eingescanntes Buch (PDF) - WordPress – www.wordpress.com
eingescanntes Buch (PDF) - WordPress – www.wordpress.com
eingescanntes Buch (PDF) - WordPress – www.wordpress.com
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
des Friedensverlrages zu diesem Zwecke Einstimmigkeit des Völkerbundsrates<br />
voraussetzt?"<br />
Unter dem Eindruck dieser Entscheidung reiste unsere Delegation, von<br />
Renner geführt, zu den Friedensverhandlungen nach Saint-Germain. Am<br />
2. Juni wurde ihr der erste Entwurf des Friedensvertrages überreicht. Es<br />
war ein furchtbares Dokument. Die Entente sprach Deutschböhmen, das<br />
Sudetenland, den Böhmerwaldgau, den Znaimer Kreis und niederösterreichische<br />
Grenzgebiete den Tschechen. Deutschsüdtirol den Italienern,<br />
den größten Teil Kärntens mit der Hauptstadt Klagenfurt und die deutschen<br />
Städte der Untersteierraark den Jugoslawen zu. Ebenso furchtbar waren die<br />
wirtschaftlichen Bestimmungen des Entwurfes. Da war einfach der deutsche<br />
Friedensvertrag abgeschrieben worden; das Eigentum deutschösterreichischer<br />
Staatsbürger m den Nachfolgestaaten sollte ebenso beschlagnahmt<br />
werden wie das Eigentum Reichsdeutscher in England und die<br />
Schulden deutschösterreichischer Staatsbürger an Bürger .der Nachfolgestaaten<br />
sollten ebenso valorisiert werden wie unsere Schulden an Trankreich<br />
oder Italien. Bei der engen wirtschaftlichen Verknüpfung Wiens mit<br />
den Nachfolgestaaten hätte dies den wirtschaftlichen Untergang ^^ lens in<br />
kürzester Zeit herbeiführen müssen.<br />
Diese furchtbaren Bedingungen erzeugten in Wien die Stimmung zur<br />
Kapitulation. Alles schrie nun. wir sollten ausdrücklich und m aller Lorra<br />
auf den Anschluß verzichten, um damit eine Milderung der Friedensbedingungen<br />
zu erkaufen. Dieser Kapitulationsstimmung mußte ich niich<br />
widersetzen. Denn m dem Entwurf vom 2. Juni war vom Anschluß überhaupt<br />
keine Rede; eine dem Art. 80 des Entwurfes des deutschen Friedens^<br />
Vertrages analoge Bestimmung war in ihn nicht aufgenommen. Dies ließdie<br />
Annahme zu. daß die Zeit des „Schwankens und Diskuüerens in der<br />
Entente doch noch nicht vorüber war; gab der Hoffnung 1^/^^"^'/.^^^ ^<br />
Sieger vielleicht doch noch den Einwendungen der deutschen Fnedensdelegation<br />
gegen den Art. 80 stattgeben, den Art. 80<br />
.<br />
etwa durch die Zulassung einer Mehrheitsentscheidung im Volkerbundbiat,<br />
wie eine solche für die Entscheidung über das Saarrevier vorgesehen war -<br />
wenigstens mildern werden. Deshalb trat ich dem Gedanken, durch den<br />
Verzicht auf den Anschluß die Besserung der Friedensbedingungen zu<br />
^^^^^!^^^^^^ , °^^;-<br />
erkaufen, scharf entgegen. In meitier Parlamentsrede vom 7. Juni mi der<br />
ich den Friedensvertragsentwurf beantwortete, sagte ich: „Der l^nedensentwurf<br />
widerlegt die traurigen Illusionen derer, die in der Absonderung<br />
von dem Deutschen Reiche das Heil suchten; in seinen territorialen und<br />
wirtschaftlichen Bedingungen noch viel härter als der Entwurf, der dem<br />
Deutschen Reich vorgelegt wurde, beweist er, daß nicht das Maß des<br />
Hasses, sondern die Schätzung der Kraft, die den Besiegten noch geblieben<br />
ist den Inhalt des Friedensvertrages bestimmt. Stärker denn je ist heute<br />
darum' in unserem Volke die Überzeugung, daß es nur im Rahmen der<br />
großen Deutschen Republik eine erträgliche Zukunft finden kann."<br />
Die französische Diplomatie sah, daß in den bürgerlichen Parteien und<br />
in der bürgerlichen Presse die Kapitulationsstiramung vorherrschte. Sie sah,<br />
daß ich mich der Kapitulation widersetzte. Sie begann daher einen persönlichen<br />
Kampf gegen mich. Dieser Kampf wurde nicht nur in der Pariser,.<br />
— 151 —