Die Welt ist nicht genug - Mikado
Die Welt ist nicht genug - Mikado
Die Welt ist nicht genug - Mikado
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12.2008<br />
Dezember<br />
ISSN 0944-5749<br />
12,80 C=<br />
Unternehmermagazin für Holzbau und Ausbau<br />
Internationaler Holzbau<br />
Lizenz zum Bauen<br />
Nutzfahrzeuge<br />
Man fährt oft<br />
zweimal<br />
Bhutan<br />
Holzbau Royale<br />
Internationaler Holzbau<br />
<strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>ist</strong> <strong>nicht</strong> <strong>genug</strong><br />
Organ des Bundes<br />
Deutscher Zimmerme<strong>ist</strong>er<br />
Organ der Europäischen<br />
Vereinigung des Holzbaus<br />
mikado – Fachmedium des Jahres 2008
Editorial<br />
Chr<strong>ist</strong>oph Maria Dauner,<br />
Chefredakteur mikado<br />
Mission Holzbau<br />
Was, bitteschön, hat James Bond mit dem Holzbau zu schaffen? Wer unsere Schlagzeilen<br />
auf der Titelseite liest, könnte sich diese Frage stellen. Schließlich stehen Sie als Zimmerer<br />
weder in <strong>Die</strong>nsten der englischen Königin, noch <strong>ist</strong> Ihre Mission streng geheim. Doch einige<br />
Parallelen gibt es schon, z.B. schwierige Herausforderungen annehmen, international<br />
handeln, natürliche Ressourcen schützen – kurzum:<br />
ein bisschen die <strong>Welt</strong> retten.<br />
mikadoplus: Holzbauer, die europaweit<br />
Zu dick aufgetragen finden Sie? <strong>Die</strong> wohl größte ihre Le<strong>ist</strong>ungen anbieten wollen, sollten die<br />
Herausforderung der Zukunft <strong>ist</strong> nachhaltiges Anforderungen des jeweiligen Landes gut<br />
Denken und Handeln, denn nur so lässt sich kennen. Von Norwegen bis Italien lauert so<br />
Wohlstand auf Dauer sichern. Der Holzbau mancher regulative Fallstrick. In mikadoplus<br />
hat seine Verantwortung dafür schon lange finden Abonnenten einen Überblick, um mit<br />
erkannt. Zimmerer stellen sich dieser Aufgabe Erfolg in Europa zu arbeiten.<br />
auf internationaler Ebene und lösen sie mit<br />
umweltfreundlichen und innovativen Konstruktionen. Eindrucksvolle Beispiele dafür finden<br />
Sie ab Seite 12. Dass Holzbau keine (Länder-)Grenzen kennt, dokumentiert auch der Bund<br />
Deutscher Zimmerme<strong>ist</strong>er (BDZ). Er tritt künftig unter dem Namen Holzbau Deutschland auf<br />
(siehe Verbandsteil, Seite I). „Nach Holzbau Austria und Holzbau Schweiz zeigen nun auch die<br />
deutschen Zimmererverbände eindeutig ihren Arbeitsschwerpunkt im Verbandsnamen. Mit<br />
Blick auf die gemeinsame Arbeit in der Europäischen Vereinigung des Holzbaus (EVH) macht<br />
das einfach Sinn. Wir ziehen an einem Strang für den handwerklichen Holzbau“, sagt Dipl.-<br />
Ing. Ullrich Huth, Vorsitzender des BDZ. Ein wichtiger Schritt auf einem anstrengenden Weg:<br />
dem Holzbau in allen Ländern die verdiente Popularität zu verschaffen. Oder wie es James<br />
Bond in „Der Morgen stirbt nie“ formuliert: „So viel Stress, nur um die <strong>Welt</strong> zu retten!“<br />
Ihr<br />
www.mikado-online.de 3
mikado 12.2008 Inhalt<br />
finnforest merk (studio EKD)<br />
Achim Zielke<br />
Internationaler Holzbau<br />
Der Holzbau aus den deutschen Ländern hat sich zum<br />
Exportschlager entwickelt. Er bege<strong>ist</strong>ert unter<br />
anderem Bauherren aus Großbritannien, Russland und<br />
Frankreich, aber auch aus Skandinavien. Seite 12<br />
Holzhäuser<br />
Seine zeitlose Eleganz brachte dem Passivhaus<br />
den Architekturpreis des Hessischen Min<strong>ist</strong>eriums<br />
der Finanzen und der Architekten- und Stadtplanerkammer<br />
Hessen 2008 ein. Seite 72<br />
Thema des Monats: Internationaler Holzbau<br />
12 | Paris<br />
Charles de Gaulle trägt Holz.<br />
16 | Astrachan<br />
Reizvolle Herausforderung in Russland.<br />
20 | London<br />
Briten bauen neun Geschosse in Holz.<br />
24 | Metz<br />
Spektakuläres Holzdach für das Centre Pompidou.<br />
Ingenieurholzbau<br />
28 | Schwimmhalle<br />
Im Norden Englands steht die größte<br />
Schwimmhalle der Insel – natürlich aus Holz.<br />
Sanierung und Ausbau<br />
34 | Schlossmühle<br />
Das zweite Leben eines Mühlenensembles<br />
Details im Griff<br />
39 | Flachdach<br />
Feuchtigkeit zerstört mehrschichtige Konstruktion.<br />
mobil<br />
44 | IAA Nutzfahrzeuge 2008<br />
Hannover setzt neue Trends.<br />
Architektur<br />
56 | Österreich<br />
Luftveränderung am Wilden Kaiser<br />
Produkt und Praxis<br />
64 | Holzbau-Software<br />
Holzbauer brauchen le<strong>ist</strong>ungsfähige Maschinen<br />
und le<strong>ist</strong>ungsfähige Software – mit Gewinnspiel.<br />
Holzbau und Forschung<br />
68 | Entwurfsprojekt<br />
Ein Forscherteam untersuchte Anforderungen an<br />
siebengeschossige Holzhäuser und entwickelte<br />
innovative Lösungen.<br />
Holzhäuser<br />
72 | Passivhaus<br />
Ein graues Haus zeigt die Verbindung von<br />
minimal<strong>ist</strong>ischer Architektur, nachhaltigen<br />
Werkstoffen und zeitloser Eleganz.<br />
4<br />
mikado 12.2008
mikadoplus<br />
Beim Bauen im Ausland<br />
haben Zimmerer<br />
zahlreiche Vorschriften zu<br />
beachten.<br />
Zimmerme<strong>ist</strong>erdach<br />
Titel:<br />
Finnforest Merk<br />
(Studio EKD);<br />
Volkswagen; Fritz<br />
Baumgartner<br />
Bild Downloadkasten:<br />
Bart Claeys,<br />
iStockphoto.com<br />
Ein Magazin der<br />
WEKA MEDIA<br />
GmbH & Co. KG<br />
78 | Dachdämmstoffe<br />
Bei der Wahl des richtigen Materials für den Dachausbau<br />
zählt für den Dachhandwerker das Wissen<br />
um bauphysikalische Werte und die Verarbeitung.<br />
3d-cad/cam für den holzsystembau<br />
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AutoCAD ® Architecture bietet hsbCAD Datenfluß von der<br />
Skizze bis zur Produktion und setzt damit im CAD/CAM-<br />
Bereich neue Maßstäbe für den Holz- und Fertighausbau!<br />
Holzwelten<br />
86 | Bhutan<br />
Mit größerer Spannweite und fortschrittlicher<br />
Bautechnik entstand im Himalaya eine Brücke nach<br />
uralter Tradition.<br />
Rubriken<br />
3 | Editorial<br />
6 | Kurz und bündig<br />
38 | Bücher<br />
41 | Ihr gutes Recht<br />
42 | Büro kompakt<br />
61 | Produkte<br />
66 | Branchenführer<br />
74 | Verband aktuell<br />
75 | Tipps und Termine<br />
82 | Informationsdienst Holz<br />
83 | Landesbeirat Holz Bayern<br />
84 | Unternehmen<br />
90 | Vorschau/Impressum<br />
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Besuchen Sie uns auf dem 14. Internationalen HOLZBAU-FORUM<br />
(IHF) vom 3. bis 5. Dezember 2008 in Garmisch, der BAU 2009 vom<br />
12. bis 17. Januar 2009 in München, der LEGNO & EDILIZIA 2009<br />
vom 26. Februar bis 1. März 2009 in Verona (Italien) und der LIGNA<br />
www.mikado-online.de 5<br />
2009 vom 18. bis 22. Mai 2009 in Hannover!
kurz & bündig<br />
mikado-Interview<br />
Nach der EnEV <strong>ist</strong> vor der EnEV<br />
Kaum sind die letzten Teile der Energieeinsparverordnung<br />
(EnEV) 2007 umgesetzt, steht 2009 schon die nächste Novellierung<br />
an. Und auch die wird wohl nach kurzer Zeit wieder<br />
verschärft werden. Da lohnt es sich, einen Blick in die Zukunft<br />
zu werfen. mikado befragte dazu Wolfgang Müller-Kulmann,<br />
der früher für das Bundeswirtschaftsmin<strong>ist</strong>erium tätig war und<br />
mit den Gesetzgebungsprozessen vertraut <strong>ist</strong>.<br />
mikado: Wann tritt die neue EnEV<br />
2009 in Kraft?<br />
Müller-Kulmann: Das kann ich<br />
Ihnen <strong>nicht</strong> sagen, weil sie ja<br />
noch <strong>nicht</strong> verabschiedet <strong>ist</strong>. Momentan<br />
liegt die Verordnung zur<br />
Zustimmung beim Bundesrat,<br />
der sicherlich in einigen Punkten<br />
noch Änderungen fordern wird.<br />
<strong>Die</strong> zuständigen Ausschüsse des<br />
Bundesrates haben sich bisher<br />
noch <strong>nicht</strong> geäußert. Ich gehe<br />
davon aus, dass sich das Inkrafttreten<br />
noch mindestens bis Mitte<br />
2009 hinziehen wird.<br />
Was wird denn in der EnEV 2009<br />
ungefähr drinstehen?<br />
<strong>Die</strong> Anforderungsniveaus für<br />
Neubauten und bei Veränderungen<br />
von Bestandsbauten sollen<br />
verschärft, Nachrüstpflichten erweitert<br />
und elektrische Speicherheizsysteme<br />
mittelfr<strong>ist</strong>ig außer<br />
Betrieb genommen werden. Für<br />
Wohngebäude gibt es ein neues<br />
Berechnungsverfahren und die<br />
Regelungen zum Energieausweis<br />
werden modifiziert. Und der Vollzug<br />
soll gestärkt werden.<br />
Wie hoch werden die Verschärfungen<br />
denn ausfallen?<br />
Der zulässige Primärenergiebedarf<br />
soll um rund 30 Prozent<br />
gesenkt werden – sowohl<br />
bei Neubauten als auch bei größeren<br />
Veränderungen von Bestandsgebäuden.<br />
Das hört sich<br />
jetzt nach hohem Aufwand an,<br />
entspricht aber einer Baukostensteigerung<br />
von nur drei bis vier<br />
Prozent, wodurch sich der Mehraufwand<br />
in angemessenen Fr<strong>ist</strong>en<br />
amortisiert. Außerdem hat<br />
es seit 2002 keine Verschärfung<br />
mehr gegeben, denn die EnEV<br />
2007 diente nur der Umsetzung<br />
einer EU-Richtlinie, und da ging<br />
es um andere Dinge, insbesondere<br />
den Energieausweis für Bestandsgebäude.<br />
Welche Nachrüstpflichten sind zu<br />
erwarten?<br />
<strong>Die</strong> Pflicht zur Dämmung bisher<br />
ungedämmter oberster Geschossdecken<br />
soll auf begehbare<br />
ausgedehnt werden. Außerdem<br />
sollen für Klimaanlagen höhere<br />
Standards gelten. Eine große<br />
Streitfrage bei der Erarbeitung<br />
der Verordnung war, ob die allgemeinen<br />
Nachrüstverpflichtungen<br />
nunmehr auch auf Ein- und<br />
Zweifamilienhäuser ausgedehnt<br />
werden, die bisher weitgehend<br />
ausgenommen sind. <strong>Die</strong>se machen<br />
ja den überwiegenden Teil<br />
des Gebäudebestands aus und<br />
gerade hier gibt es noch sehr<br />
hohe Energieeinsparpotenziale.<br />
Das Bau- und das Umweltmin<strong>ist</strong>erium<br />
wollten diese Gebäude<br />
unbedingt einbeziehen, aber<br />
das Wirtschaftsmin<strong>ist</strong>erium legte<br />
Widerspruch ein, sodass es gegenwärtig<br />
beim alten Rechtszustand<br />
bleibt. Warten wir ab, ob<br />
der Bundesrat hier Änderungen<br />
verlangt.<br />
Das Bau- und das Umweltmin<strong>ist</strong>erium<br />
wollten Ein- und Zweifamilienhäuser<br />
einbeziehen, aber das Wirtschaftsmin<strong>ist</strong>erium<br />
legte Widerspruch ein.<br />
Welches Berechnungsverfahren<br />
wird künftig angewendet?<br />
Bei Nachweis der Einhaltung der<br />
vorgeschriebenen Energiestandards<br />
wird das bisherige „vereinfachte<br />
Verfahren“ durch ein<br />
anschauliches „Referenzgebäude“<br />
ersetzt: Wird ein Gebäude<br />
wie das Referenzgebäude ausgeführt,<br />
<strong>ist</strong> die Einhaltung des<br />
Anforderungsniveaus immer gewährle<strong>ist</strong>et.<br />
Grundlage dafür <strong>ist</strong><br />
die DIN V 18 599.<br />
Schweighofer Prize 2009<br />
Innovation wird hoch belohnt<br />
Mit 300 000 Euro <strong>ist</strong> der renommierte<br />
Schweighofer Prize 2009 dotiert, der<br />
innovative Technologien, Produkte und <strong>Die</strong>nstle<strong>ist</strong>ungen<br />
rund ums Holz prämiert. Seit 2003<br />
wird er alle zwei Jahre verliehen. Mit dem<br />
Hauptpreis in Höhe von 100 000 Euro werden<br />
Le<strong>ist</strong>ungen ausgezeichnet, die eine nachweisbare<br />
positive Auswirkung auf die europäische<br />
Forst- und Holzwirtschaft haben. Für Innovationspreise<br />
kommen dagegen auch Projekte in<br />
Frage, die sich noch in der Konzeptphase befinden.<br />
Bewerbungsschluss <strong>ist</strong> am 2. Februar<br />
2009. Weitere Informationen gibt es unter:<br />
www.schweighofer-prize.org<br />
Fördergelder<br />
Gewerbe darf jetzt auch<br />
Unternehmen oder Freiberufler können nun ebenfalls<br />
Förderungen aus dem Marktanreizprogramm für<br />
Erneuerbare Energien erhalten. Auch das entsprechende<br />
KfW-Programm <strong>ist</strong> jetzt für sie geöffnet. <strong>Die</strong> Europäische<br />
Kommission hat vor Kurzem die entsprechenden<br />
Richtlinien genehmigt. Förderfähig sind unter anderem<br />
Sonnenkollektor- und Biomasseanlagen sowie<br />
effiziente Wärmepumpen. Ab 2009 stellt<br />
die Bundesregierung dafür jedes Jahr bis<br />
zu 500 Mio. Euro zur Verfügung. <br />
www.bafa.de/bafa/de/energie/<br />
erneuerbare_energien<br />
Tom Tomczyk, iStockphoto.com<br />
6 mikado 12.2008
Wie soll der Vollzug<br />
der Verordnungen<br />
gestärkt werden?<br />
Es sind bundesweit<br />
einheitliche Bußgeldvorschriften<br />
vorgesehen,<br />
die sowohl<br />
für Verstöße gegen<br />
zentrale Anforderungen<br />
der EnEV als<br />
auch für Falschangaben<br />
bei den Energieausweisen<br />
gelten. Insbesondere sollen die<br />
örtlichen Baubehörden zu Stichprobenkontrollen<br />
verpflichtet<br />
werden. Ob dem allerdings die<br />
Bundesländer zustimmen werden,<br />
daran habe ich auf Grund<br />
meiner Erfahrungen in der Vergangenheit<br />
große Zweifel.<br />
Welche Veränderungen sind nach<br />
der EnEV 2009 zu erwarten?<br />
<strong>Die</strong> Bundesregierung hat bereits<br />
angekündigt, dass sie 2012<br />
das EnEV-Anforderungsniveau<br />
um nochmals 30 Prozent anheben<br />
möchte. Außerdem bereitet<br />
Brüssel Verschärfungen der<br />
einschlägigen EU-Richtlinien vor,<br />
die dann auch in die EnEV 2012<br />
einfließen werden.<br />
▴ Wolfgang Müller-<br />
Kulmann,<br />
Rechtsanwalt und<br />
Min<strong>ist</strong>erialrat<br />
a.D., war bis<br />
2005 im<br />
Bundeswirtschaftsmin<strong>ist</strong>erium<br />
für Energieeffizienz<br />
zuständig<br />
ISOCELL - Luftdichtheit und<br />
Dämmung - einfach mit System!<br />
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Holzbauforum in Garmisch<br />
mikado-Einkaufsführer<br />
Produkte schneller finden<br />
Der mikado-Einkaufsführer bietet einen strukturierten<br />
Überblick über die Hersteller aller Produkte,<br />
die erfolgreiche Holzbaubetriebe heute brauchen.<br />
Gegliedert <strong>ist</strong> er in sieben Produktgruppen: Holz,<br />
Dach, Innenausbau, Haustechnik, Maschinen und<br />
Werkzeuge, Software und Sonstiges. Hersteller finden<br />
hier eine ideale Plattform, um den mikado-Lesern ihr<br />
Unternehmen und ihre Produkt-Highlights vorzustellen.<br />
Alle Unternehmen sind übersichlich mit Name,<br />
Logo, Postleitzahl und Standort aufgel<strong>ist</strong>et. Mit einem<br />
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www.mikado-online.de 7
kurz & bündig<br />
Messe<br />
Stuttgart wird passiv<br />
Das Thema „Passivhaus“ dominiert die „Clean<br />
Energy Power“ (CEP) auf der Landesmesse<br />
Stuttgart vom 29. bis 31. Januar 2009. Sie<br />
zeigt Lösungen und Antworten auf Fragen rund<br />
um diesen Standard. Ein „PassivHaus-Parcours“<br />
macht ihn mit Exponaten fühlbar, erlebbar und<br />
(be-)greifbar. Herz <strong>ist</strong> das „PassivHaus-Café“. Hier<br />
halten Experten an allen drei Tagen kostenlose<br />
Fachvorträge. Am 30. Januar 2009 diskutieren<br />
auf der „European PassiveHouse Conference“ internationale<br />
Experten vor allem über die Hülle<br />
von Gebäuden.<br />
www.cep-expo.de<br />
▴ <strong>Die</strong> neue Berliner Kunsthalle besteht komplett aus vorgefertigten Holzelementen<br />
Temporäre Kunsthalle Berlin / Lukas Roth<br />
Marketingwettbewerb<br />
Beste Werbebriefe gesucht<br />
Realisierungswettbewerb<br />
Aus Holz für Holz<br />
Um Werbebriefe geht es beim „Marketingpreis des<br />
Deutschen Handwerks 2009“. Der von der Wirtschaftszeitschrift<br />
„handwerk magazin“ seit 15 Jahren ausgerichtete<br />
Wettbewerb zeichnet innovative Betriebe aus.<br />
Der Auslober sucht diesmal die besten von Handwerkern<br />
erstellten Briefe oder Postkarten, die zwischen dem 1.<br />
Januar 2007 und dem 27. Februar 2009 an ihre Kunden<br />
verschickt wurden bzw. werden. Es winken Geldpreise<br />
im Wert von insgesamt 30000 Euro. Über die Vergabe<br />
entscheidet eine fachkundige Jury unter Leitung von<br />
Professor Dr. Heinrich Holland, Leiter der Deutschen<br />
Direktmarketing Akademie. Bewerbungsschluss <strong>ist</strong> der<br />
27. Februar 2009. Alle Infos zum Wettbewerb gibt es im<br />
Internet unter:<br />
www.marketingpreis.de<br />
Frage des Monats<br />
Haben die gesunkenen Energiepreise Einfluss auf Ihre<br />
Auftragslage?<br />
A) Ja, es wird jetzt wieder weniger modernisiert<br />
B) Nein, Modernisierungen sind der große Trend<br />
C) Bei mir hat sich da seit Jahren <strong>nicht</strong>s geändert<br />
Stimmen Sie ab im Internet: www.mikado-online.de<br />
▴ Wettbewerbsmodell des 1. Preises von<br />
Pfletscher und Steffan Architekten, München<br />
Nettersheim will ein Gebäudeensemble, das alle<br />
Aktivitäten in der Eifel rund um Holz als Baustoff<br />
und Energieträger räumlich bündelt und damit die regionale<br />
Forst- und Holzwirtschaft stärkt. Für diesen „Holz-<br />
Campus Eifel“ hatte die Gemeinde einen europaweiten<br />
Realisierungswettbewerb ausgeschrieben, der inzwischen<br />
entschieden wurde. Eine siebenköpfige Jury, der unter<br />
anderem Prof. Hartwig N. Schneider und Prof. Hermann<br />
Kaufmann angehörten, vergab unter 23 eingereichten<br />
Arbeiten den 1. Preis einstimmig an das Münchner<br />
Architekturbüro Pfletscher und Steffan.<br />
<br />
www.fachagenturholz.de/ausschreibung<br />
Arnim Seidel<br />
8 mikado 12.2008
kurz & bündig<br />
Berlin<br />
Holz präsentiert Kunst<br />
Ende Oktober 2008 eröffnete die Temporäre<br />
Kunsthalle auf dem Schlossplatz<br />
in Berlin – dort, wo in zwei Jahren mit dem<br />
Nachbau des Berliner Stadtschlosses begonnen<br />
werden soll. Den 600 m 2 großen Ausstellungsraum<br />
für zeitgenössische Kunst<br />
kreierte der österreichische Architekt Prof.<br />
Adolf Krischanitz. Das Gebäude besteht aus<br />
über hundert vorgefertigten Holzelementen<br />
mit Faserzementplatten als Außenbekleidung,<br />
jeweils 2,50 m breit und 11 m lang.<br />
<strong>Die</strong> Montagezeit betrug fünf Wochen.<br />
<br />
www.kunsthalle-berlin.com<br />
Immobilienmarkt<br />
Energiebedarf bestimmt Preis<br />
Der Energieausweis für Wohngebäude <strong>ist</strong> gerade erst<br />
eingeführt, da ändert sich schon die Marktsituation<br />
für Hausbesitzer. Eine Umfrage unter 900 Immobilienmaklern,<br />
die das Internetportal<br />
„ImmobilienScout24“<br />
für das Wirtschaftsmagazins<br />
„Capital“ durchführte, zeigt,<br />
dass der Wert einer Immobilie<br />
sinkt, wenn die Energieeffizienz<br />
schlecht <strong>ist</strong>. Über die<br />
Hälfte der Makler gab an, dies<br />
spiele schon heute für Kunden<br />
eine zentrale Rolle. Potenzielle<br />
Käufer oder Mieter feilschten<br />
vehement um Preissenkungen,<br />
wenn ein Gebäude übermäßig<br />
viel Energie verbraucht.<br />
Fast ein Viertel der Befragten<br />
erklärte, dass Hausbesitzer in<br />
diesem Fall immer Preiszugeständnisse<br />
machen müssten. Knapp 93 Prozent der Immobilienfachleute<br />
sind überzeugt, dass sich diese Entwicklung<br />
weiter zuspitzen wird, wenn der Energieausweis ab<br />
1. Januar 2009 für sämtliche Wohnhäuser bei Verkauf oder<br />
Neuvermietung vorgelegt werden muss. <strong>Die</strong> Preisabschläge<br />
betragen zehn bis 20 Prozent des Wertes, den die Hausbesitzer<br />
als Kauf- oder Mietpreis ansetzen. Deshalb sollte<br />
künftig viel in die Energieeffizienz investiert werden. <br />
<br />
www.immobilien-kompass.de/immobilien/energie<br />
www.mikado-online.de 9
kurz & bündig<br />
Leserbrief zu mikado 10.2008<br />
Anfrage von Zimmerme<strong>ist</strong>er Frank Schmachtenberger, Würzburg<br />
Schöne Treppen haben Sie da in ihrer Oktober-Ausgabe abgebildet. Doch was <strong>ist</strong> zu tun, wenn der<br />
Bauherr oder die Seinen stürzen, sich verletzen und dann Versicherungen oder gar der Staatsanwalt<br />
beim Treppenbauer vor der Türe stehen und nachfragen, warum keine dieser Treppen ein vorschriftsgemäßes<br />
Geländer besitzt?<br />
Kann sich der Handwerker im Vorfeld bei Vertragsabschluss von der Haftung befreien? Und wie sicher<br />
<strong>ist</strong> eine solche vertragliche Lösung?<br />
Bitte klären Sie diese Frage und veröffentlichen Sie das Ergebnis, denn dieses Thema dürfte<br />
viele Zimmereien plagen.<br />
Antwort von Dipl.-Ing. (FH) Stefan Meiners,<br />
Bund Deutscher Zimmerme<strong>ist</strong>er (BDZ), Berlin<br />
Zunächst einmal <strong>ist</strong> der Treppenbauer verpflichtet, sich an die<br />
einschlägigen geltenden Regeln und Normen zu halten, d.h.<br />
es muss sichergestellt werden, dass das Begehen der Treppe<br />
ohne Gefahr für Leib und Leben der Benutzer möglich <strong>ist</strong>. Besteht<br />
ein Auftraggeber darauf, dass kein vorschriftsmäßiges<br />
Geländer zur Absturzsicherung und als Handlauf angebracht<br />
wird, so empfehlen wir, dieses auf jeden Fall schriftlich mit<br />
dem Auftraggeber zu vereinbaren. Dabei sollte explizit festgehalten<br />
werden, dass die volle Verantwortung für mögliche<br />
Unfälle allein beim Auftraggeber liegt und Sie als Unternehmer<br />
ihn darüber aufgeklärt haben, wie eine ordnungsgemäße<br />
Treppenkonstruktion aussehen müsste.<br />
Sie müssen also Ihren Auftraggeber darüber informieren,<br />
welche Folgen es haben kann, wenn er eine Treppe in Auftrag<br />
gibt, die sich sicherheitstechnisch <strong>nicht</strong> an geltenden<br />
Regeln und Vorschriften orientiert. Es <strong>ist</strong> empfehlenswert,<br />
eine Zweitausfertigung dieses Haftungsausschlusses aufzubewahren.<br />
Dem Bauherrn muss klar sein, dass letztendlich<br />
er allein für die Sicherheit seiner Treppe verantwortlich <strong>ist</strong>.<br />
Auch beim Weiterverkauf <strong>ist</strong> der Bauherr nur aus der Haftung,<br />
wenn eine Baulast auf das Haus eingetragen wird.<br />
Antwort von Rechtsanwalt Willi Reisser,<br />
Kanzlei Reisser und Kollegen, Augsburg<br />
Wer sich als Unternehmer auf „Sonderwünsche“ des Auftraggebers<br />
einlässt und eine Treppe entgegen geltendem Gesetz<br />
oder unter Missachtung der anerkannten Regeln der Technik<br />
herstellt, begibt sich unter Umständen „in des Teufels Küche“.<br />
Das gilt sowohl im Bereich des privaten Baurechts wie<br />
auch des öffentlichen Rechts.<br />
Bürgerlich-rechtlich <strong>ist</strong> eine Ausführung gemäß Gesetz und<br />
anerkannten Regeln der Technik vertraglich geschuldet. Zwar<br />
dürfen Auftraggeber und Unternehmer auch eine andere Bauausführung<br />
vereinbaren, doch dann sollte der Unternehmer<br />
auf das mit der Nichteinhaltung verbundene Risiko ausdrücklich<br />
hinweisen und dies in einer ausführlichen schriftlichen<br />
Vereinbarung auch unbedingt dokumentieren.<br />
Nach dem öffentlichen Baurecht sind alle am Bau Beteiligten<br />
– Bauherr, Planer und Unternehmer – dafür verantwortlich,<br />
dass die öffentlich-rechtlichen Vorschriften eingehalten werden.<br />
<strong>Die</strong>se sind Sicherheitsbestimmungen und können sich<br />
auf die privatrechtliche Verantwortlichkeit der am Bau Beteiligten<br />
auswirken, insbesondere bei Schadensersatzansprüchen<br />
wegen Verletzung der Verkehrssicherungspflicht und nach<br />
§ 823 Abs. 2 BGB „Verletzung von Schutzgesetzen“.<br />
Leserbrief zu mikado 11.2008<br />
Anmerkung von Dipl.-Ing. Peter Metzger, Ingenieurbüro Holzbau, Karlsruhe<br />
Sicherlich <strong>ist</strong> die rein wissenschaftliche Betrachtung des Themas von Herrn Schmidt richtig beleuchtet.<br />
Vergessen wird aber immer wieder, dass Menschen in diesen Gebäuden leben, die wir immer perfekter<br />
zu gestalten versuchen. Menschen lassen sich <strong>nicht</strong> in „Lüftungskonzepte“ einpassen, Menschen<br />
wollen ihr Leben nach ihrem Gusto bestimmen und <strong>nicht</strong> nach dem einer Verordnung. Aus diesem<br />
Grund sind solche Verordnungen wegen des Faktors „Mensch“ zum Scheitern verurteilt.<br />
Bauen wir lieber Häuser, die den Bedürfnissen der Menschen und <strong>nicht</strong> denen einer Verordnung angepasst<br />
sind. Ich finde es bestimmt richtig, die Wissenschaft in diesen Bereichen voranzutreiben und<br />
Modellprojekte zu entwickeln. Ist das Konzept jedoch so, Zitat: „... soll der Luftwechsel wie bisher<br />
üblich nur über die Fenster erfolgen [...] können erhebliche Haftungsrisiken entstehen“, dann <strong>ist</strong> das<br />
am Menschen vorbeigedacht.<br />
10 mikado 12.2008
kurz & bündig<br />
Der<br />
Fachschriften-<br />
Verlag veröffentlichte<br />
eine in seinem Auftrag<br />
vom renommierten<br />
Marktforschungsinstitut<br />
TNS Emnid erstellte Studie<br />
über Bauherren und<br />
Renovierer: „Der Private<br />
Baumarkt 2008“. In einer<br />
umfangreichen Telefonbefragung untersuchte man bei potenziellen<br />
Bauherren Meinungen, Vorlieben und Wünsche. Anschließend<br />
verglich man diese Aussagen mit älteren Erhebungen. Es<br />
zeigte sich dabei eine wachsende Akzeptanz und Beliebtheit<br />
des Holzbaus, während der früher dominierende Ziegel mehr<br />
und mehr an Zuspruch verliert. Des Weiteren fiel auf, dass Regenwassernutzung,<br />
Solaranlagen und Wärmepumpen stark im<br />
Kommen sind. Der rund 200 Seiten umfassende Berichtsband<br />
kann direkt beim Verlag bestellt werden.<br />
www.fachschriften.de/anzeigen/studieprivaterbaumarkt.asp<br />
Marktforschung<br />
Bauherren lieben Holzhäuser<br />
<strong>Die</strong> Zukunft des Bauens<br />
www.bau-muenchen.com<br />
Zielgruppen<br />
Demografische Geschäftschancen<br />
Von Ende 2005 bis Ende 2007 stieg die Zahl schwerbehinderter<br />
Menschen in Deutschland um 2,3 Prozent auf<br />
jetzt 6,92 Mio., meldet das Stat<strong>ist</strong>ische Bundesamt. Bezogen<br />
auf die gesamte Bevölkerung <strong>ist</strong> damit jeder zwölfte Bundesbürger<br />
schwerbehindert. Der Grund liegt im demografischen<br />
Wandel: <strong>Die</strong> Menschen werden immer älter und die Älteren<br />
immer mehr. Und Behinderungen treten nun einmal mit zunehmendem<br />
Alter immer häufiger auf. Etwa drei Viertel aller<br />
Schwerbehinderten sind älter als 55 Jahre. Für das Bauhandwerk<br />
bedeutet das: Behindertengerechtes Bauen nimmt eine<br />
immer größere Bedeutung ein.<br />
imu-Infografik<br />
info@bau-muenchen.com<br />
Tel. (+49 89) 9 49-113 08 • Fax (+49 89) 9 49-113 09<br />
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Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />
Paris<br />
Flughafen trägt Holz<br />
Haute Couture kleidet in Paris selbst den Flughafen ein. <strong>Die</strong> wiedereröffnete<br />
Abfertigungshalle des Terminals 2 E trägt ein maßgeschneidertes Kleid aus Holz.<br />
<strong>Die</strong> bogenförmige Holzschalen-Verkleidung erstreckt sich über ca. 700 m.<br />
12 mikado 12.2008
Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />
finnforest merk (studio EKD)<br />
<strong>Die</strong> Architekten der Flughafengesellschaft<br />
Aéroports de Paris (ADP) entschieden<br />
sich beim Ausbau für Holz.<br />
Ihre Begründung: <strong>Die</strong> natürliche<br />
Schönheit und Wärme steht im spanförmigen<br />
Metallgitterträgern, die mit<br />
einem Raster von 4 m Weite angeordnet<br />
sind. Im unteren Teil ruhen diese<br />
Stahlträger auf einem Kastenträger<br />
aus Metall. Im oberen Teil werden sie<br />
durch Längs- und Quergurte verbunden,<br />
die eine Aussteifungsebene bilden.<br />
<strong>Die</strong> ursprüngliche Glashülle als<br />
Außenhaut und die Glasfassaden an<br />
den Giebeln wurden wiederverwendet<br />
und auf der vorhandenen Struktur<br />
aufgebaut. <strong>Die</strong> Gebäudehülle aus<br />
Stahltragwerk und Glas erhebt sich<br />
▴ <strong>Die</strong> bis<br />
zu 48 m langen<br />
Bögen<br />
bestehen aus<br />
hunderten von<br />
furnierten<br />
Sperrholzle<strong>ist</strong>en<br />
er Wiederaufbau des Terminals<br />
2 E am Pariser Flugplatz<br />
Charles de Gaulle nimmt die ehemaligen<br />
Konturen wieder auf – allerdings<br />
mit kleinen Modifizierungen.<br />
Eine Analyse hat gezeigt, dass<br />
die technisch und wirtschaftlich optimale<br />
Lösung darin bestand, die ursprüngliche,<br />
700 m lange und mit<br />
Oberlichtern versehene Schale nachzubilden.<br />
Das Haupttragwerk der Schale besteht<br />
aus dreidimensionalen, bogenab<br />
dem 1. Obergeschoss und formt<br />
für die Abfertigungshalle ein großes<br />
Tonnengewölbe mit einer Spannweite<br />
von 32 m.<br />
Holz gibt Stahl und Glas ein<br />
Gesicht<br />
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Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />
nungsreichen Kontrast zu den zahlreichen<br />
Betonbauten, die das Erscheinungsbild<br />
des Flughafens prägen. <strong>Die</strong><br />
hölzerne Innenhaut besteht aus einer<br />
Aneinanderreihung von Querschalen,<br />
die an der Innenseite der Stahlkonstruktion<br />
aufgehängt sind. Zwischen<br />
den Schalen sind Verschattungselemente<br />
aus formverleimten Holzlamellen<br />
angeordnet. <strong>Die</strong> Standardschalen<br />
weisen im Grundriss eine<br />
konisch zulaufende Form auf, die<br />
zum First hin breiter wird. <strong>Die</strong> Endschalen<br />
der 72 m langen Abschnitte<br />
haben eine konstante Breite, um<br />
die Stahlbögen zu verdecken. Am<br />
unteren Ende der Holzverkleidung<br />
läuft eine mehrteilige Sockelplatte,<br />
deren Zusammensetzung derjenigen<br />
der Schalen ähnlich <strong>ist</strong>.<br />
Planung und Verwirklichung stellten<br />
erhebliche Anforderungen an die<br />
Zusammenarbeit zwischen dem Planungsteam<br />
ADP und den Holzbauern<br />
von Finnforest Merk. Das Aichacher<br />
Unternehmen plante und produzierte<br />
die selbsttragenden Verkleidungselemente<br />
aus Birkensperrholz.<br />
Deutsch-französische Kooperation<br />
<strong>Die</strong> Holzbauer fertigten in ihren Produktionshallen<br />
130 Standard-Bögen<br />
vor. Sie bestehen aus jeweils sechs<br />
Sektionen mit bis zu 8,5 m Länge.<br />
Besondere Aufmerksamkeit verlangten<br />
die Oberflächen: Jedes einzelne<br />
Segment setzt sich aus über 100 Le<strong>ist</strong>en<br />
Birkensperrholz zusammen. <strong>Die</strong><br />
Oberfläche erhielt Furniere aus europäischer<br />
Esche. Deren Selektion und<br />
Anordnung hatten die Architekten<br />
vorgegeben. Ihre Entscheidung hatten<br />
sie anhand von Musterflächen<br />
getroffen. Jedes der zahlreichen Segmente<br />
musste nach diesen speziellen<br />
Vorgaben hergestellt werden.<br />
Um die geforderten Toleranzgrenzen<br />
einzuhalten, war absolute Präzision<br />
innerhalb der Herstellungskette<br />
gefordert. Speziell gefertigte Lehren<br />
und Schablonen sorgten für die<br />
Maßgenauigkeit. Das Ergebnis konnte<br />
sich sehen lassen: alle Segmente<br />
erfüllten die Präzisionsanforderungen<br />
auf der Baustelle.<br />
20 Bögen für die Endbereiche der<br />
zehn Zonen des Tonnengewölbes fertigten<br />
die Holzbauer vor Ort. Für die<br />
werkseitige Herstellung in Aichach<br />
und den anschließenden Straßentransport<br />
nach Frankreich waren diese<br />
ungeeignet.<br />
Mammutaufgabe erfordert<br />
Feingefühl<br />
Vor dem Zusammenbau der Elemente<br />
war jedes einzelne Holzbauteil mit einer<br />
Brandschutzbeschichtung zu versehen.<br />
Sobald die Le<strong>ist</strong>en beschichtet<br />
waren, durfte kein Druck mehr<br />
auf die Oberflächen aufgebracht werden.<br />
Deshalb war jedes Bauteil war<br />
mit großer Vorsicht zu handhaben,<br />
die Holzbauer durften die Elemente<br />
auch auf keinen Fall übereinanderstapeln.<br />
Finnforest Merk führte die Montage<br />
der bogenförmigen Verkleidungselemente<br />
mit seinen eigenen Montageteams<br />
aus. Eine Mammutaufgabe, die<br />
Holz für den Terminal 2 E<br />
2005 beschloss Aéroports de Paris, beim Neubau ein Glas-Stahl-Dach mit<br />
einer Innenverkleidung aus Holz zu errichten. Nach einem Wiederaufbau<br />
für 130 Mio. Euro feierten die Franzosen am 30. März 2008 die Eröffnung<br />
des Terminals 2 E .<br />
Das Modul 2 E am Pariser Flughafen Charles De Gaulle liegt an der<br />
zentralen Durchfahrtsstraße. In ihrer Mitte der Abfertigungshalle schließt<br />
sich ein schmaler Verbindungsbau an, der zur großen Abflughalle führt.<br />
<strong>Die</strong> unteren Etagen sind in konventioneller Bauweise errichtet. <strong>Die</strong><br />
Abflugebene befindet sich auf der obersten Geschossdecke und wurde<br />
früher von einem tunnelartigen Betonschlauch umschlossen, der mit einer<br />
Glashülle verkleidet war.<br />
Quelle: Wikipedia<br />
▸ <strong>Die</strong> Innenschale<br />
des Terminals<br />
setzt sich<br />
aus Bögen<br />
zusammen,<br />
millimetergenau<br />
gefertigt<br />
aus Sperrholz<br />
14 mikado 12.2008
Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />
viel Feingefühl benötigte: Einige der<br />
Bauteile wogen bis zu einer Tonne.<br />
Zusätzlich zur Komplexität der<br />
Herstellung, Statik und Werkstattplanung,<br />
Projekt- und Baustellenleitung,<br />
Log<strong>ist</strong>ik und Montage war das<br />
Engagement aller Mitarbeiter gefragt:<br />
Extraschichten in der Elementfertigung<br />
in Aichach und zusätzliche<br />
Montagetrupps für „zweigleisiges<br />
Arbeiten“ bei der Parallelmontage<br />
vor Ort in Paris halfen mit, den angepeilten<br />
Eröffnungstermin im März<br />
dieses Jahres zu sichern.<br />
<br />
Sara Koller, Aichach ▪<br />
Steckbrief<br />
finnforest merk (studio EKD)<br />
Bauvorhaben:<br />
Flughafen Charles de Gaulle,<br />
Terminal 2 E , Paris<br />
Bauweise:<br />
Innenverkleidung aus 150<br />
Bogenstrukturen aus finnischem<br />
Sperrholz auf gekrümmten<br />
BSH-Rippen<br />
Baujahr: 2008<br />
Bauzeit:<br />
Juni 2007 bis März 2008<br />
Baukosten Holzbau:<br />
11,3 Mio. Euro<br />
Nutzfläche des Terminal 2 E :<br />
45 000 m² ı 700 m lang<br />
Bauherr/Planer/Architekt:<br />
Aéroports de Paris (ADP)<br />
Statik:<br />
RFR Engineers<br />
F-75010 Paris ı www.rfr.fr<br />
Holzkonstruktion:<br />
(Schalenelemente und Formteile<br />
aus finnischem Birkensperrholz,<br />
furniert mit Esche)<br />
Finnforest Merk<br />
D-86551 Aichach<br />
www.finnforest.de<br />
Brandschutzbeschichtung:<br />
Pyroplast HW-100/HW 210 top<br />
Stahltragwerk:<br />
Castel & Fromaget, Fleurance<br />
Cedex, Frankreich<br />
Glashülle (Bestand):<br />
Laubeuf, Saint Mande,<br />
Frankreich<br />
Beleuchtung:<br />
Satelec Fayat Group, Antony,<br />
Frankreich<br />
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Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />
Astrachan<br />
Tragwerksrevolution an der Wolga<br />
Bauen in Russland <strong>ist</strong> eine reizvolle Herausforderung, denn dort ex<strong>ist</strong>iert ein<br />
riesiger Markt. Ein österreichisches Holzbauunternehmen hat es gewagt – mit Erfolg.<br />
<strong>Die</strong> Rahmenbedingungen waren allerdings „gewöhnungsbedürftig“.<br />
Astrachan <strong>ist</strong> eine Handball-<br />
Hochburg. Seine Mannschaft<br />
feiert seit vielen Jahren große Erfolge<br />
– national und auch international.<br />
Um langfr<strong>ist</strong>ig konkurrenzfähig<br />
zu bleiben, beschloss die Stadt, die<br />
Rahmenbedingungen für das Training<br />
und die Spiele deutlich zu verbessern<br />
und dafür einen modernen<br />
Sportkomplex zu errichten: eine große<br />
Veranstaltungshalle für 6000 Zuschauer,<br />
eine Trainingshalle und ein<br />
Hallenbad.<br />
Architekturwettbewerb bringt<br />
Großauftrag<br />
Im Jahr 2003 wurde ein internationaler<br />
Architekturwettbewerb ausgelobt.<br />
Den gewann die Glöckel Holzbau<br />
GmbH zusammen mit dem Bruder des<br />
früheren Firmeninhabers, dem Projektentwickler<br />
Alois Glöckel. Gleich<br />
im Herbst begannen die Planungsarbeiten,<br />
doch der Tod des Gouverneurs<br />
stellte die Realisierung völlig<br />
in Frage und sorgte für eine längere<br />
Unterbrechung. Erst als 2006 die<br />
▴ <strong>Die</strong> neue Sporthalle<br />
für<br />
6000 Zuschauer<br />
eröffnet<br />
im Dezember 2008<br />
russische Regierung das Projekt wegen<br />
der anstehenden 450-Jahr-Feier<br />
Astrachans zum föderativen Projekt<br />
erhob, war die Finanzierung wieder<br />
gesichert.<br />
<strong>Die</strong> Planungen mussten jetzt aber<br />
<strong>nicht</strong> nur von der lokalen Baubehörde<br />
genehmigt werden, sondern auch<br />
noch von einer staatlichen in Moskau.<br />
Das war sehr aufwendig und<br />
kostete alle Beteiligten viel Zeit und<br />
Kraft. Im Wettbewerb war die Fachwerkskonstruktion<br />
in Stahl konzipiert<br />
gewesen, weil derart weitgespannte<br />
Holzkonstruktionen für<br />
Russland völlig neu sind, Glöckel<br />
aber den Wettbewerb <strong>nicht</strong> aus diesem<br />
Grund verlieren wollte. Realisieren<br />
wollte man dann aber natürlich<br />
doch in Holz. <strong>Die</strong>se Änderung des<br />
ursprünglichen Plans erforderte viel<br />
Überzeugungsarbeit und umfangreiche<br />
technische Nachweise.<br />
Noch bei Montagebeginn lag keine<br />
endgültige Baugenehmigung vor.<br />
Erst nachdem die Hauptträger bereits<br />
versetzt waren, zerstreuten sich viele<br />
Zweifel und beruhigten sich die Gemüter.<br />
Den entscheidenden Schritt<br />
zur offiziellen Genehmigung des Gesamtsystems<br />
brachte aber erst eine<br />
Einladung aller russischen Entscheider<br />
nach Österreich zur Besichtigung<br />
der dortigen Produktion und ausgeführter<br />
Beispiele.<br />
Westlicher Ingenieurholzbau<br />
setzt neue Maßstäbe<br />
<strong>Die</strong> Dachkonstruktion besteht aus<br />
zwei parallelen, jeweils über 100 m<br />
frei gespannten Doppelfachwerkträgern<br />
mit einem Achsabstand von<br />
27 m. Das Hauptdach über dem Spielfeld<br />
sitzt oberhalb, die Dächer über<br />
den Haupttribünen schließen tiefer<br />
an. Durch diesen Höhenversatz wurden<br />
Lichtbänder möglich, die Tageslicht<br />
in die Hallenmitte lassen.<br />
Das Doppelfachwerk besteht zur<br />
Aufnahme der Druckkräfte jeweils<br />
aus einem BSH-Obergurt der Größe<br />
40 x 152 cm in einem Achsabstand<br />
von 4,50 m und vertikalen Holz-<br />
Druckstreben in einem Abstand von<br />
7,50 m. <strong>Die</strong> Stahl-Zugdiagonalen<br />
16 mikado 12.2008
Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />
wurden nach dem Kräfteverlauf abgestuft<br />
ausgeführt und bestehen aus<br />
Rundstählen bzw. zweiteiligen Flachblechstreifen.<br />
<strong>Die</strong> Unterspannung wurde mit<br />
zwei 40 x 280 mm großen Flachstahlbändern<br />
konzipiert, da hohe<br />
Lasten abzutragen waren und der Zusammenbau<br />
aus montagetechnischen<br />
Gründen ohne Baustellenschweißarbeiten<br />
möglich sein sollte.<br />
Um die horizontalen Verschiebungen<br />
aufnehmen zu können, wurden<br />
die Auflager der Fachwerkträger auf<br />
einer Seite beweglich ausgeführt.<br />
Eine biegesteife Stahlkonstruktion<br />
verstärkt den Endrahmen, um Windlasten<br />
über die Auflagerpunkte in<br />
die Stahlbetonscheiben abzuleiten.<br />
Durchgehende Verbände und eingehängte<br />
Einfeldträger stabilisieren das<br />
Gesamtsystem zusätzlich.<br />
<strong>Die</strong> Träger der tiefer liegenden<br />
Dachflächen schließen gelenkig an<br />
die vertikalen Holzsäulen des Fachwerkträgers<br />
an. <strong>Die</strong> andere Trägerseite<br />
schließt mit einem Gerbergelenk<br />
an Pultdachbinder an, die auf<br />
der Stahlbeton-Außenwandscheibe<br />
und den zwischen den Tribünen angeordneten<br />
Stahlbeton-Säulen auflagern.<br />
<strong>Die</strong>se Ausführung verhindert<br />
in der Fachwerkskonstruktion Zwängungen<br />
aufgrund vertikaler Durchbiegung<br />
und steift dennoch die gesamte<br />
Dachscheibe aus.<br />
Dimensioniert wurden die Holzbauteile<br />
nach DIN 1052:2004-08, die<br />
Stahlbauteile nach DIN 18800. <strong>Die</strong><br />
Lastannahmen mussten dabei den<br />
Angaben der russischen SNIP-Normen<br />
folgen. Errechnet wurde eine<br />
maximale Durchbiegung des Gesamtsystems<br />
unter Volllast von 29 cm<br />
bzw. von 1/335 der Länge.<br />
<strong>Die</strong> Dachfläche besteht aus Systemdachelementen<br />
der Brandschutzqualifikation<br />
F30. Zum Hallenraum<br />
hin wurde aus akustischen Gründen<br />
gelochtes Trapezblech eingesetzt.<br />
Darüber liegt eine Dampfbremse, eine<br />
KVH-Pfettenlage mit 20 cm mineralischer<br />
Wärmedämmung, eine Holzwerkstoffplatte<br />
und eine mechanisch<br />
befestigte Dachfolie. <strong>Die</strong> Elemente<br />
sind wegen der log<strong>ist</strong>ischen und<br />
montagetechnischen Einschränkungen<br />
2,50 x 15 m groß.<br />
▴ Zum ersten Mal<br />
entstand<br />
in Russland ein<br />
solch<br />
großes Hallendach<br />
in<br />
Holzbauweise<br />
Fachwerk-Teile werden 3000 km<br />
transportiert<br />
Alle Bauteile wurden im Werk Ober-<br />
Grafendorf hergestellt, vormontiert<br />
und dann per Lkw und Bahn die<br />
3000 km nach Astrachan transportiert.<br />
Bei der Planung musste immer<br />
Astrachan<br />
darauf geachtet werden, dass die vorgesehenen<br />
Materialien eine russische<br />
Zulassung besitzen. Der Abbund der<br />
Fachwerksträger musste sehr exakt<br />
sein, weil nur äußerst geringe Toleranzen<br />
eingeplant werden konnten.<br />
CNC-Abbundanlagen erfüllten diese<br />
Anforderungen.<br />
Astrachan liegt rund 3000 km östlich von Wien und rund 1500 km südöstlich<br />
von Moskau im Wolgadelta zwischen Kasachstan und Kalmückien am<br />
Kaspischen Meer. Es <strong>ist</strong> die Gebietshauptstadt einer Verwaltungseinheit<br />
mit geringer Autonomie innerhalb der südrussischen Föderation.<br />
Im 16. Jahrhundert war es als russische Festung an der Grenze zwischen<br />
Europa und Asien gegründet worden und danach zum bedeutenden<br />
Handelszentrum aufgestiegen. <strong>Welt</strong>bekannt wurde Astrachan durch seinen<br />
Kaviar, den die hier lebenden Störe liefern. Außerdem <strong>ist</strong> es die einzige<br />
Gegend in Europa, wo die Lotos-Blume wächst. <strong>Die</strong> knapp 500 000 Einwohner<br />
sind ein buntes Völkergemisch aus Russen, Tataren, Kasachen und<br />
Kaukasiern. Der Stadtcharakter <strong>ist</strong> auch geprägt von scharfen Gegensätzen<br />
zwischen Alt und Neu, Arm und Reich.<br />
Seit dem Ende der UdSSR <strong>ist</strong> die Stadt der letzte russische Großhafen am<br />
Kaspischen Meer. Das Klima <strong>ist</strong> extrem kontinental: die monatliche Durchschnittstemperatur<br />
beträgt im Januar –10 °C, im Juli +25 °C.<br />
www.mikado-online.de 17
Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />
<strong>Die</strong> Transportlog<strong>ist</strong>ik war kompliziert.<br />
Alle Materialien wurden mit<br />
60 Lkw-Fuhren und elf österreichischen<br />
Bahnwaggons nach Astrachan<br />
gebracht. Da die Spurbreiten der<br />
Schienennetze unterschiedlich breit<br />
sind, mussten die Pakete auf 42 russische<br />
Waggons umgeladen werden.<br />
Verpackt sein mussten sie in reißfesten<br />
Spezialfolien, weil aufgerissene<br />
Ladungen einfach irgendwo abgehängt<br />
worden wären. <strong>Die</strong> Packl<strong>ist</strong>en<br />
mussten alle auch noch so kleinen<br />
Teile umfassen. <strong>Die</strong> Zollabfertigung<br />
verlangte Zertifikate und Zulassungen<br />
sowie chemische Unbedenklichkeitsbescheinigungen<br />
– auch für Alltagsprodukte.<br />
<strong>Die</strong> beiden Doppelfachwerkträger<br />
wurden in acht jeweils 25 m lange<br />
Einzelstücke zerlegt. <strong>Die</strong>se Länge<br />
war transport- und montagetechnisch<br />
gerade noch möglich. In<br />
Astrachan wurden die Einzelstücke<br />
am Boden des Halleninnenraums zu<br />
größeren Tragwerksteilen zusammengebaut<br />
und dann auf die vorgerichteten<br />
Montagetürme gehoben.<br />
Dafür war ein detailliertes Montagekonzept<br />
nötig, denn die Größe der<br />
Lagerflächen und die Le<strong>ist</strong>ungsfähigkeit<br />
der Krane war limitiert.<br />
Bis zum kraftmäßigen Verbinden<br />
aller Montagestöße wurde das labile<br />
System abgespannt und das bewegliche<br />
Auflager gesperrt. <strong>Die</strong> Ableitung<br />
der Druckkräfte in den Viertelpunkten<br />
der Obergurte erfolgte rein<br />
über Holzpressung. Das Schließen<br />
aller Passschrauben der Stahlzugglieder<br />
verlangte höchste Präzision,<br />
denn die zulässige Toleranz in der<br />
Feldmitte betrug lediglich 4 mm.<br />
Möglich war dies nur durch eine<br />
exakte Vorbereitung am Boden. Eine<br />
Temperatur von –20 °C erschwerte<br />
dies zusätzlich, denn dadurch verkürzt<br />
sich das Material stark. Aber<br />
das war vorher berechnet und berücksichtigt<br />
worden und so kam<br />
es letztlich zu keinen bösen Überraschungen.<br />
Exakt 7 cm betrug die<br />
Durchbiegung – genau der Wert, der<br />
vorher rechnerisch ermittelt worden<br />
war. Der Rest war dann kein allzu<br />
großes Problem mehr.<br />
▴ Mit diesem<br />
Entwurf<br />
gewann Glöckel<br />
2003 den<br />
Architekturwettbewerb<br />
◂ <strong>Die</strong> in Österreich<br />
vorgefertigten<br />
Einzelteile<br />
wurden nach<br />
Astrachan<br />
transportiert und<br />
dort auf der<br />
Baustelle<br />
zusammengesetzt<br />
Alois Glöckel Holzbau Gesellschaft mbH<br />
Rahmenbedingungen kosten<br />
viel Zeit und Geld<br />
In Russland <strong>ist</strong> die Abwicklung öffentlicher<br />
Gebäude äußerst kompliziert.<br />
Man benötigt viel Zeit, Geduld<br />
und auch finanziell einen langen<br />
Atem. <strong>Die</strong> Bürokratie arbeitet sehr<br />
langsam – speziell bei den Genehmigungsverfahren<br />
in Moskau. <strong>Die</strong><br />
Zuständigkeiten sind <strong>nicht</strong> klar definiert<br />
und so fallen Entscheidungen<br />
nur sehr schleppend. Für das Bauen<br />
selbst benötigt man russische Lizenzen.<br />
<strong>Die</strong> erhält man nur mit unzähligen<br />
Nachweisen, deren Beschaffung<br />
ebenfalls sehr aufwendig <strong>ist</strong>.<br />
<strong>Die</strong> jährliche Zuteilung der öffentlichen<br />
Gelder erfolgt zentral in Moskau<br />
und durchläuft viele Instanzen.<br />
Das führt dazu, dass Liquidität immer<br />
frühestens im zweiten Quartal<br />
vorhanden <strong>ist</strong>. Und das führt wiederum<br />
dazu, dass sich Bauprojekte<br />
regelmäßig verzögern. Bezahlt wird<br />
aber – das <strong>ist</strong> kein Problem.<br />
Steckbrief<br />
Bauherr:<br />
Oblast Astrachan<br />
Südrussische Föderation<br />
Totalunternehmer:<br />
Alois Glöckel Holzbau<br />
Gesellschaft mbH<br />
A-3100 St. Pölten<br />
www.gloeckel.net<br />
Holzbaukonstruktion:<br />
Glöckel Holzbau GmbH<br />
A-3200 Ober-Grafendorf<br />
www.gloeckel.at<br />
Statik:<br />
Lackner & Raml ZT GmbH<br />
A-9500 Villach<br />
www.lackner-raml.at<br />
Projektphasen:<br />
Wettbewerb: Frühjahr 2003<br />
Planungsbeginn: Herbst 2003<br />
Produktion im Stammwerk:<br />
September 2007 bis April 2008<br />
Transporte nach Astrachan:<br />
September 2007 bis April 2008<br />
Montage in Astrachan:<br />
November 2007 bis Juli 2008<br />
Eröffnung: Dezember 2008<br />
18 mikado 12.2008
Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />
Dauerhafte Funktion<br />
+Sicherheit<br />
◂ <strong>Die</strong> 100 m<br />
langen<br />
Doppelfachwerkträger<br />
liegen auf Stahl-<br />
beton-<br />
Treppenhäusern<br />
Haftstarker, lösungsmittelfreier<br />
Kleber<br />
Wasserfrei<br />
Frostbeständig<br />
während Transport/Lagerung<br />
bis –15 0 C<br />
Noch aufwendiger als die Lizenzbestimmungen<br />
<strong>ist</strong> die Abwicklung<br />
der Einfuhrverzollung. <strong>Die</strong> Zollbehörde<br />
agiert fast wie ein eigener<br />
Staat im Staat. Trotz penibel geführter<br />
Packl<strong>ist</strong>en, detaillierter Beschreibungen<br />
der geladenen Materialien<br />
und einer Vielzahl von Zertifikaten<br />
und Unbedenklichkeitsbescheinigungen<br />
gab es immer wieder langwierige<br />
Diskussionen über einzelnen Träger,<br />
Stahlteile oder auch einfache Werkzeuge<br />
und Hilfsmaterialien.<br />
Welche Unterlagen nachgereicht<br />
werden müssen, wurde nur schleppend<br />
bekannt gegeben. So dauerte<br />
es manchmal zehn Wochen, bis<br />
die Einfuhr genehmigt war. Der Zoll<br />
wog sogar einen einfachen Zimmererhammer,<br />
um zu sehen, ob die auf<br />
der Einfuhrl<strong>ist</strong>e gemachte Angabe<br />
der Wahrheit entsprach.<br />
Auf der Baustelle wurden die Planmaße<br />
penibel kontrolliert, die Arbeitssicherheit<br />
dagegen sehr locker<br />
gehandhabt. Baumaterialien teilte die<br />
Unternehmen<br />
zuständige Baubehörde unregelmäßig<br />
und nach eigenem Gutdünken<br />
zu. Auch Strom oder Wasser waren<br />
<strong>nicht</strong> selbstverständlich.<br />
<strong>Die</strong> Kommunikation zwischen allen<br />
Beteiligten war schwierig. Bei der<br />
Montage des Fachwerkträgers übersetzte<br />
ein technisch <strong>nicht</strong> baukundiger<br />
Dolmetscher dem Kranfahrer jede<br />
Anweisung des Vorarbeiters, denn<br />
der hatte in seinem bisherigen Berufsleben<br />
eine solche Montage noch<br />
nie gemacht.<br />
Doch der russische Markt <strong>ist</strong> riesig<br />
und boomt. Der ungewöhnliche Aufwand<br />
lohnt sich also trotzdem, denn<br />
wer schon einmal ein Projekt erfolgreich<br />
bewältigt hat, darf mit Folgeaufträgen<br />
rechnen. Sinnvoll <strong>ist</strong> ein<br />
starker Verbündeter vor Ort – einer<br />
mit einem guten Netzwerk und guten<br />
Kontakten zu den Behörden. Für<br />
die Abwicklung sollte man allerdings<br />
großzügig Puffer einplanen – zeitlich<br />
und finanziell.<br />
DI Bernhard Egert, A-Ober-Grafendorf ▪<br />
<strong>Die</strong> Glöckel Holzbau GmbH gehört seit 2006 zur Rubner-Gruppe und<br />
beschäftigt rund 250 Mitarbeiter. Das Le<strong>ist</strong>ungsspektrum umfasst die<br />
Planung, Produktion und Montage von Brettschichtholzträgern (Sonderbauteile,<br />
ca. 30 000 m 3 pro Jahr) und von Dach- und Wandelementsystemen<br />
(ca. 250 000 m 2 pro Jahr) für den Industrie- und Gewerbebau.<br />
DI Bernhard Egert <strong>ist</strong> seit 1996 für die Glöckel Holzbau GmbH tätig und<br />
seit 2002 deren Geschäftsführer für Marketing und Vertrieb.<br />
Fotos: Glöckel HOlzbau gmbh<br />
BAU 2009<br />
München,12.–17. 01.<br />
Halle A3<br />
Stand 310<br />
Plastoelastische, haftstarke<br />
Klebemasse auf Polymerbasis<br />
für die Verklebung von<br />
Dampfbremsen/-sperren im<br />
Dach- und Wandbereich.<br />
Luftdichtheit<br />
nach DIN 4108-7 StA 180.<br />
Vorteile:<br />
✔ Haftet auf Vlies, Mauerwerk,<br />
Putz, Holz, Metall,<br />
Kunststoff, Keramik,<br />
Trapezblechen, Glas,<br />
Polystyrol, EPDM u.v.a.<br />
✔ Silikon-frei, Isocyanat-frei,<br />
schrumpffrei.<br />
✔ Verklebt Kunststoff-,<br />
Elastomer- und Bitumenbahnen.<br />
✔ Haftet selbst auf feuchten<br />
und leicht fettigen<br />
Untergründen<br />
(frühwasserbeständig).<br />
✔ Temperaturbeständig<br />
nach Aushärtung<br />
von -40 0 C bis +100 0 C.<br />
Diffusionsoffene Unterdeck-/Schalungsbahn<br />
✔ 5-lagiger Aufbau<br />
✔ Optimaler Feuchtigkeitsaustausch<br />
✔ Zwei Klebestreifen<br />
✔ UV-stabilisiert<br />
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Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />
London<br />
Durch und durch aus Holz<br />
Der neungeschossige Murray Grove Tower in London steht<br />
in Großbritannien für aktiven Umweltschutz. <strong>Die</strong> selbsttragende<br />
Struktur des Hochhauses verknüpft Holzbau-Know-how mit<br />
Pragmatismus. Auf der Insel <strong>ist</strong> mehrgeschossiger<br />
Holzhausbau gerne gesehen. Sogar Aufzugsschächte<br />
und Treppenhäuser sind hier aus Holz.<br />
▾ Fotoreal<strong>ist</strong>ische<br />
Darstellung<br />
des Murray Grove<br />
Tower<br />
20 mikado 12.2008
Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />
<strong>Die</strong> Reduktion von CO -Emissionen<br />
<strong>ist</strong> in Großbritannien<br />
2<br />
ein hochaktuelles Thema. Denn der<br />
weltweite CO 2<br />
-Ausstoß <strong>ist</strong> einer der<br />
treibenden Faktoren für die Klimaveränderung,<br />
deren Auswirkungen<br />
England als Insel durch den steigenden<br />
Meeresspiegel frühzeitig zu spüren<br />
bekommt. <strong>Die</strong> allgemeine Sorge,<br />
dass das Königreich allmählich versinken<br />
könnte, beschäftigt alle politischen<br />
Parteien gleichermaßen. Vor<br />
diesem Hintergrund kommt Holz<br />
eine besondere Bedeutung zu, da es<br />
beim Wachstum CO 2<br />
in Form von<br />
unschädlichem Kohlenstoff einlagert<br />
und es der Atmosphäre entzieht. Damit<br />
<strong>ist</strong> es als Baustoff derzeit beliebter<br />
denn je.<br />
<strong>Die</strong> Isometrie zeigt die sich selbst aussteifende Tragstruktur<br />
aus Decken- und Wandscheiben<br />
Hochhaus in Holz spiegelt<br />
Umweltgedanken wider<br />
<strong>Die</strong> Architekten Waugh Th<strong>ist</strong>leton<br />
wollten mit ihrem mehrgeschossigen<br />
Holzhochhaus, dem „Murray Grove<br />
Tower“ in Hackney/London, einerseits<br />
etwas Neues ausprobieren, andererseits<br />
diesem Umweltgedanken<br />
Rechnung tragen.<br />
Der Murray Grove Tower steht<br />
auf einem Eckgrundstück und hat<br />
einen quadratischen Grundriss von<br />
17,50 m x 17,50 m. Den neungeschossigen,<br />
29,75 m hohen Neubau<br />
bilden acht Stockwerke in Brettsperrholz-Massivbauweise,<br />
die auf einem<br />
Sockelgeschoss aus Stahlbeton sitzen.<br />
Selbst die zentral gelegenen<br />
Treppenhäuser und Aufzugsschächte<br />
sind in Holz ausgeführt.<br />
Grundriss auf 17,50 m x 17,50 m: Viele quer und<br />
längs angeordnete Wände steifen die Geschosse vertikal aus<br />
Selbsttragende Wabenstruktur<br />
folgt einfachem Montageprinzip<br />
<strong>Die</strong> Wand- und Decken-Elemente aus<br />
Brettsperrholz bilden eine selbsttragende,<br />
wabenartige Struktur. <strong>Die</strong><br />
zahlreichen längs und quer angeordneten<br />
Wandscheiben innerhalb<br />
der Geschossgrundrisse steifen das<br />
Gebäude vertikal aus. <strong>Die</strong> maximal<br />
2,40 m breiten und bis zu 13,50 m<br />
langen Decken-Elemente, die über<br />
Stufenfalze gestoßen und mit Diagonalverschraubungen<br />
zu Scheiben<br />
ausgebildet wurden, sorgen für die<br />
horizontale Aussteifung. <strong>Die</strong> Mon-<br />
www.mikado-online.de 21
Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />
tage von Brettsperrholz-Elementen<br />
folgt dem Stapelprinzip „Decke-<br />
Wand-Decke“: <strong>Die</strong> Wände stehen auf<br />
den Decken oder stoßen stumpf unter<br />
sie, die Deckenscheiben laufen<br />
durch. „Durchkreuzungen“ gibt es<br />
keine. <strong>Die</strong> Wandscheiben sind mit<br />
2,75 m so hoch wie die lichte (Rohbau-)Höhe<br />
zwischen den Geschossdecken.<br />
<strong>Die</strong> Dicke der lastabtragenden<br />
Wände beträgt 12,8 cm, die der<br />
Treppen- und Aufzugsschächte sogar<br />
nur 11,7 cm. Mit 14,6 cm weisen Geschoss-<br />
und Dachdecken die größte<br />
Elementdicke auf.<br />
los auf. <strong>Die</strong> Aufzugsschächte stehen<br />
frei in der Wabenstruktur des Gebäudes.<br />
Um den Aufzug schalltechnisch<br />
zu entkoppeln und die Vibrationen,<br />
die durch den Fahrbetrieb<br />
entstehen, zu dämpfen, wurden sie<br />
mit einer zweiten Wand umhüllt und<br />
die Trennfugen der „Doppelwand“<br />
durchgängig mit 4 cm Mineralwolle<br />
ausgefüllt.<br />
◂ Blick ins Innere:<br />
<strong>Die</strong><br />
Wandelemente<br />
sind so<br />
hoch wie das<br />
lichte<br />
Rohbaumaß<br />
▾ <strong>Die</strong> Aufzugsschächte<br />
und die<br />
Treppenhaustürme<br />
ragen aus<br />
der Mitte des<br />
Gebäudes empor<br />
Bauteilkollaps verhindern<br />
Der statische Nachweis für den Murray<br />
Grove Tower erfolgte nach britischer<br />
Norm. Der darin beschriebene<br />
Fall des „disproportionate collapse“<br />
besagt, dass bei einem Unglücksfall<br />
<strong>nicht</strong> mehr als 10 % der Geschossdecke<br />
einstürzen darf. <strong>Die</strong>se Begrenzung<br />
soll sicherstellen, dass ein Bauwerk<br />
infolge eines Bauteilkollapses<br />
<strong>nicht</strong> in sich zusammenstürzt.<br />
Der Nachweis dafür erfolgt in<br />
Form von Einzelnachweisen für alle<br />
lastabtragenden Elemente. Ihren Niederschlag<br />
finden sie in einer Vielzahl<br />
konstruktiver Detailausführungen.<br />
Dazu gehören auch die Stahlwinkel<br />
an den oberen Wandrändern, die<br />
die Wände an der Deckenunterseite<br />
fixieren und gleichzeitig nach oben<br />
hängen.<br />
Nagelblechstreifen auf den Gebäudeaußenseiten,<br />
die in regelmäßigen<br />
Abständen senkrecht über die Stirnseiten<br />
der Decken geführt und auf<br />
den Außenwandflächen aufgenagelt<br />
werden, gehören zu diesen Details.<br />
<strong>Die</strong> Verstärkungen dienen der Stabilisierung<br />
und sollen Verdrehungstendenzen<br />
entgegenwirken.<br />
Hölzerne Aufzugsschächte<br />
Hochhaushohe Rechteckröhren aus<br />
Brettsperrholz bilden die Aufzugsschächte.<br />
Sie setzen sich aus unterschiedlich<br />
hohen Wandelementen<br />
– zwischen 8,70 m und 11,50 m –<br />
zusammen. <strong>Die</strong> Stöße der sich gegenüberstehenden<br />
Schachtwände<br />
liegen höhenversetzt zu den rechtwinklig<br />
anschließenden, sodass die<br />
Einzelelemente miteinander verzahnt<br />
sind und damit eine hohe Stabilität<br />
erreichen. Auch hier sind die Elementstöße<br />
als Stufenfalz mit Diagonalverschraubungen<br />
ausgeführt.<br />
<strong>Die</strong> Aufzugsschächte müssen lediglich<br />
die Lasten des Aufzugs und sich<br />
selbst tragen. <strong>Die</strong> dynamischen Lasten<br />
nimmt die Röhrenkonstruktion<br />
über steife Vierkantprofile problem-<br />
22 mikado 12.2008
Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />
Hölzerne Treppenhäuser<br />
▸ <strong>Die</strong> Winkel<br />
für die<br />
Wandelemente<br />
wurden<br />
bereits vor der<br />
Montage<br />
auf den Decken-<br />
Elementen<br />
fixiert<br />
Fotos und Zeichnungen: KLH UK Ltd.; Waugh Th<strong>ist</strong>leton Architects<br />
Steckbrief<br />
Bauherr: Telford Homes<br />
Architekten:<br />
Waugh Th<strong>ist</strong>leton Architects<br />
GB-London<br />
www.waughth<strong>ist</strong>leton.com<br />
Statik, Detail- und<br />
Ausführungsplanung:<br />
Techniker Ltd.<br />
GB-London<br />
www.techniker.co.uk<br />
Projektierung, ausführende<br />
Holzbaufirma:<br />
KLH UK Ltd.<br />
GB-London<br />
www.klhuk.com<br />
Verbaute Holzmenge: 900 m³<br />
Planungsbeginn: Mai 2007<br />
Gesamtbauzeit: 10 Monate<br />
Gesamtkosten:<br />
£ 3 Mio. (3,75 Mio. Euro)<br />
Fertigstellung: September 2008<br />
<strong>Die</strong> Wände und Podeste der Treppenhäuser<br />
bestehen ebenfalls aus Brettsperrholz.<br />
Für die Treppenläufe kam<br />
Stahl zum Einsatz. Hohlformen bilden<br />
die Stufen, die nach der Montage<br />
mit Beton verfüllt wurden.<br />
In Großbritannien <strong>ist</strong> der Einsatz<br />
von Holz in öffentlichen Zugangsbereichen<br />
wie Treppenhäusern möglich.<br />
Den Gebäudebereichen muss baurechtlich<br />
lediglich eine bestimmte<br />
Feuerwiderstandsklasse zugeordnet<br />
werden, die <strong>nicht</strong> an die Brennbarkeit<br />
der Baustoffe gekoppelt <strong>ist</strong>.<br />
<strong>Die</strong> Treppenhäuser des Murray<br />
Grove Tower müssen eine Feuerwiderstandsklasse<br />
von F-120 erreichen,<br />
weil sie die einzigen Fluchtwege sind.<br />
Das Gleiche gilt für die Zugänge von<br />
den Wohnungen zu den Treppenhäusern.<br />
Alle anderen Bereiche müssen<br />
F-60 und lastabtragende Elemente<br />
F-90 erfüllen.<br />
Nach britischem Baurecht sind die<br />
beiden Treppenhäuser als alleinige<br />
Fluchtwege für den Neungeschosser<br />
ausreichend. Ab einer Gebäudehöhe<br />
von 30 m hätte sich das allerdings<br />
geändert. Deshalb bleiben die Architekten<br />
mit 29,75 m Höhe bewusst unter<br />
der 30-m-Marke.<br />
Um den Brandschutzanforderungen<br />
zu genügen, erhielten die Innenseiten<br />
der Aufzugsschächte einen<br />
Brandschutzanstrich, während<br />
die Treppenhäuser innenseitig mit<br />
Gipskartonplatten beplankt wurden.<br />
<strong>Die</strong> Geschossdecken erhielten<br />
Gipskartonplatten als abgehängte<br />
Decken sowie oberseitig 5 cm Zementestrich<br />
auf 2,5 cm Trittschalldämmung,<br />
was Brand- und Schallschutz<br />
gleichermaßen erfüllt. Das<br />
Gebäude erhielt eine hinterlüftete<br />
Fassade aus vorgehängten Eternitplatten<br />
und darunter eine 7 cm dicke<br />
Außenwanddämmung aus Polyurethanschaum.<br />
Daraus resultiert ein<br />
U-Wert von etwa 0,30 W/(m²K). Das<br />
Dach erreicht 0,20 W/(m²K).<br />
Aus Transportgründen waren die<br />
einzelnen Elemente auf eine maximale<br />
Höhe von 2,95 m begrenzt bzw.<br />
auf eine maximale Breite von 2,40<br />
m. <strong>Die</strong> Transportlänge lag bei maximal<br />
13,50 m.<br />
Kurze Montage durch<br />
ausgeklügelte Log<strong>ist</strong>ik<br />
Sobald die Wand- und Decken-Elemente<br />
an der Baustelle eintrafen,<br />
wurden sie per Kran direkt an die<br />
vorgesehene Position versetzt und<br />
verbaut. Das war aus Kostengründen<br />
notwendig: Baustelleneinrichtungen<br />
sind in Großbritannien sehr teuer, außerdem<br />
gab es vor Ort kaum Lagerfläche.<br />
<strong>Die</strong> Montage dauerte nur neun<br />
Wochen. Damit sparte der Bauherr<br />
gegenüber der konventionellen Bauweise<br />
in Stahlbeton 17 Wochen Bauzeit<br />
ein. Auch das dürfte neben den<br />
genannten Gründen ein klares Argument<br />
für den Baustoff Holz sein.<br />
Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag,<br />
<br />
Karlsruhe ▪<br />
www.mikado-online.de 23
Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />
Shigeru Ban Architects<br />
Metz<br />
Ein Dach voller Kunst<br />
▴ Eine Nachtdarstellung<br />
des<br />
Modells:<br />
Der Gebäudekomplex<br />
befindet sich noch<br />
im Rohbau.<br />
<strong>Die</strong> Eröffnung <strong>ist</strong><br />
für das<br />
Jahr 2009 geplant<br />
Das wohl spektakulärste Holzdach Frankreichs entsteht gerade in Metz.<br />
Unter einem 8000 m 2 großen geschwungenen Dachgitterwerk aus Brettschichtholz<br />
präsentiert sich das Centre Pompidou ab 2009 mit moderner Kunst aller Art.<br />
Etwa 80 km westlich von Saarbrücken,<br />
in der lothringischen<br />
Stadt Metz, arbeiten die Holzbauer an<br />
einem Ableger des Centre Pompidou<br />
in Paris, dessen Sammlung moderner<br />
Kunst als die größte Europas gilt. Ab<br />
2009 sollen Teile der Pariser Kunstwerke<br />
auch im neuen „Centre Pompidou<br />
Metz“ zu sehen sein. Besondere<br />
Aufmerksamkeit des spektakulären<br />
Gebäudes zieht schon jetzt die Holzkonstruktion<br />
des Daches auf sich: <strong>Die</strong><br />
Gitterstruktur aus Brettschichtholz<br />
erinnert an das Rohrgeflecht eines<br />
chinesischen Hutes.<br />
In den 1970er Jahren regte der damalige<br />
französische Präsident George<br />
Pompidou den Bau eines Gebäudes<br />
an, in dem sich die zeitgenössische<br />
Kunst mit allen Facetten einer breiten<br />
Öffentlichkeit präsentieren konnte.<br />
1977 öffnete das das Centre Pompidou<br />
in Paris seine Tore und mit ihm<br />
das Nationale Museum für Moderne<br />
Kunst (Musée national d’art moderne),<br />
das mit etwa 59 000 Werken<br />
mittlerweile das größte seiner Art in<br />
Europa <strong>ist</strong>.<br />
Nach Meinung des Präsidenten<br />
des Centre Pompidou, Bruno Racine,<br />
soll in Metz jedoch keine Kopie<br />
der Pariser Mutter entstehen. Er<br />
möchte, dass die Arbeit der 30-jährigen<br />
Kunstinstitution nun auch in<br />
die französische „Provinz“ getragen<br />
werde. In Metz realisieren Planer und<br />
Handwerker bis 2009 zahlreiche Ausstellungsräume,<br />
einen Vorführungssaal<br />
für künstlerische Darbietungen<br />
24 mikado 12.2008
Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />
sowie ein Auditorium, einen Museumsshop<br />
und einen Restaurantbereich.<br />
Im Mittelpunkt der Ausstellungen<br />
stehen Werke des 20. und 21.<br />
Jahrhunderts, die in erster Linie aus<br />
dem „Musée national d’art moderne“<br />
in Paris stammen.<br />
Ebenso wie das Centre Pompidou<br />
im Jahr 1977 wünschte sich Racine<br />
für das Centre Pompidou Metz<br />
ein „neues kulturelles Experiment<br />
mit einem ehrgeizigen Programm“.<br />
Ein hoher Anspruch, den die beiden<br />
Architekten des spektakulären Bauprojektes,<br />
Shigeru Ban und Jean de<br />
Gastines, in ihrem Entwurf entsprechend<br />
umsetzten. Sie entwarfen flexible<br />
und modulierbare Räume. <strong>Die</strong><br />
werden den Kunstwerken gerecht und<br />
verfügen über die erforderliche Ausrüstung,<br />
um Kunstformen wie Multimedia,<br />
Performance Art oder Tanz<br />
in Szene zu setzen.<br />
Chinesischer Hut inspiriert<br />
▸ Unter<br />
der unregelmäßig<br />
geschwungenen<br />
Dachhaut gliedert<br />
sich der Kunstkomplex<br />
in ganz<br />
verschiedene<br />
Gebäudeteile auf<br />
▾ Unter einen Hut<br />
gebracht:<br />
Kopfbedeckungen<br />
aus China<br />
inspirierten die<br />
Architekten<br />
Architekten und Tragwerksplaner<br />
entwarfen eine Holzkonstruktion,<br />
die in ihren Details bisher einzigartig<br />
<strong>ist</strong>. Von oben betrachtet bildet<br />
das Dach ein Sechseck. Das Hexagon<br />
misst 90 m Breite und spiegelt damit<br />
den Grundriss Frankreichs (ein Hexagon)<br />
wider. Inspiriert zu dem gitterförmigen<br />
Geflecht aus Brettschichtholz<br />
hat den Architekten Shigeru Ban<br />
ein chinesischer Hut. Das sechseckige<br />
Rohrgeflecht der Kopfbedeckung<br />
findet sich in dem Holzdach wieder.<br />
Insgesamt we<strong>ist</strong> das Dach eine<br />
Gesamtfläche von 8000 m 2 auf. <strong>Die</strong><br />
netzförmig zusammengefügte Brettschichtholz-Konstruktion<br />
ergibt in<br />
Summe ein gänzlich sich selbst tragendes<br />
Element, das auf nur wenigen<br />
Stützen ruht.<br />
Ähnlich einem schützenden Stoff<br />
überzieht eine weiße Membran aus<br />
Glas- und Teflon-Faser (Poly-Tetra-Fluor-Ethylen)<br />
die gesamte Holzstruktur.<br />
<strong>Die</strong>ses Material sorgt für<br />
den notwendigen Witterungsschutz<br />
und schafft ein natürlich temperiertes<br />
Umfeld im Gebäudeinneren. Unter<br />
der unregelmäßig geschwungenen<br />
Dachhaut verbergen sich die<br />
verschiedenen Gebäudeteile des<br />
Kunstkomplexes, darunter drei Ausstellungsgalerien.<br />
<strong>Die</strong>se Galerien aus<br />
Stahlbeton besitzen in etwa die Form<br />
großer, verlängerter Schuhkartons.<br />
Sie sind dre<strong>ist</strong>öckig aufeinandergestapelt<br />
und gegeneinander um etwa<br />
45° verdreht. Ihre Enden, die großen<br />
Aussichtsfenstern ähneln, ragen<br />
über die Dachkonstruktion hinaus<br />
und bieten verschiedene Panoramaansichten<br />
über die Stadt Metz, unter<br />
anderem auf die berühmte gotische<br />
Kathedrale und den Bahnhof.<br />
<strong>Die</strong> Galerien umfassen etwa<br />
5000 m 2 . Weitere Flächen können<br />
zu Ausstellungszwecken genutzt<br />
werden: ein Skulpturengarten, ein<br />
Forum, eine Restaurantterrasse sowie<br />
die Flächen auf den Galerien.<br />
Das allgemeine Ambiente unter dem<br />
Holzdach halten die Architekten hell:<br />
Neben den lichten, von unten sichtbaren<br />
Dachhölzern aus Fichte strei-<br />
Shigeru Ban Architects Shigeru Ban Architects<br />
www.mikado-online.de 25
Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />
◂ <strong>Die</strong>se Musterstücke<br />
der<br />
Dachkonstruktion<br />
zeigen die<br />
Verbindung der<br />
Brettschichthölzer<br />
zu einem<br />
Flechtwerk<br />
mit sechs Lagen<br />
Holzbau Amann<br />
▸ Abgebunden<br />
misst das BS-Holz<br />
14 x 40 cm<br />
Holzbau Amann<br />
chen die Maler die Wände weiß, die<br />
Böden bestehen aus perlgrau poliertem<br />
Beton.<br />
Geflecht aus Brettschichtholz<br />
Bei der Konstruktion des Holzdaches<br />
handelt es sich um ein sechslagiges<br />
Gitterwerk aus Brettschichtholz.<br />
<strong>Die</strong> Einzelhölzer messen eine Länge<br />
von bis zu 14 m. Sämtliche Arbeiten<br />
des Holzabbunds und auch<br />
die spätere Montage vor Ort führt<br />
Holzbau Amann aus Weilheim-Bannholz<br />
durch. Der Projektleiter für diese<br />
komplexe Dachkonstruktion, Dipl.-<br />
Ing. Tobias Döbele, erläutert die Verbindungstechnik<br />
des riesigen „Holzgeflechts“:<br />
<strong>Die</strong> 44 cm breiten und<br />
14 cm starken Träger aus verleimten<br />
Fichtenlamellen verbinden die Holzbauer<br />
im fertig montierten Zustand<br />
an den Knoten- bzw. Überlagerungspunkten<br />
mit Gewindestangen. <strong>Die</strong>se<br />
werden durch verstärkende Nocken<br />
aus Furnierschichtholz geführt, die<br />
in die Brettschichtholzträger eingebaut<br />
werden. Für den festen Verbund<br />
der sechs Holzlagen sorgen breite<br />
Unterlegbleche. Zur Verstärkung der<br />
Holzknoten dienen zusätzlich Schubverbinder,<br />
die ebenfalls aus Furnierschichtholz<br />
bestehen. Sie füllen jene<br />
Stellen des sechslagigen Knotens aus,<br />
an dem gerade kein Holzträger aufläuft.<br />
Bereits 2007 fanden an der Berner<br />
Fachhochschule für Architektur,<br />
Holz und Bau in Biel Versuche an<br />
Steckbrief<br />
Projekt:<br />
Centre Pompidou Metz<br />
Avenue de l’Amphithéâtre<br />
F-57000 Metz<br />
Architekt:<br />
Shigeru Ban Architects<br />
Tokyo/Paris<br />
www.shigerubanarchitects.com<br />
Ingenieurbüro, Bauleitung:<br />
Terrell<br />
F-92100 Boulogne-Billancourt<br />
www.terrellgroup.net<br />
Statiker Holzbau:<br />
SJB-Kemper-Fitze<br />
CH-9100 Herisau<br />
www.sjb.ch<br />
Statische Konzeption<br />
Holzkonstruktion:<br />
Hermann Blumer<br />
CH-9100 Herisau<br />
www.hermann-blumer.ch<br />
Ausführung Holzkonstruktion:<br />
Holzbau Amann GmbH<br />
D-79809 Weilheim-Bannholz<br />
www.holzbau-amann.de<br />
Generalunternehmer:<br />
Demathieu & Bard<br />
F-57953 Montigny-Lès-Metz<br />
www.demathieu-bard.com<br />
mehreren wirklichkeitsgetreuen Modellen<br />
statt. Eines davon hatte das<br />
Format von 10 x 12 m. Tests unter<br />
vertikaler Belastung bestätigten die<br />
Rechenhypothesen der Tragwerksplaner.<br />
Das Tragwerkskonzept der beauftragten<br />
Lösung entwickelte der<br />
Schweizer Holzbauexperte Hermann<br />
Blumer, die statischen Berechnungen<br />
der Holzkonstruktion führte das<br />
Büro SJB-Kempter-Fitze in Eschenbach<br />
(CH) durch.<br />
8000 m 2 Dachfläche<br />
Derzeit sind bei Amann die Abbundarbeiten<br />
in vollem Gange. <strong>Die</strong> Dachmontage<br />
soll im Februar 2009 beginnen.<br />
<strong>Die</strong> Brettschichtholzträger<br />
selbst sind überwiegend in der Festigkeitsklasse<br />
GL24h hergestellt. Ihre<br />
in Längsrichtung zume<strong>ist</strong> in zwei<br />
Richtungen geschwungene Form erhalten<br />
sie durch Bearbeitung auf einem<br />
CNC-gesteuerten Roboter im<br />
Werk.<br />
<strong>Die</strong> Vorteile, die sich aus dieser<br />
Konstruktionsart des Daches ergeben,<br />
sind vor allem in der hohen Präzision<br />
der Vorfertigung zu finden,<br />
wodurch eine Nachbearbeitung der<br />
Hölzer oder gar ein Nachbiegen während<br />
der Montage entfällt. Zudem<br />
kann auf Verleimungen auf der Baustelle<br />
vollständig verzichtet werden.<br />
Vom Materialeinsatz für die 8000 m 2<br />
große Dachfläche ergeben sich insgesamt<br />
etwa 1000 m³ Leimholz aus<br />
Fichte, die insgesamt eine Länge von<br />
18 000 lfm ausmachen und sich über<br />
1600 Einzelhölzer verteilen. Bei den<br />
Verbindungsstellen verstecken sich<br />
in dem fertig montierten Dach etwa<br />
15 000 Furnierschichtholz-Nocken<br />
und 8000 Scherblöcke.<br />
26 mikado 12.2008
Thema des Monats Internationaler Holzbau<br />
Im Windkanal getestet<br />
<strong>Die</strong> Planer unterzogen ein Modell<br />
des Centre Pompidou Metz ausführlichen<br />
Versuchen im Windkanal der<br />
Jules-Verne-Anlage des Wissenschaftlichen<br />
und Technischen Zentrums<br />
für Baukonstruktionen (CSTB).<br />
Das CSTB <strong>ist</strong> eine wissenschaftliche<br />
Einrichtung des französischen Staats<br />
in Nantes.<br />
<strong>Die</strong> Klima‐, Schnee- und Windtests<br />
aus dem Jahr 2006 bestätigten<br />
die Standsicherheit der Dachkonstruktion<br />
und ein angenehmes Klima<br />
für Fußgänger in der Umgebung des<br />
Zentrums, selbst bei rauem Wetter.<br />
Metz als Hauptstadt der Region<br />
Lothringen <strong>ist</strong> bald um eine herausragende<br />
kulturelle Einrichtung reicher.<br />
<strong>Die</strong>se Tatsache <strong>ist</strong> umso bedeutender,<br />
als sich in Frankreich viele<br />
Einrichtungen des öffentlichen Lebens<br />
auf die Hauptstadt konzentrieren.<br />
<strong>Die</strong> „Provinz“, der Rest des<br />
▸ An den<br />
Stirnseiten stellen<br />
eingezinkte<br />
Stahlbleche die<br />
Längsverbindung<br />
her<br />
Landes, geht oft leer aus. Von Süddeutschland<br />
aus gesehen liegt Paris<br />
fast 400 km weit entfernt, während<br />
Metz fast vor der Haustür liegt. Ein<br />
Grund mehr, sich das spektakuläre<br />
Holzdach in naher Zukunft einmal<br />
persönlich anzuschauen. Im Internet<br />
gibt es unter www.centrepompidou-metz.fr<br />
zahlreiche Hintergrundinformationen<br />
zum Objekt und zum<br />
aktuellen Bauablauf.<br />
Dipl.-Holzw. Stephan Klein, Bonn ▪<br />
Holzbau Amann<br />
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das Sunderland<br />
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Norden<br />
Englands aus<br />
Im April dieses Jahres feierten die Briten die Eröffnung des<br />
Sunderland Aquatic Centre im Norden Englands. Gebaut hat<br />
die größte Schwimmhalle auf der Insel ein Holzbauunternehmen<br />
aus Österreich.<br />
28 mikado 12.2008
Ingenieurholzbau<br />
Bis vor wenigen Jahren galt der<br />
Nordosten Englands als das Armenhaus<br />
Großbritanniens. Von der<br />
Schließung der Bergbaubetriebe,<br />
Schiffswerften und der dazugehörigen<br />
Industrien in den 1970er und<br />
1980er Jahren erholte sich das Gebiet<br />
südlich der schottischen Grenze<br />
kaum. Arbeitslosigkeit und soziale<br />
Not dominierten die Gegend um<br />
Newcastle und Gateshead.<br />
Kunst statt Kohle<br />
Doch seit Ende der 1990er-Jahre befindet<br />
sich die einst strukturschwache<br />
Region in einem unübersehbaren<br />
Aufwärtstrend. Es herrscht ein regelrechter<br />
Bauboom. „Kunst statt Kohle“<br />
<strong>ist</strong> nun das Motto der selbstbewusst<br />
auftretenden Bewohner der ehemaligen<br />
Industriehochburgen.<br />
Architektonisch interessante Projekte<br />
wie die Konzerthalle „Sage Music<br />
Hall“ von Sir Norman Foster oder<br />
der Museumsbau „Baltic Mill“ von<br />
Ellis Williams Architects locken jedes<br />
Jahr mehrere Tausend Besucher in die<br />
am Fluss Tyne gelegenen Städte.<br />
<strong>Die</strong> richtige Umgebung für ein<br />
weiteres wegweisendes Gebäude, das<br />
Sunderland Aquatic Centre. Der Entwurf<br />
der Schwimmhalle stammt von<br />
der RedBoxDesignGroup mit Hauptsitz<br />
in Newcastle. Das Büro hat schon<br />
mehrere renommierte Schwimmhallenprojekte<br />
realisiert.<br />
<strong>Die</strong> von nun an größte Schwimmhalle<br />
Großbritanniens bietet mehr als<br />
500 Zuschauern Platz. Das neue Sunderland<br />
Aquatic Centre dient als Trainingszentrum<br />
der britischen Schwimmer<br />
für die Olympischen Spiele 2012<br />
in London. Aus diesem Grund gehört<br />
zur umfangreichen Ausstattung mit<br />
Fitness‐, Physiotherapie- und Rehabilitationsräumen<br />
auch das sog. „olympic<br />
size“-Becken: Mit zehn 50-m-<br />
Bahnen und beweglichen Böden und<br />
Außenwänden kann das Schwimmbecken<br />
für die verschiedenen Arten<br />
von Wettkämpfen genutzt werden.<br />
Ein modernes Wellnesszentrum und<br />
vielfältige Angebote für Familien gehören<br />
auch dazu, denn die Sunderlander<br />
Schwimmhalle <strong>ist</strong> primär als<br />
Freizeit- und Sportstätte für die regionale<br />
Bevölkerung geplant. <strong>Die</strong> Wettkämpfe<br />
sollen in Zukunft als zusätzliche<br />
Einnahmequelle dienen.<br />
Energetischer Vorreiter<br />
Bei der Planung wurden besonders<br />
hohe Anforderungen an die Energieeffizienz<br />
des Gebäudes gestellt.<br />
Schwimmhallen sind normalerweise<br />
wahre Energieverschwender: <strong>Die</strong><br />
Bewegung und Erwärmung großer<br />
Wassermengen und die Aufrechterhaltung<br />
einer für die Besucher angenehmen,<br />
hohen Lufttemperatur<br />
in der Halle benötigt viel Energie.<br />
In Sunderland haben die Planer alles<br />
daran gesetzt, um die Effizienz<br />
zu erhöhen und jede unnötige Wasser-<br />
oder Energieverschwendung zu<br />
reduzieren. So wird beispielsweise<br />
Regenwasser vom Dach gesammelt,<br />
gefiltert und für das Schwimmbecken<br />
verwendet. Das <strong>ist</strong> ein großer<br />
Fortschritt gegenüber anderen<br />
Isometrie des Tragwerks<br />
www.mikado-online.de 29
Ingenieurholzbau<br />
Schwimmzentren, die Regenwasser<br />
bisher nur für Duschen und Toiletten<br />
nutzen konnten. Das Schwimmcenter<br />
in Sunderland kommt mit einer<br />
geringeren Chlorkonzentration<br />
im Wasser aus, der Großteil der Entkeimung<br />
erfolgt mittels Ozontechnik.<br />
Ein weiterer wichtiger Grund dafür,<br />
dass das Sunderland Aquatic Centre<br />
ein „Excellent“ der BREEAM (British<br />
Research Establishment Environmental<br />
Assessment Method) erreichte, <strong>ist</strong><br />
die ökologische Bauweise unter Verwendung<br />
von Holz.<br />
Holz zeichnet aus<br />
<strong>Die</strong> kundenseitigen Statiker von Arup<br />
sahen zunächst nur mit Holz verkleidete<br />
Stahlträger vor. <strong>Die</strong> Wiehag<br />
GmbH aus dem oberösterreichischen<br />
Altheim konnte die Briten<br />
jedoch schnell von einer kompletten<br />
Holzlösung überzeugen – sowohl in<br />
technischer als auch in ökonomischer<br />
Hinsicht. „Der Nachteil der plattenförmigen<br />
Stahlträger in Kombination<br />
mit Holz lag im unterschiedlichen<br />
Dehnungsverhalten der beiden Baustoffe<br />
aufgrund von Temperatur- und<br />
Feuchtigkeitsschwankungen. <strong>Die</strong>se<br />
würden unweigerlich zu einer inakzeptablen<br />
Rissbildung führen“, sagt<br />
DI Johannes Rebhahn, verantwortlich<br />
für internationale Holzbauprojekte.<br />
Und der sportlicher Ehrgeiz der<br />
Österreicher tat das Übrige. Es liegt<br />
in der Natur der Holzbauingenieure,<br />
den Baustoff Holz als Protagon<strong>ist</strong>en<br />
einzusetzen. Ein erfreulicher Nebeneffekt<br />
war, dass sich die vorgeschlagene<br />
Variante als wirtschaftlicher<br />
als die ursprüngliche Lösung erwies.<br />
„Wir haben die Verantwortlichen von<br />
Balfour Beatty, dem Generalunternehmer,<br />
von Arup und der RedBox-<br />
DesignGroup zu einer Werksführung<br />
in unser modernes Fertigungswerk<br />
für Ingenieurholzbau nach Altheim<br />
eingeladen“, erzählt Rebhahn. „Hier<br />
konnten sich die Briten direkt vor<br />
Ort von unserer fast 160-jährigen<br />
Erfahrung im Holzbau überzeugen.<br />
Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />
Detailzeichnung der Zweigelenkrahmens<br />
▴ Dank der<br />
hohen<br />
Vorfertigung<br />
dauerte<br />
die Montage vor<br />
Ort nur<br />
fünf Wochen<br />
▸ Architektonische<br />
Lösungen<br />
für sehr<br />
kleine Radien<br />
Zusammenarbeit war auch unsere<br />
jahrelange Erfahrung mit Bauvorhaben<br />
in Großbritannien und Irland.<br />
Nach zahlreichen Schulungen und<br />
erfolgreich abgewickelten Projekten<br />
sind wir mittlerweile bestens mit den<br />
hohen Health-&-Safety-Anforderungen<br />
vertraut.“<br />
Konstruktion fordert heraus<br />
Elf BSH-Träger mit 52 m freier<br />
Spannweite überdachen das Sunderland<br />
Aquatic Centre. Eine große<br />
Herausforderung stellte die architektonische<br />
Form dar: sie sah bei<br />
den Trägern einen sehr kleinen Innenradius<br />
von nur drei Metern vor.<br />
30 mikado 12.2008
Ingenieurholzbau<br />
◂ Elf BSH-Träger<br />
mit 52 m<br />
freier Spannweite<br />
überdachen<br />
das Sunderland<br />
Aquatic Centre<br />
In Verbindung mit den hohen Kräften,<br />
die an den Verbindungspunkten<br />
wirken, <strong>ist</strong> das einer der interessanten<br />
Punkte. Aus diesem Grund wählten<br />
die Tragwerksplaner eine geringe Lamellenstärke<br />
von nur 16 mm im gebogenen<br />
Bereich der Träger (insgesamt<br />
152 m³ BSH) und von 33 mm<br />
im geraden Bereich der Träger (insgesamt<br />
148 m³; jeweils ausgeführt in<br />
GL 28). Der Zweigelenkbogen wurde<br />
in insgesamt vier Bauteilen auf<br />
die Baustelle geliefert. Den Stoß im<br />
Firstbereich führten die Holzbauer<br />
momentensteif aus, um die Durchbiegung<br />
so gering wie möglich zu<br />
halten. Der Auflagerpunkt wurde als<br />
architektonische „truly pinned“-Verbindung,<br />
also als eine stiftförmige<br />
Verbindung konstruiert.<br />
<strong>Die</strong> größte technische Herausforderung<br />
war sicherlich der Momentenstoß<br />
zwischen den gebogenen und<br />
geraden Bereichen. Er sollte ein Moment<br />
von 2500 kNm übertragen. <strong>Die</strong>se<br />
Aufgabe stellte sogar die ansonsten<br />
hartgesottenen Wiehag-Ingenieure<br />
vor einen <strong>nicht</strong> alltäglichen Auftrag.<br />
Mittels eingefräster Stahlzuglaschen<br />
im oberen Bereich und einer<br />
exakt definierte Druckzone im unteren<br />
Bereich bekamen die Ingenieure<br />
die Kräfte schließlich in den Griff.<br />
Auch für die Übertragung der Querkräfte<br />
blieb bei einem Querschnitt<br />
von 0,44 m x 2,05 m noch genügend<br />
Platz. Zusammen mit Prof. Volker<br />
Schiermeyer (HSW-Ingenieure)<br />
entwickelten die Ingenieure diesen<br />
montagefreundlichen und gleichzeitig<br />
verdeckten Stoß. Für die Fixierung<br />
auf der Baustelle genügen sechs<br />
Stahlschrauben.<br />
<strong>Die</strong> komplette Sekundärkonstruktion<br />
aus Stahl sowie sämtliche Auflagerstahlteile<br />
wurden mit einem<br />
dreifachen Epoxy-Anstrich (Class<br />
C4) behandelt, um deren Beständigkeit<br />
auch in chloridhaltiger Luft gewährle<strong>ist</strong>en<br />
zu können. Holz <strong>ist</strong> von<br />
Natur aus widerstandsfähig gegen<br />
sämtliche Chemikalien. Das macht<br />
es zu einem idealen Baumaterial für<br />
Schwimmbäder.<br />
Holzfeuchte im Griff<br />
Acht Lkw-Züge transportierten die<br />
blockverleimten Träger der BSH-Primärkonstruktion<br />
nach Sunderland.<br />
Trotz des Jahrhundertsturms Kyrill,<br />
der genau zur Zeit des Transports<br />
über Europa hinwegfegte, kamen<br />
alle Bauteile sicher auf der Insel<br />
an. Durch den hohen Vorfertigungsgrad<br />
der Träger dauerte die komplette<br />
Montage der Dachkonstruktion nur<br />
fünf Wochen.<br />
Eine oft vernachlässigte Phase im<br />
Schwimmbadbau <strong>ist</strong> das erstmalige<br />
Aufheizen des Gebäudes. <strong>Die</strong> BSH-<br />
Träger wurden mit einer Holzfeuch-<br />
www.mikado-online.de 31
Ingenieurholzbau<br />
te von 12 % produziert. Während<br />
der Montage (Holz war frei bewittert)<br />
stieg die Feuchtigkeit auf ca.<br />
18 % an. Durch die kontinuierlich<br />
arbeitende Klimaanlage herrscht in<br />
einem Schwimmbad ein sehr trockenes<br />
Klima. Das bedeutet, dass im Betrieb<br />
eine Ausgleichsfeuchte von ca.<br />
9–10 % zu erwarten <strong>ist</strong>. <strong>Die</strong>se Holzfeuchteschwankungen<br />
in Kombination<br />
mit engen Radien, großen Kräften<br />
und breiten Bauteilen bedeutet eine<br />
erhöhte Rissgefährdung im BSH. <strong>Die</strong><br />
Inbetriebnahme der Klimaanlage und<br />
die damit verbundene Trocknung des<br />
Holzes mussten sehr behutsam erfolgen,<br />
um die Eigenspannungen so<br />
gering wie möglich zu halten. <strong>Die</strong><br />
Holzbauer definierten exakte Bedingungen<br />
während der Aufheizphase.<br />
In einem Zeitintervall von 14 Wochen<br />
musste die relative Luftfeuchtigkeit<br />
von anfangs 85 % kontinuierlich<br />
auf 55 % reduziert werden.<br />
Sechs Klimaschreiber, angeordnet in<br />
den verschiedensten Ebenen der Halle,<br />
kombiniert mit einer wöchentlichen<br />
Holzfeuchtemessung dokumentierten<br />
den Trocknungsverlauf. Dank<br />
der genauen Arbeit der Generalunternehmer<br />
und der Haustechniker nach<br />
exakten Vorgaben kam es zu keiner<br />
nennenswerten Rissbildung.<br />
Holzbau <strong>ist</strong> größtenteils Fertigteilbau.<br />
Anbauteile aus Stahl werden<br />
so weit wie möglich im Werk<br />
auf dem Holz vormontiert. <strong>Die</strong> Monteure<br />
mussten auf der Baustelle vor<br />
Ort nur noch die Stahl-Stahl-Verbindungen<br />
durchführen. <strong>Die</strong>se Maßnahme<br />
reduziert Kosten und Risken „onsite“<br />
erheblich.<br />
„Mit Balfour Beatty verbindet uns<br />
seit vielen Jahren eine gute und loyale<br />
Zusammenarbeit. Auf der Baustelle<br />
vor Ort waren aber dann doch<br />
wieder alle Beteiligten überrascht,<br />
wie schnell unsere Dachlösung montiert<br />
wurde“, erzählt Rebhahn. „Obwohl<br />
wir <strong>nicht</strong> in England firmieren,<br />
funktioniert die Zusammenarbeit<br />
mit den britischen Holzbauverbänden<br />
bestens. <strong>Die</strong> Werbewirksamkeit<br />
einzelner Großprojekte für die breite<br />
Basis, wie z.B. den Wohnungsbau,<br />
wurde erkannt. Wir können mit unseren<br />
Projekten viel für den Holzbau in<br />
UK beitragen, ohne Konkurrent heimischer<br />
Firmen zu sein. Unser Unternehmen<br />
war kürzlich eingeladen,<br />
auf dem „meet and greet“ zwischen<br />
Holzindustrie und Parlamentariern<br />
im House of Commons, Westminster,<br />
die Möglichkeiten des Holzbaues<br />
zu präsentieren.“<br />
Fit für Olympia 2012<br />
Am 17. April 2008 feierten die Einwohner<br />
die Eröffnung ihres Sunderland<br />
Aquatic Centre. Als Eintrittskarte<br />
sieht Wiehag das Sunderland<br />
▴ Mit technischen<br />
und<br />
ökonomischen<br />
Argumenten<br />
überzeugten die<br />
Holzbauer<br />
aus Österreich die<br />
Briten<br />
von einer Lösung<br />
in Holz<br />
WIEHAG, Balfour Beatty Construction<br />
Aquatic Centre für die Verhandlungen<br />
zu verschiedenen Projekten für<br />
die Olympischen Sommerspiele in<br />
London 2012. BBC und andere britische<br />
Medien waren vor Ort. Diverse<br />
Fachjuroren stellten dem Bauwerk<br />
ein gutes Zeugnis aus: Das Aquatic<br />
Centre <strong>ist</strong> „landmark building of the<br />
year 2008”, Final<strong>ist</strong> für den „National-Built-in-Quality-Award”<br />
und<br />
steht auf der Shortl<strong>ist</strong> für den britischen<br />
„woodaward“.<br />
Das Medienecho und die Auszeichnungen<br />
zeugen von der Einzigartigkeit<br />
dieses Bauwerkes, in dem der<br />
Baustoff Holz all seine Vorzüge unter<br />
Beweis stellen konnte.<br />
Dipl.-Kulturw. (Univ.) Doris Knödl,<br />
<br />
A-Altheim ▪<br />
Steckbrief<br />
Bauvorhaben:<br />
Sunderland Aquatic Centre<br />
Energiestandard:<br />
Excellent in BREEAM<br />
(British Research Establishment<br />
Environmental Assessment<br />
Method)<br />
Bauzeit:<br />
März 2006 bis April 2008<br />
Baukosten:<br />
19,8 Mio. £<br />
Bauherr:<br />
City of Sunderland<br />
Architekt:<br />
RedBoxDesignGroup<br />
Newcastle/UK<br />
www.redboxdesign.com<br />
Planer und Statik:<br />
Arup<br />
Newcastle/UK<br />
www.arup.com<br />
Statik, Konstruktion und Montage<br />
Holzbau:<br />
WIEHAG GmbH<br />
A-4950 Altheim/Österreich<br />
www.wiehag.com<br />
Fläche des Holzbaues:<br />
3900 m²<br />
Gesamtfläche: ca. 7800 m²<br />
Generalunternehmung und<br />
Bauleitung:<br />
Balfour Beatty Construction<br />
Newcastle/UK<br />
www.balfourbeatty.com<br />
32 mikado 12.2008
<strong>Die</strong> Börse schwankt.<br />
<strong>Die</strong> Dachentwässerung mit bleibendem Wert.<br />
RHEINZINK-„vorbewittert pro blaugrau“. <strong>Die</strong> Wertanlage für das Dach.<br />
DEWochen vom 01.11.08 bis 31.01.09<br />
www.rheinzink.de
Sanierung und Ausbau<br />
Schlossmühle<br />
Eine 350 Jahre alte Herausforderung<br />
Ein altes, halb verfallenes Mühlenensemble im Allgäu hat es einem ehemaligen<br />
Unternehmer angetan. Stück für Stück gehen die Renovierungsarbeiten voran. Ein großer<br />
Schritt war die Instandsetzung der Dachflächen.<br />
34 mikado 12.2008
Sanierung und Ausbau<br />
◂ Aus alt mach<br />
neu: <strong>Die</strong><br />
Ursprünge der<br />
Mühle<br />
Liebenthann sind<br />
<strong>nicht</strong> geklärt.<br />
1698 erhielt das<br />
Hauptgebäude<br />
seine spätbarocke<br />
Fassade<br />
Bis 1916 haben die Mühlsteine<br />
in der „Alten Mühle Liebenthann“<br />
noch Mehl gemahlen. Seit<br />
1990 stand das Anwesen leer, zerfiel<br />
in den Jahren danach zusehends.<br />
Dann verliebte sich das Ehepaar Brigitte<br />
und Steffen Haid in das Anwesen.<br />
Vor ihnen stand eine Herkulesaufgabe.<br />
Gleich 14 Behörden hatten<br />
„ein Auge“ auf die denkmalgeschützte<br />
ehemalige Schlossmühle unterhalb<br />
der Burg Liebenthann bei Obergünzburg<br />
im Allgäu geworfen.<br />
Allein die Ausbesserungsarbeiten<br />
am Dachstuhl bedeuteten eine gewaltige<br />
handwerkliche Herausforderung.<br />
Verrottete Pfetten und Sparren mussten<br />
ausgetauscht oder repariert, Verstärkungswinkel<br />
eingebaut werden.<br />
Bei der anschließenden Neueindeckung<br />
waren die alten Ziegel <strong>nicht</strong><br />
mehr zu verwenden. 30000 neue Flächen-<br />
und Firstziegel lassen das Dach<br />
nun wieder naturrot leuchten.<br />
Ein Denkmal <strong>ist</strong> kein Neubau<br />
Naturrot <strong>ist</strong> die Farbe der Dächer in<br />
Süddeutschland, Biberschwanzziegel<br />
sind typisch für die Region. <strong>Die</strong><br />
ersten Biberschwanz-Tondachziegel<br />
tauchten spätestens rund um die<br />
Nürnberger Ziegeleien des 14. Jahrhunderts<br />
auf und verbreiteten sich<br />
schnell im Raum südlich der Mainlinie.<br />
Zu den Denkmalschutz-Auflagen<br />
für die Sanierung der spätbarocken<br />
Wassermühle am Flüsschen<br />
Günz gehörte also auch ein naturrotes<br />
Dach mit Biberschwanz-Eindeckung.<br />
Doch zuvor galt es einige<br />
Konflikte aus dem Weg zu räumen.<br />
Denkmalschutz-Vorschriften standen<br />
gegen die Vorstellungen der Bauherren<br />
und der Architektin – Marion<br />
Bartl von Bartl & Ungethüm aus<br />
Altusried. Kompromisse waren unausweichlich.<br />
So mussten die alten<br />
Fenster bleiben, eine bessere Isolierung<br />
war nur durch eine Vorverglasung<br />
möglich. Das war Steffen Haid<br />
allerdings von vornherein klar: „Ein<br />
Denkmal kann kein Neubau werden,<br />
und wer einen Neubau will, der sollte<br />
die Finger vom Denkmal lassen.“<br />
Altes Haus mit neuer Technik<br />
In Zeiten des globalen Klimawandels<br />
greift die Energieeinsparverordnung,<br />
die eine Optimierung der<br />
Wärmedämmung vorschreibt. Eine<br />
bessere Wärmedämmung bedeutete<br />
im Fall der Mühlensanierung ein<br />
höheres Gewicht, allein schon durch<br />
das Dämmmaterial. Um die Statik zu<br />
gewährle<strong>ist</strong>en, wurden Fundamente<br />
und Mauern ausgebessert. Auch der<br />
Dachstuhl, der 1864 erneuert worden<br />
war, gefährdete die Stabilität. <strong>Die</strong><br />
Zimmerer ersetzten verrottete Pfetten<br />
und Sparren, dann bauten sie den<br />
Dachboden zum Wohnraum aus – ein<br />
Fall für das 101 Jahre alte Familienunternehmen<br />
der Zimmerei Taufratshofer-Bichtele<br />
aus Blonhofen.<br />
Nach der Instandsetzung des Satteldachs<br />
mit seinen acht Schleppgauben<br />
stand die Neueindeckung<br />
an. Auch dabei war wichtig, dass<br />
die Stabilität des Gebäudes stimmte.<br />
<strong>Die</strong> Entscheidung für eine Neu-<br />
◂ Hier musste<br />
dringend<br />
was passieren:<br />
Das Hauptgebäude<br />
vor der<br />
Sanierung<br />
H<strong>ist</strong>orie der Alten Mühle Liebenthann<br />
Erstmals erwähnt wurde die Alte Mühle Liebenthann 1655, doch die<br />
ursprüngliche Bausubstanz <strong>ist</strong> deutlich älter, wie sich beim Umbau herausgestellt<br />
hat. Den Vorgängerbau zerstörten die Schweden im Dreißigjährigen<br />
Krieg. <strong>Die</strong> baulichen Veränderungen im Lauf der Jahrhunderte<br />
lesen sich wie ein Führer durch die Kunst- und Architekturgeschichte. 1698<br />
erfuhr die Mühle eine erstmalige Umgestaltung. 1747 bis 1750 erhielt das<br />
Anwesen die heutige spätbarocke Fassade. Der Grundriss wurde substanziell<br />
geändert, der Eingang von der Ost- zur Südseite verlegt. Um 1840<br />
entstand im Obergeschoss eine Biedermeierstube, deren freigelegte und<br />
restaurierte Schablonenmalereien die heutigen Besitzer erfreuen. Der<br />
Dachstuhl wurde 1864 erneuert. Um 1920 erfolgte der Einbau einer Turbine<br />
zur Stromerzeugung.<br />
www.mikado-online.de 35
Sanierung und Ausbau<br />
Creaton / HS<br />
Steckbrief<br />
Objekt:<br />
Schlossmühle „Alte Mühle“<br />
Liebenthann<br />
D-87634 Obergünzburg<br />
Bauherren:<br />
Brigitte und Steffen Haid<br />
D-87634 Obergünzburg<br />
Planung:<br />
Architekturbüro<br />
Bartl & Ungethüm<br />
D-87452 Altusried<br />
www.ba-un.de<br />
Dachstuhlsanierung:<br />
Holzbau Taufratshofer-Bichtele<br />
D-87662 Blonhofen<br />
www.holzbau-bichtele.de<br />
Eindeckung:<br />
Zimmerei Häring<br />
D-87634 Ebersbach<br />
www.zimmerei-haering.de<br />
Produkt:<br />
„Klassik“-Biber, Rundschnitt,<br />
gebürstet, naturrot<br />
(Sonderanfertigung),<br />
30 000 Tondachziegel für<br />
ca. 900 m² Dachfläche<br />
Hersteller:<br />
Creaton AG<br />
D-86637 Wertingen<br />
www.creaton.de<br />
▴ Schleppgauben<br />
und ein<br />
Dachreiter mit<br />
Windfahne<br />
zieren das Hauptgebäude<br />
der Alten Mühle<br />
▸ Zum Mühlenensemble<br />
gehören<br />
eine Säge<br />
und ein Stall. Ein<br />
weiterer Stall<br />
<strong>ist</strong> 1988 eingestürzt.<br />
Den will der neue<br />
Besitzer<br />
wieder aufbauen<br />
eindeckung mit den „Klassik“-Biberschwanz-Tondachziegeln<br />
von<br />
Creaton traf Bauherr Steffen Haid<br />
schnell: „Hier geht es in erster Linie<br />
um ein kulturh<strong>ist</strong>orisches Denkmal,<br />
und wir brauchten ein qualitativ<br />
hohes, langlebiges Produkt, bei<br />
dem auch die Statik mitspielt.“ Der<br />
Biber überzeugte die Bauherren und<br />
die Denkmalpfleger, die eine gebürstete<br />
Oberfläche der Dachziegel vorschrieben.<br />
30 000 Biber für drei Dächer<br />
Als sich Zimmerme<strong>ist</strong>er Hans Häring<br />
mit seinem Team aus Obergünzburg-<br />
Ebersbach an die Neueindeckung<br />
machte, waren alle Probleme der Statik<br />
aus dem Weg geräumt: „<strong>Die</strong> Verlegung<br />
war einfach und unkompliziert.<br />
Nach fünf Wochen waren wir<br />
fertig“, erzählt Häring. Um die Gaubenvordächer<br />
möglichst h<strong>ist</strong>orisch<br />
zu gestalten, verzichteten die Handwerker<br />
bewusst auf Ortgangbretter<br />
und Verblechungen. Damit kein chemischer<br />
Holzschutz notwendig wurde,<br />
bestehen die freiliegenden Dachlatten<br />
aus Eiche. Insgesamt verlegte<br />
Zimmerme<strong>ist</strong>er Häring mit seinem<br />
Team 30 000 gebürstete Rundschnittbiber<br />
auf einer Fläche von 900 m².<br />
Jede Menge Ton, denn das Gebäudeensemble<br />
auf dem Anwesen besteht<br />
aus der alten Mühle, einer Säge<br />
und einem Stall. Alle drei Gebäude<br />
brauchten ein neues Dach auf alten<br />
Mauern. „Eine kleine Herausforderung<br />
war das schon mit den Schleppgauben“,<br />
erinnert sich Fachberater<br />
Herbert John. <strong>Die</strong> gesamte Fassade<br />
wie auch die Dachform mussten<br />
die Architekten nämlich erst einmal<br />
anhand alter Zeichnungen rekonstruieren.<br />
Da es sich um kein Standardprodukt,<br />
sondern um eine Sonderanfertigung<br />
handelt, produzierte<br />
die Ziegelei die Tondachziegel erst<br />
nach Auftragserteilung.<br />
Steffen Haid, einst Unternehmer<br />
und jetzt Privatier, hatte ein Jahr<br />
nach dem Erwerb der Mühle Ende<br />
2004 mit den Sanierungsarbeiten begonnen.<br />
Endgültig fertig wird sein<br />
Schmuckstück nach eigenen Angaben<br />
wohl erst im Jahr 2011. Er und<br />
seine Frau wollen in der alten Mühle<br />
Ferienwohnungen und im Stall ein<br />
Ausflugslokal einrichten. Dann erfreuen<br />
die leuchtenden Dächer <strong>nicht</strong><br />
mehr nur den Hausherren, die Architekten<br />
und die Zimmerleute.<br />
Claudia Heidemeyer, Düsseldorf ▪<br />
36 mikado 12.2008
Bücher<br />
Umberta Andrea Simonis<br />
Sicher und sympathisch beim<br />
Kunden auftreten<br />
Der erste „Knigge“ für Auszubildende<br />
im Handwerk<br />
Holzmann ı Bad Wörishofen<br />
88 Seiten ı zahlr. Abbildungen<br />
17 x 24 cm ı kartoniert<br />
Mai 2008 ı 17 Euro<br />
ISBN 978-3-7783-0690-1<br />
Jacob Steinmann<br />
Traditionelle Zimmererkunst<br />
Eine Zukunft für die<br />
Vergangenheit<br />
Baulino Verlag<br />
Waldshut-Tiengen<br />
190 Seiten ı 200 Abbildungen<br />
17 x 24 cm ı gebunden<br />
Juni 2008 ı 29 Euro<br />
ISBN 978-3-938537-03-9<br />
Mit schmutzigen Schuhen<br />
grußlos die Wohnung betreten,<br />
laute Privatgespräche am<br />
Handy führen, Kunden duzen<br />
oder den Arbeitsplatz unaufgeräumt<br />
hinterlassen – manchmal<br />
verstößt der Handwerker-Nachwuchs<br />
gegen Regeln im Kundenumgang,<br />
die für den Gesellen<br />
oder Chef eine Selbstverständlichkeit<br />
sind. Oft <strong>ist</strong> es schwierig,<br />
die richtigen Worte zu finden,<br />
um den Azubi auf solche Probleme<br />
hinzuweisen. Doch man<br />
muss es tun, denn verärgerte<br />
Kunden schaden dem Ruf des<br />
Unternehmens. Solchen Situati-<br />
onen kann vorgebeugt werden.<br />
<strong>Die</strong>ses Buch <strong>ist</strong> speziell auf die<br />
Situationen von Auszubildenden<br />
im Handwerk zugeschnitten<br />
und gibt wichtige Tipps für einen<br />
erfolgreichen Auftritt beim<br />
Kunden. Beschrieben werden Situationen<br />
aus dem Arbeitsalltag,<br />
unterteilt in „Kommt immer<br />
gut“ und „Voll daneben“. Untermalt<br />
wird dies mit farbigen Praxisfotos.<br />
So sind die Lehrlinge<br />
auf mögliche Fettnäpfchen vorbereitet<br />
und der Ausbilder kann<br />
sich auf das angemessene Verhalten<br />
der jungen Mitarbeiter<br />
verlassen.<br />
▪<br />
<strong>Die</strong> Geschichte und vor allem<br />
die Techniken traditioneller<br />
Zimmererkunst stellt<br />
dieses Buch ausführlich vor.<br />
Nach der Lektüre sind Handwerker<br />
und Denkmalpfleger in<br />
der Lage, aus einem Gebäude<br />
zahlreiche interessante Informationen<br />
herauszulesen: Baumart,<br />
Jahresringe und Erhaltungszustand<br />
des verwendeten Holzes,<br />
Spuren der zur Bearbeitung<br />
verwendeten Werkzeuge, Anreißmethoden,<br />
Abbundzeichen,<br />
Oberflächen, die Konstruktionsart,<br />
Umbauten und Vergrößerungen<br />
geben Auskunft über<br />
die Bedingungen zur Zeit des<br />
Bauens, den Zustand des Waldes,<br />
den Stand der Werkzeuge<br />
und der Hebetechnik sowie die<br />
Kompetenz und Qualifikation<br />
des Handwerkers. Baustile und<br />
Schmuckformen einzelner Zeitepochen<br />
oder regionaler Traditionen<br />
werden vorgestellt – aber<br />
immer bleibt das Handwerk im<br />
Mittelpunkt. Der Inhalt gliedert<br />
sich in zwei große Hauptkapitel:<br />
„Von der Planung bis zur Aufrichte“<br />
und „Material und Konstruktion“.<br />
Am Ende rundet ein<br />
Glossar mit fast 200 Fachbegriffen<br />
das Buch ab.<br />
▪<br />
Ideen festhalten<br />
Wir geben Antwort auf Ihre<br />
Fragen zur Verbindung im<br />
konstruktiven Holzbau.<br />
z. B. WT-T-SYSTEM<br />
BAU 2009<br />
Halle B3<br />
Stand 335<br />
SFS intec GmbH<br />
In den Schwarzwiesen 2 · 61440 Oberursel / Ts<br />
Tel.: +49 6171 70020 · Fax: +49 6171 700232<br />
E-Mail: de.oberursel@sfsintec.biz · www.sfsintec.biz/de<br />
Turn ideas into reality.<br />
38 mikado 12.2008
Details im Griff Dezember 2008<br />
Flachdach<br />
Auch Gründächer gehören hinterlüftet<br />
In mehrschichtigen Konstruktionen <strong>ist</strong> Feuchtigkeit kaum<br />
zu verhindern, da auf Baustellen <strong>nicht</strong> fehlerfrei gearbeitet wird.<br />
Deshalb sollte der Aufbau dies immer tolerieren können.<br />
Objekt<br />
Ein im Jahr 2000 fertiggestelltes<br />
Reihenhaus besaß ein <strong>nicht</strong> hinterlüftetes<br />
Gründach mit 6° Neigung. Der<br />
Dachaufbau bestand aus einer Balkenlage<br />
mit oberseitiger Schalung<br />
aus OSB-Platten, die auch zur Dachaussteifung<br />
beitrugen. Direkt darauf<br />
lagen die Abdichtung und das Pflanzensubstrat.<br />
<strong>Die</strong> Gefache zwischen<br />
den Sparren waren in voller Höhe<br />
gedämmt und raumseitig mit einer<br />
Folie als Dampfbremse luftdicht abgeschlossen.<br />
▸ Als die<br />
Grünschicht entfernt<br />
war,<br />
deuteten dunkle<br />
Verfärbungen<br />
der OSB-Platten<br />
schon auf<br />
Feuchteschäden<br />
Schadensbild<br />
Schon kurz nach dem Einzug der<br />
Bewohner begann es immer unangenehmer<br />
zu riechen. Man öffnete<br />
daraufhin die Dachkonstruktion<br />
vom Gebäudeinneren und es zeigte<br />
sich massive Kondenswasserbildung<br />
auf der Schalungsrückseite. Deshalb<br />
öffnete man dann das Dach auch<br />
von außen und es kamen erhebliche<br />
Feuchteschäden zum Vorschein.<br />
<strong>Die</strong> OSB-Platten bogen sich beim<br />
Begehen, brachen beim Versuch, sie<br />
von der Unterkonstruktion zu lösen<br />
und wiesen Schimmelbewuchs auf<br />
Ober- und Unterseite auf. Teilweise<br />
waren sie von holzzerstörenden Pilzen<br />
befallen, die auch schon auf einige<br />
Dachsparren übergriffen.<br />
Schadensursache<br />
OSB-Platten haben sich in vielen Anwendungsbereichen<br />
des modernen<br />
Holzbaus – vor allem in Wand- und<br />
Deckenkonstruktionen – bewährt.<br />
Aufgrund ihrer Größe und schnellen<br />
Verarbeitung werden sie auch<br />
gern als Dachschalungen verwendet.<br />
Doch hier treten massive Probleme<br />
auf, wenn die klimatischen<br />
Bedingungen <strong>nicht</strong> mehr der zulässigen<br />
Nutzungsklasse entsprechen bzw.<br />
wenn feuchteempfindliche Dachausbildungen<br />
gewählt werden.<br />
Der hier ausgeführte Dachaufbau<br />
<strong>ist</strong> kritisch, da außerplanmäßig eingedrungene<br />
Feuchte durch die untere<br />
wie obere Absperrung <strong>nicht</strong> entweichen<br />
kann. <strong>Die</strong> Hölzer sind dabei in<br />
mehrfacher Hinsicht gefährdet, z.B.<br />
durch erhöhte Einbaufeuchte oder<br />
spätere Leckagen. Bereits kleine Feh-<br />
Auf einen Blick<br />
Objekt<br />
Schadensbild<br />
Schadensursache<br />
Schadens behebung<br />
ler bei der Luftdichtheit können zu<br />
massivem Kondenswasseranfall im<br />
Inneren der Konstruktion führen.<br />
Und von oben droht eine massives<br />
Eindringen von Feuchte durch Leckagen<br />
im Dach, z.B. bei den Stößen<br />
der Bahnen oder bei den Anschlüssen<br />
an Lüfter und Schornsteine.<br />
Zunächst bilden sich Schimmelpilze<br />
auf den Unterseiten der befeuchteten<br />
OSB-Platten. Aufgrund<br />
ihres Aufbaus aus langen verleimten<br />
Spänen konzentriert sich die Feuchtigkeit<br />
an der Oberfläche. Da gleich-<br />
Reihenhaus mit begrüntem, aber <strong>nicht</strong> hinterlüftetem<br />
Flachdach<br />
Oberhalb der Sparren schimmelt und fault die<br />
Schalung aus OSB-Platten<br />
Feuchtigkeit drang in den Dachaufbau ein und eine<br />
Hinterlüftung fehlte<br />
Der gesamte Dachaufbau wird demontiert und durch<br />
eine hinterlüftete Konstruktion ersetzt<br />
www.mikado-online.de 39
Details im Griff Dezember 2008<br />
◂ Viele der OSB-<br />
Platten<br />
brachen beim<br />
Versuch,<br />
sie von der<br />
Unterkonstruktion<br />
zu lösen<br />
ausreichend gewesen war, wurde mit<br />
einem Präparat auf Basis von Borsalzen<br />
nachbehandelt.<br />
Zum Inneren verlegte man zunächst<br />
eine weitere Luftdichtigkeitsebene<br />
auf der verbliebenen alten<br />
Dampfsperre, und zwar von<br />
außen, weil das Gebäude bewohnt<br />
war. Oberhalb der neuen Schalung<br />
wurde zunächst eine belüftete Ebene<br />
errichtet, darüber dann eine imprägnierte<br />
Vollholzschalung und auf ihr<br />
die Begrünungsschichten.<br />
zeitig die verwendeten Holzarten oft<br />
einen hohen Nährstoffgehalt aufweisen,<br />
liegen optimale Bedingungen für<br />
einen Schimmelbefall vor.<br />
Schimmelpilze sind ein guter Indikator<br />
für zu hohe Feuchtigkeiten,<br />
beeinträchtigen die Festigkeit<br />
der Platten jedoch <strong>nicht</strong>. Durch die<br />
Feuchtigkeit selbst quellen die Platten<br />
jedoch auf und sind dann wegen<br />
der damit verbundenen Festigkeitsverluste<br />
<strong>nicht</strong> mehr in der Lage, die<br />
ihnen zugedachte statische Funktion<br />
zu erfüllen. Schließlich können sich<br />
holzzerstörende Pilze entwickeln, die<br />
einen schnellen Zerfall der Platten<br />
bewirken.<br />
<strong>Die</strong> entscheidende „allgemein anerkannte<br />
Regel der Technik“ <strong>ist</strong> DIN<br />
68800 „Holzschutz“. Sie <strong>ist</strong> in den<br />
me<strong>ist</strong>en Bundesländern bauaufsichtlich<br />
eingeführt und damit verbindlich.<br />
Der gewählte Dachaufbau muss<br />
demnach in die Gefährdungsklasse 2<br />
eingestuft werden, weil die obere<br />
Schalung aus den OSB-Platten eine<br />
diffusionsäquivalente Luftschichtdicke<br />
von mehr als 0,2 m aufwe<strong>ist</strong>. Für<br />
aussteifende Dachschalungen sind<br />
nach DIN 1052 aber nur Holzwerkstoffplatten<br />
der Holzwerkstoffklasse<br />
100G zulässig. <strong>Die</strong>se Bedingung wird<br />
von den OSB-Platten <strong>nicht</strong> erfüllt.<br />
Es gibt auch keine im Handel verfügbaren<br />
Platten, die der Holzwerkstoffklasse<br />
100G entsprechen und für<br />
die hier vorliegende Ausführung einsetzbar<br />
wären. Ihre Verwendung war<br />
also eindeutig unzulässig.<br />
Schaden beheben<br />
<strong>Die</strong> OSB-Schalung und die Dämmung<br />
mussten entfernt und entsorgt werden.<br />
<strong>Die</strong> Dachsparren konnten belassen<br />
werden – bis auf zwei, die man<br />
nach den Regeln der DIN 68800-4 abbeilte<br />
und verstärkte. Da die Schutzmittelmenge<br />
offenbar auch <strong>nicht</strong><br />
Peylo – „Schadensfälle im Holzbau II“, Weka Media<br />
◂ <strong>Die</strong> Fäulnis<br />
hatte teilweise<br />
schon von<br />
den OSB-Platten<br />
auf die Vollholz-Dachsparren<br />
übergegriffen<br />
Schaden vermeiden<br />
Der Kommentar zur Norm DIN 68800<br />
rät von unbelüfteten Dachkonstruktionen<br />
wegen ihrer Empfindlichkeit<br />
gegenüber ungewollt eindringender<br />
Feuchte ab. Schäden sind nämlich<br />
schwer zu verhindern, da die erforderliche<br />
Fehlerfreiheit auf Baustellen<br />
kaum herzustellen <strong>ist</strong>. Und eine<br />
Konstruktion, die Fehler <strong>nicht</strong> tolerieren<br />
kann, besitzt ein zu hohes<br />
Schadensrisiko.<br />
Downloadtipp:<br />
<strong>Die</strong> Langfassung dieses Schadensfalles<br />
steht für mikado-Abonnenten<br />
kostenlos zum Download bereit:<br />
www.mikado-online.de →<br />
Arbeitshilfen → Ausgabe 12.2008<br />
Dächer sollten grundsätzlich immer<br />
mit imprägnierten Vollholzschalungen<br />
in belüfteter Konstruktion<br />
errichtet werden. Nur so kann<br />
Feuchtigkeit schnell und problemlos<br />
wieder entweichen.<br />
<strong>Die</strong> gewünschte Robustheit erhält<br />
man durch eine diffusionsoffene<br />
obere Abdeckung der Gefache mit<br />
Unterdachbahnen oder mit Holzfaserplatten,<br />
die dann aber keine statische<br />
Funktion bekommen dürfen. <strong>Die</strong><br />
Aussteifungsebene sollte sich deshalb<br />
unterhalb der Dachbalken befinden.<br />
Der äußere Dachaufbau sollte als hinterlüftete<br />
Konstruktion oberhalb einer<br />
Schalung aufgebracht werden,<br />
völlig unabhängig von der Tragkonstruktion.<br />
Dr. André Peylo, ö.b.u.v. Sachverständiger,<br />
<br />
Lauenburg ▪<br />
40<br />
mikado 12.2008
Management Ihr gutes Recht<br />
Management Ihr gutes Recht<br />
Ivan Bajic, iStockphoto.com<br />
Forderungssicherung<br />
Gesetz stärkt Handwerkerrechte<br />
Am 1. Januar 2009 wird<br />
das sog. „Forderungssicherungsgesetz“<br />
in Kraft treten.<br />
Der Gesetzesentwurf <strong>ist</strong> am<br />
19. September 2008 vom Bundesrat<br />
verabschiedet worden.<br />
Mit diesem Gesetz werden die<br />
werkvertraglichen Rechte der<br />
Auftragnehmer deutlich verbessert.<br />
Vor Forderungsausfällen<br />
sind Handwerker künftig<br />
besser geschützt.<br />
Dazu sind insbesondere Regelungen<br />
im Werkvertragsrecht<br />
des BGB geändert worden. <strong>Die</strong><br />
bisherige Regelung über den<br />
Anspruch auf Abschlagszahlungen<br />
in § 632a BGB wird den<br />
Regelungen der VOB/B angenähert.<br />
So kann der Auftragnehmer<br />
nach der neuen Gesetzes-<br />
lage Abschlagszahlungen in<br />
der Höhe verlangen, die dem<br />
erbrachten Wertzuwachs für den<br />
Auftraggeber entspricht.<br />
We<strong>ist</strong> die Le<strong>ist</strong>ung unwesentliche<br />
Mängel auf, kann eine Abschlagszahlung<br />
<strong>nicht</strong> verweigert<br />
werden, der Auftraggeber<br />
kann jedoch einen Betrag bis zur<br />
Höhe des Doppelten der voraussichtlich<br />
für die Mängelbeseitigung<br />
aufzuwendenden Kosten<br />
einbehalten. Bei wesentlichen<br />
Mängeln besteht dagegen kein<br />
Recht auf Abschlagszahlung.<br />
Verbraucher haben Anspruch<br />
auf eine fünfprozentige Sicherheitsle<strong>ist</strong>ung,<br />
die der Auftragnehmer<br />
bei der ersten Abschlagszahlung<br />
le<strong>ist</strong>en muss.<br />
Bundesgesetzblatt, Ausgabe vom 28. Oktober 2008<br />
Le<strong>ist</strong>ungsbeschreibung<br />
Änderungen sind zu vergüten<br />
Le<strong>ist</strong>ungsbeschreibungen<br />
enthalten immer öfter funktionale<br />
Elemente, bei denen der<br />
Auftragnehmer auf der Grundlage<br />
der Planung selbst eine funktionierende<br />
Lösung finden muss.<br />
Liegt in einem Vertrag aber eine<br />
unklare Le<strong>ist</strong>ungsbeschreibung<br />
arturbo, iStockphoto.com<br />
vor, dann darf die nach Ansicht<br />
des Bundesgerichtshofs (BGH)<br />
<strong>nicht</strong> zu Lasten des Auftragnehmers<br />
ausgelegt werden.<br />
Ein Auftraggeber hatte für<br />
seine Küche eine Lüftungsanlage<br />
„nach Erfordernis“ ausgeschrieben,<br />
änderte dann aber die<br />
Planung und benötigte plötzlich<br />
eine wesentlich größer dimensionierte.<br />
Den Mehrvergütungsanspruch<br />
des Auftragnehmers<br />
lehnte er mit dem Hinweis auf<br />
die funktionale Ausschreibung<br />
ab. Der Auftragnehmer muss<br />
seine Le<strong>ist</strong>ung der geänderten<br />
Planung zwar anpassen, aber<br />
ihm darf aber <strong>nicht</strong> einseitig das<br />
finanzielle Risiko aufgebürdet<br />
werden. Er hat einen Anspruch<br />
auf Mehrvergütung.<br />
Bundesgerichtshof, Urteil vom 13. März 2008,<br />
Az.: VII ZR 194/06<br />
Überzahlung<br />
Gleiche Verjährungsfr<strong>ist</strong> für alle<br />
Bisher konnten öffentliche<br />
Auftraggeber Überzahlungen<br />
aus Aufträgen länger zurückfordern<br />
als private Auftraggeber<br />
– bis zu sieben Jahre nach<br />
der Abnahme.<br />
Mit seinem Urteil vom 8. Mai<br />
2008 <strong>ist</strong> der Bundesgerichtshof<br />
(BGH) von dieser Praxis<br />
abgerückt. Auch für öffentliche<br />
Auftraggeber gilt nunmehr<br />
die Verjährungsfr<strong>ist</strong> des<br />
chr<strong>ist</strong>ine balderas, iStockphoto.com<br />
§ 195 BGB: drei volle Kalenderjahre<br />
nach Ablauf des Jahres, in<br />
dem der Anspruch entstand.<br />
<strong>Die</strong> Verjährungsfr<strong>ist</strong> beginnt<br />
dann zu laufen, wenn die subjektiven<br />
Voraussetzungen des § 199<br />
Abs. 1 Nr. 2 BGB gegeben sind:<br />
wenn Le<strong>ist</strong>ungsverzeichnis,<br />
Aufmaß und Schlussrechnung<br />
vorliegen und daraus eine vertragswidrige<br />
Abrechnung erkennbar<br />
wäre.<br />
Entscheidend für den Beginn<br />
der Verjährung für Rückzahlungsforderungen<br />
<strong>ist</strong> also <strong>nicht</strong><br />
der Zeitpunkt der Abnahme,<br />
sondern der Schluss des Jahres,<br />
nach dem der Auftragnehmer<br />
die Le<strong>ist</strong>ung abgerechnet und<br />
dem Auftraggeber die Schlussrechnung<br />
eingereicht hat.<br />
Bundesgerichtshof, Urteil vom 8. Mai 2008,<br />
Az.: VII ZR 106/07<br />
www.mikado-online.de 41
Management Büro kompakt<br />
Zeitmanagement<br />
Anpacken statt aufschieben<br />
Ein unangenehmer Rückruf, die langweilige Buchhaltung oder das Vorbereiten<br />
einer Präsentation – lauter Dinge, die man gerne vor sich herschiebt. Dass das die Sache<br />
<strong>nicht</strong> besser macht, wissen wir. Wie Sie die Dinge am besten anpacken, lesen Sie hier.<br />
es wenig herausfordernde Aufgaben<br />
wie Ablage, Einordnen, Post, Kopieren.<br />
Und schnell entsteht neben der<br />
Unlust gar Verärgerung über den benötigten<br />
Zeitaufwand: „Es gibt Wichtigeres<br />
zu tun.“ Ihre Konzentration<br />
lässt nach, weil Sie im Grunde gedanklich<br />
an einer anderen, vermeintlich<br />
attraktiveren Aufgabe arbeiten.<br />
Und diese Erfahrung veranlasst Sie,<br />
beim nächsten Mal mit noch größerer<br />
Abneigung an die Sache heranzugehen.<br />
Einstellung ändern<br />
Ein Kunde möchte zurückgerufen<br />
werden. Er hat schon mehrfach<br />
versucht, Sie zu erreichen. Sie<br />
befürchten, dass er eine Beschwerde<br />
loswerden möchte. Nein, heute rufen<br />
Sie ihn <strong>nicht</strong> zurück.<br />
Ein unangenehmes Telefonat – jemand<br />
will sich beschweren oder Sie<br />
müssen jemandem die Meinung sagen.<br />
Der Gesprächspartner <strong>ist</strong> vielleicht<br />
arrogant, aggressiv, ungeduldig.<br />
Unangenehme Gefühle entstehen,<br />
wenn Sie an das Telefonat denken.<br />
Kein Wunder, dass Sie es hinauszögern<br />
wollen.<br />
Handeln reduziert Befürchtung<br />
Das beste Rezept: Anfangen, denn<br />
Handeln reduziert Angst. Packen Sie<br />
den Stier bei den Hörnern. Klären<br />
▴ <strong>Die</strong> Uhr tickt.<br />
Wer<br />
unangenehme<br />
Dinge<br />
aufschiebt, kommt<br />
unweigerlich<br />
mehr und mehr in<br />
Zeitnot<br />
Sie die Sachlage. Entschuldigen Sie<br />
sich, wenn es nötig <strong>ist</strong>. Einer abfälligen<br />
Bemerkung begegnen Sie mit:<br />
„Schade, dass es Ihnen <strong>nicht</strong> zusagt.<br />
Können Sie Ihre Kritik konkretisieren,<br />
damit uns zukünftig eine Verbesserung<br />
gelingt?“<br />
Langweilige Buchhaltung<br />
Es <strong>ist</strong> wieder so weit: die Buchhaltung<br />
steht an. Das heißt die Belege<br />
sortieren, abheften, die Reisekostenabrechnung<br />
auf den neuesten Stand<br />
bringen. Da kommt Langeweile auf,<br />
denken Sie. Das Durcheinander sichten<br />
und in Ordnung bringen – dafür<br />
haben Sie jetzt wirklich keine Zeit.<br />
Wie oft haben Sie aus dem Gefühl<br />
der Langeweile eine Aufgabe immer<br />
wieder hinausgezögert? Me<strong>ist</strong> sind<br />
karen roach, iStockphoto.com<br />
Ändern Sie die eigene Einstellung.<br />
Denken Sie <strong>nicht</strong>: „<strong>Die</strong> Ablage raubt<br />
mir wieder viel Zeit“, sondern: „Jetzt<br />
schaffe ich mir wieder Überblick über<br />
getroffene Vereinbarungen und offene<br />
Rechnungen.“<br />
Teilen Sie die Aufgaben in kleine<br />
Zeitblöcke. Statt eines ganzen Nachmittags<br />
arbeiten Sie regelmäßig eine<br />
halbe Stunde an diesem Projekt. Sie<br />
sind dann einfach entspannter.<br />
Termindruck vor einer<br />
Präsentation<br />
Seit Tagen schieben Sie die Infos<br />
und Unterlagen für die bevorstehende<br />
Präsentation von einer Ecke des<br />
Schreibtisches in die andere. Etliche<br />
Ansätze sind entworfen, aber auch<br />
genauso schnell wieder verworfen.<br />
Sie kommen <strong>nicht</strong> voran. Sobald Sie<br />
an die Ausarbeitung denken, graut<br />
es Ihnen. In Ihrem Kopf steht alles<br />
still. Wut über die eigene Unfähigkeit<br />
und Panik kommen auf: Schaffen<br />
Sie es noch rechtzeitig? <strong>Die</strong> Zeit<br />
scheint Ihnen zwischen den Fingern<br />
zu zerrinnen.<br />
42<br />
mikado 12.2008
Management Büro kompakt<br />
Sich neuen Herausforderungen zu<br />
stellen, die eigenen Grenzen zu überschreiten<br />
oder an Grenzen eigener<br />
Fähigkeiten zu stoßen, löst Ängste<br />
aus. Und die Ängste blockieren das<br />
Handeln. Ist man der Aufgabe überhaupt<br />
gewachsen?<br />
Neues schafft Bege<strong>ist</strong>erung, aber<br />
je nach Größe und Intensität der Herausforderung<br />
auch das Bedürfnis<br />
nach Schutz und Vertrautem. Schnell<br />
fühlen Sie den Boden unter den Füßen<br />
schwinden. Sie suchen Sicherheit<br />
und wenden sich gewohnten<br />
Aufgaben zu. Aufschieben bedeutet<br />
hier, den inneren Druck aus Unsicherheit,<br />
Angst und Selbstzweifel<br />
zu verringern.<br />
Schwierige Projekte in<br />
Teilaufgaben zerlegen<br />
Bedienen Sie sich der „Salamitaktik“:<br />
Zerlegen Sie schwierige und ungewohnte<br />
Arbeiten in Teilaufgaben.<br />
Sie stellen dabei beispielsweise fest,<br />
dass Scheibe zwei Ihnen bereits vertraut<br />
<strong>ist</strong>, Scheibe drei vergleichbar<br />
<strong>ist</strong> mit einer Aufgabe, die Sie bereits<br />
einmal sehr gut erledigt haben, und<br />
von Scheibe vier wissen Sie, dass ein<br />
Bekannter dieses Gebiet beherrscht.<br />
Nur die Scheiben eins und fünf kennen<br />
Sie <strong>nicht</strong> und brauchen darüber<br />
Informationen.<br />
Beginnen Sie an dem Punkt, der<br />
Ihnen am me<strong>ist</strong>en zusagt – das muss<br />
<strong>nicht</strong> der Anfang sein. Schließlich<br />
haben Sie später noch Gelegenheit,<br />
das Projekt zu überarbeiten.<br />
Beraten Sie sich mit Kollegen oder<br />
Vorgesetzten. Suchen Sie Hilfe bei<br />
kompetenten Personen.<br />
Halten Sie in jedem Fall den festgesetzten<br />
Arbeitsbeginn ein. Geben<br />
Sie dem inneren Druck, etwas anderes<br />
zu tun, <strong>nicht</strong> nach. Es gilt, die<br />
Spannung zu ertragen. Lassen Sie<br />
sich selbst, aber vor allem Ihrer Kreativität<br />
Zeit. Nur Geduld, die Ideen<br />
werden kommen – sobald Sie sich<br />
<strong>nicht</strong> mehr ständig mit anderen Sachen<br />
beschäftigen.<br />
Akzeptieren Sie Blockaden. Bleiben<br />
Sie gelassen, und schauen Sie<br />
auf das, was Sie bereits gele<strong>ist</strong>et haben<br />
– klar, dass es Ihnen auch diesmal<br />
gelingen wird!<br />
▪<br />
www.mikado-online.de 43
Mobil<br />
IAA Nutzfahrzeuge<br />
Zeit für gute Geschäfte<br />
<strong>Die</strong> diesjährige IAA Nutzfahrzeuge in Hannover zeigte Anfang<br />
Oktober einen wichtigen Trend bei allen Herstellern: Wer jetzt<br />
Nutzfahrzeuge nachfragt, kann mit guten Konditionen rechnen.<br />
44 mikado 12.2008
Mobil<br />
◂ Zielt besonders<br />
auf Überseemärkte:<br />
der neue<br />
VW Pickup mit<br />
eigener Plattform<br />
▸ Sparsam und<br />
umweltschonend:<br />
VW Crafter<br />
Blue Motion mit<br />
der SCR-<br />
Abgastechnologie<br />
▸ Citykurier mit<br />
Chic, aber<br />
leider wenig<br />
Ladetalent:<br />
Ford Fiesta Van<br />
B<br />
einahe jeder Hersteller sonnte<br />
sich ein letztes Mal im Licht der<br />
ertragreichen letzten Jahre – doch<br />
bereits heute fegt eine steife Brise ins<br />
Gesicht der Branche. Durch sinkende<br />
Absatzzahlen drohen Kurzarbeit<br />
und Werksschließungen. Der Kunde<br />
allerdings profitiert vom verschärften<br />
Wettbewerb, denn die Marktverhältnisse<br />
begünstigen wieder den<br />
Käufer.<br />
Das Jahr 2008 geht nur als durchschnittliches<br />
Transporter-Jahr in die<br />
Annalen ein. <strong>Die</strong> Hersteller haben ihr<br />
Pulver bereits in den Vorjahren verschossen.<br />
<strong>Die</strong> großen Premieren lie-<br />
gen bereits zurück oder stehen noch<br />
aus. Volkswagen zeigte den erwarteten<br />
Pickup, ein 5,19 m langes und<br />
1,90 m breites Gefährt mit Doppelkabine<br />
– <strong>nicht</strong> unbedingt zeitgemäß.<br />
Dafür müssen Interessenten für den<br />
T5-Transporter noch bis nächstes<br />
Jahr auf neue Motoren warten. Es<br />
wird wohl auf den Zweiliter-Vierzylinder<br />
mit Common-Rail-Einspritzung<br />
hinauslaufen, der teure Fünfzylinder<br />
aus Leichtmetall geht dann<br />
voraussichtlich in Rente. Der kleine<br />
Caddy, das Erfolgsmodell Nummer<br />
zwei der Wolfsburger, kann künftig<br />
für 1900 Euro extra auf allen Vieren<br />
angetrieben werden. Etwa 100<br />
kg mehr bringt der permanente Allradantrieb<br />
mit elektrohydraulischer<br />
Kraftverteilung auf die Waage, schon<br />
zum nächsten Winter soll er zu haben<br />
sein.<br />
Blaue Sparmobile<br />
Der große VW-Transporter Crafter<br />
geht weitgehend unverändert in die<br />
nächste Runde. Blue Motion heißt das<br />
Zauberwort, noch gilt der Spar-Crafter<br />
als Studie. Rein äußerlich bleibt<br />
der Eingriff moderat. Ein Heckspoiler<br />
am Dachende und ein neues Kühler-<br />
www.mikado-online.de 45
Mobil<br />
ben. Künftig können alle Mercedes-<br />
Transporter so für ihr Einsatzprofil<br />
vorkonfektioniert werden – weniger<br />
Kraftstoffverbrauch entlastet die<br />
Umwelt, aber auch die Budgets der<br />
Fuhrparks.<br />
Eher sportlich gab man sich bei<br />
Ford. Neben dem Transit Sport soll<br />
jetzt auch der kleinere Connect in<br />
Blaumetallic und zwei blauen Streifen<br />
auf extrabreiten Sohlen schaulaufen.<br />
Ein echter Hingucker <strong>ist</strong> freilich<br />
der Fiesta Van, der <strong>nicht</strong> weniger<br />
sportlich daherkommt. <strong>Die</strong> adaptierte<br />
Variante des brandneuen Fiesta verspricht<br />
exzellente Fahreigenschaften,<br />
aber keine allzu großen Ladetalente.<br />
Erdgas und Hybrid<br />
grillprofil stehen für den Feinschliff<br />
der Aerodynamiker. Weiteres Sparpotenzial<br />
steckt in einem neuen Sechsgang-Getriebe.<br />
<strong>Die</strong> Stufe sechs <strong>ist</strong> 20<br />
Prozent länger übersetzt, mit passender<br />
Achse dreht der Crafter-<strong>Die</strong>sel<br />
deutlich niedriger. Kraftstoffsparend<br />
wirkt auch die neue Servopumpe der<br />
Lenkung, sie soll bis zu zwei Kilowatt<br />
sparen. Und die Lichtmaschine<br />
lädt hauptsächlich im Schiebebetrieb<br />
und sorgt für beinahe kostenfreie<br />
Energieversorgung. Für Blue-Motion-Vorwärtsdrang<br />
zeichnet nach wie<br />
vor der betagte Fünfzylinder-TDI, der<br />
sich hier mit 109 PS und 280 Nm<br />
Drehmoment bescheiden muss. Mit<br />
einer Additivierung des Abgases plus<br />
Oxikat und Partikelfilter werden die<br />
Abgasgrenzwerte nach Euro 5 erreicht.<br />
Etwa 50 kg zusätzlich wiegen<br />
Tank und SCR-Kat, die das ohnehin<br />
knappe Nutzlastangebot des<br />
Crafters weiter reduzieren. Dafür soll<br />
der Spar-Crafter durchschnittlich nur<br />
9,1 l <strong>Die</strong>sel konsumieren.<br />
Beim ewigen Rivalen Daimler heißt<br />
die Sparstudie neudeutsch Blue Efficiency,<br />
für die der Vito-Transporter<br />
mit vielen interessanten Zutaten<br />
Pate stand. <strong>Die</strong> Mercedes-Techniker<br />
griffen dabei in die Vollen und ließen<br />
bis auf die Motoren nur wenige<br />
Komponenten unangetastet. Ziel<br />
<strong>ist</strong> jeweils ein auf den Einsatzzweck<br />
maßgeschneidertes Transportfahrzeug,<br />
der Hersteller sortiert dazu die<br />
passenden Technologien. Das Nahverkehrsmenü<br />
beispielsweise besteht<br />
aus Stopp-Start-Funktion, Eco-Start,<br />
Erdgasantrieb, Mild- oder Voll-Hybrid.<br />
Erweitert sich der Aktionsradius,<br />
schlägt das Midrangepaket längere<br />
Übersetzungen, eine Eco-Lenkhilfspumpe<br />
und einen Erdgasantrieb vor.<br />
Für den Fernverkehr sind lange Achsen,<br />
Leichtlauföle und Leichtlaufreifen<br />
Pflicht. Das neue Programm soll<br />
<strong>nicht</strong> auf den Vito beschränkt blei-<br />
▴ Studie Mercedes<br />
Vito Blue<br />
Efficiency – die<br />
Komponenten<br />
nach Maß<br />
sparen Kraftstoff<br />
▾ Zukunftsmusik –<br />
Transporter-<br />
Ladekonzept NV<br />
200 von Nissan<br />
Elektrische und Gasantriebe sollen<br />
es bei Iveco und Fiat richten. Ein<br />
Antrieb mit Parallelhybrid soll den<br />
Daily beflügeln. 116 <strong>Die</strong>sel-PS und<br />
43 elektromotorische Pferdestärken<br />
werden an ein automatisiertes Agile-Schaltgetriebe<br />
weitergereicht, der<br />
Daily fährt sich wie ein Fahrzeug<br />
mit Automatikgetriebe. Stopp-Start<br />
und die Rückgewinnung der Bremsenergie<br />
reduzieren die Kraftstoffrechnung<br />
nach Meinung der Iveco-<br />
Techniker um bis zu 30 Prozent. Der<br />
Elektro-Daily mit Plug-and-play-<br />
Technik fährt als City-Verteiler mit<br />
bis zu drei Natrium-Nickel-Batterien<br />
rein elektrisch. Er <strong>ist</strong> bis zu 70 km/h<br />
46 mikado 12.2008
Mobil<br />
Mit der klaren Konzeption<br />
unserer Bauten, den durchdachten<br />
Systemlösungen, den hohen<br />
Qualitätsmaßstäben und<br />
der ansprechenden Architektur<br />
haben wir viele Kunden<br />
überzeugt.<br />
schnell und hat mit maximal einer<br />
Tonne Zuladung eine Reichweite von<br />
120 km, der beim Bremsen erzeugte<br />
Strom lädt die Batterien beständig<br />
nach. Gleich daneben zeigte die<br />
Konzernmutter Fiat das komplette<br />
Transporterprogramm inklusive eines<br />
Ducato-Erdgasmodells. Der profitiert<br />
vom stämmigen Dreiliter-Vierzylinder<br />
von Iveco. Er soll noch 2008 auf<br />
den Markt kommen, der Mehrpreis<br />
von 4000 Euro <strong>ist</strong> beträchtlich. Daneben<br />
trägt der kleine Fiorino zusammen<br />
mit den PSA-Kollegen Bipper<br />
und Nemo jetzt den Titel Van of<br />
the Year – der pfiffige Kurvenkünstler<br />
kann jetzt auch mit kostengünstigem<br />
Erdgas betrieben werden.<br />
Premiere im nächsten Jahr<br />
Andere müssen mit den Neuheiten<br />
vergangener Jahre leben – <strong>nicht</strong>s<br />
Neues gab es bei Opel zu sehen. Fürs<br />
nächste Jahr, soviel steht fest, <strong>ist</strong> eine<br />
Neuauflage des Movano geplant. Der<br />
große Opel soll dann konsequent bis<br />
zu 4,5 t Gesamtgewicht reichen und<br />
weit mehr Einsatzfälle abdecken können.<br />
Mit von der Partie sind auch<br />
die Partner des Nutzfahrzeug-Dreigestirns,<br />
nämlich Nissan und Renault.<br />
<strong>Die</strong> japanische Konzernmarke von<br />
Renault demonstriert mit der Studie<br />
NV 200 ein hochflexibles Ladesystem<br />
und mit dem Cabstar Hybrid das<br />
vielleicht aktuellere Exponat. Entwicklungspartner<br />
für den Parallelhybrid<br />
<strong>ist</strong> ZF, der Prototyp soll mit<br />
Stopp-Start-Automatik und Rekuperation<br />
(= Energierückgewinnung) bis<br />
zu 30 Prozent Kraftstoff sparen. Profaner<br />
gaben sich die Franzosen – sie<br />
legen beim Cityverteiler Kangoo mit<br />
dem gekürzten Compact noch einmal<br />
nach. Besonders sparsam soll der 1,5-<br />
Liter-<strong>Die</strong>sel sein – mit immerhin 86<br />
PS soll er nach ECE-Norm nur 4,9 l<br />
auf 100 km schlucken.<br />
Außenseiter Isuzu, <strong>nicht</strong> uninteressant<br />
für Handwerker, präsentierte<br />
die Neuauflage der leichten N-Serie-Lkw.<br />
Auf engen Baustellen und<br />
Hinterhöfen bringt der 3,5-Tonner<br />
mit Hinterachs-Einzelbereifung seine<br />
Kompaktmaße gewinnbringend<br />
ins Spiel. <strong>Die</strong> 1,80 m schmale Kabine<br />
bietet jedenfalls ausreichend Platz für<br />
zwei. Geprüft wird noch eine Allradvariante<br />
für die 3,5-Tonner, die von<br />
einem Dreiliter-Vierzylinder mit 150<br />
PS befeuert wird.<br />
Für die technische Kompetenz der<br />
Marke stand in Hannover auch eine<br />
Hybridvariante – geworben wird vor<br />
allem mit einer langen Neuwagengarantie.<br />
Sie umfasst auch das Fahrgestell<br />
samt Fahrerhaus und sie soll<br />
für drei Jahre oder 100 000 Kilometer<br />
gelten.<br />
▪<br />
▴ Van of the Year<br />
2009 – Fiat Fiorino<br />
Individuelle Gesamtlösungen<br />
für jeden Anspruch,<br />
kostenbewusstes Bauen…<br />
…weitere Vorteile,<br />
die für uns sprechen.<br />
Maßgebend bei der Reithallenplanung<br />
sind auch die<br />
individuellen Kundenwünsche,<br />
die jede Reithalle zu einem<br />
einmaligen Einzelobjekt werden<br />
lassen.<br />
Brüninghoff<br />
Holzleimbau<br />
Zimmerei<br />
Kompetenz Beton- und Stahlbau<br />
im Fertigbauteile<br />
Hallenbau<br />
Schlüsselfertiges Bauen<br />
Brüninghoff GmbH & Co. KG<br />
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www.mikado-online.de 47
Mobil<br />
Fahrbericht<br />
Mehr Feinschliff für den Klassiker<br />
▴ Moderner<br />
Antrieb, hohe<br />
Nutzlast,<br />
unkompliziert auf<br />
der Straße –<br />
der aufgefrischte<br />
Eurocargo <strong>ist</strong><br />
vielseitig<br />
einzusetzen<br />
Neu <strong>ist</strong> die Optik, doch nur von vorn. Sie bedient sich ebenso bei der schweren<br />
Baureihe Stralis wie der Innenraum. Sonst bleibt auch der „New Eurocargo“<br />
seinen Tugenden treu – leicht zu bedienen, nutzlaststark und wirklich pflegeleicht.<br />
Mit der neuen Produktoffensive<br />
positioniert Iveco den Eurocargo<br />
deutlich höher. Schließlich<br />
möchte man <strong>nicht</strong> nur über Stückzahlen<br />
verdienen, sondern auch mit<br />
einer verbesserten Marge.<br />
Der Iveco Eurocargo – mit 6 bis<br />
19 t zulässigem Gesamtgewicht ein<br />
klassischer Mittelschwerer – zählt auf<br />
Deutschlands Straßen zu den vertrauten<br />
Erscheinungen. Immerhin reklamiert<br />
er rund 20 Prozent des Marktes<br />
für sich. Seit 1991 wird der Eurocargo<br />
angeboten, mittlerweile rollte er rund<br />
430 000-mal vom Band. Der Hersteller<br />
spricht von einem maßgeschneiderten<br />
Angebot und nennt immerhin<br />
11 584 Kombinationsmöglichkei-<br />
ten. <strong>Die</strong> sind auch gefragt, schließlich<br />
tummeln sich die Eurocargos im<br />
Nah- und Verteilerverkehr, am Bau,<br />
bei Kommunen oder Versorgungsunternehmen.<br />
Gleichbleibende Struktur<br />
Im Fokus der Modellpflege stand eindeutig<br />
das Fahrerhaus. Wobei der<br />
Rohbau unangetastet blieb, jedoch<br />
der Innenraum erfuhr eine gründliche<br />
Renovierung. Ansehnlich und<br />
wertig <strong>ist</strong> das aus dem Stralis entlehnte<br />
Armaturenbrett, das mit großen<br />
und gut platzierten Schaltern<br />
glänzt. Kritik verdienen weder die<br />
Formen noch die verwendeten Kunststoffe,<br />
<strong>nicht</strong>s wirkt billig und <strong>nicht</strong>s<br />
riecht unangenehm nach Lösungsmitteln.<br />
Qualität bekommt auch der<br />
sensible Fahrerrücken zu spüren –<br />
man sitzt wirklich hervorragend und<br />
gesichert. Denn der fein anliegende<br />
Drei-Punkt-Gurt sitzt am Stuhl und<br />
findet dann gerne Verwendung. Fährt<br />
man ohne, stört der penetrante Warnton<br />
nachhaltig.<br />
Mit drei Kabinenlängen wird der<br />
neue Italiener den me<strong>ist</strong>en Einsatzfällen<br />
gerecht. <strong>Die</strong> kurze Tageskabine<br />
bestreitet das Volumengeschäft.<br />
Als Dreisitzer wirkt sie ansehnlich,<br />
aufgeräumt und ordentlich möbliert.<br />
Das lange Fahrerhaus bietet neben<br />
zwei guten Sitzen auch zwei Liegen<br />
48 mikado 12.2008
Mobil<br />
für die Ruhepausen plus das nötige<br />
Equipment für die Langstrecke. Ganze<br />
Teams sind in der Doppelkabine<br />
unterwegs zum Einsatzort – diese<br />
Variante wird gerne von Kommunen<br />
oder für Bautrupps genommen.<br />
Drehfreudige Natur<br />
Auf der Straße zeigt sich der Eurocargo<br />
als wendiger Geselle. Er folgt der<br />
zielgenauen Lenkung flink und hält<br />
sauber die Spur. Blattgefedert verbessert<br />
die Ladung den Federungskomfort,<br />
die Vierpunktfederung des<br />
Fahrerhauses hält dem Fahrpersonal<br />
durchkommende Fahrbahnschläge<br />
weitgehend vom Leibe. Auf Wunsch<br />
gibt es für sensibles Ladegut Luftfederungssysteme<br />
für die Hinterachse,<br />
die schweren 18-Tonner sogar<br />
als vollluftgefederte Varianten.<br />
Beim Antrieb propagiert Iveco Euro<br />
5-Motoren, die mit SCR-Katalysatoren<br />
auf die geforderte Abgasqualität<br />
gebracht werden.<br />
Drehzahl statt Drehmoment heißt<br />
es im Alltag, wobei die Iveco-Motoren<br />
(von 140 bis 299 PS zu haben)<br />
durchweg gut am Gas hängen und<br />
mit kultivierten Laufeigenschaften<br />
glänzen. <strong>Die</strong> Getriebe kommen jetzt<br />
alle von ZF und das beste Stück der<br />
Friedrichshafener schaltet automatisch.<br />
Es heißt Eurotronic, hat sechs<br />
Gänge und wird optional zu einem<br />
Mehrpreis von rund 3000 Euro angeboten.<br />
Der Iveco-Vertrieb spricht von<br />
einem moderaten Aufpreis, der aber<br />
jeden Cent wert <strong>ist</strong>. Denn das Getriebe<br />
schaltet weich und sauber – und<br />
schont <strong>nicht</strong> zuletzt die Kupplung,<br />
der im Nahverkehr sonst <strong>nicht</strong>s geschenkt<br />
wird.<br />
EBS für die Schweren<br />
Auch die Bremsanlage profitiert von<br />
der Überarbeitung, was zumindest für<br />
Eurocargos größer gleich 12 t gilt.<br />
Dort verzögert eine moderne EBS-<br />
Bremse mit Scheibenbremsen rundum,<br />
die mit dem empfehlenswerten<br />
Schleuder- und Kippschutz ESP getoppt<br />
werden kann. Für die kleinen<br />
7,5-Tonner (bis hin zum Zehntonner)<br />
bleibt es bei althergebrachten<br />
hydraulischen Scheibenbremsen,<br />
▸ Fahrerhaus<br />
mit hochwertigen<br />
Sitzen,<br />
verstellbarem<br />
Lenkrad<br />
und einfachem<br />
Durchstieg<br />
zur Seite<br />
die luftunterstützt arbeiten. Damit<br />
bleibt aber die Anhängelast des Achttonners<br />
auf 3,5 t begrenzt.<br />
Nach wie vor punktet der Eurocargo<br />
mit seiner günstigen Nutzlastbilanz,<br />
die ihm auch heute noch eigen<br />
<strong>ist</strong>. Nur die Adblue-Anlage mit<br />
Katalysator und Tank erhöht das Eigengewicht<br />
um etwa 100 kg. Dafür<br />
kann der Italiener mit Bestwerten<br />
bei den Wartungsintervallen glän-<br />
Iveco Eurocargo 8 E 18<br />
zen. Nur alle 80 000 Kilometer in die<br />
Werkstatt – welcher Hersteller bietet<br />
in diesem Punkt mehr? Zum Jahresende<br />
hin soll der hoch geländegängige<br />
Eurocargo 4 x 4 die mittelschwere<br />
Riege verstärken. <strong>Die</strong> Ambitionen der<br />
Iveco-Vertriebsverantwortlichen sind<br />
groß und die Chancen stehen <strong>nicht</strong><br />
schlecht – zumindest im Eurocargo-<br />
Segment möchten sie die erste Geige<br />
spielen.<br />
▪<br />
Motor<br />
Vierzylinder-<strong>Die</strong>sel, Common-Rail-Direkteinspritzung, 4 Ventile pro Zylinder,<br />
VGT-Abgasturbolader, Ladeluftkühlung, abgasarm nach Euro 5 mit SCR-Kat.<br />
Hubraum<br />
3900 cm³<br />
Nennle<strong>ist</strong>ung 134 kW/182 PS bei 2280–2700 U/min<br />
Max. Drehmoment 610 Nm bei 1250–2280 U/min<br />
Kraftübertragung<br />
Einscheiben-Trockenkupplung, synchronisiertes ZF-Sechsganggetriebe.<br />
Fahrwerk<br />
Starre Vorderachse an Einblattfedern, Teleskopstoßdämpfer, Stabilisator.<br />
Hinterachse: Hypoidachse, (optionale) Luftfederung, Teleskopstoßdämpfer,<br />
Stabilisator.<br />
Bereifung: 215/75 R17,5 C.<br />
Bremsen<br />
Hydraulische Zweikreisbremse mit pneumatischer Servounterstützung,<br />
ABS, elektronische Bremskraftverteilung; innenbelüftete Scheibenbremsen<br />
vorn und hinten.<br />
Maße und Gewichte<br />
Länge, Breite, Höhe 6800 x 2310 x 2598 mm<br />
Radstand<br />
3330 mm<br />
Leergewicht 4350 kg<br />
Nutzlast<br />
ca. 3150 kg<br />
zul. Gesamtgewicht 7500 kg<br />
Kraftstofftank 115 Liter<br />
Adbluetank 25 Liter<br />
Anhängelast 3500 kg<br />
www.mikado-online.de 49
Mobil<br />
Doppelkabine<br />
<strong>Die</strong> heimlichen Multitalente<br />
Bei Zimmerern stehen Doppelkabinen hoch im Kurs, sie schaffen Material, Geräte<br />
und ein komplettes Team zum Einsatzort. Mit Mercedes Vario 818 D Doka, VW T5 4Motion<br />
HD und Mercedes Sprinter 313 CDI Mixto testet mikado drei ganz verschiedene Modelle.<br />
Doppelkabiner machen wenig<br />
Aufheben um sich, ganz im Gegensatz<br />
zu den neumodischen Pickups,<br />
die gerne mit Chromschmuck<br />
und verwegenem Outfit prahlen.<br />
Der alltägliche Einsatz wird klaglos<br />
weggesteckt, auch wenn die Behandlung<br />
<strong>nicht</strong> immer fein <strong>ist</strong>. Allmorgendlich<br />
geht es mit voll besetzter<br />
Kabine und im Heck schwer beladen<br />
zur Baustelle. <strong>Die</strong> Mannschaft<br />
fährt mit, das macht diese Fahrzeuggattung<br />
so wertvoll. <strong>Die</strong> Beladung <strong>ist</strong><br />
einfach, me<strong>ist</strong> wuchtet ein Radlader<br />
oder Stapler die schwere Fracht aufs<br />
oder ins Heck. Vor Ort dient die Doppelkabine<br />
auch gerne als Pausenhütte,<br />
dazu gehört eine Standheizung für<br />
kältere Tage.<br />
Mit der obligatorischen Anhängerkupplung<br />
lassen sich die Transporttalente<br />
der Doppeltbegabten weiter<br />
steigern. Vor der Kaufentscheidung<br />
lohnt sich ein Blick auf den technischen<br />
Steckbrief. Denn Doppelkabi-<br />
ne <strong>ist</strong> <strong>nicht</strong> gleich Doppelkabine. Eine<br />
klare Einsatzdefinition <strong>ist</strong> der erste<br />
Schritt zu einer effizienten Wahl.<br />
<strong>Die</strong> benötigte Nutzlast, die Art der<br />
Ladung, der Raum fürs Team und die<br />
bevorzugten Einsatzreviere schränken<br />
die Wahl bereits ein. mikado stellt<br />
hier drei Fahrzeugkonzepte zweier<br />
Anbieter vor, die sich einem praxisnahen<br />
Test unterziehen mussten. .<br />
VW zeigt beim Bestseller T5 regelrechte<br />
Offroad-Ambitionen – genügt<br />
der werksseitige 4Motion-Antrieb<br />
<strong>nicht</strong>, kann mit einem Heavy-Duty-<br />
Paket der VW-Business-Unit-Spezialfahrzeuge<br />
nachgeholfen werden,<br />
das gemeinsam mit dem Geländespezial<strong>ist</strong>en<br />
Seikel entwickelt wurde.<br />
Nach der Offroad-Kur rollt der T5<br />
auf groben Wrangler-Pneus des Lieferanten<br />
Goodyear und steht runde<br />
30 Millimeter höher in den Federn.<br />
<strong>Die</strong> freilich <strong>nicht</strong> mehr dem Serienstandard<br />
entsprechen – sie stammen<br />
wie die Gasdruckdämpfer aus<br />
50 mikado 12.2008
Mobil<br />
der Seikel-Entwicklung und befähigen<br />
den T5 zu mehr Bodenfreiheit<br />
und Wattiefe.<br />
Anfahrschwache Fünfzylinder<br />
Auf Forstwegen und Schlaglochp<strong>ist</strong>en<br />
<strong>ist</strong> der Seikel-VW in seinem<br />
Element, die er mit forcierter Fahrt<br />
gelassen me<strong>ist</strong>ert. Seine narrensicheren<br />
Fahreigenschaften lassen keine<br />
Wünsche offen. Er <strong>ist</strong> kräftig motorisiert,<br />
mit 130 und erst recht mit<br />
174 PS legt der Gelände-Doppelkabiner<br />
Souveränität an den Tag. Nur<br />
die Anfahrschwäche stört, wo der<br />
fünftöpfige Pumpe-Düse-<strong>Die</strong>sel erst<br />
mal tief Luft holt, dann aber mit Vehemenz<br />
beschleunigt. <strong>Die</strong> Tage des<br />
VW-Fünfzylinders scheinen ohnehin<br />
gezählt. Auch im Transporter zieht<br />
demnächst eine neue Motorengeneration<br />
mit Common-Rail-Einspritztechnik<br />
ein.<br />
Das verstärkte Fahrwerk zeigt trotz<br />
hochbelastbarer Federn und Dämpfer<br />
enormes Schluckvermögen. Zur<br />
gehobenen Komfortnote passen die<br />
ausgezeichneten Sitze, die es leider<br />
nur für Fahrer und Beifahrer gibt.<br />
Für die Mitfahrer hinten stehen die<br />
Lehnen merkwürdig steil, für Langbeiner<br />
reichen die Sitzpolster kaum<br />
aus. Auf den billigen Plätzen wird<br />
gespart: im Fond gibt es weder Kurbel-<br />
noch Schiebefenster. Als praktisch<br />
erwe<strong>ist</strong> sich der tiefe Staukasten<br />
unter der Rücksitzbank – der richtige<br />
Platz für teures Werkzeug, das dort<br />
blicksicher verwahrt <strong>ist</strong>.<br />
Kosten und Nutzen<br />
In Sachen Ladefläche steckt der VW-<br />
Doppelkabiner jeden Pickup in die<br />
Tasche – mit 4,2 m² auf seiner Alupritsche<br />
und verschließbaren Staukästen<br />
am Rahmen wird er dem<br />
Namen Transporter gerecht. Der Innenraum<br />
<strong>ist</strong> pflegeleicht, doch sauber<br />
verarbeitet. In der Nutzlast bleibt er<br />
bescheiden, mehr als 900 kg darf er<br />
im Straßenbetrieb <strong>nicht</strong> schultern.<br />
Fazit: Wer einen Doppelkabiner<br />
der Dreitonnen-Klasse sucht, findet<br />
ihn auch anderswo. Wer aber bei<br />
Wind und Wetter ins Gelände muss,<br />
kommt am hochgerüsteten Offroad-<br />
VW <strong>nicht</strong> vorbei. Der kommt dort<br />
weit und patzt <strong>nicht</strong> auf der Straße<br />
– seine Fahreigenschaften sind souverän.<br />
An der Tankstelle bleibt er<br />
bescheiden – der Kraftstoffzuschlag<br />
für die Allradtechnik fällt überschaubar<br />
aus.<br />
◂ Nicht nur auf<br />
der Straße <strong>ist</strong> er<br />
ein Ass – der<br />
Schnellfrachter<br />
Sprinter Mixto<br />
macht seinem<br />
Namen alle Ehre<br />
www.mikado-online.de 51
Mobil<br />
Technische Daten<br />
Mercedes-Benz Sprinter 313 CDI Mixto<br />
Motor:<br />
Vierzylinder-<strong>Die</strong>sel OM 646 DE22LA,<br />
zwe<strong>ist</strong>ufige Turboaufladung,<br />
Ladeluftkühlung, Common-Rail-Direkteinspritzung,<br />
vier Ventile pro Zylinder,<br />
obenliegende Nockenwelle, abgasarm<br />
nach Euro 4 mit Abgasrückführung und<br />
<strong>Die</strong>selpartikelfilter.<br />
Hubraum: 2148 cm³<br />
Le<strong>ist</strong>ung: 95 kW/129 PS bei 3800 U/min<br />
Maximales Drehmoment:<br />
305 Nm bei 1200–2400 U/min<br />
Kraftübertragung:<br />
Hinterradantrieb, Sechsgang-Schaltgetriebe<br />
MB NSG 400-6, Übersetzungen 5,45<br />
– 0,78, Hinterachse i = 3,92<br />
Fahrwerk:<br />
Vorderachse mit Einzelradaufhängung an<br />
Dämpferbeinen und GfK-Querblattfeder,<br />
Stabilisator. Starre Hinterachse, an Parabelfedern<br />
geführt, Stabilisator. Bereifung<br />
235/65 R 16 C.<br />
Bremsanlage:<br />
Hydraulische Zweikreisbremse, Scheibenbremsen<br />
an beiden Achsen, ABS, ASR,<br />
ESP, BAS.<br />
Maße und Gewichte:<br />
Länge, Breite, Höhe:<br />
6945 x 1993 x 2725 mm<br />
Radstand: 4325 mm<br />
Wendekreis: 15 600 mm<br />
Ladelänge: 3980 mm<br />
Leergewicht Testwagen: 2580 kg<br />
Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg<br />
Mercedes-Benz Vario Doka 818 D<br />
Motor:<br />
Vierzylinder-<strong>Die</strong>sel, drei Ventile pro<br />
Zylinder, PLD-Direkteinspritzung,<br />
Abgasturbolader, Ladeluftkühlung,<br />
abgasarm nach Euro 4 mit SCR-Kat.<br />
Hubraum: 4249 cm³<br />
Nennle<strong>ist</strong>ung:<br />
130 kW/177 PS bei 2000 U/min<br />
Maximales Drehmoment:<br />
675 Nm bei 1200–1600 U/min<br />
Kraftübertragung:<br />
Einscheibenkupplung, synchronisiertes<br />
Sechsganggetriebe G56-6,<br />
Hypoidachse; Übersetzung i = 3,63.<br />
Fahrwerk:<br />
Vorderachse: Starrachse VL1 mit<br />
2-Blattparabelfedern, Stabilisator.<br />
Hinterachse: Starrachse HL2,<br />
2-Blattparabelfedern mit Stützblattfeder.<br />
Bereifung 205/75 R17,5 C.<br />
Bremsen:<br />
Hydraulische Zweikreisbremse mit<br />
Druckluft-Bremskraftverstärker,<br />
Scheibenbremsen rundum; ABS,<br />
Motorbremse.<br />
Maße und Gewichte:<br />
Länge, Breite, Höhe:<br />
7175 x 2500 x 2400 mm<br />
Radstand: 4250 mm<br />
Wendekreis: 15 000 mm<br />
Leergewicht: 3900 kg<br />
zul. Gesamtgewicht: 7500 kg<br />
Kraftstofftank: 90 l<br />
VW T5 Doka 2,5 TDI<br />
Motor:<br />
Fünfzylinder-<strong>Die</strong>sel, Pumpe-Düse-Direkteinspritzung,<br />
Abgasturbolader, Ladeluftkühlung,<br />
abgasarm nach Euro 4.<br />
Hubraum: 2460 cm³<br />
Nennle<strong>ist</strong>ung:<br />
128 kW/174 PS bei 3500 U/min<br />
Maximales Drehmoment:<br />
400 Nm bei 2000–2300 U/min<br />
Kraftübertragung:<br />
Allrad-Antrieb mit Haldex-Lamellenkupplung,<br />
6-Gang-Schaltgetriebe mit<br />
reduzierter Übersetzung (1. und 2. Gang<br />
– 18 %, 3. bis 6. Gang – 10 %).<br />
Fahrwerk:<br />
Vorderachse: McPherson-Einzelradaufhängung,<br />
Hinterachse: Schräglenker-<br />
Radführung, Heavy-Duty-Federn und<br />
Stoßdämpfer, Höherlegung um 30 mm,<br />
Scheibenbremsen an beiden Achsen,<br />
ABS, ASR, Elektrische Differenzialsperre<br />
EDS, Differenzialsperre an der Hinterachse<br />
optional; Allterrain-Bereifung 235/ 70<br />
R 16 AT.<br />
Geländeeigenschaften:<br />
Bodenfreiheit: 238 mm<br />
Wattiefe: 373 mm<br />
Böschungswinkel vorn/hinten:<br />
26/20 Grad<br />
Rampenwinkel: 20 Grad<br />
Steigfähigkeit: 36 Grad<br />
52 mikado 12.2008
Mobil<br />
Mercedes Sprinter 313 CDI Mixto<br />
Der Sprinter mit Doppelkabine kombiniert<br />
viel Platz für die Ladung mit<br />
Langstreckenkomfort für seine Mitfahrer.<br />
Wohl deshalb sieht man sie<br />
in den Niederlanden überall. Transporter<br />
mit ordentlichen Fahrgastsitzen<br />
werden dort steuerlich begünstigt,<br />
nebenbei lassen sie sich auch<br />
für private Zwecke einspannen. Sie<br />
genießen mit Lkw-Zulassung Steuerprivilegien,<br />
das könnte auch hierzulande<br />
ihre Attraktivität heben. Ob<br />
es dann der Sprinter Mixto in seinen<br />
Ausmaßen sein muss, darf dahingestellt<br />
bleiben. Denn mit knapp sieben<br />
Metern Länge, die den Sprinter auf<br />
Lkw-Maß bringen, <strong>ist</strong> man im knappen<br />
Verkehrsraum am Limit.<br />
Der Sprinter-Fahrer und seine<br />
vierköpfige Mannschaft genießen<br />
den Komfort eines Minibusses – volle<br />
Punktzahl. Abstriche werden weder<br />
in der ersten Sitzreihe noch im<br />
Fond gemacht. <strong>Die</strong> körpergerecht geformte<br />
Sitzbank hinten misst 1,60 m<br />
Breite, mehr Sitz-Platz bietet kein<br />
Superluxus-Reisebus. <strong>Die</strong> Mixto-Besatzung<br />
genießt die Bequemlichkeit<br />
ohne Halbheiten und reckt auch nach<br />
langen Fahrten den Daumen nach<br />
oben. Nichts fehlt – weder eine le<strong>ist</strong>ungsfähige<br />
Klimaanlage noch die<br />
angenehme Geräuschkulisse.<br />
Wer mit einem teilverglasten Mixto<br />
liebäugelt, sollte wissen, was er<br />
braucht. Allerdings braucht er seine<br />
Länge, um <strong>genug</strong> Platz für Transportgut<br />
und Mannschaftskabine zu<br />
▸ Sprinter-Cockpit<br />
mit perfekter<br />
Ergonomie – die<br />
Lenksäulenverstellung<br />
kostet<br />
allerdings extra<br />
haben. Ob es allerdings ein Hochdach,<br />
das mittelhohe oder gleich das<br />
Höchstmaß sein muss, gilt es zu entscheiden.<br />
Beladen wird übers Heckportal, die<br />
1,30 m breite Schiebetür dient ausschließlich<br />
den Mitfahrern. Bei der<br />
Ladelänge und beim Volumen wird<br />
<strong>nicht</strong> geknausert, der längste Mixto-<br />
Sprinter hat fast vier Meter Ladelänge<br />
und packt etwa 7,5 m³. <strong>Die</strong> rechnerische<br />
Nutzlast des 3,5-Tonners beträgt<br />
knapp 1 t.<br />
Technisch reichen die Achslasten<br />
(4050 kg) auch für eine ungleichmäßige<br />
Ausladung. Mit Anhängerkupplung,<br />
ein Muss für Handwerker, <strong>ist</strong><br />
man aller Gewichtsprobleme ledig.<br />
Am Haken packt der Sprinter bis zu<br />
drei Tonnen Anhängelast, die er auch<br />
locker wegzieht.<br />
Denn der Sprinter versteht sich<br />
<strong>nicht</strong> nur aufs Laden, sein Name <strong>ist</strong><br />
Programm. Mit 129 PS zählt der 3,5-<br />
Tonner zur flinken Truppe, es muss<br />
<strong>nicht</strong> immer die Topmotorisierung<br />
sein. Zumal der mittelstarke CDI-<br />
Vierzylinder schon aus dem Leerlauf<br />
kräftig antritt. Bei 800 Umdrehungen<br />
liefert der kleine 2,2-Liter-<strong>Die</strong>sel mit<br />
250 Nm verwertbare Kräfte, sagenhaft<br />
das breite Drehmomentplateau<br />
von 1200 bis 2400 Umdrehungen.<br />
Der mit zwei in Reihe geschalteten<br />
Turboladern unter Druck gesetzte<br />
CDI wuchtet dann seine 305 Nm<br />
auf die Kurbelwelle. Damit werden<br />
hohe Drehzahlen nur zum Schnellfahren<br />
auf Autobahnen nötig – auf<br />
das sich der hohe Sprinter ausgezeichnet<br />
versteht. Auch wenn er die<br />
versprochenen 154 km/h laut Fahr-<br />
<br />
www.mikado-online.de 53
Mobil<br />
◂ Zwischen<br />
Lkw und<br />
Transporter bildet<br />
der Mercedes<br />
Vario mit 10 m²<br />
Ladefläche<br />
seine eigene<br />
Klasse<br />
▸ Flaches<br />
Armaturenbrett,<br />
ebener<br />
Boden, mittig die<br />
Motork<strong>ist</strong>e<br />
zeugschein <strong>nicht</strong> erreicht, 149 km/h<br />
sind für ein Fahrzeug dieses Formats<br />
auch <strong>nicht</strong> schlecht. Für Tempo<br />
100 reichen knapp 2300 Umdrehungen,<br />
die lange Übersetzung senkt die<br />
Drehzahlen und das Geräuschniveau<br />
auf Pkw-Lautstärke. Sonst klingt er<br />
metallisch hell, kernig, zuletzt auch<br />
laut. Durchschnittlich 11,39 l <strong>Die</strong>sel<br />
braucht der große und hohe 3,5-Tonner,<br />
wird er maßvoll gefahren. Auf<br />
schneller Autobahnhatz konsumiert<br />
er gerne bis zu vier Liter mehr, das<br />
können andere sparsamer.<br />
Hochwert-Technik im Detail<br />
Das Fahrwerk, eine einfache Konstruktion<br />
mit Querblattfeder an der<br />
Vorderachse und einer Starrachse<br />
mit Parabelfedern hinten, bietet Kritikern<br />
keine offene Flanke. Der Sprinter<br />
rollt sauber geradeaus, lenkt exakt<br />
ein und bleibt leer wie beladen<br />
auf der sicheren Seite. Dabei wird<br />
das wohlkomponierte Fahrverhalten<br />
<strong>nicht</strong> durch Härte erkauft – der Fahrkomfort<br />
<strong>ist</strong> omnibustauglich. Allzeit<br />
bereit präsentiert sich die Bremsanlage,<br />
die den schnellen Mixto jederzeit<br />
einbremst. <strong>Die</strong> Techniker versprechen<br />
40 m Bremsweg aus 100 km/h in den<br />
Stand, die auch einem Pkw zur Ehre<br />
gereichen. Treibt es der Fahrer zu<br />
bunt, wird er von seinem ESP-System<br />
(Serie) eingebremst.<br />
Wie gut der Sprinter auf den harten<br />
Verkehrsalltag vorbereitet <strong>ist</strong>,<br />
zeigt er mit vielen Details: <strong>Die</strong> großen<br />
Scheibenwischer tragen Waschdüsen<br />
an den Blättern, die Endlagen der Wischer<br />
werden beheizt. Das optionale<br />
Kurven- und Abbiegelicht leuchtet<br />
nachts die Kurven aus, Regen- und<br />
Lichtsensoren erleichtern die Arbeit.<br />
Gute Noten verdienen auch die großen<br />
Außenspiegel, die im Blickfeld<br />
beim Reversieren den rückwärtigen<br />
Abstand anzeigen. Ab Werk fixieren<br />
verschiedene Ladungssicherungssysteme<br />
die Ladung, dazu zählen serienmäßige<br />
Zurrösen und optionale<br />
Verzurreinrichtungen im Boden, an<br />
den Seitenwänden und unterhalb des<br />
Dachrahmens.<br />
Fazit: In seiner Klasse <strong>ist</strong> er der Primus,<br />
auch technisch setzt der Sprinter<br />
die Marken. Als Mixto mit Doppelkabine<br />
<strong>ist</strong> er Spitze, wenn er mit<br />
dem Bautrupp zum Einsatz eilt. Komfort<br />
und Kapazität sprechen für den<br />
großen Mercedes, sein hohes Maß an<br />
aktiver und passiver Sicherheit macht<br />
ihn zum Leuchtturm in der Branche.<br />
So finden Kritiker nur wenige Haare<br />
in der Suppe: die knappe Nutzlast,<br />
vielleicht auch den hohen Kraftstoffverbrauch,<br />
wenn es eilt.<br />
Der Größte im Revier<br />
Mercedes-Benz Vario 818 D Doka:<br />
Sein Grundkonzept reicht 30 Jahre<br />
zurück, ins nächste Modelljahr geht<br />
er mit 180 PS. Wie zeitgemäß <strong>ist</strong> der<br />
Evergreen heute noch? Obwohl sein<br />
▾ Riesiges<br />
Platzangebot im<br />
Fond und<br />
bequeme Sitze<br />
Produktionsende längst vorgezeichnet<br />
war, rollt er noch immer von<br />
den Bändern des ehemaligen IFA-<br />
Werks Ludwigsfelde. Seine Stückzahlen<br />
von einst erreicht er längst <strong>nicht</strong><br />
mehr, doch mit etwa 5300 Einheiten<br />
im letzten Jahr le<strong>ist</strong>et er noch immer<br />
seinen Beitrag zum wirtschaftlichen<br />
Erfolg des Konzerns. <strong>Die</strong> Entwicklung<br />
des Großtransporters reicht<br />
weit in die frühen Siebzigerjahre zurück.<br />
1986 gab es noch ein Facelift,<br />
danach beschränkten sich die<br />
optischen Updates auf homöopathische<br />
Dosen. Immerhin werkeln heute<br />
moderne Euro-4-Motoren unter der<br />
Stummelhaube.<br />
Wer unvoreingenommen den Vario<br />
besteigt, <strong>ist</strong> erstaunt über die Aktualität<br />
des Urgesteins. Kein Wettbewerber<br />
hat ein vergleichbares Platzan-<br />
54 mikado 12.2008
Mobil<br />
gebot zu bieten, Sprinter, Daily und<br />
andere Transporter im Kingsize-Format<br />
landen abgeschlagen im Mittelfeld.<br />
Auf den Vordersitzen herrschen<br />
großzügige Verhältnisse, die<br />
Rückbank dahinter hat locker Platz<br />
für vier bis fünf Mitfahrer. Schon<br />
beim Einsteigen reg<strong>ist</strong>riert: die Türen<br />
schließen mercedestypisch satt. Das<br />
glattflächige Armaturenbrett ohne<br />
Schnickschnack besticht bis heute<br />
mit geradliniger Bauhaus-Optik Aufs<br />
Wesentliche konzentrieren sich die<br />
Schalter, kein Motortunnel behindert<br />
den Durchstieg. Dafür ragt der Motor<br />
mitsamt seiner Abdeckung in die Kabine<br />
und versieht seinen <strong>Die</strong>nst gut<br />
hörbar nagelnd.<br />
Der 4,3-l-Vierzylinder aus dem<br />
Atego <strong>ist</strong> ein Raubein, der den 7,5-<br />
Tonner mit dem Nachdruck von 177<br />
PS antreibt, aber auf Manieren keine<br />
Rücksicht nimmt. Für die Einhaltung<br />
des Euro-4-Reinheitsgebots sorgt<br />
sich der SCR-Kat, etwas fummelig<br />
<strong>ist</strong> der Adblue-Nachschub in die kleine<br />
Tanköffnung unter der Frontklappe.<br />
Sein maximales Drehmoment von<br />
675 Nm we<strong>ist</strong> den Turbodiesel als<br />
modernen Nutzfahrzeugmotor aus,<br />
Drehzahlen jenseits der 2000-Marke<br />
werden kaum abgefordert.<br />
So ergibt sich eine schaltarme<br />
Fahrweise, die das sperrige Sechsganggetriebe<br />
nach Kräften fördert.<br />
<strong>Die</strong> Gänge müssen mit dem langen<br />
Schaltstock nachdrücklich sortiert<br />
werden – die Schaltwege wie einst<br />
▴ Starker Auftritt<br />
mit hohem<br />
Nutzwert: Mit<br />
seiner Alupritsche<br />
rollt der<br />
Heavy-Duty-<br />
VW auf grober<br />
Allterrain-<br />
Bereifung<br />
▸ In Sachen<br />
Ladefläche steckt<br />
die VW-Doka<br />
jeden Pickup in<br />
die Tasche<br />
zu Urzeiten und im Leerlauf klirrt<br />
der Knüppel.<br />
Jenseits der Spaßgesellschaft<br />
Auf der Straße und im Gelände überwiegen<br />
rustikale Impressionen. Leer<br />
schlägt, poltert und springt der Vario<br />
und gestaltet die Ausfahrt kurzweilig.<br />
<strong>Die</strong> Zweiblattfedern an den beiden<br />
Starrachsen, wahrscheinlich sind sie<br />
unverwüstlich und unendlich überlastbar,<br />
knarzen und quietschen beim<br />
Einfedern mit Freude. Wird der Vario<br />
beladen, beruhigt sich die Hinterachse.<br />
Dann rollt der Vario gesittet und<br />
brav geradeaus, der lange Radstand<br />
machts möglich. Leichtgängig folgt<br />
der ostdeutsche Großtransporter seiner<br />
Lenkung, solange der Kurvenradius<br />
groß <strong>genug</strong> <strong>ist</strong>. Enge Innenhöhe<br />
und winkelige Straßen erfordern<br />
Umsicht und Rangierarbeit, die Vorderachse<br />
beschränkt sich auf einen<br />
bescheidenen Einschlag.<br />
Geht es um Ladung, spielt sich der<br />
Lkw im Transporterkleid in die erste<br />
Reihe vor. <strong>Die</strong> palettenbreite Saxas-Pritsche<br />
mit mehr als vier Metern<br />
Länge packt auch große und schwere<br />
Stücke. Zurückhaltung <strong>ist</strong> hier <strong>nicht</strong><br />
gefragt, mit beinahe 3600 kg Nutzlast<br />
<strong>ist</strong> der Vario ein Riese. Er darf auch<br />
einen ausgewachsenen Anhänger mit<br />
7,7 t Gesamtgewicht mitführen, den<br />
Bremsanschlüssen im Heck sei Dank.<br />
Dabei bremst der Vario noch mit Hydraulikbremse<br />
und Druckluftverstärkung,<br />
etwas antiquiert, aber wirksam.<br />
<strong>Die</strong> Scheibenbremsen an den Rädern<br />
packen kräftig zu, gelten aber als verschleißfreudig.<br />
Dafür gibt es serienmäßig<br />
die Motorbremse, die den Vario<br />
aber nur mäßig verzögert.<br />
Fazit: Wer wenig fährt und viel<br />
transportiert, findet im Vario den<br />
passenden Partner. <strong>Die</strong> geräumige<br />
Doppelkabine ersetzt den Kleinbus,<br />
hier finden sieben Personen ausreichend<br />
Platz. Zeitgemäße Komfortansprüche<br />
erfüllt der Vario freilich <strong>nicht</strong><br />
– der laute Motor spart die Stereoanlage<br />
und das poltrige Fahrwerk den<br />
Feierabendsport.<br />
Anstelle einer Klimaanlage gibt<br />
es noch Ausstellfenster und eine<br />
schwergängige Dachluke. <strong>Die</strong> harten<br />
Fakten halten dagegen: auf der<br />
Habenseite stehen Nutzlast, Ladevolumen,<br />
überzeugende Fahrle<strong>ist</strong>ungen<br />
und günstige Ersatzteile.<br />
Wolfgang Tschakert, Planegg ▪<br />
www.mikado-online.de 55
Architektur<br />
Österreich<br />
Wohnen zwischen Teich<br />
Schon einmal hatte sich der Bauherr für die Architektengruppe P3<br />
entschieden. <strong>Die</strong>smal wünschte er sich Luftveränderung:<br />
Sein neues Holzhaus sollte an einem ganz neuen Ort gebaut werden.<br />
56<br />
mikado 12.2008
Architektur<br />
und Berg<br />
<strong>Die</strong> Aussicht, dieser<br />
gigantische Blick auf den Wilden<br />
Kaiser, das war es, was die Bauherren<br />
an dem 800 m² großen Hanggrundstück<br />
in St. Johann am me<strong>ist</strong>en faszinierte.<br />
Den passenden Architekten<br />
für das Projekt hatten sie schon vor<br />
zehn Jahren kennengelernt. Damals<br />
hatte die Architektengruppe P3 für<br />
die beiden ein Einfamilienhaus im<br />
Nachbarort errichtet.<br />
Nun stand eine Veränderung an,<br />
ein neuer Wohnstil, ein neuer Wohnort,<br />
vielleicht auch eine neue Bauweise.<br />
„Holz oder massiv? Das haben<br />
die Bauherren anfänglich offengelassen“,<br />
erinnert sich Wilfried Filzer,<br />
einer der beiden Partner von P3. So<br />
habe er ihnen die Vorteile der Holzbauweise<br />
erklärt, habe über die kurze<br />
Bauzeit referiert, über das Wohnklima,<br />
die Möglichkeit der Vorfertigung<br />
und die präzisen Details. Dann habe<br />
er Angebote eingeholt zu beiden<br />
Alternativen, der Massiv- und der<br />
Holzbauweise. Sie fielen fast identisch<br />
aus – und damit war die Entscheidung<br />
für den Holzbau schon<br />
getroffen. <strong>Die</strong> Kosten und vor allem<br />
der gute Ruf des Anbieters Meiberger<br />
Holzbau in Lofer gaben den Ausschlag<br />
bei der Wahl der ausführenden<br />
Firma.<br />
◂ <strong>Die</strong> Solarkollektoren<br />
sind<br />
so im Gebäude<br />
integriert, dass sie<br />
die Architektur<br />
<strong>nicht</strong> beeinflussen<br />
Ganz aus einem Guss<br />
Den Grundriss beeinflussten die<br />
Hanglage, der Traum, den Arbeitsraum<br />
auf den Wilden Kaiser auszurichten,<br />
und darüber hinaus der<br />
Wunsch der Bauherren, im neuen<br />
Zuhause möglichst offen zu wohnen.<br />
Sie wollten den Lauf der Sonne<br />
im gesamten Haus und zu allen<br />
Tageszeiten erleben, und sie bestanden<br />
auf eine Freiflächengestaltung,<br />
die phantasiereicher war als die üblichen<br />
Vorgärten.<br />
<strong>Die</strong> Terrasse sollte geschützt sein,<br />
sodass sie auch bei Wind und Wetter<br />
noch einladend <strong>ist</strong>. <strong>Die</strong> Autos sollten<br />
unter einem überdachten Carport<br />
Platz finden, und ein Schwimmteich<br />
www.mikado-online.de 57
Architektur<br />
te mit bituminöser Dampfsperre kaschiert,<br />
auf der zwei Lagen mit je<br />
8 cm Wärmedämmung aufliegen. Es<br />
folgen die Gefälledämmung sowie<br />
eine zweilagige Abdichtungsebene,<br />
die mit 5 cm verfestigter Kiesschüttung<br />
bedeckt <strong>ist</strong>.<br />
sollte ebenfalls auf dem Gelände integriert<br />
werden. Dass das Haus aus<br />
Holz besteht, merkt man in keinem<br />
der Räume. Nicht nur die Außenfassaden,<br />
sondern auch die Innenwände<br />
sind weiß verputzt.<br />
Als Putzträger dienen Heraklithputzplatten.<br />
„<strong>Die</strong> verbauen wir ganz<br />
gerne auch innen, weil wir damit<br />
<strong>nicht</strong> nur eine putzfertige Oberfläche,<br />
sondern zusätzlich eine 5 cm<br />
dicke Installationsebene erhalten. In<br />
sie müssen die Leitungen nur noch<br />
eingefräst werden. Außerdem bringen<br />
wir damit Masse ins Haus, was<br />
wiederum die Wärmespeicherfähigkeit<br />
verbessert“, erzählt Filzer.<br />
Konstruktion aus KVH<br />
Hinter der 1,5 cm dick verputzten,<br />
5 cm dicken Putzträgerplatte sowie<br />
einer 1,5 cm OSB-Platte verbirgt sich<br />
die aus 6/20 cm dicken KVH-Ständern<br />
zusammengesetzte Holzriegelkonstruktion.<br />
<strong>Die</strong> Zwischenräume<br />
sind mit Steinwolle gedämmt. Außen<br />
<strong>ist</strong> dieses Holzskelett mit einer<br />
Lage aus 1,5 cm dicken mitteldichten<br />
Faserplatten und einer zweiten<br />
Lage aus 3,5 cm dicken Putzträgern<br />
beplankt und anschließend verputzt.<br />
Einige wenige Wandflächen sind mit<br />
27/93 mm Nut- und Feder-Schalung<br />
auf 3/6 cm Lattung bekleidet.<br />
<strong>Die</strong> Decken beruhen auf Kreuzlagenholzelementen,<br />
die unten mit<br />
Gipskartonplatten auf Konterlattung<br />
beplankt sind. Splittschüttung sowie<br />
eine Trittschalldämmschicht minimieren<br />
die Schallübertragung. Im<br />
Estrich verlegte Heizschlangen dienen<br />
als Fußbodenheizung.<br />
Der Aufbau des geneigten Daches<br />
basiert auf 14/24 cm Sparren mit dazwischen<br />
angeordneter Dämmung.<br />
Zur Rauminnenseite sind die Sparren<br />
mit 1,5 cm dicken OSB-Platten<br />
beplankt. Auf diesen montierten die<br />
Holzbauer 3 cm dicke Streuschalung<br />
als Unterkonstruktion für eine letzte<br />
Schicht aus 1,5 cm dicken Gipskartonplatten.<br />
Zur Dachaußenseite hin<br />
kaschieren 1,5 cm dicke mitteldichte<br />
Faserplatten die Sparren. Auf dieser<br />
Ebene liegen diffusionsoffene Unterspannbahnen.<br />
<strong>Die</strong> Hinterlüftungsebene<br />
setzt sich aus 5/8 cm dicken<br />
Latten zusammen. <strong>Die</strong> Dachhaut besteht<br />
aus zweilagigen Bitumenbahnen<br />
auf 2,4 cm Schalung und <strong>ist</strong> mit<br />
einer 5 cm dicken verfestigten Kiesschüttung<br />
kaschiert.<br />
Das Flachdach basiert auf 12,8 cm<br />
dicken Kreuzlagenholzelementen,<br />
die zur Rauminnenseite mit 3 cm<br />
Streuschalung beplankt und mit<br />
1,5 cm Gipskartonplatten bekleidet<br />
sind. Außen sind die Elemen-<br />
▴ <strong>Die</strong> Holzwände<br />
sind<br />
innen und außen<br />
verputzt<br />
▾ Im OG verlegten<br />
die Bauherren<br />
Holz, im EG liegen<br />
Schiefer<br />
und Keramik<br />
Sonne und Holz<br />
Soweit möglich, fertigten die Holzbauer<br />
den Rohbau im Betrieb vor.<br />
„Lediglich die inneren Putzträgerplatten<br />
mussten noch auf der Baustelle<br />
befestigt werden“, informiert<br />
Holztechniker Wolfgang Aigner. <strong>Die</strong><br />
fertigen Deckenelemente wurden<br />
just in time vor Ort angeliefert, sodass<br />
der Rohbau binnen vier Tagen<br />
regendicht war.<br />
Etwas mehr Zeit benötigte der Innenausbau<br />
und Haustechnik. Denn<br />
geheizt wird im Hause Bachler und<br />
Halbmayer mit der Sonne: Sonnenkollektoren<br />
speisen eine Warmwasser-Zentralheizung.<br />
Reicht das <strong>nicht</strong><br />
aus, füttert eine ökologisch vorbildliche<br />
Holzpelletsheizung noch mehr<br />
Energie zu. Chr<strong>ist</strong>ine Ryll, München ▪<br />
Dorfstetter/Meiberger Holzbau<br />
58<br />
mikado 12.2008
Architektur Dezember 2008<br />
Steckbrief<br />
Grundriss Obergeschoss<br />
Bad<br />
Schrankraum<br />
Grundriss Erdgeschoss<br />
Podest<br />
Zimmer<br />
Flur<br />
Schrankraum<br />
Arbeitszimmer<br />
Zimmer<br />
Schrankraum<br />
Zimmer<br />
Bauvorhaben:<br />
EFH in St. Johann (A)<br />
Bauweise:<br />
Holzriegelkonstruktion<br />
Baujahr:<br />
2006<br />
Bauzeit:<br />
Mai 2006 bis November 2006<br />
Baukosten:<br />
ca. 500 000 Euro netto<br />
Wohnfläche:<br />
190 m²<br />
Umbauter Raum:<br />
1250 m³<br />
Bauherr:<br />
Peter Roman Bachler und Gerda<br />
Halbmayer, St. Johann (Tirol)<br />
Architekt:<br />
Architektengruppe P3<br />
A-6380 St. Johann (Tirol)<br />
www.architektengruppe-p3.at<br />
Statik:<br />
Meiberger Holzbau<br />
A-5090 Lofer<br />
Holzbauer:<br />
Meiberger Holzbau<br />
A-5090 Lofer<br />
www.holzbau-meiberger.at<br />
Podest<br />
<strong>Die</strong>le<br />
Arbeit<br />
Gard.<br />
Kochen<br />
Du. WC<br />
Vorr.<br />
Essen<br />
Schnitt durch das Gebäude<br />
Wohnen<br />
Arbeitszimmer<br />
Bücherregal<br />
Wohnen<br />
Technik<br />
www.mikado-online.de 59
Architektur Dezember 2008<br />
Detail Dachaufbau Pultdach<br />
Dachaufbau<br />
5,0 cm Kies verfestigt<br />
1,0 cm Bit. Abdichtung 2-lagig<br />
2,4 cm Schalung<br />
8 cm Holzlattung 5/8 cm – Luftraum<br />
Diffusionsoffene Unterspannbahn<br />
Elementkonstruktion<br />
1,5 cm DHF-Platte<br />
24 cm Sparren 14/24 cm mit dazwischen liegender Wärmedämmung<br />
1,5 cm OSB-Platte<br />
3,0 cm Streuschalung als UK für Gipskartonplatten<br />
1,5 cm Gipskartonplatte GKB 15 mm<br />
Detail Dachaufbau Flachdach und Wandaufbau<br />
Dachaufbau<br />
5,0 cm Kies verfestigt<br />
1,0 cm Abdichtung 2-lagig<br />
Gefälledämmung<br />
16,0 cm Wärmedämmung 3 x 8 cm<br />
Bit. Dampfsperre<br />
Voranstrich<br />
12,8 cm KLH Decke 128 mm<br />
3,0 cm Streuschalung 30 mm<br />
1,5 cm GKF-Platte 15 mm<br />
Wandaufbau<br />
2,7 cm Schalung 27/93 mm Nut und Feder<br />
6,0 cm Lattung 3/6 cm<br />
1,5 cm DHF-Platte<br />
20,0 cm Riegelwandkonstruktion:<br />
Fichte NSi-KVH 60/200 mit dazw. lieg. WD<br />
1,5 cm OSB-Platte<br />
5,0 cm Putzplatte<br />
1,5 cm Innenputz<br />
60<br />
mikado 12.2008
Produkte<br />
Dämmstoffplatte<br />
Nicht nur nützlich, sondern auch schön<br />
▴ Holzwolleplatten können sichtbar hinter Glas sitzen<br />
<strong>Die</strong> Holzwolle-Mehrschichtplatte Tektalan<br />
von Knauf Insulation kommt immer<br />
häufiger als „Design-Element“ zum<br />
Einsatz – sowohl bei der Innenraum- als<br />
auch bei der Fassadengestaltung. In einem<br />
Innsbrucker Stadtteilzentrum beispielsweise<br />
sitzen die Fassaden-Dämmplatten<br />
sichtbar hinter Glas und setzten<br />
so einen ungewöhnlichen Akzent.<br />
Knauf Insulation GmbH & Co. KG<br />
D-84359 Simbach a. Inn<br />
Telefon 0 85 71/40-0<br />
www.knaufinsulation.de<br />
<br />
Legetische<br />
ab 15.800 €<br />
www.randek-bautech.com<br />
Ortgangziegel<br />
Flach, sehr flach<br />
Eine neue Lösung für den Ortgang hat Braas entwickelt:<br />
Anstelle klassischer Ortgangziegel können nun<br />
normale Flächenziegel verwendet werden. Mit 130 mm<br />
Abdeckhöhe wird die Konstruktion bei hohen Dachaufbauten<br />
besser geschützt. Eine Ortgang-Verblechung <strong>ist</strong> <strong>nicht</strong> erforderlich,<br />
wodurch das Erscheinungsbild der Dachfläche insgesamt<br />
einheitlicher und ruhiger wird.<br />
Monier GmbH ı D-61440 Oberursel ı Telefon 0 61 71/6 10 14<br />
www.braas.de ı www.monier-dachsysteme.de<br />
▴ <strong>Die</strong> 130 mm<br />
Überdeckung sind<br />
ideal für Aufdachdämmungen<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Planungssoftware<br />
Viele Extras in neuem eXtra<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Eine neue Version seiner Planungssoftware<br />
hat Sema auf den Markt gebracht:<br />
die 10.5 eXtra. Neu sind dabei<br />
umfassende Bibliotheken traditioneller<br />
Holzverbindungen, beispielsweise<br />
beidseitige Versätze, Firstblätter und<br />
-zapfen, Brustzapfen, Gehrungszapfen<br />
und verdeckte Blätter. Daneben stehen<br />
viele neue Funktionen für eine schnellere<br />
Planung von Holzhäusern mittels<br />
Vermaßungsautomatiken zur Verfügung,<br />
ebenso für die Massivholzbearbeitung.<br />
SEMA GmbH ı D-87499 Wildpoldsried<br />
Telefon 0 83 04/9 39-0<br />
www.sema-soft.de<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
www.mikado-online.de 61
Produkte<br />
Akku-Bohrschrauber<br />
Ein Gerät für tiefe Fälle<br />
▴ Lithium-Ionen-Akkus ermöglichen eine lange Laufle<strong>ist</strong>ung<br />
Mit den neuen 14,4 und 18 VE-2 LI Akku-Bohr- und Schlagbohrschraubern<br />
hat Bosch neue Geräte auf den Markt gebracht,<br />
die sich laut Aussage des Herstellers durch eine<br />
ungewöhnlich hohe Robustheit und Motordurchzugskraft<br />
auszeichnen. <strong>Die</strong> Heavy-Duty-Geräte besitzen für die unterschiedlichsten<br />
Arbeiten im Innen- und Außenbereich<br />
eine hohe Le<strong>ist</strong>ungsstärke. Ihr idealer Anwendungsbereich<br />
sind Bohrungen und Verschraubungen größeren und mittleren<br />
Durchmessers. Ein elektronischer Schutzmechanismus<br />
schaltet die Motoren bei Blockierung automatisch ab, verhindert<br />
dadurch ein Abbrennen und garantiert eine lange<br />
Lebensdauer. Das Dura-Shield-Gehäuse <strong>ist</strong> nach Angaben<br />
von Bosch so widerstandsfähig, dass die Maschinen auch<br />
nach einem Fall aus 2 m Höhe auf Beton noch voll funktionsfähig<br />
sind. <strong>Die</strong> Lithium-Ionen-Technologie ermöglicht<br />
eine lange Akku-Laufle<strong>ist</strong>ung und die Elektronik schützt sie<br />
vor Überlastung, Überhitzung und Tiefentladung.<br />
Robert Bosch GmbH<br />
D-70711 Leinfelden-Echterdingen<br />
Telefon 07 11/7 58-0<br />
www.bosch-pt.com<br />
Entfernungsmesser<br />
60 Meter leicht<br />
Der Laser-Entfernungsmesser LM60 misst<br />
Längen von 0,05 bis 60 m. Er bietet neben<br />
Flächen- und Volumenberechnungen eine<br />
Reihe weiterer Funktionen, die das Maßnehmen<br />
erleichtern. Der Speicher fasst<br />
bis zu zehn Messwerte. Mit einem Gewicht<br />
von nur 120 g <strong>ist</strong> das Gerät sehr<br />
leicht. Das Gehäuse <strong>ist</strong> schmutz- und<br />
spritzwassergeschützt und mit Softgrip-Flächen<br />
auch sicher vor Schlägen,<br />
Stößen und Stürzen. Ein dreizeiliges beleuchtetes<br />
Display sorgt auf der Baustelle auch in schlecht<br />
ausgeleuchteten Räumen für gute Lesbarkeit.<br />
AEG & Milwaukee ı Elektrowerkzeuge GmbH<br />
D-40724 Hilden ı Telefon 0 21 03/96 01 57<br />
www.aeg-pt.de ı www.milwaukeetool.de<br />
Korpuszwinge<br />
Hochspannung schwenkt aus<br />
<strong>Die</strong> neue Korpuszwingen-Familie Revo hat mit 7000 N<br />
rund 30 % mehr Spannkraft als ihre Vorgänger. Ebenfalls<br />
um 30 % größer <strong>ist</strong> die Spannfläche. Neu entwickelte<br />
Kappen und Auflagen schützen das Werkstück.<br />
<strong>Die</strong> Längen reichen von 1,0 bis 2,5 m. Der Kopf lässt sich<br />
per Knopfdruck stufenlos verschieben. Das Aufschieben<br />
des Schwenkadapters KR-AS<br />
ermöglicht Spannanforderungen<br />
auch außerhalb des<br />
90°-Bereichs.<br />
BESSEY Tool GmbH & Co. KG<br />
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mikado 12.2008
Produkte<br />
Dunstrohr<br />
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▴ <strong>Die</strong> harten Rohr-Anschlüsse lassen sich<br />
druckvoll und dauerhaft luftdicht verkleben<br />
Ein zur Energieeinsparverordnung (EnEV)<br />
konformes Dunstrohrsystem hat Koramic<br />
entwickelt. Es besteht aus handelsüblichen<br />
Hochtemperatur-Rohren, die eine flexible<br />
Fortführung im Inneren des Gebäudes<br />
ermöglichen. Das Dunstrohr durchdringt<br />
die Dachkonstruktion auf kürzestem Weg<br />
senkrecht zur Dachfläche. Für den geradlinigen<br />
Durchgang reicht in der Regel ein<br />
Fahrzeuganhänger<br />
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50 cm langes Rohrstück. Eine zur Dachkonstruktion<br />
hin luftdichte Montage <strong>ist</strong><br />
laut Hersteller einfach auszuführen. Das<br />
System <strong>ist</strong> für alle Standard-Dachziegel<br />
des Herstellers erhältlich.<br />
Koramic Dachprodukte GmbH & Co. KG<br />
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Seine 3-Achs-Niederflur-Anhänger mit Teleskop-Chassis und Wechselpritschen<br />
hat Auwärter weiterentwickelt. Das speziell für Holzbau-<br />
und Fertighaushersteller konzipierte TeleCargoSystem <strong>ist</strong> für<br />
ein zulässiges Gesamtgewicht von 16 t bis 24 t erhältlich. Das Teleskop-Fahrwerk<br />
mit Wechselpritsche besitzt eine durchgängige<br />
Ladehöhe von 78 cm und ermöglicht einen Transport von Wandelementen<br />
bis zu 3,22 m Höhe und 13 m Länge. Trotz einer umfangreichen<br />
Ausstattung <strong>ist</strong> das Eigengewicht niedrig, wodurch die<br />
Nutzlasten höher sein können.<br />
Auwärter Anhänger und Aufbauten GmbH<br />
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Produkt & Praxis<br />
Holzbau-Software<br />
Blockhäuser passgenau planen<br />
Holz bietet den Vorteil der Vorfertigung und schnellen Montage. Das erfordert<br />
neben le<strong>ist</strong>ungsfähigen Maschinen auch eine le<strong>ist</strong>ungsfähige Planungssoftware.<br />
Ein bayerisches Holzbauunternehmen arbeitet seit einiger Zeit mit „VisKon“ von Weto.<br />
lisiert <strong>ist</strong>. Der Name „VisKon“ leitet<br />
sich vom Begriff „Visuelles Konstruieren“<br />
ab. „Das Programm bietet uns<br />
<strong>nicht</strong> nur die Möglichkeit, Projekte<br />
einfach und schnell zu planen. Sie<br />
können auch einfach und schnell fotoreal<strong>ist</strong>isch<br />
dargestellt werden, was<br />
wichtig <strong>ist</strong>, um Kunden zu überzeugen.<br />
Es <strong>ist</strong> deshalb ein wichtiges Verkaufsinstrument“,<br />
nennt Pirschl die<br />
Gründe für seine Wahl.<br />
Aber natürlich gehe es <strong>nicht</strong> nur<br />
um beeindruckende Bilder, sondern<br />
auch um handfeste Vorteile in der<br />
Fertigung, fährt Pirschl fort: „Das<br />
Programm wurde durch Sonderanpassungen<br />
an unsere Bedürfnisse<br />
zu einem maßgeschneiderten Werkzeug<br />
für alle Detaillösungen. Dadurch<br />
können wir schnell produzieren,<br />
ohne bei der Qualität Abstriche<br />
machen zu müssen.“<br />
Seit über 28 Jahren <strong>ist</strong> das Traunsteiner<br />
Unternehmen „Chiemgauer<br />
Holzhaus“ auf das Bauen von<br />
Holzhäusern in Blockbauweise spezialisiert.<br />
Verwendet wird vor allem<br />
wintergeschlagenes und unbehandeltes<br />
Fichtenholz aus der Region.<br />
„Wir fühlen uns verpflichtet, diesen<br />
einzigartigen Werkstoff sorgfältig zu<br />
bearbeiten und Gebäude mit höchster<br />
Wertschöpfung zu errichten“, erläutert<br />
Geschäftsführer Peter Pirschl<br />
die Firmenphilosophie.<br />
Perfektion <strong>ist</strong> ihm dabei sehr wichtig:<br />
„<strong>Die</strong> Herstellung der Einzelbauteile<br />
erfolgt auf den Millimeter<br />
genau. Automatische Sägen, Bohrgeräte<br />
und Abbundanlagen fertigen<br />
aus den Werkplänen einen passgenauen<br />
Bausatz, der dann auf der Bau-<br />
stelle wie ein Legobausystem in wenigen<br />
Tagen zum Rohbau montiert<br />
werden kann.“<br />
Konkurrenzfähig sind seine Holzhäuser<br />
<strong>nicht</strong> nur durch ihre hohe<br />
Qualität, sondern auch durch kurze<br />
Montagezeiten. <strong>Die</strong>se ermöglicht der<br />
hohe Vorfertigungsgrad. Und diesen<br />
wiederum ermöglicht eine le<strong>ist</strong>ungsfähige<br />
Abbundanlage im Zusammenspiel<br />
mit einer passenden Planungssoftware.<br />
Fotorealismus überzeugt Kunden<br />
Seit einigen Jahren arbeiten sie mit<br />
dem 3D-CAD/CAM-Programm „Vis-<br />
Kon“ von Weto, einem bayerischen<br />
Softwarehersteller, der auf die Sparten<br />
Zimmerei und Holzbau spezia-<br />
▴ <strong>Die</strong> Software<br />
sorgt dafür, dass<br />
alle Bauteile<br />
exakt passen und<br />
das Blockhaus<br />
schnell fertig <strong>ist</strong><br />
3D-Visualisierung<br />
Planung und Fertigung<br />
harmonieren<br />
Um die Planungen in einen exakten<br />
Bausatz umsetzen zu können,<br />
sind hochwertige Aggregate notwendig.<br />
Das Herzstück bei Chiemgauer<br />
64 mikado 12.2008
Produkt & Praxis<br />
Holzhaus bildet die Abbundanlage<br />
des österreichischen Herstellers Auer.<br />
Sie besitzt einen neuartigen Doppelfräskopf<br />
mit zweiseitigem Bohrmodul.<br />
Damit können Balken von über<br />
20 cm Stärke und zwölf Metern Länge<br />
hergestellt und an zwei Stellen<br />
gleichzeitig bearbeitet werden.<br />
<strong>Die</strong> Daten für die Produktion der<br />
einzelnen Holzbauteile werden direkt<br />
von der Weto-Software generiert.<br />
„<strong>Die</strong> Zeichnungsansicht wird<br />
direkt aus den Maschinendaten, die<br />
auch im Projekt-Explorer aufgeführt<br />
sind, errechnet. Das gewährle<strong>ist</strong>et<br />
eine hundertprozentige Übereinstimmung<br />
der Projektdaten mit<br />
der Maschinen-L<strong>ist</strong>e“, erklärt Pirschl<br />
das Zusammenspiel von Planung und<br />
Herstellung.<br />
Der Anwender kommt intuitiv<br />
zurecht<br />
Der Gebrauchswert einer Software<br />
für den beruflichen Alltag hängt aber<br />
natürlich vor allem auch von einer<br />
anwenderfreundlichen und intuitiv<br />
bedienbaren Benutzeroberfläche ab.<br />
<strong>Die</strong> Einarbeitung muss einfach und<br />
schnell möglich sein.<br />
Sein Team hatte hier nie Probleme,<br />
berichtet Pirschl und we<strong>ist</strong> darauf<br />
hin, dass das <strong>nicht</strong> nur für eine<br />
zügige Planung wichtig <strong>ist</strong>, sondern<br />
vor allem auch, wenn einem Interessenten<br />
oder Bauherrn im Büro „sein<br />
Haus“ vorgeführt wird: „Das muss<br />
reibungslos funktionieren, damit keine<br />
Verunsicherung, sondern Bege<strong>ist</strong>erung<br />
und Vertrauen entsteht. Wenn<br />
schon das Visualisieren holprig verliefe,<br />
bekäme der Kunde das Gefühl,<br />
das ginge dann später auf der Baustelle<br />
genauso weiter.“<br />
Aber natürlich müssen auch die<br />
Fertigungsabläufe reibungslos funktionieren.<br />
Und das tun sie: Das Programm<br />
ermittelt per „Knopfdruck“<br />
die kompletten Massen und übergibt<br />
sie anschließend zur Angebotserstellung<br />
an ein integriertes System.<br />
Und für einen nachhaltigen Umgang<br />
mit dem wertvollen Baustoff<br />
Holz <strong>ist</strong> auch gesorgt: Eine längenoptimierte<br />
Sägel<strong>ist</strong>enausgabe reduziert<br />
die Menge <strong>nicht</strong>verwertbarer<br />
Reststücke auf ein Minimum. ▪<br />
Produkt in Kürze<br />
Name<br />
Weto VisKon<br />
Beschreibung<br />
▸▸ 3D-CAD/CAM-Komplettlösung für das Bauwesen<br />
▸▸ Modernste Entwicklungsumgebung Microsoft.NET<br />
▸▸ Einsatzgebiete: Dachkonstruktionen, Riegel‐, Block‐, Fachwerk- und<br />
Ständerbau, Maschinenansteuerung<br />
▸▸ Freies Arbeiten in 3D und 2D<br />
▸▸ L<strong>ist</strong>enausgabe, Einzelholzansicht, automatische und manuelle<br />
Vermassung<br />
▸▸ Automatische Angebotserstellung<br />
▸▸ ArCon Import/Export, 2D/3D-DXF Import/Export, MBA-Export,<br />
Export cLines, Vicado.Plan, Aco-Format<br />
Mindestkonfiguration<br />
▸▸ Betriebssystem: Windows 98SE / 2000 / XP / V<strong>ist</strong>a<br />
▸▸ Prozessor: 500 MHz<br />
▸▸ Arbeitsspeicher: 128 MB<br />
▸▸ Festplatte: mind. 200 MB freier Festplattenspeicher<br />
▸▸ Grafikkarte: mind. 64 MB Speicher<br />
Preis<br />
Einstiegsversion ab 1980 Euro (zzgl. MwSt.)<br />
Herstellung, Vertrieb und Support<br />
Weto AG ı D-94104 Tittling ı Telefon 0 85 04/92 29-0 ı www.weto.de<br />
Mitmachen und Gewinnen<br />
Zusammen mit Weto verlost mikado die<br />
Einstiegsversion der Holzbau-Software<br />
„VisKon Basic – Easy Abbund 3.x“<br />
inklusive einem Tag Schulung in Tittling<br />
oder Hameln im Gesamtwert von 2280 Euro.<br />
Um am Gewinnspiel teilzunehmen, müssen Sie<br />
einfach folgende Frage richtig beantworten:<br />
Was bedeutet die Abkürzung „VisKon“?<br />
a) Visum-Kontrolle b) Visionäres Konfigurieren c) Visuelles Konstruieren<br />
Teilnehmen können Sie am einfachsten über die Homepage<br />
www.mikado-online.de. Oder Sie schicken die Antwort mit dem Betreff<br />
„Weto-Gewinnspiel“ per Post an die WEKA MEDIA GmbH & Co. KG,<br />
Redaktion mikado, Römerstraße 4, D-86438 Kissing, per Telefax an die<br />
0 82 33/23 71 11 oder per E‐Mail an gewinnspiel@mikado-online.de.<br />
Vergessen Sie bitte <strong>nicht</strong>, Ihren Namen, Ihre Adresse und Ihre Telefonnummer<br />
für die Gewinnbenachrichtigung anzugeben. Einsendeschluss <strong>ist</strong><br />
der 23. Dezember 2008.<br />
mikado und Weto wünschen Ihnen viel Glück!<br />
An dem Gewinnspiel können nur Personen teilnehmen, die mindestens 18 Jahre alt sind. Gesetzliche Vertreter<br />
und Mitarbeiter der WEKA MEDIA GmbH & Co. KG und der Weto AG sowie deren Angehörige sind von der<br />
Teilnahme an diesem Gewinnspiel ausgeschlossen. Jeder Teilnehmer kann nur einmal am Gewinnspiel<br />
teilnehmen. Unter allen richtigen Antworten entscheidet das Los. Der Gewinner wird im Anschluss an die<br />
Verlosung von mikado schriftlich benachrichtigt und erhält seinen Gewinn von der Weto AG. Eine Barauszahlung<br />
des Preises <strong>ist</strong> ausgeschlossen. Der Gewinner erklärt sich bereits jetzt damit einverstanden, dass er als solcher<br />
veröffentlicht wird. Der Rechtsweg <strong>ist</strong> ausgeschlossen.<br />
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67
Holzbau & Forschung<br />
Entwurfsprojekt<br />
Holzbau an der Hochhausgrenze<br />
Anhand eines fiktiven Büro- und Wohngebäudes untersuchte ein Forschungs-<br />
team die Anforderungen an ein siebengeschossiges Holzhaus wissenschaftlich und<br />
entwickelte anschließend innovative Lösungen für die technische Verwirklichung.<br />
Auch die Nutzungsflexibilität <strong>ist</strong><br />
ein Aspekt der Energieeffizienz, denn<br />
der Aufwand bei der Errichtung eines<br />
Gebäudes muss in einem vernünftigen<br />
Verhältnis zu seiner Lebensdauer<br />
stehen. Und die hängt sehr von der<br />
Fähigkeit ab, sich wechselnden funktionalen<br />
Anforderungen anzupassen.<br />
Deshalb sollte bei diesem Projekt sowohl<br />
eine Büro- als auch Wohnnutzung<br />
möglich sein.<br />
Gründliche Aufgabenanalyse<br />
führt zu schlüssigem Grundriss<br />
Zwar <strong>ist</strong> bekannt, dass Holz sehr<br />
le<strong>ist</strong>ungsfähig <strong>ist</strong>, doch erlauben<br />
die gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />
bisher immer noch keine Hochhäuser<br />
in dieser Bauweise. In einem<br />
Forschungsprojekt sollte deshalb die<br />
Realisierbarkeit eines siebengeschossigen<br />
Gebäudes mit 22 m Höhe untersucht<br />
werden – vom Tragsystem<br />
bis zu den Details.<br />
Wichtige Ziele waren dabei auch<br />
Energieeffizienz und Nutzungsflexibilität.<br />
Erreicht werden sollte Passivhaus-Standard<br />
mit einem effektiven<br />
sommerlichen Wärmeschutz. <strong>Die</strong><br />
eingesetzten Materialien wurden auf<br />
ihren Primärenergiegehalt und CO 2<br />
-<br />
äquivalente Emissionen bis hin zur<br />
Recyclingfähigkeit untersucht und<br />
ausgewählt.<br />
▴ <strong>Die</strong> Würfelform<br />
minimiert<br />
automatisch die<br />
Wärmeverluste,<br />
weil sie<br />
das angestrebte<br />
Volumen<br />
mit relativ<br />
wenig Außenflächen<br />
ermöglicht<br />
Am Anfang des Entwurfsprozesses<br />
wurden verschiedene Gebäudetypologien<br />
systematisch auf ihre Le<strong>ist</strong>ungsfähigkeit<br />
untersucht. Je weniger<br />
Außenflächen, desto geringer die<br />
Energieverluste. Der Baukörper sollte<br />
also eine sehr kompakte Form erhalten:<br />
im Idealfall ein Würfel.<br />
Bei den Untersuchungen zur Erschließung<br />
erwies sich ein vertikaler<br />
Erschließungskern in der Mitte, um<br />
den sich Erschließungsflure ringförmig<br />
anordnen, als sehr vorteilhaft.<br />
<strong>Die</strong>ses System erleichtert die<br />
gewünschte flexible und variable<br />
Raumaufteilung und eröffnet im<br />
Brandfall die Möglichkeit, von jedem<br />
Punkt aus in zwei gegensätzliche<br />
Richtungen zu fliehen.<br />
Ein wichtiger Aspekt bei der<br />
Grundrissorganisation war die Belichtung<br />
bzw. die Orientierung der<br />
Fenster. Büronutzungen sind da relativ<br />
problemlos, weil Orientierungen<br />
in alle Himmelsrichtungen möglich<br />
sind. Entwurfsbestimmend wurden<br />
deshalb die Anforderungen, die sich<br />
aus der Wohnnutzung ergeben: Eine<br />
Nordorientierung für ganze Wohnungen<br />
<strong>ist</strong> grundsätzlich ausgeschlossen<br />
68 mikado 12.2008
Holzbau & Forschung<br />
und auch für Individualräume sollte<br />
sie weitgehend vermieden werden.<br />
Deshalb wurde der Erschließungskern<br />
an die Nordseite gerückt, denn<br />
so reduziert sich der Anteil nordorientierter<br />
Fassaden in den Nutzräumen<br />
von selbst.<br />
Unterschiedliche Holzgüten<br />
ermöglichen gleiche Holzprofile<br />
▸ Der zentrale<br />
Treppenhauskern<br />
erschließt<br />
einen ringförmig<br />
angelegten<br />
Flur und dieser<br />
sehr flexibel<br />
die verschieden<br />
großen Büros<br />
und Wohnungen<br />
Balkon<br />
Hauptnutzung<br />
Nebennutzung<br />
Installation / Zugang<br />
notwendiger Flur<br />
Treppenhaus<br />
<strong>Die</strong>se Vorgaben und Überlegungen<br />
führten letztendlich zu einem siebengeschossigen<br />
Skelettbau mit quadratischem<br />
Grundriss von 27 m Seitenlänge.<br />
<strong>Die</strong> horizontale Aussteifung<br />
übernimmt ein aus Stahlbeton-Fertigteilen<br />
bestehender Treppenhauskern.<br />
<strong>Die</strong> um das Treppenhaus gruppierten<br />
Installationsschächte sind<br />
tragend und aus Brettsperrholzelementen<br />
erstellt.<br />
Um diesen zentralen Kern besteht<br />
die vertikale Tragstruktur aus Brettschichtholzstützen<br />
im Raster 5,40 x<br />
5,40 m. Das Stützenraster <strong>ist</strong> kompatibel<br />
mit einer je nach baulichem<br />
Kontext erforderlichen Tiefgarage<br />
im Untergeschoss. Um trotz der<br />
sich nach unten aufsummierenden<br />
Geschosslasten durchgängig gleiche<br />
Stützenprofile zu erhalten, besitzen<br />
die Stützen eine umso höhere<br />
Holzgüte, je weiter unten sie sich<br />
befinden.<br />
<strong>Die</strong> Unterzüge sind Einfeldträger<br />
aus Brettschichtholz mit stehenden<br />
Lamellen. Der Anschluss an die Stützen<br />
erfolgt mit Schlitzblechen und<br />
Auflagerplatten. <strong>Die</strong> Deckenscheiben<br />
werden als Holzbetonverbundsystem<br />
aus Fertigteilen gebildet, um<br />
auf Betonierarbeiten verzichten zu<br />
können und so den Bauprozess zu beschleunigen.<br />
Ein Vergussmörtel verbindet<br />
die einzelnen Deckenelemente<br />
nach der Montage, sodass eine steife<br />
Scheibe entsteht, die an den Stahlbetonkern<br />
anschließt.<br />
Durch die Abhängung der Balkonkonstruktion<br />
vom Dach konnte dieser<br />
Bereich in der Erdgeschosszone<br />
stützenfrei bleiben. Da die vertikalen<br />
Elemente nur Zugkräfte aufnehmen<br />
müssen, wurden sie sehr filigran. An<br />
der Fassade wurden lediglich Lagefixierungen<br />
ohne große Wärmebrückenwirkung<br />
notwendig.<br />
5,40 5,40 5,40 5,40 5,40<br />
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Innovatives Heizsystem steuert<br />
die Wärmeströme<br />
Der geringe Wärmebedarf des Gebäudes<br />
wird durch eine neu entwickelte<br />
Bauteiltemperierung gedeckt. Das<br />
wassergeführte System, das in der<br />
Forschungsprojekt „Holzbau der Zukunft“<br />
Verbunddecke integriert <strong>ist</strong>, besteht<br />
aus einem gebäudezentralen Kreislauf<br />
mit raumnaher Vorlauftemperatur.<br />
Dadurch <strong>ist</strong> das System in der<br />
Lage, regelungsarm solare Gewinne<br />
von besonnten Bereichen in Gebäudeteile,<br />
die der Sonne abgewandt<br />
Deutschlands bisher größtes Forschungsprojekt für den Holzbau bestand<br />
aus 20 Teilprojekten. Finanziert wurde es zum einen vom Bayerischen<br />
Staatsmin<strong>ist</strong>erium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, zum anderen<br />
durch die Wirtschaft.<br />
Auf der wissenschaftlich-technischen Seite kooperierten die Technische<br />
Universität München, die Fachhochschule Rosenheim und das Institut<br />
für Fenstertechnik Rosenheim. Koordiniert wurden die Teilprojekte vom<br />
Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion der TU München, Prof. Dr.-Ing.<br />
Stefan Winter. Den Technologietransfer organisierte die Deutsche Gesellschaft<br />
für Holzforschung (DGfH).<br />
Kurzfassungen aller Abschlussberichte können kostenfrei von folgender<br />
Website heruntergeladen werden: www.holzbauderzukunft.de<br />
Das Verbundprojekt präsentiert sich vom 12. bis 17. Januar 2009 auf der<br />
Messe BAU 2009 in München, Halle C3.<br />
www.mikado-online.de 69
Holzbau & Forschung<br />
Grundrissvarianten<br />
Konventionelle Wohnungen<br />
Loftwohnungen<br />
Das Holzskelett wird vom Treppenhauskern aus Stahlbeton ausgesteift<br />
Stahlbeton – Fertigteile 250 mm<br />
Brettsperrholzwände 115 mm<br />
Holzbetonverbunddecke 80/120 mm<br />
aus Fertigteilen<br />
Stahlträger HEB 280<br />
sind, abzuführen. Im Sommer wird<br />
das gleiche System zur Kühlung verwendet.<br />
Jeder Achsenabschnitt hat<br />
seinen eigenen Kreislauf. So können<br />
Trennwände entlang der Achsen beliebig<br />
versetzt werden können, ohne<br />
dass Leitungsquerungen auftreten.<br />
<strong>Die</strong> Warmwasserbereitung wird<br />
durch eine Solaranlage auf dem Dach<br />
unterstützt. <strong>Die</strong> Lüftung erfolgt durch<br />
eine kontrollierte Be- und Entlüftung.<br />
Für das Stoßlüften steht zusätzlich<br />
ein neu entwickeltes vertikales Schiebeelement<br />
zur Verfügung.<br />
<strong>Die</strong> horizontale Verteilung von<br />
Warm- und Kaltwasser, Abwasser,<br />
Zu- und Abluft, Strom- und EDV-Kabeln<br />
erfolgt in einem parallel entwickelten<br />
Bodensystem. Der Hohlraumboden<br />
mit integriertem Gefälle für<br />
Abwasserleitungen besteht aus einem<br />
vorgefertigten Dämmstoffmodul. Sanitärgegenstände<br />
können somit frei<br />
angeordnet werden.<br />
<strong>Die</strong> vertikale Erschließung erfolgt<br />
über großzügig dimensionierte<br />
Schächte, die Flurbereich und Nutzungseinheiten<br />
deutlich voneinander<br />
trennen.<br />
Sichtbar bleibendes Holz<br />
erfordert anderen Brandschutz<br />
BSH Stützen 380/380 mm<br />
Unterzüge Fassade 380/340 mm<br />
Unterzüge im Raum 380/420 mm<br />
<strong>Die</strong> Baugesetze verlangen momentan<br />
schon bei vierstöckigen Gebäuden<br />
eine brandschutztechnische Kapselung<br />
der tragenden Holzbauteile.<br />
Bei diesem Projekt sollte aber bei allen<br />
Stützen, Unterzügen und Deckenuntersichten<br />
das Holz sichtbar blei-<br />
70 mikado 12.2008
Holzbau & Forschung<br />
Zellenbüros<br />
Großraumbüros<br />
ben. Das erforderte die Planung von<br />
Kompensationsmaßnahmen.<br />
Eine Rauchmeldeanlage gewährle<strong>ist</strong>et<br />
die Brandfrüherkennung und<br />
schließt mit Brandschutzvorhängen<br />
die Treppenhauszugänge. Der Fluchtweg<br />
führt dann zunächst auf den Balkon<br />
und von dort ins Treppenhaus.<br />
Das Funktionsprinzip eines außen<br />
liegenden Sicherheitstreppenhauses<br />
wird also adaptiert, ohne dessen Anforderungen<br />
vollständig zu erfüllen.<br />
Bei einer Büronutzung dient auch der<br />
umlaufende Balkon als Fluchtweg.<br />
<strong>Die</strong> tragenden Teile sind feuerbeständig<br />
dimensioniert. Zudem wurde<br />
in einem parallelen Forschungsprojekt<br />
extra ein geeignetes Sprinklersystem<br />
entwickelt: Es bedient sich im<br />
Brandfall der Trinkwasserleitungen<br />
und <strong>ist</strong> in die Decke integriert.<br />
<strong>Die</strong> dicht an der Fassade liegenden<br />
Balkone erschweren zudem einen<br />
vertikalen Brandüberschlag.<br />
Körperschall wird von der<br />
Holzkonstruktion entkoppelt<br />
<strong>Die</strong> Anforderungen an den Schallschutz<br />
können mit einem neuartigen<br />
Konzept erfüllt werden, das<br />
das Potenzial der Aufbetonschicht<br />
nutzt: <strong>Die</strong> Decke we<strong>ist</strong> in jeder Achse<br />
und damit in jedem möglichen<br />
Trennwandanschluss eine Fuge in<br />
der Brettstapellage auf. <strong>Die</strong> Betonschicht<br />
darüber läuft durch. Auf der<br />
liegen dann auch die Wandelemente<br />
oberhalb auf. Der Körperschall <strong>ist</strong><br />
somit von der Holzkonstruktion entkoppelt<br />
und wird von der schweren<br />
Betonplatte „geschluckt“.<br />
Öko-Profil muss auch das Bauen<br />
selbst abbilden<br />
<strong>Die</strong> Erstellung eines Öko-Profils darf<br />
sich <strong>nicht</strong> auf den Energieverbrauch<br />
im Betrieb beschränken, sondern<br />
muss auch die Energie für die Erstellung<br />
und den Rückbau des Gebäudes<br />
und auch für die Wiederverwertung<br />
der Materialien berücksichtigen.<br />
Bei dieser heute noch unüblichen<br />
Betrachtungsweise besticht Holz<br />
durch seinen geringen Primärenergieinhalt<br />
und die bezüglich der CO 2<br />
-<br />
äquivalenten Emissionen sogar positiv<br />
bewertete Bilanz: Wenn das Gebäude<br />
in Stahlbeton ausgeführt würde, wäre<br />
die Emission treibhauswirksamer<br />
Substanzen um 136 % höher.<br />
Dipl.-Ing. Architekt Wolfgang Huß,<br />
<br />
München / gh ▪<br />
TU München / FH Rosenheim<br />
◂ Rohre und<br />
Leitungen laufen<br />
im Boden<br />
senkrecht zu den<br />
Schächten<br />
und erlauben<br />
eine freie<br />
Raumaufteilung<br />
<strong>Die</strong> Studie <strong>ist</strong> das Teilprojekt 01<br />
„Ganzheitliche Planungsstrategien:<br />
Konzeption und Umsetzung“ des<br />
Forschungsprojekts „Holzbau der<br />
Zukunft“.<br />
Verantwortlich dafür sind: von<br />
der TU München Prof. Hermann<br />
Kaufmann und Dipl.-Ing. Wolfgang<br />
Huß, von der FH Rosenheim<br />
Prof. Jürgen Krug und Dipl.-Ing.<br />
Sebastian Koch.<br />
Eine Kurzfassung kann als PDF<br />
von der mikado-Website kostenfrei<br />
heruntergeladen werden:<br />
www.mikado-online.de →<br />
Arbeitshilfen<br />
www.mikado-online.de 71
Holzhäuser<br />
Passivhaus<br />
Nachhaltige Schönheit<br />
<strong>Die</strong> gelungene Verbindung von minimal<strong>ist</strong>ischer Architektur, nachhaltigen<br />
Werkstoffen und zeitloser Eleganz erhielt dieses Jahr den Architekturpreis des Hessischen<br />
Min<strong>ist</strong>eriums der Finanzen und der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen.<br />
72 mikado 12.2008
Holzhäuser<br />
◂ Das Graue Haus<br />
planten die<br />
Cantón Thielen<br />
Architekten<br />
als Passivhaus<br />
Weitgehend energieautarke,<br />
dabei auch von Normalverdienern<br />
bezahlbare Familienhäuser<br />
sind für Architektin Cornelia Thielen<br />
die Wohnform der Zukunft. „Es<br />
<strong>ist</strong> geradezu eine ethische Verpflichtung,<br />
auf Überflüssiges beim Hausbau<br />
zu verzichten und Materialien<br />
mit Bedacht zu wählen“, weiß Cornelia<br />
Thielen. Baustoffe, -elemente<br />
und -systeme, die den ihnen zugedachten<br />
Zweck langfr<strong>ist</strong>ig erfüllen,<br />
die man auch im Zusammenspiel als<br />
nachhaltig bezeichnen kann, bestimmen<br />
dementsprechend den Charakter<br />
ihres eigenen Hauses. So belaufen<br />
sich die Kosten der Betriebsenergie<br />
für das haustechnische System im<br />
ganzen Jahr auf sensationell niedrige<br />
300 Euro! „Das <strong>ist</strong> der Preis, den wir<br />
für unseren reinen Ökostrom bezahlen.<br />
Würden wir auf einen Mischtarif<br />
ausweichen, wären die Kosten noch<br />
geringer. Aber wenn man etwas für<br />
den Naturerhalt und den Klimaschutz<br />
tun will, darf man einfach <strong>nicht</strong> an<br />
der falschen Stelle sparen“, sagt die<br />
Architektin.<br />
Familie Cantón Thielen lebt zu<br />
viert in ihrem äußerlich kompakten,<br />
innen funktional gegliederten,<br />
insgesamt sehr wohnlich wirkenden<br />
Holzständerbau. Das Hausbauunternehmen<br />
Wolf Ökohäuser aus Frankenau-Altenlotheim<br />
hat die Wandtafeln<br />
nach den Plänen der Architekten<br />
in geschlossenen Hallen vorgefertigt<br />
und die Gebäudehülle in nur zwei<br />
Werktagen regendicht errichtet. Der<br />
Ausbau bis zur Bezugsfertigstellung<br />
ging komplett innerhalb von fünf<br />
Monaten vonstatten, wobei die Vergabe<br />
und Koordination der einzelnen<br />
Gewerke an qualifizierte Subauftragnehmer<br />
unter der Regie des Holzbauunternehmens<br />
erfolgte.<br />
Komfort auf allen Ebenen<br />
Auf drei Ebenen stehen im Grauen<br />
Haus 175 m² Wohnfläche zur Verfügung.<br />
<strong>Die</strong> mehrschaligen, 43 cm<br />
dicken Außenwände verfügen über<br />
eine Zellulose-Einblasdämmung im<br />
Gefach und ein Wärmedämmverbundsystem<br />
mit 60 mm starken Holzfaserdämmplatten<br />
plus passendem<br />
Putzsystem (Inthermo). <strong>Die</strong>ser Wandaufbau<br />
schottet die Räumlichkeiten<br />
so gut gegen Kälte ab, dass auf konventionelle<br />
Heizkörper komplett verzichtet<br />
werden konnte. Stattdessen<br />
wird das Graue Haus mit Warmluft<br />
beheizt, die aus dezent gestalteten<br />
Lüftungsgittern geräuschlos austritt<br />
und zugfrei jeden Raum durchströmt.<br />
„Im Passivhaus lebt man konstant<br />
mit frischer, angenehm temperierter<br />
Luft. Das <strong>ist</strong> eine extreme Steigerung<br />
der Wohnqualität“, stellt Hauseigentümerin<br />
Cornelia Thielen fest. Zur<br />
Behaglichkeit trägt auch die passivhaustypische<br />
Dreifach-Isolierverglasung<br />
mit Edelgasfüllung der Scheibenzwischenräume<br />
bei; der U-Wert<br />
der speziellen Wärmeschutzverglasung<br />
liegt bei 0,6 W/(m²K), während<br />
die heutigen Standardverglasungen<br />
Auf einen Blick<br />
Gestalterische Einfachheit, geringe Baukosten und Energieeffizienz standen<br />
bei dem Passivhaus im Vordergrund. Der Betonfußboden erhielt Epoxidharzbeschichtung<br />
(Caparol). Das Haus in ökologischer Holzständerbauart<br />
besitzt 43 cm dicke Außenwände. Sie besitzen eine Zellulose-Einblasdämmung<br />
in Kombination mit einem Wärmedämmverbundsystem (Inthermo).<br />
Dabei bilden 60 mm dicke Holzfaserdämmplatten die Grundlage für das<br />
vollflächig applizierte Putzsystem, das als mineralischer Deckputz mit<br />
2 mm feiner Körnung beeindruckt. Als Farbton wurde für das Graue Haus<br />
im Camp King ‚Schiefer 13’ mit Hellbezugswert 28 gewählt. <strong>Die</strong> Beheizung<br />
und Belüftung dieses Passivhauses erfolgt ebenso wie die Warmwasserbereitung<br />
ganzjährig über ein aerosmart-Kompaktgerät mit hocheffizienter<br />
Lüftungsanlage und integrierter Wärmerückgewinnung. Das haustechnische<br />
System wurde in Österreich (Fa. Drexel und Weiss) entwickelt und auf<br />
das Gebäude spezifisch abgestimmt.<br />
www.mikado-online.de 73
Holzhäuser<br />
Achim Zielke<br />
▴ Warmwasser<br />
liefert eine<br />
Wärmepumpe<br />
Steckbrief<br />
Bauherren/Architekten:<br />
Cantón Thielen Architekten<br />
D-61440 Oberursel<br />
Holzbauer:<br />
Wolf Ökohäuser<br />
D-35110 Frankenau-Altenlotheim<br />
www.wolf-oekohaeuser.de<br />
Innenwandfarben und<br />
Bodenbeschichtungen:<br />
Caparol Farben Lacke<br />
Bautenschutz GmbH<br />
D-64372 Ober-Ramstadt<br />
www.caparol.de<br />
WDVS und Außenputz:<br />
Inthermo GmbH<br />
D-64372 Ober-Ramstadt<br />
www.inthermo.de<br />
Haustechnik:<br />
drexel und weiss<br />
energieeffiziente<br />
haustechniksysteme gmbh<br />
A-6922 Wolfurt<br />
www.drexel-weiss.at<br />
▸ Der Fußboden<br />
aus Beton erhielt<br />
eine Beschichtung<br />
mit Epoxidharz<br />
sivhaus natürlich eine Anlage zur<br />
kontrollierten Be- und Entlüftung<br />
inklusive Wärmerückgewinnung.<br />
Im Grauen Haus, das durch das von<br />
Drexel und Weiss entwickelte aerosmart-Lüftungsgerät<br />
sowohl beheizt<br />
als auch permanent mit Frischluft<br />
versorgt wird, erzielt die integrierte<br />
WRG-Technik einen Wirkungsgrad<br />
von rund 90 Prozent. Das führt dazu,<br />
dass Lüftung, Heizung und Warmwasserbereitung<br />
im Jahr nur 1500<br />
kWh Betriebsstrom benötigen. Weniger<br />
<strong>ist</strong> kaum vorstellbar.<br />
Haustechnik im <strong>Die</strong>lenschrank<br />
<strong>Die</strong> Luftvorerwärmung erfolgt durch<br />
einen Sole-Erdwärmetauscher. Der<br />
Solekorb wurde mit einer Schlauchlänge<br />
von rund 300 m in den Erdboden<br />
eingelassen und dort in drei<br />
Meter Tiefe verschlämmt. Der Clou:<br />
Während das System im Winter die<br />
Erdwärme nutzt, um Frischluft vorzuwärmen,<br />
wird im Sommer nach<br />
dem „Natural-Cooling-Prinzip“ zu<br />
warme Außenluft gekühlt, bevor sie<br />
als Frischluft über die Belüftungsrohre<br />
in die Wohnräume gelangt.<br />
Auf diese Weise herrschen im Grauen<br />
Haus stets um die 21,5 °C – ein<br />
Raumtemperaturniveau, das Umweltmediziner<br />
als besonders gesundheits-<br />
U-Werte von etwa 1,2 W/(m²K) aufweisen.<br />
<strong>Die</strong> Verglasung des Grauen<br />
Hauses <strong>ist</strong> also doppelt so gut wie<br />
vom Gesetzgeber gefordert.<br />
Zu einer intelligent geplanten, auf<br />
Nachhaltigkeit bedachten Haustechnik<br />
gehört in einem echten Pasförderlich<br />
erachten. Für Warmwasser<br />
zum Duschen, Baden oder Händewaschen<br />
sorgt ebenfalls die ökostrombetriebene<br />
Wärmepumpe, die das<br />
Brauchwasser im angeschlossenen<br />
200-Liter-Standspeicher auf einem<br />
Temperaturniveau von mindestens<br />
42 °C hält. Bemerkenswert <strong>ist</strong>, dass<br />
die gesamte Haustechnik inklusive<br />
Standspeicher in einen kompakten<br />
Wandschrank passt. Dadurch konnte<br />
der Bau eines Wohn- oder Nutzkellers<br />
entfallen. <strong>Die</strong> Bodenplatte, auf<br />
der das Haus errichtet wurde, <strong>ist</strong> dafür<br />
umso aufwendiger gegen Transmissionswärmeverluste<br />
isoliert. Auf<br />
eine vollkommene thermische Trennung<br />
des Baukörpers und der Bodenplatte<br />
vom umgebenden Erdreich<br />
wurde bei der Bauausführung sorgfältig<br />
geachtet, um späteren Raumwärmeverlusten<br />
über die Sohlplatte<br />
vorzubeugen.<br />
Trotz aller Bege<strong>ist</strong>erung fürs Energiesparen<br />
– den Begriff „Passivhaus“<br />
hält Architektin Thielen für unglücklich<br />
gewählt: „Der Ausdruck ‚Passivhaus‘<br />
lässt vor meinen Augen keine<br />
Bilder entstehen und klingt auch viel<br />
zu nüchtern, um Bege<strong>ist</strong>erung auszulösen“,<br />
moniert die Planerin. „Klima-<br />
Komfort-Haus würde mir da schon<br />
viel besser gefallen“.<br />
<br />
Achim Zielke, Bad Honnef ▪<br />
74 mikado 12.2008
Fortbildung<br />
Tipps und Termine<br />
Beilngries<br />
Seminar „Grundlagen Arbeitsrecht“<br />
Mit einer allgemeinen Einführung ins Arbeitsrecht beginnt<br />
diese Veranstaltung und erklärt dabei die wichtigsten Begriffe<br />
und Normen. Dann werden die wichtigsten Problemfelder<br />
behandelt: Abmahnungen, Entlassungen, befr<strong>ist</strong>ete Verträge,<br />
arbeitsgerichtliche Verfahren und Sozialrecht.<br />
Veranstaltungsort: Beilngries<br />
Termin: 28. Januar 2009<br />
Teilnahmegebühr: 475 Euro (Mitglieder 275 Euro)<br />
Informationen: www.zimmerer-bayern.com<br />
Kassel<br />
„Restaurator im Zimmererhandwerk“<br />
Zweieinhalb Monate dauert<br />
der Lehrgang über den Umgang<br />
mit h<strong>ist</strong>orischen Bautechniken.<br />
Gezeigt wird deren<br />
Logik und wie man mit viel<br />
Fingerspitzengefühl den<br />
Anforderungen von Denkmalpflege<br />
und Bauherren gerecht<br />
werden kann.<br />
Veranstaltungsort: Kassel<br />
Lehrgangsdauer:<br />
9. Februar bis 24. April 2009<br />
Teilnahmegebühr: 3100 Euro<br />
Informationen: www.bubiza.de<br />
Hamm<br />
Fernlehrgang „energieplaner24“<br />
Der Kurs ermöglicht, dieses<br />
Geschäftsfeld professionell zu<br />
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zu sichern. Er <strong>ist</strong> als berufsbe-<br />
gleitender Fernlehrgang<br />
konzipiert. Mit drei Workshops<br />
und der Abschlussprüfung<br />
fallen nur vier Präsenztage an.<br />
Präsenztage: Hamm<br />
Lehrgangsdauer:<br />
12. Januar bis 10. Juni 2009<br />
Teilnahmegebühr: 1950 Euro<br />
Informationen:<br />
www.energieplaner24.de<br />
Deutschland-Tour<br />
Praxisschau „Knauf Werktage“<br />
Mit einem zweitägigen Informations- und Vorführungsprogramm<br />
für Handwerker und Planer tingelt Knauf Anfang<br />
2009 durch Deutschland.<br />
Veranstaltungsort: München Termin: 8.–9. Januar 2009<br />
Veranstaltungsort: Iserlohn Termin: 22.–23. Januar 2009<br />
Veranstaltungsort: Hamburg Termin: 29.–30. Januar 2009<br />
Veranstaltungsort: Griesheim Termin: 5.–6. Februar 2009<br />
Veranstaltungsort: Lauffen Termin: 12.–13. Februar 2009<br />
Veranstaltungsort: Berlin Termin: 19.–20. Februar 2009<br />
Informationen: www.knauf-werktage.de<br />
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Dämmstoff <strong>ist</strong> ein Material mit<br />
möglichst geringer Wärmeleitung,<br />
hoher Schalldämmung und guten<br />
brandschutztechnischen Eigenschaften.<br />
<strong>Die</strong> Einteilung erfolgt in<br />
verschiedene Gruppen – beispielsweise<br />
nach ihrer Lieferform (z.B.<br />
Matte, Schüttung oder Platte), nach<br />
ihrem chemischen Aufbau (anorganisch<br />
oder organisch), nach ihrer<br />
Herkunft (synthetisch oder natürlich)<br />
oder nach ihrem Anwendungsbereich<br />
(z.B. Wärmedämmung, Schallschutz<br />
oder Brandschutz).<br />
<strong>Die</strong> Herstellung der Dämmplatten<br />
erfolgt nach regionalen (z.B. DIN oder<br />
ÖNORM), europäischen (EN) Normen<br />
oder nach einer bauaufsichtlichen<br />
Zulassung für spezielle Anwendungen.<br />
<strong>Die</strong> nationalen Stoffnormen<br />
werden im Zuge der europäischen<br />
Vereinheitlichung aktualisiert.<br />
Das Ü-Zeichen (Übereinstimmungszeichen)<br />
gibt an, ob der Dämmstoff<br />
den betreffenden technischen<br />
Regeln entspricht und gleichzeitig einer<br />
laufenden Kontrolle und Überwachung<br />
(bei der Produktion im Werk<br />
– Eigenüberwachung oder Fremdüberwachung)<br />
unterliegt.<br />
Begriffe des Wärmeschutzes<br />
Wärmeleitfähigkeit <br />
<strong>Die</strong> spezifische Wärmeleitfähigkeit<br />
gibt an, welche Wärmemenge in einer<br />
Stunde bei einem Temperaturunterschied<br />
von ΔT = 1 K (Kelvin) durch<br />
1 m² einer 1 m dicken Schicht eines<br />
Stoffes strömt. Porenvolumen, Gefügeaufbau,<br />
Rohdichte, Temperatur,<br />
Feuchtigkeit und Luftdruck beeinflussen<br />
die Wärmeleitfähigkeit eines<br />
Dämmstoffes.<br />
Wärmeleitfähigkeitsgruppe (WLG)<br />
<strong>Die</strong> Einteilung der Dämmstoffe nach<br />
Wärmeleitfähigkeitsgruppen (WLG)<br />
erfolgt nach dem Bemessungswert<br />
der Wärmeleitfähigkeit und soll zur<br />
Vereinfachung bei der Berechnung<br />
und Anwendung führen. <strong>Die</strong> Wärmeleitfähigkeitsgruppe<br />
ergibt sich direkt<br />
aus dem Bemessungswert (R):<br />
So bedeutet beispielsweise die Angabe<br />
WLG 040 ein (R) mit 0,040<br />
W/(m·K).<br />
Wärmedurchgangskoeffizient<br />
(U-Wert)<br />
Der U-Wert bezeichnet die Wärmemenge,<br />
die in einer Sekunde durch<br />
eine Bauteilfläche von 1 m² bei einem<br />
Temperaturunterschied von 1 K<br />
hindurchgeht. Berücksichtigt werden<br />
Dicke, Material und Schichtaufbau<br />
des Materials. Je kleiner der U-Wert<br />
78 mikado 12.2008
Zimmerme<strong>ist</strong>erdach Dämmstoffe<br />
◂ Aufdachdämmung<br />
aus<br />
Holzfasern<br />
VDH e.v.<br />
▸ Roggenschüttung<br />
auf dem<br />
Dachboden<br />
ceralith<br />
eines Bauteils, desto besser <strong>ist</strong> seine<br />
Wärmedämmung. Von der Größe<br />
des U-Wertes hängt die notwendige<br />
Dicke des Dämmstoffes in der Konstruktion<br />
ab.<br />
Spezifische Wärmekapazität c<br />
<strong>Die</strong> spezifische Wärmespeicherkapazität<br />
eines Baustoffes gibt an, wie viel<br />
Wärme ein Stoff je kg bei einer Temperaturveränderung<br />
von 1 K aufnehmen<br />
kann.<br />
Speicherfähigkeit ∙c<br />
<strong>Die</strong> Wärmespeicherfähigkeit eines<br />
Dämmstoffes <strong>ist</strong> wichtig beim sommerlichen<br />
Wärmeschutz. Das Produkt<br />
aus der Einbaudichte [kg/m³]<br />
und der spezifischen Wärmekapazität<br />
c [Wh/(kg·K)] des Dämmstoffes<br />
bestimmt die gespeicherte Wärme.<br />
Holzfaserdämmstoffe haben eine relativ<br />
hohe Wärmespeicherfähigkeit,<br />
Mineral- und Polyesterfasern weisen<br />
im Vergleich die geringsten Werte<br />
auf.<br />
Temperaturleitfähigkeit a<br />
<strong>Die</strong> Temperaturleitfähigkeit <strong>ist</strong> der<br />
Quotient aus Wärmeleitfähigkeit <br />
[W/(m∙K)] und Speicherfähigkeit p∙c<br />
[Wh/(m²·K)]. Dämmstoffe mit einer<br />
geringen Temperaturleitfähigkeit eignen<br />
sich besonders gut für den sommerlichen<br />
Wärmeschutz.<br />
Temperaturamplitudendämpfung<br />
(TAD)<br />
<strong>Die</strong> TAD berücksichtigt die Temperaturleitfähigkeit<br />
der Baustoffschichten<br />
und ihre Reihenfolge in<br />
der Konstruktion. Sie beurteilt eine<br />
Konstruktion in Bezug auf den sommerlichen<br />
Wärmeschutz. In unseren<br />
Breiten sollte der Wert mindestens<br />
10 betragen.<br />
Phasenverschiebung<br />
<strong>Die</strong> Phasenverschiebung benennt den<br />
Zeitraum zwischen dem Auftreten<br />
der Höchsttemperatur auf der Außen-<br />
Bezeichnung nach neuer europäischer Norm<br />
oberfläche eines Bauteils bis zum Erreichen<br />
der Höchsttemperatur auf der<br />
Innenseite. <strong>Die</strong> Phasenverschiebung<br />
hängt von der Wärmespeicherfähigkeit<br />
der Baustoffe ab.<br />
Holzfaserdämmplatten<br />
Überwiegend kommen mineralische,<br />
mineralisch-synthetische und synthetische<br />
Dämmstoffe zum Einsatz.<br />
Weniger bekannt sind Produkte aus<br />
nachwachsenden natürlichen Rohstoffen.<br />
Doch immer mehr Bauherren<br />
verlangen solche Dämmstoffe.<br />
<strong>Die</strong> europäischen Normen definieren die Dämmstoffe in Bezug auf Material, Wärmeleitfähigkeit<br />
und Anwendungstyp, z.B. „EPS 035 DAA dm“. Hier handelt es sich um eine Flachdachdämmplatte,<br />
bei der „EPS“ für „Expandierten Polystyrol-Hartschaum“, „035“ für die Wärmeleitgruppe,<br />
DAA für das Anwendungsgebiet „Außendachdämmung unter Abdichtung“ und<br />
„dm“ für die mittlere Druckbelastung des Dämmstoffes stehen.<br />
EPS 035 DAA dm<br />
EPS: Expandierter Polystyrol-Hartschaum<br />
035: Wärmeleitgruppe<br />
DAA: Anwendungsgebiet „Außendachdämmung unter Abdichtung“<br />
dm: geeignet für die mittlere Druckbelastung<br />
Übersichten über die Benennung nach Anwendungsgebieten und Produkteigenschaften nach<br />
DIN V 4108-10 „Wärmeschutz- und Energie-Einsparung in Gebäuden – Anwendungsbezogene<br />
Anforderungen an Wärmedämmstoffe, Teil 10: Werkmäßig hergestellte Wärmedämmstoffe“<br />
stehen zum kostenlosen Download unter www.mikado-online.de → Arbeitshilfen.<br />
www.mikado-online.de 79
Zimmerme<strong>ist</strong>erdach Dämmstoffe<br />
Isocell<br />
◂ Ein zertifizierter<br />
Verarbeiter<br />
dämmt mit<br />
Zellulose<br />
den Dachboden<br />
Anwender grundsätzlich eine schriftliche<br />
Darstellung der Zusammensetzung<br />
der Dämmplatten verlangen, da<br />
in Einzelfällen Unverträglichkeit mit<br />
anderen Baustoffen eintreten kann.<br />
Anwendung finden die Platten als<br />
▸▸ Aufdachdämmung einschließlich<br />
wasserführender Schicht;<br />
als verklebte oder verfalzte<br />
Unterdeckung – auch als<br />
Noteindeckung für einige<br />
Wochen geeignet<br />
▸▸ Dachschalungsplatte<br />
▸▸ Zwischensparrendämmung<br />
▸▸ Dämmung zwischen Balkenlagen<br />
▸▸ Dämmung der obersten<br />
Geschossdecke<br />
Holzspänedämmung<br />
Natürliche Dämmstoffe * im Überblick<br />
Holzfaserdämmplatten werden aus<br />
zerfaserten Schwach- und Resthölzern<br />
im Nass- oder Trockenverfahren<br />
zu Platten verpresst. Ihre Zusammensetzung<br />
<strong>ist</strong> abhängig vom<br />
Einsatzbereich. <strong>Die</strong> Hersteller fügen<br />
den Platten Wasserglas oder Holzleim<br />
als Klebstoff zur Verleimung der<br />
Einzellagen zu. Naturbitumen, Naturharze,<br />
Paraffin oder Latex dienen<br />
zur Hydrophobierung, Polyolefinfasern<br />
zur Stabilisierung der flexiblen<br />
Platten. Einige Firmen liefern auch<br />
ohne Zusatzstoffe. Deshalb sollte der<br />
Dämmstoff R (W/(m∙K)) P (kg/m³) μ C (J/kg∙K) Baustoffklasse<br />
Flachsmatten 0,040 ca. 30 1–2 1600 B2<br />
Hanfmatten 0,040–0,050 20–45 1–2 k.A. B2<br />
Hanf, lose 0,050–0,055 40–60 1–2 k.A. B2<br />
Holzfaserdämmplatten 0,040–0,052 150–270 5 1700–2100 B2<br />
Holzfasern, lose 0,040 30–40 1–2 k.A. B2<br />
Holzwolle 0,065–0,090 330–500 2–5 2100 B1<br />
Kokos 0,045 70–80 1 k.A. B2<br />
Korkschrot, expandiert 0,050 75–85 1–5 1800 B2<br />
Korkplatte 0,040 110–120 5–10 1800 B2<br />
Roggengranulat 0,050 105–115 2–3 1900 B2<br />
Schafwolle 0,040 18–100 1–5 1720 B2<br />
Schilfrohr 0,055 190 2 k.A. B2<br />
Strohballen 0,050 90–125 2 k.A. B2<br />
Wiesengras 0,040 25–65 1–2 2100 B2<br />
Zelluloseflocken 0,040 30–80 1–2 2100 B2<br />
Zelluloseplatten 0,040 60–90 1 2000 B2<br />
*Nicht bei allen Produkten liegt eine „Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung“ vor! Manche Produkte dürfen nur lizenzierte Betriebe verarbeiten<br />
Quelle: verschiedene Firmenangaben<br />
Holzspänedämmung besteht aus ausgesuchten<br />
Resten der Hobelabfälle<br />
(Fichte und Tanne) bei der Holzhausproduktion.<br />
Zusätze sind Frischmolke<br />
und Soda. <strong>Die</strong> ausgesiebten Späne<br />
werden bei der Herstellung nach Größe<br />
sortiert und entstaubt. Als Holzfasereinblasdämmung<br />
für Dächer,<br />
Wände und Decken bringen lizenzierte<br />
Betriebe die Späne vollautomatisch<br />
oder von Hand ein. Zusatzstoffe<br />
sind Frischmolke, Ammoniumphosphat,<br />
Borate und Soda, um den geforderten<br />
Brandschutz zu erfüllen und<br />
Schimmelbildung bzw. Schädlingsbefall<br />
zu verhindern.<br />
Holzwolleleichtbauplatten<br />
<strong>Die</strong> Platten kommen als Putzträger<br />
oder Beplankungswerkstoff im Innen-<br />
und Außenbereich beim Dach<br />
zum Einsatz. Hergestellt aus langfasrigen<br />
Fichten- oder Kiefernholzspänen,<br />
mit Zement oder Magnesit<br />
gebunden, werden sie in einer Form<br />
zu Platten gepresst.<br />
Als technische Weiterentwicklung<br />
zum Verbundwerkstoff mit unterschiedlichen<br />
industriell gefertigten<br />
Dämmstoffen verkleiden sie die<br />
Dachstühle im Innenraum.<br />
Schafwolledämmung<br />
<strong>Die</strong> Schafwolle wird zunächst gewaschen<br />
und entfettet, anschließend<br />
neutralisiert, da sie leicht alkalisch<br />
80 mikado 12.2008
Zimmerme<strong>ist</strong>erdach Dämmstoffe<br />
<strong>ist</strong>. Ein Staubreiniger und Transportventilator<br />
führt die Wolle einem<br />
sog. „Feinöffner“ zu, der für eine<br />
homogene Vermischung sorgt und<br />
gleichzeitig Schmutzpartikel und organische<br />
Fremdstoffe entfernt. Anschließend<br />
werden mehrere Schichten<br />
kreuzweise übereinandergelegt.<br />
Das Vlies wird mechanisch vernadelt.<br />
Eine Schneidemaschine stellt<br />
die Abmessungen her, die im Handel<br />
erhältlich sind. Neben einem Mottenschutz<br />
bewirken Borsalz, Naturkautschukmilch,<br />
Eisenoxid, Kalk<br />
und Tonerde die nach Norm geforderten<br />
Eigenschaften. Zum Einsatz<br />
kommt Schafwolle zur Wärme- und<br />
Schalldämmung.<br />
Schilf<br />
Als Dacheindeckung <strong>ist</strong> Schilf heute<br />
hauptsächlich im gehobenen Wohnungsbau<br />
anzutreffen. Es wächst<br />
überall dort, wo es noch große Feuchtbiotope<br />
gibt, z.B. am Plattensee (Ungarn),<br />
am Neusiedlersee (Österreich)<br />
oder in niederdeutschen Moorgebieten.<br />
Schilf <strong>ist</strong> eine sehr harte Naturfaser<br />
und verrottet unter Wassereinwirkung<br />
kaum. Deshalb <strong>ist</strong> es zur<br />
Dacheindeckung (Reetdach) geeignet.<br />
In der Wand kommt Schilfrohr<br />
hauptsächlich als Putzträger, vor allem<br />
bei Lehmputzen, zum Einsatz.<br />
Seegras<br />
Flachsdämmung<br />
Ausgangsmaterial für die industrielle<br />
Produktion von Dämmstoffplatten<br />
sind die bei der rein mechanischen<br />
Aufbereitung anfallenden Kurzfasern.<br />
Dünne Faserbahnen werden<br />
mit Nadelwalzen mechanisch verfilzt.<br />
<strong>Die</strong>se Einzelbahnen werden<br />
zu verschieden dicken Dämmstoffplatten<br />
geschichtet, durch Kartoffelstärke<br />
verbunden und zugeschnitten.<br />
Einige Hersteller geben textile<br />
Stützfasern (Polyesterfasern) zu. Als<br />
Flammschutzmittel wirken Borate,<br />
Ammoniumsulfate oder Ammoniumphosphate.<br />
Im Dachbereich<br />
kommt der Flachfilz hauptsächlich<br />
als Dämmplatte zum Zug.<br />
Hanfdämmung<br />
Zur Dämmstoffproduktion wird das<br />
Hanfstroh in Fasern und Schäben<br />
getrennt. <strong>Die</strong> Hanffasern werden zu<br />
Dämmmatten oder zur Stopfdämmung<br />
(z.B. für Fenster) verarbeitet,<br />
die verholzten Schäben zu Schüttdämmstoffen<br />
oder festen Platten.<br />
Bei den Dämmmatten und der Rollenware<br />
setzen die Hersteller häufig<br />
synthetische Stützfasern zu. Als<br />
Flammschutzmittel und zur Vermeidung<br />
von Schimmelpilzen wirken<br />
Ammoniumphosphat, Soda oder<br />
spezielle chemische Mittel. Im Dachbereich<br />
werden Hanfdämmstoffe zur<br />
Zwischensparren- und Aufdachdämmung<br />
verwendet.<br />
Seegrasgewächse (lat. Zosteraceae)<br />
wachsen auf dem Meeresgrund. Seegras<br />
wird an den Stränden der Meere<br />
angespült und dort gesammelt, gereinigt,<br />
getrocknet und anschließend zu<br />
Dämmmaterial verarbeitet. Der hohe<br />
Salzgehalt der Pflanze wirkt als natürlicher<br />
Brandschutz. Der Dämmstoff<br />
<strong>ist</strong> als loses Material oder in<br />
Plattenform auf dem Markt. Er kann<br />
geschüttet, gestopft oder mit Einblasgeräten<br />
eingebaut werden. Anwendungsbereiche<br />
sind Dach, Wand<br />
und Decke.<br />
Wiesengras<br />
<strong>Die</strong> Fasern des Dämmstoffs Wiesengras<br />
bestehen hauptsächlich<br />
aus Zellulose und Hemizellulosen.<br />
<strong>Die</strong> Naturfasern haben ein niedriges<br />
spezifisches Gewicht, was zu guten<br />
Dämmeigenschaften ( ≤ 0,040<br />
W/(m·K)) führt. Als Dämmstoff <strong>ist</strong> das<br />
Material diffusionsoffen, nimmt nur<br />
geringe Mengen Wasser auf und eignet<br />
sich gut zur Schalldämmung. <strong>Die</strong><br />
notwendige Flammschutzausrüstung<br />
wird in einem Nassverfahren durch<br />
Additive (Borate) hergestellt. <strong>Die</strong>ser<br />
Dämmstoff eignet sich zum Einblasen<br />
in Dächer, Decken und Wände.<br />
Dämmschüttung<br />
▴ Hanfwolle<br />
in der<br />
Dachschräge<br />
Dämmschüttung eignet sich zum Einblasen<br />
in die Hohlräume von Decken,<br />
Dächern und Wänden. Neben den bekannten<br />
mineralischen Dämmschüttungen<br />
aus Mineralwollefasern oder<br />
Perlit-Gestein sind auch Schüttungen<br />
aus Roggen und Hanf auf dem<br />
Markt. Hanfschüttungen bestehen<br />
aus den Stängeln der Hanfpflanze,<br />
Naturbitumen und Tongranulat. Roggendämmstoffgranulat<br />
besteht aus<br />
Roggenschrot, Roggenkleie und Molke<br />
sowie mineralischen Zusätzen (Kaliwasserglas<br />
oder Kalkhydrat). Auch<br />
ohne Zusätze <strong>ist</strong> es beständig gegen<br />
Nager, Insekten und Schimmelpilze.<br />
Zellulose<br />
Zellulosedämmung wird aus zerfasertem<br />
Altpapier unter Zugabe von<br />
Borsalzen (bei Dämmplatten max. 10<br />
Prozent) oder/und Zusatzmitteln (Borax,<br />
Borsäure, Aluminiumhydroxid,<br />
Ammoniumphosphat, Fungotannin)<br />
im Trockenverfahren hergestellt. <strong>Die</strong><br />
Zusätze erbringen den geforderten<br />
Brandschutz und verhindern Schädlingsbefall<br />
bzw. Schimmelbildung.<br />
Das Rohmaterial besteht aus sortierten<br />
Druckerzeugnissen (Tageszeitungen,<br />
Bücher) oder Papier. Nur<br />
lizenzierte Fachbetriebe dürfen die<br />
Einblaszellulose verarbeiten.<br />
Hans Jürgen Krolkiewicz, Köln ▪<br />
hock<br />
www.mikado-online.de 81
Informationsdienst Holz<br />
Nagelbrücken<br />
www.randek-bautech.com<br />
Inserenten<br />
A<br />
Abbundzentrum, Dahlen 76<br />
Alzheimerforschung 63<br />
Auwärter, Waldershof 76<br />
B<br />
Bruckamp, Lübecke 77<br />
Brüninghoff, Heiden 47<br />
Bundesfachschule, Kassel 76<br />
D<br />
Decker, Morbach 31<br />
<strong>Die</strong>ckmann, Melle 77<br />
Dölker, Horb 77<br />
E<br />
Egger, Brilon 27<br />
F<br />
Ford, Köln<br />
U2<br />
Frammelsberger, Oberkirch 77<br />
Frick, Türkheim 85<br />
Fuchs, Lörrach 76<br />
G<br />
Grossmann, Rosenheim 75<br />
H<br />
Haas, Falkenberg<br />
U4<br />
Hofatex, Slowakei 9<br />
HSB, Kaufbeuren 5<br />
I / J<br />
Inholz, Mannheim 77<br />
Isocell, A-Neumarkt 7<br />
K<br />
Kindernothilfe 61<br />
M<br />
Messe, München 11<br />
MH-Massivolz, Altenstadt 63<br />
Mohr, Trier 43<br />
N<br />
Norbord, Belgien 3<br />
O<br />
Onduline, Wiesbaden 19<br />
P<br />
Pagel, Landau 76<br />
Poppensieker + Derix, Westerk. 43<br />
Puren, Überlingen 37<br />
R<br />
Randek, SE-Falkenberg 61, 63, 82<br />
Rheinzink 33<br />
S<br />
S&S, Wermelskirchen 53<br />
Schwaiger, A-Schwaz 76<br />
SFS,Oberursel 38<br />
Suttner, Haselbach 77<br />
W<br />
Weihele, Görisried 76<br />
Wiese, Meschede 77<br />
WEKA MEDIA, Kissing U3,<br />
Gesamtbeilage<br />
Neuerscheinung<br />
Kinder lieben Holz<br />
Der Informationsdienst Holz hat eine Schrift über Kindergärten<br />
und Kindertagesstätten in Holzbauweise veröffentlicht. Autor <strong>ist</strong> der<br />
Berliner Architekt Robert Kerbl.<br />
Der Autor hat 52 Kindergärten<br />
und Kindertagesstätten recherchiert;<br />
elf davon stellt er den Lesern<br />
vor. Der Architekt zeigt nur Bauten,<br />
in denen die Regeln der „(Holz-)Baukunst“<br />
konsequent eingehalten wurden.<br />
Das bedeutet: Einsatz von Holz<br />
in der Tragstruktur, optimaler Energiestandard,<br />
Berücksichtigung der<br />
Bauphysik im Hinblick auf Raumklima<br />
und Feuchteverhalten, diffusionsoffene<br />
Bauweise und die Verwendung<br />
geeigneter Dämmstoffe. An<br />
den Anfang der Schrift stellt Kerbl<br />
ein Interview mit Verantwortlichen<br />
der Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten<br />
GmbH. <strong>Die</strong>ses Unternehmen<br />
der Freien und Hansestadt Hamburg<br />
betreibt 173 Einrichtungen und<br />
betreut mehr als 22000 Kinder.<br />
Bereits 1994 hatte der Hamburger<br />
Senat beschlossen, bei der Neuplanung<br />
von Kindertagesstätten „der<br />
Holzfertigbauweise aus Kostengründen<br />
grundsätzlich den Vorzug zu geben“.<br />
<strong>Die</strong> Äußerungen der Befragten<br />
◂ <strong>Die</strong> Schrift<br />
„Kindergärten und<br />
Kindertagesstätten“<br />
informiert<br />
über die<br />
Vorteile, die der<br />
Holzbau hat<br />
machen deutlich, wie beruhigend und<br />
anregend Holz auf Kinder wirkt, dessen<br />
natürliche Farbigkeit der Phantasie<br />
freien Raum gibt.<br />
Baukosten überzeugen<br />
An das Interview schließt sich ein Kapitel<br />
über Baukosten an. Darin kann<br />
der Autor zeigen, dass die Holzbauweise<br />
<strong>nicht</strong> nur wettbewerbsfähig,<br />
sondern oft deutlich günstiger <strong>ist</strong><br />
als andere Bauweisen. Weitere Kapitel<br />
thematisieren den großen Bedarf<br />
an Kindergärten auf Grund der<br />
geltenden Gesetze, den Passivhausstandard<br />
und die pädagogische Bedeutung<br />
von Holz.<br />
Bei jedem der anschließend vorgestellten<br />
elf beispielhaften Bauten<br />
werden zunächst die Projektdaten<br />
vorgestellt. Besonders interessant<br />
dürfte für viele Leser die letzte Rubrik<br />
sein, in der es um die Baukosten geht.<br />
Ob sie im unteren oder im oberen<br />
Bereich liegen, hat mit der Qualität<br />
des Bauwerks <strong>nicht</strong>s zu tun. Mit der<br />
Qualität des Architekten schon. <strong>Die</strong><br />
letzten drei Kapitel sind dem Feuchteschutz,<br />
dem sommerlichen Wärmeschutz<br />
und den Vorteilen des Baustoffs<br />
Holz gewidmet, der für Autor<br />
Kerbl der „Hightech-Werkstoff des<br />
21. Jahrhunderts“ <strong>ist</strong>. ▪<br />
Unter www.informationsdienstholz.de/Publikationen<br />
können Interessenten<br />
die Schrift kostenfrei<br />
downloaden oder unter Angabe der<br />
Bestellnummer H 604 bestellen.<br />
Bis zu fünf Exemplare werden in<br />
Deutschland kostenfrei verschickt.<br />
Dort besteht auch die Möglichkeit,<br />
sich in den Verteiler des „aktuell“<br />
einzutragen, um über neue Veröffentlichungen<br />
informiert zu werden.<br />
82 mikado 12.2008
Landesbeirat Holz<br />
Bautenmonitoring<br />
Trend zu mehr Offenheit<br />
Es kommt Bewegung in die Mission Bautenmonitoring: Politische Mandatsträger und<br />
Bauämter interessieren sich immer mehr für den Baustoff Holz. Der Schlüssel zum Erfolg<br />
<strong>ist</strong> der Wettbewerbsgedanke.<br />
Langsam kommt Bewegung in die<br />
Sache. Es mehren sich die Zeichen<br />
für mehr Offenheit bei politischen<br />
Mandatsträgern und in den<br />
Bauämtern. Der Schlüssel zum Erfolg<br />
<strong>ist</strong> der Wettbewerbsgedanke:<br />
Holz im Wettbewerb zu anderen Baustoffen<br />
– und <strong>nicht</strong> der Blick durch<br />
die Holzbrille. So lässt sich der Zwischenstand<br />
beim Bautenmonitoring<br />
beschreiben.<br />
Voraussetzung, den Fuß zur richtigen<br />
Zeit in die Tür zu bekommen, <strong>ist</strong><br />
persönliches Engagement. <strong>Die</strong> Verantwortlichkeit<br />
fürs Tun kann <strong>nicht</strong><br />
zu Tode delegiert werden. Auch genügt<br />
es <strong>nicht</strong>, einen Flyer mit oder<br />
ohne Prospekt an die Kommune zu<br />
adressieren – in der Hoffnung, es<br />
wird sich schon der Richtige melden.<br />
Drei Bausteine haben sich im Bautenmonitoring<br />
herauskr<strong>ist</strong>allisiert:<br />
1. Vernetzung zentral-regional<br />
Im ersten Schritt geht es um die Bestandsaufnahme:<br />
Welche Angebote<br />
gibt es auf Seiten des Holzabsatzfonds<br />
und des jeweiligen Landesbeirats?<br />
Wie lassen sich diese in der<br />
Region bzw. vor Ort sinnvoll einsetzen?<br />
Sinnvolle Maßnahmen auf dieser<br />
Ebene sind regionale Holzbautage<br />
mit Unterstützung durch den Informationsdienst<br />
Holz sowie das Regionalmarketing<br />
des Holzabsatzfonds.<br />
Darüber hinaus gibt es hochwertige<br />
Broschüren zu zentralen Themen der<br />
▾ Ein erfolgreiches<br />
Mailing an<br />
Kommunen aus<br />
diesem Jahr<br />
Holzverwendung in Kommunen (z.B.<br />
Wettbewerb Holz in Städten und Gemeinden<br />
2008). <strong>Die</strong>se eignen sich für<br />
Mailings oder als Tischvorlage.<br />
2. Netzwerke und Referenzen<br />
in der Region<br />
Veranstaltungen auf regionaler Ebene<br />
fördern den Netzwerkgedanken.<br />
Akteure der regionalen Forst- und<br />
Holzwirtschaft können so ihre jeweiligen<br />
Stärken zum Gelingen des Vereinslebens<br />
einbringen. Eine für diese<br />
Phase gute Rechtsform <strong>ist</strong> der Verein.<br />
Das Netzwerk lässt sich dann ausweiten<br />
auf relevante Architekten, Bauamtsmitarbeiter<br />
sowie Bürgerme<strong>ist</strong>er<br />
und Landräte. Wichtig dabei <strong>ist</strong>, <strong>nicht</strong><br />
zu missionieren, sondern mit denjenigen<br />
zusammenzuarbeiten, die auch<br />
von sich aus wollen. Dadurch bleibt<br />
der Kreis der Akteure übersichtlich<br />
und die Qualität der Zusammenarbeit<br />
passt.<br />
3. Kommunales Engagement<br />
<strong>Die</strong> durchschlagende Kraft erhält<br />
man letztendlich dadurch, dass man<br />
Verbündete in den kommunalen<br />
Gremien (z.B. Gemeinderat, Stadtrat<br />
und Kre<strong>ist</strong>ag) hat. Erschreckend dabei<br />
<strong>ist</strong> oftmals die Bestandsaufnahme.<br />
So we<strong>ist</strong> beispielsweise die Wahll<strong>ist</strong>e<br />
zum Kre<strong>ist</strong>ag von Miesbach von<br />
300 Kandidaten nur vier Waldbesitzer,<br />
drei Zimmerer und zehn weitere<br />
Handwerker aus. Zum Kre<strong>ist</strong>ag<br />
selbst werden 60 Plätze vergeben.<br />
Dass die sieben Hölzernen erfolgreich<br />
sind, unterliegt eigenen Gesetzen.<br />
Im Schnitt werden etwa drei<br />
durchkommen. Wie wird dann wohl<br />
die Abstimmung eines Bauvorhabens<br />
auf Kreisebene ausgehen?<br />
Alexander Kirst, Vorsitzender des<br />
Landesbeirats Holz Bayern, München ▪<br />
www.mikado-online.de 83
Unternehmen<br />
Inthermo<br />
Ausgezeichnetes Fertighaus<br />
Der Fertighaushersteller Luxhaus erhielt mit dem „Golden<br />
Cube 2009“ eine Auszeichnung für zeitgemäßes Bauen. <strong>Die</strong><br />
Jury überzeugte der preisgekrönte Entwurf „Blues 139“ in<br />
energetischer wie in gestalterischer Hinsicht. Dazu trug die<br />
Climatic-Wand-Technologie bei, die einen U-Wert von 0,14<br />
W/(m²K) aufwe<strong>ist</strong>. <strong>Die</strong> außenseitige Beplankung besteht dabei<br />
aus Holzfaserplatten der Marke Inthermo, die diffusionsoffenes,<br />
natürliches Dämmen proklamiert.<br />
INTHERMO GmbH ı D-64372 Ober-Ramstadt ı www.inthermo.de<br />
▴ <strong>Die</strong> Stars des Deutschen Skiverbandes (DSV)<br />
waren bei Würth zu Gast, um sich für die neue Saison<br />
einkleiden zu lassen<br />
Festool<br />
Wenn Werkzeug Fördert<br />
▴ Das Haus überzeugte gestalterisch und energetisch. <strong>Die</strong> Holzfaserdämmung<br />
in den Wänden sorgt für einen U-Wert von 0,14 W/(m²K)<br />
Roto<br />
Neues Dach für Dachhersteller<br />
Am 16. Oktober 2008 weihte Roto sein neues Produktions‐,<br />
Trainings- und Log<strong>ist</strong>ikzentrum ein. <strong>Die</strong> 14 000 m 2 große<br />
und 8 Mio. Euro teure Halle steht auf dem Unternehmensgelände<br />
in Bad Mergentheim.<br />
Auf dem<br />
Dach sitzt eine der<br />
landesweit größten<br />
Photovoltaikanlagen.<br />
An dem feierlichen<br />
Festakt lobte<br />
die baden-württembergische<br />
Umweltmin<strong>ist</strong>erin<br />
Tanja<br />
▴ Tanja Gönner, Baden-Württembergs<br />
Umweltmin<strong>ist</strong>erin, sprach vor zahlreich<br />
erschienener Holzbau-Prominenz<br />
Gönner die Vorreiterrolle,<br />
die das Unternehmen<br />
bei der<br />
Nutzung der Solarenergie spielt. Weitere Fotos der Veranstaltung<br />
gibt es auf www.mikado-online.de → Bildergalerie.<br />
Roto Dach- und Solartechnologie GmbH<br />
D-97980 Bad Mergentheim ı www.roto-frank.de<br />
Festool-Geschäftsführer Horst Geiger<br />
übergab am 19. September 2008<br />
einen Scheck in Höhe von 748 520<br />
Euro an den WWF (World Wide<br />
Fund For Nature). Das Geld stammt<br />
aus einer Aktion, bei der der Elektro-<br />
und Druckluftwerkzeughersteller<br />
verschiedene Geräte als „WWF-<br />
Sonderedition“ angeboten hatte.<br />
Jedes verkaufte Produkt unterstützte<br />
die Aktionen des Umweltfonds.<br />
Eberhard Brandes, Geschäftsführer<br />
der Naturschutzorganisation in<br />
Deutschland, freute sich über einen<br />
Teil der Spende.<br />
Festool GmbH ı D-73240 Wendlingen<br />
www.tts-festool.com<br />
Erlus<br />
Ausbau Ost<br />
▴ Mit dem Kauf eines der<br />
Festool-Aktionsprodukte unterstützte<br />
der Käufer die Arbeit des WWF<br />
Erlus baut sein Werk im thüringischen Te<strong>ist</strong>ungen aus.<br />
Das Standortkonzept sieht einen zwe<strong>ist</strong>ufigen Ausbau<br />
für die Produktion von Großflächenziegeln vor. Im Gegenzug<br />
stellt der Ziegelhersteller in Te<strong>ist</strong>ungen die Herstellung<br />
von Wandbaustoffen zum Ende des Jahres ein.<br />
<strong>Die</strong> Inbetriebnahme des erweiterten Werks soll bereits<br />
2009 erfolgen.<br />
ERLUS AG ı D-84088 Neufahrn ı www.erlus.de<br />
84<br />
mikado 12.2008
Unternehmen<br />
Würth<br />
Schneeflöckchen, Skisöckchen<br />
Seit sechs Jahren sponsert Würth den Deutschen Skiverband<br />
(DSV). In dieser Saison unterstützt das Unternehmen<br />
neben den Disziplinen Biathlon, Skisprung,<br />
Langlauf und Nordische Kombination auch erstmals<br />
den Bereich Ski-Alpin. Am 15. und 16. Oktober 2008<br />
fand die Einkleidung der Athleten in Schwäbisch Hall<br />
statt. <strong>Die</strong> Stimmung im Hangar des Adolf-Würth-Airports,<br />
der in winterlichem Ambiente erstrahlte, machte<br />
Vorfreude auf die bevorstehende Saison.<br />
Adolf Würth GmbH & Co. KG<br />
D-74650 Künzelsau<br />
www.wuerth.de<br />
Glunz<br />
Selbst <strong>ist</strong> der Mann<br />
„Bewegte Zeiten erfordern neue Lösungen“,<br />
findet Lutz Fissenewert, COO und<br />
stellvertretender Vorstandsvorsitzender<br />
der Glunz AG. Deshalb habe man sich<br />
entschlossen, in diesem Jahr auf eine<br />
Teilnahme an der Bau 2009 zu verzichten<br />
und stattdessen eigene Veranstaltungen<br />
und eigene Gespräche mit<br />
Verarbeitern, Planern und Händlern zu<br />
initiieren.<br />
Glunz AG ı D-49716 Meppen<br />
www.glunz.de<br />
Steinbacher<br />
Schichtwechsel<br />
Klaus Untermoser <strong>ist</strong> neuer Vertriebsleiter<br />
bei Steinbacher Dämmstoffe. Der gebürtige<br />
Saalfeldener <strong>ist</strong> studierter Betriebswirt und<br />
zweifacher Familienvater. Er <strong>ist</strong> seit 1999<br />
bei dem Tiroler Familienbetrieb tätig und<br />
seit sechs Jahren im Vertrieb. Damit tritt er<br />
in die Fußstapfen von Wolfgang Fuchs, der<br />
nach 41-jähriger Betriebszugehörigkeit in<br />
den wohlverdienten Ruhestand geht.<br />
Steinbacher Dämmstoff GmbH<br />
A-6383 Erpfendorf/Tirol<br />
www.steinbacher.at<br />
Randek BauTech<br />
Starke Skandinavier<br />
Werkfoto Randek BauTech<br />
▴ Randek-BauTech-Geschäftsführer<br />
Lars-Erik Andersson vor einer Maschine zur<br />
Herstellung von Kopf- und Fußschwellen<br />
▴ Will Gutes bewahren und auch neue Wege<br />
gehen: der neue Vertriebsleiter Klaus Untermoser<br />
(vorn) und sein Vorgänger Wolfgang Fuchs<br />
Makron Engineering aus Finnland schloss einen<br />
strategischen Kooperationsvertrag mit Randek<br />
BauTech aus Schweden. <strong>Die</strong> Finnen vertreiben<br />
automatische Produktionslinien für vorgefertigte<br />
Häuser. Beide Gesellschaften waren in der<br />
Vergangenheit Wettbewerber, arbeiten aber in<br />
der Zukunft zusammen. Randek BauTech entwickelt,<br />
produziert und verkauft Geräte und<br />
<strong>Die</strong>nstle<strong>ist</strong>ungen für die industrielle Herstellung<br />
von Häusern. <strong>Die</strong> Produktpalette reicht<br />
von vollautomatischen, CAD/CAM-gesteuerten<br />
Fertigungslinien für Wände und Dächer bis zu<br />
Maschinen für die manuelle Fertigung.<br />
Randek BauTech AB ı SE-31132 Falkenberg<br />
www.randek-bautech.com<br />
www.mikado-online.de 85
Holzwelten Bhutan<br />
Eine zerstörte Brücke wurde nach dem Vorbild der seit Jahrhunderten<br />
im Himalaya üblichen Brückenarchitektur neu errichtet – allerdings mit größerer<br />
Spannweite und fortschrittlicher Bautechnik.<br />
Das im Himalaya zwischen Tibet<br />
und Indien gelegene Bhutan<br />
wirkt bis heute geheimnisvoll. Das<br />
„Land der friedvollen Drachen“ <strong>ist</strong><br />
stark vom Buddhismus geprägt. Alltag<br />
und Religion sind eng miteinander<br />
verknüpft. Das war auch beim<br />
Neubau einer Brücke in traditioneller<br />
Form so, die der Ort Punakha erhielt:<br />
Geplant war der Bau im Jahr 2007,<br />
doch das galt aus religiöser Sicht<br />
als ungünstig, sodass das Vorhaben<br />
auf 2008 verschoben wurde. Jedem<br />
Baubeginn geht in Bhutan eine buddh<strong>ist</strong>ische<br />
Zeremonie voraus. Ein Astrologe<br />
legt den günstigsten Zeitpunkt<br />
fest.<br />
Punakha liegt auf etwa 1100 m<br />
Höhe, dort, wo sich die Flüsse Pho und<br />
Mo treffen, die von den Gletschern<br />
des Himalaya gespe<strong>ist</strong> werden. Der<br />
sog. „Dzong“, eine Klosterburg mit<br />
bis zu 500 Mönchen, war seit seiner<br />
Errichtung im 17. Jahrhundert über<br />
300 Jahre lang Regierungssitz des<br />
Landes. Noch heute <strong>ist</strong> er die Winter-<br />
▴ <strong>Die</strong> Brücke und<br />
der rechte<br />
Turm waren durch<br />
eine Flutwelle<br />
zerstört. Nun <strong>ist</strong><br />
das wertvolle<br />
Ensemble wieder<br />
vollständig<br />
residenz des obersten Abts Bhutans,<br />
Seiner Heiligkeit des Je Kempo, und<br />
als Sitz des D<strong>ist</strong>rikt-Gouverneurs eines<br />
der wichtigsten Gebäude des Landes.<br />
Seit 1907 werden hier alle Könige<br />
von Bhutan gekrönt.<br />
Bis 1968 verband eine 35 m lange,<br />
aus dem 17. Jahrhundert stammende<br />
Holzbrücke den Dzong mit<br />
dem anderen Ufer. <strong>Die</strong>ses Bauwerk<br />
wurde durch eine Flutwelle zerstört,<br />
als Gletscherabbrüche einen Hochgebirgssee<br />
zum Bersten brachten.<br />
86<br />
mikado 12.2008
Holzwelten Bhutan<br />
Verloren ging dabei <strong>nicht</strong> nur die<br />
Brücke selbst und einer ihrer beiden<br />
Türme, sondern damit auch ein wichtiger<br />
architektonischer und funktionaler<br />
Teil des Gebäudeensembles<br />
„Dzong“: Bei vielen religiösen Festen<br />
gab es prächtige Prozessionen über<br />
die Brücke. <strong>Die</strong>se kulturelle Tradition<br />
war nun jäh abgebrochen.<br />
Doch Bhutan fehlte das Geld, aber<br />
vor allem auch das technische Knowhow<br />
für den Bau einer neuen Brücke.<br />
In den letzten 50 Jahren waren so gut<br />
wie keine Holzbrücken mehr verwirklicht<br />
worden. Man hatte modern sein<br />
wollen und blickte auf Nachbarländer<br />
wie Indien, wo Brücken hauptsächlich<br />
aus Stahl und Stahlbeton<br />
errichtet wurden, und wendete sich<br />
vorschnell vom Holzbau ab. Das bereute<br />
man nun.<br />
So fragte die bhutanesische Regierung<br />
beim deutschen Verein „Pro<br />
Bhutan“ im badischen Lörrach an, ob<br />
der <strong>nicht</strong> unterstützen könne. Und<br />
dieser erklärte sich dann auch bereit,<br />
die Rekonstruktion der traditionellen<br />
Brücke zu übernehmen und<br />
über Spenden zu finanzieren.<br />
Breiteres Flussbett verlangt nach<br />
neuer technischer Lösung<br />
Nun hatte die Flutwelle die örtlichen<br />
Rahmenbedingungen ziemlich verändert<br />
und das Flussbett verbreitert.<br />
Dadurch musste die Spannweite der<br />
neuen Kragbrücke von den alten<br />
35 m auf nunmehr 55 m vergrößert<br />
werden. Zudem musste der alte Turm<br />
auf der Seite des Dzong in das neue<br />
Tragwerk integriert werden.<br />
Das äußere Erscheinungsbild der<br />
neuen Konstruktion sollte trotz dieser<br />
veränderten Bedingungen der traditionellen<br />
Brückenarchitektur entsprechen,<br />
die im Himalaya schon seit<br />
Jahrhunderten üblich <strong>ist</strong>. <strong>Die</strong> typische<br />
Gestalt mit zwei Kragarmen und<br />
einem verbindenden Mittelstück hat<br />
ihren Ursprung in Baumstämmen,<br />
die an Flussufern oder an Schluchten<br />
mit Steinen beschwert wurden<br />
und von dort ins Freie ragten. Je<br />
größer die Spannweiten, desto mehr<br />
Gegengewicht wurde nötig. Daraus<br />
entwickelten sich die Auflagertürme,<br />
die immer größer und dann teilweise<br />
auch bewohnt wurden. <strong>Die</strong> verfügba-<br />
▴ Brücken werden<br />
im Himalaya<br />
traditionell zuerst<br />
an den Enden<br />
eingespannt<br />
und von dort dann<br />
nach innen<br />
weitergebaut<br />
Querschnitt im Einspannbereich<br />
Diagonalschalung immer so ausbilden, dass<br />
Wasser ablaufen kann und <strong>nicht</strong> die Balken<br />
der Tragkonstruktion durchfeuchtet<br />
150 250 150 250 150 250 150 250 150 250 150 250 150 250 150 250 150 250 150<br />
3450<br />
3930<br />
<strong>Die</strong> Schalung<br />
als konstruktiver<br />
Holzschutz,<br />
um eine Durchfeuchtung<br />
und die direkte<br />
Sonneneinstrahlung<br />
des<br />
Tragwerkes<br />
zu verhindern<br />
50<br />
50<br />
400<br />
400 100 400 100 400 100 400 50<br />
2425<br />
www.mikado-online.de 87
Holzwelten Bhutan<br />
ren Balkengrößen setzten allerdings<br />
natürliche Grenzen: Maximal 30 m<br />
konnten mit dieser Technik überspannt<br />
werden.<br />
Trotzdem kam für den Brückenneubau<br />
als Baumaterial nur einheimisches<br />
Vollholz in Frage. Balken mit<br />
25 cm x 40 cm Querschnitt und 22 m<br />
Länge waren vor Ort ohne großen<br />
Aufwand erhältlich. Insgesamt sollte<br />
der Materialverbrauch jedoch so gering<br />
wie möglich ausfallen.<br />
Weitere Anforderungen an das<br />
neue Brückentragwerk lauteten<br />
„Unempfindlichkeit gegen Setzungen“<br />
und „Kompensation versagender<br />
Einzelbauteile durch das Gesamtsystem“.<br />
Auch bewitterte und <strong>nicht</strong><br />
kontrollierbare Anschlüsse mit großen<br />
Kräften galt es zu vermeiden.<br />
Konstruktiver Holzschutz sollte die<br />
Dauerhaftigkeit des Tragwerks gewährle<strong>ist</strong>en.<br />
Alle Details mussten<br />
einfach sein, um die Montage mit<br />
einheimischen Arbeitskräften durchführen<br />
zu können.<br />
Auch der Kolkschutz der Gründungen<br />
besaß große Bedeutung, damit<br />
die neue Brücke gegen Flutwellen<br />
gerüstet <strong>ist</strong>. Der Dzong liegt nämlich<br />
im „roten Bereich“, also in der Gefahrenzone<br />
von Gletscherseen, die aufgrund<br />
der globalen Klimaerwärmung<br />
irgendwann bersten könnten.<br />
▴ Einheimische<br />
fällten mit<br />
einfachen Mitteln<br />
165 Bäume<br />
und verarbeiteten<br />
die Stämme<br />
zu langen Balken<br />
Moderne Ingenieurbaukunst<br />
ermöglicht traditionelle Form<br />
Pläne der alten Brücke gab es <strong>nicht</strong>.<br />
Lediglich ein paar alte Aufnahmen<br />
zeigten das ursprüngliche Erscheinungsbild.<br />
Der Projektleiter Fritz<br />
Baumgartner konnte aber immerhin<br />
den Bestand innerhalb des erhaltenen<br />
Turmes aufnehmen, denn dort<br />
waren die Balkenreste immer noch<br />
vorhanden.<br />
Das traditionelle Konstruktionsprinzip<br />
solcher Kragbrücken wurde<br />
für das neue Tragwerk weitgehend<br />
übernommen und durch Abspannungen<br />
ergänzt. Damit wurden 21 m Auskragung<br />
möglich. Für ausreichende<br />
Steifigkeit in horizontaler Richtung<br />
sorgten spezielle Balkenknoten beim<br />
Übergang von den Kragträgerspitzen<br />
zum Mittelträger, die Normalkräfte<br />
übertragen können.<br />
Der Gesamtquerschnitt der Kragbalken<br />
besteht bei den Einspannungen<br />
in den Türmen aus neun nebeneinanderliegenden<br />
Stapeln von<br />
je fünf Balken mit Balkenlängen<br />
bis zu 22 m in der fünften Lage.<br />
<strong>Die</strong> Balken wurden bei der Montage<br />
untereinander jeweils zweilagenweise<br />
über 1,50 m lange Gewindestäbe<br />
mit 16 mm Durchmesser zu<br />
einem nachgiebigen Verbundträger<br />
verschraubt.<br />
<strong>Die</strong> oberste Balkenlage reicht mit<br />
ihrer Länge von 22 m nur bis zur<br />
Turmvorderwand. Ihre Normalkräfte<br />
nehmen die Gewindestangen auf und<br />
leiten sie in die vierte Balkenlage ein.<br />
<strong>Die</strong> überträgt sie dann in das Betonfundament.<br />
Längsschnitt<br />
332<br />
332 332 332 332 332 283 283 141 141 283 283 332 332 332 332 332<br />
332<br />
70<br />
450 400 400 400 700 700 400 400 400 450 450 350 350<br />
1127<br />
150<br />
88<br />
mikado 12.2008
Holzwelten Bhutan<br />
Überhaupt ermöglichten erst die<br />
Gewindestäbe die Herstellung eines<br />
solchen überdimensionalen Verbundträgers<br />
mit einer Breite von fast<br />
3,50 m und einer Höhe von 2,50 m<br />
an den Einspannstellen. <strong>Die</strong> Kraftübertragung<br />
zwischen den Befestigern<br />
und dem Holz erfolgt ausschließlich<br />
über die Verzahnung des<br />
Gewindes.<br />
<strong>Die</strong> Queraussteifung übernehmen<br />
auf den Balkenlagen diagonal verlaufende,<br />
genagelte Bretterschalungen.<br />
<strong>Die</strong> erhielt im Einspannbereich jede<br />
der fünf Balkenlagen und ansonsten<br />
die oberste Balkenlage.<br />
<strong>Die</strong> Widerlager bestehen aus einem<br />
Betonbauteil und dem typischen<br />
Turm aus Bruchsteintrockenmauerwerk,<br />
der mit seinem Eigengewicht<br />
die Kragbalken einspannt. Seine vordere<br />
Wand gründet direkt im Flussbetts.<br />
Das Fundament wird durch 20<br />
3,50 m lange Betonrohre und 600<br />
Toskanes vor einer neuerlichen Flutkatastrophe<br />
geschützt.<br />
Internationale Zusammenarbeit<br />
führt zum Erfolg<br />
<strong>Die</strong> Gesamtbauleitung und Verantwortung<br />
lag beim Verein „Pro<br />
Bhutan“. Projektleiter Fritz Baumgartner<br />
erstellte die Architekturpläne<br />
vor Ort und führte die Submissionen<br />
und Vergaben durch. Das<br />
schweizerische Bauingenieurbüro<br />
Walt + Galmarini berechnete kosten-frei<br />
die Statik und lieferte Werk-,<br />
Schalungs- und Bewehrungspläne.<br />
<strong>Die</strong> Ausführung vergab man an einen<br />
Generalunternehmer, der sich vor Ort<br />
Subunternehmer suchte.<br />
Für den Brückenquerschnitt fällte<br />
man in den umgebenden Bergtälern<br />
165 Bäume mit 60 cm Durchmesser<br />
und einer Höhe von 25 m und schnitt<br />
sie mit Kettensägen roh zu. An der<br />
Baustelle trockneten sie etwa ein Jahr<br />
und wurden dann zu den erforderlichen<br />
Balkenquerschnitten mit Messern<br />
zugehauen. Um die Balkenstapel<br />
abzubinden und die Gewindestangen<br />
einzudrehen, benötigten die Handwerker<br />
dann lediglich Kettensägen<br />
und starke Bohrmaschinen.<br />
Der Transport der über 20 m langen<br />
Balken in den engen Bergschluchten<br />
des Himalaya war schwierig. Noch<br />
▴ Zur Einweihung<br />
der Brücke<br />
fand eine große<br />
und farbenfrohe<br />
Zeremonie<br />
nach alter<br />
Tradition statt<br />
Steckbrief<br />
Bauherr:<br />
Royal Government of Bhutan,<br />
Min<strong>ist</strong>ry of Home and Cultural<br />
Affairs<br />
www.mohca.gov.bt<br />
Finanzierung und Gesamtleitung:<br />
Pro Bhutan e.V.<br />
D-79539 Lörrach<br />
www.probhutan.com<br />
Projektleitung:<br />
Dipl.-Ing. Fritz Baumgartner<br />
Thimphu / Bhutan<br />
Tragwerksplanung:<br />
Walt + Galmarini AG<br />
CH-8032 Zürich<br />
www.galmarini.ch<br />
Verbindungsmittel:<br />
SFS unimarket<br />
CH-6343 Rotkreuz<br />
www.sfsunimarket.biz<br />
Technische Daten:<br />
Freie Spannweite: 55 m<br />
Gesamtlänge: 70 m<br />
Turmhöhe: 14 m<br />
Nutzlast: 2,5 kN/m²<br />
(ca. 500 Personen)<br />
Materialverbrauch:<br />
Chir-Pine-Vollholz: 250 m³<br />
Nägel: 1,3 t<br />
Stahlbauteile: 6 t<br />
Fertigstellung:<br />
Mai 2008<br />
schwieriger war, den Behörden die<br />
Notwendigkeit von Stahlteilen zu erklären.<br />
Bei der Materialbeschaffung<br />
musste zuerst herausgefunden werden,<br />
was überhaupt in Bhutan oder<br />
Indien erhältlich <strong>ist</strong> und was aus Europa<br />
bezogen werden musste. Und<br />
der Container brauchte lange. Aber<br />
er kam an und es klappte dann letztlich<br />
doch.<br />
Nach einer effektiven Bauzeit von<br />
etwa zwölf Monaten – inklusive drei<br />
Monate Unterbrechung wegen des<br />
starken Monsunregens – wurde die<br />
Brücke fertig und am 10. Mai 2008<br />
von Bhutans Premiermin<strong>ist</strong>er Jigmi<br />
Thinley und von Harald N. Nestroy,<br />
dem deutsch-indischen Botschafter<br />
a.D., mit einer buddh<strong>ist</strong>ischen Zeremonie<br />
und einem großen Volksfest<br />
eingeweiht.<br />
Am 6. November 2008 fand hier<br />
dann auch die Krönung des neuen<br />
Königs statt, des 28-jährigen Jigme<br />
Khesar Namgyel Wangchuck. <strong>Die</strong>ser<br />
Tag <strong>ist</strong> nach bhutanischer Zeitrechnung<br />
der achte Tag des neunten<br />
Monats im Jahr der erdenen männlichen<br />
Ratte und bringt dem Thronfolger<br />
und seinem Volk besonders<br />
viel Glück.<br />
Dipl.-Ing. Wolfram Kübler, Zürich /<br />
Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag,<br />
<br />
Karlsruhe / gh ▪<br />
Fritz Baumgartner<br />
www.mikado-online.de 89
Vorschau mikado 1 – 2.2009 erscheint am 5. Januar 2009<br />
Messe München GmbH / Paul-Gerhard Loske Deutsche Rockwool Mineralwoll GmbH & Co. OHG<br />
Messe<br />
BAU 2009 in München<br />
Vom 12. bis 17. Januar 2009 findet auf dem Münchener<br />
Messegelände wieder die größte Baufachmesse Europas<br />
statt. In 17 Hallen präsentieren sich 2000 Aussteller aus<br />
40 Ländern einer breiten Fachöffentlichkeit. Holz <strong>ist</strong> natürlich<br />
wieder stark vertreten, vor allem in Halle B5. Und in<br />
Halle C3 läuft die Sonderschau „Holzbau der Zukunft“.<br />
Thema des Monats<br />
Ingenieurholzbau<br />
Wie ein gestrandeter Wal sieht die neue Tour<strong>ist</strong>enattraktion<br />
im schleswig-holsteinischen Friedrichskoog aus:<br />
eine Indoor-Spielhalle. <strong>Die</strong> organisch geformte Haut<br />
des 130 m langen, 20 m breiten und 15 m hohen Gebäudes<br />
besteht aus einem Holztragwerk mit Brettschichtholz-<br />
Bogenbindern. Obwohl alle Teile unterschiedlich sind,<br />
dauerten die Rohbauarbeiten nur drei Monate.<br />
Holzwelten<br />
Deutschlands größte Holzkirche<br />
<strong>Die</strong> im 17. Jahrhundert<br />
errichtete Clausthaler Marktkirche<br />
wird seit 2001 Schritt für<br />
Schritt renoviert. Der einsturzgefährdete<br />
Glockenturm<br />
musste dabei komplett rückgebaut<br />
und durch einen neuen<br />
ersetzt werden. Das Abbinden und<br />
Zusammenfügen der Fachwerkkonstruktion<br />
war eine handwerkliche<br />
Me<strong>ist</strong>erle<strong>ist</strong>ung,<br />
die jedermann auf dem Marktplatz<br />
hautnah verfolgen konnte.<br />
Außerdem<br />
Brandsicherheit im mehrgeschossigen Holzbau<br />
Ev.-luth. Kirchengemeinde Clausthal<br />
Impressum<br />
Offizielles Organ des Bundes Deutscher Zimmerme<strong>ist</strong>er (BDZ)<br />
im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e.V. (ZDB),<br />
Berlin, Offizielles Organ der Europäischen<br />
Vereinigung des Holzbaus (E.V.H.), Luxemburg.<br />
Verlag:<br />
WEKA MEDIA GmbH & Co. KG ı Römerstraße 4 ı 86438 Kissing<br />
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<strong>Die</strong>se Anschrift gilt auch für folgende Personen und<br />
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haftende Gesellschafterin: WEKA Beteiligungs-GmbH • Sitz Kissing, Reg<strong>ist</strong>ergericht Augsburg, HRB • Geschäftsführer: Mirko Meurer,<br />
Werner Pehland, Dr. Heinz Weinheimer. Es gelten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der WEKA MEDIA GmbH & Co.KG.
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Verband aktuell Aus dem BDZ<br />
Interview<br />
Holzbau Deutschland<br />
will Kunden überzeugen<br />
Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmerme<strong>ist</strong>er im Zentralverband<br />
des Deutschen Baugewerbes. So lautet die offizielle Bezeichnung der Zimmerer in<br />
der Bundesfachgruppe Holzbau und Ausbau im Zentralverband des Deutschen<br />
Baugewerbes seit 10. November 2008. Über den neuen Namen sprach mikado mit<br />
dem Vorsitzenden Dipl.-Ing. Ullrich Huth.<br />
mikado: Herr Huth, soeben hat<br />
die Mitgliederversammlung des<br />
ZDB den Entschluss der BDZ-<br />
Fachversammlung bestätigt,<br />
dass der BDZ künftig als „Holzbau<br />
Deutschland – Bund Deutscher<br />
Zimmerme<strong>ist</strong>er“ auftreten<br />
wird. Was steckt hinter dem neuen<br />
Namen?<br />
www.mikado-online.de<br />
Dann soll „Holzbau Deutschland“<br />
also gleichzeitig innerhalb<br />
des Verbandes Signale setzen<br />
und nach außen zum Kunden<br />
wirken?<br />
Richtig. Wir wollen uns gegenüber<br />
dem Endverbraucher darstellen<br />
und zeigen, wer den<br />
Holzbau in Deutschland aus-<br />
„Unser Ziel <strong>ist</strong> es, unsere Le<strong>ist</strong>ungen<br />
zu nennen und erkennbar zu machen.“<br />
Ullrich Huth: Der neue Verbandsname<br />
spiegelt nun die<br />
bereits bestehenden Aktivitäten<br />
und die Entwicklung im Holzbau<br />
wider. Unser Ziel <strong>ist</strong> es, unsere<br />
Le<strong>ist</strong>ungen zu nennen und<br />
erkennbar zu machen.<br />
Beim Namen „Holzbau<br />
Deutschland“ haben wir grundsätzlich<br />
ja nur den Schritt<br />
nachvollzogen, den viele Mitgliedsbetriebe<br />
schon vorweggenommen<br />
haben. Sie treten als<br />
Holzbaubetrieb auf und führen<br />
diese Bezeichnung bereits in ihrem<br />
Firmennamen.<br />
Der Verbandsname „Holzbau<br />
Deutschland“ macht sofort und<br />
unmissverständlich erkennbar,<br />
wofür der Verband sich hier in<br />
Berlin engagiert und wofür er<br />
arbeitet.<br />
führt, und auch die große<br />
Le<strong>ist</strong>ungs fähigkeit unserer Mitgliedsbetriebe<br />
transparent machen.<br />
Gerade junge Leute haben<br />
oft nur wenig Vorstellung von<br />
den vielfältigen Aufgaben in einem<br />
Zimmereibetrieb.<br />
Es gab auch kritische Stimmen<br />
zum neuen Namen, die einen<br />
Traditionsbruch befürchteten.<br />
Da konnten wir erfolgreiche<br />
Überzeugungsarbeit le<strong>ist</strong>en.<br />
Schließlich leben wir Zimmerer<br />
<strong>nicht</strong> nur aus der Tradition<br />
heraus. Unser Ziel <strong>ist</strong> es, Tradition<br />
und Zukunftsorientierung<br />
zu vereinen. Es gilt positive Zeichen<br />
zu setzen und fortschrittliche<br />
Entwicklungen zu fördern<br />
und das beginnt eben schon<br />
beim Namen.<br />
Welche Rolle spielte Internationalität<br />
für die Namenswahl?<br />
Nach Holzbau Austria und Holzbau<br />
Schweiz zeigen nun auch<br />
die deutschen Zimmererverbände<br />
eindeutig ihren Arbeitsschwerpunkt<br />
im Verbandsnamen.<br />
Gerade im Hinblick auf<br />
die gemeinsame Arbeit in der<br />
Europäischen Vereinigung des<br />
Holzbaus (EVH) macht das einfach<br />
Sinn. <strong>Die</strong>ser EU-Konsens<br />
dokumentiert, dass wir an einem<br />
Strang für den handwerklichen<br />
Holzbau ziehen.<br />
Wann greift der neue Name<br />
offiziell?<br />
Eine längst überfällige Überarbeitung<br />
des Erscheinungsbildes<br />
in all seinen Medien; insbesondere<br />
der Internetauftritt, muss nun<br />
umgesetzt werden. Dabei brauchen<br />
wir für alle unsere Produkte<br />
ein klar strukturiertes, durchgängiges<br />
Konzept, das von den<br />
zuständigen BDZ-Gremien begleitet<br />
wird. Hier muss gründlich<br />
gearbeitet werden und das dauert<br />
seine Zeit. Der neue Verbandsname<br />
und das überarbeitete Erscheinungsbild<br />
werden erstmals<br />
zur Messe DACH + HOLZ 2010<br />
zur Anwendung kommen.<br />
▴ „Mit Holzbau Deutschland wollen<br />
wir aufzeigen, dass wir als<br />
Zimmerer den Holzbau in Deutschland<br />
ausführen“, sagt Dipl.-Ing.<br />
Ullrich Huth, Vorsitzender des BDZ<br />
Wie wirkt sich der neue Name<br />
des Bundesverbandes auf die<br />
Landesverbände aus?<br />
Mitglieder des Bundesverbandes<br />
sind die Landesverbände<br />
und haben dieser Namensänderung<br />
zugestimmt. Wie die einzelnen<br />
Landesverbände damit<br />
umgehen, bleibt ihnen überlassen.<br />
Der Begriff „Holzbau“ kann<br />
von jedem Landesverband flexibel<br />
verwendet werden. ▪<br />
„Wir wollen die Tradition mit<br />
Zukunftsorientierung vereinen.“<br />
I
Verband aktuell Aus dem BDZ<br />
QHA-Mitgliederversammlung<br />
Meilenstein für den handwerklichen Holzhausbau<br />
Der Qualitätsgedanke<br />
war auf<br />
11. Mitgliederversammlung<br />
in Köln<br />
am 17. Oktober<br />
2008 klar zu spüren.<br />
„Standards wie<br />
KfW 40 bis hin zum<br />
Passivhausbau sind<br />
für uns Holzhausbauer kein<br />
Problem“, so Stefan Fichtl, Vorsitzender<br />
der QHA. Weiter erläuterte<br />
er, dass die Gütesicherung<br />
durch die kontinuierliche werkseigene<br />
Fertigungskontrolle und<br />
die Dokumentation der Montage<br />
auf der Baustelle<br />
für QHA-Mitglieder<br />
selbstverständlich<br />
<strong>ist</strong>.<br />
Ergänzt wird<br />
dieses System<br />
durch eine halbjährliche<br />
Fremdüberwachung.<br />
<strong>Die</strong>se<br />
nachweisbare Qualität<br />
kommt dem Bauherrn zugute.<br />
Um den Güte- und Qualitätsgedanken<br />
beim Kunden stärker<br />
ins Bewusstsein zu rücken,<br />
<strong>ist</strong> die Bündelung der Kräfte<br />
im handwerklichen Holzhaus-<br />
bau notwendig. Deshalb votierte<br />
die Mitgliederversammlung<br />
der QHA einstimmig für folgende<br />
Beschlussfassung: „<strong>Die</strong> Mitgliederversammlung<br />
der QHA<br />
beschließt, dass mit Nachdruck<br />
daran zu arbeiten <strong>ist</strong>, zusammen<br />
mit den technisch orientierten<br />
Gemeinschaften des handwerklichen<br />
Holzhausbaues einen<br />
gemeinsamen Verband der<br />
handwerklichen Holzhausbauer<br />
zu schaffen. <strong>Die</strong> Mitglieder<br />
der QHA würden die Mitarbeit<br />
der vertriebs- und marketingorientierten<br />
Organisationen begrüßen.“<br />
Damit <strong>ist</strong> seitens der<br />
QHA-Mitglieder die deutliche<br />
Meinung ausgesprochen, dass<br />
es an der Zeit <strong>ist</strong>, den Deutschen<br />
Fertigbauverband e.V. (DFV),<br />
den Arbeitskreis Ökologischer<br />
Holzhausbau e.V. (AKÖH) und<br />
die Qualitätsgemeinschaft Holzbau<br />
und Ausbau e.V. (QHA) zu<br />
vereinen.<br />
<strong>Die</strong> Integration von Zimmer-<br />
Me<strong>ist</strong>erHaus (ZMH) und 81 fünf<br />
AG, die vertriebs- und marketingorientiert<br />
arbeiten, würde eine<br />
gute Ergänzung für die Zukunft<br />
bilden.<br />
▪<br />
Runde Sache<br />
Jubiläum steht vor der Tür<br />
Der Vorsitzende des BDZ,<br />
Dipl.-Ing. (FH) Ullrich<br />
Huth, vollendet am 30. Dezember<br />
2008 sein 60. Lebensjahr.<br />
Der gelernte Zimmermann und<br />
studierte Architekt steht seit<br />
mehr als zwei Jahren an der<br />
Spitze des BDZ. Darüber hinaus<br />
engagiert sich Ullrich Huth<br />
seit 2006 in einer ganzen Reihe<br />
von Funktionen. Unter anderem<br />
◂ Freut sich auf den 60. Geburtstag:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Ullrich Huth,<br />
Vorsitzender des BDZ im ZDB<br />
arbeitet er als Aufsichtsratsvorsitzender<br />
der Fördergesellschaft<br />
Holzbau und Ausbau mbH (Berlin),<br />
fungiert als Vizepräsident<br />
der Europäischen Vereinigung<br />
des Holzbaus (EVH), <strong>ist</strong> Präsidiumsmitglied<br />
im Baugewerbeverband<br />
Rheinland-Pfalz e.V.<br />
(Mainz) und gehört zum Vorstand<br />
des Zentralverbands des<br />
Deutschen Baugewerbes e.V.<br />
(ZDB) in Berlin.<br />
Der erfolgreiche Holzbauunternehmer<br />
<strong>ist</strong> seit 1984 selbstständig.<br />
Sein Betrieb in Alzey<br />
führt seit 2004 das RAL-Gütezeichen<br />
RAL-GZ 422 Holzhausbau<br />
und seit 2005 die Auszeichnung<br />
des Fünf-Sterne-Siegels<br />
von „Me<strong>ist</strong>erhaft“. So überrascht<br />
es wenig, dass Huth 2008 zum<br />
Präsidenten des Deutschen Holzwirtschaftsrates<br />
(DHWR), Bonn,<br />
gewählt wurde.<br />
▪<br />
Weihnachten mit Timmy<br />
<strong>Die</strong> Fördergesellschaft Holzbau und Ausbau mbH stellt den<br />
Zimmerer- und Holzbauverbänden der Verbandsstruktur des<br />
BDZ zwei Grafikdateien mit einem Timmy im weihnachtlichen<br />
Design zur Verfügung. <strong>Die</strong>se Timmys können die Landesverbände<br />
z.B. für Weihnachtsgrüße an Oberme<strong>ist</strong>er oder für die<br />
Weihnachtsausgaben von Verbandszeitungen verwenden. Der<br />
BDZ will die Weihnachtstimmys auch seinen Mitgliedsbetrieben<br />
über die BDZ-Infoline gegen einen Nutzungsvertrag (die uneingeschränkten<br />
Nutzungsrechte liegen bei der Fördergesellschaft<br />
Holzbau und Ausbau mbH) zur Verfügung stellen.<br />
II<br />
mikado 12.2008
Verband aktuell Aus dem BDZ<br />
Messe<br />
Dach+Holz International<br />
künftig alle zwei Jahre<br />
Der BDZ und der Zentralverband des Deutschen<br />
Dachdeckerhandwerks (ZVDH) haben<br />
beschlossen, die Messe Dach+Holz International bis<br />
zum Jahr 2018 im Zweijahresrhythmus zusammen<br />
mit der GHM Gesellschaft für Handwerksmessen<br />
mbH zu veranstalten. Eine Vereinbarung erfolgte<br />
im September 2008 in Berlin, wie der Vorsitzende<br />
des Bundes Deutscher Zimmerme<strong>ist</strong>er (BDZ), Ullrich<br />
Huth, mitteilte. Mit der langen Laufzeit sind<br />
für alle Beteiligten große Vorteile verbunden. Projektentwicklung,<br />
Ausstellerakquise und Besucherwerbung liegen<br />
für die nächsten fünf Messeveranstaltungen in einer Hand. „Davon<br />
werden sowohl die Besucher als auch die Aussteller profitieren“, so<br />
Huth. <strong>Die</strong> Dach+Holz International wurde erstmals im März 2008<br />
gemeinsam vom Zimmerer- und Dachdeckerhandwerk in Stuttgart<br />
veranstaltet. <strong>Die</strong> nächste Dach+Holz International wird vom 24.<br />
bis 27. Februar 2010 in Köln stattfinden.<br />
▪<br />
Neufassung<br />
Sortierung von Bauschnittholz<br />
nach DIN 4074<br />
Das Deutsche Institut für Normung hat die überarbeitete Fassung<br />
der DIN 4074:2008 herausgegeben. Zeitgleich hat der<br />
BDZ dazu das Merkblatt „Sortierung von Holz nach der Tragfähigkeit“<br />
erstellt, das kostenlos über die BDZ-Infoline heruntergeladen<br />
werden kann. <strong>Die</strong> DIN 4074 wurde in Verbindung mit der europäischen<br />
DIN EN 14081-1 überarbeitet, da die europäische Norm die<br />
CE-Kennzeichnung, wie sie ab September 2009 maßgebend <strong>ist</strong>, regelt.<br />
Ferner wurde die DIN 4074 in folgenden Punkten geändert:<br />
▸▸ Holzfeuchtemessung mit dem elektrischen Widerstandsmessverfahren<br />
nach DIN EN 13193<br />
▸▸ <strong>Die</strong> Schnittklassen entfallen. Sie werden über die Baumkanten<br />
geregelt, wobei die Güteklasse (GK 1) keine Baumkante zulässt<br />
und somit scharfkantig <strong>ist</strong><br />
▸▸ <strong>Die</strong> Oberflächenqualitäten als Bestellmerkmal wurden mit sägerau,<br />
feingesägt, egalisiert und geschliffen festgelegt<br />
▸▸ <strong>Die</strong> Sortierklasse S7 wurde hinsichtlich der Maßtoleranzen und<br />
der Verformungskriterien der S10 angeglichen<br />
▪<br />
Jubiläum<br />
Georg König feiert 70. Geburtstag<br />
www.mikado-online.de<br />
▴ Runder Geburtstag: Georg König,<br />
Präsident der Verbände des<br />
Bayerischen Zimmerer- und Holzbaugewerbes<br />
und stellvertretender<br />
BDZ-Vorsitzender,<br />
feierte 70. Geburtstag<br />
gen eintrat. 1965 erfolgte die<br />
Me<strong>ist</strong>erprüfung im Zimmererhandwerk.<br />
1972 begann Georg König mit<br />
seinem ehrenamtlichen Enga-<br />
Georg König, Präsident der<br />
Verbände des Bayerischen<br />
Zimmerer- und Holzbaugewerbes<br />
und stellvertretender Vorsitzender<br />
des Bundes Deutscher<br />
Zimmerme<strong>ist</strong>er (BDZ) im Zentralverband<br />
des Deutschen Baugewerbes,<br />
feiert am 3. Dezember<br />
2008 seinen 70. Geburtstag.<br />
Als Sohn eines Zimmerme<strong>ist</strong>ers<br />
machte Georg König zunächst<br />
eine Lehre zum Maurer.<br />
Nach der Gesellenprüfung im<br />
Maurerhandwerk im Jahr 1956<br />
folgte eine Lehre zum Zimmerer<br />
mit dem Gesellenabschluss<br />
1958. Im Anschluss besuchte<br />
der gebürtige Erlanger zwei<br />
Jahre die Staatsbauschule Coburg,<br />
Studiengang Hochbau.<br />
Der plötzliche Tod seines Vaters<br />
führte dazu, dass Georg König<br />
1960 sein Studium abbrach<br />
und als Teilhaber in den elterlichen<br />
Zimmereibetrieb in Erlangement<br />
für das Zimmererhandwerk.<br />
Er war zunächst Fachgruppenleiter<br />
der Fachgruppe<br />
Zimmerer in der Bauinnung Erlangen-Höchstadt.<br />
In den 80er-<br />
Jahren war er Bezirksoberme<strong>ist</strong>er<br />
für das Zimmererhandwerk<br />
für Mittelfranken und engagiert<br />
sich seit 1982 für die Verbände<br />
des Bayerischen Zimmerer- und<br />
Holzbaugewerbes, deren Präsident<br />
er seit 1991 <strong>ist</strong>.<br />
Dem Vorstand des BDZ gehört<br />
er seit 1988 an, seit 2002<br />
als stellvertretender Vorsitzender.<br />
Seit zehn Jahren <strong>ist</strong> er<br />
zudem Präsident der Europäischen<br />
Vereinigung des Holzbaus<br />
(E.V.H.) mit Sitz in Luxemburg.<br />
Außerdem <strong>ist</strong> Georg König<br />
Präsident des Bayerischen Holzwirtschaftsrates<br />
und Mitglied im<br />
Vorstand der Vereinigung der<br />
Bayerischen Wirtschaft (VBW).<br />
Für sein umfangreiches Engagement<br />
im Holzbau wurde Georg<br />
König in den letzten Jahren<br />
mehrfach ausgezeichnet,<br />
u.a. mit dem Verdienstkreuz am<br />
Bande des Verdienstordens der<br />
Bundesrepublik Deutschland,<br />
und er <strong>ist</strong> Träger des Bayerischen<br />
Verdienstordens.<br />
Der BDZ hat Georg König<br />
bereits 1995 mit der Goldenen<br />
Ehrennadel ausgezeichnet.<br />
2008 wurde Georg König<br />
mit dem „Goldenen Ehrenring“,<br />
der höchsten Auszeichnung, die<br />
der Holzbau in Österreich vergeben<br />
kann, ausgezeichnet. Damit<br />
würdigte der österreichische<br />
Zimmererverband das europäische<br />
Engagement Georg Königs.<br />
Für sein ebenfalls umfangreiches<br />
Wirken für die Musik<br />
bekam er die Verdienstmedaille<br />
in Gold der Bundesvereinigung<br />
Deutscher Blas- und Volksmusikverbände<br />
e.V.<br />
▪<br />
III
Verband aktuell Aus den Landesverbänden<br />
Verband Hessischer Zimmerme<strong>ist</strong>er<br />
Sport(t)räume in Mainhattan<br />
Zum 59. Mal fand vom 24. bis 25. Oktober 2008 der Verbandstag der Hessischen<br />
Zimmerme<strong>ist</strong>er statt. Der Sportstättenbau war dabei ein großes Thema, denn hier<br />
winken in den nächsten Jahren viele Aufträge.<br />
◂ Zum ersten Mal war Frankfurt am<br />
Main Veranstaltungsort<br />
des Hessischen Verbandstags<br />
Einen neuen und eher ungewöhnlichen<br />
Veranstaltungsort<br />
hatten sich die Organisatoren<br />
für den 59. Verbandstag<br />
Hessischer Zimmerme<strong>ist</strong>er und<br />
den 5. Kasseler Holzbaukongress<br />
on tour ausgesucht: die wolkenkratzergeprägte<br />
Bankenmetropole<br />
Frankfurt am Main. Das<br />
lag <strong>nicht</strong> daran, dass die Stadt<br />
in letzter Zeit zahlreiche Kindergärten<br />
und Sportstätten aus<br />
Holz errichtete und mit einem<br />
Gebäude für seine Eissporthalle<br />
den Hessischen Holzbaupreis<br />
2008 erhielt. Das lag vielmehr<br />
daran, dass der Landessportbund<br />
Hessen die nächsten Jahre hohe<br />
Summen in die Modernisierung<br />
und Ausweitung seiner Sportstätten<br />
investieren will und signalisierte,<br />
dass Holz aufgrund<br />
der guten Erfahrungen eine zentrale<br />
Rolle spielen wird.<br />
Holzbau und Sport rücken<br />
eng zusammen<br />
Da bot es sich an, den Verbandstag<br />
in der Sporthochschule des<br />
Hessischen Landessportbundes<br />
abzuhalten – parallel zur Fachmesse<br />
„sportinfra“. <strong>Die</strong> Aussteller<br />
der beiden Veranstaltungen<br />
teilten sich die große Halle<br />
und besser hätte der Schulterschluss<br />
<strong>nicht</strong> demonstriert werden<br />
können. <strong>Die</strong> Entscheidungsträger<br />
aus den Kommunen und<br />
dem Sport konnten sich ein gutes<br />
Bild von der Le<strong>ist</strong>ungsfähigkeit<br />
der Holzbaubranche machen.<br />
Und der Titel des Kasseler<br />
Holzbaukongress on tour hieß<br />
sinnigerweise „Sport(t)räume<br />
in Holz“.<br />
Los ging es in den Räumen<br />
der Sporthochschule schon einen<br />
Tag vorher, am Donnerstag,<br />
den 23. Oktober 2008. Staats-<br />
sekretär Klaus-Peter Güttler<br />
zeichnete in einer Festveranstaltung<br />
sechs innovative Projekte<br />
mit dem Holzbaupreis Hessen<br />
2008 aus. Anwesend waren<br />
dabei auch die hessischen Oberme<strong>ist</strong>er,<br />
die dort vorher und hinterher<br />
ihre Tagung abhielten.<br />
Auf der wurden die drei Vorstände<br />
Helmut Klumb als Vorsitzender<br />
und Friedrich Brauner<br />
und Walter Maiß als Stellvertretende<br />
Vorsitzende einstimmig in<br />
ihrem Amt bestätigt.<br />
Des Weiteren beschlossen die<br />
Oberme<strong>ist</strong>er, ab dem 1. Januar<br />
2009 an der Qualitätsoffensive<br />
„Me<strong>ist</strong>erhaft“ teilzunehmen und<br />
sich dabei eng am Leitfaden des<br />
Bundes Deutscher Zimmerme<strong>ist</strong>er<br />
(BDZ) zu orientieren. Eine<br />
Namensänderung von „Zimmerme<strong>ist</strong>er“<br />
in „Holzbau“ wurde<br />
kontrovers diskutiert, vor allem<br />
PIA Stadt Frankfurt am Main / Tanja Schäfer<br />
weil dabei der Qualitätsbegriff<br />
„Me<strong>ist</strong>er“ verloren ginge. Eine<br />
Entscheidung darüber soll bei<br />
der nächsten Oberme<strong>ist</strong>ertagung<br />
im April 2009 fallen.<br />
Kasseler Holzbaukongress<br />
beleuchtet Sportstätten<br />
Am Freitag, den 24. Oktober<br />
2008, war Fortbildung angesagt.<br />
Auf Einladung des Bundesbildungszentrums<br />
des Zimmerer-<br />
und Ausbaugewerbes<br />
Kassel referierten sieben Experten<br />
über verschiedene Themen.<br />
Ein Schwerpunkt war natürlich<br />
der Sportstättenbau.<br />
<strong>Die</strong> Gründe, warum er Spiel‐,<br />
Sport- und Bewegungsräume<br />
immer in Holz errichtet, erläuterte<br />
der Architekt Jürgen Koch<br />
anhand eigener Projekte. Kostensenkende<br />
Standardisierung,<br />
nachhaltige Wirtschaftlichkeit,<br />
wohltuende Eigenschaften und<br />
hohe Flexibilität sind für ihn<br />
entscheidende Vorteile.<br />
Warum andere Baustoffe immer<br />
noch einen Imagevorsprung<br />
haben, machten zwei andere<br />
Vorträge klar: So stellte Prof.<br />
Martin M. Speich ein Brettschichtholz-Tragwerk<br />
vor, das<br />
kurz nach Fertigstellung große<br />
Risse bekam, erläuterte die<br />
Ursachen und zeigte Möglichkeiten<br />
der Schadensbehebung.<br />
Prof. H. Martin Illner zog Bilanz<br />
über die Ursachen des Einsturzes<br />
der Bad Reichenhaller Eissport-<br />
IV<br />
mikado 12.2008
Verband aktuell Aus den Landesverbänden<br />
halle und die Konsequenzen, die<br />
daraus gezogen wurden. Deutlich<br />
wurde, dass <strong>nicht</strong> das Material<br />
Holz an sich schuld war,<br />
sondern jeweils eine unglückliche<br />
Verkettung von Planungsund<br />
Ausführungsfehlern.<br />
Neben den Sportstätten standen<br />
natürlich auch allgemeine<br />
Themen auf dem Programm.<br />
Wie man als Handwerker professionell<br />
mit Schimmel umgeht,<br />
erläuterte die Baubiologin<br />
Doris Schünemann. Wichtig<br />
<strong>ist</strong> das, weil für Handwerker eine<br />
Hinweispflicht besteht, wenn<br />
sie bei Sanierungsarbeiten auf<br />
Schimmel stoßen. Das Interessante<br />
dabei: Weil eine Schimmelsanierung<br />
viel Fachwissen<br />
erfordert, entwickelt sich hier<br />
ein lukrativer Markt für spezialisierte<br />
Handwerker.<br />
„Wer schreibt, der bleibt!“, betitelte<br />
der Bauingenieur Helmut<br />
Zeitter seine kritischen Betrachtungen<br />
zu Ausschreibungstexten<br />
im Holzbau. Er zeigte, wie<br />
Planer und Handwerker durch<br />
präzise Ausschreibungs und Angebotstexte<br />
faire Vereinbarungen<br />
treffen können.<br />
Eine gut verständliche Einführung<br />
in die Logik des europäischen<br />
Normungswesens lieferte<br />
der Holzwissenschaftler<br />
Borimir Radovic. Ab September<br />
2009 wird die neue EN 14081<br />
für sortiertes Holz gültig, und ab<br />
da dürfen nur noch CE-gekennzeichnete<br />
Produkte in Verkehr<br />
gebracht werden. Es gibt also<br />
künftig kein ungestempeltes<br />
Holz mehr. Beim Einbau muss<br />
der Code erhalten und sichtbar<br />
bleiben, damit das Material<br />
bei Streitigkeiten eindeutig den<br />
Rechnungen eines Lieferanten<br />
zugeordnet werden kann.<br />
Über die Fallstricke bei Verjährungen<br />
im Forderungsmanagement<br />
klärte Rechtsanwalt<br />
Dr. Burkhard Siebert auf.<br />
Vor allem die Fragen, was <strong>ist</strong>,<br />
wenn keine förmliche Abnahme<br />
durchgeführt wurde und welche<br />
Unterschiede es dabei zwischen<br />
BGB- und VOB/B-Verträgen<br />
gibt, stießen bei den Teilnehmern<br />
auf großes Interesse.<br />
Am nächsten Nachmittag luden<br />
dann auch noch die Holzbau-Junioren<br />
zu zwei Vorträgen:<br />
Unternehmensberater Thomas<br />
Schwarz wies auf die Bedeutung<br />
modernen Managements<br />
und Marketings für den Erfolg<br />
eines Handwerksbetriebs hin.<br />
Und der Jur<strong>ist</strong> Michael Menzel<br />
informierte über die Folgen der<br />
Abschaffung der VOB-Privilegierung<br />
bei Verträgen mit Verbrauchern.<br />
<strong>Die</strong> bringt nämlich<br />
<strong>nicht</strong> nur Nachteile für Handwerker,<br />
sondern eröffnet auch<br />
Vorteile. Mit konkreten Formulierungsvorschlägen<br />
erläuterte<br />
er, was künftig in die BGB-Verträge<br />
aufgenommen und was<br />
besser weggelassen wird.<br />
Verbandstag befasst sich<br />
mit Parteienlandschaft<br />
Der eigentliche Verbandstag<br />
fand am Vormittag dieses Samstags<br />
statt. Eröffnet wurde er mit<br />
einem traditionellen Zimmererklatsch<br />
von Kasseler Me<strong>ist</strong>erschülern<br />
und einer Rede des<br />
alten und neuen Verbandsvorsitzenden<br />
Helmut Klumb.<br />
Er wies zunächst auf die Lage<br />
der hessischen Zimmereiunternehmen<br />
und auf die große<br />
Chance, die der Sportstättenbau<br />
bietet, hin. Dann widmete er<br />
sich dem Thema „Ausbildung“:<br />
In spätestens fünf Jahren drohe<br />
ein Facharbeitermangel, und<br />
darum müsse heute verstärkt um<br />
Nachwuchs geworben. Auch das<br />
Ausbildungskonzept des Bundes<br />
Deutscher Zimmerme<strong>ist</strong>er müsse<br />
endlich umgesetzt werden. Er<br />
rief die Tarifvertragsparteien zur<br />
Zustimmung auf, damit sich die<br />
Politik damit befassen kann.<br />
Ansonsten blickt Klumb recht<br />
optim<strong>ist</strong>isch in die Zukunft: <strong>Die</strong><br />
Finanzkrise habe gezeigt, dass<br />
Investitionen in eigene Immobilien<br />
– vor allem auch in deren<br />
energetische Modernisierung –<br />
die sicherste Anlageform sind.<br />
Holz sei im Kommen, wie <strong>nicht</strong><br />
nur die positive Zusammenarbeit<br />
mit dem Landessportbund<br />
Hessen zeige, und das Handwerk<br />
werde aus der Krise gestärkt<br />
hervorgehen.<br />
Hauptredner war der Politikwissenschaftler<br />
Prof. Jürgen W.<br />
Falter. Er analysierte die komplexe<br />
Wechselwirkung zwischen<br />
Wählerverhalten und Parteienlandschaft<br />
– und die darin enthaltene<br />
Dynamik von Wahltaktik,<br />
Regierungsbildung und<br />
Politikverdrossenheit.<br />
Ein ungewöhnliches Thema<br />
für einen Verbandstag, doch bei<br />
den „Hessischen Verhältnissen“<br />
nahe liegend. Vor allem, weil<br />
bei zunehmender Kurzatmigkeit<br />
politischer Entscheidungen<br />
eine wirkungsvolle Lobbyarbeit<br />
des Verbands immer wichtiger<br />
wird.<br />
Nur so können bei der Gesetzgebung<br />
die Interessen der Zimmerer<br />
wirkungsvoll eingebracht<br />
werden. Nur wer geschlossen<br />
auftritt, kann sich bei der Politik<br />
heute noch Gehör und Verständnis<br />
verschaffen. gh ▪<br />
Weitere Fotos gibt es auf:<br />
www.mikado-online.de<br />
→ Bildergalerie<br />
▴ Geehrt wurde der Sieger des Landeswettbewerbs der Jung-Gesellen:<br />
Adrian Knetsch (r.) mit seinem Ausbilder Reinhold Kaps (2. v. l.)<br />
▴ Der alte und neue Vorstand mit dem Hauptredner (v. l. n. r.):<br />
Walter Maiß, Friedrich Brauner, Prof. Jürgen W. Falter und Helmut Klumb<br />
www.mikado-online.de<br />
V
Verband aktuell Verbände & Vereinigungen<br />
Le<strong>ist</strong>ungspartner des Zimmererhandwerks I<br />
Bautagebücher können Kunden bringen<br />
Das Zimmererhandwerk versteht sich als der Partner des Bauherrn, wenn es um<br />
Modernisierung im Ganzen oder in Teilen geht – gerade unter energetischen<br />
Aspekten. Deshalb muss der Bauherr wissen, was Zimmerer alles drauf haben.<br />
◂ <strong>Die</strong> Seite www.zimmerme<strong>ist</strong>ermodernisieren.de<br />
liefert<br />
umfangreiche Hilfe fürs Marketing<br />
menkonstruktion und Fassadengestaltung<br />
und -aufbau werden<br />
im Detail dargestellt.<br />
<strong>Die</strong> Bautagebüchern zeigen<br />
einzelne Modernisierungsmaßnahmen<br />
Schritt für Schritt<br />
im Bild. Ziel <strong>ist</strong> es, damit einen<br />
sehr praxisnahen Eindruck<br />
von der Le<strong>ist</strong>ungsfähigkeit des<br />
Holzbaus und der Arbeit eines<br />
Zimmereibetriebes zu vermitteln.<br />
Der interessierte Bauherr<br />
kann durch das Bautagebuch<br />
„online“ die Realisierung eines<br />
Modernisierungsprojektes<br />
verfolgen – vom Entwurf bis<br />
zur Einweihung. So können die<br />
Bautagebücher z.B. beim Kundengespräch<br />
vom Holzbauunternehmer<br />
genutzt werden,<br />
um beispielhafte Modernisierungslösungen<br />
und die Arbeitsweise<br />
des Zimmereibetriebs<br />
inklusive der Vorfertigung vorzustellen.<br />
Das erste eingestellte Bautagebuch<br />
behandelt die Erweiterung<br />
eines Einfamilienhauses<br />
mit energetischer Dachsanierung.<br />
In mehreren Kapiteln werden<br />
die einzelnen Bauphasen<br />
von der Planung bis zur Fertigstellung<br />
beschrieben. <strong>Die</strong> Bauaufgabe:<br />
Das Haus der Familie<br />
<strong>Welt</strong>er, 1965 gebaut, <strong>ist</strong> in<br />
die Jahre gekommen und folglich<br />
energetisch <strong>nicht</strong> mehr auf<br />
dem neuesten Stand. Dazu kam<br />
der Wunsch nach einer Erweiterung<br />
der Wohnfläche durch einen<br />
Anbau aus Holz. Der Bauherr<br />
stellt seinen Wunsch nach<br />
einer Holzbauweise für den Anbau<br />
im Rahmen eines Videointerviews<br />
vor. Weitere Interviews<br />
mit dem Architekten und<br />
dem Holzbauunternehmer sind<br />
ebenfalls abrufbar und geben<br />
▸ <strong>Die</strong> Bautagebücher kann der<br />
potenzielle Bauherr bequem am<br />
heimischen PC durchblättern<br />
zusätzliche Informationen über<br />
das Bauprojekt.<br />
Olaf Korr, Inhaber des ausführenden<br />
Zimmereibetriebs<br />
Barthel Korr aus Aachen, berichtet<br />
von seinen Gesprächen<br />
mit dem Bauherrn und stellt<br />
dar, wie sein Zimmerer-Team<br />
den Holzanbau umsetzen wird.<br />
Nach einem Blick auf das Modell<br />
des Anbaus im CAD-System<br />
geht es dann auch schon los. <strong>Die</strong><br />
Vorfertigung im Holzbaubetrieb<br />
wird mit Fotos und Videos professionell,<br />
aber laienverständlich<br />
vorgestellt, damit der Bauherr<br />
sehen kann, was machbar<br />
<strong>ist</strong>. <strong>Die</strong> einzelnen Aspekte des<br />
Anbaus u.a. mit der Holzrah-<br />
Montage vor Ort<br />
<strong>Die</strong> nächsten Kapitel des Bautagebuches<br />
berichten dann von<br />
der Montage des Anbaus vor<br />
Ort. Nach nur einem Tag sieht es<br />
fast schon so aus, als ob der Anbau<br />
fertig erstellt <strong>ist</strong>. Am Ende<br />
braucht der Holzbaubetrieb zwei<br />
Arbeitstage für den Rohbau und<br />
übergibt dann den Bau an andere<br />
Gewerke zum Einbau der<br />
Fenster, zur Installation von<br />
Elektroleitungen und für Estrich-<br />
und Bodenarbeiten. Und<br />
dann kann Familie <strong>Welt</strong>er ihren<br />
Anbau beziehen. Dem Wohlfühlen<br />
steht <strong>nicht</strong>s mehr im Wege<br />
und das Zimmererhandwerk hat<br />
ein Referenzobjekt mehr für sein<br />
Können als Modernisierer.<br />
<br />
Swantje Küttner, Berlin ▪<br />
VI<br />
mikado 12.2008
Verband aktuell Verbände & Vereinigungen<br />
Le<strong>ist</strong>ungspartner des Zimmererhandwerks II<br />
Nordbau 2008 als Plattform für Partner<br />
<strong>Die</strong> überregionale Fachmesse „Nordbau“ in Neumünster <strong>ist</strong> die Plattform für die<br />
Baubranche im Norden Deutschlands. Mit 76 000 Besuchern und über 900 Ausstellern<br />
war die Nordbau 2008 im September wieder einmal mehr als gut besucht.<br />
◂ Rund 76 000 Messebesucher<br />
hatten Gelegenheit, sich<br />
auf dem Stand der Le<strong>ist</strong>ungspartner<br />
zu informieren<br />
Nachfrage optimal zusammengeführt.<br />
Mit der Geodatensuche<br />
<strong>ist</strong> es möglich, den Standort eines<br />
Zimmereiunternehmens<br />
kartengetreu dargestellt zu bekommen.<br />
www.zimmerme<strong>ist</strong>ersuche.de<br />
Zimmerer modernisieren<br />
komplett<br />
Der Internetauftritt www.zimmerme<strong>ist</strong>er-modernisieren.de<br />
zeigt privaten Bauherren auf,<br />
dass das Zimmererhandwerk<br />
der Partner für alle Vorhaben<br />
der energetischen Modernisierung<br />
<strong>ist</strong>. Im Mittelpunkt stehen<br />
Bautagebücher, die Schritt für<br />
Schritt Modernisierungsmaßnahmen<br />
beschreiben. Bauherren<br />
finden Informationen zur<br />
Energieeinsparverordnung, zur<br />
Finanzierung auch mit Förderprogrammen<br />
sowie einen Modernisierungsleitfaden<br />
mit einem<br />
Heizcheck. „Komplett<br />
modernisieren mit dem Zimmererhandwerk“<br />
wird von PR und<br />
weiteren Marketingmaßnahmen<br />
(z.B. Flyer und Banner) begleitet,<br />
die den Betrieben angeboten<br />
werden. www.zimmerme<strong>ist</strong>er-modernisieren.de<br />
Erstmals traten dort auch<br />
die Le<strong>ist</strong>ungspartner des<br />
Zimmererhandwerks mit ihren<br />
Marketingangeboten für<br />
die Innungsbetriebe der BDZ-<br />
Verbandsorganisationen auf.<br />
Auf dem Stand des Baugewerbeverbandes<br />
Schleswig-<br />
Holstein, dem<br />
BDZ-Landesverband<br />
in<br />
Schleswig-<br />
Holstein, suchten die Le<strong>ist</strong>ungspartner<br />
das Gespräch mit den<br />
Zimmerern und Holzbauunternehmen<br />
aus dem Norden. Zu<br />
den vorgestellten Marketinginstrumenten<br />
für die Betriebe gehörte<br />
die „Zimmerme<strong>ist</strong>er-Suche“,<br />
das Zimmerme<strong>ist</strong>er-Web.<br />
de zur Erstellung einer eigenen<br />
Internetpräsenz und die Kampagne<br />
„Komplett modernisieren<br />
mit dem Zimmererhandwerk“.<br />
Darüber stellten die Le<strong>ist</strong>ungspartner<br />
die Internetseite der<br />
deutschen Zimmerer-Nationalmannschaft<br />
vor. <strong>Die</strong> Mannschaft<br />
hatte erst vor Kurzem auch aufgrund<br />
der großen Unterstützung<br />
durch die Le<strong>ist</strong>ungspartner bei<br />
der Europame<strong>ist</strong>erschaft<br />
der Zimmerer<br />
im österreichischen<br />
Klagenfurt<br />
den zweiten Platz in der Einzel-<br />
wie Mannschaftswertung<br />
„gemacht“. www.zimmerer-nationalmannschaft.de<br />
<strong>Die</strong> Zimmerme<strong>ist</strong>er-Suche.de<br />
<strong>ist</strong> die größte Suchmaschine für<br />
Zimmereien, in die Innungsbetriebe<br />
in der BDZ-Verbandsorganisation<br />
kostenlos eingetragen<br />
werden. <strong>Die</strong> Vermarktung<br />
der Suchmaschine beim Endkunden<br />
werden Angebot und<br />
Kompakte Infos auf DVD<br />
Zimmerme<strong>ist</strong>er-Web.de<br />
Mit dem Zimmerme<strong>ist</strong>er-Web.de<br />
können sich Innungsbetriebe in<br />
der BDZ-Verbandsorganisation<br />
schnell, einfach und kostenfrei<br />
eine eigene Internetseite erstellen,<br />
die sie auch selbst aktualisieren<br />
können. Anfang 2008<br />
wurde das Zimmerme<strong>ist</strong>er-Web.<br />
de den technischen Entwicklungen<br />
angepasst.<br />
<br />
Swantje Küttner, Berlin ▪<br />
Kompakte Informationen rund um das Zimmererhandwerk<br />
veröffentlichen die Le<strong>ist</strong>ungspartner des Zimmererhandwerks<br />
auf ihrer bewährten DVD in vierter Auflage. Verarbeiter, Planer,<br />
Architekten, Lehrende und Lernende finden auf der DVD aktuelle<br />
Produktinformationen, technische Daten und Detailzeichnungen,<br />
Ausschreibungstexte, Verarbeitungshinweise, Bildmaterial<br />
für Vorträge und vieles mehr. Alle Informationen sind über ein<br />
benutzerfreundliches Karteikartensystem zugänglich. Jedes der<br />
15 Unternehmen der Le<strong>ist</strong>ungspartner <strong>ist</strong> übersichtlich aufgeführt,<br />
stellt sich als Unternehmen vor und präsentiert seine<br />
Produktpalette. Dazu gehören auch konkrete Informationen<br />
zum jeweiligen Produkt, häufig ergänzt durch Hinweise zur<br />
fachgerechten Verarbeitung. <strong>Die</strong> DVD kann kostenfrei über die<br />
Internetseite der Le<strong>ist</strong>ungspartner unter www.bdz-le<strong>ist</strong>ungspartner.de<br />
bestellt werden.<br />
www.mikado-online.de<br />
VII
Verband aktuell Verbände & Vereinigungen<br />
Qualitätsverbund DachKomplett (QVDK)<br />
Neue Geschäftsführung gewährle<strong>ist</strong>et<br />
Kontinuität und Qualität<br />
▴ Helmut Klumb, Vorsitzender des Verbandes Hessischer Zimmerme<strong>ist</strong>er,<br />
überreicht Hans Fitzner ein Abschiedspräsent<br />
Ende Mai 2008 wurde der<br />
bisherige langjährige Geschäftsführer<br />
des Verbandes<br />
Hessischer Zimmerme<strong>ist</strong>er e.V.,<br />
Hans Fitzner, im Rahmen einer<br />
Feierstunde in den Ruhestand<br />
verabschiedet. Hans Fitzner hat<br />
über 30 Jahre die Geschicke des<br />
Verbandes maßgeblich geprägt.<br />
In seiner Zeit entwickelte sich<br />
der Standort Kassel mit den<br />
dort eingebundenen Bildungseinrichtungen,<br />
dem Berufsförderungswerk<br />
des Hessischen<br />
Zimmerhandwerks e.V. und der<br />
Bundesfachschule des Deutschen<br />
Zimmerhandwerks e.V.,<br />
zu einem Synonym für kompetente<br />
Aus- und Weiterbildung<br />
im Zimmerhandwerk.<br />
Hans Fitzner erkannt früh<br />
die Bedeutung des QVDK für<br />
die Zimmerer- und Holzbaubetriebe<br />
in Hessen. Seit 1. Januar<br />
1999 <strong>ist</strong> der Verband Hessischer<br />
Zimmerme<strong>ist</strong>er durch<br />
einen Partnervertrag in den<br />
Qualitätsverbund eingebunden.<br />
In den letzten neun Jahren gelang<br />
es Hans Fitzner, mehr als<br />
zehn Prozent aller hessischen<br />
Innungsbetriebe für die Qualifizierungsbausteine<br />
von Dach-<br />
Komplett zu bege<strong>ist</strong>ern. Es war<br />
ihm dabei besonders wichtig,<br />
dass die Modulschulungen <strong>nicht</strong><br />
nur belegt, sondern auch gelebt<br />
werden: „<strong>Die</strong> sechs Modulschulungen<br />
des QVDK müssen<br />
im Betrieb gelebt werden. Ganz<br />
wichtig <strong>ist</strong> die Umsetzung in die<br />
betriebliche Praxis.“<br />
Doppelt stark aufgestellt<br />
Im Rahmen der Verabschiedung<br />
von Hans Fitzner konnte<br />
auch die neue Geschäftsführung<br />
des Verbandes Hessischer<br />
Zimmerme<strong>ist</strong>er e.V. vorgestellt<br />
werden. <strong>Die</strong> Geschäfte des Verbandes<br />
werden seit dem 1. Juni<br />
2008 von einer „Doppelspitze“<br />
gemeinschaftlich von Thorsten<br />
Burme<strong>ist</strong>er und Helmhard Neuenhagen<br />
geleitet. Beide Herren<br />
verfügen durch Tätigkeiten als<br />
Geschäftsführer der Kasseler<br />
Bildungsträger über vielfältige<br />
Erfahrungen und langjährige<br />
Kontakte zum Zimmerhandwerk<br />
weit über die hessischen Grenzen<br />
hinaus.<br />
An einem Strang ziehen<br />
<strong>Die</strong> Betreuung der QVDK-Betriebe<br />
in Hessen wird insbesondere<br />
von Geschäftsführer Helmhard<br />
Neuenhagen wahrgenommen.<br />
„Unser Ziel <strong>ist</strong> es, auf dem, was<br />
Hans Fitzner im Bereich QVDK<br />
geschaffen hat, aufzubauen, dies<br />
fortzuführen und es erfolgreich<br />
weiterzuentwickeln.<br />
Neben der erfolgreichen Vermarktung<br />
der eigenen betrieblichen<br />
Kernkompetenz steht vor<br />
allem auch die Einbindung aller<br />
Mitarbeiterstufen vom Unternehmer<br />
über die mitarbeitenden<br />
Ehefrauen, Führungskräfte<br />
bis zu den Gesellen im Fokus<br />
zukünftiger Schulungsschwerpunkte.“<br />
Jeder Kunde braucht<br />
individuelle Beratung<br />
Interessierte Neubetriebe können<br />
die ersten fünf Grundlagenmodule<br />
im Frühjahr 2009<br />
besuchen. Darüber hinaus fand,<br />
entsprechend dem Wunsch zahlreicher<br />
QVDK-Mitglieder, im<br />
Oktober eine Schulungsveranstaltung<br />
zum Thema: „Kunden<br />
gewinnen – Kunden binden – in<br />
Theorie und Praxis. <strong>Die</strong> professionelle<br />
Umsetzung des QVDK-<br />
Vertriebstrichters“ statt. Zielgruppen<br />
sind dabei neben dem<br />
Unternehmer insbesondere die<br />
mitarbeitenden Ehefrauen sowie<br />
alle weiteren Mitarbeiter, die im<br />
Innendienst mit der Kundenbetreuung<br />
betraut sind.<br />
▪<br />
▴ <strong>Die</strong> neuen Geschäftsführer Thorsten Burme<strong>ist</strong>er (links) und Helmhard<br />
Neuenhagen (rechts) setzen die Arbeit von Hans Fitzner fort<br />
VIII<br />
mikado 12.2008