeitung.<br />

3d-cad/cam für den holzsystembau<br />

auf der basis von autocad ® und autocad ® architecture<br />

hsbCAD <strong>ist</strong> die moderne 3D-CAD/CAM-Lösung für alle<br />

Bereiche des Holzbaus. Von Dachstuhl- bis Ingenieur-<br />

Holzbau, von Holzrahmenbau bis Blockbau – alles unter<br />

einer Oberfläche. Durch die Basis von AutoCAD ® und<br />

AutoCAD ® Architecture bietet hsbCAD Datenfluß von der<br />

Skizze bis zur Produktion und setzt damit im CAD/CAM-<br />

Bereich neue Maßstäbe für den Holz- und Fertighausbau!<br />

Holzwelten<br />

86 | Bhutan<br />

Mit größerer Spannweite und fortschrittlicher<br />

Bautechnik entstand im Himalaya eine Brücke nach<br />

uralter Tradition.<br />

Rubriken<br />

3 | Editorial<br />

6 | Kurz und bündig<br />

38 | Bücher<br />

41 | Ihr gutes Recht<br />

42 | Büro kompakt<br />

61 | Produkte<br />

66 | Branchenführer<br />

74 | Verband aktuell<br />

75 | Tipps und Termine<br />

82 | Informationsdienst Holz<br />

83 | Landesbeirat Holz Bayern<br />

84 | Unternehmen<br />

90 | Vorschau/Impressum<br />

hsb-SYSTEMS gmbh hohe buchleuthe 9 a d-87600 kaufbeuren<br />

tel +49 (0)8341-90810-0 fax -20 info@hsbcad.de www.hsbCAD.de<br />

Besuchen Sie uns auf dem 14. Internationalen HOLZBAU-FORUM<br />

(IHF) vom 3. bis 5. Dezember 2008 in Garmisch, der BAU 2009 vom<br />

12. bis 17. Januar 2009 in München, der LEGNO & EDILIZIA 2009<br />

vom 26. Februar bis 1. März 2009 in Verona (Italien) und der LIGNA<br />

www.mikado-online.de 5<br />

2009 vom 18. bis 22. Mai 2009 in Hannover!


kurz & bündig<br />

mikado-Interview<br />

Nach der EnEV <strong>ist</strong> vor der EnEV<br />

Kaum sind die letzten Teile der Energieeinsparverordnung<br />

(EnEV) 2007 umgesetzt, steht 2009 schon die nächste Novellierung<br />

an. Und auch die wird wohl nach kurzer Zeit wieder<br />

verschärft werden. Da lohnt es sich, einen Blick in die Zukunft<br />

zu werfen. mikado befragte dazu Wolfgang Müller-Kulmann,<br />

der früher für das Bundeswirtschaftsmin<strong>ist</strong>erium tätig war und<br />

mit den Gesetzgebungsprozessen vertraut <strong>ist</strong>.<br />

mikado: Wann tritt die neue EnEV<br />

2009 in Kraft?<br />

Müller-Kulmann: Das kann ich<br />

Ihnen <strong>nicht</strong> sagen, weil sie ja<br />

noch <strong>nicht</strong> verabschiedet <strong>ist</strong>. Momentan<br />

liegt die Verordnung zur<br />

Zustimmung beim Bundesrat,<br />

der sicherlich in einigen Punkten<br />

noch Änderungen fordern wird.<br />

<strong>Die</strong> zuständigen Ausschüsse des<br />

Bundesrates haben sich bisher<br />

noch <strong>nicht</strong> geäußert. Ich gehe<br />

davon aus, dass sich das Inkrafttreten<br />

noch mindestens bis Mitte<br />

2009 hinziehen wird.<br />

Was wird denn in der EnEV 2009<br />

ungefähr drinstehen?<br />

<strong>Die</strong> Anforderungsniveaus für<br />

Neubauten und bei Veränderungen<br />

von Bestandsbauten sollen<br />

verschärft, Nachrüstpflichten erweitert<br />

und elektrische Speicherheizsysteme<br />

mittelfr<strong>ist</strong>ig außer<br />

Betrieb genommen werden. Für<br />

Wohngebäude gibt es ein neues<br />

Berechnungsverfahren und die<br />

Regelungen zum Energieausweis<br />

werden modifiziert. Und der Vollzug<br />

soll gestärkt werden.<br />

Wie hoch werden die Verschärfungen<br />

denn ausfallen?<br />

Der zulässige Primärenergiebedarf<br />

soll um rund 30 Prozent<br />

gesenkt werden – sowohl<br />

bei Neubauten als auch bei größeren<br />

Veränderungen von Bestandsgebäuden.<br />

Das hört sich<br />

jetzt nach hohem Aufwand an,<br />

entspricht aber einer Baukostensteigerung<br />

von nur drei bis vier<br />

Prozent, wodurch sich der Mehraufwand<br />

in angemessenen Fr<strong>ist</strong>en<br />

amortisiert. Außerdem hat<br />

es seit 2002 keine Verschärfung<br />

mehr gegeben, denn die EnEV<br />

2007 diente nur der Umsetzung<br />

einer EU-Richtlinie, und da ging<br />

es um andere Dinge, insbesondere<br />

den Energieausweis für Bestandsgebäude.<br />

Welche Nachrüstpflichten sind zu<br />

erwarten?<br />

<strong>Die</strong> Pflicht zur Dämmung bisher<br />

ungedämmter oberster Geschossdecken<br />

soll auf begehbare<br />

ausgedehnt werden. Außerdem<br />

sollen für Klimaanlagen höhere<br />

Standards gelten. Eine große<br />

Streitfrage bei der Erarbeitung<br />

der Verordnung war, ob die allgemeinen<br />

Nachrüstverpflichtungen<br />

nunmehr auch auf Ein- und<br />

Zweifamilienhäuser ausgedehnt<br />

werden, die bisher weitgehend<br />

ausgenommen sind. <strong>Die</strong>se machen<br />

ja den überwiegenden Teil<br />

des Gebäudebestands aus und<br />

gerade hier gibt es noch sehr<br />

hohe Energieeinsparpotenziale.<br />

Das Bau- und das Umweltmin<strong>ist</strong>erium<br />

wollten diese Gebäude<br />

unbedingt einbeziehen, aber<br />

das Wirtschaftsmin<strong>ist</strong>erium legte<br />

Widerspruch ein, sodass es gegenwärtig<br />

beim alten Rechtszustand<br />

bleibt. Warten wir ab, ob<br />

der Bundesrat hier Änderungen<br />

verlangt.<br />

Das Bau- und das Umweltmin<strong>ist</strong>erium<br />

wollten Ein- und Zweifamilienhäuser<br />

einbeziehen, aber das Wirtschaftsmin<strong>ist</strong>erium<br />

legte Widerspruch ein.<br />

Welches Berechnungsverfahren<br />

wird künftig angewendet?<br />

Bei Nachweis der Einhaltung der<br />

vorgeschriebenen Energiestandards<br />

wird das bisherige „vereinfachte<br />

Verfahren“ durch ein<br />

anschauliches „Referenzgebäude“<br />

ersetzt: Wird ein Gebäude<br />

wie das Referenzgebäude ausgeführt,<br />

<strong>ist</strong> die Einhaltung des<br />

Anforderungsniveaus immer gewährle<strong>ist</strong>et.<br />

Grundlage dafür <strong>ist</strong><br />

die DIN V 18 599.<br />

Schweighofer Prize 2009<br />

Innovation wird hoch belohnt<br />

Mit 300 000 Euro <strong>ist</strong> der renommierte<br />

Schweighofer Prize 2009 dotiert, der<br />

innovative Technologien, Produkte und <strong>Die</strong>nstle<strong>ist</strong>ungen<br />

rund ums Holz prämiert. Seit 2003<br />

wird er alle zwei Jahre verliehen. Mit dem<br />

Hauptpreis in Höhe von 100 000 Euro werden<br />

Le<strong>ist</strong>ungen ausgezeichnet, die eine nachweisbare<br />

positive Auswirkung auf die europäische<br />

Forst- und Holzwirtschaft haben. Für Innovationspreise<br />

kommen dagegen auch Projekte in<br />

Frage, die sich noch in der Konzeptphase befinden.<br />

Bewerbungsschluss <strong>ist</strong> am 2. Februar<br />

2009. Weitere Informationen gibt es unter:<br />

www.schweighofer-prize.org<br />

Fördergelder<br />

Gewerbe darf jetzt auch<br />

Unternehmen oder Freiberufler können nun ebenfalls<br />

Förderungen aus dem Marktanreizprogramm für<br />

Erneuerbare Energien erhalten. Auch das entsprechende<br />

KfW-Programm <strong>ist</strong> jetzt für sie geöffnet. <strong>Die</strong> Europäische<br />

Kommission hat vor Kurzem die entsprechenden<br />

Richtlinien genehmigt. Förderfähig sind unter anderem<br />

Sonnenkollektor- und Biomasseanlagen sowie<br />

effiziente Wärmepumpen. Ab 2009 stellt<br />

die Bundesregierung dafür jedes Jahr bis<br />

zu 500 Mio. Euro zur Verfügung. <br />

www.bafa.de/bafa/de/energie/<br />

erneuerbare_energien<br />

Tom Tomczyk, iStockphoto.com<br />

6 mikado 12.2008


Wie soll der Vollzug<br />

der Verordnungen<br />

gestärkt werden?<br />

Es sind bundesweit<br />

einheitliche Bußgeldvorschriften<br />

vorgesehen,<br />

die sowohl<br />

für Verstöße gegen<br />

zentrale Anforderungen<br />

der EnEV als<br />

auch für Falschangaben<br />

bei den Energieausweisen<br />

gelten. Insbesondere sollen die<br />

örtlichen Baubehörden zu Stichprobenkontrollen<br />

verpflichtet<br />

werden. Ob dem allerdings die<br />

Bundesländer zustimmen werden,<br />

daran habe ich auf Grund<br />

meiner Erfahrungen in der Vergangenheit<br />

große Zweifel.<br />

Welche Veränderungen sind nach<br />

der EnEV 2009 zu erwarten?<br />

<strong>Die</strong> Bundesregierung hat bereits<br />

angekündigt, dass sie 2012<br />

das EnEV-Anforderungsniveau<br />

um nochmals 30 Prozent anheben<br />

möchte. Außerdem bereitet<br />

Brüssel Verschärfungen der<br />

einschlägigen EU-Richtlinien vor,<br />

die dann auch in die EnEV 2012<br />

einfließen werden.<br />

▴ Wolfgang Müller-<br />

Kulmann,<br />

Rechtsanwalt und<br />

Min<strong>ist</strong>erialrat<br />

a.D., war bis<br />

2005 im<br />

Bundeswirtschaftsmin<strong>ist</strong>erium<br />

für Energieeffizienz<br />

zuständig<br />

ISOCELL - Luftdichtheit und<br />

Dämmung - einfach mit System!<br />

Bei uns finden Sie <strong>nicht</strong> nur ein Produkt, sondern<br />

innovative Lösungen für Mensch und Umwelt.<br />

Besuchen Sie uns von 3. bis 5. Dezember auf dem<br />

Holzbauforum in Garmisch<br />

mikado-Einkaufsführer<br />

Produkte schneller finden<br />

Der mikado-Einkaufsführer bietet einen strukturierten<br />

Überblick über die Hersteller aller Produkte,<br />

die erfolgreiche Holzbaubetriebe heute brauchen.<br />

Gegliedert <strong>ist</strong> er in sieben Produktgruppen: Holz,<br />

Dach, Innenausbau, Haustechnik, Maschinen und<br />

Werkzeuge, Software und Sonstiges. Hersteller finden<br />

hier eine ideale Plattform, um den mikado-Lesern ihr<br />

Unternehmen und ihre Produkt-Highlights vorzustellen.<br />

Alle Unternehmen sind übersichlich mit Name,<br />

Logo, Postleitzahl und Standort aufgel<strong>ist</strong>et. Mit einem<br />

Klick erreichen die Besucher des mikado-Einkaufsführers<br />

deren Homepage, um dort detaillierte Produktinformationen<br />

abzurufen.<br />

<br />

www.mikado-einkaufsfuehrer.de<br />

Nähere Informationen erhalten Sie bei:<br />

A-5202 NEUMARKT AM WALLERSEE | BAHNHOFSTRASSE 36<br />

TELEFON: +43 (0) 62 16 /41 08 | FAX: +43 (0) 62 16 /7979<br />

E-MAIL: OFFICE@ISOCELL.AT | INTERNET: WWW.ISOCELL.AT<br />

www.mikado-online.de 7


kurz & bündig<br />

Messe<br />

Stuttgart wird passiv<br />

Das Thema „Passivhaus“ dominiert die „Clean<br />

Energy Power“ (CEP) auf der Landesmesse<br />

Stuttgart vom 29. bis 31. Januar 2009. Sie<br />

zeigt Lösungen und Antworten auf Fragen rund<br />

um diesen Standard. Ein „PassivHaus-Parcours“<br />

macht ihn mit Exponaten fühlbar, erlebbar und<br />

(be-)greifbar. Herz <strong>ist</strong> das „PassivHaus-Café“. Hier<br />

halten Experten an allen drei Tagen kostenlose<br />

Fachvorträge. Am 30. Januar 2009 diskutieren<br />

auf der „European PassiveHouse Conference“ internationale<br />

Experten vor allem über die Hülle<br />

von Gebäuden.<br />

www.cep-expo.de<br />

▴ <strong>Die</strong> neue Berliner Kunsthalle besteht komplett aus vorgefertigten Holzelementen<br />

Temporäre Kunsthalle Berlin / Lukas Roth<br />

Marketingwettbewerb<br />

Beste Werbebriefe gesucht<br />

Realisierungswettbewerb<br />

Aus Holz für Holz<br />

Um Werbebriefe geht es beim „Marketingpreis des<br />

Deutschen Handwerks 2009“. Der von der Wirtschaftszeitschrift<br />

„handwerk magazin“ seit 15 Jahren ausgerichtete<br />

Wettbewerb zeichnet innovative Betriebe aus.<br />

Der Auslober sucht diesmal die besten von Handwerkern<br />

erstellten Briefe oder Postkarten, die zwischen dem 1.<br />

Januar 2007 und dem 27. Februar 2009 an ihre Kunden<br />

verschickt wurden bzw. werden. Es winken Geldpreise<br />

im Wert von insgesamt 30000 Euro. Über die Vergabe<br />

entscheidet eine fachkundige Jury unter Leitung von<br />

Professor Dr. Heinrich Holland, Leiter der Deutschen<br />

Direktmarketing Akademie. Bewerbungsschluss <strong>ist</strong> der<br />

27. Februar 2009. Alle Infos zum Wettbewerb gibt es im<br />

Internet unter:<br />

www.marketingpreis.de<br />

Frage des Monats<br />

Haben die gesunkenen Energiepreise Einfluss auf Ihre<br />

Auftragslage?<br />

A) Ja, es wird jetzt wieder weniger modernisiert<br />

B) Nein, Modernisierungen sind der große Trend<br />

C) Bei mir hat sich da seit Jahren <strong>nicht</strong>s geändert<br />

Stimmen Sie ab im Internet: www.mikado-online.de<br />

▴ Wettbewerbsmodell des 1. Preises von<br />

Pfletscher und Steffan Architekten, München<br />

Nettersheim will ein Gebäudeensemble, das alle<br />

Aktivitäten in der Eifel rund um Holz als Baustoff<br />

und Energieträger räumlich bündelt und damit die regionale<br />

Forst- und Holzwirtschaft stärkt. Für diesen „Holz-<br />

Campus Eifel“ hatte die Gemeinde einen europaweiten<br />

Realisierungswettbewerb ausgeschrieben, der inzwischen<br />

entschieden wurde. Eine siebenköpfige Jury, der unter<br />

anderem Prof. Hartwig N. Schneider und Prof. Hermann<br />

Kaufmann angehörten, vergab unter 23 eingereichten<br />

Arbeiten den 1. Preis einstimmig an das Münchner<br />

Architekturbüro Pfletscher und Steffan.<br />

<br />

www.fachagenturholz.de/ausschreibung<br />

Arnim Seidel<br />

8 mikado 12.2008


kurz & bündig<br />

Berlin<br />

Holz präsentiert Kunst<br />

Ende Oktober 2008 eröffnete die Temporäre<br />

Kunsthalle auf dem Schlossplatz<br />

in Berlin – dort, wo in zwei Jahren mit dem<br />

Nachbau des Berliner Stadtschlosses begonnen<br />

werden soll. Den 600 m 2 großen Ausstellungsraum<br />

für zeitgenössische Kunst<br />

kreierte der österreichische Architekt Prof.<br />

Adolf Krischanitz. Das Gebäude besteht aus<br />

über hundert vorgefertigten Holzelementen<br />

mit Faserzementplatten als Außenbekleidung,<br />

jeweils 2,50 m breit und 11 m lang.<br />

<strong>Die</strong> Montagezeit betrug fünf Wochen.<br />

<br />

www.kunsthalle-berlin.com<br />

Immobilienmarkt<br />

Energiebedarf bestimmt Preis<br />

Der Energieausweis für Wohngebäude <strong>ist</strong> gerade erst<br />

eingeführt, da ändert sich schon die Marktsituation<br />

für Hausbesitzer. Eine Umfrage unter 900 Immobilienmaklern,<br />

die das Internetportal<br />

„ImmobilienScout24“<br />

für das Wirtschaftsmagazins<br />

„Capital“ durchführte, zeigt,<br />

dass der Wert einer Immobilie<br />

sinkt, wenn die Energieeffizienz<br />

schlecht <strong>ist</strong>. Über die<br />

Hälfte der Makler gab an, dies<br />

spiele schon heute für Kunden<br />

eine zentrale Rolle. Potenzielle<br />

Käufer oder Mieter feilschten<br />

vehement um Preissenkungen,<br />

wenn ein Gebäude übermäßig<br />

viel Energie verbraucht.<br />

Fast ein Viertel der Befragten<br />

erklärte, dass Hausbesitzer in<br />

diesem Fall immer Preiszugeständnisse<br />

machen müssten. Knapp 93 Prozent der Immobilienfachleute<br />

sind überzeugt, dass sich diese Entwicklung<br />

weiter zuspitzen wird, wenn der Energieausweis ab<br />

1. Januar 2009 für sämtliche Wohnhäuser bei Verkauf oder<br />

Neuvermietung vorgelegt werden muss. <strong>Die</strong> Preisabschläge<br />

betragen zehn bis 20 Prozent des Wertes, den die Hausbesitzer<br />

als Kauf- oder Mietpreis ansetzen. Deshalb sollte<br />

künftig viel in die Energieeffizienz investiert werden. <br />

<br />

www.immobilien-kompass.de/immobilien/energie<br />

www.mikado-online.de 9


kurz & bündig<br />

Leserbrief zu mikado 10.2008<br />

Anfrage von Zimmerme<strong>ist</strong>er Frank Schmachtenberger, Würzburg<br />

Schöne Treppen haben Sie da in ihrer Oktober-Ausgabe abgebildet. Doch was <strong>ist</strong> zu tun, wenn der<br />

Bauherr oder die Seinen stürzen, sich verletzen und dann Versicherungen oder gar der Staatsanwalt<br />

beim Treppenbauer vor der Türe stehen und nachfragen, warum keine dieser Treppen ein vorschriftsgemäßes<br />

Geländer besitzt?<br />

Kann sich der Handwerker im Vorfeld bei Vertragsabschluss von der Haftung befreien? Und wie sicher<br />

<strong>ist</strong> eine solche vertragliche Lösung?<br />

Bitte klären Sie diese Frage und veröffentlichen Sie das Ergebnis, denn dieses Thema dürfte<br />

viele Zimmereien plagen.<br />

Antwort von Dipl.-Ing. (FH) Stefan Meiners,<br />

Bund Deutscher Zimmerme<strong>ist</strong>er (BDZ), Berlin<br />

Zunächst einmal <strong>ist</strong> der Treppenbauer verpflichtet, sich an die<br />

einschlägigen geltenden Regeln und Normen zu halten, d.h.<br />

es muss sichergestellt werden, dass das Begehen der Treppe<br />

ohne Gefahr für Leib und Leben der Benutzer möglich <strong>ist</strong>. Besteht<br />

ein Auftraggeber darauf, dass kein vorschriftsmäßiges<br />

Geländer zur Absturzsicherung und als Handlauf angebracht<br />

wird, so empfehlen wir, dieses auf jeden Fall schriftlich mit<br />

dem Auftraggeber zu vereinbaren. Dabei sollte explizit festgehalten<br />

werden, dass die volle Verantwortung für mögliche<br />

Unfälle allein beim Auftraggeber liegt und Sie als Unternehmer<br />

ihn darüber aufgeklärt haben, wie eine ordnungsgemäße<br />

Treppenkonstruktion aussehen müsste.<br />

Sie müssen also Ihren Auftraggeber darüber informieren,<br />

welche Folgen es haben kann, wenn er eine Treppe in Auftrag<br />

gibt, die sich sicherheitstechnisch <strong>nicht</strong> an geltenden<br />

Regeln und Vorschriften orientiert. Es <strong>ist</strong> empfehlenswert,<br />

eine Zweitausfertigung dieses Haftungsausschlusses aufzubewahren.<br />

Dem Bauherrn muss klar sein, dass letztendlich<br />

er allein für die Sicherheit seiner Treppe verantwortlich <strong>ist</strong>.<br />

Auch beim Weiterverkauf <strong>ist</strong> der Bauherr nur aus der Haftung,<br />

wenn eine Baulast auf das Haus eingetragen wird.<br />

Antwort von Rechtsanwalt Willi Reisser,<br />

Kanzlei Reisser und Kollegen, Augsburg<br />

Wer sich als Unternehmer auf „Sonderwünsche“ des Auftraggebers<br />

einlässt und eine Treppe entgegen geltendem Gesetz<br />

oder unter Missachtung der anerkannten Regeln der Technik<br />

herstellt, begibt sich unter Umständen „in des Teufels Küche“.<br />

Das gilt sowohl im Bereich des privaten Baurechts wie<br />

auch des öffentlichen Rechts.<br />

Bürgerlich-rechtlich <strong>ist</strong> eine Ausführung gemäß Gesetz und<br />

anerkannten Regeln der Technik vertraglich geschuldet. Zwar<br />

dürfen Auftraggeber und Unternehmer auch eine andere Bauausführung<br />

vereinbaren, doch dann sollte der Unternehmer<br />

auf das mit der Nichteinhaltung verbundene Risiko ausdrücklich<br />

hinweisen und dies in einer ausführlichen schriftlichen<br />

Vereinbarung auch unbedingt dokumentieren.<br />

Nach dem öffentlichen Baurecht sind alle am Bau Beteiligten<br />

– Bauherr, Planer und Unternehmer – dafür verantwortlich,<br />

dass die öffentlich-rechtlichen Vorschriften eingehalten werden.<br />

<strong>Die</strong>se sind Sicherheitsbestimmungen und können sich<br />

auf die privatrechtliche Verantwortlichkeit der am Bau Beteiligten<br />

auswirken, insbesondere bei Schadensersatzansprüchen<br />

wegen Verletzung der Verkehrssicherungspflicht und nach<br />

§ 823 Abs. 2 BGB „Verletzung von Schutzgesetzen“.<br />

Leserbrief zu mikado 11.2008<br />

Anmerkung von Dipl.-Ing. Peter Metzger, Ingenieurbüro Holzbau, Karlsruhe<br />

Sicherlich <strong>ist</strong> die rein wissenschaftliche Betrachtung des Themas von Herrn Schmidt richtig beleuchtet.<br />

Vergessen wird aber immer wieder, dass Menschen in diesen Gebäuden leben, die wir immer perfekter<br />

zu gestalten versuchen. Menschen lassen sich <strong>nicht</strong> in „Lüftungskonzepte“ einpassen, Menschen<br />

wollen ihr Leben nach ihrem Gusto bestimmen und <strong>nicht</strong> nach dem einer Verordnung. Aus diesem<br />

Grund sind solche Verordnungen wegen des Faktors „Mensch“ zum Scheitern verurteilt.<br />

Bauen wir lieber Häuser, die den Bedürfnissen der Menschen und <strong>nicht</strong> denen einer Verordnung angepasst<br />

sind. Ich finde es bestimmt richtig, die Wissenschaft in diesen Bereichen voranzutreiben und<br />

Modellprojekte zu entwickeln. Ist das Konzept jedoch so, Zitat: „... soll der Luftwechsel wie bisher<br />

üblich nur über die Fenster erfolgen [...] können erhebliche Haftungsrisiken entstehen“, dann <strong>ist</strong> das<br />

am Menschen vorbeigedacht.<br />

10 mikado 12.2008


kurz & bündig<br />

Der<br />

Fachschriften-<br />

Verlag veröffentlichte<br />

eine in seinem Auftrag<br />

vom renommierten<br />

Marktforschungsinstitut<br />

TNS Emnid erstellte Studie<br />

über Bauherren und<br />

Renovierer: „Der Private<br />

Baumarkt 2008“. In einer<br />

umfangreichen Telefonbefragung untersuchte man bei potenziellen<br />

Bauherren Meinungen, Vorlieben und Wünsche. Anschließend<br />

verglich man diese Aussagen mit älteren Erhebungen. Es<br />

zeigte sich dabei eine wachsende Akzeptanz und Beliebtheit<br />

des Holzbaus, während der früher dominierende Ziegel mehr<br />

und mehr an Zuspruch verliert. Des Weiteren fiel auf, dass Regenwassernutzung,<br />

Solaranlagen und Wärmepumpen stark im<br />

Kommen sind. Der rund 200 Seiten umfassende Berichtsband<br />

kann direkt beim Verlag bestellt werden.<br />

www.fachschriften.de/anzeigen/studieprivaterbaumarkt.asp<br />

Marktforschung<br />

Bauherren lieben Holzhäuser<br />

<strong>Die</strong> Zukunft des Bauens<br />

www.bau-muenchen.com<br />

Zielgruppen<br />

Demografische Geschäftschancen<br />

Von Ende 2005 bis Ende 2007 stieg die Zahl schwerbehinderter<br />

Menschen in Deutschland um 2,3 Prozent auf<br />

jetzt 6,92 Mio., meldet das Stat<strong>ist</strong>ische Bundesamt. Bezogen<br />

auf die gesamte Bevölkerung <strong>ist</strong> damit jeder zwölfte Bundesbürger<br />

schwerbehindert. Der Grund liegt im demografischen<br />

Wandel: <strong>Die</strong> Menschen werden immer älter und die Älteren<br />

immer mehr. Und Behinderungen treten nun einmal mit zunehmendem<br />

Alter immer häufiger auf. Etwa drei Viertel aller<br />

Schwerbehinderten sind älter als 55 Jahre. Für das Bauhandwerk<br />

bedeutet das: Behindertengerechtes Bauen nimmt eine<br />

immer größere Bedeutung ein.<br />

imu-Infografik<br />

info@bau-muenchen.com<br />

Tel. (+49 89) 9 49-113 08 • Fax (+49 89) 9 49-113 09<br />

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Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />

Paris<br />

Flughafen trägt Holz<br />

Haute Couture kleidet in Paris selbst den Flughafen ein. <strong>Die</strong> wiedereröffnete<br />

Abfertigungshalle des Terminals 2 E trägt ein maßgeschneidertes Kleid aus Holz.<br />

<strong>Die</strong> bogenförmige Holzschalen-Verkleidung erstreckt sich über ca. 700 m.<br />

12 mikado 12.2008


Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />

finnforest merk (studio EKD)<br />

<strong>Die</strong> Architekten der Flughafengesellschaft<br />

Aéroports de Paris (ADP) entschieden<br />

sich beim Ausbau für Holz.<br />

Ihre Begründung: <strong>Die</strong> natürliche<br />

Schönheit und Wärme steht im spanförmigen<br />

Metallgitterträgern, die mit<br />

einem Raster von 4 m Weite angeordnet<br />

sind. Im unteren Teil ruhen diese<br />

Stahlträger auf einem Kastenträger<br />

aus Metall. Im oberen Teil werden sie<br />

durch Längs- und Quergurte verbunden,<br />

die eine Aussteifungsebene bilden.<br />

<strong>Die</strong> ursprüngliche Glashülle als<br />

Außenhaut und die Glasfassaden an<br />

den Giebeln wurden wiederverwendet<br />

und auf der vorhandenen Struktur<br />

aufgebaut. <strong>Die</strong> Gebäudehülle aus<br />

Stahltragwerk und Glas erhebt sich<br />

▴ <strong>Die</strong> bis<br />

zu 48 m langen<br />

Bögen<br />

bestehen aus<br />

hunderten von<br />

furnierten<br />

Sperrholzle<strong>ist</strong>en<br />

er Wiederaufbau des Terminals<br />

2 E am Pariser Flugplatz<br />

Charles de Gaulle nimmt die ehemaligen<br />

Konturen wieder auf – allerdings<br />

mit kleinen Modifizierungen.<br />

Eine Analyse hat gezeigt, dass<br />

die technisch und wirtschaftlich optimale<br />

Lösung darin bestand, die ursprüngliche,<br />

700 m lange und mit<br />

Oberlichtern versehene Schale nachzubilden.<br />

Das Haupttragwerk der Schale besteht<br />

aus dreidimensionalen, bogenab<br />

dem 1. Obergeschoss und formt<br />

für die Abfertigungshalle ein großes<br />

Tonnengewölbe mit einer Spannweite<br />

von 32 m.<br />

Holz gibt Stahl und Glas ein<br />

Gesicht<br />

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Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />

nungsreichen Kontrast zu den zahlreichen<br />

Betonbauten, die das Erscheinungsbild<br />

des Flughafens prägen. <strong>Die</strong><br />

hölzerne Innenhaut besteht aus einer<br />

Aneinanderreihung von Querschalen,<br />

die an der Innenseite der Stahlkonstruktion<br />

aufgehängt sind. Zwischen<br />

den Schalen sind Verschattungselemente<br />

aus formverleimten Holzlamellen<br />

angeordnet. <strong>Die</strong> Standardschalen<br />

weisen im Grundriss eine<br />

konisch zulaufende Form auf, die<br />

zum First hin breiter wird. <strong>Die</strong> Endschalen<br />

der 72 m langen Abschnitte<br />

haben eine konstante Breite, um<br />

die Stahlbögen zu verdecken. Am<br />

unteren Ende der Holzverkleidung<br />

läuft eine mehrteilige Sockelplatte,<br />

deren Zusammensetzung derjenigen<br />

der Schalen ähnlich <strong>ist</strong>.<br />

Planung und Verwirklichung stellten<br />

erhebliche Anforderungen an die<br />

Zusammenarbeit zwischen dem Planungsteam<br />

ADP und den Holzbauern<br />

von Finnforest Merk. Das Aichacher<br />

Unternehmen plante und produzierte<br />

die selbsttragenden Verkleidungselemente<br />

aus Birkensperrholz.<br />

Deutsch-französische Kooperation<br />

<strong>Die</strong> Holzbauer fertigten in ihren Produktionshallen<br />

130 Standard-Bögen<br />

vor. Sie bestehen aus jeweils sechs<br />

Sektionen mit bis zu 8,5 m Länge.<br />

Besondere Aufmerksamkeit verlangten<br />

die Oberflächen: Jedes einzelne<br />

Segment setzt sich aus über 100 Le<strong>ist</strong>en<br />

Birkensperrholz zusammen. <strong>Die</strong><br />

Oberfläche erhielt Furniere aus europäischer<br />

Esche. Deren Selektion und<br />

Anordnung hatten die Architekten<br />

vorgegeben. Ihre Entscheidung hatten<br />

sie anhand von Musterflächen<br />

getroffen. Jedes der zahlreichen Segmente<br />

musste nach diesen speziellen<br />

Vorgaben hergestellt werden.<br />

Um die geforderten Toleranzgrenzen<br />

einzuhalten, war absolute Präzision<br />

innerhalb der Herstellungskette<br />

gefordert. Speziell gefertigte Lehren<br />

und Schablonen sorgten für die<br />

Maßgenauigkeit. Das Ergebnis konnte<br />

sich sehen lassen: alle Segmente<br />

erfüllten die Präzisionsanforderungen<br />

auf der Baustelle.<br />

20 Bögen für die Endbereiche der<br />

zehn Zonen des Tonnengewölbes fertigten<br />

die Holzbauer vor Ort. Für die<br />

werkseitige Herstellung in Aichach<br />

und den anschließenden Straßentransport<br />

nach Frankreich waren diese<br />

ungeeignet.<br />

Mammutaufgabe erfordert<br />

Feingefühl<br />

Vor dem Zusammenbau der Elemente<br />

war jedes einzelne Holzbauteil mit einer<br />

Brandschutzbeschichtung zu versehen.<br />

Sobald die Le<strong>ist</strong>en beschichtet<br />

waren, durfte kein Druck mehr<br />

auf die Oberflächen aufgebracht werden.<br />

Deshalb war jedes Bauteil war<br />

mit großer Vorsicht zu handhaben,<br />

die Holzbauer durften die Elemente<br />

auch auf keinen Fall übereinanderstapeln.<br />

Finnforest Merk führte die Montage<br />

der bogenförmigen Verkleidungselemente<br />

mit seinen eigenen Montageteams<br />

aus. Eine Mammutaufgabe, die<br />

Holz für den Terminal 2 E<br />

2005 beschloss Aéroports de Paris, beim Neubau ein Glas-Stahl-Dach mit<br />

einer Innenverkleidung aus Holz zu errichten. Nach einem Wiederaufbau<br />

für 130 Mio. Euro feierten die Franzosen am 30. März 2008 die Eröffnung<br />

des Terminals 2 E .<br />

Das Modul 2 E am Pariser Flughafen Charles De Gaulle liegt an der<br />

zentralen Durchfahrtsstraße. In ihrer Mitte der Abfertigungshalle schließt<br />

sich ein schmaler Verbindungsbau an, der zur großen Abflughalle führt.<br />

<strong>Die</strong> unteren Etagen sind in konventioneller Bauweise errichtet. <strong>Die</strong><br />

Abflugebene befindet sich auf der obersten Geschossdecke und wurde<br />

früher von einem tunnelartigen Betonschlauch umschlossen, der mit einer<br />

Glashülle verkleidet war.<br />

Quelle: Wikipedia<br />

▸ <strong>Die</strong> Innenschale<br />

des Terminals<br />

setzt sich<br />

aus Bögen<br />

zusammen,<br />

millimetergenau<br />

gefertigt<br />

aus Sperrholz<br />

14 mikado 12.2008


Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />

viel Feingefühl benötigte: Einige der<br />

Bauteile wogen bis zu einer Tonne.<br />

Zusätzlich zur Komplexität der<br />

Herstellung, Statik und Werkstattplanung,<br />

Projekt- und Baustellenleitung,<br />

Log<strong>ist</strong>ik und Montage war das<br />

Engagement aller Mitarbeiter gefragt:<br />

Extraschichten in der Elementfertigung<br />

in Aichach und zusätzliche<br />

Montagetrupps für „zweigleisiges<br />

Arbeiten“ bei der Parallelmontage<br />

vor Ort in Paris halfen mit, den angepeilten<br />

Eröffnungstermin im März<br />

dieses Jahres zu sichern.<br />

<br />

Sara Koller, Aichach ▪<br />

Steckbrief<br />

finnforest merk (studio EKD)<br />

Bauvorhaben:<br />

Flughafen Charles de Gaulle,<br />

Terminal 2 E , Paris<br />

Bauweise:<br />

Innenverkleidung aus 150<br />

Bogenstrukturen aus finnischem<br />

Sperrholz auf gekrümmten<br />

BSH-Rippen<br />

Baujahr: 2008<br />

Bauzeit:<br />

Juni 2007 bis März 2008<br />

Baukosten Holzbau:<br />

11,3 Mio. Euro<br />

Nutzfläche des Terminal 2 E :<br />

45 000 m² ı 700 m lang<br />

Bauherr/Planer/Architekt:<br />

Aéroports de Paris (ADP)<br />

Statik:<br />

RFR Engineers<br />

F-75010 Paris ı www.rfr.fr<br />

Holzkonstruktion:<br />

(Schalenelemente und Formteile<br />

aus finnischem Birkensperrholz,<br />

furniert mit Esche)<br />

Finnforest Merk<br />

D-86551 Aichach<br />

www.finnforest.de<br />

Brandschutzbeschichtung:<br />

Pyroplast HW-100/HW 210 top<br />

Stahltragwerk:<br />

Castel & Fromaget, Fleurance<br />

Cedex, Frankreich<br />

Glashülle (Bestand):<br />

Laubeuf, Saint Mande,<br />

Frankreich<br />

Beleuchtung:<br />

Satelec Fayat Group, Antony,<br />

Frankreich<br />

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Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />

Astrachan<br />

Tragwerksrevolution an der Wolga<br />

Bauen in Russland <strong>ist</strong> eine reizvolle Herausforderung, denn dort ex<strong>ist</strong>iert ein<br />

riesiger Markt. Ein österreichisches Holzbauunternehmen hat es gewagt – mit Erfolg.<br />

<strong>Die</strong> Rahmenbedingungen waren allerdings „gewöhnungsbedürftig“.<br />

Astrachan <strong>ist</strong> eine Handball-<br />

Hochburg. Seine Mannschaft<br />

feiert seit vielen Jahren große Erfolge<br />

– national und auch international.<br />

Um langfr<strong>ist</strong>ig konkurrenzfähig<br />

zu bleiben, beschloss die Stadt, die<br />

Rahmenbedingungen für das Training<br />

und die Spiele deutlich zu verbessern<br />

und dafür einen modernen<br />

Sportkomplex zu errichten: eine große<br />

Veranstaltungshalle für 6000 Zuschauer,<br />

eine Trainingshalle und ein<br />

Hallenbad.<br />

Architekturwettbewerb bringt<br />

Großauftrag<br />

Im Jahr 2003 wurde ein internationaler<br />

Architekturwettbewerb ausgelobt.<br />

Den gewann die Glöckel Holzbau<br />

GmbH zusammen mit dem Bruder des<br />

früheren Firmeninhabers, dem Projektentwickler<br />

Alois Glöckel. Gleich<br />

im Herbst begannen die Planungsarbeiten,<br />

doch der Tod des Gouverneurs<br />

stellte die Realisierung völlig<br />

in Frage und sorgte für eine längere<br />

Unterbrechung. Erst als 2006 die<br />

▴ <strong>Die</strong> neue Sporthalle<br />

für<br />

6000 Zuschauer<br />

eröffnet<br />

im Dezember 2008<br />

russische Regierung das Projekt wegen<br />

der anstehenden 450-Jahr-Feier<br />

Astrachans zum föderativen Projekt<br />

erhob, war die Finanzierung wieder<br />

gesichert.<br />

<strong>Die</strong> Planungen mussten jetzt aber<br />

<strong>nicht</strong> nur von der lokalen Baubehörde<br />

genehmigt werden, sondern auch<br />

noch von einer staatlichen in Moskau.<br />

Das war sehr aufwendig und<br />

kostete alle Beteiligten viel Zeit und<br />

Kraft. Im Wettbewerb war die Fachwerkskonstruktion<br />

in Stahl konzipiert<br />

gewesen, weil derart weitgespannte<br />

Holzkonstruktionen für<br />

Russland völlig neu sind, Glöckel<br />

aber den Wettbewerb <strong>nicht</strong> aus diesem<br />

Grund verlieren wollte. Realisieren<br />

wollte man dann aber natürlich<br />

doch in Holz. <strong>Die</strong>se Änderung des<br />

ursprünglichen Plans erforderte viel<br />

Überzeugungsarbeit und umfangreiche<br />

technische Nachweise.<br />

Noch bei Montagebeginn lag keine<br />

endgültige Baugenehmigung vor.<br />

Erst nachdem die Hauptträger bereits<br />

versetzt waren, zerstreuten sich viele<br />

Zweifel und beruhigten sich die Gemüter.<br />

Den entscheidenden Schritt<br />

zur offiziellen Genehmigung des Gesamtsystems<br />

brachte aber erst eine<br />

Einladung aller russischen Entscheider<br />

nach Österreich zur Besichtigung<br />

der dortigen Produktion und ausgeführter<br />

Beispiele.<br />

Westlicher Ingenieurholzbau<br />

setzt neue Maßstäbe<br />

<strong>Die</strong> Dachkonstruktion besteht aus<br />

zwei parallelen, jeweils über 100 m<br />

frei gespannten Doppelfachwerkträgern<br />

mit einem Achsabstand von<br />

27 m. Das Hauptdach über dem Spielfeld<br />

sitzt oberhalb, die Dächer über<br />

den Haupttribünen schließen tiefer<br />

an. Durch diesen Höhenversatz wurden<br />

Lichtbänder möglich, die Tageslicht<br />

in die Hallenmitte lassen.<br />

Das Doppelfachwerk besteht zur<br />

Aufnahme der Druckkräfte jeweils<br />

aus einem BSH-Obergurt der Größe<br />

40 x 152 cm in einem Achsabstand<br />

von 4,50 m und vertikalen Holz-<br />

Druckstreben in einem Abstand von<br />

7,50 m. <strong>Die</strong> Stahl-Zugdiagonalen<br />

16 mikado 12.2008


Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />

wurden nach dem Kräfteverlauf abgestuft<br />

ausgeführt und bestehen aus<br />

Rundstählen bzw. zweiteiligen Flachblechstreifen.<br />

<strong>Die</strong> Unterspannung wurde mit<br />

zwei 40 x 280 mm großen Flachstahlbändern<br />

konzipiert, da hohe<br />

Lasten abzutragen waren und der Zusammenbau<br />

aus montagetechnischen<br />

Gründen ohne Baustellenschweißarbeiten<br />

möglich sein sollte.<br />

Um die horizontalen Verschiebungen<br />

aufnehmen zu können, wurden<br />

die Auflager der Fachwerkträger auf<br />

einer Seite beweglich ausgeführt.<br />

Eine biegesteife Stahlkonstruktion<br />

verstärkt den Endrahmen, um Windlasten<br />

über die Auflagerpunkte in<br />

die Stahlbetonscheiben abzuleiten.<br />

Durchgehende Verbände und eingehängte<br />

Einfeldträger stabilisieren das<br />

Gesamtsystem zusätzlich.<br />

<strong>Die</strong> Träger der tiefer liegenden<br />

Dachflächen schließen gelenkig an<br />

die vertikalen Holzsäulen des Fachwerkträgers<br />

an. <strong>Die</strong> andere Trägerseite<br />

schließt mit einem Gerbergelenk<br />

an Pultdachbinder an, die auf<br />

der Stahlbeton-Außenwandscheibe<br />

und den zwischen den Tribünen angeordneten<br />

Stahlbeton-Säulen auflagern.<br />

<strong>Die</strong>se Ausführung verhindert<br />

in der Fachwerkskonstruktion Zwängungen<br />

aufgrund vertikaler Durchbiegung<br />

und steift dennoch die gesamte<br />

Dachscheibe aus.<br />

Dimensioniert wurden die Holzbauteile<br />

nach DIN 1052:2004-08, die<br />

Stahlbauteile nach DIN 18800. <strong>Die</strong><br />

Lastannahmen mussten dabei den<br />

Angaben der russischen SNIP-Normen<br />

folgen. Errechnet wurde eine<br />

maximale Durchbiegung des Gesamtsystems<br />

unter Volllast von 29 cm<br />

bzw. von 1/335 der Länge.<br />

<strong>Die</strong> Dachfläche besteht aus Systemdachelementen<br />

der Brandschutzqualifikation<br />

F30. Zum Hallenraum<br />

hin wurde aus akustischen Gründen<br />

gelochtes Trapezblech eingesetzt.<br />

Darüber liegt eine Dampfbremse, eine<br />

KVH-Pfettenlage mit 20 cm mineralischer<br />

Wärmedämmung, eine Holzwerkstoffplatte<br />

und eine mechanisch<br />

befestigte Dachfolie. <strong>Die</strong> Elemente<br />

sind wegen der log<strong>ist</strong>ischen und<br />

montagetechnischen Einschränkungen<br />

2,50 x 15 m groß.<br />

▴ Zum ersten Mal<br />

entstand<br />

in Russland ein<br />

solch<br />

großes Hallendach<br />

in<br />

Holzbauweise<br />

Fachwerk-Teile werden 3000 km<br />

transportiert<br />

Alle Bauteile wurden im Werk Ober-<br />

Grafendorf hergestellt, vormontiert<br />

und dann per Lkw und Bahn die<br />

3000 km nach Astrachan transportiert.<br />

Bei der Planung musste immer<br />

Astrachan<br />

darauf geachtet werden, dass die vorgesehenen<br />

Materialien eine russische<br />

Zulassung besitzen. Der Abbund der<br />

Fachwerksträger musste sehr exakt<br />

sein, weil nur äußerst geringe Toleranzen<br />

eingeplant werden konnten.<br />

CNC-Abbundanlagen erfüllten diese<br />

Anforderungen.<br />

Astrachan liegt rund 3000 km östlich von Wien und rund 1500 km südöstlich<br />

von Moskau im Wolgadelta zwischen Kasachstan und Kalmückien am<br />

Kaspischen Meer. Es <strong>ist</strong> die Gebietshauptstadt einer Verwaltungseinheit<br />

mit geringer Autonomie innerhalb der südrussischen Föderation.<br />

Im 16. Jahrhundert war es als russische Festung an der Grenze zwischen<br />

Europa und Asien gegründet worden und danach zum bedeutenden<br />

Handelszentrum aufgestiegen. <strong>Welt</strong>bekannt wurde Astrachan durch seinen<br />

Kaviar, den die hier lebenden Störe liefern. Außerdem <strong>ist</strong> es die einzige<br />

Gegend in Europa, wo die Lotos-Blume wächst. <strong>Die</strong> knapp 500 000 Einwohner<br />

sind ein buntes Völkergemisch aus Russen, Tataren, Kasachen und<br />

Kaukasiern. Der Stadtcharakter <strong>ist</strong> auch geprägt von scharfen Gegensätzen<br />

zwischen Alt und Neu, Arm und Reich.<br />

Seit dem Ende der UdSSR <strong>ist</strong> die Stadt der letzte russische Großhafen am<br />

Kaspischen Meer. Das Klima <strong>ist</strong> extrem kontinental: die monatliche Durchschnittstemperatur<br />

beträgt im Januar –10 °C, im Juli +25 °C.<br />

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Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />

<strong>Die</strong> Transportlog<strong>ist</strong>ik war kompliziert.<br />

Alle Materialien wurden mit<br />

60 Lkw-Fuhren und elf österreichischen<br />

Bahnwaggons nach Astrachan<br />

gebracht. Da die Spurbreiten der<br />

Schienennetze unterschiedlich breit<br />

sind, mussten die Pakete auf 42 russische<br />

Waggons umgeladen werden.<br />

Verpackt sein mussten sie in reißfesten<br />

Spezialfolien, weil aufgerissene<br />

Ladungen einfach irgendwo abgehängt<br />

worden wären. <strong>Die</strong> Packl<strong>ist</strong>en<br />

mussten alle auch noch so kleinen<br />

Teile umfassen. <strong>Die</strong> Zollabfertigung<br />

verlangte Zertifikate und Zulassungen<br />

sowie chemische Unbedenklichkeitsbescheinigungen<br />

– auch für Alltagsprodukte.<br />

<strong>Die</strong> beiden Doppelfachwerkträger<br />

wurden in acht jeweils 25 m lange<br />

Einzelstücke zerlegt. <strong>Die</strong>se Länge<br />

war transport- und montagetechnisch<br />

gerade noch möglich. In<br />

Astrachan wurden die Einzelstücke<br />

am Boden des Halleninnenraums zu<br />

größeren Tragwerksteilen zusammengebaut<br />

und dann auf die vorgerichteten<br />

Montagetürme gehoben.<br />

Dafür war ein detailliertes Montagekonzept<br />

nötig, denn die Größe der<br />

Lagerflächen und die Le<strong>ist</strong>ungsfähigkeit<br />

der Krane war limitiert.<br />

Bis zum kraftmäßigen Verbinden<br />

aller Montagestöße wurde das labile<br />

System abgespannt und das bewegliche<br />

Auflager gesperrt. <strong>Die</strong> Ableitung<br />

der Druckkräfte in den Viertelpunkten<br />

der Obergurte erfolgte rein<br />

über Holzpressung. Das Schließen<br />

aller Passschrauben der Stahlzugglieder<br />

verlangte höchste Präzision,<br />

denn die zulässige Toleranz in der<br />

Feldmitte betrug lediglich 4 mm.<br />

Möglich war dies nur durch eine<br />

exakte Vorbereitung am Boden. Eine<br />

Temperatur von –20 °C erschwerte<br />

dies zusätzlich, denn dadurch verkürzt<br />

sich das Material stark. Aber<br />

das war vorher berechnet und berücksichtigt<br />

worden und so kam<br />

es letztlich zu keinen bösen Überraschungen.<br />

Exakt 7 cm betrug die<br />

Durchbiegung – genau der Wert, der<br />

vorher rechnerisch ermittelt worden<br />

war. Der Rest war dann kein allzu<br />

großes Problem mehr.<br />

▴ Mit diesem<br />

Entwurf<br />

gewann Glöckel<br />

2003 den<br />

Architekturwettbewerb<br />

◂ <strong>Die</strong> in Österreich<br />

vorgefertigten<br />

Einzelteile<br />

wurden nach<br />

Astrachan<br />

transportiert und<br />

dort auf der<br />

Baustelle<br />

zusammengesetzt<br />

Alois Glöckel Holzbau Gesellschaft mbH<br />

Rahmenbedingungen kosten<br />

viel Zeit und Geld<br />

In Russland <strong>ist</strong> die Abwicklung öffentlicher<br />

Gebäude äußerst kompliziert.<br />

Man benötigt viel Zeit, Geduld<br />

und auch finanziell einen langen<br />

Atem. <strong>Die</strong> Bürokratie arbeitet sehr<br />

langsam – speziell bei den Genehmigungsverfahren<br />

in Moskau. <strong>Die</strong><br />

Zuständigkeiten sind <strong>nicht</strong> klar definiert<br />

und so fallen Entscheidungen<br />

nur sehr schleppend. Für das Bauen<br />

selbst benötigt man russische Lizenzen.<br />

<strong>Die</strong> erhält man nur mit unzähligen<br />

Nachweisen, deren Beschaffung<br />

ebenfalls sehr aufwendig <strong>ist</strong>.<br />

<strong>Die</strong> jährliche Zuteilung der öffentlichen<br />

Gelder erfolgt zentral in Moskau<br />

und durchläuft viele Instanzen.<br />

Das führt dazu, dass Liquidität immer<br />

frühestens im zweiten Quartal<br />

vorhanden <strong>ist</strong>. Und das führt wiederum<br />

dazu, dass sich Bauprojekte<br />

regelmäßig verzögern. Bezahlt wird<br />

aber – das <strong>ist</strong> kein Problem.<br />

Steckbrief<br />

Bauherr:<br />

Oblast Astrachan<br />

Südrussische Föderation<br />

Totalunternehmer:<br />

Alois Glöckel Holzbau<br />

Gesellschaft mbH<br />

A-3100 St. Pölten<br />

www.gloeckel.net<br />

Holzbaukonstruktion:<br />

Glöckel Holzbau GmbH<br />

A-3200 Ober-Grafendorf<br />

www.gloeckel.at<br />

Statik:<br />

Lackner & Raml ZT GmbH<br />

A-9500 Villach<br />

www.lackner-raml.at<br />

Projektphasen:<br />

Wettbewerb: Frühjahr 2003<br />

Planungsbeginn: Herbst 2003<br />

Produktion im Stammwerk:<br />

September 2007 bis April 2008<br />

Transporte nach Astrachan:<br />

September 2007 bis April 2008<br />

Montage in Astrachan:<br />

November 2007 bis Juli 2008<br />

Eröffnung: Dezember 2008<br />

18 mikado 12.2008


Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />

Dauerhafte Funktion<br />

+Sicherheit<br />

◂ <strong>Die</strong> 100 m<br />

langen<br />

Doppelfachwerkträger<br />

liegen auf Stahl-<br />

beton-<br />

Treppenhäusern<br />

Haftstarker, lösungsmittelfreier<br />

Kleber<br />

Wasserfrei<br />

Frostbeständig<br />

während Transport/Lagerung<br />

bis –15 0 C<br />

Noch aufwendiger als die Lizenzbestimmungen<br />

<strong>ist</strong> die Abwicklung<br />

der Einfuhrverzollung. <strong>Die</strong> Zollbehörde<br />

agiert fast wie ein eigener<br />

Staat im Staat. Trotz penibel geführter<br />

Packl<strong>ist</strong>en, detaillierter Beschreibungen<br />

der geladenen Materialien<br />

und einer Vielzahl von Zertifikaten<br />

und Unbedenklichkeitsbescheinigungen<br />

gab es immer wieder langwierige<br />

Diskussionen über einzelnen Träger,<br />

Stahlteile oder auch einfache Werkzeuge<br />

und Hilfsmaterialien.<br />

Welche Unterlagen nachgereicht<br />

werden müssen, wurde nur schleppend<br />

bekannt gegeben. So dauerte<br />

es manchmal zehn Wochen, bis<br />

die Einfuhr genehmigt war. Der Zoll<br />

wog sogar einen einfachen Zimmererhammer,<br />

um zu sehen, ob die auf<br />

der Einfuhrl<strong>ist</strong>e gemachte Angabe<br />

der Wahrheit entsprach.<br />

Auf der Baustelle wurden die Planmaße<br />

penibel kontrolliert, die Arbeitssicherheit<br />

dagegen sehr locker<br />

gehandhabt. Baumaterialien teilte die<br />

Unternehmen<br />

zuständige Baubehörde unregelmäßig<br />

und nach eigenem Gutdünken<br />

zu. Auch Strom oder Wasser waren<br />

<strong>nicht</strong> selbstverständlich.<br />

<strong>Die</strong> Kommunikation zwischen allen<br />

Beteiligten war schwierig. Bei der<br />

Montage des Fachwerkträgers übersetzte<br />

ein technisch <strong>nicht</strong> baukundiger<br />

Dolmetscher dem Kranfahrer jede<br />

Anweisung des Vorarbeiters, denn<br />

der hatte in seinem bisherigen Berufsleben<br />

eine solche Montage noch<br />

nie gemacht.<br />

Doch der russische Markt <strong>ist</strong> riesig<br />

und boomt. Der ungewöhnliche Aufwand<br />

lohnt sich also trotzdem, denn<br />

wer schon einmal ein Projekt erfolgreich<br />

bewältigt hat, darf mit Folgeaufträgen<br />

rechnen. Sinnvoll <strong>ist</strong> ein<br />

starker Verbündeter vor Ort – einer<br />

mit einem guten Netzwerk und guten<br />

Kontakten zu den Behörden. Für<br />

die Abwicklung sollte man allerdings<br />

großzügig Puffer einplanen – zeitlich<br />

und finanziell.<br />

DI Bernhard Egert, A-Ober-Grafendorf ▪<br />

<strong>Die</strong> Glöckel Holzbau GmbH gehört seit 2006 zur Rubner-Gruppe und<br />

beschäftigt rund 250 Mitarbeiter. Das Le<strong>ist</strong>ungsspektrum umfasst die<br />

Planung, Produktion und Montage von Brettschichtholzträgern (Sonderbauteile,<br />

ca. 30 000 m 3 pro Jahr) und von Dach- und Wandelementsystemen<br />

(ca. 250 000 m 2 pro Jahr) für den Industrie- und Gewerbebau.<br />

DI Bernhard Egert <strong>ist</strong> seit 1996 für die Glöckel Holzbau GmbH tätig und<br />

seit 2002 deren Geschäftsführer für Marketing und Vertrieb.<br />

Fotos: Glöckel HOlzbau gmbh<br />

BAU 2009<br />

München,12.–17. 01.<br />

Halle A3<br />

Stand 310<br />

Plastoelastische, haftstarke<br />

Klebemasse auf Polymerbasis<br />

für die Verklebung von<br />

Dampfbremsen/-sperren im<br />

Dach- und Wandbereich.<br />

Luftdichtheit<br />

nach DIN 4108-7 StA 180.<br />

Vorteile:<br />

✔ Haftet auf Vlies, Mauerwerk,<br />

Putz, Holz, Metall,<br />

Kunststoff, Keramik,<br />

Trapezblechen, Glas,<br />

Polystyrol, EPDM u.v.a.<br />

✔ Silikon-frei, Isocyanat-frei,<br />

schrumpffrei.<br />

✔ Verklebt Kunststoff-,<br />

Elastomer- und Bitumenbahnen.<br />

✔ Haftet selbst auf feuchten<br />

und leicht fettigen<br />

Untergründen<br />

(frühwasserbeständig).<br />

✔ Temperaturbeständig<br />

nach Aushärtung<br />

von -40 0 C bis +100 0 C.<br />

Diffusionsoffene Unterdeck-/Schalungsbahn<br />

✔ 5-lagiger Aufbau<br />

✔ Optimaler Feuchtigkeitsaustausch<br />

✔ Zwei Klebestreifen<br />

✔ UV-stabilisiert<br />

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Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />

London<br />

Durch und durch aus Holz<br />

Der neungeschossige Murray Grove Tower in London steht<br />

in Großbritannien für aktiven Umweltschutz. <strong>Die</strong> selbsttragende<br />

Struktur des Hochhauses verknüpft Holzbau-Know-how mit<br />

Pragmatismus. Auf der Insel <strong>ist</strong> mehrgeschossiger<br />

Holzhausbau gerne gesehen. Sogar Aufzugsschächte<br />

und Treppenhäuser sind hier aus Holz.<br />

▾ Fotoreal<strong>ist</strong>ische<br />

Darstellung<br />

des Murray Grove<br />

Tower<br />

20 mikado 12.2008


Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />

<strong>Die</strong> Reduktion von CO -Emissionen<br />

<strong>ist</strong> in Großbritannien<br />

2<br />

ein hochaktuelles Thema. Denn der<br />

weltweite CO 2<br />

-Ausstoß <strong>ist</strong> einer der<br />

treibenden Faktoren für die Klimaveränderung,<br />

deren Auswirkungen<br />

England als Insel durch den steigenden<br />

Meeresspiegel frühzeitig zu spüren<br />

bekommt. <strong>Die</strong> allgemeine Sorge,<br />

dass das Königreich allmählich versinken<br />

könnte, beschäftigt alle politischen<br />

Parteien gleichermaßen. Vor<br />

diesem Hintergrund kommt Holz<br />

eine besondere Bedeutung zu, da es<br />

beim Wachstum CO 2<br />

in Form von<br />

unschädlichem Kohlenstoff einlagert<br />

und es der Atmosphäre entzieht. Damit<br />

<strong>ist</strong> es als Baustoff derzeit beliebter<br />

denn je.<br />

<strong>Die</strong> Isometrie zeigt die sich selbst aussteifende Tragstruktur<br />

aus Decken- und Wandscheiben<br />

Hochhaus in Holz spiegelt<br />

Umweltgedanken wider<br />

<strong>Die</strong> Architekten Waugh Th<strong>ist</strong>leton<br />

wollten mit ihrem mehrgeschossigen<br />

Holzhochhaus, dem „Murray Grove<br />

Tower“ in Hackney/London, einerseits<br />

etwas Neues ausprobieren, andererseits<br />

diesem Umweltgedanken<br />

Rechnung tragen.<br />

Der Murray Grove Tower steht<br />

auf einem Eckgrundstück und hat<br />

einen quadratischen Grundriss von<br />

17,50 m x 17,50 m. Den neungeschossigen,<br />

29,75 m hohen Neubau<br />

bilden acht Stockwerke in Brettsperrholz-Massivbauweise,<br />

die auf einem<br />

Sockelgeschoss aus Stahlbeton sitzen.<br />

Selbst die zentral gelegenen<br />

Treppenhäuser und Aufzugsschächte<br />

sind in Holz ausgeführt.<br />

Grundriss auf 17,50 m x 17,50 m: Viele quer und<br />

längs angeordnete Wände steifen die Geschosse vertikal aus<br />

Selbsttragende Wabenstruktur<br />

folgt einfachem Montageprinzip<br />

<strong>Die</strong> Wand- und Decken-Elemente aus<br />

Brettsperrholz bilden eine selbsttragende,<br />

wabenartige Struktur. <strong>Die</strong><br />

zahlreichen längs und quer angeordneten<br />

Wandscheiben innerhalb<br />

der Geschossgrundrisse steifen das<br />

Gebäude vertikal aus. <strong>Die</strong> maximal<br />

2,40 m breiten und bis zu 13,50 m<br />

langen Decken-Elemente, die über<br />

Stufenfalze gestoßen und mit Diagonalverschraubungen<br />

zu Scheiben<br />

ausgebildet wurden, sorgen für die<br />

horizontale Aussteifung. <strong>Die</strong> Mon-<br />

www.mikado-online.de 21


Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />

tage von Brettsperrholz-Elementen<br />

folgt dem Stapelprinzip „Decke-<br />

Wand-Decke“: <strong>Die</strong> Wände stehen auf<br />

den Decken oder stoßen stumpf unter<br />

sie, die Deckenscheiben laufen<br />

durch. „Durchkreuzungen“ gibt es<br />

keine. <strong>Die</strong> Wandscheiben sind mit<br />

2,75 m so hoch wie die lichte (Rohbau-)Höhe<br />

zwischen den Geschossdecken.<br />

<strong>Die</strong> Dicke der lastabtragenden<br />

Wände beträgt 12,8 cm, die der<br />

Treppen- und Aufzugsschächte sogar<br />

nur 11,7 cm. Mit 14,6 cm weisen Geschoss-<br />

und Dachdecken die größte<br />

Elementdicke auf.<br />

los auf. <strong>Die</strong> Aufzugsschächte stehen<br />

frei in der Wabenstruktur des Gebäudes.<br />

Um den Aufzug schalltechnisch<br />

zu entkoppeln und die Vibrationen,<br />

die durch den Fahrbetrieb<br />

entstehen, zu dämpfen, wurden sie<br />

mit einer zweiten Wand umhüllt und<br />

die Trennfugen der „Doppelwand“<br />

durchgängig mit 4 cm Mineralwolle<br />

ausgefüllt.<br />

◂ Blick ins Innere:<br />

<strong>Die</strong><br />

Wandelemente<br />

sind so<br />

hoch wie das<br />

lichte<br />

Rohbaumaß<br />

▾ <strong>Die</strong> Aufzugsschächte<br />

und die<br />

Treppenhaustürme<br />

ragen aus<br />

der Mitte des<br />

Gebäudes empor<br />

Bauteilkollaps verhindern<br />

Der statische Nachweis für den Murray<br />

Grove Tower erfolgte nach britischer<br />

Norm. Der darin beschriebene<br />

Fall des „disproportionate collapse“<br />

besagt, dass bei einem Unglücksfall<br />

<strong>nicht</strong> mehr als 10 % der Geschossdecke<br />

einstürzen darf. <strong>Die</strong>se Begrenzung<br />

soll sicherstellen, dass ein Bauwerk<br />

infolge eines Bauteilkollapses<br />

<strong>nicht</strong> in sich zusammenstürzt.<br />

Der Nachweis dafür erfolgt in<br />

Form von Einzelnachweisen für alle<br />

lastabtragenden Elemente. Ihren Niederschlag<br />

finden sie in einer Vielzahl<br />

konstruktiver Detailausführungen.<br />

Dazu gehören auch die Stahlwinkel<br />

an den oberen Wandrändern, die<br />

die Wände an der Deckenunterseite<br />

fixieren und gleichzeitig nach oben<br />

hängen.<br />

Nagelblechstreifen auf den Gebäudeaußenseiten,<br />

die in regelmäßigen<br />

Abständen senkrecht über die Stirnseiten<br />

der Decken geführt und auf<br />

den Außenwandflächen aufgenagelt<br />

werden, gehören zu diesen Details.<br />

<strong>Die</strong> Verstärkungen dienen der Stabilisierung<br />

und sollen Verdrehungstendenzen<br />

entgegenwirken.<br />

Hölzerne Aufzugsschächte<br />

Hochhaushohe Rechteckröhren aus<br />

Brettsperrholz bilden die Aufzugsschächte.<br />

Sie setzen sich aus unterschiedlich<br />

hohen Wandelementen<br />

– zwischen 8,70 m und 11,50 m –<br />

zusammen. <strong>Die</strong> Stöße der sich gegenüberstehenden<br />

Schachtwände<br />

liegen höhenversetzt zu den rechtwinklig<br />

anschließenden, sodass die<br />

Einzelelemente miteinander verzahnt<br />

sind und damit eine hohe Stabilität<br />

erreichen. Auch hier sind die Elementstöße<br />

als Stufenfalz mit Diagonalverschraubungen<br />

ausgeführt.<br />

<strong>Die</strong> Aufzugsschächte müssen lediglich<br />

die Lasten des Aufzugs und sich<br />

selbst tragen. <strong>Die</strong> dynamischen Lasten<br />

nimmt die Röhrenkonstruktion<br />

über steife Vierkantprofile problem-<br />

22 mikado 12.2008


Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />

Hölzerne Treppenhäuser<br />

▸ <strong>Die</strong> Winkel<br />

für die<br />

Wandelemente<br />

wurden<br />

bereits vor der<br />

Montage<br />

auf den Decken-<br />

Elementen<br />

fixiert<br />

Fotos und Zeichnungen: KLH UK Ltd.; Waugh Th<strong>ist</strong>leton Architects<br />

Steckbrief<br />

Bauherr: Telford Homes<br />

Architekten:<br />

Waugh Th<strong>ist</strong>leton Architects<br />

GB-London<br />

www.waughth<strong>ist</strong>leton.com<br />

Statik, Detail- und<br />

Ausführungsplanung:<br />

Techniker Ltd.<br />

GB-London<br />

www.techniker.co.uk<br />

Projektierung, ausführende<br />

Holzbaufirma:<br />

KLH UK Ltd.<br />

GB-London<br />

www.klhuk.com<br />

Verbaute Holzmenge: 900 m³<br />

Planungsbeginn: Mai 2007<br />

Gesamtbauzeit: 10 Monate<br />

Gesamtkosten:<br />

£ 3 Mio. (3,75 Mio. Euro)<br />

Fertigstellung: September 2008<br />

<strong>Die</strong> Wände und Podeste der Treppenhäuser<br />

bestehen ebenfalls aus Brettsperrholz.<br />

Für die Treppenläufe kam<br />

Stahl zum Einsatz. Hohlformen bilden<br />

die Stufen, die nach der Montage<br />

mit Beton verfüllt wurden.<br />

In Großbritannien <strong>ist</strong> der Einsatz<br />

von Holz in öffentlichen Zugangsbereichen<br />

wie Treppenhäusern möglich.<br />

Den Gebäudebereichen muss baurechtlich<br />

lediglich eine bestimmte<br />

Feuerwiderstandsklasse zugeordnet<br />

werden, die <strong>nicht</strong> an die Brennbarkeit<br />

der Baustoffe gekoppelt <strong>ist</strong>.<br />

<strong>Die</strong> Treppenhäuser des Murray<br />

Grove Tower müssen eine Feuerwiderstandsklasse<br />

von F-120 erreichen,<br />

weil sie die einzigen Fluchtwege sind.<br />

Das Gleiche gilt für die Zugänge von<br />

den Wohnungen zu den Treppenhäusern.<br />

Alle anderen Bereiche müssen<br />

F-60 und lastabtragende Elemente<br />

F-90 erfüllen.<br />

Nach britischem Baurecht sind die<br />

beiden Treppenhäuser als alleinige<br />

Fluchtwege für den Neungeschosser<br />

ausreichend. Ab einer Gebäudehöhe<br />

von 30 m hätte sich das allerdings<br />

geändert. Deshalb bleiben die Architekten<br />

mit 29,75 m Höhe bewusst unter<br />

der 30-m-Marke.<br />

Um den Brandschutzanforderungen<br />

zu genügen, erhielten die Innenseiten<br />

der Aufzugsschächte einen<br />

Brandschutzanstrich, während<br />

die Treppenhäuser innenseitig mit<br />

Gipskartonplatten beplankt wurden.<br />

<strong>Die</strong> Geschossdecken erhielten<br />

Gipskartonplatten als abgehängte<br />

Decken sowie oberseitig 5 cm Zementestrich<br />

auf 2,5 cm Trittschalldämmung,<br />

was Brand- und Schallschutz<br />

gleichermaßen erfüllt. Das<br />

Gebäude erhielt eine hinterlüftete<br />

Fassade aus vorgehängten Eternitplatten<br />

und darunter eine 7 cm dicke<br />

Außenwanddämmung aus Polyurethanschaum.<br />

Daraus resultiert ein<br />

U-Wert von etwa 0,30 W/(m²K). Das<br />

Dach erreicht 0,20 W/(m²K).<br />

Aus Transportgründen waren die<br />

einzelnen Elemente auf eine maximale<br />

Höhe von 2,95 m begrenzt bzw.<br />

auf eine maximale Breite von 2,40<br />

m. <strong>Die</strong> Transportlänge lag bei maximal<br />

13,50 m.<br />

Kurze Montage durch<br />

ausgeklügelte Log<strong>ist</strong>ik<br />

Sobald die Wand- und Decken-Elemente<br />

an der Baustelle eintrafen,<br />

wurden sie per Kran direkt an die<br />

vorgesehene Position versetzt und<br />

verbaut. Das war aus Kostengründen<br />

notwendig: Baustelleneinrichtungen<br />

sind in Großbritannien sehr teuer, außerdem<br />

gab es vor Ort kaum Lagerfläche.<br />

<strong>Die</strong> Montage dauerte nur neun<br />

Wochen. Damit sparte der Bauherr<br />

gegenüber der konventionellen Bauweise<br />

in Stahlbeton 17 Wochen Bauzeit<br />

ein. Auch das dürfte neben den<br />

genannten Gründen ein klares Argument<br />

für den Baustoff Holz sein.<br />

Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag,<br />

<br />

Karlsruhe ▪<br />

www.mikado-online.de 23


Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />

Shigeru Ban Architects<br />

Metz<br />

Ein Dach voller Kunst<br />

▴ Eine Nachtdarstellung<br />

des<br />

Modells:<br />

Der Gebäudekomplex<br />

befindet sich noch<br />

im Rohbau.<br />

<strong>Die</strong> Eröffnung <strong>ist</strong><br />

für das<br />

Jahr 2009 geplant<br />

Das wohl spektakulärste Holzdach Frankreichs entsteht gerade in Metz.<br />

Unter einem 8000 m 2 großen geschwungenen Dachgitterwerk aus Brettschichtholz<br />

präsentiert sich das Centre Pompidou ab 2009 mit moderner Kunst aller Art.<br />

Etwa 80 km westlich von Saarbrücken,<br />

in der lothringischen<br />

Stadt Metz, arbeiten die Holzbauer an<br />

einem Ableger des Centre Pompidou<br />

in Paris, dessen Sammlung moderner<br />

Kunst als die größte Europas gilt. Ab<br />

2009 sollen Teile der Pariser Kunstwerke<br />

auch im neuen „Centre Pompidou<br />

Metz“ zu sehen sein. Besondere<br />

Aufmerksamkeit des spektakulären<br />

Gebäudes zieht schon jetzt die Holzkonstruktion<br />

des Daches auf sich: <strong>Die</strong><br />

Gitterstruktur aus Brettschichtholz<br />

erinnert an das Rohrgeflecht eines<br />

chinesischen Hutes.<br />

In den 1970er Jahren regte der damalige<br />

französische Präsident George<br />

Pompidou den Bau eines Gebäudes<br />

an, in dem sich die zeitgenössische<br />

Kunst mit allen Facetten einer breiten<br />

Öffentlichkeit präsentieren konnte.<br />

1977 öffnete das das Centre Pompidou<br />

in Paris seine Tore und mit ihm<br />

das Nationale Museum für Moderne<br />

Kunst (Musée national d’art moderne),<br />

das mit etwa 59 000 Werken<br />

mittlerweile das größte seiner Art in<br />

Europa <strong>ist</strong>.<br />

Nach Meinung des Präsidenten<br />

des Centre Pompidou, Bruno Racine,<br />

soll in Metz jedoch keine Kopie<br />

der Pariser Mutter entstehen. Er<br />

möchte, dass die Arbeit der 30-jährigen<br />

Kunstinstitution nun auch in<br />

die französische „Provinz“ getragen<br />

werde. In Metz realisieren Planer und<br />

Handwerker bis 2009 zahlreiche Ausstellungsräume,<br />

einen Vorführungssaal<br />

für künstlerische Darbietungen<br />

24 mikado 12.2008


Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />

sowie ein Auditorium, einen Museumsshop<br />

und einen Restaurantbereich.<br />

Im Mittelpunkt der Ausstellungen<br />

stehen Werke des 20. und 21.<br />

Jahrhunderts, die in erster Linie aus<br />

dem „Musée national d’art moderne“<br />

in Paris stammen.<br />

Ebenso wie das Centre Pompidou<br />

im Jahr 1977 wünschte sich Racine<br />

für das Centre Pompidou Metz<br />

ein „neues kulturelles Experiment<br />

mit einem ehrgeizigen Programm“.<br />

Ein hoher Anspruch, den die beiden<br />

Architekten des spektakulären Bauprojektes,<br />

Shigeru Ban und Jean de<br />

Gastines, in ihrem Entwurf entsprechend<br />

umsetzten. Sie entwarfen flexible<br />

und modulierbare Räume. <strong>Die</strong><br />

werden den Kunstwerken gerecht und<br />

verfügen über die erforderliche Ausrüstung,<br />

um Kunstformen wie Multimedia,<br />

Performance Art oder Tanz<br />

in Szene zu setzen.<br />

Chinesischer Hut inspiriert<br />

▸ Unter<br />

der unregelmäßig<br />

geschwungenen<br />

Dachhaut gliedert<br />

sich der Kunstkomplex<br />

in ganz<br />

verschiedene<br />

Gebäudeteile auf<br />

▾ Unter einen Hut<br />

gebracht:<br />

Kopfbedeckungen<br />

aus China<br />

inspirierten die<br />

Architekten<br />

Architekten und Tragwerksplaner<br />

entwarfen eine Holzkonstruktion,<br />

die in ihren Details bisher einzigartig<br />

<strong>ist</strong>. Von oben betrachtet bildet<br />

das Dach ein Sechseck. Das Hexagon<br />

misst 90 m Breite und spiegelt damit<br />

den Grundriss Frankreichs (ein Hexagon)<br />

wider. Inspiriert zu dem gitterförmigen<br />

Geflecht aus Brettschichtholz<br />

hat den Architekten Shigeru Ban<br />

ein chinesischer Hut. Das sechseckige<br />

Rohrgeflecht der Kopfbedeckung<br />

findet sich in dem Holzdach wieder.<br />

Insgesamt we<strong>ist</strong> das Dach eine<br />

Gesamtfläche von 8000 m 2 auf. <strong>Die</strong><br />

netzförmig zusammengefügte Brettschichtholz-Konstruktion<br />

ergibt in<br />

Summe ein gänzlich sich selbst tragendes<br />

Element, das auf nur wenigen<br />

Stützen ruht.<br />

Ähnlich einem schützenden Stoff<br />

überzieht eine weiße Membran aus<br />

Glas- und Teflon-Faser (Poly-Tetra-Fluor-Ethylen)<br />

die gesamte Holzstruktur.<br />

<strong>Die</strong>ses Material sorgt für<br />

den notwendigen Witterungsschutz<br />

und schafft ein natürlich temperiertes<br />

Umfeld im Gebäudeinneren. Unter<br />

der unregelmäßig geschwungenen<br />

Dachhaut verbergen sich die<br />

verschiedenen Gebäudeteile des<br />

Kunstkomplexes, darunter drei Ausstellungsgalerien.<br />

<strong>Die</strong>se Galerien aus<br />

Stahlbeton besitzen in etwa die Form<br />

großer, verlängerter Schuhkartons.<br />

Sie sind dre<strong>ist</strong>öckig aufeinandergestapelt<br />

und gegeneinander um etwa<br />

45° verdreht. Ihre Enden, die großen<br />

Aussichtsfenstern ähneln, ragen<br />

über die Dachkonstruktion hinaus<br />

und bieten verschiedene Panoramaansichten<br />

über die Stadt Metz, unter<br />

anderem auf die berühmte gotische<br />

Kathedrale und den Bahnhof.<br />

<strong>Die</strong> Galerien umfassen etwa<br />

5000 m 2 . Weitere Flächen können<br />

zu Ausstellungszwecken genutzt<br />

werden: ein Skulpturengarten, ein<br />

Forum, eine Restaurantterrasse sowie<br />

die Flächen auf den Galerien.<br />

Das allgemeine Ambiente unter dem<br />

Holzdach halten die Architekten hell:<br />

Neben den lichten, von unten sichtbaren<br />

Dachhölzern aus Fichte strei-<br />

Shigeru Ban Architects Shigeru Ban Architects<br />

www.mikado-online.de 25


Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />

◂ <strong>Die</strong>se Musterstücke<br />

der<br />

Dachkonstruktion<br />

zeigen die<br />

Verbindung der<br />

Brettschichthölzer<br />

zu einem<br />

Flechtwerk<br />

mit sechs Lagen<br />

Holzbau Amann<br />

▸ Abgebunden<br />

misst das BS-Holz<br />

14 x 40 cm<br />

Holzbau Amann<br />

chen die Maler die Wände weiß, die<br />

Böden bestehen aus perlgrau poliertem<br />

Beton.<br />

Geflecht aus Brettschichtholz<br />

Bei der Konstruktion des Holzdaches<br />

handelt es sich um ein sechslagiges<br />

Gitterwerk aus Brettschichtholz.<br />

<strong>Die</strong> Einzelhölzer messen eine Länge<br />

von bis zu 14 m. Sämtliche Arbeiten<br />

des Holzabbunds und auch<br />

die spätere Montage vor Ort führt<br />

Holzbau Amann aus Weilheim-Bannholz<br />

durch. Der Projektleiter für diese<br />

komplexe Dachkonstruktion, Dipl.-<br />

Ing. Tobias Döbele, erläutert die Verbindungstechnik<br />

des riesigen „Holzgeflechts“:<br />

<strong>Die</strong> 44 cm breiten und<br />

14 cm starken Träger aus verleimten<br />

Fichtenlamellen verbinden die Holzbauer<br />

im fertig montierten Zustand<br />

an den Knoten- bzw. Überlagerungspunkten<br />

mit Gewindestangen. <strong>Die</strong>se<br />

werden durch verstärkende Nocken<br />

aus Furnierschichtholz geführt, die<br />

in die Brettschichtholzträger eingebaut<br />

werden. Für den festen Verbund<br />

der sechs Holzlagen sorgen breite<br />

Unterlegbleche. Zur Verstärkung der<br />

Holzknoten dienen zusätzlich Schubverbinder,<br />

die ebenfalls aus Furnierschichtholz<br />

bestehen. Sie füllen jene<br />

Stellen des sechslagigen Knotens aus,<br />

an dem gerade kein Holzträger aufläuft.<br />

Bereits 2007 fanden an der Berner<br />

Fachhochschule für Architektur,<br />

Holz und Bau in Biel Versuche an<br />

Steckbrief<br />

Projekt:<br />

Centre Pompidou Metz<br />

Avenue de l’Amphithéâtre<br />

F-57000 Metz<br />

Architekt:<br />

Shigeru Ban Architects<br />

Tokyo/Paris<br />

www.shigerubanarchitects.com<br />

Ingenieurbüro, Bauleitung:<br />

Terrell<br />

F-92100 Boulogne-Billancourt<br />

www.terrellgroup.net<br />

Statiker Holzbau:<br />

SJB-Kemper-Fitze<br />

CH-9100 Herisau<br />

www.sjb.ch<br />

Statische Konzeption<br />

Holzkonstruktion:<br />

Hermann Blumer<br />

CH-9100 Herisau<br />

www.hermann-blumer.ch<br />

Ausführung Holzkonstruktion:<br />

Holzbau Amann GmbH<br />

D-79809 Weilheim-Bannholz<br />

www.holzbau-amann.de<br />

Generalunternehmer:<br />

Demathieu & Bard<br />

F-57953 Montigny-Lès-Metz<br />

www.demathieu-bard.com<br />

mehreren wirklichkeitsgetreuen Modellen<br />

statt. Eines davon hatte das<br />

Format von 10 x 12 m. Tests unter<br />

vertikaler Belastung bestätigten die<br />

Rechenhypothesen der Tragwerksplaner.<br />

Das Tragwerkskonzept der beauftragten<br />

Lösung entwickelte der<br />

Schweizer Holzbauexperte Hermann<br />

Blumer, die statischen Berechnungen<br />

der Holzkonstruktion führte das<br />

Büro SJB-Kempter-Fitze in Eschenbach<br />

(CH) durch.<br />

8000 m 2 Dachfläche<br />

Derzeit sind bei Amann die Abbundarbeiten<br />

in vollem Gange. <strong>Die</strong> Dachmontage<br />

soll im Februar 2009 beginnen.<br />

<strong>Die</strong> Brettschichtholzträger<br />

selbst sind überwiegend in der Festigkeitsklasse<br />

GL24h hergestellt. Ihre<br />

in Längsrichtung zume<strong>ist</strong> in zwei<br />

Richtungen geschwungene Form erhalten<br />

sie durch Bearbeitung auf einem<br />

CNC-gesteuerten Roboter im<br />

Werk.<br />

<strong>Die</strong> Vorteile, die sich aus dieser<br />

Konstruktionsart des Daches ergeben,<br />

sind vor allem in der hohen Präzision<br />

der Vorfertigung zu finden,<br />

wodurch eine Nachbearbeitung der<br />

Hölzer oder gar ein Nachbiegen während<br />

der Montage entfällt. Zudem<br />

kann auf Verleimungen auf der Baustelle<br />

vollständig verzichtet werden.<br />

Vom Materialeinsatz für die 8000 m 2<br />

große Dachfläche ergeben sich insgesamt<br />

etwa 1000 m³ Leimholz aus<br />

Fichte, die insgesamt eine Länge von<br />

18 000 lfm ausmachen und sich über<br />

1600 Einzelhölzer verteilen. Bei den<br />

Verbindungsstellen verstecken sich<br />

in dem fertig montierten Dach etwa<br />

15 000 Furnierschichtholz-Nocken<br />

und 8000 Scherblöcke.<br />

26 mikado 12.2008


Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />

Im Windkanal getestet<br />

<strong>Die</strong> Planer unterzogen ein Modell<br />

des Centre Pompidou Metz ausführlichen<br />

Versuchen im Windkanal der<br />

Jules-Verne-Anlage des Wissenschaftlichen<br />

und Technischen Zentrums<br />

für Baukonstruktionen (CSTB).<br />

Das CSTB <strong>ist</strong> eine wissenschaftliche<br />

Einrichtung des französischen Staats<br />

in Nantes.<br />

<strong>Die</strong> Klima‐, Schnee- und Windtests<br />

aus dem Jahr 2006 bestätigten<br />

die Standsicherheit der Dachkonstruktion<br />

und ein angenehmes Klima<br />

für Fußgänger in der Umgebung des<br />

Zentrums, selbst bei rauem Wetter.<br />

Metz als Hauptstadt der Region<br />

Lothringen <strong>ist</strong> bald um eine herausragende<br />

kulturelle Einrichtung reicher.<br />

<strong>Die</strong>se Tatsache <strong>ist</strong> umso bedeutender,<br />

als sich in Frankreich viele<br />

Einrichtungen des öffentlichen Lebens<br />

auf die Hauptstadt konzentrieren.<br />

<strong>Die</strong> „Provinz“, der Rest des<br />

▸ An den<br />

Stirnseiten stellen<br />

eingezinkte<br />

Stahlbleche die<br />

Längsverbindung<br />

her<br />

Landes, geht oft leer aus. Von Süddeutschland<br />

aus gesehen liegt Paris<br />

fast 400 km weit entfernt, während<br />

Metz fast vor der Haustür liegt. Ein<br />

Grund mehr, sich das spektakuläre<br />

Holzdach in naher Zukunft einmal<br />

persönlich anzuschauen. Im Internet<br />

gibt es unter www.centrepompidou-metz.fr<br />

zahlreiche Hintergrundinformationen<br />

zum Objekt und zum<br />

aktuellen Bauablauf.<br />

Dipl.-Holzw. Stephan Klein, Bonn ▪<br />

Holzbau Amann<br />

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Ingenieurholzbau<br />

Schwimmhalle<br />

Wie ein Fisch im Wasser<br />

▴ Ein Tragwerk<br />

aus Holz zeichnet<br />

das Sunderland<br />

Aquatic Centre im<br />

Norden<br />

Englands aus<br />

Im April dieses Jahres feierten die Briten die Eröffnung des<br />

Sunderland Aquatic Centre im Norden Englands. Gebaut hat<br />

die größte Schwimmhalle auf der Insel ein Holzbauunternehmen<br />

aus Österreich.<br />

28 mikado 12.2008


Ingenieurholzbau<br />

Bis vor wenigen Jahren galt der<br />

Nordosten Englands als das Armenhaus<br />

Großbritanniens. Von der<br />

Schließung der Bergbaubetriebe,<br />

Schiffswerften und der dazugehörigen<br />

Industrien in den 1970er und<br />

1980er Jahren erholte sich das Gebiet<br />

südlich der schottischen Grenze<br />

kaum. Arbeitslosigkeit und soziale<br />

Not dominierten die Gegend um<br />

Newcastle und Gateshead.<br />

Kunst statt Kohle<br />

Doch seit Ende der 1990er-Jahre befindet<br />

sich die einst strukturschwache<br />

Region in einem unübersehbaren<br />

Aufwärtstrend. Es herrscht ein regelrechter<br />

Bauboom. „Kunst statt Kohle“<br />

<strong>ist</strong> nun das Motto der selbstbewusst<br />

auftretenden Bewohner der ehemaligen<br />

Industriehochburgen.<br />

Architektonisch interessante Projekte<br />

wie die Konzerthalle „Sage Music<br />

Hall“ von Sir Norman Foster oder<br />

der Museumsbau „Baltic Mill“ von<br />

Ellis Williams Architects locken jedes<br />

Jahr mehrere Tausend Besucher in die<br />

am Fluss Tyne gelegenen Städte.<br />

<strong>Die</strong> richtige Umgebung für ein<br />

weiteres wegweisendes Gebäude, das<br />

Sunderland Aquatic Centre. Der Entwurf<br />

der Schwimmhalle stammt von<br />

der RedBoxDesignGroup mit Hauptsitz<br />

in Newcastle. Das Büro hat schon<br />

mehrere renommierte Schwimmhallenprojekte<br />

realisiert.<br />

<strong>Die</strong> von nun an größte Schwimmhalle<br />

Großbritanniens bietet mehr als<br />

500 Zuschauern Platz. Das neue Sunderland<br />

Aquatic Centre dient als Trainingszentrum<br />

der britischen Schwimmer<br />

für die Olympischen Spiele 2012<br />

in London. Aus diesem Grund gehört<br />

zur umfangreichen Ausstattung mit<br />

Fitness‐, Physiotherapie- und Rehabilitationsräumen<br />

auch das sog. „olympic<br />

size“-Becken: Mit zehn 50-m-<br />

Bahnen und beweglichen Böden und<br />

Außenwänden kann das Schwimmbecken<br />

für die verschiedenen Arten<br />

von Wettkämpfen genutzt werden.<br />

Ein modernes Wellnesszentrum und<br />

vielfältige Angebote für Familien gehören<br />

auch dazu, denn die Sunderlander<br />

Schwimmhalle <strong>ist</strong> primär als<br />

Freizeit- und Sportstätte für die regionale<br />

Bevölkerung geplant. <strong>Die</strong> Wettkämpfe<br />

sollen in Zukunft als zusätzliche<br />

Einnahmequelle dienen.<br />

Energetischer Vorreiter<br />

Bei der Planung wurden besonders<br />

hohe Anforderungen an die Energieeffizienz<br />

des Gebäudes gestellt.<br />

Schwimmhallen sind normalerweise<br />

wahre Energieverschwender: <strong>Die</strong><br />

Bewegung und Erwärmung großer<br />

Wassermengen und die Aufrechterhaltung<br />

einer für die Besucher angenehmen,<br />

hohen Lufttemperatur<br />

in der Halle benötigt viel Energie.<br />

In Sunderland haben die Planer alles<br />

daran gesetzt, um die Effizienz<br />

zu erhöhen und jede unnötige Wasser-<br />

oder Energieverschwendung zu<br />

reduzieren. So wird beispielsweise<br />

Regenwasser vom Dach gesammelt,<br />

gefiltert und für das Schwimmbecken<br />

verwendet. Das <strong>ist</strong> ein großer<br />

Fortschritt gegenüber anderen<br />

Isometrie des Tragwerks<br />

www.mikado-online.de 29


Ingenieurholzbau<br />

Schwimmzentren, die Regenwasser<br />

bisher nur für Duschen und Toiletten<br />

nutzen konnten. Das Schwimmcenter<br />

in Sunderland kommt mit einer<br />

geringeren Chlorkonzentration<br />

im Wasser aus, der Großteil der Entkeimung<br />

erfolgt mittels Ozontechnik.<br />

Ein weiterer wichtiger Grund dafür,<br />

dass das Sunderland Aquatic Centre<br />

ein „Excellent“ der BREEAM (British<br />

Research Establishment Environmental<br />

Assessment Method) erreichte, <strong>ist</strong><br />

die ökologische Bauweise unter Verwendung<br />

von Holz.<br />

Holz zeichnet aus<br />

<strong>Die</strong> kundenseitigen Statiker von Arup<br />

sahen zunächst nur mit Holz verkleidete<br />

Stahlträger vor. <strong>Die</strong> Wiehag<br />

GmbH aus dem oberösterreichischen<br />

Altheim konnte die Briten<br />

jedoch schnell von einer kompletten<br />

Holzlösung überzeugen – sowohl in<br />

technischer als auch in ökonomischer<br />

Hinsicht. „Der Nachteil der plattenförmigen<br />

Stahlträger in Kombination<br />

mit Holz lag im unterschiedlichen<br />

Dehnungsverhalten der beiden Baustoffe<br />

aufgrund von Temperatur- und<br />

Feuchtigkeitsschwankungen. <strong>Die</strong>se<br />

würden unweigerlich zu einer inakzeptablen<br />

Rissbildung führen“, sagt<br />

DI Johannes Rebhahn, verantwortlich<br />

für internationale Holzbauprojekte.<br />

Und der sportlicher Ehrgeiz der<br />

Österreicher tat das Übrige. Es liegt<br />

in der Natur der Holzbauingenieure,<br />

den Baustoff Holz als Protagon<strong>ist</strong>en<br />

einzusetzen. Ein erfreulicher Nebeneffekt<br />

war, dass sich die vorgeschlagene<br />

Variante als wirtschaftlicher<br />

als die ursprüngliche Lösung erwies.<br />

„Wir haben die Verantwortlichen von<br />

Balfour Beatty, dem Generalunternehmer,<br />

von Arup und der RedBox-<br />

DesignGroup zu einer Werksführung<br />

in unser modernes Fertigungswerk<br />

für Ingenieurholzbau nach Altheim<br />

eingeladen“, erzählt Rebhahn. „Hier<br />

konnten sich die Briten direkt vor<br />

Ort von unserer fast 160-jährigen<br />

Erfahrung im Holzbau überzeugen.<br />

Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />

Detailzeichnung der Zweigelenkrahmens<br />

▴ Dank der<br />

hohen<br />

Vorfertigung<br />

dauerte<br />

die Montage vor<br />

Ort nur<br />

fünf Wochen<br />

▸ Architektonische<br />

Lösungen<br />

für sehr<br />

kleine Radien<br />

Zusammenarbeit war auch unsere<br />

jahrelange Erfahrung mit Bauvorhaben<br />

in Großbritannien und Irland.<br />

Nach zahlreichen Schulungen und<br />

erfolgreich abgewickelten Projekten<br />

sind wir mittlerweile bestens mit den<br />

hohen Health-&-Safety-Anforderungen<br />

vertraut.“<br />

Konstruktion fordert heraus<br />

Elf BSH-Träger mit 52 m freier<br />

Spannweite überdachen das Sunderland<br />

Aquatic Centre. Eine große<br />

Herausforderung stellte die architektonische<br />

Form dar: sie sah bei<br />

den Trägern einen sehr kleinen Innenradius<br />

von nur drei Metern vor.<br />

30 mikado 12.2008


Ingenieurholzbau<br />

◂ Elf BSH-Träger<br />

mit 52 m<br />

freier Spannweite<br />

überdachen<br />

das Sunderland<br />

Aquatic Centre<br />

In Verbindung mit den hohen Kräften,<br />

die an den Verbindungspunkten<br />

wirken, <strong>ist</strong> das einer der interessanten<br />

Punkte. Aus diesem Grund wählten<br />

die Tragwerksplaner eine geringe Lamellenstärke<br />

von nur 16 mm im gebogenen<br />

Bereich der Träger (insgesamt<br />

152 m³ BSH) und von 33 mm<br />

im geraden Bereich der Träger (insgesamt<br />

148 m³; jeweils ausgeführt in<br />

GL 28). Der Zweigelenkbogen wurde<br />

in insgesamt vier Bauteilen auf<br />

die Baustelle geliefert. Den Stoß im<br />

Firstbereich führten die Holzbauer<br />

momentensteif aus, um die Durchbiegung<br />

so gering wie möglich zu<br />

halten. Der Auflagerpunkt wurde als<br />

architektonische „truly pinned“-Verbindung,<br />

also als eine stiftförmige<br />

Verbindung konstruiert.<br />

<strong>Die</strong> größte technische Herausforderung<br />

war sicherlich der Momentenstoß<br />

zwischen den gebogenen und<br />

geraden Bereichen. Er sollte ein Moment<br />

von 2500 kNm übertragen. <strong>Die</strong>se<br />

Aufgabe stellte sogar die ansonsten<br />

hartgesottenen Wiehag-Ingenieure<br />

vor einen <strong>nicht</strong> alltäglichen Auftrag.<br />

Mittels eingefräster Stahlzuglaschen<br />

im oberen Bereich und einer<br />

exakt definierte Druckzone im unteren<br />

Bereich bekamen die Ingenieure<br />

die Kräfte schließlich in den Griff.<br />

Auch für die Übertragung der Querkräfte<br />

blieb bei einem Querschnitt<br />

von 0,44 m x 2,05 m noch genügend<br />

Platz. Zusammen mit Prof. Volker<br />

Schiermeyer (HSW-Ingenieure)<br />

entwickelten die Ingenieure diesen<br />

montagefreundlichen und gleichzeitig<br />

verdeckten Stoß. Für die Fixierung<br />

auf der Baustelle genügen sechs<br />

Stahlschrauben.<br />

<strong>Die</strong> komplette Sekundärkonstruktion<br />

aus Stahl sowie sämtliche Auflagerstahlteile<br />

wurden mit einem<br />

dreifachen Epoxy-Anstrich (Class<br />

C4) behandelt, um deren Beständigkeit<br />

auch in chloridhaltiger Luft gewährle<strong>ist</strong>en<br />

zu können. Holz <strong>ist</strong> von<br />

Natur aus widerstandsfähig gegen<br />

sämtliche Chemikalien. Das macht<br />

es zu einem idealen Baumaterial für<br />

Schwimmbäder.<br />

Holzfeuchte im Griff<br />

Acht Lkw-Züge transportierten die<br />

blockverleimten Träger der BSH-Primärkonstruktion<br />

nach Sunderland.<br />

Trotz des Jahrhundertsturms Kyrill,<br />

der genau zur Zeit des Transports<br />

über Europa hinwegfegte, kamen<br />

alle Bauteile sicher auf der Insel<br />

an. Durch den hohen Vorfertigungsgrad<br />

der Träger dauerte die komplette<br />

Montage der Dachkonstruktion nur<br />

fünf Wochen.<br />

Eine oft vernachlässigte Phase im<br />

Schwimmbadbau <strong>ist</strong> das erstmalige<br />

Aufheizen des Gebäudes. <strong>Die</strong> BSH-<br />

Träger wurden mit einer Holzfeuch-<br />

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Ingenieurholzbau<br />

te von 12 % produziert. Während<br />

der Montage (Holz war frei bewittert)<br />

stieg die Feuchtigkeit auf ca.<br />

18 % an. Durch die kontinuierlich<br />

arbeitende Klimaanlage herrscht in<br />

einem Schwimmbad ein sehr trockenes<br />

Klima. Das bedeutet, dass im Betrieb<br />

eine Ausgleichsfeuchte von ca.<br />

9–10 % zu erwarten <strong>ist</strong>. <strong>Die</strong>se Holzfeuchteschwankungen<br />

in Kombination<br />

mit engen Radien, großen Kräften<br />

und breiten Bauteilen bedeutet eine<br />

erhöhte Rissgefährdung im BSH. <strong>Die</strong><br />

Inbetriebnahme der Klimaanlage und<br />

die damit verbundene Trocknung des<br />

Holzes mussten sehr behutsam erfolgen,<br />

um die Eigenspannungen so<br />

gering wie möglich zu halten. <strong>Die</strong><br />

Holzbauer definierten exakte Bedingungen<br />

während der Aufheizphase.<br />

In einem Zeitintervall von 14 Wochen<br />

musste die relative Luftfeuchtigkeit<br />

von anfangs 85 % kontinuierlich<br />

auf 55 % reduziert werden.<br />

Sechs Klimaschreiber, angeordnet in<br />

den verschiedensten Ebenen der Halle,<br />

kombiniert mit einer wöchentlichen<br />

Holzfeuchtemessung dokumentierten<br />

den Trocknungsverlauf. Dank<br />

der genauen Arbeit der Generalunternehmer<br />

und der Haustechniker nach<br />

exakten Vorgaben kam es zu keiner<br />

nennenswerten Rissbildung.<br />

Holzbau <strong>ist</strong> größtenteils Fertigteilbau.<br />

Anbauteile aus Stahl werden<br />

so weit wie möglich im Werk<br />

auf dem Holz vormontiert. <strong>Die</strong> Monteure<br />

mussten auf der Baustelle vor<br />

Ort nur noch die Stahl-Stahl-Verbindungen<br />

durchführen. <strong>Die</strong>se Maßnahme<br />

reduziert Kosten und Risken „onsite“<br />

erheblich.<br />

„Mit Balfour Beatty verbindet uns<br />

seit vielen Jahren eine gute und loyale<br />

Zusammenarbeit. Auf der Baustelle<br />

vor Ort waren aber dann doch<br />

wieder alle Beteiligten überrascht,<br />

wie schnell unsere Dachlösung montiert<br />

wurde“, erzählt Rebhahn. „Obwohl<br />

wir <strong>nicht</strong> in England firmieren,<br />

funktioniert die Zusammenarbeit<br />

mit den britischen Holzbauverbänden<br />

bestens. <strong>Die</strong> Werbewirksamkeit<br />

einzelner Großprojekte für die breite<br />

Basis, wie z.B. den Wohnungsbau,<br />

wurde erkannt. Wir können mit unseren<br />

Projekten viel für den Holzbau in<br />

UK beitragen, ohne Konkurrent heimischer<br />

Firmen zu sein. Unser Unternehmen<br />

war kürzlich eingeladen,<br />

auf dem „meet and greet“ zwischen<br />

Holzindustrie und Parlamentariern<br />

im House of Commons, Westminster,<br />

die Möglichkeiten des Holzbaues<br />

zu präsentieren.“<br />

Fit für Olympia 2012<br />

Am 17. April 2008 feierten die Einwohner<br />

die Eröffnung ihres Sunderland<br />

Aquatic Centre. Als Eintrittskarte<br />

sieht Wiehag das Sunderland<br />

▴ Mit technischen<br />

und<br />

ökonomischen<br />

Argumenten<br />

überzeugten die<br />

Holzbauer<br />

aus Österreich die<br />

Briten<br />

von einer Lösung<br />

in Holz<br />

WIEHAG, Balfour Beatty Construction<br />

Aquatic Centre für die Verhandlungen<br />

zu verschiedenen Projekten für<br />

die Olympischen Sommerspiele in<br />

London 2012. BBC und andere britische<br />

Medien waren vor Ort. Diverse<br />

Fachjuroren stellten dem Bauwerk<br />

ein gutes Zeugnis aus: Das Aquatic<br />

Centre <strong>ist</strong> „landmark building of the<br />

year 2008”, Final<strong>ist</strong> für den „National-Built-in-Quality-Award”<br />

und<br />

steht auf der Shortl<strong>ist</strong> für den britischen<br />

„woodaward“.<br />

Das Medienecho und die Auszeichnungen<br />

zeugen von der Einzigartigkeit<br />

dieses Bauwerkes, in dem der<br />

Baustoff Holz all seine Vorzüge unter<br />

Beweis stellen konnte.<br />

Dipl.-Kulturw. (Univ.) Doris Knödl,<br />

<br />

A-Altheim ▪<br />

Steckbrief<br />

Bauvorhaben:<br />

Sunderland Aquatic Centre<br />

Energiestandard:<br />

Excellent in BREEAM<br />

(British Research Establishment<br />

Environmental Assessment<br />

Method)<br />

Bauzeit:<br />

März 2006 bis April 2008<br />

Baukosten:<br />

19,8 Mio. £<br />

Bauherr:<br />

City of Sunderland<br />

Architekt:<br />

RedBoxDesignGroup<br />

Newcastle/UK<br />

www.redboxdesign.com<br />

Planer und Statik:<br />

Arup<br />

Newcastle/UK<br />

www.arup.com<br />

Statik, Konstruktion und Montage<br />

Holzbau:<br />

WIEHAG GmbH<br />

A-4950 Altheim/Österreich<br />

www.wiehag.com<br />

Fläche des Holzbaues:<br />

3900 m²<br />

Gesamtfläche: ca. 7800 m²<br />

Generalunternehmung und<br />

Bauleitung:<br />

Balfour Beatty Construction<br />

Newcastle/UK<br />

www.balfourbeatty.com<br />

32 mikado 12.2008


<strong>Die</strong> Börse schwankt.<br />

<strong>Die</strong> Dachentwässerung mit bleibendem Wert.<br />

RHEINZINK-„vorbewittert pro blaugrau“. <strong>Die</strong> Wertanlage für das Dach.<br />

DEWochen vom 01.11.08 bis 31.01.09<br />

www.rheinzink.de


Sanierung und Ausbau<br />

Schlossmühle<br />

Eine 350 Jahre alte Herausforderung<br />

Ein altes, halb verfallenes Mühlenensemble im Allgäu hat es einem ehemaligen<br />

Unternehmer angetan. Stück für Stück gehen die Renovierungsarbeiten voran. Ein großer<br />

Schritt war die Instandsetzung der Dachflächen.<br />

34 mikado 12.2008


Sanierung und Ausbau<br />

◂ Aus alt mach<br />

neu: <strong>Die</strong><br />

Ursprünge der<br />

Mühle<br />

Liebenthann sind<br />

<strong>nicht</strong> geklärt.<br />

1698 erhielt das<br />

Hauptgebäude<br />

seine spätbarocke<br />

Fassade<br />

Bis 1916 haben die Mühlsteine<br />

in der „Alten Mühle Liebenthann“<br />

noch Mehl gemahlen. Seit<br />

1990 stand das Anwesen leer, zerfiel<br />

in den Jahren danach zusehends.<br />

Dann verliebte sich das Ehepaar Brigitte<br />

und Steffen Haid in das Anwesen.<br />

Vor ihnen stand eine Herkulesaufgabe.<br />

Gleich 14 Behörden hatten<br />

„ein Auge“ auf die denkmalgeschützte<br />

ehemalige Schlossmühle unterhalb<br />

der Burg Liebenthann bei Obergünzburg<br />

im Allgäu geworfen.<br />

Allein die Ausbesserungsarbeiten<br />

am Dachstuhl bedeuteten eine gewaltige<br />

handwerkliche Herausforderung.<br />

Verrottete Pfetten und Sparren mussten<br />

ausgetauscht oder repariert, Verstärkungswinkel<br />

eingebaut werden.<br />

Bei der anschließenden Neueindeckung<br />

waren die alten Ziegel <strong>nicht</strong><br />

mehr zu verwenden. 30000 neue Flächen-<br />

und Firstziegel lassen das Dach<br />

nun wieder naturrot leuchten.<br />

Ein Denkmal <strong>ist</strong> kein Neubau<br />

Naturrot <strong>ist</strong> die Farbe der Dächer in<br />

Süddeutschland, Biberschwanzziegel<br />

sind typisch für die Region. <strong>Die</strong><br />

ersten Biberschwanz-Tondachziegel<br />

tauchten spätestens rund um die<br />

Nürnberger Ziegeleien des 14. Jahrhunderts<br />

auf und verbreiteten sich<br />

schnell im Raum südlich der Mainlinie.<br />

Zu den Denkmalschutz-Auflagen<br />

für die Sanierung der spätbarocken<br />

Wassermühle am Flüsschen<br />

Günz gehörte also auch ein naturrotes<br />

Dach mit Biberschwanz-Eindeckung.<br />

Doch zuvor galt es einige<br />

Konflikte aus dem Weg zu räumen.<br />

Denkmalschutz-Vorschriften standen<br />

gegen die Vorstellungen der Bauherren<br />

und der Architektin – Marion<br />

Bartl von Bartl & Ungethüm aus<br />

Altusried. Kompromisse waren unausweichlich.<br />

So mussten die alten<br />

Fenster bleiben, eine bessere Isolierung<br />

war nur durch eine Vorverglasung<br />

möglich. Das war Steffen Haid<br />

allerdings von vornherein klar: „Ein<br />

Denkmal kann kein Neubau werden,<br />

und wer einen Neubau will, der sollte<br />

die Finger vom Denkmal lassen.“<br />

Altes Haus mit neuer Technik<br />

In Zeiten des globalen Klimawandels<br />

greift die Energieeinsparverordnung,<br />

die eine Optimierung der<br />

Wärmedämmung vorschreibt. Eine<br />

bessere Wärmedämmung bedeutete<br />

im Fall der Mühlensanierung ein<br />

höheres Gewicht, allein schon durch<br />

das Dämmmaterial. Um die Statik zu<br />

gewährle<strong>ist</strong>en, wurden Fundamente<br />

und Mauern ausgebessert. Auch der<br />

Dachstuhl, der 1864 erneuert worden<br />

war, gefährdete die Stabilität. <strong>Die</strong><br />

Zimmerer ersetzten verrottete Pfetten<br />

und Sparren, dann bauten sie den<br />

Dachboden zum Wohnraum aus – ein<br />

Fall für das 101 Jahre alte Familienunternehmen<br />

der Zimmerei Taufratshofer-Bichtele<br />

aus Blonhofen.<br />

Nach der Instandsetzung des Satteldachs<br />

mit seinen acht Schleppgauben<br />

stand die Neueindeckung<br />

an. Auch dabei war wichtig, dass<br />

die Stabilität des Gebäudes stimmte.<br />

<strong>Die</strong> Entscheidung für eine Neu-<br />

◂ Hier musste<br />

dringend<br />

was passieren:<br />

Das Hauptgebäude<br />

vor der<br />

Sanierung<br />

H<strong>ist</strong>orie der Alten Mühle Liebenthann<br />

Erstmals erwähnt wurde die Alte Mühle Liebenthann 1655, doch die<br />

ursprüngliche Bausubstanz <strong>ist</strong> deutlich älter, wie sich beim Umbau herausgestellt<br />

hat. Den Vorgängerbau zerstörten die Schweden im Dreißigjährigen<br />

Krieg. <strong>Die</strong> baulichen Veränderungen im Lauf der Jahrhunderte<br />

lesen sich wie ein Führer durch die Kunst- und Architekturgeschichte. 1698<br />

erfuhr die Mühle eine erstmalige Umgestaltung. 1747 bis 1750 erhielt das<br />

Anwesen die heutige spätbarocke Fassade. Der Grundriss wurde substanziell<br />

geändert, der Eingang von der Ost- zur Südseite verlegt. Um 1840<br />

entstand im Obergeschoss eine Biedermeierstube, deren freigelegte und<br />

restaurierte Schablonenmalereien die heutigen Besitzer erfreuen. Der<br />

Dachstuhl wurde 1864 erneuert. Um 1920 erfolgte der Einbau einer Turbine<br />

zur Stromerzeugung.<br />

www.mikado-online.de 35


Sanierung und Ausbau<br />

Creaton / HS<br />

Steckbrief<br />

Objekt:<br />

Schlossmühle „Alte Mühle“<br />

Liebenthann<br />

D-87634 Obergünzburg<br />

Bauherren:<br />

Brigitte und Steffen Haid<br />

D-87634 Obergünzburg<br />

Planung:<br />

Architekturbüro<br />

Bartl & Ungethüm<br />

D-87452 Altusried<br />

www.ba-un.de<br />

Dachstuhlsanierung:<br />

Holzbau Taufratshofer-Bichtele<br />

D-87662 Blonhofen<br />

www.holzbau-bichtele.de<br />

Eindeckung:<br />

Zimmerei Häring<br />

D-87634 Ebersbach<br />

www.zimmerei-haering.de<br />

Produkt:<br />

„Klassik“-Biber, Rundschnitt,<br />

gebürstet, naturrot<br />

(Sonderanfertigung),<br />

30 000 Tondachziegel für<br />

ca. 900 m² Dachfläche<br />

Hersteller:<br />

Creaton AG<br />

D-86637 Wertingen<br />

www.creaton.de<br />

▴ Schleppgauben<br />

und ein<br />

Dachreiter mit<br />

Windfahne<br />

zieren das Hauptgebäude<br />

der Alten Mühle<br />

▸ Zum Mühlenensemble<br />

gehören<br />

eine Säge<br />

und ein Stall. Ein<br />

weiterer Stall<br />

<strong>ist</strong> 1988 eingestürzt.<br />

Den will der neue<br />

Besitzer<br />

wieder aufbauen<br />

eindeckung mit den „Klassik“-Biberschwanz-Tondachziegeln<br />

von<br />

Creaton traf Bauherr Steffen Haid<br />

schnell: „Hier geht es in erster Linie<br />

um ein kulturh<strong>ist</strong>orisches Denkmal,<br />

und wir brauchten ein qualitativ<br />

hohes, langlebiges Produkt, bei<br />

dem auch die Statik mitspielt.“ Der<br />

Biber überzeugte die Bauherren und<br />

die Denkmalpfleger, die eine gebürstete<br />

Oberfläche der Dachziegel vorschrieben.<br />

30 000 Biber für drei Dächer<br />

Als sich Zimmerme<strong>ist</strong>er Hans Häring<br />

mit seinem Team aus Obergünzburg-<br />

Ebersbach an die Neueindeckung<br />

machte, waren alle Probleme der Statik<br />

aus dem Weg geräumt: „<strong>Die</strong> Verlegung<br />

war einfach und unkompliziert.<br />

Nach fünf Wochen waren wir<br />

fertig“, erzählt Häring. Um die Gaubenvordächer<br />

möglichst h<strong>ist</strong>orisch<br />

zu gestalten, verzichteten die Handwerker<br />

bewusst auf Ortgangbretter<br />

und Verblechungen. Damit kein chemischer<br />

Holzschutz notwendig wurde,<br />

bestehen die freiliegenden Dachlatten<br />

aus Eiche. Insgesamt verlegte<br />

Zimmerme<strong>ist</strong>er Häring mit seinem<br />

Team 30 000 gebürstete Rundschnittbiber<br />

auf einer Fläche von 900 m².<br />

Jede Menge Ton, denn das Gebäudeensemble<br />

auf dem Anwesen besteht<br />

aus der alten Mühle, einer Säge<br />

und einem Stall. Alle drei Gebäude<br />

brauchten ein neues Dach auf alten<br />

Mauern. „Eine kleine Herausforderung<br />

war das schon mit den Schleppgauben“,<br />

erinnert sich Fachberater<br />

Herbert John. <strong>Die</strong> gesamte Fassade<br />

wie auch die Dachform mussten<br />

die Architekten nämlich erst einmal<br />

anhand alter Zeichnungen rekonstruieren.<br />

Da es sich um kein Standardprodukt,<br />

sondern um eine Sonderanfertigung<br />

handelt, produzierte<br />

die Ziegelei die Tondachziegel erst<br />

nach Auftragserteilung.<br />

Steffen Haid, einst Unternehmer<br />

und jetzt Privatier, hatte ein Jahr<br />

nach dem Erwerb der Mühle Ende<br />

2004 mit den Sanierungsarbeiten begonnen.<br />

Endgültig fertig wird sein<br />

Schmuckstück nach eigenen Angaben<br />

wohl erst im Jahr 2011. Er und<br />

seine Frau wollen in der alten Mühle<br />

Ferienwohnungen und im Stall ein<br />

Ausflugslokal einrichten. Dann erfreuen<br />

die leuchtenden Dächer <strong>nicht</strong><br />

mehr nur den Hausherren, die Architekten<br />

und die Zimmerleute.<br />

Claudia Heidemeyer, Düsseldorf ▪<br />

36 mikado 12.2008


Bücher<br />

Umberta Andrea Simonis<br />

Sicher und sympathisch beim<br />

Kunden auftreten<br />

Der erste „Knigge“ für Auszubildende<br />

im Handwerk<br />

Holzmann ı Bad Wörishofen<br />

88 Seiten ı zahlr. Abbildungen<br />

17 x 24 cm ı kartoniert<br />

Mai 2008 ı 17 Euro<br />

ISBN 978-3-7783-0690-1<br />

Jacob Steinmann<br />

Traditionelle Zimmererkunst<br />

Eine Zukunft für die<br />

Vergangenheit<br />

Baulino Verlag<br />

Waldshut-Tiengen<br />

190 Seiten ı 200 Abbildungen<br />

17 x 24 cm ı gebunden<br />

Juni 2008 ı 29 Euro<br />

ISBN 978-3-938537-03-9<br />

Mit schmutzigen Schuhen<br />

grußlos die Wohnung betreten,<br />

laute Privatgespräche am<br />

Handy führen, Kunden duzen<br />

oder den Arbeitsplatz unaufgeräumt<br />

hinterlassen – manchmal<br />

verstößt der Handwerker-Nachwuchs<br />

gegen Regeln im Kundenumgang,<br />

die für den Gesellen<br />

oder Chef eine Selbstverständlichkeit<br />

sind. Oft <strong>ist</strong> es schwierig,<br />

die richtigen Worte zu finden,<br />

um den Azubi auf solche Probleme<br />

hinzuweisen. Doch man<br />

muss es tun, denn verärgerte<br />

Kunden schaden dem Ruf des<br />

Unternehmens. Solchen Situati-<br />

onen kann vorgebeugt werden.<br />

<strong>Die</strong>ses Buch <strong>ist</strong> speziell auf die<br />

Situationen von Auszubildenden<br />

im Handwerk zugeschnitten<br />

und gibt wichtige Tipps für einen<br />

erfolgreichen Auftritt beim<br />

Kunden. Beschrieben werden Situationen<br />

aus dem Arbeitsalltag,<br />

unterteilt in „Kommt immer<br />

gut“ und „Voll daneben“. Untermalt<br />

wird dies mit farbigen Praxisfotos.<br />

So sind die Lehrlinge<br />

auf mögliche Fettnäpfchen vorbereitet<br />

und der Ausbilder kann<br />

sich auf das angemessene Verhalten<br />

der jungen Mitarbeiter<br />

verlassen.<br />

▪<br />

<strong>Die</strong> Geschichte und vor allem<br />

die Techniken traditioneller<br />

Zimmererkunst stellt<br />

dieses Buch ausführlich vor.<br />

Nach der Lektüre sind Handwerker<br />

und Denkmalpfleger in<br />

der Lage, aus einem Gebäude<br />

zahlreiche interessante Informationen<br />

herauszulesen: Baumart,<br />

Jahresringe und Erhaltungszustand<br />

des verwendeten Holzes,<br />

Spuren der zur Bearbeitung<br />

verwendeten Werkzeuge, Anreißmethoden,<br />

Abbundzeichen,<br />

Oberflächen, die Konstruktionsart,<br />

Umbauten und Vergrößerungen<br />

geben Auskunft über<br />

die Bedingungen zur Zeit des<br />

Bauens, den Zustand des Waldes,<br />

den Stand der Werkzeuge<br />

und der Hebetechnik sowie die<br />

Kompetenz und Qualifikation<br />

des Handwerkers. Baustile und<br />

Schmuckformen einzelner Zeitepochen<br />

oder regionaler Traditionen<br />

werden vorgestellt – aber<br />

immer bleibt das Handwerk im<br />

Mittelpunkt. Der Inhalt gliedert<br />

sich in zwei große Hauptkapitel:<br />

„Von der Planung bis zur Aufrichte“<br />

und „Material und Konstruktion“.<br />

Am Ende rundet ein<br />

Glossar mit fast 200 Fachbegriffen<br />

das Buch ab.<br />

▪<br />

Ideen festhalten<br />

Wir geben Antwort auf Ihre<br />

Fragen zur Verbindung im<br />

konstruktiven Holzbau.<br />

z. B. WT-T-SYSTEM<br />

BAU 2009<br />

Halle B3<br />

Stand 335<br />

SFS intec GmbH<br />

In den Schwarzwiesen 2 · 61440 Oberursel / Ts<br />

Tel.: +49 6171 70020 · Fax: +49 6171 700232<br />

E-Mail: de.oberursel@sfsintec.biz · www.sfsintec.biz/de<br />

Turn ideas into reality.<br />

38 mikado 12.2008


Details im Griff Dezember 2008<br />

Flachdach<br />

Auch Gründächer gehören hinterlüftet<br />

In mehrschichtigen Konstruktionen <strong>ist</strong> Feuchtigkeit kaum<br />

zu verhindern, da auf Baustellen <strong>nicht</strong> fehlerfrei gearbeitet wird.<br />

Deshalb sollte der Aufbau dies immer tolerieren können.<br />

Objekt<br />

Ein im Jahr 2000 fertiggestelltes<br />

Reihenhaus besaß ein <strong>nicht</strong> hinterlüftetes<br />

Gründach mit 6° Neigung. Der<br />

Dachaufbau bestand aus einer Balkenlage<br />

mit oberseitiger Schalung<br />

aus OSB-Platten, die auch zur Dachaussteifung<br />

beitrugen. Direkt darauf<br />

lagen die Abdichtung und das Pflanzensubstrat.<br />

<strong>Die</strong> Gefache zwischen<br />

den Sparren waren in voller Höhe<br />

gedämmt und raumseitig mit einer<br />

Folie als Dampfbremse luftdicht abgeschlossen.<br />

▸ Als die<br />

Grünschicht entfernt<br />

war,<br />

deuteten dunkle<br />

Verfärbungen<br />

der OSB-Platten<br />

schon auf<br />

Feuchteschäden<br />

Schadensbild<br />

Schon kurz nach dem Einzug der<br />

Bewohner begann es immer unangenehmer<br />

zu riechen. Man öffnete<br />

daraufhin die Dachkonstruktion<br />

vom Gebäudeinneren und es zeigte<br />

sich massive Kondenswasserbildung<br />

auf der Schalungsrückseite. Deshalb<br />

öffnete man dann das Dach auch<br />

von außen und es kamen erhebliche<br />

Feuchteschäden zum Vorschein.<br />

<strong>Die</strong> OSB-Platten bogen sich beim<br />

Begehen, brachen beim Versuch, sie<br />

von der Unterkonstruktion zu lösen<br />

und wiesen Schimmelbewuchs auf<br />

Ober- und Unterseite auf. Teilweise<br />

waren sie von holzzerstörenden Pilzen<br />

befallen, die auch schon auf einige<br />

Dachsparren übergriffen.<br />

Schadensursache<br />

OSB-Platten haben sich in vielen Anwendungsbereichen<br />

des modernen<br />

Holzbaus – vor allem in Wand- und<br />

Deckenkonstruktionen – bewährt.<br />

Aufgrund ihrer Größe und schnellen<br />

Verarbeitung werden sie auch<br />

gern als Dachschalungen verwendet.<br />

Doch hier treten massive Probleme<br />

auf, wenn die klimatischen<br />

Bedingungen <strong>nicht</strong> mehr der zulässigen<br />

Nutzungsklasse entsprechen bzw.<br />

wenn feuchteempfindliche Dachausbildungen<br />

gewählt werden.<br />

Der hier ausgeführte Dachaufbau<br />

<strong>ist</strong> kritisch, da außerplanmäßig eingedrungene<br />

Feuchte durch die untere<br />

wie obere Absperrung <strong>nicht</strong> entweichen<br />

kann. <strong>Die</strong> Hölzer sind dabei in<br />

mehrfacher Hinsicht gefährdet, z.B.<br />

durch erhöhte Einbaufeuchte oder<br />

spätere Leckagen. Bereits kleine Feh-<br />

Auf einen Blick<br />

Objekt<br />

Schadensbild<br />

Schadensursache<br />

Schadens behebung<br />

ler bei der Luftdichtheit können zu<br />

massivem Kondenswasseranfall im<br />

Inneren der Konstruktion führen.<br />

Und von oben droht eine massives<br />

Eindringen von Feuchte durch Leckagen<br />

im Dach, z.B. bei den Stößen<br />

der Bahnen oder bei den Anschlüssen<br />

an Lüfter und Schornsteine.<br />

Zunächst bilden sich Schimmelpilze<br />

auf den Unterseiten der befeuchteten<br />

OSB-Platten. Aufgrund<br />

ihres Aufbaus aus langen verleimten<br />

Spänen konzentriert sich die Feuchtigkeit<br />

an der Oberfläche. Da gleich-<br />

Reihenhaus mit begrüntem, aber <strong>nicht</strong> hinterlüftetem<br />

Flachdach<br />

Oberhalb der Sparren schimmelt und fault die<br />

Schalung aus OSB-Platten<br />

Feuchtigkeit drang in den Dachaufbau ein und eine<br />

Hinterlüftung fehlte<br />

Der gesamte Dachaufbau wird demontiert und durch<br />

eine hinterlüftete Konstruktion ersetzt<br />

www.mikado-online.de 39


Details im Griff Dezember 2008<br />

◂ Viele der OSB-<br />

Platten<br />

brachen beim<br />

Versuch,<br />

sie von der<br />

Unterkonstruktion<br />

zu lösen<br />

ausreichend gewesen war, wurde mit<br />

einem Präparat auf Basis von Borsalzen<br />

nachbehandelt.<br />

Zum Inneren verlegte man zunächst<br />

eine weitere Luftdichtigkeitsebene<br />

auf der verbliebenen alten<br />

Dampfsperre, und zwar von<br />

außen, weil das Gebäude bewohnt<br />

war. Oberhalb der neuen Schalung<br />

wurde zunächst eine belüftete Ebene<br />

errichtet, darüber dann eine imprägnierte<br />

Vollholzschalung und auf ihr<br />

die Begrünungsschichten.<br />

zeitig die verwendeten Holzarten oft<br />

einen hohen Nährstoffgehalt aufweisen,<br />

liegen optimale Bedingungen für<br />

einen Schimmelbefall vor.<br />

Schimmelpilze sind ein guter Indikator<br />

für zu hohe Feuchtigkeiten,<br />

beeinträchtigen die Festigkeit<br />

der Platten jedoch <strong>nicht</strong>. Durch die<br />

Feuchtigkeit selbst quellen die Platten<br />

jedoch auf und sind dann wegen<br />

der damit verbundenen Festigkeitsverluste<br />

<strong>nicht</strong> mehr in der Lage, die<br />

ihnen zugedachte statische Funktion<br />

zu erfüllen. Schließlich können sich<br />

holzzerstörende Pilze entwickeln, die<br />

einen schnellen Zerfall der Platten<br />

bewirken.<br />

<strong>Die</strong> entscheidende „allgemein anerkannte<br />

Regel der Technik“ <strong>ist</strong> DIN<br />

68800 „Holzschutz“. Sie <strong>ist</strong> in den<br />

me<strong>ist</strong>en Bundesländern bauaufsichtlich<br />

eingeführt und damit verbindlich.<br />

Der gewählte Dachaufbau muss<br />

demnach in die Gefährdungsklasse 2<br />

eingestuft werden, weil die obere<br />

Schalung aus den OSB-Platten eine<br />

diffusionsäquivalente Luftschichtdicke<br />

von mehr als 0,2 m aufwe<strong>ist</strong>. Für<br />

aussteifende Dachschalungen sind<br />

nach DIN 1052 aber nur Holzwerkstoffplatten<br />

der Holzwerkstoffklasse<br />

100G zulässig. <strong>Die</strong>se Bedingung wird<br />

von den OSB-Platten <strong>nicht</strong> erfüllt.<br />

Es gibt auch keine im Handel verfügbaren<br />

Platten, die der Holzwerkstoffklasse<br />

100G entsprechen und für<br />

die hier vorliegende Ausführung einsetzbar<br />

wären. Ihre Verwendung war<br />

also eindeutig unzulässig.<br />

Schaden beheben<br />

<strong>Die</strong> OSB-Schalung und die Dämmung<br />

mussten entfernt und entsorgt werden.<br />

<strong>Die</strong> Dachsparren konnten belassen<br />

werden – bis auf zwei, die man<br />

nach den Regeln der DIN 68800-4 abbeilte<br />

und verstärkte. Da die Schutzmittelmenge<br />

offenbar auch <strong>nicht</strong><br />

Peylo – „Schadensfälle im Holzbau II“, Weka Media<br />

◂ <strong>Die</strong> Fäulnis<br />

hatte teilweise<br />

schon von<br />

den OSB-Platten<br />

auf die Vollholz-Dachsparren<br />

übergegriffen<br />

Schaden vermeiden<br />

Der Kommentar zur Norm DIN 68800<br />

rät von unbelüfteten Dachkonstruktionen<br />

wegen ihrer Empfindlichkeit<br />

gegenüber ungewollt eindringender<br />

Feuchte ab. Schäden sind nämlich<br />

schwer zu verhindern, da die erforderliche<br />

Fehlerfreiheit auf Baustellen<br />

kaum herzustellen <strong>ist</strong>. Und eine<br />

Konstruktion, die Fehler <strong>nicht</strong> tolerieren<br />

kann, besitzt ein zu hohes<br />

Schadensrisiko.<br />

Downloadtipp:<br />

<strong>Die</strong> Langfassung dieses Schadensfalles<br />

steht für mikado-Abonnenten<br />

kostenlos zum Download bereit:<br />

www.mikado-online.de →<br />

Arbeitshilfen → Ausgabe 12.2008<br />

Dächer sollten grundsätzlich immer<br />

mit imprägnierten Vollholzschalungen<br />

in belüfteter Konstruktion<br />

errichtet werden. Nur so kann<br />

Feuchtigkeit schnell und problemlos<br />

wieder entweichen.<br />

<strong>Die</strong> gewünschte Robustheit erhält<br />

man durch eine diffusionsoffene<br />

obere Abdeckung der Gefache mit<br />

Unterdachbahnen oder mit Holzfaserplatten,<br />

die dann aber keine statische<br />

Funktion bekommen dürfen. <strong>Die</strong><br />

Aussteifungsebene sollte sich deshalb<br />

unterhalb der Dachbalken befinden.<br />

Der äußere Dachaufbau sollte als hinterlüftete<br />

Konstruktion oberhalb einer<br />

Schalung aufgebracht werden,<br />

völlig unabhängig von der Tragkonstruktion.<br />

Dr. André Peylo, ö.b.u.v. Sachverständiger,<br />

<br />

Lauenburg ▪<br />

40<br />

mikado 12.2008


Management Ihr gutes Recht<br />

Management Ihr gutes Recht<br />

Ivan Bajic, iStockphoto.com<br />

Forderungssicherung<br />

Gesetz stärkt Handwerkerrechte<br />

Am 1. Januar 2009 wird<br />

das sog. „Forderungssicherungsgesetz“<br />

in Kraft treten.<br />

Der Gesetzesentwurf <strong>ist</strong> am<br />

19. September 2008 vom Bundesrat<br />

verabschiedet worden.<br />

Mit diesem Gesetz werden die<br />

werkvertraglichen Rechte der<br />

Auftragnehmer deutlich verbessert.<br />

Vor Forderungsausfällen<br />

sind Handwerker künftig<br />

besser geschützt.<br />

Dazu sind insbesondere Regelungen<br />

im Werkvertragsrecht<br />

des BGB geändert worden. <strong>Die</strong><br />

bisherige Regelung über den<br />

Anspruch auf Abschlagszahlungen<br />

in § 632a BGB wird den<br />

Regelungen der VOB/B angenähert.<br />

So kann der Auftragnehmer<br />

nach der neuen Gesetzes-<br />

lage Abschlagszahlungen in<br />

der Höhe verlangen, die dem<br />

erbrachten Wertzuwachs für den<br />

Auftraggeber entspricht.<br />

We<strong>ist</strong> die Le<strong>ist</strong>ung unwesentliche<br />

Mängel auf, kann eine Abschlagszahlung<br />

<strong>nicht</strong> verweigert<br />

werden, der Auftraggeber<br />

kann jedoch einen Betrag bis zur<br />

Höhe des Doppelten der voraussichtlich<br />

für die Mängelbeseitigung<br />

aufzuwendenden Kosten<br />

einbehalten. Bei wesentlichen<br />

Mängeln besteht dagegen kein<br />

Recht auf Abschlagszahlung.<br />

Verbraucher haben Anspruch<br />

auf eine fünfprozentige Sicherheitsle<strong>ist</strong>ung,<br />

die der Auftragnehmer<br />

bei der ersten Abschlagszahlung<br />

le<strong>ist</strong>en muss.<br />

Bundesgesetzblatt, Ausgabe vom 28. Oktober 2008<br />

Le<strong>ist</strong>ungsbeschreibung<br />

Änderungen sind zu vergüten<br />

Le<strong>ist</strong>ungsbeschreibungen<br />

enthalten immer öfter funktionale<br />

Elemente, bei denen der<br />

Auftragnehmer auf der Grundlage<br />

der Planung selbst eine funktionierende<br />

Lösung finden muss.<br />

Liegt in einem Vertrag aber eine<br />

unklare Le<strong>ist</strong>ungsbeschreibung<br />

arturbo, iStockphoto.com<br />

vor, dann darf die nach Ansicht<br />

des Bundesgerichtshofs (BGH)<br />

<strong>nicht</strong> zu Lasten des Auftragnehmers<br />

ausgelegt werden.<br />

Ein Auftraggeber hatte für<br />

seine Küche eine Lüftungsanlage<br />

„nach Erfordernis“ ausgeschrieben,<br />

änderte dann aber die<br />

Planung und benötigte plötzlich<br />

eine wesentlich größer dimensionierte.<br />

Den Mehrvergütungsanspruch<br />

des Auftragnehmers<br />

lehnte er mit dem Hinweis auf<br />

die funktionale Ausschreibung<br />

ab. Der Auftragnehmer muss<br />

seine Le<strong>ist</strong>ung der geänderten<br />

Planung zwar anpassen, aber<br />

ihm darf aber <strong>nicht</strong> einseitig das<br />

finanzielle Risiko aufgebürdet<br />

werden. Er hat einen Anspruch<br />

auf Mehrvergütung.<br />

Bundesgerichtshof, Urteil vom 13. März 2008,<br />

Az.: VII ZR 194/06<br />

Überzahlung<br />

Gleiche Verjährungsfr<strong>ist</strong> für alle<br />

Bisher konnten öffentliche<br />

Auftraggeber Überzahlungen<br />

aus Aufträgen länger zurückfordern<br />

als private Auftraggeber<br />

– bis zu sieben Jahre nach<br />

der Abnahme.<br />

Mit seinem Urteil vom 8. Mai<br />

2008 <strong>ist</strong> der Bundesgerichtshof<br />

(BGH) von dieser Praxis<br />

abgerückt. Auch für öffentliche<br />

Auftraggeber gilt nunmehr<br />

die Verjährungsfr<strong>ist</strong> des<br />

chr<strong>ist</strong>ine balderas, iStockphoto.com<br />

§ 195 BGB: drei volle Kalenderjahre<br />

nach Ablauf des Jahres, in<br />

dem der Anspruch entstand.<br />

<strong>Die</strong> Verjährungsfr<strong>ist</strong> beginnt<br />

dann zu laufen, wenn die subjektiven<br />

Voraussetzungen des § 199<br />

Abs. 1 Nr. 2 BGB gegeben sind:<br />

wenn Le<strong>ist</strong>ungsverzeichnis,<br />

Aufmaß und Schlussrechnung<br />

vorliegen und daraus eine vertragswidrige<br />

Abrechnung erkennbar<br />

wäre.<br />

Entscheidend für den Beginn<br />

der Verjährung für Rückzahlungsforderungen<br />

<strong>ist</strong> also <strong>nicht</strong><br />

der Zeitpunkt der Abnahme,<br />

sondern der Schluss des Jahres,<br />

nach dem der Auftragnehmer<br />

die Le<strong>ist</strong>ung abgerechnet und<br />

dem Auftraggeber die Schlussrechnung<br />

eingereicht hat.<br />

Bundesgerichtshof, Urteil vom 8. Mai 2008,<br />

Az.: VII ZR 106/07<br />

www.mikado-online.de 41


Management Büro kompakt<br />

Zeitmanagement<br />

Anpacken statt aufschieben<br />

Ein unangenehmer Rückruf, die langweilige Buchhaltung oder das Vorbereiten<br />

einer Präsentation – lauter Dinge, die man gerne vor sich herschiebt. Dass das die Sache<br />

<strong>nicht</strong> besser macht, wissen wir. Wie Sie die Dinge am besten anpacken, lesen Sie hier.<br />

es wenig herausfordernde Aufgaben<br />

wie Ablage, Einordnen, Post, Kopieren.<br />

Und schnell entsteht neben der<br />

Unlust gar Verärgerung über den benötigten<br />

Zeitaufwand: „Es gibt Wichtigeres<br />

zu tun.“ Ihre Konzentration<br />

lässt nach, weil Sie im Grunde gedanklich<br />

an einer anderen, vermeintlich<br />

attraktiveren Aufgabe arbeiten.<br />

Und diese Erfahrung veranlasst Sie,<br />

beim nächsten Mal mit noch größerer<br />

Abneigung an die Sache heranzugehen.<br />

Einstellung ändern<br />

Ein Kunde möchte zurückgerufen<br />

werden. Er hat schon mehrfach<br />

versucht, Sie zu erreichen. Sie<br />

befürchten, dass er eine Beschwerde<br />

loswerden möchte. Nein, heute rufen<br />

Sie ihn <strong>nicht</strong> zurück.<br />

Ein unangenehmes Telefonat – jemand<br />

will sich beschweren oder Sie<br />

müssen jemandem die Meinung sagen.<br />

Der Gesprächspartner <strong>ist</strong> vielleicht<br />

arrogant, aggressiv, ungeduldig.<br />

Unangenehme Gefühle entstehen,<br />

wenn Sie an das Telefonat denken.<br />

Kein Wunder, dass Sie es hinauszögern<br />

wollen.<br />

Handeln reduziert Befürchtung<br />

Das beste Rezept: Anfangen, denn<br />

Handeln reduziert Angst. Packen Sie<br />

den Stier bei den Hörnern. Klären<br />

▴ <strong>Die</strong> Uhr tickt.<br />

Wer<br />

unangenehme<br />

Dinge<br />

aufschiebt, kommt<br />

unweigerlich<br />

mehr und mehr in<br />

Zeitnot<br />

Sie die Sachlage. Entschuldigen Sie<br />

sich, wenn es nötig <strong>ist</strong>. Einer abfälligen<br />

Bemerkung begegnen Sie mit:<br />

„Schade, dass es Ihnen <strong>nicht</strong> zusagt.<br />

Können Sie Ihre Kritik konkretisieren,<br />

damit uns zukünftig eine Verbesserung<br />

gelingt?“<br />

Langweilige Buchhaltung<br />

Es <strong>ist</strong> wieder so weit: die Buchhaltung<br />

steht an. Das heißt die Belege<br />

sortieren, abheften, die Reisekostenabrechnung<br />

auf den neuesten Stand<br />

bringen. Da kommt Langeweile auf,<br />

denken Sie. Das Durcheinander sichten<br />

und in Ordnung bringen – dafür<br />

haben Sie jetzt wirklich keine Zeit.<br />

Wie oft haben Sie aus dem Gefühl<br />

der Langeweile eine Aufgabe immer<br />

wieder hinausgezögert? Me<strong>ist</strong> sind<br />

karen roach, iStockphoto.com<br />

Ändern Sie die eigene Einstellung.<br />

Denken Sie <strong>nicht</strong>: „<strong>Die</strong> Ablage raubt<br />

mir wieder viel Zeit“, sondern: „Jetzt<br />

schaffe ich mir wieder Überblick über<br />

getroffene Vereinbarungen und offene<br />

Rechnungen.“<br />

Teilen Sie die Aufgaben in kleine<br />

Zeitblöcke. Statt eines ganzen Nachmittags<br />

arbeiten Sie regelmäßig eine<br />

halbe Stunde an diesem Projekt. Sie<br />

sind dann einfach entspannter.<br />

Termindruck vor einer<br />

Präsentation<br />

Seit Tagen schieben Sie die Infos<br />

und Unterlagen für die bevorstehende<br />

Präsentation von einer Ecke des<br />

Schreibtisches in die andere. Etliche<br />

Ansätze sind entworfen, aber auch<br />

genauso schnell wieder verworfen.<br />

Sie kommen <strong>nicht</strong> voran. Sobald Sie<br />

an die Ausarbeitung denken, graut<br />

es Ihnen. In Ihrem Kopf steht alles<br />

still. Wut über die eigene Unfähigkeit<br />

und Panik kommen auf: Schaffen<br />

Sie es noch rechtzeitig? <strong>Die</strong> Zeit<br />

scheint Ihnen zwischen den Fingern<br />

zu zerrinnen.<br />

42<br />

mikado 12.2008


Management Büro kompakt<br />

Sich neuen Herausforderungen zu<br />

stellen, die eigenen Grenzen zu überschreiten<br />

oder an Grenzen eigener<br />

Fähigkeiten zu stoßen, löst Ängste<br />

aus. Und die Ängste blockieren das<br />

Handeln. Ist man der Aufgabe überhaupt<br />

gewachsen?<br />

Neues schafft Bege<strong>ist</strong>erung, aber<br />

je nach Größe und Intensität der Herausforderung<br />

auch das Bedürfnis<br />

nach Schutz und Vertrautem. Schnell<br />

fühlen Sie den Boden unter den Füßen<br />

schwinden. Sie suchen Sicherheit<br />

und wenden sich gewohnten<br />

Aufgaben zu. Aufschieben bedeutet<br />

hier, den inneren Druck aus Unsicherheit,<br />

Angst und Selbstzweifel<br />

zu verringern.<br />

Schwierige Projekte in<br />

Teilaufgaben zerlegen<br />

Bedienen Sie sich der „Salamitaktik“:<br />

Zerlegen Sie schwierige und ungewohnte<br />

Arbeiten in Teilaufgaben.<br />

Sie stellen dabei beispielsweise fest,<br />

dass Scheibe zwei Ihnen bereits vertraut<br />

<strong>ist</strong>, Scheibe drei vergleichbar<br />

<strong>ist</strong> mit einer Aufgabe, die Sie bereits<br />

einmal sehr gut erledigt haben, und<br />

von Scheibe vier wissen Sie, dass ein<br />

Bekannter dieses Gebiet beherrscht.<br />

Nur die Scheiben eins und fünf kennen<br />

Sie <strong>nicht</strong> und brauchen darüber<br />

Informationen.<br />

Beginnen Sie an dem Punkt, der<br />

Ihnen am me<strong>ist</strong>en zusagt – das muss<br />

<strong>nicht</strong> der Anfang sein. Schließlich<br />

haben Sie später noch Gelegenheit,<br />

das Projekt zu überarbeiten.<br />

Beraten Sie sich mit Kollegen oder<br />

Vorgesetzten. Suchen Sie Hilfe bei<br />

kompetenten Personen.<br />

Halten Sie in jedem Fall den festgesetzten<br />

Arbeitsbeginn ein. Geben<br />

Sie dem inneren Druck, etwas anderes<br />

zu tun, <strong>nicht</strong> nach. Es gilt, die<br />

Spannung zu ertragen. Lassen Sie<br />

sich selbst, aber vor allem Ihrer Kreativität<br />

Zeit. Nur Geduld, die Ideen<br />

werden kommen – sobald Sie sich<br />

<strong>nicht</strong> mehr ständig mit anderen Sachen<br />

beschäftigen.<br />

Akzeptieren Sie Blockaden. Bleiben<br />

Sie gelassen, und schauen Sie<br />

auf das, was Sie bereits gele<strong>ist</strong>et haben<br />

– klar, dass es Ihnen auch diesmal<br />

gelingen wird!<br />

▪<br />

www.mikado-online.de 43


Mobil<br />

IAA Nutzfahrzeuge<br />

Zeit für gute Geschäfte<br />

<strong>Die</strong> diesjährige IAA Nutzfahrzeuge in Hannover zeigte Anfang<br />

Oktober einen wichtigen Trend bei allen Herstellern: Wer jetzt<br />

Nutzfahrzeuge nachfragt, kann mit guten Konditionen rechnen.<br />

44 mikado 12.2008


Mobil<br />

◂ Zielt besonders<br />

auf Überseemärkte:<br />

der neue<br />

VW Pickup mit<br />

eigener Plattform<br />

▸ Sparsam und<br />

umweltschonend:<br />

VW Crafter<br />

Blue Motion mit<br />

der SCR-<br />

Abgastechnologie<br />

▸ Citykurier mit<br />

Chic, aber<br />

leider wenig<br />

Ladetalent:<br />

Ford Fiesta Van<br />

B<br />

einahe jeder Hersteller sonnte<br />

sich ein letztes Mal im Licht der<br />

ertragreichen letzten Jahre – doch<br />

bereits heute fegt eine steife Brise ins<br />

Gesicht der Branche. Durch sinkende<br />

Absatzzahlen drohen Kurzarbeit<br />

und Werksschließungen. Der Kunde<br />

allerdings profitiert vom verschärften<br />

Wettbewerb, denn die Marktverhältnisse<br />

begünstigen wieder den<br />

Käufer.<br />

Das Jahr 2008 geht nur als durchschnittliches<br />

Transporter-Jahr in die<br />

Annalen ein. <strong>Die</strong> Hersteller haben ihr<br />

Pulver bereits in den Vorjahren verschossen.<br />

<strong>Die</strong> großen Premieren lie-<br />

gen bereits zurück oder stehen noch<br />

aus. Volkswagen zeigte den erwarteten<br />

Pickup, ein 5,19 m langes und<br />

1,90 m breites Gefährt mit Doppelkabine<br />

– <strong>nicht</strong> unbedingt zeitgemäß.<br />

Dafür müssen Interessenten für den<br />

T5-Transporter noch bis nächstes<br />

Jahr auf neue Motoren warten. Es<br />

wird wohl auf den Zweiliter-Vierzylinder<br />

mit Common-Rail-Einspritzung<br />

hinauslaufen, der teure Fünfzylinder<br />

aus Leichtmetall geht dann<br />

voraussichtlich in Rente. Der kleine<br />

Caddy, das Erfolgsmodell Nummer<br />

zwei der Wolfsburger, kann künftig<br />

für 1900 Euro extra auf allen Vieren<br />

angetrieben werden. Etwa 100<br />

kg mehr bringt der permanente Allradantrieb<br />

mit elektrohydraulischer<br />

Kraftverteilung auf die Waage, schon<br />

zum nächsten Winter soll er zu haben<br />

sein.<br />

Blaue Sparmobile<br />

Der große VW-Transporter Crafter<br />

geht weitgehend unverändert in die<br />

nächste Runde. Blue Motion heißt das<br />

Zauberwort, noch gilt der Spar-Crafter<br />

als Studie. Rein äußerlich bleibt<br />

der Eingriff moderat. Ein Heckspoiler<br />

am Dachende und ein neues Kühler-<br />

www.mikado-online.de 45


Mobil<br />

ben. Künftig können alle Mercedes-<br />

Transporter so für ihr Einsatzprofil<br />

vorkonfektioniert werden – weniger<br />

Kraftstoffverbrauch entlastet die<br />

Umwelt, aber auch die Budgets der<br />

Fuhrparks.<br />

Eher sportlich gab man sich bei<br />

Ford. Neben dem Transit Sport soll<br />

jetzt auch der kleinere Connect in<br />

Blaumetallic und zwei blauen Streifen<br />

auf extrabreiten Sohlen schaulaufen.<br />

Ein echter Hingucker <strong>ist</strong> freilich<br />

der Fiesta Van, der <strong>nicht</strong> weniger<br />

sportlich daherkommt. <strong>Die</strong> adaptierte<br />

Variante des brandneuen Fiesta verspricht<br />

exzellente Fahreigenschaften,<br />

aber keine allzu großen Ladetalente.<br />

Erdgas und Hybrid<br />

grillprofil stehen für den Feinschliff<br />

der Aerodynamiker. Weiteres Sparpotenzial<br />

steckt in einem neuen Sechsgang-Getriebe.<br />

<strong>Die</strong> Stufe sechs <strong>ist</strong> 20<br />

Prozent länger übersetzt, mit passender<br />

Achse dreht der Crafter-<strong>Die</strong>sel<br />

deutlich niedriger. Kraftstoffsparend<br />

wirkt auch die neue Servopumpe der<br />

Lenkung, sie soll bis zu zwei Kilowatt<br />

sparen. Und die Lichtmaschine<br />

lädt hauptsächlich im Schiebebetrieb<br />

und sorgt für beinahe kostenfreie<br />

Energieversorgung. Für Blue-Motion-Vorwärtsdrang<br />

zeichnet nach wie<br />

vor der betagte Fünfzylinder-TDI, der<br />

sich hier mit 109 PS und 280 Nm<br />

Drehmoment bescheiden muss. Mit<br />

einer Additivierung des Abgases plus<br />

Oxikat und Partikelfilter werden die<br />

Abgasgrenzwerte nach Euro 5 erreicht.<br />

Etwa 50 kg zusätzlich wiegen<br />

Tank und SCR-Kat, die das ohnehin<br />

knappe Nutzlastangebot des<br />

Crafters weiter reduzieren. Dafür soll<br />

der Spar-Crafter durchschnittlich nur<br />

9,1 l <strong>Die</strong>sel konsumieren.<br />

Beim ewigen Rivalen Daimler heißt<br />

die Sparstudie neudeutsch Blue Efficiency,<br />

für die der Vito-Transporter<br />

mit vielen interessanten Zutaten<br />

Pate stand. <strong>Die</strong> Mercedes-Techniker<br />

griffen dabei in die Vollen und ließen<br />

bis auf die Motoren nur wenige<br />

Komponenten unangetastet. Ziel<br />

<strong>ist</strong> jeweils ein auf den Einsatzzweck<br />

maßgeschneidertes Transportfahrzeug,<br />

der Hersteller sortiert dazu die<br />

passenden Technologien. Das Nahverkehrsmenü<br />

beispielsweise besteht<br />

aus Stopp-Start-Funktion, Eco-Start,<br />

Erdgasantrieb, Mild- oder Voll-Hybrid.<br />

Erweitert sich der Aktionsradius,<br />

schlägt das Midrangepaket längere<br />

Übersetzungen, eine Eco-Lenkhilfspumpe<br />

und einen Erdgasantrieb vor.<br />

Für den Fernverkehr sind lange Achsen,<br />

Leichtlauföle und Leichtlaufreifen<br />

Pflicht. Das neue Programm soll<br />

<strong>nicht</strong> auf den Vito beschränkt blei-<br />

▴ Studie Mercedes<br />

Vito Blue<br />

Efficiency – die<br />

Komponenten<br />

nach Maß<br />

sparen Kraftstoff<br />

▾ Zukunftsmusik –<br />

Transporter-<br />

Ladekonzept NV<br />

200 von Nissan<br />

Elektrische und Gasantriebe sollen<br />

es bei Iveco und Fiat richten. Ein<br />

Antrieb mit Parallelhybrid soll den<br />

Daily beflügeln. 116 <strong>Die</strong>sel-PS und<br />

43 elektromotorische Pferdestärken<br />

werden an ein automatisiertes Agile-Schaltgetriebe<br />

weitergereicht, der<br />

Daily fährt sich wie ein Fahrzeug<br />

mit Automatikgetriebe. Stopp-Start<br />

und die Rückgewinnung der Bremsenergie<br />

reduzieren die Kraftstoffrechnung<br />

nach Meinung der Iveco-<br />

Techniker um bis zu 30 Prozent. Der<br />

Elektro-Daily mit Plug-and-play-<br />

Technik fährt als City-Verteiler mit<br />

bis zu drei Natrium-Nickel-Batterien<br />

rein elektrisch. Er <strong>ist</strong> bis zu 70 km/h<br />

46 mikado 12.2008


Mobil<br />

Mit der klaren Konzeption<br />

unserer Bauten, den durchdachten<br />

Systemlösungen, den hohen<br />

Qualitätsmaßstäben und<br />

der ansprechenden Architektur<br />

haben wir viele Kunden<br />

überzeugt.<br />

schnell und hat mit maximal einer<br />

Tonne Zuladung eine Reichweite von<br />

120 km, der beim Bremsen erzeugte<br />

Strom lädt die Batterien beständig<br />

nach. Gleich daneben zeigte die<br />

Konzernmutter Fiat das komplette<br />

Transporterprogramm inklusive eines<br />

Ducato-Erdgasmodells. Der profitiert<br />

vom stämmigen Dreiliter-Vierzylinder<br />

von Iveco. Er soll noch 2008 auf<br />

den Markt kommen, der Mehrpreis<br />

von 4000 Euro <strong>ist</strong> beträchtlich. Daneben<br />

trägt der kleine Fiorino zusammen<br />

mit den PSA-Kollegen Bipper<br />

und Nemo jetzt den Titel Van of<br />

the Year – der pfiffige Kurvenkünstler<br />

kann jetzt auch mit kostengünstigem<br />

Erdgas betrieben werden.<br />

Premiere im nächsten Jahr<br />

Andere müssen mit den Neuheiten<br />

vergangener Jahre leben – <strong>nicht</strong>s<br />

Neues gab es bei Opel zu sehen. Fürs<br />

nächste Jahr, soviel steht fest, <strong>ist</strong> eine<br />

Neuauflage des Movano geplant. Der<br />

große Opel soll dann konsequent bis<br />

zu 4,5 t Gesamtgewicht reichen und<br />

weit mehr Einsatzfälle abdecken können.<br />

Mit von der Partie sind auch<br />

die Partner des Nutzfahrzeug-Dreigestirns,<br />

nämlich Nissan und Renault.<br />

<strong>Die</strong> japanische Konzernmarke von<br />

Renault demonstriert mit der Studie<br />

NV 200 ein hochflexibles Ladesystem<br />

und mit dem Cabstar Hybrid das<br />

vielleicht aktuellere Exponat. Entwicklungspartner<br />

für den Parallelhybrid<br />

<strong>ist</strong> ZF, der Prototyp soll mit<br />

Stopp-Start-Automatik und Rekuperation<br />

(= Energierückgewinnung) bis<br />

zu 30 Prozent Kraftstoff sparen. Profaner<br />

gaben sich die Franzosen – sie<br />

legen beim Cityverteiler Kangoo mit<br />

dem gekürzten Compact noch einmal<br />

nach. Besonders sparsam soll der 1,5-<br />

Liter-<strong>Die</strong>sel sein – mit immerhin 86<br />

PS soll er nach ECE-Norm nur 4,9 l<br />

auf 100 km schlucken.<br />

Außenseiter Isuzu, <strong>nicht</strong> uninteressant<br />

für Handwerker, präsentierte<br />

die Neuauflage der leichten N-Serie-Lkw.<br />

Auf engen Baustellen und<br />

Hinterhöfen bringt der 3,5-Tonner<br />

mit Hinterachs-Einzelbereifung seine<br />

Kompaktmaße gewinnbringend<br />

ins Spiel. <strong>Die</strong> 1,80 m schmale Kabine<br />

bietet jedenfalls ausreichend Platz für<br />

zwei. Geprüft wird noch eine Allradvariante<br />

für die 3,5-Tonner, die von<br />

einem Dreiliter-Vierzylinder mit 150<br />

PS befeuert wird.<br />

Für die technische Kompetenz der<br />

Marke stand in Hannover auch eine<br />

Hybridvariante – geworben wird vor<br />

allem mit einer langen Neuwagengarantie.<br />

Sie umfasst auch das Fahrgestell<br />

samt Fahrerhaus und sie soll<br />

für drei Jahre oder 100 000 Kilometer<br />

gelten.<br />

▪<br />

▴ Van of the Year<br />

2009 – Fiat Fiorino<br />

Individuelle Gesamtlösungen<br />

für jeden Anspruch,<br />

kostenbewusstes Bauen…<br />

…weitere Vorteile,<br />

die für uns sprechen.<br />

Maßgebend bei der Reithallenplanung<br />

sind auch die<br />

individuellen Kundenwünsche,<br />

die jede Reithalle zu einem<br />

einmaligen Einzelobjekt werden<br />

lassen.<br />

Brüninghoff<br />

Holzleimbau<br />

Zimmerei<br />

Kompetenz Beton- und Stahlbau<br />

im Fertigbauteile<br />

Hallenbau<br />

Schlüsselfertiges Bauen<br />

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Mobil<br />

Fahrbericht<br />

Mehr Feinschliff für den Klassiker<br />

▴ Moderner<br />

Antrieb, hohe<br />

Nutzlast,<br />

unkompliziert auf<br />

der Straße –<br />

der aufgefrischte<br />

Eurocargo <strong>ist</strong><br />

vielseitig<br />

einzusetzen<br />

Neu <strong>ist</strong> die Optik, doch nur von vorn. Sie bedient sich ebenso bei der schweren<br />

Baureihe Stralis wie der Innenraum. Sonst bleibt auch der „New Eurocargo“<br />

seinen Tugenden treu – leicht zu bedienen, nutzlaststark und wirklich pflegeleicht.<br />

Mit der neuen Produktoffensive<br />

positioniert Iveco den Eurocargo<br />

deutlich höher. Schließlich<br />

möchte man <strong>nicht</strong> nur über Stückzahlen<br />

verdienen, sondern auch mit<br />

einer verbesserten Marge.<br />

Der Iveco Eurocargo – mit 6 bis<br />

19 t zulässigem Gesamtgewicht ein<br />

klassischer Mittelschwerer – zählt auf<br />

Deutschlands Straßen zu den vertrauten<br />

Erscheinungen. Immerhin reklamiert<br />

er rund 20 Prozent des Marktes<br />

für sich. Seit 1991 wird der Eurocargo<br />

angeboten, mittlerweile rollte er rund<br />

430 000-mal vom Band. Der Hersteller<br />

spricht von einem maßgeschneiderten<br />

Angebot und nennt immerhin<br />

11 584 Kombinationsmöglichkei-<br />

ten. <strong>Die</strong> sind auch gefragt, schließlich<br />

tummeln sich die Eurocargos im<br />

Nah- und Verteilerverkehr, am Bau,<br />

bei Kommunen oder Versorgungsunternehmen.<br />

Gleichbleibende Struktur<br />

Im Fokus der Modellpflege stand eindeutig<br />

das Fahrerhaus. Wobei der<br />

Rohbau unangetastet blieb, jedoch<br />

der Innenraum erfuhr eine gründliche<br />

Renovierung. Ansehnlich und<br />

wertig <strong>ist</strong> das aus dem Stralis entlehnte<br />

Armaturenbrett, das mit großen<br />

und gut platzierten Schaltern<br />

glänzt. Kritik verdienen weder die<br />

Formen noch die verwendeten Kunststoffe,<br />

<strong>nicht</strong>s wirkt billig und <strong>nicht</strong>s<br />

riecht unangenehm nach Lösungsmitteln.<br />

Qualität bekommt auch der<br />

sensible Fahrerrücken zu spüren –<br />

man sitzt wirklich hervorragend und<br />

gesichert. Denn der fein anliegende<br />

Drei-Punkt-Gurt sitzt am Stuhl und<br />

findet dann gerne Verwendung. Fährt<br />

man ohne, stört der penetrante Warnton<br />

nachhaltig.<br />

Mit drei Kabinenlängen wird der<br />

neue Italiener den me<strong>ist</strong>en Einsatzfällen<br />

gerecht. <strong>Die</strong> kurze Tageskabine<br />

bestreitet das Volumengeschäft.<br />

Als Dreisitzer wirkt sie ansehnlich,<br />

aufgeräumt und ordentlich möbliert.<br />

Das lange Fahrerhaus bietet neben<br />

zwei guten Sitzen auch zwei Liegen<br />

48 mikado 12.2008


Mobil<br />

für die Ruhepausen plus das nötige<br />

Equipment für die Langstrecke. Ganze<br />

Teams sind in der Doppelkabine<br />

unterwegs zum Einsatzort – diese<br />

Variante wird gerne von Kommunen<br />

oder für Bautrupps genommen.<br />

Drehfreudige Natur<br />

Auf der Straße zeigt sich der Eurocargo<br />

als wendiger Geselle. Er folgt der<br />

zielgenauen Lenkung flink und hält<br />

sauber die Spur. Blattgefedert verbessert<br />

die Ladung den Federungskomfort,<br />

die Vierpunktfederung des<br />

Fahrerhauses hält dem Fahrpersonal<br />

durchkommende Fahrbahnschläge<br />

weitgehend vom Leibe. Auf Wunsch<br />

gibt es für sensibles Ladegut Luftfederungssysteme<br />

für die Hinterachse,<br />

die schweren 18-Tonner sogar<br />

als vollluftgefederte Varianten.<br />

Beim Antrieb propagiert Iveco Euro<br />

5-Motoren, die mit SCR-Katalysatoren<br />

auf die geforderte Abgasqualität<br />

gebracht werden.<br />

Drehzahl statt Drehmoment heißt<br />

es im Alltag, wobei die Iveco-Motoren<br />

(von 140 bis 299 PS zu haben)<br />

durchweg gut am Gas hängen und<br />

mit kultivierten Laufeigenschaften<br />

glänzen. <strong>Die</strong> Getriebe kommen jetzt<br />

alle von ZF und das beste Stück der<br />

Friedrichshafener schaltet automatisch.<br />

Es heißt Eurotronic, hat sechs<br />

Gänge und wird optional zu einem<br />

Mehrpreis von rund 3000 Euro angeboten.<br />

Der Iveco-Vertrieb spricht von<br />

einem moderaten Aufpreis, der aber<br />

jeden Cent wert <strong>ist</strong>. Denn das Getriebe<br />

schaltet weich und sauber – und<br />

schont <strong>nicht</strong> zuletzt die Kupplung,<br />

der im Nahverkehr sonst <strong>nicht</strong>s geschenkt<br />

wird.<br />

EBS für die Schweren<br />

Auch die Bremsanlage profitiert von<br />

der Überarbeitung, was zumindest für<br />

Eurocargos größer gleich 12 t gilt.<br />

Dort verzögert eine moderne EBS-<br />

Bremse mit Scheibenbremsen rundum,<br />

die mit dem empfehlenswerten<br />

Schleuder- und Kippschutz ESP getoppt<br />

werden kann. Für die kleinen<br />

7,5-Tonner (bis hin zum Zehntonner)<br />

bleibt es bei althergebrachten<br />

hydraulischen Scheibenbremsen,<br />

▸ Fahrerhaus<br />

mit hochwertigen<br />

Sitzen,<br />

verstellbarem<br />

Lenkrad<br />

und einfachem<br />

Durchstieg<br />

zur Seite<br />

die luftunterstützt arbeiten. Damit<br />

bleibt aber die Anhängelast des Achttonners<br />

auf 3,5 t begrenzt.<br />

Nach wie vor punktet der Eurocargo<br />

mit seiner günstigen Nutzlastbilanz,<br />

die ihm auch heute noch eigen<br />

<strong>ist</strong>. Nur die Adblue-Anlage mit<br />

Katalysator und Tank erhöht das Eigengewicht<br />

um etwa 100 kg. Dafür<br />

kann der Italiener mit Bestwerten<br />

bei den Wartungsintervallen glän-<br />

Iveco Eurocargo 8 E 18<br />

zen. Nur alle 80 000 Kilometer in die<br />

Werkstatt – welcher Hersteller bietet<br />

in diesem Punkt mehr? Zum Jahresende<br />

hin soll der hoch geländegängige<br />

Eurocargo 4 x 4 die mittelschwere<br />

Riege verstärken. <strong>Die</strong> Ambitionen der<br />

Iveco-Vertriebsverantwortlichen sind<br />

groß und die Chancen stehen <strong>nicht</strong><br />

schlecht – zumindest im Eurocargo-<br />

Segment möchten sie die erste Geige<br />

spielen.<br />

▪<br />

Motor<br />

Vierzylinder-<strong>Die</strong>sel, Common-Rail-Direkteinspritzung, 4 Ventile pro Zylinder,<br />

VGT-Abgasturbolader, Ladeluftkühlung, abgasarm nach Euro 5 mit SCR-Kat.<br />

Hubraum<br />

3900 cm³<br />

Nennle<strong>ist</strong>ung 134 kW/182 PS bei 2280–2700 U/min<br />

Max. Drehmoment 610 Nm bei 1250–2280 U/min<br />

Kraftübertragung<br />

Einscheiben-Trockenkupplung, synchronisiertes ZF-Sechsganggetriebe.<br />

Fahrwerk<br />

Starre Vorderachse an Einblattfedern, Teleskopstoßdämpfer, Stabilisator.<br />

Hinterachse: Hypoidachse, (optionale) Luftfederung, Teleskopstoßdämpfer,<br />

Stabilisator.<br />

Bereifung: 215/75 R17,5 C.<br />

Bremsen<br />

Hydraulische Zweikreisbremse mit pneumatischer Servounterstützung,<br />

ABS, elektronische Bremskraftverteilung; innenbelüftete Scheibenbremsen<br />

vorn und hinten.<br />

Maße und Gewichte<br />

Länge, Breite, Höhe 6800 x 2310 x 2598 mm<br />

Radstand<br />

3330 mm<br />

Leergewicht 4350 kg<br />

Nutzlast<br />

ca. 3150 kg<br />

zul. Gesamtgewicht 7500 kg<br />

Kraftstofftank 115 Liter<br />

Adbluetank 25 Liter<br />

Anhängelast 3500 kg<br />

www.mikado-online.de 49


Mobil<br />

Doppelkabine<br />

<strong>Die</strong> heimlichen Multitalente<br />

Bei Zimmerern stehen Doppelkabinen hoch im Kurs, sie schaffen Material, Geräte<br />

und ein komplettes Team zum Einsatzort. Mit Mercedes Vario 818 D Doka, VW T5 4Motion<br />

HD und Mercedes Sprinter 313 CDI Mixto testet mikado drei ganz verschiedene Modelle.<br />

Doppelkabiner machen wenig<br />

Aufheben um sich, ganz im Gegensatz<br />

zu den neumodischen Pickups,<br />

die gerne mit Chromschmuck<br />

und verwegenem Outfit prahlen.<br />

Der alltägliche Einsatz wird klaglos<br />

weggesteckt, auch wenn die Behandlung<br />

<strong>nicht</strong> immer fein <strong>ist</strong>. Allmorgendlich<br />

geht es mit voll besetzter<br />

Kabine und im Heck schwer beladen<br />

zur Baustelle. <strong>Die</strong> Mannschaft<br />

fährt mit, das macht diese Fahrzeuggattung<br />

so wertvoll. <strong>Die</strong> Beladung <strong>ist</strong><br />

einfach, me<strong>ist</strong> wuchtet ein Radlader<br />

oder Stapler die schwere Fracht aufs<br />

oder ins Heck. Vor Ort dient die Doppelkabine<br />

auch gerne als Pausenhütte,<br />

dazu gehört eine Standheizung für<br />

kältere Tage.<br />

Mit der obligatorischen Anhängerkupplung<br />

lassen sich die Transporttalente<br />

der Doppeltbegabten weiter<br />

steigern. Vor der Kaufentscheidung<br />

lohnt sich ein Blick auf den technischen<br />

Steckbrief. Denn Doppelkabi-<br />

ne <strong>ist</strong> <strong>nicht</strong> gleich Doppelkabine. Eine<br />

klare Einsatzdefinition <strong>ist</strong> der erste<br />

Schritt zu einer effizienten Wahl.<br />

<strong>Die</strong> benötigte Nutzlast, die Art der<br />

Ladung, der Raum fürs Team und die<br />

bevorzugten Einsatzreviere schränken<br />

die Wahl bereits ein. mikado stellt<br />

hier drei Fahrzeugkonzepte zweier<br />

Anbieter vor, die sich einem praxisnahen<br />

Test unterziehen mussten. .<br />

VW zeigt beim Bestseller T5 regelrechte<br />

Offroad-Ambitionen – genügt<br />

der werksseitige 4Motion-Antrieb<br />

<strong>nicht</strong>, kann mit einem Heavy-Duty-<br />

Paket der VW-Business-Unit-Spezialfahrzeuge<br />

nachgeholfen werden,<br />

das gemeinsam mit dem Geländespezial<strong>ist</strong>en<br />

Seikel entwickelt wurde.<br />

Nach der Offroad-Kur rollt der T5<br />

auf groben Wrangler-Pneus des Lieferanten<br />

Goodyear und steht runde<br />

30 Millimeter höher in den Federn.<br />

<strong>Die</strong> freilich <strong>nicht</strong> mehr dem Serienstandard<br />

entsprechen – sie stammen<br />

wie die Gasdruckdämpfer aus<br />

50 mikado 12.2008


Mobil<br />

der Seikel-Entwicklung und befähigen<br />

den T5 zu mehr Bodenfreiheit<br />

und Wattiefe.<br />

Anfahrschwache Fünfzylinder<br />

Auf Forstwegen und Schlaglochp<strong>ist</strong>en<br />

<strong>ist</strong> der Seikel-VW in seinem<br />

Element, die er mit forcierter Fahrt<br />

gelassen me<strong>ist</strong>ert. Seine narrensicheren<br />

Fahreigenschaften lassen keine<br />

Wünsche offen. Er <strong>ist</strong> kräftig motorisiert,<br />

mit 130 und erst recht mit<br />

174 PS legt der Gelände-Doppelkabiner<br />

Souveränität an den Tag. Nur<br />

die Anfahrschwäche stört, wo der<br />

fünftöpfige Pumpe-Düse-<strong>Die</strong>sel erst<br />

mal tief Luft holt, dann aber mit Vehemenz<br />

beschleunigt. <strong>Die</strong> Tage des<br />

VW-Fünfzylinders scheinen ohnehin<br />

gezählt. Auch im Transporter zieht<br />

demnächst eine neue Motorengeneration<br />

mit Common-Rail-Einspritztechnik<br />

ein.<br />

Das verstärkte Fahrwerk zeigt trotz<br />

hochbelastbarer Federn und Dämpfer<br />

enormes Schluckvermögen. Zur<br />

gehobenen Komfortnote passen die<br />

ausgezeichneten Sitze, die es leider<br />

nur für Fahrer und Beifahrer gibt.<br />

Für die Mitfahrer hinten stehen die<br />

Lehnen merkwürdig steil, für Langbeiner<br />

reichen die Sitzpolster kaum<br />

aus. Auf den billigen Plätzen wird<br />

gespart: im Fond gibt es weder Kurbel-<br />

noch Schiebefenster. Als praktisch<br />

erwe<strong>ist</strong> sich der tiefe Staukasten<br />

unter der Rücksitzbank – der richtige<br />

Platz für teures Werkzeug, das dort<br />

blicksicher verwahrt <strong>ist</strong>.<br />

Kosten und Nutzen<br />

In Sachen Ladefläche steckt der VW-<br />

Doppelkabiner jeden Pickup in die<br />

Tasche – mit 4,2 m² auf seiner Alupritsche<br />

und verschließbaren Staukästen<br />

am Rahmen wird er dem<br />

Namen Transporter gerecht. Der Innenraum<br />

<strong>ist</strong> pflegeleicht, doch sauber<br />

verarbeitet. In der Nutzlast bleibt er<br />

bescheiden, mehr als 900 kg darf er<br />

im Straßenbetrieb <strong>nicht</strong> schultern.<br />

Fazit: Wer einen Doppelkabiner<br />

der Dreitonnen-Klasse sucht, findet<br />

ihn auch anderswo. Wer aber bei<br />

Wind und Wetter ins Gelände muss,<br />

kommt am hochgerüsteten Offroad-<br />

VW <strong>nicht</strong> vorbei. Der kommt dort<br />

weit und patzt <strong>nicht</strong> auf der Straße<br />

– seine Fahreigenschaften sind souverän.<br />

An der Tankstelle bleibt er<br />

bescheiden – der Kraftstoffzuschlag<br />

für die Allradtechnik fällt überschaubar<br />

aus.<br />

◂ Nicht nur auf<br />

der Straße <strong>ist</strong> er<br />

ein Ass – der<br />

Schnellfrachter<br />

Sprinter Mixto<br />

macht seinem<br />

Namen alle Ehre<br />

www.mikado-online.de 51


Mobil<br />

Technische Daten<br />

Mercedes-Benz Sprinter 313 CDI Mixto<br />

Motor:<br />

Vierzylinder-<strong>Die</strong>sel OM 646 DE22LA,<br />

zwe<strong>ist</strong>ufige Turboaufladung,<br />

Ladeluftkühlung, Common-Rail-Direkteinspritzung,<br />

vier Ventile pro Zylinder,<br />

obenliegende Nockenwelle, abgasarm<br />

nach Euro 4 mit Abgasrückführung und<br />

<strong>Die</strong>selpartikelfilter.<br />

Hubraum: 2148 cm³<br />

Le<strong>ist</strong>ung: 95 kW/129 PS bei 3800 U/min<br />

Maximales Drehmoment:<br />

305 Nm bei 1200–2400 U/min<br />

Kraftübertragung:<br />

Hinterradantrieb, Sechsgang-Schaltgetriebe<br />

MB NSG 400-6, Übersetzungen 5,45<br />

– 0,78, Hinterachse i = 3,92<br />

Fahrwerk:<br />

Vorderachse mit Einzelradaufhängung an<br />

Dämpferbeinen und GfK-Querblattfeder,<br />

Stabilisator. Starre Hinterachse, an Parabelfedern<br />

geführt, Stabilisator. Bereifung<br />

235/65 R 16 C.<br />

Bremsanlage:<br />

Hydraulische Zweikreisbremse, Scheibenbremsen<br />

an beiden Achsen, ABS, ASR,<br />

ESP, BAS.<br />

Maße und Gewichte:<br />

Länge, Breite, Höhe:<br />

6945 x 1993 x 2725 mm<br />

Radstand: 4325 mm<br />

Wendekreis: 15 600 mm<br />

Ladelänge: 3980 mm<br />

Leergewicht Testwagen: 2580 kg<br />

Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg<br />

Mercedes-Benz Vario Doka 818 D<br />

Motor:<br />

Vierzylinder-<strong>Die</strong>sel, drei Ventile pro<br />

Zylinder, PLD-Direkteinspritzung,<br />

Abgasturbolader, Ladeluftkühlung,<br />

abgasarm nach Euro 4 mit SCR-Kat.<br />

Hubraum: 4249 cm³<br />

Nennle<strong>ist</strong>ung:<br />

130 kW/177 PS bei 2000 U/min<br />

Maximales Drehmoment:<br />

675 Nm bei 1200–1600 U/min<br />

Kraftübertragung:<br />

Einscheibenkupplung, synchronisiertes<br />

Sechsganggetriebe G56-6,<br />

Hypoidachse; Übersetzung i = 3,63.<br />

Fahrwerk:<br />

Vorderachse: Starrachse VL1 mit<br />

2-Blattparabelfedern, Stabilisator.<br />

Hinterachse: Starrachse HL2,<br />

2-Blattparabelfedern mit Stützblattfeder.<br />

Bereifung 205/75 R17,5 C.<br />

Bremsen:<br />

Hydraulische Zweikreisbremse mit<br />

Druckluft-Bremskraftverstärker,<br />

Scheibenbremsen rundum; ABS,<br />

Motorbremse.<br />

Maße und Gewichte:<br />

Länge, Breite, Höhe:<br />

7175 x 2500 x 2400 mm<br />

Radstand: 4250 mm<br />

Wendekreis: 15 000 mm<br />

Leergewicht: 3900 kg<br />

zul. Gesamtgewicht: 7500 kg<br />

Kraftstofftank: 90 l<br />

VW T5 Doka 2,5 TDI<br />

Motor:<br />

Fünfzylinder-<strong>Die</strong>sel, Pumpe-Düse-Direkteinspritzung,<br />

Abgasturbolader, Ladeluftkühlung,<br />

abgasarm nach Euro 4.<br />

Hubraum: 2460 cm³<br />

Nennle<strong>ist</strong>ung:<br />

128 kW/174 PS bei 3500 U/min<br />

Maximales Drehmoment:<br />

400 Nm bei 2000–2300 U/min<br />

Kraftübertragung:<br />

Allrad-Antrieb mit Haldex-Lamellenkupplung,<br />

6-Gang-Schaltgetriebe mit<br />

reduzierter Übersetzung (1. und 2. Gang<br />

– 18 %, 3. bis 6. Gang – 10 %).<br />

Fahrwerk:<br />

Vorderachse: McPherson-Einzelradaufhängung,<br />

Hinterachse: Schräglenker-<br />

Radführung, Heavy-Duty-Federn und<br />

Stoßdämpfer, Höherlegung um 30 mm,<br />

Scheibenbremsen an beiden Achsen,<br />

ABS, ASR, Elektrische Differenzialsperre<br />

EDS, Differenzialsperre an der Hinterachse<br />

optional; Allterrain-Bereifung 235/ 70<br />

R 16 AT.<br />

Geländeeigenschaften:<br />

Bodenfreiheit: 238 mm<br />

Wattiefe: 373 mm<br />

Böschungswinkel vorn/hinten:<br />

26/20 Grad<br />

Rampenwinkel: 20 Grad<br />

Steigfähigkeit: 36 Grad<br />

52 mikado 12.2008


Mobil<br />

Mercedes Sprinter 313 CDI Mixto<br />

Der Sprinter mit Doppelkabine kombiniert<br />

viel Platz für die Ladung mit<br />

Langstreckenkomfort für seine Mitfahrer.<br />

Wohl deshalb sieht man sie<br />

in den Niederlanden überall. Transporter<br />

mit ordentlichen Fahrgastsitzen<br />

werden dort steuerlich begünstigt,<br />

nebenbei lassen sie sich auch<br />

für private Zwecke einspannen. Sie<br />

genießen mit Lkw-Zulassung Steuerprivilegien,<br />

das könnte auch hierzulande<br />

ihre Attraktivität heben. Ob<br />

es dann der Sprinter Mixto in seinen<br />

Ausmaßen sein muss, darf dahingestellt<br />

bleiben. Denn mit knapp sieben<br />

Metern Länge, die den Sprinter auf<br />

Lkw-Maß bringen, <strong>ist</strong> man im knappen<br />

Verkehrsraum am Limit.<br />

Der Sprinter-Fahrer und seine<br />

vierköpfige Mannschaft genießen<br />

den Komfort eines Minibusses – volle<br />

Punktzahl. Abstriche werden weder<br />

in der ersten Sitzreihe noch im<br />

Fond gemacht. <strong>Die</strong> körpergerecht geformte<br />

Sitzbank hinten misst 1,60 m<br />

Breite, mehr Sitz-Platz bietet kein<br />

Superluxus-Reisebus. <strong>Die</strong> Mixto-Besatzung<br />

genießt die Bequemlichkeit<br />

ohne Halbheiten und reckt auch nach<br />

langen Fahrten den Daumen nach<br />

oben. Nichts fehlt – weder eine le<strong>ist</strong>ungsfähige<br />

Klimaanlage noch die<br />

angenehme Geräuschkulisse.<br />

Wer mit einem teilverglasten Mixto<br />

liebäugelt, sollte wissen, was er<br />

braucht. Allerdings braucht er seine<br />

Länge, um <strong>genug</strong> Platz für Transportgut<br />

und Mannschaftskabine zu<br />

▸ Sprinter-Cockpit<br />

mit perfekter<br />

Ergonomie – die<br />

Lenksäulenverstellung<br />

kostet<br />

allerdings extra<br />

haben. Ob es allerdings ein Hochdach,<br />

das mittelhohe oder gleich das<br />

Höchstmaß sein muss, gilt es zu entscheiden.<br />

Beladen wird übers Heckportal, die<br />

1,30 m breite Schiebetür dient ausschließlich<br />

den Mitfahrern. Bei der<br />

Ladelänge und beim Volumen wird<br />

<strong>nicht</strong> geknausert, der längste Mixto-<br />

Sprinter hat fast vier Meter Ladelänge<br />

und packt etwa 7,5 m³. <strong>Die</strong> rechnerische<br />

Nutzlast des 3,5-Tonners beträgt<br />

knapp 1 t.<br />

Technisch reichen die Achslasten<br />

(4050 kg) auch für eine ungleichmäßige<br />

Ausladung. Mit Anhängerkupplung,<br />

ein Muss für Handwerker, <strong>ist</strong><br />

man aller Gewichtsprobleme ledig.<br />

Am Haken packt der Sprinter bis zu<br />

drei Tonnen Anhängelast, die er auch<br />

locker wegzieht.<br />

Denn der Sprinter versteht sich<br />

<strong>nicht</strong> nur aufs Laden, sein Name <strong>ist</strong><br />

Programm. Mit 129 PS zählt der 3,5-<br />

Tonner zur flinken Truppe, es muss<br />

<strong>nicht</strong> immer die Topmotorisierung<br />

sein. Zumal der mittelstarke CDI-<br />

Vierzylinder schon aus dem Leerlauf<br />

kräftig antritt. Bei 800 Umdrehungen<br />

liefert der kleine 2,2-Liter-<strong>Die</strong>sel mit<br />

250 Nm verwertbare Kräfte, sagenhaft<br />

das breite Drehmomentplateau<br />

von 1200 bis 2400 Umdrehungen.<br />

Der mit zwei in Reihe geschalteten<br />

Turboladern unter Druck gesetzte<br />

CDI wuchtet dann seine 305 Nm<br />

auf die Kurbelwelle. Damit werden<br />

hohe Drehzahlen nur zum Schnellfahren<br />

auf Autobahnen nötig – auf<br />

das sich der hohe Sprinter ausgezeichnet<br />

versteht. Auch wenn er die<br />

versprochenen 154 km/h laut Fahr-<br />

<br />

www.mikado-online.de 53


Mobil<br />

◂ Zwischen<br />

Lkw und<br />

Transporter bildet<br />

der Mercedes<br />

Vario mit 10 m²<br />

Ladefläche<br />

seine eigene<br />

Klasse<br />

▸ Flaches<br />

Armaturenbrett,<br />

ebener<br />

Boden, mittig die<br />

Motork<strong>ist</strong>e<br />

zeugschein <strong>nicht</strong> erreicht, 149 km/h<br />

sind für ein Fahrzeug dieses Formats<br />

auch <strong>nicht</strong> schlecht. Für Tempo<br />

100 reichen knapp 2300 Umdrehungen,<br />

die lange Übersetzung senkt die<br />

Drehzahlen und das Geräuschniveau<br />

auf Pkw-Lautstärke. Sonst klingt er<br />

metallisch hell, kernig, zuletzt auch<br />

laut. Durchschnittlich 11,39 l <strong>Die</strong>sel<br />

braucht der große und hohe 3,5-Tonner,<br />

wird er maßvoll gefahren. Auf<br />

schneller Autobahnhatz konsumiert<br />

er gerne bis zu vier Liter mehr, das<br />

können andere sparsamer.<br />

Hochwert-Technik im Detail<br />

Das Fahrwerk, eine einfache Konstruktion<br />

mit Querblattfeder an der<br />

Vorderachse und einer Starrachse<br />

mit Parabelfedern hinten, bietet Kritikern<br />

keine offene Flanke. Der Sprinter<br />

rollt sauber geradeaus, lenkt exakt<br />

ein und bleibt leer wie beladen<br />

auf der sicheren Seite. Dabei wird<br />

das wohlkomponierte Fahrverhalten<br />

<strong>nicht</strong> durch Härte erkauft – der Fahrkomfort<br />

<strong>ist</strong> omnibustauglich. Allzeit<br />

bereit präsentiert sich die Bremsanlage,<br />

die den schnellen Mixto jederzeit<br />

einbremst. <strong>Die</strong> Techniker versprechen<br />

40 m Bremsweg aus 100 km/h in den<br />

Stand, die auch einem Pkw zur Ehre<br />

gereichen. Treibt es der Fahrer zu<br />

bunt, wird er von seinem ESP-System<br />

(Serie) eingebremst.<br />

Wie gut der Sprinter auf den harten<br />

Verkehrsalltag vorbereitet <strong>ist</strong>,<br />

zeigt er mit vielen Details: <strong>Die</strong> großen<br />

Scheibenwischer tragen Waschdüsen<br />

an den Blättern, die Endlagen der Wischer<br />

werden beheizt. Das optionale<br />

Kurven- und Abbiegelicht leuchtet<br />

nachts die Kurven aus, Regen- und<br />

Lichtsensoren erleichtern die Arbeit.<br />

Gute Noten verdienen auch die großen<br />

Außenspiegel, die im Blickfeld<br />

beim Reversieren den rückwärtigen<br />

Abstand anzeigen. Ab Werk fixieren<br />

verschiedene Ladungssicherungssysteme<br />

die Ladung, dazu zählen serienmäßige<br />

Zurrösen und optionale<br />

Verzurreinrichtungen im Boden, an<br />

den Seitenwänden und unterhalb des<br />

Dachrahmens.<br />

Fazit: In seiner Klasse <strong>ist</strong> er der Primus,<br />

auch technisch setzt der Sprinter<br />

die Marken. Als Mixto mit Doppelkabine<br />

<strong>ist</strong> er Spitze, wenn er mit<br />

dem Bautrupp zum Einsatz eilt. Komfort<br />

und Kapazität sprechen für den<br />

großen Mercedes, sein hohes Maß an<br />

aktiver und passiver Sicherheit macht<br />

ihn zum Leuchtturm in der Branche.<br />

So finden Kritiker nur wenige Haare<br />

in der Suppe: die knappe Nutzlast,<br />

vielleicht auch den hohen Kraftstoffverbrauch,<br />

wenn es eilt.<br />

Der Größte im Revier<br />

Mercedes-Benz Vario 818 D Doka:<br />

Sein Grundkonzept reicht 30 Jahre<br />

zurück, ins nächste Modelljahr geht<br />

er mit 180 PS. Wie zeitgemäß <strong>ist</strong> der<br />

Evergreen heute noch? Obwohl sein<br />

▾ Riesiges<br />

Platzangebot im<br />

Fond und<br />

bequeme Sitze<br />

Produktionsende längst vorgezeichnet<br />

war, rollt er noch immer von<br />

den Bändern des ehemaligen IFA-<br />

Werks Ludwigsfelde. Seine Stückzahlen<br />

von einst erreicht er längst <strong>nicht</strong><br />

mehr, doch mit etwa 5300 Einheiten<br />

im letzten Jahr le<strong>ist</strong>et er noch immer<br />

seinen Beitrag zum wirtschaftlichen<br />

Erfolg des Konzerns. <strong>Die</strong> Entwicklung<br />

des Großtransporters reicht<br />

weit in die frühen Siebzigerjahre zurück.<br />

1986 gab es noch ein Facelift,<br />

danach beschränkten sich die<br />

optischen Updates auf homöopathische<br />

Dosen. Immerhin werkeln heute<br />

moderne Euro-4-Motoren unter der<br />

Stummelhaube.<br />

Wer unvoreingenommen den Vario<br />

besteigt, <strong>ist</strong> erstaunt über die Aktualität<br />

des Urgesteins. Kein Wettbewerber<br />

hat ein vergleichbares Platzan-<br />

54 mikado 12.2008


Mobil<br />

gebot zu bieten, Sprinter, Daily und<br />

andere Transporter im Kingsize-Format<br />

landen abgeschlagen im Mittelfeld.<br />

Auf den Vordersitzen herrschen<br />

großzügige Verhältnisse, die<br />

Rückbank dahinter hat locker Platz<br />

für vier bis fünf Mitfahrer. Schon<br />

beim Einsteigen reg<strong>ist</strong>riert: die Türen<br />

schließen mercedestypisch satt. Das<br />

glattflächige Armaturenbrett ohne<br />

Schnickschnack besticht bis heute<br />

mit geradliniger Bauhaus-Optik Aufs<br />

Wesentliche konzentrieren sich die<br />

Schalter, kein Motortunnel behindert<br />

den Durchstieg. Dafür ragt der Motor<br />

mitsamt seiner Abdeckung in die Kabine<br />

und versieht seinen <strong>Die</strong>nst gut<br />

hörbar nagelnd.<br />

Der 4,3-l-Vierzylinder aus dem<br />

Atego <strong>ist</strong> ein Raubein, der den 7,5-<br />

Tonner mit dem Nachdruck von 177<br />

PS antreibt, aber auf Manieren keine<br />

Rücksicht nimmt. Für die Einhaltung<br />

des Euro-4-Reinheitsgebots sorgt<br />

sich der SCR-Kat, etwas fummelig<br />

<strong>ist</strong> der Adblue-Nachschub in die kleine<br />

Tanköffnung unter der Frontklappe.<br />

Sein maximales Drehmoment von<br />

675 Nm we<strong>ist</strong> den Turbodiesel als<br />

modernen Nutzfahrzeugmotor aus,<br />

Drehzahlen jenseits der 2000-Marke<br />

werden kaum abgefordert.<br />

So ergibt sich eine schaltarme<br />

Fahrweise, die das sperrige Sechsganggetriebe<br />

nach Kräften fördert.<br />

<strong>Die</strong> Gänge müssen mit dem langen<br />

Schaltstock nachdrücklich sortiert<br />

werden – die Schaltwege wie einst<br />

▴ Starker Auftritt<br />

mit hohem<br />

Nutzwert: Mit<br />

seiner Alupritsche<br />

rollt der<br />

Heavy-Duty-<br />

VW auf grober<br />

Allterrain-<br />

Bereifung<br />

▸ In Sachen<br />

Ladefläche steckt<br />

die VW-Doka<br />

jeden Pickup in<br />

die Tasche<br />

zu Urzeiten und im Leerlauf klirrt<br />

der Knüppel.<br />

Jenseits der Spaßgesellschaft<br />

Auf der Straße und im Gelände überwiegen<br />

rustikale Impressionen. Leer<br />

schlägt, poltert und springt der Vario<br />

und gestaltet die Ausfahrt kurzweilig.<br />

<strong>Die</strong> Zweiblattfedern an den beiden<br />

Starrachsen, wahrscheinlich sind sie<br />

unverwüstlich und unendlich überlastbar,<br />

knarzen und quietschen beim<br />

Einfedern mit Freude. Wird der Vario<br />

beladen, beruhigt sich die Hinterachse.<br />

Dann rollt der Vario gesittet und<br />

brav geradeaus, der lange Radstand<br />

machts möglich. Leichtgängig folgt<br />

der ostdeutsche Großtransporter seiner<br />

Lenkung, solange der Kurvenradius<br />

groß <strong>genug</strong> <strong>ist</strong>. Enge Innenhöhe<br />

und winkelige Straßen erfordern<br />

Umsicht und Rangierarbeit, die Vorderachse<br />

beschränkt sich auf einen<br />

bescheidenen Einschlag.<br />

Geht es um Ladung, spielt sich der<br />

Lkw im Transporterkleid in die erste<br />

Reihe vor. <strong>Die</strong> palettenbreite Saxas-Pritsche<br />

mit mehr als vier Metern<br />

Länge packt auch große und schwere<br />

Stücke. Zurückhaltung <strong>ist</strong> hier <strong>nicht</strong><br />

gefragt, mit beinahe 3600 kg Nutzlast<br />

<strong>ist</strong> der Vario ein Riese. Er darf auch<br />

einen ausgewachsenen Anhänger mit<br />

7,7 t Gesamtgewicht mitführen, den<br />

Bremsanschlüssen im Heck sei Dank.<br />

Dabei bremst der Vario noch mit Hydraulikbremse<br />

und Druckluftverstärkung,<br />

etwas antiquiert, aber wirksam.<br />

<strong>Die</strong> Scheibenbremsen an den Rädern<br />

packen kräftig zu, gelten aber als verschleißfreudig.<br />

Dafür gibt es serienmäßig<br />

die Motorbremse, die den Vario<br />

aber nur mäßig verzögert.<br />

Fazit: Wer wenig fährt und viel<br />

transportiert, findet im Vario den<br />

passenden Partner. <strong>Die</strong> geräumige<br />

Doppelkabine ersetzt den Kleinbus,<br />

hier finden sieben Personen ausreichend<br />

Platz. Zeitgemäße Komfortansprüche<br />

erfüllt der Vario freilich <strong>nicht</strong><br />

– der laute Motor spart die Stereoanlage<br />

und das poltrige Fahrwerk den<br />

Feierabendsport.<br />

Anstelle einer Klimaanlage gibt<br />

es noch Ausstellfenster und eine<br />

schwergängige Dachluke. <strong>Die</strong> harten<br />

Fakten halten dagegen: auf der<br />

Habenseite stehen Nutzlast, Ladevolumen,<br />

überzeugende Fahrle<strong>ist</strong>ungen<br />

und günstige Ersatzteile.<br />

Wolfgang Tschakert, Planegg ▪<br />

www.mikado-online.de 55


Architektur<br />

Österreich<br />

Wohnen zwischen Teich<br />

Schon einmal hatte sich der Bauherr für die Architektengruppe P3<br />

entschieden. <strong>Die</strong>smal wünschte er sich Luftveränderung:<br />

Sein neues Holzhaus sollte an einem ganz neuen Ort gebaut werden.<br />

56<br />

mikado 12.2008


Architektur<br />

und Berg<br />

<strong>Die</strong> Aussicht, dieser<br />

gigantische Blick auf den Wilden<br />

Kaiser, das war es, was die Bauherren<br />

an dem 800 m² großen Hanggrundstück<br />

in St. Johann am me<strong>ist</strong>en faszinierte.<br />

Den passenden Architekten<br />

für das Projekt hatten sie schon vor<br />

zehn Jahren kennengelernt. Damals<br />

hatte die Architektengruppe P3 für<br />

die beiden ein Einfamilienhaus im<br />

Nachbarort errichtet.<br />

Nun stand eine Veränderung an,<br />

ein neuer Wohnstil, ein neuer Wohnort,<br />

vielleicht auch eine neue Bauweise.<br />

„Holz oder massiv? Das haben<br />

die Bauherren anfänglich offengelassen“,<br />

erinnert sich Wilfried Filzer,<br />

einer der beiden Partner von P3. So<br />

habe er ihnen die Vorteile der Holzbauweise<br />

erklärt, habe über die kurze<br />

Bauzeit referiert, über das Wohnklima,<br />

die Möglichkeit der Vorfertigung<br />

und die präzisen Details. Dann habe<br />

er Angebote eingeholt zu beiden<br />

Alternativen, der Massiv- und der<br />

Holzbauweise. Sie fielen fast identisch<br />

aus – und damit war die Entscheidung<br />

für den Holzbau schon<br />

getroffen. <strong>Die</strong> Kosten und vor allem<br />

der gute Ruf des Anbieters Meiberger<br />

Holzbau in Lofer gaben den Ausschlag<br />

bei der Wahl der ausführenden<br />

Firma.<br />

◂ <strong>Die</strong> Solarkollektoren<br />

sind<br />

so im Gebäude<br />

integriert, dass sie<br />

die Architektur<br />

<strong>nicht</strong> beeinflussen<br />

Ganz aus einem Guss<br />

Den Grundriss beeinflussten die<br />

Hanglage, der Traum, den Arbeitsraum<br />

auf den Wilden Kaiser auszurichten,<br />

und darüber hinaus der<br />

Wunsch der Bauherren, im neuen<br />

Zuhause möglichst offen zu wohnen.<br />

Sie wollten den Lauf der Sonne<br />

im gesamten Haus und zu allen<br />

Tageszeiten erleben, und sie bestanden<br />

auf eine Freiflächengestaltung,<br />

die phantasiereicher war als die üblichen<br />

Vorgärten.<br />

<strong>Die</strong> Terrasse sollte geschützt sein,<br />

sodass sie auch bei Wind und Wetter<br />

noch einladend <strong>ist</strong>. <strong>Die</strong> Autos sollten<br />

unter einem überdachten Carport<br />

Platz finden, und ein Schwimmteich<br />

www.mikado-online.de 57


Architektur<br />

te mit bituminöser Dampfsperre kaschiert,<br />

auf der zwei Lagen mit je<br />

8 cm Wärmedämmung aufliegen. Es<br />

folgen die Gefälledämmung sowie<br />

eine zweilagige Abdichtungsebene,<br />

die mit 5 cm verfestigter Kiesschüttung<br />

bedeckt <strong>ist</strong>.<br />

sollte ebenfalls auf dem Gelände integriert<br />

werden. Dass das Haus aus<br />

Holz besteht, merkt man in keinem<br />

der Räume. Nicht nur die Außenfassaden,<br />

sondern auch die Innenwände<br />

sind weiß verputzt.<br />

Als Putzträger dienen Heraklithputzplatten.<br />

„<strong>Die</strong> verbauen wir ganz<br />

gerne auch innen, weil wir damit<br />

<strong>nicht</strong> nur eine putzfertige Oberfläche,<br />

sondern zusätzlich eine 5 cm<br />

dicke Installationsebene erhalten. In<br />

sie müssen die Leitungen nur noch<br />

eingefräst werden. Außerdem bringen<br />

wir damit Masse ins Haus, was<br />

wiederum die Wärmespeicherfähigkeit<br />

verbessert“, erzählt Filzer.<br />

Konstruktion aus KVH<br />

Hinter der 1,5 cm dick verputzten,<br />

5 cm dicken Putzträgerplatte sowie<br />

einer 1,5 cm OSB-Platte verbirgt sich<br />

die aus 6/20 cm dicken KVH-Ständern<br />

zusammengesetzte Holzriegelkonstruktion.<br />

<strong>Die</strong> Zwischenräume<br />

sind mit Steinwolle gedämmt. Außen<br />

<strong>ist</strong> dieses Holzskelett mit einer<br />

Lage aus 1,5 cm dicken mitteldichten<br />

Faserplatten und einer zweiten<br />

Lage aus 3,5 cm dicken Putzträgern<br />

beplankt und anschließend verputzt.<br />

Einige wenige Wandflächen sind mit<br />

27/93 mm Nut- und Feder-Schalung<br />

auf 3/6 cm Lattung bekleidet.<br />

<strong>Die</strong> Decken beruhen auf Kreuzlagenholzelementen,<br />

die unten mit<br />

Gipskartonplatten auf Konterlattung<br />

beplankt sind. Splittschüttung sowie<br />

eine Trittschalldämmschicht minimieren<br />

die Schallübertragung. Im<br />

Estrich verlegte Heizschlangen dienen<br />

als Fußbodenheizung.<br />

Der Aufbau des geneigten Daches<br />

basiert auf 14/24 cm Sparren mit dazwischen<br />

angeordneter Dämmung.<br />

Zur Rauminnenseite sind die Sparren<br />

mit 1,5 cm dicken OSB-Platten<br />

beplankt. Auf diesen montierten die<br />

Holzbauer 3 cm dicke Streuschalung<br />

als Unterkonstruktion für eine letzte<br />

Schicht aus 1,5 cm dicken Gipskartonplatten.<br />

Zur Dachaußenseite hin<br />

kaschieren 1,5 cm dicke mitteldichte<br />

Faserplatten die Sparren. Auf dieser<br />

Ebene liegen diffusionsoffene Unterspannbahnen.<br />

<strong>Die</strong> Hinterlüftungsebene<br />

setzt sich aus 5/8 cm dicken<br />

Latten zusammen. <strong>Die</strong> Dachhaut besteht<br />

aus zweilagigen Bitumenbahnen<br />

auf 2,4 cm Schalung und <strong>ist</strong> mit<br />

einer 5 cm dicken verfestigten Kiesschüttung<br />

kaschiert.<br />

Das Flachdach basiert auf 12,8 cm<br />

dicken Kreuzlagenholzelementen,<br />

die zur Rauminnenseite mit 3 cm<br />

Streuschalung beplankt und mit<br />

1,5 cm Gipskartonplatten bekleidet<br />

sind. Außen sind die Elemen-<br />

▴ <strong>Die</strong> Holzwände<br />

sind<br />

innen und außen<br />

verputzt<br />

▾ Im OG verlegten<br />

die Bauherren<br />

Holz, im EG liegen<br />

Schiefer<br />

und Keramik<br />

Sonne und Holz<br />

Soweit möglich, fertigten die Holzbauer<br />

den Rohbau im Betrieb vor.<br />

„Lediglich die inneren Putzträgerplatten<br />

mussten noch auf der Baustelle<br />

befestigt werden“, informiert<br />

Holztechniker Wolfgang Aigner. <strong>Die</strong><br />

fertigen Deckenelemente wurden<br />

just in time vor Ort angeliefert, sodass<br />

der Rohbau binnen vier Tagen<br />

regendicht war.<br />

Etwas mehr Zeit benötigte der Innenausbau<br />

und Haustechnik. Denn<br />

geheizt wird im Hause Bachler und<br />

Halbmayer mit der Sonne: Sonnenkollektoren<br />

speisen eine Warmwasser-Zentralheizung.<br />

Reicht das <strong>nicht</strong><br />

aus, füttert eine ökologisch vorbildliche<br />

Holzpelletsheizung noch mehr<br />

Energie zu. Chr<strong>ist</strong>ine Ryll, München ▪<br />

Dorfstetter/Meiberger Holzbau<br />

58<br />

mikado 12.2008


Architektur Dezember 2008<br />

Steckbrief<br />

Grundriss Obergeschoss<br />

Bad<br />

Schrankraum<br />

Grundriss Erdgeschoss<br />

Podest<br />

Zimmer<br />

Flur<br />

Schrankraum<br />

Arbeitszimmer<br />

Zimmer<br />

Schrankraum<br />

Zimmer<br />

Bauvorhaben:<br />

EFH in St. Johann (A)<br />

Bauweise:<br />

Holzriegelkonstruktion<br />

Baujahr:<br />

2006<br />

Bauzeit:<br />

Mai 2006 bis November 2006<br />

Baukosten:<br />

ca. 500 000 Euro netto<br />

Wohnfläche:<br />

190 m²<br />

Umbauter Raum:<br />

1250 m³<br />

Bauherr:<br />

Peter Roman Bachler und Gerda<br />

Halbmayer, St. Johann (Tirol)<br />

Architekt:<br />

Architektengruppe P3<br />

A-6380 St. Johann (Tirol)<br />

www.architektengruppe-p3.at<br />

Statik:<br />

Meiberger Holzbau<br />

A-5090 Lofer<br />

Holzbauer:<br />

Meiberger Holzbau<br />

A-5090 Lofer<br />

www.holzbau-meiberger.at<br />

Podest<br />

<strong>Die</strong>le<br />

Arbeit<br />

Gard.<br />

Kochen<br />

Du. WC<br />

Vorr.<br />

Essen<br />

Schnitt durch das Gebäude<br />

Wohnen<br />

Arbeitszimmer<br />

Bücherregal<br />

Wohnen<br />

Technik<br />

www.mikado-online.de 59


Architektur Dezember 2008<br />

Detail Dachaufbau Pultdach<br />

Dachaufbau<br />

5,0 cm Kies verfestigt<br />

1,0 cm Bit. Abdichtung 2-lagig<br />

2,4 cm Schalung<br />

8 cm Holzlattung 5/8 cm – Luftraum<br />

Diffusionsoffene Unterspannbahn<br />

Elementkonstruktion<br />

1,5 cm DHF-Platte<br />

24 cm Sparren 14/24 cm mit dazwischen liegender Wärmedämmung<br />

1,5 cm OSB-Platte<br />

3,0 cm Streuschalung als UK für Gipskartonplatten<br />

1,5 cm Gipskartonplatte GKB 15 mm<br />

Detail Dachaufbau Flachdach und Wandaufbau<br />

Dachaufbau<br />

5,0 cm Kies verfestigt<br />

1,0 cm Abdichtung 2-lagig<br />

Gefälledämmung<br />

16,0 cm Wärmedämmung 3 x 8 cm<br />

Bit. Dampfsperre<br />

Voranstrich<br />

12,8 cm KLH Decke 128 mm<br />

3,0 cm Streuschalung 30 mm<br />

1,5 cm GKF-Platte 15 mm<br />

Wandaufbau<br />

2,7 cm Schalung 27/93 mm Nut und Feder<br />

6,0 cm Lattung 3/6 cm<br />

1,5 cm DHF-Platte<br />

20,0 cm Riegelwandkonstruktion:<br />

Fichte NSi-KVH 60/200 mit dazw. lieg. WD<br />

1,5 cm OSB-Platte<br />

5,0 cm Putzplatte<br />

1,5 cm Innenputz<br />

60<br />

mikado 12.2008


Produkte<br />

Dämmstoffplatte<br />

Nicht nur nützlich, sondern auch schön<br />

▴ Holzwolleplatten können sichtbar hinter Glas sitzen<br />

<strong>Die</strong> Holzwolle-Mehrschichtplatte Tektalan<br />

von Knauf Insulation kommt immer<br />

häufiger als „Design-Element“ zum<br />

Einsatz – sowohl bei der Innenraum- als<br />

auch bei der Fassadengestaltung. In einem<br />

Innsbrucker Stadtteilzentrum beispielsweise<br />

sitzen die Fassaden-Dämmplatten<br />

sichtbar hinter Glas und setzten<br />

so einen ungewöhnlichen Akzent.<br />

Knauf Insulation GmbH & Co. KG<br />

D-84359 Simbach a. Inn<br />

Telefon 0 85 71/40-0<br />

www.knaufinsulation.de<br />

<br />

Legetische<br />

ab 15.800 €<br />

www.randek-bautech.com<br />

Ortgangziegel<br />

Flach, sehr flach<br />

Eine neue Lösung für den Ortgang hat Braas entwickelt:<br />

Anstelle klassischer Ortgangziegel können nun<br />

normale Flächenziegel verwendet werden. Mit 130 mm<br />

Abdeckhöhe wird die Konstruktion bei hohen Dachaufbauten<br />

besser geschützt. Eine Ortgang-Verblechung <strong>ist</strong> <strong>nicht</strong> erforderlich,<br />

wodurch das Erscheinungsbild der Dachfläche insgesamt<br />

einheitlicher und ruhiger wird.<br />

Monier GmbH ı D-61440 Oberursel ı Telefon 0 61 71/6 10 14<br />

www.braas.de ı www.monier-dachsysteme.de<br />

▴ <strong>Die</strong> 130 mm<br />

Überdeckung sind<br />

ideal für Aufdachdämmungen<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Planungssoftware<br />

Viele Extras in neuem eXtra<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Eine neue Version seiner Planungssoftware<br />

hat Sema auf den Markt gebracht:<br />

die 10.5 eXtra. Neu sind dabei<br />

umfassende Bibliotheken traditioneller<br />

Holzverbindungen, beispielsweise<br />

beidseitige Versätze, Firstblätter und<br />

-zapfen, Brustzapfen, Gehrungszapfen<br />

und verdeckte Blätter. Daneben stehen<br />

viele neue Funktionen für eine schnellere<br />

Planung von Holzhäusern mittels<br />

Vermaßungsautomatiken zur Verfügung,<br />

ebenso für die Massivholzbearbeitung.<br />

SEMA GmbH ı D-87499 Wildpoldsried<br />

Telefon 0 83 04/9 39-0<br />

www.sema-soft.de<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

www.mikado-online.de 61


Produkte<br />

Akku-Bohrschrauber<br />

Ein Gerät für tiefe Fälle<br />

▴ Lithium-Ionen-Akkus ermöglichen eine lange Laufle<strong>ist</strong>ung<br />

Mit den neuen 14,4 und 18 VE-2 LI Akku-Bohr- und Schlagbohrschraubern<br />

hat Bosch neue Geräte auf den Markt gebracht,<br />

die sich laut Aussage des Herstellers durch eine<br />

ungewöhnlich hohe Robustheit und Motordurchzugskraft<br />

auszeichnen. <strong>Die</strong> Heavy-Duty-Geräte besitzen für die unterschiedlichsten<br />

Arbeiten im Innen- und Außenbereich<br />

eine hohe Le<strong>ist</strong>ungsstärke. Ihr idealer Anwendungsbereich<br />

sind Bohrungen und Verschraubungen größeren und mittleren<br />

Durchmessers. Ein elektronischer Schutzmechanismus<br />

schaltet die Motoren bei Blockierung automatisch ab, verhindert<br />

dadurch ein Abbrennen und garantiert eine lange<br />

Lebensdauer. Das Dura-Shield-Gehäuse <strong>ist</strong> nach Angaben<br />

von Bosch so widerstandsfähig, dass die Maschinen auch<br />

nach einem Fall aus 2 m Höhe auf Beton noch voll funktionsfähig<br />

sind. <strong>Die</strong> Lithium-Ionen-Technologie ermöglicht<br />

eine lange Akku-Laufle<strong>ist</strong>ung und die Elektronik schützt sie<br />

vor Überlastung, Überhitzung und Tiefentladung.<br />

Robert Bosch GmbH<br />

D-70711 Leinfelden-Echterdingen<br />

Telefon 07 11/7 58-0<br />

www.bosch-pt.com<br />

Entfernungsmesser<br />

60 Meter leicht<br />

Der Laser-Entfernungsmesser LM60 misst<br />

Längen von 0,05 bis 60 m. Er bietet neben<br />

Flächen- und Volumenberechnungen eine<br />

Reihe weiterer Funktionen, die das Maßnehmen<br />

erleichtern. Der Speicher fasst<br />

bis zu zehn Messwerte. Mit einem Gewicht<br />

von nur 120 g <strong>ist</strong> das Gerät sehr<br />

leicht. Das Gehäuse <strong>ist</strong> schmutz- und<br />

spritzwassergeschützt und mit Softgrip-Flächen<br />

auch sicher vor Schlägen,<br />

Stößen und Stürzen. Ein dreizeiliges beleuchtetes<br />

Display sorgt auf der Baustelle auch in schlecht<br />

ausgeleuchteten Räumen für gute Lesbarkeit.<br />

AEG & Milwaukee ı Elektrowerkzeuge GmbH<br />

D-40724 Hilden ı Telefon 0 21 03/96 01 57<br />

www.aeg-pt.de ı www.milwaukeetool.de<br />

Korpuszwinge<br />

Hochspannung schwenkt aus<br />

<strong>Die</strong> neue Korpuszwingen-Familie Revo hat mit 7000 N<br />

rund 30 % mehr Spannkraft als ihre Vorgänger. Ebenfalls<br />

um 30 % größer <strong>ist</strong> die Spannfläche. Neu entwickelte<br />

Kappen und Auflagen schützen das Werkstück.<br />

<strong>Die</strong> Längen reichen von 1,0 bis 2,5 m. Der Kopf lässt sich<br />

per Knopfdruck stufenlos verschieben. Das Aufschieben<br />

des Schwenkadapters KR-AS<br />

ermöglicht Spannanforderungen<br />

auch außerhalb des<br />

90°-Bereichs.<br />

BESSEY Tool GmbH & Co. KG<br />

D-74321 Bietigheim-Bissingen<br />

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Große Spannauflagen schützen<br />

das Werkstück ▸<br />

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Wir freuen uns auf Ihren<br />

Besuch auf unserem<br />

Stand 422 in Halle B5<br />

make it better<br />

62<br />

mikado 12.2008


Produkte<br />

Dunstrohr<br />

System entlüftet luftdicht<br />

▴ <strong>Die</strong> harten Rohr-Anschlüsse lassen sich<br />

druckvoll und dauerhaft luftdicht verkleben<br />

Ein zur Energieeinsparverordnung (EnEV)<br />

konformes Dunstrohrsystem hat Koramic<br />

entwickelt. Es besteht aus handelsüblichen<br />

Hochtemperatur-Rohren, die eine flexible<br />

Fortführung im Inneren des Gebäudes<br />

ermöglichen. Das Dunstrohr durchdringt<br />

die Dachkonstruktion auf kürzestem Weg<br />

senkrecht zur Dachfläche. Für den geradlinigen<br />

Durchgang reicht in der Regel ein<br />

Fahrzeuganhänger<br />

Großbauteile on the road<br />

50 cm langes Rohrstück. Eine zur Dachkonstruktion<br />

hin luftdichte Montage <strong>ist</strong><br />

laut Hersteller einfach auszuführen. Das<br />

System <strong>ist</strong> für alle Standard-Dachziegel<br />

des Herstellers erhältlich.<br />

Koramic Dachprodukte GmbH & Co. KG<br />

D-30659 Hannover<br />

Telefon 05 11/61 07 00<br />

www.koramic.de<br />

Seine 3-Achs-Niederflur-Anhänger mit Teleskop-Chassis und Wechselpritschen<br />

hat Auwärter weiterentwickelt. Das speziell für Holzbau-<br />

und Fertighaushersteller konzipierte TeleCargoSystem <strong>ist</strong> für<br />

ein zulässiges Gesamtgewicht von 16 t bis 24 t erhältlich. Das Teleskop-Fahrwerk<br />

mit Wechselpritsche besitzt eine durchgängige<br />

Ladehöhe von 78 cm und ermöglicht einen Transport von Wandelementen<br />

bis zu 3,22 m Höhe und 13 m Länge. Trotz einer umfangreichen<br />

Ausstattung <strong>ist</strong> das Eigengewicht niedrig, wodurch die<br />

Nutzlasten höher sein können.<br />

Auwärter Anhänger und Aufbauten GmbH<br />

D-95679 Waldershof<br />

Telefon 0 92 34/99 14-0<br />

www.auwaerter.com<br />

▸ Der neue<br />

Teleskop-Anhänger<br />

mit Wechselpritsche<br />

ermöglicht<br />

den Transport<br />

von bis 13 m langen<br />

Bauelementen<br />

▴ Als Wetterschutz dient eine zum Dachziegel<br />

passende Haube aus Keramik<br />

Wendetische<br />

ab 22.300 €<br />

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Infos unter:<br />

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(gebührenfrei)<br />

Grabenstr. 5 · 40213 Düsseldorf<br />

www.alzheimer-forschung.de<br />

B3<br />

www.mikado-online.de 63


Produkt & Praxis<br />

Holzbau-Software<br />

Blockhäuser passgenau planen<br />

Holz bietet den Vorteil der Vorfertigung und schnellen Montage. Das erfordert<br />

neben le<strong>ist</strong>ungsfähigen Maschinen auch eine le<strong>ist</strong>ungsfähige Planungssoftware.<br />

Ein bayerisches Holzbauunternehmen arbeitet seit einiger Zeit mit „VisKon“ von Weto.<br />

lisiert <strong>ist</strong>. Der Name „VisKon“ leitet<br />

sich vom Begriff „Visuelles Konstruieren“<br />

ab. „Das Programm bietet uns<br />

<strong>nicht</strong> nur die Möglichkeit, Projekte<br />

einfach und schnell zu planen. Sie<br />

können auch einfach und schnell fotoreal<strong>ist</strong>isch<br />

dargestellt werden, was<br />

wichtig <strong>ist</strong>, um Kunden zu überzeugen.<br />

Es <strong>ist</strong> deshalb ein wichtiges Verkaufsinstrument“,<br />

nennt Pirschl die<br />

Gründe für seine Wahl.<br />

Aber natürlich gehe es <strong>nicht</strong> nur<br />

um beeindruckende Bilder, sondern<br />

auch um handfeste Vorteile in der<br />

Fertigung, fährt Pirschl fort: „Das<br />

Programm wurde durch Sonderanpassungen<br />

an unsere Bedürfnisse<br />

zu einem maßgeschneiderten Werkzeug<br />

für alle Detaillösungen. Dadurch<br />

können wir schnell produzieren,<br />

ohne bei der Qualität Abstriche<br />

machen zu müssen.“<br />

Seit über 28 Jahren <strong>ist</strong> das Traunsteiner<br />

Unternehmen „Chiemgauer<br />

Holzhaus“ auf das Bauen von<br />

Holzhäusern in Blockbauweise spezialisiert.<br />

Verwendet wird vor allem<br />

wintergeschlagenes und unbehandeltes<br />

Fichtenholz aus der Region.<br />

„Wir fühlen uns verpflichtet, diesen<br />

einzigartigen Werkstoff sorgfältig zu<br />

bearbeiten und Gebäude mit höchster<br />

Wertschöpfung zu errichten“, erläutert<br />

Geschäftsführer Peter Pirschl<br />

die Firmenphilosophie.<br />

Perfektion <strong>ist</strong> ihm dabei sehr wichtig:<br />

„<strong>Die</strong> Herstellung der Einzelbauteile<br />

erfolgt auf den Millimeter<br />

genau. Automatische Sägen, Bohrgeräte<br />

und Abbundanlagen fertigen<br />

aus den Werkplänen einen passgenauen<br />

Bausatz, der dann auf der Bau-<br />

stelle wie ein Legobausystem in wenigen<br />

Tagen zum Rohbau montiert<br />

werden kann.“<br />

Konkurrenzfähig sind seine Holzhäuser<br />

<strong>nicht</strong> nur durch ihre hohe<br />

Qualität, sondern auch durch kurze<br />

Montagezeiten. <strong>Die</strong>se ermöglicht der<br />

hohe Vorfertigungsgrad. Und diesen<br />

wiederum ermöglicht eine le<strong>ist</strong>ungsfähige<br />

Abbundanlage im Zusammenspiel<br />

mit einer passenden Planungssoftware.<br />

Fotorealismus überzeugt Kunden<br />

Seit einigen Jahren arbeiten sie mit<br />

dem 3D-CAD/CAM-Programm „Vis-<br />

Kon“ von Weto, einem bayerischen<br />

Softwarehersteller, der auf die Sparten<br />

Zimmerei und Holzbau spezia-<br />

▴ <strong>Die</strong> Software<br />

sorgt dafür, dass<br />

alle Bauteile<br />

exakt passen und<br />

das Blockhaus<br />

schnell fertig <strong>ist</strong><br />

3D-Visualisierung<br />

Planung und Fertigung<br />

harmonieren<br />

Um die Planungen in einen exakten<br />

Bausatz umsetzen zu können,<br />

sind hochwertige Aggregate notwendig.<br />

Das Herzstück bei Chiemgauer<br />

64 mikado 12.2008


Produkt & Praxis<br />

Holzhaus bildet die Abbundanlage<br />

des österreichischen Herstellers Auer.<br />

Sie besitzt einen neuartigen Doppelfräskopf<br />

mit zweiseitigem Bohrmodul.<br />

Damit können Balken von über<br />

20 cm Stärke und zwölf Metern Länge<br />

hergestellt und an zwei Stellen<br />

gleichzeitig bearbeitet werden.<br />

<strong>Die</strong> Daten für die Produktion der<br />

einzelnen Holzbauteile werden direkt<br />

von der Weto-Software generiert.<br />

„<strong>Die</strong> Zeichnungsansicht wird<br />

direkt aus den Maschinendaten, die<br />

auch im Projekt-Explorer aufgeführt<br />

sind, errechnet. Das gewährle<strong>ist</strong>et<br />

eine hundertprozentige Übereinstimmung<br />

der Projektdaten mit<br />

der Maschinen-L<strong>ist</strong>e“, erklärt Pirschl<br />

das Zusammenspiel von Planung und<br />

Herstellung.<br />

Der Anwender kommt intuitiv<br />

zurecht<br />

Der Gebrauchswert einer Software<br />

für den beruflichen Alltag hängt aber<br />

natürlich vor allem auch von einer<br />

anwenderfreundlichen und intuitiv<br />

bedienbaren Benutzeroberfläche ab.<br />

<strong>Die</strong> Einarbeitung muss einfach und<br />

schnell möglich sein.<br />

Sein Team hatte hier nie Probleme,<br />

berichtet Pirschl und we<strong>ist</strong> darauf<br />

hin, dass das <strong>nicht</strong> nur für eine<br />

zügige Planung wichtig <strong>ist</strong>, sondern<br />

vor allem auch, wenn einem Interessenten<br />

oder Bauherrn im Büro „sein<br />

Haus“ vorgeführt wird: „Das muss<br />

reibungslos funktionieren, damit keine<br />

Verunsicherung, sondern Bege<strong>ist</strong>erung<br />

und Vertrauen entsteht. Wenn<br />

schon das Visualisieren holprig verliefe,<br />

bekäme der Kunde das Gefühl,<br />

das ginge dann später auf der Baustelle<br />

genauso weiter.“<br />

Aber natürlich müssen auch die<br />

Fertigungsabläufe reibungslos funktionieren.<br />

Und das tun sie: Das Programm<br />

ermittelt per „Knopfdruck“<br />

die kompletten Massen und übergibt<br />

sie anschließend zur Angebotserstellung<br />

an ein integriertes System.<br />

Und für einen nachhaltigen Umgang<br />

mit dem wertvollen Baustoff<br />

Holz <strong>ist</strong> auch gesorgt: Eine längenoptimierte<br />

Sägel<strong>ist</strong>enausgabe reduziert<br />

die Menge <strong>nicht</strong>verwertbarer<br />

Reststücke auf ein Minimum. ▪<br />

Produkt in Kürze<br />

Name<br />

Weto VisKon<br />

Beschreibung<br />

▸▸ 3D-CAD/CAM-Komplettlösung für das Bauwesen<br />

▸▸ Modernste Entwicklungsumgebung Microsoft.NET<br />

▸▸ Einsatzgebiete: Dachkonstruktionen, Riegel‐, Block‐, Fachwerk- und<br />

Ständerbau, Maschinenansteuerung<br />

▸▸ Freies Arbeiten in 3D und 2D<br />

▸▸ L<strong>ist</strong>enausgabe, Einzelholzansicht, automatische und manuelle<br />

Vermassung<br />

▸▸ Automatische Angebotserstellung<br />

▸▸ ArCon Import/Export, 2D/3D-DXF Import/Export, MBA-Export,<br />

Export cLines, Vicado.Plan, Aco-Format<br />

Mindestkonfiguration<br />

▸▸ Betriebssystem: Windows 98SE / 2000 / XP / V<strong>ist</strong>a<br />

▸▸ Prozessor: 500 MHz<br />

▸▸ Arbeitsspeicher: 128 MB<br />

▸▸ Festplatte: mind. 200 MB freier Festplattenspeicher<br />

▸▸ Grafikkarte: mind. 64 MB Speicher<br />

Preis<br />

Einstiegsversion ab 1980 Euro (zzgl. MwSt.)<br />

Herstellung, Vertrieb und Support<br />

Weto AG ı D-94104 Tittling ı Telefon 0 85 04/92 29-0 ı www.weto.de<br />

Mitmachen und Gewinnen<br />

Zusammen mit Weto verlost mikado die<br />

Einstiegsversion der Holzbau-Software<br />

„VisKon Basic – Easy Abbund 3.x“<br />

inklusive einem Tag Schulung in Tittling<br />

oder Hameln im Gesamtwert von 2280 Euro.<br />

Um am Gewinnspiel teilzunehmen, müssen Sie<br />

einfach folgende Frage richtig beantworten:<br />

Was bedeutet die Abkürzung „VisKon“?<br />

a) Visum-Kontrolle b) Visionäres Konfigurieren c) Visuelles Konstruieren<br />

Teilnehmen können Sie am einfachsten über die Homepage<br />

www.mikado-online.de. Oder Sie schicken die Antwort mit dem Betreff<br />

„Weto-Gewinnspiel“ per Post an die WEKA MEDIA GmbH & Co. KG,<br />

Redaktion mikado, Römerstraße 4, D-86438 Kissing, per Telefax an die<br />

0 82 33/23 71 11 oder per E‐Mail an gewinnspiel@mikado-online.de.<br />

Vergessen Sie bitte <strong>nicht</strong>, Ihren Namen, Ihre Adresse und Ihre Telefonnummer<br />

für die Gewinnbenachrichtigung anzugeben. Einsendeschluss <strong>ist</strong><br />

der 23. Dezember 2008.<br />

mikado und Weto wünschen Ihnen viel Glück!<br />

An dem Gewinnspiel können nur Personen teilnehmen, die mindestens 18 Jahre alt sind. Gesetzliche Vertreter<br />

und Mitarbeiter der WEKA MEDIA GmbH & Co. KG und der Weto AG sowie deren Angehörige sind von der<br />

Teilnahme an diesem Gewinnspiel ausgeschlossen. Jeder Teilnehmer kann nur einmal am Gewinnspiel<br />

teilnehmen. Unter allen richtigen Antworten entscheidet das Los. Der Gewinner wird im Anschluss an die<br />

Verlosung von mikado schriftlich benachrichtigt und erhält seinen Gewinn von der Weto AG. Eine Barauszahlung<br />

des Preises <strong>ist</strong> ausgeschlossen. Der Gewinner erklärt sich bereits jetzt damit einverstanden, dass er als solcher<br />

veröffentlicht wird. Der Rechtsweg <strong>ist</strong> ausgeschlossen.<br />

www.mikado-online.de 65


mikado Holzbau-Branchenführer<br />

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Telefax 08727/18-554<br />

info@haas-holzindustrie.com<br />

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66 mikado 12.2008


mikado Holzbau-Branchenführer<br />

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Bezugszeitraum mindestens 12 aufeinander folgende Ausgaben<br />

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Name:<br />

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88339 Bad Waldsee<br />

Fon: +49-7524-48644<br />

Fax: +49-7524-48660<br />

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<strong>Die</strong>trich’s AG • Postfach 1342 • 85573 Neubiberg/München<br />

Tel. (089) 61 44 21-0 • Fax -44 • Infoline (01805) 21 41 82<br />

kontakt@dietrichs.com • www.dietrichs.com<br />

PLZ/Ort:<br />

Tel./Fax:<br />

E-Mail:<br />

www.mikado-online.de<br />

67


Holzbau & Forschung<br />

Entwurfsprojekt<br />

Holzbau an der Hochhausgrenze<br />

Anhand eines fiktiven Büro- und Wohngebäudes untersuchte ein Forschungs-<br />

team die Anforderungen an ein siebengeschossiges Holzhaus wissenschaftlich und<br />

entwickelte anschließend innovative Lösungen für die technische Verwirklichung.<br />

Auch die Nutzungsflexibilität <strong>ist</strong><br />

ein Aspekt der Energieeffizienz, denn<br />

der Aufwand bei der Errichtung eines<br />

Gebäudes muss in einem vernünftigen<br />

Verhältnis zu seiner Lebensdauer<br />

stehen. Und die hängt sehr von der<br />

Fähigkeit ab, sich wechselnden funktionalen<br />

Anforderungen anzupassen.<br />

Deshalb sollte bei diesem Projekt sowohl<br />

eine Büro- als auch Wohnnutzung<br />

möglich sein.<br />

Gründliche Aufgabenanalyse<br />

führt zu schlüssigem Grundriss<br />

Zwar <strong>ist</strong> bekannt, dass Holz sehr<br />

le<strong>ist</strong>ungsfähig <strong>ist</strong>, doch erlauben<br />

die gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

bisher immer noch keine Hochhäuser<br />

in dieser Bauweise. In einem<br />

Forschungsprojekt sollte deshalb die<br />

Realisierbarkeit eines siebengeschossigen<br />

Gebäudes mit 22 m Höhe untersucht<br />

werden – vom Tragsystem<br />

bis zu den Details.<br />

Wichtige Ziele waren dabei auch<br />

Energieeffizienz und Nutzungsflexibilität.<br />

Erreicht werden sollte Passivhaus-Standard<br />

mit einem effektiven<br />

sommerlichen Wärmeschutz. <strong>Die</strong><br />

eingesetzten Materialien wurden auf<br />

ihren Primärenergiegehalt und CO 2<br />

-<br />

äquivalente Emissionen bis hin zur<br />

Recyclingfähigkeit untersucht und<br />

ausgewählt.<br />

▴ <strong>Die</strong> Würfelform<br />

minimiert<br />

automatisch die<br />

Wärmeverluste,<br />

weil sie<br />

das angestrebte<br />

Volumen<br />

mit relativ<br />

wenig Außenflächen<br />

ermöglicht<br />

Am Anfang des Entwurfsprozesses<br />

wurden verschiedene Gebäudetypologien<br />

systematisch auf ihre Le<strong>ist</strong>ungsfähigkeit<br />

untersucht. Je weniger<br />

Außenflächen, desto geringer die<br />

Energieverluste. Der Baukörper sollte<br />

also eine sehr kompakte Form erhalten:<br />

im Idealfall ein Würfel.<br />

Bei den Untersuchungen zur Erschließung<br />

erwies sich ein vertikaler<br />

Erschließungskern in der Mitte, um<br />

den sich Erschließungsflure ringförmig<br />

anordnen, als sehr vorteilhaft.<br />

<strong>Die</strong>ses System erleichtert die<br />

gewünschte flexible und variable<br />

Raumaufteilung und eröffnet im<br />

Brandfall die Möglichkeit, von jedem<br />

Punkt aus in zwei gegensätzliche<br />

Richtungen zu fliehen.<br />

Ein wichtiger Aspekt bei der<br />

Grundrissorganisation war die Belichtung<br />

bzw. die Orientierung der<br />

Fenster. Büronutzungen sind da relativ<br />

problemlos, weil Orientierungen<br />

in alle Himmelsrichtungen möglich<br />

sind. Entwurfsbestimmend wurden<br />

deshalb die Anforderungen, die sich<br />

aus der Wohnnutzung ergeben: Eine<br />

Nordorientierung für ganze Wohnungen<br />

<strong>ist</strong> grundsätzlich ausgeschlossen<br />

68 mikado 12.2008


Holzbau & Forschung<br />

und auch für Individualräume sollte<br />

sie weitgehend vermieden werden.<br />

Deshalb wurde der Erschließungskern<br />

an die Nordseite gerückt, denn<br />

so reduziert sich der Anteil nordorientierter<br />

Fassaden in den Nutzräumen<br />

von selbst.<br />

Unterschiedliche Holzgüten<br />

ermöglichen gleiche Holzprofile<br />

▸ Der zentrale<br />

Treppenhauskern<br />

erschließt<br />

einen ringförmig<br />

angelegten<br />

Flur und dieser<br />

sehr flexibel<br />

die verschieden<br />

großen Büros<br />

und Wohnungen<br />

Balkon<br />

Hauptnutzung<br />

Nebennutzung<br />

Installation / Zugang<br />

notwendiger Flur<br />

Treppenhaus<br />

<strong>Die</strong>se Vorgaben und Überlegungen<br />

führten letztendlich zu einem siebengeschossigen<br />

Skelettbau mit quadratischem<br />

Grundriss von 27 m Seitenlänge.<br />

<strong>Die</strong> horizontale Aussteifung<br />

übernimmt ein aus Stahlbeton-Fertigteilen<br />

bestehender Treppenhauskern.<br />

<strong>Die</strong> um das Treppenhaus gruppierten<br />

Installationsschächte sind<br />

tragend und aus Brettsperrholzelementen<br />

erstellt.<br />

Um diesen zentralen Kern besteht<br />

die vertikale Tragstruktur aus Brettschichtholzstützen<br />

im Raster 5,40 x<br />

5,40 m. Das Stützenraster <strong>ist</strong> kompatibel<br />

mit einer je nach baulichem<br />

Kontext erforderlichen Tiefgarage<br />

im Untergeschoss. Um trotz der<br />

sich nach unten aufsummierenden<br />

Geschosslasten durchgängig gleiche<br />

Stützenprofile zu erhalten, besitzen<br />

die Stützen eine umso höhere<br />

Holzgüte, je weiter unten sie sich<br />

befinden.<br />

<strong>Die</strong> Unterzüge sind Einfeldträger<br />

aus Brettschichtholz mit stehenden<br />

Lamellen. Der Anschluss an die Stützen<br />

erfolgt mit Schlitzblechen und<br />

Auflagerplatten. <strong>Die</strong> Deckenscheiben<br />

werden als Holzbetonverbundsystem<br />

aus Fertigteilen gebildet, um<br />

auf Betonierarbeiten verzichten zu<br />

können und so den Bauprozess zu beschleunigen.<br />

Ein Vergussmörtel verbindet<br />

die einzelnen Deckenelemente<br />

nach der Montage, sodass eine steife<br />

Scheibe entsteht, die an den Stahlbetonkern<br />

anschließt.<br />

Durch die Abhängung der Balkonkonstruktion<br />

vom Dach konnte dieser<br />

Bereich in der Erdgeschosszone<br />

stützenfrei bleiben. Da die vertikalen<br />

Elemente nur Zugkräfte aufnehmen<br />

müssen, wurden sie sehr filigran. An<br />

der Fassade wurden lediglich Lagefixierungen<br />

ohne große Wärmebrückenwirkung<br />

notwendig.<br />

5,40 5,40 5,40 5,40 5,40<br />

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die Wärmeströme<br />

Der geringe Wärmebedarf des Gebäudes<br />

wird durch eine neu entwickelte<br />

Bauteiltemperierung gedeckt. Das<br />

wassergeführte System, das in der<br />

Forschungsprojekt „Holzbau der Zukunft“<br />

Verbunddecke integriert <strong>ist</strong>, besteht<br />

aus einem gebäudezentralen Kreislauf<br />

mit raumnaher Vorlauftemperatur.<br />

Dadurch <strong>ist</strong> das System in der<br />

Lage, regelungsarm solare Gewinne<br />

von besonnten Bereichen in Gebäudeteile,<br />

die der Sonne abgewandt<br />

Deutschlands bisher größtes Forschungsprojekt für den Holzbau bestand<br />

aus 20 Teilprojekten. Finanziert wurde es zum einen vom Bayerischen<br />

Staatsmin<strong>ist</strong>erium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, zum anderen<br />

durch die Wirtschaft.<br />

Auf der wissenschaftlich-technischen Seite kooperierten die Technische<br />

Universität München, die Fachhochschule Rosenheim und das Institut<br />

für Fenstertechnik Rosenheim. Koordiniert wurden die Teilprojekte vom<br />

Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion der TU München, Prof. Dr.-Ing.<br />

Stefan Winter. Den Technologietransfer organisierte die Deutsche Gesellschaft<br />

für Holzforschung (DGfH).<br />

Kurzfassungen aller Abschlussberichte können kostenfrei von folgender<br />

Website heruntergeladen werden: www.holzbauderzukunft.de<br />

Das Verbundprojekt präsentiert sich vom 12. bis 17. Januar 2009 auf der<br />

Messe BAU 2009 in München, Halle C3.<br />

www.mikado-online.de 69


Holzbau & Forschung<br />

Grundrissvarianten<br />

Konventionelle Wohnungen<br />

Loftwohnungen<br />

Das Holzskelett wird vom Treppenhauskern aus Stahlbeton ausgesteift<br />

Stahlbeton – Fertigteile 250 mm<br />

Brettsperrholzwände 115 mm<br />

Holzbetonverbunddecke 80/120 mm<br />

aus Fertigteilen<br />

Stahlträger HEB 280<br />

sind, abzuführen. Im Sommer wird<br />

das gleiche System zur Kühlung verwendet.<br />

Jeder Achsenabschnitt hat<br />

seinen eigenen Kreislauf. So können<br />

Trennwände entlang der Achsen beliebig<br />

versetzt werden können, ohne<br />

dass Leitungsquerungen auftreten.<br />

<strong>Die</strong> Warmwasserbereitung wird<br />

durch eine Solaranlage auf dem Dach<br />

unterstützt. <strong>Die</strong> Lüftung erfolgt durch<br />

eine kontrollierte Be- und Entlüftung.<br />

Für das Stoßlüften steht zusätzlich<br />

ein neu entwickeltes vertikales Schiebeelement<br />

zur Verfügung.<br />

<strong>Die</strong> horizontale Verteilung von<br />

Warm- und Kaltwasser, Abwasser,<br />

Zu- und Abluft, Strom- und EDV-Kabeln<br />

erfolgt in einem parallel entwickelten<br />

Bodensystem. Der Hohlraumboden<br />

mit integriertem Gefälle für<br />

Abwasserleitungen besteht aus einem<br />

vorgefertigten Dämmstoffmodul. Sanitärgegenstände<br />

können somit frei<br />

angeordnet werden.<br />

<strong>Die</strong> vertikale Erschließung erfolgt<br />

über großzügig dimensionierte<br />

Schächte, die Flurbereich und Nutzungseinheiten<br />

deutlich voneinander<br />

trennen.<br />

Sichtbar bleibendes Holz<br />

erfordert anderen Brandschutz<br />

BSH Stützen 380/380 mm<br />

Unterzüge Fassade 380/340 mm<br />

Unterzüge im Raum 380/420 mm<br />

<strong>Die</strong> Baugesetze verlangen momentan<br />

schon bei vierstöckigen Gebäuden<br />

eine brandschutztechnische Kapselung<br />

der tragenden Holzbauteile.<br />

Bei diesem Projekt sollte aber bei allen<br />

Stützen, Unterzügen und Deckenuntersichten<br />

das Holz sichtbar blei-<br />

70 mikado 12.2008


Holzbau & Forschung<br />

Zellenbüros<br />

Großraumbüros<br />

ben. Das erforderte die Planung von<br />

Kompensationsmaßnahmen.<br />

Eine Rauchmeldeanlage gewährle<strong>ist</strong>et<br />

die Brandfrüherkennung und<br />

schließt mit Brandschutzvorhängen<br />

die Treppenhauszugänge. Der Fluchtweg<br />

führt dann zunächst auf den Balkon<br />

und von dort ins Treppenhaus.<br />

Das Funktionsprinzip eines außen<br />

liegenden Sicherheitstreppenhauses<br />

wird also adaptiert, ohne dessen Anforderungen<br />

vollständig zu erfüllen.<br />

Bei einer Büronutzung dient auch der<br />

umlaufende Balkon als Fluchtweg.<br />

<strong>Die</strong> tragenden Teile sind feuerbeständig<br />

dimensioniert. Zudem wurde<br />

in einem parallelen Forschungsprojekt<br />

extra ein geeignetes Sprinklersystem<br />

entwickelt: Es bedient sich im<br />

Brandfall der Trinkwasserleitungen<br />

und <strong>ist</strong> in die Decke integriert.<br />

<strong>Die</strong> dicht an der Fassade liegenden<br />

Balkone erschweren zudem einen<br />

vertikalen Brandüberschlag.<br />

Körperschall wird von der<br />

Holzkonstruktion entkoppelt<br />

<strong>Die</strong> Anforderungen an den Schallschutz<br />

können mit einem neuartigen<br />

Konzept erfüllt werden, das<br />

das Potenzial der Aufbetonschicht<br />

nutzt: <strong>Die</strong> Decke we<strong>ist</strong> in jeder Achse<br />

und damit in jedem möglichen<br />

Trennwandanschluss eine Fuge in<br />

der Brettstapellage auf. <strong>Die</strong> Betonschicht<br />

darüber läuft durch. Auf der<br />

liegen dann auch die Wandelemente<br />

oberhalb auf. Der Körperschall <strong>ist</strong><br />

somit von der Holzkonstruktion entkoppelt<br />

und wird von der schweren<br />

Betonplatte „geschluckt“.<br />

Öko-Profil muss auch das Bauen<br />

selbst abbilden<br />

<strong>Die</strong> Erstellung eines Öko-Profils darf<br />

sich <strong>nicht</strong> auf den Energieverbrauch<br />

im Betrieb beschränken, sondern<br />

muss auch die Energie für die Erstellung<br />

und den Rückbau des Gebäudes<br />

und auch für die Wiederverwertung<br />

der Materialien berücksichtigen.<br />

Bei dieser heute noch unüblichen<br />

Betrachtungsweise besticht Holz<br />

durch seinen geringen Primärenergieinhalt<br />

und die bezüglich der CO 2<br />

-<br />

äquivalenten Emissionen sogar positiv<br />

bewertete Bilanz: Wenn das Gebäude<br />

in Stahlbeton ausgeführt würde, wäre<br />

die Emission treibhauswirksamer<br />

Substanzen um 136 % höher.<br />

Dipl.-Ing. Architekt Wolfgang Huß,<br />

<br />

München / gh ▪<br />

TU München / FH Rosenheim<br />

◂ Rohre und<br />

Leitungen laufen<br />

im Boden<br />

senkrecht zu den<br />

Schächten<br />

und erlauben<br />

eine freie<br />

Raumaufteilung<br />

<strong>Die</strong> Studie <strong>ist</strong> das Teilprojekt 01<br />

„Ganzheitliche Planungsstrategien:<br />

Konzeption und Umsetzung“ des<br />

Forschungsprojekts „Holzbau der<br />

Zukunft“.<br />

Verantwortlich dafür sind: von<br />

der TU München Prof. Hermann<br />

Kaufmann und Dipl.-Ing. Wolfgang<br />

Huß, von der FH Rosenheim<br />

Prof. Jürgen Krug und Dipl.-Ing.<br />

Sebastian Koch.<br />

Eine Kurzfassung kann als PDF<br />

von der mikado-Website kostenfrei<br />

heruntergeladen werden:<br />

www.mikado-online.de →<br />

Arbeitshilfen<br />

www.mikado-online.de 71


Holzhäuser<br />

Passivhaus<br />

Nachhaltige Schönheit<br />

<strong>Die</strong> gelungene Verbindung von minimal<strong>ist</strong>ischer Architektur, nachhaltigen<br />

Werkstoffen und zeitloser Eleganz erhielt dieses Jahr den Architekturpreis des Hessischen<br />

Min<strong>ist</strong>eriums der Finanzen und der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen.<br />

72 mikado 12.2008


Holzhäuser<br />

◂ Das Graue Haus<br />

planten die<br />

Cantón Thielen<br />

Architekten<br />

als Passivhaus<br />

Weitgehend energieautarke,<br />

dabei auch von Normalverdienern<br />

bezahlbare Familienhäuser<br />

sind für Architektin Cornelia Thielen<br />

die Wohnform der Zukunft. „Es<br />

<strong>ist</strong> geradezu eine ethische Verpflichtung,<br />

auf Überflüssiges beim Hausbau<br />

zu verzichten und Materialien<br />

mit Bedacht zu wählen“, weiß Cornelia<br />

Thielen. Baustoffe, -elemente<br />

und -systeme, die den ihnen zugedachten<br />

Zweck langfr<strong>ist</strong>ig erfüllen,<br />

die man auch im Zusammenspiel als<br />

nachhaltig bezeichnen kann, bestimmen<br />

dementsprechend den Charakter<br />

ihres eigenen Hauses. So belaufen<br />

sich die Kosten der Betriebsenergie<br />

für das haustechnische System im<br />

ganzen Jahr auf sensationell niedrige<br />

300 Euro! „Das <strong>ist</strong> der Preis, den wir<br />

für unseren reinen Ökostrom bezahlen.<br />

Würden wir auf einen Mischtarif<br />

ausweichen, wären die Kosten noch<br />

geringer. Aber wenn man etwas für<br />

den Naturerhalt und den Klimaschutz<br />

tun will, darf man einfach <strong>nicht</strong> an<br />

der falschen Stelle sparen“, sagt die<br />

Architektin.<br />

Familie Cantón Thielen lebt zu<br />

viert in ihrem äußerlich kompakten,<br />

innen funktional gegliederten,<br />

insgesamt sehr wohnlich wirkenden<br />

Holzständerbau. Das Hausbauunternehmen<br />

Wolf Ökohäuser aus Frankenau-Altenlotheim<br />

hat die Wandtafeln<br />

nach den Plänen der Architekten<br />

in geschlossenen Hallen vorgefertigt<br />

und die Gebäudehülle in nur zwei<br />

Werktagen regendicht errichtet. Der<br />

Ausbau bis zur Bezugsfertigstellung<br />

ging komplett innerhalb von fünf<br />

Monaten vonstatten, wobei die Vergabe<br />

und Koordination der einzelnen<br />

Gewerke an qualifizierte Subauftragnehmer<br />

unter der Regie des Holzbauunternehmens<br />

erfolgte.<br />

Komfort auf allen Ebenen<br />

Auf drei Ebenen stehen im Grauen<br />

Haus 175 m² Wohnfläche zur Verfügung.<br />

<strong>Die</strong> mehrschaligen, 43 cm<br />

dicken Außenwände verfügen über<br />

eine Zellulose-Einblasdämmung im<br />

Gefach und ein Wärmedämmverbundsystem<br />

mit 60 mm starken Holzfaserdämmplatten<br />

plus passendem<br />

Putzsystem (Inthermo). <strong>Die</strong>ser Wandaufbau<br />

schottet die Räumlichkeiten<br />

so gut gegen Kälte ab, dass auf konventionelle<br />

Heizkörper komplett verzichtet<br />

werden konnte. Stattdessen<br />

wird das Graue Haus mit Warmluft<br />

beheizt, die aus dezent gestalteten<br />

Lüftungsgittern geräuschlos austritt<br />

und zugfrei jeden Raum durchströmt.<br />

„Im Passivhaus lebt man konstant<br />

mit frischer, angenehm temperierter<br />

Luft. Das <strong>ist</strong> eine extreme Steigerung<br />

der Wohnqualität“, stellt Hauseigentümerin<br />

Cornelia Thielen fest. Zur<br />

Behaglichkeit trägt auch die passivhaustypische<br />

Dreifach-Isolierverglasung<br />

mit Edelgasfüllung der Scheibenzwischenräume<br />

bei; der U-Wert<br />

der speziellen Wärmeschutzverglasung<br />

liegt bei 0,6 W/(m²K), während<br />

die heutigen Standardverglasungen<br />

Auf einen Blick<br />

Gestalterische Einfachheit, geringe Baukosten und Energieeffizienz standen<br />

bei dem Passivhaus im Vordergrund. Der Betonfußboden erhielt Epoxidharzbeschichtung<br />

(Caparol). Das Haus in ökologischer Holzständerbauart<br />

besitzt 43 cm dicke Außenwände. Sie besitzen eine Zellulose-Einblasdämmung<br />

in Kombination mit einem Wärmedämmverbundsystem (Inthermo).<br />

Dabei bilden 60 mm dicke Holzfaserdämmplatten die Grundlage für das<br />

vollflächig applizierte Putzsystem, das als mineralischer Deckputz mit<br />

2 mm feiner Körnung beeindruckt. Als Farbton wurde für das Graue Haus<br />

im Camp King ‚Schiefer 13’ mit Hellbezugswert 28 gewählt. <strong>Die</strong> Beheizung<br />

und Belüftung dieses Passivhauses erfolgt ebenso wie die Warmwasserbereitung<br />

ganzjährig über ein aerosmart-Kompaktgerät mit hocheffizienter<br />

Lüftungsanlage und integrierter Wärmerückgewinnung. Das haustechnische<br />

System wurde in Österreich (Fa. Drexel und Weiss) entwickelt und auf<br />

das Gebäude spezifisch abgestimmt.<br />

www.mikado-online.de 73


Holzhäuser<br />

Achim Zielke<br />

▴ Warmwasser<br />

liefert eine<br />

Wärmepumpe<br />

Steckbrief<br />

Bauherren/Architekten:<br />

Cantón Thielen Architekten<br />

D-61440 Oberursel<br />

Holzbauer:<br />

Wolf Ökohäuser<br />

D-35110 Frankenau-Altenlotheim<br />

www.wolf-oekohaeuser.de<br />

Innenwandfarben und<br />

Bodenbeschichtungen:<br />

Caparol Farben Lacke<br />

Bautenschutz GmbH<br />

D-64372 Ober-Ramstadt<br />

www.caparol.de<br />

WDVS und Außenputz:<br />

Inthermo GmbH<br />

D-64372 Ober-Ramstadt<br />

www.inthermo.de<br />

Haustechnik:<br />

drexel und weiss<br />

energieeffiziente<br />

haustechniksysteme gmbh<br />

A-6922 Wolfurt<br />

www.drexel-weiss.at<br />

▸ Der Fußboden<br />

aus Beton erhielt<br />

eine Beschichtung<br />

mit Epoxidharz<br />

sivhaus natürlich eine Anlage zur<br />

kontrollierten Be- und Entlüftung<br />

inklusive Wärmerückgewinnung.<br />

Im Grauen Haus, das durch das von<br />

Drexel und Weiss entwickelte aerosmart-Lüftungsgerät<br />

sowohl beheizt<br />

als auch permanent mit Frischluft<br />

versorgt wird, erzielt die integrierte<br />

WRG-Technik einen Wirkungsgrad<br />

von rund 90 Prozent. Das führt dazu,<br />

dass Lüftung, Heizung und Warmwasserbereitung<br />

im Jahr nur 1500<br />

kWh Betriebsstrom benötigen. Weniger<br />

<strong>ist</strong> kaum vorstellbar.<br />

Haustechnik im <strong>Die</strong>lenschrank<br />

<strong>Die</strong> Luftvorerwärmung erfolgt durch<br />

einen Sole-Erdwärmetauscher. Der<br />

Solekorb wurde mit einer Schlauchlänge<br />

von rund 300 m in den Erdboden<br />

eingelassen und dort in drei<br />

Meter Tiefe verschlämmt. Der Clou:<br />

Während das System im Winter die<br />

Erdwärme nutzt, um Frischluft vorzuwärmen,<br />

wird im Sommer nach<br />

dem „Natural-Cooling-Prinzip“ zu<br />

warme Außenluft gekühlt, bevor sie<br />

als Frischluft über die Belüftungsrohre<br />

in die Wohnräume gelangt.<br />

Auf diese Weise herrschen im Grauen<br />

Haus stets um die 21,5 °C – ein<br />

Raumtemperaturniveau, das Umweltmediziner<br />

als besonders gesundheits-<br />

U-Werte von etwa 1,2 W/(m²K) aufweisen.<br />

<strong>Die</strong> Verglasung des Grauen<br />

Hauses <strong>ist</strong> also doppelt so gut wie<br />

vom Gesetzgeber gefordert.<br />

Zu einer intelligent geplanten, auf<br />

Nachhaltigkeit bedachten Haustechnik<br />

gehört in einem echten Pasförderlich<br />

erachten. Für Warmwasser<br />

zum Duschen, Baden oder Händewaschen<br />

sorgt ebenfalls die ökostrombetriebene<br />

Wärmepumpe, die das<br />

Brauchwasser im angeschlossenen<br />

200-Liter-Standspeicher auf einem<br />

Temperaturniveau von mindestens<br />

42 °C hält. Bemerkenswert <strong>ist</strong>, dass<br />

die gesamte Haustechnik inklusive<br />

Standspeicher in einen kompakten<br />

Wandschrank passt. Dadurch konnte<br />

der Bau eines Wohn- oder Nutzkellers<br />

entfallen. <strong>Die</strong> Bodenplatte, auf<br />

der das Haus errichtet wurde, <strong>ist</strong> dafür<br />

umso aufwendiger gegen Transmissionswärmeverluste<br />

isoliert. Auf<br />

eine vollkommene thermische Trennung<br />

des Baukörpers und der Bodenplatte<br />

vom umgebenden Erdreich<br />

wurde bei der Bauausführung sorgfältig<br />

geachtet, um späteren Raumwärmeverlusten<br />

über die Sohlplatte<br />

vorzubeugen.<br />

Trotz aller Bege<strong>ist</strong>erung fürs Energiesparen<br />

– den Begriff „Passivhaus“<br />

hält Architektin Thielen für unglücklich<br />

gewählt: „Der Ausdruck ‚Passivhaus‘<br />

lässt vor meinen Augen keine<br />

Bilder entstehen und klingt auch viel<br />

zu nüchtern, um Bege<strong>ist</strong>erung auszulösen“,<br />

moniert die Planerin. „Klima-<br />

Komfort-Haus würde mir da schon<br />

viel besser gefallen“.<br />

<br />

Achim Zielke, Bad Honnef ▪<br />

74 mikado 12.2008


Fortbildung<br />

Tipps und Termine<br />

Beilngries<br />

Seminar „Grundlagen Arbeitsrecht“<br />

Mit einer allgemeinen Einführung ins Arbeitsrecht beginnt<br />

diese Veranstaltung und erklärt dabei die wichtigsten Begriffe<br />

und Normen. Dann werden die wichtigsten Problemfelder<br />

behandelt: Abmahnungen, Entlassungen, befr<strong>ist</strong>ete Verträge,<br />

arbeitsgerichtliche Verfahren und Sozialrecht.<br />

Veranstaltungsort: Beilngries<br />

Termin: 28. Januar 2009<br />

Teilnahmegebühr: 475 Euro (Mitglieder 275 Euro)<br />

Informationen: www.zimmerer-bayern.com<br />

Kassel<br />

„Restaurator im Zimmererhandwerk“<br />

Zweieinhalb Monate dauert<br />

der Lehrgang über den Umgang<br />

mit h<strong>ist</strong>orischen Bautechniken.<br />

Gezeigt wird deren<br />

Logik und wie man mit viel<br />

Fingerspitzengefühl den<br />

Anforderungen von Denkmalpflege<br />

und Bauherren gerecht<br />

werden kann.<br />

Veranstaltungsort: Kassel<br />

Lehrgangsdauer:<br />

9. Februar bis 24. April 2009<br />

Teilnahmegebühr: 3100 Euro<br />

Informationen: www.bubiza.de<br />

Hamm<br />

Fernlehrgang „energieplaner24“<br />

Der Kurs ermöglicht, dieses<br />

Geschäftsfeld professionell zu<br />

erschließen und Folgeaufträge<br />

zu sichern. Er <strong>ist</strong> als berufsbe-<br />

gleitender Fernlehrgang<br />

konzipiert. Mit drei Workshops<br />

und der Abschlussprüfung<br />

fallen nur vier Präsenztage an.<br />

Präsenztage: Hamm<br />

Lehrgangsdauer:<br />

12. Januar bis 10. Juni 2009<br />

Teilnahmegebühr: 1950 Euro<br />

Informationen:<br />

www.energieplaner24.de<br />

Deutschland-Tour<br />

Praxisschau „Knauf Werktage“<br />

Mit einem zweitägigen Informations- und Vorführungsprogramm<br />

für Handwerker und Planer tingelt Knauf Anfang<br />

2009 durch Deutschland.<br />

Veranstaltungsort: München Termin: 8.–9. Januar 2009<br />

Veranstaltungsort: Iserlohn Termin: 22.–23. Januar 2009<br />

Veranstaltungsort: Hamburg Termin: 29.–30. Januar 2009<br />

Veranstaltungsort: Griesheim Termin: 5.–6. Februar 2009<br />

Veranstaltungsort: Lauffen Termin: 12.–13. Februar 2009<br />

Veranstaltungsort: Berlin Termin: 19.–20. Februar 2009<br />

Informationen: www.knauf-werktage.de<br />

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Wissen um bauphysikalische Werte, den Einsatz und die Verarbeitung der Dämmstoffe.<br />

Dämmstoff <strong>ist</strong> ein Material mit<br />

möglichst geringer Wärmeleitung,<br />

hoher Schalldämmung und guten<br />

brandschutztechnischen Eigenschaften.<br />

<strong>Die</strong> Einteilung erfolgt in<br />

verschiedene Gruppen – beispielsweise<br />

nach ihrer Lieferform (z.B.<br />

Matte, Schüttung oder Platte), nach<br />

ihrem chemischen Aufbau (anorganisch<br />

oder organisch), nach ihrer<br />

Herkunft (synthetisch oder natürlich)<br />

oder nach ihrem Anwendungsbereich<br />

(z.B. Wärmedämmung, Schallschutz<br />

oder Brandschutz).<br />

<strong>Die</strong> Herstellung der Dämmplatten<br />

erfolgt nach regionalen (z.B. DIN oder<br />

ÖNORM), europäischen (EN) Normen<br />

oder nach einer bauaufsichtlichen<br />

Zulassung für spezielle Anwendungen.<br />

<strong>Die</strong> nationalen Stoffnormen<br />

werden im Zuge der europäischen<br />

Vereinheitlichung aktualisiert.<br />

Das Ü-Zeichen (Übereinstimmungszeichen)<br />

gibt an, ob der Dämmstoff<br />

den betreffenden technischen<br />

Regeln entspricht und gleichzeitig einer<br />

laufenden Kontrolle und Überwachung<br />

(bei der Produktion im Werk<br />

– Eigenüberwachung oder Fremdüberwachung)<br />

unterliegt.<br />

Begriffe des Wärmeschutzes<br />

Wärmeleitfähigkeit <br />

<strong>Die</strong> spezifische Wärmeleitfähigkeit<br />

gibt an, welche Wärmemenge in einer<br />

Stunde bei einem Temperaturunterschied<br />

von ΔT = 1 K (Kelvin) durch<br />

1 m² einer 1 m dicken Schicht eines<br />

Stoffes strömt. Porenvolumen, Gefügeaufbau,<br />

Rohdichte, Temperatur,<br />

Feuchtigkeit und Luftdruck beeinflussen<br />

die Wärmeleitfähigkeit eines<br />

Dämmstoffes.<br />

Wärmeleitfähigkeitsgruppe (WLG)<br />

<strong>Die</strong> Einteilung der Dämmstoffe nach<br />

Wärmeleitfähigkeitsgruppen (WLG)<br />

erfolgt nach dem Bemessungswert<br />

der Wärmeleitfähigkeit und soll zur<br />

Vereinfachung bei der Berechnung<br />

und Anwendung führen. <strong>Die</strong> Wärmeleitfähigkeitsgruppe<br />

ergibt sich direkt<br />

aus dem Bemessungswert (R):<br />

So bedeutet beispielsweise die Angabe<br />

WLG 040 ein (R) mit 0,040<br />

W/(m·K).<br />

Wärmedurchgangskoeffizient<br />

(U-Wert)<br />

Der U-Wert bezeichnet die Wärmemenge,<br />

die in einer Sekunde durch<br />

eine Bauteilfläche von 1 m² bei einem<br />

Temperaturunterschied von 1 K<br />

hindurchgeht. Berücksichtigt werden<br />

Dicke, Material und Schichtaufbau<br />

des Materials. Je kleiner der U-Wert<br />

78 mikado 12.2008


Zimmerme<strong>ist</strong>erdach Dämmstoffe<br />

◂ Aufdachdämmung<br />

aus<br />

Holzfasern<br />

VDH e.v.<br />

▸ Roggenschüttung<br />

auf dem<br />

Dachboden<br />

ceralith<br />

eines Bauteils, desto besser <strong>ist</strong> seine<br />

Wärmedämmung. Von der Größe<br />

des U-Wertes hängt die notwendige<br />

Dicke des Dämmstoffes in der Konstruktion<br />

ab.<br />

Spezifische Wärmekapazität c<br />

<strong>Die</strong> spezifische Wärmespeicherkapazität<br />

eines Baustoffes gibt an, wie viel<br />

Wärme ein Stoff je kg bei einer Temperaturveränderung<br />

von 1 K aufnehmen<br />

kann.<br />

Speicherfähigkeit ∙c<br />

<strong>Die</strong> Wärmespeicherfähigkeit eines<br />

Dämmstoffes <strong>ist</strong> wichtig beim sommerlichen<br />

Wärmeschutz. Das Produkt<br />

aus der Einbaudichte [kg/m³]<br />

und der spezifischen Wärmekapazität<br />

c [Wh/(kg·K)] des Dämmstoffes<br />

bestimmt die gespeicherte Wärme.<br />

Holzfaserdämmstoffe haben eine relativ<br />

hohe Wärmespeicherfähigkeit,<br />

Mineral- und Polyesterfasern weisen<br />

im Vergleich die geringsten Werte<br />

auf.<br />

Temperaturleitfähigkeit a<br />

<strong>Die</strong> Temperaturleitfähigkeit <strong>ist</strong> der<br />

Quotient aus Wärmeleitfähigkeit <br />

[W/(m∙K)] und Speicherfähigkeit p∙c<br />

[Wh/(m²·K)]. Dämmstoffe mit einer<br />

geringen Temperaturleitfähigkeit eignen<br />

sich besonders gut für den sommerlichen<br />

Wärmeschutz.<br />

Temperaturamplitudendämpfung<br />

(TAD)<br />

<strong>Die</strong> TAD berücksichtigt die Temperaturleitfähigkeit<br />

der Baustoffschichten<br />

und ihre Reihenfolge in<br />

der Konstruktion. Sie beurteilt eine<br />

Konstruktion in Bezug auf den sommerlichen<br />

Wärmeschutz. In unseren<br />

Breiten sollte der Wert mindestens<br />

10 betragen.<br />

Phasenverschiebung<br />

<strong>Die</strong> Phasenverschiebung benennt den<br />

Zeitraum zwischen dem Auftreten<br />

der Höchsttemperatur auf der Außen-<br />

Bezeichnung nach neuer europäischer Norm<br />

oberfläche eines Bauteils bis zum Erreichen<br />

der Höchsttemperatur auf der<br />

Innenseite. <strong>Die</strong> Phasenverschiebung<br />

hängt von der Wärmespeicherfähigkeit<br />

der Baustoffe ab.<br />

Holzfaserdämmplatten<br />

Überwiegend kommen mineralische,<br />

mineralisch-synthetische und synthetische<br />

Dämmstoffe zum Einsatz.<br />

Weniger bekannt sind Produkte aus<br />

nachwachsenden natürlichen Rohstoffen.<br />

Doch immer mehr Bauherren<br />

verlangen solche Dämmstoffe.<br />

<strong>Die</strong> europäischen Normen definieren die Dämmstoffe in Bezug auf Material, Wärmeleitfähigkeit<br />

und Anwendungstyp, z.B. „EPS 035 DAA dm“. Hier handelt es sich um eine Flachdachdämmplatte,<br />

bei der „EPS“ für „Expandierten Polystyrol-Hartschaum“, „035“ für die Wärmeleitgruppe,<br />

DAA für das Anwendungsgebiet „Außendachdämmung unter Abdichtung“ und<br />

„dm“ für die mittlere Druckbelastung des Dämmstoffes stehen.<br />

EPS 035 DAA dm<br />

EPS: Expandierter Polystyrol-Hartschaum<br />

035: Wärmeleitgruppe<br />

DAA: Anwendungsgebiet „Außendachdämmung unter Abdichtung“<br />

dm: geeignet für die mittlere Druckbelastung<br />

Übersichten über die Benennung nach Anwendungsgebieten und Produkteigenschaften nach<br />

DIN V 4108-10 „Wärmeschutz- und Energie-Einsparung in Gebäuden – Anwendungsbezogene<br />

Anforderungen an Wärmedämmstoffe, Teil 10: Werkmäßig hergestellte Wärmedämmstoffe“<br />

stehen zum kostenlosen Download unter www.mikado-online.de → Arbeitshilfen.<br />

www.mikado-online.de 79


Zimmerme<strong>ist</strong>erdach Dämmstoffe<br />

Isocell<br />

◂ Ein zertifizierter<br />

Verarbeiter<br />

dämmt mit<br />

Zellulose<br />

den Dachboden<br />

Anwender grundsätzlich eine schriftliche<br />

Darstellung der Zusammensetzung<br />

der Dämmplatten verlangen, da<br />

in Einzelfällen Unverträglichkeit mit<br />

anderen Baustoffen eintreten kann.<br />

Anwendung finden die Platten als<br />

▸▸ Aufdachdämmung einschließlich<br />

wasserführender Schicht;<br />

als verklebte oder verfalzte<br />

Unterdeckung – auch als<br />

Noteindeckung für einige<br />

Wochen geeignet<br />

▸▸ Dachschalungsplatte<br />

▸▸ Zwischensparrendämmung<br />

▸▸ Dämmung zwischen Balkenlagen<br />

▸▸ Dämmung der obersten<br />

Geschossdecke<br />

Holzspänedämmung<br />

Natürliche Dämmstoffe * im Überblick<br />

Holzfaserdämmplatten werden aus<br />

zerfaserten Schwach- und Resthölzern<br />

im Nass- oder Trockenverfahren<br />

zu Platten verpresst. Ihre Zusammensetzung<br />

<strong>ist</strong> abhängig vom<br />

Einsatzbereich. <strong>Die</strong> Hersteller fügen<br />

den Platten Wasserglas oder Holzleim<br />

als Klebstoff zur Verleimung der<br />

Einzellagen zu. Naturbitumen, Naturharze,<br />

Paraffin oder Latex dienen<br />

zur Hydrophobierung, Polyolefinfasern<br />

zur Stabilisierung der flexiblen<br />

Platten. Einige Firmen liefern auch<br />

ohne Zusatzstoffe. Deshalb sollte der<br />

Dämmstoff R (W/(m∙K)) P (kg/m³) μ C (J/kg∙K) Baustoffklasse<br />

Flachsmatten 0,040 ca. 30 1–2 1600 B2<br />

Hanfmatten 0,040–0,050 20–45 1–2 k.A. B2<br />

Hanf, lose 0,050–0,055 40–60 1–2 k.A. B2<br />

Holzfaserdämmplatten 0,040–0,052 150–270 5 1700–2100 B2<br />

Holzfasern, lose 0,040 30–40 1–2 k.A. B2<br />

Holzwolle 0,065–0,090 330–500 2–5 2100 B1<br />

Kokos 0,045 70–80 1 k.A. B2<br />

Korkschrot, expandiert 0,050 75–85 1–5 1800 B2<br />

Korkplatte 0,040 110–120 5–10 1800 B2<br />

Roggengranulat 0,050 105–115 2–3 1900 B2<br />

Schafwolle 0,040 18–100 1–5 1720 B2<br />

Schilfrohr 0,055 190 2 k.A. B2<br />

Strohballen 0,050 90–125 2 k.A. B2<br />

Wiesengras 0,040 25–65 1–2 2100 B2<br />

Zelluloseflocken 0,040 30–80 1–2 2100 B2<br />

Zelluloseplatten 0,040 60–90 1 2000 B2<br />

*Nicht bei allen Produkten liegt eine „Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung“ vor! Manche Produkte dürfen nur lizenzierte Betriebe verarbeiten<br />

Quelle: verschiedene Firmenangaben<br />

Holzspänedämmung besteht aus ausgesuchten<br />

Resten der Hobelabfälle<br />

(Fichte und Tanne) bei der Holzhausproduktion.<br />

Zusätze sind Frischmolke<br />

und Soda. <strong>Die</strong> ausgesiebten Späne<br />

werden bei der Herstellung nach Größe<br />

sortiert und entstaubt. Als Holzfasereinblasdämmung<br />

für Dächer,<br />

Wände und Decken bringen lizenzierte<br />

Betriebe die Späne vollautomatisch<br />

oder von Hand ein. Zusatzstoffe<br />

sind Frischmolke, Ammoniumphosphat,<br />

Borate und Soda, um den geforderten<br />

Brandschutz zu erfüllen und<br />

Schimmelbildung bzw. Schädlingsbefall<br />

zu verhindern.<br />

Holzwolleleichtbauplatten<br />

<strong>Die</strong> Platten kommen als Putzträger<br />

oder Beplankungswerkstoff im Innen-<br />

und Außenbereich beim Dach<br />

zum Einsatz. Hergestellt aus langfasrigen<br />

Fichten- oder Kiefernholzspänen,<br />

mit Zement oder Magnesit<br />

gebunden, werden sie in einer Form<br />

zu Platten gepresst.<br />

Als technische Weiterentwicklung<br />

zum Verbundwerkstoff mit unterschiedlichen<br />

industriell gefertigten<br />

Dämmstoffen verkleiden sie die<br />

Dachstühle im Innenraum.<br />

Schafwolledämmung<br />

<strong>Die</strong> Schafwolle wird zunächst gewaschen<br />

und entfettet, anschließend<br />

neutralisiert, da sie leicht alkalisch<br />

80 mikado 12.2008


Zimmerme<strong>ist</strong>erdach Dämmstoffe<br />

<strong>ist</strong>. Ein Staubreiniger und Transportventilator<br />

führt die Wolle einem<br />

sog. „Feinöffner“ zu, der für eine<br />

homogene Vermischung sorgt und<br />

gleichzeitig Schmutzpartikel und organische<br />

Fremdstoffe entfernt. Anschließend<br />

werden mehrere Schichten<br />

kreuzweise übereinandergelegt.<br />

Das Vlies wird mechanisch vernadelt.<br />

Eine Schneidemaschine stellt<br />

die Abmessungen her, die im Handel<br />

erhältlich sind. Neben einem Mottenschutz<br />

bewirken Borsalz, Naturkautschukmilch,<br />

Eisenoxid, Kalk<br />

und Tonerde die nach Norm geforderten<br />

Eigenschaften. Zum Einsatz<br />

kommt Schafwolle zur Wärme- und<br />

Schalldämmung.<br />

Schilf<br />

Als Dacheindeckung <strong>ist</strong> Schilf heute<br />

hauptsächlich im gehobenen Wohnungsbau<br />

anzutreffen. Es wächst<br />

überall dort, wo es noch große Feuchtbiotope<br />

gibt, z.B. am Plattensee (Ungarn),<br />

am Neusiedlersee (Österreich)<br />

oder in niederdeutschen Moorgebieten.<br />

Schilf <strong>ist</strong> eine sehr harte Naturfaser<br />

und verrottet unter Wassereinwirkung<br />

kaum. Deshalb <strong>ist</strong> es zur<br />

Dacheindeckung (Reetdach) geeignet.<br />

In der Wand kommt Schilfrohr<br />

hauptsächlich als Putzträger, vor allem<br />

bei Lehmputzen, zum Einsatz.<br />

Seegras<br />

Flachsdämmung<br />

Ausgangsmaterial für die industrielle<br />

Produktion von Dämmstoffplatten<br />

sind die bei der rein mechanischen<br />

Aufbereitung anfallenden Kurzfasern.<br />

Dünne Faserbahnen werden<br />

mit Nadelwalzen mechanisch verfilzt.<br />

<strong>Die</strong>se Einzelbahnen werden<br />

zu verschieden dicken Dämmstoffplatten<br />

geschichtet, durch Kartoffelstärke<br />

verbunden und zugeschnitten.<br />

Einige Hersteller geben textile<br />

Stützfasern (Polyesterfasern) zu. Als<br />

Flammschutzmittel wirken Borate,<br />

Ammoniumsulfate oder Ammoniumphosphate.<br />

Im Dachbereich<br />

kommt der Flachfilz hauptsächlich<br />

als Dämmplatte zum Zug.<br />

Hanfdämmung<br />

Zur Dämmstoffproduktion wird das<br />

Hanfstroh in Fasern und Schäben<br />

getrennt. <strong>Die</strong> Hanffasern werden zu<br />

Dämmmatten oder zur Stopfdämmung<br />

(z.B. für Fenster) verarbeitet,<br />

die verholzten Schäben zu Schüttdämmstoffen<br />

oder festen Platten.<br />

Bei den Dämmmatten und der Rollenware<br />

setzen die Hersteller häufig<br />

synthetische Stützfasern zu. Als<br />

Flammschutzmittel und zur Vermeidung<br />

von Schimmelpilzen wirken<br />

Ammoniumphosphat, Soda oder<br />

spezielle chemische Mittel. Im Dachbereich<br />

werden Hanfdämmstoffe zur<br />

Zwischensparren- und Aufdachdämmung<br />

verwendet.<br />

Seegrasgewächse (lat. Zosteraceae)<br />

wachsen auf dem Meeresgrund. Seegras<br />

wird an den Stränden der Meere<br />

angespült und dort gesammelt, gereinigt,<br />

getrocknet und anschließend zu<br />

Dämmmaterial verarbeitet. Der hohe<br />

Salzgehalt der Pflanze wirkt als natürlicher<br />

Brandschutz. Der Dämmstoff<br />

<strong>ist</strong> als loses Material oder in<br />

Plattenform auf dem Markt. Er kann<br />

geschüttet, gestopft oder mit Einblasgeräten<br />

eingebaut werden. Anwendungsbereiche<br />

sind Dach, Wand<br />

und Decke.<br />

Wiesengras<br />

<strong>Die</strong> Fasern des Dämmstoffs Wiesengras<br />

bestehen hauptsächlich<br />

aus Zellulose und Hemizellulosen.<br />

<strong>Die</strong> Naturfasern haben ein niedriges<br />

spezifisches Gewicht, was zu guten<br />

Dämmeigenschaften ( ≤ 0,040<br />

W/(m·K)) führt. Als Dämmstoff <strong>ist</strong> das<br />

Material diffusionsoffen, nimmt nur<br />

geringe Mengen Wasser auf und eignet<br />

sich gut zur Schalldämmung. <strong>Die</strong><br />

notwendige Flammschutzausrüstung<br />

wird in einem Nassverfahren durch<br />

Additive (Borate) hergestellt. <strong>Die</strong>ser<br />

Dämmstoff eignet sich zum Einblasen<br />

in Dächer, Decken und Wände.<br />

Dämmschüttung<br />

▴ Hanfwolle<br />

in der<br />

Dachschräge<br />

Dämmschüttung eignet sich zum Einblasen<br />

in die Hohlräume von Decken,<br />

Dächern und Wänden. Neben den bekannten<br />

mineralischen Dämmschüttungen<br />

aus Mineralwollefasern oder<br />

Perlit-Gestein sind auch Schüttungen<br />

aus Roggen und Hanf auf dem<br />

Markt. Hanfschüttungen bestehen<br />

aus den Stängeln der Hanfpflanze,<br />

Naturbitumen und Tongranulat. Roggendämmstoffgranulat<br />

besteht aus<br />

Roggenschrot, Roggenkleie und Molke<br />

sowie mineralischen Zusätzen (Kaliwasserglas<br />

oder Kalkhydrat). Auch<br />

ohne Zusätze <strong>ist</strong> es beständig gegen<br />

Nager, Insekten und Schimmelpilze.<br />

Zellulose<br />

Zellulosedämmung wird aus zerfasertem<br />

Altpapier unter Zugabe von<br />

Borsalzen (bei Dämmplatten max. 10<br />

Prozent) oder/und Zusatzmitteln (Borax,<br />

Borsäure, Aluminiumhydroxid,<br />

Ammoniumphosphat, Fungotannin)<br />

im Trockenverfahren hergestellt. <strong>Die</strong><br />

Zusätze erbringen den geforderten<br />

Brandschutz und verhindern Schädlingsbefall<br />

bzw. Schimmelbildung.<br />

Das Rohmaterial besteht aus sortierten<br />

Druckerzeugnissen (Tageszeitungen,<br />

Bücher) oder Papier. Nur<br />

lizenzierte Fachbetriebe dürfen die<br />

Einblaszellulose verarbeiten.<br />

Hans Jürgen Krolkiewicz, Köln ▪<br />

hock<br />

www.mikado-online.de 81


Informationsdienst Holz<br />

Nagelbrücken<br />

www.randek-bautech.com<br />

Inserenten<br />

A<br />

Abbundzentrum, Dahlen 76<br />

Alzheimerforschung 63<br />

Auwärter, Waldershof 76<br />

B<br />

Bruckamp, Lübecke 77<br />

Brüninghoff, Heiden 47<br />

Bundesfachschule, Kassel 76<br />

D<br />

Decker, Morbach 31<br />

<strong>Die</strong>ckmann, Melle 77<br />

Dölker, Horb 77<br />

E<br />

Egger, Brilon 27<br />

F<br />

Ford, Köln<br />

U2<br />

Frammelsberger, Oberkirch 77<br />

Frick, Türkheim 85<br />

Fuchs, Lörrach 76<br />

G<br />

Grossmann, Rosenheim 75<br />

H<br />

Haas, Falkenberg<br />

U4<br />

Hofatex, Slowakei 9<br />

HSB, Kaufbeuren 5<br />

I / J<br />

Inholz, Mannheim 77<br />

Isocell, A-Neumarkt 7<br />

K<br />

Kindernothilfe 61<br />

M<br />

Messe, München 11<br />

MH-Massivolz, Altenstadt 63<br />

Mohr, Trier 43<br />

N<br />

Norbord, Belgien 3<br />

O<br />

Onduline, Wiesbaden 19<br />

P<br />

Pagel, Landau 76<br />

Poppensieker + Derix, Westerk. 43<br />

Puren, Überlingen 37<br />

R<br />

Randek, SE-Falkenberg 61, 63, 82<br />

Rheinzink 33<br />

S<br />

S&S, Wermelskirchen 53<br />

Schwaiger, A-Schwaz 76<br />

SFS,Oberursel 38<br />

Suttner, Haselbach 77<br />

W<br />

Weihele, Görisried 76<br />

Wiese, Meschede 77<br />

WEKA MEDIA, Kissing U3,<br />

Gesamtbeilage<br />

Neuerscheinung<br />

Kinder lieben Holz<br />

Der Informationsdienst Holz hat eine Schrift über Kindergärten<br />

und Kindertagesstätten in Holzbauweise veröffentlicht. Autor <strong>ist</strong> der<br />

Berliner Architekt Robert Kerbl.<br />

Der Autor hat 52 Kindergärten<br />

und Kindertagesstätten recherchiert;<br />

elf davon stellt er den Lesern<br />

vor. Der Architekt zeigt nur Bauten,<br />

in denen die Regeln der „(Holz-)Baukunst“<br />

konsequent eingehalten wurden.<br />

Das bedeutet: Einsatz von Holz<br />

in der Tragstruktur, optimaler Energiestandard,<br />

Berücksichtigung der<br />

Bauphysik im Hinblick auf Raumklima<br />

und Feuchteverhalten, diffusionsoffene<br />

Bauweise und die Verwendung<br />

geeigneter Dämmstoffe. An<br />

den Anfang der Schrift stellt Kerbl<br />

ein Interview mit Verantwortlichen<br />

der Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten<br />

GmbH. <strong>Die</strong>ses Unternehmen<br />

der Freien und Hansestadt Hamburg<br />

betreibt 173 Einrichtungen und<br />

betreut mehr als 22000 Kinder.<br />

Bereits 1994 hatte der Hamburger<br />

Senat beschlossen, bei der Neuplanung<br />

von Kindertagesstätten „der<br />

Holzfertigbauweise aus Kostengründen<br />

grundsätzlich den Vorzug zu geben“.<br />

<strong>Die</strong> Äußerungen der Befragten<br />

◂ <strong>Die</strong> Schrift<br />

„Kindergärten und<br />

Kindertagesstätten“<br />

informiert<br />

über die<br />

Vorteile, die der<br />

Holzbau hat<br />

machen deutlich, wie beruhigend und<br />

anregend Holz auf Kinder wirkt, dessen<br />

natürliche Farbigkeit der Phantasie<br />

freien Raum gibt.<br />

Baukosten überzeugen<br />

An das Interview schließt sich ein Kapitel<br />

über Baukosten an. Darin kann<br />

der Autor zeigen, dass die Holzbauweise<br />

<strong>nicht</strong> nur wettbewerbsfähig,<br />

sondern oft deutlich günstiger <strong>ist</strong><br />

als andere Bauweisen. Weitere Kapitel<br />

thematisieren den großen Bedarf<br />

an Kindergärten auf Grund der<br />

geltenden Gesetze, den Passivhausstandard<br />

und die pädagogische Bedeutung<br />

von Holz.<br />

Bei jedem der anschließend vorgestellten<br />

elf beispielhaften Bauten<br />

werden zunächst die Projektdaten<br />

vorgestellt. Besonders interessant<br />

dürfte für viele Leser die letzte Rubrik<br />

sein, in der es um die Baukosten geht.<br />

Ob sie im unteren oder im oberen<br />

Bereich liegen, hat mit der Qualität<br />

des Bauwerks <strong>nicht</strong>s zu tun. Mit der<br />

Qualität des Architekten schon. <strong>Die</strong><br />

letzten drei Kapitel sind dem Feuchteschutz,<br />

dem sommerlichen Wärmeschutz<br />

und den Vorteilen des Baustoffs<br />

Holz gewidmet, der für Autor<br />

Kerbl der „Hightech-Werkstoff des<br />

21. Jahrhunderts“ <strong>ist</strong>. ▪<br />

Unter www.informationsdienstholz.de/Publikationen<br />

können Interessenten<br />

die Schrift kostenfrei<br />

downloaden oder unter Angabe der<br />

Bestellnummer H 604 bestellen.<br />

Bis zu fünf Exemplare werden in<br />

Deutschland kostenfrei verschickt.<br />

Dort besteht auch die Möglichkeit,<br />

sich in den Verteiler des „aktuell“<br />

einzutragen, um über neue Veröffentlichungen<br />

informiert zu werden.<br />

82 mikado 12.2008


Landesbeirat Holz<br />

Bautenmonitoring<br />

Trend zu mehr Offenheit<br />

Es kommt Bewegung in die Mission Bautenmonitoring: Politische Mandatsträger und<br />

Bauämter interessieren sich immer mehr für den Baustoff Holz. Der Schlüssel zum Erfolg<br />

<strong>ist</strong> der Wettbewerbsgedanke.<br />

Langsam kommt Bewegung in die<br />

Sache. Es mehren sich die Zeichen<br />

für mehr Offenheit bei politischen<br />

Mandatsträgern und in den<br />

Bauämtern. Der Schlüssel zum Erfolg<br />

<strong>ist</strong> der Wettbewerbsgedanke:<br />

Holz im Wettbewerb zu anderen Baustoffen<br />

– und <strong>nicht</strong> der Blick durch<br />

die Holzbrille. So lässt sich der Zwischenstand<br />

beim Bautenmonitoring<br />

beschreiben.<br />

Voraussetzung, den Fuß zur richtigen<br />

Zeit in die Tür zu bekommen, <strong>ist</strong><br />

persönliches Engagement. <strong>Die</strong> Verantwortlichkeit<br />

fürs Tun kann <strong>nicht</strong><br />

zu Tode delegiert werden. Auch genügt<br />

es <strong>nicht</strong>, einen Flyer mit oder<br />

ohne Prospekt an die Kommune zu<br />

adressieren – in der Hoffnung, es<br />

wird sich schon der Richtige melden.<br />

Drei Bausteine haben sich im Bautenmonitoring<br />

herauskr<strong>ist</strong>allisiert:<br />

1. Vernetzung zentral-regional<br />

Im ersten Schritt geht es um die Bestandsaufnahme:<br />

Welche Angebote<br />

gibt es auf Seiten des Holzabsatzfonds<br />

und des jeweiligen Landesbeirats?<br />

Wie lassen sich diese in der<br />

Region bzw. vor Ort sinnvoll einsetzen?<br />

Sinnvolle Maßnahmen auf dieser<br />

Ebene sind regionale Holzbautage<br />

mit Unterstützung durch den Informationsdienst<br />

Holz sowie das Regionalmarketing<br />

des Holzabsatzfonds.<br />

Darüber hinaus gibt es hochwertige<br />

Broschüren zu zentralen Themen der<br />

▾ Ein erfolgreiches<br />

Mailing an<br />

Kommunen aus<br />

diesem Jahr<br />

Holzverwendung in Kommunen (z.B.<br />

Wettbewerb Holz in Städten und Gemeinden<br />

2008). <strong>Die</strong>se eignen sich für<br />

Mailings oder als Tischvorlage.<br />

2. Netzwerke und Referenzen<br />

in der Region<br />

Veranstaltungen auf regionaler Ebene<br />

fördern den Netzwerkgedanken.<br />

Akteure der regionalen Forst- und<br />

Holzwirtschaft können so ihre jeweiligen<br />

Stärken zum Gelingen des Vereinslebens<br />

einbringen. Eine für diese<br />

Phase gute Rechtsform <strong>ist</strong> der Verein.<br />

Das Netzwerk lässt sich dann ausweiten<br />

auf relevante Architekten, Bauamtsmitarbeiter<br />

sowie Bürgerme<strong>ist</strong>er<br />

und Landräte. Wichtig dabei <strong>ist</strong>, <strong>nicht</strong><br />

zu missionieren, sondern mit denjenigen<br />

zusammenzuarbeiten, die auch<br />

von sich aus wollen. Dadurch bleibt<br />

der Kreis der Akteure übersichtlich<br />

und die Qualität der Zusammenarbeit<br />

passt.<br />

3. Kommunales Engagement<br />

<strong>Die</strong> durchschlagende Kraft erhält<br />

man letztendlich dadurch, dass man<br />

Verbündete in den kommunalen<br />

Gremien (z.B. Gemeinderat, Stadtrat<br />

und Kre<strong>ist</strong>ag) hat. Erschreckend dabei<br />

<strong>ist</strong> oftmals die Bestandsaufnahme.<br />

So we<strong>ist</strong> beispielsweise die Wahll<strong>ist</strong>e<br />

zum Kre<strong>ist</strong>ag von Miesbach von<br />

300 Kandidaten nur vier Waldbesitzer,<br />

drei Zimmerer und zehn weitere<br />

Handwerker aus. Zum Kre<strong>ist</strong>ag<br />

selbst werden 60 Plätze vergeben.<br />

Dass die sieben Hölzernen erfolgreich<br />

sind, unterliegt eigenen Gesetzen.<br />

Im Schnitt werden etwa drei<br />

durchkommen. Wie wird dann wohl<br />

die Abstimmung eines Bauvorhabens<br />

auf Kreisebene ausgehen?<br />

Alexander Kirst, Vorsitzender des<br />

Landesbeirats Holz Bayern, München ▪<br />

www.mikado-online.de 83


Unternehmen<br />

Inthermo<br />

Ausgezeichnetes Fertighaus<br />

Der Fertighaushersteller Luxhaus erhielt mit dem „Golden<br />

Cube 2009“ eine Auszeichnung für zeitgemäßes Bauen. <strong>Die</strong><br />

Jury überzeugte der preisgekrönte Entwurf „Blues 139“ in<br />

energetischer wie in gestalterischer Hinsicht. Dazu trug die<br />

Climatic-Wand-Technologie bei, die einen U-Wert von 0,14<br />

W/(m²K) aufwe<strong>ist</strong>. <strong>Die</strong> außenseitige Beplankung besteht dabei<br />

aus Holzfaserplatten der Marke Inthermo, die diffusionsoffenes,<br />

natürliches Dämmen proklamiert.<br />

INTHERMO GmbH ı D-64372 Ober-Ramstadt ı www.inthermo.de<br />

▴ <strong>Die</strong> Stars des Deutschen Skiverbandes (DSV)<br />

waren bei Würth zu Gast, um sich für die neue Saison<br />

einkleiden zu lassen<br />

Festool<br />

Wenn Werkzeug Fördert<br />

▴ Das Haus überzeugte gestalterisch und energetisch. <strong>Die</strong> Holzfaserdämmung<br />

in den Wänden sorgt für einen U-Wert von 0,14 W/(m²K)<br />

Roto<br />

Neues Dach für Dachhersteller<br />

Am 16. Oktober 2008 weihte Roto sein neues Produktions‐,<br />

Trainings- und Log<strong>ist</strong>ikzentrum ein. <strong>Die</strong> 14 000 m 2 große<br />

und 8 Mio. Euro teure Halle steht auf dem Unternehmensgelände<br />

in Bad Mergentheim.<br />

Auf dem<br />

Dach sitzt eine der<br />

landesweit größten<br />

Photovoltaikanlagen.<br />

An dem feierlichen<br />

Festakt lobte<br />

die baden-württembergische<br />

Umweltmin<strong>ist</strong>erin<br />

Tanja<br />

▴ Tanja Gönner, Baden-Württembergs<br />

Umweltmin<strong>ist</strong>erin, sprach vor zahlreich<br />

erschienener Holzbau-Prominenz<br />

Gönner die Vorreiterrolle,<br />

die das Unternehmen<br />

bei der<br />

Nutzung der Solarenergie spielt. Weitere Fotos der Veranstaltung<br />

gibt es auf www.mikado-online.de → Bildergalerie.<br />

Roto Dach- und Solartechnologie GmbH<br />

D-97980 Bad Mergentheim ı www.roto-frank.de<br />

Festool-Geschäftsführer Horst Geiger<br />

übergab am 19. September 2008<br />

einen Scheck in Höhe von 748 520<br />

Euro an den WWF (World Wide<br />

Fund For Nature). Das Geld stammt<br />

aus einer Aktion, bei der der Elektro-<br />

und Druckluftwerkzeughersteller<br />

verschiedene Geräte als „WWF-<br />

Sonderedition“ angeboten hatte.<br />

Jedes verkaufte Produkt unterstützte<br />

die Aktionen des Umweltfonds.<br />

Eberhard Brandes, Geschäftsführer<br />

der Naturschutzorganisation in<br />

Deutschland, freute sich über einen<br />

Teil der Spende.<br />

Festool GmbH ı D-73240 Wendlingen<br />

www.tts-festool.com<br />

Erlus<br />

Ausbau Ost<br />

▴ Mit dem Kauf eines der<br />

Festool-Aktionsprodukte unterstützte<br />

der Käufer die Arbeit des WWF<br />

Erlus baut sein Werk im thüringischen Te<strong>ist</strong>ungen aus.<br />

Das Standortkonzept sieht einen zwe<strong>ist</strong>ufigen Ausbau<br />

für die Produktion von Großflächenziegeln vor. Im Gegenzug<br />

stellt der Ziegelhersteller in Te<strong>ist</strong>ungen die Herstellung<br />

von Wandbaustoffen zum Ende des Jahres ein.<br />

<strong>Die</strong> Inbetriebnahme des erweiterten Werks soll bereits<br />

2009 erfolgen.<br />

ERLUS AG ı D-84088 Neufahrn ı www.erlus.de<br />

84<br />

mikado 12.2008


Unternehmen<br />

Würth<br />

Schneeflöckchen, Skisöckchen<br />

Seit sechs Jahren sponsert Würth den Deutschen Skiverband<br />

(DSV). In dieser Saison unterstützt das Unternehmen<br />

neben den Disziplinen Biathlon, Skisprung,<br />

Langlauf und Nordische Kombination auch erstmals<br />

den Bereich Ski-Alpin. Am 15. und 16. Oktober 2008<br />

fand die Einkleidung der Athleten in Schwäbisch Hall<br />

statt. <strong>Die</strong> Stimmung im Hangar des Adolf-Würth-Airports,<br />

der in winterlichem Ambiente erstrahlte, machte<br />

Vorfreude auf die bevorstehende Saison.<br />

Adolf Würth GmbH & Co. KG<br />

D-74650 Künzelsau<br />

www.wuerth.de<br />

Glunz<br />

Selbst <strong>ist</strong> der Mann<br />

„Bewegte Zeiten erfordern neue Lösungen“,<br />

findet Lutz Fissenewert, COO und<br />

stellvertretender Vorstandsvorsitzender<br />

der Glunz AG. Deshalb habe man sich<br />

entschlossen, in diesem Jahr auf eine<br />

Teilnahme an der Bau 2009 zu verzichten<br />

und stattdessen eigene Veranstaltungen<br />

und eigene Gespräche mit<br />

Verarbeitern, Planern und Händlern zu<br />

initiieren.<br />

Glunz AG ı D-49716 Meppen<br />

www.glunz.de<br />

Steinbacher<br />

Schichtwechsel<br />

Klaus Untermoser <strong>ist</strong> neuer Vertriebsleiter<br />

bei Steinbacher Dämmstoffe. Der gebürtige<br />

Saalfeldener <strong>ist</strong> studierter Betriebswirt und<br />

zweifacher Familienvater. Er <strong>ist</strong> seit 1999<br />

bei dem Tiroler Familienbetrieb tätig und<br />

seit sechs Jahren im Vertrieb. Damit tritt er<br />

in die Fußstapfen von Wolfgang Fuchs, der<br />

nach 41-jähriger Betriebszugehörigkeit in<br />

den wohlverdienten Ruhestand geht.<br />

Steinbacher Dämmstoff GmbH<br />

A-6383 Erpfendorf/Tirol<br />

www.steinbacher.at<br />

Randek BauTech<br />

Starke Skandinavier<br />

Werkfoto Randek BauTech<br />

▴ Randek-BauTech-Geschäftsführer<br />

Lars-Erik Andersson vor einer Maschine zur<br />

Herstellung von Kopf- und Fußschwellen<br />

▴ Will Gutes bewahren und auch neue Wege<br />

gehen: der neue Vertriebsleiter Klaus Untermoser<br />

(vorn) und sein Vorgänger Wolfgang Fuchs<br />

Makron Engineering aus Finnland schloss einen<br />

strategischen Kooperationsvertrag mit Randek<br />

BauTech aus Schweden. <strong>Die</strong> Finnen vertreiben<br />

automatische Produktionslinien für vorgefertigte<br />

Häuser. Beide Gesellschaften waren in der<br />

Vergangenheit Wettbewerber, arbeiten aber in<br />

der Zukunft zusammen. Randek BauTech entwickelt,<br />

produziert und verkauft Geräte und<br />

<strong>Die</strong>nstle<strong>ist</strong>ungen für die industrielle Herstellung<br />

von Häusern. <strong>Die</strong> Produktpalette reicht<br />

von vollautomatischen, CAD/CAM-gesteuerten<br />

Fertigungslinien für Wände und Dächer bis zu<br />

Maschinen für die manuelle Fertigung.<br />

Randek BauTech AB ı SE-31132 Falkenberg<br />

www.randek-bautech.com<br />

www.mikado-online.de 85


Holzwelten Bhutan<br />

Eine zerstörte Brücke wurde nach dem Vorbild der seit Jahrhunderten<br />

im Himalaya üblichen Brückenarchitektur neu errichtet – allerdings mit größerer<br />

Spannweite und fortschrittlicher Bautechnik.<br />

Das im Himalaya zwischen Tibet<br />

und Indien gelegene Bhutan<br />

wirkt bis heute geheimnisvoll. Das<br />

„Land der friedvollen Drachen“ <strong>ist</strong><br />

stark vom Buddhismus geprägt. Alltag<br />

und Religion sind eng miteinander<br />

verknüpft. Das war auch beim<br />

Neubau einer Brücke in traditioneller<br />

Form so, die der Ort Punakha erhielt:<br />

Geplant war der Bau im Jahr 2007,<br />

doch das galt aus religiöser Sicht<br />

als ungünstig, sodass das Vorhaben<br />

auf 2008 verschoben wurde. Jedem<br />

Baubeginn geht in Bhutan eine buddh<strong>ist</strong>ische<br />

Zeremonie voraus. Ein Astrologe<br />

legt den günstigsten Zeitpunkt<br />

fest.<br />

Punakha liegt auf etwa 1100 m<br />

Höhe, dort, wo sich die Flüsse Pho und<br />

Mo treffen, die von den Gletschern<br />

des Himalaya gespe<strong>ist</strong> werden. Der<br />

sog. „Dzong“, eine Klosterburg mit<br />

bis zu 500 Mönchen, war seit seiner<br />

Errichtung im 17. Jahrhundert über<br />

300 Jahre lang Regierungssitz des<br />

Landes. Noch heute <strong>ist</strong> er die Winter-<br />

▴ <strong>Die</strong> Brücke und<br />

der rechte<br />

Turm waren durch<br />

eine Flutwelle<br />

zerstört. Nun <strong>ist</strong><br />

das wertvolle<br />

Ensemble wieder<br />

vollständig<br />

residenz des obersten Abts Bhutans,<br />

Seiner Heiligkeit des Je Kempo, und<br />

als Sitz des D<strong>ist</strong>rikt-Gouverneurs eines<br />

der wichtigsten Gebäude des Landes.<br />

Seit 1907 werden hier alle Könige<br />

von Bhutan gekrönt.<br />

Bis 1968 verband eine 35 m lange,<br />

aus dem 17. Jahrhundert stammende<br />

Holzbrücke den Dzong mit<br />

dem anderen Ufer. <strong>Die</strong>ses Bauwerk<br />

wurde durch eine Flutwelle zerstört,<br />

als Gletscherabbrüche einen Hochgebirgssee<br />

zum Bersten brachten.<br />

86<br />

mikado 12.2008


Holzwelten Bhutan<br />

Verloren ging dabei <strong>nicht</strong> nur die<br />

Brücke selbst und einer ihrer beiden<br />

Türme, sondern damit auch ein wichtiger<br />

architektonischer und funktionaler<br />

Teil des Gebäudeensembles<br />

„Dzong“: Bei vielen religiösen Festen<br />

gab es prächtige Prozessionen über<br />

die Brücke. <strong>Die</strong>se kulturelle Tradition<br />

war nun jäh abgebrochen.<br />

Doch Bhutan fehlte das Geld, aber<br />

vor allem auch das technische Knowhow<br />

für den Bau einer neuen Brücke.<br />

In den letzten 50 Jahren waren so gut<br />

wie keine Holzbrücken mehr verwirklicht<br />

worden. Man hatte modern sein<br />

wollen und blickte auf Nachbarländer<br />

wie Indien, wo Brücken hauptsächlich<br />

aus Stahl und Stahlbeton<br />

errichtet wurden, und wendete sich<br />

vorschnell vom Holzbau ab. Das bereute<br />

man nun.<br />

So fragte die bhutanesische Regierung<br />

beim deutschen Verein „Pro<br />

Bhutan“ im badischen Lörrach an, ob<br />

der <strong>nicht</strong> unterstützen könne. Und<br />

dieser erklärte sich dann auch bereit,<br />

die Rekonstruktion der traditionellen<br />

Brücke zu übernehmen und<br />

über Spenden zu finanzieren.<br />

Breiteres Flussbett verlangt nach<br />

neuer technischer Lösung<br />

Nun hatte die Flutwelle die örtlichen<br />

Rahmenbedingungen ziemlich verändert<br />

und das Flussbett verbreitert.<br />

Dadurch musste die Spannweite der<br />

neuen Kragbrücke von den alten<br />

35 m auf nunmehr 55 m vergrößert<br />

werden. Zudem musste der alte Turm<br />

auf der Seite des Dzong in das neue<br />

Tragwerk integriert werden.<br />

Das äußere Erscheinungsbild der<br />

neuen Konstruktion sollte trotz dieser<br />

veränderten Bedingungen der traditionellen<br />

Brückenarchitektur entsprechen,<br />

die im Himalaya schon seit<br />

Jahrhunderten üblich <strong>ist</strong>. <strong>Die</strong> typische<br />

Gestalt mit zwei Kragarmen und<br />

einem verbindenden Mittelstück hat<br />

ihren Ursprung in Baumstämmen,<br />

die an Flussufern oder an Schluchten<br />

mit Steinen beschwert wurden<br />

und von dort ins Freie ragten. Je<br />

größer die Spannweiten, desto mehr<br />

Gegengewicht wurde nötig. Daraus<br />

entwickelten sich die Auflagertürme,<br />

die immer größer und dann teilweise<br />

auch bewohnt wurden. <strong>Die</strong> verfügba-<br />

▴ Brücken werden<br />

im Himalaya<br />

traditionell zuerst<br />

an den Enden<br />

eingespannt<br />

und von dort dann<br />

nach innen<br />

weitergebaut<br />

Querschnitt im Einspannbereich<br />

Diagonalschalung immer so ausbilden, dass<br />

Wasser ablaufen kann und <strong>nicht</strong> die Balken<br />

der Tragkonstruktion durchfeuchtet<br />

150 250 150 250 150 250 150 250 150 250 150 250 150 250 150 250 150 250 150<br />

3450<br />

3930<br />

<strong>Die</strong> Schalung<br />

als konstruktiver<br />

Holzschutz,<br />

um eine Durchfeuchtung<br />

und die direkte<br />

Sonneneinstrahlung<br />

des<br />

Tragwerkes<br />

zu verhindern<br />

50<br />

50<br />

400<br />

400 100 400 100 400 100 400 50<br />

2425<br />

www.mikado-online.de 87


Holzwelten Bhutan<br />

ren Balkengrößen setzten allerdings<br />

natürliche Grenzen: Maximal 30 m<br />

konnten mit dieser Technik überspannt<br />

werden.<br />

Trotzdem kam für den Brückenneubau<br />

als Baumaterial nur einheimisches<br />

Vollholz in Frage. Balken mit<br />

25 cm x 40 cm Querschnitt und 22 m<br />

Länge waren vor Ort ohne großen<br />

Aufwand erhältlich. Insgesamt sollte<br />

der Materialverbrauch jedoch so gering<br />

wie möglich ausfallen.<br />

Weitere Anforderungen an das<br />

neue Brückentragwerk lauteten<br />

„Unempfindlichkeit gegen Setzungen“<br />

und „Kompensation versagender<br />

Einzelbauteile durch das Gesamtsystem“.<br />

Auch bewitterte und <strong>nicht</strong><br />

kontrollierbare Anschlüsse mit großen<br />

Kräften galt es zu vermeiden.<br />

Konstruktiver Holzschutz sollte die<br />

Dauerhaftigkeit des Tragwerks gewährle<strong>ist</strong>en.<br />

Alle Details mussten<br />

einfach sein, um die Montage mit<br />

einheimischen Arbeitskräften durchführen<br />

zu können.<br />

Auch der Kolkschutz der Gründungen<br />

besaß große Bedeutung, damit<br />

die neue Brücke gegen Flutwellen<br />

gerüstet <strong>ist</strong>. Der Dzong liegt nämlich<br />

im „roten Bereich“, also in der Gefahrenzone<br />

von Gletscherseen, die aufgrund<br />

der globalen Klimaerwärmung<br />

irgendwann bersten könnten.<br />

▴ Einheimische<br />

fällten mit<br />

einfachen Mitteln<br />

165 Bäume<br />

und verarbeiteten<br />

die Stämme<br />

zu langen Balken<br />

Moderne Ingenieurbaukunst<br />

ermöglicht traditionelle Form<br />

Pläne der alten Brücke gab es <strong>nicht</strong>.<br />

Lediglich ein paar alte Aufnahmen<br />

zeigten das ursprüngliche Erscheinungsbild.<br />

Der Projektleiter Fritz<br />

Baumgartner konnte aber immerhin<br />

den Bestand innerhalb des erhaltenen<br />

Turmes aufnehmen, denn dort<br />

waren die Balkenreste immer noch<br />

vorhanden.<br />

Das traditionelle Konstruktionsprinzip<br />

solcher Kragbrücken wurde<br />

für das neue Tragwerk weitgehend<br />

übernommen und durch Abspannungen<br />

ergänzt. Damit wurden 21 m Auskragung<br />

möglich. Für ausreichende<br />

Steifigkeit in horizontaler Richtung<br />

sorgten spezielle Balkenknoten beim<br />

Übergang von den Kragträgerspitzen<br />

zum Mittelträger, die Normalkräfte<br />

übertragen können.<br />

Der Gesamtquerschnitt der Kragbalken<br />

besteht bei den Einspannungen<br />

in den Türmen aus neun nebeneinanderliegenden<br />

Stapeln von<br />

je fünf Balken mit Balkenlängen<br />

bis zu 22 m in der fünften Lage.<br />

<strong>Die</strong> Balken wurden bei der Montage<br />

untereinander jeweils zweilagenweise<br />

über 1,50 m lange Gewindestäbe<br />

mit 16 mm Durchmesser zu<br />

einem nachgiebigen Verbundträger<br />

verschraubt.<br />

<strong>Die</strong> oberste Balkenlage reicht mit<br />

ihrer Länge von 22 m nur bis zur<br />

Turmvorderwand. Ihre Normalkräfte<br />

nehmen die Gewindestangen auf und<br />

leiten sie in die vierte Balkenlage ein.<br />

<strong>Die</strong> überträgt sie dann in das Betonfundament.<br />

Längsschnitt<br />

332<br />

332 332 332 332 332 283 283 141 141 283 283 332 332 332 332 332<br />

332<br />

70<br />

450 400 400 400 700 700 400 400 400 450 450 350 350<br />

1127<br />

150<br />

88<br />

mikado 12.2008


Holzwelten Bhutan<br />

Überhaupt ermöglichten erst die<br />

Gewindestäbe die Herstellung eines<br />

solchen überdimensionalen Verbundträgers<br />

mit einer Breite von fast<br />

3,50 m und einer Höhe von 2,50 m<br />

an den Einspannstellen. <strong>Die</strong> Kraftübertragung<br />

zwischen den Befestigern<br />

und dem Holz erfolgt ausschließlich<br />

über die Verzahnung des<br />

Gewindes.<br />

<strong>Die</strong> Queraussteifung übernehmen<br />

auf den Balkenlagen diagonal verlaufende,<br />

genagelte Bretterschalungen.<br />

<strong>Die</strong> erhielt im Einspannbereich jede<br />

der fünf Balkenlagen und ansonsten<br />

die oberste Balkenlage.<br />

<strong>Die</strong> Widerlager bestehen aus einem<br />

Betonbauteil und dem typischen<br />

Turm aus Bruchsteintrockenmauerwerk,<br />

der mit seinem Eigengewicht<br />

die Kragbalken einspannt. Seine vordere<br />

Wand gründet direkt im Flussbetts.<br />

Das Fundament wird durch 20<br />

3,50 m lange Betonrohre und 600<br />

Toskanes vor einer neuerlichen Flutkatastrophe<br />

geschützt.<br />

Internationale Zusammenarbeit<br />

führt zum Erfolg<br />

<strong>Die</strong> Gesamtbauleitung und Verantwortung<br />

lag beim Verein „Pro<br />

Bhutan“. Projektleiter Fritz Baumgartner<br />

erstellte die Architekturpläne<br />

vor Ort und führte die Submissionen<br />

und Vergaben durch. Das<br />

schweizerische Bauingenieurbüro<br />

Walt + Galmarini berechnete kosten-frei<br />

die Statik und lieferte Werk-,<br />

Schalungs- und Bewehrungspläne.<br />

<strong>Die</strong> Ausführung vergab man an einen<br />

Generalunternehmer, der sich vor Ort<br />

Subunternehmer suchte.<br />

Für den Brückenquerschnitt fällte<br />

man in den umgebenden Bergtälern<br />

165 Bäume mit 60 cm Durchmesser<br />

und einer Höhe von 25 m und schnitt<br />

sie mit Kettensägen roh zu. An der<br />

Baustelle trockneten sie etwa ein Jahr<br />

und wurden dann zu den erforderlichen<br />

Balkenquerschnitten mit Messern<br />

zugehauen. Um die Balkenstapel<br />

abzubinden und die Gewindestangen<br />

einzudrehen, benötigten die Handwerker<br />

dann lediglich Kettensägen<br />

und starke Bohrmaschinen.<br />

Der Transport der über 20 m langen<br />

Balken in den engen Bergschluchten<br />

des Himalaya war schwierig. Noch<br />

▴ Zur Einweihung<br />

der Brücke<br />

fand eine große<br />

und farbenfrohe<br />

Zeremonie<br />

nach alter<br />

Tradition statt<br />

Steckbrief<br />

Bauherr:<br />

Royal Government of Bhutan,<br />

Min<strong>ist</strong>ry of Home and Cultural<br />

Affairs<br />

www.mohca.gov.bt<br />

Finanzierung und Gesamtleitung:<br />

Pro Bhutan e.V.<br />

D-79539 Lörrach<br />

www.probhutan.com<br />

Projektleitung:<br />

Dipl.-Ing. Fritz Baumgartner<br />

Thimphu / Bhutan<br />

Tragwerksplanung:<br />

Walt + Galmarini AG<br />

CH-8032 Zürich<br />

www.galmarini.ch<br />

Verbindungsmittel:<br />

SFS unimarket<br />

CH-6343 Rotkreuz<br />

www.sfsunimarket.biz<br />

Technische Daten:<br />

Freie Spannweite: 55 m<br />

Gesamtlänge: 70 m<br />

Turmhöhe: 14 m<br />

Nutzlast: 2,5 kN/m²<br />

(ca. 500 Personen)<br />

Materialverbrauch:<br />

Chir-Pine-Vollholz: 250 m³<br />

Nägel: 1,3 t<br />

Stahlbauteile: 6 t<br />

Fertigstellung:<br />

Mai 2008<br />

schwieriger war, den Behörden die<br />

Notwendigkeit von Stahlteilen zu erklären.<br />

Bei der Materialbeschaffung<br />

musste zuerst herausgefunden werden,<br />

was überhaupt in Bhutan oder<br />

Indien erhältlich <strong>ist</strong> und was aus Europa<br />

bezogen werden musste. Und<br />

der Container brauchte lange. Aber<br />

er kam an und es klappte dann letztlich<br />

doch.<br />

Nach einer effektiven Bauzeit von<br />

etwa zwölf Monaten – inklusive drei<br />

Monate Unterbrechung wegen des<br />

starken Monsunregens – wurde die<br />

Brücke fertig und am 10. Mai 2008<br />

von Bhutans Premiermin<strong>ist</strong>er Jigmi<br />

Thinley und von Harald N. Nestroy,<br />

dem deutsch-indischen Botschafter<br />

a.D., mit einer buddh<strong>ist</strong>ischen Zeremonie<br />

und einem großen Volksfest<br />

eingeweiht.<br />

Am 6. November 2008 fand hier<br />

dann auch die Krönung des neuen<br />

Königs statt, des 28-jährigen Jigme<br />

Khesar Namgyel Wangchuck. <strong>Die</strong>ser<br />

Tag <strong>ist</strong> nach bhutanischer Zeitrechnung<br />

der achte Tag des neunten<br />

Monats im Jahr der erdenen männlichen<br />

Ratte und bringt dem Thronfolger<br />

und seinem Volk besonders<br />

viel Glück.<br />

Dipl.-Ing. Wolfram Kübler, Zürich /<br />

Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag,<br />

<br />

Karlsruhe / gh ▪<br />

Fritz Baumgartner<br />

www.mikado-online.de 89


Vorschau mikado 1 – 2.2009 erscheint am 5. Januar 2009<br />

Messe München GmbH / Paul-Gerhard Loske Deutsche Rockwool Mineralwoll GmbH & Co. OHG<br />

Messe<br />

BAU 2009 in München<br />

Vom 12. bis 17. Januar 2009 findet auf dem Münchener<br />

Messegelände wieder die größte Baufachmesse Europas<br />

statt. In 17 Hallen präsentieren sich 2000 Aussteller aus<br />

40 Ländern einer breiten Fachöffentlichkeit. Holz <strong>ist</strong> natürlich<br />

wieder stark vertreten, vor allem in Halle B5. Und in<br />

Halle C3 läuft die Sonderschau „Holzbau der Zukunft“.<br />

Thema des Monats<br />

Ingenieurholzbau<br />

Wie ein gestrandeter Wal sieht die neue Tour<strong>ist</strong>enattraktion<br />

im schleswig-holsteinischen Friedrichskoog aus:<br />

eine Indoor-Spielhalle. <strong>Die</strong> organisch geformte Haut<br />

des 130 m langen, 20 m breiten und 15 m hohen Gebäudes<br />

besteht aus einem Holztragwerk mit Brettschichtholz-<br />

Bogenbindern. Obwohl alle Teile unterschiedlich sind,<br />

dauerten die Rohbauarbeiten nur drei Monate.<br />

Holzwelten<br />

Deutschlands größte Holzkirche<br />

<strong>Die</strong> im 17. Jahrhundert<br />

errichtete Clausthaler Marktkirche<br />

wird seit 2001 Schritt für<br />

Schritt renoviert. Der einsturzgefährdete<br />

Glockenturm<br />

musste dabei komplett rückgebaut<br />

und durch einen neuen<br />

ersetzt werden. Das Abbinden und<br />

Zusammenfügen der Fachwerkkonstruktion<br />

war eine handwerkliche<br />

Me<strong>ist</strong>erle<strong>ist</strong>ung,<br />

die jedermann auf dem Marktplatz<br />

hautnah verfolgen konnte.<br />

Außerdem<br />

Brandsicherheit im mehrgeschossigen Holzbau<br />

Ev.-luth. Kirchengemeinde Clausthal<br />

Impressum<br />

Offizielles Organ des Bundes Deutscher Zimmerme<strong>ist</strong>er (BDZ)<br />

im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e.V. (ZDB),<br />

Berlin, Offizielles Organ der Europäischen<br />

Vereinigung des Holzbaus (E.V.H.), Luxemburg.<br />

Verlag:<br />

WEKA MEDIA GmbH & Co. KG ı Römerstraße 4 ı 86438 Kissing<br />

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Lithografie:<br />

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11 Ausgaben jährlich<br />

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Redaktionelle Änderungen vorbehalten.<br />

90<br />

mikado 12.2008


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Werner Pehland, Dr. Heinz Weinheimer. Es gelten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der WEKA MEDIA GmbH & Co.KG.


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Verband aktuell Aus dem BDZ<br />

Interview<br />

Holzbau Deutschland<br />

will Kunden überzeugen<br />

Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmerme<strong>ist</strong>er im Zentralverband<br />

des Deutschen Baugewerbes. So lautet die offizielle Bezeichnung der Zimmerer in<br />

der Bundesfachgruppe Holzbau und Ausbau im Zentralverband des Deutschen<br />

Baugewerbes seit 10. November 2008. Über den neuen Namen sprach mikado mit<br />

dem Vorsitzenden Dipl.-Ing. Ullrich Huth.<br />

mikado: Herr Huth, soeben hat<br />

die Mitgliederversammlung des<br />

ZDB den Entschluss der BDZ-<br />

Fachversammlung bestätigt,<br />

dass der BDZ künftig als „Holzbau<br />

Deutschland – Bund Deutscher<br />

Zimmerme<strong>ist</strong>er“ auftreten<br />

wird. Was steckt hinter dem neuen<br />

Namen?<br />

www.mikado-online.de<br />

Dann soll „Holzbau Deutschland“<br />

also gleichzeitig innerhalb<br />

des Verbandes Signale setzen<br />

und nach außen zum Kunden<br />

wirken?<br />

Richtig. Wir wollen uns gegenüber<br />

dem Endverbraucher darstellen<br />

und zeigen, wer den<br />

Holzbau in Deutschland aus-<br />

„Unser Ziel <strong>ist</strong> es, unsere Le<strong>ist</strong>ungen<br />

zu nennen und erkennbar zu machen.“<br />

Ullrich Huth: Der neue Verbandsname<br />

spiegelt nun die<br />

bereits bestehenden Aktivitäten<br />

und die Entwicklung im Holzbau<br />

wider. Unser Ziel <strong>ist</strong> es, unsere<br />

Le<strong>ist</strong>ungen zu nennen und<br />

erkennbar zu machen.<br />

Beim Namen „Holzbau<br />

Deutschland“ haben wir grundsätzlich<br />

ja nur den Schritt<br />

nachvollzogen, den viele Mitgliedsbetriebe<br />

schon vorweggenommen<br />

haben. Sie treten als<br />

Holzbaubetrieb auf und führen<br />

diese Bezeichnung bereits in ihrem<br />

Firmennamen.<br />

Der Verbandsname „Holzbau<br />

Deutschland“ macht sofort und<br />

unmissverständlich erkennbar,<br />

wofür der Verband sich hier in<br />

Berlin engagiert und wofür er<br />

arbeitet.<br />

führt, und auch die große<br />

Le<strong>ist</strong>ungs fähigkeit unserer Mitgliedsbetriebe<br />

transparent machen.<br />

Gerade junge Leute haben<br />

oft nur wenig Vorstellung von<br />

den vielfältigen Aufgaben in einem<br />

Zimmereibetrieb.<br />

Es gab auch kritische Stimmen<br />

zum neuen Namen, die einen<br />

Traditionsbruch befürchteten.<br />

Da konnten wir erfolgreiche<br />

Überzeugungsarbeit le<strong>ist</strong>en.<br />

Schließlich leben wir Zimmerer<br />

<strong>nicht</strong> nur aus der Tradition<br />

heraus. Unser Ziel <strong>ist</strong> es, Tradition<br />

und Zukunftsorientierung<br />

zu vereinen. Es gilt positive Zeichen<br />

zu setzen und fortschrittliche<br />

Entwicklungen zu fördern<br />

und das beginnt eben schon<br />

beim Namen.<br />

Welche Rolle spielte Internationalität<br />

für die Namenswahl?<br />

Nach Holzbau Austria und Holzbau<br />

Schweiz zeigen nun auch<br />

die deutschen Zimmererverbände<br />

eindeutig ihren Arbeitsschwerpunkt<br />

im Verbandsnamen.<br />

Gerade im Hinblick auf<br />

die gemeinsame Arbeit in der<br />

Europäischen Vereinigung des<br />

Holzbaus (EVH) macht das einfach<br />

Sinn. <strong>Die</strong>ser EU-Konsens<br />

dokumentiert, dass wir an einem<br />

Strang für den handwerklichen<br />

Holzbau ziehen.<br />

Wann greift der neue Name<br />

offiziell?<br />

Eine längst überfällige Überarbeitung<br />

des Erscheinungsbildes<br />

in all seinen Medien; insbesondere<br />

der Internetauftritt, muss nun<br />

umgesetzt werden. Dabei brauchen<br />

wir für alle unsere Produkte<br />

ein klar strukturiertes, durchgängiges<br />

Konzept, das von den<br />

zuständigen BDZ-Gremien begleitet<br />

wird. Hier muss gründlich<br />

gearbeitet werden und das dauert<br />

seine Zeit. Der neue Verbandsname<br />

und das überarbeitete Erscheinungsbild<br />

werden erstmals<br />

zur Messe DACH + HOLZ 2010<br />

zur Anwendung kommen.<br />

▴ „Mit Holzbau Deutschland wollen<br />

wir aufzeigen, dass wir als<br />

Zimmerer den Holzbau in Deutschland<br />

ausführen“, sagt Dipl.-Ing.<br />

Ullrich Huth, Vorsitzender des BDZ<br />

Wie wirkt sich der neue Name<br />

des Bundesverbandes auf die<br />

Landesverbände aus?<br />

Mitglieder des Bundesverbandes<br />

sind die Landesverbände<br />

und haben dieser Namensänderung<br />

zugestimmt. Wie die einzelnen<br />

Landesverbände damit<br />

umgehen, bleibt ihnen überlassen.<br />

Der Begriff „Holzbau“ kann<br />

von jedem Landesverband flexibel<br />

verwendet werden. ▪<br />

„Wir wollen die Tradition mit<br />

Zukunftsorientierung vereinen.“<br />

I


Verband aktuell Aus dem BDZ<br />

QHA-Mitgliederversammlung<br />

Meilenstein für den handwerklichen Holzhausbau<br />

Der Qualitätsgedanke<br />

war auf<br />

11. Mitgliederversammlung<br />

in Köln<br />

am 17. Oktober<br />

2008 klar zu spüren.<br />

„Standards wie<br />

KfW 40 bis hin zum<br />

Passivhausbau sind<br />

für uns Holzhausbauer kein<br />

Problem“, so Stefan Fichtl, Vorsitzender<br />

der QHA. Weiter erläuterte<br />

er, dass die Gütesicherung<br />

durch die kontinuierliche werkseigene<br />

Fertigungskontrolle und<br />

die Dokumentation der Montage<br />

auf der Baustelle<br />

für QHA-Mitglieder<br />

selbstverständlich<br />

<strong>ist</strong>.<br />

Ergänzt wird<br />

dieses System<br />

durch eine halbjährliche<br />

Fremdüberwachung.<br />

<strong>Die</strong>se<br />

nachweisbare Qualität<br />

kommt dem Bauherrn zugute.<br />

Um den Güte- und Qualitätsgedanken<br />

beim Kunden stärker<br />

ins Bewusstsein zu rücken,<br />

<strong>ist</strong> die Bündelung der Kräfte<br />

im handwerklichen Holzhaus-<br />

bau notwendig. Deshalb votierte<br />

die Mitgliederversammlung<br />

der QHA einstimmig für folgende<br />

Beschlussfassung: „<strong>Die</strong> Mitgliederversammlung<br />

der QHA<br />

beschließt, dass mit Nachdruck<br />

daran zu arbeiten <strong>ist</strong>, zusammen<br />

mit den technisch orientierten<br />

Gemeinschaften des handwerklichen<br />

Holzhausbaues einen<br />

gemeinsamen Verband der<br />

handwerklichen Holzhausbauer<br />

zu schaffen. <strong>Die</strong> Mitglieder<br />

der QHA würden die Mitarbeit<br />

der vertriebs- und marketingorientierten<br />

Organisationen begrüßen.“<br />

Damit <strong>ist</strong> seitens der<br />

QHA-Mitglieder die deutliche<br />

Meinung ausgesprochen, dass<br />

es an der Zeit <strong>ist</strong>, den Deutschen<br />

Fertigbauverband e.V. (DFV),<br />

den Arbeitskreis Ökologischer<br />

Holzhausbau e.V. (AKÖH) und<br />

die Qualitätsgemeinschaft Holzbau<br />

und Ausbau e.V. (QHA) zu<br />

vereinen.<br />

<strong>Die</strong> Integration von Zimmer-<br />

Me<strong>ist</strong>erHaus (ZMH) und 81 fünf<br />

AG, die vertriebs- und marketingorientiert<br />

arbeiten, würde eine<br />

gute Ergänzung für die Zukunft<br />

bilden.<br />

▪<br />

Runde Sache<br />

Jubiläum steht vor der Tür<br />

Der Vorsitzende des BDZ,<br />

Dipl.-Ing. (FH) Ullrich<br />

Huth, vollendet am 30. Dezember<br />

2008 sein 60. Lebensjahr.<br />

Der gelernte Zimmermann und<br />

studierte Architekt steht seit<br />

mehr als zwei Jahren an der<br />

Spitze des BDZ. Darüber hinaus<br />

engagiert sich Ullrich Huth<br />

seit 2006 in einer ganzen Reihe<br />

von Funktionen. Unter anderem<br />

◂ Freut sich auf den 60. Geburtstag:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Ullrich Huth,<br />

Vorsitzender des BDZ im ZDB<br />

arbeitet er als Aufsichtsratsvorsitzender<br />

der Fördergesellschaft<br />

Holzbau und Ausbau mbH (Berlin),<br />

fungiert als Vizepräsident<br />

der Europäischen Vereinigung<br />

des Holzbaus (EVH), <strong>ist</strong> Präsidiumsmitglied<br />

im Baugewerbeverband<br />

Rheinland-Pfalz e.V.<br />

(Mainz) und gehört zum Vorstand<br />

des Zentralverbands des<br />

Deutschen Baugewerbes e.V.<br />

(ZDB) in Berlin.<br />

Der erfolgreiche Holzbauunternehmer<br />

<strong>ist</strong> seit 1984 selbstständig.<br />

Sein Betrieb in Alzey<br />

führt seit 2004 das RAL-Gütezeichen<br />

RAL-GZ 422 Holzhausbau<br />

und seit 2005 die Auszeichnung<br />

des Fünf-Sterne-Siegels<br />

von „Me<strong>ist</strong>erhaft“. So überrascht<br />

es wenig, dass Huth 2008 zum<br />

Präsidenten des Deutschen Holzwirtschaftsrates<br />

(DHWR), Bonn,<br />

gewählt wurde.<br />

▪<br />

Weihnachten mit Timmy<br />

<strong>Die</strong> Fördergesellschaft Holzbau und Ausbau mbH stellt den<br />

Zimmerer- und Holzbauverbänden der Verbandsstruktur des<br />

BDZ zwei Grafikdateien mit einem Timmy im weihnachtlichen<br />

Design zur Verfügung. <strong>Die</strong>se Timmys können die Landesverbände<br />

z.B. für Weihnachtsgrüße an Oberme<strong>ist</strong>er oder für die<br />

Weihnachtsausgaben von Verbandszeitungen verwenden. Der<br />

BDZ will die Weihnachtstimmys auch seinen Mitgliedsbetrieben<br />

über die BDZ-Infoline gegen einen Nutzungsvertrag (die uneingeschränkten<br />

Nutzungsrechte liegen bei der Fördergesellschaft<br />

Holzbau und Ausbau mbH) zur Verfügung stellen.<br />

II<br />

mikado 12.2008


Verband aktuell Aus dem BDZ<br />

Messe<br />

Dach+Holz International<br />

künftig alle zwei Jahre<br />

Der BDZ und der Zentralverband des Deutschen<br />

Dachdeckerhandwerks (ZVDH) haben<br />

beschlossen, die Messe Dach+Holz International bis<br />

zum Jahr 2018 im Zweijahresrhythmus zusammen<br />

mit der GHM Gesellschaft für Handwerksmessen<br />

mbH zu veranstalten. Eine Vereinbarung erfolgte<br />

im September 2008 in Berlin, wie der Vorsitzende<br />

des Bundes Deutscher Zimmerme<strong>ist</strong>er (BDZ), Ullrich<br />

Huth, mitteilte. Mit der langen Laufzeit sind<br />

für alle Beteiligten große Vorteile verbunden. Projektentwicklung,<br />

Ausstellerakquise und Besucherwerbung liegen<br />

für die nächsten fünf Messeveranstaltungen in einer Hand. „Davon<br />

werden sowohl die Besucher als auch die Aussteller profitieren“, so<br />

Huth. <strong>Die</strong> Dach+Holz International wurde erstmals im März 2008<br />

gemeinsam vom Zimmerer- und Dachdeckerhandwerk in Stuttgart<br />

veranstaltet. <strong>Die</strong> nächste Dach+Holz International wird vom 24.<br />

bis 27. Februar 2010 in Köln stattfinden.<br />

▪<br />

Neufassung<br />

Sortierung von Bauschnittholz<br />

nach DIN 4074<br />

Das Deutsche Institut für Normung hat die überarbeitete Fassung<br />

der DIN 4074:2008 herausgegeben. Zeitgleich hat der<br />

BDZ dazu das Merkblatt „Sortierung von Holz nach der Tragfähigkeit“<br />

erstellt, das kostenlos über die BDZ-Infoline heruntergeladen<br />

werden kann. <strong>Die</strong> DIN 4074 wurde in Verbindung mit der europäischen<br />

DIN EN 14081-1 überarbeitet, da die europäische Norm die<br />

CE-Kennzeichnung, wie sie ab September 2009 maßgebend <strong>ist</strong>, regelt.<br />

Ferner wurde die DIN 4074 in folgenden Punkten geändert:<br />

▸▸ Holzfeuchtemessung mit dem elektrischen Widerstandsmessverfahren<br />

nach DIN EN 13193<br />

▸▸ <strong>Die</strong> Schnittklassen entfallen. Sie werden über die Baumkanten<br />

geregelt, wobei die Güteklasse (GK 1) keine Baumkante zulässt<br />

und somit scharfkantig <strong>ist</strong><br />

▸▸ <strong>Die</strong> Oberflächenqualitäten als Bestellmerkmal wurden mit sägerau,<br />

feingesägt, egalisiert und geschliffen festgelegt<br />

▸▸ <strong>Die</strong> Sortierklasse S7 wurde hinsichtlich der Maßtoleranzen und<br />

der Verformungskriterien der S10 angeglichen<br />

▪<br />

Jubiläum<br />

Georg König feiert 70. Geburtstag<br />

www.mikado-online.de<br />

▴ Runder Geburtstag: Georg König,<br />

Präsident der Verbände des<br />

Bayerischen Zimmerer- und Holzbaugewerbes<br />

und stellvertretender<br />

BDZ-Vorsitzender,<br />

feierte 70. Geburtstag<br />

gen eintrat. 1965 erfolgte die<br />

Me<strong>ist</strong>erprüfung im Zimmererhandwerk.<br />

1972 begann Georg König mit<br />

seinem ehrenamtlichen Enga-<br />

Georg König, Präsident der<br />

Verbände des Bayerischen<br />

Zimmerer- und Holzbaugewerbes<br />

und stellvertretender Vorsitzender<br />

des Bundes Deutscher<br />

Zimmerme<strong>ist</strong>er (BDZ) im Zentralverband<br />

des Deutschen Baugewerbes,<br />

feiert am 3. Dezember<br />

2008 seinen 70. Geburtstag.<br />

Als Sohn eines Zimmerme<strong>ist</strong>ers<br />

machte Georg König zunächst<br />

eine Lehre zum Maurer.<br />

Nach der Gesellenprüfung im<br />

Maurerhandwerk im Jahr 1956<br />

folgte eine Lehre zum Zimmerer<br />

mit dem Gesellenabschluss<br />

1958. Im Anschluss besuchte<br />

der gebürtige Erlanger zwei<br />

Jahre die Staatsbauschule Coburg,<br />

Studiengang Hochbau.<br />

Der plötzliche Tod seines Vaters<br />

führte dazu, dass Georg König<br />

1960 sein Studium abbrach<br />

und als Teilhaber in den elterlichen<br />

Zimmereibetrieb in Erlangement<br />

für das Zimmererhandwerk.<br />

Er war zunächst Fachgruppenleiter<br />

der Fachgruppe<br />

Zimmerer in der Bauinnung Erlangen-Höchstadt.<br />

In den 80er-<br />

Jahren war er Bezirksoberme<strong>ist</strong>er<br />

für das Zimmererhandwerk<br />

für Mittelfranken und engagiert<br />

sich seit 1982 für die Verbände<br />

des Bayerischen Zimmerer- und<br />

Holzbaugewerbes, deren Präsident<br />

er seit 1991 <strong>ist</strong>.<br />

Dem Vorstand des BDZ gehört<br />

er seit 1988 an, seit 2002<br />

als stellvertretender Vorsitzender.<br />

Seit zehn Jahren <strong>ist</strong> er<br />

zudem Präsident der Europäischen<br />

Vereinigung des Holzbaus<br />

(E.V.H.) mit Sitz in Luxemburg.<br />

Außerdem <strong>ist</strong> Georg König<br />

Präsident des Bayerischen Holzwirtschaftsrates<br />

und Mitglied im<br />

Vorstand der Vereinigung der<br />

Bayerischen Wirtschaft (VBW).<br />

Für sein umfangreiches Engagement<br />

im Holzbau wurde Georg<br />

König in den letzten Jahren<br />

mehrfach ausgezeichnet,<br />

u.a. mit dem Verdienstkreuz am<br />

Bande des Verdienstordens der<br />

Bundesrepublik Deutschland,<br />

und er <strong>ist</strong> Träger des Bayerischen<br />

Verdienstordens.<br />

Der BDZ hat Georg König<br />

bereits 1995 mit der Goldenen<br />

Ehrennadel ausgezeichnet.<br />

2008 wurde Georg König<br />

mit dem „Goldenen Ehrenring“,<br />

der höchsten Auszeichnung, die<br />

der Holzbau in Österreich vergeben<br />

kann, ausgezeichnet. Damit<br />

würdigte der österreichische<br />

Zimmererverband das europäische<br />

Engagement Georg Königs.<br />

Für sein ebenfalls umfangreiches<br />

Wirken für die Musik<br />

bekam er die Verdienstmedaille<br />

in Gold der Bundesvereinigung<br />

Deutscher Blas- und Volksmusikverbände<br />

e.V.<br />

▪<br />

III


Verband aktuell Aus den Landesverbänden<br />

Verband Hessischer Zimmerme<strong>ist</strong>er<br />

Sport(t)räume in Mainhattan<br />

Zum 59. Mal fand vom 24. bis 25. Oktober 2008 der Verbandstag der Hessischen<br />

Zimmerme<strong>ist</strong>er statt. Der Sportstättenbau war dabei ein großes Thema, denn hier<br />

winken in den nächsten Jahren viele Aufträge.<br />

◂ Zum ersten Mal war Frankfurt am<br />

Main Veranstaltungsort<br />

des Hessischen Verbandstags<br />

Einen neuen und eher ungewöhnlichen<br />

Veranstaltungsort<br />

hatten sich die Organisatoren<br />

für den 59. Verbandstag<br />

Hessischer Zimmerme<strong>ist</strong>er und<br />

den 5. Kasseler Holzbaukongress<br />

on tour ausgesucht: die wolkenkratzergeprägte<br />

Bankenmetropole<br />

Frankfurt am Main. Das<br />

lag <strong>nicht</strong> daran, dass die Stadt<br />

in letzter Zeit zahlreiche Kindergärten<br />

und Sportstätten aus<br />

Holz errichtete und mit einem<br />

Gebäude für seine Eissporthalle<br />

den Hessischen Holzbaupreis<br />

2008 erhielt. Das lag vielmehr<br />

daran, dass der Landessportbund<br />

Hessen die nächsten Jahre hohe<br />

Summen in die Modernisierung<br />

und Ausweitung seiner Sportstätten<br />

investieren will und signalisierte,<br />

dass Holz aufgrund<br />

der guten Erfahrungen eine zentrale<br />

Rolle spielen wird.<br />

Holzbau und Sport rücken<br />

eng zusammen<br />

Da bot es sich an, den Verbandstag<br />

in der Sporthochschule des<br />

Hessischen Landessportbundes<br />

abzuhalten – parallel zur Fachmesse<br />

„sportinfra“. <strong>Die</strong> Aussteller<br />

der beiden Veranstaltungen<br />

teilten sich die große Halle<br />

und besser hätte der Schulterschluss<br />

<strong>nicht</strong> demonstriert werden<br />

können. <strong>Die</strong> Entscheidungsträger<br />

aus den Kommunen und<br />

dem Sport konnten sich ein gutes<br />

Bild von der Le<strong>ist</strong>ungsfähigkeit<br />

der Holzbaubranche machen.<br />

Und der Titel des Kasseler<br />

Holzbaukongress on tour hieß<br />

sinnigerweise „Sport(t)räume<br />

in Holz“.<br />

Los ging es in den Räumen<br />

der Sporthochschule schon einen<br />

Tag vorher, am Donnerstag,<br />

den 23. Oktober 2008. Staats-<br />

sekretär Klaus-Peter Güttler<br />

zeichnete in einer Festveranstaltung<br />

sechs innovative Projekte<br />

mit dem Holzbaupreis Hessen<br />

2008 aus. Anwesend waren<br />

dabei auch die hessischen Oberme<strong>ist</strong>er,<br />

die dort vorher und hinterher<br />

ihre Tagung abhielten.<br />

Auf der wurden die drei Vorstände<br />

Helmut Klumb als Vorsitzender<br />

und Friedrich Brauner<br />

und Walter Maiß als Stellvertretende<br />

Vorsitzende einstimmig in<br />

ihrem Amt bestätigt.<br />

Des Weiteren beschlossen die<br />

Oberme<strong>ist</strong>er, ab dem 1. Januar<br />

2009 an der Qualitätsoffensive<br />

„Me<strong>ist</strong>erhaft“ teilzunehmen und<br />

sich dabei eng am Leitfaden des<br />

Bundes Deutscher Zimmerme<strong>ist</strong>er<br />

(BDZ) zu orientieren. Eine<br />

Namensänderung von „Zimmerme<strong>ist</strong>er“<br />

in „Holzbau“ wurde<br />

kontrovers diskutiert, vor allem<br />

PIA Stadt Frankfurt am Main / Tanja Schäfer<br />

weil dabei der Qualitätsbegriff<br />

„Me<strong>ist</strong>er“ verloren ginge. Eine<br />

Entscheidung darüber soll bei<br />

der nächsten Oberme<strong>ist</strong>ertagung<br />

im April 2009 fallen.<br />

Kasseler Holzbaukongress<br />

beleuchtet Sportstätten<br />

Am Freitag, den 24. Oktober<br />

2008, war Fortbildung angesagt.<br />

Auf Einladung des Bundesbildungszentrums<br />

des Zimmerer-<br />

und Ausbaugewerbes<br />

Kassel referierten sieben Experten<br />

über verschiedene Themen.<br />

Ein Schwerpunkt war natürlich<br />

der Sportstättenbau.<br />

<strong>Die</strong> Gründe, warum er Spiel‐,<br />

Sport- und Bewegungsräume<br />

immer in Holz errichtet, erläuterte<br />

der Architekt Jürgen Koch<br />

anhand eigener Projekte. Kostensenkende<br />

Standardisierung,<br />

nachhaltige Wirtschaftlichkeit,<br />

wohltuende Eigenschaften und<br />

hohe Flexibilität sind für ihn<br />

entscheidende Vorteile.<br />

Warum andere Baustoffe immer<br />

noch einen Imagevorsprung<br />

haben, machten zwei andere<br />

Vorträge klar: So stellte Prof.<br />

Martin M. Speich ein Brettschichtholz-Tragwerk<br />

vor, das<br />

kurz nach Fertigstellung große<br />

Risse bekam, erläuterte die<br />

Ursachen und zeigte Möglichkeiten<br />

der Schadensbehebung.<br />

Prof. H. Martin Illner zog Bilanz<br />

über die Ursachen des Einsturzes<br />

der Bad Reichenhaller Eissport-<br />

IV<br />

mikado 12.2008


Verband aktuell Aus den Landesverbänden<br />

halle und die Konsequenzen, die<br />

daraus gezogen wurden. Deutlich<br />

wurde, dass <strong>nicht</strong> das Material<br />

Holz an sich schuld war,<br />

sondern jeweils eine unglückliche<br />

Verkettung von Planungsund<br />

Ausführungsfehlern.<br />

Neben den Sportstätten standen<br />

natürlich auch allgemeine<br />

Themen auf dem Programm.<br />

Wie man als Handwerker professionell<br />

mit Schimmel umgeht,<br />

erläuterte die Baubiologin<br />

Doris Schünemann. Wichtig<br />

<strong>ist</strong> das, weil für Handwerker eine<br />

Hinweispflicht besteht, wenn<br />

sie bei Sanierungsarbeiten auf<br />

Schimmel stoßen. Das Interessante<br />

dabei: Weil eine Schimmelsanierung<br />

viel Fachwissen<br />

erfordert, entwickelt sich hier<br />

ein lukrativer Markt für spezialisierte<br />

Handwerker.<br />

„Wer schreibt, der bleibt!“, betitelte<br />

der Bauingenieur Helmut<br />

Zeitter seine kritischen Betrachtungen<br />

zu Ausschreibungstexten<br />

im Holzbau. Er zeigte, wie<br />

Planer und Handwerker durch<br />

präzise Ausschreibungs und Angebotstexte<br />

faire Vereinbarungen<br />

treffen können.<br />

Eine gut verständliche Einführung<br />

in die Logik des europäischen<br />

Normungswesens lieferte<br />

der Holzwissenschaftler<br />

Borimir Radovic. Ab September<br />

2009 wird die neue EN 14081<br />

für sortiertes Holz gültig, und ab<br />

da dürfen nur noch CE-gekennzeichnete<br />

Produkte in Verkehr<br />

gebracht werden. Es gibt also<br />

künftig kein ungestempeltes<br />

Holz mehr. Beim Einbau muss<br />

der Code erhalten und sichtbar<br />

bleiben, damit das Material<br />

bei Streitigkeiten eindeutig den<br />

Rechnungen eines Lieferanten<br />

zugeordnet werden kann.<br />

Über die Fallstricke bei Verjährungen<br />

im Forderungsmanagement<br />

klärte Rechtsanwalt<br />

Dr. Burkhard Siebert auf.<br />

Vor allem die Fragen, was <strong>ist</strong>,<br />

wenn keine förmliche Abnahme<br />

durchgeführt wurde und welche<br />

Unterschiede es dabei zwischen<br />

BGB- und VOB/B-Verträgen<br />

gibt, stießen bei den Teilnehmern<br />

auf großes Interesse.<br />

Am nächsten Nachmittag luden<br />

dann auch noch die Holzbau-Junioren<br />

zu zwei Vorträgen:<br />

Unternehmensberater Thomas<br />

Schwarz wies auf die Bedeutung<br />

modernen Managements<br />

und Marketings für den Erfolg<br />

eines Handwerksbetriebs hin.<br />

Und der Jur<strong>ist</strong> Michael Menzel<br />

informierte über die Folgen der<br />

Abschaffung der VOB-Privilegierung<br />

bei Verträgen mit Verbrauchern.<br />

<strong>Die</strong> bringt nämlich<br />

<strong>nicht</strong> nur Nachteile für Handwerker,<br />

sondern eröffnet auch<br />

Vorteile. Mit konkreten Formulierungsvorschlägen<br />

erläuterte<br />

er, was künftig in die BGB-Verträge<br />

aufgenommen und was<br />

besser weggelassen wird.<br />

Verbandstag befasst sich<br />

mit Parteienlandschaft<br />

Der eigentliche Verbandstag<br />

fand am Vormittag dieses Samstags<br />

statt. Eröffnet wurde er mit<br />

einem traditionellen Zimmererklatsch<br />

von Kasseler Me<strong>ist</strong>erschülern<br />

und einer Rede des<br />

alten und neuen Verbandsvorsitzenden<br />

Helmut Klumb.<br />

Er wies zunächst auf die Lage<br />

der hessischen Zimmereiunternehmen<br />

und auf die große<br />

Chance, die der Sportstättenbau<br />

bietet, hin. Dann widmete er<br />

sich dem Thema „Ausbildung“:<br />

In spätestens fünf Jahren drohe<br />

ein Facharbeitermangel, und<br />

darum müsse heute verstärkt um<br />

Nachwuchs geworben. Auch das<br />

Ausbildungskonzept des Bundes<br />

Deutscher Zimmerme<strong>ist</strong>er müsse<br />

endlich umgesetzt werden. Er<br />

rief die Tarifvertragsparteien zur<br />

Zustimmung auf, damit sich die<br />

Politik damit befassen kann.<br />

Ansonsten blickt Klumb recht<br />

optim<strong>ist</strong>isch in die Zukunft: <strong>Die</strong><br />

Finanzkrise habe gezeigt, dass<br />

Investitionen in eigene Immobilien<br />

– vor allem auch in deren<br />

energetische Modernisierung –<br />

die sicherste Anlageform sind.<br />

Holz sei im Kommen, wie <strong>nicht</strong><br />

nur die positive Zusammenarbeit<br />

mit dem Landessportbund<br />

Hessen zeige, und das Handwerk<br />

werde aus der Krise gestärkt<br />

hervorgehen.<br />

Hauptredner war der Politikwissenschaftler<br />

Prof. Jürgen W.<br />

Falter. Er analysierte die komplexe<br />

Wechselwirkung zwischen<br />

Wählerverhalten und Parteienlandschaft<br />

– und die darin enthaltene<br />

Dynamik von Wahltaktik,<br />

Regierungsbildung und<br />

Politikverdrossenheit.<br />

Ein ungewöhnliches Thema<br />

für einen Verbandstag, doch bei<br />

den „Hessischen Verhältnissen“<br />

nahe liegend. Vor allem, weil<br />

bei zunehmender Kurzatmigkeit<br />

politischer Entscheidungen<br />

eine wirkungsvolle Lobbyarbeit<br />

des Verbands immer wichtiger<br />

wird.<br />

Nur so können bei der Gesetzgebung<br />

die Interessen der Zimmerer<br />

wirkungsvoll eingebracht<br />

werden. Nur wer geschlossen<br />

auftritt, kann sich bei der Politik<br />

heute noch Gehör und Verständnis<br />

verschaffen. gh ▪<br />

Weitere Fotos gibt es auf:<br />

www.mikado-online.de<br />

→ Bildergalerie<br />

▴ Geehrt wurde der Sieger des Landeswettbewerbs der Jung-Gesellen:<br />

Adrian Knetsch (r.) mit seinem Ausbilder Reinhold Kaps (2. v. l.)<br />

▴ Der alte und neue Vorstand mit dem Hauptredner (v. l. n. r.):<br />

Walter Maiß, Friedrich Brauner, Prof. Jürgen W. Falter und Helmut Klumb<br />

www.mikado-online.de<br />

V


Verband aktuell Verbände & Vereinigungen<br />

Le<strong>ist</strong>ungspartner des Zimmererhandwerks I<br />

Bautagebücher können Kunden bringen<br />

Das Zimmererhandwerk versteht sich als der Partner des Bauherrn, wenn es um<br />

Modernisierung im Ganzen oder in Teilen geht – gerade unter energetischen<br />

Aspekten. Deshalb muss der Bauherr wissen, was Zimmerer alles drauf haben.<br />

◂ <strong>Die</strong> Seite www.zimmerme<strong>ist</strong>ermodernisieren.de<br />

liefert<br />

umfangreiche Hilfe fürs Marketing<br />

menkonstruktion und Fassadengestaltung<br />

und -aufbau werden<br />

im Detail dargestellt.<br />

<strong>Die</strong> Bautagebüchern zeigen<br />

einzelne Modernisierungsmaßnahmen<br />

Schritt für Schritt<br />

im Bild. Ziel <strong>ist</strong> es, damit einen<br />

sehr praxisnahen Eindruck<br />

von der Le<strong>ist</strong>ungsfähigkeit des<br />

Holzbaus und der Arbeit eines<br />

Zimmereibetriebes zu vermitteln.<br />

Der interessierte Bauherr<br />

kann durch das Bautagebuch<br />

„online“ die Realisierung eines<br />

Modernisierungsprojektes<br />

verfolgen – vom Entwurf bis<br />

zur Einweihung. So können die<br />

Bautagebücher z.B. beim Kundengespräch<br />

vom Holzbauunternehmer<br />

genutzt werden,<br />

um beispielhafte Modernisierungslösungen<br />

und die Arbeitsweise<br />

des Zimmereibetriebs<br />

inklusive der Vorfertigung vorzustellen.<br />

Das erste eingestellte Bautagebuch<br />

behandelt die Erweiterung<br />

eines Einfamilienhauses<br />

mit energetischer Dachsanierung.<br />

In mehreren Kapiteln werden<br />

die einzelnen Bauphasen<br />

von der Planung bis zur Fertigstellung<br />

beschrieben. <strong>Die</strong> Bauaufgabe:<br />

Das Haus der Familie<br />

<strong>Welt</strong>er, 1965 gebaut, <strong>ist</strong> in<br />

die Jahre gekommen und folglich<br />

energetisch <strong>nicht</strong> mehr auf<br />

dem neuesten Stand. Dazu kam<br />

der Wunsch nach einer Erweiterung<br />

der Wohnfläche durch einen<br />

Anbau aus Holz. Der Bauherr<br />

stellt seinen Wunsch nach<br />

einer Holzbauweise für den Anbau<br />

im Rahmen eines Videointerviews<br />

vor. Weitere Interviews<br />

mit dem Architekten und<br />

dem Holzbauunternehmer sind<br />

ebenfalls abrufbar und geben<br />

▸ <strong>Die</strong> Bautagebücher kann der<br />

potenzielle Bauherr bequem am<br />

heimischen PC durchblättern<br />

zusätzliche Informationen über<br />

das Bauprojekt.<br />

Olaf Korr, Inhaber des ausführenden<br />

Zimmereibetriebs<br />

Barthel Korr aus Aachen, berichtet<br />

von seinen Gesprächen<br />

mit dem Bauherrn und stellt<br />

dar, wie sein Zimmerer-Team<br />

den Holzanbau umsetzen wird.<br />

Nach einem Blick auf das Modell<br />

des Anbaus im CAD-System<br />

geht es dann auch schon los. <strong>Die</strong><br />

Vorfertigung im Holzbaubetrieb<br />

wird mit Fotos und Videos professionell,<br />

aber laienverständlich<br />

vorgestellt, damit der Bauherr<br />

sehen kann, was machbar<br />

<strong>ist</strong>. <strong>Die</strong> einzelnen Aspekte des<br />

Anbaus u.a. mit der Holzrah-<br />

Montage vor Ort<br />

<strong>Die</strong> nächsten Kapitel des Bautagebuches<br />

berichten dann von<br />

der Montage des Anbaus vor<br />

Ort. Nach nur einem Tag sieht es<br />

fast schon so aus, als ob der Anbau<br />

fertig erstellt <strong>ist</strong>. Am Ende<br />

braucht der Holzbaubetrieb zwei<br />

Arbeitstage für den Rohbau und<br />

übergibt dann den Bau an andere<br />

Gewerke zum Einbau der<br />

Fenster, zur Installation von<br />

Elektroleitungen und für Estrich-<br />

und Bodenarbeiten. Und<br />

dann kann Familie <strong>Welt</strong>er ihren<br />

Anbau beziehen. Dem Wohlfühlen<br />

steht <strong>nicht</strong>s mehr im Wege<br />

und das Zimmererhandwerk hat<br />

ein Referenzobjekt mehr für sein<br />

Können als Modernisierer.<br />

<br />

Swantje Küttner, Berlin ▪<br />

VI<br />

mikado 12.2008


Verband aktuell Verbände & Vereinigungen<br />

Le<strong>ist</strong>ungspartner des Zimmererhandwerks II<br />

Nordbau 2008 als Plattform für Partner<br />

<strong>Die</strong> überregionale Fachmesse „Nordbau“ in Neumünster <strong>ist</strong> die Plattform für die<br />

Baubranche im Norden Deutschlands. Mit 76 000 Besuchern und über 900 Ausstellern<br />

war die Nordbau 2008 im September wieder einmal mehr als gut besucht.<br />

◂ Rund 76 000 Messebesucher<br />

hatten Gelegenheit, sich<br />

auf dem Stand der Le<strong>ist</strong>ungspartner<br />

zu informieren<br />

Nachfrage optimal zusammengeführt.<br />

Mit der Geodatensuche<br />

<strong>ist</strong> es möglich, den Standort eines<br />

Zimmereiunternehmens<br />

kartengetreu dargestellt zu bekommen.<br />

www.zimmerme<strong>ist</strong>ersuche.de<br />

Zimmerer modernisieren<br />

komplett<br />

Der Internetauftritt www.zimmerme<strong>ist</strong>er-modernisieren.de<br />

zeigt privaten Bauherren auf,<br />

dass das Zimmererhandwerk<br />

der Partner für alle Vorhaben<br />

der energetischen Modernisierung<br />

<strong>ist</strong>. Im Mittelpunkt stehen<br />

Bautagebücher, die Schritt für<br />

Schritt Modernisierungsmaßnahmen<br />

beschreiben. Bauherren<br />

finden Informationen zur<br />

Energieeinsparverordnung, zur<br />

Finanzierung auch mit Förderprogrammen<br />

sowie einen Modernisierungsleitfaden<br />

mit einem<br />

Heizcheck. „Komplett<br />

modernisieren mit dem Zimmererhandwerk“<br />

wird von PR und<br />

weiteren Marketingmaßnahmen<br />

(z.B. Flyer und Banner) begleitet,<br />

die den Betrieben angeboten<br />

werden. www.zimmerme<strong>ist</strong>er-modernisieren.de<br />

Erstmals traten dort auch<br />

die Le<strong>ist</strong>ungspartner des<br />

Zimmererhandwerks mit ihren<br />

Marketingangeboten für<br />

die Innungsbetriebe der BDZ-<br />

Verbandsorganisationen auf.<br />

Auf dem Stand des Baugewerbeverbandes<br />

Schleswig-<br />

Holstein, dem<br />

BDZ-Landesverband<br />

in<br />

Schleswig-<br />

Holstein, suchten die Le<strong>ist</strong>ungspartner<br />

das Gespräch mit den<br />

Zimmerern und Holzbauunternehmen<br />

aus dem Norden. Zu<br />

den vorgestellten Marketinginstrumenten<br />

für die Betriebe gehörte<br />

die „Zimmerme<strong>ist</strong>er-Suche“,<br />

das Zimmerme<strong>ist</strong>er-Web.<br />

de zur Erstellung einer eigenen<br />

Internetpräsenz und die Kampagne<br />

„Komplett modernisieren<br />

mit dem Zimmererhandwerk“.<br />

Darüber stellten die Le<strong>ist</strong>ungspartner<br />

die Internetseite der<br />

deutschen Zimmerer-Nationalmannschaft<br />

vor. <strong>Die</strong> Mannschaft<br />

hatte erst vor Kurzem auch aufgrund<br />

der großen Unterstützung<br />

durch die Le<strong>ist</strong>ungspartner bei<br />

der Europame<strong>ist</strong>erschaft<br />

der Zimmerer<br />

im österreichischen<br />

Klagenfurt<br />

den zweiten Platz in der Einzel-<br />

wie Mannschaftswertung<br />

„gemacht“. www.zimmerer-nationalmannschaft.de<br />

<strong>Die</strong> Zimmerme<strong>ist</strong>er-Suche.de<br />

<strong>ist</strong> die größte Suchmaschine für<br />

Zimmereien, in die Innungsbetriebe<br />

in der BDZ-Verbandsorganisation<br />

kostenlos eingetragen<br />

werden. <strong>Die</strong> Vermarktung<br />

der Suchmaschine beim Endkunden<br />

werden Angebot und<br />

Kompakte Infos auf DVD<br />

Zimmerme<strong>ist</strong>er-Web.de<br />

Mit dem Zimmerme<strong>ist</strong>er-Web.de<br />

können sich Innungsbetriebe in<br />

der BDZ-Verbandsorganisation<br />

schnell, einfach und kostenfrei<br />

eine eigene Internetseite erstellen,<br />

die sie auch selbst aktualisieren<br />

können. Anfang 2008<br />

wurde das Zimmerme<strong>ist</strong>er-Web.<br />

de den technischen Entwicklungen<br />

angepasst.<br />

<br />

Swantje Küttner, Berlin ▪<br />

Kompakte Informationen rund um das Zimmererhandwerk<br />

veröffentlichen die Le<strong>ist</strong>ungspartner des Zimmererhandwerks<br />

auf ihrer bewährten DVD in vierter Auflage. Verarbeiter, Planer,<br />

Architekten, Lehrende und Lernende finden auf der DVD aktuelle<br />

Produktinformationen, technische Daten und Detailzeichnungen,<br />

Ausschreibungstexte, Verarbeitungshinweise, Bildmaterial<br />

für Vorträge und vieles mehr. Alle Informationen sind über ein<br />

benutzerfreundliches Karteikartensystem zugänglich. Jedes der<br />

15 Unternehmen der Le<strong>ist</strong>ungspartner <strong>ist</strong> übersichtlich aufgeführt,<br />

stellt sich als Unternehmen vor und präsentiert seine<br />

Produktpalette. Dazu gehören auch konkrete Informationen<br />

zum jeweiligen Produkt, häufig ergänzt durch Hinweise zur<br />

fachgerechten Verarbeitung. <strong>Die</strong> DVD kann kostenfrei über die<br />

Internetseite der Le<strong>ist</strong>ungspartner unter www.bdz-le<strong>ist</strong>ungspartner.de<br />

bestellt werden.<br />

www.mikado-online.de<br />

VII


Verband aktuell Verbände & Vereinigungen<br />

Qualitätsverbund DachKomplett (QVDK)<br />

Neue Geschäftsführung gewährle<strong>ist</strong>et<br />

Kontinuität und Qualität<br />

▴ Helmut Klumb, Vorsitzender des Verbandes Hessischer Zimmerme<strong>ist</strong>er,<br />

überreicht Hans Fitzner ein Abschiedspräsent<br />

Ende Mai 2008 wurde der<br />

bisherige langjährige Geschäftsführer<br />

des Verbandes<br />

Hessischer Zimmerme<strong>ist</strong>er e.V.,<br />

Hans Fitzner, im Rahmen einer<br />

Feierstunde in den Ruhestand<br />

verabschiedet. Hans Fitzner hat<br />

über 30 Jahre die Geschicke des<br />

Verbandes maßgeblich geprägt.<br />

In seiner Zeit entwickelte sich<br />

der Standort Kassel mit den<br />

dort eingebundenen Bildungseinrichtungen,<br />

dem Berufsförderungswerk<br />

des Hessischen<br />

Zimmerhandwerks e.V. und der<br />

Bundesfachschule des Deutschen<br />

Zimmerhandwerks e.V.,<br />

zu einem Synonym für kompetente<br />

Aus- und Weiterbildung<br />

im Zimmerhandwerk.<br />

Hans Fitzner erkannt früh<br />

die Bedeutung des QVDK für<br />

die Zimmerer- und Holzbaubetriebe<br />

in Hessen. Seit 1. Januar<br />

1999 <strong>ist</strong> der Verband Hessischer<br />

Zimmerme<strong>ist</strong>er durch<br />

einen Partnervertrag in den<br />

Qualitätsverbund eingebunden.<br />

In den letzten neun Jahren gelang<br />

es Hans Fitzner, mehr als<br />

zehn Prozent aller hessischen<br />

Innungsbetriebe für die Qualifizierungsbausteine<br />

von Dach-<br />

Komplett zu bege<strong>ist</strong>ern. Es war<br />

ihm dabei besonders wichtig,<br />

dass die Modulschulungen <strong>nicht</strong><br />

nur belegt, sondern auch gelebt<br />

werden: „<strong>Die</strong> sechs Modulschulungen<br />

des QVDK müssen<br />

im Betrieb gelebt werden. Ganz<br />

wichtig <strong>ist</strong> die Umsetzung in die<br />

betriebliche Praxis.“<br />

Doppelt stark aufgestellt<br />

Im Rahmen der Verabschiedung<br />

von Hans Fitzner konnte<br />

auch die neue Geschäftsführung<br />

des Verbandes Hessischer<br />

Zimmerme<strong>ist</strong>er e.V. vorgestellt<br />

werden. <strong>Die</strong> Geschäfte des Verbandes<br />

werden seit dem 1. Juni<br />

2008 von einer „Doppelspitze“<br />

gemeinschaftlich von Thorsten<br />

Burme<strong>ist</strong>er und Helmhard Neuenhagen<br />

geleitet. Beide Herren<br />

verfügen durch Tätigkeiten als<br />

Geschäftsführer der Kasseler<br />

Bildungsträger über vielfältige<br />

Erfahrungen und langjährige<br />

Kontakte zum Zimmerhandwerk<br />

weit über die hessischen Grenzen<br />

hinaus.<br />

An einem Strang ziehen<br />

<strong>Die</strong> Betreuung der QVDK-Betriebe<br />

in Hessen wird insbesondere<br />

von Geschäftsführer Helmhard<br />

Neuenhagen wahrgenommen.<br />

„Unser Ziel <strong>ist</strong> es, auf dem, was<br />

Hans Fitzner im Bereich QVDK<br />

geschaffen hat, aufzubauen, dies<br />

fortzuführen und es erfolgreich<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Neben der erfolgreichen Vermarktung<br />

der eigenen betrieblichen<br />

Kernkompetenz steht vor<br />

allem auch die Einbindung aller<br />

Mitarbeiterstufen vom Unternehmer<br />

über die mitarbeitenden<br />

Ehefrauen, Führungskräfte<br />

bis zu den Gesellen im Fokus<br />

zukünftiger Schulungsschwerpunkte.“<br />

Jeder Kunde braucht<br />

individuelle Beratung<br />

Interessierte Neubetriebe können<br />

die ersten fünf Grundlagenmodule<br />

im Frühjahr 2009<br />

besuchen. Darüber hinaus fand,<br />

entsprechend dem Wunsch zahlreicher<br />

QVDK-Mitglieder, im<br />

Oktober eine Schulungsveranstaltung<br />

zum Thema: „Kunden<br />

gewinnen – Kunden binden – in<br />

Theorie und Praxis. <strong>Die</strong> professionelle<br />

Umsetzung des QVDK-<br />

Vertriebstrichters“ statt. Zielgruppen<br />

sind dabei neben dem<br />

Unternehmer insbesondere die<br />

mitarbeitenden Ehefrauen sowie<br />

alle weiteren Mitarbeiter, die im<br />

Innendienst mit der Kundenbetreuung<br />

betraut sind.<br />

▪<br />

▴ <strong>Die</strong> neuen Geschäftsführer Thorsten Burme<strong>ist</strong>er (links) und Helmhard<br />

Neuenhagen (rechts) setzen die Arbeit von Hans Fitzner fort<br />

VIII<br />

mikado 12.2008

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